Die fröhliche Wissenschaft
("la gaya scienza")
Neue Ausgabe mit einem Anhange: Lieder des Prinzen Vogelfrei (1887)
Ich wohne in meinem eigenen Haus,
Hab Niemandem nie nichts nachgemacht
Und—lachte noch jeden Meister aus,
Der nicht sich selber ausgelacht.
Ueber meiner Hausthür.
Vorrede zur zweiten Ausgabe.
1
Diesem Buche thut vielleicht nicht nur Eine Vorrede noth; und zuletzt bliebe immer noch der Zweifel bestehn, ob Jemand, ohne etwas Aehnliches erlebt zu haben, dem Erlebnisse dieses Buchs durch Vorreden näher gebracht werden kann. Es scheint in der Sprache des Thauwinds geschrieben: es ist Uebermuth, Unruhe, Widerspruch, Aprilwetter darin, so dass man beständig ebenso an die Nähe des Winters als an den Sieg über den Winter gemahnt wird, der kommt, kommen muss, vielleicht schon gekommen ist ... Die Dankbarkeit strömt fortwährend aus, als ob eben das Unerwartetste geschehn sei, die Dankbarkeit eines Genesenden,—denn die Genesung war dieses Unerwartetste. "Fröhliche Wissenschaft": das bedeutet die Saturnalien eines Geistes, der einem furchtbaren langen Drucke geduldig widerstanden hat—geduldig, streng, kalt, ohne sich zu unterwerfen, aber ohne Hoffnung—, und der jetzt mit Einem Male von der Hoffnung angefallen wird, von der Hoffnung auf Gesundheit, von der Trunkenheit der Genesung. Was Wunders, dass dabei viel Unvernünftiges und Närrisches an's Licht kommt, viel muthwillige Zärtlichkeit, selbst auf Probleme verschwendet, die ein stachlichtes Fell haben und nicht darnach angethan sind, geliebkost und gelockt zu werden. Dies ganze Buch ist eben Nichts als eine Lustbarkeit nach langer Entbehrung und Ohnmacht, das Frohlocken der wiederkehrenden Kraft, des neu erwachten Glaubens an ein Morgen und Uebermorgen, des plötzlichen Gefühls und Vorgefühls von Zukunft, von nahen Abenteuern, von wieder offenen Meeren, von wieder erlaubten, wieder geglaubten Zielen. Und was lag nunmehr Alles hinter mir! Dieses Stück Wüste, Erschöpfung, Unglaube, Vereisung mitten in der Jugend, dieses eingeschaltete Greisenthum an unrechter Stelle, diese Tyrannei des Schmerzes überboten noch durch die Tyrannei des Stolzes, der die Folgerungen des Schmerzes ablehnte—und Folgerungen sind Tröstungen—, diese radikale Vereinsamung als Nothwehr gegen eine krankhaft hellseherisch gewordene Menschenverachtung, diese grundsätzliche Einschränkung auf das Bittere, Herbe, Wehethuende der Erkenntniss, wie sie der Ekel verordnete, der aus einer unvorsichtigen geistigen Diät und Verwöhnung—man heisst sie Romantik—allmählich gewachsen war—, oh wer mir das Alles nachfühlen könnte! Wer es aber könnte, würde mir sicher noch mehr zu Gute halten als etwas Thorheit, Ausgelassenheit "fröhliche Wissenschaft,"—zum Beispiel die Handvoll Lieder, welche dem Buche dies Mal beigegeben sind—Lieder, in denen sich ein Dichter auf eine schwer verzeihliche Weise über alle Dichter lustig macht.—Ach, es sind nicht nur die Dichter und ihre schönen "lyrischen Gefühle," an denen dieser Wieder-Erstandene seine Bosheit auslassen muss: wer weiss, was für ein Opfer er sich sucht, was für ein Unthier von parodischem Stoff ihn in Kürze reizen wird? "Incipit tragoedia"—heisst es am Schlusse dieses bedenklich-unbedenklichen Buchs: man sei auf seiner Hut! Irgend etwas ausbündig Schlimmes und Boshaftes kündigt sich an: incipit parodia, es ist kein Zweifel ...
2
— Aber lassen wir Herrn Nietzsche: was geht es uns an, dass Herr Nietzsche wieder gesund wurde? ... Ein Psychologe kennt wenig so anziehende Fragen, wie die nach dem Verhältniss von Gesundheit und Philosophie, und für den Fall, dass er selber krank wird, bringt er seine ganze wissenschaftliche Neugierde mit in seine Krankheit. Man hat nämlich, vorausgesetzt, dass man eine Person ist, nothwendig auch die Philosophie seiner Person: doch giebt es da einen erheblichen Unterschied. Bei dem Einen sind es seine Mängel, welche philosophiren, bei dem Andern seine Reichthümer und Kräfte. Ersterer hat seine Philosophie nöthig, sei es als Halt, Beruhigung, Arznei, Erlösung, Erhebung, Selbstentfremdung; bei Letzterem ist sie nur ein schöner Luxus, im besten Falle die Wollust einer triumphirenden Dankbarkeit, welche sich zuletzt noch in kosmischen Majuskeln an den Himmel der Begriffe schreiben muss. Im andren, gewöhnlicheren Falle aber, wenn die Nothstände Philosophie treiben, wie bei allen kranken Denkern—und vielleicht überwiegen die kranken Denker in der Geschichte der Philosophie—: was wird aus dem Gedanken selbst werden, der unter den Druck der Krankheit gebracht wird? Dies ist die Frage, die den Psychologen angeht: und hier ist das Experiment möglich. Nicht anders als es ein Reisender macht, der sich vorsetzt, zu einer bestimmten Stunde aufzuwachen und sich dann ruhig dem Schlafe überlässt: so ergeben wir Philosophen, gesetzt, dass wir krank werden, uns zeitweilig mit Leib und Seele der Krankheit—wir machen gleichsam vor uns die Augen zu. Und wie Jener weiss, dass irgend Etwas nicht schläft, irgend Etwas die Stunden abzählt und ihn aufwecken wird, so wissen auch wir, dass der entscheidende Augenblick uns wach finden wird,—dass dann Etwas hervorspringt und den Geist auf der That ertappt, ich meine auf der Schwäche oder Umkehr oder Ergebung oder Verhärtung oder Verdüsterung und wie alle die krankhaften Zustände des Geistes heissen, welche in gesunden Tagen den Stolz des Geistes wider sich haben (denn es bleibt bei dem alten Reime "der stolze Geist, der Pfau, das Pferd sind die drei stölzesten Thier' auf der Erd"—). Man lernt nach einer derartigen Selbst-Befragung, Selbst-Versuchung, mit einem feineren Auge nach Allem, was überhaupt bisher philosophirt worden ist, hinsehn; man erräth besser als vorher die unwillkürlichen Abwege, Seitengassen, Ruhestellen, Sonnen stellen des Gedankens, auf die leidende Denker gerade als Leidende geführt und verführt werden, man weiss nunmehr, wohin unbewusst der kranke Leib und sein Bedürfniss den Geist drängt, stösst, lockt—nach Sonne, Stille, Milde, Geduld, Arznei, Labsal in irgend einem Sinne. Jede Philosophie, welche den Frieden höher stellt als den Krieg, jede Ethik mit einer negativen Fassung des Begriffs Glück, jede Metaphysik und Physik, welche ein Finale kennt, einen Endzustand irgend welcher Art, jedes vorwiegend aesthetische oder religiöse Verlangen nach einem Abseits, jenseits, Ausserhalb, Oberhalb erlaubt zu fragen, ob nicht die Krankheit das gewesen ist, was den Philosophen inspirirt hat. Die unbewusste Verkleidung physiologischer Bedürfnisse unter die Mäntel des Objektiven, Ideellen, Rein-Geistigen geht bis zum Erschrecken weit,—und oft genug habe ich mich gefragt, ob nicht, im Grossen gerechnet, Philosophie bisher überhaupt nur eine Auslegung des Leibes und ein Missverständniss des Leibes gewesen ist. Hinter den höchsten Werthurtheilen, von denen bisher die Geschichte des Gedankens geleitet wurde, liegen Missverständnisse der leiblichen Beschaffenheit verborgen, sei es von Einzelnen, sei es von Ständen oder ganzen Rassen. Man darf alle jene kühnen Tollheiten der Metaphysik, sonderlich deren Antworten auf die Frage nach dem Werth des Daseins, zunächst immer als Symptome bestimmter Leiber ansehn; und wenn derartigen Welt-Bejahungen oder Welt-Verneinungen in Bausch und Bogen, wissenschaftlich gemessen, nicht ein Korn von Bedeutung innewohnt, so geben sie doch dem Historiker und Psychologen um so werthvollere Winke, als Symptome, wie gesagt, des Leibes, seines Gerathens und Missrathens, seiner Fülle, Mächtigkeit, Selbstherrlichkeit in der Geschichte, oder aber seiner Hemmungen, Ermüdungen, Verarmungen, seines Vorgefühls vom Ende, seines Willens zum Ende. Ich erwarte immer noch, dass ein philosophischer Arzt im ausnahmsweisen Sinne des Wortes—ein Solcher, der dem Problem der Gesammt-Gesundheit von Volk, Zeit, Rasse, Menschheit nachzugehn hat—einmal den Muth haben wird, meinen Verdacht auf die Spitze zu bringen und den Satz zu wagen: bei allem Philosophiren handelte es sich bisher gar nicht um Wahrheitg, sondern um etwas Anderes, sagen wir um Gesundheit, Zukunft, Wachsthum, Macht, Leben ...
3
— Man erräth, dass ich nicht mit Undankbarkeit von jener Zeit schweren Siechthums Abschied nehmen möchte, deren Gewinn auch heute noch nicht für mich ausgeschöpft ist: so wie ich mir gut genug bewusst bin, was ich überhaupt in meiner wechselreichen Gesundheit vor allen Vierschrötigen des Geistes voraus habe. Ein Philosoph, der den Gang durch viele Gesundheiten gemacht hat und immer wieder macht, ist auch durch ebensoviele Philosophien hindurchgegangen: er kann eben nicht anders als seinen Zustand jedes Mal in die geistigste Form und Ferne umzusetzen,—diese Kunst der Transfiguration ist eben Philosophie. Es steht uns Philosophen nicht frei, zwischen Seele und Leib zu trennen, wie das Volk trennt, es steht uns noch weniger frei, zwischen Seele und Geist zu trennen. Wir sind keine denkenden Frösche, keine Objektivir- und Registrir-Apparate mit kalt gestellten Eingeweiden,—wir müssen beständig unsre Gedanken aus unsrem Schmerz gebären und mütterlich ihnen Alles mitgeben, was wir von Blut, Herz, Feuer, Lust, Leidenschaft, Qual, Gewissen, Schicksal, Verhängniss in uns haben. Leben—das heisst für uns Alles, was wir sind, beständig in Licht und Flamme verwandeln, auch Alles, was uns trifft, wir können gar nicht anders. Und was die Krankheit angeht: würden wir nicht fast zu fragen versucht sein, ob sie uns überhaupt entbehrlich ist? Erst der grosse Schmerz ist der letzte Befreier des Geistes, als der Lehrmeister des grossen Verdachtes, der aus jedem U ein X macht, ein ächtes rechtes X, das heisst den vorletzten Buchstaben vor dem letzten ... Erst der grosse Schmerz, jener lange langsame Schmerz, der sich Zeit nimmt, in dem wir gleichsam wie mit grünem Holze verbrannt werden, zwingt uns Philosophen, in unsre letzte Tiefe zu steigen und alles Vertrauen, alles Gutmüthige, Verschleiernde, Milde, Mittlere, wohinein wir vielleicht vordem unsre Menschlichkeit gesetzt haben, von uns zu thun. Ich zweifle, ob ein solcher Schmerz "verbessert"—; aber ich weiss, dass er uns vertieft. Sei es nun, dass wir ihm unsern Stolz, unsern Hohn, unsre Willenskraft entgegenstellen lernen und es dem Indianer gleichthun, der, wie schlimm auch gepeinigt, sich an seinem Peiniger durch die Bosheit seiner Zunge schadlos hält; sei es, dass wir uns vor dem Schmerz in jenes orientalische Nichts zurückziehn—man heisst es Nirvana—in das stumme, starre, taube Sich-Ergeben, Sich-Vergessen, Sich-Auslöschen: man kommt aus solchen langen gefährlichen Uebungen der Herrschaft über sich als ein andrer Mensch heraus, mit einigen Fragezeichen mehr, vor Allem mit dem Willen, fürderhin mehr, tiefer, strenger, härter, böser, stiller zu fragen als man bis dahin gefragt hatte. Das Vertrauen zum Leben ist dahin—das Leben selbst wurde zum Problem.—Möge man ja nicht glauben, dass Einer damit nothwendig zum Düsterling geworden sei! Selbst die Liebe zum Leben ist noch möglich,—nur liebt man anders. Es ist die Liebe zu einem Weibe, das uns Zweifel macht ... Der Reiz alles Problematischen, die Freude am X ist aber bei solchen geistigeren, vergeistigteren Menschen zu gross, als dass diese Freude nicht immer wieder wie eine helle Gluth über alle Noth des Problematischen, über alle Gefahr der Unsicherheit, selbst über die Eifersucht des Liebenden zusammenschlüge. Wir kennen ein neues Glück ....
4
Zuletzt, dass das Wesentlichste nicht ungesagt bleibe: man kommt aus solchen Abgründen, aus solchem schweren Siechthum, auch aus dem Siechthum des schweren Verdachts, neugeboren zurück, gehäutet, kitzlicher, boshafter, mit einem feineren Geschmacke für die Freude, mit einer zarteren Zunge für alle guten Dinge, mit lustigeren Sinnen, mit einer zweiten gefährlicheren Unschuld in der Freude, kindlicher zugleich und hundert Mal raffinirter als man jemals vorher gewesen war. Oh wie Einem nunmehr der Genuss zuwider ist, der grobe dumpfe braune Genuss, wie ihn sonst die Geniessenden, unsre "Gebildeten," unsre Reichen und Regierenden verstehn! Wie boshaft wir nunmehr dem grossen Jahrmarkts-Bumbum zuhören, mit dem sich der "gebildete Mensch" und Grossstädter heute durch Kunst, Buch und Musik zu "geistigen Genüssen," unter Mithülfe geistiger Getränke, nothzüchtigen lässt! Wie uns jetzt der Theater-Schrei der Leidenschaft in den Ohren weh thut, wie unsrem Geschmacke der ganze romantische Aufruhr und Sinnen-Wirrwarr, den der gebildete Pöbel liebt, sammt seinen Aspirationen nach dem Erhabenen, Gehobenen, Verschrobenen fremd geworden ist! Nein, wenn wir Genesenden überhaupt eine Kunst noch brauchen, so ist es eine andre Kunst—eine spöttische, leichte, flüchtige, göttlich unbehelligte, göttlich künstliche Kunst, welche wie eine helle Flamme in einen unbewölkten Himmel hineinlodert! Vor Allem: eine Kunst für Künstler, nur für Künstler! Wir verstehn uns hinterdrein besser auf Das, was dazu zuerst noth thut, die Heiterkeit, jede Heiterkeit, meine Freunde! auch als Künstler—: ich möchte es beweisen. Wir wissen Einiges jetzt zu gut, wir Wissenden: oh wie wir nunmehr lernen, gut zu vergessen, gut nicht-zu-wissen, als Künstler! Und was unsere Zukunft betrifft: man wird uns schwerlich wieder auf den Pfaden jener ägyptischen Jünglinge finden, welche Nachts Tempel unsicher machen, Bildsäulen umarmen und durchaus Alles, was mit guten Gründen verdeckt gehalten wird, entschleiern, aufdecken, in helles Licht stellen wollen. Nein, dieser schlechte Geschmack, dieser Wille zur Wahrheit, zur "Wahrheit um jeden Preis," dieser Jünglings-Wahnsinn in der Liebe zur Wahrheit—ist uns verleidet: dazu sind wir zu erfahren, zu ernst, zu lustig, zu gebrannt, zu tief ... Wir glauben nicht mehr daran, dass Wahrheit noch Wahrheit bleibt, wenn man ihr die Schleier abzieht; wir haben genug gelebt, um dies zu glauben. Heute gilt es uns als eine Sache der Schicklichkeit, dass man nicht Alles nackt sehn, nicht bei Allem dabei sein, nicht Alles verstehn und "wissen" wolle. "Ist es wahr, dass der liebe Gott überall zugegen ist?" fragte ein kleines Mädchen seine Mutter: "aber ich finde das unanständig"—ein Wink für Philosophen! Man sollte die Scham besser in Ehren halten, mit der sich die Natur hinter Räthsel und bunte Ungewissheiten versteckt hat. Vielleicht ist die Wahrheit ein Weib, das Gründe hat, ihre Gründe nicht sehn zu lassen? Vielleicht ist ihr Name, griechisch zu reden, Baubo? ... Oh diese Griechen! Sie verstanden sich darauf, zu leben: dazu thut Noth, tapfer bei der Oberfläche, der Falte, der Haut stehen zu bleiben, den Schein anzubeten, an Formen, an Töne, an Worte, an den ganzen Olymp des Scheins zu glauben! Diese Griechen waren oberflächlich—aus Tiefe! Und kommen wir nicht eben darauf zurück, wir Wagehalse des Geistes, die wir die höchste und gefährlichste Spitze des gegenwärtigen Gedankens erklettert und uns von da aus umgesehn haben, die wir von da aus hinabgesehn haben? Sind wir nicht eben darin—Griechen? Anbeter der Formen, der Töne, der Worte? Eben darum—Künstler?Ruta, bei Genua,
im Herbst 1886.
"Scherz, List und Rache."
Vorspiel in deutschen Reimen.
1
Einladung
Wagt's mit meiner Kost, ihr Esser!
Morgen schmeckt sie euch schon besser
Und schon übermorgen gut!
Wollt ihr dann noch mehr,—so machen
Meine alten sieben Sachen
Mir zu sieben neuen Muth.
2
Mein Glück
Seit ich des Suchens müde ward,
Erlernte ich das Finden.
Seit mir ein Wind hielt Widerpart,
Segl' ich mit allen Winden.
3
Unverzagt
Wo du stehst, grab tief hinein!
Drunten ist die Quelle!
Lass die dunklen Männer schrein:
"Stets ist drunten—Hölle!"
4
Zwiegespräch
A. War ich krank? Bin ich genesen?
Und wer ist mein Arzt gewesen?
Wie vergass ich alles Das!
B. Jetzt erst glaub ich dich genesen:
Denn gesund ist, wer vergass.
5
An die Tugendsamen
Unseren Tugenden auch soll'n leicht die Füsse sich heben:
Gleich den Versen Homer's müssen sie kommen und gehn!
6
Welt-Klugheit
Bleib nicht auf ebnem Feld!
Steig nicht zu hoch hinaus!
Am schönsten sieht die Welt
Von halber Höhe aus.
7
Vademecum—Vadetecum
Es lockt dich meine Art und Sprach,
Du folgest mir, du gehst mir nach?
Geh nur dir selber treulich nach:—
So folgst du mir—gemach! gemach!
8
Bei der dritten Häutung
Schon krümmt und bricht sich mir die Haut,
Schon giert mit neuem Drange,
So viel sie Erde schon verdaut,
Nach Erd' in mir die Schlange. Schon kriech' ich zwischen Stein und Gras
Hungrig auf krummer Fährte,
Zu essen Das, was stets ich ass,
Dich, Schlangenkost, dich, Erde!
9
Meine Rosen
Ja! Mein Glück—es will beglücken—,
Alles Glück will ja beglücken!
Wollt ihr meine Rosen pflücken?Müsst euch bücken und verstecken
Zwischen Fels und Dornenhecken,
Oft die Fingerchen euch lecken!Denn mein Glück—es liebt das Necken!
Denn mein Glück—es liebt die Tücken! —
Wollt ihr meine Rosen pflücken?
10
Der Verächter
Vieles lass ich fall'n und rollen,
Und ihr nennt mich drum Verächter.
Wer da trinkt aus allzuvollen
Bechern, lässt viel fall'n und rollen—,
Denkt vom Weine drum nicht schlechter.
11
Das Sprüchwort spricht
Scharf und milde, grob und fein,
Vertraut und seltsam, schmutzig und rein,
Der Narren und Weisen Stelldichein:
Diess Alles bin ich, will ich sein,
Taube zugleich, Schlange und Schwein!
12
An einen Lichtfreund
Willst du nicht Aug' und Sinn ermatten,
Lauf' auch der Sonne nach im Schatten!
13
Für Tänzer
Glattes Eis
Ein Paradeis
Für Den, der gut zu tanzen weiss.
14
Der Brave
Lieber aus ganzem Holz eine Feindschaft,
Als eine geleimte Freundschaft!
15
Rost
Auch Rost thut Noth: Scharfsein ist nicht genung!
Sonst sagt man stets von dir: "er ist zu jung!"
16
Aufwärts
"Wie komm ich am besten den Berg hinan?"—
Steig nur hinauf und denk nicht dran!
17
Spruch des Gewaltmenschen
Bitte nie! Lass diess Gewimmer!
Nimm, ich bitte dich, nimm immer!
18
Schmale Seelen
Schmale Seelen sind mir verhasst;
Da steht nichts Gutes, nichts Böses fast.
19
Der unfreiwillige Verführer
Er schloss ein leeres Wort zum Zeitvertreib
In's Blaue—und doch fiel darob ein Weib.
20
Zur Erwägung
Zwiefacher Schmerz ist leichter zu tragen,
Als Ein Schmerz: willst du darauf es wagen?
21
Gegen die Hoffahrt
Blas dich nicht auf: sonst bringet dich
Zum Platzen schon ein kleiner Stich.
22
Mann und Weib
"Raub dir das Weib, für das dein Herze fühlt!"—
So denkt der Mann; das Weib raubt nicht, es stiehlt.
23
Interpretation
Leg ich mich aus, so leg ich mich hinein:
Ich kann nicht selbst mein Interprete sein.
Doch wer nur steigt auf seiner eignen Bahn,
Trägt auch mein Bild zu hellerm Licht hinan.
24
Pessimisten-Arznei
Du klagst, dass Nichts dir schmackhaft sei?
Noch immer, Freund, die alten Mucken?
Ich hör dich lästern, lärmen, spucken—
Geduld und Herz bricht mir dabei.
Folg mir, mein Freund! Entschliess dich frei,
Ein fettes Krötchen zu verschlucken,
Geschwind und ohne hinzugucken! —
Das hilft dir von der Dyspepsei!
25
Bitte
Ich kenne mancher Menschen Sinn
Und weiss nicht, wer ich selber bin!
Mein Auge ist mir viel zu nah—
Ich bin nicht, was ich seh und sah.
Ich wollte mir schon besser nützen,
Könnt' ich mir selber ferner sitzen.
Zwar nicht so ferne wie mein Feind!
Zu fern sitzt schon der nächste Freund—
Doch zwischen dem und mir die Mitte!
Errathet ihr, um was ich bitte?
26
Meine Härte
Ich muss weg über hundert Stufen,
Ich muss empor und hör euch rufen:
"Hart bist du; Sind wir denn von Stein?"—
Ich muss weg über hundert Stufen,
Und Niemand möchte Stufe sein.
27
Der Wanderer
"Kein Pfad mehr" Abgrund rings und Todtenstille!"—
So wolltest du's! Vom Pfade wich dein Wille!
Nun, Wandrer, gilt's! Nun blicke kalt und klar!
Verloren bist du, glaubst du—an Gefahr.
28
Trost für Anfänger
Seht das Kind umgrunzt von Schweinen,
Hülflos, mit verkrümmten Zeh'n!
Weinen kann es, Nichts als weinen—
Lernt es jemals stehn und gehn?
Unverzagt! Bald, solle ich meinen,
Könnt das Kind ihr tanzen sehn!
Steht es erst auf beiden Beinen,
Wird's auch auf dem Kopfe stehn.
29
Sternen-Egoismus
Rollt' ich mich rundes Rollefass
Nicht um mich selbst ohn' Unterlass,
Wie hielt' ich's aus, ohne anzubrennen,
Der heissen Sonne nachzurennen?
30
Der Nächste
Nah hab den Nächsten ich nicht gerne:
Fort mit ihm in die Höh und Ferne!
Wie würd' er sonst zu meinem Sterne? —
31
Der verkappte Heilige
Dass dein Glück uns nicht bedrücke,
Legst du um dich Teufelstücke,
Teufelswitz und Teufelskleid.
Doch umsonst' Aus deinem Blicke
Blickt hervor die Heiligkeit!
32
Der Unfreie
A. Er steht und horcht: was konnt ihn irren?
Was hört er vor den Ohren schwirren?
Was war's, das ihn darniederschlug?
B. Wie Jeder, der einst Ketten trug,
Hört überall er—Kettenklirren.
33
Der Einsame
Verhasst ist mir das Folgen und das Führen.
Gehorchen? Nein! Und aber nein—Regieren!
Wer sich nicht schrecklich ist, macht Niemand Schrecken:
Und nur wer Schrecken macht, kann Andre führen.
Verhasst ist mir's schon, selber mich zu führen!
Ich liebe es, gleich Wald- und Meeresthieren,
Mich für ein gutes Weilchen zu verlieren,
In holder Irrniss grüblerisch zu hocken,
Von ferne her mich endlich heimzulocken,
Mich selber zu mir selber—zu verführen.
34
Seneca et hoc genus omne
Das schreibt und schreibt sein unausstehlich weises Larifari,
Als gält es primum scribere,
Deinde philosophari.
35
Eis
Ja! Mitunter mach' ich Eis:
Nützlich ist Eis zum Verdauen!
Hättet ihr viel zu verdauen,
Oh wie liebtet ihr mein Eis!
36
Jugendschriften
Meiner Weisheit A und O
Klang mir hier: was höre ich doch!
Jetzo klingt mir's nicht mehr so,
Nur das ew'ge Ah! und oh!
Meiner Jugend hör ich noch.
37
Vorsicht
In jener Gegend reist man jetzt nicht gut;
Und hast du Geist, sei doppelt auf der Hut!
Man lockt und liebt dich, bis man dich zerreisst:
Schwarmgeister sind's—: da fehlt es stets an Geist!
38
Der Fromme spricht
Gott liebt uns, weil er uns erschuf! —
"Der Mensch schuf Gott!"—sagt drauf ihr Feinen.
Und soll nicht lieben, was er schuf?
Soll's gar, weil er es schuf, verneinen?
Das hinkt, das trägt des Teufels Huf.
39
Im Sommer
Im Schweisse unsres Angesichts
Soll'n unser Brod wir essen?
Im Schweisse isst man lieber Nichts,
Nach weiser Aerzte Ermessen.
Der Hundsstern winkt: woran gebricht's?
Was will sein feurig Winken?
Im Schweisse unsres Angesichts
Soll'n unsren Wein wir trinken!
40
Ohne Neid
Ja, neidlos blickt er: und ihr ehrt ihn drum?
Er blickt sich nicht nach euren Ehren um;
Er hat des Adlers Auge für die Ferne,
Er sieht euch nicht!—er sieht nur Sterne, Sterne.
41
Heraklitismus
Alles Glück auf Erden,
Freunde, giebt der Kampf!
Ja, um Freund zu werden,
Braucht es Pulverdampf!
Eins in Drei'n sind Freunde:
Brüder vor der Noth,
Gleiche vor dem Feinde,
Freie—vor dem Tod!
42
Grundsatz der Allzufeinen
Lieber auf den Zehen noch,
Als auf allen Vieren!
Lieber durch ein Schlüsselloch,
Als durch offne Thüren!
43
Zuspruch
Auf Ruhm hast du den Sinn gericht?
Dann acht' der Lehre:
Bei Zeiten leiste frei Verzicht
Auf Ehre!
44
Der Gründliche
Ein Forscher ich? Oh spart diess Wort! —
Ich bin nur schwer—so manche Pfund'!
Ich falle, falle immerfort
Und endlich auf den Grund!
45
Für immer
"Heut komm' ich, weil mir's heute frommt"—
Denkt Jeder, der für immer kommt.
Was ficht ihn an der Welt Gered':
"Du kommst zu früh! Du kommst zu spät!"
46
Urtheile der Müden
Der Sonne fluchen alle Matten;
Der Bäume Werth ist ihnen—Schatten!
47
Niedergang
"Er sinkt, er fällt jetzt"—höhnt ihr hin und wieder;
Die Wahrheit ist: er steigt zu euch hernieder! Ueberglück ward ihm zum Ungemach,
Sein Ueberlicht geht eurem Dunkel nach.
48
Gegen die Gesetze
Von heut an hängt an härner Schnur
Um meinen Hals die Stunden-Uhr:
Von heut an hört der Sterne Lauf,
Sonn', Hahnenschrei und Schatten auf,
Und was mir je die Zeit verkünd't,
Das ist jetzt stumm und taub und blind:—
Es schweigt mir jegliche Natur
Beim Tiktak von Gesetz und Uhr.
49
Der Weise spricht
Dem Volke fremd und nützlich doch dem Volke,
Zieh ich des Weges, Sonne bald, bald Wolke—
Und immer über diesem Volke!
50
Den Kopf verloren
Sie hat jetzt Geist—wie kam's, dass sie ihn fand?
Ein Mann verlor durch sie jüngst den Verstand,
Sein Kopf war reich vor diesem Zeitvertreibe:
Zum Teufel gieng sein Kopf—nein! nein! zum Weibe!
51
Fromme Wünsche
"Mögen alle Schlüssel doch
Flugs verloren gehen,
Und in jedem Schlüsselloch
Sich der Dietrich drehen!"
Also denkt zu jeder Frist
Jeder, der—ein Dietrich ist.
52
Mit dem Fusse schreiben
Ich schreib nicht mit der Hand allein:
Der Fuss will stets mit Schreiber sein.
Fest, frei und tapfer läuft er mir
Bald durch das Feld, bald durchs Papier.
53
"Menschliches, Allzumenschliches." Ein Buch
Schwermüthig scheu, solang du rückwärts schaust,
Der Zukunft trauend, wo du selbst dir traust:
Oh Vogel, rechn' ich dich den Adlern zu?
Bist du Minerva's Liebling U-hu-hu?
54
Meinem Leser
Ein gut Gebiss und einen guten Magen—
Diess wünsch' ich dir!
Und hast du erst mein Buch vertragen,
Verträgst du dich gewiss mit mir!
55
Der realistische Maler
"Treu die Natur und ganz!"—Wie fängt er's an:
Wann wäre je Natur im Bilde abgethan?
Unendlich ist das kleinste Stück der Welt! —
Er malt zuletzt davon, was ihm gefällt.
Und was gefällt ihm? Was er malen kann!
56
Dichter-Eitelkeit
Gebt mir Leim nur: denn zum Leime
Find' ich selber mir schon Holz!
Sinn in vier unsinn'ge Reime
Legen—ist kein kleiner Stolz!
57
Wählerischer Geschmack
Wenn man frei mich wählen liesse,
Wählt' ich gern ein Plätzchen mir
Mitten drin im Paradiese:
Gerner noch—vor seiner Thür!
58
Die krumme Nase
Die Nase schauet trutziglich
In's Land, der Nüster blähet sich—
Drum fällst du, Nashorn ohne Horn,
Mein stolzes Menschlein, stets nach vorn!
Und stets beisammen find't sich das:
Gerader Stolz, gekrümmte Nas.
59
Die Feder kritzelt
Die Feder kritzelt: Hölle das!
Bin ich verdammt zum Kritzeln-Müssen? —
So greif' ich kühn zum Tintenfass
Und schreib' mit dicken Tintenflüssen.
Wie läuft das hin, so voll, so breit!
Wie glückt mir Alles, wie ich's treibe!
Zwar fehlt der Schrift die Deutlichkeit—
Was thut's? Wer liest denn, was ich schreibe?
60
Höhere Menschen
Der steigt empor—ihn soll man loben!
Doch jener kommt allzeit von oben!
Der lebt dem Lobe selbst enthoben,
Der ist von Droben!
61
Der Skeptiker spricht
Halb ist dein Leben um,
Der Zeiger rückt, die Seele schaudert dir!
Lang schweift sie schon herum
Und sucht und fand nicht—und sie zaudert hier?
Halb ist dein Leben um:
Schmerz war's und Irrthum, Stund' um Stund' dahier!
Was suchst du noch? Warum? — —
Diess eben such' ich—Grund um Grund dafür!
62
Ecce homo
Ja! Ich weiss, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr' ich mich.
Licht wird Alles, was ich fasse,
Kohle Alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich.
63
Sternen-Moral
Vorausbestimmt zur Sternenbahn,
Was geht dich, Stern, das Dunkel an?Roll' selig hin durch diese Zeit!
Ihr Elend sei dir fremd und weit!Der fernsten Welt gehört dein Schein:
Mitleid soll Sünde für dich sein!Nur Ein Gebot gilt dir.—sei rein!
Buch 1
1
Die Lehrer vom Zwecke des Daseins.— Ich mag nun mit gutem oder bösem Blicke auf die Menschen sehen, ich finde sie immer bei Einer Aufgabe, Alle und jeden Einzelnen in Sonderheit: Das zu thun, was der Erhaltung der menschlichen Gattung frommt. Und zwar wahrlich nicht aus einem Gefühl der Liebe für diese Gattung, sondern einfach, weil Nichts in ihnen älter, stärker, unerbittlicher, unüberwindlicher ist, als jener Instinct,—weil dieser Instinct eben das Wesen unserer Art und Heerde ist. Ob man schon schnell genug mit der üblichen Kurzsichtigkeit auf fünf Schritt hin seine Nächsten säuberlich in nützliche und schädliche, gute und böse Menschen auseinander zu thun pflegt, bei einer Abrechnung im Grossen, bei einem längeren Nachdenken über das Ganze wird man gegen dieses Säubern und Auseinanderthun misstrauisch und lässt es endlich sein. Auch der schädlichste Mensch ist vielleicht immer noch der allernützlichste, in Hinsicht auf die Erhaltung der Art; denn er unterhält bei sich oder, durch seine Wirkung, bei Anderen Triebe, ohne welche die Menschheit längst erschlafft oder verfault wäre. Der Hass, die Schadenfreude, die Raub- und Herrschsucht und was Alles sonst böse genannt wird: es gehört zu der erstaunlichen Oekonomie der Arterhaltung, freilich zu einer kostspieligen, verschwenderischen und im Ganzen höchst thörichten Oekonomie:—welche aber bewiesener Maassener unser Geschlecht bisher erhalten hat. Ich weiss nicht mehr, ob du, mein lieber Mitmensch und Nächster, überhaupt zu Ungunsten der Art, also "unvernünftig" und "schlecht" leben kannst; Das, was der Art hätte schaden können, ist vielleicht seit vielen Jahrtausenden schon ausgestorben und gehört jetzt zu den Dingen, die selbst bei Gott nicht mehr möglich sind. Hänge deinen besten oder deinen schlechtesten Begierden nach und vor Allem: geh' zu Grunde!—in Beidem bist du wahrscheinlich immer noch irgendwie der Förderer und Wohlthäter der Menschheit und darfst dir daraufhin deine Lobredner halten—und ebenso deine Spötter! Aber du wirst nie den finden, der dich, den Einzelnen, auch in deinem Besten ganz zu verspotten verstünde, der deine grenzenlose Fliegen- und Frosch-Armseligkeit dir so genügend, wie es sich mit der Wahrheit vertrüge, zu Gemüthe führen könnte! Ueber sich selber lachen, wie man lachen müsste, um aus der ganzen Wahrheit heraus zu lachen,—dazu hatten bisher die Besten nicht genug Wahrheitssinn und die Begabtesten viel zu wenig Genie! Es giebt vielleicht auch für das Lachen noch eine Zukunft! Dann, wenn der Satz "die Art ist Alles, Einer ist immer Keiner"—sich der Menschheit einverleibt hat und Jedem jederzeit der Zugang zu dieser letzten Befreiung und Unverantwortlichkeit offen steht. Vielleicht wird sich dann das Lachen mit der Weisheit verbündet haben, vielleicht giebt es dann nur noch "fröhliche Wissenschaft." Einstweilen ist es noch ganz anders, einstweilen ist die Komödie des Daseins sich selber noch nicht "bewusst geworden," einstweilen ist es immer noch die Zeit der Tragödie, die Zeit der Moralen und Religionen. Was bedeutet das immer neue Erscheinen jener Stifter der Moralen und Religionen, jener Urheber des Kampfes um sittliche Schätzungen, jener Lehrer der Gewissensbisse und der Religionskriege? Was bedeuten diese Helden auf dieser Bühne? Denn es waren bisher die Helden derselben, und alles Uebrige, zeitweilig allein Sichtbare und Allzunahe, hat immer nur zur Vorbereitung dieser Helden gedient, sei es als Maschinerie und Coulisse oder in der Rolle von Vertrauten und Kammerdienern. (Die Poeten zum Beispiel waren immer die Kammerdiener irgend einer Moral.)— Es versteht sich von selber, dass auch diese Tragöden im Interesse der Art arbeiten, wenn sie auch glauben mögen, im Interesse Gottes und als Sendlinge Gottes zu arbeiten. Auch sie fördern das Leben der Gattung, indem sie den indem sie den Glauben an das Leben fördern. "Es ist werth zu leben—so ruft ein jeder von ihnen—es hat Etwas auf sich mit diesem Leben, das Leben hat Etwas hinter sich, unter sich, nehmt euch in Acht!" Jener Trieb, welcher in den höchsten und gemeinsten Menschen gleichmässig waltet, der Trieb der Arterhaltung, bricht von Zeit zu Zeit als Vernunft und Leidenschaft des Geistes hervor; er hat dann ein glänzendes Gefolge von Gründen um sich und will mit aller Gewalt vergessen machen, dass er im Grunde Trieb, Instinct, Thorheit, Grundlosigkeit ist. Das Leben soll geliebt werden, denn! Der Mensch soll sich und seinen Nächsten fördern, denn! Und wie alle diese Soll's und Denn's heissen und in Zukunft noch heissen mögen! Damit Das, was nothwendig und immer, von sich aus und ohne allen Zweck geschieht, von jetzt an auf einen Zweck hin gethan erscheine und dem Menschen als Vernunft und letztes Gebot einleuchte,—dazu tritt der ethische Lehrer auf, als der Lehrer vom Zweck des Daseins; dazu erfindet er ein zweites und anderes Dasein und hebt mittelst seiner neuen Mechanik dieses alte gemeine Dasein aus seinen alten gemeinen Angeln. Ja! er will durchaus nicht, dass wir über das Dasein lachen, noch auch über uns,—noch auch über ihn; für ihn ist Einer immer Einer, etwas Erstes und Letztes und Ungeheures, für ihn giebt es keine Art, keine Summen, keine Nullen. Wie thöricht und schwärmerisch auch seine Erfindungen und Schätzungen sein mögen, wie sehr er den Gang der Natur verkennt und ihre Bedingungen verleugnet:—und alle Ethiken waren zeither bis zu dem Grade thöricht und widernatürlich, dass an jeder von ihnen die Menschheit zu Grunde gegangen sein würde, falls sie sich der Menschheit bemächtigt hätte—immerhin! jedesmal wenn "der Held" auf die Bühne trat, wurde etwas Neues erreicht, das schauerliche Gegenstück des Lachens, jene tiefe Erschütterung vieler Einzelner bei dem Gedanken: "ja, es ist werth zu leben! ja, ich bin werth zu leben!"—das Leben und ich und du und wir Alle einander wurden uns wieder einmal für einige Zeit interessant.— Es ist nicht zu leugnen, dass auf die Dauer über jeden Einzelnen dieser grossen Zwecklehrer bisher das Lachen und die Vernunft und die Natur Herr geworden ist: die kurze Tragödie gieng schliesslich immer in die ewige Komödie des Daseins über und zurück, und die "Wellen unzähligen Gelächters"—mit Aeschylus zu reden—müssen zuletzt auch über den grössten dieser Tragöden noch hinwegschlagen. Aber bei alle diesem corrigirenden Lachen ist im Ganzen doch durch diess immer neue Erscheinen jener Lehrer vom Zweck des Daseins die menschliche Natur verändert worden,—sie hat jetzt ein Bedürfniss mehr, eben das Bedürfniss nach dem immer neuen Erscheinen solcher Lehrer und Lehren vom "Zweck." Der Mensch ist allmählich zu einem phantastischen Thiere geworden, welches eine Existenz-Bedingung mehr, als jedes andere Thier, zu erfüllen hat: der Mensch muss von Zeit zu Zeit glauben, zu wissen, warum er existirt, seine Gattung kann nicht gedeihen ohne ein periodisches Zutrauen zu dem Leben! Ohne Glauben an die Vernunft im Leben! Und immer wieder wird von Zeit zu Zeit das menschliche Geschlecht decretiren: "es giebt Etwas, über das absolut nicht mehr gelacht werden darf!" Und der vorsichtigste Menschenfreund wird hinzufügen: "nicht nur das Lachen und die fröhliche Weisheit, sondern auch das Tragische mit all seiner erhabenen Unvernunft gehört unter die Mittel und Nothwendigkeiten der Arterhaltung!"—Und folglich! Folglich! Folglich! Oh versteht ihr mich, meine Brüder? Versteht ihr dieses neue Gesetz der Ebbe und Fluth? Auch wir haben unsere Zeit!
2
Das intellectuale Gewissen.— Ich mache immer wieder die gleiche Erfahrung und sträube mich ebenso immer von Neuem gegen sie, ich will es nicht glauben, ob ich es gleich mit Händen greife: den Allermeisten fehlt das intellectuale Gewissen; ja es wollte mir oft scheinen, als ob man mit der Forderung eines solchen in den volkreichsten Städten einsam wie in der Wüste sei. Es sieht dich jeder mit fremden Augen an und handhabt seine Wage weiter, diess gut, jenes böse nennend; es macht Niemandem eine Schamröthe, wenn du merken lässest, dass diese Gewichte nicht vollwichtig sind,—es macht auch keine Empörung gegen dich: vielleicht lacht man über deinen Zweifel. Ich will sagen: die Allermeisten finden es nicht verächtlich, diess oder jenes zu glauben und darnach zu leben, ohne sich vorher der letzten und sichersten Gründe für und wider bewusst worden zu sein und ohne sich auch nur die Mühe um solche Gründe hinterdrein zu geben,—die begabtesten Männer und die edelsten Frauen gehören noch zu diesen "Allermeisten." Was ist mir aber Gutherzigkeit, Feinheit und Genie, wenn der Mensch dieser Tugenden schlaffe Gefühle im Glauben und Urtheilen bei sich duldet, wenn das Verlangen nach Gewissheit ihm nicht als die innerste Begierde und tiefste Noth gilt,—als Das, was die höheren Menschen von den niederen scheidet! Ich fand bei gewissen Frommen einen Hass gegen die Vernunft vor und war ihnen gut dafür: so verrieth sich doch wenigstens noch das böse intellectuale Gewissen! Aber inmitten dieser rerum concordia discors und der ganzen wundervollen Ungewissheit und Vieldeutigkeit des Daseins stehen und und nicht fragen, nicht zittern vor Begierde und Lust des Fragens, nicht einmal den Fragenden hassen, vielleicht gar noch an ihm sich matt ergötzen—das ist es, was ich als verächtlich empfinde, und diese Empfindung ist es, nach der ich zuerst bei Jedermann suche:—irgend eine Narrheit überredet mich immer wieder, jeder Mensch habe diese Empfindung, als Mensch. Es ist meine Art von Ungerechtigkeit.
3
Edel und Gemein.— Den gemeinen Naturen erscheinen alle edlen, grossmüthigen Gefühle als unzweckmässig und desshalb zu allererst als unglaubwürdig: sie zwinkern mit den Augen, wenn sie von dergleichen hören, und scheinen sagen zu wollen "es wird wohl irgend ein guter Vortheil dabei sein, man kann nicht durch alle Wände sehen":—sie sind argwöhnisch gegen den Edlen, als ob er den Vortheil auf Schleichwegen suche. Werden sie von der Abwesenheit selbstischer Absichten und Gewinnste allzu deutlich überzeugt, so gilt ihnen der Edle als eine Art von Narren: sie verachten ihn in seiner Freude und lachen über den Glanz seiner Augen. "Wie kann man sich darüber freuen im Nachtheil zu sein, wie kann man mit offnen Augen in Nachtheil gerathen wollen! Es muss eine Krankheit der Vernunft mit der edlen Affection verbunden sein"—so denken sie und blicken geringschätzig dabei: wie sie die Freude geringschätzen, welche der Irrsinnige von seiner fixen Idee her hat. Die gemeine Natur ist dadurch ausgezeichnet, dass sie ihren Vortheil unverrückt im Auge behält und dass diess Denken an Zweck und Vortheil selbst stärker, als die stärksten Triebe in ihr ist: sich durch jene Triebe nicht zu unzweckmässigen Handlungen verleiten lassen—das ist ihre Weisheit und ihr Selbstgefühl. Im Vergleich mit ihr ist die höhere Natur die unvernünftigere:—denn der Edle, Grossmüthige, Aufopfernde unterliegt in der That seinen Trieben, und in seinen besten Augenblicken pausirt seine Vernunft. Ein Thier, das mit Lebensgefahr seine Jungen beschützt oder in der Zeit der Brunst dem Weibchen auch in den Tod folgt, denkt nicht an die Gefahr und den Tod, seine Vernunft pausirt ebenfalls, weil die Lust an seiner Brut oder an dem Weibchen und die Furcht, dieser Lust beraubt zu werden es ganz beherrschen; es wird dümmer, als es sonst ist, gleich dem Edlen und Grossmüthigen. Dieser besitzt einige Lust- und Unlust-Gefühle in solcher Stärke, dass der Intellect dagegen schweigen oder sich zu ihrem Dienste hergeben muss: es tritt dann bei ihnen das Herz in den Kopf und man spricht nunmehr von "Leidenschaft." (Hier und da kommt auch wohl der Gegensatz dazu und gleichsam die "Umkehrung der Leidenschaft" vor, zum Beispiel bei Fontenelle, dem Jemand einmal die Hand auf das Herz legte, mit den Worten: "Was Sie da haben, mein Theuerster, ist auch Gehirn.") Die Unvernunft oder Quervernunft der Leidenschaft ist es, die der Gemeine am Edlen verachtet, zumal wenn diese sich auf Objecte richtet, deren Werth ihm ganz phantastisch und willkürlich zu sein scheint. Er ärgert sich über Den, welcher der Leidenschaft des Bauches unterliegt, aber er begreift doch den Reiz, welcher hier den Tyrannen macht; aber er begreift es nicht, wie man zum Beispiel einer Leidenschaft der Erkenntniss zu Liebe seine Gesundheit und Ehre aufs Spiel setzen könne. Der Geschmack der höheren Natur richtet sich auf Ausnahmen, auf Dinge, die gewöhnlich kalt lassen und keine Süssigkeit zu haben scheinen; die höhere Natur hat ein singuläres Werthmaass. Dazu ist sie meistens des Glaubens, nicht ein singuläres Werthmaass in ihrer Idiosynkrasie des Geschmacks zu haben, sie setzt vielmehr ihre Werthe und Unwerthe als die überhaupt gültigen Werthe und Unwerthe an, und geräth damit in's Unverständliche und Unpraktische. Es ist sehr selten, dass eine höhere Natur soviel Vernunft übrig behält, um Alltags-Menschen als solche zu verstehen und zu behandeln: zu allermeist glaubt sie an ihre Leidenschaft als an die verborgen gehaltene Leidenschaft Aller und ist gerade in diesem Glauben voller Gluth und Beredtsamkeit. Wenn nun solche Ausnahme-Menschen sich selber nicht als Ausnahmen fühlen, wie sollten sie jemals die gemeinen Naturen verstehen und die Regel billig abschätzen können!—und so reden auch sie von der Thorheit, Zweckwidrigkeit und Phantasterei der Menschheit, voller Verwunderung, wie toll die Welt laufe und warum sie sich nicht zu dem bekennen wolle, was, "ihr Noth thue."— Diess ist die ewige Ungerechtigkeit der Edlen.
4
Das Arterhaltende.— Die stärksten und bösesten Geister haben bis jetzt die Menschheit am meisten vorwärts gebracht: sie entzündeten immer wieder die einschlafenden Leidenschaften—alle geordnete Gesellschaft schläfert die Leidenschaften ein—, sie weckten immer wieder den Sinn der Vergleichung, des Widerspruchs, der Lust am Neuen, Gewagten, Unerprobten, sie zwangen die Menschen, Meinungen gegen Meinungen, Musterbilder gegen Musterbilder zu stellen. Mit den Waffen, mit Umsturz der Grenzsteine, durch Verletzung der Pietäten zumeist: aber auch durch neue Religionen und Moralen! Die selbe "Bosheit" ist in jedem Lehrer und Prediger des Neuen,—welche einen Eroberer verrufen Macht, wenn sie auch sich feiner äussert, nicht sogleich die Muskeln in Bewegung setzt und eben desshalb auch nicht so verrufen macht! Das Neue ist aber unter allen Umständen das Böse, als Das, was erobern, die alten Grenzsteine und die alten Pietäten umwerfen will; und nur das Alte ist das Gute! Die guten Menschen jeder Zeit sind die, welche die alten Gedanken in die Tiefe graben und mit ihnen Frucht tragen, die Ackerbauer des Geistes. Aber jedes Land wird endlich ausgenützt, und immer wieder muss die Pflugschar des Bösen kommen.— Es giebt jetzt eine gründliche Irrlehre der Moral, welche namentlich in England sehr gefeiert wird: nach ihr sind die Urtheile "gut" und "böse" die Aufsammlung der Erfahrungen über "zweckmässig" und "unzweckmässig"; nach ihr ist das Gut-Genannte das Arterhaltende, das Bös-Genannte aber das der Art Schädliche. In Wahrheit sind aber die bösen Triebe in eben so hohem Grade zweckmässig, arterhaltend und unentbehrlich wie die guten:—nur ist ihre Function eine verschiedene.
5
Unbedingte Pflichten.— Alle Menschen, welche fühlen, dass sie die stärksten Worte und Klänge, die beredtesten Gebärden und Stellungen nöthig haben, um überhaupt zu wirken, Revolutions-Politiker, Socialisten, Bussprediger mit und ohne Christenthum, bei denen allen es keine halben Erfolge geben darf: alle diese reden von "Pflichten," und zwar immer von Pflichten mit dem Charakter des Unbedingten—ohne solche hätten sie kein Recht zu ihrem grossen Pathos: das wissen sie recht wohl! So greifen sie nach Philosophieen der Moral, welche irgend einen kategorischen Imperativ predigen, oder sie nehmen ein gutes Stück Religion in sich hinein, wie diess zum Beispiel Mazzini gethan hat. Weil sie wollen, dass ihnen unbedingt vertraut werde, haben sie zuerst nöthig, dass sie sich selber unbedingt vertrauen, auf Grund irgend eines letzten indiscutabeln und an sich erhabenen Gebotes, als dessen Diener und Werkzeuge sie sich fühlen und ausgeben möchten. Hier haben wir die natürlichsten und meistens sehr einflussreichen Gegner der moralischen Aufklärung und Skepsis: aber sie sind selten. Dagegen giebt es eine sehr umfängliche Classe dieser Gegner überall dort, wo das Interesse die Unterwerfung lehrt, während Ruf und Ehre die Unterwerfung zu verbieten scheinen. Wer sich entwürdigt fühlt bei dem Gedanken, das Werkzeug eines Fürsten oder einer Partei und Secte oder gar einer Geldmacht zu sein, zum Beispiel als Abkömmling einer alten, stolzen Familie, aber eben diess Werkzeug sein will oder sein muss, vor sich und vor der Oeffentlichkeit, der hat pathetische Principien nöthig, die man jederzeit in den Mund nehmen kann:—Principien eines unbedingten Sollens, welchen man sich ohne Beschämung unterwerfen und unterworfen zeigen darf. Alle feinere Servilität hält am kategorischen Imperativ fest und ist der Todfeind Derer, welche der Pflicht den unbedingten Charakter nehmen wollen: so fordert es von ihnen der Anstand, und nicht nur der Anstand.
6
Verlust an Würde.— Das Nachdenken ist um all seine Würde der Form gekommen, man hat das Ceremoniell und die feierliche Gebärde des Nachdenkens zum Gespött gemacht und würde einen weisen Mann alten Stils nicht mehr aushalten. Wir denken zu rasch, und unterwegs, und mitten im Gehen, mitten in Geschäften aller Art, selbst wenn wir an das Ernsthafteste denken; wir brauchen wenig Vorbereitung, selbst wenig Stille:—es ist, als ob wir eine unaufhaltsam rollende Maschine im Kopfe herumtrügen, welche selbst unter den ungünstigsten Umständen noch arbeitet. Ehemals sah man es jedem an, dass er einmal denken wollte—es war wohl die Ausnahme!—, dass er jetzt weiser werden wollte und sich auf einen Gedanken gefasst machte: man zog ein Gesicht dazu, wie zu einem Gebet, und hielt den Schritt an; ja man stand stundenlang auf der Strasse still, wenn der Gedanke "kam"—auf einem oder auf zwei Beinen. So war es "der Sache würdig"!
7
Etwas für Arbeitsame.— Wer jetzt aus den moralischen Dingen ein Studium machen will, eröffnet sich ein ungeheures Feld der Arbeit. Alle Arten Passionen müssen einzeln durchdacht, einzeln durch Zeiten, Völker, grosse und kleine Einzelne verfolgt werden; ihre ganze Vernunft und alle ihre Werthschätzungen und Beleuchtungen der Dinge sollen an's Licht hinaus! Bisher hat alles Das, was dem Dasein Farbe gegeben hat, noch keine Geschichte: oder wo gäbe es eine Geschichte der Liebe, der Habsucht, des Neides, des Gewissens, der Pietät, der Grausamkeit? Selbst eine vergleichende Geschichte des Rechtes, oder auch nur der Strafe, fehlt bisher vollständig. Hat man schon die verschiedene Eintheilung des Tages, die Folgen einer regelmässigen Festsetzung von Arbeit, Fest und Ruhe zum Gegenstand der Forschung gemacht? Kennt man die moralischen Wirkungen der Nahrungsmittel? Giebt es eine Philosophie der Ernährung? (Der immer wieder losbrechende Lärm für und wider den Vegetarianismus beweist schon, dass es noch keine solche Philosophie giebt!) Sind die Erfahrungen über das Zusammenleben, zum Beispiel die Erfahrungen der Klöster, schon gesammelt? Ist die Dialektik der Ehe und Freundschaft schon dargestellt? Die Sitten der Gelehrten, der Kaufleute, Künstler, Handwerker,—haben sie schon ihre Denker gefunden? Es ist so viel daran zu denken! Alles, was bis jetzt die Menschen als ihre "Existenz-Bedingungen" betrachtet haben, und alle Vernunft, Leidenschaft und Aberglauben an dieser Betrachtung,—ist diess schon zu Ende erforscht? Allein die Beobachtung des verschiedenen Wachsthums, welches die menschlichen Triebe je nach dem verschiedenen moralischen Klima gehabt haben und noch haben könnten, giebt schon zu viel der Arbeit für den Arbeitsamsten; es bedarf ganzer Geschlechter und planmässig zusammen arbeitender Geschlechter von Gelehrten, um hier die Gesichtspuncte und das Material zu erschöpfen. Das Selbe gilt von der Nachweisung der Gründe für die Verschiedenheit des moralischen Klimas ("wesshalb leuchtet hier diese Sonne eines moralischen Grundurtheils und Hauptwerthmessers—und dort jene?"). Und wieder eine neue Arbeit ist es, welche die Irrthümlichkeit aller dieser Gründe und das ganze Wesen des bisherigen moralischen Urtheils feststellt. Gesetzt, alle diese Arbeiten seien gethan, so träte die heikeligste aller Fragen in den Vordergrund, ob die Wissenschaft im Stande sei, Ziele des Handelns zu geben, nachdem sie bewiesen hat, dass sie solche nehmen und vernichten kann—und dann würde ein Experimentiren am Platze sein, an dem jede Art von Heroismus sich befriedigen könnte, ein Jahrhunderte langes Experimentiren, welches alle grossen Arbeiten und Aufopferungen der bisherigen Geschichte in Schatten stellen könnte. Bisher hat die Wissenschaft ihre Cyklopen-Bauten noch nicht gebaut; auch dafür wird die Zeit kommen.
8
Unbewusste Tugenden.— Alle Eigenschaften eines Menschen, deren er sich bewusst ist—und namentlich, wenn er deren Sichtbarkeit und Evidenz auch für seine Umgebung voraussetzt—stehen unter ganz anderen Gesetzen der Entwickelung, als jene Eigenschaften, welche ihm unbekannt oder schlecht bekannt sind und die sich auch vor dem Auge des feineren Beobachters durch ihre Feinheit verbergen und wie hinter das Nichts zu verstecken wissen. So steht es mit den feinen Sculpturen auf den Schuppen der Reptilien: es würde ein Irrthum sein, in ihnen einen Schmuck oder eine Waffe zu vermuthen—denn man sieht sie erst mit dem Mikroskop, also mit einem so künstlich verschärften Auge, wie es ähnliche Thiere, für welche es etwa Schmuck oder Waffe zu bedeuten hätte, nicht besitzen! Unsere sichtbaren moralischen Qualitäten, und namentlich unsere sichtbar geglaubten gehen ihren Gang,—und die unsichtbaren ganz gleichnamigen, welche uns in Hinsicht auf Andere weder Schmuck noch Waffe sind, gehen auch ihren Gang: einen ganz anderen wahrscheinlich, und mit Linien und Feinheiten und Sculpturen, welche vielleicht einem Gotte mit einem göttlichen Mikroskope Vergnügen machen könnten. Wir haben zum Beispiel unsern Fleiss, unsern Ehrgeiz, unsern Scharfsinn: alle Welt weiss darum—, und ausserdem haben wir wahrscheinlich noch einmal unseren Fleiss, unseren Ehrgeiz, unseren Scharfsinn; aber für diese unsere Reptilien-Schuppen ist das Mikroskop noch nicht erfunden!— Und hier werden die Freunde der instinctiven Moralität sagen: "Bravo! Er hält wenigstens unbewusste Tugenden für möglich,—das genügt uns!"— Oh ihr Genügsamen!
9
Unsere Eruptionen.— Unzähliges, was sich die Menschheit auf früheren Stufen aneignete, aber so schwach und embryonisch, dass es Niemand als angeeignet wahrzunehmen wusste, stösst plötzlich, lange darauf, vielleicht nach Jahrhunderten, an's Licht: es ist inzwischen stark und reif geworden. Manchen Zeitaltern scheint diess oder jenes Talent, diese oder jene Tugend ganz zu fehlen, wie manchen Menschen: aber man warte nur bis auf die Enkel und Enkelskinder, wenn man Zeit hat, zu warten,—sie bringen das Innere ihrer Grossväter an die Sonne, jenes Innere, von dem die Grossväter selbst noch Nichts wussten. Oft ist schon der Sohn der Verräther seines Vaters: dieser versteht sich selber besser, seit er seinen Sohn hat. Wir haben Alle verborgene Gärten und Pflanzungen in uns; und, mit einem andern Gleichnisse, wir sind Alle wachsende Vulcane, die ihre Stunde der Eruption haben werden:—wie nahe aber oder wie ferne diese ist, das freilich weiss Niemand, selbst der liebe Gott nicht.
10
Eine Art von Atavismus.— Die seltenen Menschen einer Zeit verstehe ich am liebsten als plötzlich auftauchende Nachschösslinge vergangener Culturen und deren Kräften: gleichsam als den Atavismus eines Volkes und seiner Gesittung:—so ist wirklich Etwas noch an ihnen zu verstehen! Jetzt erscheinen sie fremd, selten, ausserordentlich: und wer diese Kräfte in sich fühlt, hat sie gegen eine widerstrebende andere Welt zu pflegen, zu vertheidigen, zu ehren, gross zu ziehen: und so wird er damit entweder ein grosser Mensch oder ein verrückter und absonderlicher, sofern er überhaupt nicht bei Zeiten zu Grunde geht. Ehedem waren diese selben Eigenschaften gewöhnlich und galten folglich als gemein: sie zeichneten nicht aus. Vielleicht wurden sie gefordert, vorausgesetzt; es war unmöglich, mit ihnen gross zu werden, und schon desshalb, weil die Gefahr fehlte, mit ihnen auch toll und einsam zu werden.— Die erhaltenden Geschlechter und Kasten eines Volkes sind es vornehmlich, in denen solche Nachschläge alter Triebe vorkommen, während keine Wahrscheinlichkeit für solchen Atavismus ist, wo Rassen, Gewohnheiten, Werthschätzungen zu rasch wechseln. Das Tempo bedeutet nämlich unter den Kräften der Entwickelung bei Völkern ebensoviel wie bei der Musik; für unseren Fall ist durchaus ein Andante der Entwickelung nothwendig, als das Tempo eines leidenschaftlichen und langsamen Geistes:—und der Art ist ja der Geist conservativer Geschlechter.
11
Das Bewusstsein.— Die Bewusstheit ist die letzte und späteste Entwickelung des Organischen und folglich auch das Unfertigste und Unkräftigste daran. Aus der Bewusstheit stammen unzählige Fehlgriffe, welche machen, dass ein Thier, ein Mensch zu Grunde geht, früher als es nöthig wäre, "über das Geschick," wie Homer sagt. Wäre nicht der erhaltende Verband der Instincte so überaus viel mächtiger, diente er nicht im Ganzen als Regulator: an ihrem verkehrten Urtheilen und Phantasiren mit offenen Augen, an ihrer Ungründlichkeit und Leichtgläubigkeit, kurz eben an ihrer Bewusstheit müsste die Menschheit zu Grunde gehen: oder vielmehr, ohne jenes gäbe es diese längst nicht mehr! Bevor eine Function ausgebildet und reif ist, ist sie eine Gefahr des Organismus: gut, wenn sie so lange tüchtig tyrannisirt wird! So wird die Bewusstheit tüchtig tyrannisirt—und nicht am wenigsten von dem Stolze darauf! Man denkt, hier sei der Kern des Menschen; sein Bleibendes, Ewiges, Letztes, Ursprünglichstes! Man hält die Bewusstheit für eine feste gegebene Grösse! Leugnet ihr Wachsthum, ihre Intermittenzen! Nimmt sie als Einheit des Organismus!—Diese lächerliche Ueberschätzung und Verkennung des Bewusstseins hat die grosse Nützlichkeit zur Folge, dass damit eine allzuschnelle Ausbildung desselben verhindert worden ist. Weil die Menschen die Bewusstheit schon zu haben glaubten, haben sie sich wenig Mühe darum gegeben, sie zu erwerben—und auch jetzt noch steht es nicht anders! Es ist immer noch eine ganz neue und eben erst dem menschlichen Auge aufdämmernde, kaum noch deutlich erkennbare Aufgabe, das Wissen sich einzuverleiben und instinctiv zu machen,—eine Aufgabe, welche nur von Denen gesehen wird, die begriffen haben, dass bisher nur unsere Irrthümer uns einverleibt waren und dass alle unsere Bewusstheit sich auf Irrthümer bezieht!
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Vom Ziele der Wissenschaft.— Wie? Das letzte Ziel der Wissenschaft sei, dem Menschen möglichst viel Lust und möglichst wenig Unlust zu schaffen? Wie, wenn nun Lust und Unlust so mit einem Stricke zusammengeknüpft wären, dass, wer möglichst viel von der einen haben will, auch möglichst viel von der andern haben muss,—dass, wer das "Himmelhoch-Jauchzen" lernen will, sich auch für das "zum-Todebetrübt" bereit halten muss? Und so steht es vielleicht! Die Stoiker glaubten wenigstens, dass es so stehe, und waren consequent, als sie nach möglichst wenig Lust begehrten, um möglichst wenig Unlust vom Leben zu haben (wenn man den Spruch im Munde führte "Der Tugendhafte ist der Glücklichste," so hatte man in ihm sowohl ein Aushängeschild der Schule für die grosse Masse, als auch eine casuistische Feinheit für die Feinen). Auch heute noch habt ihr die Wahl: entweder möglichst wenig Unlust, kurz Schmerzlosigkeit—und im Grunde dürften Socialisten und Politiker aller Parteien ihren Leuten ehrlicher Weise nicht mehr verheissen—oder möglichst viel Unlust als Preis für das Wachsthum einer Fülle von feinen und bisher selten gekosteten Lüsten und Freuden! Entschliesst ihr euch für das Erstere, wollt ihr also die Schmerzhaftigkeit der Menschen herabdrücken und vermindern, nun, so müsst ihr auch ihre Fähigkeit zur Freude herabdrücken und vermindern. In der That kann man mit der Wissenschaft das eine wie das andere Ziel fördern! Vielleicht ist sie jetzt noch bekannter wegen ihrer Kraft, den Menschen um seine Freuden zu bringen, und ihn kälter, statuenhafter, stoischer zu machen. Aber sie könnte auch noch als die grosse Schmerzbringerin entdeckt werden!—Und dann würde vielleicht zugleich ihre Gegenkraft entdeckt sein, ihr ungeheures Vermögen, neue Sternenwelten der Freude aufleuchten zu lassen!
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Zur Lehre vom Machtgefühl.— Mit Wohlthun und Wehethun übt man seine Macht an Andern aus—mehr will man dabei nicht! Mit Wehethun an Solchen, denen wir unsere Macht erst fühlbar machen müssen; denn der Schmerz ist ein viel empfindlicheres Mittel dazu als die Lust:—der Schmerz fragt immer nach der Ursache, während die Lust geneigt ist, bei sich selber stehen zu bleiben und nicht rückwärts zu schauen. Mit Wohlthun und Wohlwollen an Solchen, die irgendwie schon von uns abhängen (das heisst gewohnt sind, an uns als ihre Ursachen zu denken); wir wollen ihre Macht mehren, weil wir so die unsere mehren, oder wir wollen ihnen den Vortheil zeigen, den es hat, in unserer Macht zu stehen,—so werden sie mit ihrer Lage zufriedener und gegen die Feinde unserer Macht feindseliger und kampfbereiter sein. Ob wir beim Wohl oder Wehethun Opfer bringen, verändert den letzten Werth unserer Handlungen nicht; selbst wenn wir unser Leben daran setzen, wie der Märtyrer zu Gunsten seiner Kirche, es ist ein Opfer, gebracht unserem Verlangen nach Macht, oder zum Zweck der Erhaltung unseres Machtgefühls. Wer da empfindet, "ich bin im Besitz der Wahrheit," wie viel Besitzthümer lässt der nicht fahren, um diese Empfindung zu retten! Was wirft er nicht Alles über Bord, um sich "oben" zu erhalten,—das heisst über den Andern, welche der "Wahrheit" ermangeln! Gewiss ist der Zustand, wo wir wehe thun, selten so angenehm, so ungemischt-angenehm, wie der, in welchem wir wohl thun,—es ist ein Zeichen, dass uns noch Macht fehlt, oder verräth den Verdruss über diese Armuth, es bringt neue Gefahren und Unsicherheiten für unseren vorhandenen Besitz von Macht mit sich und umwölkt unsern Horizont durch die Aussicht auf Rache, Hohn, Strafe, Misserfolg. Nur für die reizbarsten und begehrlichsten Menschen des Machtgefühles mag es lustvoller sein, dem Widerstrebenden das Siegel der Macht aufzudrücken; für solche, denen der Anblick des bereits Unterworfenen (als welcher der Gegenstand des Wohlwollens ist) Last und Langeweile macht. Es kommt darauf an, wie man gewöhnt ist, sein Leben zu würzen; es ist eine Sache des Geschmackes, ob man lieber den langsamen oder den plötzlichen, den sicheren oder den gefährlichen und verwegenen Machtzuwachs haben will,—man sucht diese oder jene Würze immer nach seinem Temperamente. Eine leichte Beute ist stolzen Naturen etwas Verächtliches, sie empfinden ein Wohlgefühl erst beim Anblick ungebrochener Menschen, welche ihnen Feind werden könnten, und ebenso beim Anblick aller schwer zugänglichen Besitzthümer; gegen den Leidenden sind sie oft hart, denn er ist ihres Strebens und Stolzes nicht werth,—aber um so verbindlicher zeigen sie sich gegen die Gleichen, mit denen ein Kampf und Ringen jedenfalls ehrenvoll wäre, wenn sich einmal eine Gelegenheit dazu finden sollte. Unter dem Wohlgefühle dieser Perspective haben sich die Menschen der ritterlichen Kaste gegen einander an eine ausgesuchte Höflichkeit gewöhnt.— Mitleid ist das angenehmste Gefühl bei Solchen, welche wenig stolz sind und keine Aussicht auf grosse Eroberungen haben: für sie ist die leichte Beute—und das ist jeder Leidende—etwas Entzückendes. Man rühmt das Mitleid als die Tugend der Freudenmädchen.
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Was Alles Liebe genannt wird.— Habsucht und Liebe: wie verschieden empfinden wir bei jedem dieser Worte!—und doch könnte es der selbe Trieb sein, zweimal benannt, das eine Mal verunglimpft vom Standpuncte der bereits Habenden aus, in denen der Trieb etwas zur Ruhe gekommen ist und die nun für ihre "Habe" fürchten; das andere Mal vorn Standpuncte der Unbefriedigten, Durstigen aus, und daher verherrlicht als "gut." Unsere Nächstenliebe—ist sie nicht ein Drang nach neuem Eigenthum? Und ebenso unsere Liebe zum Wissen, zur Wahrheit und überhaupt all jener Drang nach Neuigkeiten? Wir werden des Alten, sicher Besessenen allmählich überdrüssig und strecken die Hände wieder aus; selbst die schönste Landschaft, in der wir drei Monate leben, ist unserer Liebe nicht mehr gewiss, und irgend eine fernere Küste reizt unsere Habsucht an: der Besitz wird durch das Besitzen zumeist geringer. Unsere Lust an uns selber will sich so aufrecht erhalten, dass sie immer wieder etwas Neues in uns selber verwandelt,—das eben heisst Besitzen. Eines Besitzes überdrüssig werden, das ist: unserer selber überdrüssig werden. (Man kann auch am Zuviel leiden,—auch die Begierde, wegzuwerfen, auszutheilen, kann sich den Ehrennamen "Liebe" zulegen.) Wenn wir jemanden leiden sehen, so benutzen wir gerne die jetzt gebotene Gelegenheit, Besitz von ihm zu ergreifen; diess thut zum Beispiel der Wohlthätige und Mitleidige, auch er nennt die in ihm erweckte Begierde nach neuem Besitz "Liebe," und hat seine Lust dabei wie bei einer neuen ihm winkenden Eroberung. Am deutlichsten aber verräth sich die Liebe der Geschlechter als Drang nach Eigenthum: der Liebende will den unbedingten Alleinbesitz der von ihm ersehnten Person, er will eine ebenso unbedingte Macht über ihre Seele wie ihren Leib, er will allein geliebt sein und als das Höchste und Begehrenswertheste in der andern Seele wohnen und herrschen. Erwägt man, dass diess nichts Anderes heisst, als alle Welt von einem kostbaren Gute, Glücke und Genusse ausschliessen: erwägt man, dass der Liebende auf die Verarmung und Entbehrung aller anderen Mitbewerber ausgeht und zum Drachen seines goldenen Hortes werden möchte, als der rücksichtsloseste und selbstsüchtigste aller "Eroberer" und Ausbeuter: erwägt man endlich, dass dem Liebenden selber die ganze andere Welt gleichgültig, blass, werthlos erscheint und er jedes Opfer zu bringen, jede Ordnung zu stören, jedes Interesse hintennach zu setzen bereit ist: so wundert man sich in der That, dass diese wilde Habsucht und Ungerechtigkeit der Geschlechtsliebe dermaassen verherrlicht und vergöttlicht worden ist, wie zu allen Zeiten geschehen, ja, dass man aus dieser Liebe den Begriff Liebe als den Gegensatz des Egoismus hergenommen hat, während sie vielleicht gerade der unbefangenste Ausdruck des Egoismus ist. Hier haben offenbar die Nichtbesitzenden und Begehrenden den Sprachgebrauch gemacht,—es gab wohl ihrer immer zu viele. Solche, welchen auf diesem Bereiche viel Besitz und Sättigung gegönnt war, haben wohl hier und da ein Wort vom "wüthenden Dämon" fallen lassen, wie jener liebenswürdigste und geliebteste aller Athener, Sophokles: aber Eros lachte jederzeit über solche Lästerer,—es waren immer gerade seine grössten Lieblinge.— Es giebt wohl hier und da auf Erden eine Art Fortsetzung der Liebe, bei der jenes habsüchtige Verlangen zweier Personen nach einander einer neuen Begierde und Habsucht, einem gemeinsamen höheren Durste nach einem über ihnen stehenden Ideale gewichen ist: aber wer kennt diese Liebe? Wer hat sie erlebt? Ihr rechter Name ist Freundschaft.
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Aus der Ferne.— Dieser Berg macht die ganze Gegend, die er beherrscht, auf alle Weise reizend und bedeutungsvoll: nachdem wir diess uns zum hundertsten Male gesagt haben, sind wir so unvernünftig und so dankbar gegen ihn gestimmt, dass wir glauben, er, der Geber dieses Reizes, müsse selber das Reizvollste der Gegend sein—und so steigen wir auf ihn hinauf und sind enttäuscht. Plötzlich ist er selber, und die ganze Landschaft um uns, unter uns wie entzaubert; wir hatten vergessen, dass manche Grösse, wie manche Güte, nur auf eine gewisse Distanz hin gesehen werden will, und durchaus von unten, nicht von oben,—so allein wirkt sie. Vielleicht kennst du Menschen in deiner Nähe, die sich selber nur aus einer gewissen Ferne ansehen dürfen, um sich überhaupt erträglich oder anziehend und kraftgebend zu finden; die Selbsterkenntnis ist ihnen zu widerrathen
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Ueber den Steg.— Im Verkehre mit Personen, welche gegen ihre Gefühle schamhaft sind, muss man sich verstellen können; sie empfinden einen plötzlichen Hass gegen Den, welcher sie auf einem zärtlichen oder schwärmerischen und hochgehenden Gefühle ertappt, wie als ob er ihre Heimlichkeiten gesehen habe. Will man ihnen in solchen Augenblicken wohl thun, so mache man sie lachen oder sage irgend eine kalte scherzhafte Bosheit:—ihr Gefühl erfriert dabei, und sie sind ihrer wieder mächtig. Doch ich gebe die Moral vor der Geschichte.— Wir sind uns Einmal im Leben so nahe gewesen, dass Nichts unsere Freund- und Bruderschaft mehr zu hemmen schien und nur noch ein kleiner Steg zwischen uns war. Indem du ihn eben betreten wolltest, fragte ich dich: "willst du zu mir über den Steg?"— Aber da wolltest du nicht mehr; und als ich nochmals bat, schwiegst du. Seitdem sind Berge und reissende Ströme, und was nur, trennt und fremd macht, zwischen uns geworfen, und wenn wir auch zu einander wollten, wir könnten es nicht mehr! Gedenkst du aber jetzt jenes kleinen Steges, so hast du nicht Worte mehr,—nur noch Schluchzen und Verwunderung.
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Seine Armuth motiviren.— Wir können freilich durch kein Kunststück aus einer armen Tugend eine reiche, reichfliessende machen, aber wohl können wir ihre Armuth schön in die Nothwendigkeit umdeuten, sodass ihr Anblick uns nicht mehr wehe thut, und wir ihrethalben dem Fatum keine vorwurfsvollen Gesichter machen. So thut der weise Gärtner, der das arme Wässerchen seines Gartens einer Quellnymphe in den Arm legt und also die Armuth motivirt:—und wer hätte nicht gleich ihm die Nymphen nöthig!
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Antiker Stolz.— Die antike Färbung der Vornehmheit fehlt uns, weil unserem Gefühle der antike Sclave fehlt. Ein Grieche edler Abkunft fand zwischen seiner Höhe und jener letzten Niedrigkeit solche ungeheure Zwischen-Stufen und eine solche Ferne, dass er den Sclaven kaum noch deutlich sehen konnte: selbst Plato hat ihn nicht ganz mehr gesehen. Anders wir, gewöhnt wie wir sind an die Lehre von der Gleichheit der Menschen, wenn auch nicht an die Gleichheit selber. Ein Wesen, das nicht über sich selber verfügen kann und dem die Musse fehlt,—das gilt unserem Auge noch keineswegs als etwas Verächtliches; es ist von derlei Sclavenhaftem vielleicht zu viel an jedem von uns, nach den Bedingungen unserer gesellschaftlichen Ordnung und Thätigkeit, welche grundverschieden von denen der Alten sind.— Der griechische Philosoph gieng durch das Leben mit dem geheimen Gefühle, dass es viel mehr Sclaven gebe, als man vermeine—nämlich, dass Jedermann Sclave sei, der nicht Philosoph sei; sein Stolz schwoll über, wenn er erwog, dass auch die Mächtigsten der Erde unter diesen seinen Sclaven seien. Auch dieser Stolz ist uns fremd und unmöglich; nicht einmal im Gleichniss hat das Wort "Sclave" für uns seine volle Kraft.
19
Das Böse.— Prüfet das Leben der besten und fruchtbarsten Menschen und Völker und fragt euch, ob ein Baum, der stolz in die Höhe wachsen soll, des schlechten Wetters und der Stürme entbehren könne: ob Ungunst und Widerstand von aussen, ob irgend welche Arten von Hass, Eifersucht, Eigensinn, Misstrauen, Härte, Habgier und Gewaltsamkeit nicht zu den begünstigenden Umständen gehören, ohne welche ein grosses Wachsthum selbst in der Tugend kaum möglich ist? Das Gift, an dem die schwächere Natur zu Grunde geht, ist für den Starken Stärkung—und er nennt es auch nicht Gift.
20
Würde der Thorheit.— Einige Jahrtausende weiter auf der Bahn des letzten Jahrhunderts!—und in Allem, was der Mensch thut, wird die höchste Klugheit sichtbar sein: aber eben damit wird die Klugheit alle ihre Würde verloren haben. Es ist dann zwar nothwendig, klug zu sein, aber auch so gewöhnlich und so gemein, dass ein eklerer Geschmack diese Nothwendigkeit als eine Gemeinheit empfinden wird. Und ebenso wie eine Tyrannei der Wahrheit und Wissenschaft im Stande wäre, die Lüge hoch im Preise steigen zu machen, so könnte eine Tyrannei der Klugheit eine neue Gattung von Edelsinn hervortreiben. Edel sein—dass hiesse dann vielleicht Thorheiten im Kopfe haben.
21
An die Lehrer der Selbstlosigkeit.— Man nennt die Tugenden eines Menschen gut, nicht in Hinsicht auf die Wirkungen, welche sie für ihn selber haben, sondern in Hinsicht auf die Wirkungen, welche wir von ihnen für uns und die Gesellschaft voraussetzen:—man ist von jeher im Lobe der Tugenden sehr wenig "selbstlos," sehr wenig "unegoistisch" gewesen! Sonst nämlich hätte man sehen müssen, dass die Tugenden (wie Fleiss, Gehorsam, Keuschheit, Pietät, Gerechtigkeit) ihren Inhabern meistens schädlich sind, als Triebe, welche allzu heftig und begehrlich in ihnen walten und von der Vernunft sich durchaus nicht im Gleichgewicht zu den andern Trieben halten lassen wollen. Wenn du eine Tugend hast, eine wirkliche, ganze Tugend (und nicht nur ein Triebchen nach einer Tugend!)—so bist du ihr Opfer! Aber der Nachbar lobt eben desshalb deine Tugend! Man lobt den Fleissigen, ob er gleich die Sehkraft seiner Augen oder die Ursprünglichkeit und Frische seines Geistes mit diesem Fleisse schädigt; man ehrt und bedauert den Jüngling, welcher sich "zu Schanden gearbeitet hat," weil man urtheilt: "Für das ganze Grosse der Gesellschaft ist auch der Verlust des besten Einzelnen nur ein kleines Opfer! Schlimm, dass das Opfer Noth thut! Viel schlimmer freilich, wenn der Einzelne anders denken und seine Erhaltung und Entwickelung wichtiger nehmen sollte, als seine Arbeit im Dienste der Gesellschaft!" Und so bedauert man diesen Jüngling, nicht um seiner selber willen, sondern weil ein ergebenes und gegen sich rücksichtsloses Werkzeug—ein sogenannter "braver Mensch"—durch diesen Tod der Gesellschaft verloren gegangen ist. Vielleicht erwägt man noch, ob es im Interesse der Gesellschaft nützlicher gewesen sein würde, wenn er minder rücksichtslos gegen sich gearbeitet und sich länger erhalten hätte,—ja man gesteht sich wohl einen Vortheil davon zu, schlägt aber jenen anderen Vortheil, dass ein Opfer gebracht und die Gesinnung des Opferthiers sich wieder einmal augenscheinlich bestätigt hat, für höher und nachhaltiger an. Es ist also einmal die Werkzeug-Natur in den Tugenden, die eigentlich gelobt wird, wenn die Tugenden gelobt werden, und sodann der blinde in jeder Tugend waltende Trieb, welcher durch den Gesammt-Vortheil des Individuums sich nicht in Schranken halten lässt, kurz: die Unvernunft in der Tugend, vermöge deren das Einzelwesen sich zur Function des Ganzen umwandeln lässt. Das Lob der Tugenden ist das Lob von etwas Privat-Schädlichem,—das Lob von Trieben, welche dem Menschen seine edelste Selbstsucht und die Kraft zur höchsten Obhut über sich selber nehmen.— Freilich: zur Erziehung und zur Einverleibung tugendhafter Gewohnheiten kehrt man eine Reihe von Wirkungen der Tugend heraus, welche Tugend und Privat-Vortheil als verschwistert erscheinen lassen,—und es giebt in der That eine solche Geschwisterschaft! Der blindwüthende Fleiss zum Beispiel, diese typische Tugend eines Werkzeuges, wird dargestellt als der Weg zu Reichthum und Ehre und als das heilsamste Gift gegen die Langeweile und die Leidenschaften: aber man verschweigt seine Gefahr, seine höchste Gefährlichkeit. Die Erziehung verfährt durchweg so: sie sucht den Einzelnen durch eine Reihe von Reizen und Vortheilen zu einer Denk- und Handlungsweise zu bestimmen, welche, wenn sie Gewohnheit, Trieb und Leidenschaft geworden ist, wider seinen letzten Vortheil, aber "zum allgemeinen Besten" in ihm und über ihn herrscht. Wie oft sehe ich es, dass der blindwüthende Fleiss zwar Reichthümer und Ehre schafft, aber zugleich den Organen die Feinheit nimmt, vermöge deren es einen Genuss an Reichthum und Ehren geben könnte, ebenso, dass jenes Hauptmittel gegen die Langeweile und die Leidenschaften zugleich die Sinne stumpf und den Geist widerspänstig gegen neue Reize macht. (Das fleissigste aller Zeitalter—unser Zeitalter—weiss aus seinem vielen Fleisse und Gelde Nichts zu machen, als immer wieder mehr Geld und immer wieder mehr Fleiss: es gehört eben mehr Genie dazu, auszugeben, als zu erwerben!— Nun, wir werden unsere "Enkel" haben!) Gelingt die Erziehung, so ist jede Tugend des Einzelnen eine öffentliche Nützlichkeit und ein privater Nachtheil im Sinne des höchsten privaten Zieles,—wahrscheinlich irgend eine geistig-sinnliche Verkümmerung oder gar der frühzeitige Untergang: man erwäge der Reihe nach von diesem Gesichtspuncte aus die Tugend des Gehorsams, der Keuschheit, der Pietät, der Gerechtigkeit. Das Lob des Selbstlosen, Aufopfernden, Tugendhaften—also Desjenigen, der nicht seine ganze Kraft und Vernunft auf seine Erhaltung, Entwickelung, Erhebung, Förderung, Macht-Erweiterung verwendet, sondern in Bezug auf sich bescheiden und gedankenlos, vielleicht sogar gleichgültig oder ironisch lebt,—dieses Lob ist jedenfalls nicht aus dem Geiste der Selbstlosigkeit entsprungen! Der "Nächste" lobt die Selbstlosigkeit, weil er durch sie Vortheile hat! Dächte der Nächste selber "selbstlos," so würde er jenen Abbruch an Kraft, jene Schädigung zu seinen Gunsten abweisen, der Entstehung solcher Neigungen entgegenarbeiten und vor Allem seine Selbstlosigkeit eben dadurch bekunden, dass er dieselbe nicht gut nennte!— Hiermit ist der Grundwiderspruch jener Moral angedeutet, welche gerade jetzt sehr in Ehren steht: die Motive zu dieser Moral stehen im Gegensatz zu ihrem Principe! Das, womit sich diese Moral beweisen will, widerlegt sie aus ihrem Kriterium des Moralischen! Der Satz, "du sollst dir selber entsagen und dich zum Opfer bringen" dürfte, um seiner eigenen Moral nicht zuwiderzugehen, nur von einem Wesen decretirt werden, welches damit selber seinem Vortheil entsagte und vielleicht in der verlangten Aufopferung der Einzelnen seinen eigenen Untergang herbeiführte. Sobald aber der Nächste (oder die Gesellschaft) den Altruismus um des Nutzens willen anempfiehlt, wird der gerade entgegengesetzte Satz "du sollst den Vortheil auch auf Unkosten alles Anderen suchen" zur Anwendung gebracht, also in Einem Athem ein "Du sollst" und "Du sollst nicht" gepredigt!
22
L'ordre du jour pour le roi.— Der Tag beginnt: beginnen wir für diesen Tag die Geschäfte und Feste unseres allergnädigsten Herrn zu ordnen, der jetzt noch zu ruhen geruht. Seine Majestät hat heute schlechtes Wetter: wir werden uns hüten, es schlecht zu nennen; man wird nicht vom Wetter reden,—aber wir werden die Geschäfte heute etwas feierlicher und die Feste etwas festlicher nehmen, als sonst nöthig wäre. Seine Majestät wird vielleicht sogar krank sein: wir werden zum Frühstück die letzte gute Neuigkeit vom Abend präsentiren, die Ankunft des Herrn von Montaigne, der so angenehm über seine Krankheit zu scherzen weiss,—er leidet am Stein. Wir werden einige Personen empfangen (Personen!—was würde jener alte aufgeblasene Frosch, der unter ihnen sein wird, sagen, wenn er diess Wort hörte! "Ich bin keine Person, würde er sagen, sondern immer die Sache selber.")—und der Empfang wird länger dauern, als irgend jemandem angenehm ist: Grund genug, von jenem Dichter zu erzählen, der auf seine Thüre schrieb: "wer hier eintritt, wird mir eine Ehre erweisen; wer es nicht thut—ein Vergnügen."— Diess heisst fürwahr eine Unhöflichkeit auf höfliche Manier sagen! Und vielleicht hat dieser Dichter für seinen Theil ganz Recht, unhöflich zu sein: man sagt, dass seine Verse besser seien, als der Verse-Schmied. Nun, so mag er noch viele machen und sich selber möglichst der Welt entziehen: und das ist ja der Sinn seiner artigen Unart! Umgekehrt ist ein Fürst immer mehr werth, als sein "Vers," selbst wenn—doch was machen wir? Wir plaudern, und der ganze Hof meint, wir arbeiteten schon und zerbrächen uns die Köpfe: man sieht kein Licht früher, als das in unserem Fenster brennen.— Horch! War das nicht die Glocke? Zum Teufel! Der Tag und der Tanz beginnt, und wir wissen seine Touren nicht! So müssen wir improvisiren,—alle Welt improvisirt ihren Tag. Machen wir es heute einmal wie alle Welt!— Und damit verschwand mein wunderlicher Morgentraum, wahrscheinlich vor den harten Schlägen der Thurmuhr, die eben mit all der Wichtigkeit, die ihr eigen ist, die fünfte Stunde verkündete. Es scheint mir, dass diessmal der Gott der Träume sich über meine Gewohnheiten lustig machen wollte,—es ist meine Gewohnheit, den Tag so zu beginnen, dass ich ihn für mich zurecht lege und erträglich mache, und es mag sein, dass ich diess öfters zu förmlich und zu prinzenhaft gethan habe.
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Die Anzeichen der Corruption.— Man beachte an jenen von Zeit zu Zeit nothwendigen Zuständen der Gesellschaft, welche mit dem Wort "Corruption" bezeichnet werden, folgende Anzeichen. Sobald irgend wo die Corruption eintritt, nimmt ein bunter Aberglaube überhand und der bisherige Gesammtglaube eines Volkes wird blass und ohnmächtig dagegen: der Aberglaube ist nämlich die Freigeisterei zweiten Ranges,—wer sich ihm ergiebt, wählt gewisse ihm zusagende Formen und Formeln aus und erlaubt sich ein Recht der Wahl. Der Abergläubische ist, im Vergleich mit dem Religiösen, immer viel mehr "Person," als dieser, und eine abergläubische Gesellschaft wird eine solche sein, in der es schon viele Individuen und Lust am Individuellen giebt. Von diesem Standpuncte aus gesehen, erscheint der Aberglaube immer als ein Fortschritt gegen den Glauben und als Zeichen dafür, dass der Intellect unabhängiger wird und sein Recht haben will. Ueber Corruption klagen dann die Verehrer der alten Religion und Religiosität,—sie haben bisher auch den Sprachgebrauch bestimmt und dem Aberglauben eine üble Nachrede selbst bei den freiesten Geistern gemacht. Lernen wir, dass er ein Symptom der Aufklärung ist.— Zweitens beschuldigt man eine Gesellschaft, in der die Corruption Platz greift, der Erschlaffung: und ersichtlich nimmt in ihr die Schätzung des Krieges und die Lust am Kriege ab, und die Bequemlichkeiten des Lebens werden jetzt eben so heiss erstrebt, wie ehedem die kriegerischen und gymnastischen Ehren. Aber man pflegt zu übersehen, dass jene alte Volks-Energie und Volks-Leidenschaft, welche durch den Krieg und die Kampfspiele eine prachtvolle Sichtbarkeit bekam, jetzt sich in unzählige Privat-Leidenschaften umgesetzt hat und nur weniger sichtbar geworden ist; ja, wahrscheinlich ist in Zuständen der "Corruption" die Macht und Gewalt der jetzt verbrauchten Energie eines Volkes grösser, als je, und das Individuum giebt so verschwenderisch davon aus, wie es ehedem nicht konnte,—es war damals noch nicht reich genug dazu! Und so sind es gerade die Zeiten der "Erschlaffung," wo die Tragödie durch die Häuser und Gassen läuft, wo die grosse Liebe und der grosse Hass geboren werden, und die Flamme der Erkenntniss lichterloh zum Himmel aufschlägt.— Drittens pflegt man, gleichsam zur Entschädigung für den Tadel des Aberglaubens und der Erschlaffung, solchen Zeiten der Corruption nachzusagen, dass sie milder seien und dass jetzt die Grausamkeit, gegen die ältere gläubigere und stärkere Zeit gerechnet, sehr in Abnahme komme. Aber auch dem Lobe kann ich nicht beipflichten, ebensowenig als jenem Tadel: nur so viel gebe ich zu, dass jetzt die Grausamkeit sich verfeinert, und dass ihre älteren Formen von nun an wider den Geschmack gehen; aber die Verwundung und Folterung durch Wort und Blick erreicht in Zeiten der Corruption ihre höchste Ausbildung,—jetzt erst wird die Bosheit geschaffen und die Lust an der Bosheit. Die Menschen der Corruption sind witzig und verläumderisch; sie wissen, dass es noch andere Arten des Mordes giebt, als durch Dolch und Ueberfall,—sie wissen auch, dass alles Gutgesagte geglaubt wird.— Viertens: wenn "die Sitten verfallen," so tauchen zuerst jene Wesen auf, welche man Tyrannen nennt: es sind die Vorläufer und gleichsam die frühreifen Erstlinge der Individuen. Noch eine kleine Weile: und diese Frucht der Früchte hängt reif und gelb am Baume eines Volkes,—und nur um dieser Früchte willen gab es diesen Baum! Ist der Verfall auf seine Höhe gekommen und der Kampf aller Art Tyrannen ebenfalls, so kommt dann immer der Cäsar, der Schluss-Tyrann, der dem ermüdeten Ringen um Alleinherrschaft ein Ende macht, indem er die Müdigkeit für sich arbeiten lässt. Zu seiner Zeit ist gewöhnlich das Individuum am reifsten und folglich die "Cultur" am höchsten und fruchtbarsten, aber nicht um seinetwillen und nicht durch ihn: obwohl die höchsten Cultur-Menschen ihrem Cäsar damit zu schmeicheln lieben, dass sie sich als sein Werk ausgeben. Die Wahrheit aber ist, dass sie Ruhe von Aussen nöthig haben, weil sie ihre Unruhe und Arbeit in sich haben. In diesen Zeiten ist die Bestechlichkeit und der Verrath am grössten: denn die Liebe zu dem eben erst entdeckten ego ist jetzt viel mächtiger, als die Liebe zum alten, verbrauchten, todtgeredeten "Vaterlande"; und das Bedürfniss, sich irgendwie gegen die furchtbaren Schwankungen des Glückes sicherzustellen, öffnet auch edlere Hände, sobald ein Mächtiger und Reicher sich bereit zeigt, Gold in sie zu schütten. Es giebt jetzt so wenig sichere Zukunft: da lebt man für heute: ein Zustand der Seele, bei dem alle Verführer ein leichtes Spiel spielen,—man lässt sich nämlich auch nur "für heute" verführen und bestechen und behält sich die Zukunft und die Tugend vor! Die Individuen, diese wahren An- und Für-sich's, sorgen, wie bekannt, mehr für den Augenblick, als ihre Gegensätze, die Heerden-Menschen, weil sie sich selber für ebenso unberechenbar halten wie die Zukunft; ebenso knüpfen sie sich gerne an Gewaltmenschen an, weil sie sich Handlungen und Auskünfte zutrauen, die bei der Menge weder auf Verständniss noch auf Gnade rechnen können,—aber der Tyrann oder Cäsar versteht das Recht des Individuums auch in seiner Ausschreitung und hat ein Interesse daran, einer kühneren Privatmoral das Wort zu reden und selbst die Hand zu bieten. Denn er denkt von sich und will über sich gedacht haben, was Napoleon einmal in seiner classischen Art und Weise ausgesprochen hat: "ich habe das Recht, auf Alles, worüber man gegen mich Klage führt, durch ein ewiges "Das-bin-ich" zu antworten. Ich bin abseits von aller Welt, ich nehme von Niemandem Bedingungen an. Ich will, dass man sich auch meinen Phantasieen unterwerfe und es ganz einfach finde, wenn ich mich diesen oder jenen Zerstreuungen hingebe." So sprach Napoleon einmal zu seiner Gemahlin, als diese Gründe hatte, die eheliche Treue ihres Gatten in Frage zu ziehen.— Die Zeiten der Corruption sind die, in welchen die Aepfel vom Baume fallen: ich meine die Individuen, die Samenträger der Zukunft, die Urheber der geistigen Colonisation und Neubildung von Staats- und Gesellschaftsverbänden. Corruption ist nur ein Schimpfwort für die Herbstzeiten eines Volkes.
24
Verschiedene Unzufriedenheit.— Die schwachen und gleichsam weiblichen Unzufriedenen sind die Erfindsamen für die Verschönerung und Vertiefung des Lebens; die starken Unzufriedenen—die Mannspersonen unter ihnen, im Bilde zu bleiben—für Verbesserung und Sicherung des Lebens. Die Ersteren zeigen darin ihre Schwäche und Weiberart, dass sie sich gerne zeitweilig täuschen lassen und wohl schon mit ein Wenig Rausch und Schwärmerei einmal fürlieb nehmen, aber im Ganzen nie zu befriedigen sind und an der Unheilbarkeit ihrer Unzufriedenheit leiden; überdiess sind sie die Förderer aller Derer, welche opiatische und narkotische Tröstungen zu schaffen wissen, und eben darum jenen gram, die den Arzt höher als den Priester schätzen,—dadurch unterhalten sie die Fortdauer der wirklichen Nothstände! Hätte es nicht seit den Zeiten des Mittelalters eine Ueberzahl von Unzufriedenen dieser Art in Europa gegeben, so würde vielleicht die berühmte europäische Fähigkeit zur beständigen Verwandelung gar nicht entstanden sein: denn die Ansprüche der starken Unzufriedenen sind zu grob und im Grunde zu anspruchslos, um nicht endlich einmal zur Ruhe gebracht werden zu können. China ist das Beispiel eines Landes, wo die Unzufriedenheit im Grossen und die Fähigkeit der Verwandelung seit vielen Jahrhunderten ausgestorben ist; und die Socialisten und Staats-Götzendiener Europa's könnten es mit ihren Maassregeln zur Verbesserung und Sicherung des Lebens auch in Europa leicht zu chinesischen Zuständen und einem chinesischen "Glücke" bringen, vorausgesetzt, dass sie hier zuerst jene kränklichere, zartere, weiblichere, einstweilen noch überreichlich vorhandene Unzufriedenheit und Romantik ausrotten könnten. Europa ist ein Kranker, der seiner Unheilbarkeit und ewigen Verwandelung seines Leidens den höchsten Dank schuldig ist; diese beständigen neuen Lagen, diese ebenso beständigen neuen Gefahren, Schmerzen und Auskunftsmittel haben zuletzt eine intellectuale Reizbarkeit erzeugt, welche beinahe so viel, als Genie, und jedenfalls die Mutter alles Genie's ist.
25
Nicht zur Erkenntniss vorausbestimmt.— Es giebt eine gar nicht seltene blöde Demüthigkeit, mit der behaftet man ein für alle Mal nicht zum Jünger der Erkenntniss taugt. Nämlich: in dem Augenblick, wo ein Mensch dieser Art etwas Auffälliges wahrnimmt, dreht er sich gleichsam auf dem Fusse um und sagt sich: "Du hast dich getäuscht! Wo hast du deine Sinne gehabt! Diess darf nicht die Wahrheit sein!"—und nun, statt noch einmal schärfer hinzusehen und hinzuhören, läuft er wie eingeschüchtert dem auffälligen Dinge aus dem Wege und sucht es sich so schnell wie möglich aus dem Kopfe zu schlagen. Sein innerlicher Kanon nämlich lautet: "Ich will Nichts sehen, was der üblichen Meinung über die Dinge widerspricht! Bin ich dazu gemacht, neue Wahrheiten zu entdecken? Es giebt schon der alten zu viele."
26
Was heisst Leben?— Leben—das heisst: fortwährend Etwas von sich abstossen, das sterben will; Leben—das heisst: grausam und unerbittlich gegen Alles sein, was schwach und alt an uns, und nicht nur an uns, wird. Leben—das heisst also: ohne Pietät gegen Sterbende, Elende und Greise sein? Immerfort Mörder sein?— Und doch hat der alte Moses gesagt: Du sollst nicht tödten!
27
Der Entsagende.— Was thut der Entsagende? Er strebt nach einer höheren Welt, er will weiter und ferner und höher fliegen, als alle Menschen der Bejahung,—er wirft Vieles weg, was seinen Flug beschweren würde, und Manches darunter, was ihm nicht unwerth, nicht unliebsam ist: er opfert es seiner Begierde zur Höhe. Dieses Opfern, dieses Wegwerfen ist nun gerade Das, was allein sichtbar an ihm wird: darnach giebt man ihm den Namen des Entsagenden, und als dieser steht er vor uns, eingehüllt in seine Kapuze und wie die Seele eines härenen Hemdes. Mit diesem Effecte, den er auf uns macht, ist er aber wohl zufrieden: er will vor uns seine Begierde, seinen Stolz, seine Absicht, über uns hinauszufliegen, verborgen halten.— ja! Er ist klüger, als wir dachten, und so höflich gegen uns—dieser Bejahende! Denn das ist er gleich uns, auch indem er entsagt.
28
Mit seinem Besten schaden.— Unsere Stärken treiben uns mitunter so weit vor, dass wir unsere Schwächen nicht mehr aushalten können und an ihnen zu Grunde gehen: wir sehen auch wohl diesen Ausgang voraus und wollen es trotzdem nicht anders. Da werden wir hart gegen Das an uns, was geschont sein will, und unsere Grösse ist auch unsere Unbarmherzigkeit.— Ein solches Erlebniss, das wir zuletzt mit dem Leben bezahlen müssen, ist ein Gleichniss für das gesammte Wirken grosser Menschen auf Andere und auf ihre Zeit:—gerade mit ihrem Besten, mit dem, was nur sie können, richten sie viele Schwache, Unsichere, Werdende, Wollende zu Grunde, und sind hierdurch schädlich. Ja es kann der Fall vorkommen, dass sie, im Ganzen gerechnet, nur schaden, weil ihr Bestes allein von Solchen angenommen und gleichsam aufgetrunken wird, welche an ihm, wie an einem zu starken Getränke, ihren Verstand und ihre Selbstsucht verlieren: sie werden so berauscht, dass sie ihre Glieder auf allen den Irrwegen brechen müssen, wohin sie der Rausch treibt.
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Die Hinzu-Lügner.— Als man in Frankreich die Einheiten des Aristoteles zu bekämpfen und folglich auch zu vertheidigen anfieng, da war es wieder einmal zu sehen, was so oft zu sehen ist, aber so ungern gesehen wird:—man log sich Gründe vor, um derenthalben jene Gesetze bestehen sollten, blos um sich nicht einzugestehen, dass man sich an die Herrschaft dieser Gesetze gewöhnt habe und es nicht mehr anders haben wolle. Und so macht man es innerhalb jeder herrschenden Moral und Religion und hat es von jeher gemacht: die Gründe und die Absichten hinter der Gewohnheit werden immer zu ihr erst hinzugelogen, wenn Einige anfangen, die Gewohnheit zu bestreiten und nach Gründen und Absichten zu fragen. Hier steckt die grosse Unehrlichkeit der Conservativen aller Zeiten:—es sind die Hinzu-Lügner.
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Komödienspiel der Berühmten.— Berühmte Männer, welche ihren Ruhm nöthig haben, wie zum Beispiel alle Politiker, wählen ihre Verbündeten und Freunde nie mehr ohne Hintergedanken: von diesem wollen sie ein Stück Glanz und Abglanz seiner Tugend, von jenem das Furchteinflössende gewisser bedenklicher Eigenschaften, die Jedermann an ihm kennt, einem andern stehlen sie den Ruf seines Müssigganges, seines In-der-Sonne-liegens, weil es ihren eigenen Zwecken frommt, zeitweilig für unachtsam und träge zu gelten:—es verdeckt, dass sie auf der Lauer liegen; bald brauchen sie den Phantasten, bald den Kenner, bald den Grübler, bald den Pedanten in ihrer Nähe und gleichsam als ihr gegenwärtiges Selbst, aber eben so bald brauchen sie dieselben nicht mehr! Und so sterben fortwährend ihre Umgebungen und Aussenseiten ab, während Alles sich in diese Umgebung zu drängen scheint und zu ihrem "Charakter" werden will: darin gleichen sie den grossen Städten. Ihr Ruf ist fortwährend im Wandel wie ihr Charakter, denn ihre wechselnden Mittel verlangen diesen Wechsel, und schieben bald diese, bald jene wirkliche oder erdichtete Eigenschaft hervor und auf die Bühne hinaus: ihre Freunde und Verbündeten gehören, wie gesagt, zu diesen Bühnen-Eigenschaften. Dagegen muss Das, was sie wollen, um so mehr fest und ehern und weithin glänzend stehen bleiben,—und auch diess hat bisweilen seine Komödie und sein Bühnenspiel nöthig.
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Handel und Adel.— Kaufen und verkaufen gilt jetzt als gemein, wie die Kunst des Lesens und Schreibens; Jeder ist jetzt darin eingeübt, selbst wenn er kein Handelsmann ist, und übt sich noch an jedem Tage in dieser Technik: ganz wie ehemals, im Zeitalter der wilderen Menschheit, Jedermann Jäger war und sich Tag für Tag in der Technik der Jagd übte. Damals war die Jagd gemein: aber wie diese endlich ein Privilegium der Mächtigen und Vornehmen wurde und damit den Charakter der Alltäglichkeit und Gemeinheit verlor—dadurch, dass sie aufhörte nothwendig zu sein und eine Sache der Laune und des Luxus wurde:—so könnte es irgendwann einmal mit dem Kaufen und Verkaufen werden. Es sind Zustände der Gesellschaft denkbar, wo nicht verkauft und gekauft wird und wo die Nothwendigkeit dieser Technik allmählich ganz verloren geht: vielleicht, dass dann Einzelne, welche dem Gesetze des allgemeinen Zustandes weniger unterworfen sind, sich dann das Kaufen und Verkaufen wie einen Luxus der Empfindung erlauben. Dann erst bekäme der Handel Vornehmheit, und die Adeligen würden sich dann vielleicht ebenso gern mit dem Handel abgeben, wie bisher mit dem Kriege und der Politik: während umgekehrt die Schätzung der Politik sich dann völlig geändert haben könnte. Schon jetzt hört sie auf, das Handwerk des Edelmannes zu sein: und es wäre möglich, dass man sie eines Tages so gemein fände, um sie, gleich aller Partei- und Tageslitteratur, unter die Rubrik "Prostitution des Geistes" zu bringen.
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Unerwünschte Jünger.— Was soll ich mit diesen beiden Jünglingen machen! rief mit Unmuth ein Philosoph, welcher die Jugend "verdarb," wie Sokrates sie einst verdorben hat,—es sind mir unwillkommene Schüler. Der da kann nicht Nein sagen und jener sagt zu Allem: "Halb und halb." Gesetzt, sie ergriffen meine Lehre, so würde der Erstere zu viel leiden, denn meine Denkweise erfordert eine kriegerische Seele, ein Wehethun-Wollen, eine Lust am Neinsagen, eine harte Haut,—er würde an offenen und inneren Wunden dahin siechen. Und der Andere wird sich aus jeder Sache, die er vertritt, eine Mittelmässigkeit zurecht machen und sie dergestalt zur Mittelmässigkeit machen,—einen solchen Jünger wünsche ich meinem Feinde.
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Ausserhalb des Hörsaales.— "Um Ihnen zu beweisen, dass der Mensch im Grunde zu den gutartigen Thieren gehört, würde ich Sie daran erinnern, wie leichtgläubig er so lange gewesen ist. Jetzt erst ist er, ganz spät und nach ungeheurer Selbstüberwindung, ein misstrauisches Thier geworden,—ja! der Mensch ist jetzt böser als je."— Ich verstehe diess nicht: warum sollte der Mensch jetzt misstrauischer und böser sein?—"Weil er jetzt eine Wissenschaft hat,—nöthig hat!" —
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Historia abscondita.— Jeder grosse Mensch hat eine rückwirkende Kraft: alle Geschichte wird um seinetwillen wieder auf die Wage gestellt, und tausend Geheimnisse der Vergangenheit kriechen aus ihren Schlupfwinkeln—hinein in seine Sonne. Es ist gar nicht abzusehen, was Alles einmal noch Geschichte sein wird. Die Vergangenheit ist vielleicht immer noch wesentlich unentdeckt! Es bedarf noch so vieler rückwirkender Kräfte!
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Ketzerei und Hexerei.— Anders denken, als Sitte ist—das ist lange nicht so sehr die Wirkung eines besseren Intellectes, als die Wirkung starker, böser Neigungen, loslösender, isolirender, trotziger, schadenfroher, hämischer Neigungen. Die Ketzerei ist das Seitenstück zur Hexerei und gewiss ebensowenig, als diese, etwas Harmloses oder gar an sich selber Verehrungswürdiges. Die Ketzer und die Hexen sind zwei Gattungen böser Menschen: gemeinsam ist ihnen, dass sie sich auch als böse fühlen, dass aber ihre unbezwingliche Lust ist, an dem, was herrscht (Menschen oder Meinungen), sich schädigend auszulassen. Die Reformation, eine Art Verdoppelung des mittelalterlichen Geistes, zu einer Zeit, als er bereits das gute Gewissen nicht mehr bei sich hatte, brachte sie beide in grösster Fülle hervor.
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Letzte Worte.— Man wird sich erinnern, dass der Kaiser Augustus, jener fürchterliche Mensch, der sich ebenso in der Gewalt hatte und der ebenso schweigen konnte wie irgend ein weiser Sokrates, mit seinem letzten Worte indiscret gegen sich selber wurde: er liess zum ersten Male seine Maske fallen, als er zu verstehen gab, dass er eine Maske getragen und eine Komödie gespielt habe,—er hatte den Vater des Vaterlandes und die Weisheit auf dem Throne gespielt, gut bis zur Illusion! Plaudite amici, comoedia finita est!— Der Gedanke des sterbenden Nero: qualis artifex pereo! war auch der Gedanke des sterbenden Augustus: Histrionen-Eitelkeit! Histrionen-Schwatzhaftigkeit! Und recht das Gegenstück zum sterbenden Sokrates!— Aber Tiberius starb schweigsam, dieser gequälteste aller Selbstquäler,—der war ächt und kein Schauspieler! Was mag dem wohl zuletzt durch den Kopf gegangen sein! Vielleicht diess: "Das Leben—das ist ein langer Tod. Ich Narr, der ich so Vielen das Leben verkürzte! War ich dazu gemacht, ein Wohltäter zu sein? Ich hätte ihnen das ewige Leben geben sollen: so hätte ich sie ewig sterben sehen können. Dafür hatte ich ja so gute Augen: qualis spectator pereo!" Als er nach einem langen Todeskampfe doch wieder zu Kräften zu kommen schien, hielt man es für rathsam, ihn mit Bettkissen zu ersticken,—er starb eines doppelten Todes.
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Aus drei Irrthümern.— Man hat in den letzten Jahrhunderten die Wissenschaft gefördert, theils weil man mit ihr und durch sie Gottes Güte und Weisheit am besten zu verstehen hoffte—das Hauptmotiv in der Seele der grossen Engländer (wie Newton)—, theils weil man an die absolute Nützlichkeit der Erkenntniss glaubte, namentlich an den innersten Verband von Moral, Wissen und Glück—das Hauptmotiv in der Seele der grossen Franzosen (wie Voltaire)—, theils weil man in der Wissenschaft etwas Selbstloses, Harmloses, Sichselber-Genügendes, wahrhaft Unschuldiges zu haben und zu lieben meinte, an dem die bösen Triebe des Menschen überhaupt nicht betheiligt seien—das Hauptmotiv in der Seele Spinoza's, der sich als Erkennender göttlich fühlte:—also aus drei Irrthümern.
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Die Explosiven.— Erwägt man, wie explosionsbedürftig die Kraft junger Männer daliegt, so wundert man sich nicht, sie so unfein und so wenig wählerisch sich für diese oder jene Sache entscheiden zu sehen: Das, was sie reizt, ist der Anblick des Eifers, der um eine Sache ist, und gleichsam der Anblick der brennenden Lunte,—nicht die Sache selber. Die feineren Verführer verstehen sich desshalb darauf, ihnen die Explosion in Aussicht zu stellen und von der Begründung ihrer Sache abzusehen: mit Gründen gewinnt man diese Pulverfässer nicht!
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Veränderter Geschmack.— Die Veränderung des allgemeinen Geschmackes ist wichtiger, als die der Meinungen; Meinungen mit allen Beweisen, Widerlegungen und der ganzen intellectuellen Maskerade sind nur Symptome des veränderten Geschmacks und ganz gewiss gerade Das nicht, wofür man sie noch so häufig anspricht, dessen Ursachen. Wie verändert sich der allgemeine Geschmack? Dadurch, dass Einzelne, Mächtige, Einflussreiche ohne Schamgefühl ihr hoc est ridiculum, hoc est absurdum, also das Urtheil ihres Geschmacks und Ekels, aussprechen und tyrannisch durchsetzen.— —sie legen damit Vielen einen Zwang auf, aus dem allmählich eine Gewöhnung noch Mehrerer und zuletzt ein Bedürfniss Aller wird. Dass diese Einzelnen aber anders empfinden und "schmecken," das hat gewöhnlich seinen Grund in einer Absonderlichkeit ihrer Lebensweise, Ernährung, Verdauung, vielleicht in einem Mehr oder Weniger der anorganischen Salze in ihrem Blute und Gehirn, kurz in der Physis: sie haben aber den Muth, sich zu ihrer Physis zu bekennen und deren Forderungen noch in ihren feinsten Tönen Gehör zu schenken: ihre ästhetischen und moralischen Urtheile sind solche "feinste Töne" der Physis.
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Vom Mangel der vornehmen Form.— Soldaten und Führer haben immer noch ein viel höheres Verhalten zu einander, als Arbeiter und Arbeitgeber. Einstweilen wenigstens steht alle militärisch begründete Cultur noch hoch über aller sogenannten industriellen Cultur: letztere in ihrer jetzigen Gestalt ist überhaupt die gemeinste Daseinsform, die es bisher gegeben hat. Hier wirkt einfach das Gesetz der Noth: man will leben und muss sich verkaufen, aber man verachtet Den, der diese Noth ausnützt und sich den Arbeiter kauft. Es ist seltsam, dass die Unterwerfung unter mächtige, furchterregende, ja schreckliche Personen, unter Tyrannen und Heerführer, bei Weitem nicht so peinlich empfunden wird, als diese Unterwerfung unter unbekannte und uninteressante Personen, wie es alle Grössen der Industrie sind: in dem Arbeitgeber sieht der Arbeiter gewöhnlich nur einen listigen, aussaugenden, auf alle Noth speculirenden Hund von Menschen, dessen Name, Gestalt, Sitte und Ruf ihm ganz gleichgültig sind. Den Fabricanten und Gross-Unternehmern des Handels fehlten bisher wahrscheinlich allzusehr alle jene Formen und Abzeichen der höheren Rasse, welche erst die Personen interessant werden lassen; hätten sie die Vornehmheit des Geburts-Adels im Blick und in der Gebärde, so gäbe es vielleicht keinen Socialismus der Massen. Denn diese sind im Grunde bereit zur Sclaverei jeder Art, vorausgesetzt, dass der Höhere über ihnen sich beständig als höher, als zum Befehlen geboren legitimirt—durch die vornehme Form! Der gemeinste Mann fühlt, dass die Vornehmheit nicht zu improvisiren ist und dass er in ihr die Frucht langer Zeiten zu ehren hat,—aber die Abwesenheit der höheren Form und die berüchtigte Fabricanten-Vulgarität mit rothen, feisten Händen, bringen ihn auf den Gedanken, dass nur Zufall und Glück hier den Einen über den Andern erhoben habe: wohlan, so schliesst er bei sich, versuchen wir einmal den Zufall und das Glück! Werfen wir einmal die Würfel!—und der Socialismus beginnt.
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Gegen die Reue.— Der Denker sieht in seinen eigenen Handlungen Versuche und Fragen, irgend worüber Aufschluss zu erhalten: Erfolg und Misserfolg sind ihm zu allererst Antworten. Sich aber darüber, dass Etwas missräth, ärgern oder gar Reue empfinden—das überlässt er Denen, welche handeln, weil es ihnen befohlen wird, und welche Prügel zu erwarten haben, wenn der gnädige Herr mit dem Erfolg nicht zufrieden ist.
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Arbeit und Langeweile.— Sich Arbeit suchen um des Lohnes willen—darin sind sich in den Ländern der Civilisation jetzt fast alle Menschen gleich; ihnen allen ist Arbeit ein Mittel, und nicht selber das Ziel; wesshalb sie in der Wahl der Arbeit wenig fein sind, vorausgesetzt, dass sie einen reichlichen Gewinn abwirft. Nun giebt es seltenere Menschen, welche lieber zu Grunde gehen wollen, als ohne Lust an der Arbeit arbeiten: jene Wählerischen, schwer zu Befriedigenden, denen mit einem reichlichen Gewinn nicht gedient wird, wenn die Arbeit nicht selber der Gewinn aller Gewinne ist. Zu dieser seltenen Gattung von Menschen gehören die Künstler und Contemplativen aller Art, aber auch schon jene Müssiggänger, die ihr Leben auf der Jagd, auf Reisen oder in Liebeshändeln und Abenteuern zubringen. Alle diese wollen Arbeit und Noth, sofern sie mit Lust verbunden ist, und die schwerste, härteste Arbeit, wenn es sein muss. Sonst aber sind sie von einer entschlossenen Trägheit, sei es selbst, dass Verarmung, Unehre, Gefahr der Gesundheit und des Lebens an diese Trägheit geknüpft sein sollte. Sie fürchten die Langeweile nicht so sehr, als die Arbeit ohne Lust: ja, sie haben viel Langeweile nöthig, wenn ihnen ihre Arbeit gelingen soll. Für den Denker und für alle erfindsamen Geister ist Langeweile jene unangenehme "Windstille" der Seele, welche der glücklichen Fahrt und den lustigen Winden vorangeht; er muss sie ertragen, muss ihre Wirkung bei sich abwarten:—das gerade ist es, was die geringeren Naturen durchaus nicht von sich erlangen können! Langeweile auf jede Weise von sich scheuchen ist gemein: wie arbeiten ohne Lust gemein ist. Es zeichnet vielleicht die Asiaten vor den Europäern aus, dass sie einer längeren, tieferen Ruhe fähig sind, als diese; selbst ihre Narcotica wirken langsam und verlangen Geduld, im Gegensatz zu der widrigen Plötzlichkeit des europäischen Giftes, des Alkohols.
43
Was die Gesetze verrathen.— Man vergreift sich sehr, wenn man die Strafgesetze eines Volkes studirt, als ob sie ein Ausdruck seines Charakters wären; die Gesetze verrathen nicht Das, was ein Volk ist, sondern Das, was ihm fremd, seltsam, ungeheuerlich, ausländisch erscheint. Die Gesetze beziehen sich auf die Ausnahmen der Sittlichkeit der Sitte; und die härtesten Strafen treffen Das, was der Sitte des Nachbarvolkes gemäss ist. So giebt es bei den Wahabiten nur zwei Todsünden: einen anderen Gott haben als den Wahabiten-Gott und—rauchen (es wird bei ihnen bezeichnet als "die schmachvolle Art des Trinkens"). "Und wie steht es mit Mord und Ehebruch?"—fragte erstaunt der Engländer, der diese Dinge erfuhr. "Nun, Gott ist gnädig und barmherzig!"—sagte der alte Häuptling.— So gab es bei den alten Römern die Vorstellung, dass ein Weib sich nur auf zweierlei Art tödtlich versündigen könne: einmal durch Ehebruch, sodann—durch Weintrinken. Der alte Cato meinte, man habe das Küssen unter Verwandten nur desshalb zur Sitte gemacht, um die Weiber in diesem Puncte unter Controle zu halten; ein Kuss bedeute: riecht sie nach Wein? Man hat wirklich Frauen, die beim Weine ertappt wurden, mit dem Tode gestraft: und gewiss nicht nur, weil die Weiber mitunter unter der Einwirkung des Weines alles Nein-Sagen verlernen; die Römer fürchteten vor Allem das orgiastische und dionysische Wesen, von dem die Weiber des europäischen Südens damals, als der Wein noch neu in Europa war, von Zeit zu Zeit heimgesucht wurden, als eine ungeheuerliche Ausländerei, welche den Grund der römischen Empfindung umwarf; es war ihnen wie ein Verrath an Rom, wie die Einverleibung des Auslandes.
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Die geglaubten Motive.— So wichtig es sein mag, die Motive zu wissen, nach denen wirklich die Menschheit bisher gehandelt hat: vielleicht ist der Glaube an diese oder jene Motive, also Das, was die Menschheit sich selber als die eigentlichen Hebel ihres Thuns bisher untergeschoben und eingebildet hat, etwas noch Wesentlicheres für den Erkennenden. Das innere Glück und Elend der Menschen ist ihnen nämlich je nach ihrem Glauben an diese oder jene Motive zu Theil geworden,—nicht aber durch Das, was wirklich Motiv war! Alles diess Letztere hat ein Interesse zweiten Ranges.
45
Epikur.— Ja, ich bin stolz darauf, den Charakter Epikur's anders zu empfinden, als irgend Jemand vielleicht, und bei Allem, was ich von ihm höre und lese, das Glück des Nachmittags des Alterthums zu geniessen:—ich sehe sein Auge auf ein weites weissliches Meer blicken, über Uferfelsen hin, auf denen die Sonne liegt, während grosses und kleines Gethier in ihrem Lichte spielt, sicher und ruhig wie diess Licht und jenes Auge selber. Solch ein Glück hat nur ein fortwährend Leidender erfinden können, das Glück eines Auges, vor dem das Meer des Daseins stille geworden ist, und das nun an seiner Oberfläche und an dieser bunten, zarten, schaudernden Meeres-Haut sich nicht mehr satt sehen kann: es gab nie zuvor eine solche Bescheidenheit der Wollust.
46
Unser Erstaunen.— Es liegt ein tiefes und gründliches Glück darin, dass die Wissenschaft Dinge ermittelt, die Stand halten und die immer wieder den Grund zu neuen Ermittelungen abgeben:—es könnte ja anders sein! Ja, wir sind so sehr von all der Unsicherheit und Phantasterei unserer Urtheile und von dem ewigen Wandel aller menschlichen Gesetze und Begriffe überzeugt, dass es uns eigentlich ein Erstaunen macht, wie sehr die Ergebnisse der Wissenschaft Stand halten! Früher wusste man Nichts von dieser Wandelbarkeit alles Menschlichen, die Sitte der Sittlichkeit hielt den Glauben aufrecht, dass das ganze innere Leben des Menschen mit ewigen Klammern an die eherne Nothwendigkeit geheftet sei: vielleicht empfand man damals eine ähnliche Wollust des Erstaunens, wenn man sich Märchen und Feengeschichten erzählen liess. Das Wunderbare that jenen Menschen so wohl, die der Regel und der Ewigkeit mitunter wohl müde werden mochten. Einmal den Boden verlieren! Schweben! Irren! Toll sein!—das gehörte zum Paradies und zur Schwelgerei früherer Zeiten: während unsere Glückseligkeit der des Schiffbrüchigen gleicht, der an's Land gestiegen ist und mit beiden Füssen sich auf die alte feste Erde stellt—staunend, dass sie nicht schwankt.
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Von der Unterdrückung der Leidenschaften.— Wenn man sich anhaltend den Ausdruck der Leidenschaften verbietet, wie als etwas den "Gemeinen," den gröberen, bürgerlichen, bäuerlichen Naturen zu Ueberlassendes,—also nicht die Leidenschaften selber unterdrücken will, sondern nur ihre Sprache und Gebärde: so erreicht man nichtsdestoweniger eben Das mit, was man nicht will: die Unterdrückung der Leidenschaften selber, mindestens ihre Schwächung und Veränderung:—wie diess zum belehrendsten Beispiele der Hof Ludwig's des Vierzehnten und Alles, was von ihm abhängig war, erlebt hat. Das Zeitalter darauf, erzogen in der Unterdrückung des Ausdrucks, hatte die Leidenschaften selber nicht mehr und ein anmuthiges, flaches, spielendes Wesen an ihrer Stelle,—ein Zeitalter, das mit der Unfähigkeit behaftet war, unartig zu sein: sodass selbst eine Beleidigung nicht anders als mit verbindlichen Worten angenommen und zurückgegeben wurde. Vielleicht giebt unsere Gegenwart das merkwürdigste Gegenstück dazu ab: ich sehe überall, im Leben und auf dem Theater, und nicht am wenigsten in Allem, was geschrieben wird, das Wohlbehagen an allen gröberen Ausbrüchen und Gebärden der Leidenschaft: es wird jetzt eine gewisse Convention der Leidenschaftlichkeit verlangt,—nur nicht die Leidenschaft selber! Trotzdem wird man sie damit zuletzt erreichen, und unsere Nachkommen werden eine ächte Wildheit haben und nicht nur eine Wildheit und Ungebärdigkeit der Formen.
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Kenntniss der Noth.— Vielleicht werden die Menschen und Zeiten durch Nichts so sehr von einander geschieden, als durch den verschiedenen Grad von Kenntniss der Noth, den sie haben: Noth der Seele wie des Leibes. In Bezug auf letztere sind wir jetzigen vielleicht allesammt, trotz unserer Gebrechen und Gebrechlichkeiten, aus Mangel an reicher Selbst-Erfahrung Stümper und Phantasten zugleich: im Vergleich zu einem Zeitalter der Furcht—dem längsten aller Zeitalter—, wo der Einzelne sich selber gegen Gewalt zu schützen hatte und um dieses Zieles willen selber Gewaltmensch sein musste. Damals machte ein Mann seine reiche Schule körperlicher Qualen und Entbehrungen durch und begriff selbst in einer gewissen Grausamkeit gegen sich, in einer freiwilligen Uebung des Schmerzes, ein ihm nothwendiges Mittel seiner Erhaltung; damals erzog man seine Umgebung zum Ertragen des Schmerzes, damals fügte man gern Schmerz zu und sah das Furchtbarste dieser Art über Andere ergehen, ohne ein anderes Gefühl, als das der eigenen Sicherheit. Was die Noth der Seele aber betrifft, so sehe ich mir jetzt jeden Menschen darauf an, ob er sie aus Erfahrung oder Beschreibung kennt; ob er diese Kenntniss zu heucheln doch noch für nöthig hält, etwa als ein Zeichen der feineren Bildung, oder ob er überhaupt an grosse Seelenschmerzen im Grunde seiner Seele nicht glaubt und es ihm bei Nennung derselben ähnlich ergeht, wie bei Nennung grosser körperlicher Erduldungen: wobei ihm seine Zahn- und Magenschmerzen einfallen. So aber scheint es mir bei den Meisten jetzt zu stehen. Aus der allgemeinen Ungeübtheit im Schmerz beiderlei Gestalt und einer gewissen Seltenheit des Anblicks eines Leidenden ergiebt sich nun eine wichtige Folge: man hasst jetzt den Schmerz viel mehr, als frühere Menschen, und redet ihm viel übler nach als je, ja, man findet schon das Vorhandensein des Schmerzes als eines Gedankens kaum erträglich und macht dem gesammten Dasein eine Gewissenssache und einen Vorwurf daraus. Das Auftauchen pessimistischer Philosophien ist durchaus nicht das Merkmal grosser, furchtbarer Nothstände; sondern diese Fragezeichen am Werthe alles Lebens werden in Zeiten gemacht, wo die Verfeinerung und Erleichterung des Daseins bereits die unvermeidlichen Mückenstiche der Seele und des Leibes als gar zu blutig und bösartig befindet und in der Armuth an wirklichen Schmerz-Erfahrungen am liebsten schon quälende allgemeine Vorstellungen als das Leid höchster Gattung erscheinen lassen möchte.— Es gäbe schon ein Recept gegen pessimistische Philosophien und die übergrosse Empfindlichkeit, welche mir die eigentliche "Noth der Gegenwart" zu sein scheint:—aber vielleicht klingt diess Recept schon zu grausam und würde selber unter die Anzeichen gerechnet werden, auf Grund deren hin man jetzt urtheilt: "Das Dasein ist etwas Böses." Nun! Das Recept gegen "die Noth" lautet: Noth.
49
Grossmuth und Verwandtes.— Jene paradoxen Erscheinungen, wie die plötzliche Kälte im Benehmen des Gemüthsmenschen, wie der Humor des Melancholikers, wie vor Allem die Grossmuth, als eine plötzliche Verzichtleistung auf Rache oder Befriedigung des Neides—treten an Menschen auf, in denen eine mächtige innere Schleuderkraft ist, an Menschen der plötzlichen Sättigung und des plötzlichen Ekels. Ihre Befriedigungen sind so schnell und so stark, dass diesen sofort Ueberdruss und Widerwille und eine Flucht in den entgegengesetzten Geschmack auf dem Fusse folgt: in diesem Gegensatze löst sich der Krampf der Empfindung aus, bei Diesem durch plötzliche Kälte, bei jenem durch Gelächter, bei einem Dritten durch Thränen und Selbstaufopferung. Mir erscheint der Grossmüthige—wenigstens jene Art des Grossmüthigen, die immer am meisten Eindruck gemacht hat—als ein Mensch des äussersten Rachedurstes, dem eine Befriedigung sich in der Nähe zeigt und der sie so reichlich, gründlich und bis zum letzten Tropfen schon in der Vorstellung austrinkt, dass ein ungeheurer schneller Ekel dieser schnellen Ausschweifung folgt,—er erhebt sich nunmehr "über sich," wie man sagt, und verzeiht seinem Feinde, ja segnet und ehrt ihn. Mit dieser Vergewaltigung seiner selber, mit dieser Verhöhnung seines eben noch so mächtigen Rachetriebes giebt er aber nur dem neuen Triebe nach, der eben jetzt in ihm mächtig geworden ist (dem Ekel), und thut diess ebenso ungeduldig und ausschweifend wie er kurz vorher die Freude an der Rache mit der Phantasie vorwegnahm und gleichsam ausschöpfte. Es ist in der Grossmuth der selbe Grad von Egoismus wie in der Rache, aber eine andere Qualität des Egoismus.
50
Das Argument der Vereinsamung.— Der Vorwurf des Gewissens ist auch beim Gewissenhaftesten schwach gegen das Gefühl: "Diess und jenes ist wider die gute Sitte deiner Gesellschaft." Ein kalter Blick, ein verzogener Mund von Seiten Derer, unter denen und für die man erzogen ist, wird auch vom Stärksten noch gefürchtet. Was wird da eigentlich gefürchtet? Die Vereinsamung! als das Argument, welches auch die besten Argumente für eine Person oder Sache niederschlägt!— So redet der Heerden-Instinct aus uns.
51
Wahrheitssinn.— Ich lobe mir eine jede Skepsis, auf welche mir erlaubt ist zu antworten: "Versuchen wir's!" Aber ich mag von allen Dingen und allen Fragen, welche das Experiment nicht zulassen, Nichts mehr hören. Diess ist die Grenze meines "Wahrheitssinnes": denn dort hat die Tapferkeit ihr Recht verloren.
52
Was Andere von uns wissen.— Das, was wir von uns selber wissen und im Gedächtniss haben, ist für das Glück unseres Lebens nicht so entscheidend, wie man glaubt. Eines Tages stürzt Das, was Andere von uns wissen (oder zu wissen meinen) über uns her—und jetzt erkennen wir, dass es das Mächtigere ist. Man wird mit seinem schlechten Gewissen leichter fertig, als mit seinem schlechten Rufe.
53
Wo das Gute beginnt.— Wo die geringe Sehkraft des Auges den bösen Trieb wegen seiner Verfeinerung nicht mehr als solchen zu sehen vermag, da setzt der Mensch das Reich des Guten an, und die Empfindung, nunmehr in's Reich des Guten übergetreten zu sein, bringt alle die Triebe in Miterregung, welche durch die bösen Triebe bedroht und eingeschränkt waren, wie das Gefühl der Sicherheit, des Behagens, des Wohlwollens. Also: je stumpfer das Auge, desto weiter reicht das Gute! Daher die ewige Heiterkeit des Volkes und der Kinder! Daher die Düsterkeit und der dem schlechten Gewissen verwandte Gram der grossen Denker!
54
Das Bewusstsein vom Scheine.— Wie wundervoll und neu und zugleich wie schauerlich und ironisch fühle ich mich mit meiner Erkenntniss zum gesammten Dasein gestellt! Ich habe für mich entdeckt, dass die alte Mensch- und Thierheit, ja die gesammte Urzeit und Vergangenheit alles empfindenden Seins in mir fortdichtet, fortliebt, forthasst, fortschliesst,—ich bin plötzlich mitten in diesem Traume erwacht, aber nur zum Bewusstsein, dass ich eben träume und dass ich weiterträumen muss, um nicht zu Grunde zu gehen: wie der Nachtwandler weiterträumen muss, um nicht hinabzustürzen. Was ist mir jetzt "Schein"! Wahrlich nicht der Gegensatz irgend eines Wesens,—was weiss ich von irgend welchem Wesen auszusagen, als eben nur die Prädicate seines Scheines! Wahrlich nicht eine todte Maske, die man einem unbekannten X aufsetzen und auch wohl abnehmen könnte! Schein ist für mich das Wirkende und Lebende selber, das soweit in seiner Selbstverspottung geht, mich fühlen zu lassen, dass hier Schein und Irrlicht und Geistertanz und nichts Mehr ist,—dass unter allen diesen Träumenden auch ich, der "Erkennende," meinen Tanz tanze, dass der Erkennende ein Mittel ist, den irdischen Tanz in die Länge zu ziehen und insofern zu den Festordnern des Daseins gehört, und dass die erhabene Consequenz und Verbundenheit aller Erkenntnisse vielleicht das höchste Mittel ist und sein wird, die Allgemeinheit der Träumerei und die Allverständlichkeit aller dieser Träumenden unter einander und eben damit die Dauer des Traumes aufrecht zu erhalten.
55
Der letzte Edelsinn.— Was macht denn "edel"? Gewiss nicht, dass man Opfer bringt; auch der rasend Wolllüstige bringt Opfer. Gewiss nicht, dass man überhaupt einer Leidenschaft folgt; es giebt verächtliche Leidenschaften. Gewiss nicht, dass man für Andere Etwas thut und ohne Selbstsucht: vielleicht ist die Consequenz der Selbstsucht gerade bei dem Edelsten am grössten.— Sondern dass die Leidenschaft, die den Edeln befällt, eine Sonderheit ist, ohne dass er um diese Sonderheit weiss: der Gebrauch eines seltenen und singulären Maassstabes und beinahe eine Verrücktheit: das Gefühl der Hitze in Dingen, welche sich für alle Anderen kalt anfühlen: ein Errathen von Werthen, für die die Wage noch nicht erfunden ist: ein Opferbringen auf Altären, die einem unbekannten Gotte geweiht sind: eine Tapferkeit ohne den Willen zur Ehre: eine Selbstgenügsamkeit, welche Ueberfluss hat und an Menschen und Dinge mittheilt. Bisher war es also das Seltene und die Unwissenheit um diess Seltensein, was edel machte. Dabei erwäge man aber, dass durch diese Richtschnur alles Gewöhnte, Nächste und Unentbehrliche, kurz, das am meisten Arterhaltende, und überhaupt die Regel in der bisherigen Menschheit, unbillig beurtheilt und im Ganzen verleumdet worden ist, zu Gunsten der Ausnahmen. Der Anwalt der Regel werden—das könnte vielleicht die letzte Form und Feinheit sein, in welcher der Edelsinn auf Erden sich offenbart.
56
Die Begierde nach Leiden.— Denke ich an die Begierde, Etwas zu thun, wie sie die Millionen junger Europäer fortwährend kitzelt und stachelt, welche alle die Langeweile und sich selber nicht ertragen können,—so begreife ich, dass in ihnen eine Begierde, Etwas zu leiden, sein muss, um aus ihrem Leiden einen probablen Grund zum Thun, zur That herzunehmen. Noth ist nöthig! Daher das Geschrei der Politiker, daher die vielen falschen, erdichteten, übertriebenen "Nothstände" aller möglichen Classen und die blinde Bereitwilligkeit, an sie zu glauben. Diese junge Welt verlangt, von Aussen her solle—nicht etwa das Glück—sondern das Unglück kommen oder sichtbar werden; und ihre Phantasie ist schon voraus geschäftig, ein Ungeheuer daraus zu formen, damit sie nachher mit einem Ungeheuer kämpfen könne. Fühlten diese Nothsüchtigen in sich die Kraft, von Innen her sich selber wohlzuthun, sich selber Etwas anzuthun, so würden sie auch verstehen, von Innen her sich eine eigene, selbsteigene Noth zu schaffen. Ihre Erfindungen könnten dann feiner sein und ihre Befriedigungen könnten wie gute Musik klingen: während sie jetzt die Welt mit ihrem Nothgeschrei und folglich gar zu oft erst mit dem Nothgefühle anfüllen! Sie verstehen mit sich Nichts anzufangen—und so malen sie das Unglück Anderer an die Wand: sie haben immer Andere nöthig! Und immer wieder andere Andere!— Verzeihung, meine Freunde, ich habe gewagt, mein Glück an die Wand zu malen.
Buch 2
57
An die Realisten.— Ihr nüchternen Menschen, die ihr euch gegen Leidenschaft und Phantasterei gewappnet fühlt und gerne einen Stolz und einen Zierath aus eurer Leere machen möchtet, ihr nennt euch Realisten und deutet an, so wie euch die Welt erscheine, so sei sie wirklich beschaffen: vor euch allein stehe die Wirklichkeit entschleiert, und ihr selber wäret vielleicht der beste Theil davon,—oh ihr geliebten Bilder von Sais! Aber seid nicht auch ihr in eurem entschleiertsten Zustande noch höchst leidenschaftliche und dunkle Wesen, verglichen mit den Fischen, und immer noch einem verliebten Künstler allzu ähnlich?—und was ist für einen verliebten Künstler "Wirklichkeit"! Immer noch tragt ihr die Schätzungen der Dinge mit euch herum, welche in den Leidenschaften und Verliebtheiten früherer Jahrhunderte ihren Ursprung haben! Immer noch ist eurer Nüchternheit eine geheime und unvertilgbare Trunkenheit einverleibt! Eure Liebe zur "Wirklichkeit" zum Beispiel—oh das ist eine alte uralte "Liebe"! In jeder Empfindung, in jedem Sinneseindruck ist ein Stück dieser alten Liebe: und ebenso hat irgend eine Phantasterei, ein Vorurtheil, eine Unvernunft, eine Unwissenheit, eine Furcht und was sonst noch Alles! daran gearbeitet und gewebt. Da jener Berg! Da jene Wolke! Was ist denn daran "wirklich"? Zieht einmal das Phantasma und die ganze menschliche Zuthat davon ab, ihr Nüchternen! Ja, wenn ihr das könntet! Wenn ihr eure Herkunft, Vergangenheit, Vorschule vergessen könntet,—eure gesammte Menschheit und Thierheit! Es giebt für uns keine "Wirklichkeit"—und auch für euch nicht, ihr Nüchternen—, wir sind einander lange nicht so fremd, als ihr meint, und vielleicht ist unser guter Wille, über die Trunkenheit hinauszukommen, ebenso achtbar als euer Glaube, der Trunkenheit überhaupt unfähig zu sein.
58
Nur als Schaffende!— Diess hat mir die grösste Mühe gemacht und macht mir noch immerfort die grösste Mühe: einzusehen, dass unsäglich mehr daran liegt, wie die Dinge heissen, als was sie sind. Der Ruf, Name und Anschein, die Geltung, das übliche Maass und Gewicht eines Dinges—im Ursprunge zuallermeist ein Irrthum und eine Willkürlichkeit, den Dingen übergeworfen wie ein Kleid und seinem Wesen und selbst seiner Haut ganz fremd—ist durch den Glauben daran und sein Fortwachsen von Geschlecht zu Geschlecht dem Dinge allmählich gleichsam an- und eingewachsen und zu seinem Leibe selber geworden: der Schein von Anbeginn wird zuletzt fast immer zum Wesen und wirkt als Wesen! Was wäre das für ein Narr, der da meinte, es genüge, auf diesen Ursprung und diese Nebelhülle des Wahnes hinzuweisen, um die als wesenhaft geltende Welt, die sogenannte "Wirklichkeit," zu vernichten! Nur als Schaffende können wir vernichten!— Aber vergessen wir auch diess nicht: es genügt, neue Namen und Schätzungen und Wahrscheinlichkeiten zu schaffen, um auf die Länge hin neue "Dinge" zu schaffen.
59
Wir Künstler!— Wenn wir ein Weib lieben, so haben wir leicht einen Hass auf die Natur, aller der widerlichen Natürlichkeiten gedenkend, denen jedes Weib ausgesetzt ist; gerne denken wir überhaupt daran vorbei, aber wenn einmal unsere Seele diese Dinge streift, so zuckt sie ungeduldig und blickt, wie gesagt, verächtlich nach der Natur hin:—wir sind beleidigt, die Natur scheint in unsern Besitz einzugreifen und mit den ungeweihtesten Händen. Da macht man die Ohren zu gegen alle Physiologie und decretirt für sich insgeheim "ich will davon, dass der Mensch noch etwas Anderes ist, ausser Seele und Form, Nichts hören!" "Der Mensch unter der Haut" ist allen Liebenden ein Greuel und Ungedanke, eine Gottes- und Liebeslästerung.— Nun, so wie jetzt noch der Liebende empfindet, in Hinsicht der Natur und Natürlichkeit, so empfand ehedem jeder Verehrer Gottes und seiner "heiligen Allmacht": bei Allem, was von der Natur gesagt wurde, durch Astronomen, Geologen, Physiologen, Aerzte, sah er einen Eingriff in seinen köstlichsten Besitz und folglich einen Angriff,—und noch dazu eine Schamlosigkeit des Angreifenden! Das "Naturgesetz" klang ihm schon wie eine Verleumdung Gottes; im Grunde hätte er gar zu gerne alle Mechanik auf moralische Willens- und Willküracte zurückgeführt gesehn:—aber weil ihm Niemand diesen Dienst erweisen konnte, so verhehlte er sich die Natur und Mechanik, so gut er konnte und lebte im Traum. Oh diese Menschen von ehedem haben verstanden zu träumen und hatten nicht erst nöthig, einzuschlafen!—und auch wir Menschen von heute verstehen es noch viel zu gut, mit allem unseren guten Willen zum Wachsein und zum Tage! Es genügt, zu lieben, zu hassen, zu begehren, überhaupt zu empfinden,—sofort kommt der Geist und die Kraft des Traumes über uns, und wir steigen offenen Auges und kalt gegen alle Gefahr auf den gefährlichsten Wegen empor, hinauf auf die Dächer und Thürme der Phantasterei, und ohne allen Schwindel, wie geboren zum Klettern—wir Nachtwandler des Tages! Wir Künstler! Wir Verhehler der Natürlichkeit! Wir Mond- und Gottsüchtigen! Wir todtenstillen unermüdlichen Wanderer, auf Höhen, die wir nicht als Höhen sehen, sondern als unsere Ebenen, als unsere Sicherheiten!
60
Die Frauen und ihre Wirkung in die Ferne.— Habe ich noch Ohren? Bin ich nur noch Ohr und Nichts weiter mehr? Hier stehe ich inmitten des Brandes der Brandung, deren weisse Flammen bis zu meinem Fusse heraufzüngeln:—von allen Seiten heult, droht, schreit, schrillt es auf mich zu, während in der tiefsten Tiefe der alte Erderschütterer seine Arie singt, dumpf wie ein brüllender Stier: er stampft sich dazu einen solchen Erderschütterer-Tact, dass selbst diesen verwetterten Felsunholden hier das Herz darüber im Leibe zittert. Da, plötzlich, wie aus dem Nichts geboren, erscheint vor dem Thore dieses höllischen Labyrinthes, nur wenige Klafter weit entfernt,—ein grosses Segelschiff, schweigsam wie ein Gespenst dahergleitend. Oh diese gespenstische Schönheit! Mit welchem Zauber fasst sie mich an! Wie? Hat alle Ruhe und Schweigsamkeit der Welt sich hier eingeschifft? Sitzt mein Glück selber an diesem stillen Platze, mein glücklicheres Ich, mein zweites verewigtes Selbst? Nicht todt sein und doch auch nicht mehr lebend? Als ein geisterhaftes, stilles, schauendes, gleitendes, schwebendes Mittelwesen? Dem Schiffe gleichend, welches mit seinen weissen Segeln wie ein ungeheurer Schmetterling über das dunkle Meer hinläuft! Ja! Ueber das Dasein hinlaufen! Das ist es! Das wäre es!— — Es scheint, der Lärm hier hat mich zum Phantasten gemacht? Aller grosse Lärm macht, dass wir das Glück in die Stille und Ferne setzen. Wenn ein Mann inmitten seines Lärmes steht, inmitten seiner Brandung von Würfen und Entwürfen: da sieht er auch wohl stille zauberhafte Wesen an sich vorübergleiten, nach deren Glück und Zurückgezogenheit er sich sehnt,—es sind die Frauen. Fast meint er, dort bei den Frauen wohne sein besseres Selbst: an diesen stillen Plätzen werde auch die lauteste Brandung zur Todtenstille und das Leben selber zum Traume über das Leben. Jedoch! Jedoch! Mein edler Schwärmer, es giebt auch auf dem schönsten Segelschiffe so viel Geräusch und Lärm und leider so viel kleinen erbärmlichen Lärm! Der Zauber und die mächtigste Wirkung der Frauen ist, um die Sprache der Philosophen zu reden, eine Wirkung in die Ferne, eine actio in distans: dazu gehört aber, zuerst und vor Allem—Distanz!
61
Zu Ehren der Freundschaft.— Dass das Gefühl der Freundschaft dem Alterthum als das höchste Gefühl galt, höher selbst als der gerühmteste Stolz des Selbstgenügsamen und Weisen, ja gleichsam als dessen einzige und noch heiligere Geschwisterschaft: diess drückt sehr gut die Geschichte von jenem macedonischen Könige aus, der einem weltverachtenden Philosophen Athen's ein Talent zum Geschenk machte und es von ihm zurückerhielt. "Wie? sagte der König, hat er denn keinen Freund?" Damit wollte er sagen: "ich ehre diesen Stolz des Weisen und Unabhängigen, aber ich würde seine Menschlichkeit noch höher ehren, wenn der Freund in ihm den Sieg über seinen Stolz davongetragen hätte. Vor mir hat sich der Philosoph herabgesetzt, indem er zeigte, dass er eines der beiden höchsten Gefühle nicht kennt,—und zwar das höhere nicht!"
62
Liebe.— Die Liebe vergiebt dem Geliebten sogar die Begierde.
63
Das Weib in der Musik.— Wie kommt es, dass warme und regnerische Winde auch die musikalische Stimmung und die erfinderische Lust der Melodie mit sich führen? Sind es nicht die selben Winde, welche die Kirchen füllen und den Frauen verliebte Gedanken geben?
64
Skeptiker.— Ich fürchte, dass altgewordene Frauen im geheimsten Verstecke ihres Herzens skeptischer sind, als alle Männer: sie glauben an die Oberflächlichkeit des Daseins als an sein Wesen, und alle Tugend und Tiefe ist ihnen nur Verhüllung dieser "Wahrheit," die sehr wünschenswerthe Verhüllung eines pudendum—, also eine Sache des Anstandes und der Scham, und nicht mehr!
65
Hingebung.— Es giebt edle Frauen mit einer gewissen Armuth des Geistes, welche, um ihre tiefste Hingebung auszudrücken, sich nicht anders zu helfen wissen, als so, dass sie ihre Tugend und Scham anbieten: es ist ihnen ihr Höchstes. Und oft wird diess Geschenk angenommen, ohne so tief zu verpflichten, als die Geberinnen voraussetzen,—eine sehr schwermüthige Geschichte!
66
Die Stärke der Schwachen.— Alle Frauen sind fein darin, ihre Schwäche zu übertreiben, ja sie sind erfinderisch in Schwächen, um ganz und gar als zerbrechliche Zierathen zu erscheinen, denen selbst ein Stäubchen wehe thut: ihr Dasein soll dem Manne seine Plumpheit zu Gemüthe führen und in's Gewissen schieben. So wehren sie sich gegen die Starken und alles "Faustrecht."
67
Sich selber heucheln.— Sie liebt ihn nun und blickt seitdem mit so ruhigem Vertrauen vor sich hin wie eine Kuh: aber wehe! Gerade diess war seine Bezauberung, dass sie durchaus veränderlich und unfassbar schien! Er hatte eben schon zu viel beständiges Wetter an sich selber! Sollte sie nicht gut thun, ihren alten Charakter zu heucheln? Lieblosigkeit zu heucheln? Räth ihr also nicht—die Liebe? Vivat comoedia!
68
Wille und Willigkeit.— Man brachte einen Jüngling zu einem weisen Manne und sagte: "Siehe, das ist Einer, der durch die Weiber verdorben wird!" Der weise Mann schüttelte den Kopf und lächelte. "Die Männer sind es, rief er, welche die Weiber verderben: und Alles, was die Weiber fehlen, soll an den Männern gebüsst und gebessert werden,—denn der Mann macht sich das Bild des Weibes, und das Weib bildet sich nach diesem Bilde."—"Du bist zu mildherzig gegen die Weiber, sagte einer der Umstehenden, du kennst sie nicht!" Der weise Mann antwortete: "Des Mannes Art ist Wille, des Weibes Art Willigkeit,—so ist es das Gesetz der Geschlechter, wahrlich! ein hartes Gesetz für das Weib! Alle Menschen sind unschuldig für ihr Dasein, die Weiber aber sind unschuldig im zweiten Grade: wer könnte für sie des Oels und der Milde genug haben."—Was Oel! Was Milde! rief ein Anderer aus der Menge; "Man muss die Weiber besser erziehen!— Man muss die Männer besser erziehen," sagte der weise Mann und winkte dem Jünglinge, dass er ihm folge.— Der Jüngling aber folgte ihm nicht.
69
Fähigkeit zur Rache.— Dass Einer sich nicht vertheidigen kann und folglich auch nicht will, gereicht ihm in unsern Augen noch nicht zur Schande: aber wir schätzen Den gering, der zur Rache weder das Vermögen noch den guten Willen hat,—gleichgültig ob Mann oder Weib. Würde uns ein Weib festhalten (oder wie man sagt "fesseln") können, dem wir nicht zutrauten, dass es unter Umständen den Dolch (irgend eine Art von Dolch) gegen uns gut zu handhaben wüsste? Oder gegen sich: was in einem bestimmten Falle die empfindlichere Rache wäre (die chinesische Rache).
70
Die Herrinnen der Herren.— Eine tiefe mächtige Altstimme, wie man sie bisweilen im Theater hört, zieht uns plötzlich den Vorhang vor Möglichkeiten auf, an die wir für gewöhnlich nicht glauben: wir glauben mit Einem Male daran, dass es irgendwo in der Welt Frauen mit hohen, heldenhaften, königlichen Seelen geben könne, fähig und bereit zu grandiosen Entgegnungen, Entschliessungen und Aufopferungen, fähig und bereit zur Herrschaft über Männer, weil in ihnen das Beste vom Manne, über das Geschlecht hinaus, zum leibhaften Ideale geworden ist. Zwar sollen solche Stimmen nach der Absicht des Theaters gerade nicht diesen Begriff vom Weibe geben: gewöhnlich sollen sie den idealen männlichen Liebhaber, zum Beispiel einen Romeo, darstellen; aber nach meiner Erfahrung zu urtheilen, verrechnet sich dabei das Theater und der Musiker, der von einer solchen Stimme solche Wirkungen erwartet, ganz regelmässig. Man glaubt nicht an diese Liebhaber: diese Stimmen enthalten immer noch eine Farbe des Mütterlichen und Hausfrauenhaften, und gerade dann am meisten, wenn Liebe in ihrem Klange ist.
71
Von der weiblichen Keuschheit.— Es ist etwas ganz Erstaunliches und Ungeheures in der Erziehung der vornehmen Frauen, ja vielleicht giebt es nichts Paradoxeres. Alle Welt ist darüber einverstanden, sie in eroticis so unwissend wie möglich zu erziehen und ihnen eine tiefe Scham vor dergleichen und die äusserste Ungeduld und Flucht beim Andeuten dieser Dinge in die Seele zu geben. Alle "Ehre" des Weibes steht im Grunde nur hier auf dem Spiele: was verziehe man ihnen sonst nicht! Aber hierin sollen sie unwissend bis in's Herz hinein bleiben:—sie sollen weder Augen, noch Ohren, noch Worte, noch Gedanken für diess ihr "Böses" haben: ja das Wissen ist hier schon das Böse. Und nun! Wie mit einem grausigen Blitzschlage in die Wirklichkeit und das Wissen geschleudert werden, mit der Ehe—und zwar durch Den, welchen sie am meisten lieben und hochhalten: Liebe und Scham im Widerspruch ertappen, ja Entzücken, Preisgebung, Pflicht, Mitleid und Schrecken über die unerwartete Nachbarschaft von Gott und Thier und was Alles sonst noch! in Einem empfinden müssen!— Da hat man in der That sich einen Seelen-Knoten geknüpft, der seines Gleichen sucht! Selbst die mitleidige Neugier des weisesten Menschenkenners reicht nicht aus, zu errathen, wie sich dieses und jenes Weib in diese Lösung des Räthsels und in diess Räthsel von Lösung zu finden weiss, und was für schauerliche, weithin greifende Verdachte sich dabei in der armen aus den Fugen gerathenen Seele regen müssen, ja wie die letzte Philosophie und Skepsis des Weibes an diesem Puncte ihre Anker wirft!— Hinterher das selbe tiefe Schweigen wie vorher: und oft ein Schweigen vor sich selber, ein Augen-Zuschliessen vor sich selber.— Die jungen Frauen bemühen sich sehr darum, oberflächlich und gedankenlos zu erscheinen; die feinsten unter ihnen erheucheln eine Art Frechheit.— Die Frauen empfinden leicht ihre Männer als ein Fragezeichen ihrer Ehre und ihre Kinder als eine Apologie oder Busse,—sie bedürfen der Kinder und wünschen sie sich, in einem ganz anderen Sinne als ein Mann sich Kinder wünscht.— Kurz, man kann nicht mild genug gegen die Frauen sein!
72
Die Mütter.— Die Thiere denken anders über die Weiber, als die Menschen; ihnen gilt das Weibchen als das productive Wesen. Vaterliebe giebt es bei ihnen nicht, aber so Etwas wie Liebe zu den Kindern einer Geliebten und Gewöhnung an sie. Die Weibchen haben an den Kindern Befriedigung ihrer Herrschsucht, ein Eigenthum, eine Beschäftigung, etwas ihnen ganz Verständliches, mit dem man schwätzen kann: diess Alles zusammen ist Mutterliebe,—sie ist mit der Liebe des Künstlers zu seinem Werke zu vergleichen. Die Schwangerschaft hat die Weiber milder, abwartender, furchtsamer, unterwerfungslustiger gemacht; und ebenso erzeugt die geistige Schwangerschaft den Charakter der Contemplativen, welcher dem weiblichen Charakter verwandt ist:—es sind die männlichen Mütter.— Bei den Thieren gilt das männliche Geschlecht als das schöne.
73
Heilige Grausamkeit.— Zu einem Heiligen trat ein Mann, der ein eben geborenes Kind in den Händen hielt. "Was soll ich mit dem Kinde machen? fragte er, es ist elend, missgestaltet und hat nicht genug Leben, um zu sterben." "Tödte es, rief der Heilige mit schrecklicher Stimme, tödte es und halte es dann drei Tage und drei Nächte lang in deinen Armen, auf dass du dir ein Gedächtniss machest:—so wirst du nie wieder ein Kind zeugen, wenn es nicht an der Zeit für dich ist, zu zeugen."—Als der Mann diess gehört hatte, gieng er enttäuscht davon; und Viele tadelten den Heiligen, weil er zu einer Grausamkeit gerathen hatte, denn er hatte gerathen, das Kind zu tödten. "Aber ist es nicht grausamer, es leben zu lassen?" sagte der Heilige.
74
Die Erfolglosen.— Jenen armen Frauen fehlt es immer an Erfolg, welche in Gegenwart Dessen, den sie lieben, unruhig und unsicher werden und zu viel reden: denn die Männer werden am sichersten durch eine gewisse heimliche und phlegmatische Zärtlichkeit verführt.
75
Das dritte Geschlecht.— "Ein kleiner Mann ist eine Paradoxie, aber doch ein Mann,—aber die kleinen Weibchen scheinen mir, im Vergleich mit hochwüchsigen Frauen, von einem anderen Geschlechte zu sein"—sagte ein alter Tanzmeister. Ein kleines Weib ist niemals schön—sagte der alte Aristoteles.
76
Die grösste Gefahr.— Hätte es nicht allezeit eine Ueberzahl von Menschen gegeben, welche die Zucht ihres Kopfes—ihre "Vernünftigkeit"—als ihren Stolz, ihre Verpflichtung, ihre Tugend fühlten, welche durch alles Phantasiren und Ausschweifen des Denkens beleidigt oder beschämt wurden, als die Freunde "des gesunden Menschenverstandes": so wäre die Menschheit längst zu Grunde gegangen! Ueber ihr schwebte und schwebt fortwährend als ihre grösste Gefahr der ausbrechende Irrsinn—das heisst eben das Ausbrechen des Beliebens im Empfinden, Sehen und Hören, der Genuss in der Zuchtlosigkeit des Kopfes, die Freude am Menschen-Unverstande. Nicht die Wahrheit und Gewissheit ist der Gegensatz der Welt des Irrsinnigen, sondern die Allgemeinheit und Allverbindlichkeit eines Glaubens, kurz das Nicht-Beliebige im Urtheilen. Und die grösste Arbeit der Menschen bisher war die, über sehr viele Dinge mit einander übereinzustimmen und sich ein Gesetz der Uebereinstimmung aufzulegen—gleichgültig, ob diese Dinge wahr oder falsch sind. Diess ist die Zucht des Kopfes, welche die Menschheit erhalten hat;—aber die Gegentriebe sind immer noch so mächtig, dass man im Grunde von der Zukunft der Menschheit mit wenig Vertrauen reden darf. Fortwährend schiebt und verschiebt sich noch das Bild der Dinge, und vielleicht von jetzt ab mehr und schneller als je; fortwährend sträuben sich gerade die ausgesuchtesten Geister gegen jene Allverbindlichkeit—die Erforscher der Wahrheit voran! Fortwährend erzeugt jener Glaube als Allerweltsglaube einen Ekel und eine neue Lüsternheit bei feineren Köpfen: und schon das langsame Tempo, welches er für alle geistigen Processe verlangt, jene Nachahmung der Schildkröte, welche hier als die Norm anerkannt wird, macht Künstler und Dichter zu Ueberläufern:—diese ungeduldigen Geister sind es, in denen eine förmliche Lust am Irrsinn ausbricht, weil der Irrsinn ein so fröhliches Tempo hat! Es bedarf also der tugendhaften Intellecte,—ach! ich will das unzweideutigste Wort gebrauchen—es bedarf der tugendhaften Dummheit, es bedarf unerschütterlicher Tactschläger des langsamen Geistes, damit die Gläubigen des grossen Gesammtglaubens bei einander bleiben und ihren Tanz weitertanzen: es ist eine Nothdurft ersten Ranges, welche hier gebietet und fordert. Wir Andern sind die Ausnahme und die Gefahr,—wir bedürfen ewig der Vertheidigung!— Nun, es lässt sich wirklich etwas zu Gunsten der Ausnahme sagen, vorausgesetzt, dass sie nie Regel werden will.
77
Das Thier mit gutem Gewissen.— Das Gemeine in Alledem, was im Süden Europa's gefällt—sei diess nun die italiänische Oper (zum Beispiel Rossini's und Bellini's) oder der spanische Abenteuer-Roman (uns in der französischen Verkleidung des Gil Blas am besten zugänglich)—bleibt mir nicht verborgen, aber es beleidigt mich nicht, ebensowenig als die Gemeinheit, der man bei einer Wanderung durch Pompeji und im Grunde selbst beim Lesen jedes antiken Buches begegnet: woher kommt diess? Ist es, dass hier die Scham fehlt und dass alles Gemeine so sicher und seiner gewiss auftritt, wie irgend etwas Edles, Liebliches und Leidenschaftliches in der selben Art Musik oder Roman? "Das Thier hat sein Recht wie der Mensch: so mag es frei herumlaufen, und du, mein lieber Mitmensch, bist auch diess Thier noch, trotz Alledem!"—das scheint mir die Moral der Sache und die Eigenheit der südländischen Humanität zu sein. Der schlechte Geschmack hat sein Recht wie der gute, und sogar ein Vorrecht vor ihm, falls er das grosse Bedürfniss, die sichere Befriedigung und gleichsam eine allgemeine Sprache, eine unbedingt verständliche Larve und Gebärde ist: der gute, gewählte Geschmack hat dagegen immer etwas Suchendes, Versuchtes, seines Verständnisses nicht völlig Gewisses,—er ist und war niemals volksthümlich! Volksthümlich ist und bleibt die Maske! So mag denn alles diess Maskenhafte in den Melodien und Cadenzen, in den Sprüngen und Lustigkeiten des Rhythmus dieser Opern dahinlaufen! Gar das antike Leben! Was versteht man von dem, wenn man die Lust an der Maske, das gute Gewissen alles Maskenhaften nicht versteht! Hier ist das Bad und die Erholung des antiken Geistes:—und vielleicht war diess Bad den seltenen und erhabenen Naturen der alten Welt noch nöthiger, als den gemeinen.— Dagegen beleidigt mich eine gemeine Wendung in nordischen Werken, zum Beispiel in deutscher Musik, unsäglich. Hier ist Scham dabei, der Künstler ist vor sich selber hinabgestiegen und konnte es nicht einmal verhüten, dabei zu erröthen: wir schämen uns mit ihm und sind so beleidigt, weil wir ahnen, dass er unseretwegen glaubte hinabsteigen zu müssen.
78
Wofür wir dankbar sein sollen.— Erst die Künstler, und namentlich die des Theaters, haben den Menschen Augen und Ohren eingesetzt, um Das mit einigem Vergnügen zu hören und zu sehen, was jeder selber ist, selber erlebt, selber will; erst sie haben uns die Schätzung des Helden, der in jedem von allen diesen Alltagsmenschen verborgen ist, und die Kunst gelehrt, wie man sich selber als Held, aus der Ferne und gleichsam vereinfacht und verklärt ansehen könne,—die Kunst, sich vor sich selber "in Scene zu setzen." So allein kommen wir über einige niedrige Details an uns hinweg! Ohne jene Kunst würden wir Nichts als Vordergrund sein und ganz und gar im Banne jener Optik leben, welche das Nächste und Gemeinste als ungeheuer gross und als die Wirklichkeit an sich erscheinen lässt.— Vielleicht giebt es ein Verdienst ähnlicher Art an jener Religion, welche die Sündhaftigkeit jedes einzelnen Menschen mit dem Vergrösserungsglase ansehen hiess und aus dem Sünder einen grossen, unsterblichen Verbrecher machte: indem sie ewige Perspectiven um ihn beschrieb, lehrte sie den Menschen, sich aus der Ferne und als etwas Vergangenes, Ganzes sehen.
79
Reiz der Unvollkommenheit.— Ich sehe hier einen Dichter, der, wie so mancher Mensch, durch seine Unvollkommenheiten einen höheren Reiz ausübt, als durch alles Das, was sich unter seiner Hand rundet und vollkommen gestaltet,—ja er hat den Vortheil und den Ruhm vielmehr von seinem letzten Unvermögen, als von seiner reichen Kraft. Sein Werk spricht es niemals ganz aus, was er eigentlich aussprechen möchte, was er gesehen haben möchte: es scheint, dass er den Vorgeschmack einer Vision gehabt hat, und niemals sie selber:—aber eine ungeheure Lüsternheit nach dieser Vision ist in seiner Seele zurückgeblieben, und aus ihr nimmt er seine ebenso ungeheure Beredtsamkeit des Verlangens und Heisshungers. Mit ihr hebt er Den, welcher ihm zuhört, über sein Werk und alle "Werke" hinaus und giebt ihm Flügel, um so hoch zu steigen, wie Zuhörer nie sonst steigen: und so, selber zu Dichtern und Sehern geworden, zollen sie dem Urheber ihres Glückes eine Bewunderung, wie als ob er sie unmittelbar zum Schauen seines Heiligsten und Letzten geführt hätte, wie als ob er sein Ziel erreicht und seine Vision wirklich gesehen und mitgetheilt hätte. Es kommt seinem Ruhme zu Gute, nicht eigentlich an's Ziel gekommen zu sein.
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Kunst und Natur.— Die Griechen (oder wenigstens die Athener) hörten gerne gut reden: ja sie hatten einen gierigen Hang darnach, der sie mehr als alles Andere von den Nicht-Griechen unterscheidet. Und so verlangten sie selbst von der Leidenschaft auf der Bühne, dass sie gut rede, und liessen die Unnatürlichkeit des dramatischen Verses mit Wonne über sich ergehen:—in der Natur ist ja die Leidenschaft so wortkarg! so stumm und verlegen! Oder wenn sie Worte findet, so verwirrt und unvernünftig und sich selber zur Scham! Nun haben wir uns Alle, Dank den Griechen, an diese Unnatur auf der Bühne gewöhnt, wie wir jene andere Unnatur, die singende Leidenschaft ertragen und gerne ertragen, Dank den Italiänern.— Es ist uns ein Bedürfniss geworden, welches wir aus der Wirklichkeit nicht befriedigen können: Menschen in den schwersten Lagen gut und ausführlich reden zu hören: es entzückt uns jetzt, wenn der tragische Held da noch Worte, Gründe, beredte Gebärden und im Ganzen eine helle Geistigkeit findet, wo das Leben sich den Abgründen nähert, und der wirkliche Mensch meistens den Kopf und gewiss die schöne Sprache verliert. Diese Art Abweichung von der Natur ist vielleicht die angenehmste Mahlzeit für den Stolz des Menschen; ihretwegen überhaupt liebt er die Kunst, als den Ausdruck einer hohen, heldenhaften Unnatürlichkeit und Convention. Man macht mit Recht dem dramatischen Dichter einen Vorwurf daraus, wenn er nicht Alles in Vernunft und Wort verwandelt, sondern immer einen Rest Schweigen in der Hand zurückbehält:—so wie man mit dem Musiker der Oper unzufrieden ist, der für den höchsten Affect nicht eine Melodie, sondern nur ein affectvolles "natürliches" Stammeln und Schreien zu finden weiss. Hier soll eben der Natur widersprochen werden! Hier soll eben der gemeine Reiz der Illusion einem höheren Reize weichen! Die Griechen gehen auf diesem Wege weit, weit—zum Erschrecken weit! Wie sie die Bühne so schmal wie möglich bilden und alle Wirkung durch tiefe Hintergründe sich verbieten, wie sie dem Schauspieler das Mienenspiel und die leichte Bewegung unmöglich machen und ihn in einen feierlichen, steifen, maskenhaften Popanz verwandeln, so haben sie auch der Leidenschaft selber den tiefen Hintergrund genommen und ihr ein Gesetz der schönen Rede dictirt, ja sie haben überhaupt Alles gethan, um der elementaren Wirkung furcht- und mitleiderweckender Bilder entgegenzuwirken: sie wollten eben nicht Furcht und Mitleid,—Aristoteles in Ehren und höchsten Ehren! aber er traf sicherlich nicht den Nagel, geschweige den Kopf des Nagels, als er vom letzten Zweck der griechischen Tragödie sprach! Man sehe sich doch die griechischen Dichter der Tragödie darauf hin an, was am Meisten ihren Fleiss, ihre Erfindsamkeit, ihren Wetteifer erregt hat,—gewiss nicht die Absicht auf Ueberwältigung der Zuschauer durch Affecte! Der Athener gieng in's Theater, um schöne Reden zu hören! Und um schöne Reden war es dem Sophokles zu thun!—man vergebe mir diese Ketzerei!— Sehr verschieden steht es mit der ernsten Oper: alle ihre Meister lassen es sich angelegen sein, zu verhüten, dass man ihre Personen verstehe. Ein gelegentlich aufgerafftes Wort mag dem unaufmerksamen Zuhörer zu Hülfe kommen: im Ganzen muss die Situation sich selber erklären,—es liegt Nichts an den Reden!—so denken sie Alle und so haben sie Alle mit den Worten ihre Possen getrieben. Vielleicht hat es ihnen nur an Muth gefehlt, um ihre letzte Geringschätzung des Wortes ganz auszudrücken: ein wenig Frechheit mehr bei Rossini und er hätte durchweg la-la-la-la singen lassen—und es wäre Vernunft dabei gewesen! Es soll den Personen der Oper eben nicht "auf's Wort" geglaubt werden, sondern auf den Ton! Das ist der Unterschied, das ist die schöne Unnatürlichkeit, derentwegen man in die Oper geht! Selbst das recitativo secco will nicht eigentlich als Wort und Text angehört sein: diese Art von Halbmusik soll vielmehr dem musicalischen Ohre zunächst eine kleine Ruhe geben (die Ruhe von der Melodie, als dem sublimsten und desshalb auch anstrengendsten Genusse dieser Kunst)—, aber sehr bald etwas Anderes: nämlich eine wachsende Ungeduld, ein wachsendes Widerstreben, eine neue Begierde nach ganzer Musik, nach Melodie.— Wie verhält es sich, von diesem Gesichtspuncte aus gesehen, mit der Kunst Richard Wagner's? Vielleicht anders? Oft wollte es mir scheinen, als ob man Wort und Musik seiner Schöpfungen vor der Aufführung auswendig gelernt haben müßte: denn ohne diess—so schien es mir—höre man weder die Worte noch selber die Musik.
81
Griechischer Geschmack.— "Was ist Schönes daran?—sagte jener Feldmesser nach einer Aufführung der Iphigenie—es wird Nichts darin bewiesen!" Sollten die Griechen so fern von diesem Geschmacke gewesen sein? Bei Sophokles wenigstens wird "Alles bewiesen."
82
Der esprit ungriechisch.— Die Griechen sind in allem ihrem Denken unbeschreiblich logisch und schlicht; sie sind dessen, wenigstens für ihre lange gute Zeit, nicht überdrüssig geworden, wie die Franzosen es so häufig werden: welche gar zu gerne einen kleinen Sprung in's Gegentheil machen und den Geist der Logik eigentlich nur vertragen, wenn er durch eine Menge solcher kleiner Sprünge in's Gegentheil seine gesellige Artigkeit, seine gesellige Selbstverleugnung verräth. Logik erscheint ihnen als nothwendig, wie Brod und Wasser, aber auch gleich diesen als eine Art Gefangenenkost, sobald sie rein und allein genossen werden sollen. In der guten Gesellschaft muss man niemals vollständig und allein Recht haben wollen, wie es alle reine Logik will: daher die kleine Dosis Unvernunft in allem französischen esprit.— Der gesellige Sinn der Griechen war bei Weitem weniger entwickelt, als der der Franzosen es ist und war: daher so wenig esprit bei ihren geistreichsten Männern, daher so wenig Witz selbst bei ihren Witzbolden, daher—ach! Man wird mir schon diese meine Sätze nicht glauben, und wie viele der Art habe ich noch auf der Seele!— Est res magna tacere—sagt Martial mit allen Geschwätzigen.
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Uebersetzungen.— Man kann den Grad des historischen Sinnes, welchen eine Zeit besitzt, daran abschätzen, wie diese Zeit Uebersetzungen macht und vergangene Zeiten und Bücher sich einzuverleiben sucht. Die Franzosen Corneille's, und auch noch die der Revolution, bemächtigten sich des römischen Alterthums in einer Weise, zu der wir nicht den Muth mehr hätten—Dank unserem höheren historischen Sinne. Und das römische Alterthum selbst: wie gewaltsam und naiv zugleich legte es seine Hand auf alles Gute und Hohe des griechischen älteren Alterthums! Wie übersetzten sie in die römische Gegenwart hinein! Wie verwischten sie absichtlich und unbekümmert den Flügelstaub des Schmetterlings Augenblick! So übersetzte Horaz hier und da den Alcäus oder den Archilochus, so Properz den Callimachus und Philetas (Dichter gleichen Ranges mit Theokrit, wenn wir urtheilen dürfen): was lag ihnen daran, dass der eigentliche Schöpfer Diess und Jenes erlebt und die Zeichen davon in sein Gedicht hineingeschrieben hatte!—als Dichter waren sie dem antiquarischen Spürgeiste, der dem historischen Sinne voranläuft, abhold, als Dichter liessen sie diese ganz persönlichen Dinge und Namen und Alles, was einer Stadt, einer Küste, einem Jahrhundert als seine Tracht und Maske zu eigen war, nicht gelten, sondern stellten flugs das Gegenwärtige und das Römische an seine Stelle. Sie scheinen uns zu fragen: "Sollen wir das Alte nicht für uns neu machen und uns in ihm zurechtlegen? Sollen wir nicht unsere Seele diesem todten Leibe einblasen dürfen? denn todt ist er nun einmal: wie hässlich ist alles Todte!"—Sie kannten den Genuss des historischen Sinnes nicht; das Vergangene und Fremde war ihnen peinlich, und als Römern ein Anreiz zu einer römischen Eroberung. In der That, man eroberte damals, wenn man übersetzte,—nicht nur so, dass man das Historische wegliess: nein, man fügte die Anspielung auf das Gegenwärtige hinzu, man strich vor Allem den Namen des Dichters hinweg und setzte den eigenen an seine Stelle—nicht im Gefühl des Diebstahls, sondern mit dem allerbesten Gewissen des imperium Romanum.
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Vom Ursprunge der Poesie.— Die Liebhaber des Phantastischen am Menschen, welche zugleich die Lehre von der instinctiven Moralität vertreten, schliessen so: "gesetzt, man habe zu allen Zeiten den Nutzen als die höchste Gottheit verehrt, woher dann in aller Welt ist die Poesie gekommen?—diese Rhythmisirung der Rede, welche der Deutlichkeit der Mittheilung eher entgegenwirkt, als förderlich ist, und die trotzdem wie ein Hohn auf alle nützliche Zweckmässigkeit überall auf Erden aufgeschossen ist und noch aufschiesst! Die wildschöne Unvernünftigkeit der Poesie widerlegt euch, ihr Utilitarier! Gerade vom Nutzen einmal loskommen wollen—das hat den Menschen erhoben, das hat ihn zur Moralität und Kunst inspirirt!" Nun ich muss hierin einmal den Utilitariern zu Gefallen reden,—sie haben ja so selten Recht, dass es zum Erbarmen ist! Man hatte in jenen alten Zeiten, welche die Poesie in's Dasein riefen, doch die Nützlichkeit dabei im Auge und eine sehr grosse Nützlichkeit—damals als man den Rhythmus in die Rede dringen liess, jene Gewalt die alle Atome des Satzes neu ordnet, die Worte wählen heisst und den Gedanken neu färbt und dunkler, fremder, ferner macht: freilich eine abergläubische Nützlichkeit! Es sollte vermöge des Rhythmus den Göttern ein menschliches Anliegen tiefer eingeprägt werden, nachdem man bemerkt hatte, dass der Mensch einen Vers besser im Gedächtniss behält, als eine ungebundene Rede; ebenfalls meinte man durch das rhythmische Tiktak über grössere Fernen hin sich hörbar zu machen; das rhythmisirte Gebet schien den Göttern näher an's Ohr zu kommen. Vor Allem aber wollte man den Nutzen von jener elementaren Ueberwältigung haben, welche der Mensch an sich beim Hören der Musik erfährt: der Rhythmus ist ein Zwang; er erzeugt eine unüberwindliche Lust, nachzugeben, mit einzustimmen; nicht nur der Schritt der Füsse, auch die Seele selber geht dem Tacte nach,—wahrscheinlich, so schloss man, auch die Seele der Götter! Man versuchte sie also durch den Rhythmus zu zwingen und eine Gewalt über sie auszuüben: man warf ihnen die Poesie wie eine magische Schlinge um. Es gab noch eine wunderlichere Vorstellung: und diese gerade hat vielleicht am mächtigsten zur Entstehung der Poesie gewirkt. Bei den Phythagoreern erscheint sie als philosophische Lehre und als Kunstgriff der Erziehung: aber längst bevor es Philosophen gab, gestand man der Musik die Kraft zu, die Affecte zu entladen, die Seele zu reinigen, die ferocia animi zu mildern—und zwar gerade durch das Rhythmische in der Musik. Wenn die richtige Spannung und Harmonie der Seele verloren gegangen war, musste man tanzen, in dem Tacte des Sängers,—das war das Recept dieser Heilkunst. Mit ihr stillte Terpander einen Aufruhr, besänftigte Empedokles einen Rasenden, reinigte Damon einen liebessiechen Jüngling; mit ihr nahm man auch die wildgewordenen rachsüchtigen Götter in Cur. Zuerst dadurch, dass man den Taumel und die Ausgelassenheit ihrer Affecte auf's Höchste trieb, also den Rasenden toll, den Rachsüchtigen rachetrunken machte:—alle orgiastischen Culte wollen die ferocia einer Gottheit auf Ein Mal entladen und zur Orgie machen, damit sie hinterher sich freier und ruhiger fühle und den Menschen in Ruhe lasse. Melos bedeutet seiner Wurzel nach ein Besänftigungsmittel, nicht weil es selber sanft ist, sondern weil seine Nachwirkung sanft macht.— Und nicht nur im Cultusliede, auch bei dem weltlichen Liede der ältesten Zeiten ist die Voraussetzung, dass das Rhythmische eine magische Kraft übe, zum Beispiel beim Wasserschöpfen oder Rudern, das Lied ist eine Bezauberung der hierbei thätig gedachten Dämonen, es macht sie willfährig, unfrei und zum Werkzeug des Menschen. Und so oft man handelt, hat man einen Anlass zu singen,—jede Handlung ist an die Beihülfe von Geistern geknüpft: Zauberlied und Besprechung scheinen die Urgestalt der Poesie zu sein. Wenn der Vers auch beim Orakel verwendet wurde—die Griechen sagten, der Hexameter sei in Delphi erfunden—, so sollte der Rhythmus auch hier einen Zwang ausüben. Sich prophezeien lassen—das bedeutet ursprünglich (nach der mir wahrscheinlichen Ableitung des griechischen Wortes): sich Etwas bestimmen lassen; man glaubt die Zukunft erzwingen zu können dadurch, dass man Apollo für sich gewinnt: er, der nach der ältesten Vorstellung viel mehr, als ein vorhersehender Gott ist. So wie die Formel ausgesprochen wird, buchstäblich und rhythmisch genau, so bindet sie die Zukunft: die Formel aber ist die Erfindung Apollo's, welcher als Gott der Rhythmen auch die Göttinnen des Schicksals binden kann.— Im Ganzen gesehen und gefragt: gab es für die alte abergläubische Art des Menschen überhaupt etwas Nützlicheres, als den Rhythmus? Mit ihm konnte man Alles: eine Arbeit magisch fördern; einen Gott nöthigen, zu erscheinen, nahe zu sein, zuzuhören; die Zukunft sich nach seinem Willen zurecht machen; die eigene Seele von irgend einem Uebermaasse (der Angst, der Manie, des Mitleids, der Rachsucht) entladen, und nicht nur die eigene Seele, sondern die des bösesten Dämons,—ohne den Vers war man Nichts, durch den Vers wurde man beinahe ein Gott. Ein solches Grundgefühl lässt sich nicht mehr völlig ausrotten,—und noch jetzt, nach Jahrtausende langer Arbeit in der Bekämpfung solchen Aberglaubens, wird auch der Weiseste von uns gelegentlich zum Narren des Rhythmus, sei es auch nur darin, dass er einen Gedanken als wahrer empfindet, wenn er eine metrische Form hat und mit einem göttlichen Hopsasa daher kommt. Ist es nicht eine sehr lustige Sache, dass immer noch die ernstesten Philosophen, so streng sie es sonst mit aller Gewissheit nehmen, sich auf Dichtersprüche berufen, um ihren Gedanken Kraft und Glaubwürdigkeit zu geben?—und doch ist es für eine Wahrheit gefährlicher, wenn der Dichter ihr zustimmt, als wenn er ihr widerspricht! Denn wie Homer sagt: "Viel ja lügen die Sänger!" —
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Das Gute und das Schöne.— Die Künstler verherrlichen fortwährend—sie thun nichts Anderes—: und zwar alle jene Zustände und Dinge, welche in dem Rufe stehen, dass bei ihnen und in ihnen der Mensch sich einmal gut oder gross, oder trunken, oder lustig, oder wohl und weise fühlen kann. Diese ausgelesenen Dinge und Zustände, deren Werth für das menschliche Glück als sicher und abgeschätzt gilt, Sind die Objecte der Künstler: sie liegen immer auf der Lauer, dergleichen zu entdecken und in's Gebiet der Kunst hinüberzuziehen. Ich will sagen: sie sind nicht selber die Taxatoren des Glückes und des Glücklichen, aber sie drängen sich immer in die Nähe dieser Taxatoren, mit der grössten Neugierde und Lust, sich ihre Schätzungen sofort zu Nutze zu machen. So werden sie, weil sie ausser ihrer Ungeduld auch die grossen Lungen der Herolde und die Füsse der Läufer haben, immer auch unter den Ersten sein, die das neue Gute verherrlichen, und oft als Die erscheinen, welche es zuerst gut nennen und als gut taxiren. Diess aber ist, wie gesagt, ein Irrthum: sie sind nur geschwinder und lauter, als die wirklichen Taxatoren.— Und wer sind denn diese?— Es sind die Reichen und die Müssigen.
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Vom Theater.— Dieser Tag gab mir wieder starke und hohe Gefühle, und wenn ich an seinem Abende Musik und Kunst haben könnte, so weiss ich wohl, welche Musik und Kunst ich nicht haben möchte, nämlich alle jene nicht, welche ihre Zuhörer berauschen und zu einem Augenblicke starken und hohen Gefühls emportreiben möchte,—jene Menschen des Alltags der Seele, die am Abende nicht Siegern auf Triumphwägen gleichen, sondern müden Maulthieren, an denen das Leben die Peitsche etwas zu oft geübt hat. Was würden jene Menschen überhaupt von "höheren Stimmungen" wissen, wenn es nicht rauscherzeugende Mittel und idealische Peitschenschläge gäbe!—und so haben sie ihre Begeisterer, wie sie ihre Weine haben. Aber was ist mir ihr Getränk und ihre Trunkenheit! Was braucht der Begeisterte den Wein! Vielmehr blickt er mit einer Art von Ekel auf die Mittel und Mittler hin, welche hier eine Wirkung ohne zureichenden Grund erzeugen sollen,—eine Nachäffung der hohen Seelenfluth!— Wie? Man schenkt dem Maulwurf Flügel und stolze Einbildungen,—vor Schlafengehen, bevor er in seine Höhle kriecht? Man schickt ihn in's Theater und setzt ihm grosse Gläser vor seine blinden und müden Augen? Menschen, deren Leben keine "Handlung," sondern ein Geschäft ist, sitzen vor der Bühne und schauen fremdartigen Wesen zu, denen das Leben mehr ist, als ein Geschäft? "So ist es anständig," sagt ihr, "So ist es unterhaltend, so will es die Bildung!"— Nun denn! So fehlt mir allzuoft die Bildung: denn dieser Anblick ist mir allzuoft ekelhaft. Wer an sich der Tragödie und Komödie genug hat, bleibt wohl am Liebsten fern vom Theater; oder, zur Ausnahme, der ganze Vorgang—Theater und Publicum und Dichter eingerechnet—wird ihm zum eigentlichen tragischen und komischen Schauspiel, sodass das aufgeführte Stück dagegen ihm nur wenig bedeutet. Wer Etwas wie Faust und Manfred ist, was liegt dem an den Fausten und Manfreden des Theaters!—während es ihm gewiss noch zu denken giebt, dass man überhaupt dergleichen Figuren aufs Theater bringt. Die stärksten Gedanken und Leidenschaften vor Denen, welche des Denkens und der Leidenschaft nicht fähig sind—aber des Rausches! Und jene als ein Mittel zu diesem! Und Theater und Musik das Haschisch-Rauchen und Betel-Kauen der Europäer! Oh wer erzählt uns die ganze Geschichte der Narcotica!— Es ist beinahe die Geschichte der "Bildung," der sogenannten höheren Bildung!
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Von der Eitelkeit der Künstler.— Ich glaube, dass die Künstler oft nicht wissen, was sie am besten können, weil sie zu eitel sind und ihren Sinn auf etwas Stolzeres gerichtet haben, als diese kleinen Pflanzen zu sein scheinen, welche neu, seltsam und schön, in wirklicher Vollkommenheit auf ihrem Boden zu wachsen vermögen. Das letzthin Gute ihres eigenen Gartens und Weinbergs wird von ihnen obenhin abgeschätzt, und ihre Liebe und ihre Einsicht sind nicht gleichen Ranges. Da ist ein Musiker, der mehr als irgend ein Musiker darin seine Meisterschaft hat, die Töne aus dem Reiche leidender, gedrückter, gemarterter Seelen zu finden und auch noch den stummen Thieren Sprache zu geben. Niemand kommt ihm gleich in den Farben des späten Herbstes, dem unbeschreiblich rührenden Glücke eines letzten, allerletzten, allerkürzesten Geniessens, er kennt einen Klang für jene heimlich-unheimlichen Mitternächte der Seele, wo Ursache und Wirkung aus den Fugen gekommen zu sein scheinen und jeden Augenblick Etwas "aus dem Nichts" entstehen kann; er schöpft am glücklichsten von Allen aus dem unteren Grunde des menschlichen Glückes und gleichsam aus dessen ausgetrunkenem Becher, wo die herbsten und widrigsten Tropfen zu guter- und böserletzt mit den süssesten zusammengelaufen sind; er kennt jenes müde Sich-schieben der Seele, die nicht mehr springen und fliegen, ja nicht mehr gehen kann; er hat den scheuen Blick des verhehlten Schmerzes, des Verstehens ohne Trost, des Abschiednehmens ohne Geständniss; ja, als der Orpheus alles heimlichen Elendes ist er grösser, als irgend Einer, und Manches ist durch ihn überhaupt der Kunst hinzugefügt worden, was bisher unausdrückbar und selbst der Kunst unwürdig erschien, und mit Worten namentlich nur zu verscheuchen, nicht zu fassen war,—manches ganz Kleine und Mikroskopische der Seele: ja, es ist der Meister des ganz Kleinen. Aber er will es nicht sein! Sein Charakter liebt vielmehr die grossen Wände und die verwegene Wandmalerei! Es entgeht ihm, dass sein Geist einen anderen Geschmack und Hang hat und am liebsten still in den Winkeln zusammengestürzter Häuser sitzt:—da, verborgen, sich selber verborgen, malt er seine eigentlichen Meisterstücke, welche alle sehr kurz sind, oft nur Einen Tact lang,—da erst wird er ganz gut, gross und vollkommen, da vielleicht allein.— Aber er weiss es nicht! Er ist zu eitel dazu, es zu wissen.
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Der Ernst um die Wahrheit.— Ernst um die Wahrheit! Wie Verschiedenes verstehen die Menschen bei diesen Worten! Eben die selben Ansichten und Arten von Beweis und Prüfung, welche ein Denker an sich wie eine Leichtfertigkeit empfindet, der er zu seiner Scham in dieser oder jener Stunde unterlegen ist,—eben die selben Ansichten können einem Künstler, der auf sie stösst und mit ihnen zeitweilig lebt, das Bewusstsein geben, jetzt habe ihn der tiefste Ernst um die Wahrheit erfasst, und es sei bewunderungswürdig, dass er, obschon Künstler, doch zugleich die ernsthafteste Begierde nach dem Gegensatze des Scheinenden zeige. So ist es möglich, dass Einer gerade mit seinem Pathos von Ernsthaftigkeit verräth, wie oberflächlich und genügsam sein Geist bisher im Reiche der Erkenntniss gespielt hat.— Und ist nicht Alles, was wir wichtig nehmen, unser Verräther? Es zeigt, wo unsere Gewichte liegen und wofür wir keine Gewichte besitzen.
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Jetzt und ehedem.— Was liegt an aller unsrer Kunst der Kunstwerke, wenn jene höhere Kunst, die Kunst der Feste, uns abhanden kommt! Ehemals waren alle Kunstwerke an der grossen Feststrasse der Menschheit aufgestellt, als Erinnerungszeichen und Denkmäler hoher und seliger Momente. Jetzt will man mit den Kunstwerken die armen Erschöpften und Kranken von der grossen Leidensstrasse der Menschheit bei Seite locken, für ein lüsternes Augenblickchen; man bietet ihnen einen kleinen Rausch und Wahnsinn an.
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Lichter und Schatten.— Die Bücher und Niederschriften sind bei verschiedenen Denkern Verschiedenes: der Eine hat im Buche die Lichter zusammengebracht, die er geschwind aus den Strahlen einer ihm aufleuchtenden Erkenntniss wegzustehlen und heimzutragen wusste; ein Anderer giebt nur die Schatten, die Nachbilder in Grau und Schwarz von dem wieder, was Tags zuvor in seiner Seele sich aufbaute.
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Vorsicht.— Alfieri hat, wie bekannt, sehr viel gelogen, als er den erstaunten Zeitgenossen seine Lebensgeschichte erzählte. Er log aus jenem Despotismus gegen sich selber, den er zum Beispiel in der Art bewies, wie er sich seine eigene Sprache schuf und sich zum Dichter tyrannisirte:—er hatte endlich eine strenge Form von Erhabenheit gefunden, in welche er sein Leben und sein Gedächtniss hineinpresste: es wird viel Qual dabei gewesen sein.— Ich würde auch einer Lebensgeschichte Platon's, von ihm selber geschrieben, keinen Glauben schenken: so wenig, als der Rousseau's, oder der vita nuova Dante's.
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Prosa und Poesie.— Man beachte doch, dass die grossen Meister der Prosa fast immer auch Dichter gewesen sind, sei es öffentlich, oder auch nur im Geheimen und für das "Kämmerlein"; und fürwahr, man schreibt nur im Angesichte der Poesie gute Prosa! Denn diese ist ein ununterbrochener artiger Krieg mit der Poesie: alle ihre Reize bestehen darin, dass beständig der Poesie ausgewichen und widersprochen wird; jedes Abstractum will als Schalkheit gegen diese und wie mit spöttischer Stimme vorgetragen sein; jede Trockenheit und Kühle soll die liebliche Göttin in eine liebliche Verzweifelung bringen; oft giebt es Annäherungen, Versöhnungen des Augenblickes und dann ein plötzliches Zurückspringen und Auslachen; oft wird der Vorhang aufgezogen und grelles Licht hereingelassen, während gerade die Göttin ihre Dämmerungen und dumpfen Farben geniesst; oft wird ihr das Wort aus dem Munde genommen und nach einer Melodie abgesungen, bei der sie die feinen Hände vor die feinen Oehrchen hält—und so giebt es tausend Vergnügungen des Krieges, die Niederlagen mitgezählt, von denen die Unpoetischen, die sogenannten Prosa-Menschen, gar Nichts wissen:—diese schreiben und sprechen denn auch nur schlechte Prosa! Der Krieg ist der Vater aller guten Dinge, der Krieg ist auch der Vater der guten Prosa!— Vier sehr seltsame und wahrhaft dichterische Menschen waren es in diesem Jahrhundert, welche an die Meisterschaft der Prosa gereicht haben, für die sonst diess Jahrhundert nicht gemacht ist—aus Mangel an Poesie, wie angedeutet. Um von Goethe abzusehen, welchen billigerweise das Jahrhundert in Anspruch nimmt, das ihn hervorbrachte: so sehe ich nur Giacomo Leopardi, Prosper Mérimée, Ralph Waldo Emerson und Walter Savage Landor, den Verfasser der Imaginary Conversations, als würdig an, Meister der Prosa zu heissen.
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Aber warum schreibst denn du?— A.: Ich gehöre nicht zu Denen, welche mit der nassen Feder in der Hand denken; und noch weniger zu Jenen, die sich gar vor dem offenen Tintenfasse ihren Leidenschaften überlassen, auf ihrem Stuhle sitzend und auf's Papier starrend. Ich ärgere oder schäme mich alles Schreibens; Schreiben ist für mich eine Nothdurft,—selbst im Gleichniss davon zu reden, ist mir widerlich. B.: Aber warum schreibst du dann? A.: Ja, mein Lieber, im Vertrauen gesagt: ich habe bisher noch kein anderes Mittel gefunden, meine Gedanken los zu werden. B.: Und warum willst du sie los werden? A.: Warum ich will? Will ich denn? Ich muss.— B.: Genug! Genug!
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Wachsthum nach dem Tode.— Jene kleinen verwegenen Worte über moralische Dinge, welche Fontenelle in seinen unsterblichen Todtengesprächen hinwarf, galten seiner Zeit als Paradoxien und Spiele eines nicht unbedenklichen Witzes; selbst die höchsten Richter des Geschmackes und des Geistes sahen nicht mehr darin,—ja, vielleicht Fontenelle selber nicht. Nun ereignet sich etwas Unglaubliches: diese Gedanken werden Wahrheiten! Die Wissenschaft beweist sie! Das Spiel wird zum Ernst! Und wir lesen jene Dialoge mit einer anderen Empfindung, als Voltaire und Helvetius sie lasen, und heben unwillkürlich ihren Urheber in eine andere und viel höhere Rangclasse der Geister, als jene thaten,—mit Recht? Mit Unrecht?
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Chamfort.— Dass ein solcher Kenner der Menschen und der Menge, wie Chamfort, eben der Menge beisprang und nicht in philosophischer Entsagung und Abwehr seitwärts stehen blieb, das weiss ich mir nicht anders zu erklären, als so: Ein Instinct war in ihm stärker, als seine Weisheit, und war nie befriedigt worden, der Hass gegen alle Noblesse des Geblüts: vielleicht der alte nur zu erklärliche Hass seiner Mutter, welcher durch die Liebe zur Mutter in ihm heilig gesprochen war,—ein Instinct der Rache von seinen Knabenjahren her, der die Stunde erwartete, die Mutter zu rächen. Und nun hatte ihn das Leben und sein Genie, und ach! am meisten wohl das väterliche Blut in seinen Adern dazu verführt, eben dieser Noblesse sich einzureihen und gleichzustellen—viele viele Jahre lang! Endlich ertrug er aber seinen eigenen Anblick, den Anblick des "alten Menschen" unter dem alten Regime nicht mehr; er gerieth in eine heftige Leidenschaft der Busse, und in dieser zog er das Gewand des Pöbels an, als seine Art von härener Kutte! Sein böses Gewissen war die Versäumniss der Rache.— Gesetzt, Chamfort wäre damals um einen Grad mehr Philosoph geblieben, so hätte die Revolution ihren tragischen Witz und ihren schärfsten Stachel nicht bekommen: sie würde als ein viel dümmeres Ereigniss gelten und keine solche Verführung der Geister sein. Aber der Hass und die Rache Chamfort's erzogen ein ganzes Geschlecht: und die erlauchtesten Menschen machten diese Schule durch. Man erwäge doch, dass Mirabeau zu Chamfort wie zu seinem höheren und älteren Selbst aufsah, von dem er Antriebe, Warnungen und Richtersprüche erwartete und ertrug,—Mirabeau, der als Mensch zu einem ganz anderen Range der Grösse gehört, als selbst die Ersten unter den staatsmännischen Grössen von gestern und heute.— Seltsam, dass trotz einem solchen Freunde und Fürsprecher—man hat ja die Briefe Mirabeau's an Chamfort—dieser witzigste aller Moralisten den Franzosen fremd geblieben ist, nicht anders, als Stendhal, der vielleicht unter allen Franzosen dieses Jahrhunderts die gedankenreichsten Augen und Ohren gehabt hat. Ist es, dass Letzterer im Grunde zu viel von einem Deutschen und Engländer an sich hatte, um den Parisern noch erträglich zu sein?—während Chamfort, ein Mensch, reich an Tiefen und Hintergründen der Seele, düster, leidend, glühend,—ein Denker, der das Lachen als das Heilmittel gegen das Leben nöthig fand, und der sich beinahe verloren gab, an jedem Tage, wo er nicht gelacht hatte,—vielmehr wie ein Italiäner und Blutsverwandter Dante's und Leopardi's erscheint, als wie ein Franzose! Man kennt die letzten Worte Chamfort's: "Ah! mon ami, sagte er zu Sieyès, je m'en vais enfin de ce monde, où il faut que le coeur se brise ou se bronze—." Das sind sicherlich nicht Worte eines sterbenden Franzosen.
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Zwei Redner.— Von diesen beiden Rednern erreicht der eine die ganze Vernunft seiner Sache nur dann, wenn er sich der Leidenschaft überlässt: erst diese pumpt genug Blut und Hitze ihm in's Gehirn, um seine hohe Geistigkeit zur Offenbarung zu zwingen. Der Andere versucht wohl hier und da das Selbe: mit Hülfe der Leidenschaft seine Sache volltönend, heftig und hinreissend vorzubringen,—aber gewöhnlich mit einem schlechten Erfolge. Er redet dann sehr bald dunkel und verwirrt, er übertreibt, macht Auslassungen und erregt gegen die Vernunft seiner Sache Misstrauen: ja, er selber empfindet dabei diess Misstrauen, und daraus erklären sich plötzliche Sprünge in die kältesten und abstossendsten Töne, welche in dem Zuhörer einen Zweifel erregen, ob seine ganze Leidenschaftlichkeit ächt gewesen sei. Bei ihm überfluthet jedes Mal die Leidenschaft den Geist; vielleicht, weil sie stärker ist, als bei dem Ersten. Aber er ist auf der Höhe seiner Kraft, wenn er dem andringenden Sturme seiner Empfindung widersteht und ihn gleichsam verhöhnt: da erst tritt sein Geist ganz aus seinem Versteck heraus, ein logischer, spöttischer, spielender, und doch furchtbarer Geist.
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Von der Geschwätzigkeit der Schriftsteller.— Es giebt eine Geschwätzigkeit des Zornes,—häufig bei Luther, auch bei Schopenhauer. Eine Geschwätzigkeit aus einem zu grossen Vorrathe von Begriffsformeln wie bei Kant. Eine Geschwätzigkeit aus Lust an immer neuen Wendungen der selben Sache: man findet sie bei Montaigne. Eine Geschwätzigkeit hämischer Naturen: wer Schriften dieser Zeit liest, wird sich hierbei zweier Schriftsteller erinnern. Eine Geschwätzigkeit aus Lust an guten Worten und Sprachformen: nicht selten in der Prosa Goethe's. Eine Geschwätzigkeit aus innerem Wohlgefallen an Lärm und Wirrwarr der Empfindungen: zum Beispiel bei Carlyle.
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Zum Ruhme Shakespeare's.— Das Schönste, was ich zum Ruhme Shakespeare's, des Menschen, zu sagen wüsste, ist diess: er hat an Brutus geglaubt und kein Stäubchen Misstrauens auf diese Art Tugend geworfen! Ihm hat er seine beste Tragödie geweiht—sie wird jetzt immer noch mit einem falschen Namen genannt—, ihm und dem furchtbarsten Inbegriff hoher Moral. Unabhängigkeit der Seele!—das gilt es hier! Kein Opfer kann da zu gross sein: seinen liebsten Freund selbst muss man ihr opfern können, und sei er noch dazu der herrlichste Mensch, die Zierde der Welt, das Genie ohne Gleichen,—wenn man nämlich die Freiheit als die Freiheit grosser Seelen liebt, und durch ihn dieser Freiheit Gefahr droht:—derart muss Shakespeare gefühlt haben! Die Höhe, in welche er Cäsar stellt, ist die feinste Ehre, die er Brutus erweisen konnte: so erst erhebt er dessen inneres Problem in's Ungeheure und ebenso die seelische Kraft, welche diesen Knoten zu zerhauen vermochte!— Und war es wirklich die politische Freiheit, welche diesen Dichter zum Mitgefühl mit Brutus trieb,—zum Mitschuldigen des Brutus machte? Oder war die politische Freiheit nur eine Symbolik für irgend etwas Unaussprechbares? Stehen wir vielleicht vor irgend einem unbekannt gebliebenen dunklen Ereignisse und Abenteuer aus des Dichters eigener Seele, von dem er nur durch Zeichen reden mochte? Was ist alle Hamlet-Melancholie gegen die Melancholie des Brutus!—und vielleicht kennt Shakespeare auch diese, wie er jene kannte, aus Erfahrung! Vielleicht hatte auch er seine finstere Stunde und seinen bösen Engel, gleich Brutus!— Was es aber auch derart von Aehnlichkeiten und geheimen Bezügen gegeben haben mag: vor der ganzen Gestalt und Tugend des Brutus warf Shakespeare sich auf den Boden und fühlte sich unwürdig und ferne:—das Zeugniss dafür hat er in seine Tragödie hineingeschrieben. Zweimal hat er in ihr einen Poeten vorgeführt und zweimal eine solche ungeduldige und allerletzte Verachtung über ihn geschüttet, dass es wie ein Schrei klingt,—wie der Schrei der Selbstverachtung. Brutus, selbst Brutus verliert die Geduld, als der Poet auftritt, eingebildet, pathetisch, zudringlich, wie Poeten zu sein pflegen, als ein Wesen, welches von Möglichkeiten der Grösse, auch der sittlichen Grösse, zu strotzen scheint und es doch in der Philosophie der That und des Lebens selten selbst bis zur gemeinen Rechtschaffenheit bringt. "Kennt er die Zeit, so kenn' ich seine Launen,—fort mit dem Schellen-Hanswurst!"—ruft Brutus. Man übersetze sich diess' zurück in die Seele des Poeten, der es dichtete.
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Die Anhänger Schopenhauer's.— Was man beider Berührung von Cultur-Völkern und Barbaren zu sehen bekommt: dass regelmässig die niedrigere Cultur von der höheren zuerst deren Laster, Schwächen und Ausschweifungen annimmt, von da aus einen Reiz auf sich ausgeübt fühlt und endlich vermittelst der angeeigneten Laster und Schwächen Etwas von der werthhaltigen Kraft der höheren Cultur mit auf sich überströmen lässt:—das kann man auch in der Nähe und ohne Reisen zu Barbaren-Völkern mit ansehen, freilich etwas verfeinert und vergeistigt und nicht so leicht mit Händen zu greifen. Was pflegen doch die Anhänger Schopenhauer's in Deutschland von ihrem Meister zuerst anzunehmen?—als welche, im Vergleich zu dessen überlegener Cultur, sich barbarenhaft genug vorkommen müssen, um auch durch ihn zuerst barbarenhaft fascinirt und verführt zu werden. Ist es sein harter Thatsachen-Sinn, sein guter Wille zu Helligkeit und Vernunft, der ihn oft so englisch und so wenig deutsch erscheinen lässt? Oder die Stärke seines intellectuellen Gewissens, das einen lebenslangen Widerspruch zwischen Sein und Wollen aushielt und ihn dazu zwang, sich auch in seinen Schriften beständig und fast in jedem Puncte zu widersprechen? Oder seine Reinlichkeit in Dingen der Kirche und des christlichen Gottes?—denn hierin war er reinlich wie kein deutscher Philosoph bisher, so dass er "als Voltairianer" lebte und starb. Oder seine unsterblichen Lehren von der Intellectualität der Anschauung, von der Apriorität des Causalitätsgesetzes, von der Werkzeug-Natur des Intellects und der Unfreiheit des Willens? Nein, diess Alles bezaubert nicht und wird nicht als bezaubernd gefühlt: aber die mystischen Verlegenheiten und Ausflüchte Schopenhauer's, an jenen Stellen, wo der Thatsachen-Denker sich vom eitlen Triebe, der Enträthseler der Welt zu sein, verführen und verderben liess, die unbeweisbare Lehre von Einem Willen ("alle Ursachen sind nur Gelegenheitsursachen der Erscheinung des Willens zu dieser Zeit, an diesem Orte," "der Wille zum Leben ist in jedem Wesen, auch dem geringsten, ganz und ungetheilt vorhanden, so vollständig, wie in Allen, die je waren, sind und sein werden, zusammengenommen"), die Leugnung des Individuums ("alle Löwen sind im Grunde nur Ein Löwe," "die Vielheit der Individuen ist ein Schein"; sowie auch die Entwicklung nur ein Schein ist:—er nennt den Gedanken de Lamarck's, "einen genialen, absurden Irrthum"), die Schwärmerei vom Genie ("in der ästhetischen Anschauung ist das Individuum nicht mehr Individuum, sondern reines, willenloses, Schmerzloses, zeitloses Subject der Erkenntniss"; "das Subject, indem es in dem angeschauten Gegenstande ganz aufgeht, ist dieser Gegenstand selbst geworden"), der Unsinn vom Mitleide und der in ihm ermöglichten Durchbrechung des principii individuationis als der Quelle aller Moralität, hinzugerechnet solche Behauptungen "das Sterben ist eigentlich der Zweck des Daseins," "es lässt sich a priori nicht geradezu die Möglichkeit ableugnen, dass eine magische Wirkung nicht auch sollte von einem bereits Gestorbenen ausgehen können": diese und ähnliche Ausschweifungen und Laster des Philosophen werden immer am ersten angenommen und zur Sache des Glaubens gemacht:—Laster und Ausschweifungen sind nämlich immer am leichtesten nachzuahmen und wollen keine lange Vorübung. Doch reden wir von dem berühmtesten der lebenden Schopenhauerianer, von Richard Wagner.— Ihm ist es ergangen, wie es schon manchem Künstler ergangen ist: er vergriff sich in der Deutung der Gestalten, die er schuf, und verkannte die unausgesprochene Philosophie seiner eigensten Kunst. Richard Wagner hat sich bis in die Mitte seines Lebens durch Hegel irreführen lassen; er that das Selbe noch einmal, als er später Schopenhauer's Lehre aus seinen Gestalten herauslas und mit "Wille," "Genie" und "Mitleid" sich selber zu formuliren begann. Trotzdem wird es wahr bleiben: Nichts geht gerade so sehr wider den Geist Schopenhauer's, als das eigentlich Wagnerische an den Helden Wagner's: ich meine die Unschuld der höchsten Selbstsucht, der Glaube an die grosse Leidenschaft als an das Gute an sich, mit Einem Worte, das Siegfriedhafte im Antlitze seiner Helden. "Das Alles riecht eher noch nach Spinoza als nach mir"—würde vielleicht Schopenhauer sagen. So gute Gründe also Wagner hätte, sich gerade nach anderen Philosophen umzusehen als nach Schopenhauer: die Bezauberung, der er in Betreff dieses Denkers unterlegen ist, hat ihn nicht nur gegen alle anderen Philosophen, sondern sogar gegen die Wissenschaft selber blind gemacht; immer mehr will seine ganze Kunst sich als Seitenstück und Ergänzung der Schopenhauerschen Philosophie geben und immer ausdrücklicher verzichtet sie auf den höheren Ehrgeiz, Seitenstück und Ergänzung der menschlichen Erkenntniss und Wissenschaft zu werden. Und nicht nur reizt ihn dazu der ganze geheimnissvolle Prunk dieser Philosophie, welche auch einen Cagliostro gereizt haben würde: auch die einzelnen Gebärden und die Affecte der Philosophen waren stets Verführer! Schopenhauerisch ist zum Beispiel Wagner's Ereiferung über die Verderbniss der deutschen Sprache; und wenn man hierin die Nachahmung gut heissen sollte, so darf doch auch nicht verschwiegen werden, dass Wagner's Stil selber nicht wenig an all den Geschwüren und Geschwülsten krankt, deren Anblick Schopenhauern so wüthend machte, und dass, in Hinsicht auf die deutsch schreibenden Wagnerianer, die Wagnerei sich so gefährlich zu erweisen beginnt, als nur irgend eine Hegelei sich erwiesen hat. Schopenhauerisch ist Wagner's Hass gegen die Juden, denen er selbst in ihrer grössten That nicht gerecht zu werden vermag: die Juden sind ja die Erfinder des Christenthums. Schopenhauerisch ist der Versuch Wagner's, das Christenthum als ein verwehtes Korn des Buddhismus aufzufassen und für Europa, unter zeitweiliger Annäherung an katholisch-christliche Formeln und Empfindungen, ein buddhistisches Zeitalter vorzubereiten. Schopenhauerisch ist Wagner's Predigt zu Gunsten der Barmherzigkeit im Verkehre mit Thieren; Schopenhauer's Vorgänger hierin war bekanntlich Voltaire, der vielleicht auch schon, gleich seinen Nachfolgern, seinen Hass gegen gewisse Dinge und Menschen als Barmherzigkeit gegen Thiere zu verkleiden wusste. Wenigstens ist Wagner's Hass gegen die Wissenschaft, der aus seiner Predigt spricht, gewiss nicht vom Geiste der Mildherzigkeit und Güte eingegeben—noch auch, wie es sich von selber versteht, vom Geiste überhaupt.— Zuletzt ist wenig an der Philosophie eines Künstlers gelegen, falls sie eben nur eine nachträgliche Philosophie ist und seiner Kunst selber keinen Schaden thut. Man kann sich nicht genug davor hüten, einem Künstler um einer gelegentlichen, vielleicht sehr unglücklichen und anmaasslichen Maskerade willen gram zu werden; vergessen wir doch nicht, dass die lieben Künstler sammt und sonders ein wenig Schauspieler sind und sein müssen und ohne Schauspielerei es schwerlich auf die Länge aushielten. Bleiben wir Wagnern in dem treu, was an ihm wahr und ursprünglich ist,—und namentlich dadurch, dass wir, seine Jünger, uns selber in dem treu bleiben, was an uns wahr und ursprünglich ist. Lassen wir ihm seine intellectuellen Launen und Krämpfe, erwägen wir vielmehr in Billigkeit, welche seltsamen Nahrungen und Nothdürfte eine Kunst, wie die seine, haben darf, um leben und wachsen zu können! Es liegt Nichts daran, dass er als Denker so oft Unrecht hat; Gerechtigkeit und Geduld sind nicht seine Sache. Genug, dass sein Leben vor sich selber Recht hat und Recht behält:—dieses Leben, welches Jedem von uns zuruft: "Sei ein Mann und folge mir nicht nach,—sondern dir! Sondern dir!" Auch unser Leben soll vor uns selber Recht behalten! Auch wir sollen frei und furchtlos, in unschuldiger Selbstigkeit aus uns selber wachsen und blühen! Und so klingen mir, bei der Betrachtung eines solchen Menschen, auch heute noch, wie ehedem, diese Sätze an's Ohr: "dass Leidenschaft besser ist, als Stoicismus und Heuchelei, dass Ehrlich-sein, selbst im Bösen, besser ist, als sich selber an die Sittlichkeit des Herkommens verlieren, dass der freie Mensch sowohl gut als böse sein kann, dass aber der unfreie Mensch eine Schande der Natur ist, und an keinem himmlischen noch irdischen Troste Antheil hat; endlich dass Jeder, der frei werden will, es durch sich selber werden muss, und dass Niemandem die Freiheit als ein Wundergeschenk in den Schooss fällt." (Richard Wagner in Bayreuth S. 94.)
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Huldigen lernen.— Auch das Huldigen müssen die Menschen lernen wie das Verachten. Jeder, der auf neuen Bahnen geht und Viele auf neue Bahnen geführt hat, entdeckt mit Staunen, wie ungeschickt und arm diese Vielen im Ausdruck ihrer Dankbarkeit sind, ja wie selten sich überhaupt auch nur die Dankbarkeit äussern kann. Es ist als ob ihr immer, wenn sie einmal reden will, Etwas in die Kehle komme, sodass sie sich nur räuspert und im Räuspern wieder verstummt. Die Art, wie ein Denker die Wirkung seiner Gedanken und ihre umbildende und erschütternde Gewalt zu spüren bekommt, ist beinahe eine Komödie; mitunter hat es das Ansehen, als ob Die, auf welche gewirkt worden ist, sich im Grunde dadurch beleidigt fühlten und ihre, wie sie fürchten, bedrohte Selbständigkeit nur in allerlei Unarten zu äussern wüssten. Es bedarf ganzer Geschlechter, um auch nur eine höfliche Convention des Dankes zu erfinden: und erst sehr spät kommt jener Zeitpunct, wo selbst in die Dankbarkeit eine Art Geist und Genialität gefahren ist: dann ist gewöhnlich auch Einer da, welcher der grosse Dank-Empfänger ist, nicht nur für Das, was er selber Gutes gethan hat, sondern zumeist für Das, was von seinen Vorgängern als ein Schatz des Höchsten und Besten allmählich aufgehäuft worden ist.
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Voltaire.— Ueberall, wo es einen Hof gab, hat er das Gesetz des Gut-Sprechens und damit auch das Gesetz des Stils für alle Schreibenden gegeben. Die höfische Sprache ist aber die Sprache des Höflings, der kein Fach hat und der sich selbst in Gesprächen über wissenschaftliche Dinge alle bequemen technischen Ausdrücke verbietet, weil sie nach dem Fache schmecken, desshalb ist der technische Ausdruck und Alles, was den Specialisten verräth, in den Ländern einer höfischen Cultur ein Flecken des Stils. Man ist jetzt, wo alle Höfe Caricaturen von sonst und jetzt geworden sind, erstaunt, selbst Voltaire in diesem Puncte unsäglich spröde und peinlich zu finden (zum Beispiel in seinem Urtheil über solche Stilisten, wie Fontenelle und Montesquieu),—wir sind eben alle vom höfischen Geschmack emancipirt, während Voltaire dessen Vollender war!
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Ein Wort für die Philologen.— Dass es Bücher giebt, so werthvolle und königliche, dass ganze Gelehrten-Geschlechter gut verwendet sind, wenn durch ihre Mühe diese Bücher rein erhalten und verständlich erhalten werden,—diesen Glauben immer wieder zu befestigen ist die Philologie da. Sie setzt voraus, dass es an jenen seltenen Menschen nicht fehlt (wenn man sie gleich nicht sieht), die so werthvolle Bücher wirklich zu benutzen wissen:—es werden wohl die sein, welche selber solche Bücher machen oder machen könnten. Ich wollte sagen, die Philologie setzt einen vornehmen Glauben voraus,—dass zu Gunsten einiger Weniger, die immer "kommen werden" und nicht da sind, eine sehr grosse Menge von peinlicher, selbst unsauberer Arbeit voraus abzuthun sei: es ist Alles Arbeit in usum Delphinorum.
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Von der deutschen Musik.— Die deutsche Musik ist jetzt schon desshalb, mehr als jede andere, die europäische Musik, weil in ihr allein die Veränderung, welche Europa durch die Revolution erfuhr, einen Ausdruck bekommen hat: nur die deutschen Musiker verstehen sich auf den Ausdruck bewegter Volksmassen, auf jenen ungeheuren künstlichen Lärm, der nicht einmal sehr laut zu sein braucht,—während zum Beispiel die italiänische Oper nur Chöre von Bedienten oder Soldaten kennt, aber kein "Volk." Es kommt hinzu, dass aus aller deutschen Musik eine tiefe bürgerliche Eifersucht auf die noblesse herauszuhören ist, namentlich auf esprit und élégance, als den Ausdruck einer höfischen, ritterlichen, alten, ihrer selber sicheren Gesellschaft. Das ist keine Musik, wie die des Goethischen Sängers vor dem Thore, die auch "im Saale," und zwar dem Könige wohlgefällt; da heisst es nicht: "die Ritter schauten muthig drein und in den Schooss die Schönen." Schon die Grazie tritt nicht ohne Anwandelung von Gewissensbissen in der deutschen Musik auf; erst bei der Anmuth, der ländlichen Schwester der Grazie, fängt der Deutsche an, sich ganz moralisch zu fühlen—und von da an immer mehr bis hinauf zu seiner schwärmerischen, gelehrten, oft bärbeissigen "Erhabenheit," der Beethoven'schen Erhabenheit. Will man sich den Menschen zu dieser Musik denken, nun, so denke man sich eben Beethoven, wie er neben Goethe, etwa bei jener Begegnung in Teplitz, erscheint: als die Halbbarbarei neben der Cultur, als Volk neben Adel, als der gutartige Mensch neben dem guten und mehr noch als "guten" Menschen, als der Phantast neben dem Künstler, als der Trostbedürftige neben dem Getrösteten, als der Uebertreiber und Verdächtiger neben dem Billigen, als der Grillenfänger und Selbstquäler, als der Närrisch-Verzückte, der Selig-Unglückliche, der Treuherzig-Maasslose, als der Anmaassliche und Plumpe—und Alles in Allem als der "ungebändigte Mensch": so empfand und bezeichnete ihn Goethe selber, Goethe der Ausnahme-Deutsche, zu dem eine ebenbürtige Musik noch nicht gefunden ist!— Zuletzt erwäge man noch, ob nicht jene jetzt immer mehr um sich greifende Verachtung der Melodie und Verkümmerung des melodischen Sinnes bei Deutschen als eine demokratische Unart und Nachwirkung der Revolution zu verstehen ist. Die Melodie hat nämlich eine solche offene Lust an der Gesetzlichkeit und einen solchen Widerwillen bei allem Werdenden, Ungeformten, Willkürlichen, dass sie wie ein Klang aus der alten Ordnung der europäischen Dinge und wie eine Verführung und Rückführung zu dieser klingt.
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Vom Klange der deutschen Sprache.— Man weiss, woher das Deutsch stammt, welches seit ein paar Jahrhunderten das allgemeine Schriftdeutsch ist. Die Deutschen, mit ihrer Ehrfurcht vor Allem, was vom Hofe kam, haben sich geflissentlich die Kanzleien zum Muster genommen, in Allem, was sie zu schreiben hatten, also namentlich in ihren Briefen, Urkunden, Testamenten und so weiter. Kanzleimässig schreiben, das war hof- und regierungsmässig schreiben,—das war etwas Vornehmes, gegen das Deutsch der Stadt gehalten, in der man gerade lebte. Allmählich zog man den Schluss und sprach auch so, wie man schrieb,—so wurde man noch vornehmer, in den Wortformen, in der Wahl der Worte und Wendungen und zuletzt auch im Klange: man affectirte einen höfischen Klang, wenn man sprach, und die Affectation wurde zuletzt Natur. Vielleicht hat sich etwas ganz Gleiches nirgendswo ereignet: die Uebergewalt des Schreibestils über die Rede und die Ziererei und Vornehmthuerei eines ganzen Volkes als Grundlage einer gemeinsamen nicht mehr dialektischen Sprache. Ich glaube, der Klang der deutschen Sprache war im Mittelalter, und namentlich nach dem Mittelalter, tief bäuerisch und gemein: er hat sich in den letzten Jahrhunderten etwas veredelt, hauptsächlich dadurch, dass man sich genöthigt fand, so viel französische, italiänische und spanische Klänge nachzuahmen und zwar gerade von Seiten des deutschen (und österreichischen) Adels, der mit der Muttersprache sich durchaus nicht begnügen konnte. Aber für Montaigne oder gar Racine muss trotz dieser Uebung Deutsch unerträglich gemein geklungen haben: und selbst jetzt klingt es) im Munde der Reisenden, mitten unter italiänischem Pöbel, noch immer sehr roh, wälderhaft, heiser, wie aus räucherigen Stuben und unhöflichen Gegenden stammend.— Nun bemerke ich, dass jetzt wieder unter den ehemaligen Bewunderern der Kanzleien ein ähnlicher Drang nach Vornehmheit des Klanges um sich greift, und dass die Deutschen einem ganz absonderlichen "Klangzauber" sich zu fügen anfangen, der auf die Dauer eine wirkliche Gefahr für die deutsche Sprache werden könnte,—denn abscheulichere Klänge sucht man in Europa vergebens. Etwas Höhnisches, Kaltes, Gleichgültiges, Nachlässiges in der Stimme: das klingt jetzt den Deutschen "vornehm"—und ich höre den guten Willen zu dieser Vornehmheit in den Stimmen der jungen Beamten, Lehrer, Frauen, Kaufleute; ja die kleinen Mädchen machen schon dieses Offizierdeutsch nach. Denn der Offizier, und zwar der preussische, ist der Erfinder dieser Klänge: dieser selbe Offizier, der als Militär und Mann des Fachs jenen bewunderungswürdigen Tact der Bescheidenheit besitzt, an dem die Deutschen allesammt zu lernen hätten (die deutschen Professoren und Musicanten eingerechnet!). Aber sobald er spricht und sich bewegt, ist er die unbescheidenste und geschmackwidrigste Figur im alten Europa—sich selber unbewusst, ohne allen Zweifel! Und auch den guten Deutschen unbewusst, die in ihm den Mann der ersten und vornehmsten Gesellschaft anstaunen und sich gerne "den Ton von ihm angeben" lassen. Das thut er denn auch!—und zunächst sind es die Feldwebel und Unteroffiziere, welche seinen Ton nachahmen und vergröbern. Man gebe Acht auf die Commandorufe, von denen die deutschen Städte förmlich umbrüllt werden, jetzt wo man vor allen Thoren exerciert: welche Anmaassung, welches wüthende Autoritätsgefühl, welche höhnische Kälte klingt aus diesem Gebrüll heraus! Sollten die Deutschen wirklich ein musicalisches Volk sein?— Sicher ist, dass die Deutschen sich jetzt im Klange ihrer Sprache militarisiren: wahrscheinlich ist, dass sie, eingeübt militärisch zu sprechen, endlich auch militärisch schreiben werden. Denn die Gewohnheit an bestimmte Klänge greift tief in den Charakter:—man hat bald die Worte und Wendungen und schliesslich auch die Gedanken, welche eben zu diesem Klange passen! Vielleicht schreibt man jetzt schon offiziermäßig; vielleicht lese ich nur zu wenig von dem, was man jetzt in Deutschland schreibt. Aber Eines weiss ich um so sicherer: die öffentlichen deutschen Kundgebungen, die auch in's Ausland dringen, sind nicht von der deutschen Musik inspirirt, sondern von eben jenem neuen Klange einer geschmackwidrigen Anmaassung. Fast in jeder Rede des ersten deutschen Staatsmannes und selbst dann, wenn er sich durch sein kaiserliches Sprachrohr vernehmen lässt, ist ein Accent, den das Ohr eines Ausländers mit Widerwillen zurückweist: aber die Deutschen ertragen ihn,—sie ertragen sich selber.
105
Die Deutschen als Künstler.— Wenn der Deutsche einmal wirklich in Leidenschaft geräth (und nicht nur, wie gewöhnlich, in den guten Willen zur Leidenschaft!), so benimmt er sich dann in derselben, wie er eben muss, und denkt nicht weiter an sein Benehmen. Die Wahrheit aber ist, dass er sich dann sehr ungeschickt und hässlich und wie ohne Tact und Melodie benimmt, sodass die Zuschauer ihre Pein oder ihre Rührung dabei haben und nicht mehr:—es sei denn, dass er sich in das Erhabene und Entzückte hinaufhebt, dessen manche Passionen fähig sind. Dann wird sogar der Deutsche schön! Die Ahnung davon, auf welcher Höhe erst die Schönheit ihren Zauber selbst über Deutsche ausgiesst, treibt die deutschen Künstler in die Höhe und Ueberhöhe und in die Ausschweifungen der Leidenschaft: ein wirkliches tiefes Verlangen also, über die Hässlichkeit und Ungeschicktheit hinauszukommen, mindestens hinauszublicken—hin nach einer besseren, leichteren, südlicheren, sonnenhafteren Welt. Und so sind ihre Krämpfe oftmals nur Anzeichen dafür, dass sie tanzen möchten: diese armen Bären, in denen versteckte Nymphen und Waldgötter ihr Wesen treiben—und mitunter noch höhere Gottheiten!
106
Musik als Fürsprecherin.— "Ich habe Durst nach einem Meister der Tonkunst, sagte ein Neuerer zu seinem Jünger, dass er mir meine Gedanken ablerne und sie fürderhin in seiner Sprache rede: so werde ich den Menschen besser zu Ohr und Herzen dringen. Mit Tönen kann man die Menschen zu jedem Irrthume und jeder Wahrheit verführen: wer vermöchte einen Ton zu widerlegen?"—"Also möchtest du für unwiderlegbar gelten?" sagte sein Jünger. Der Neuerer erwiderte. "Ich möchte, dass der Keim zum Baume werde. Damit eine Lehre zum Baume werde, muss sie eine gute Zeit geglaubt werden: damit sie geglaubt werde, muss sie für unwiderlegbar gelten. Dem Baume thun Stürme, Zweifel, Gewürm, Bosheit noth, damit er die Art und Kraft seines Keimes offenbar mache; mag er brechen, wenn er nicht stark genug ist! Aber ein Keim wird immer nur vernichtet,—nicht widerlegt!"—Als er das gesagt hatte, rief sein Jünger mit Ungestüm: "Aber ich glaube an deine Sache und halte sie für so stark, dass ich Alles, Alles sagen werde, was ich noch gegen sie auf dem Herzen habe."— Der Neuerer lachte bei sich und drohte ihm mit dem Finger. "Diese Art Jüngerschaft, sagte er dann, ist die beste, aber sie ist gefährlich und nicht jede Art Lehre verträgt sie."
107
Unsere letzte Dankbarkeit gegen die Kunst.— Hätten wir nicht die Künste gut geheissen und diese Art von Cultus des Unwahren erfunden: so wäre die Einsicht in die allgemeine Unwahrheit und Verlogenheit, die uns jetzt durch die Wissenschaft gegeben wird—die Einsicht in den Wahn und Irrthum als in eine Bedingung des erkennenden und empfindenden Daseins—, gar nicht auszuhalten. Die Redlichkeit würde den Ekel und den Selbstmord im Gefolge haben. Nun aber hat unsere Redlichkeit eine Gegenmacht, die uns solchen Consequenzen ausweichen hilft: die Kunst, als den guten Willen zum Scheine. Wir verwehren es unserm Auge nicht immer, auszurunden, zu Ende zu dichten: und dann ist es nicht mehr die ewige Unvollkommenheit, die wir über den Fluss des Werdens tragen—dann meinen wir, eine Göttin zu tragen und sind stolz und kindlich in dieser Dienstleistung. Als ästhetisches Phänomen ist uns das Dasein immer noch erträglich, und durch die Kunst ist uns Auge und Hand und vor Allem das gute Gewissen dazu gegeben, aus uns selber ein solches Phänomen machen zu können. Wir müssen zeitweilig von uns ausruhen, dadurch, dass wir auf uns hin und hinab sehen und, aus einer künstlerischen Ferne her, über uns lachen oder über uns weinen; wir müssen den Helden und ebenso den Narren entdecken, der in unsrer Leidenschaft der Erkenntniss steckt, wir müssen unsrer Thorheit ab und zu froh werden, um unsrer Weisheit froh bleiben zu können! Und gerade weil wir im letzten Grunde schwere und ernsthafte Menschen und mehr Gewichte als Menschen sind, so thut uns Nichts so gut als die Schelmenkappe: wir brauchen sie vor uns selber—wir brauchen alle übermüthige, schwebende, tanzende, spottende, kindische und selige Kunst, um jener Freiheit über den Dingen nicht verlustig zu gehen, welche unser Ideal von uns fordert. Es wäre ein Rückfall für uns, gerade mit unsrer reizbaren Redlichkeit ganz in die Moral zu gerathen und um der überstrengen Anforderungen willen, die wir hierin an uns stellen, gar noch selber zu tugendhaften Ungeheuern und Vogelscheuchen zu werden. Wir sollen auch über der Moral stehen können: und nicht nur stehen, mit der ängstlichen Steifigkeit eines Solchen, der jeden Augenblick auszugleiten und zu fallen fürchtet, sondern auch über ihr schweben und spielen! Wie könnten wir dazu der Kunst, wie des Narren entbehren?— Und so lange ihr euch noch irgendwie vor euch selber schämt, gehört ihr noch nicht zu uns!
Buch 3
108
Neue Kämpfe.— Nachdem Buddha todt war, zeigte man noch Jahrhunderte lang seinen Schatten in einer Höhle,—einen ungeheuren schauerlichen Schatten. Gott ist todt: aber so wie die Art der Menschen ist, wird es vielleicht noch Jahrtausende lang Höhlen geben, in denen man seinen Schatten zeigt.— Und wir—wir müssen auch noch seinen Schatten besiegen!
109
Hüten wir uns.— Hüten wir uns, zu denken, dass die Welt ein lebendiges Wesen sei. Wohin sollte sie sich ausdehnen? Wovon sollte sie sich nähren? Wie könnte sie wachsen und sich vermehren? Wir wissen ja ungefähr, was das Organische ist: und wir sollten das unsäglich Abgeleitete, Späte, Seltene, Zufällige, das wir nur auf der Kruste der Erde wahrnehmen, zum Wesentlichen, Allgemeinen, Ewigen umdeuten, wie es jene thun, die das All einen Organismus nennen? Davor ekelt mir. Hüten wir uns schon davor, zu glauben, dass das All eine Maschine sei; es ist gewiss nicht auf Ein Ziel construirt, wir thun ihm mit dem Wort "Maschine" eine viel zu hohe Ehre an. Hüten wir uns, etwas so Formvolles, wie die kyklischen Bewegungen unserer Nachbar-Sterne überhaupt und überall vorauszusetzen; schon ein Blick in die Milchstrasse lässt Zweifel auftauchen, ob es dort nicht viel rohere und widersprechendere Bewegungen giebt, ebenfalls Sterne mit ewigen geradlinigen Fallbahnen und dergleichen. Die astrale Ordnung, in der wir leben, ist eine Ausnahme; diese Ordnung und die ziemliche Dauer, welche durch sie bedingt ist, hat wieder die Ausnahme der Ausnahmen ermöglicht—die Bildung des Organischen. Der Gesammt-Charakter der Welt ist dagegen in alle Ewigkeit Chaos, nicht im Sinne der fehlenden Nothwendigkeit, sondern der fehlenden Ordnung, Gliederung, Form, Schönheit, Weisheit, und wie alle unsere ästhetischen Menschlichkeiten heissen. Von unserer Vernunft aus geurtheilt, sind die verunglückten Würfe weitaus die Regel, die Ausnahmen sind nicht das geheime Ziel, und das ganze Spielwerk wiederholt ewig seine Weise, die nie eine Melodie heissen darf,—und zuletzt ist selbst das Wort "verunglückter Wurf" schon eine Vermenschlichung, die einen Tadel in sich schliesst. Aber wie dürften wir das All tadeln oder loben! Hüten wir uns, ihm Herzlosigkeit und Unvernunft oder deren Gegensätze nachzusagen: es ist weder vollkommen, noch schön, noch edel, und will Nichts von alledem werden, es strebt durchaus nicht darnach, den Menschen nachzuahmen! Es wird durchaus durch keines unserer ästhetischen und moralischen Urtheile getroffen! Es hat auch keinen Selbsterhaltungstrieb und überhaupt keine Triebe; es kennt auch keine Gesetze. Hüten wir uns, zu sagen, dass es Gesetze in der Natur gebe. Es giebt nur Nothwendigkeiten: da ist Keiner, der befiehlt, Keiner, der gehorcht, Keiner, der übertritt. Wenn ihr wisst, dass es keine Zwecke giebt, so wisst ihr auch, dass es keinen Zufall giebt: denn nur neben einer Welt von Zwecken hat das Wort "Zufall" einen Sinn. Hüten wir uns, zu sagen, dass Tod dem Leben entgegengesetzt sei. Das Lebende ist nur eine Art des Todten, und eine sehr seltene Art.— Hüten wir uns, zu denken, die Welt schaffe ewig Neues. Es giebt keine ewig dauerhaften Substanzen; die Materie ist ein eben solcher Irrthum, wie der Gott der Eleaten. Aber wann werden wir am Ende mit unserer Vorsicht und Obhut sein! Wann werden uns alle diese Schatten Gottes nicht mehr verdunkeln? Wann werden wir die Natur ganz entgöttlicht haben! Wann werden wir anfangen dürfen, uns Menschen mit der reinen, neu gefundenen, neu erlösten Natur zu vernatürlichen.
110
Ursprung der Erkenntniss.— Der Intellect hat ungeheure Zeitstrecken hindurch Nichts als Irrthümer erzeugt; einige davon ergaben sich als nützlich und arterhaltend: wer auf sie stiess, oder sie vererbt bekam, kämpfte seinen Kampf für sich und seinen Nachwuchs mit grösserem Glücke. Solche irrthümliche Glaubenssätze, die immer weiter vererbt und endlich fast zum menschlichen Art- und Grundbestand wurden, sind zum Beispiel diese: dass es dauernde Dinge gebe, dass es gleiche Dinge gebe, dass es Dinge, Stoffe, Körper gebe, dass ein Ding Das sei, als was es erscheine, dass unser Wollen frei sei, dass was für mich gut ist, auch an und für sich gut sei. Sehr spät erst traten die Leugner und Anzweifler solcher Sätze auf,—sehr spät erst trat die Wahrheit auf, als die unkräftigste Form der Erkenntniss. Es schien, dass man mit ihr nicht zu leben vermöge, unser Organismus war auf ihren Gegensatz eingerichtet; alle seine höheren Functionen, die Wahrnehmungen der Sinne und jede Art von Empfindung überhaupt, arbeiteten mit jenen uralt einverleibten Grundirrthümern. Mehr noch: jene Sätze wurden selbst innerhalb der Erkenntniss zu den Normen, nach denen man "wahr" und "unwahr" bemass—bis hinein in die entlegensten Gegenden der reinen Logik. Also: die Kraft der Erkenntnisse liegt nicht in ihrem Grade von Wahrheit, sondern in ihrem Alter, ihrer Einverleibtheit, ihrem Charakter als Lebensbedingung. Wo Leben und Erkennen in Widerspruch zu kommen schienen, ist nie ernstlich gekämpft worden; da galt Leugnung und Zweifel als Tollheit. Jene Ausnahme-Denker, wie die Eleaten, welche trotzdem die Gegensätze der natürlichen Irrthümer aufstellten und festhielten, glaubten daran, dass es möglich sei, dieses Gegentheil auch zu leben: sie erfanden den Weisen als den Menschen der Unveränderlichkeit, Unpersönlichkeit, Universalität der Anschauung, als Eins und Alles zugleich, mit einem eigenen Vermögen für jene umgekehrte Erkenntniss; sie waren des Glaubens, dass ihre Erkenntniss zugleich das Princip des Lebens sei. Um diess Alles aber behaupten zu können, mussten sie sich über ihren eigenen Zustand täuschen: sie mussten sich Unpersönlichkeit und Dauer ohne Wechsel andichten, das Wesen des Erkennenden verkennen, die Gewalt der Triebe im Erkennen leugnen und überhaupt die Vernunft als völlig freie, sich selbst entsprungene Activität fassen; sie hielten sich die Augen dafür zu, dass auch sie im Widersprechen gegen das Gültige, oder im Verlangen nach Ruhe oder Alleinbesitz oder Herrschaft zu ihren Sätzen gekommen waren. Die feinere Entwickelung der Redlichkeit und der Skepsis machte endlich auch diese Menschen unmöglich; auch ihr Leben und Urtheilen ergab sich als abhängig von den uralten Trieben und Grundirrthümern alles empfindenden Daseins.— Jene feinere Redlichkeit und Skepsis hatte überall dort ihre Entstehung, wo zwei entgegengesetzte Sätze auf das Leben anwendbar erschienen, weil sich beide mit den Grundirrthümern vertrugen, wo also über den höheren oder geringeren Grad des Nutzens für das Leben gestritten werden konnte; ebenfalls dort, wo neue Sätze sich dem Leben zwar nicht nützlich, aber wenigstens auch nicht schädlich zeigten, als Aeusserungen eines intellectuellen Spieltriebes, und unschuldig und glücklich gleich allem Spiele. Allmählich füllte sich das menschliche Gehirn mit solchen Urtheilen und Ueberzeugungen, so entstand in diesem Knäuel Gährung, Kampf und Machtgelüst. Nützlichkeit und Lust nicht nur, sondern jede Art von Trieben nahm Partei in dem Kampfe um die "Wahrheiten"; der intellectuelle Kampf wurde Beschäftigung, Reiz, Beruf, Pflicht, Würde—: das Erkennen und das Streben nach dem Wahren ordnete sich endlich als Bedürfniss in die anderen Bedürfnisse ein. Von da an war nicht nur der Glaube und die Ueberzeugung, sondern auch die Prüfung, die Leugnung, das Misstrauen, der Widerspruch eine Macht, alle "bösen" Instincte waren der Erkenntniss untergeordnet und in ihren Dienst gestellt und bekamen den Glanz des Erlaubten, Geehrten, Nützlichen und zuletzt das Auge und die Unschuld des Guten. Die Erkenntniss wurde also zu einem Stück Leben selber und als Leben zu einer immerfort wachsenden Macht: bis endlich die Erkenntnisse und jene uralten Grundirrthümer auf einander stiessen, beide als Leben, beide als Macht, beide in dem selben Menschen. Der Denker: das ist jetzt das Wesen, in dem der Trieb zur Wahrheit und jene lebenerhaltenden Irrthümer ihren ersten Kampf kämpfen, nachdem auch der Trieb zur Wahrheit sich als eine lebenerhaltende Macht bewiesen hat. Im Verhältniss zu der Wichtigkeit dieses Kampfes ist alles Andere gleichgültig: die letzte Frage um die Bedingung des Lebens ist hier gestellt, und der erste Versuch wird hier gemacht, mit dem Experiment auf diese Frage zu antworten. Inwieweit verträgt die Wahrheit die Einverleibung?—das ist die Frage, das ist das Experiment.
111
Herkunft des Logischen.— Woher ist die Logik im menschlichen Kopfe entstanden? Gewiss aus der Unlogik, deren Reich ursprünglich ungeheuer gewesen sein muss. Aber unzählig viele Wesen, welche anders schlossen, als wir jetzt schliessen, giengen zu Grunde: es könnte immer noch wahrer gewesen sein! Wer zum Beispiel das "Gleiche" nicht oft genug aufzufinden wusste, in Betreff der Nahrung oder in Betreff der ihm feindlichen Thiere, wer also zu langsam subsumirte, zu vorsichtig in der Subsumption war, hatte nur geringere Wahrscheinlichkeit des Fortlebens als Der, welcher bei allem Aehnlichen sofort auf Gleichheit rieth. Der überwiegende Hang aber, das Aehnliche als gleich zu behandeln, ein unlogischer Hang—denn es giebt an sich nichts Gleiches—, hat erst alle Grundlage der Logik geschaffen. Ebenso musste, damit der Begriff der Substanz entstehe, der unentbehrlich für die Logik ist, ob ihm gleich im strengsten Sinne nichts Wirkliches entspricht,—lange Zeit das Wechselnde an den Dingen nicht gesehen, nicht empfunden worden sein; die nicht genau sehenden Wesen hatten einen Vorsprung vor denen, welche Alles "im Flusse" sahen. An und für sich ist schon jeder hohe Grad von Vorsicht im Schliessen, jeder skeptische Hang eine grosse Gefahr für das Leben. Es würden keine lebenden Wesen erhalten sein, wenn nicht der entgegengesetzte Hang, lieber zu bejahen als das Urtheil auszusetzen, lieber zu irren und zu dichten als abzuwarten, lieber zuzustimmen als zu verneinen, lieber zu urtheilen als gerecht zu sein—ausserordentlich stark angezüchtet worden wäre.— Der Verlauf logischer Gedanken und Schlüsse in unserem jetzigen Gehirne entspricht einem Processe und Kampfe von Trieben, die an sich einzeln alle sehr unlogisch und ungerecht sind; wir erfahren gewöhnlich nur das Resultat des Kampfes: so schnell und so versteckt spielt sich jetzt dieser uralte Mechanismus in uns ab.
112
Ursache und Wirkung.— "Erklärung" nennen wir's: aber "Beschreibung" ist es, was uns vor älteren Stufen der Erkenntniss und Wissenschaft auszeichnet. Wir beschreiben besser,—wir erklären ebenso wenig wie alle Früheren. Wir haben da ein vielfaches Nacheinander aufgedeckt, wo der naive Mensch und Forscher älterer Culturen nur Zweierlei sah, "Ursache" und "Wirkung," wie die Rede lautete; wir haben das Bild des Werdens vervollkommnet, aber sind über das Bild, hinter das Bild nicht hinaus gekommen. Die Reihe der "Ursachen" steht viel vollständiger in jedem Falle vor uns, wir schliessen: diess und das muss erst vorangehen, damit jenes folge,—aber begriffen haben wir damit Nichts. Die Qualität, zum Beispiel bei jedem chemischen Werden, erscheint nach wie vor als ein "Wunder," ebenso jede Fortbewegung; Niemand hat den Stoss "erklärt." Wie könnten wir auch erklären! Wir operiren mit lauter Dingen, die es nicht giebt, mit Linien, Flächen, Körpern, Atomen, theilbaren Zeiten, theilbaren Räumen—, wie soll Erklärung auch nur möglich sein, wenn wir Alles erst zum Bilde machen, zu unserem Bilde! Es ist genug, die Wissenschaft als möglichst getreue Anmenschlichung der Dinge zu betrachten, wir lernen immer genauer uns selber beschreiben, indem wir die Dinge und ihr Nacheinander beschreiben. Ursache und Wirkung: eine solche Zweiheit giebt es wahrscheinlich nie,—in Wahrheit steht ein continuum vor uns, von dem wir ein paar Stücke isoliren; so wie wir eine Bewegung immer nur als isolirte Puncte wahrnehmen, also eigentlich nicht sehen, sondern erschliessen. Die Plötzlichkeit, mit der sich viele Wirkungen abheben, führt uns irre; es ist aber nur eine Plötzlichkeit für uns. Es giebt eine unendliche Menge von Vorgängen in dieser Secunde der Plötzlichkeit, die uns entgehen. Ein Intellect, der Ursache und Wirkung als continuum, nicht nach unserer Art als willkürliches Zertheilt- und Zerstücktsein, sähe, der den Fluss des Geschehens sähe,—würde den Begriff Ursache und Wirkung verwerfen und alle Bedingtheit leugnen.
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Zur Lehre von den Giften.— Es gehört so viel zusammen, damit ein wissenschaftliches Denken entstehe: und alle diese nöthigen Kräfte haben einzeln erfunden, geübt, gepflegt werden müssen! In ihrer Vereinzelung haben sie aber sehr häufig eine ganz andere Wirkung gehabt als jetzt, wo sie innerhalb des wissenschaftlichen Denkens sich gegenseitig beschränken und in Zucht halten:—sie haben als Gifte gewirkt, zum Beispiel der anzweifelnde Trieb, der verneinende Trieb, der abwartende Trieb, der sammelnde Trieb, der auflösende Trieb. Viele Hekatomben von Menschen sind zum Opfer gebracht worden, ehe diese Triebe lernten, ihr Nebeneinander zu begreifen und sich mit einander als Functionen Einer organisirenden Gewalt in Einem Menschen zu fühlen! Und wie ferne sind wir noch davon, dass zum wissenschaftlichen Denken sich auch noch die künstlerischen Kräfte und die practische Weisheit des Lebens hinzufinden, dass ein höheres organisches System sich bildet, in Bezug auf welches der Gelehrte, der Arzt, der Künstler und der Gesetzgeber, so wie wir jetzt diese kennen, als dürftige Alterthümer erscheinen müssten!
114
Umfang des Moralischen.— Wir construiren ein neues Bild, das wir sehen, sofort mit Hülfe aller alten Erfahrungen, die wir gemacht haben, je nach dem Grade unserer Redlichkeit und Gerechtigkeit. Es giebt gar keine anderen als moralische Erlebnisse, selbst nicht im Bereiche der Sinneswahrnehmung.
115
Die vier Irrthümer.— Der Mensch ist durch seine Irrthümer erzogen worden: er sah sich erstens immer nur unvollständig, zweitens legte er sich erdichtete Eigenschaften bei, drittens fühlte er sich in einer falschen Rangordnung zu Thier und Natur, viertens erfand er immer neue Gütertafeln und nahm sie eine Zeit lang als ewig und unbedingt, sodass bald dieser, bald jener menschliche Trieb und Zustand an der ersten Stelle stand und in Folge dieser Schätzung veredelt wurde. Rechnet man die Wirkung dieser vier Irrthümer weg, so hat man auch Humanität, Menschlichkeit und "Menschenwürde" hinweggerechnet.
116
Heerden-Instinct.— Wo wir eine Moral antreffen, da finden wir eine Abschätzung und Rangordnung der menschlichen Triebe und Handlungen. Diese Schätzungen und Rangordnungen sind immer der Ausdruck der Bedürfnisse einer Gemeinde und Heerde: Das, was ihr am ersten frommt—und am zweiten und dritten—, das ist auch der oberste Maassstab für den Werth aller Einzelnen. Mit der Moral wird der Einzelne angeleitet, Function der Heerde zu sein und nur als Function sich Werth zuzuschreiben. Da die Bedingungen der Erhaltung einer Gemeinde sehr verschieden von denen einer anderen Gemeinde gewesen sind, so gab es sehr verschiedene Moralen; und in Hinsicht auf noch bevorstehende wesentliche Umgestaltungen der Heerden und Gemeinden, Staaten und Gesellschaften kann man prophezeien, dass es noch sehr abweichende Moralen geben wird. Moralität ist Heerden-Instinct im Einzelnen.
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Heerden-Gewissensbiss.— In den längsten und fernsten Zeiten der Menschheit gab es einen ganz anderen Gewissensbiss als heut zu Tage. Heute fühlt man sich nur verantwortlich für Das, was man will und thut, und hat in sich selber seinen Stolz: alle unsere Rechtslehrer gehen von diesem Selbst- und Lustgefühle des Einzelnen aus, wie als ob hier von jeher die Quelle des Rechts entsprungen sei. Aber die längste Zeit der Menschheit hindurch gab es nichts Fürchterlicheres, als sich einzeln zu fühlen. Allein sein, einzeln empfinden, weder gehorchen noch herrschen, ein Individuum bedeuten—das war damals keine Lust, sondern eine Strafe; man wurde verurtheilt "zum Individuum." Gedankenfreiheit galt als das Unbehagen selber. Während wir Gesetz und Einordnung als Zwang und Einbusse empfinden, empfand man ehedem den Egoismus als eine peinliche Sache, als eine eigentliche Noth. Selbst sein, sich selber nach eigenem Maass und Gewicht schätzen—das gieng damals wider den Geschmack. Die Neigung dazu würde als Wahnsinn empfunden worden sein: denn mit dem Alleinsein war jedes Elend und jede Furcht verknüpft. Damals hatte der "freie Wille" das böse Gewissen in seiner nächsten Nachbarschaft: und je unfreier man handelte, je mehr der Heerden-Instinct und nicht der persönliche Sinn aus der Handlung sprach, um so moralischer schätzte man sich. Alles, was der Heerde Schaden that, sei es, dass der Einzelne es gewollt oder nicht gewollt hatte, machte damals dem Einzelnen Gewissensbisse—und seinem Nachbar noch dazu, ja der ganzen Heerde!— Darin haben wir am allermeisten umgelernt.
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Wohlwollen.— Ist es tugendhaft, wenn eine Zelle sich in die Function einer stärkeren Zelle verwandelt? Sie muss es. Und ist es böse, wenn die stärkere jene sich assimilirt? Sie muss es ebenfalls; so ist es für sie nothwendig, denn sie strebt nach überreichlichem Ersatz und will sich regeneriren. Demnach hat man im Wohlwollen zu unterscheiden: den Aneignungstrieb und den Unterwerfungstrieb, je nachdem der Stärkere oder der Schwächere Wohlwollen empfindet. Freude und Begehren sind bei dem Stärkeren, der Etwas zu seiner Function umbilden will, beisammen: Freude und Begehrtwerdenwollen bei dem Schwächeren, der Function werden möchte.— Mitleid ist wesentlich das Erstere, eine angenehme Regung des Aneignungstriebes, beim Anblick des Schwächeren: wobei noch zu bedenken ist, dass "stark" und "schwach" relative Begriffe sind.
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Kein Altruismus!— Ich sehe an vielen Menschen eine überschüssige Kraft und Lust, Function sein zu wollen; sie drängen sich dorthin und haben die feinste Witterung für alle jene Stellen, wo gerade sie Function sein können. Dahin gehören jene Frauen, die sich in die Function eines Mannes verwandeln, welche an ihm gerade schwach entwickelt ist, und dergestalt zu seinem Geldbeutel oder zu seiner Politik oder zu seiner Geselligkeit werden. Solche Wesen erhalten sich selber am besten, wenn sie sich in einen fremden Organismus einfügen; gelingt es ihnen nicht, so werden sie ärgerlich, gereizt und fressen sich selber auf.
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Gesundheit der Seele.— Die beliebte medicinische Moralformel (deren Urheber Ariston von Chios ist): "Tugend ist die Gesundheit der Seele"—müsste wenigstens, um brauchbar zu sein, dahin abgeändert werden: "deine Tugend ist die Gesundheit deiner Seele." Denn eine Gesundheit an sich giebt es nicht, und alle Versuche, ein Ding derart zu definiren, sind kläglich missrathen. Es kommt auf dein Ziel, deinen Horizont, deine Kräfte, deine Antriebe, deine Irrthümer und namentlich auf die Ideale und Phantasmen deiner Seele an, um zu bestimmen, was selbst für deinen Leib Gesundheit zu bedeuten habe. Somit giebt es unzählige Gesundheiten des Leibes; und je mehr man dem Einzelnen und Unvergleichlichen wieder erlaubt, sein Haupt zu erheben, je mehr man das Dogma von der "Gleichheit der Menschen" verlernt, um so mehr muss auch der Begriff einer Normal-Gesundheit, nebst Normal-Diät, Normal-Verlauf der Erkrankung unsern Medicinern abhanden kommen. Und dann erst dürfte es an der Zeit sein, über Gesundheit und Krankheit der Seele nachzudenken und die eigenthümliche Tugend eines Jeden in deren Gesundheit zu setzen: welche freilich bei dem Einen so aussehen könnte wie der Gegensatz der Gesundheit bei einem Anderen. Zuletzt bliebe noch die grosse Frage offen, ob wir der Erkrankung entbehren könnten, selbst zur Entwickelung unserer Tugend, und ob nicht namentlich unser Durst nach Erkenntniss und Selbsterkenntniss der kranken Seele so gut bedürfe als der gesunden: kurz, ob nicht der alleinige Wille zur Gesundheit ein Vorurtheil, eine Feigheit und vielleicht ein Stück feinster Barbarei und Rückständigkeit sei.
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Das Leben kein Argument.— Wir haben uns eine Welt zurecht gemacht, in der wir leben können—mit der Annahme von Körpern, Linien, Flächen, Ursachen und Wirkungen, Bewegung und Ruhe, Gestalt und Inhalt: ohne diese Glaubensartikel hielte es jetzt Keiner aus zu leben! Aber damit sind sie noch nichts Bewiesenes. Das Leben ist kein Argument; unter den Bedingungen des Lebens könnte der Irrthum sein.
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Die moralische Skepsis im Christenthum.— Auch das Christenthum hat einen grossen Beitrag zur Aufklärung gegeben: es lehrte die moralische Skepsis auf eine sehr eindringliche und wirksame Weise: anklagend, verbitternd, aber mit unermüdlicher Geduld und Feinheit: es vernichtete in jedem einzelnen Menschen den Glauben an seine "Tugenden": es liess für immer jene grossen Tugendhaften von der Erde verschwinden, an denen das Alterthum nicht arm war, jene populären Menschen, die im Glauben an ihre Vollendung mit der Würde eines Stiergefechtshelden umherzogen. Wenn wir jetzt, erzogen in dieser christlichen Schule der Skepsis, die moralischen Bücher der Alten, zum Beispiel Seneca's und Epiktet's, lesen, so fühlen wir eine kurzweilige Ueberlegenheit und sind voller geheimer Einblicke und Ueberblicke, es ist uns dabei zu Muthe, als ob ein Kind vor einem alten Manne oder eine junge schöne Begeisterte vor La Rochefoucauld redete: wir kennen Das, was Tugend ist, besser! Zuletzt haben wir aber diese selbe Skepsis auch auf alle religiösen Zustände und Vorgänge, wie Sünde, Reue, Gnade, Heiligung, angewendet und den Wurm so gut graben lassen, dass wir nun auch beim Lesen aller christlichen Bücher das selbe Gefühl der feinen Ueberlegenheit und Einsicht haben:—wir kennen auch die religiösen Gefühle besser! Und es ist Zeit, sie gut zu kennen und gut zu beschreiben, denn auch die Frommen des alten Glaubens sterben aus:—retten wir ihr Abbild und ihren Typus wenigstens für die Erkenntniss!
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Die Erkenntniss mehr, als ein Mittel.— Auch ohne diese neue Leidenschaft—ich meine die Leidenschaft der Erkenntniss—würde die Wissenschaft gefördert werden: die Wissenschaft ist ohne sie bisher gewachsen und gross geworden. Der gute Glaube an die Wissenschaft, das ihr günstige Vorurtheil, von dem unsere Staaten jetzt beherrscht sind (ehedem war es sogar die Kirche), ruht im Grunde darauf, dass jener unbedingte Hang und Drang sich so selten in ihr offenbart hat, und dass Wissenschaft eben nicht als Leidenschaft, sondern als Zustand und "Ethos" gilt. Ja, es genügt oft schon amour-plaisir der Erkenntniss (Neugierde), es genügt amour-vanité, Gewöhnung an sie, mit der Hinterabsicht auf Ehre und Brod, es genügt selbst für Viele, dass sie mit einem Ueberschuss von Musse Nichts anzufangen wissen als lesen, sammeln, ordnen, beobachten, weiter erzählen: ihr "wissenschaftlicher Trieb" ist ihre Langeweile. Der Papst Leo der Zehnte hat einmal (im Breve an Beroaldus) das Lob der Wissenschaft gesungen: er bezeichnet sie als den schönsten Schmuck und den grössten Stolz unseres Lebens, als eine edle Beschäftigung in Glück und Unglück; "ohne sie, sagt er endlich, wäre alles menschliche Unternehmen ohne festen Halt,—auch mit ihr ist es ja noch veränderlich und unsicher genug!" Aber dieser leidlich skeptische Papst verschweigt, wie alle anderen kirchlichen Lobredner der Wissenschaft, sein letztes Urtheil über sie. Mag man nun aus seinen Worten heraushören, was für einen solchen Freund der Kunst merkwürdig genug ist, dass er die Wissenschaft über die Kunst stellt; zuletzt ist es doch nur eine Artigkeit, wenn er hier nicht von dem redet, was auch er hoch über alle Wissenschaft stellt: von der "geoffenbarten Wahrheit" und von dem "ewigen Heil der Seele,"—was sind ihm dagegen Schmuck, Stolz, Unterhaltung, Sicherung des Lebens! "Die Wissenschaft ist Etwas von zweitem Range, nichts Letztes, Unbedingtes, kein Gegenstand der Passion,"—diess Urtheil blieb in der Seele Leo's zurück: das eigentlich christliche Urtheil über die Wissenschaft! Im Alterthum war ihre Würde und Anerkennung dadurch verringert, dass selbst unter ihren eifrigsten Jüngern das Streben nach der Tugend voranstand, und dass man der Erkenntniss schon ihr höchstes Lob gegeben zu haben glaubte, wenn man sie als das beste Mittel der Tugend feierte. Es ist etwas Neues in der Geschichte, dass die Erkenntniss mehr sein will, als ein Mittel.
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Im Horizont des Unendlichen.— Wir haben das Land verlassen und sind zu Schiff gegangen! Wir haben die Brücke hinter uns,—mehr noch, wir haben das Land hinter uns abgebrochen! Nun, Schifflein! sieh' dich vor! Neben dir liegt der Ocean, es ist wahr, er brüllt nicht immer, und mitunter liegt er da, wie Seide und Gold und Träumerei der Güte. Aber es kommen Stunden, wo du erkennen wirst, dass er unendlich ist und dass es nichts Furchtbareres giebt, als Unendlichkeit. Oh des armen Vogels, der sich frei gefühlt hat und nun an die Wände dieses Käfigs stösst! Wehe, wenn das Land-Heimweh dich befällt, als ob dort mehr Freiheit gewesen wäre,—und es giebt kein "Land" mehr!
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Der tolle Mensch.— Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittage eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: "ich suche Gott! Ich suche Gott!"—Da dort gerade Viele von Denen zusammen standen, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein grosses Gelächter. Ist er denn verloren gegangen? sagte der Eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind? sagte der Andere. Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? ausgewandert?—so schrieen und lachten sie durcheinander. Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. "Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getödtet,—ihr und ich! Wir Alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir diess gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was thaten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Giebt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden? Hören wir noch Nichts von dem Lärm der Todtengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch Nichts von der göttlichen Verwesung?—auch Götter verwesen! Gott ist todt! Gott bleibt todt! Und wir haben ihn getödtet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besass, es ist unter unseren Messern verblutet,—wer wischt diess Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnfeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Grösse dieser That zu gross für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine grössere That,—und wer nur immer nach uns geboren wird, gehört um dieser That willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war!"—Hier schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er seine Laterne auf den Boden, dass sie in Stücke sprang und erlosch. "Ich komme zu früh, sagte er dann, ich bin noch nicht an der Zeit. Diess ungeheure Ereigniss ist noch unterwegs und wandert,—es ist noch nicht bis zu den Ohren der Menschen gedrungen. Blitz und Donner brauchen Zeit, das Licht der Gestirne braucht Zeit, Thaten brauchen Zeit, auch nachdem sie gethan sind, um gesehen und gehört zu werden. Diese That ist ihnen immer noch ferner, als die fernsten Gestirne,—und doch haben sie dieselbe gethan!"—Man erzählt noch, dass der tolle Mensch des selbigen Tages in verschiedene Kirchen eingedrungen sei und darin sein Requiem aeternam deo angestimmt habe. Hinausgeführt und zur Rede gesetzt, habe er immer nur diess entgegnet: "Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Grüfte und Grabmäler Gottes sind?" —
126
Mystische Erklärungen.— Die mystischen Erklärungen gelten für tief; die Wahrheit ist, dass sie noch nicht einmal oberflächlich sind.
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Nachwirkung der ältesten Religiosität.— Jeder Gedankenlose meint, der Wille sei das allein Wirkende; Wollen sei etwas Einfaches, schlechthin Gegebenes, Unableitbares, An-sich-Verständliches. Er ist überzeugt, wenn er Etwas thut, zum Beispiel einen Schlag ausführt, er sei es, der da schlage, und er habe geschlagen, weil er schlagen wollte. Er merkt gar Nichts von einem Problem daran, sondern das Gefühl des Willens genügt ihm, nicht nur zur Annahme von Ursache und Wirkung, sondern auch zum Glauben, ihr Verhältniss zu verstehen. Von dem Mechanismus des Geschehens und der hundertfältigen feinen Arbeit, die abgethan werden muss, damit es zu dem Schlage komme, ebenso von der Unfähigkeit des Willens an sich, auch nur den geringsten Theil dieser Arbeit zu thun, weiss er Nichts. Der Wille ist ihm eine magisch wirkende Kraft: der Glaube an den Willen, als an die Ursache von Wirkungen, ist der Glaube an magisch wirkende Kräfte. Nun hat ursprünglich der Mensch überall, wo er ein Geschehen sah, einen Willen als Ursache und persönlich wollende Wesen im Hintergrunde wirkend geglaubt,—der Begriff der Mechanik lag ihm ganz ferne. Weil aber der Mensch ungeheure Zeiten lang nur an Personen geglaubt hat (und nicht an Stoffe, Kräfte, Sachen und so weiter), ist ihm der Glaube an Ursache und Wirkung zum Grundglauben geworden, den er überall, wo Etwas geschieht, verwendet,—auch jetzt noch instinctiv und als ein Stück Atavismus ältester Abkunft. Die Sätze "keine Wirkung ohne Ursache," "jede Wirkung wieder Ursache" erscheinen als Verallgemeinerungen viel engerer Sätze: "wo gewirkt wird, da ist gewollt worden," "es kann nur auf wollende Wesen gewirkt werden," "es giebt nie ein reines, folgenloses Erleiden einer Wirkung, sondern alles Erleiden ist eine Erregung des Willens" (zur That, Abwehr, Rache, Vergeltung),—aber in den Urzeiten der Menschheit waren diese und jene Sätze identisch, die ersten nicht Verallgemeinerungen der zweiten, sondern die zweiten Erläuterungen der ersten.— Schopenhauer, mit seiner Annahme, dass Alles, was da sei, nur etwas Wollendes sei, hat eine uralte Mythologie auf den Thron gehoben; er scheint nie eine Analyse des Willens versucht zu haben, weil er an die Einfachheit und Unmittelbarkeit alles Wollens glaubte, gleich Jedermann:—während Wollen nur ein so gut eingespielter Mechanismus ist dass er dem beobachtenden Auge fast entläuft. Ihm gegenüber stelle ich diese Sätze auf. erstens, damit Wille entstehe, ist eine Vorstellung von Lust und Unlust nöthig. Zweitens: dass ein heftiger Reiz als Lust oder Unlust empfunden werde, das ist die Sache des interpretirenden Intellects, der freilich zumeist dabei uns unbewusst arbeitet; und ein und derselbe Reiz kann als Lust oder Unlust interpretirt werden. Drittens: nur bei den intellectuellen Wesen giebt es Lust, Unlust und Wille; die ungeheure Mehrzahl der Organismen hat Nichts davon.
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Der Werth des Gebetes.— Das Gebet ist für solche Menschen erfunden, welche eigentlich nie von sich aus Gedanken haben und denen eine Erhebung der Seele unbekannt ist oder unbemerkt verläuft: was sollen Diese an heiligen Stätten und in allen wichtigen Lagen des Lebens, welche Ruhe und eine Art Würde erfordern? Damit sie wenigstens nicht stören, hat die Weisheit aller Religionsstifter, der kleinen wie der grossen, ihnen die Formel des Gebetes anbefohlen, als eine lange mechanische Arbeit der Lippen, verbunden mit Anstrengung des Gedächtnisses und mit einer gleichen festgesetzten Haltung von Händen und Füssen und Augen! Da mögen sie nun gleich den Tibetanern ihr "om mane padme hum" unzählige Male wiederkäuen, oder, wie in Benares, den Namen des Gottes Ram-Ram-Ram (und so weiter mit oder ohne Grazie) an den Fingern abzählen: oder den Wischnu mit seinen tausend, den Allah mit seinen neunundneunzig Anrufnamen ehren: oder sie mögen sich der Gebetmühlen und der Rosenkränze bedienen,—die Hauptsache ist, dass sie mit dieser Arbeit für eine Zeit festgemacht sind und einen erträglichen Anblick gewähren: ihre Art Gebet ist zum Vortheil der Frommen erfunden, welche Gedanken und Erhebungen von sich aus kennen. Und selbst Diese haben ihre müden Stunden, wo ihnen eine Reihe ehrwürdiger Worte und Klänge und eine fromme Mechanik wohlthut. Aber angenommen, dass diese seltenen Menschen—in jeder Religion ist der religiöse Mensch eine Ausnahme—sich zu helfen wissen: jene Armen im Geiste wissen sich nicht zu helfen, und ihnen das Gebets-Geklapper verbieten heisst ihnen ihre Religion nehmen: wie es der Protestantismus mehr und mehr an den Tag bringt. Die Religion will von Solchen eben nicht mehr, als dass sie Ruhe halten, mit Augen, Händen, Beinen und Organen aller Art: dadurch werden sie zeitweilig verschönert und—menschenähnlicher!
129
Die Bedingungen Gottes.— "Gott selber kann nicht ohne weise Menschen bestehen"—hat Luther gesagt und mit gutem Rechte; aber "Gott kann noch weniger ohne unweise Menschen bestehen"—das hat der gute Luther nicht gesagt!
130
Ein gefährlicher Entschluss.— Der christliche Entschluss, die Welt hässlich und schlecht zu finden, hat die Welt hässlich und schlecht gemacht.
131
Christenthum und Selbstmord.— Das Christenthum hat das zur Zeit seiner Entstehung ungeheure Verlangen nach dem Selbstmorde zu einem Hebel seiner Macht gemacht: es liess nur zwei Formen des Selbstmordes übrig, umkleidete sie mit der höchsten Würde und den höchsten Hoffnungen und verbot alle anderen auf eine furchtbare Weise. Aber das Martyrium und die langsame Selbstentleibung des Asketen waren erlaubt.
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Gegen das Christenthum.— Jetzt entscheidet unser Geschmack gegen das Christenthum, nicht mehr unsere Gründe.
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Grundsatz.— Eine unvermeidliche Hypothese, auf welche die Menschheit immer wieder verfallen muss, ist auf die Dauer doch mächtiger, als der bestgeglaubte Glaube an etwas Unwahres (gleich dem christlichen Glauben). Auf die Dauer: das heisst hier auf hunderttausend Jahre hin.
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Die Pessimisten als Opfer.— Wo eine tiefe Unlust am Dasein überhand nimmt, kommen die Nachwirkungen eines grossen Diätfehlers, dessen sich ein Volk lange schuldig gemacht hat, an's Licht. So ist die Verbreitung des Buddhismus (nicht seine Entstehung) zu einem guten Theile abhängig von der übermässigen und fast ausschliesslichen Reiskost der Inder und der dadurch bedingten allgemeinen Erschlaffung. Vielleicht ist die europäische Unzufriedenheit der neuen Zeit daraufhin anzusehen, dass unsere Vorwelt, das ganze Mittelalter, Dank den Einwirkungen der germanischen Neigungen auf Europa, dem Trunk ergeben war: Mittelalter, das heisst die Alkoholvergiftung Europa's.— Die deutsche Unlust am Leben ist wesentlich Wintersiechthum, eingerechnet die Wirkungen der Kellerluft und des Ofengiftes in deutschen Wohnräumen.
135
Herkunft der Sünde.— Sünde, so wie sie jetzt überall empfunden wird, wo das Christenthum herrscht oder einmal geherrscht hat: Sünde ist ein jüdisches Gefühl und eine jüdische Erfindung, und in Hinsicht auf diesen Hintergrund aller christlichen Moralität war in der That das Christenthum darauf aus, die ganze Welt zu "verjüdeln." Bis zu welchem Grade ihm diess in Europa gelungen ist, das spürt man am feinsten an dem Grade von Fremdheit, den das griechische Alterthum—eine Welt ohne Sündengefühle—immer noch für unsere Empfindung hat, trotz allem guten Willen zur Annäherung und Einverleibung, an dem es ganze Geschlechter und viele ausgezeichnete Einzelne nicht haben fehlen lassen. "Nur wenn du bereuest, ist Gott dir gnädig"—das ist einem Griechen ein Gelächter und ein Aergerniss: er würde sagen "so mögen Sclaven empfinden." Hier ist ein Mächtiger, Uebermächtiger und doch Rachelustiger vorausgesetzt: seine Macht ist so gross, dass ihm ein Schaden überhaupt nicht zugefügt werden kann, ausser in dem Puncte der Ehre. Jede Sünde ist eine Respects-Verletzung, ein crimen laesae majestatis divinae—und Nichts weiter! Zerknirschung, Entwürdigung, Sich-im-Staube-wälzen—das ist die erste und letzte Bedingung, an die seine Gnade sich knüpft: Wiederherstellung also seiner göttlichen Ehre! Ob mit der Sünde sonst Schaden gestiftet wird, ob ein tiefes wachsendes Unheil mit ihr gepflanzt ist, das einen Menschen nach dem andern wie eine Krankheit fasst und würgt—das lässt diesen ehrsüchtigen Orientalen im Himmel unbekümmert: Sünde ist ein Vergehen an ihm, nicht an der Menschheit!—wem er seine Gnade geschenkt hat, dem schenkt er auch diese Unbekümmertheit um die natürlichen Folgen der Sünde. Gott und Menschheit sind hier so getrennt, so entgegengesetzt gedacht, dass im Grunde an letzterer überhaupt nicht gesündigt werden kann,—jede That soll nur auf ihre übernatürlichen Folgen hin angesehen werden: nicht auf ihre natürlichen: so will es das jüdische Gefühl, dem alles Natürliche das Unwürdige an sich ist. Den Griechen dagegen lag der Gedanke näher, dass auch der Frevel Würde haben könne—selbst der Diebstahl, wie bei Prometheus, selbst die Abschlachtung von Vieh als Aeusserung eines wahnsinnigen Neides, wie bei Ajax: sie haben in ihrem Bedürfniss, dem Frevel Würde anzudichten und einzuverleiben, die Tragödie erfunden,—eine Kunst und eine Lust, die dem Juden, trotz aller seiner dichterischen Begabung und Neigung zum Erhabenen, im tiefsten Wesen fremd geblieben ist.
136
Das auserwählte Volk.— Die Juden, die sich als das auserwählte Volk unter den Völkern fühlen, und zwar weil sie das moralische Genie unter den Völkern sind (vermöge der Fähigkeit, dass sie den Menschen in sich tiefer verachtet haben, als irgend ein Volk)—die Juden haben an ihrem göttlichen Monarchen und Heiligen einen ähnlichen Genuss wie der war, welchen der französische Adel an Ludwig dem Vierzehnten hatte. Dieser Adel hatte sich alle seine Macht und Selbstherrlichkeit nehmen lassen und war verächtlich geworden: um diess nicht zu fühlen, um diess vergessen zu können, bedurfte es eines königlichen Glanzes, einer königlichen Autorität und Machtfülle ohne Gleichen, zu der nur dem Adel der Zugang offen stand. Indem man gemäss diesem Vorrecht sich zur Höhe des Hofes erhob und von da aus blickend Alles unter sich, Alles verächtlich sah, kam man über alle Reizbarkeit des Gewissens hinaus. So thürmte man absichtlich den Thurm der königlichen Macht immer mehr in die Wolken hinein und setzte die letzten Bausteine der eigenen Macht daran.
137
Im Gleichniss gesprochen.— Ein Jesus Christus war nur in einer jüdischen Landschaft möglich—ich meine in einer solchen, über der fortwährend die düstere und erhabene Gewitterwolke des zürnenden Jehovah hieng. Hier allein wurde das seltene plötzliche Hindurchleuchten eines einzelnen Sonnenstrahls durch die grauenhafte allgemeine und andauernde Tag-Nacht wie ein Wunder der "Liebe" empfunden, als der Strahl der unverdientesten "Gnade." Hier allein konnte Christus seinen Regenbogen und seine Himmelsleiter träumen, auf der Gott zu den Menschen hinabstieg; überall sonst galt das helle Wetter und die Sonne zu sehr als Regel und Alltäglichkeit.
138
Der Irrthum Christi.— Der Stifter des Christenthums meinte, an Nichts litten die Menschen so sehr, als an ihren Sünden:—es war sein Irrthum, der Irrthum Dessen, der sich ohne Sünde fühlte, dem es hierin an Erfahrung gebrach! So füllte sich seine Seele mit jenem wundervollen phantastischen Erbarmen, das einer Noth galt, welche selbst bei seinem Volke, dem Erfinder der Sünde, selten eine grosse Noth war!— Aber die Christen haben es verstanden, ihrem Meister nachträglich Recht zu schaffen und seinen Irrthum zur "Wahrheit" zu heiligen.
139
Farbe der Leidenschaften.— Solche Naturen, wie die des Apostel Paulus, haben für die Leidenschaften einen bösen Blick; sie lernen von ihnen nur das Schmutzige, Entstellende und Herzbrechende kennen,—ihr idealer Drang geht daher auf Vernichtung der Leidenschaften aus: im Göttlichen sehen sie die völlige Reinheit davon. Ganz anders, als Paulus und die Juden, haben die Griechen ihren idealen Drang gerade auf die Leidenschaften gewendet und diese geliebt, gehoben, vergoldet und vergöttlicht; offenbar fühlten sie sich in der Leidenschaft nicht nur glücklicher, sondern auch reiner und göttlicher, als sonst.— Und nun die Christen? Wollten sie hierin zu Juden werden? Sind sie es vielleicht geworden?
140
Zu jüdisch.— Wenn Gott ein Gegenstand der Liebe werden wollte, so hätte er sich zuerst des Richtens und der Gerechtigkeit begeben müssen:—ein Richter, und selbst ein gnädiger Richter, ist kein Gegenstand der Liebe. Der Stifter des Christenthums empfand hierin nicht fein genug,—als Jude.
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Zu orientalisch.— Wie? Ein Gott, der die Menschen liebt, vorausgesetzt, dass sie an ihn glauben, und der fürchterliche Blicke und Drohungen gegen Den schleudert, der nicht an diese Liebe glaubt! Wie? eine verclausulirte Liebe als die Empfindung eines allmächtigen Gottes! Eine Liebe, die nicht einmal über das Gefühl der Ehre und der gereizten Rachsucht Herr geworden ist! Wie orientalisch ist das Alles! "Wenn ich dich liebe, was geht's dich an?" ist schon eine ausreichende Kritik des ganzen Christenthums.
142
Räucherwerk.— Buddha sagt: "schmeichle deinem Wohlthäter nicht!" Man spreche diesen Spruch nach in einer christlichen Kirche:—er reinigt sofort die Luft von allem Christlichen.
143
Grösster Nutzen des Polytheismus.— Dass der Einzelne sich sein eigenes Ideal aufstelle und aus ihm sein Gesetz, seine Freuden und seine Rechte ableite—das galt wohl bisher als die ungeheuerlichste aller menschlichen Verirrungen und als die Abgötterei an sich; in der That haben die Wenigen, die diess wagten, immer vor sich selber eine Apologie nöthig gehabt, und diese lautete gewöhnlich: "nicht ich! nicht ich! sondern ein Gott durch mich!" Die wundervolle Kunst und Kraft, Götter zu schaffen—der Polytheismus—war es, in der dieser Trieb sich entladen durfte, in der er sich reinigte, vervollkommnete, veredelte: denn ursprünglich war es ein gemeiner und unansehnlicher Trieb, verwandt dem Eigensinn, dem Ungehorsame und dem Neide. Diesem Triebe zum eigenen Ideale feind sein: das war ehemals das Gesetz jeder Sittlichkeit. Da gab es nur Eine Norm:, "der Mensch"—und jedes Volk glaubte diese Eine und letzte Norm zu haben. Aber über sich und ausser sich, in einer fernen Ueberwelt, durfte man eine Mehrzahl von Normen sehen: der eine Gott war nicht die Leugnung oder Lästerung des anderen Gottes! Hier erlaubte man sich zuerst Individuen, hier ehrte man zuerst das Recht von Individuen. Die Erfindung von Göttern, Heroen und Uebermenschen aller Art, sowie von Neben- und Untermenschen, von Zwergen, Feen, Centauren, Satyrn, Dämonen und Teufeln, war die unschätzbare Vorübung zur Rechtfertigung der Selbstsucht und Selbstherrlichkeit des Einzelnen: die Freiheit, welche man dem Gotte gegen die anderen Götter gewährte, gab man zuletzt sich selber gegen Gesetze und Sitten und Nachbarn. Der Monotheismus dagegen, diese starre Consequenz der Lehre von Einem Normalmenschen—also der Glaube an einen Normalgott, neben dem es nur noch falsche Lügengötter giebt—war vielleicht die grösste Gefahr der bisherigen Menschheit: da drohte ihr jener vorzeitige Stillstand, welchen, soweit wir sehen können, die meisten anderen Thiergattungen schon längst erreicht haben; als welche alle an Ein Normalthier und Ideal in ihrer Gattung glauben und die Sittlichkeit der Sitte sich endgültig in Fleisch und Blut übersetzt haben. Im Polytheismus lag die Freigeisterei und Vielgeisterei des Menschen vorgebildet: die Kraft, sich neue und eigene Augen zu schaffen und immer wieder neue und noch eigenere: sodass es für den Menschen allein unter allen Thieren keine ewigen Horizonte und Perspectiven giebt.
144
Religionskriege.— Der grösste Fortschritt der Massen war bis jetzt der Religionskrieg: denn er beweist, dass die Masse angefangen hat, Begriffe mit Ehrfurcht zu behandeln. Religionskriege entstehen erst, wenn durch die feineren Streitigkeiten der Secten die allgemeine Vernunft verfeinert ist: sodass selbst der Pöbel spitzfindig wird und Kleinigkeiten wichtig nimmt, ja es für möglich hält, dass das "ewige Heil der Seele" an den kleinen Unterschieden der Begriffe hängt.
145
Gefahr der Vegetarianer.— Der vorwiegende ungeheure Reisgenuss treibt zur Anwendung von Opium und narkotischen Dingen, in gleicher Weise wie der vorwiegende ungeheure Kartoffelgenuss zu Branntwein treibt—: er treibt aber, in feinerer Nachwirkung, auch zu Denk- und Gefühlsweisen, die narkotisch wirken. Damit stimmt zusammen, dass die Förderer narkotischer Denk- und Gefühlsweisen, wie jene indischen Lehrer, gerade eine Diät preisen und zum Gesetz der Masse machen möchten, welche rein vegetabilisch ist: sie wollen so das Bedürfniss hervorrufen und mehren, welches sie zu befriedigen im Stande sind.
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Deutsche Hoffnungen.— Vergessen wir doch nicht, dass die Völkernamen gewöhnlich Schimpfnamen sind. Die Tartaren sind zum Beispiel ihrem Namen nach "die Hunde": so wurden sie von den Chinesen getauft. Die "Deutschen": das bedeutet ursprünglich "die Heiden": so nannten die Gothen nach ihrer Bekehrung die grosse Masse ihrer ungetauften Stammverwandten, nach Anleitung ihrer Uebersetzung der Septuaginta, in der die Heiden mit dem Worte bezeichnet werden, welches im Griechischen "die Völker" bedeutet: man sehe Ulfilas.— Es wäre immer noch möglich, dass die Deutschen aus ihrem alten Schimpfnamen sich nachträglich einen Ehrennamen machten, indem sie das erste unchristliche Volk Europa's würden: wozu in hohem Maasse angelegt zu sein Schopenhauer ihnen zur Ehre anrechnete. So käme das Werk Luther's zur Vollendung, der sie gelehrt hat, unrömisch zu sein und zu sprechen: "hier stehe ich! Ich kann nicht anders!"—
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Frage und Antwort.— Was nehmen jetzt wilde Völkerschaften zuerst von den Europäern an? Branntwein und Christenthum, die europäischen Narcotica.— Und woran gehen sie am schnellsten zu Grunde?— An den europäischen Narcoticis.
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Wo die Reformationen entstehen.— Zur Zeit der grossen Kirchen-Verderbniss war in Deutschland die Kirche am wenigsten verdorben: desshalb entstand hier die Reformation, als das Zeichen, dass schon die Anfänge der Verderbniss unerträglich empfunden wurden. Verhältnissmässig war nämlich kein Volk jemals christlicher, als die Deutschen zur Zeit Luther's: ihre christliche Cultur war eben bereit, zu einer hundertfältigen Pracht der Blüthe auszuschlagen,—es fehlte nur noch Eine Nacht; aber diese brachte den Sturm, der Allem ein Ende machte.
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Misslingen der Reformationen.— Es spricht für die höhere Cultur der Griechen selbst in ziemlich frühen Zeiten, dass mehrere Male die Versuche, neue griechische Religionen zu gründen, gescheitert sind; es spricht dafür, dass es schon früh eine Menge verschiedenartiger Individuen in Griechenland gegeben haben muss, deren verschiedenartige Noth nicht mit einem einzigen Recepte des Glaubens und Hoffens abzuthun war. Pythagoras und Plato, vielleicht auch Empedokles, und bereits viel früher die orphischen Schwarmgeister, waren darauf aus, neue Religionen zu gründen; und die beiden Erstgenannten hatten so ächte Religionsstifter-Seelen und -Talente, dass man sich über ihr Misslingen nicht genug verwundern kann: sie brachten es aber nur zu Secten. Jedes Mal, wo die Reformation eines ganzen Volkes misslingt und nur Secten ihr Haupt emporheben, darf man schliessen, dass das Volk schon sehr vielartig in sich ist und sich von den groben Heerdeninstincten und der Sittlichkeit der Sitte loszulösen beginnt: ein bedeutungsvoller Schwebezustand, den man als Sittenverfall und Corruption zu verunglimpfen gewohnt ist: während er das Reifwerden des Eies und das nahe Zerbrechen der Eierschaale ankündigt. Dass Luther's Reformation im Norden gelang, ist ein Zeichen dafür, dass der Norden gegen den Süden Europa's zurückgeblieben war und noch ziemlich einartige und einfarbige Bedürfnisse kannte; und es hätte überhaupt keine Verchristlichung Europa's gegeben, wenn nicht die Cultur der alten Welt des Südens allmählich durch eine übermässige Hinzumischung von germanischem Barbarenblut barbarisirt und ihres Cultur-Uebergewichtes verlustig gegangen wäre. Je allgemeiner und unbedingter ein Einzelner oder der Gedanke eines Einzelnen wirken kann, um so gleichartiger und um so niedriger muss die Masse sein, auf die da gewirkt wird; während Gegenbestrebungen innere Gegenbedürfnisse verrathen, welche auch sich befriedigen und durchsetzen wollen. Umgekehrt darf man immer auf eine wirkliche Höhe der Cultur schliessen, wenn mächtige und herrschsüchtige Naturen es nur zu einer geringen und sectirerischen Wirkung bringen: diess gilt auch für die einzelnen Künste und die Gebiete der Erkenntniss. Wo geherrscht wird, da giebt es Massen: wo Massen sind, da giebt es ein Bedürfniss nach Sclaverei. Wo es Sclaverei giebt, da sind der Individuen nur wenige, und diese haben die Heerdeninstincte und das Gewissen gegen sich.
150
Zur Kritik der Heiligen.— Muss man denn, um eine Tugend zu haben, sie gerade in ihrer brutalsten Gestalt haben wollen?—wie es die christlichen Heiligen wollten und nöthig hatten; als welche das Leben nur mit dem Gedanken ertrugen, dass beim Anblick ihrer Tugend einen jeden die Verachtung seiner selber anwandelte. Eine Tugend aber mit solcher Wirkung nenne ich brutal.
151
Vom Ursprunge der Religion.— Das metaphysische Bedürfniss ist nicht der Ursprung der Religionen, wie Schopenhauer will, sondern nur ein Nachschössling derselben. Man hat sich unter der Herrschaft religiöser Gedanken an die Vorstellung einer "anderen (hinteren, unteren, oberen) Welt" gewöhnt und fühlt bei der Vernichtung des religiösen Wahns eine unbehagliche Leere und Entbehrung,—und nun wächst aus diesem Gefühle wieder eine "andere Welt" heraus, aber jetzt nur eine metaphysische und nicht mehr religiöse. Das aber, was in Urzeiten zur Annahme einer "anderen Welt" überhaupt führte, war nicht ein Trieb und Bedürfniss, sondern ein Irrthum in der Auslegung bestimmter Naturvorgänge, eine Verlegenheit des Intellects.
152
Die grösste Veränderung.— Die Beleuchtung und die Farben aller Dinge haben sich verändert! Wir verstehen nicht mehr ganz, wie die alten Menschen das Nächste und Häufigste empfanden,—zum Beispiel den Tag und das Wachen: dadurch, dass die Alten an Träume glaubten, hatte das wache Leben andere Lichter. Und ebenso das ganze Leben, mit der Zurückstrahlung des Todes und seiner Bedeutung: unser "Tod" ist ein ganz anderer Tod. Alle Erlebnisse leuchteten anders, denn ein Gott glänzte aus ihnen; alle Entschlüsse und Aussichten auf die ferne Zukunft ebenfalls: denn man hatte Orakel und geheime Winke und glaubte an die Vorhersagung. "Wahrheit" wurde anders empfunden, denn der Wahnsinnige konnte ehemals als ihr Mundstück gelten,—was uns schaudern oder lachen macht. Jedes Unrecht wirkte anders auf das Gefühl: denn man fürchtete eine göttliche Vergeltung und nicht nur eine bürgerliche Strafe und Entehrung. Was war die Freude in der Zeit, als man an die Teufel und die Versucher glaubte! Was die Leidenschaft, wenn man die Dämonen in der Nähe lauern sah! Was die Philosophie, wenn der Zweifel als Versündigung der gefährlichsten Art gefühlt wurde, und zwar als ein Frevel an der ewigen Liebe, als Misstrauen gegen Alles, was gut, hoch, rein und erbarmend war!— Wir haben die Dinge neu gefärbt, wir malen immerfort an ihnen,—aber was vermögen wir einstweilen gegen die Farbenpracht jener alten Meisterin!—ich meine die alte Menschheit.
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Homo poeta.— "Ich selber, der ich höchst eigenhändig diese Tragödie der Tragödien gemacht habe, soweit sie fertig ist; ich, der ich den Knoten der Moral erst in's Dasein hineinknüpfte und so fest zog, dass nur ein Gott ihn lösen kann,—so verlangt es ja Horaz!—ich selber habe jetzt im vierten Act alle Götter umgebracht,—aus Moralität! Was soll nun aus dem fünften werden! Woher noch die tragische Lösung nehmen!— Muss ich anfangen, über eine komische Lösung nachzudenken?"
154
Verschiedene Gefährlichkeit des Lebens.— Ihr wisst gar nicht, was ihr erlebt, ihr lauft wie betrunken durch's Leben und fallt ab und zu eine Treppe hinab. Aber, Dank eurer Trunkenheit, brecht ihr doch nicht dabei die Glieder: eure Muskeln sind zu matt und euer Kopf zu dunkel, als dass ihr die Steine dieser Treppe so hart fändet, wie wir Anderen! Für uns ist das Leben eine grössere Gefahr: wir sind von Glas—wehe, wenn wir uns stossen! Und Alles ist verloren, wenn wir fallen!
155
Was uns fehlt.— Wir lieben die grosse Natur und haben sie entdeckt: das kommt daher, dass in unserem Kopfe die grossen Menschen fehlen. Umgekehrt die Griechen—ihr Naturgefühl ist ein anderes, als das unsrige.
156
Der Einflussreichste.— Dass ein Mensch seiner ganzen Zeit Widerstand leistet, sie am Thore aufhält und zur Rechenschaft zieht, das muss Einfluss üben! Ob er es will, ist gleichgültig; dass er es kann, ist die Sache.
157
Mentiri.— Gieb Acht!—er sinnt nach: sofort wird er eine Lüge bereit haben. Diess ist eine Stufe der Cultur, auf der ganze Völker gestanden haben. Man erwäge doch, was die Römer mit mentiri ausdrückten!
158
Unbequeme Eigenschaft.— Alle Dinge tief finden—das ist eine unbequeme Eigenschaft: sie macht, dass man beständig seine Augen anstrengt und am Ende immer mehr findet, als man gewünscht hat.
159
Jede Tugend hat ihre Zeit.— Wer jetzt unbeugsam ist, dem macht seine Redlichkeit oft Gewissensbisse: denn die Unbeugsamkeit ist die Tugend eines anderen Zeitalters, als: die Redlichkeit.
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Im Verkehre mit Tugenden.— Man kann auch gegen eine Tugend würdelos und schmeichlerisch sein.
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An die Liebhaber der Zeit.— Der entlaufene Priester und der entlassene Sträfling machen fortwährend Gesichter: was sie wollen, ist ein Gesicht ohne Vergangenheit.— Habt ihr aber schon Menschen gesehen, welche wissen, dass die Zukunft in ihrem Gesichte sich spiegelt, und welche so höflich gegen euch, ihr Liebhaber der "Zeit," sind, dass sie ein Gesicht, ohne Zukunft machen? —
162
Egoismus.— Egoismus ist das perspectivische Gesetz der Empfindung, nach dem das Nächste gross und schwer erscheint: während nach der Ferne zu alle Dinge an Grösse und Gewicht abnehmen.
163
Nach einem grossen Siege.— Das Beste an einem grossen Siege ist, dass er dem Sieger die Furcht vor einer Niederlage nimmt. "Warum nicht auch einmal unterliegen?—sagt er sich: ich bin jetzt reich genug dazu."
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Die Ruhesuchenden.— Ich erkenne die Geister, welche Ruhe suchen, an den vielen dunklen Gegenständen, welche sie um sich aufstellen: wer schlafen will, macht sein Zimmer dunkel oder kriecht in eine Höhle.— Ein Wink für Die, welche nicht wissen, was sie eigentlich am meisten suchen, und es wissen möchten!
165
Vom Glücke der Entsagenden.— Wer sich Etwas gründlich und auf lange Zeit hin versagt, wird, bei einem zufälligen Wiederantreffen desselben, fast vermeinen, es entdeckt zu haben,—und welches Glück hat jeder Entdecker! Seien wir klüger, als die Schlangen, welche zu lange in der selben Sonne liegen.
166
Immer in unserer Gesellschaft.— Alles, was meiner Art ist, in Natur und Geschichte, redet zu mir, lobt mich, treibt mich vorwärts, tröstet mich—: das Andere höre ich nicht oder vergesse es gleich. Wir sind stets nur in unserer Gesellschaft.
167
Misanthropie und Liebe.— Man spricht nur dann davon, dass man der Menschen satt sei, wenn man sie nicht mehr verdauen kann und doch noch den Magen voll davon hat. Misanthropie ist die Folge einer allzubegehrlichen Menschenliebe und "Menschenfresserei,"—aber, wer hiess dich auch Menschen zu verschlucken wie Austern, mein Prinz Hamlet?
168
Von einem Kranken.— "Es steht schlecht um ihn!" —Woran fehlt es?— "Er leidet an der Begierde, gelobt zu werden, und findet keine Nahrung für sie."—Unbegreiflich! Alle Welt feiert ihn, und man trägt ihn nicht nur auf den Händen, sondern auch auf den Lippen!— "Ja, aber er hat ein schlechtes Gehör für das Lob. Lobt ihn ein Freund, so klingt es ihm, als ob dieser sich selber lobe; lobt ihn ein Feind, so klingt es ihm, als ob dieser dafür gelobt werden wolle; lobt ihn endlich einer der Uebrigen—es sind gar nicht so Viele übrig, so berühmt ist er!—so beleidigt es ihn, dass man ihn nicht zum Freund oder Feind haben wolle; er pflegt zu sagen: Was liegt mir an Einem, der gar noch gegen mich den Gerechten zu spielen vermag!"
169
Offene Feinde.— Die Tapferkeit vor dem Feinde ist ein Ding für sich: damit kann man immer noch ein Feigling und ein unentschlossener Wirrkopf sein. So urtheilte Napoleon in Hinsicht auf den "tapfersten Menschen," der ihm bekannt sei, Murat:—woraus sich ergiebt, dass offene Feinde für manche Menschen unentbehrlich sind, falls sie sich zu ihrer Tugend, ihrer Männlichkeit und Heiterkeit erheben sollen.
170
Mit der Menge.— Er läuft bisher mit der Menge und ist ihr Lobredner: aber eines Tages wird er ihr Gegner sein! Denn er folgt ihr im Glauben, dass seine Faulheit dabei ihre Rechnung fände: er hat noch nicht erfahren, dass die Menge nicht faul genug für ihn ist! dass sie immer vorwärts drängt! dass sie Niemandem erlaubt, stehen zu bleiben!— Und er bleibt so gern stehen!
171
Ruhm.— Wenn die Dankbarkeit Vieler gegen Einen alle Scham wegwirft, so entsteht der Ruhm.
172
Der Geschmacks-Verderber.— A.: "Du bist ein Geschmacks-Verderber,—so sagt man überall!" B.: "Sicherlich! Ich verderbe Jedermann den Geschmack an seiner Partei:—das verzeiht mir keine Partei."
173
Tief sein und tief scheinen.— Wer sich tief weiss, bemüht sich um Klarheit; wer der Menge tief scheinen möchte, bemüht sich um Dunkelheit. Denn die Menge hält Alles für tief, dessen Grund sie nicht sehen kann: sie ist so furchtsam und geht so ungern in's Wasser.
174
Abseits.— Der Parlamentarismus, das heisst die öffentliche Erlaubniss, zwischen fünf politischen Grundmeinungen wählen zu dürfen, schmeichelt sich bei jenen Vielen ein, welche gerne selbständig und individuell scheinen und für ihre Meinungen kämpfen möchten. Zuletzt aber ist es gleichgültig, ob der Heerde Eine Meinung befohlen oder fünf Meinungen gestattet sind.— Wer von den fünf öffentlichen Meinungen abweicht und bei Seite tritt, hat immer die ganze Heerde gegen sich.
175
Von der Beredtsamkeit.— Wer besass bis jetzt die überzeugendste Beredtsamkeit? Der Trommelwirbel: und so lange die Könige diesen in der Gewalt haben, sind sie immer noch die besten Redner und Volksaufwiegler.
176
Mitleiden.— Die armen regierenden Fürsten! Alle ihre Rechte verwandeln sich jetzt unversehens in Ansprüche, und all diese Ansprüche klingen bald wie Anmaassungen! Und wenn sie nur "Wir" sagen oder "mein Volk," so lächelt schon das alte boshafte Europa. Wahrhaftig, ein Oberceremonienmeister der modernen Welt würde wenig Ceremonien mit ihnen machen; vielleicht würde er decretiren: "les souverains rangent aux parvenus."
177
Zum "Erziehungswesen."— In Deutschland fehlt dem höheren Menschen ein grosses Erziehungsmittel: das Gelächter höherer Menschen; diese lachen nicht in Deutschland.
178
Zur moralischen Aufklärung.— Man muss den Deutschen ihren Mephistopheles ausreden: und ihren Faust dazu. Es sind zwei moralische Vorurtheile gegen den Werth der Erkenntniss.
179
Gedanken.— Gedanken sind die Schatten unserer Empfindungen,—immer dunkler, leerer, einfacher, als diese.
180
Die gute Zeit der freien Geister.— Die freien Geister nehmen sich auch vor der Wissenschaft noch ihre Freiheiten—und einstweilen giebt man sie ihnen auch,—so lange die Kirche noch steht!— In so fern haben sie jetzt ihre gute Zeit.
181
Folgen und Vorangehen.— A.: "Von den Beiden wird der Eine immer folgen, der Andere immer vorangehen, wohin sie auch das Schicksal führt. Und doch steht der Erstere über dem Anderen, nach seiner Tugend und seinem Geiste!" B.: "Und doch? Und doch? Das ist für die Anderen geredet; nicht für mich, nicht für uns!— Fit secundum regulam."
182
In der Einsamkeit.— Wenn man allein lebt, so spricht man nicht zu laut, man schreibt auch nicht zu laut: denn man fürchtet den hohlen Widerhall—die Kritik der Nymphe Echo.— Und alle Stimmen klingen anders in der Einsamkeit!
183
Die Musik der besten Zukunft.— Der erste Musiker würde mir der sein, welcher nur die Traurigkeit des tiefsten Glückes kennte, und sonst keine Traurigkeit: einen solchen gab es bisher nicht.
184
Justiz.— Lieber sich bestehlen lassen, als Vogelscheuchen um sich haben—das ist mein Geschmack. Und es ist unter allen Umständen eine Sache des Geschmackes—und nicht mehr!
185
Arm.— Er ist heute arm: aber nicht weil man ihm Alles genommen, sondern weil er Alles weggeworfen hat:—was macht es ihm? Er ist daran gewöhnt, zu finden.— Die Armen sind es, welche seine freiwillige Armuth missverstehen.
186
Schlechtes Gewissen.— Alles, was er jetzt thut, ist brav und ordentlich—und doch hat er ein schlechtes Gewissen dabei. Denn das Ausserordentliche ist seine Aufgabe.
187
Das Beleidigende im Vortrage.— Dieser Künstler beleidigt mich durch die Art, wie er seine Einfälle, seine sehr guten Einfälle vorträgt: so breit und nachdrücklich, und mit so groben Kunstgriffen der Ueberredung, als ob er zum Pöbel spräche. Wir sind immer nach einiger Zeit, die wir seiner Kunst schenkten, wie "in schlechter Gesellschaft."
188
Arbeit.— Wie nah steht jetzt auch dem Müssigsten von uns die Arbeit und der Arbeiter! Die königliche Höflichkeit in dem Worte "wir Alle sind Arbeiter!" wäre noch unter Ludwig dem Vierzehnten ein Cynismus und eine Indecenz gewesen.
189
Der Denker.— Er ist ein Denker: das heisst, er versteht sich darauf, die Dinge einfacher zu nehmen, als sie sind.
190
Gegen die Lobenden.— A.: "Man wird nur von Seinesgleichen gelobt!" B.: "Ja! Und wer dich lobt, sagt zu dir: du bist Meinesgleichen!"
191
Gegen manche Vertheidigung.— Die perfideste Art, einer Sache zu schaden, ist, sie absichtlich mit fehlerhaften Gründen vertheidigen.
192
Die Gutmüthigen.— Was unterscheidet jene Gutmüthigen, denen Wohlwollen aus dem Gesichte strahlt, von den anderen Menschen? Sie fühlen sich in Gegenwart einer neuen Person wohl und sind schnell in sie verliebt; sie wollen ihr dafür wohl, ihr erstes Urtheil ist "sie gefällt mir." Bei ihnen folgt auf einander: Wunsch der Aneignung (sie machen sich wenig Scrupel über den Werth des Anderen), rasche Aneignung, Freude am Besitz und Handeln zu Gunsten des Besessenen.
193
Kant's Witz.— Kant wollte auf eine "alle Welt" vor den Kopf stossende Art beweisen, dass "alle Welt" Recht habe:—das war der heimliche Witz dieser Seele. Er schrieb gegen die Gelehrten zu Gunsten des Volks-Vorurtheils, aber für Gelehrte und nicht für das Volk.
194
Der "Offenherzige."— Jener Mensch handelt wahrscheinlich immer nach verschwiegenen Gründen: denn er trägt immer mittheilbare Gründe auf der Zunge und beinahe in der offnen Hand.
195
Zum Lachen!— Seht hin! Seht hin! Er läuft von den Menschen weg—: diese aber folgen ihm nach, weil er vor ihnen herläuft,—so sehr sind sie Heerde!
196
Grenze unseres Hörsinns.— Man hört nur die Fragen, auf welche man im Stande ist, eine Antwort zu finden.
197
Darum Vorsicht!— Nichts theilen wir so gern an Andere mit, als das Siegel der Verschwiegenheit—sammt dem, was darunter ist.
198
Verdruss des Stolzen.— Der Stolze hat selbst an Denen, welche ihn vorwärts bringen, seinen Verdruss: er blickt böse auf die Pferde seines Wagens.
199
Freigebigkeit.— Freigebigkeit ist bei Reichen oft nur eine Art Schüchternheit.
200
Lachen.— Lachen heisst: schadenfroh sein, aber mit gutem Gewissen.
201
Im Beifall.— Im Beifall ist immer eine Art Lärm: selbst in dem Beifall, den wir uns selber zollen.
202
Ein Verschwender.— Er hat noch nicht jene Armuth des Reichen, der seinen ganzen Schatz schon einmal überzählt hat,—er verschwendet seinen Geist mit der Unvernunft der Verschwenderin Natur.
203
Hic niger est.— Er hat für gewöhnlich keinen Gedanken,—aber für die Ausnahme kommen ihm schlechte Gedanken.
204
Die Bettler und die Höflichkeit.— "Man ist nicht unhöflich, wenn man mit einem Steine an die Thüre klopft, welcher der Klingelzug fehlt"—so denken Bettler und Nothleidende aller Art; aber Niemand giebt ihnen Recht.
205
Bedürfniss.— Das Bedürfniss gilt als die Ursache der Entstehung: in Wahrheit ist es oft nur eine Wirkung des Entstandenen.
206
Beim Regen.— Es regnet, und ich gedenke der armen Leute, die sich jetzt zusammen drängen, mit ihrer vielen Sorge und ohne Uebung, diese zu verbergen, also Jeder bereit und guten Willens, dem Andern wehe zu thun und sich auch bei schlechtem Wetter eine erbärmliche Art von Wohlgefühl zu machen.— Das, nur das ist die Armuth der Armen!
207
Der Neidbold.— Das ist ein Neidbold,—dem muss man keine Kinder wünschen; er würde auf sie neidisch sein, weil er nicht mehr Kind sein kann.
208
Grosser Mann!— Daraus, dass einer "ein grosser Mann" ist, darf man noch nicht schliessen, dass er ein Mann ist; vielleicht ist es nur ein Knabe, oder ein Chamäleon aller Lebensalter, oder ein verhextes Weiblein.
209
Eine Art, nach Gründen zu fragen.— Es giebt eine Art, uns nach unseren Gründen zu fragen, bei der wir nicht nur unsre besten Gründe vergessen, sondern auch einen Trotz und Widerwillen gegen Gründe überhaupt in uns erwachen fühlen:—eine sehr verdummende Art zu fragen und recht ein Kunstgriff tyrannischer Menschen!
210
Maass im Fleisse.— Man muss den Fleiss seines Vaters nicht überbieten wollen—das macht krank.
211
Geheime Feinde.— Einen geheimen Feind sich halten können—das ist ein Luxus, für den die Moralität selbst hochgesinnter Geister nicht reich genug zu sein pflegt.
212
Sich nicht täuschen lassen.— Sein Geist hat schlechte Manieren, er ist hastig und stottert immer vor Ungeduld: so ahnt man kaum, in welcher langathmigen und breitbrüstigen Seele er zu Hause ist.
213
Der Weg zum Glücke.— Ein Weiser fragte einen Narren, welches der Weg zum Glücke sei. Dieser antwortete ohne Verzug, wie Einer, der nach dem Wege zur nächsten Stadt gefragt wird: "Bewundere dich selbst und lebe auf der Gasse!." "Halt, rief der Weise, du verlangst zu viel, es genügt schon sich selber zu bewundern!" Der Narr entgegnete: "Aber wie kann man beständig bewundern, ohne beständig zu verachten?"
214
Der Glaube macht selig.— Die Tugend giebt nur Denen Glück und eine Art Seligkeit, welche den guten Glauben an ihre Tugend haben:—nicht aber jenen feineren Seelen, deren Tugend im tiefen Misstrauen gegen sich und alle Tugend besteht. Zuletzt macht also auch hier "der Glaube selig!"—und wohlgemerkt, nicht die Tugend!
215
Ideal und Stoff.— Du hast da ein vornehmes Ideal vor Augen: aber bist du auch ein so vornehmer Stein, dass aus dir solch ein Götterbild gebildet werden dürfte? Und ohne diess—ist all deine Arbeit nicht eine barbarische Bildhauerei? Eine Lästerung deines Ideals?
216
Gefahr in der Stimme.— Mit einer sehr lauten Stimme im Halse, ist man fast ausser Stande, feine Sachen zu denken.
217
Ursache und Wirkung.— Vor der Wirkung glaubt man an andere Ursachen, als nach der Wirkung.
218
Meine Antipathie.— Ich liebe die Menschen nicht, welche, um überhaupt Wirkung zu thun, zerplatzen müssen, gleich Bomben, und in deren Nähe man immer in Gefahr ist, plötzlich das Gehör—oder noch mehr zu verlieren.
219
Zweck der Strafe.— Die Strafe hat den Zweck, Den zu bessern, welcher straft,—das ist die letzte Zuflucht für die Vertheidiger der Strafe.
220
Opfer.— Ueber Opfer und Aufopferung denken die Opferthiere anders, als die Zuschauer: aber man hat sie von jeher nicht zu Worte kommen lassen.
221
Schonung.— Väter und Söhne schonen sich viel mehr unter einander, als Mütter und Töchter.
222
Dichter und Lügner.— Der Dichter sieht in dem Lügner seinen Milchbruder, dem er die Milch weggetrunken hat; so ist Jener elend geblieben und hat es nicht einmal bis zum guten Gewissen gebracht.
223
Vicariat der Sinne.— "Man hat auch die Augen um zu hören—sagte ein alter Beichtvater, der taub wurde; und unter den Blinden ist Der König, wer die längsten Ohren hat."
224
Kritik der Thiere.— Ich fürchte, die Thiere betrachten den Menschen als ein Wesen Ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Thierverstand verloren hat,—als das wahnwitzige Thier, als das lachende Thier, als das weinende Thier, als das unglückselige Thier.
225
Die Natürlichen.— "Das Böse hat immer den grossen Effect für sich gehabt! Und die Natur ist böse! Seien wir also natürlich!"—so schliessen im Geheimen die grossen Effecthascher der Menschheit, welche man gar zu oft unter die grossen Menschen gerechnet hat.
226
Die Misstrauischen und der Stil.— Wir sagen die stärksten Dinge schlicht, vorausgesetzt, dass Menschen um uns sind, die an unsere Stärke glauben:—eine solche Umgebung erzieht zur "Einfachheit des Stils." Die Misstrauischen reden emphatisch; die Misstrauischen machen emphatisch.
227
Fehlschluss, Fehlschuss.— Er kann sich nicht beherrschen: und daraus schliesst jene Frau, es werde leicht sein, ihn zu beherrschen und wirft ihre Fangseile nach ihm aus;—die Arme, die in Kürze seine Sclavin sein wird.
228
Gegen die Vermittelnden.— Wer zwischen zwei entschlossenen Denkern vermitteln will, ist gezeichnet als mittelmässig: er hat das Auge nicht dafür, das Einmalige zu sehen; die Aehnlichseherei und Gleichmacherei ist das Merkmal schwacher Augen.
229
Trotz und Treue.— Er hält aus Trotz an einer Sache fest, die ihm durchsichtig geworden ist,—er nennt es aber "Treue."
230
Mangel an Schweigsamkeit.— Sein ganzes Wesen überredet nicht—das kommt daher, dass er nie eine gute Handlung, die er that, verschwiegen hat.
231
Die "Gründlichen."— Die Langsamen der Erkenntniss meinen, die Langsamkeit gehöre zur Erkenntniss.
232
Träumen.— Man träumt gar nicht, oder interessant.— Man muss lernen, ebenso zu wachen:—gar nicht, oder interessant.
233
Gefährlichster Gesichtspunct.— Was ich jetzt thue oder lasse, ist für alles Kommende so wichtig, als das grösste Ereigniss der Vergangenheit: in dieser ungeheuren Perspective der Wirkung sind alle Handlungen gleich gross und klein.
234
Trostrede eines Musicanten.— "Dein Leben klingt den Menschen nicht in die Ohren: für sie lebst du ein stummes Leben, und alle Feinheit der Melodie, alle zarte Entschliessung im Folgen oder Vorangehen, bleibt ihnen verborgen. Es ist wahr: du kommst nicht auf breiter Strasse mit Regimentsmusik daher,—aber desshalb haben diese Guten doch kein Recht, zu sagen, es fehle deinem Lebenswandel an Musik. Wer Ohren hat, der höre."
235
Geist und Charakter.— Mancher erreicht seinen Gipfel als Charakter, aber sein Geist ist gerade dieser Höhe nicht angemessen—und Mancher umgekehrt.
236
Um die Menge zu bewegen.— Muss nicht Der, welcher die Menge bewegen will, der Schauspieler seiner selber sein? Muss er nicht sich selber erst in's Grotesk-Deutliche übersetzen und seine ganze Person und Sache in dieser Vergröberung und Vereinfachung vortragen?
237
Der Höfliche.— "Er ist so höflich!"—Ja, er hat immer einen Kuchen für den Cerberus bei sich und ist so furchtsam, dass er Jedermann für den Cerberus hält, auch dich und mich,—das ist seine Höflichkeit.
238
Neidlos.— Er ist ganz ohne Neid, aber es ist kein Verdienst dabei: denn er will ein Land erobern, das Niemand noch besessen und kaum Einer auch nur gesehen hat.
239
Der Freudlose.— Ein einziger freudloser Mensch genügt schon, um einem ganzen Hausstande dauernden Missmuth und trüben Himmel zu machen; und nur durch ein Wunder geschieht es, dass dieser Eine fehlt!— Das Glück ist lange nicht eine so ansteckende Krankheit,—woher kommt das?
240
Am Meere.— Ich würde mir kein Haus bauen (und es gehört selbst zu meinem Glücke, kein Hausbesitzer zu sein!). Müsste ich aber, so würde ich, gleich manchem Römer, es bis in's Meer hineinbauen,—ich möchte schon mit diesem schönen Ungeheuer einige Heimlichkeiten gemeinsam haben.
241
Werk und Künstler.— Dieser Künstler ist ehrgeizig und Nichts weiter: zuletzt ist sein Werk nur ein Vergrösserungsglas, welches er Jedermann anbietet, der nach ihm hinblickt.
242
Suum cuique.— Wie gross auch die Habsucht meiner Erkenntniss ist: ich kann aus den Dingen nichts Anderes herausnehmen, als was mir schon gehört,—das Besitzthum Anderer bleibt in den Dingen zurück. Wie ist es möglich, dass ein Mensch Dieb oder Räuber sei!
243
Ursprung von "Gut" und "Schlecht."— Eine Verbesserung erfindet nur Der, welcher zu fühlen weiss: "Diess ist nicht gut."
244
Gedanken und Worte.— Man kann auch seine Gedanken nicht ganz in Worten wiedergeben.
245
Lob in der Wahl.— Der Künstler wählt seine Stoffe aus: das ist seine Art zu loben.
246
Mathematik.— Wir wollen die Feinheit und Strenge der Mathematik in alle Wissenschaften hineintreiben, so weit diess nur irgend möglich ist, nicht im Glauben, dass wir auf diesem Wege die Dinge erkennen werden, sondern um damit unsere menschliche Relation zu den Dingen festzustellen. Die Mathematik ist nur das Mittel der allgemeinen und letzten Menschenkenntniss.
247
Gewohnheit.— Alle Gewohnheit macht unsere Hand witziger und unseren Witz unbehender.
248
Bücher.— Was ist an einem Buche gelegen, das uns nicht einmal über alle Bücher hinweg trägt?
249
Der Seufzer des Erkennenden.— "Oh über meine Habsucht! In dieser Seele wohnt keine Selbstlosigkeit,—vielmehr ein Alles begehrendes Selbst, welches durch viele Individuen wie durch seine Augen sehen und wie mit seinen Händen greifen möchte,—ein auch die ganze Vergangenheit noch zurückholendes Selbst, welches Nichts verlieren will, was ihm überhaupt gehören könnte! Oh über diese Flamme meiner Habsucht! Oh, dass ich in hundert Wesen wiedergeboren würde!"—Wer diesen Seufzer nicht aus Erfahrung kennt, kennt auch die Leidenschaft des Erkennenden nicht.
250
Schuld.— Obschon die scharfsinnigsten Richter der Hexen und sogar die Hexen selber von der Schuld der Hexerei überzeugt waren, war die Schuld trotzdem nicht vorhanden. So steht es mit aller Schuld.
251
Verkannte Leidende.— Die grossartigen Naturen leiden anders, als ihre Verehrer sich einbilden: sie leiden am härtesten durch die unedlen, kleinlichen Wallungen mancher bösen Augenblicke, kurz, durch ihren Zweifel an der eigenen Grossartigkeit,—nicht aber durch die Opfer und Martyrien, welche ihre Aufgabe von ihnen verlangt. So lange Prometheus Mitleid mit den Menschen hat und sich ihnen opfert, ist er glücklich und gross in sich; aber wenn er neidisch auf Zeus und die Huldigungen wird, welche Jenem die Sterblichen bringen,—da leidet er!
252
Lieber schuldig.— "Lieber schuldig bleiben, als mit einer Münze zahlen, die nicht unser Bild trägt!"—so will es unsere Souveränität.
253
Immer zu Hause.— Eines Tages erreichen wir unser Ziel—und weisen nunmehr mit Stolz darauf hin, was für lange Reisen wir dazu gemacht haben. In Wahrheit merkten wir nicht, dass wir reisten. Wir kamen aber dadurch so weit, dass wir an jeder Stelle wähnten, zu Hause zu sein.
254
Gegen die Verlegenheit.— Wer immer tief beschäftigt ist, ist über alle Verlegenheit hinaus.
255
Nachahmer.— A.: "Wie? Du willst keine Nachahmer?" B.: "Ich will nicht, dass man mir Etwas nachmache, ich will, dass Jeder sich Etwas vormache: das Selbe, was ich thue." A.: "Also—?"
256
Hautlichkeit.— Alle Menschen der Tiefe haben ihre Glückseligkeit darin, einmal den fliegenden Fischen zu gleichen und auf den äussersten Spitzen der Wellen zu spielen; sie schätzen als das Beste an den Dingen,—dass sie eine Oberfläche haben: ihre Hautlichkeit—sit venia verbo.
257
Aus der Erfahrung.— Mancher weiss nicht, wie reich er ist, bis er erfährt, was für reiche Menschen an ihm noch zu Dieben werden.
258
Die Leugner des Zufalls.— Kein Sieger glaubt an den Zufall.
259
Aus dem Paradiese.— "Gut und böse sind die Vorurtheile Gottes"—sagte die Schlange.
260
Ein Mal eins.— Einer hat immer Unrecht: aber mit Zweien beginnt die Wahrheit.— Einer kann sich nicht beweisen: aber Zweie kann man bereits nicht widerlegen.
261
Originalität.— Was ist Originalität? Etwas sehen, das noch keinen Namen trägt, noch nicht genannt werden kann, ob es gleich vor Aller Augen liegt. Wie die Menschen gewöhnlich sind, macht ihnen erst der Name ein Ding überhaupt sichtbar.— Die Originalen sind zumeist auch die Namengeber gewesen.
262
Sub specie aeterni.— A.: "Du entfernst dich immer schneller von den Lebenden: bald werden sie dich aus ihren Listen streichen!"—B.: "Es ist das einzige Mittel, um an dem Vorrecht der Todten theilzuhaben."—A.: "An welchem Vorrecht?"—B.: "Nicht mehr zu sterben."
263
Ohne Eitelkeit.— Wenn wir lieben, so wollen wir, dass unsere Mängel verborgen bleiben,—nicht aus Eitelkeit, sondern, weil das geliebte Wesen nicht leiden soll. Ja, der Liebende möchte ein Gott scheinen,—und auch diess nicht aus Eitelkeit.
264
Was wir thun.— Was wir thun, wird nie verstanden, sondern immer nur gelobt und getadelt.
265
Letzte Skepsis.— Was sind denn zuletzt die Wahrheiten des Menschen?— Es sind die unwiderlegbaren Irrthümer des Menschen.
266
Wo Grausamkeit noth thut.— Wer Größe hat, ist grausam gegen seine Tugenden und Erwägungen zweiten Ranges.
267
Mit einem grossen Ziele.— Mit einem grossen Ziele ist man sogar der Gerechtigkeit überlegen, nicht nur seinen Thaten und seinen Richtern.
268
Was macht heroisch?— Zugleich seinem höchsten Leide und seiner höchsten Hoffnung entgegengehn.
269
Woran glaubst du?— Daran: dass die Gewichte aller Dinge neu bestimmt werden müssen.
270
Was sagt dein Gewissen?— "Du sollst der werden, der du bist."
271
Wo liegen deine grössten Gefahren?— Im Mitleiden.
272
Was liebst du an Anderen?— Meine Hoffnungen.
273
Wen nennst du schlecht?— Den, der immer beschämen will.
274
Was ist dir das Menschlichste?— Jemandem Scham ersparen.
275
Was ist das Siegel der erreichten Freiheit?— Sich nicht mehr vor sich selber schämen.
Buch 4
Sanctus Januarius
Der du mit dem Flammenspeere
Meiner Seele Eis zertheilt,
Dass sie brausend nun zum Meere
Ihrer höchsten Hoffnung eilt:
Heller stets und stets gesunder,
Frei im liebevollsten Muss: —
Also preist sie deine Wunder,
Schönster Januarius!
Genua im Januar 1882.
276
Zum neuen Jahre.— Noch lebe ich, noch denke ich: ich muss noch leben, denn ich muss noch denken. Sum, ergo cogito: cogito, ergo sum. Heute erlaubt sich Jedermann seinen Wunsch und liebsten Gedanken auszusprechen: nun, so will auch ich sagen, was ich mir heute von mir selber wünschte und welcher Gedanke mir dieses Jahr zuerst über das Herz lief,—welcher Gedanke mir Grund, Bürgschaft und Süssigkeit alles weiteren Lebens sein soll! Ich will immer mehr lernen, das Nothwendige an den Dingen als das Schöne sehen:—so werde ich Einer von Denen sein, welche die Dinge schön machen. Amor fati: das sei von nun an meine Liebe! Ich will keinen Krieg gegen das Hässliche führen. Ich will nicht anklagen, ich will nicht einmal die Ankläger anklagen. Wegsehen sei meine einzige Verneinung! Und, Alles in Allem und Grossen: ich will irgendwann einmal nur noch ein Ja-sagender sein!
277
Persönliche Providenz.— Es giebt einen gewissen hohen Punct des Lebens: haben wir den erreicht, so sind wir mit all unserer Freiheit, und so sehr wir dem schönen Chaos des Daseins alle fürsorgende Vernunft und Güte abgestritten haben, noch einmal in der grössten Gefahr der geistigen Unfreiheit und haben unsere schwerste Probe abzulegen. Jetzt nämlich stellt sich erst der Gedanke an eine persönliche Providenz mit der eindringlichsten Gewalt vor uns hin und hat den besten Fürsprecher, den Augenschein, für sich, jetzt wo wir mit Händen greifen, dass uns alle, alle Dinge, die uns treffen, fortwährend zum Besten gereichen. Das Leben jedes Tages und jeder Stunde scheint Nichts mehr zu wollen, als immer nur diesen Satz neu beweisen; sei es was es sei, böses wie gutes Wetter, der Verlust eines Freundes, eine Krankheit, eine Verleumdung, das Ausbleiben eines Briefes, die Verstauchung eines Fusses, ein Blick in einen Verkaufsladen, ein Gegenargument, das Aufschlagen eines Buches, ein Traum, ein Betrug: es erweist sich sofort oder sehr bald nachher als ein Ding, das "nicht fehlen durfte,"—es ist voll tiefen Sinnes und Nutzens gerade für uns! Giebt es eine gefährlichere Verführung, den Göttern Epikur's, jenen sorglosen Unbekannten, den Glauben zu kündigen und an irgend eine sorgenvolle und kleinliche Gottheit zu glauben, welche selbst jedes Härchen auf unserem Kopfe persönlich kennt und keinen Ekel in der erbärmlichsten Dienstleistung findet? Nun—ich meine trotzalledem! wir wollen die Götter in Ruhe lassen und die dienstfertigen Genien ebenfalls und uns mit der Annahme begnügen, dass unsere eigene practische und theoretische Geschicklichkeit im Auslegen und Zurechtlegen der Ereignisse jetzt auf ihren Höhepunct gelangt sei. Wir wollen auch nicht zu hoch von dieser Fingerfertigkeit unserer Weisheit denken, wenn uns mitunter die wunderbare Harmonie allzusehr überrascht, welche beim Spiel auf unserem Instrumente entsteht: eine Harmonie, welche zu gut klingt, als dass wir es wagten, sie uns selber zuzurechnen. In der That, hier und da spielt Einer mit uns—der liebe Zufall: er führt uns gelegentlich die Hand, und die allerweiseste Providenz könnte keine schönere Musik erdenken, als dann dieser unserer thörichten Hand gelingt.
278
Der Gedanke an den Tod.— Es macht mir ein melancholisches Glück, mitten in diesem Gewirr der Gässchen, der Bedürfnisse, der Stimmen zu leben: wieviel Geniessen, Ungeduld, Begehren, wieviel durstiges Leben und Trunkenheit des Lebens kommt da jeden Augenblick an den Tag! Und doch wird es für alle diese Lärmenden, Lebenden, Lebensdurstigen bald so stille sein! Wie steht hinter jedem sein Schatten, sein dunkler Weggefährte! Es ist immer wie im letzten Augenblicke vor der Abfahrt eines Auswandererschiffes: man hat einander mehr zu sagen als je, die Stunde drängt, der Ozean und sein ödes Schweigen wartet ungeduldig hinter alle dem Lärme—so begierig, so sicher seiner Beute. Und Alle, Alle meinen, das Bisher sei Nichts oder Wenig, die nahe Zukunft sei Alles: und daher diese Hast, diess Geschrei, dieses Sich-Uebertäuben und Sich-Uebervortheilen! Jeder will der Erste in dieser Zukunft sein,—und doch ist Tod und Todtenstille das einzig Sichere und das Allen Gemeinsame dieser Zukunft! Wie seltsam, dass diese einzige Sicherheit und Gemeinsamkeit fast gar Nichts über die Menschen vermag und dass sie am Weitesten davon entfernt sind, sich als die Brüderschaft des Todes zu fühlen! Es macht mich glücklich, zu sehen, dass die Menschen den Gedanken an den Tod durchaus nicht denken wollen! Ich möchte gern Etwas dazu thun, ihnen den Gedanken an das Leben noch hundertmal denkenswerther zu machen.
279
Sternen-Freundschaft.— Wir waren Freunde und sind uns fremd geworden. Aber das ist recht so und wir wollen's uns nicht verhehlen und verdunkeln,—als ob wir uns dessen zu schämen hätten. Wir sind zwei Schiffe, deren jedes sein Ziel und seine Bahn hat; wir können uns wohl kreuzen und ein Fest miteinander feiern, wie wir es gethan haben,—und dann lagen die braven Schiffe so ruhig in Einem Hafen und in Einer Sonne, dass es scheinen mochte, sie seien schon am Ziele und hätten Ein Ziel gehabt. Aber dann trieb uns die allmächtige Gewalt unserer Aufgabe wieder auseinander, in verschiedene Meere und Sonnenstriche und vielleicht sehen wir uns nie wieder,—vielleicht auch sehen wir uns wohl, aber erkennen uns nicht wieder: die verschiedenen Meere und Sonnen haben uns verändert! Dass wir uns fremd werden müssen, ist das Gesetz über uns: eben dadurch sollen wir uns auch ehrwürdiger werden! Eben dadurch soll der Gedanke an unsere ehemalige Freundschaft heiliger werden! Es giebt wahrscheinlich eine ungeheure unsichtbare Curve und Sternenbahn, in der unsere so verschiedenen Strassen und Ziele als kleine Wegstrecken einbegriffen sein mögen,—erheben wir uns zu diesem Gedanken! Aber unser Leben ist zu kurz und unsere Sehkraft zu gering, als dass wir mehr als Freunde im Sinne jener erhabenen Möglichkeit sein könnten.— Und so wollen wir an unsere Sternen-Freundschaft glauben, selbst wenn wir einander Erden-Feinde sein müssten.
280
Architektur der Erkennenden.— Es bedarf einmal und wahrscheinlich bald einmal der Einsicht, was vor Allem unseren grossen Städten fehlt: stille und weite, weitgedehnte Orte zum Nachdenken, Orte mit hochräumigen langen Hallengängen für schlechtes oder allzu sonniges Wetter, wohin kein Geräusch der Wagen und der Ausrufer dringt und wo ein feinerer Anstand selbst dem Priester das laute Beten untersagen würde: Bauwerke und Anlagen, welche als Ganzes die Erhabenheit des Sich-Besinnens und Bei-Seitegehens ausdrücken. Die Zeit ist vorbei, wo die Kirche das Monopol des Nachdenkens besass, wo die vita contemplativa immer zuerst vita religiosa sein musste: und Alles, was die Kirche gebaut hat, drückt diesen Gedanken aus. Ich wüsste nicht, wie wir uns mit ihren Bauwerken, selbst wenn sie ihrer kirchlichen Bestimmung entkleidet würden, genügen lassen könnten; diese Bauwerke reden eine viel zu pathetische und befangene Sprache, als Häuser Gottes und Prunkstätten eines überweltlichen Verkehrs, als dass wir Gottlosen hier unsere Gedanken denken könnten. Wir wollen uns in Stein und Pflanze übersetzt haben, wir wollen in uns spazieren gehen, wenn wir in diesen Hallen und Gärten wandeln.
281
Das Ende zu finden wissen.— Die Meister des ersten Ranges geben sich dadurch zu erkennen, dass sie im Grossen wie im Kleinen auf eine vollkommene Weise das Ende zu finden wissen, sei es das Ende einer Melodie oder eines Gedankens, sei es der fünfte Act einer Tragödie oder Staats-Action. Die ersten der zweiten Stufe werden immer gegen das Ende hin unruhig, und fallen nicht in so stolzem ruhigem Gleichmaasse in's Meer ab, wie zum Beispiel das Gebirge bei Porto fino—dort, wo die Bucht von Genua ihre Melodie zu Ende singt.
282
Der Gang.— Es giebt Manieren des Geistes, an denen auch grosse Geister verrathen, dass sie vom Pöbel oder Halbpöbel herkommen:—der Gang und Schritt ihrer Gedanken ist es namentlich, der den Verräther macht; sie können nicht gehen. So konnte auch Napoleon zu seinem tiefen Verdrusse nicht fürstenmässig und "legitim" gehen, bei Gelegenheiten, wo man es eigentlich verstehen muss, wie bei grossen Krönungs-Processionen und Aehnlichem: auch da war er immer nur der Anführer einer Colonne—stolz und hastig zugleich und sich dessen sehr bewusst.— Man hat Etwas zum Lachen, diese Schriftsteller zu sehen, welche die faltigen Gewänder der Periode um sich rauschen machen: sie wollen so ihre Füsse verdecken.
283
Vorbereitende Menschen.— Ich begrüsse alle Anzeichen dafür, dass ein männlicheres, ein kriegerisches Zeitalter anhebt, das vor allem die Tapferkeit wieder zu Ehren bringen wird! Denn es soll einem noch höheren Zeitalter den Weg bahnen und die Kraft einsammeln, welche jenes einmal nöthig haben wird,—jenes Zeitalter, das den Heroismus in die Erkenntniss trägt und Kriege führt um der Gedanken und ihrer Folgen willen. Dazu bedarf es für jetzt vieler vorbereitender tapferer Menschen, welche doch nicht aus dem Nichts entspringen können—und ebensowenig aus dem Sand und Schleim der jetzigen Civilisation und Grossstadt-Bildung: Menschen, welche es verstehen, schweigend, einsam, entschlossen, in unsichtbarer Thätigkeit zufrieden und beständig zu sein: Menschen, die mit innerlichem Hange an allen Dingen nach dem suchen, was an ihnen zu überwinden ist: Menschen, denen Heiterkeit, Geduld, Schlichtheit und Verachtung der grossen Eitelkeiten ebenso zu eigen ist, als Grossmuth im Siege und Nachsicht gegen die kleinen Eitelkeiten aller Besiegten: Menschen mit einem scharfen und freien Urtheile über alle Sieger und über den Antheil des Zufalls an jedem Siege und Ruhme: Menschen mit eigenen Festen, eigenen Werktagen, eigenen Trauerzeiten, gewohnt und sicher im Befehlen und gleich bereit, wo es gilt, zu gehorchen, im Einen wie im Anderen gleich stolz, gleich ihrer eigenen Sache dienend: gefährdetere Menschen, fruchtbarere Menschen, glücklichere Menschen! Denn, glaubt es mir!—das Geheimniss, um die grösste Fruchtbarkeit und den grössten Genuss vom Dasein einzuernten, heisst: gefährlich leben! Baut eure Städte an den Vesuv! Schickt eure Schiffe in unerforschte Meere! Lebt im Kriege mit Euresgleichen und mit euch selber! Seid Räuber und Eroberer, so lange ihr nicht Herrscher und Besitzer sein könnt, ihr Erkennenden! Die Zeit geht bald vorbei, wo es euch genug sein durfte, gleich scheuen Hirschen in Wäldern versteckt zu leben! Endlich wird die Erkenntniss die Hand nach dem ausstrecken, was ihr gebührt:—sie wird herrschen und besitzen wollen, und ihr mit ihr!
284
Der Glaube an sich.— Wenige Menschen überhaupt haben den Glauben an sich:—und von diesen Wenigen bekommen ihn die Einen mit, als eine nützliche Blindheit oder theilweise Verfinsterung ihres Geistes—(was würden sie erblicken, wenn sie sich selber auf den Grund sehen könnten!), die Anderen müssen ihn sich erst erwerben: Alles, was sie Gutes, Tüchtiges, Grosses thun, ist zunächst ein Argument gegen den Skeptiker, der in ihnen haust: es gilt, diesen zu überzeugen oder zu überreden, und dazu bedarf es beinahe des Genie's. Es sind die grossen Selbst-Ungenügsamen.
285
Excelsior!— "Du wirst niemals mehr beten, niemals mehr anbeten, niemals mehr im endlosen Vertrauen ausruhen—du versagst es dir, vor einer letzten Weisheit, letzten Güte, letzten Macht stehen zu bleiben und deine Gedanken abzuschirren—du hast keinen fortwährenden Wächter und Freund für deine sieben Einsamkeiten—du lebst ohne den Ausblick auf ein Gebirge, das Schnee auf dem Haupte und Gluthen in seinem Herzen trägt—es giebt für dich keinen Vergelter, keinen Verbesserer letzter Hand mehr—es giebt keine Vernunft in dem mehr, was geschieht, keine Liebe in dem, was dir geschehen wird—deinem Herzen steht keine Ruhestatt mehr offen, wo es nur zu finden und nicht mehr zu suchen hat, du wehrst dich gegen irgend einen letzten Frieden, du willst die ewige Wiederkunft von Krieg und Frieden:—Mensch der Entsagung, in Alledem willst du entsagen? Wer wird dir die Kraft dazu geben? Noch hatte Niemand diese Kraft!"— Es giebt einen See, der es sich eines Tages versagte, abzufliessen, und einen Damm dort aufwarf, wo er bisher abfloss: seitdem steigt dieser See immer höher. Vielleicht wird gerade jene Entsagung uns auch die Kraft verleihen, mit der die Entsagung selber ertragen werden kann; vielleicht wird der Mensch von da an immer höher steigen, wo er nicht mehr in einen Gott ausfliesst.
286
Zwischenrede.— Hier sind Hoffnungen; was werdet ihr aber von ihnen sehen und hören, wenn ihr nicht in euren eigenen Seelen Glanz und Gluth und Morgenröthen erlebt habt? Ich kann nur erinnern—mehr kann ich nicht! Steine bewegen, Thiere zu Menschen machen—wollt ihr das von mir? Ach, wenn ihr noch Steine und Thiere seid, so sucht euch erst euren Orpheus!
287
Lust an der Blindheit.— "Meine Gedanken, sagte der Wanderer zu seinem Schatten, sollen mir anzeigen, wo ich stehe: aber sie sollen mir nicht verrathen, wohin ich gehe. Ich liebe die Unwissenheit um die Zukunft und will nicht an der Ungeduld und dem Vorwegkosten verheissener Dinge zu Grunde gehen."
288
Hohe Stimmungen.— Mir scheint es, dass die meisten Menschen an hohe Stimmungen überhaupt nicht glauben, es sei denn für Augenblicke, höchstens Viertelstunden,—jene Wenigen ausgenommen, welche eine längere Dauer des hohen Gefühls aus Erfahrung kennen. Aber gar der Mensch Eines hohen Gefühls, die Verkörperung einer einzigen grossen Stimmung sein—das ist bisher nur ein Traum und eine entzückende Möglichkeit gewesen: die Geschichte giebt uns noch kein sicheres Beispiel davon. Trotzdem könnte sie einmal auch solche Menschen gebären—dann, wenn eine Menge günstige Vorbedingungen geschaffen und festgestellt worden sind, die jetzt auch der glücklichste Zufall nicht zusammenzuwürfeln vermag. Vielleicht wäre diesen zukünftigen Seelen eben Das der gewöhnliche Zustand, was bisher als die mit Schauder empfundene Ausnahme hier und da einmal in unseren Seelen eintrat: eine fortwährende Bewegung zwischen hoch und tief und das Gefühl von hoch und tief, ein beständiges Wie-auf-Treppensteigen und zugleich Wie-auf-Wolken-ruhen.
289
Auf die Schiffe!— Erwägt man, wie auf jeden Einzelnen eine philosophische Gesammt-Rechtfertigung seiner Art, zu leben und zu denken, wirkt—nämlich gleich einer wärmenden, segnenden, befruchtenden, eigens ihm leuchtenden Sonne, wie sie unabhängig von Lob und Tadel, selbstgenugsam, reich, freigebig an Glück und Wohlwollen macht, wie sie unaufhörlich das Böse zum Guten umschafft, alle Kräfte zum Blühen und Reifwerden bringt und das kleine und grosse Unkraut des Grams und der Verdriesslichkeit gar nicht aufkommen lässt:—so ruft man zuletzt verlangend aus: oh dass doch viele solche neue Sonnen noch geschaffen würden! Auch der Böse, auch der Unglückliche, auch der Ausnahme-Mensch soll seine Philosophie, sein gutes Recht, seinen Sonnenschein haben! Nicht Mitleiden mit ihnen thut noth!—diesen Einfall des Hochmuths müssen wir verlernen, so lange auch bisher die Menschheit gerade an ihm gelernt und geübt hat—keine Beichtiger, Seelenbeschwörer und Sündenvergeber haben wir für sie aufzustellen! Sondern eine neue Gerechtigkeit thut noth! Und eine neue Losung! Und neue Philosophen! Auch die moralische Erde ist rund! Auch die moralische Erde hat ihre Antipoden! Auch die Antipoden haben ihr Recht des Daseins! Es giebt noch eine andere Welt zu entdecken—und mehr als eine! Auf die Schiffe, ihr Philosophen!
290
Eins ist Noth.— Seinem Charakter "Stil geben"—eine grosse und seltene Kunst! Sie übt Der, welcher Alles übersieht, was seine Natur an Kräften und Schwächen bietet, und es dann einem künstlerischen Plane einfügt, bis ein jedes als Kunst und Vernunft erscheint und auch die Schwäche noch das Auge entzückt. Hier ist eine grosse Masse zweiter Natur hinzugetragen worden, dort ein Stück erster Natur abgetragen:—beidemal mit langer Uebung und täglicher Arbeit daran. Hier ist das Hässliche, welches sich nicht abtragen liess, versteckt, dort ist es in's Erhabene umgedeutet. Vieles Vage, der Formung Widerstrebende ist für Fernsichten aufgespart und ausgenutzt worden:—es soll in das Weite und Unermessliche hinaus winken. Zuletzt, wenn das Werk vollendet ist, offenbart sich, wie es der Zwang des selben Geschmacks war, der im Grossen und Kleinen herrschte und bildete: ob der Geschmack ein guter oder ein schlechter war, bedeutet weniger, als man denkt,—genug, dass es Ein Geschmack ist!—Es werden die starken, herrschsüditigen Naturen sein, welche in einem solchen Zwange, in einer solchen Gebundenheit und Vollendung unter dem eigenen Gesetz ihre feinste Freude geniessen; die Leidenschaft ihres gewaltigen Wollens erleichtert sich beim Anblick aller stilisirten Natur, aller besiegten und dienenden Natur; auch wenn sie Paläste zu bauen und Gärten anzulegen haben, widerstrebt es ihnen, die Natur frei zu geben.— Umgekehrt sind es die schwachen, ihrer selber nicht mächtigen Charaktere, welche die Gebundenheit des Stils hassen: sie fühlen, dass, wenn ihnen dieser bitterböse Zwang auferlegt würde, sie unter ihm gemein werden müssten:—sie werden Sclaven, sobald sie dienen, sie hassen das Dienen. Solche Geister—es können Geister ersten Rangs sein—sind immer darauf aus, sich selber und ihre Umgebungen als freie Natur—wild, willkürlich, phantastisch, unordentlich, überraschend—zu gestalten oder auszudeuten.—und sie thun wohl daran, weil sie nur so sich selber wohlthun! Denn Eins ist Noth: dass der Mensch seine Zufriedenheit mit sich erreiche—sei es nun durch diese oder jene Dichtung und Kunst: nur dann erst ist der Mensch überhaupt erträglich anzusehen! Wer mit sich unzufrieden ist, ist fortwährend bereit, sich dafür zu rächen: wir Anderen werden seine Opfer sein, und sei es auch nur darin, dass wir immer seinen hässlichen Anblick zu ertragen haben. Denn der Anblick des Hässlichen macht schlecht und düster.
291
Genua.— Ich habe mir diese Stadt, ihre Landhäuser und Lustgärten und den weiten Umkreis ihrer bewohnten Höhen und Hänge eine gute Weile angesehen; endlich muss ich sagen: ich sehe Gesichter aus vergangenen Geschlechtern,—diese Gegend ist mit den Abbildern kühner und selbstherrlicher Menschen übersäet. Sie haben gelebt und haben fortleben wollen—das sagen sie mir mit ihren Häusern, gebaut und geschmückt für Jahrhunderte und nicht für die flüchtige Stunde: sie waren dem Leben gut, so böse sie oft gegen sich gewesen sein mögen. Ich sehe immer den Bauenden, wie er mit seinen Blicken auf allem fern und nah um ihn her Gebauten ruht und ebenso auf Stadt, Meer und Gebirgslinien, wie er mit diesem Blick Gewalt und Eroberung ausübt. Alles diess will er seinem Plane einfügen und zuletzt zu seinem Eigenthum machen, dadurch dass es ein Stück desselben wird. Diese ganze Gegend ist mit dieser prachtvollen unersättlichen Selbstsucht der Besitz- und Beutelust überwachsen; und wie diese Menschen in der Ferne keine Grenze anerkannten und in ihrem Durste nach Neuem eine neue Welt neben die alte hinstellten, so empörte sich auch in der Heimat immer noch jeder gegen jeden und erfand eine Weise, seine Ueberlegenheit auszudrücken und zwischen sich und seinen Nachbar seine persönliche Unendlichkeit dazwischen zu legen. Jeder eroberte sich seine Heimat noch einmal für sich, indem er sie mit seinen architektonischen Gedanken überwältigte und gleichsam zur Augenweide seines Hauses umschuf. Im Norden imponirt das Gesetz und die allgemeine Lust an Gesetzlichkeit und Gehorsam, wenn man die Bauweise der Städte ansieht: man erräth dabei jenes innerliche Sich-Gleichsetzen, Sich-Einordnen, welches die Seele aller Bauenden beherrscht haben muss. Hier aber findest du, um jede Ecke biegend, einen Menschen für sich, der das Meer, das Abenteuer und den Orient kennt, einen Menschen, welcher dem Gesetze und dem Nachbar wie einer Art von Langerweile abhold ist und der alles schon Begründete, Alte mit neidischen Blicken misst: er möchte, mit einer wundervollen Verschmitztheit der Phantasie, diess Alles mindestens im Gedanken noch einmal neu gründen, seine Hand darauf—, seinen Sinn hineinlegen—sei es auch nur für den Augenblick eines sonnigen Nachmittags, wo seine unersättliche und melancholische Seele einmal Sattheit fühlt, und seinem Auge nur Eigenes und nichts Fremdes mehr sich zeigen darf.
292
An die Moral-Prediger.— Ich will keine Moral machen, aber Denen, welche es thun, gebe ich diesen Rath: wollt ihr die besten Dinge und Zustände zuletzt um alle Ehre und Werth bringen, so fahrt fort, sie in den Mund zu nehmen, wie bisher! Stellt sie an die Spitze eurer Moral und redet von früh bis Abend von dem Glück der Tugend, von der Ruhe der Seele, von der Gerechtigkeit und der immanenten Vergeltung: so wie ihr es treibt, bekommen alle diese guten Dinge dadurch endlich eine Popularität und ein Geschrei der Gasse für sich: aber dann wird auch alles Gold daran abgegriffen sein und mehr noch: alles Gold darin wird sich in Blei verwandelt haben. Wahrlich, ihr versteht euch auf die umgekehrte Kunst der Alchymie, auf die Entwerthung des Werthvollsten! Greift einmal zum Versuche nach einem andern Recepte, um nicht wie bisher das Gegentheil von dem, was ihr sucht, zu erreichen: leugnet jene guten Dinge, entzieht ihnen den Pöbel-Beifall und den leichten Umlauf, macht sie wieder zu verborgenen Schamhaftigkeiten einsamer Seelen, sagt, Moral sei etwas Verbotenes! Vielleicht gewinnt ihr so die Art von Menschen für diese Dinge, auf welche einzig Etwas ankommt, ich meine die Heroischen. Aber dann muss Etwas zum Fürchten daran sein und nicht, wie bisher, zum Ekeln! Möchte man nicht heute in Hinsicht der Moral sagen, wie Meister Eckardt: "ich bitte Gott, dass er mich quitt mache Gottes!"
293
Unsere Luft.— Wir wissen es wohl: wer nur wie im Spazierengehen einmal einen Blick nach der Wissenschaft hin thut, nach Art der Frauen und leider auch vieler Künstler: für den hat die Strenge ihres Dienstes, diese Unerbittlichkeit im Kleinen wie im Grossen, diese Schnelligkeit im Wägen, Urtheilen, Verurtheilen etwas Schwindel- und Furchteinflössendes. Namentlich erschreckt ihn, wie hier das Schwerste gefordert, das Beste gethan wird, ohne dass dafür Lob und Auszeichnungen da sind, vielmehr, wie unter Soldaten, fast nur Tadel und scharfe Verweise laut werden,—denn das Gutmachen gilt als die Regel, das Verfehlte als die Ausnahme; die Regel aber hat hier wie überall einen schweigsamen Mund. Mit dieser "Strenge der Wissenschaft" steht es nun wie mit der Form und Höflichkeit der allerbesten Gesellschaft:—sie erschreckt den Uneingeweihten. Wer aber an sie gewöhnt ist, mag gar nicht anderswo leben, als in dieser hellen, durchsichtigen, kräftigen, stark elektrischen Luft, in dieser männlichen Luft. Ueberall sonst ist es ihm nicht reinlich und luftig genug: er argwöhnt, dass dort seine beste Kunst Niemandem recht von Nutzen und ihm selber nicht zur Freude sein werde, dass unter Missverständnissen ihm sein halbes Leben durch die Finger schlüpfe, dass fortwährend viel Vorsicht, viel Verbergen und Ansichhalten noth thue,—lauter grosse und unnütze Einbussen an Kraft! In diesem strengen und klaren Elemente aber hat er seine Kraft ganz: hier kann er fliegen! Wozu sollte er wieder hinab in jene trüben Gewässer, wo man schwimmen und waten muss und seine Flügel missfarbig macht!—Nein! Da ist es zu schwer für uns, zu leben: was können wir dafür, dass wir für die Luft, die reine Luft geboren sind, wir Nebenbuhler des Lichtstrahls, und dass wir am liebsten auf Aetherstäubchen, gleich ihm, reiten würden und nicht von der Sonne weg, sondern zu der Sonne hin! Das aber können wir nicht:—so wollen wir denn thun, was wir einzig können: der Erde Licht bringen, "das Licht der Erde" sein! Und dazu haben wir unsere Flügel und unsere Schnelligkeit und Strenge, um dessenthalben sind wir männlich und selbst schrecklich, gleich dem Feuer. Mögen Die uns fürchten, welche sich nicht an uns zu wärmen und zu erhellen verstehen!
294
Gegen die Verleumder der Natur.— Das sind mir unangenehme Menschen, bei denen jeder natürliche Hang sofort zur Krankheit wird, zu etwas Entstellendem oder gar Schmählichem,—diese haben uns zu der Meinung verführt, die Hänge und Triebe des Menschen seien böse; sie sind die Ursache unserer grossen Ungerechtigkeit gegen unsere Natur, gegen alle Natur! Es giebt genug Menschen, die sich ihren Trieben mit Anmuth und Sorglosigkeit überlassen dürfen: aber sie thun es nicht, aus Angst vor jenem eingebildeten "bösen Wesen" der Natur! Daher ist es gekommen, dass so wenig Vornehmheit unter den Menschen zu finden ist: deren Kennzeichen es immer sein wird, vor sich keine Furcht zu haben, von sich nichts Schmähliches zu erwarten, ohne Bedenken zu fliegen, wohin es uns treibt—uns freigeborene Vögel! Wohin wir auch nur kommen, immer wird es frei und sonnenlicht um uns sein.
295
Kurze Gewohnheiten.— Ich liebe die kurzen Gewohnheiten und halte sie für das unschätzbare Mittel, viele Sachen und Zustände kennen zu lernen und hinab bis auf den Grund ihrer Süssen und Bitterkeiten; meine Natur ist ganz für kurze Gewohnheiten eingerichtet, selbst in den Bedürfnissen ihrer leiblichen Gesundheit und überhaupt soweit ich nur sehen kann: vom Niedrigen bis zum Höchsten. Immer glaube ich, diess werde mich nun dauernd befriedigen—auch die kurze Gewohnheit hat jenen Glauben der Leidenschaft, den Glauben an die Ewigkeit—und ich sei zu beneiden, es gefunden und erkannt zu haben:—und nun nährt es mich am Mittage und am Abende und verbreitet eine tiefe Genügsamkeit um sich und in mich hinein, sodass mich nach Anderem nicht verlangt, ohne dass ich zu vergleichen oder zu verachten oder zu hassen hätte. Und eines Tages hat es seine Zeit gehabt: die gute Sache scheidet von mir, nicht als Etwas, das mir nun Ekel einflösst—sondern friedlich und an mir gesättigt, wie ich an ihm, und wie als ob wir einander dankbar sein müssten und uns so die Hände zum Abschied reichten. Und schon wartet das Neue an der Thüre und ebenso mein Glaube—der unverwüstliche Thor und Weise!—diess Neue werde das Rechte, das letzte Rechte sein. So geht es mir mit Speisen, Gedanken, Menschen, Städten, Gedichten, Musiken, Lehren, Tagesordnungen, Lebensweisen.— Dagegen hasse ich die dauernden Gewohnheiten und meine, dass ein Tyrann in meine Nähe kommt und dass meine Lebensluft sich verdickt, wo die Ereignisse sich so gestalten, dass dauernde Gewohnheiten daraus mit Nothwendigkeit zu wachsen scheinen: zum Beispiel durch ein Amt, durch ein beständiges Zusammensein mit den selben Menschen, durch einen festen Wohnsitz, durch eine einmalige Art Gesundheit. Ja, ich bin allem meinem Elend und Kranksein, und was nur immer unvollkommen an mir ist,—im untersten Grunde meiner Seele erkenntlich gesinnt, weil dergleichen mir hundert Hinterthüren lässt, durch die ich den dauernden Gewohnheiten entrinnen kann.— Das Unerträglichste freilich, das eigentlich Fürchterliche, wäre mir ein Leben ganz ohne Gewohnheiten, ein Leben, das fortwährend die Improvisation verlangt:—diess wäre meine Verbannung und mein Sibirien.
296
Der feste Ruf.— Der feste Ruf war ehedem eine Sache der äussersten Nützlichkeit; und wo nur immer die Gesellschaft noch vom Heerden-Instinct beherrscht wird, ist es auch jetzt noch für jeden Einzelnen am zweckmässigsten, seinen Charakter und seine Beschäftigung als unveränderlich zu geben,—selbst wenn sie es im Grunde nicht sind. "Man kann sich auf ihn verlassen, er bleibt sich gleich":—das ist in allen gefährlichen Lagen der Gesellschaft das Lob, welches am meisten zu bedeuten hat. Die Gesellschaft fühlt mit Genugthuung, ein zuverlässiges, jederzeit bereites Werkzeug in der Tugend Dieses, in dem Ehrgeize jenes, in dem Nachdenken und der Leidenschaft des Dritten zu haben,—sie ehrt diese Werkzeug-Natur, diess Sich-Treubleiben, diese Unwandelbarkeit in Ansichten, Bestrebungen, und selbst in Untugenden, mit ihren höchsten Ehren. Eine solche Schätzung, welche überall zugleich mit der Sittlichkeit der Sitte blüht und geblüht hat, erzieht "Charaktere" und bringt alles Wechseln, Umlernen, Sich-Verwandeln in Verruf. Diess ist nun jedenfalls, mag sonst der Vortheil dieser Denkweise noch so gross sein, für die Erkenntniss die allerschädlichste Art des allgemeinen Urtheils: denn gerade der gute Wille des Erkennenden, unverzagt sich jederzeit gegen seine bisherige Meinung zu erklären und überhaupt in Bezug auf Alles, was in uns fest werden will, misstrauisch zu sein,—ist hier verurtheilt und in Verruf gebracht. Die Gesinnung des Erkennenden als im Widerspruch mit dem "festen Rufe" gilt als unehrenhaft, während die Versteinerung der Ansichten alle Ehre für sich hat:—unter dem Banne solcher Geltung müssen wir heute noch leben! Wie schwer lebt es sich, wenn man das Urtheil vieler Jahrtausende gegen sich und um sich fühlt! Es ist wahrscheinlich, dass viele Jahrtausende die Erkenntniss mit dem schlechten Gewissen behaftet war, und dass viel Selbstverachtung und geheimes Elend in der Geschichte der grössten Geister gewesen sein muss.
297
Widersprechen können.— Jeder weiss jetzt, dass Widerspruch-Vertragen-können ein hohes Zeichen von Cultur ist. Einige wissen sogar, dass der höhere Mensch den Widerspruch gegen sich wünscht und hervorruft, um einen Fingerzeig über seine ihm bisher unbekannte Ungerechtigkeit zu bekommen. Aber das Widersprechen-Können, das erlangte gute Gewissen bei der Feindseligkeit gegen das Gewohnte, Ueberlieferte, Geheiligte,—das ist mehr als jenes Beides und das eigentlich Grosse, Neue, Erstaunliche unserer Cultur, der Schritt aller Schritte des befreiten Geistes: wer weiss das? —
298
Seufzer.— Ich erhaschte diese Einsicht unterwegs und nahm rasch die nächsten schlechten Worte, sie festzumachen, damit sie mir nicht wieder davonfliege. Und nun ist sie mir an diesen dürren Worten gestorben und hängt und schlottert in ihnen—und ich weiss kaum mehr, wenn ich sie ansehe, wie ich ein solches Glück haben konnte, als ich diesen Vogel fieng.
299
Was man den Künstlern ablernen soll.— Welche Mittel haben wir, uns die Dinge schön, anziehend, begehrenswerth zu machen, wenn sie es nicht sind?—und ich meine, sie sind es an sich niemals! Hier haben wir von den Aerzten Etwas zu lernen, wenn sie zum Beispiel das Bittere verdünnen oder Wein und Zucker in den Mischkrug thun; aber noch mehr von den Künstlern, welche eigentlich fortwährend darauf aus sind, solche Erfindungen und Kunststücke zu machen. Sich von den Dingen entfernen, bis man Vieles von ihnen nicht mehr sieht und Vieles hinzusehen muss, um sie noch zu sehen—oder die Dinge um die Ecke und wie in einem Ausschnitte sehen—oder sie so stellen, dass sie sich theilweise verstellen und nur perspectivische Durchblicke gestatten—oder sie durch gefärbtes Glas oder im Lichte der Abendröthe anschauen—oder ihnen eine Oberfläche und Haut geben, welche keine volle Transparenz hat: das Alles sollen wir den Künstlern ablernen und im Uebrigen weiser sein, als sie. Denn bei ihnen hört gewöhnlich diese ihre feine Kraft auf, wo die Kunst aufhört und das Leben beginnt; wir aber wollen die Dichter unseres Lebens sein, und im Kleinsten und Alltäglichsten zuerst.
300
Vorspiele der Wissenschaft.— Glaubt ihr denn, dass die Wissenschaften entstanden und gross geworden wären, wenn ihnen nicht die Zauberer, Alchymisten, Astrologen und Hexen vorangelaufen wären als Die, welche mit ihren Verheissungen und Vorspiegelungen erst Durst, Hunger und Wohlgeschmack an verborgenen und verbotenen Mächten schaffen mussten? Ja, dass unendlich mehr hat verheissen werden müssen, als je erfüllt werden kann, damit überhaupt Etwas im Reiche der Erkenntniss sich erfülle?—Vielleicht erscheint in gleicher Weise, wie uns sich hier Vorspiele und Vorübungen der Wissenschaft darstellen, die durchaus nicht als solche geübt und empfunden wurden, auch irgend einem fernen Zeitalter die gesammte Religion als Uebung und Vorspiel: vielleicht könnte sie das seltsame Mittel dazu gewesen sein, dass einmal einzelne Menschen die ganze Selbstgenügsamkeit eines Gottes und alle seine Kraft der Selbsterlösung geniessen können: ja!—darf man fragen—würde denn der Mensch überhaupt ohne jene religiöse Schule und Vorgeschichte es gelernt haben, nach sich Hunger und Durst zu spüren und aus sich Sattheit und Fülle zu nehmen? Musste Prometheus erst wähnen, das Licht gestohlen zu haben und dafür büssen,—um endlich zu entdecken, dass er das Licht geschaffen habe, indem er nach dem Lichte begehrte, und dass nicht nur der Mensch, sondern auch der Gott das Werk seiner Hände und Thon in seinen Händen gewesen sei? Alles nur Bilder des Bildners?—ebenso wie der Wahn, der Diebstahl, der Kaukasus, der Geier und die ganze tragische Prometheia aller Erkennenden?
301
Wahn der Contemplativen.— Die hohen Menschen unterscheiden sich von den niederen dadurch, dass sie unsäglich mehr sehen und hören und denkend sehen und hören—und eben diess unterscheidet den Menschen vom Thiere und die oberen Thiere von den unteren. Die Welt wird für Den immer voller, welcher in die Höhe der Menschlichkeit hinauf wächst; es werden immer mehr Angelhaken des Interesses nach ihm ausgeworfen; die Menge seiner Reize ist beständig im Wachsen und ebenso die Menge seiner Arten von Lust und Unlust,—der höhere Mensch wird immer zugleich glücklicher und unglücklicher. Dabei aber bleibt ein Wahn sein beständiger Begleiter: er meint, als Zuschauer und Zuhörer vor das grosse Schau- und Tonspiel gestellt zu sein, welches das Leben ist: er nennt seine Natur eine contemplative und übersieht dabei, dass er selber auch der eigentliche Dichter und Fortdichter des Lebens ist,—dass er sich freilich vom Schauspieler dieses Drama's, dem sogenannten handelnden Menschen, sehr unterscheidet, aber noch mehr von einem blossen Betrachter und Festgaste vor der Bühne. Ihm, als dem Dichter, ist gewiss vis contemplativa und der Rückblick auf sein Werk zu eigen, aber zugleich und vorerst die vis creativa, welche dem handelnden Menschen fehlt, was auch der Augenschein und der Allerweltsglaube sagen mag. Wir, die Denkend-Empfindenden, sind es, die wirklich und immerfort Etwas machen, das noch nicht da ist: die ganze ewig wachsende Welt von Schätzungen, Farben, Gewichten, Perspectiven, Stufenleitern, Bejahungen und Verneinungen. Diese von uns erfundene Dichtung wird fortwährend von den sogenannten practischen Menschen (unsern Schauspielern wie gesagt) eingelernt, eingeübt, in Fleisch und Wirklichkeit, ja Alltäglichkeit übersetzt. Was nur Werth hat in der jetzigen Welt, das hat ihn nicht an sich, seiner Natur nach,—die Natur ist immer werthlos:—sondern dem hat man einen Werth einmal gegeben, geschenkt, und wir waren diese Gebenden und Schenkenden! Wir erst haben die Welt, die den Menschen Etwas angeht, geschaffen!— Gerade dieses Wissen aber fehlt uns, und wenn wir es einen Augenblick einmal erhaschen, so haben wir es im nächsten wieder vergessen: wir verkennen unsere beste Kraft und schätzen uns, die Contemplativen, um einen Grad zu gering,—wir sind weder so stolz, noch so glücklich, als wir sein könnten.
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Gefahr des Glücklichsten.— Feine Sinne und einen feinen Geschmack haben; an das Ausgesuchte und Allerbeste des Geistes wie an die rechte und nächste Kost gewöhnt sein; einer starken, kühnen, verwegenen Seele geniessen; mit ruhigem Auge und festem Schritt durch das Leben gehen, immer zum Aeussersten bereit, wie zu einem Feste und voll des Verlangens nach unentdeckten Welten und Meeren, Menschen und Göttern; auf jede heitere Musik hinhorchen, als ob dort wohl tapfere Männer, Soldaten, Seefahrer sich eine kurze Rast und Lust machen, und im tiefsten Genusse des Augenblicks überwältigt werden von Thränen und von der ganzen purpurnen Schwermuth des Glücklichen: wer möchte nicht, dass das Alles gerade sein Besitz, sein Zustand wäre! Es war das Glück Homer's! Der Zustand Dessen, der den Griechen ihre Götter,—nein, sich selber seine Götter erfunden hat! Aber man verberge es sich nicht: mit diesem Glücke Homer's in der Seele ist man auch das leidensfähigste Geschöpf unter der Sonne! Und nur um diesen Preis kauft man die kostbarste Muschel, welche die Wellen des Daseins bisher an's Ufer gespült haben! Man wird als ihr Besitzer immer feiner im Schmerz und zuletzt zu fein: ein kleiner Missmuth und Ekel genügte am Ende, um Homer das Leben zu verleiden. Er hatte ein thörichtes Räthselchen, das ihm junge Fischer aufgaben, nicht zu rathen vermocht! ja, die kleinen Räthsel sind die Gefahr der Glücklichsten! —
303
Zwei Glückliche.— Wahrlich, dieser Mensch, trotz seiner Jugend, versteht sich auf die Improvisation des Lebens und setzt auch den feinsten Beobachter in Erstaunen:—es scheint nämlich, dass er keinen Fehlgriff thut, ob er schon fortwährend das gewagteste Spiel spielt. Man wird an jene improvisirenden Meister der Tonkunst erinnert, denen auch der Zuhörer eine göttliche Unfehlbarkeit der Hand zuschreiben möchte, trotzdem, dass sie sich hier und da vergreifen, wie jeder Sterbliche sich vergreift. Aber sie sind geübt und erfinderisch, und im Augenblicke immer bereit, den zufälligsten Ton, wohin ein Wurf des Fingers, eine Laune sie treibt, sofort in das thematische Gefüge einzuordnen und dem Zufalle einen schönen Sinn und eine Seele einzuhauchen.— Hier ist ein ganz anderer Mensch: dem missräth im Grunde Alles, was er will und plant. Das, woran er gelegentlich sein Herz gehängt hat, brachte ihn schon einige Male an den Abgrund und in die nächste Nähe des Unterganges; und wenn er dem noch entwischte, so doch gewiss nicht nur "mit einem blauen Auge." Glaubt ihr, dass er darüber unglücklich ist? Er hat längst bei sich beschlossen, eigene Wünsche und Pläne nicht so wichtig zu nehmen. "Gelingt mir Diess nicht, so redet er sich zu, dann gelingt mir vielleicht jenes; und im Ganzen weiss ich nicht, ob ich nicht meinem Misslingen mehr zu Danke verpflichtet bin, als irgend welchem Gelingen. Bin ich dazu gemacht, eigensinnig zu sein und die Hörner des Stieres zu tragen? Das, was mir Werth und Ergebniss des Lebens ausmacht, liegt wo anders; mein Stolz und ebenso mein Elend liegt wo anders. Ich weiss mehr vom Leben, weil ich so oft daran war, es zu verlieren: und eben darum habe ich mehr vom Leben, als ihr Alle!"
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Indem wir thun, lassen wir.— Im Grunde sind mir alle jene Moralen zuwider, welche sagen: "Thue diess nicht! Entsage! Ueberwinde dich!"—ich bin dagegen jenen Moralen gut, welche mich antreiben, Etwas zu thun und wieder zu thun und von früh bis Abend, und Nachts davon zu träumen, und an gar Nichts zu denken als: diess gut zu thun, so gut als es eben mir allein möglich ist! Wer so lebt, von dem fällt fortwährend Eins um das Andere ab, was nicht zu einem solchen Leben gehört: ohne Hass und Widerwillen sieht er heute Diess und morgen Jenes von sich Abschied nehmen, den vergilbten Blättern gleich, welche jedes bewegtere Lüftchen dem Baume entführt: oder er sieht gar nicht, dass es Abschied nimmt, so streng blickt sein Auge nach seinem Ziele und überhaupt vorwärts, nicht seitwärts, rückwärts, abwärts. "Unser Thun soll bestimmen, was wir lassen: indem wir thun, lassen wir"—so gefällt es mir, so lautet mein placitum. Aber ich will nicht mit offenen Augen meine Verarmung anstreben, ich mag alle negativen Tugenden nicht,—Tugenden, deren Wesen das Verneinen und Sichversagen selber ist.
305
Selbstbeherrschung.— Jene Morallehrer, welche zuerst und zuoberst dem Menschen anbefehlen, sich in seine Gewalt zu bekommen, bringen damit eine eigenthümliche Krankheit über ihn: nämlich eine beständige Reizbarkeit bei allen natürlichen Regungen und Neigungen und gleichsam eine Art Juckens. Was auch fürderhin ihn stossen, ziehen, anlocken, antreiben mag, von innen oder von aussen her—immer scheint es diesem Reizbaren, als ob jetzt seine Selbstbeherrschung in Gefahr gerathe: er darf sich keinem Instincte, keinem freien Flügelschlage mehr anvertrauen, sondern steht beständig mit abwehrender Gebärde da, bewaffnet gegen sich selber, scharfen und misstrauischen Auges, der ewige Wächter seiner Burg, zu der er sich gemacht hat. Ja, er kann gross damit sein! Aber wie unausstehlich ist er nun für Andere geworden, wie schwer für sich selber, wie verarmt und abgeschnitten von den schönsten Zufälligkeiten der Seele! Ja auch von aller weiteren Belehrung! Denn man muss sich auf Zeiten verlieren können, wenn man den Dingen, die wir nicht selber sind, Etwas ablernen will.
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Stoiker und Epikureer.— Der Epikureer sucht sich die Lage, die Personen und selbst die Ereignisse aus, welche zu seiner äusserst reizbaren intellectuellen Beschaffenheit passen, er verzichtet auf das Uebrige—das heisst das Allermeiste—, weil es eine zu starke und schwere Kost für ihn sein würde. Der Stoiker dagegen übt sich, Steine und Gewürm, Glassplitter und Skorpionen zu verschlucken und ohne Ekel zu sein; sein Magen soll endlich gleichgültig gegen Alles werden, was der Zufall des Daseins in ihn schüttet:—er erinnert an jene arabische Secte der Assaua, die man in Algier kennen lernt; und gleich diesen Unempfindlichen hat auch er gerne ein eingeladenes Publicum bei der Schaustellung seiner Unempfindlichkeit, dessen gerade der Epikureer gerne enträth:—der hat ja seinen "Garten!" Für Menschen, mit denen das Schicksal improvisirt, für solche, die in gewaltsamen Zeiten und abhängig von plötzlichen und veränderlichen Menschen leben, mag der Stoicismus sehr rathsam sein. Wer aber einigermaassen absieht, dass das Schicksal ihm einen langen Faden zu spinnen erlaubt, thut wohl, sich epikureisch einzurichten; alle Menschen der geistigen Arbeit haben es bisher gethan! Ihnen wäre es nämlich der Verlust der Verluste, die feine Reizbarkeit einzubüssen und die stoische harte Haut mit Igelstacheln dagegen geschenkt zu bekommen.
307
Zu Gunsten der Kritik.— Jetzt erscheint dir Etwas als Irrthum, das du ehedem als eine Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit geliebt hast: du stösst es von dir ab und wähnst, dass deine Vernunft darin einen Sieg erfochten habe. Aber vielleicht war jener Irrthum damals, als du noch ein Anderer warst—du bist immer ein Anderer—, dir ebenso nothwendig wie alle deine jetzigen "Wahrheiten," gleichsam als eine Haut, die dir Vieles verhehlte und verhüllte, was du noch nicht sehen durftest. Dein neues Leben hat jene Meinung für dich getödtet, nicht deine Vernunft: du brauchst sie nicht mehr, und nun bricht sie in sich selbst zusammen, und die Unvernunft kriecht wie ein Gewürm aus ihr an's Licht. Wenn wir Kritik üben, so ist es nichts Willkürliches und Unpersönliches,—es ist, wenigstens sehr oft, ein Beweis davon, dass lebendige treibende Kräfte in uns da sind, welche eine Rinde abstossen. Wir verneinen und müssen verneinen, weil Etwas in uns leben und sich bejahen will, Etwas, das wir vielleicht noch nicht kennen, noch nicht sehen!— Diess zu Gunsten der Kritik.
308
Die Geschichte jedes Tages.— Was macht bei dir die Geschichte jedes Tages? Siehe deine Gewohnheiten an, aus denen sie besteht: sind sie das Erzeugniss zahlloser kleiner Feigheiten und Faulheiten oder das deiner Tapferkeit und erfinderischen Vernunft? So verschieden beide Fälle sind, es wäre möglich, dass die Menschen dir das gleiche Lob spendeten und dass du ihnen auch wirklich so wie so den gleichen Nutzen brächtest. Aber Lob und Nutzen und Respectabilität mögen genug für Den sein, der nur ein gutes Gewissen haben will,—nicht aber für dich Nierenprüfer, der du ein Wissen um das Gewissen hast!
309
Aus der siebenten Einsamkeit.— Eines Tages warf der Wanderer eine Thür hinter sich zu, blieb stehen und weinte. Dann sagte er: "Dieser Hang und Drang zum Wahren, Wirklichen, Un-Scheinbaren, Gewissen! Wie bin ich ihm böse! Warum folgt mir gerade dieser düstere und leidenschaftliche Treiber! Ich möchte ausruhen, aber er lässt es nicht zu. Wie Vieles verführt mich nicht, zu verweilen! Es giebt überall Gärten Armidens für mich: und daher immer neue Losreissungen und neue Bitternisse des Herzens! Ich muss den Fuss weiter heben, diesen müden, verwundeten Fuss: und weil ich muss, so habe ich oft für das Schönste, das mich nicht halten konnte, einen grimmigen Rückblick,—weil es mich nicht halten konnte!"
310
Wille und Welle.— Wie gierig kommt diese Welle heran, als ob es Etwas zu erreichen gälte! Wie kriecht sie mit furchterregender Hast in die innersten Winkel des felsigen Geklüftes hinein! Es scheint, sie will Jemandem zuvorkommen; es scheint, dass dort Etwas versteckt ist, das Werth, hohen Werth hat.— Und nun kommt sie zurück, etwas langsamer, immer noch ganz weiss vor Erregung,—ist sie enttäuscht? Hat sie gefunden, was sie suchte? Stellt sie sich enttäuscht?— Aber schon naht eine andere Welle, gieriger und wilder noch als die erste, und auch ihre Seele scheint voll von Geheimnissen und dem Gelüste der Schatzgräberei zu sein. So leben die Wellen,—so leben wir, die Wollenden!—mehr sage ich nicht.— So? Ihr misstraut mir? Ihr zürnt auf mich, ihr schönen Unthiere? Fürchtet ihr, dass ich euer Geheimniss ganz verrathe? Nun! Zürnt mir nur, hebt eure grünen gefährlichen Leiber so hoch ihr könnt, macht eine Mauer zwischen mir und der Sonne—so wie jetzt! Wahrlich, schon ist Nichts mehr von der Welt übrig, als grüne Dämmerung und grüne Blitze. Treibt es wie ihr wollt, ihr Uebermüthigen, brüllt vor Lust und Bosheit—oder taucht wieder hinunter, schüttet eure Smaragden hinab in die tiefste Tiefe, werft euer unendliches weisses Gezottel von Schaum und Gischt darüber weg—es ist mir Alles recht, denn Alles steht euch so gut, und ich bin euch für Alles so gut: wie werde ich euch verrathen! Denn—hört es wohl!—ich kenne euch und euer Geheimniss, ich kenne euer Geschlecht! Ihr und ich, wir sind ja aus Einem Geschlecht!—Ihr und ich, wir haben ja Ein Geheimniss!
311
Gebrochenes Licht.— Man ist nicht immer tapfer, und wenn man müde wird, dann jammert unser Einer auch wohl einmal in dieser Weise. "Es ist so schwer, den Menschen wehe zu thun—oh, dass es nöthig ist! Was nützt es uns, verborgen zu leben, wenn wir nicht Das für uns behalten wollen, was Aergerniss giebt? Wäre es nicht räthlicher, im Gewühle zu leben und an den Einzelnen gutzumachen, was an Allen gesündigt werden soll und muss? Thöricht mit dem Thoren, eitel mit dem Eitelen, schwärmerisch mit dem Schwärmer zu sein? Wäre es nicht billig, bei einem solchen übermüthigen Grade der Abweichung im Ganzen? Wenn ich von den Bosheiten Anderer gegen mich höre,—ist nicht mein erstes Gefühl das einer Genugthuung? So ist es recht!—scheine ich mir zu ihnen zu sagen—ich stimme so wenig zu euch und habe so viel Wahrheit auf meiner Seite: macht euch immerhin einen guten Tag auf meine Kosten, so oft ihr könnt! Hier sind meine Mängel und Fehlgriffe, hier ist mein Wahn, mein Ungeschmack, meine Verwirrung, meine Thränen, meine Eitelkeit, meine Eulen-Verborgenheit, meine Widersprüche! Hier habt ihr zu lachen! So lacht denn auch und freut euch! Ich bin nicht böse auf Gesetz und Natur der Dinge, welche wollen, dass Mängel und Fehlgriffe Freude machen!—Freilich, es gab einmal "schönere" Zeiten, wo man sich noch mit jedem einigermaassen neuen Gedanken so unentbehrlich fühlen konnte, um mit ihm auf die Strasse zu treten und Jedermann zuzurufen: "Siehe! Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!"— Ich würde mich nicht vermissen, wenn ich fehlte. Entbehrlich sind wir Alle!"— Aber, wie gesagt, so denken wir nicht, wenn wir tapfer sind; wir denken nicht daran.
312
Mein Hund.— Ich habe meinem Schmerze einen Namen gegeben und rufe ihn "Hund,"—er ist ebenso treu, ebenso zudringlich und schamlos, ebenso unterhaltend, ebenso klug, wie jeder andere Hund—und ich kann ihn anherrschen und meine bösen Launen an ihm auslassen: wie es Andere mit ihren Hunden, Dienern und Frauen machen.
313
Kein Marterbild.— Ich will es machen wie Raffael und kein Marterbild mehr malen. Es giebt der erhabenen Dinge genug, als dass man die Erhabenheit dort aufzusuchen hätte, wo sie mit der Grausamkeit in Schwesterschaft lebt; und mein Ehrgeiz würde zudem kein Genügen daran finden, wenn ich mich zum sublimen Folterknecht machen wollte.
314
Neue Hausthiere.— Ich will meinen Löwen und meinen Adler um mich haben, damit ich allezeit Winke und Vorbedeutungen habe, zu wissen, wie gross oder wie gering meine Stärke ist. Muss ich heute zu ihnen hinabblicken und mich vor ihnen fürchten? Und wird die Stunde wiederkommen, wo sie zu mir hinaufblicken und in Furcht? —
315
Vom letzten Stündlein.— Stürme sind meine Gefahr.— Werde ich meinen Sturm haben, an dem ich zu Grunde gehe, wie Oliver Cromwell an seinem Sturme zu Grunde gierig? Oder werde ich verlöschen wie ein Licht, das nicht erst der Wind ausbläst, sondern das seiner selber müde und satt wurde,—ein ausgebranntes Licht? Oder endlich: werde ich mich ausblasen, um nicht auszubrennen? —
316
Prophetische Menschen.— Ihr habt kein Gefühl dafür, dass prophetische Menschen sehr leidende Menschen sind: ihr meint nur, es sei ihnen eine schöne "Gabe" gegeben, und möchtet diese wohl gern selber haben,—doch ich will mich durch ein Gleichniss ausdrücken. Wie viel mögen die Thiere durch die Luft- und Wolken-Electricität leiden! Wir sehen, dass einige Arten von ihnen ein prophetisches Vermögen hinsichtlich des Wetters haben, zum Beispiel die Affen (wie man selbst noch in Europa gut beobachten kann, und nicht nur in Menagerien, nämlich auf Gibraltar). Aber wir denken nicht daran, dass ihre Schmerzen—für sie die Propheten sind! Wenn eine starke positive Electricität plötzlich unter dem Einflusse einer heranziehenden, noch lange nicht sichtbaren Wolke in negative Electricität umschlägt und eine Veränderung des Wetters sich vorbereitet, da benehmen sich diese Thiere so, als ob ein Feind herannahe, und richten sich zur Abwehr oder zur Flucht ein; meistens verkriechen sie sich,—sie verstehen das schlechte Wetter nicht als Wetter, sondern als Feind, dessen Hand sie schon fühlen.
317
Rückblick.— Wir werden uns des eigentlichen Pathos jeder Lebensperiode selten als eines solchen bewusst, so lange wir in ihr stehen, sondern meinen immer, es sei der einzig uns nunmehr mögliche und vernünftige Zustand und durchaus Ethos, nicht Pathos—mit den Griechen zu reden und zu trennen. Ein paar Töne von Musik riefen mir heute einen Winter und ein Haus und ein höchst einsiedlerisches Leben in's Gedächtniss zurück und zugleich das Gefühl, in dem ich damals lebte:—ich meinte ewig so fortleben zu können. Aber jetzt begreife ich, dass es ganz und gar Pathos und Leidenschaft war, ein Ding, vergleichbar dieser schmerzhaft-muthigen und trost-sichern Musik,—dergleichen darf man nicht auf Jahre oder gar auf Ewigkeiten haben: man würde für diesen Planeten damit zu "überirdisch."
318
Weisheit im Schmerz.— Im Schmerz ist soviel Weisheit wie in der Lust: er gehört gleich dieser zu den arterhaltenden Kräften ersten Ranges. Wäre er diess nicht, so würde er längst zu Grunde gegangen sein; dass er weh thut, ist kein Argument gegen ihn, es ist sein Wesen. Ich höre im Schmerze den Commandoruf des Schiffscapitains: "zieht die Segel ein!" Auf tausend Arten die Segel zu stellen, muss der kühne Schifffahrer "Mensch" sich eingeübt haben, sonst wäre es gar zu schnell mit ihm vorbei, und der Ozean schlürfte ihn zu bald hinunter. Wir müssen auch mit verminderter Energie zu leben wissen: sobald der Schmerz sein Sicherheitssignal giebt, ist es an der Zeit, sie zu vermindern,—irgend eine grosse Gefahr, ein Sturm ist im Anzuge, und wir thun gut, uns so wenig als möglich aufzubauschen'."— Es ist wahr, dass es Menschen giebt, welche beim Herannahen des grossen Schmerzes gerade den entgegengesetzten Commandoruf hören, und welche nie stolzer, kriegerischer und glücklicher dreinschauen, als wenn der Sturm heraufzieht; ja, der Schmerz selber giebt ihnen ihre grössten Augenblicke! Das sind die heroischen Menschen, die grossen Schmerzbringer der Menschheit: jene Wenigen oder Seltenen, die eben die selbe Apologie nöthig haben, wie der Schmerz überhaupt,—und wahrlich! man soll sie ihnen nicht versagen! Es sind arterhaltende, artfördernde Kräfte ersten Ranges: und wäre es auch nur dadurch, dass sie der Behaglichkeit widerstreben und vor dieser Art Glück ihren Ekel nicht verbergen.
319
Als Interpreten unserer Erlebnisse.— Eine Art von Redlichkeit ist allen Religionsstiftern und Ihresgleichen fremd gewesen:—sie haben nie sich aus ihren Erlebnissen eine Gewissenssache der Erkenntniss gemacht. "Was habe ich eigentlich erlebt? Was gierig damals in mir und um mich vor? War meine Vernunft hell genug? War mein Wille gegen alle Betrügereien der Sinne gewendet und tapfer in seiner Abwehr des Phantastischen?"—so hat Keiner von ihnen gefragt, so fragen alle die lieben Religiösen auch jetzt noch nicht: sie haben vielmehr einen Durst nach Dingen, welche wider die Vernunft sind, und wollen es sich nicht zu schwer machen, ihn zu befriedigen,—so erleben sie denn "Wunder" und "Wiedergeburten" und hören die Stimmen der Englein! Aber wir, wir Anderen, Vernunft-Durstigen, wollen unseren Erlebnissen so streng in's Auge sehen, wie einem wissenschaftlichen Versuche, Stunde für Stunde, Tag um Tag! Wir selber wollen unsere Experimente und Versuchs-Thiere sein.
320
Beim Wiedersehen.— A.: Verstehe ich dich noch ganz? Du suchst? Wo ist inmitten der jetzt wirklichen Welt dein Winkel und Stern? Wo kannst du dich in die Sonne legen, sodass auch dir ein Ueberschuss von Wohl kommt und dein Dasein sich rechtfertigt? Möge das jeder für sich selber thun—scheinst du mir zu sagen—und das Reden in's Allgemeine, das Sorgen für den Anderen und die Gesellschaft sich aus dem Sinne schlagen!— B.: Ich will mehr, ich bin kein Suchender. Ich will für mich eine eigene Sonne schaffen.
321
Neue Vorsicht.— Lasst uns nicht mehr so viel an Strafen, Tadeln und Bessern denken! Einen Einzelnen werden wir selten verändern; und wenn es uns gelingen sollte, so ist vielleicht unbesehens auch Etwas mitgelungen: wir sind durch ihn verändert worden! Sehen wir vielmehr zu, dass unser eigener Einfluss auf alles Kommende seinen Einfluss aufwiegt und überwiegt! Ringen wir nicht im directen Kampfe!—und das ist auch alles Tadeln, Strafen und Bessernwollen. Sondern erheben wir uns selber um so höher! Geben wir unserm Vorbilde immer leuchtendere Farben! Verdunkeln wir den Andern durch unser Licht! Nein! Wir wollen nicht um seinetwillen selber dunkler werden, gleich allen Strafenden und Unzufriedenen! Gehen wir lieber bei Seite! Sehen wir weg!
322
Gleichniss.— Jene Denker, in denen alle Sterne sich in kyklischen Bahnen bewegen, sind nicht die tiefsten; wer in sich wie in einen ungeheuren Weltraum hineinsieht und Milchstrassen in sich trägt, der weiss auch, wie unregelmässig alle Milchstrassen sind; sie führen bis in's Chaos und Labyrinth des Daseins hinein.
323
Glück im Schicksal.— Die grösste Auszeichnung erweist uns das Schicksal, wenn es uns eine Zeit lang auf der Seite unserer Gegner hat kämpfen lassen. Damit sind wir vorherbestimmt zu einem grossen Siege.
324
In media vita.— Nein! Das Leben hat mich nicht enttäuscht! Von Jahr zu Jahr finde ich es vielmehr wahrer, begehrenswerther und geheimnissvoller,—von jenem Tage an, wo der grosse Befreier über mich kam, jener Gedanke, dass das Leben ein Experiment des Erkennenden sein dürfe—und nicht eine Pflicht, nicht ein Verhängniss, nicht eine Betrügerei!— Und die Erkenntniss selber: mag sie für Andere etwas Anderes sein, zum Beispiel ein Ruhebett oder der Weg zu einem Ruhebett, oder eine Unterhaltung, oder ein Müssiggang,—für mich ist sie eine Welt der Gefahren und Siege, in der auch die heroischen Gefühle ihre Tanz- und Tummelplätze haben. "Das Leben ein Mittel der Erkenntniss"—mit diesem Grundsatze im Herzen kann man nicht nur tapfer, sondern sogar fröhlich leben und fröhlich lachen! Und wer verstünde überhaupt gut zu lachen und zu leben, der sich nicht vorerst auf Krieg und Sieg gut verstünde?
325
Was zur Grösse gehört.— Wer wird etwas Grosses erreichen, wenn er nicht die Kraft und den Willen in sich fühlt, grosse Schmerzen zuzufügen? Das Leidenkönnen ist das Wenigste: darin bringen es schwache Frauen und selbst Sclaven oft zur Meisterschaft. Aber nicht an innerer Noth und Unsicherheit zu Grunde gehn, wenn man grosses Leid zufügt und den Schrei dieses Leides hört—das ist gross, das gehört zur Grösse.
326
Die Seelen-Aerzte und der Schmerz.— Alle Moralprediger, wie auch alle Theologen, haben eine gemeinsame Unart: alle suchen den Menschen aufzureden, sie befänden sich sehr schlecht und es thue eine harte letzte radicale Cur noth. Und weil die Menschen insgesammt jenen Lehren ihr Ohr zu eifrig und ganze Jahrhunderte lang hingehalten haben, ist zuletzt wirklich Etwas von jenem Aberglauben, dass es ihnen sehr schlecht gehe, auf sie übergegangen: sodass sie jetzt gar zu gerne einmal bereit sind, zu seufzen und Nichts mehr am Leben zu finden und miteinander betrübte Mienen zu machen, wie als ob es doch gar schwer auszuhalten sei. In Wahrheit sind sie unbändig ihres Lebens sicher und in dasselbe verliebt und voller unsäglicher Listen und Feinheiten, um das Unangenehme zu brechen und dem Schmerze und Unglücke seinen Dorn auszuziehen. Es will mir scheinen, dass vom Schmerze und Unglücke immer übertrieben geredet werde, wie als ob es eine Sache der guten Lebensart sei, hier zu übertreiben: man schweigt dagegen geflissentlich davon, dass es gegen den Schmerz eine Unzahl Linderungsmittel giebt, wie Betäubungen, oder die fieberhafte Hast der Gedanken, oder eine ruhige Lage, oder gute und schlimme Erinnerungen, Absichten, Hoffnungen, und viele Arten von Stolz und Mitgefühl, die beinahe die Wirkung von Anästheticis haben: während bei den höchsten Graden des Schmerzes schon von selber Ohnmachten eintreten. Wir verstehen uns ganz gut darauf, Süssigkeiten auf unsere Bitternisse zu träufeln, namentlich auf die Bitternisse der Seele; wir haben Hülfsmittel in unserer Tapferkeit und Erhabenheit, sowie in den edleren Delirien der Unterwerfung und der Resignation. Ein Verlust ist kaum eine Stunde ein Verlust: irgendwie ist uns damit auch ein Geschenk vom Himmel gefallen—eine neue Kraft zum Beispiel: und sei es auch nur eine neue Gelegenheit zur Kraft! Was haben die Moralprediger vom inneren "Elend" der bösen Menschen phantasirt! Was haben sie gar vom Unglücke der leidenschaftlichen Menschen uns vorgelogen!—ja, lügen ist hier das rechte Wort: sie haben um das überreiche Glück dieser Art von Menschen recht wohl gewusst, aber es todtgeschwiegen, weil es eine Widerlegung ihrer Theorie war, nach der alles Glück erst mit der Vernichtung der Leidenschaft und dem Schweigen des Willens entsteht! Und was zuletzt das Recept aller dieser Seelen-Aerzte betrifft und ihre Anpreisung einer harten radicalen Cur: so ist es erlaubt, zu fragen: ist dieses unser Leben wirklich schmerzhaft und lästig genug, um mit Vortheil eine stoische Lebensweise und Versteinerung dagegen einzutauschen? Wir befinden uns nicht schlecht genug, um uns auf stoische Art schlecht befinden zu müssen!
327
Ernst nehmen.— Der Intellect ist bei den Allermeisten eine schwerfällige, finstere und knarrende Maschine, welche übel in Gang zu bringen ist: sie nennen es "die Sache ernst nehmen," wenn sie mit dieser Maschine arbeiten und gut denken wollen—oh wie lästig muss ihnen das Gut-Denken sein! Die liebliche Bestie Mensch verliert jedesmal, wie es scheint, die gute Laune, wenn sie gut denkt; sie wird "ernst"! Und "wo Lachen und Fröhlichkeit ist, da taugt das Denken Nichts":—so lautet das Vorurtheil dieser ernsten Bestie gegen alle "fröhliche Wissenschaft."— Wohlan! Zeigen wir, dass es ein Vorurtheil ist!
328
Der Dummheit Schaden thun.— Gewiss hat der so hartnäckig und überzeugt gepredigte Glaube von der Verwerflichkeit des Egoismus im Ganzen dem Egoismus Schaden gethan (zu Gunsten, wie ich hundertmal wiederholen werde, der Heerden-Instincte!), namentlich dadurch, dass er ihm das gute Gewissen nahm und in ihm die eigentliche Quelle alles Unglücks suchen hiess. "Deine Selbstsucht ist das Unheil deines Lebens"—so klang die Predigt Jahrtausende lang: es that, wie gesagt, der Selbstsucht Schaden und nahm ihr viel Geist, viel Heiterkeit, viel Erfindsamkeit, viel Schönheit, es verdummte und verhässlichte und vergiftete die Selbstsucht!—Das philosophische Alterthum lehrte dagegen eine andere Hauptquelle des Unheils: von Sokrates an wurden die Denker nicht müde, zu predigen: "eure Gedankenlosigkeit und Dummheit, euer Dahinleben nach der Regel, eure Unterordnung unter die Meinung des Nachbars ist der Grund, wesshalb ihr es so selten zum Glück bringt,—wir Denker sind als Denker die Glücklichsten." Entscheiden wir hier nicht, ob diese Predigt gegen die Dummheit bessere Gründe für sich hatte, als jene Predigt gegen die Selbstsucht; gewiss aber ist das, dass sie der Dummheit das gute Gewissen nahm:—diese Philosophen haben der Dummheit Schaden gethan.
329
Musse und Müssiggang.— Es ist eine indianerhafte, dem Indianer-Bluthe eigenthümliche Wildheit in der Art, wie die Amerikaner nach Gold trachten: und ihre athemlose Hast der Arbeit—das eigentliche Laster der neuen Welt—beginnt bereits durch Ansteckung das alte Europa wild zu machen und eine ganz wunderliche Geistlosigkeit darüber zu breiten. Man schämt sich jetzt schon der Ruhe; das lange Nachsinnen macht beinahe Gewissensbisse. Man denkt mit der Uhr in der Hand, wie man zu Mittag isst, das Auge auf das Börsenblatt gerichtet,—man lebt, wie Einer, der fortwährend Etwas "versäumen könnte." "Lieber irgend Etwas thun, als Nichts"—auch dieser Grundsatz ist eine Schnur, um aller Bildung und allem höheren Geschmack den Garaus zu machen. Und so wie sichtlich alle Formen an dieser Hast der Arbeitenden zu Grunde gehen: so geht auch das Gefühl für die Form selber, das Ohr und Auge für die Melodie der Bewegungen zu Grunde. Der Beweis dafür liegt in der jetzt überall geforderten plumpen Deutlichkeit, in allen den Lagen, wo der Mensch einmal redlich mit Menschen sein will, im Verkehre mit Freunden, Frauen, Verwandten, Kindern, Lehrern, Schülern, Führern und Fürsten,—man hat keine Zeit und keine Kraft mehr für die Ceremonien, für die Verbindlichkeit mit Umwegen, für allen Esprit der Unterhaltung und überhaupt für alles Otium. Denn das Leben auf der Jagd nach Gewinn zwingt fortwährend dazu, seinen Geist bis zur Erschöpfung auszugeben, im beständigen Sich-Verstellen oder Ueberlisten oder Zuvorkommen: die eigentliche Tugend ist jetzt, Etwas in weniger Zeit zu thun, als ein Anderer. Und so giebt es nur selten Stunden der erlaubten Redlichkeit: in diesen aber ist man müde und möchte sich nicht nur "gehen lassen," sondern lang und breit und plump sich hinstrecken. Gemäss diesem Hange schreibt man jetzt seine Briefe; deren Stil und Geist immer das eigentliche "Zeichen der Zeit" sein werden. Giebt es noch ein Vergnügen an Gesellschaft und an Künsten, so ist es ein Vergnügen, wie es müde-gearbeitete Sclaven sich zurecht machen. Oh über diese Genügsamkeit der "Freude" bei unsern Gebildeten und Ungebildeten! Oh über diese zunehmende Verdächtigung aller Freude! Die Arbeit bekommt immer mehr alles gute Gewissen auf ihre Seite: der Hang zur Freude nennt sich bereits "Bedürfniss der Erholung" und fängt an, sich vor sich selber zu schämen. "Man ist es seiner Gesundheit schuldig"—so redet man, wenn man auf einer Landpartie ertappt wird. Ja, es könnte bald so weit kommen, dass man einem Hange zur vita contemplativa (das heisst zum Spazierengehen mit Gedanken und Freunden) nicht ohne Selbstverachtung und schlechtes Gewissen nachgäbe.— Nun! Ehedem war es umgekehrt: die Arbeit hatte das schlechte Gewissen auf sich. Ein Mensch von guter Abkunft verbarg seine Arbeit, wenn die Noth ihn zum Arbeiten zwang. Der Sclave arbeitete unter dem Druck des Gefühls, dass er etwas Verächtliches thue:—das "Thun" selber war etwas Verächtliches. "Die Vornehmheit und die Ehre sind allein bei otium und bellum": so klang die Stimme des antiken Vorurtheils!
330
Beifall.— Der Denker bedarf des Beifalls und des Händeklatschens nicht, vorausgesetzt, dass er seines eigenen Händeklatschens sicher ist: diess aber kann er nicht entbehren. Giebt es Menschen, welche auch dessen und überhaupt jeder Gattung von Beifall entrathen könnten? Ich zweifle: und selbst in Betreff der Weisesten sagt Tacitus, der kein Verleumder der Weisen ist, quando etiam sapientibus gloriae cupido novissima exuitur—das heisst bei ihm: niemals.
331
Lieber taub, als betäubt.— Ehemals wollte man sich einen Ruf machen: das genügt jetzt nicht mehr, da der Markt zu gross geworden ist,—es muss ein Geschrei sein. Die Folge ist, dass auch gute Kehlen sich überschreien, und die besten Waaren von heiseren Stimmen ausgeboten werden; ohne Marktschreierei und Heiserkeit giebt es jetzt kein Genie mehr.— Das ist nun freilich ein böses Zeitalter für den Denker: er muss lernen, zwischen zwei Lärmen noch seine Stille zu finden, und sich so lange taub stellen, bis er es ist. So lange er diess noch nicht gelernt hat, ist er freilich in Gefahr, vor Ungeduld und Kopfschmerzen zu Grunde zu gehen.
332
Die böse Stunde.— Es hat wohl für jeden Philosophen eine böse Stunde gegeben, wo er dachte: was liegt an mir, wenn man mir nicht auch meine schlechten Argumente glaubt!—Und dann flog irgend ein schadenfrohes Vögelchen an ihm vorüber und zwitscherte: Was liegt an dir? Was liegt an dir?"
333
Was heisst erkennen.— Non ridere, non lugere, neque detestari, sed intelligere! sagt Spinoza, so schlicht und erhaben, wie es seine Art ist. Indessen: was ist diess intelligere im letzten Grunde Anderes, als die Form, in der uns eben jene Drei auf Einmal fühlbar werden? Ein Resultat aus den verschiedenen und sich widerstrebenden Trieben des Verlachen-, Beklagen-, Verwünschen-wollens? Bevor ein Erkennen möglich ist, muss jeder dieser Triebe erst seine einseitige Ansicht über das Ding oder Vorkommniss vorgebracht haben; hinterher entstand der Kampf dieser Einseitigkeiten und aus ihm bisweilen eine Mitte, eine Beruhigung, ein Rechtgeben nach allen drei Seiten, eine Art Gerechtigkeit und Vertrag: denn, vermöge der Gerechtigkeit und des Vertrags können alle diese Triebe sich im Dasein behaupten und mit einander Recht behalten. Wir, denen nur die letzten Versöhnungsscenen und Schluss-Abrechnungen dieses langen Processes zum Bewusstsein kommen, meinen demnach, intelligere sei etwas Versöhnliches, Gerechtes, Gutes, etwas wesentlich den Trieben Entgegengesetztes; während es nur ein gewisses Verhalten der Triebe zu einander ist. Die längsten Zeiten hindurch hat man bewusstes Denken als das Denken überhaupt betrachtet: jetzt erst dämmert uns die Wahrheit auf, dass der allergrösste Theil unseres geistigen Wirkens uns unbewusst, ungefühlt verläuft; ich meine aber, diese Triebe, die hier mit einander kämpfen, werden recht wohl verstehen, sich einander dabei fühlbar zu machen und wehe zu thun—: jene gewaltige plötzliche Erschöpfung, von der alle Denker heimgesucht werden, mag da ihren Ursprung haben (es ist die Erschöpfung auf dem Schlachtfelde). Ja, vielleicht giebt es in unserm kämpfenden Innern manches verborgene Heroenthum, aber gewiss nichts Göttliches, Ewig-in-sich-Ruhendes, wie Spinoza meinte. Das bewusste Denken, und namentlich das des Philosophen, ist die unkräftigste und desshalb auch die verhältnissmässig mildeste und ruhigste Art des Denkens: und so kann gerade der Philosoph am leichtesten über die Natur des Erkennens irre geführt werden.
334
Man muss lieben lernen.— So geht es uns in der Musik: erst muss man eine Figur und Weise überhaupt hören lernen, heraushören, unterscheiden, als ein Leben für sich isoliren und abgrenzen; dann braucht es Mühe und guten Willen, sie zu ertragen, trotz ihrer Fremdheit, Geduld gegen ihren Blick und Ausdruck, Mildherzigkeit gegen das Wunderliche an ihr zu üben:—endlich kommt ein Augenblick, wo wir ihrer gewohnt sind, wo wir sie erwarten, wo wir ahnen, dass sie uns fehlen würde, wenn sie fehlte; und nun wirkt sie ihren Zwang und Zauber fort und fort und endet nicht eher, als bis wir ihre demüthigen und entzückten Liebhaber geworden sind, die nichts Besseres von der Welt mehr wollen, als sie und wieder sie.— So geht es uns aber nicht nur mit der Musik: gerade so haben wir alle Dinge, die wir jetzt lieben, lieben gelernt. Wir werden schließlich immer für unseren guten Willen, unsere Geduld, Billigkeit, Sanftmüthigkeit gegen das Fremde belohnt, indem das Fremde langsam seinen Schleier abwirft und sich als neue unsägliche Schönheit darstellt:—es ist sein Dank für unsere Gastfreundschaft. Auch wer sich selber liebt, wird es auf diesem Wege gelernt haben: es giebt keinen anderen Weg. Auch die Liebe muss man lernen.
335
Hoch die Physik.— Wie viel Menschen verstehen denn zu beobachten! Und unter den wenigen, die es verstehen,—wie viele beobachten sich selber! "Jeder ist sich selber der Fernste"—das wissen alle Nierenprüfer, zu ihrem Unbehagen; und der Spruch "erkenne dich selbst!" ist, im Munde eines Gottes und zu Menschen geredet, beinahe eine Bosheit. Dass es aber so verzweifelt mit der Selbstbeobachtung steht, dafür zeugt Nichts mehr, als die Art, wie über das Wesen einer moralischen Handlung fast von Jedermann gesprochen wird, diese schnelle, bereitwillige, überzeugte, redselige Art, mit ihrem Blick, ihrem Lächeln, ihrem gefälligen Eifer! Man scheint dir sagen zu wollen: "Aber, mein Lieber, das gerade ist meine Sache! Du wendest dich mit deiner Frage an Den, der antworten darf: ich bin zufällig in Nichts so weise, wie hierin. Also: wenn der Mensch urtheilt, "so ist es recht," wenn er darauf schliesst, "darum muss es geschehen!" und nun thut, was er dergestalt als recht erkannt und als nothwendig bezeichnet hat,—so ist das Wesen seiner Handlung moralisch! " Aber, mein Freund, du sprichst mir da von drei Handlungen statt von einer: auch dein Urtheilen zum Beispiel "so ist es recht" ist eine Handlung,—könnte nicht schon auf eine moralische und auf eine unmoralische Weise geurtheilt werden? Warum hältst du diess und gerade diess für recht?— "Weil mein Gewissen es mir sagt; das Gewissen redet nie unmoralisch, es bestimmt ja erst, was moralisch sein soll!"— Aber warum hörst du auf die Sprache deines Gewissens? Und inwiefern hast du ein Recht, ein solches Urtheil als wahr und untrüglich anzusehen? Für diesen Glauben—giebt es da kein Gewissen mehr? Weisst du Nichts von einem intellectuellen Gewissen? Einem Gewissen hinter deinem "Gewissen"? Dein Urtheil "so ist es recht" hat eine Vorgeschichte in deinen Trieben, Neigungen, Abneigungen, Erfahrungen und Nicht-Erfahrungen; "wie ist es da entstanden?" musst du fragen, und hinterher noch:, "was treibt mich eigentlich, ihm Gehör zu schenken?" Du kannst seinem Befehle Gehör schenken, wie ein braver Soldat, der den Befehl seines Offiziers vernimmt. Oder wie ein Weib, das Den liebt, der befiehlt. Oder wie ein Schmeichler und Feigling, der sich vor dem Befehlenden fürchtet. Oder wie ein Dummkopf, welcher folgt, weil er Nichts dagegen zu sagen hat. Kurz, auf hundert Arten kannst du deinem Gewissen Gehör geben. Dass du aber diess und jenes Urtheil als Sprache des Gewissens hörst, also, dass du Etwas als recht empfindest, kann seine Ursache darin haben, dass du nie über dich nachgedacht hast und blindlings annahmst, was dir als recht von Kindheit an bezeichnet worden ist: oder darin, dass dir Brod und Ehren bisher mit dem zu Theil wurde, was du deine Pflicht nennst,—es gilt dir als "recht," weil es dir deine "Existenz-Bedingung" scheint (dass du aber ein Recht auf Existenz habest, dünkt dich unwiderleglich!). Die Festigkeit deines moralischen Urtheils könnte immer noch ein Beweis gerade von persönlicher Erbärmlichkeit, von Unpersönlichkeit sein, deine "moralische Kraft" könnte ihre Quelle in deinem Eigensinn haben—oder in deiner Unfähigkeit, neue Ideale zu schauen! Und, kurz gesagt: wenn du feiner gedacht, besser beobachtet und mehr gelernt hättest, würdest du diese deine "Pflicht" und diess dein "Gewissen" unter allen Umständen nicht mehr Pflicht und Gewissen benennen: die Einsicht darüber, wie überhaupt jemals moralische Urtheile entstanden sind, würde dir diese pathetischen Worte verleiden,—so wie dir schon andere pathetische Worte, zum Beispiel "Sünde," "Seelenheil," "Erlösung" verleidet sind.— Und nun rede mir nicht vom kategorischen Imperativ, mein Freund!—diess Wort kitzelt mein Ohr, und ich muss lachen, trotz deiner so ernsthaften Gegenwart: ich gedenke dabei des alten Kant, der, zur Strafe dafür, dass er "das Ding an sich"—auch eine sehr lächerliche Sache!—sich erschlichen hatte, vom "kategorischen Imperativ" beschlichen wurde und mit ihm im Herzen sich wieder zu "Gott," "Seele," Freiheit" und, "Unsterblichkeit" zurückverirrte, einem Fuchse gleich, der sich in seinen Käfig zurückverirrt:—und seine Kraft und Klugheit war es gewesen, welche diesen Käfig erbrochen hatte!—Wie? Du bewunderst den kategorischen Imperativ in dir? Diese "Festigkeit" deines sogenannten moralischen Urtheils? Diese "Unbedingtheit" des Gefühls "so wie ich, müssen hierin Alle urtheilen"? Bewundere vielmehr deine Selbstsucht darin! Und die Blindheit, Kleinlichkeit und Anspruchslosigkeit deiner Selbstsucht! Selbstsucht nämlich ist es, sein Urtheil als Allgemeingesetz zu empfinden; und eine blinde, kleinliche und anspruchslose Selbstsucht hinwiederum, weil sie verräth, dass du dich selber noch nicht entdeckt, dir selber noch kein eigenes, eigenstes Ideal geschaffen hast:—diess nämlich könnte niemals das eines Anderen sein, geschweige denn Aller, Aller!— — Wer noch urtheilt "so müsste in diesem Falle Jeder handeln," ist noch nicht fünf Schritt weit in der Selbsterkenntniss gegangen: sonst würde er wissen, dass es weder gleiche Handlungen giebt, noch geben kann,—dass jede Handlung, die gethan worden ist, auf eine ganz einzige und unwiederbringliche Art gethan wurde, und dass es ebenso mit jeder zukünftigen Handlung stehen wird,—dass alle Vorschriften des Handelns sich nur auf die gröbliche Aussenseite beziehen (und selbst die innerlichsten und feinsten Vorschriften aller bisherigen Moralen),—dass mit ihnen wohl ein Schein der Gleichheit, aber eben nur ein Schein erreicht werden kann,—dass jede Handlung, beim Hinblick oder Rückblick auf sie, eine undurchdringliche Sache ist und bleibt,—dass unsere Meinungen von "gut," "edel," "gross" durch unsere Handlungen nie bewiesen werden können, weil jede Handlung unerkennbar ist,—dass sicherlich unsere Meinungen, Werthschätzungen und Gütertafeln zu den mächtigsten Hebeln im Räderwerk unserer Handlungen gehören, dass aber für jeden einzelnen Fall das Gesetz ihrer Mechanik unnachweisbar ist. Beschränken wir uns also auf die Reinigung unserer Meinungen und Werthschätzungen und auf die Schöpfung neuer eigener Gütertafeln:—über den "moralischen Werth unserer Handlungen" aber wollen wir nicht mehr grübeln! Ja, meine Freunde! In Hinsicht auf das ganze moralische Geschwätz der Einen über die Andern ist der Ekel an der Zeit! Moralisch zu Gericht sitzen soll uns wider den Geschmack gehen! Ueberlassen wir diess Geschwätz und diesen üblen Geschmack Denen, welche nicht mehr zu thun haben, als die Vergangenheit um ein kleines Stück weiter durch die Zeit zu schleppen und welche selber niemals Gegenwart sind,—den Vielen also, den Allermeisten! Wir aber wollen Die werden, die wir sind,—die Neuen, die Einmaligen, die Unvergleichbaren, die Sich-selber-Gesetzgebenden, die Sich-selberSchaffenden! Und dazu müssen wir die besten Lerner und Entdecker alles Gesetzlichen und Nothwendigen in der Welt werden: wir müssen Physiker sein, um, in jenem Sinne, Schöpfer sein zu können,—während bisher alle Werthschätzungen und Ideale auf Unkenntniss der Physik oder im Widerspruch mit ihr aufgebaut waren. Und darum: Hoch die Physik! Und höher noch das, was uns zu ihr zwingt,—unsre Redlichkeit!
336
Geiz der Natur.— Warum ist die Natur so kärglich gegen den Menschen gewesen, dass sie ihn nicht leuchten liess, Diesen mehr, Jenen weniger, je nach seiner innern Lichtfülle? Warum haben grosse Menschen nicht eine so schöne Sichtbarkeit in ihrem Aufgange und Niedergange, wie die Sonne? Wie viel unzweideutiger wäre alles Leben unter Menschen!
337
Die zukünftige "Menschlichkeit."— Wenn ich mit den Augen eines fernen Zeitalters nach diesem hinsehe, so weiss ich an dem gegenwärtigen Menschen nichts Merkwürdigeres zu finden, als seine eigenthümliche Tugend und Krankheit, genannt "der historische Sinn." Es ist ein Ansatz zu etwas ganz Neuem und Fremdem in der Geschichte: gebe man diesem Keime einige Jahrhunderte und mehr, so könnte daraus am Ende ein wundervolles Gewächs mit einem eben so wundervollen Geruche werden, um dessentwillen unsere alte Erde angenehmer zu bewohnen wäre, als bisher. Wir Gegenwärtigen fangen eben an, die Kette eines zukünftigen sehr mächtigen Gefühls zu bilden, Glied um Glied,—wir wissen kaum, was wir thun. Fast scheint es uns, als ob es sich nicht um ein neues Gefühl, sondern um die Abnahme aller alten Gefühle handele:—der historische Sinn ist noch etwas so Armes und Kaltes, und Viele werden von ihm wie von einem Froste befallen und durch ihn noch ärmer und kälter gemacht. Anderen erscheint er als das Anzeichen des heranschleichenden Alters, und unser Planet gilt ihnen als ein schwermüthiger Kranker, der, um seine Gegenwart zu vergessen, sich seine Jugendgeschichte aufschreibt. In der That: diess ist Eine Farbe dieses neuen Gefühls: wer die Geschichte der Menschen insgesammt als eigene Geschichte zu fühlen weiss, der empfindet in einer ungeheuren Verallgemeinerung allen jenen Gram des Kranken, der an die Gesundheit, des Greises, der an den Jugendtraum denkt, des Liebenden, der der Geliebten beraubt wird, des Märtyrers, dem sein Ideal zu Grunde geht, des Helden am Abend der Schlacht, welche Nichts entschieden hat und doch ihm Wunden und den Verlust des Freundes brachte—; aber diese ungeheure Summe von Gram aller Art tragen, tragen können und nun doch noch der Held sein, der beim Anbruch eines zweiten Schlachttages die Morgenröthe und sein Glück begrüsst, als der Mensch eines Horizontes von Jahrtausenden vor sich und hinter sich, als der Erbe aller Vornehmheit alles vergangenen Geistes und der verpflichtete Erbe, als der Adeligste aller alten Edlen und zugleich der Erstling eines neuen Adels, dessen Gleichen noch keine Zeit sah und träumte: diess Alles auf seine Seele nehmen, Aeltestes, Neuestes, Verluste, Hoffnungen, Eroberungen, Siege der Menschheit: diess Alles endlich in Einer Seele haben und in Ein Gefühl zusammendrängen:—diess müsste doch ein Glück ergeben, das bisher der Mensch noch nicht kannte,—eines Gottes Glück voller Macht und Liebe, voller Thränen und voll Lachens, ein Glück, welches, wie die Sonne am Abend, fortwährend aus seinem unerschöpflichen Reichthume wegschenkt und in's Meer schüttet und, wie sie, sich erst dann am reichsten fühlt, wenn auch der ärmste Fischer noch mit goldenem Ruder rudert! Dieses göttliche Gefühl hiesse dann—Menschlichkeit!
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Der Wille zum Leiden und die Mitleidigen.— Ist es euch selber zuträglich, vor Allem mitleidige Menschen zu sein? Und ist es den Leidenden zuträglich, wenn ihr es seid? Doch lassen wir die erste Frage für einen Augenblick ohne Antwort.— Das, woran wir am tiefsten und persönlichsten leiden, ist fast allen Anderen unverständlich und unzugänglich: darin sind wir dem Nächsten verborgen, und wenn er mit uns aus Einem Topfe isst. Ueberall aber, wo wir als Leidende bemerkt werden, wird unser Leiden flach ausgelegt; es gehört zum Wesen der mitleidigen Affection, dass sie das fremde Leid des eigentlich Persönlichen entkleidet:—unsre "Wohlthäter" sind mehr als unsre Feinde die Verkleinerer unsres Werthes und Willens. Bei den meisten Wohlthaten, die Unglücklichen erwiesen werden, liegt etwas Empörendes in der intellectuellen Leichtfertigkeit, mit der da der Mitleidige das Schicksal spielt: er weiss Nichts von der ganzen inneren Folge und Verflechtung, welche Unglück für mich oder für dich heisst! Die gesammte Oekonomie meiner Seele und deren Ausgleichung durch das "Unglück," das Aufbrechen neuer Quellen und Bedürfnisse, das Zuwachsen alter Wunden, das Abstossen ganzer Vergangenheiten—das Alles, was mit dem Unglück verbunden sein kann, kümmert den lieben Mitleidigen nicht: er will helfen und denkt nicht daran, dass es eine persönliche Nothwendigkeit des Unglücks giebt, dass mir und dir Schrecken, Entbehrungen, Verarmungen, Mitternächte, Abenteuer, Wagnisse, Fehlgriffe so nöthig sind, wie ihr Gegentheil, ja dass, um mich mystisch auszudrücken, der Pfad zum eigenen Himmel immer durch die Wollust der eigenen Hölle geht. Nein, davon weiss er Nichts: die "Religion des Mitleidens" (oder "das Herz") gebietet, zu helfen, und man glaubt am besten geholfen zu haben, wenn man am schnellsten geholfen hat! Wenn ihr Anhänger dieser Religion die selbe Gesinnung, die ihr gegen die Mitmenschen habt, auch wirklich gegen euch selber habt, wenn ihr euer eigenes Leiden nicht eine Stunde auf euch liegen lassen wollt und immerfort allem möglichen Unglücke von ferne her schon vorbeugt, wenn ihr Leid und Unlust überhaupt als böse, hassenswerth, vernichtungswürdig, als Makel am Dasein empfindet: nun, dann habt ihr, ausser eurer Religion des Mitleidens, auch noch eine andere Religion im Herzen, und diese ist vielleicht die Mutter von jener:—die Religion der Behaglichkeit. Ach, wie wenig wisst ihr vom Glücke des Menschen, ihr Behaglichen und Gutmüthigen!—denn das Glück und das Unglück sind zwei Geschwister und Zwillinge, die mit einander gross wachsen oder, wie bei euch, mit einander—klein bleiben! Aber nun zur ersten Frage zurück.— Wie ist es nur möglich, auf seinem Wege zu bleiben! Fortwährend ruft uns irgend ein Geschrei seitwärts; unser Auge sieht da selten Etwas, wobei es nicht nöthig wird, augenblicklich unsre eigne Sache zu lassen und zuzuspringen. Ich weiss es. es giebt hundert anständige und rühmliche Arten, um mich von meinem Wege zu verlieren, und wahrlich höchst "moralische" Arten! Ja, die Ansicht der jetzigen Mitleid-Moralprediger geht sogar dahin, dass eben Diess und nur Diess allein moralisch sei:—sich dergestalt von seinem Wege zu verlieren und dem Nächsten beizuspringen. Ich weiss es ebenso gewiss: ich brauche mich nur dem Anblicke einer wirklichen Noth auszuliefern, so bin ich auch verloren! Und wenn ein leidender Freund zu mir sagte: "Siehe, ich werde bald sterben; versprich mir doch, mit mir zu sterben"—ich verspräche es, ebenso wie mich der Anblick jenes für seine Freiheit kämpfenden Bergvölkchens dazu bringen würde, ihm meine Hand und mein Leben anzubieten:—um einmal aus guten Gründen schlechte Beispiele zu wählen. Ja, es giebt eine heimliche Verführung sogar in alle diesem Mitleid-Erweckenden und Hülfe-Rufenden: eben unser "eigener Weg" ist eine zu harte und anspruchsvolle Sache und zu ferne von der Liebe und Dankbarkeit der Anderen,—wir entlaufen ihm gar nicht ungerne, ihm und unserm eigensten Gewissen, und flüchten uns unter das Gewissen der Anderen und hinein in den lieblichen Tempel der, "Religion des Mitleidens." Sobald jetzt irgend ein Krieg ausbricht, so bricht damit immer auch gerade in den Edelsten eines Volkes eine freilich geheim gehaltene Lust aus: sie werfen sich mit Entzücken der neuen Gefahr des Todes entgegen, weil sie in der Aufopferung für das Vaterland endlich jene lange gesuchte Erlaubniss zu haben glauben—die Erlaubniss, ihrem Ziele auszuweichen:—der Krieg ist für sie ein Umweg zum Selbstmord, aber ein Umweg mit gutem Gewissen. Und, um hier Einiges zu verschweigen: so will ich doch meine Moral nicht verschweigen, welche zu mir sagt: Lebe im Verborgenen, damit du dir leben kannst! Lebe unwissend über Das, was deinem Zeitalter das Wichtigste dünkt! Lege zwischen dich und heute wenigstens die Haut von drei Jahrhunderten! Und das Geschrei von heute, der Lärm der Kriege und Revolutionen, soll dir ein Gemurmel sein! Du wirst auch helfen wollen: aber nur Denen, deren Noth du ganz verstehst, weil sie mit dir Ein Leid und Eine Hoffnung haben—deinen Freunden: und nur auf die Weise, wie du dir selber hilfst:—ich will sie muthiger, aushaltender, einfacher, fröhlicher machen! Ich will sie Das lehren, was jetzt so Wenige verstehen und jene Prediger des Mitleidens am wenigsten:—die Mitfreude!
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Vita femina.— Die letzten Schönheiten eines Werkes zu sehen—dazu reicht alles Wissen und aller guter Wille nicht aus; es bedarf der seltensten glücklichen Zufälle, damit einmal der Wolkenschleier von diesen Gipfeln für uns weiche und die Sonne auf ihnen glühe. Nicht nur müssen wir gerade an der rechten Stelle stehen, diess zu sehen: es muss gerade unsere Seele selber den Schleier von ihren Höhen weggezogen haben und eines äusseren Ausdruckes und Gleichnisses bedürftig sein, wie um einen Halt zu haben und ihrer selber mächtig zu bleiben. Diess Alles aber kommt so selten gleichzeitig zusammen, dass ich glauben möchte, die höchsten Höhen alles Guten, sei es Werk, That, Mensch, Natur, seien bisher für die Meisten und selbst für die Besten etwas Verborgenes und Verhülltes gewesen:—was sich aber uns enthüllt, das enthüllt sich uns Ein Mal!—Die Griechen beteten wohl: "Zwei und drei Mal alles Schöne!" Ach, sie hatten da einen guten Grund, Götter anzurufen, denn die ungöttliche Wirklichkeit giebt uns das Schöne gar nicht oder Ein Mal! Ich will sagen, dass die Welt übervoll von schönen Dingen ist, aber trotzdem arm, sehr arm an schönen Augenblicken und Enthüllungen dieser Dinge. Aber vielleicht ist diess der stärkste Zauber des Lebens: es liegt ein golddurchwirkter Schleier von schönen Möglichkeiten über ihm, verheissend, widerstrebend, schamhaft, spöttisch, mitleidig, verführerisch. Ja, das Leben ist ein Weib!
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Der sterbende Sokrates.— Ich bewundere die Tapferkeit und Weisheit des Sokrates in Allem, was er that, sagte—und nicht sagte. Dieser spöttische und verliebte Unhold und Rattenfänger Athens, der die übermüthigsten Jünglinge zittern und schluchzen machte, war nicht nur der weiseste Schwätzer, den es gegeben hat: er war ebenso gross im Schweigen. Ich wollte, er wäre auch im letzten Augenblicke des Lebens schweigsam gewesen,—vielleicht gehörte er dann in eine noch höhere Ordnung der Geister. War es nun der Tod oder das Gift oder die Frömmigkeit oder die Bosheit—irgend Etwas löste ihm in jenem Augenblick die Zunge und er sagte: "Oh Kriton, ich bin dem Asklepios einen Hahn schuldig." Dieses lächerliche und furchtbare "letzte Wort" heisst für Den, der Ohren hat: "Oh Kriton, das Leben ist eine Krankheit!" Ist es möglich! Ein Mann, wie er, der heiter und vor Aller Augen wie ein Soldat gelebt hat,—war Pessimist! Er hatte eben nur eine gute Miene zum Leben gemacht und zeitlebens sein letztes Urtheil, sein innerstes Gefühl versteckt! Sokrates, Sokrates hat am Leben gelitten! Und er hat noch seine Rache dafür genommen—mit jenem verhüllten, schauerlichen, frommen und blasphemischen Worte! Musste ein Sokrates sich auch noch rächen? War ein Gran Grossmuth zu wenig in seiner überreichen Tugend?— Ach Freunde! Wir müssen auch die Griechen überwinden!
341
Das grösste Schwergewicht.— Wie, wenn dir eines Tages oder Nachts, ein Dämon in deine einsamste Einsamkeit nachschliche und dir sagte: "Dieses Leben, wie du es jetzt lebst und gelebt hast, wirst du noch einmal und noch unzählige Male leben müssen; und es wird nichts Neues daran sein, sondern jeder Schmerz und jede Lust und jeder Gedanke und Seufzer und alles unsäglich Kleine und Grosse deines Lebens muss dir wiederkommen, und Alles in der selben Reihe und Folge—und ebenso diese Spinne und dieses Mondlicht zwischen den Bäumen, und ebenso dieser Augenblick und ich selber. Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht—und du mit ihr, Stäubchen vom Staube!"—Würdest du dich nicht niederwerfen und mit den Zähnen knirschen und den Dämon verfluchen, der so redete? Oder hast du einmal einen ungeheuren Augenblick erlebt, wo du ihm antworten würdest: "du bist ein Gott und nie hörte ich Göttlicheres!" Wenn jener Gedanke über dich Gewalt bekäme, er würde dich, wie du bist, verwandeln und vielleicht zermalmen; die Frage bei Allem und jedem "willst du diess noch einmal und noch unzählige Male?" würde als das grösste Schwergewicht auf deinem Handeln liegen! Oder wie müsstest du dir selber und dem Leben gut werden, um nach Nichts mehr zu verlangen, als nach dieser letzten ewigen Bestätigung und Besiegelung? —
342
Incipit tragoedia.— Als Zarathustra dreissig Jahr alt war, verliess er seine Heimath und den See Urmi und gieng in das Gebirge. Hier genoss er seines Geistes und seiner Einsamkeit und wurde dessen zehn Jahre nicht müde. Endlich aber verwandelte sich sein Herz,—und eines Morgens stand er mit der Morgenröthe auf, trat vor die Sonne hin und sprach zu ihr also: "Du grosses Gestirn! Was wäre dein Glück, wenn du nicht Die hättest, welchen du leuchtest! Zehn Jahre kamst du hier herauf zu meiner Höhle: du würdest deines Lichtes und dieses Weges satt geworden sein, ohne mich, meinen Adler und meine Schlange; aber wir warteten deiner an jedem Morgen, nahmen dir deinen Ueberfluss ab und segneten dich dafür. Siehe! Ich bin meiner Weisheit überdrüssig, wie die Biene, die des Honigs zu viel gesammelt hat, ich bedarf der Hände, die sich ausstrecken, ich möchte verschenken und austheilen, bis die Weisen unter den Menschen wieder einmal ihrer Thorheit und die Armen wieder einmal ihres Reichthums froh geworden sind. Dazu muss ich in die Tiefe steigen: wie du des Abends thust, wenn du hinter das Meer gehst und noch der Unterwelt Licht bringst, du überreiches Gestirn!—ich muss, gleich dir, untergehen, wie die Menschen es nennen, zu denen ich hinab will. So segne mich denn, du ruhiges Auge, das ohne Neid auch ein allzugrosses Glück sehen kann! Segne den Becher, welcher überfliessen will, dass das Wasser golden aus ihm fliesse und überallhin den Abglanz deiner Wonne trage! Siehe! Dieser Becher will wieder leer werden, und Zarathustra will wieder Mensch werden."— Also begann Zarathustra's Untergang.
Buch 5
Wir Furchtlosen
Carcasse, tu trembles?
Tu tremblerais bien davantage, si
tu savais, où je te mène.
Turenne.
343
Was es mit unserer Heiterkeit auf sich hat.— Das grösste neuere Ereigniss,—dass "Gott todt ist," dass der Glaube an den christlichen Gott unglaubwürdig geworden ist—beginnt bereits seine ersten Schatten über Europa zu werfen. Für die Wenigen wenigstens, deren Augen, deren Argwohn in den Augen stark und fein genug für dies Schauspiel ist, scheint eben irgend eine Sonne untergegangen, irgend ein altes tiefes Vertrauen in Zweifel umgedreht: ihnen muss unsre alte Welt täglich abendlicher, misstrauischer, fremder, "älter" scheinen. In der Hauptsache aber darf man sagen: das Ereigniss selbst ist viel zu gross, zu fern, zu abseits vom Fassungsvermögen Vieler, als dass auch nur seine Kunde schon angelangt heissen dürfte; geschweige denn, dass Viele bereits wüssten, was eigentlich sich damit begeben hat—und was Alles, nachdem dieser Glaube untergraben ist, nunmehr einfallen muss, weil es auf ihm gebaut, an ihn gelehnt, in ihn hineingewachsen war: zum Beispiel unsre ganze europäische Moral. Diese lange Fülle und Folge von Abbruch, Zerstörung, Untergang, Umsturz, die nun bevorsteht: wer erriethe heute schon genug davon, um den Lehrer und Vorausverkünder dieser ungeheuren Logik von Schrecken abgeben zu müssen, den Propheten einer Verdüsterung und Sonnenfinsterniss, deren Gleichen es wahrscheinlich noch nicht auf Erden gegeben hat?.. Selbst wir geborenen Räthselrather, die wir gleichsam auf den Bergen warten, zwischen Heute und Morgen hingestellt und in den Widerspruch zwischen Heute und Morgen hineingespannt, wir Erstlinge und Frühgeburten des kommenden Jahrhunderts, denen eigentlich die Schatten, welche Europa alsbald einwickeln müssen, jetzt schon zu Gesicht gekommen sein sollten: woran liegt es doch, dass selbst wir ohne rechte Theilnahme für diese Verdüsterung, vor Allem ohne Sorge und Furcht für uns ihrem Heraufkommen entgegensehn? Stehen wir vielleicht zu sehr noch unter den nächsten Folgen dieses Ereignisses—und diese nächsten Folgen, seine Folgen für uns sind, umgekehrt als man vielleicht erwarten könnte, durchaus nicht traurig und verdüsternd, vielmehr wie eine neue schwer zu beschreibende Art von Licht, Glück, Erleichterung, Erheiterung, Ermuthigung, Morgenröthe ... In der That, wir Philosophen und "freien Geister" fühlen uns bei der Nachricht, dass der "alte Gott todt" ist, wie von einer neuen Morgenröthe angestrahlt; unser Herz strömt dabei über von Dankbarkeit, Erstaunen, Ahnung, Erwartung,—endlich erscheint uns der Horizont wieder frei, gesetzt selbst, dass er nicht hell ist, endlich dürfen unsre Schiffe wieder auslaufen, auf jede Gefahr hin auslaufen, jedes Wagniss des Erkennenden ist wieder erlaubt, das Meer, unser Meer liegt wieder offen da, vielleicht gab es noch niemals ein so "offnes Meer." —
344
Inwiefern auch wir noch fromm sind.— In der Wissenschaft haben die Ueberzeugungen kein Bürgerrecht, so sagt man mit gutem Grunde: erst wenn sie sich entschliessen, zur Bescheidenheit einer Hypothese, eines vorläufigen Versuchs-Standpunktes, einer regulativen Fiktion herabzusteigen, darf ihnen der Zutritt und sogar ein gewisser Werth innerhalb des Reichs der Erkenntniss zugestanden werden,—immerhin mit der Beschränkung, unter polizeiliche Aufsicht gestellt zu bleiben, unter die Polizei des Misstrauens.— Heisst das aber nicht, genauer besehen: erst, wenn die Ueberzeugung aufhört, Ueberzeugung zu sein, darf sie Eintritt in die Wissenschaft erlangen? Fienge nicht die Zucht des wissenschaftlichen Geistes damit an, sich keine Ueberzeugungen mehr zu gestatten? ... So steht es wahrscheinlich: nur bleibt übrig zu fragen, ob nicht, damit diese Zucht anfangen könne, schon eine Ueberzeugung da sein müsse, und zwar eine so gebieterische und bedingungslose, dass sie alle andren Ueberzeugungen sich zum Opfer bringt. Man sieht, auch die Wissenschaft ruht auf einem Glauben, es giebt gar keine "voraussetzungslose" Wissenschaft. Die Frage, ob Wahrheit noth thue, muss nicht nur schon vorher bejaht, sondern in dem Grade bejaht sein, dass der Satz, der Glaube, die Ueberzeugung darin zum Ausdruck kommt "es thut nichts mehr noth als Wahrheit, und im Verhältniss zu ihr hat alles Uebrige nur einen Werth zweiten Rangs."— Dieser unbedingte Wille zur Wahrheit: was ist er? Ist es der Wille, sich nicht täuschen zu lassen? Ist es der Wille, nicht zu täuschen? Nämlich auch auf diese letzte Weise könnte der Wille zur Wahrheit interpretirt werden: vorausgesetzt, dass man unter der Verallgemeinerung "ich will nicht täuschen" auch den einzelnen Fall "ich will mich nicht täuschen" einbegreift. Aber warum nicht täuschen? Aber warum nicht sich täuschen lassen?— Man bemerke, dass die Gründe für das Erstere auf einem ganz andern Bereiche liegen als die für das Zweite: man will sich nicht täuschen lassen, unter der Annahme, dass es schädlich, gefährlich, verhängnissvoll ist, getäuscht zu werden,—in diesem Sinne wäre Wissenschaft eine lange Klugheit, eine Vorsicht, eine Nützlichkeit, gegen die man aber billigerweise einwenden dürfte: wie? ist wirklich das Sich-nicht-täuschen-lassen-wollen weniger schädlich, weniger gefährlich, weniger verhängnissvoll: Was wisst ihr von vornherein vom Charakter des Daseins, um entscheiden zu können, ob der grössere Vortheil auf Seiten des Unbedingt-Misstrauischen oder des Unbedingt-Zutraulichen ist? Falls aber Beides nöthig sein sollte, viel Zutrauen und viel Misstrauen: woher dürfte dann die Wissenschaft ihren unbedingten Glauben, ihre Ueberzeugung nehmen, auf dem sie ruht, dass Wahrheit wichtiger sei als irgend ein andres Ding, auch als jede andre Ueberzeugung? Eben diese Ueberzeugung könnte nicht entstanden sein, wenn Wahrheit und Unwahrheit sich beide fortwährend als nützlich bezeigten: wie es der Fall ist. Also—kann der Glaube an die Wissenschaft, der nun einmal unbestreitbar da ist, nicht aus einem solchen Nützlichkeits-Calcul seinen Ursprung genommen haben, sondern vielmehr trotzdem, dass ihm die Unnützlichkeit und Gefährlichkeit des "Willens zur Wahrheit," der "Wahrheit um jeden Preis" fortwährend bewiesen wird. "Um jeden Preis": oh wir verstehen das gut genug, wenn wir erst einen Glauben nach dem andern auf diesem Altare dargebracht und abgeschlachtet haben!— Folglich bedeutet "Wille zur Wahrheit" nicht ich will mich nicht täuschen lassen," sondern—es bleibt keine Wahl—"ich will nicht täuschen, auch mich selbst nicht":—und hiermit sind wir auf dem Boden der Moral. Denn man frage sich nur gründlich: "warum willst du nicht täuschen?" namentlich wenn es den Anschein haben sollte,—und es hat den Anschein!—als wenn das Leben auf Anschein, ich meine auf Irrthum, Betrug, Verstellung, Blendung, Selbstverblendung angelegt wäre, und wenn andrerseits thatsächlich die grosse Form des Lebens sich immer auf der Seite der unbedenklichsten polytropoi gezeigt hat. Es könnte ein solcher Vorsatz vielleicht, mild ausgelegt, eine Don Quixoterie, ein kleiner schwärmerischer Aberwitz sein; er könnte aber auch noch etwas Schlimmeres sein, nämlich ein lebensfeindliches zerstörerisches Princip ... "Wille zur Wahrheit"—das könnte ein versteckter Wille zum Tode sein.— Dergestalt führt die Frage: warum Wissenschaft? zurück auf das moralische Problem—wozu überhaupt Moral, wenn Leben, Natur, Geschichte "unmoralisch" sind? Es ist kein Zweifel, der Wahrhaftige, in jenem verwegenen und letzten Sinne, wie ihn der Glaube an die Wissenschaft voraussetzt, bejaht damit eine andre Welt als die des Lebens, der Natur und der Geschichte; und insofern er diese "andre Welt" bejaht, wie? muss er nicht eben damit ihr Gegenstück, diese Welt, unsre Welt—verneinen?... Doch man wird es begriffen haben, worauf ich hinaus will, nämlich dass es immer noch ein metaphysischer Glaube ist, auf dem unser Glaube an die Wissenschaft ruht,—dass auch wir Erkennenden von heute, wir Gottlosen und Antimetaphysiker, auch unser Feuer noch von dem Brande nehmen, den ein Jahrtausende alter Glaube entzündet hat, jener Christen-Glaube, der auch der Glaube Plato's war, dass Gott die Wahrheit ist, dass die Wahrheit göttlich ist ... Aber wie, wenn dies gerade immer mehr unglaubwürdig wird, wenn Nichts sich mehr als göttlich erweist, es sei denn der Irrthum, die Blindheit, die Lüge,—wenn Gott selbst sich als unsre längste Lüge erweist? —
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Moral als Problem.— Der Mangel an Person rächt sich überall; eine geschwächte, dünne, ausgelöschte, sich selbst leugnende und verleugnende Persönlichkeit taugt zu keinem guten Dinge mehr,—sie taugt am wenigsten zur Philosophie. Die "Selbstlosigkeit" hat keinen Werth im Himmel und auf Erden; die grossen Probleme verlangen alle die grosse Liebe, und dieser sind nur die starken, runden, sicheren Geister fähig, die fest auf sich selber sitzen. Es macht den erheblichsten Unterschied, ob ein Denker zu seinen Problemen persönlich steht, so dass er in ihnen sein Schicksal, seine Noth und auch sein bestes Glück hat, oder aber "unpersönlich": nämlich sie nur mit den Fühlhörnern des kalten neugierigen Gedankens anzutasten und zu fassen versteht. Im letzteren Falle kommt Nichts dabei heraus, so viel lässt sich versprechen: denn die grossen Probleme, gesetzt selbst, dass sie sich fassen lassen, lassen sich von Fröschen und Schwächlingen nicht halten, das ist ihr Geschmack seit Ewigkeit,—ein Geschmack übrigens, den sie mit allen wackern Weiblein theilen.— Wie kommt es nun, dass ich noch Niemandem begegnet bin, auch in Büchern nicht, der zur Moral in dieser Stellung als Person stünde, der die Moral als Problem und dies Problem als seine persönliche Noth, Qual, Wollust, Leidenschaft kennte? Ersichtlich war bisher die Moral gar kein Problem; vielmehr Das gerade, worin man, nach allem Misstrauen, Zwiespalt, Widerspruch, mit einander überein kam, der geheiligte Ort des Friedens, wo die Denker auch von sich selbst ausruhten, aufathmeten, auflebten. Ich sehe Niemanden, der eine Kritik der moralischen Werthurtheile gewagt hätte; ich vermisse hierfür selbst die Versuche der wissenschaftlichen Neugierde, der verwöhnten versucherischen Psychologen- und Historiker-Einbildungskraft, welche leicht ein Problem vorwegnimmt und im Fluge erhascht, ohne recht zu wissen, was da erhascht ist. Kaum dass ich einige spärliche Ansätze ausfindig gemacht habe, es zu einer Entstehungsgeschichte dieser Gefühle und Werthschätzungen zu bringen (was etwas Anderes ist als eine Kritik derselben und noch einmal etwas Anderes als die Geschichte der ethischen Systeme): in einem einzelnen Falle habe ich Alles gethan, um eine Neigung und Begabung für diese Art Historie zu ermuthigen—umsonst, wie mir heute scheinen will. Mit diesen Moral-Historikern (namentlich Engländern) hat es wenig auf sich: sie stehen gewöhnlich selbst noch arglos unter dem Kommando einer bestimmten Moral und geben, ohne es zu wissen, deren Schildträger und Gefolge ab; etwa mit jenem noch immer so treuherzig nachgeredeten Volks-Aberglauben des christlichen Europa, dass das Charakteristicum der moralischen Handlung im Selbstlosen, Selbstverleugnenden, Sich-Selbst-Opfernden, oder im Mitgefühle, im Mitleiden belegen sei. Ihr gewöhnlicher Fehler in der Voraussetzung ist, dass sie irgend einen consensus der Völker, mindestens der zahmen Völker über gewisse Sätze der Moral behaupten und daraus deren unbedingte Verbindlichkeit, auch für dich und mich, schliessen; oder dass sie umgekehrt, nachdem ihnen die Wahrheit aufgegangen ist, dass bei verschiedenen Völkern die moralischen Schätzungen nothwendig verschieden sind, einen Schluss auf Unverbindlichkeit aller Moral machen: was Beides gleich grosse Kindereien sind. Der Fehler der Feineren unter ihnen ist, dass sie die vielleicht thörichten Meinungen eines Volkes über seine Moral oder der Menschen über alle menschliche Moral aufdecken und kritisiren, also über deren Herkunft, religiöse Sanktion, den Aberglauben des freien Willens und dergleichen, und ebendamit vermeinen, diese Moral selbst kritisirt zu haben. Aber der Werth einer Vorschrift "du sollst" ist noch gründlich verschieden und unabhängig von solcherlei Meinungen über dieselbe und von dem Unkraut des Irrthums, mit dem sie vielleicht überwachsen ist: so gewiss der Werth eines Medikaments für den Kranken noch vollkommen unabhängig davon ist, ob der Kranke wissenschaftlich oder wie ein altes Weib über Medizin denkt. Eine Moral könnte selbst aus einem Irrthum gewachsen sein: auch mit dieser Einsicht wäre das Problem ihres Werthes noch nicht einmal berührt.— Niemand also hat bisher den Werth jener berühmtesten aller Medizinen, genannt Moral, geprüft: wozu zuallererst gehört, dass man ihn einmal—in Frage stellt. Wohlan! Dies eben ist unser Werk. —
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Unser Fragezeichen.— Aber ihr versteht das nicht? In der That, man wird Mühe haben, uns zu verstehn. Wir suchen nach Worten, wir suchen vielleicht auch nach Ohren. Wer sind wir doch? Wollten wir uns einfach mit einem älteren Ausdruck Gottlose oder Ungläubige oder auch Immoralisten nennen, wir würden uns damit noch lange nicht bezeichnet glauben: wir sind alles Dreies in einem zu späten Stadium, als dass man begriffe, als dass ihr begreifen könntet, meine Herren Neugierigen, wie es Einem dabei zu Muthe ist. Nein! nicht mehr mit der Bitterkeit und Leidenschaft des Losgerissenen, der sich aus seinem Unglauben noch einen Glauben, einen Zweck, ein Martyrium selbst zurecht machen muss! Wir sind abgesotten in der Einsicht und in ihr kalt und hart geworden, dass es in der Welt durchaus nicht göttlich zugeht, ja noch nicht einmal nach menschlichem Maasse vernünftig, barmherzig oder gerecht: wir wissen es, die Welt, in der wir leben, ist ungöttlich, unmoralisch, "unmenschlich,"—wir haben sie uns allzulange falsch und lügnerisch, aber nach Wunsch und Willen unsrer Verehrung, das heisst nach einem Bedürfnisse ausgelegt. Denn der Mensch ist ein verehrendes Thier! Aber er ist auch ein misstrauisches: und dass die Welt nicht das werth ist, was wir geglaubt haben, das ist ungefähr das Sicherste, dessen unser Misstrauen endlich habhaft geworden ist. So viel Misstrauen, so viel Philosophie. Wir hüten uns wohl zu sagen, dass sie weniger werth ist: es erscheint uns heute selbst zum Lachen, wenn der Mensch in Anspruch nehmen wollte, Werthe zu erfinden, welche den Werth der wirklichen Welt überragen sollten,—gerade davon sind wir zurückgekommen als von einer ausschweifenden Verirrung der menschlichen Eitelkeit und Unvernunft, die lange nicht als solche erkannt worden ist. Sie hat ihren letzten Ausdruck im modernen Pessimismus gehabt, einen älteren, stärkeren in der Lehre des Buddha; aber auch das Christenthum enthält sie, zweifelhafter freilich und zweideutiger, aber darum nicht weniger verführerisch. Die ganze Attitüde "Mensch gegen Welt," der Mensch als "Welt-verneinendes" Princip, der Mensch als Werthmaass der Dinge, als Welten-Richter, der zuletzt das Dasein selbst auf seine Wagschalen legt und zu leicht befindet—die ungeheuerliche Abgeschmacktheit dieser Attitüde ist uns als solche zum Bewusstsein gekommen und verleidet,—wir lachen schon, wenn wir "Mensch und Welt" nebeneinander gestellt finden, getrennt durch die sublime Anmaassung des Wörtchens "und"! Wie aber? Haben wir nicht eben damit, als Lachende, nur einen Schritt weiter in der Verachtung des Menschen gemacht? Und also auch im Pessimismus, in der Verachtung des uns erkennbaren Daseins? Sind wir nicht eben damit dem Argwohne eines Gegensatzes verfallen, eines Gegensatzes der Welt, in der wir bisher mit unsren Verehrungen zu Hause waren—um deren willen wir vielleicht zu leben aushielten—, und einer andren Welt, die wir selber sind: einem unerbittlichen, gründlichen, untersten Argwohn über uns selbst, der uns Europäer immer mehr, immer schlimmer in Gewalt bekommt und leicht die kommenden Geschlechter vor das furchtbare Entweder-Oder stellen könnte: "entweder schafft eure Verehrungen ab oder—euch selbst!" Das Letztere wäre der Nihilismus; aber wäre nicht auch das Erstere—der Nihilismus?— Dies ist unser Fragezeichen.
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Die Gläubigen und ihr Bedürfniss nach Glauben.— Wie viel einer Glauben nöthig hat, um zu gedeihen, wie viel "Festes," an dem er nicht gerüttelt haben will, weil er sich daran hält,—ist ein Gradmesser seiner Kraft (oder, deutlicher geredet, seiner Schwäche). Christenthum haben, wie mir scheint, im alten Europa auch heute noch die Meisten nöthig: desshalb findet es auch immer noch Glauben. Denn so ist der Mensch: ein Glaubenssatz könnte ihm tausendfach widerlegt sein,—gesetzt, er hätte ihn nöthig, so würde er ihn auch immer wieder für "wahr" halten,—gemäss jenem berühmten "Beweise der Kraft," von dem die Bibel redet. Metaphysik haben Einige noch nöthig; aber auch jenes ungestüme Verlangen nach Gewissheit, welches sich heute in breiten Massen wissenschaftlich-positivistisch entladet, das Verlangen, durchaus etwas fest haben zu wollen (während man es wegen der Hitze dieses Verlangens mit der Begründung der Sicherheit leichter und lässlicher nimmt): auch das ist noch das Verlangen nach Halt, Stütze, kurz, jener Instinkt der Schwäche, welcher Religionen, Metaphysiken, Ueberzeugungen aller Art zwar nicht schafft, aber—conservirt. In der That dampft um alle diese positivistischen Systeme der Qualm einer gewissen pessimistischen Verdüsterung, Etwas von Müdigkeit, Fatalismus, Enttäuschung, Furcht vor neuer Enttäuschung—oder aber zur Schau getragener Ingrimm, schlechte Laune, Entrüstungs-Anarchismus und was es alles für Symptome oder Maskeraden des Schwächegefühls giebt. Selbst die Heftigkeit, mit der sich unsre gescheidtesten Zeitgenossen in ärmliche Ecken und Engen verlieren, zum Beispiel in die Vaterländerei (so heisse ich das, was man in Frankreich chauvinisme, in Deutschland "deutsch" nennt) oder in ästhetische Winkel-Bekenntnisse nach Art des Pariser naturalisme (der von der Natur nur den Theil hervorzieht und entblösst, welcher Ekel zugleich und Erstaunen macht—man heisst diesen Theil heute gern la verité vraie—) oder in Nihilismus nach Petersburger Muster (das heisst in den Glauben an den Unglauben, bis zum Martyrium dafür) zeigt immer vorerst das Bedürfniss nach Glauben, Halt, Rückgrat, Rückhalt ... Der Glaube ist immer dort am meisten begehrt, am dringlichsten nöthig, wo es an Willen fehlt: denn der Wille ist, als Affekt des Befehls, das entscheidende Abzeichen der Selbstherrlichkeit und Kraft. Das heisst, je weniger Einer zu befehlen weiss, um so dringlicher begehrt er nach Einem, der befiehlt, streng befiehlt, nach einem Gott, Fürsten, Stand, Arzt, Beichtvater, Dogma, Partei-Gewissen. Woraus vielleicht abzunehmen wäre, dass die beiden Weltreligionen, der Buddhismus und das Christenthum ihren Entstehungsgrund, ihr plötzliches Um-sich-greifen zumal, in einer ungeheuren Erkrankung des Willens gehabt haben möchten. Und so ist es in Wahrheit gewesen: beide Religionen fanden ein durch Willens-Erkrankung in's Unsinnige aufgethürmtes, bis zur Verzweiflung gehendes Verlangen nach einem "du sollst" vor, beide Religionen waren Lehrerinnen des Fanatismus in Zeiten der Willens-Erschlaffung und boten damit Unzähligen einen Halt, eine neue Möglichkeit zu wollen, einen Genuss am Wollen. Der Fanatismus ist nämlich die einzige Willensstärken, zu der auch die Schwachen und Unsicheren gebracht werden können, als eine Art Hypnotisirung des ganzen sinnlich-intellektuellen Systems zu Gunsten der überreichlichen Ernährung (Hypertrophie) eines einzelnen Gesichts- und Gefühlspunktes, der nunmehr dominirt—der Christ heisst ihn seinen Glauben. Wo ein Mensch zu der Grundüberzeugung kommt, dass ihm befohlen werden muss, wird er "gläubig"; umgekehrt wäre eine Lust und Kraft der Selbstbestimmung, eine Freiheit des Willens denkbar, bei der ein Geist jedem Glauben, jedem Wunsch nach Gewissheit den Abschied giebt, geübt, wie er ist, auf leichten Seilen und Möglichkeiten sich halten zu können und selbst an Abgründen noch zu tanzen. Ein solcher Geist wäre der freie Geist par excellence.
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Von der Herkunft der Gelehrten.— Der Gelehrte wächst in Europa aus aller Art Stand und gesellschaftlicher Bedingung heraus, als eine Pflanze, die keines spezifischen Erdreichs bedarf: darum gehört er, wesentlich und unfreiwillig, zu den Trägem des demokratischen Gedankens. Aber diese Herkunft verräth sich. Hat man seinen Blick etwas dafür eingeschult, an einem gelehrten Buche, einer wissenschaftlichen Abhandlung die intellektuelle Idiosynkrasie des Gelehrten—jeder Gelehrte hat eine solche—herauszuerkennen und auf der That zu ertappen, so wird man fast immer hinter ihr die "Vorgeschichte" des Gelehrten, seine Familie, in Sonderheit deren Berufsarten und Handwerke zu Gesicht bekommen. Wo das Gefühl zum Ausdruck kommt "das ist nunmehr bewiesen, hiermit bin ich fertig," da ist es gemeinhin der Vorfahr im Blute und Instinkte des Gelehrten, welcher von seinem Gesichtswinkel aus die "gemachte Arbeit" gutheisst,—der Glaube an den Beweis ist nur ein Symptom davon, was in einem arbeitsamen Geschlechte von Alters her als "gute Arbeit" angesehn worden ist. Ein Beispiel: die Söhne von Registratoren und Büreauschreibern jeder Art, deren Hauptaufgabe immer war, ein vielfältiges Material zu ordnen, in Schubfächer zu vertheilen, überhaupt zu schematisiren, zeigen, falls sie Gelehrte werden, eine Vorneigung dafür, ein Problem beinahe damit für gelöst zu halten, dass sie es schematisirt haben. Es giebt Philosophen, welche im Grunde nur schematische Köpfe sind—ihnen ist das Formale des väterlichen Handwerks zum Inhalte geworden. Das Talent zu Classificationen, zu Kategorientafeln verräth Etwas; man ist nicht ungestraft das Kind seiner Eltern. Der Sohn eines Advokaten wird auch als Forscher ein Advokat sein müssen: er will mit seiner Sache in erster Rücksicht Recht behalten, in zweiter, vielleicht, Recht haben. Die Söhne von protestantischen Geistlichen und Schullehrern erkennt man an der naiven Sicherheit, mit der sie als Gelehrte ihre Sache schon als bewiesen nehmen, wenn sie von ihnen eben erst nur herzhaft und mit Wärme vorgebracht worden ist: sie sind eben gründlich daran gewöhnt, dass man ihnen glaubt,—das gehörte bei ihren Vätern zum, "Handwerk"! Ein Jude umgekehrt ist, gemäss dem Geschäftskreis und der Vergangenheit seines Volks, gerade daran—dass man ihm glaubt—am wenigsten gewöhnt: man sehe sich darauf die jüdischen Gelehrten an,—sie Alle halten grosse Stücke auf die Logik, das heisst auf das Erzwingen der Zustimmung durch Gründe; sie wissen, dass sie mit ihr siegen müssen, selbst wo Rassen- und Classen-Widerwille gegen sie vorhanden ist, wo man ihnen ungern glaubt. Nichts nämlich ist demokratischer als die Logik: sie kennt kein Ansehn der Person und nimmt auch die krummen Nasen für gerade. (Nebenbei bemerkt: Europa ist gerade in Hinsicht auf Logisirung, auf reinlichere Kopf- Gewohnheiten den Juden nicht wenig Dank schuldig; voran die Deutschen, als eine beklagenswerth déraisonnable Rasse, der man auch heute immer noch zuerst "den Kopf zu waschen" hat. Ueberall, wo Juden zu Einfluss gekommen sind, haben sie ferner zu scheiden, schärfer zu folgern, heller und sauberer zu schreiben gelehrt: ihre Aufgabe war es immer, ein Volk "zur Raison" zu bringen.)
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Noch einmal die Herkunft der Gelehrten.— Sich selbst erhalten wollen ist der Ausdruck einer Nothlage, einer Einschränkung des eigentlichen Lebens-Grundtriebes, der auf Machterweiterung hinausgeht und in diesem Willen oft genug die Selbsterhaltung in Frage stellt und opfert. Man nehme es als symptomatisch, wenn einzelne Philosophen, wie zum Beispiel der schwindsüchtige Spinoza, gerade im sogenannten Selbsterhaltungs-Trieb das Entscheidende sahen, sehen mussten:—es waren eben Menschen in Nothlagen. Dass unsre modernen Naturwissenschaften sich dermaassen mit dem Spinozistischen Dogma verwickelt haben (zuletzt noch und am gröbsten im Darwinismus mit seiner unbegreiflich einseitigen Lehre vom "Kampf um's Dasein"—), das liegt wahrscheinlich an der Herkunft der meisten Naturforscher: sie gehören in dieser Hinsicht zum "Volk," ihre Vorfahren waren arme und geringe Leute, welche die Schwierigkeit, sich durchzubringen, allzusehr aus der Nähe kannten. Um den ganzen englischen Darwinismus herum haucht Etwas wie englische Uebervölkerungs-Stickluft, wie Kleiner-Leute-Geruch von Noth und Enge. Aber man sollte, als Naturforscher, aus seinem menschlichen Winkel herauskommen: und in der Natur herrscht nicht die Nothlage, sondern der Ueberfluss, die Verschwendung, sogar bis in's Unsinnige. Der Kampf um's Dasein ist nur eine Ausnahme, eine zeitweilige Restriktion des Lebenswillens; der grosse und kleine Kampf dreht sich allenthalben um's Uebergewicht, um Wachsthum und Ausbreitung, um Macht, gemäss dem Willen zur Macht, der eben der Wille des Lebens ist.
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Zu Ehren der homines religiosi.— Der Kampf gegen die Kirche ist ganz gewiss unter Anderem—denn er bedeutet Vielerlei—auch der Kampf der gemeineren vergnügteren vertraulicheren oberflächlicheren Naturen gegen die Herrschaft der schwereren tieferen beschaulicheren, das heisst böseren und argwöhnischeren Menschen, welche mit einem langen Verdachte über den Werth des Daseins, auch über den eignen Werth brüteten:—der gemeine Instinkt des Volkes, seine Sinnen-Lustigkeit, sein "gutes Herz" empörte sich gegen sie. Die ganze römische Kirche ruht auf einem südländischen Argwohne über die Natur des Menschen, der vom Norden aus immer falsch verstanden wird: in welchem Argwohne der europäische Süden die Erbschaft des tiefen Orients, des uralten geheimnissreichen Asien und seiner Contemplation gemacht hat. Schon der Protestantismus ist ein Volksaufstand zu Gunsten der Biederen, Treuherzigen, Oberflächlichen (der Norden war immer gutmüthiger und flacher als der Süden); aber erst die französische Revolution hat dem "guten Menschen" das Scepter vollends und feierlich in die Hand gegeben (dem Schaf, dem Esel, der Gans und Allem, was unheilbar flach und Schreihals und reif für das Narrenhaus der "modernen Ideen" ist).
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Zu Ehren der priesterlichen Naturen.— Ich denke, von dem, was das Volk unter Weisheit versteht (und wer ist heute nicht "Volk"?—), von jener klugen kuhmässigen Gemüthsstille, Frömmigkeit und Landpfarrer-Sanftmuth, welche auf der Wiese liegt und dem Leben ernst und wiederkäuend zuschaut,—davon haben gerade die Philosophen sich immer am fernsten gefühlt, wahrscheinlich weil sie dazu nicht "Volk" genug, nicht Landpfarrer genug waren. Auch werden wohl sie gerade am spätesten daran glauben lernen, dass das Volk Etwas von dem verstehn dürfte, was ihm am fernsten liegt, von der grossen Leidenschaft des Erkennenden, der beständig in der Gewitterwolke der höchsten Probleme und der schwersten Verantwortlichkeiten lebt, leben muss (also ganz und gar nicht zuschauend, ausserhalb, gleichgültig, sicher, objektiv ...). Das Volk verehrt eine ganz andere Art Mensch, wenn es seinerseits sich ein Ideal des "Weisen" macht, und hat tausendfach Recht dazu, gerade dieser Art Mensch mit den besten Worten und Ehren zu huldigen: das sind die milden, ernst-einfältigen und keuschen Priester-Naturen und was ihnen verwandt ist,—denen gilt das Lob in jener Volks-Ehrfurcht vor der Weisheit. Und wem hätte das Volk auch Grund, dankbarer sich zu erweisen als diesen Männern, die zu ihm gehören und aus ihm kommen, aber wie Geweihte, Ausgelesene, seinem Wohl Geopferte—sie selber glauben sich Gott geopfert—, vor denen es ungestraft sein Herz ausschütten, an die es seine Heimlichkeiten, seine Sorgen und Schlimmeres loswerden kann (—denn der Mensch, der "sich mittheilt," wird sich selber los; und wer "bekannt" hat, vergisst). Hier gebietet eine grosse Nothdurft: es bedarf nämlich auch für den seelischen Unrath der Abzugsgräben und der reinlichen reinigenden Gewässer drin, es bedarf rascher Ströme der Liebe und starker demüthiger reiner Herzen, die zu einem solchen Dienste der nicht-öffentlichen Gesundheitspflege sich bereit machen und opfern—denn es ist eine Opferung, ein Priester ist und bleibt ein Menschenopfer ... Das Volk empfindet solche geopferte stillgewordne ernste Menschen des "Glaubens" als weise, das heisst als Wissend-Gewordene, als "Sichere" im Verhältniss zur eigenen Unsicherheit: wer würde ihm das Wort und diese Ehrfurcht nehmen mögen?— Aber, wie es umgekehrt billig ist, unter Philosophen gilt auch ein Priester immer noch als "Volk" und nicht als Wissender, vor Allem, weil sie selbst nicht an "Wissende" glauben und eben in diesem Glauben und Aberglauben schon "Volk" riechen. Die Bescheidenheit war es, welche in Griechenland das Wort "Philosoph" erfunden hat und den prachtvollen Uebermuth, sich weise zu nennen, den Schauspielern des Geistes überliess,—die Bescheidenheit solcher Ungethüme von Stolz und Selbstherrlichkeit, wie Pythagoras, wie Plato—.
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Inwiefern Moral kaum entbehrlich ist.— Der nackte Mensch ist im Allgemeinen ein schändlicher Anblick—ich rede von uns Europäern (und nicht einmal von den Europäerinnen!) Angenommen, die froheste Tischgesellschaft sähe sich plötzlich durch die Tücke eines Zauberers enthüllt und ausgekleidet, ich glaube, dass nicht nur der Frohsinn dahin und der stärkste Appetit entmuthigt wäre,—es scheint, wir Europäer können jener Maskerade durchaus nicht entbehren, die Kleidung heisst. Sollte aber die Verkleidung der "moralischen Menschen," ihre Verhüllung unter moralische Formeln und Anstandsbegriffe, das ganze wohlwollende Verstecken unserer Handlungen unter die Begriffe Pflicht, Tugend, Gemeinsinn, Ehrenhaftigkeit, Selbstverleugnung nicht seine ebenso guten Gründe haben? Nicht dass ich vermeinte, hierbei sollte etwa die menschliche Bosheit und Niederträchtigkeit, kurz das schlimme wilde Thier in uns vermummt werden; mein Gedanke ist umgekehrt, dass wir gerade als zahme Thiereschön zu sein—). Der Europäer verkleidet sich in die Moral, weil er ein krankes, kränkliches, krüppelhaftes Thier geworden ist, das gute Gründe hat, "zahm" zu sein, weil er beinahe eine Missgeburt, etwas Halbes, Schwaches, Linkisches ist.... Nicht die Furchtbarkeit des Raubthiers findet eine moralische Verkleidung nöthig, sondern das Heerdenthier mit seiner tiefen Mittelmässigkeit, Angst und Langenweile an sich selbst. Moral putzt den Europäer auf—gestehen wir es ein!—in's Vornehmere, Bedeutendere, Ansehnlichere, in's "Göttliche" —
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Vom Ursprung der Religionen.— Die eigentliche Erfindung der Religionsstifter ist einmal: eine bestimmte Art Leben und Alltag der Sitte anzusetzen, welche als disciplina voluntatis wirkt und zugleich die Langeweile wegschafft; sodann: gerade diesem Leben eine Interpretation zu geben, vermöge deren es vom höchsten Werthe umleuchtet scheint, so dass es nunmehr zu einem Gute wird, für das man kämpft und, unter Umständen, sein Leben lässt. In Wahrheit ist von diesen zwei Erfindungen die zweite die wesentlichere: die erste, die Lebensart, war gewöhnlich schon da, aber neben andren Lebensarten und ohne Bewusstsein davon, was für ein Werth ihr innewohne. Die Bedeutung, die Originalität des Religionsstifters kommt gewöhnlich darin zu Tage, dass er sie sieht, dass er sie auswählt, dass er zum ersten Male erräth, wozu sie gebraucht, wie sie interpretirt werden kann. Jesus (oder Paulus) zum Beispiel fand das Leben der kleinen Leute in der römischen Provinz vor, ein bescheidenes tugendhaftes gedrücktes Leben: er legte es aus, er legte den höchsten Sinn und Werth hinein—und damit den Muth, jede andre Art Leben zu verachten, den stillen Herrenhuter-Fanatismus, das heimliche unterirdische Selbstvertrauen, welches wächst und wächst und endlich bereit ist, "die Welt zu überwinden" (das heisst Rom und die höheren Stände im ganzen Reiche). Buddha insgleichen fand jene Art Menschen vor, und zwar zerstreut unter alle Stände und gesellschaftliche Stufen seines Volks, welche aus Trägheit gut und gütig (vor Allem inoffensiv) sind, die, ebenfalls aus Trägheit, abstinent, beinahe bedürfnisslos leben: er verstand, wie eine solche Art Menschen mit Unvermeidlichkeit, mit der ganzen vis inertiae, in einen Glauben hineinrollen müsse, der die Wiederkehr der irdischen Mühsal (das heisst der Arbeit, des Handelns überhaupt) zu verhüten verspricht,—dies "Verstehen" war sein Genie. Zum Religionsstifter gehört psychologische Unfehlbarkeit im Wissen um eine bestimmte Durchschnitts-Art von Seelen, die sich noch nicht als zusammengehörig erkannt haben. Er ist es, der sie zusammenbringt; die Gründung einer Religion wird insofern immer zu einem langen Erkennungs-Feste.—
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Vom "Genius der Gattung."— Das Problem des Bewusstseins (richtiger: des Sich-Bewusst-Werdens) tritt erst dann vor uns hin, wenn wir zu begreifen anfangen, inwiefern wir seiner entrathen könnten: und an diesen Anfang des Begreifens stellt uns jetzt Physiologie und Tiergeschichte (welche also zwei Jahrhunderte nöthig gehabt haben, um den vorausfliegenden Argwohn Leibnitzens einzuholen). Wir könnten nämlich denken, fühlen, wollen, uns erinnern, wir könnten ebenfalls "handeln" in jedem Sinne des Wortes: und trotzdem brauchte das Alles nicht uns "in's Bewusstsein zu treten" (wie man im Bilde sagt). Das ganze Leben wäre möglich, ohne dass es sich gleichsam im Spiegel sähe: wie ja thatsächlich auch jetzt noch bei uns der bei weitem überwiegende Theil dieses Lebens sich ohne diese Spiegelung abspielt—, und zwar auch unsres denkenden, fühlenden, wollenden Lebens, so beleidigend dies einem älteren Philosophen klingen mag. Wozu überhaupt Bewusstsein, wenn es in der Hauptsache überflüssig ist?— Nun scheint mir, wenn man meiner Antwort auf diese Frage und ihrer vielleicht ausschweifenden Vermuthung Gehör geben will, die Feinheit und Stärke des Bewusstseins immer im Verhältniss zur Mittheilungs-Fähigkeit eines Menschen (oder Thiers) zu stehn, die Mittheilungs-Fähigkeit wiederum im Verhältniss zur Mittheilungs-Bedürftigkeit: letzteres nicht so verstanden, als ob gerade der einzelne Mensch selbst, welcher gerade Meister in der Mittheilung und Verständlichmachung seiner Bedürfnisse ist, zugleich auch mit seinen Bedürfnissen am meisten auf die Andern angewiesen sein müsste. Wohl aber scheint es mir so in Bezug auf ganze Rassen und Geschlechter-Ketten zu stehn: wo das Bedürfniss, die Noth die Menschen lange gezwungen hat, sich mitzutheilen, sich gegenseitig rasch und fein zu verstehen, da ist endlich ein Ueberschuss dieser Kraft und Kunst der Mittheilung da, gleichsam ein Vermögen, das sich allmählich aufgehäuft hat und nun eines Erben wartet, der es verschwenderisch ausgiebt (—die sogenannten Künstler sind diese Erben, insgleichen die Redner, Prediger, Schriftsteller, Alles Menschen, welche immer am Ende einer langen Kette kommen, "Spätgeborne" jedes Mal, im besten Verstande des Wortes, und, wie gesagt, ihrem Wesen nach Verschwender). Gesetzt, diese Beobachtung ist richtig, so darf ich zu der Vermuthung weitergehn, dass Bewusstsein überhaupt sich nur unter dem Druck des Mittheilungs-Bedürfnisses entwickelt hat,—dass es von vornherein nur zwischen Mensch und Mensch (zwischen Befehlenden und Gehorchenden in Sonderheit) nöthig war, nützlich war, und auch nur im Verhältniss zum Grade dieser Nützlichkeit sich entwickelt hat. Bewusstsein ist eigentlich nur ein Verbindungsnetz zwischen Mensch und Mensch,—nur als solches hat es sich entwickeln müssen: der einsiedlerische und raubthierhafte Mensch hätte seiner nicht bedurft. Dass uns unsre Handlungen, Gedanken, Gefühle, Bewegungen selbst in's Bewusstsein kommen—wenigstens ein Theil derselben—, das ist die Folge eines furchtbaren langen über dem Menschen waltenden "Muss": er brauchte, als das gefährdetste Thier, Hülfe, Schutz, er brauchte Seines-Gleichen, er musste seine Noth auszudrücken, sich verständlich zu machen wissen—und zu dem Allen hatte er zuerst "Bewusstsein" nöthig, also selbst zu "wissen" was ihm fehlt, zu "wissen," wie es ihm zu Muthe ist, zu "wissen," was er denkt. Denn nochmals gesagt: der Mensch, wie jedes lebende Geschöpf, denkt immerfort, aber weiss es nicht; das bewusst werdende Denken ist nur der kleinste Theil davon, sagen wir: der oberflächlichste, der schlechteste Theil:—denn allein dieses bewusste Denken geschieht in Worten, das heisst in Mittheilungszeichen, womit sich die Herkunft des Bewusstseins selber aufdeckt. Kurz gesagt, die Entwicklung der Sprache und die Entwicklung des Bewusstseins (nicht der Vernunft, sondern allein des Sichbewusst-werdens der Vernunft) gehen Hand in Hand. Man nehme hinzu, dass nicht nur die Sprache zur Brücke zwischen Mensch und Mensch dient, sondern auch der Blick, der Druck, die Gebärde; das Bewusstwerden unserer Sinneseindrücke bei uns selbst, die Kraft, sie fixiren zu können und gleichsam ausser uns zu stellen, hat in dem Maasse zugenommen, als die Nöthigung wuchs, sie Andern durch Zeichen zu übermitteln. Der Zeichen-erfindende Mensch ist zugleich der immer schärfer seiner selbst bewusste Mensch; erst als sociales Thier lernte der Mensch seiner selbst bewusst werden,—er thut es noch, er thut es immer mehr.— Mein Gedanke ist, wie man sieht: dass das Bewusstsein nicht eigentlich zur Individual-Existenz des Menschen gehört, vielmehr zu dem, was an ihm Gemeinschafts- und Heerden-Natur ist; dass es, wie daraus folgt, auch nur in Bezug auf Gemeinschafts- und Heerden-Nützlichkeit fein entwickelt ist, und dass folglich Jeder von uns, beim besten Willen, sich selbst so individuell wie möglich zu verstehen, "sich selbst zu kennen," doch immer nur gerade das Nicht-Individuelle an sich zum Bewusstsein bringen wird, sein "Durchschnittliches,"—dass unser Gedanke selbst fortwährend durch den Charakter des Bewusstseins—durch den in ihm gebietenden "Genius der Gattung"—gleichsam majorisirt und in die Heerden-Perspektive zurück-übersetzt wird. Unsre Handlungen sind im Grunde allesammt auf eine unvergleichliche Weise persönlich, einzig, unbegrenzt-individuell, es ist kein Zweifel; aber sobald wir sie in's Bewusstsein übersetzen, scheinen sie es nicht mehr ... Diess ist der eigentliche Phänomenalismus und Perspektivismus, wie ich ihn verstehe: die Natur des thierischen Bewusstseins bringt es mit sich, dass die Welt, deren wir bewusst werden können, nur eine Oberflächen- und Zeichenwelt ist, eine verallgemeinerte, eine vergemeinerte Welt,—dass Alles, was bewusst wird, ebendamit flach, dünn, relativ-dumm, generell, Zeichen, Heerden-Merkzeichen wird, dass mit allem Bewusstwerden eine grosse gründliche Verderbniss, Fälschung, Veroberflächlichung und Generalisation verbunden ist. Zuletzt ist das wachsende Bewusstsein eine Gefahr; und wer unter den bewusstesten Europäern lebt, weiss sogar, dass es eine Krankheit ist. Es ist, wie man erräth, nicht der Gegensatz von Subjekt und Objekt, der mich hier angeht: diese Unterscheidung überlasse ich den Erkenntnisstheoretikern, welche in den Schlingen der Grammatik (der Volks-Metaphysik) hängen geblieben sind. Es ist erst recht nicht der Gegensatz von "Ding an sich" und Erscheinung: denn wir "erkennen" bei weitem nicht genug, um auch nur so scheiden zu dürfen. Wir haben eben gar kein Organ für das Erkennen, für die "Wahrheit": wir "wissen" (oder glauben oder bilden uns ein) gerade so viel als es im Interesse der Menschen-Heerde, der Gattung, nützlich sein mag: und selbst, was hier "Nützlichkeit" genannt wird, ist zuletzt auch nur ein Glaube, eine Einbildung und vielleicht gerade jene verhängnissvollste Dummheit, an der wir einst zu Grunde gehn.
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Der Ursprung unsres Begriffs "Erkenntniss."— Ich nehme diese Erklärung von der Gasse; ich hörte Jemanden aus dem Volke sagen "er hat mich erkannt"—: dabei fragte ich mich: was versteht eigentlich das Volk unter Erkenntniss? was will es, wenn es "Erkenntniss" will? Nichts weiter als dies: etwas Fremdes soll auf etwas Bekanntes zurückgeführt werden. Und wir Philosophen—haben wir unter Erkenntniss eigentlich mehr verstanden? Das Bekannte, das heisst: das woran wir gewöhnt sind, so dass wir uns nicht mehr darüber wundern, unser Alltag, irgend eine Regel, in der wir stecken, Alles und Jedes, in dem wir uns zu Hause wissen:—wie? ist unser Bedürfniss nach Erkennen nicht eben dies Bedürfniss nach Bekanntem, der Wille, unter allem Fremden, Ungewöhnlichen, Fragwürdigen Etwas aufzudecken, das uns nicht mehr beunruhigt? Sollte es nicht der Instinkt der Furcht sein, der uns erkennen heisst? Sollte das Frohlocken des Erkennenden nicht eben das Frohlocken des wieder erlangten Sicherheitsgefühls sein? ... Dieser Philosoph wähnte die Welt "erkannt," als er sie auf die "Idee" zurückgeführt hatte: ach, war es nicht deshalb, weil ihm die "Idee" so bekannt, so gewohnt war? weil er sich so wenig mehr vor der "Idee" fürchtete?— Oh über diese Genügsamkeit der Erkennenden! man sehe sich doch ihre Principien und Welträthsel-Lösungen darauf an! Wenn sie Etwas an den Dingen, unter den Dingen, hinter den Dingen wiederfinden, das uns leider sehr bekannt ist, zum Beispiel unser Einmaleins oder unsre Logik oder unser Wollen und Begehren, wie glücklich sind sie sofort! Denn was bekannt ist, ist "erkannt": darin stimmen sie überein. Auch die Vorsichtigsten unter ihnen meinen, zum Mindesten sei das Bekannte leichter erkennbar als das Fremde; es sei zum Beispiel methodisch geboten, von der "inneren Welt," von den "Thatsachen des Bewusstseins" auszugehen, weil sie die uns bekanntere Welt sei! Irrthum der Irrthümer! Das Bekannte ist das Gewohnte; und das Gewohnte ist am schwersten zu "erkennen," das heisst als Problem zu sehen, das heisst als fremd, als fern, als "ausser uns" zu sehn ... Die grosse Sicherheit der natürlichen Wissenschaften im Verhältniss zur Psychologie und Kritik der Bewusstseins-Elemente—unnatürlichen Wissenschaften, wie man beinahe sagen dürfte—ruht gerade darauf, dass sie das Fremde als Objekt nehmen: während es fast etwas Widerspruchsvolles und Widersinniges ist, das Nicht-Fremde überhaupt als Objekt nehmen zu wollen ...
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Inwiefern es in Europa immer "künstlerischer" zugehn wird.— Die Lebens-Fürsorge zwingt auch heute noch—in unsrer Uebergangszeit, wo so Vieles aufhört zu zwingen—fast allen männlichen Europäern eine bestimmte Rolle auf, ihren sogenannten Beruf; Einigen bleibt dabei die Freiheit, eine anscheinende Freiheit, diese Rolle selbst zu wählen, den Meisten wird sie gewählt. Das Ergebniss ist seltsam genug: fast alle Europäer verwechseln sich in einem vorgerückteren Alter mit ihrer Rolle, sie selbst sind die Opfer ihres, "guten Spiels," sie selbst haben vergessen, wie sehr Zufall, Laune, Willkür damals über sie verfügt haben, als sich ihr "Beruf" entschied—und wie viele andre Rollen sie vielleicht hätten spielen können: denn es ist nunmehr zu spät! Tiefer angesehn, ist aus der Rolle wirklich Charakter geworden, aus der Kunst Natur. Es gab Zeitalter, in denen man mit steifer Zuversichtlichkeit, ja mit Frömmigkeit an seine Vorherbestimmung für gerade dies Geschäft, gerade diesen Broderwerb glaubte und den Zufall darin, die Rolle, das Willkürliche schlechterdings nicht anerkennen wollte: Stände, Zünfte, erbliche Gewerbs-Vorrechte haben mit Hülfe dieses Glaubens es zu Stände gebracht, jene Ungeheuer von breiten Gesellschafts-Thürmen aufzurichten, welche das Mittelalter auszeichnen und denen jedenfalls Eins nachzurühmen bleibt: Dauerfähigkeit (—und Dauer ist auf Erden ein Werth ersten Ranges!). Aber es giebt umgekehrte Zeitalter, die eigentlich demokratischen, wo man diesen Glauben mehr und mehr verlernt und ein gewisser kecker Glaube und Gesichtspunkt des Gegentheils in den Vordergrund tritt, jener Athener-Glaube, der in der Epoche des Perikles zuerst bemerkt wird, jener Amerikaner-Glaube von heute, der immer mehr auch Europäer-Glaube werden will: wo der Einzelne überzeugt ist, ungefähr Alles zu können, ungefähr jeder Rolle gewachsen zu sein, wo Jeder mit sich versucht, improvisirt, neu versucht, mit Lust versucht, wo alle Natur aufhört und Kunst wird ... Die Griechen, erst in diesen Rollen-Glauben—einen Artisten-Glauben, wenn man will—eingetreten, machten, wie bekannt, Schritt für Schritt eine wunderliche und nicht in jedem Betracht nachahmenswerthe Verwandlung durch: sie wurden wirklich Schauspieler; als solche bezauberten sie, überwanden sie alle Welt und zuletzt selbst die "Weltüberwinderin" (denn der Graeculus histrio hat Rom besiegt, und nicht, wie die Unschuldigen zu sagen pflegen, die griechische Cultur...). Aber was ich fürchte, was man heute schon mit Händen greift, falls man Lust hätte, darnach zu greifen, wir modernen Menschen sind ganz schon auf dem gleichen Wege; und jedes Mal, wenn der Mensch anfängt zu entdecken, inwiefern er eine Rolle spielt und inwieweit er Schauspieler sein kann, wird er Schauspieler ... Damit kommt dann eine neue Flora und Fauna von Menschen herauf, die in festeren, beschränkteren Zeitaltern nicht wachsen können—oder "unten" gelassen werden, unter dem Banne und Verdachte der Ehrlosigkeit—, es kommen damit jedes Mal die interessantesten und tollsten Zeitalter der Geschichte herauf, in denen die "Schauspieler," alle Arten Schauspieler, die eigentlichen Herren sind. Eben dadurch wird eine andre Gattung Mensch immer tiefer benachtheiligt, endlich unmöglich gemacht, vor Allem die grossen "Baumeister"; jetzt erlahmt die bauende Kraft; der Muth, auf lange Fernen hin Pläne zu machen, wird entmuthigt; die organisatorischen Genies fangen an zu fehlen:—wer wagt es nunmehr noch, Werke zu unternehmen, zu deren Vollendung man auf Jahrtausende rechnen müsste? Es stirbt eben jener Grundglaube aus, auf welchen hin Einer dergestalt rechnen, versprechen, die Zukunft im Plane vorwegnehmen, seinem Plane zum Opfer bringen kann, dass nämlich der Mensch nur insofern Werth hat, Sinn hat, als er ein Stein in einem grossen Baue ist: wozu er zuallererst fest sein muss, "Stein" sein muss ... Vor Allem nicht—Schauspieler! Kurz gesagt—ach, es wird lang genug noch verschwiegen werden!—was von nun an nicht mehr gebaut wird, nicht mehr gebaut werden kann, das ist—eine Gesellschaft im alten Verstande des Wortes; um diesen Bau zu bauen, fehlt Alles, voran das Material. Wir Alle sind kein Material mehr für eine Gesellschaft: das ist eine Wahrheit, die an der Zeit ist! Es dünkt mich gleichgültig, dass einstweilen noch die kurzsichtigste, vielleicht ehrlichste, jedenfalls lärmendste Art Mensch, die es heute giebt, unsre Herrn Socialisten, ungefähr das Gegentheil glaubt, hofft, träumt, vor Allem schreit und schreibt; man liest ja ihr Zukunftswort "freie Gesellschaft" bereits auf allen Tischen und Wänden. Freie Gesellschaft? Ja! Ja! Aber ihr wisst doch, ihr Herren, woraus man die baut? Aus hölzernem Eisen! Aus dem berühmten hölzernen Eisen! Und noch nicht einmal aus hölzernem ...
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Zum alten Probleme: "was ist deutsch?"— Man rechne bei sich die eigentlichen Errungenschaften des philosophischen Gedankens nach, welche deutschen Köpfen verdankt werden: sind sie in irgend einem erlaubten Sinne auch noch der ganzen Rasse zu Gute zu rechnen? Dürfen wir sagen: sie sind zugleich das Werk der "deutschen Seele," mindestens deren Symptom, in dem Sinne, in welchem wir etwa Plato's Ideomanie, seinen fast religiösen Formen-Wahnsinn zugleich als ein Ereigniss und Zeugniss der "griechischen Seele" zu nehmen gewohnt sind? Oder wäre das Umgekehrte wahr? wären sie gerade so individuell, so sehr Ausnahme vom Geiste der Rasse, wie es zum Beispiel Goethe's Heidenthum mit gutem Gewissen war? Oder wie es Bismarck's Macchiavellismus mit gutem Gewissen, seine sogenannte Realpolitik unter Deutschen ist? Widersprächen unsre Philosophen vielleicht sogar dem Bedürfnisse der "deutschen Seele"? Kurz, waren die deutschen Philosophen wirklich—philosophische Deutsche?— Ich erinnere an drei Fälle. Zuerst an Leibnitzens unvergleichliche Einsicht, mit der er nicht nur gegen Descartes, sondern gegen Alles, was bis zu ihm philosophirt hatte, Recht bekam,—dass die Bewusstheit nur ein Accidens der Vorstellung ist, nicht deren nothwendiges und wesentliches Attribut, dass also das, was wir Bewusstsein nennen, nur einen Zustand unsrer geistigen und seelischen Welt ausmacht (vielleicht einen krankhaften Zustand) und bei weitem nicht sie selbst:—ist an diesem Gedanken, dessen Tiefe auch heute noch nicht ausgeschöpft ist, etwas Deutsches? Giebt es einen Grund zu muthmaassen, dass nicht leicht ein Lateiner auf diese Umdrehung des Augenscheins verfallen sein würde?—denn es ist eine Umdrehung. Erinnern wir uns zweitens an Kant's ungeheures Fragezeichen, welches er an den Begriff "Causalität" schrieb,—nicht dass er wie Hume dessen Recht überhaupt bezweifelt hätte: er begann vielmehr vorsichtig das Reich abzugrenzen, innerhalb dessen dieser Begriff überhaupt Sinn hat (man ist auch jetzt noch nicht mit dieser Grenzabsteckung fertig geworden). Nehmen wir drittens den erstaunlichen Griff Hegel's, der damit durch alle logischen Gewohnheiten und Verwöhnungen durchgriff, als er zu lehren wagte, dass die Artbegriffe sich aus einander entwickeln: mit welchem Satze die Geister in Europa zur letzten grossen wissenschaftlichen Bewegung präformirt wurden, zum Darwinismus—denn ohne Hegel kein Darwin. Ist an dieser Hegelschen Neuerung, die erst den entscheidenden Begriff "Entwicklung" in die Wissenschaft gebracht hat, etwas Deutsches?— Ja, ohne allen Zweifel: in allen drei Fällen fühlen wir Etwas von uns selbst "aufgedeckt" und errathen und sind dankbar dafür und überrascht zugleich, jeder dieser drei Sätze ist ein nachdenkliches Stück deutscher Selbsterkenntniss, Selbsterfahrung, Selbsterfassung. "Unsre innre Welt ist viel reicher, umfänglicher, verborgener," so empfinden wir mit Leibnitz; als Deutsche zweifeln wir mit Kant an der Letztgültigkeit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und überhaupt an Allem, was sich causaliter erkennen lässt: das Erkennbare scheint uns als solches schon geringeren Werthes. Wir Deutsche sind Hegelianer, auch, wenn es nie einen Hegel gegeben hätte, insofern wir (im Gegensatz zu allen Lateinern) dem Werden, der Entwicklung instinktiv einen tieferen Sinn und reicheren Werth zumessen als dem, was "ist"—wir glauben kaum an die Berechtigung des Begriffs "Sein"—; ebenfalls insofern wir unsrer menschlichen Logik nicht geneigt sind einzuräumen, dass sie die Logik an sich, die einzige Art Logik sei (wir möchten vielmehr uns überreden, dass sie nur ein Spezialfall sei, und vielleicht einer der wunderlichsten und dümmsten—). Eine vierte Frage wäre, ob auch Schopenhauer mit seinem Pessimismus, das heisst dem Problem vom Werth des Daseins, gerade ein Deutscher gewesen sein müsste. Ich glaube nicht. Das Ereigniss, nach welchem dies Problem mit Sicherheit zu erwarten stand, so dass ein Astronom der Seele Tag und Stunde dafür hätte ausrechnen können, der Niedergang des Glaubens an den christlichen Gott, der Sieg des wissenschaftlichen Atheismus, ist ein gesammt-europäisches Ereigniss, an dem alle Rassen ihren Antheil von Verdienst und Ehre haben sollen. Umgekehrt wäre gerade den Deutschen zuzurechnen—jenen Deutschen, mit welchen Schopenhauer gleichzeitig lebte—, diesen Sieg des Atheismus am längsten und gefährlichsten verzögert zu haben; Hegel namentlich war sein Verzögerer par excellence, gemäss dem grandiosen Versuche, den er machte, uns zur Göttlichkeit des Daseins zu allerletzt noch mit Hülfe unsres sechsten Sinnes, des "historischen Sinnes" zu überreden. Schopenhauer war als Philosoph der erste eingeständliche und unbeugsame Atheist, den wir Deutschen gehabt haben: seine Feindschaft gegen Hegel hatte hier ihren Hintergrund. Die Ungöttlichkeit des Daseins galt ihm als etwas Gegebenes, Greifliches, Undiskutirbares; er verlor jedes Mal seine Philosophen-Besonnenheit und gerieth in Entrüstung, wenn er Jemanden hier zögern und Umschweife machen sah. An dieser Stelle liegt seine ganze Rechtschaffenheit: der unbedingte redliche Atheismus ist eben die Voraussetzung seiner Problemstellung, als ein endlich und schwer errungener Sieg des europäischen Gewissens, als der folgenreichste Akt einer zweitausendjährigen Zucht zur Wahrheit, welche am Schlusse sich die Lüge im Glauben an Gott verbietet ... Man sieht, was eigentlich über den christlichen Gott gesiegt hat: die christliche Moralität selbst, der immer strenger genommene Begriff der Wahrhaftigkeit, die Beichtväter-Feinheit des christlichen Gewissens, übersetzt und sublimirt zum wissenschaftlichen Gewissen, zur intellektuellen Sauberkeit um jeden Preis. Die Natur ansehn, als ob sie ein Beweis für die Güte und Obhut eines Gottes sei; die Geschichte interpretiren zu Ehren einer göttlichen Vernunft, als beständiges Zeugniss einer sittlichen Weltordnung und sittlicher Schlussabsichten; die eigenen Erlebnisse auslegen, wie sie fromme Menschen lange genug ausgelegt haben, wie als ob Alles Fügung, Alles Wink, Alles dem Heil der Seele zu Liebe ausgedacht und geschickt sei: das ist nunmehr vorbei, das hat das Gewissen gegen sich, das gilt allen feineren Gewissen als unanständig, unehrlich, als Lügnerei, Femininismus, Schwachheit, Feigheit,—mit dieser Strenge, wenn irgend womit, sind wir eben gute Europäer und Erben von Europa's längster und tapferster Selbstüberwindung. Indem wir die christliche Interpretation dergestalt von uns stossen und ihren "Sinn" wie eine Falschmünzerei verurtheilen, kommt nun sofort auf eine furchtbare Weise die Schopenhauerische Frage zu uns: hat denn das Dasein überhaupt einen Sinn?—jene Frage, die ein paar Jahrhunderte brauchen wird, um auch nur vollständig und in alle ihre Tiefe hinein gehört zu werden. Was Schopenhauer selbst auf diese Frage geantwortet hat, war—man vergebe es mir—etwas Voreiliges, Jugendliches, nur eine Abfindung, ein Stehen- und Steckenbleiben in eben den christlich-asketischen Moral-Perspektiven, welchen, mit dem Glauben an Gott, der Glaube gekündigt war ... Aber er hat die Frage gestellt—als ein guter Europäer, wie gesagt, und nicht als Deutscher.— Oder hätten etwa die Deutschen, wenigstens mit der Art, in welcher sie sich der Schopenhauerischen Frage bemächtigten, ihre innere Zugehörigkeit und Verwandtschaft, ihre Vorbereitung, ihr Bedürfniss nach seinem Problem bewiesen? Dass nach Schopenhauer auch in Deutschland—übrigens spät genug!—über das von ihm aufgestellte Problem gedacht und gedruckt worden ist, reicht gewiss nicht aus, zu Gunsten dieser engeren Zugehörigkeit zu entscheiden; man könnte selbst die eigenthümliche Ungeschicktheit dieses Nach-Schopenhauerischen Pessimismus dagegen geltend machen,—die Deutschen benahmen sich ersichtlich nicht dabei wie in ihrem Elemente. Hiermit spiele ich ganz und gar nicht auf Eduard von Hartmann an; im Gegentheil, mein alter Verdacht ist auch heute noch nicht gehoben, dass er für uns zu geschickt ist, ich will sagen, dass er als arger Schalk von Anbeginn sich vielleicht nicht nur über den deutschen Pessimismus lustig gemacht hat,—dass er am Ende etwa gar es den Deutschen testamentarisch "vermachen" könnte, wie weit man sie selbst, im Zeitalter der Gründungen, hat zum Narren haben können. Aber ich frage: soll man vielleicht den alten Brummkreisel Bahnsen den Deutschen zu Ehren rechnen, der sich mit Wollust sein Leben lang um sein realdialektisches Elend und "persönliches Pech" gedreht hat,—wäre etwa das gerade deutsch? (ich empfehle anbei seine Schriften, wozu ich sie selbst gebraucht habe, als antipessimistische Kost, namentlich um seiner elegantiae psychologicae willen, mit denen, wie mich dünkt, auch dem verstopftesten Leibe und Gemüthe beizukommen ist). Oder dürfte man solche Dilettanten und alte Jungfern, wie den süsslichen Virginitäts-Apostel Mainländer unter die rechten Deutschen zählen? Zuletzt wird es ein Jude gewesen sein (—alle Juden werden süsslich, wenn sie moralisiren). Weder Bahnsen, noch Mainländer, noch gar Eduard von Hartmann geben eine sichere Handhabe für die Frage ab, ob der Pessimismus Schopenhauer's, sein entsetzter Blick in eine entgöttlichte, dumm, blind, verrückt und fragwürdig gewordene Welt, sein ehrliches Entsetzen ... nicht nur ein Ausnahme-Fall unter Deutschen, sondern ein deutsches Ereigniss gewesen ist: während Alles, was sonst im Vordergrunde steht, unsre tapfre Politik, unsre fröhliche Vaterländerei, welche entschlossen genug alle Dinge auf ein wenig philosophisches Princip hin ("Deutschland, Deutschland über Alles") betrachtet, also sub specie speciei, nämlich der deutschen species, mit grosser Deutlichkeit das Gegentheil bezeugt. Nein! die Deutschen von heute sind keine Pessimisten! Und Schopenhauer war Pessimist, nochmals gesagt, als guter Europäer und nicht als Deutscher. —
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Der Bauernaufstand des Geistes.— Wir Europäer befinden uns im Anblick einer ungeheuren Trümmerwelt, wo Einiges noch hoch ragt, wo Vieles morsch und unheimlich dasteht, das Meiste aber schon am Boden liegt, malerisch genug—wo gab es je schönere Ruinen?—und überwachsen mit grossein und kleinem Unkraute. Die Kirche ist diese Stadt des Untergangs: wir sehen die religiöse Gesellschaft des Christenthums bis in die untersten Fundamente erschüttert,—der Glaube an Gott ist umgestürzt, der Glaube an das christlich-asketische Ideal kämpft eben noch seinen letzten Kampf. Ein solches lang und gründlich gebautes Werk wie das Christenthum—es war der letzte Römerbau!—konnte freilich nicht mit Einem Male zerstört werden; alle Art Erdbeben hat da rütteln, alle Art Geist, die anbohrt, gräbt, nagt, feuchtet, hat da helfen müssen. Aber was das Wunderlichste ist: Die, welche sich am meisten darum bemüht haben, das Christenthum zu halten, zu erhalten, sind gerade seine besten Zerstörer geworden,—die Deutschen. Es scheint, die Deutschen verstehen das Wesen einer Kirche nicht. Sind sie dazu nicht geistig genug? nicht misstrauisch genug? Der Bau der Kirche ruht jedenfalls auf einer südländischen Freiheit und Freisinnigkeit des Geistes und ebenso auf einem südländischen Verdachte gegen Natur, Mensch und Geist,—er ruht auf einer ganz andren Kenntniss des Menschen, Erfahrung vom Menschen, als der Norden gehabt hat. Die Lutherische Reformation war in ihrer ganzen Breite die Entrüstung der Einfalt gegen etwas "Vielfältiges," um vorsichtig zu reden, ein grobes biederes Missverständniss, an dem Viel zu verzeihen ist,—man begriff den Ausdruck einer siegreichen Kirche nicht und sah nur Corruption, man missverstand die vornehme Skepsis, jenen Luxus von Skepsis und Toleranz, welchen sich jede siegreiche selbstgewisse Macht gestattet ... Man übersieht heute gut genug, wie Luther in allen kardinalen Fragen der Macht verhängnissvoll kurz, oberflächlich, unvorsichtig angelegt war, vor Allem als Mann aus dem Volke, dem alle Erbschaft einer herrschenden Kaste, aller Instinkt für Macht abgieng: so dass sein Werk, sein Wille zur Wiederherstellung jenes Römer-Werks, ohne dass er es wollte und wusste, nur der Anfang eines Zerstörungswerks wurde. Er dröselte auf, er riss zusammen, mit ehrlichem Ingrimme, wo die alte Spinne am sorgsamsten und längsten gewoben hatte. Er lieferte die heiligen Bücher an Jedermann aus,—damit geriethen sie endlich in die Hände der Philologen, das heisst der Vernichter jeden Glaubens, der auf Büchern ruht. Er zerstörte den Begriff "Kirche," indem er den Glauben an die Inspiration der Concilien wegwarf: denn nur unter der Voraussetzung, dass der inspirirende Geist, der die Kirche gegründet hat, in ihr noch lebe, noch baue, noch fortfahre, sein Haus zu bauen, behält der Begriff "Kirche" Kraft. Er gab dem Priester den Geschlechtsverkehr mit dem Weibe zurück: aber drei Viertel der Ehrfurcht, deren das Volk, vor Allem das Weib aus dem Volke fähig ist, ruht auf dem Glauben, dass ein Ausnahme-Mensch in diesem Punkte auch in andren Punkten eine Ausnahme sein wird,—hier gerade hat der Volksglaube an etwas Uebermenschliches im Menschen, an das Wunder, an den erlösenden Gott im Menschen, seinen feinsten und verfänglichsten Anwalt. Luther musste dem Priester, nachdem er ihm das Weib gegeben hatte, die Ohrenbeichte nehmen, das war psychologisch richtig: aber damit war im Grunde der christliche Priester selbst abgeschafft, dessen tiefste Nützlichkeit immer die gewesen ist, ein heiliges Ohr, ein verschwiegener Brunnen, ein Grab für Geheimnisse zu sein. "Jedermann sein eigner Priester"—hinter solchen Formeln und ihrer bäurischen Verschlagenheit versteckte sich bei Luther der abgründliche Hass auf den "höheren Menschen" und die Herrschaft des "höheren Menschen," wie ihn die Kirche concipirt hatte:—er zerschlug ein Ideal, das er nicht zu erreichen wusste, während er die Entartung dieses Ideals zu bekämpfen und zu verabscheuen schien. Thatsächlich stiess er, der unmögliche Mönch, die Herrschaft der homines religiosi von sich; er machte also gerade Das selber innerhalb der kirchlichen Gesellschafts-Ordnung, was er in Hinsicht auf die bürgerliche Ordnung so unduldsam bekämpfte,—einen "Bauernaufstand."— Was hinterdrein Alles aus seiner Reformation gewachsen ist, Gutes und Schlimmes, und heute ungefähr überrechnet werden kann,—wer wäre wohl naiv genug, Luthern um dieser Folgen willen einfach zu loben oder zu tadeln? Er ist an Allem unschuldig, er wusste nicht was er that. Die Verflachung des europäischen Geistes, namentlich im Norden, seine Vergutmüthigung, wenn man's lieber mit einem moralischen Worte bezeichnet hört, that mit der Lutherischen Reformation einen tüchtigen Schritt vorwärts, es ist kein Zweifel; und ebenso wuchs durch sie die Beweglichkeit und Unruhe des Geistes, sein Durst nach Unabhängigkeit, sein Glaube an ein Recht auf Freiheit, seine "Natürlichkeit." Will man ihr in letzterer Hinsicht den Werth zugestehn, Das vorbereitet und begünstigt zu haben, was wir heute als "moderne Wissenschaft" verehren, so muss man freilich hinzufügen, dass sie auch an der Entartung des modernen Gelehrten mitschuldig ist, an seinem Mangel an Ehrfurcht, Scham und Tiefe, an der ganzen naiven Treuherzigkeit und Biedermännerei in Dingen der Erkenntniss, kurz an jenem Plebejismus des Geistes, der den letzten beiden Jahrhunderten eigenthümlich ist und von dem uns auch der bisherige Pessimismus noch keineswegs erlöst hat,—auch die, "modernen Ideen" gehören noch zu diesem Bauernaufstand des Nordens gegen den kälteren, zweideutigeren, misstrauischeren Geist des Südens, der sich in der christlichen Kirche sein grösstes Denkmal gebaut hat. Vergessen wir es zuletzt nicht, was eine Kirche ist, und zwar im Gegensatz zu jedem "Staate": eine Kirche ist vor Allem ein Herrschafts-Gebilde, das den geistigeren Menschen den obersten Rang sichert und an die Macht der Geistigkeit soweit glaubt, um sich alle gröberen Gewaltmittel zu verbieten,—damit allein ist die Kirche unter allen Umständen eine vornehmere Institution als der Staat. —
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Die Rache am Geist und andere Hintergründe der Moral.— Die Moral—wo glaubt ihr wohl, dass sie ihre gefährlichsten und tückischsten Anwälte hat?... Da ist ein missrathener Mensch, der nicht genug Geist besitzt, um sich dessen freuen zu können, und gerade Bildung genug, um das zu wissen; gelangweilt, überdrüssig, ein Selbstverächter; durch etwas ererbtes Vermögen leider noch um den letzten Trost betrogen, den "Segen der Arbeit," die Selbstvergessenheit im "Tagewerk"; ein Solcher, der sich seines Daseins im Grunde schämt—vielleicht herbergt er dazu ein paar kleine Laster—und andrerseits nicht umhin kann, durch Bücher, auf die er kein Recht hat, oder geistigere Gesellschaft als er verdauen kann, sich immer schlimmer zu verwöhnen und eitel-reizbar zu machen: ein solcher durch und durch vergifteter Mensch—denn Geist wird Gift, Bildung wird Gift, Besitz wird Gift, Einsamkeit wird Gift bei dergestalt Missrathenen—geräth schliesslich in einen habituellen Zustand der Rache, des Willens zur Rache ... was glaubt ihr wohl, dass er nöthig, unbedingt nöthig hat, um sich bei sich selbst den Anschein von Ueberlegenheit über geistigere Menschen, um sich die Lust der vollzogenen Rache, wenigstens für seine Einbildung, zu schaffen? Immer die Moralität, darauf darf man wetten, immer die grossen Moral-Worte, immer das Bumbum von Gerechtigkeit, Weisheit, Heiligkeit, Tugend, immer den Stoicismus der Gebärde (—wie gut versteckt der Stoicismus was Einer nicht hat!..), immer den Mantel des klugen Schweigens, der Leutseligkeit, der Milde, und wie alle die Idealisten-Mäntel heissen, unter denen die unheilbaren Selbstverächter, auch die unheilbar Eiteln, herum gehn. Man verstehe mich nicht falsch: aus solchen geborenen Feinden des Geistes entsteht mitunter jenes seltene Stück Menschthum, das vom Volke unter dem Namen des Heiligen, des Weisen verehrt wird; aus solchen Menschen kommen jene Unthiere der Moral her, welche Lärm machen, Geschichte machen,—der heilige Augustin gehört zu ihnen. Die Furcht vor dem Geist, die Rache am Geist—oh wie oft wurden diese triebkräftigen Laster schon zur Wurzel von Tugenden! Ja zur Tugend!— Und, unter uns gefragt, selbst jener Philosophen-Anspruch auf Weisheit, der hier und da einmal auf Erden gemacht worden ist, der tollste und unbescheidenste aller Ansprüche,—war er nicht immer bisher, in Indien, wie in Griechenland, vor Allem ein Versteck? Mitunter vielleicht im Gesichtspunkte der Erziehung, der so viele Lügen heiligt, als zarte Rücksicht auf Werdende, Wachsende, auf Jünger, welche oft durch den Glauben an die Person (durch einen Irrthum) gegen sich selbst vertheidigt werden müssen ... In den häufigeren Fällen aber ein Versteck des Philosophen, hinter welches er sich aus Ermüdung, Alter, Erkaltung, Verhärtung rettet, als Gefühl vom nahen Ende, als Klugheit jenes Instinkts, den die Thiere vor dem Tode haben,—sie gehen bei Seite, werden still, wählen die Einsamkeit, verkriechen sich in Höhlen, werden weise ... Wie? Weisheit ein Versteck des Philosophen vor—dem Geiste? —
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Zwei Arten Ursache, die man verwechselt.— Das erscheint mir als einer meiner wesentlichsten Schritte und Fortschritte: ich lernte die Ursache des Handelns unterscheiden von der Ursache des So- und So-Handelns, des In-dieser Richtung-, Auf-dieses Ziel hin-Handelns. Die erste Art Ursache ist ein Quantum von aufgestauter Kraft, welches darauf wartet, irgend wie, irgend wozu verbraucht zu werden; die zweite Art ist dagegen etwas an dieser Kraft gemessen ganz Unbedeutendes, ein kleiner Zufall zumeist, gemäss dem jenes Quantum sich nunmehr auf Eine und bestimmte Weise "auslöst": das Streichholz im Verhältniss zur Pulvertonne. Unter diese kleinen Zufälle und Streichhölzer rechne ich alle sogenannten "Zwecke," ebenso die noch viel sogenannteren "Lebensberufe": sie sind relativ beliebig, willkürlich, fast gleichgültig im Verhältniss zu dem ungeheuren Quantum Kraft, welches darnach drängt, wie gesagt, irgendwie aufgebraucht zu werden. Man sieht es gemeinhin anders an: man ist gewohnt, gerade in dem Ziele (Zwecke, Berufe u. s. w.) die treibende Kraft zu sehn, gemäss einem uralten Irrthume,—aber er ist nur die dirigirende Kraft, man hat dabei den Steuermann und den Dampf verwechselt. Und noch nicht einmal immer den Steuermann, die dirigirende Kraft ... Ist das "Ziel," der "Zweck" nicht oft genug nur ein beschönigender Vorwand, eine nachträgliche Selbstverblendung der Eitelkeit, die es nicht Wort haben will, dass das Schiff der Strömung folgt, in die es zufällig gerathen ist? Dass es dorthin "will," weil es dorthin—muss? Dass es wohl eine Richtung hat, aber ganz und gar—keinen Steuermann?— Man bedarf noch einer Kritik des Begriffs "Zweck."
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Vom Probleme des Schauspielers.— Das Problem des Schauspielers hat mich am längsten beunruhigt; ich war im Ungewissen darüber (und bin es mitunter jetzt noch), ob man nicht erst von da aus dem gefährlichen Begriff "Künstler"—einem mit unverzeihlicher Gutmüthigkeit bisher behandelten Begriff—beikommen wird. Die Falschheit mit gutem Gewissen; die Lust an der Verstellung als Macht herausbrechend, den sogenannten "Charakter" bei Seite schiebend, überfluthend, mitunter auslöschend; das innere Verlangen in eine Rolle und Maske, in einen Schein hinein; ein Ueberschuss von Anpassungs-Fähigkeiten aller Art, welche sich nicht mehr im Dienste des nächsten engsten Nutzens zu befriedigen wissen: Alles das ist vielleicht nicht nur der Schauspieler an sich?.. Ein solcher Instinkt wird sich am leichtesten bei Familien des niederen Volkes ausgebildet haben, die unter wechselndem Druck und Zwang, in tiefer Abhängigkeit ihr Leben durchsetzen mussten, welche sich geschmeidig nach ihrer Decke zu strecken, auf neue Umstände immer neu einzurichten, immer wieder anders zu geben und zu stellen hatten, befähigt allmählich, den Mantel nach jedem Winde zu hängen und dadurch fast zum Mantel werdend, als Meister jener einverleibten und eingefleischten Kunst des ewigen Verstecken-Spielens, das man bei Thieren mimicry nennt: bis zum Schluss dieses ganze von Geschlecht zu Geschlecht aufgespeicherte Vermögen herrisch, unvernünftig, unbändig wird, als Instinkt andre Instinkte kommandiren lernt und den Schauspieler, den "Künstler" erzeugt (den Possenreisser, Lügenerzähler, Hanswurst, Narren, Clown zunächst, auch den classischen Bedienten, den Gil Blas: denn in solchen Typen hat man die Vorgeschichte des Künstlers und oft genug sogar des "Genies"). Auch in höheren gesellschaftlichen Bedingungen erwächst unter ähnlichem Drucke eine ähnliche Art Mensch: nur wird dann meistens der schauspielerische Instinkt durch einen andren Instinkt gerade noch im Zaume gehalten, zum Beispiel bei dem "Diplomaten,"—ich würde übrigens glauben, dass es einem guten Diplomaten jeder Zeit noch freistünde, auch einen guten Bühnen-Schauspieler abzugeben, gesetzt, dass es ihm eben "freistünde." Was aber die Juden betrifft, jenes Volk der Anpassungskunst par excellence, so möchte man in ihnen, diesem Gedankengange nach, von vornherein gleichsam eine welthistorische Veranstaltung zur Züchtung von Schauspielern sehn, eine eigentliche Schauspieler-Brutstätte; und in der That ist die Frage reichlich an der Zeit: welcher gute Schauspieler ist heute nicht—Jude? Auch der Jude als geborener Litterat, als der thatsächliche Beherrscher der europäischen Presse übt diese seine Macht auf Grund seiner schauspielerischen Fähigkeit aus: denn der Litterat ist wesentlich Schauspieler,—er spielt nämlich den "Sachkundigen," den "Fachmann."— Endlich die Frauen: man denke über die ganze Geschichte der Frauen nach,—müssen sie nicht zu allererst und -oberst Schauspielerinnen sein? Man höre die Aerzte, welche Frauenzimmer hypnotisirt haben; zuletzt, man liebe sie,—man lasse sich von ihnen "hypnotisiren"! Was kommt immer dabei heraus? Dass sie "sich geben," selbst noch, wenn sie—sich geben. ... Das Weib ist so artistisch ...
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Unser Glaube an eine Vermännlichung Europa's.— Napoleon verdankt man's (und ganz und gar nicht der französischen Revolution, welche auf "Brüderlichkeit" von Volk zu Volk und allgemeinen blumichten Herzens-Austausch ausgewesen ist), dass sich jetzt ein paar kriegerische Jahrhunderte auf einander folgen dürfen, die in der Geschichte nicht ihres Gleichen haben, kurz dass wir in's klassische Zeitalter des Kriegs getreten sind, des gelehrten und zugleich volksthümlichen Kriegs im grössten Maassstabe (der Mittel, der Begabungen, der Disciplin), auf den alle kommenden Jahrtausende als auf ein Stück Vollkommenheit mit Neid und Ehrfurcht zurückblicken werden:—denn die nationale Bewegung, aus der diese Kriegs-Glorie herauswächst, ist nur der Gegen-choc gegen Napoleon und wäre ohne Napoleon nicht vorhanden. Ihm also wird man einmal es zurechnen dürfen, dass der Mann in Europa wieder Herr über den Kaufmann und Philister geworden ist; vielleicht sogar über "das Weib," das durch das Christenthum und den schwärmerischen Geist des achtzehnten Jahrhunderts, noch mehr durch die "modernen Ideen," verhätschelt worden ist. Napoleon, der in den modernen Ideen und geradewegs in der Civilisation Etwas wie eine persönliche Feindin sah, hat mit dieser Feindschaft sich als einer der grössten Fortsetzer der Renaissance bewährt: er hat ein ganzes Stück antiken Wesens, das entscheidende vielleicht, das Stück Granit, wieder heraufgebracht. Und wer weiss, ob nicht dies Stück antiken Wesens auch endlich wieder über die nationale Bewegung Herr werden wird und sich im bejahenden Sinne zum Erben und Fortsetzer Napoleon's machen muss:—der das Eine Europa wollte, wie man weiss, und dies als Herrin der Erde.—
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Wie jedes Geschlecht über die Liebe sein Vorurtheil hat.— Bei allem Zugeständnisse, welches ich dem monogamischen Vorurtheile zu machen Willens bin, werde ich doch niemals zulassen, dass man bei Mann und Weib von gleichen Rechten in der Liebe rede: diese giebt es nicht. Das macht, Mann und Weib verstehen unter Liebe Jeder etwas Anderes,—und es gehört mit unter die Bedingungen der Liebe bei beiden Geschlechtern, dass das eine Geschlecht beim andren Geschlechte nicht das gleiche Gefühl, den gleichen Begriff "Liebe" voraussetzt. Was das Weib unter Liebe versteht, ist klar genug: vollkommene Hingabe (nicht nur Hingebung) mit Seele und Leib, ohne jede Rücksicht, jeden Vorbehalt, mit Scham und Schrecken vielmehr vor dem Gedanken einer verklausulirten, an Bedingungen geknüpften Hingabe. In dieser Abwesenheit von Bedingungen ist eben seine Liebe ein Glaube: das Weib hat keinen anderen.— Der Mann, wenn er ein Weib liebt, will von ihm eben diese Liebe, ist folglich für seine Person selbst am entferntesten von der Voraussetzung der weiblichen Liebe; gesetzt aber, dass es auch Männer geben sollte, denen ihrerseits das Verlangen nach vollkommener Hingebung nicht fremd ist, nun, so sind das eben—keine Männer. Ein Mann, der liebt wie ein Weib, wird damit Sklave; ein Weib aber, das liebt wie ein Weib, wird damit ein vollkommeneres Weib ... Die Leidenschaft des Weibes, in ihrem unbedingten Verzichtleisten auf eigne Rechte, hat gerade zur Voraussetzung, dass auf der andren Seite nicht ein gleiches Pathos, ein gleiches Verzichtleisten-Wollen besteht: denn wenn Beide aus Liebe auf sich selbst verzichteten, so entstünde daraus—nun, ich weiss nicht was, vielleicht ein leerer Raum?— Das Weib will genommen, angenommen werden als Besitz, will aufgehn in den Begriff "Besitz," "besessen"; folglich will es Einen, der nimmt, der sich nicht selbst giebt und weggiebt, der umgekehrt vielmehr gerade reicher an "sich" gemacht werden soll—durch den Zuwachs an Kraft, Glück, Glaube, als welchen ihm das Weib sich selbst giebt. Das Weib giebt sich weg, der Mann nimmt hinzu—ich denke, über diesen Natur-Gegensatz wird man durch keine socialen Verträge, auch nicht durch den allerbesten Willen zur Gerechtigkeit hinwegkommen: so wünschenswerth es sein mag, dass man das Harte, Schreckliche, Räthselhafte, Unmoralische dieses Antagonismus sich nicht beständig vor Augen stellt. Denn die Liebe, ganz, gross, voll gedacht, ist Natur und als Natur in alle Ewigkeit etwas "Unmoralisches."— Die Treue ist demgemäss in die Liebe des Weibes eingeschlossen, sie folgt aus deren Definition; bei dem Manne kann sie leicht im Gefolge seiner Liebe entstehn, etwa als Dankbarkeit oder als Idiosynkrasie des Geschmacks und sogenannte Wahlverwandtschaft, aber sie gehört nicht in's Wesen seiner Liebe,—und zwar so wenig, dass man beinahe mit einigem Recht von einem natürlichen Widerspiel zwischen Liebe und Treue beim Mann reden dürfte: welche Liebe eben ein Haben-Wollen ist und nicht ein Verzichtleisten und Weggeben; das Haben-Wollen geht aber jedes Mal mit dem Haben zu Ende ... Thatsächlich ist es der feinere und argwöhnerischere Besitzdurst des Mannes, der dies "Haben" sich selten und spät eingesteht, was seine Liebe fortbestehn macht; insofern ist es selbst möglich, dass sie noch nach der Hingebung wächst,—er giebt nicht leicht zu, dass ein Weib für ihn Nichts mehr "hinzugeben" hätte. —
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Der Einsiedler redet.— Die Kunst, mit Menschen umzugehn, beruht wesentlich auf der Geschicklichkeit (die eine lange Uebung voraussetzt), eine Mahlzeit anzunehmen, einzunehmen, zu deren Küche man kein Vertrauen hat. Gesetzt, dass man mit einem Wolfshunger zu Tisch kommt, geht Alles leicht ("die schlechteste Gesellschaft lässt dich fühlen—," wie Mephistopheles sagt); aber man hat ihn nicht, diesen Wolfshunger, wenn man ihn braucht! Ah, wie schwer sind die Mitmenschen zu verdauen! Erstes Princip: wie bei einem Unglücke seinen Muth einsetzen, tapfer zugreifen, sich selbst dabei bewundern, seinen Widerwillen zwischen die Zähne nehmen, seinen Ekel hinunter stopfen. Zweites Princip: seinen Mitmenschen "verbessern," zum Beispiel durch ein Lob, so dass er sein Glück über sich selbst auszuschwitzen beginnt; oder einen Zipfel von seinen guten oder "interessanten" Eigenschaften fassen und daran ziehn, bis man die ganze Tugend heraus hat und den Mitmenschen in deren Falten unterstecken kann. Drittes Princip: Selbsthypnotisirung. Sein Verkehrs-Objekt wie einen gläsernen Knopf fixiren, bis man aufhört, Lust und Unlust dabei zu empfinden, und unbemerkt einschläft, starr wird, Haltung bekommt: ein Hausmittel aus der Ehe und Freundschaft, reichlich erprobt, als unentbehrlich gepriesen, aber wissenschaftlich noch nicht formulirt. Sein populärer Name ist—Geduld. —
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Der Einsiedler spricht noch einmal.— Auch wir gehn mit "Menschen" um, auch wir ziehn bescheiden das Kleid an, in dem (als das) man uns kennt, achtet, sucht, und begeben uns damit in Gesellschaft, das heisst unter Verkleidete, die es nicht heissen wollen; auch wir machen es wie alle klugen Masken und setzen jeder Neugierde, die nicht unser "Kleid" betrifft, auf eine höfliche Weise den Stuhl vor die Thüre. Es giebt aber auch andre Arten und Kunststücke, um unter Menschen, mit Menschen "umzugehn": zum Beispiel als Gespenst,—was sehr rathsam ist, wenn man sie bald los sein und fürchten machen will. Probe: man greift nach uns und bekommt uns nicht zu fassen. Das erschreckt. Oder: wir kommen durch eine geschlossne Thür. Oder: wenn alle Lichter ausgelöscht sind. Oder: nachdem wir bereits gestorben sind. Letzteres ist das Kunststück der posthumen Menschen par excellence. ("Was denkt ihr auch?" sagte ein Solcher einmal ungeduldig, "würden wir diese Fremde, Kälte, Grabesstille um uns auszuhalten Lust haben, diese ganze unterirdische verborgne stumme unentdeckte Einsamkeit, die bei uns Leben heisst und ebensogut Tod heissen könnte, wenn wir nicht wüssten, was aus uns wird,—und dass wir nach dem Tode erst zu unserm Leben kommen und lebendig werden, ah! sehr lebendig! wir posthumen Menschen!"—)
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Angesichts eines gelehrten Buches.— Wir gehören nicht zu Denen, die erst zwischen Büchern, auf den Anstoss von Büchern zu Gedanken kommen—unsre Gewohnheit ist, im Freien zu denken, gehend, springend, steigend, tanzend, am liebsten auf einsamen Bergen oder dicht am Meere, da wo selbst die Wege nachdenklich werden. Unsre ersten Werthfragen, in Bezug auf Buch, Mensch und Musik, lauten: "kann er gehen? mehr noch, kann er tanzen?" ... Wir lesen selten, wir lesen darum nicht schlechter—oh wie rasch errathen wir's, wie Einer auf seine Gedanken gekommen ist, ob sitzend, vor dem Tintenfass, mit zusammengedrücktem Bauche, den Kopf über das Papier gebeugt: oh wie rasch sind wir auch mit seinem Buche fertig! Das geklemmte Eingeweide verräth sich, darauf darf man wetten, ebenso wie sich Stubenluft, Stubendecke, Stubenenge verräth.— Das waren meine Gefühle, als ich eben ein rechtschaffnes gelehrtes Buch zuschlug, dankbar, sehr dankbar, aber auch erleichtert ... An dem Buche eines Gelehrten ist fast immer auch etwas Drückendes, Gedrücktes: der "Specialist" kommt irgendwo zum Vorschein, sein Eifer, sein Ernst, sein Ingrimm, seine Ueberschätzung des Winkels, in dem er sitzt und spinnt, sein Buckel,—jeder Specialist hat seinen Buckel. Ein Gelehrten-Buch spiegelt immer auch eine krummgezogene Seele: jedes Handwerk zieht krumm. Man sehe seine Freunde wieder, mit denen man jung war, nachdem sie Besitz von ihrer Wissenschaft ergriffen haben: ach, wie auch immer das Umgekehrte geschehn ist! Ach, wie sie selbst auf immer nunmehr von ihr besetzt und besessen sind! In ihre Ecke eingewachsen, verdrückt bis zur Unkenntlichkeit, unfrei, um ihr Gleichgewicht gebracht, abgemagert und eckig überall, nur an Einer Stelle ausbündig rund,—man ist bewegt und schweigt, wenn man sie so wiederfindet. Jedes Handwerk, gesetzt selbst, dass es einen goldenen Boden hat, hat über sich auch eine bleierne Decke, die auf die Seele drückt und drückt, bis sie wunderlich und krumm gedrückt ist. Daran ist Nichts zu ändern. Man glaube ja nicht, dass es möglich sei, um diese Verunstaltung durch irgend welche Künste der Erziehung herumzukommen. Jede Art Meisterschaft zahlt sich theuer auf Erden, wo vielleicht Alles sich zu theuer zahlt; man ist Mann seines Fachs um den Preis, auch das Opfer seines Fachs zu sein. Aber ihr wollt es anders haben—"billiger," vor Allem bequemer—nicht wahr, meine Herren Zeitgenossen? Nun wohlan! Aber da bekommt ihr sofort auch etwas Anderes, nämlich statt des Handwerkers und Meisters den Litteraten, den gewandten "vielgewendeten" Litteraten, dem freilich der Buckel fehlt—jenen abgerechnet, den er vor euch macht, als der Ladendiener des Geistes und "Träger" der Bildung—, den Litteraten, der eigentlich Nichts ist, aber fast Alles "repräsentirt," der den Sachkenner spielt und "vertritt," der es auch in aller Bescheidenheit auf sich nimmt, sich an dessen Stelle bezahlt, geehrt, gefeiert zu machen.— Nein, meine gelehrten Freunde! Ich segne euch auch noch um eures Buckels willen! Und dafür, dass ihr gleich mir die Litteraten und Bildungs-Schmarotzer verachtet! Und dass ihr nicht mit dem Geiste Handel zu treiben wisst! Und lauter Meinungen habt, die nicht in Geldeswerth auszudrücken sind! Und dass ihr Nichts vertretet, was ihr nicht seid! Dass euer einziger Wille ist, Meister eures Handwerks zu werden, in Ehrfurcht vor jeder Art Meisterschaft und Tüchtigkeit und mit rücksichtslosester Ablehnung alles Scheinbaren, Halbächten, Aufgeputzten, Virtuosenhaften, Demagogischen, Schauspielerischen in litteris et artibus—alles Dessen, was in Hinsicht auf unbedingte Probität von Zucht und Vorschulung sich nicht vor euch ausweisen kann! (Selbst Genie hilft über einen solchen Mangel nicht hinweg, so sehr es auch über ihn hinwegzutäuschen versteht: das begreift man, wenn man einmal unsern begabtesten Malern und Musikern aus der Nähe zugesehn hat,—als welche Alle, fast ausnahmslos, sich durch eine listige Erfindsamkeit von Manieren, von Nothbehelfen, selbst von Principien künstlich und nachträglich den Anschein jener Probität, jener Solidität von Schulung und Cultur anzueignen wissen, freilich ohne damit sich selbst zu betrügen, ohne damit ihr eignes schlechtes Gewissen dauernd mundtodt zu machen. Denn, ihr wisst es doch? alle grossen modernen Künstler leiden am schlechten Gewissen ...)
367
Wie man zuerst bei Kunstwerken zu unterscheiden hat.— Alles, was gedacht, gedichtet, gemalt, componirt, selbst gebaut und gebildet wird, gehört entweder zur monologischen Kunst oder zur Kunst vor Zeugen. Unter letztere ist auch noch jene scheinbare Monolog-Kunst einzurechnen, welche den Glauben an Gott in sich schliesst, die ganze Lyrik des Gebets: denn für einen Frommen giebt es noch keine Einsamkeit,—diese Erfindung haben erst wir gemacht, wir Gottlosen. Ich kenne keinen tieferen Unterschied der gesammten Optik eines Künstlers als diesen: ob er vom Auge des Zeugen aus nach seinem werdenden Kunstwerke (nach "sich"—) hinblickt oder aber "die Welt vergessen hat": wie es das Wesentliche jeder monologischen Kunst ist,—sie ruht auf dem Vergessen, sie ist die Musik des Vergessens.
368
Der Cyniker redet.— Meine Einwände gegen die Musik Wagner's sind physiologische Einwände: wozu dieselben erst noch unter ästhetische Formeln verkleiden? Meine "Thatsache" ist, dass ich nicht mehr leicht athme, wenn diese Musik erst auf mich wirkt; dass alsbald mein Fuss gegen sie böse wird und revoltirt—er hat das Bedürfniss nach Takt, Tanz, Marsch, er verlangt von der Musik vorerst die Entzückungen, welche in gutem Gehen, Schreiten, Springen, Tanzen liegen.— Protestirt aber nicht auch mein Magen? mein Herz? mein Blutlauf? mein Eingeweide? Werde ich nicht unvermerkt heiser dabei?— Und so frage ich mich: was will eigentlich mein ganzer Leib von der Musik überhaupt? Ich glaube, seine Erleichterung: wie als ob alle animalischen Funktionen durch leichte kühne ausgelassne selbstgewisse Rhythmen beschleunigt werden sollten; wie als ob das eherne, das bleierne Leben durch goldene gute zärtliche Harmonien vergoldet werden sollte. Meine Schwermuth will in den Verstecken und Abgründen der Vollkommenheit ausruhn: dazu brauche ich Musik. Was geht mich das Drama an! Was die Krämpfe seiner sittlichen Ekstasen, an denen das "Volk" seine Genugthuung hat! Was der ganze Gebärden-Hokuspokus des Schauspielers! ... Man erräth, ich bin wesentlich antitheatralisch geartet,—aber Wagner war umgekehrt wesentlich Theatermensch und Schauspieler, der begeistertste Mimomane, den es gegeben hat, auch noch als Musiker!.. Und, beiläufig gesagt: wenn es Wagner's Theorie gewesen ist "das Drama ist der Zweck, die Musik ist immer nur dessen Mittel,"—seine Praxis dagegen war, von Anfang bis zu Ende, "die Attitüde ist der Zweck, das Drama, auch die Musik ist immer nur ihr Mittel." Die Musik als Mittel zur Verdeutlichung, Verstärkung, Verinnerlichung der dramatischen Gebärde und Schauspieler-Sinnenfälligkeit; und das Wagnerische Drama nur eine Gelegenheit zu vielen dramatischen Attitüden! Er hatte, neben allen anderen Instinkten, die commandirenden Instinkte eines grossen Schauspielers, in Allem und Jedem: und, wie gesagt, auch als Musiker.— Dies machte ich einstmals einem rechtschaffenen Wagnerianer klar, mit einiger Mühe; und ich hatte Gründe, noch hinzuzufügen "seien Sie doch ein wenig ehrlicher gegen sich selbst: wir sind ja nicht im Theater! Im Theater ist man nur als Masse ehrlich; als Einzelner lügt man, belügt man sich. Man lässt sich selbst zu Hause, wenn man in's Theater geht, man verzichtet auf das Recht der eignen Zunge und Wahl, auf seinen Geschmack, selbst auf seine Tapferkeit, wie man sie zwischen den eignen vier Wänden gegen Gott und Mensch hat und übt. In das Theater bringt Niemand die feinsten Sinne seiner Kunst mit, auch der Künstler nicht, der für das Theater arbeitet: da ist man Volk, Publikum, Heerde, Weib, Pharisäer, Stimmvieh, Demokrat, Nächster, Mitmensch, da unterliegt noch das persönlichste Gewissen dem nivellirenden Zauber der "grössten Zahl," da wirkt die Dummheit als Lüsternheit und Contagion, da regiert der "Nachbar," da wird man Nachbar ... " (Ich vergass zu erzählen, was mir mein aufgeklärter Wagnerianer auf die physiologischen Einwände entgegnete: "Sie sind also eigentlich nur nicht gesund genug für unsere Musik?"—)
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Unser Nebeneinander.— Müssen wir es uns nicht eingestehn, wir Künstler, dass es eine unheimliche Verschiedenheit in uns giebt, dass unser Geschmack und andrerseits unsre schöpferische Kraft auf eine wunderliche Weise für sich stehn, für sich stehn bleiben und ein Wachsthum für sich haben,—ich will sagen ganz verschiedne Grade und tempi von Alt, Jung, Reif, Mürbe, Faul? So dass zum Beispiel ein Musiker zeitlebens Dinge schaffen könnte, die dem, was sein verwöhntes Zuhörer-Ohr, Zuhörer-Herz schätzt, Schmeckt, vorzieht, widersprechen:—er brauchte noch nicht einmal um diesen Widerspruch zu wissen! Man kann, wie eine fast peinlich-regelmässige Erfahrung zeigt, leicht mit seinem Geschmack über den Geschmack seiner Kraft hinauswachsen, selbst ohne dass letztere dadurch gelähmt und am Hervorbringen gehindert würde; es kann aber auch etwas Umgekehrtes geschehn,—und dies gerade ist es, worauf ich die Aufmerksamkeit der Künstler lenken möchte. Ein Beständig-Schaffender, eine "Mutter" von Mensch, im grossen Sinne des Wortes, ein Solcher, der von Nichts als von Schwangerschaften und Kindsbetten seines Geistes mehr weiss und hört, der gar keine Zeit hat, sich und sein Werk zu bedenken, zu vergleichen, der auch nicht mehr Willens ist, seinen Geschmack noch zu üben, und ihn einfach vergisst, nämlich stehn, liegen oder fallen lässt,—vielleicht bringt ein Solcher endlich Werke hervor, denen er mit seinem Urtheile längst nicht mehr gewachsen ist: so dass er über sie und sich Dummheiten sagt,—sagt und denkt. Dies scheint mir bei fruchtbaren Künstlern beinahe das normale Verhältniss,—Niemand kennt ein Kind schlechter als seine Eltern—und es gilt sogar, um ein ungeheueres Beispiel zu nehmen, in Bezug auf die ganze griechische Dichter- und Künstler-Welt: sie hat niemals "gewusst," was sie gethan hat ...
370
Was ist Romantik?— Man erinnert sich vielleicht, zum Mindesten unter meinen Freunden, dass ich Anfangs mit einigen dicken Irrthümern und Ueberschätzungen und jedenfalls als Hoffender auf diese moderne Weit losgegangen bin. Ich verstand—wer weiss, auf welche persönlichen Erfahrungen hin?—den philosophischen Pessimismus des neunzehnten Jahrhunderts, wie als ob er das Symptom von höherer Kraft des Gedankens, von verwegenerer Tapferkeit, von siegreicherer Fülle des Lebens sei, als diese dem achtzehnten Jahrhundert, dem Zeitalter Hume's, Kant's, Condillac's und der Sensualisten, zu eigen gewesen sind: so dass mir die tragische Erkenntniss wie der eigentliche Luxus unsrer Cultur erschien, als deren kostbarste, vornehmste, gefährlichste Art Verschwendung, aber immerhin, auf Grund ihres Ueberreichthums, als ihr erlaubter Luxus. Insgleichen deutete ich mir die deutsche Musik zurecht zum Ausdruck einer dionysischen Mächtigkeit der deutschen Seele: in ihr glaubte ich das Erdbeben zu hören, mit dem eine von Alters her aufgestaute Urkraft sich endlich Luft macht—gleichgültig dagegen, ob Alles, was sonst Cultur heisst, dabei in's Zittern geräth. Man sieht, ich verkannte damals, sowohl am philosophischen Pessimismus, wie an der deutschen Musik, das was ihren eigentlichen Charakter ausmacht—ihre Romantik. Was ist Romantik? Jede Kunst, jede Philosophie darf als Heil- und Hülfsmittel im Dienste des wachsenden, kämpfenden Lebens angesehn werden: sie setzen immer Leiden und Leidende voraus.— Aber es giebt zweierlei Leidende, einmal die an der Ueberfülle des Lebens Leidenden, welche eine dionysische Kunst wollen und ebenso eine tragische Ansicht und Einsicht in das Leben,—und sodann die an der Verarmung des Lebens Leidenden, die Ruhe, Stille, glattes Meer, Erlösung von sich durch die Kunst und Erkenntniss suchen, oder aber den Rausch, den Krampf, die Betäubung, den Wahnsinn. Dem Doppel-Bedürfnisse der Letzteren entspricht alle Romantik in Künsten und Erkenntnissen, ihnen entsprach (und entspricht) ebenso Schopenhauer als Richard Wagner, um jene berühmtesten und ausdrücklichsten Romantiker zu nennen, welche damals von mir missverstanden wurden—übrigens nicht zu ihrem Nachtheile, wie man mir in aller Billigkeit zugestehn darf. Der Reichste an Lebensfülle, der dionysische Gott und Mensch, kann sich nicht nur den Anblick des Fürchterlichen und Fragwürdigen gönnen, sondern selbst die fürchterliche That und jeden Luxus von Zerstörung, Zersetzung, Verneinung; bei ihm erscheint das Böse, Unsinnige und Hässliche gleichsam erlaubt, in Folge eines Ueberschusses von zeugenden, befruchtenden Kräften, welcher aus jeder Wüste noch ein üppiges Fruchtland zu schaffen im Stande ist. Umgekehrt würde der Leidendste, Lebensärmste am meisten die Milde, Friedlichkeit, Güte nöthig haben, im Denken und im Handeln, womöglich einen Gott, der ganz eigentlich ein Gott für Kranke, ein "Heiland" wäre; ebenso auch die Logik, die begriffliche Verständlichkeit des Daseins—denn die Logik beruhigt, giebt Vertrauen—, kurz eine gewisse warme furchtabwehrende Enge und Einschliessung in optimistische Horizonte. Dergestalt lernte ich allmählich Epikur begreifen, den Gegensatz eines dionysischen Pessimisten, ebenfalls den "Christen," der in der That nur eine Art Epikureer und, gleich jenem, wesentlich Romantiker ist,—und mein Blick schärfte sich immer mehr für jene schwierigste und verfänglichste Form des Rückschlusses, in der die meisten Fehler gemacht werden—des Rückschlusses vom Werk auf den Urheber, von der That auf den Thäter, vom Ideal auf Den, der es nöthig hat, von jeder Denk- und Werthungsweise auf das dahinter kommandirende Bedürfniss.— In Hinsicht auf alle ästhetischen Werthe bediene ich mich jetzt dieser Hauptunterscheidung: ich frage, in jedem einzelnen Falle, "ist hier der Hunger oder der Ueberfluss schöpferisch geworden?" Von vornherein möchte sich eine andre Unterscheidung mehr zu empfehlen scheinen—sie ist bei weitem augenscheinlicher—nämlich das Augenmerk darauf, ob das Verlangen nach Starrmachen, Verewigen, nach Sein die Ursache des Schaffens ist, oder aber das Verlangen nach Zerstörung, nach Wechsel, nach Neuem, nach Zukunft, nach Werden. Aber beide Arten des Verlangens erweisen sich, tiefer angesehn, noch als zweideutig, und zwar deutbar eben nach jenem vorangestellten und mit Recht, wie mich dünkt, vorgezogenen Schema. Das Verlangen nach Zerstörung, Wechsel, Werden kann der Ausdruck der übervollen, zukunftsschwangeren Kraft sein (mein terminus ist dafür, wie man weiss, das Wort "dionysisch"), aber es kann auch der Hass des Missrathenen, Entbehrenden, Schlechtweggekommenen sein, der zerstört, zerstören muss, weil ihn das Bestehende, ja alles Bestehn, alles Sein selbst empört und aufreizt—man sehe sich, um diesen Affekt zu verstehn, unsre Anarchisten aus der Nähe an. Der Wille zum Verewigen bedarf gleichfalls einer zwiefachen Interpretation. Er kann einmal aus Dankbarkeit und Liebe kommen:—eine Kunst dieses Ursprungs wird immer eine Apotheosenkunst sein, dithyrambisch vielleicht mit Rubens, selig-spöttisch mit Hafis, hell und gütig mit Goethe, und einen homerischen Licht- und Glorienschein über alle Dinge breitend. Er kann aber auch jener tyrannische Wille eines Schwerleidenden, Kämpfenden, Torturirten sein, welcher das Persönlichste, Einzelnste, Engste, die eigentliche Idiosynkrasie seines Leidens noch zum verbindlichen Gesetz und Zwang stempeln möchte und der an allen Dingen gleichsam Rache nimmt, dadurch, dass er ihnen sein Bild, das Bild seiner Tortur, aufdrückt, einzwängt, einbrennt. Letzteres ist der romantische Pessimismus in seiner ausdrucksvollsten Form, sei es als Schopenhauer'sche Willens-Philosophie, sei es als Wagner'sche Musik:—der romantische Pessimismus, das letzte grosse Ereigniss im Schicksal unsrer Cultur. (Dass es noch einen ganz anderen Pessimismus geben könne, einen klassischen—diese Ahnung und Vision gehört zu mir, als unablöslich von mir, als mein proprium und ipsissimum: nur dass meinen Ohren das Wort "klassisch" widersteht, es ist bei weitem zu abgebraucht, zu rund und unkenntlich geworden. Ich nenne jenen Pessimismus der Zukunft denn er kommt! ich sehe ihn kommen!—den dionysischen Pessimismus.)
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Wir Unverständlichen.— Haben wir uns je darüber beklagt, missverstanden, verkannt, verwechselt, verleumdet, verhört und überhört zu werden? Eben das ist unser Loos—oh für lange noch! sagen wir, um bescheiden zu sein, bis 1901—, es ist auch unsre Auszeichnung; wir würden uns selbst nicht genug in Ehren halten, wenn wir's anders wünschten. Man verwechselt uns—das macht, wir selbst wachsen, wir wechseln fortwährend, wir stossen alte Rinden ab, wir häuten uns mit jedem Frühjahre noch, wir werden immer Jünger, zukünftiger, höher, stärker, wir treiben unsre Wurzeln immer mächtiger in die Tiefe—in's Böse—, während wir zugleich den Himmel immer liebevoller, immer breiter umarmen und sein Licht immer durstiger mit allen unsren Zweigen und Blättern in uns hineinsaugen. Wir wachsen wie Bäume—das ist schwer zu verstehn, wie alles Leben!—nicht an Einer Stelle, sondern überall, nicht in Einer Richtung, sondern ebenso hinauf, hinaus wie hinein und hinunter,—unsre Kraft treibt zugleich in Stamm, Aesten und Wurzeln, es steht uns gar nicht mehr frei, irgend Etwas einzeln zu thun, irgend etwas Einzelnes noch zu sein... So ist es unser Loos, wie gesagt: wir wachsen in die Höhe; und gesetzt, es wäre selbst unser Verhängniss—denn wir wohnen den Blitzen immer näher!—wohlan, wir halten es darum nicht weniger in Ehren, es bleibt Das, was wir nicht theilen, nicht mittheilen wollen, das Verhängniss der Höhe, unser Verhängniss ...
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Warum wir keine Idealisten sind.— Ehemals hatten die Philosophen Furcht vor den Sinnen—haben wir—diese Furcht vielleicht allzusehr verlernt? Wir sind heute allesammt Sensualisten, wir Gegenwärtigen und Zukünftigen in der Philosophie, nicht der Theorie nach, aber der Praxis, der Praktik ... Jene hingegen meinten, durch die Sinne aus ihrer Welt, dem kalten Reiche der "Ideen," auf ein gefährliches südlicheres Eiland weggelockt zu werden: woselbst, wie sie fürchteten, ihre Philosophen-Tugenden wie Schnee in der Sonne wegschmelzen würden. "Wachs in den Ohren" war damals beinahe Bedingung des Philosophirens; ein ächter Philosoph hörte das Leben nicht mehr, insofern Leben Musik ist, er leugnete die Musik des Lebens,—es ist ein alter Philosophen-Aberglaube, dass alle Musik Sirenen-Musik ist.— Nun möchten wir heute geneigt sein, gerade umgekehrt zu urtheilen (was an sich noch eben so falsch sein könnte): nämlich dass die Ideen schlimmere Verführerinnen seien als die Sinne, mit allem ihrem kalten anämischen Anscheine und nicht einmal trotz diesem Anscheine,—sie lebten immer vom "Blute" des Philosophen, sie zehrten immer seine Sinne aus, ja, wenn man uns glauben will, auch sein "Herz." Diese alten Philosophen waren herzlos: Philosophiren war immer eine Art Vampyrismus. Fühlt ihr nicht an solchen Gestalten, wie noch der Spinoza's, etwas tief Änigmatisches und Unheimliches? Seht ihr das Schauspiel nicht, das sich hier abspielt, das beständige Blässer-werden—, die immer idealischer ausgelegte Entsinnlichung? Ahnt ihr nicht im Hintergrunde irgend eine lange verborgene Blutaussaugerin, welche mit den Sinnen ihren Anfang macht und zuletzt Knochen und Geklapper übrig behält, übrig lässt?—ich meine Kategorien, Formeln, Worte (denn, man vergebe mir, das was von Spinoza übrig blieb, amor intellectualis dei, ist ein Geklapper, nichts mehr! was ist amor, was deus, wenn ihnen jeder Tropfen Blut fehlt?...) In summa: aller philosophische Idealismus war bisher Etwas wie Krankheit, wo er nicht, wie im Falle Plato's, die Vorsicht einer überreichen und gefährlichen Gesundheit, die Furcht vor übermächtigen Sinnen, die Klugheit eines klugen Sokratikers war.— Vielleicht sind wir Modernen nur nicht gesund genug, um Plato's Idealismus nöthig zu haben? Und wir fürchten die Sinne nicht, weil — —
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"Wissenschaft" als Vorurtheil.— Es folgt aus den Gesetzen der Rangordnung, dass Gelehrte, insofern sie dem geistigen Mittelstande zugehören, die eigentlichen grossen Probleme und Fragezeichen gar nicht in Sicht bekommen dürfen: zudem reicht ihr Muth und ebenso ihr Blick nicht bis dahin,—vor Allem, ihr Bedürfniss, das sie zu Forschern macht, ihr inneres Vorausnehmen und Wünschen, es möchte so und so beschaffen sein, ihr Fürchten und Hoffen kommt zu bald schon zur Ruhe, zur Befriedigung. Was zum Beispiel den pedantischen Engländer Herbert Spencer auf seine Weise schwärmen macht und einen Hoffnungs-Strich, eine Horizont-Linie der Wünschbarkeit ziehen heisst, jene endliche Versöhnung von, "Egoismus und Altruismus," von der er fabelt, das macht Unsereinem beinahe Ekel:—eine Menschheit mit solchen Spencer'schen Perspektiven als letzten Perspektiven schiene uns der Verachtung, der Vernichtung werth! Aber schon dass Etwas als höchste Hoffnung von ihm empfunden werden muss, was Anderen bloss als widerliche Möglichkeit gilt und gelten darf, ist ein Fragezeichen, welches Spencer nicht vorauszusehn vermocht hätte ... Ebenso steht es mit jenem Glauben, mit dem sich jetzt so viele materialistische Naturforscher zufrieden geben, dem Glauben an eine Welt, welche im menschlichen Denken, in menschlichen Werthbegriffen ihr Aquivalent und Maass haben soll, an eine "Welt der Wahrheit," der man mit Hülfe unsrer viereckigen kleinen Menschenvernunft letztgültig beizukommen vermöchte—wie? wollen wir uns wirklich dergestalt das Dasein zu einer Rechenknechts-Uebung und Stubenhockerei für Mathematiker herabwürdigen lassen? Man soll es vor Allem nicht seines vieldeutigen Charakters entkleiden wollen: das fordert der gute Geschmack, meine Herren, der Geschmack der Ehrfurcht vor Allem, was über euren Horizont geht! Dass allein eine Welt-Interpretation im Rechte sei, bei der ihr zu Rechte besteht, bei der wissenschaftlich in eurem Sinne (—ihr meint eigentlich mechanistisch?) geforscht und fortgearbeitet werden kann, eine solche, die Zählen, Rechnen, Wägen, Sehn und Greifen und nichts weiter zulässt, das ist eine Plumpheit und Naivetät, gesetzt, dass es keine Geisteskrankheit, kein Idiotismus ist. Wäre es umgekehrt nicht recht wahrscheinlich, dass sich gerade das Oberflächlichste und Aeusserlichste vom Dasein—sein Scheinbarstes, seine Haut und Versinnlichung—am Ersten fassen liesse? vielleicht sogar allein fassen liesse? Eine "wissenschaftliche" Welt-Interpretation, wie ihr sie versteht, könnte folglich immer noch eine der dümmsten, das heisst sinnärmsten aller möglichen Welt-Interpretationen sein: dies den Herrn Mechanikern in's Ohr und Gewissen gesagt, die heute gern unter die Philosophen laufen und durchaus vermeinen, Mechanik sei die Lehre von den ersten und letzten Gesetzen, auf denen wie auf einem Grundstocke alles Dasein aufgebaut sein müsse. Aber eine essentiell mechanische Welt wäre eine essentiell sinnlose Welt! Gesetzt, man schätzte den Werth einer Musik darnach ab, wie viel von ihr gezählt, berechnet, in Formeln gebracht werden könne—wie absurd wäre eine solche "wissenschaftliche" Abschätzung der Musik! Was hätte man von ihr begriffen, verstanden, erkannt! Nichts, geradezu Nichts von dem, was eigentlich an ihr "Musik" ist! ...
374
Unser neues "Unendliches."— Wie weit der perspektivische Charakter des Daseins reicht oder gar ob es irgend einen andren Charakter noch hat, ob nicht ein Dasein ohne Auslegung, ohne "Sinn" eben zum "Unsinn" wird, ob, andrerseits, nicht alles Dasein essentiell ein auslegendes Dasein ist—das kann, wie billig, auch durch die fleissigste und peinlich-gewissenhafteste Analysis und Selbstprüfung des Intellekts nicht ausgemacht werden: da der menschliche Intellekt bei dieser Analysis nicht umhin kann, sich selbst unter seinen perspektivischen Formen zu sehn und nur in ihnen zu sehn. Wir können nicht um unsre Ecke sehn: es ist eine hoffnungslose Neugierde, wissen zu wollen, was es noch für andre Arten Intellekt und Perspektive geben könnte: zum Beispiel, ob irgend welche Wesen die Zeit zurück oder abwechselnd vorwärts und rückwärts empfinden können (womit eine andre Richtung des Lebens und ein andrer Begriff von Ursache und Wirkung gegeben wäre). Aber ich denke, wir sind heute zum Mindesten ferne von der lächerlichen Unbescheidenheit, von unsrer Ecke aus zu dekretiren, dass man nur von dieser Ecke aus Perspektiven haben dürfe. Die Welt ist uns vielmehr noch einmal "unendlich" geworden: insofern wir die Möglichkeit nicht abweisen können, dass sie unendliche Interpretationen in sich schliesst. Noch einmal fasst uns der grosse Schauder—aber wer hätte wohl Lust, dieses Ungeheure von unbekannter Welt nach alter Weise sofort wieder zu vergöttlichen? Und etwa das Unbekannte fürderhin als, "den Unbekannten" anzubeten? Ach, es sind zu viele ungöttliche Möglichkeiten der Interpretation mit in dieses Unbekannte eingerechnet, zu viel Teufelei, Dummheit, Narrheit der Interpretation,—unsre eigne menschliche, allzumenschliche selbst, die wir kennen ...
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Warum wir Epikureer scheinen.— Wir sind vorsichtig, wir modernen Menschen, gegen letzte Ueberzeugungen; unser Misstrauen liegt auf der Lauer gegen die Bezauberungen und Gewissens-Ueberlistungen, welche in jedem starken Glauben, jedem unbedingten Ja und Nein liegen: wie erklärt sich das? Vielleicht, dass man darin zu einem guten Theil die Behutsamkeit des "gebrannten Kindes," des enttäuschten Idealisten sehn darf, zu einem andern und bessern Theile aber auch die frohlockende Neugierde eines ehemaligen Eckenstehers, der durch seine Ecke in Verzweiflung gebracht worden ist und nunmehr im Gegensatz der Ecke schwelgt und schwärmt, im Unbegrenzten, im "Freien an sich." Damit bildet sich ein nahezu epikurischer Erkenntniss-Hang aus, welcher den Fragezeichen-Charakter der Dinge nicht leichten Kaufs fahren lassen will; insgleichen ein Widerwille gegen die grossen Moral-Worte und -Gebärden, ein Geschmack, der alle plumpen vierschrötigen Gegensätze ablehnt und sich seiner Uebung in Vorbehalten mit Stolz bewusst ist. Denn Das macht unsern Stolz aus, dieses leichte Zügel-Straffziehn bei unsrem vorwärts stürmenden Drange nach Gewissheit, diese Selbstbeherrschung des Reiters auf seinen wildesten Ritten: nach wie vor nämlich haben wir tolle feurige Tiere unter uns, und wenn wir zögern, so ist es am wenigsten wohl die Gefahr, die uns zögern macht ...
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Unsre langsamen Zeiten.— So empfinden alle Künstler und Menschen der "Werke," die mütterliche Art Mensch: immer glauben sie, bei jedem Abschnitte ihres Lebens—den ein Werk jedes Mal abschneidet—, schon am Ziele selbst zu sein, immer würden sie den Tod geduldig entgegen nehmen, mit dem Gefühl: "dazu sind wir reif." Dies ist nicht der Ausdruck der Ermüdung,—vielmehr der einer gewissen herbstlichen Sonnigkeit und Milde, welche jedes Mal das Werk selbst, das Reifgewordensein eines Werks, bei seinem Urheber hinterlässt. Da verlangsamt sich das tempo des Lebens und wird dick und honigflüssig—bis zu langen Fermaten, bis zum Glauben an die lange Fermate ...
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Wir Heimatlosen.— Es fehlt unter den Europäern von Heute nicht an solchen, die ein Recht haben, sich in einem abhebenden und ehrenden Sinne Heimatlose zu nennen, ihnen gerade sei meine geheime Weisheit und gaya scienza ausdrücklich an's Herz gelegt! Denn ihr Loos ist hart, ihre Hoffnung ungewiss, es ist ein Kunststück, ihnen einen Trost zu erfinden—aber was hilft es! Wir Kinder der Zukunft, wie vermöchten wir in diesem Heute zu Hause zu sein! Wir sind allen Idealen abgünstig, auf welche hin Einer sich sogar in dieser zerbrechlichen zerbrochnen Uebergangszeit noch heimisch fühlen könnte; was aber deren "Realitäten" betrifft, so glauben wir nicht daran, dass sie Dauer haben. Das Eis, das heute noch trägt, ist schon sehr dünn geworden: der Thauwind weht, wir selbst, wir Heimatlosen, sind Etwas, das Eis und andre allzudünne "Realitäten" aufbricht ... Wir "conserviren" Nichts, wir wollen auch in keine Vergangenheit zurück, wir sind durchaus nicht "liberal," wir arbeiten nicht für den "Fortschritt," wir brauchen unser Ohr nicht erst gegen die Zukunfts-Sirenen des Marktes zu verstopfen—das, was sie singen, gleiche Rechte," "freie Gesellschaft," "keine Herrn mehr und keine Knechte," das lockt uns nicht!—wir halten es schlechterdings nicht für wünschenswerth, dass das Reich der Gerechtigkeit und Eintracht auf Erden gegründet werde (weil es unter allen Umständen das Reich der tiefsten Vermittelmässigung und Chineserei sein würde), wir freuen uns an Allen, die gleich uns die Gefahr, den Krieg, das Abenteuer lieben, die sich nicht abfinden, einfangen, versöhnen und verschneiden lassen, wir rechnen uns selbst unter die Eroberer, wir denken über die Nothwendigkeit neuer Ordnungen nach, auch einer neuen Sklaverei—denn zu jeder Verstärkung und Erhöhung des Typus "Mensch" gehört auch eine neue Art Versklavung hinzu—nicht wahr? mit Alle dem müssen wir schlecht in einem Zeitalter zu Hause sein, welches die Ehre in Anspruch zu nehmen liebt, das menschlichste, mildeste, rechtlichste Zeitalter zu heissen, das die Sonne bisher gesehen hat? Schlimm genug, dass wir gerade bei diesen schönen Worten um so hässlichere Hintergedanken haben! Dass wir darin nur den Ausdruck—auch die Maskerade—der tiefen Schwächung, der Ermüdung, des Alters, der absinkenden Kraft sehen! Was kann uns daran gelegen sein, mit was für Flittern ein Kranker seine Schwäche aufputzt! Mag er sie als seine Tugend zur Schau tragen—es unterliegt ja keinem Zweifel, dass die Schwäche mild, ach so mild, so rechtlich, so unoffensiv, so "menschlich" macht!— Die "Religion des Mitleidens," zu der man uns überreden möchte—oh wir kennen die hysterischen Männlein und Weiblein genug, welche heute gerade diese Religion zum Schleier und Aufputz nöthig haben! Wir sind keine Humanitarier; wir würden uns nie zu erlauben wagen, von unsrer, "Liebe zur Menschheit" zu reden—dazu ist Unsereins nicht Schauspieler genug! Oder nicht Saint-Simonist genug, nicht Franzose genug. Man muss schon mit einem gallischen Uebermaass erotischer Reizbarkeit und verliebter Ungeduld behaftet sein, um sich in ehrlicher Weise sogar noch der Menschheit mit seiner Brunst zu nähern ... Der Menschheit! Gab es je noch ein scheusslicheres altes Weib unter allen alten Weibern? (—es müsste denn etwa die "Wahrheit" sein: eine Frage für Philosophen). Nein, wir lieben die Menschheit nicht; andererseits sind wir aber auch lange nicht "deutsch" genug, wie heute das Wort "deutsch" gang und gäbe ist, um dem Nationalismus und dem Rassenhass das Wort zu reden, um an der nationalen Herzenskrätze und Blutvergiftung Freude haben zu können, derenthalben sich jetzt in Europa Volk gegen Volk wie mit Quarantänen abgrenzt, absperrt. Dazu sind wir zu unbefangen, zu boshaft, zu verwöhnt, auch zu gut unterrichtet, zu "gereist": wir ziehen es bei Weitem vor, auf Bergen zu leben, abseits, "unzeitgemäss," in vergangnen oder kommenden Jahrhunderten, nur damit wir uns die stille Wuth ersparen, zu der wir uns verurtheilt wüssten als Augenzeugen einer Politik, die den deutschen Geist öde macht, indem sie ihn eitel Macht, und kleine Politik ausserdem ist:—hat sie nicht nöthig, damit ihre eigne Schöpfung nicht sofort wieder auseinanderfällt, sie zwischen zwei Todhasse zu pflanzen? muss sie nicht die Verewigung der Kleinstaaterei Europa's wollen? ... Wir Heimatlosen, wir sind der Rasse und Abkunft nach zu vielfach und gemischt, als, "moderne Menschen," und folglich wenig versucht, an jener verlognen Rassen-Selbstbewunderung und Unzucht theilzunehmen, welche sich heute in Deutschland als Zeichen deutscher Gesinnung zur Schau trägt und die bei dem Volke des historischen "Sinns" zwiefach falsch und unanständig anmuthet. Wir sind, mit Einem Worte—und es soll unser Ehrenwort sein!—gute Europäer, die Erben Europa's, die reichen, überhäuften, aber auch überreich verpflichteten Erben von Jahrtausenden des europäischen Geistes: als solche auch dem Christenthum entwachsen und abhold, und gerade, weil wir aus ihm gewachsen sind, weil unsre Vorfahren Christen von rücksichtsloser Rechtschaffenheit des Christenthums waren, die ihrem Glauben willig Gut und Blut, Stand und Vaterland zum Opfer gebracht haben. Wir—thun desgleichen. Wofür doch? Für unsern Unglauben? Für jede Art Unglauben? Nein, das wisst ihr besser, meine Freunde! Das verborgne Ja in euch ist stärker als alle Neins und Vielleichts, an denen ihr mit eurer Zeit krank seid; und wenn ihr auf's Meer müsst, ihr Auswanderer, so zwingt dazu auch euch—ein Glaube! ...
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"Und werden wieder hell."— Wir Freigebigen und Reichen des Geistes, die wir gleich offnen Brunnen an der Strasse stehn und es Niemandem wehren mögen, dass er aus uns schöpft: wir wissen uns leider nicht zu wehren, wo wir es möchten, wir können durch Nichts verhindern, dass man uns trübt, finster macht,—dass die Zeit, in der wir leben, ihr "Zeitlichstes," dass deren schmutzige Vögel ihren Unrath, die Knaben ihren Krimskrams und erschöpfte, an uns ausruhende Wandrer ihr kleines und grosses Elend in uns werfen. Aber wir werden es machen, wie wir es immer gemacht haben: wir nehmen, was man auch in uns wirft, hinab in unsre Tiefe—denn wir sind tief, wir vergessen nicht—und werden wieder hell ...
379
Zwischenrede des Narren.— Das ist kein Misanthrop, der dies Buch geschrieben hat: der Menschenhass bezahlt sich heute zu theuer. Um zu hassen, wie man ehemals den Menschen gehasst hat, timonisch, im Ganzen, ohne Abzug, aus vollem Herzen, aus der ganzen Liebe des Hasses—dazu müsste man auf's Verachten Verzicht leisten:—und wie viel feine Freude, wie viel Geduld, wie viel Gütigkeit selbst verdanken wir gerade unsrem Verachten! Zudem sind wir damit die "Auserwählten Gottes": das feine Verachten ist unser Geschmack und Vorrecht, unsre Kunst, unsre Tugend vielleicht, wir Modernsten unter den Modernen! ... Der Hass dagegen stellt gleich, stellt gegenüber, im Hass ist Ehre, endlich: im Hass ist Furcht, ein grosser guter Theil Furcht. Wir Furchtlosen aber, wir geistigeren Menschen dieses Zeitalters, wir kennen unsern Vortheil gut genug, um gerade als die Geistigeren in Hinsicht auf diese Zeit ohne Furcht zu leben. Man wird uns schwerlich köpfen, einsperren, verbannen; man wird nicht einmal unsre Bücher verbieten und verbrennen. Das Zeitalter liebt den Geist, es liebt uns und hat uns nöthig, selbst wenn wir es ihm zu verstehn geben müssten, dass wir in der Verachtung Künstler sind; dass uns jeder Umgang mit Menschen einen leichten Schauder macht; dass wir mit aller unsrer Milde, Geduld, Menschenfreundlichkeit, Höflichkeit unsre Nase nicht überreden können, von ihrem Vorurtheile abzustehn, welches sie gegen die Nähe eines Menschen hat; dass wir die Natur lieben, je weniger menschlich es in ihr zugeht, und die Kunst, wenn sie die Flucht des Künstlers vor dem Menschen oder der Spott des Künstlers über den Menschen oder der Spott des Künstlers über sich selber ist ...
380
"Der Wanderer" redet.— Um unsrer europäischen Moralität einmal aus der Ferne ansichtig zu werden, um sie an anderen, früheren oder kommenden, Moralitäten zu messen, dazu muss man es machen, wie es ein Wanderer macht, der wissen will, wie hoch die Thürme einer Stadt sind: dazu verlässt er die Stadt. "Gedanken über moralische Vorurtheile," falls sie nicht Vorurtheile über Vorurtheile sein sollen, setzen eine Stellung ausserhalb der Moral voraus, irgend ein Jenseits von Gut und Böse, zu dem man steigen, klettern, fliegen muss,—und, im gegebenen Falle, jedenfalls ein Jenseits von unsrem in Gut und Böse, eine Freiheit von allem "Europa," letzteres als eine Summe von kommandirenden Werthurtheilen verstanden, welche uns in Fleisch und Blut übergegangen sind. Dass man gerade dorthinaus, dorthinauf will, ist vielleicht eine kleine Tollheit, ein absonderliches unvernünftiges "du musst"—denn auch wir Erkennenden haben unsre Idiosynkrasien des "unfreien Willens"—: die Frage ist, ob man wirklich dorthinauf kann. Dies mag an vielfachen Bedingungen hängen, in der Hauptsache ist es die Frage darnach, wie leicht oder wie schwer wir sind, das Problem unsrer "spezifischen Schwere." Man muss sehr leicht sein, um seinen Willen zur Erkenntniss bis in eine solche Ferne und gleichsam über seine Zeit hinaus zu treiben, um sich zum Ueberblick über Jahrtausende Augen zu schaffen und noch dazu reinen Himmel in diesen Augen! Man muss sich von Vielem losgebunden haben, was gerade uns Europäer von Heute drückt, hemmt, niederhält, schwer macht. Der Mensch eines solchen Jenseits, der die obersten Werthmaasse seiner Zeit selbst in Sicht bekommen will, hat dazu vorerst nöthig, diese Zeit in sich selbst zu "überwinden"—es ist die Probe seiner Kraft—und folglich nicht nur seine Zeit, sondern auch seinen bisherigen Widerwillen und Widerspruch gegen diese Zeit, sein Leiden an dieser Zeit, seine Zeit-Ungemässheit, seine Romantik ...
381
Zur Frage der Verständlichkeit.— Man will nicht nur verstanden werden, wenn man schreibt, sondern ebenso gewiss auch nicht verstanden werden. Es ist noch ganz und gar kein Einwand gegen ein Buch, wenn irgend Jemand es unverständlich findet: vielleicht gehörte eben dies zur Absicht seines Schreibers,—er wollte nicht von "irgend Jemand" verstanden werden. Jeder vornehmere Geist und Geschmack wählt sich, wenn er sich mittheilen will, auch seine Zuhörer; indem er sie wählt, zieht er zugleich gegen "die Anderen" seine Schranken. Alle feineren Gesetze eines Stils haben da ihren Ursprung: sie halten zugleich ferne, sie schaffen Distanz, sie verbieten "den Eingang," das Verständniss, wie gesagt,—während sie Denen die Ohren aufmachen, die uns mit den Ohren verwandt sind. Und dass ich es unter uns sage und in meinem Falle,—ich will mich weder durch meine Unwissenheit, noch durch die Munterkeit meines Temperaments verhindern lassen, euch verständlich zu sein, meine Freunde: durch die Munterkeit nicht, wie sehr sie auch mich zwingt, einer Sache geschwind beizukommen, um ihr überhaupt beizukommen. Denn ich halte es mit tiefen Problemen, wie mit einem kalten Bade—schnell hinein, schnell hinaus. Dass man damit nicht in die Tiefe, nicht tief genug hinunter komme, ist der Aberglaube der Wasserscheuen, der Feinde des kalten Wassers; sie reden ohne Erfahrung. Oh! die grosse Kälte macht geschwind!— Und nebenbei gefragt: bleibt wirklich eine Sache dadurch allein schon unverstanden und unerkannt, dass sie nur im Fluge berührt, angeblickt, angeblitzt wird? Muss man durchaus erst auf ihr fest sitzen? auf ihr wie auf einem Ei gebrütet haben? Diu noctuque incubando, wie Newton von sich selbst sagte? Zum Mindesten giebt es Wahrheiten von einer besonderen Scheu und Kitzlichkeit, deren man nicht anders habhaft wird, als plötzlich,—die man überraschen oder lassen muss ... Endlich hat meine Kürze noch einen andern Werth: innerhalb solcher Fragen, wie sie mich beschäftigen, muss ich Vieles kurz sagen, damit es noch kürzer gehört wird. Man hat nämlich als Immoralist zu verhüten, dass man die Unschuld verdirbt, ich meine die Esel und die alten Jungfern beiderlei Geschlechts, die Nichts vom Leben haben als ihre Unschuld; mehr noch, meine Schriften sollen sie begeistern, erheben, zur Tugend ermuthigen. Ich wüsste Nichts auf Erden, was lustiger wäre als begeisterte alte Esel zu sehn und Jungfern, welche durch die süssen Gefühle der Tugend erregt werden: und "das habe ich gesehn"—also sprach Zarathustra. So viel in Absicht der Kürze; schlimmer steht es mit meiner Unwissenheit, deren ich selbst vor mir selber kein Hehl habe. Es giebt Stunden, wo ich mich ihrer schäme; freilich ebenfalls Stunden, wo ich mich dieser Scham schäme. Vielleicht sind wir Philosophen allesammt heute zum Wissen schlimm gestellt: die Wissenschaft wächst, die Gelehrtesten von uns sind nahe daran zu entdecken, dass sie zu wenig wissen. Aber schlimmer wäre es immer noch, wenn es anders stünde,—wenn wir zu viel wüssten; unsre Aufgabe ist und bleibt zuerst, uns nicht selber zu verwechseln. Wir sind etwas Anderes als Gelehrte: obwohl es nicht zu umgehn ist, dass wir auch, unter Anderem, gelehrt sind. Wir haben andre Bedürfnisse, ein andres Wachsthum, eine andre Verdauung: wir brauchen mehr, wir brauchen auch weniger. Wie viel ein Geist zu seiner Ernährung nöthig hat, dafür giebt es keine Formel; ist aber sein Geschmack auf Unabhängigkeit gerichtet, auf schnelles Kommen un Genau Wanderung, auf Abenteuer vielleicht, denen nur die Geschwindesten gewachsen sind, so lebt er lieber frei mit schmaler Kost, als unfrei und gestopft. Nicht Fett, sondern die grösste Geschmeidigkeit und Kraft ist das, was ein guter Tänzer von seiner Nahrung will,—und ich wüsste nicht, was der Geist eines Philosophen mehr zu sein wünschte, als ein guter Tänzer. Der Tanz nämlich ist sein Ideal, auch seine Kunst, zuletzt auch seine einzige Frömmigkeit, sein "Gottesdienst" ...
382
Die grosse Gesundheit.— Wir Neuen, Namenlosen, Schlechtverständlichen, wir Frühgeburten einer noch unbewiesenen Zukunft—wir bedürfen zu einem neuen Zwecke auch eines neuen Mittels, nämlich einer neuen Gesundheit, einer stärkeren gewitzteren zäheren verwegneren lustigeren, als alle Gesundheiten bisher waren. Wessen Seele darnach dürstet, den ganzen Umfang der bisherigen Werthe und Wünschbarkeiten erlebt und alle Küsten dieses idealischen "Mittelmeers" umschifft zu haben, wer aus den Abenteuern der eigensten Erfahrung wissen will, wie es einem Eroberer und Entdecker des Ideals zu Muthe ist, insgleichen einem Künstler, einem Heiligen, einem Gesetzgeber, einem Weisen, einem Gelehrten, einem Frommen, einem Wahrsager, einem Göttlich-Abseitigen alten Stils: der hat dazu zuallererst Eins nöthig, die grosse Gesundheit—eine solche, welche man nicht nur hat, sondern auch beständig noch erwirbt und erwerben muss, weil man sie immer wieder preisgiebt, preisgeben muss! ... Und nun, nachdem wir lange dergestalt unterwegs waren, wir Argonauten des Ideals, muthiger vielleicht, als klug ist, und oft genug schiffbrüchig und zu Schaden gekommen, aber, wie gesagt, gesünder als man es uns erlauben möchte, gefährlich-gesund, immer wieder gesund,—will es uns scheinen, als ob wir, zum Lohn dafür, ein noch unentdecktes Land vor uns haben, dessen Grenzen noch Niemand abgesehn hat, ein Jenseits aller bisherigen Länder und Winkel des Ideals, eine Welt so überreich an Schönem, Fremdem, Fragwürdigem, Furchtbarem und Göttlichem, dass unsre Neugierde ebensowohl wie unser Besitzdurst ausser sich gerathen sind—ach, dass wir nunmehr durch Nichts mehr zu ersättigen sind! Wie könnten wir uns, nach solchen Ausblicken und mit einem solchen Heisshunger in Gewissen und Wissen, noch am gegenwärtigen Menschen genügen lassen? Schlimm genug: aber es ist unvermeidlich, dass wir seinen würdigsten Zielen und Hoffnungen nur mit einem übel aufrecht erhaltenen Ernste zusehn und vielleicht nicht einmal mehr zusehn. Ein andres Ideal läuft vor uns her, ein wunderliches, versucherisches, gefahrenreiches Ideal, zu dem wir Niemanden überreden möchten, weil wir Niemandem so leicht das Recht darauf zugestehn: das Ideal eines Geistes, der naiv, das heisst ungewollt und aus überströmender Fülle und Mächtigkeit mit Allem spielt, was bisher heilig, gut, unberührbar, göttlich hiess; für den das Höchste, woran das Volk billigerweise sein Werthmaass hat, bereits so viel wie Gefahr, Verfall, Erniedrigung oder, mindestens, wie Erholung, Blindheit, zeitweiliges Selbstvergessen bedeuten würde; das Ideal eines menschlich-übermenschlichen Wohlseins und Wohlwollens, das oft genug unmenschlich erscheinen wird, zum Beispiel, wenn es sich neben den ganzen bisherigen Erden-Ernst, neben alle Art Feierlichkeit in Gebärde, Wort, Klang, Blick, Moral und Aufgabe wie deren leibhafteste unfreiwillige Parodie hinstellt—und mit dem, trotzalledem, vielleicht der grosse Ernst erst anhebt, das eigentliche Fragezeichen erst gesetzt wird, das Schicksal der Seele sich wendet, der Zeiger rückt, die Tragödie beginnt ...
383
Epilog.— Aber indem ich zum Schluss dieses düstere Fragezeichen langsam, langsam hinmale und eben noch Willens bin, meinen Lesern die Tugenden des rechten Lesens—oh was für vergessene und unbekannte Tugenden!—in's Gedächtniss zu rufen, begegnet mir's, dass um mich das boshafteste, munterste, koboldigste Lachen laut wird: die Geister meines Buches selber fallen über mich her, ziehn mich an den Ohren und rufen mich zur Ordnung. "Wir halten es nicht mehr aus—rufen sie mir zu—; fort, fort mit dieser rabenschwarzen Musik. Ist es nicht rings heller Vormittag um uns? Und grüner weicher Grund und Rasen, das Königreich des Tanzes? Gab es je eine bessere Stunde, um fröhlich zu sein? Wer singt uns ein Lied, ein Vormittagslied, so sonnig, so leicht, so flügge, dass es die Grillen nicht verscheucht,—dass es die Grillen vielmehr einlädt, mit zu singen, mit zu tanzen? Und lieber noch einen einfältigen bäurischen Dudelsack als solche geheimnissvolle Laute, solche Unkenrufe, Grabesstimmen und Murmelthierpfiffe, mit denen Sie uns in Ihrer Wildniss bisher regalirt haben, mein Herr Einsiedler und Zukunftsmusikant! Nein! Nicht solche Töne! Sondern lasst uns angenehmere anstimmen und freudenvollere!"— Gefällt es euch so, meine ungeduldigen Freunde? Wohlan! Wer wäre euch nicht gern zu Willen? Mein Dudelsack wartet schon, meine Kehle auch—sie mag ein wenig rauh klingen, nehmt fürlieb! dafür sind wir im Gebirge. Aber was ihr zu hören bekommt, ist wenigstens neu; und wenn ihr's nicht versteht, wenn ihr den Sänger missversteht, was liegt daran! Das ist nun einmal "des Sängers Fluch." Um so deutlicher könnt ihr seine Musik und Weise hören, um so besser auch nach seiner Pfeife—tanzen. Wollt ihr das? ...
Anhang:
Lieder des Prinzen Vogelfrei.
An Goethe.
Das Unvergängliche
Ist nur dein Gleichniss!
Gott der Verfängliche
Ist Dichter-Erschleichniss ...Welt-Rad, das rollende,
Streift Ziel auf Ziel:
Noth—nennt's der Grollende,
Der Narr nennt's—Spiel ...Welt-Spiel, das herrische,
Mischt Sein und Schein: —
Das Ewig-Närrische
Mischt uns—hinein!...
Dichters Berufung.
Als ich jüngst, mich zu erquicken,
Unter dunklen Bäumen sass,
Hört' ich ticken, leise ticken,
Zierlich, wie nach Takt und Maass.
Böse wurd' ich, zog Gesichter, —
Endlich aber gab ich nach,
Bis ich gar, gleich einem Dichter,
Selber mit im Tiktak sprach.Wie mir so im Verse-Machen
Silb' um Silb' ihr Hopsa sprang,
Musst' ich plötzlich lachen, lachen
Eine Viertelstunde lang.
Du ein Dichter? Du ein Dichter?
Steht's mit deinem Kopf so schlecht?
—"Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter"
Achselzuckt der Vogel Specht.Wessen harr' ich hier im Busche?
Wem doch laur' ich Räuber auf?
Ist's ein Spruch? Ein Bild? Im Husche
Sitzt mein Reim ihm hintendrauf.
Was nur schlüpft und hüpft, gleich sticht der
Dichter sich's zum Vers zurecht.
— "Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter"
Achselzuckt der Vogel Specht.Reime, mein' ich, sind wie Pfeile?
Wie das zappelt, zittert, springt,
Wenn der Pfeil in edle Theile
Des Lacerten-Leibchens dringt!
Ach, ihr sterbt dran, arme Wichter,
Oder taumelt wie bezecht!
— "Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter"
Achselzuckt der Vogel Specht.Schiefe Sprüchlein voller Eile,
Trunkne Wörtlein, wie sich's drängt!
Bis ihr Alle, Zeil' an Zeile,
An der Tiktak-Kette hängt.
Und es giebt grausam Gelichter,
Das dies—freut? Sind Dichter—schlecht?
— "Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter"
Achselzuckt der Vogel Specht.Höhnst du, Vogel? Willst du scherzen?
Steht's mit meinem Kopf schon schlimm,
Schlimmer stünd's mit meinem Herzen?
Fürchte, fürchte meinen Grimm! —
Doch der Dichter—Reime flicht er
Selbst im Grimm noch schlecht und recht.
— "Ja, mein Herr, Sie sind ein Dichter"
Achselzuckt der Vogel Specht.
Im Süden.
So häng' ich denn auf krummem Aste
Und schaukle meine Müdigkeit.
Ein Vogel lud mich her zu Gaste,
Ein Vogelnest ist's, drin ich raste.
Wo bin ich doch? Ach, weit! Ach, weit!Das weisse Meer liegt eingeschlafen,
Und purpurn steht ein Segel drauf.
Fels, Feigenbäume, Thurm und Hafen,
Idylle rings, Geblök von Schafen, —
Unschuld des Südens, nimm mich auf!Nur Schritt für Schritt—das ist ein Leben,
Stets Bein vor Bein macht deutsch und schwer.
Ich hiess den Wind mich aufwärts heben,
Ich lernte mit den Vögeln schweben, —
Nach Süden flog ich über's Meer.Vernunft! Verdriessliches Geschäfte!
Das bringt uns allzubald an's Ziel!
Im Fliegen lernt' ich, was mich äffte, —
Schon fühl' ich Muth und Blut und Säfte
Zu neuem Leben, neuem Spiel ...Einsam zu denken nenn' ich weise,
Doch einsam singen—wäre dumm!
So hört ein Lied zu eurem Preise
Und setzt euch still um mich im Kreise,
Ihr schlimmen Vögelchen, herum!So jung, so falsch, so umgetrieben
Scheint ganz ihr mir gemacht zum Lieben
Und jedem schönen Zeitvertreib?
Im Norden—ich gesteh's mit Zaudern —
Liebt' ich ein Weibchen, alt zum Schaudern:
"Die Wahrheit" hiess dies alte Weib ...
Die fromme Beppa.
So lang noch hübsch mein Leibchen,
Lohnt's sich schon, fromm zu sein.
Man weiss, Gott liebt die Weibchen,
Die hübschen obendrein.
Er wird's dem armen Mönchlein
Gewisslich gern verzeih'n,
Dass er, gleich manchem Mönchlein,
So gern will bei mir sein.Kein grauer Kirchenvater!
Nein, jung noch und oft roth,
oft trotz dem grausten Kater
Voll Eifersucht und Noth.
Ich liebe nicht die Greise,
Er liebt die Alten nicht:
Wie wunderlich und weise
Hat Gott dies eingericht!Die Kirche weiss zu leben,
Sie prüft Herz und Gesicht.
Stets will sie mir vergeben, —
Ja, wer vergiebt mir nicht!
Man lispelt mit dem Mündchen,
Man knixt und geht hinaus,
Und mit dem neuen Sündchen
Löscht man das alte aus.Gelobt sei Gott auf Erden,
Der hübsche Mädchen liebt
Und derlei Herzbeschwerden
Sich selber gern vergiebt.
So lang noch hübsch mein Leibchen,
Lohnt sich's schon, fromm zu sein:
Als altes Wackelweibchen
Mag mich der Teufel frein!
Der geheimnissvolle Nachen.
Gestern Nachts, als Alles schlief,
Kaum der Wind mit ungewissen
Seufzern durch die Gassen lief,
Gab mir Ruhe nicht das Kissen,
Noch der Mohn, noch, was sonst tief
Schlafen macht,—ein gut Gewissen.Endlich schlug ich mir den Schlaf
Aus dem Sinn und lief zum Strande.
Mondhell war's und mild,—ich traf
Mann und Kahn auf warmem Sande,
Schläfrig beide, Hirt und Schaf: —
Schläfrig stiess der Kahn vom Lande.Eine Stunde, leicht auch zwei,
Oder war's ein Jahr?—da sanken
Plötzlich mir Sinn und Gedanken
In ein ew'ges Einerlei,
Und ein Abgrund ohne Schranken
That sich auf:—da war's vorbei!Morgen kam: auf schwarzen Tiefen
Steht ein Kahn und ruht und ruht...
Was geschah? so rief's, so riefen
Hundert bald: was gab es? Blut? — —
Nichts geschah! Wir schliefen, schliefen
Alle—ach, so gut! so gut!
Liebeserklärung.
(bei der aber der Dichter in eine Grube fiel —).
Oh Wunder! Fliegt er noch?
Er steigt empor, und seine Flügel ruhn?
Was hebt und trägt ihn doch?
Was ist ihm Ziel und Zug und Zügel nun? Gleich Stern und Ewigkeit
Lebt er in Höhn jetzt, die das
Leben flieht, Mitleidig selbst dem Neid —:
Und hoch flog, wer ihn auch nur schweben sieht! Oh Vogel Albatross!
Zur Höhe treibt's mit ew'gem Triebe mich.
Ich dachte dein: da floss
Mir Thrän' um Thräne,—ja, ich liebe dich!
Lied eines theokritischen Ziegenhirten.
Da lieg' ich, krank im Gedärm, —
Mich fressen die Wanzen.
Und drüben noch Licht und Lärm!
Ich hör's, sie tanzen ...Sie wollte um diese Stund'
Zu mir sich schleichen.
Ich warte wie ein Hund, —
Es kommt kein Zeichen.Das Kreuz, als sie's versprach?
Wie konnte sie lügen?
Oder läuft sie Jedem nach,
Wie meine Ziegen?Woher ihr seid'ner Rock? —
Ah, meine Stolze?
Es wohnt noch mancher Bock
An diesem Holze?Wie kraus und giftig macht
Verliebtes Warten!
So wächst bei schwüler Nacht
Giftpilz im Garten.Die Liebe zehrt an mir
Gleich sieben Uebeln, —
Nichts mag ich essen schier.
Lebt wohl, ihr Zwiebeln!Der Mond gieng schon in's Meer,
Müd sind alle Sterne,
Grau kommt der Tag daher, —
Ich stürbe gerne.
"Diesen ungewissen Seelen"
Diesen ungewissen Seelen
Bin ich grimmig gram.
All ihr Ehren ist ein Quälen,
All ihr Lob ist Selbstverdruss und Scham.Dass ich nicht an ihrem Stricke
Ziehe durch die Zeit,
Dafür grüsst mich ihrer Blicke
Giftig-süsser hoffnungsloser Neid.Möchten sie mir herzhaft fluchen
Und die Nase drehn!
Dieser Augen hülflos Suchen
Soll bei mir auf ewig irre gehn.
Narr in Verzweiflung.
Ach! Was ich schrieb auf Tisch und Wand
Mit Narrenherz und Narrenhand,
Das sollte Tisch und Wand mir zieren? ...Doch ihr sagt: "Narrenhände schmieren, —
Und Tisch und Wand soll man purgieren,
Bis auch die letzte Spur verschwand!"Erlaubt! Ich lege Hand mit an —,
Ich lernte Schwamm und Besen führen,
Als Kritiker, als Wassermann.Doch, wenn die Arbeit abgethan,
Säh' gern ich euch, ihr Ueberweisen,
Mit Weisheit Tisch und Wand besch ......
Rimus remedium.
Oder: Wie kranke Dichter sich trösten
Aus deinem Munde,
Du speichelflüssige Hexe Zeit,
Tropft langsam Stund' auf Stunde.
Umsonst, dass all mein Ekel schreit:
"Fluch, Fluch dem Schlunde
Der Ewigkeit!" Welt—ist von Erz:
Ein glühender Stier,—der hört kein Schrein.
Mit fliegenden Dolchen schreibt der Schmerz
Mir in's Gebein:
"Welt hat kein Herz,
Und Dummheit wär's, ihr gram drum sein!" Giess alle Mohne,
Giess, Fieber! Gift mir in's Gehirn!
Zu lang schon prüfst du mir Hand und Stirn.
Was frägst du? Was? "Zu welchem—Lohne?"
— — Ha! Fluch der Dirn'
Und ihrem Hohne! Nein! Komm zurück!
Draussen ist's kalt, ich höre regnen —
Ich sollte dir zärtlicher begegnen?
— Nimm! Hier ist Gold: wie glänzt das Stück! —
Dich heissen "Glück"?
Dich, Fieber, segnen? — Die Thür springt auf!
Der Regen sprüht nach meinem Bette!
Wind löscht das Licht,—Unheil in Hauf'!
Wer jetzt nicht hundert Reime hätte,
Ich wette, wette,
Der gienge drauf!
"Mein Glück!"
Die Tauben von San Marco seh ich wieder:
Still ist der Platz, Vormittag ruht darauf.
In sanfter Kühle schick' ich müssig Lieder
Gleich Taubenschwärmen in das Blau hinauf —
Und locke sie zurück,
Noch einen Reim zu hängen in's Gefieder
— mein Glück! Mein Glück!Du stilles Himmels-Dach, blau-licht, von Seide,
Wie schwebst du schirmend ob des bunten Bau's,
Den ich—was sag ich?—liebe, fürchte, neide ...
Die Seele wahrlich tränk' ich gern ihm aus!
Gäb' ich sie je zurück? —
Nein, still davon, du Augen-Wunderweide!
— mein Glück! Mein Glück!Du strenger Thurm, mit welchem Löwendrange
Stiegst du empor hier, siegreich, sonder Müh!
Du überklingst den Platz mit tiefem Klange
Französisch, wärst du sein accent aigu?
Blieb ich gleich dir zurück,
Ich wüsste, aus welch seidenweichem Zwange...
— mein Glück! Mein Glück!Fort, fort, Musik! Lass erst die Schatten dunkeln
Und wachsen bis zur braunen lauen Nacht!
Zum Tone ist's zu früh am Tag, noch funkeln
Die Gold-Zieraten nicht in Rosen-Pracht,
Noch blieb viel Tag zurück,
Viel Tag für Dichten, Schleichen, Einsam-Munkeln
— mein Glück! Mein Glück!
Nach neuen Meeren.
Dorthin—will ich; und ich traue
Mir fortan und meinem Griff.
Offen liegt das Meer, in's Blaue
Treibt mein Genueser Schiff.Alles glänzt mir neu und neuer,
Mittag schläft auf Raum und Zeit
Nur dein Auge—ungeheuer
Blickt mich's an, Unendlichkeit!
Sils-Maria.
Hier sass ich, wartend, wartend,—doch auf Nichts,
Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts
Geniessend, bald des Schattens, ganz nur Spiel,
Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel.Da, plötzlich, Freundin! wurde Eins zu Zwei — —
Und Zarathustra gieng an mir vorbei ...
An den Mistral.
Ein Tanzlied.
Mistral-Wind, du Wolken-Jäger,
Trübsal-Mörder, Himmels-Feger,
Brausender, wie lieb' ich dich!
Sind wir Zwei nicht Eines Schoosses
Erstlingsgabe, Eines Looses
Vorbestimmte ewiglich?Hier auf glatten Felsenwegen
Lauf' ich tanzend dir entgegen,
Tanzend, wie du pfeifst und singst:
Der du ohne Schiff und Ruder
Als der Freiheit freister Bruder
Ueber wilde Meere springst.Kaum erwacht, hört' ich dein Rufen,
Stürmte zu den Felsenstufen,
Hin zur gelben Wand am Meer.
Heil! da kamst du schon gleich hellen
Diamantnen Stromesschnellen
Sieghaft von den Bergen her.Auf den ebnen Himmels-Tennen
Sah ich deine Rosse rennen,
Sah den Wagen, der dich trägt,
Sah die Hand dir selber zücken,
Wenn sie auf der Rosse Rücken
Blitzesgleich die Geissel schlägt, —Sah dich aus dem Wagen springen,
Schneller dich hinabzuschwingen,
Sah dich wie zum Pfeil verkürzt
Senkrecht in die Tiefe stossen, —
Wie ein Goldstrahl durch die Rosen
Erster Morgenröthen stürzt.Tanze nun auf tausend Rücken,
Wellen-Rücken, Wellen-Tücken —
Heil, wer neue Tänze schafft!
Tanzen wir in tausend Weisen,
Frei—sei unsre Kunst geheissen,
Fröhlich—unsre Wissenschaft!Raffen wir von jeder Blume
Eine Blüthe uns zum Ruhme
Und zwei Blätter noch zum Kranz!
Tanzen wir gleich Troubadouren
Zwischen Heiligen und Huren,
Zwischen Gott und Welt den Tanz!Wer nicht tanzen kann mit Winden,
Wer sich wickeln muss mit Binden,
Angebunden, Krüppel-Greis,
Wer da gleicht den Heuchel-Hänsen,
Ehren-Tölpeln, Tugend-Gänsen,
Fort aus unsrem Paradeis!Wirbeln wir den Staub der Strassen
Allen Kranken in die Nasen,
Scheuchen wir die Kranken-Brut!
Lösen wir die ganze Küste
Von dem Odem dürrer Brüste,
Von den Augen ohne Muth!Jagen wir die Himmels-Trüber,
Welten-Schwärzer, Wolken-Schieber,
Hellen wir das Himmelreich!
Brausen wir ... oh aller freien
Geister Geist, mit dir zu Zweien
Braust mein Glück dem Sturme gleich. —Und dass ewig das Gedächtniss
Solchen Glücks, nimm sein Vermächtniss,
Nimm den Kranz hier mit hinauf!
Wirf ihn höher, ferner, weiter,
Stürm' empor die Himmelsleiter,
Häng ihn—an den Sternen auf!
Весёлая наука
(«la gaya scienza»)
Издание 1887 г. с Приложением (Первое издание: 1882 г.)
Мой собственный дом — мое пристрастье,
Никому и ни в чем я не подражал,
И — мне все еще смешон каждый Мастер,
Кто сам себя не осмеял.
Над моей входной дверью
Предисловие к второму изданию
1
Этой книге, быть может, недостаточно только одного предисловия, и все-таки остается под большим вопросом, могут ли помочь предисловия тому, кто сам не пережил чего-либо подобного, приблизиться к переживаниям этой книги. Она словно написана на языке весеннего ветра: в ней есть заносчивость, беспокойство, противоречивость, мартовская погода, нечто постоянно напоминающее как о близости зимы, так и опобеде над зимой, победе, которая будет одержана, должна быть одержана, уже, быть может, одержана… Благодарность непрестанно бьет из нее ключом, словно случилось как раз самое неожиданное, благодарность выздоравливающего, — ибо выздоровлением и было самое неожиданное. “Весёлая наука” — это означает сатурналии духа, который терпеливо противостоял ужасно долгому гнету — терпеливо, строго, хладнокровно, не сгибаясь, но и не питая иллюзий, — и который теперь сразу прохватывается надеждой, надеждой на здоровье, опьянением выздоровления. Что же удивительного, если при этом обнаруживается много неблагоразумного и дурачливого, много шаловливых нежностей, растраченных и на такие проблемы, которые имеют колючую шкуру и которым нипочем любые соблазны и приманки. Вся эта книга и есть не что иное, как веселость после долгого воздержания и бессилия, ликование возвращающейся силы, пробудившейся веры в завтра и послезавтра, внезапного чувства и предчувствия будущего, близких авантюр, наново открытых морей, вновь дозволенных, вновь поволенных целей. А чего только не оставил я позади себя! Это подобие пустыни, истощение, неверие, оледенение в самом разгаре юности, эта преждевременно вставная старость, эта тирания страдания, которую все еще превосходила тирания гордости, отклонившей выводы страдания, — а выводы и были самим утешением. — это радикальное одиночество, как необходимая оборона от ставшего болезненно ясновидческим презрения к человеку, это принципиальное самоограничение во всем, что есть горького, терпкого, причиняющего боль в познании, как то предписывало отвращение, постепенно выросшее из неосмотрительной духовной диеты и изнеженности — ее называют романтикой, — о, кто бы смог сопережить это со мною! А если бы кто и смог, он наверняка приписал бы мне нечто большее, чем эту толику дурачества, распущенности, “веселой науки”, - к примеру, горсть песен, которые приложены на этот раз к книге, — песен, в которых поэт непростительным образом потешается над всеми поэтами. — Ах, отнюдь не на одних поэтов с их прекрасными “лирическими чувствами” должен излить свою злость этот вновь воскресший: кто знает, какой жертвы ищет он себе, какое чудовище пародийного сырья привлечет его в скором времени? “Incipit tragoedia” — так называется оно в заключение этой озабоченно-беззаботной книги: держите ухо востро! Что-то из ряда вон скверное и злое предвещается здесь: “Incipit parodia”, в этом нет никакого сомнения…
2
Но оставим господина Ницше: что нам до того, что господин Ницше снова стал здоровым?.. В распоряжении психолога есть мало столь привлекательных вопросов, как вопрос об отношении между здоровьем и философией, а в случае, если он и сам болеет, он вносит в собственную болезнь всю свою научную любознательность. Ибо предполагается, что тот, кто есть личность, имеет по необходимости и философию своей личности: но здесь есть одно существенное различие. У одного философствуют его недостатки, у другого — его богатства и силы. Первый нуждается в своей философии, как нуждаются в поддержке, успокоении, лекарстве, избавлении, превозношении, самоотчуждении; у последнего она лишь красивая роскошь, в лучшем случае — сладострастие торжествующей благодарности, которая в конце концов должна космическими прописными буквами вписываться в небо понятий. Но в других, более обыкновенных случаях, когда философия стимулируется бедственным положением, как это имеет место у всех больных мыслителей — а больные мыслители, пожалуй, преобладают в истории философии, — что же выйдет из самой мысли, подпадающей гнету болезни? Вот вопрос, касающийся психолога, и здесь возможен эксперимент. Не иначе, как это делает путешественник, предписывающий себе проснуться к назначенному часу и затем спокойно предающийся сну, так и мы, философы, в случае, если мы заболеваем, предаемся на время телом и душою болезни — мы как бы закрываем глаза на самих себя. И подобно тому, как путешественник знает, что в нем не спит нечто, отсчитывая часы и вовремя пробуждая его, так и мы знаем, что решительный момент застанет нас бодрствующими, — что тогда воспрянет это самое нечто и поймает дух с поличным, т.е. уличит его в слабости, или в измене, или в покорности, или в помрачении и как бы там еще не назывались все болезненные состояния духа, которые в здоровые дни сдерживаются гордостью духа (ибо как гласит старая поговорка: “Три гордых зверя делят трон — гордый дух, павлин и конь”). После такого самодознания и самоискушения учишься смотреть более зорким взором на все, о чем до сих пор вообще философствовали; разгадываешь лучше, чем прежде, непроизвольные околицы, плутания, пригретые солнцем привалы мысли, вокруг которых вращаются и которыми совращаются страждущие мыслители именно в качестве страждущих; теперь уже знаешь, куда больное тело и его нужда бессознательно теснит, вгоняет, завлекает дух — к солнцу, покою, кротости, терпению, лекарству, усладе любого рода. Каждая философия, ставящая мир выше войны, каждая этика с отрицательным содержанием понятия счастья, каждая метафизика и физика, признающие некий финал, некое конечное состояние, каждое преобладающее эстетическое или религиозное взыскание постороннего, потустороннего, внележащего, вышестоящего — все это позволяет спросить, не болезнь ли была тем, что инспирировало философа. Бессознательное облегчение физиологических потребностей в мантию объективного, идеального, чисто духовного ужасает своими далеко идущими тенденциями, — и довольно часто я спрашивал себя, не была ли до сих пор философия, по большому счету, лишь толкованием тела и превратным пониманием тела. За высочайшими суждениями ценности, которыми доныне была ведома история мысли, таятся недоразумения телесного сложения, как со стороны отдельных лиц, так и со стороны сословий и целых рас. Позволительно рассматривать все эти отважные сумасбродства метафизики, в особенности ее ответы на вопрос о ценности бытия, как симптомы определенных телесных состояний, и ежели подобные мироутверждения или мироотрицания, в научном смысле, все до одного не содержат и крупицы смысла, то они все же дают историку и психологу тем более ценные указания в качестве симптомов, как уже сказано, тела, его удачливости и неудачливости, его избытка, мощности, самообладания в объеме истории или, напротив, его заторможенности, усталости, истощенности, предчувствия конца, его воли к концу. Я все еще жду, что когда-нибудь появится философский врач в исключительном смысле слова — способный проследить проблему общего здоровья народа, эпохи, расы, человечества, — врач, обладающий мужеством обострить до крайности мое подозрение и рискнуть на следующее положение: во всяком философствовании дело шло доныне вовсе не об “истине”, а о чем-то другом, скажем о здоровье, будущности, росте, силе, жизни.
3
Вы догадываетесь, что я не без благодарности хочу распрощаться с временем тяжкой хвори, выгоды которой еще и по сей день не оскудели для меня: равным образом догадываетесь вы и о том, что мне достаточно хорошо известные преимущества, которыми я при моем шатком здоровье наделен в сравнении со всякими мужланами духа. Философ, прошедший и все еще проходящий сквозь множество здоровий, прошел сквозь столько же философий: он и не может поступать иначе, как всякий раз перелагая свое состояние в духовнейшую форму и даль, — это искусство трансфигурации и есть собственно философия. Мы, философы, не вольны проводить черту между душой и телом, как это делает народ, еще менее вольны мы проводить черту между душой и духом. Мы не какие-нибудь мыслящие лягушки, не объективирующие и регистрирующие аппараты с холодно установленными потрохами, — мы должны непрестанно рожать наши мысли из нашей боли и по-матерински придавать им все, что в нас есть: кровь, сердце, огонь, веселость, страсть, муку, совесть, судьбу, рок. Жить — значит для нас постоянно превращать все, что нас составляет, в свет и пламя, а также все, с чем мы соприкасаемся, — мы и не можем иначе. Что же касается болезни, разве мы в силах удержаться от вопроса, можем ли мы вообще обойтись без нее? Только великое страдание есть последний освободитель духа, как наставник в великом подозрении, которое из всякого U делает Х, подлинное, действительное Х”, т.е. предпоследнюю букву перед последней… Только великое страдание, то долгое, медленное страдание, которое делает свое дело, никуда не торопясь, в котором нас сжигают как бы на сырых дровах, вынуждает нас, философов, прогрузиться в нашу последнюю глубину и отбросить всякое доверие, все добродушное, заволакивающее, кроткое, среднее, во что мы, быть может, до этого вложили нашу человечность. Я сомневаюсь, чтобы такое страдание “улучшило”, но я знаю, что оно углубляет нас. Все равно, учимся ли мы противопоставлять ему нашу гордость, нашу насмешку, силу нашей воли, уподобляясь индейцу, который, как бы жестоко его ни истязали, вознаграждает себя по отношению к своему истязателю злобой своего языка; все равно, отступаем ли мы перед страданием в этом восточное Ничто — его называют Нирваной, — в немую, оцепенелую, глухую покорность, самозабвение, самоугасание, — из таких долгих опасных упражнений в господстве над собою выходишь другим человеком, с большим количеством вопросительных знаков, прежде всего с волей спрашивать впредь больше, глубже, строже, тверже, злее, тише, чем спрашивали до сих пор. Доверие к жизни исчезло; сама жизнь стала проблемой. — Пусть не думают, впрочем, что непременно становишься от этого сычом! Даже любовь к жизни еще возможна — только любишь иначе. Это любовь к женщине, которая вызывает в нас сомнения… Но прелесть всего проблематичного, ликование иксом у таких более духовных, более одухотворенных людей столь велика, что это ликование, словно светлый жар, временами захлестывает поверх всяческой потребности в проблематичном, поверх всяческой опасности ненадежного, даже поверх ревности любящего. Нам ведомо новое счастье…
4
Наконец, чтобы не умолчать о самом существенном: из таких пропастей, из такой тяжкой хвори, также из хвори тяжкого подозрения, возвращаешься новорожденным, со сброшенной кожей, более чувствительным к щекотке, более злобным, с более истонченным вкусом к радости, с более нежным языком для всех хороших вещей, с более веселыми чувствами, со второй, более опасной невинностью в радости, одновременно более ребячливым и во сто крат более рафинированным, чем был когда-нибудь до этого. О, как противно теперь тебе наслаждение, грубое, тупое, смуглое наслаждение, как его обычно понимают сами наслаждающиеся, наши “образованные”, наши богатые и правящие! С какой злобой внемлем мы теперь той оглушительной ярмарочной шумихе, в которой “образованный человек” и обитатель большого города нынче позволяет насиловать себя искусством, книгой и музыкой во имя “духовных наслаждений”, с помощью духовных напитков! Как режет нам теперь слух театральный крик страсти, как чужд стал нашему вкусу весь романтический разгул и неразбериха чувств, которую любит образованная чернь, вместе с ее стремлениями к возвышенному, при поднятому, взбалмошному! Нет, если мы, выздоравливающие, еще нуждаемся в искусстве, то это другое искусство — насмешливое, легкое, летучее, божественно безнаказанное, божественно искусное искусство, которое, подобно светлому пламени, возносится в безоблачное небо! Прежде всего: искусство для художников, только для художников! Мы после этого лучше понимаем, что для этого прежде всего нужно: веселость, всякая веселость, друзья мои! даже в качестве художника — я хотел бы это доказать. Мы теперь знаем кое-что слишком хорошо, мы, знающие; о, как мы теперь учимся хорошо забывать, хорошо не слишком-знать, как художники! И что касается нашего будущего, нас вряд ли найдут снова на стезях тех египетских юношей, которые ночами проникают в храмы, обнимают статуи и во что бы то ни стало хотят разоблачить, раскрыть, выставить напоказ все, что не без изрядных на то оснований держится сокрытым. Нет, этот дурной вкус, эта воля к истине, к “истине любой ценой”. Это юношеское окаянство в любви к истине — опротивели нам вконец: мы слишком опытны, слишком серьезны, слишком веселы, слишком прожжены, слишком глубоки для этого… Мы больше не верим тому, что истина остается истиной, если снимают с нее покрывало; мы достаточно жили, чтобы верить этому. Теперь для нас это дело приличия — не все видеть обнаженным, не при всем присутствовать, не все хотеть пони мать и “знать”. “Правда ли, что боженька находится везде? — спросила маленькая девочка свою мать. — Но я нахожу это неприличным” — намек философам! Следовало бы больше уважать стыд, с которым природа спряталась за загадками и пестрыми неизвестностями. Быть может, истина — женщина, имеющая основания не позволять подсматривать своих оснований? Быть может, ее имя, говоря по-гречески, Баубо?.. О, эти греки! Они умели-таки жить; для этого нужно храбро оставаться у поверхности, у складки, у кожи, поклоняться иллюзии, верить в формы, звуки, слова, в весь Олимп иллюзии! Эти греки были поверхностными — из глубины! И не возвращаемся ли мы именно к этому, мы, сорвиголовы духа, взобравшиеся на самую высокую и самую опасную вершину современной мысли и осмотревшие себя оттуда, посмотревшие оттуда вниз? Не являемся ли мы именно в этом — греками? Поклонниками форм, звуков, слов? Именно поэтому — художниками?
Рута у Генуи,
осенью 1886 года
Шутка, хитрость и месть
Прелюдия в немецких рифмах
1
Приглашение
Не угодно ли, гурманы,
Яств моих отведать пряный
Вкус, усладу и изыск!
Вам еще? Тогда закатим
Старых семь моих вкуснятин
В семикратно новый риск.
2
Мое счастье
Когда искать не стало сил,
Я за находки взялся.
Когда мне ветер путь закрыл,
Я всем ветрам отдался.
3
Неустрашимый
Рой поглубже, где стоишь!
Там первопричина!
Пусть кричат невежи лишь:
"Глубже — чертовщина!”
4
Диалог
А. Был я болен? Исцелился?
Мой рассудок помутился!
Что за врач меня лечил?
Б. Верю я — ты исцелился:
Тот здоров, кто все забыл.
5
Добродетельным
И добродетели наши должны иметь легкие ноги,
Словно Гомера стихи, приходить и тотчас
уходить!
6
Светский ум
Не стой среди равнины
И не тянись в эфир!
Как раз посередине
Прекрасен этот мир.
7
Vademecum — Vadetecum
Тебя пленяет говор мой,
Ты по пятам идешь за мной?
Иди-ка лучше за собой: —
И будешь — тише! тише! — мой!
8
При третьей смене кожи
Уже пуды переварив
Земли и кожу скинув,
Змея во мне — один порыв
К земле прильнуть и сгинуть.
Уже ползу я под травой
Голодным гибким следом,
Чтоб есть змеиный хлеб земной,
Тебя, земля, поедом!
9
Мои розы
Да! Я счастья расточитель,
Счастья благостный даритель!
Эти розы — ваши… рвите!Только прежде вам придется
На колючки напороться,
Больно-больно уколоться!Ибо счастье — любит слезы!
Ибо счастье — любит козни! —
Ну, так рвите эти розы!
10
Высокомер
Вечно валит все и бьет
И слывет высокомером.
Кто из чаши полной пьет,
Тот всегда и льет, и бьет, —
Но вину, как прежде, верен.
11
Пословица говорит
Грубо-нежно, пошло-редко,
Грязно-чисто, тупо-метко,
Глупый с умным — та же клетка.
Всем этим быть хочу и я:
Змея, и голубь, и свинья!
12
Любителю света
Когда с жары и в мыслях дребедень,
Беги за солнцем, ну хотя бы в тень!
13
Танцору
Гладкий лед —
Райский грот,
Если танец твой — полет.
14
Бравый
Лучше враг из цельного куска,
Чем друг, приклеенный слегка!
15
Ржавчина
Нужна и ржавчина: когда, как бритва, нож,
Ворчат всегда: “Уж эта молодежь!”
16
Наверх
“Как лучше всего мне на гору взойти?” —
“Взбирайся наверх и не думай в пути!”
17
Вердикт насильника
Не проси! Оставь стенанья!
Брать всегда — твое призванье!
18
Скудные души
От скудных душ меня бросает в дрожь:
В них ни добра, ни зла — на грош.
19
Обольститель поневоле
Стрельнул, не целясь, словом он пустым,
Глядь, женщина упала перед ним.
20
На смекалку
Двойная боль не столь уж невтерпеж,
Как просто боль: ну, как? ты не рискнешь?
21
Против чванства
Не раздувайся слишком вширь:
Кольнут — и лопнешь, как пузырь.
22
Мужчина и женщина
“Похить ее, ту, что тебя чарует!”
Так поступает он: она — ворует.
23
Интерпретация
Толкуя сам себя, я сам себе не в толк,
Во мне толмач давно уж приумолк.
Но кто ступает собственной тропой,
Тот к свету ясному несет и образ мой.
24
Лекарство для пессимиста
Тебе бы хныкать все да ныть,
Все те же старые причуды:
От несваренья и простуды
Ворчать, злословить и скулить.
Мой друг, чтоб мир переварить
Во всех его опасных блюдах,
Решись, ты должен вмиг и чудом
Одну лишь жабу проглотить.
25
Просьба
Я в многих людях знаю толк,
И лишь себя узнать не смог!
К глазам своим стою впритык,
Не отдаляясь ни на миг,
Коль не хочу с собой разлада,
Мне от себя подальше надо.
Хоть не настолько, как мой враг,
Ближайший друг далек — и как!
Меж нами точка, где мы братья!
О чем прошу я, угадайте?
26
Моя суровость
Я по ступенькам этим должен
Пройти, но вы всегда о том же:
“Ты что, за камень принял нас?”
Нужны ступеньки мне, но кто же
Захочет ими быть из вас?
27
Странник
“Уж нет пути! Вокруг зияет бездна
Ты сам хотел того! Небезвозмездно?
Смелее, странник! Здесь или нигде!
Погибнешь ты, подумав о беде.
28
Утешение новичкам
Вот малыш, а рядом свиньи,
Пальцы ног ему свело!
Весь от слез и всхлипов синий,
Плюхается, как назло.
Не робейте! Близки сроки,
Быть ему и плясуном!
Лишь бы встал на обе ноги,
Ну а там — хоть кувырком.
29
Эгоизм звезд
Когда, как круглый ролик, я
Вращалась бы не для себя,
Как я смогла б, не вспыхнув ярко,
Бежать за этим солнцем жарким?
30
Ближний
Ближнего близко нельзя подпускать:
Взять бы его да подальше убрать!
Будет тогда он звездой мне сиять!
31
Переодетый святой
Силясь скрыть избранность Божью,
Корчишь чертову ты рожу
И кощунствуешь с лихвой. Дьявол вылитый! И все же
Из-под век глядит святой!
32
Несвободный
А. Стоит и внемлет он: ни слова.
Какой-то шум ему все снова
Пронзает душу до костей.
Б. Как тот, кто был хоть раз закован,
Он слышит всюду — лязг цепей.
33
Одинокий
Мне чужды и ведомый, и водитель.
Послушник? Нет! Но нет и — повелитель!
Не страшен тот, кто сам себе не страшен:
А страх и есть над судьбами властитель.
Я и себе не склонен быть — водитель!
Люблю я, словно зверь, искать укрытий,
Найти себе пустынную обитель,
Блуждать в себе мечтательно и сладко
И издали манить себя загадкой,
Чтоб был себе и сам я — соблазнитель.
34
Seneca et hoc genus omne
Все пишет он свой нестерпимо
Мудрый вздор в угаре,
Как будто primum scribere,
Deinde philosophari.
35
Лед
Да! Готовлю я и лед:
Лед полезен для сваренья!
И при вашем несваренье
Все глотать бы вам мой лед!
36
Юношеские сочинения
Вся, включая даже крохи,
Мудрость мне звучала в них!
А теперь — глухие вздохи,
Только ахи, только охи
Слышу юных лет своих.
37
Осторожность
Ты едешь? Я в напутствие одно сказать могу:
При всем своем уме, будь вдвое начеку!
Тебя своим восторгом задушат там они,
Фанатики, — затем, что просто неумны!
38
Набожный говорит
Бог любит нас, как наш создатель! —
“Но Бог, — так вы, — был нами создан!”
Тогда ответьте, Бога ради,
Какой же, к черту, созидатель
Не любит то, что сам он создал?
39
Летом
Мы в поте нашего лица
Должны есть хлеб? Но потный —
Твердят врачи нам без конца —
Ест хлеб свой неохотно.
Созвездье Пса уже с крыльца
Нам просветляет души:
Мы в поте нашего лица
Бокал вина осушим!
40
Без зависти
Он чтим за то, что зависти лишен?
Но к вашим почестям бесчувствен он;
Его орлиный взор для далей создан,
Он вас не зрит! — он видит звезды, звезды!
41
Гераклитизм
Все земное счастье,
Други, лишь в борьбе!
Порох — вот причастье
К дружбе и судьбе!
Триедины други:
С недругом равны,
Братья, где недуги,
В гибели — вольны!
42
Принцип слишком щепетильных
Лучше уж на цыпочках,
Чем на четвереньках!
Лучше через ситечко,
Чем вразлет о стенку!
43
Наставление
Ты ищешь славы? в добрый час!
Так знай же вместе,
Что предстоит тебе отказ
От чести!
44
Основательный
Философ я? Когда бы так! —
Я просто тучен — весом!
И вечно бухаюсь впросак
На основанье весь я!
45
Навсегда
“Мне нынче прок прийти сюда”, —
Сказал, а прибыл навсегда.
И толки откликом гудят:
“Ты всякий раз да невпопад!”
46
Суждения усталых
Ругая солнце в истощеньи,
В деревьях ценят только — тени!
47
Нисхождение
“Он падает!” — на смех вам и на радость;
Но падает он — к вам, в ваш жалкий рой!Ему его блаженство стало в тягость,
И свет его влечется вашей тьмой.
48
Против законов
Моченым шнуром вновь и вновь
Стянул мне горло шум часов;
Мерцанье звезд, петуший крик,
И свет, и тень — исчезли вмиг,
И все, что знал я, стало вдруг
Глухой, немой, ослепший круг —
Во мне остался мир без слов
Под шум закона и часов.
49
Мудрец говорит
Чужой и все же нужный этим людям,
То солнцем, то грозой веду свой путь я —
И вечно недоступный людям!
50
Потерявший голову
Она теперь умна — вы скажете, сама?
Мужчину одного свела с ума.
И голова его, отдавшись этой хляби,
Пошла к чертям — да нет же! нет же! к бабе!
51
Благочестивое желание
“Вот бы жестом слаженным
Все ключи исчезли
И в любые скважины
Лишь отмычки лезли!”
Так вот, по привычке,
Мыслят все — отмычки.
52
Писать ногою
Рука рукою, но легка
В соавторстве мне и нога.
И вот бежит, не бег, а свист,
То через луг, то через лист.
53
“Человеческое, слишком человеческое”. Книга
Печально робкая, когда глядишь назад,
Когда вперед, доверья полн твой взгляд:
О, птица, кто ты? я назвать тебя бессилен:
Орел иль баловень Минервы фи-фи-филин?
54
Моему читателю
Хороших челюстей и доброго желудка
Тебе желаю я!
Когда от книги сей тебе не станет жутко,
Тогда со мною переваришь и себя!
55
Художник-реалист
“Во всем природе верность сохранять!” —
Таки во всем? Да, но с чего начать?
Природа — бесконечность и искус! —
Он, наконец, на свой рисует вкус,
И, значит, то, что может срисовать!
56
Тщеславие поэта
Дай мне клею, я из мысли
Что угодно получу!
Рифмы парные осмыслить
Не любому по плечу!
57
Избирательный вкус
Если б дали, не мешая,
Выбор сделать мне скорей,
Я б отдал середку рая
За местечко у дверей.
58
Нос крючком
Упрямо вперся в землю нос
Ноздрею вздутой, он дорос
И до тебя, гордец, что смог
Стать носорогом минус рог!
Их не разнимешь и силком,
Прямую гордость, нос крючком.
59
Перо царапает
Перо царапает: вот черт!
Одно проклятье — эти кляксы! —
И лист бумаги распростерт,
Как будто весь измазан ваксой.
Но даже так, с какой душой
Перо за мыслью поспевает!
Хоть и неясен почерк мой —
Пустое. Кто его читает?
60
Высшие люди
Хвала идущему все выше!
Но тот, другой идет все ниже!
Он и хвалы самой превыше,
Он дан нам свыше!
61
Скептик говорит
Уже полжизни на часах,
Душа сдвигается со стрелкой!
Как долго ей еще впотьмах
Блуждать и биться дрожью мелкой?
Уже полжизни на часах:
И каждый час, как недуг, длинный!
Что ищешь ты? Зачем же? Ах,
Причину этой вот причины!
62
Ecce Homo
Мне ль не знать, откуда сам я?
Ненасытный, словно пламя,
Сам собой охвачен весь.
Свет есть все, что я хватаю,
Уголь все, что отпускаю:
Пламя — пламя я и есмь!
63
Звездная мораль
В твоей провиденной судьбе,
Звезда, что этот мрак тебе?Стряхни блаженно цепь времен,
Как чуждый и убогий сон.Иным мирам горит твой путь,
И ты о жалости забудь!Твой долг единый: чистой будь!
Первая книга
1
Учителя о цели существования. Каким бы взглядом, добрым или злым, ни смотрел я на людей, я нахожу их всегда поглощенными одной задачей, всех и каждого в отдельности: делать то, что способствует сохранению рода человеческого. И вовсе не из чувства любви к этому роду, а просто потому, что в них нет ничего, что было бы старше, сильнее, беспощаднее, неопреодолимее этого инстинкта, — ибо инстинкт этот как раз и есть сущность нашей породы и нашего стада. И хотя люди с присущей им близорукостью, доставляющей на пять шагов, довольно быстро привыкают тщательно делить своих ближних на полезных и вредных, добрых и злых, все-таки, беря в больших масштабах и по более длительному размышлению о целом, становишься недоверчивым к этой тщательности и этому разделению и вконец утверждаешься в своем сомнении. Даже вреднейший человек есть, быть может, все еще полезнейший в том, что касается сохранения рода, ибо он поддерживает в себе или, посредством своего воздействия, в других влечения, без которых человечество давно ослабло бы и обленилось. Ненависть, злорадство, хищность, властолюбие и что бы еще ни называлось злым принадлежат к удивительной экономии сохранения рода, разумеется дорогостоящей, расточительной и в целом весьма глупой экономии, которая, однако, до сих пор убедительным образом сохраняла наш род. Я и не знаю, можешь ли ты, милый мой сородич и ближний, вообще жить в ущерб роду, стало быть, “неразумно” и “дурно”; то, что могло бы повредить роду, пожалуй, вымерло уже много тысячелетий назад и принадлежит теперь к невозможным даже для самого Бога вещам. Отдайся лучшим твоим или худшим влечениям и прежде всего погибни! — в обоих случаях ты, по-видимому, окажешься в некотором смысле все еще покровителем и благодетелем человечества и сможешь на основании этого иметь своих хвалителей — и равным образом пересмешников! Но ты никогда не найдешь того, кто сумел бы в полной мере высмеять тебя, отдельного человека, даже в лучших твоих качествах, кто смог бы в достаточной для тебя мере и сообразно действительности проникнуться твоим безграничным мушиным и лягушачьим убожеством! Смеяться над самим собой так, как следовало бы смеяться, чтобы высмеяться по всей правде, — для этого до сих пор лучшим людям недоставало чувства правды, а одареннейшим гениальности! Быть может, и у смеха есть еще будущее! Оно наступит тогда, когда положение “род есть все, некто есть всегда никто” станет плотью и кровью людей, и каждому в любое время будет открыт доступ к этому последнему освобождению и безответственности. Тогда, быть может, смех соединится с мудростью, быть может, из всех наук останется лишь “Весёлая наука”. Нынче дело обстоит еще совершенно иначе, нынче комедия существования не “осознала” еще себя самое — нынче царит все еще время трагедии, время нравоучений и религий. Что означает непрерывно новое появление этих основателей моральных учений и религий, этих зачинщиков борьбы за нравственные оценки, этих учителей угрызений совести и религиозных войн? Что означают эти герои на этой сцене? — ибо до сих пор и не было иных героев, а все прочее, лишь временами мелькающее и выпирающее, служило всегда лишь подспорьем этих героев, все равно, в качестве ли технического оборудования сцены и кулис или в роли доверенных лиц и камердинеров. (Поэты, например, всегда были камердинерами какой-нибудь морали.) — Само собой разумеется, что и эти трагики работают в интересах рода, хотя бы им при этом и мнилось, что работают они в интересах Бога и как посланцы Бога. И они способствуют жизни рода, способствуя вере в жизнь. “Жить стоит, — так восклицает каждый из них, — она что-нибудь да значит, эта жизнь, жизнь имеет что-то за собою, под собою, учтите это!” То влечение, которое в равной мере господствует в самых высоких и самых пошлых людях, влечение к сохранению рода, выступает время от времени в качестве разума и духовной страсти; тогда оно окружает себя блистательной свитой оснований и изо всех сил тщится предать забвению, что оно является, по сути, влечением, инстинктом, глупостью, беспочвенностью. Жизнь должна быть любима, так как! Человек должен быть полезным себе и своему ближнему, так как! И как бы еще ни назывались ныне и присно все эти “должен” и “так как”! Для того, чтобы происходящее по необходимости и всегда, само по себе и без всякой цели отныне казалось целеустроенным и светило человеку, как разум и последняя заповедь, — для этого выступает этический наставник в качестве учителя о “цели существования”; для этого изобретает он второе и иное существование и с помощью своей старой механики снимает это старое будничное существование с его старых будничных петель. Да! Он отнюдь не хочет, чтобы мы смеялись над существованием ни над самими собой — ни над ним самим; для него некто всегда есть некто, нечто первое и последнее и неслыханное, для него не существует никакого рода, никаких сумм, никаких нулей. Как бы глупы и химеричны ни были его вымыслы и оценки, как бы ни недооценивал он хода природных событий и ни отрицал его условий — а все этики были до сих пор настолько глупы и противоестественны, что от каждой из них человечество сгинуло бы, овладей они человечеством, — тем не менее! всякий раз, когда “герой” вступал на подмостки, достигалось нечто новое, до жути противоположное смеху, то глубокое потрясение множества индивидуумов при мысли: “Да жить стоит! Да, и я стою того, чтобы жить!” — жизнь и я и ты и все мы вместе снова на некоторое время становились себе интересными. — Нельзя отрицать, что до сих пор над каждым из этих великих учителей цели надолго воцарялись и смех, и разум, и природа: короткая трагедия в конце концов переходила всегда в вечную комедию существования, и “волны несметного смеха” — говоря вместе с Эсхилом — должны еще разразиться над величайшими из названных трагиков. Но при всем этом исправительном смехе все же непрерывно новое появление учителей о цели существования в целом изменило человеческую природу — теперь у нее стало одной потребностью больше, именно, потребностью в непрерывно новом появлении таких учителей и учений о “цели”. Человек понемногу стал фантастическим животным, которое в большей степени, чем любое другое животное, тщится оправдать условие существования: человеку должно время от времени казаться, что он знает, почему он существует, его порода не в состоянии преуспевать без периодического доверия к жизни! без веры в разум, присущий жизни! И снова время от времени будет человеческий род постановлять: “есть нечто, над чем абсолютно нельзя больше смеяться!” А наиболее осмотрительный друг людей добавит к этому: “не только смех и веселая мудрость, но и трагическое со всем его возвышенным неразумием принадлежит к числу необходимых средств сохранения рода!” — И следовательно! Следовательно! Следовательно! О, понимаете ли вы меня, братья мои? Понимаете ли вы этот новый закон прилива и отлива? И у нас есть свое время!
2
Интеллектуальная совесть. Я постоянно прихожу к одному и тому же заключению и всякий раз наново противлюсь ему, я не хочу в него верить, хотя и осязаю его как бы руками: подавляющему большинству недостает интеллектуальной совести; мне даже часто кажется, что тот, кто притязает на нее, и в самых населенных городах пребывает одиноким, как в пустыне. Каждый смотрит на тебя чужими глазами и продолжает орудовать своими весами, называя это хорошим, а то плохим; ни у кого не проступит на лице краска стыда, когда ты даешь ему понять, что гири эти не полновесны, — никто и не вознегодует на тебя: возможно, над твоим сомнением просто посмеются. Я хочу сказать: подавляющее большинство не считает постыдным верить в то или другое и жить сообразно этой вере, не отдавая себе заведомо отчета в последних и достовернейших доводах за и против, даже не утруждая себя поиском таких доводов, — самые одаренные мужчины и самые благородные женщины принадлежат все еще к этому “подавляющему большинству”. Что, однако, значат для меня добросердечие, утонченность и гений, если человек, обладающий этими добродетелями, позволяет себе вялость чувств в мнениях и суждениях, если взыскание достоверности не является для него внутреннейшей страстью и глубочайшей потребностью — как нечто такое, что отделяет высших людей от низших! Я подмечал у иных благочестивых людей ненависть к разуму и был им за это признателен: по крайней мере здесь выдавала себя еще хоть злая интеллектуальная совесть! Но стоять среди этой rerum concordia discors, среди всей чудесной неопределенности и многосмысленности существования и не вопрошать, не трепетать от страсти и удовольствия самого вопрошания, даже не испытывать ненависти к вопрошающему, а лишь вяло, пожалуй, над ним потешаться — вот что ощущаю я постыдным, и именно этого ощущения ищу я прежде всего в каждом человеке: какое-то сумасбродство убеждает меня все снова и снова, что каждый человек, будучи человеком, испытывает его. Это и есть мой род несправедливости.
3
Благородное и пошлое. Пошлым натурам все благородные, великодушные чувства кажутся нецелесообразными и оттого первым делом заслуживающими недоверия: они хлопают глазами, слыша о подобных чувствах, и как бы желают сказать: “наверное, здесь кроется какая-то большая выгода, нельзя же всего знать” — они питают подозрение к благородному, как если бы оно окольными путями искало себе выгоды. Если же они воочию убеждаются в отсутствии своекорыстных умыслов и прибылей, то благородный человек кажется им каким-то глупцом: они презирают его в его радости и смеются над блеском его глаз. “Как можно радоваться собственному убытку, как можно с открытыми глазами очутиться в проигрыше! С благородными склонностями должна быть связана какая-то болезнь ума” — так думают они и при этом поглядывают свысока, не скрывая презрения к радости, которую сумасшедший испытывает от своей навязчивой идеи. Пошлая натура тем и отличается, что она незыблемо блюдет собственную выгоду и что эта мысль о цели и выгоде в ней сильнее самых сильных влечений: не соблазниться своими влечениями к нецелесообразным поступкам — такова ее мудрость и ее самолюбие. В сравнении с нею высшая натура оказывается менее разумной, ибо благородный, великодушный, самоотверженный уступает на деле собственным влечениям и в лучшие свои мгновения дает разуму передышку. Зверь, охраняющий с опасностью для жизни своих детенышей или следующий во время течки за самкою даже на смерть, не думает об опасности и смерти; его ум равным образом делает передышку, ибо удовольствие, возбуждаемое в нем его приплодом или самкою, и боязнь лишиться этого удовольствия в полной мере владеют им; подобно благородному и великодушному человеку, он делается глупее прежнего. Чувства удовольствия и неудовольствия здесь столь сильны, что интеллект в их присутствии должен замолкнуть либо пойти к ним в услужение: тогда у такого человека сердце переходит в голову, и это называется отныне “страстью”. (Конечно, временами выступает и нечто противоположное, как бы “страсть наизнанку”, к примеру, у Фонтенеля, которому кто-то сказал однажды, положив руку на сердце: “То. что у Вас тут есть, мой дорогой, это тоже мозг”.) Неразумие или косоразумие страсти и оказывается тем, что пошлый презирает в благородном, в особенности когда оно обращено на объекты, ценность которых кажется ему совершенно фантастичной и произвольной. Он злится на того, кто не в силах совладеть со страстями брюха, но ему все же понятна прелесть, которая здесь тиранит; чего он не понимает, так это, к примеру, способности поставить на карту свое здоровье и честь во исполнение познавательной страсти. Вкус высшей натуры обращается на исключения, на вещи, которые по обыкновению никого не трогают и выглядят лишенными всяческой сладости; высшей натуре присуща своеобычная мера стоимости. При этом большей частью она и не предполагает, что в идиосинкразии ее вкуса наличествует эта самая своеобычная мера стоимости; скорее, она принимает собственные представления о ценности и никчемности за общезначимые и упирается тем самым в непонятное и непрактичное. Крайне редкий случай, когда высшая натура в такой степени обладает разумом, что понимает обывателей и обращается с ними, как они есть; в большинстве случаев она верит в собственную страсть как в нечто неявно присущее всем людям, и именно эта вера исполняет ее пыла и красноречия. Если же и такие исключительные люди не чувствуют себя исключениями, как должно было им удаваться когда-либо понимать пошлые натуры и достойным образом оценивать правило, исключениями из которого они являются! — и вот сами они разглагольствуют о глупости, негодности и нелепости человечества, изумляясь тому, сколь безумны судьбы мира и почему он не желает сознаться себе в том, что “ему нужно”. — Такова извечная несправедливость благородных.
4
Сохраняющее род. Самые сильные и самые злые умы до сих пор чаще всего способствовали развитию человечества: они непрестанно воспламеняли засыпающие страсти — всякое упорядоченное общество усыпляет страсти, — они непрестанно пробуждали чувство сравнения, противоречия, взыскания нового, рискованного, неизведанного, они принуждали людей выставлять мнения против мнений, образцы против образцов. Это делалось оружием, ниспровержением межевых знаков, чаще всего оскорблением благочестия, — но и новыми религиями и нравоучениями! Каждому учителю и проповеднику нового присуща та же “злость”, которая дискредитирует завоевателя, хотя она и обнаруживается более утонченно, без моментального перехода в мышечные реакции, и именно поэтому не столь дискредитирующим образом! Новое, однако, при всех обстоятельствах есть злое, нечто покоряющее, силящееся ниспровергнуть старые межевые знаки и старые формы благочестия, и лишь старое остается добрым! Добрыми людьми во все времена оказываются те, кто поглубже зарывает старые мысли и удобряет ими плодоносную ниву, — земледельцы духа. Но каждая земля в конце концов осваивается, и все снова и снова должен появляться лемех злого. — Нынче существует одно основательное лжеучение морали, особенно чествуемое в Англии: согласно этому учению, понятия “добро” и “зло” являются результатами опытных наблюдений над “целесообразным” и “нецелесообразным”; согласно ему, то, что называется “добрым”, содействует сохранению рода, а то, что называется “злым”, вредит ему. На деле, однако, злые влечения целесообразны, родоохранительны и необходимы не в меньшей степени, чем добрые, — лишь функция их различна.
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Безусловные обязанности. Все люди, которые испытывают нужду в наиболее сильных словах и звучаниях, в красноречивейших жестах и позах, чтобы вообще воздействовать, — революционные политики, социалисты, проповедники покаяния с христианством или без него, все те, для которых неприемлем всякий половинчатый успех, — все они говорят об “обязанностях”, и только об обязанностях, носящих безусловный характер, — без таковых они нее имели бы никакого права на свой большой пафос: это отлично известно и им самим! Так, хватаются они за нравственные философии, проповедующие какой-нибудь категорический императив, или они принимают в себя толику религии, как это сделал, например, Мадзини. Поскольку им хочется внушить к себе безусловное доверие, им необходимо прежде всего безусловно доверять самим себе, на почве какой-нибудь последней непререкаемой и в себе возвышенной заповеди, служителями и орудиями которой они себя чувствуют и выставляют. Здесь мы имеем самых естественных и большей частью весьма влиятельных противников нравственного просвещения и скепсиса — но они встречаются редко. Напротив, очень обширный класс этих противников наличествует всюду, где интерес учит подчинению, в то время как репутация и честь, казалось бы, запрещают подчинение. Тот, кто чувствует себя обесчещенным при одной лишь мысли, что он является орудием в руках какого-либо правителя или какой-либо партии и секты, или даже денежной власти, и, будучи, к примеру, отпрыском старой гордой фамилии, тем не менее хочет или вынужден быть в своих собственных глазах и в глазах общественности этим орудием, тому необходимы патетические принципы, которые всякий раз можно иметь на кончике языка, — принципы безусловного долженствования, которым можно подчиняться, делая это напоказ, без всякого стыда. Любое более утонченное раболепие крепко держится за категорический императив и является смертельным врагом тех, кто силится отнять у долга его безусловный характер: этого требует у них приличие, и не только приличие.
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Утрата достоинства. Размышление утратило все свое достоинство формы; церемониал и торжественные жесты размышляющего человека сделались предметом насмешек, и теперь уже едва ли кто-либо вынес бы мудреца старого стиля. Мы мыслим слишком быстро, мимоходом, попутно, между всяческих дел и занятий, даже когда мыслим о самом серьезном; мы мало нуждаемся в подготовке, даже в покое: дело обстоит так, словно бы мы несли в голове безостановочно вращающуюся машину, продолжающую работать даже при самых неблагоприятных обстоятельствах. Некогда по каждому было видно, что он намеревался мыслить — это ведь являлось исключением! — что он хотел стать мудрее и выказывал готовность к какой-нибудь мысли: лица вытягивались как бы в молитвенном выражении, и замедлялся шаг; случалось, что часами останавливались на улице, когда “приходила” мысль, — на одной или на двух ногах. Так это больше “приличествовало делу”!
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Нечто для трудолюбивых. Кто нынче вознамерится посвятить себя изучению моральных вопросов, тому откроется неслыханное поприще для работы. Все виды страстей должны быть продуманы в розницу, прослежены в прогоне через эпохи; народы, большие и малые, весь их разум и все их оценки и разъяснения вещей выведены на свет Божий. До сих пор все, что придавало красочность бытию, не имеет еще истории: разве существует история любви, алчности, зависти, совести, благочестия, жестокости? Даже сравнительная история права или хотя бы только наказания полностью отсутствует до сих пор. Делались ли уже предметом исследования различные подразделения дня, следствия правильного распределения труда, празднеств и досуга? Известны ли моральные воздействия продуктов питания? Существует ли философия питания? (Уже постоянно возобновляемый шум за и против вегетарианства доказывает, что таковой философии покуда нет!) Собраны ли уже опытные наблюдения над совместной жизнью, например, наблюдения над монастырями? Описана ли уже диалектика брака и дружбы? Нравы ученых, торговцев, художников, ремесленников — нашли ли они уже своих мыслителей? А думать об этом предстоит так много! Разве уже исследовано окончательно все то, что люди рассматривали до сих пор “условия их существования”, и все разумное, страстное и суеверное в самом этом рассмотрении? Одно лишь наблюдение различного роста, который, в зависимости от различий морального климата, приобретали и могут еще приобретать человеческие влечения, предлагает колоссальную работу для трудолюбивейшего; понадобились бы целые поколения и при этом планомерно сотрудничающие поколения ученых, чтобы исчерпать здесь все точки зрения и материал. Аналогично обстоит дело и с доказательством оснований различных моральных климатов (“отчего здесь светит одно солнце морального принципа и критерия — а там другое?”). И вновь это оборачивается новой работой, устанавливающей ложность всех подобных оснований и всего существа прежних моральных суждений. Если допустить, что названные труды были бы осуществлены, тогда на передний план выступил бы наиболее щекотливый из всех вопросов: способна ли наука полагать цели поступкам, после того как она доказала, что она может отнимать и уничтожать таковые, — и тогда уместным оказалось бы экспериментирование, в котором всякий вид героизма мог бы получить удовлетворение, — затянувшееся на столетия экспериментирование, смогшее бы оставить в тени все великие свершения и самопожертвования бывшей истории. Наука покуда не выстроила еще своих циклопических построек; и этому настанет время!
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Неосознанные добродетели. Все свойства человека, сознаваемые им, — в особенности, если он предполагает их явность и очевидность и для своего окружения, — подчиняются совершенно иным законам развития, чем те свойства, которые ему неизвестны или плохо известны и которые, вследствие их тонкости, скрыты от взгляда более утонченного наблюдателя и как бы прикрыты за кажущимся ничто, Так выглядит это в тонкой резьбе на чешуйках рептилий: было бы заблуждением предположить в них какое-либо украшение или оружие, ибо они видны лишь через микроскоп, стало быть, через искусственно усиленное зрение, отсутствующее у тех животных, для которых это могло бы означать нечто вроде украшения или оружия! Наши зримые моральные качества, в особенности те, которые мы считаем таковыми, идут своим путем, а вполне одноименные незримые качества, которые в наших отношениях с другими людьми не выглядят ни украшением, ни оружием, также идут своим путем, по-видимому, совершенно иным, — все с теми же линиями, тонкостями и резьбой, которые, пожалуй, могли бы доставить удовлетворение какому-нибудь божеству, обладающему божественным микроскопом. У нас, к примеру, есть свое прилежание, свое честолюбие, свое остроумие: весь мир знает об этом, — и, кроме того, у нас, вероятно, есть еще раз свое прилежание, свое честолюбие, свое остроумие: но для этих наших чешуй пресмыкающихся не изобретено еще микроскопа! — И здесь друзья инстинктивной нравственности скажут: “Браво! Он. По крайней мере, допускает возможность неосознанных добродетелей, — нам и этого довольно!” — О, вы, довольные!
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Наши извержения. Неисчислимые качества, усвоенные человечеством на ранних ступенях развития, но в столь слабой и зачаточной форме, что никому не удавалось воспринимать само это усвоение, выявляются внезапно, спустя длительное время, быть может, по прошествии столетий: в промежутке они и стали сильными и зрелыми. Некоторым эпохам, как и некоторым людям, по-видимому, совершенно недостает того или иного таланта, той или иной добродетели, но пусть тот, у кого есть время ждать, дождется только внуков и правнуков, — они уж вынесут на свет душевные глубины своих дедов, те самые глубины. о которых деды и знать не знали. Часто уж сын оказывается предателем своего отца: этот последний понимает себя самого лучше, с тех пор как у него есть сын. Во всех нас есть скрытые сады и насаждения, а если употребить другое сравнение, все мы — нарастающие вулканы, которые дожидаются часа своего извержения, — насколько, однако, близок или далек этот час, этого, конечно, никто не знает, даже сам “Господь Бог”.
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Некий род атавизма. Редких людей какого-либо времени я охотнее всего понимаю как внезапно появляющихся отпрысков прошедших культур и их сил: словно атавизм некоего народа и его нравов — в них и в самом деле есть еще нечто такое, что следовало бы понять! Теперь они выглядят чужими, редкими, необыкновенными, и тот, кто чувствует в себе эти силы, вынужден выхаживать, защищать, чтить, взращивать их вопреки противящемуся чужому миру; тогда он станет либо великим человеком, либо свихнувшимся чудаком, если только вообще не погибнет вовремя. Прежде эти редкие свойства были обыкновенным явлением и, стало быть, считались чем-то вполне обыденным: они никак не выделялись. Быть может, само наличие их требовалось им предполагалось; достичь с их помощью величия было невозможным уже по одному тому, что отсутствовала опасность стать с их помощью безумным и одиноким. Охранительные поколения и касты народа суть преимущественно те, в которых налицо такие отпрыски старых влечений, тогда как подобный атавизм едва ли еще возможен там, где налицо слишком быстрая смена рас, привычек, оценок. В развитии народов темп имеет то же значение, что и в музыке; в нашем случае абсолютно необходимо Andante развития, как темп страстного и неторопливого духа, — а таков именно дух консервативных поколений.
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Сознание. Сознательность представляет собою последнюю и позднейшую ступень развития органического и, следовательно, также и наиболее недоделанное и немощное в нем. Из сознательности происходят бесчисленные промахи, вследствие которых зверь, человек гибнет раньше времени — “сверх рока”, как говорит Гомер. Не будь смирительная рубашка инстинктов гораздо более могущественной, она не служила бы в целом регулятором: человечество должно было бы погибнуть от своих извращенных суждений и бредов наяву, от своей неосновательности и легковерия, короче, от своей сознательности; да, оно погибло бы, или, скорее, его бы давно уже не существовало! Прежде чем какая-либо функция образуется и достигает зрелости, она представляет собою опасность для организма: хорошо, если она на время как следует порабощается! Так изредка порабощается и сознательность — и не в последнюю очередь тем, что ею гордятся! Думают, что здесь и заключается сущность человека; устойчивое, вечное, последнее, изначальное в нем! Считают сознательность какой-то единожды данной величиной! Не признают ее роста, ее перебоев! Принимают ее за “единство организма”! — Эта жалкая переоценка и непонимание сознания приводит к весьма полезным последствиям, так как тем самым предотвращалось слишком скорое формирование его. Поскольку люди мнили себя сознательными, они прилагали мало усилий к тому, чтобы приобрести сознательность, — еще и теперь дело обстоит не иначе! Это все еще совершенно новая и впервые лишь предносящаяся взору, едва ли ясно различимая задача — органически усвоить знание и сделать его инстинктивным, — задача, открытая лишь тем, кто понял, что до сих пор нами органически усваивались лишь заблуждения и что вся наша сознательность покоится на заблуждениях!
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О цели науки. Как? Последняя цель науки в том, чтобы доставлять человеку как можно больше удовольствия и как можно меньше неудовольствия! А что, если удовольствие и неудовольствие так тесно связаны друг с другом, что тот, кто хочет иметь возможно больше первого, должен иметь возможно больше и второго, — что тот, кто хочет преуспеть в “небесном восхищении”, должен быть готовым и к “смертной скорби”? И, пожалуй, так оно и есть! Стоики, по крайней мере, полагали, что так оно и есть, и были последовательны, когда стремились к возможно меньшему количеству удовольствий, дабы получить от жизни как можно меньше неудовольствий. (Когда произносили изречение: “Добродетельный — самый счастливый”, это было не только школьной вывеской для массы, но и казуистической тонкостью для утонченных.) И сегодня все еще вам дано на выбор: либо возможно меньше неудовольствия, короче, отсутствие страданий — в сущности, социалистам и политикам всех партий не следовало бы, по-честному, обещать своим людям большее, — либо возможно больше неудовольствия в качестве расплаты за избыток тонких и малоизведанных удовольствий и радостей! Если вы решитесь на первое, если вы вознамеритесь таким образом подавить и уменьшить страдания человека, ну, так вам придется подавить и уменьшить также и способность к наслаждениям. В самом деле, можно с помощью науки содействовать как одной, так и другой цели! Ее популярность, возможно, и по сей день вызвана ее способностью уничтожать наслаждения человека и делать его более холодным, более статуеобразным, более стоичным! Но она могла бы предстать и как великая даятельница страданий — и тогда, быть может, открылось бы одновременно и ее противодействие, ее чудовищная способность освещать новые звездные миры радостей!
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К учению о чувстве власти. Благодеянием и злодеянием упражняются в своей власти над другими — большего при этом и не желают! Злодеянием мы достигаем этого с теми, кому впервые должны дать почувствовать нашу власть, ибо страдание в этом отношении гораздо более впечатлительное средство, чем удовольствие: страдание всегда спрашивает о причине, тогда как удовольствие склонно оставаться при самом себе и не оглядываться. Благодеяние и благожелательность мы распространяем на тех, кто уже находится в какой-нибудь зависимости от нас (т.е. привык думать о нас, как о своей причине); мы желаем приумножить их власть оттого, что таким образом приумножаем свою собственную, или мы хотим показать им всю выгоду того, что значит — быть в нашей власти, — тогда они в большей мере довольствуются своим положением и с большей враждебностью и боевой готовностью относятся к врагам нашей власти. Приносим ли мыф при благо или злодеяниях какие-либо жертвы, это ничуть не изменяет значимости наших поступков; даже если мы отдаем этому свою жизнь, как мученик ради своей церкви, эта жертва приносится нашему стремлению к власти или с целью сохранения нашего чувства власти. Ибо тот, кто чувствует: “я обладаю истиной”, - какими владениями он не поскупится, дабы сохранить это ощущение! Чего только он не вышвырнет за борт, чтобы удержаться “наверху”, - т.е. над другими, лишенными “истины”! Разумеется, состояние, при котором мы причиняем зло, редко бывает столь приятным, столь беспримесно-приятным, как то, при котором мы делаем добро, — это означает, что нам все еще недостает власти, или выдает нашу досаду на этот недостаток; отсюда проистекают новые опасности и неопределенности в отношении нашей наличной власти, обволакивающие наш горизонт перспективами мести, насмешки, наказания, неудачи. Лишь для самых ненасытных сластолюбцев чувства власти может быть приятнее придавить строптивого печатью власти: для тех, кому тягостен и скучен вид уже порабощенного (который, в качестве такового, и есть предмет благоволения). Все сводится к тому, как привыкли мы приправлять свою жизнь; это дело вкуса — какой именно прирост власти нам больше по душе: медленный или внезапный, надежный или рискованный и отчаянный — та или иная приправа ищется сообразно темпераменту. Легкая добыча кажется гордым натурам чем-то презренным, они испытывают наслаждение лишь при виде несломленных людей, которые могли бы стать им врагами, и равным образом при виде всех труднодостижимых сокровищ; к страждущему они часто бывают суровы, ибо он недостоин их стремления и гордости, — но тем обязательнее предстают они перед равными, борьба и состязание с которыми, при малейшем поводе, была бы для них во всяком случае почетна. В сладостном предчувствии этих_ перспектив привыкли люди рыцарского сословия к изысканной вежливости во взаимоотношениях. — Сострадание есть самое приятное чувство у тех, кто лишен гордости и всяких притязаний на великие завоевания: им легкая добыча — а таков и есть каждый страждущий — представляется чем-то восхитительным. Люди славят сострадание, как добродетель публичных женщин.
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Все, что называется любовью. Алчность и любовь: сколь различны наши ощущения при каждом из этих слов! — и все же они могли бы быть одним и тем же влечением, дважды названным: первый раз поносимым с точки зрения людей уже имущих, в которых влечение несколько приутихло и которые теперь боятся за свое “имущество”; второй раз с точки зрения неудовлетворенных, жаждущих, и посему прославляемым как нечто “хорошее”. Наша любовь к ближним — разве она не есть стремление к новой собственности? И равным образом наша любовь к знанию, к истине? и вообще всякое стремление к новинкам? Мы постепенно пресыщаемся старым, надежно сподручным и жадно тянемся к новому; даже прекраснейший ландшафт, среди которого мы проживаем три месяца, не уверен больше в нашей любви к нему, и какой-нибудь отдаленный берег дразнит уже нашу алчность: владение большей частью делается ничтожнее от самого овладения. Наше наслаждение самими собой поддерживается таким образом, что оно непрерывно преобразует в нас самих нечто новое, — это как раз и называется обладанием. Пресытиться обладанием — значит пресытиться самим собою. (Можно страдать даже от излишка, и даже необузданная страсть к расточительству может присвоить себе почетное имя “любви”.) Когда мы видим кого-то страдающим, мы охотно пользуемся предоставившимся поводом овладеть им; это делает, например, благотворящий и сострадательный; и он называет пробудившуюся в нем похоть к новому обладанию “любовью”, испытывая при этом удовольствие, как при всяком новом манящем его завоевании. Но яснее всего выдает себя, как стремление к собственности, любовь полов: любящий хочет безусловного и единоличного обладания вожделенной особою, он хочет столь же безусловной власти над ее душою, как и над ее телом, он хочет один быть любимым и жить и властвовать в чужой душе как нечто высшее и достойнейшее желаний. Если возьмут в толк, что это и есть не что иное, как лишить весь мир некоего драгоценного имущества, счастья и наслаждения; если примут во внимание, что любящий только и стремится к оскудению и лишению всех прочих домогателей и хотел бы стать драконом своего золотого руна, как самый неосмотрительный и себялюбивый из всех “завоевателей” и обирал; если, наконец, сообразят, что самому любящему весь остальной мир предстает безразличным, водянистым, никчемным и что он готов принести любую жертву, нарушить любой порядок, оттеснить любые интересы, — то не перестанут удивляться, что эта дикая алчность и несправедливость половой любви прославлялась и обожествлялась во все времена — настолько, что из нее даже позаимствовали понятие самой любви в противоположность эгоизму, тогда как именно она, пожалуй, и является непосредственнейшим выражением эгоизма. Здесь, очевидно, творцами этого словоупотребления были неимущие и алчущие, — в них ведь во все времена не было недостатка. Те, кому в этой области было отпущено много обладания и насышения, роняли, правда, временами словцо о “бешеном демоне”, как тот любезнейший и любимейший из афинян, Софокл; но Эрос всякий раз посмеивался над такими охальниками — они-то и были всегда его самопервейшими любимцами. — Правда, на земле еще встречается местами что-то вроде продолжения любви, при котором то корыстное стремление двух лиц друг к другу уступает место новому желанию и алчности, общей высшей жажде стоящих над ними идеалов: но кто знает эту любовь? Кто ее пережил? Ее настоящее имя — дружба..
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Издали. Эта гора придает всей местности, над которой она возвышается, особую очаровательность и значительность; сказав себе это в сотый раз, мы испытываем к ней столь неразумную благодарность, чтио принимаем ее, виновницу этого очарования, за самое очаровательное место во всей этой местности, — и вот мы взбираемся на нее и испытываем разочарование. Внезапно и сама она и весь обстающий нас внизу ландшафт выглядят точно расколдованными; мы забыли, что иное величие, как и иная доброта, смотрится лишь на определенной дистанции, и конечно же снизу, не сверху, так только и действует оно. Может быть, ты знаешь людей в твоем окружении, которые и сами должны смотреть на себя лишь на определенном расстоянии, чтобы найти себя вообще сносными или притягательными и излучающими силу; самопознание им противопоказано.
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Через тропинку. Общаясь с людьми, которые стыдятся своих чувств, надо уметь притворяться; они испытывают внезапную ненависть к тому, кто уличает их в каком-то нежном или мечтательном и взволнованном чувстве, словно бы подсматривая их секреты. Если хотят оказать на них благотворное воздействие в такие мгновения, пусть рассмешат их или обронят какую-нибудь холодную злую шутку: их чувство остынет от этого, и они вновь овладеют собою. Я, впрочем, рассказываю мораль прежде самой истории. — Некогда мы были так близки друг другу, что, казалось, ничто уже не в силах было помешать нашей дружбе и нашему братству, и лишь одна узкая тропинка пролегала между нами. Как раз в тот момент, когда ты захотел вступить на нее, я спросил себя: “Ты хочешь перейти ко мне через тропинку?” — и тут тебе тотчас же расхотелось это: когда же я снова спросил тебя, ты уже погрузился в молчание. С тех пор горы и бурные потоки пролегли между нами, и все, что разделяет и отчуждает, и, если бы мы даже хотели подойти друг к другу, мы не смогли бы больше это сделать! Но, вспоминая нынче ту узкую тропинку, ты уже не находишь слов — только рыдания и удивление.
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Мотивировать свою бедность. Мы, конечно, не можем никаким фокусом превратить бедную добродетель в богатую и изобильную, но мы, пожалуй, можем превосходно истолковать ее бедность в терминах необходимости, так что ее вид не будет уже причинять нам боли, и мы не будем корчить из-за нее року полные упреков рожи. Так поступает умный садовник, который проводит скудную водичку своего сада через руку какой-нибудь нимфы и таким образом мотивирует ее скудность: и кто только, подобно ему, не нуждается в нимфах!
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Античная гордость. Нам недостает античной окраски благородства, потому что в нашей душе отсутствует понятие об античном рабе. Грек благородного происхождения находил между высотой своего положения и самым низким положением такое чудовищное количество промежуточных ступеней и такое расстояние, что он едва ли мог отчетливо видеть раба: даже Платон не вполне уже видел его. Иное дело мы, привыкшие к учению о равенстве людей, хотя и не к самому равенству. Существо, не способное распоряжаться собою и лишенное всяческого досуга, нисколько не выглядит в наших глазах чем-то презренным; в каждом из нас, быть может, есть слишком много такого рабства, сообразно условиям нашего общественного порядка и деятельности, которые существенным образом отличаются от порядка и деятельности древних. — Греческий философ проходил через жизнь с тайным чувством, что рабов гораздо больше, чем предполагают, — именно, что каждый человек есть раб, если он не философ; гордость распирала его, когда ему приходило в голову, что и могущественнейшие властители земли принадлежат к числу его рабов. И эта гордость чужда нам и невозможна для нас: даже как сравнение слово “раб” лишено для нас своей полной силы.
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Зло. Исследуйте жизнь лучших и плодотворнейших людей и народов и спросите себя, может ли дерево, которому суждено гордо прорастать ввысь, избежать дурной погоды и бурь, и не принадлежат ли неблагоприятное стечение обстоятельств и сопротивление извне, всякого рода ненависть, ревность, своекорыстие, недоверие, суровость, алчность и насилие кблагоприятствующим обстоятельствам, без которых едва ли возможен большой рост даже в добродетели? Яд, от которого гибнет слабая натура, есть для сильного усиление — и он даже не называет его ядом.
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Достоинство глупости. Еще несколько тысячелетий по пути последнего столетия! — и во всем, что делает человек, обнаружится высочайшая смышленность; но как раз тем самым смышленность и потеряет все свое достоинство. Тогда хоть и будет необходимым быть умным, но в столь обычном и общем смысле, что более благородный вкус воспримет эту необходимость как пошлость. И подобно тому как тирания истины и науки была бы в состоянии высоко поднять цены на ложь, так и тирания смышленности смогла бы вызвать новый вид благородного чувства. Быть благородным — будет, возможно, означать тогда: иметь в голове глупости.
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Учителям самоотверженности. Добродетели человека оцениваются положительно не с точки зрения действий, которые они оказывают на него самого, а с точки зрения действий, которые мы предполагаем в них для нас и для общества, — в восхвалении добродетелей с давних пор выказывали слишком мало “самоотверженности”, слишком мало “неэгоистичности”! Иначе должны были бы увидеть, что добродетели (скажем, прилежание, послушание, целомудрие, благочестие, справедливость) большей частью вредны для их обладателей, как влечения, которые слишком пылко и ненасытно господствуют в них и не позволяют разуму уравновешивать себя другими влечениями. Если у тебя есть добродетель, действительная, цельная добродетель (а не одно лишь влеченьице к добродетели!), значит, ты — ее жертва! Но сосед именно поэтому хвалит твою добродетель! Хвалят прилежного, хотя он этим прилежанием вредит своему зрению или самобытности и свежести своего ума; чтут и жалеют юношу, который “надорвался на работе”, потому что судят следующим образом: “Для великого общественного целого потеря отдельных личностей, пусть даже лучших, есть небольшая жертва. Плохо, конечно, что эта жертва необходима. Но гораздо хуже, когда отдельная личность мыслит иначе и придает своему сохранению и развитию большую важность, чем своей работе на службе у общества!” Этого юношу, стало быть, жалеют не ради него самого, а потому, что смерть отняла у общества столь преданное и самоотверженное орудие — так называемого “честного человека”. Возможно, еще обратят внимание на то, что в интересах общества выгоднее было бы, если бы он трудился менее самоотверженно и дольше сохранил бы себя, — эту выгоду, разумеется, признают, однако считают более крупной и продолжительной ту другую выгоду, что жертва принесена и что настроение жертвенного животного еще раз наглядно подтвердилось. Собственно говоря, когда восхваляются добродетели, то этим восхваляется их свойство быть орудиями и еще это слепо властвующее в каждой добродетели влечение, не позволяющее ограничивать себя рамками общей выгоды индивидуума, короче: то неразумие в добродетели, силою которого отдельное существо послушно превращается в функцию целого. Похвала добродетели есть похвала чему-то личностно-вредному — похвала влечениям, отнимающим у человека его благороднейшее себялюбие и силу высшего надзора за самим собою. — Разумеется, в целях воспитания и прививания добродетельных навыков устраивают целый осмотр тех именно воздействий добродетели, где добродетель и личная выгода выглядят соединенными братскими узами, — и действительно, узы эти существуют! Например, слепо свирепствующее прилежание, эта типичная добродетель инструмента изображается как путь к богатству и почестям и как целительнейший яд против скуки и страстей; но при этом замалчивают его опасность, его крайнюю рискованность. Воспитание всегда действует следующим образом: оно тщится рядом приманок и выгод настроить отдельную личность на такой образ мыслей и действий, который, став привычкой, влечением и счастью, царит в ней и над ней вопреки ее последней выгоде, но “ко всеобщему благу”. Как часто вижу я, что слепое неистовое прилежание хоть и приносит богатства и почести, но в то же время отнимает у органов ту самую утонченность, благодаря которой только и можно было бы наслаждаться богатством и почестями, равным образом что это основное средство против скуки и страстей в то же время притупляет чувства и заставляет дух упрямиться новым соблазнам. (Наиболее прилежное из всех поколений — наше поколение — не способно употребить свое большое прилежание и свои деньги во что-нибудь иное, чем в приобретение новых денег и нового прилежания: нынче требуется больше гения для расточительства, чем для стяжательства! — Ну и что же, ведь у нас будут “внуки”!) Если воспитание достигает своей цели, то каждая добродетель отдельной личности оборачивается общественной пользой и частным убытком, в смысле высшей частной цели, — вероятно, какой-нибудь духовно-чувственной чахлостью или даже преждевременной гибелью: пусть с этой точки зрения обратят внимание на следующий ряд добродетелей: послушание, целомудрие, благочестие, справедливость. Похвала самоотверженному, жертвующему собой, добродетельному — стало быть, тому, кто обращает всю свою силу и разум не на собственное сохранение, развитие, уровень, преуспеяние, расширение власти, а не то, чтобы относиться к самому себе скромно и необдуманно, быть может, даже равнодушно или иронично, — эта похвала возникла во всяком случае не из духа самоотверженности! “Ближний” восхваляет самоотверженность, так как имеет от нее свою выгоду! Если бы ближний сам мыслил самоотверженно, он отклонил бы этот упадок сил, этот вред ради себя же самого, он боролся бы с возникновением этих склонностей в себе и прежде всего засвидетельствовал бы свою самоотверженность тем именно, что назвал бы ее чем-то нехорошим! — Здесь проступает основное противоречие той морали, которая нынче в таком большом почете: мотивы этой морали противоречат ее принципу! То, чем эта мораль хочет доказать себя, она опровергает сама своим критерием морального! Положение “ты должен отречься от самого себя и принести себя в жертву” должно было бы, во избежание конфликта с собственной моралью, быть введено в силу таким существом, которое при этом отреклось бы от своей выгоды и, быть может, обрело бы собственную гибель в акте требуемого самопожертвования личности. Но покуда ближний (или общество) рекомендует альтруизм ради пользы, в силе остается прямо противоположное положение: “ты должен искать себе выгоды, даже за счет всех других”, стало быть, здесь на одном дыхании проповедуется “ты должен” и “ты не должен”.
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L’ordre du jour pour le roi. Начинается день: начнем и мы устраивать на этот день дела и празднества нашего всемилостивейшего повелителя, который еще изволит почивать. Его Величество сегодня будет в дурном настроении: поостережемся назвать его дурным; не будем говорить о настроении — постараемся-ка сегодня устраивать дела торжественнее, а празднества праздничнее, чем когда-либо. Его Величество, возможно, даже болен: мы поднесем ему к завтраку последнюю хорошую новость вчерашнего вечера, прибытие господина Монтеня, который так приятно умеет шутить над своей болезнью — он страдает подагрой. Мы примем несколько персон (персон! — что сказала бы та старая надувшаяся лягушка, которая будет присутствовать среди них, услышь она это слово! “Я вовсе не персона, — сказала бы она, — я всегда сама вещь”) — и прием будет длиться дольше, чем хотелось бы кому-либо: достаточное основание, чтобы рассказать о том поэте, который написал на своих дверях: “Кто войдет сюда, окажет мне честь; кто этого не сделает, доставит мне удовольствие”. — Поистине это называется вежливо сказать невежливость! И, пожалуй, этот поэт по-своему имел полное право быть невежливым: говорят, что его стихи были лучше, чем сам кузнец рифм. Что ж, он мог сочинить еще много новых и хотел бы возможности уединиться от мира: таков именно смысл его учтивой неучтивости! Напротив, повелитель всегда более достоин, чем его “стихи”, даже если — однако что мы делаем? Мы заболтались, а весь двор считает, что мы уже работаем и ломаем себе головы: ни в одном окне не зажглось огня раньше, чем в нашем. — Чу! Не колокол ли прозвонил? К черту! Начинается день и танец, а мы не знаем его туров! Итак, придется импровизировать — весь мир импровизирует свой день. Сделаем однажды и мы это, как весь мир! — И тут исчез мой причудливый утренний сон, вероятно, от резкого боя башенных часов, которые только что со всей присущей им важностью возвестили начало пятого часа. Мне кажется, на этот раз бог сновидений захотел потешиться над моими привычками — это моя привычка начинать день так, что я силюсь устроить его аккуратнее и сноснее для себя, и, может статься, я часто делал это слишком официально, слишком по-княжески.
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Признаки коррупции. Обратите внимание на признаки тех время от времени неизбежных состояний общества, которые обозначаются словом “коррупция”. Стоит только где-нибудь появиться коррупции, как повсюду возрастает пестрое суеверие, а прежняя общенародная вера, напротив, блекнет и чахнет: суеверие — это вольнодумство второго ранга; кто отдается ему, тот выбирает известные подходящие ему формы и формулы и оставляет за собою право выбора. Суеверный человек, по сравнению с религиозным, всегда в гораздо большей степени, чем последний, представляет собою “личность”, и суеверным будет такое общество, в котором есть уже множество индивидов и тяга к индивидуальному. Рассмотренное с этой точки зрения, суеверие всегда оказывается прогрессом по отношению к вере и знаком того, что интеллект становится независимее и печется о своих правах. Тогда почитатели старой религии и религиозности начинают сетовать на коррупцию — они до сих пор определяли даже словоупотребление и плодили о суеверии кривотолки даже среди свободнейших умов. Будем же знать, что оно есть симптом просвещения. — Во-вторых, обвиняют общество, которое охвачено коррупцией, в расслабленности; в нем действительно падают акции войны и удовольствия от войны, и с тем же рвением, с каким прежде стремились к военным и гимнастическим почестям, начинают теперь гоняться за удобствами жизни. Но по обыкновению не замечают, что та старая народная энергия и страсть, которая столь великолепно смотрелась при войнах и военных играх, теперь переместилась в бесчисленные частные страсти и стали лишь менее заметной; может статься даже, что в состояниях коррупции сила и мощь растрачиваемой нынче энергии народа больше, чем когда-либо, ии индивидуум проматывает ее так, как никогда прежде, — тогда он не был еще достаточно богат для этого!! И, стало быть, именно во времена “расслабления” кочует трагедия по домам и улицам, где рождаются великая любовь и великая ненависть, и пламя познания ярко вздымается к небесам. — В-третьих, как бы в возмещение за упрек в суеверии и расслаблении, периоды коррупции признаются обыкновенно более мягкими и гораздо менее жестокими по сравнению со старым, более религиозным и более сильным временем, Но и с такой похвалою не могу я согласиться так же, как и с указанным упреком: я могу согласиться лишь с тем, что теперь жестокость рядится в утонченные формы и что ее старые формы отныне не отвечают больше вкусу; но нанесениеран и пытка словом и взглядом достигают во времена коррупции своего апогея — теперь только и создается злоба и удовольствие от злобы. Коррумпированные люди остроумны и злоречивы, они знают, что есть еще другие способы убийства, чем кинжал и нападение, — они знают также, что во все хорошо сказанное верят. — В-четвертых, когда “падают нравы”, начинают всплывать существа, которые называют тиранами: они суть предтечи и как бы преждевременно созревшие первенцы индивидуумов. Еще немного времени. И этот плод плодов висит уже зрелый и желтый на народном дереве — а только ради этих плодов и существовало то дерево! Когда упадок и равным образом усобицы между разного рода тиранами достигают своей вершины, тогда непременно приходит цезарь, тиран, подводящий итоги, который кладет конец утомительной борьбе за единодержавие, вынуждая саму утомленность работать на себя. В его время индивидуум достигает обыкновенно самого зрелого состояния и, стало быть, “культура” — самого высокого и самого плодотворного: но отнюдь не ради ноего и не через него, хотя высшие люди культуры любят польстить своему цезарю тем, что выдают себя за дело его рук. Истина, однако, в том, что они нуждаются во внешнем покое, ибо беспокойство свое и свою работу держат при себе. В эти времена процветают продажность и предательство, поскольку любовь к вновь открытому ego нынче гораздо могущественнее любви к старому, изношенному, до смерти заболтанному (totgeredeten) “отечеству”, и потребность как-нибудь обезопасить себя от страшных колебаний счастья открывает и более благородные ладони, стоит лишь могущественному и богатому выказать готовность ссыпать в них золото. Тогда бывает так мало уверенности в будущем: живут лишь сегодняшним днем — состояние души, при котором все соблазнители ведут свою легкую игру, — но и соблазнять и подкупать позволяют себя лишь “на сегодня”, сохраняя за собой право на будущее и на добродетель! Индивидуумы, эти настоящие вещи-в-себе и для-себя, как известно, больше заботятся о мгновении, чем их антиподы, стадные люди, потому что они считают себя столь же непредвиденными, как и само будущее; равным образом они охотно водятся с сильными мира сего, потому что они считают себя способными на такие поступки и планы, которые не могут рассчитывать ни на понимание, ни на милость большинства, — но тиран или цезарь понимает право индивидуума даже в его выходках и заинтересован в том, чтобы заступиться за более отважную частную мораль и даже подать ей руку. Ибо он думает о себе и хочет, чтобы о нем думали то, что высказал однажды Наполеон в своей классической манере: “Я имею право ответить на все, в чем бы меня ни упрекали, одним вечным: “Это я!” Я стою особняком от всего мира, я не принимаю ничьих условий. Я хочу, чтобы подчинялись даже моим фантазиям и находили вполне естественным, что я предаюсь тем или иным развлечениям”. Так говорил Наполеон однажды своей супруге, когда та не без оснований призывала к ответу его супружескую верность. — Во времена коррупции падают яблоки с дерева: я разумею индивидуумов, носителей семян будущего, зачинщиков духовной колонизации и нового образования государственных и общественных союзов. Коррупция — это только бранное слово для осенней поры народа.
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Различное недовольство. Слабые и как бы по-женски недовольные люли изобразительны по части украшения и углубления жизни% сильные недовольные — мужчины среди них, продолжая говорить образно, — по части улучшение и обеспечения жизни. Первые обнаруживают свою слабость и женоподобие в том, что время от времени охотно дают себя обманывать и довольствуются уже малой толикой хмеля и мечтательности, но в целом никогда не бывают удовлетворенными и страдают от неисцелимости своего недовольства; поверх этого они являются покровителями всех тех, кто умеет создавать опийные и наркотические утешения, и именно поэтому питают злобу к тому, кто ценит врача выше священника, — тем самым они поддерживают продолжительность действительных бедственных состояний! Если бы в Европе со времен Средневековья не существовало колоссального количества недовольных этого рода, то возможно, что этой прославленной европейской способности к постоянному преобразованию не было бы и в помине; ибо притязания сильных недовольных слишком грубы и, по сути, слишком непритязательны, чтобы нельзя было однажды окончательно успокоить их. Китай являет пример страны, где недовольство в целом и способность к преобразованию вымерли много веков тому назад; но социалисты и прислужники государственных идолов Европы легко смогли бы с помощью своих мер по улучшению и обеспечению жизни создать и в Европе китайские порядки и китайское “счастье”, допустив, что им удалось бы прежде искоренить те более болезненные, более нежные, женственные, покуда еще изобилующие недовольство и романтику. Европа — это больной, который в высшей степени обязан своей неизлечимости и вечному преобразованию своего страдания: эти постоянно новые состояния, эти столь же постоянно новые опасности, болячки и паллиативы породили вконец ту интеллектуальную чуткость, которая есть почти что гениальность, и во всяком случае мать всяческой гениальности.
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Не предназначено для познания. Существует некое отнюдь не редкое дурацкое смирение, погрязший в котором раз и навсегда оказывается непригодным к тому, чтобы быть учеником познания. Именно: в тот момент, когда человек этого типа воспринимает нечто необычное, он словно бы вертится на ноге и говорит себе: “Ты ошибся! Где был твой ум! Это не может быть истиной!” — вот же, вместо того, чтобы еще раз острее вглядеться и вслушаться, он бежит, словно запуганный, прочь от необычной вещи и тщится как можно скорее выбросить ее из головы. Его внутренний канон гласит: “Я не хочу видеть ничего такого, что противоречит обычному мнению о вещах! Разве я создан для того, чтобы открывать новые истины? И старых уже предостаточно”.
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Что значит жизнь? Жить — это значит: постоянно отбрасывать от себя то, что хочет умереть; жить — это значит: быть жестоким и беспощадным ко всему, что становится слабым и старым в нас, и не только в нас. Жить — значит ли это, следовательно: быть непочтительным к умирающим, отверженным и старым? Быть всегда убийцею? — И все-таки старый Моисей сказал: “Не убий!”
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Отрекающийся. Что делает отрекающийся? Он стремится к более высокому миру, он хочет улететь дальше и выше, чем все положительные люди, — он отбрасывает прочь многое, что отягчило бы его полет, и, между прочим, многое, что ему дорого и мило: он жертвует этим своему стремлению ввысь. Эта жертва, это отбрасывание и есть то именно, что единственно заметно в нем: оттого и прозывают его отрекающимся, и как таковой стоит он перед нами, закутанный в свой капюшон и словно душа своей власяницы. Его, однако, вполне устраивает эффект, который он на нас производит: он хочет скрыть от нас свои желания, свою гордость, свои намерения взлететь над нами. — Да! Он умнее, чем мы думали, и так вежлив к нам — этот утверждающий! Ибо таков он, подобно нам, даже когда он отрекается.
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Вредить лучшими своими качествами. Наши силы временами так увлекают нас, что мы не в состоянии больше выдерживать своих слабостей и гибнем от них: мы даже предвидим этот исход и, несмотря на это, не желаем ничего иного. Тогда мы становимся жестокими к тому в нас, что хочет быть пощаженным, и наше величие есть само наше жестокосердие. — Такое переживание, которое мы в конечном счете должны оплатить собственной жизнью, оказывается символичным для всего образа действий великих людей по отношению к другим людям и к их времени — именно лучшими своими качествами, тем, на что толькоони и способны, они губят множество слабых, неуверенных, становящихся, тщащихся людей и оттого вредны. Может даже случиться, что они в целом только вредят, ибо лучшее в них принимается и как бы испивается такими людьми, которые теряют от него. Как от слишком крепкого напитка, рассудок и самолюбие: они пьянеют настолько, что вынуждены спотыкаться и обламывать себе ноги на всех околицах, куда влечет их хмель.
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Привиратели. Когда во Франции начали оспаривать, а стало быть, и защищать Аристотелевы единства, можно было вновь заметить то, что так часто бросается в глаза и что, однако, видят столь неохотно: налгали себе основания, ради которых эти законы должны были существовать, просто чтобы не признаться себе, что привыкли к их господству и не желают больше ничего другого. И так это делается, и делалось всегда, в каждой господствующей морали и религии: основания и умыслы, лежащие за привычкой, привираются к ней всякий раз, когда иным людям приходит в голову оспаривать привычку и спрашивать об основаниях и умыслах. Здесь коренится великая бесчестность консерваторов всех времен: они суть привиратели (Hinzu-Lugner).
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Комедия знаменитых. Знаменитые люди, которые нуждаются в своей славе, как, скажем, все политики, никогда не выбирают себе союзников и друзей без задней мысли: от одного они хотят некоего подобия блеска и отблеска своей добродетели, от другого способности нагнетать страх некоторыми опасными свойствами, которые каждый за ним признает, у третьего они крадут его репутацию праздного лежебоки, поскольку это содействует их собственным целям — казаться порою нерадивыми и косными; тем самым остается незамеченным то, что они всегда в засаде; им нужно иметь в своем окружении и как бы в качестве их наличного Я то фантазера, то знатока, то мечтателя-мыслителя, то педанта, но пройдет время, и они уже не нуждаются в них! И так беспрестанно отмирают их окружения и фасады, в то время как все, казалось бы, тщится проникнуть в это окружение и стать их “характером”: в этом они схожи с большими городами. Их репутация, как и их характер, постоянно меняется, поскольку этой перемены требуют их изменчивые средства, выставляющие напоказ со сцены то одно, то другое действительное или мнимое свойство: их друзья и союзники принадлежат, как было сказано, к аксессуарам этой сцены. Напротив, тем прочнее, тверже и блистательнее должно оставаться то, чего они желают, — хотя и это подчас нуждается в своей комедии и своем спектакле.
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Торговля и дворянство. Продавать и покупать считается нынче столь же обычным делом, как искусство читать и писать; нынче каждый, даже не будучи купцом, обнаруживает в этом достаточную смекалку и изо дня в день упражняется в этой технике, — точно так же, как некогда, в более дикие времена, каждый был охотником и ежедневно упражнялся в искусстве охоты. Тогда охота была обычным занятием, но, подобно тому как она, в конечном счете, стала привилегией могущественных и знатных людей и утратила тем самым характер повседневности и расхожести — оттого именно, что перестала быть необходимой и сделалась предметом каприза и роскоши, — так могло бы однажды статься и с куплей-продажей. Можно вообразить себе такое состояние общества, где ни что не покупается и не продается и где необходимость в этой технике постепенно полностью отпадает; тогда, пожалуй, отдельные личности, менее подчиненные закону всеобщего распорядка, позволят себе куплю-продажу как некую роскошь ощущения. Тогда лишь стала бы торговля благородным занятием, и дворяне, возможно, предавались бы ей столь же охотно, как войнам и политике, в то время как оценка политики, напротив, могла бы совершенно измениться. Уже теперь она перестает быть делом рук дворянина, и не исключено, что в один прекрасный день ее сочтут столь пошлым занятием, что она, подобно всей партийной и злободневной литературе, очутится под рубрикой “проституции духа”
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Нежелательные ученики. Что мне делать с этими обоими юношами! — воскликнул негодующе один философ, который “развращал” юношество так, как некогда развращал его Сократ, — я вовсе не желал бы себе таких учеников. Этот вот не может сказать “нет”, а тот всему говорит “и да, и нет”. Если они постигнут мое учение, то первый будет слишком страдать, ибо мой образ мыслей требует воинственной души, умения причинять боль, радости отрицания, закаленной кожи — он зачахнет от наружных и внутренних ран. А другой будет из каждой занимающей его вещи гримировать себе посредственность, превращая ее самое в посредственность, — такого ученика желаю я своему врагу!
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Вне аудитории. “Чтобы доказать Вам, что человек, в сущности, принадлежит к породистым животным, я напомнил бы Вас, сколь легковерным был он в течение столь долгого времени. Только теперь, когда вышли все сроки и после чудовищного самопреодоления, стал он недоверчивым животным — да! человек ныне злее, чем когда-либо”. — Я не понимаю этого: с чего бы это человеку быть теперь недоверчивее и злее? — “Потому что теперь он имеет науку — нуждается в ней!”
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Historia abscondita. У каждого великого человека есть сила, действующая вспять: ради него вся история наново кладется на весы и тысячи тайн прошлого выползают из ее закоулков — под его солнце. Нет никакой возможности предсказать заранее все то, что некогда будет историей. Может быть, само прошлое в существенном все еще не открыто! Требуется еще так много действующих вспять сил!
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Ересь и ведовство. Мыслить иначе, чем принято, — с этим связано не столько действие более развитого интеллекта, сколько действие сильных, злых склонностей, отторгающих, изолирующих, перечащих, злорадствующих, коварных склонностей. Ересь есть подобие ведовства и, разумеется, в столь же малой степени, как и последнее, нечто безобидное или даже само по себе достойное почитания. Еретики и ведьмы суть два сорта злых людей: что в них есть общего, так это то, что и сами они чувствуют себя злыми, но при этом их неодолимо тянет к тому, чтобы сорвать свою злобу на всем общепринятом (будь то люди или мнения). Реформация — своего рода удвоение средневекового духа ко времени, когда он утратил уже чистую совесть, — порождала их в огромном количестве.
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Последние слова. Можно будет вспомнить, что император Август, этот страшный человек, который так же владел собою и так же умел молчать, как какой-то мудрый Сократ, проболтался о себе своими последними словами: впервые с него упала маска, когда он дал понять, что носил маску и играл комедию, играл роль отца отечества и самой мудрости на троне, играл хорошо, до полной иллюзии! Plaudite amici, comoedia finita est! — Мысль умирающего Нерона: qualis artifex pereo! — была мыслью и умирающего Августа: тщеславие гистриона! болтливость гистриона! И прямая противоположность умирающему Сократу! — Но Тиберий умирал молча, этот самый измученный из всех самоистязателей, — вот кто был искренним и решительно не актером! Что могло прийти ему в голову в последний раз! Может быть, это: “Жизнь — это долгая смерть. Я-то, глупец, укоротивший ее столь многим! Был ли я создан стать благодетелем? Мне следовало бы дать им вечную жизнь: тогда бы я мог видеть их вечно умирающими. Для этого ведь дано было мне такое хорошее зрение: qualis spectator pereo!” Когда, однако, после долгой борьбы со смертью он, казалось бы, стал вновь приходить в себя, сочли целесообразным придушить его подушками — он умер двойной смертью.
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Из трех заблуждений. В последние столетия науке содействовали отчасти потому, что надеялись с нею и через нее лучше всего постичь божественную благость и мудрость — основной мотив в душе великих англичан (например, Ньютона), — отчасти потому, что верили в абсолютную полезность познания, главным образом в сокровеннейшую связь морали, знания и счастья — основной мотив в душе великих французов (например, Вольтера), — отчасти же потому, что полагали найти и полюбить в науке нечто бескорыстное, безобидное, себедовлеющее, поистине невинное, нечто такое, к чему злые влечения человека не имеют никакого отношения, — основной мотив в душе Спинозы, который в качестве познающего чувствовал себя божественным, — итак, из трех заблуждений!
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Взрывчатые вещества. Если учтут, как нуждается во взрывах сила молодых людей, то не подивятся грубости и неразборчивости, с какими они решаются на то или иное дело: что прельщает их, так это не само дело, а видимость азарта, разгорающегося вокруг дела, как бы видимость горящего фитиля. Тонкие соблазнители поэтому соображают подать им шансы на взрыв в будущем и воздержаться от мотивировки их дела: заботясь о мотивах, не приобретут этих пороховых бочек!
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Изменившийся вкус. Изменение общего вкуса важнее, чем изменение мнений; мнения со всеми их доказательствами, возражениями и всем интеллектуальным маскарадом суть лишь симптомы изменившегося вкуса, а вовсе не его причины, за которые их все еще так часто принимают. Чемизменяется общий вкус? Тем, что отдельные могущественные, влиятельные люди без чувства стыда произносят и тиранически навязывают свое hoc est ridiculum, hoc est absurdum, стало быть, суждение своего вкуса и отвращения: тем самым они оказывают давление, из которого постепенно образуется поначалу привычка все более многих, а в конечном счете потребность всех. А то, что сами эти отдельные личности ощущают и “вкушают” иначе, это коренится по обыкновению в специфике их образа жизни, питания, пищеварения, возможно, в излишке или недостатке неорганических солей в их крови и мозгу, короче, в физике; они, впрочем, обладают мужеством сознаваться в своей физике и вслушиваться в тончайшие тона ее требований: их эстетические и моральные суждения и суть такие “тончайшие тона” физики.
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О недостатке благородной формы. Солдаты и командиры находятся все еще в гораздо лучших отношениях друг к другу, чем рабочие и работодатели. По крайней мере, всякая основанная на милитаризме культура и поныне стоит выше всех так называемых индустриальных культур: последние в их нынешнем обличье представляют собою вообще пошлейшую форму существования из всех когда-либо бывших. Здесь действует просто закон нужды: хотят жить и вынуждены продавать себя, но презирают того, кто пользуется этой нуждою и покупает себе рабочего. Странно, что под гнетом могущественных, внушающих страх, даже ужасных личностей — тиранов и полководцев — порабощение ощущается далеко не столь мучительно, как под гнетом неизвестных и неинтересных личностей, каковыми являются все эти индустриальные магнаты: в работодателе рабочий видит по обыкновению лишь хитрого, сосущего кровь, спекулирующего на всяческой нужде пса в человеческом обличье, чье имя, вид, нравы и репутация ему совершенно безразличны. Фабрикантам и крупным торговым предпринимателям, по-видимому, слишком не хватало до сих пор всех тех форм и отличий высшей расы, которыми только и становятся личности интересными; обладай они благородством потомственного дворянства во взгляде и осанке, может статься, и вовсе не существовало бы социализма масс. Ибо эти последние, по сути, готовы ко всякого рода рабству, предположив, что стоящий над ними повелитель постоянно удостоверяет себя как повелителя, как рожденного повелевать, — и делает это благородством своей формы! Самый пошлый человек чувствует, что благородство не подлежит импровизации и что следует чтить в нем плод долгих времен, — но отсутствие высшей формы и пресловутая вульгарность фабрикантов с их красными жирными руками наводят его на мысль, что здесь это было делом только случая и счастья — возвышение одного над другими: что ж, так решает он про себя, испытаем и мы однажды случай и счастье! Бросим и мы однажды игральные кости! — и начинается социализм.
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Против раскаяния. Мыслитель видит в своих собственных поступках попытки и вопросы разъяснить себе нечто: удача и неудача являются для него прежде всего ответами. А сердиться на то, что нечто не удалось, или даже чувствовать раскаяние — это предоставляет он тем, которые делают что-то потому, что им приказано это, и которым приходится ждать порки, если милостивый хозяин будет недоволен результатом.
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Работа и скука. Искать себе работы ради заработка — в этом нынче сходны между собой почти все люди цивилизованных стран; всем им работа предстает как средство, а не сама цель; оттого они обнаруживают столь мало разборчивости в выборе работы, допустив, что она сулит им немалый барыш. Но есть и редкие люди, которые охотнее погибли бы, чем работали бы без удовольствия от работы, — те разборчивые, трудноудовлетворяемые люди, которых не заманишь хорошей прибылью, ежели сама работа не есть прибыль всех прибылей. К этой редкой породе людей принадлежат художники и созерцатели всякого рода, но также и те праздные гуляки, которые проводят жизнь в охоте, путешествиях или в любовных похождениях и авантюрах. Все они лишь в той мере ищут работы и нужды, в какой это сопряжено с удовольствием, будь это даже тяжелейший, суровейший труд. Иначе они остаются решительными лентяями, хотя бы лень эта и сулила им обнищание, бесчестье, опасность для здоровья и жизни. Скуки они страшатся не столь сильно, как работы без удовольствия: им даже потребна многая скука для лучшего выполнения их работы. Мыслителю и всем изобретательным умам скука предстает как то неприятное “безветрие” души, которое предшествует счастливому плаванию и веселым ветрам; он должен вынести ее, должен переждать в себе ее действие. — Это как раз и есть то, чего никак не могут требовать от себя более убогие натуры! Отгонять от себя скуку любым путем — пошло, столь же пошло, как работать без удовольствия. Азиатов, пожалуй, отличает от европейцев то, что они способны к более длительному, глубокому покою, чем последние; даже их наркотики действуют медленно и требуют терпения, в противоположность отвратительной внезапности европейского яда — алкоголя.
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Что выдают законы. Весьма ошибаются, когда изучают уголовные законы какого-нибудь народа так, как если бы они были выражением его характера; законы выдают не то, что есть народ, а то, что кажется ему чуждым, странным, чудовищным, чужеземным. Законы относятся к исключениям нравственной стороны нравов (Sittlichkeitbder Sitte), и суровейшие наказания касаются того, что сообразно нравам соседнего народа, Так, у вагабитов есть лишь два смертных греха: почитать иного Бога, чем Бога вагабитов, и — курить (это называется у них “постыдным видом пьянства”). “А как обстоит дело с убийством и прелюбодеянием?” — удивленно спросил англичанин, узнав об этом. “Эй! Бог милосерд и сострадателен!” — ответил старый вождь. — Так, и у древних римлян существовало представление, что женщина может лишь двояким образом смертельно согрешить: однажды через прелюбодеяние, затем — через винопитие. Старый Катон полагал, что поцелуи между родственниками лишь потому вошли в обычай, чтобы держать женщин в этом пункте под контролем; поцелуй дал бы понять: дотрагивалась ли она до вина? На деле женщин, уличенных в опьянении, наказывали смертью, и, разумеется, не потому лишь, что женщины под воздействием вина иной раз отучаются вообще отказывать; римляне боялись прежде всего оргиастического и дионисического существа, время от времени наведывающегося к женщинам европейского Юга в ту пору, когда вино было еще в Европе в новинку, видя в этом чудовищное преклонение перед иноземщиной, подрывающее основу римского мировосприятия; это было для них равносильно измене Риму, чужеземной аннексии.
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Мотивы, взятые на веру. Как бы ни было важно знать мотивы, по которым фактически действовало доныне человечество, для познающего, возможно, чем-то более существенным оказывается вера в те или иные мотивы, стало быть, то, что человечество само до сих пор подсовывало и воображало себе как действительный рычаг своих поступков. Внутреннее счастье и горе людей становились им уделом как раз сообразно их вере в те или иные мотивы, а вовсе не через то, что было на деле мотивом! Последнее представляет второстепенный интерес.
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Эпикур. Да, я горжусь тем, что иначе ощущаю характер Эпикура, чем, пожалуй, кто-либо, и при всем, что я о нем слышу и читаю, наслаждаюсь послеполуденным счастьем древности, — я виду его взор устремленным на широкое беловатое море, за прибрежные скалы, на которые садится солнце, в то время как большие и маленькие животные играют в его свете, надежно и спокойно, как этот свет и как тот самый взор. Такое счастье мог изобрести лишь долго страдавший человек, счастье взора, перед которым притихло море бытия и который не может уже насытиться его поверхностью и этой пестрой, нежной, трепетной морской шкурой: никогда до этого не было такого скромного наслаждения.
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Наше удивление. Глубокое и прочное счастье заключается в том, что наука познает вещи, которые устойчивы и которые все наново служат основанием для новых знаний: могло бы ведь быть иначе! Да, мы так убеждены в ненадежности и причудливости наших суждений и в вечном изменении всех человеческих законов и понятий, что это попросту повергает нас в удивление — насколько же устойчивы выводы науки! Прежде не ведали ничего об этой превратности всего человеческого, нравы нравственности (die Sitte der Sittlichkeit) придавали прямую осанку вере в то, что внутренняя жизнь человека во всей ее полноте вечными скобами прикреплена к железной необходимости; тогда, может статься, ощущали схожее блаженство удивления, внемля сказкам и рассказам о феях. Чудесное было так любо этим людям, которых порой утомляли правила и вечность. Утратить однажды почву под ногами! Воспарить! Блуждать! Сумасбродствовать! — это было раем и сибаритством прежних времен, тогда как наше блаженство сродни блаженству потерпевшего кораблекрушение, который достиг берега и обеими ногами уперся в старую прочную землю, — дивясь тому, что она не колеблется.
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О подавлении страстей. Когда длительное время запрещают себе выражение страстей, как нечто подобающее “низшим”, грубым, бюргерским, мужицким натурам, и, стало быть, хотят подавлять не сами страсти, а лишь их язык и жесты, тогда тем не менее добиваются как раз нежелательного результата — подавления самих страстей, по крайней мере их ослабления и изменения, — поучительнейшим примером чему служит двор Людовика ХIV и все, что находилось в зависимости от него. Следующее столетие, воспитанное в подавлении выражения страстей, лишилось уже самих страстей, заменив их грациозным, поверхностным, игривым поведением, — поколение, погрязшее в неспособности быть неучтивым, — до такой степени, что даже оскорбление принималось и возвращалось не иначе как любезными словами. Может быть, наше время являет разительнейший контраст к этому — повсюду, в жизни и в театре и не в последнюю очередь во всем, что пишут, вижу я удовольствие от всяческих грубых выплесков и ужимок страсти: нынче требуется известная конвенция страстности — только не сама страсть! Тем не менее ее в конце концов достигнут, и наши потомки будут отличаться подлинной дикостью, а не одною лишь дикостью и своенравностью форм.
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Знание нужды. Быть может, ничто так не разъединяет людей и времена, как различная степень знания нужды, испытываемой ими, — нужды как душевной, так и телесной. По отношению к последней мы, нынешние люди, пожалуй, все без исключения, вопреки нашим недугам и недомоганиям, из недостатка в личном опыте, халтурщики и фантазеры одновременно — по сравнению с тем периодом страха — длительнейшим из всех периодов, — когда отдельный человек должен был сам защищать себя от насилия и ради этого сам быть насильником. Тогда мужчина проходил большую школу телесных мук и лишений и даже в известной суровости к самому себе, в добровольной выучке страданий черпал необходимое средство самосохранения; тогда воспитывали свое окружение переносить боль, тогда охотно причиняли боль и наблюдали на других ужаснейшие ее реакции без какого-либо другого чувства, кроме чувства собственной безопасности. Что же касается душевной нужды, то я рассматриваю нынче каждого человека в зависимости от того, знает ли он ее по опыту или по описанию, считает ли он все еще необходимым симулировать это знание как своего рода признак более утонченного развития, или в глубине души он и вовсе не верит в большие душевные страдания, так что при упоминании о них ему мерещится нечто схожее с большими телесными болями, скажем зубные и желудочные боли. Таковым видится мне теперь, положение большинства. Из всеобщей неискушенности в этой двоякой боли и непривычности вида страждущего человека вытекает одно важное следствие: нынче ненавидят боль в гораздо большей степени, чем прежние люди, и злословят о ней злее, чем когда-либо; даже саму мысль о боли находят уже едва выносимый и делают отсюда вопрос совести и упрек всему существованию. Появление пессимистических философий отнюдь не является признаком великих страшных бедствий; эти вопросительные знаки о ценности всякой жизни ставятся, скорее, в те времена, когда утонченность и облегченность существования достигает такой степени, при которой и неизбежные комариные укусы души и тела считаются слишком кровавыми и злостными, и на фоне скудного опыта по части действительных страданий уже томительное общее представление о них с легкостью предстает страданием высшего рода. — Против пессимистических философий и гипертрофированной сверхчувствительности, которая кажется мне сущим “бедствием современности”, есть один рецепт, — но, возможно, рецепт этот прозвучит слишком жестоко и сам будет причислен к признакам, на основании которых изрекают нынче суждение: “Существование есть зло”. Что ж! Рецепт против “нужды” гласит: нужда.
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Великодушие сродни ему. Парадоксальные явления, как, скажем, внезапная холодность в поведении добряка, как юмор меланхолика, как — прежде всего — великодушие, или внезапный отказ от мести, либо успокоение зависти, выступают у людей, которым свойственна мощная внутренняя сила расточительства, у людей внезапного пресыщения и внезапного отвращения. Их удовлетворение наступает столь быстро и столь сильно, что за ним тотчас же следует по пятам чувство постылости и недовольства и контрастная смена вкуса; в этой контрастности срабатывает судорога ощущения: у одного — через внезапную холодность, у другого — через смех, у третьего — через слезы и самоотверженность. Великодушный — по крайней мере, тот тип великодушного, который всегда производил наибольшее впечатление, — видится мне человеком с крайне выраженной жаждой мести, чье утоление не терпит отсрочки и осуществляется уже в представлении столь полно, основательно и до последней капли, что вслед за этим быстрым разгулом наступает чудовищно быстрое отвращение, — теперь, как говорится, он возвышается "“ад собою"”и прощает своему врагу, даже благословляет и чтит его, Но этим насилием над самим собой, этим издевательством над своим только что столь могучим еще чувством мести он лишь подталкивается к новому влечению, уже овладевшему им (отвращение), и делает это так же нетерпеливо и необузданно, как незадолго до этого предвосхищал и как бы исчерпывал своей фантазией радость мести. В великодушии есть столько же эгоизма, сколько и в мести, только этот эгоизм другого качества.
50
Аргумент изоляции. Упреки совести и у самого совестливого человека слабы по сравнению с чувством: “вот это и вон то противно хорошему тону твоего общества”. Даже сильнейший все еще боится холодного взгляда, искривленного гримасой рта, со стороны тех, среди которых и для которых он воспитан. Чего же тут, собственно, бояться? Одиночества! — этого аргумента, перед которым отступают даже наилучшие аргументы в пользу какой-нибудь личности или дела! — Так вещает в нас стадный инстинкт.
51
Чувство истины. Мне по душе всякий скепсис, на который мне дозволено ответить: “попробуем это!” Но я не могу уже ничего слышать о всех вещах и вопросах, не допускающих эксперимента. Такова граница моего “чувства истины”: ибо там храбрость утрачивает свои права.
52
Что знают о нас другие. То, что мы знаем и помним о самих себе, не столь существенно для счастья нашей жизни, как это полагают. В один прекрасный день разражается над нами то, что другие знают (или думают, что знают) о нас, — и тогда мы постигаем, что это гораздо сильнее. Легче справиться со своей нечистой совестью, нежели со своей нечистой репутацией.
53
Где начинается добро. Там, где слабое зрение не способно уже разглядеть злое влечение, как таковое, из-за его рафинированности, человек полагает царство добра, и ощущение того, что отныне он пребывает в царстве добра, приводит все его влечения, до этого спугиваемые и ограничиваемые злым влечением, в возбуждение, которое переживается как чувство уверенности, удовольствия, благосклонности. Итак: чем тупее глаз, тем шире простирается добро! Отсюда вечная веселость народа и детей! Отсюда угрюмость и родственная нечистой совести тоска великих мыслителей!
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Сознание видимости. Как чудесно и неискушенно и в то же время как ужасно и иронично чувствую я себя со своим познанием по отношению ко всей полноте бытия! Я открыл для себя, что прежний человеческий и животный мир, да и вообще глубочайшая древность и прошлое всего ощутимого бытия продолжает во мне творить, любить, ненавидеть, завершать, — я внезапно пробудился среди этого сна, но пробудился лишь к сознанию. Что я именно сновижу и должен впредь сновидеть, дабы не сгинуть, подобно тому как должен пребывать во сне лунатик, дабы не сорваться. Чем же является для меня теперь “видимость”! Поистине не противоположностью какой-то сущности — разве же могу я высказать о какой-либо сущности нечно иное, кроме самих предикатов ее видимости! Поистине не мертвой маской, которую можно было бы напялить на какой-то неизвестный икс, но и вполне содрать с него! Видимость для меня — это самое действующее и живущее, которое заходит столь далеко в своем самоосмеянии, что дает мне почувствовать, что здесь все есть видимость и обманчивый свет и танец призраков и ничего больше, — что между всеми этими сновидцами и я, “познающий”, танцую свой танец; что познающий — это только средство продлить земной танец и лишь постольку принадлежит к церемониймейстерам бытия и что возвышенная последовательность и взаимосвязь всяческого познания есть и будет, пожалуй, высочайшим средством обеспечить общность грез и взаимопонимания всех этих сновидцев и тем самым длительность сновидения.
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Последнее благородство. Что же делает “благородным”? Конечно, не то, что приносят жертвы: и буйный сладострастник приносит жертвы. Конечно, не то, что вообще предаются страстям: есть и постыдные страсти. Конечно, не то, что бескорыстно делают что-то другим: быть может, как раз в благороднейшем и явлена величайшая последовательность своекорыстия. — Но то, что страсть, охватывающая благородного, есть некая особенность, неведомая ему, — применение редкого и единичного масштаба и почти умопомешательства — чувство жара в вещах, предстающих всем другим холодными на ощупь, — разгадка ценностей, для которых еще не изобретено весов, — жертвоприношение на алтарях, посвященных неведомому Богу, — храбрость без взыскания почестей — самодовольство, обладающее избытком и сообщающееся людям и вещам. Словом, редкое качество и пребывание в неведении относительно этой редкости — вот что до сих пор делало благородным. Но пусть при этом примут во внимание, что таким путем были несправедливо оценены и в целом оклеветаны в пользу исключений все обычные, наиболее свойственные человеку и необходимые качества, короче, все содействующее сохранению рода и вообще всякое правило. Стать защитником правила — таковой, пожалуй, могла бы быть последняя форма и утонченность, в которой проявится на земле благородство.
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Жажда страданий. Когда я думаю о страстном желании что-либо предпринять, постоянно щекочущем и дразнящем миллионы юных европейцев, которые не могут выносить скуки и самих себя, я понимаю, что им должно быть присуще желание как-то пострадать, чтобы почерпнуть из этого страдания некое правдоподобное основание для поступков и действий. Нужна нужда! Отсюда крики политиков, отсюда все эти ложные, присочиненные, преувеличенные “бедствия” всевозможных классов и слепая готовность верить в них. Эта молодежь требует, чтобы извне нагрянуло или предстало взору — не счастье, нет, — а само несчастье, и ее фантазия уже наперед суетится в попытках создать из этого некое чудовище, с тем чтобы после суметь бороться с неким чудовищем. Если бы эти нуждолюбцы чувствовали в себе силу изнутри приносить самим себе пользу, изнутри причинять самим себе зло, они сумели бы также изнутри сотворить себе собственную, самособственную нужду. Их открытия смогли бы тогда быть более утонченными, а их удовлетворение звучало бы как хорошая музыка, тогда как нынче они загружают мир своими криками о нужде и, стало быть, весьма часто уже и чувством нужды! Они не в силах ничего поделать с собой, — и вот они накликают несчастье других: им всегда нужны другие! И всегда все новые другие! — Виноват, друзья мои, я рискнул накликать мое счастье.
Вторая книга
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Реалистам. Вы. Трезвые люди, чувствующие себя вооруженными против страстей и фантазерства и охотно старающиеся выдать свою пустоту за гордость и украшение, — вы называете себя реалистами и даете понять, что мир в действительности сотворен так, каким он предстает вам, — что лишь перед вами предстает действительность разоблаченной и что сами вы, пожалуй, составляете лучшую ее часть — о вы, возлюбленные Саисские изваяния! Но даже в самом разоблаченном состоянии не предстаете ли и сами вы все еще в высшей степени страстными и темными существами, сродни рыбам, и не слишком ли схожи вы все еще с влюбленным художником? — а что для влюбленного художника “действительность”! Вы все еще торгуете вразнос оценками вещей, убегающих корнями в страсти и влюбленности прошедших столетий! Все еще прохвачена ваша трезвость сокровенным и неискоренимым опьянением! Ваша любовь к “действительности”, например, — о, до чего же это старая-престарая “любовь”! В каждом ощущении, в каждом чувственном впечатлении явлен обломок этой старой любви, и равным образом сюда вплетены фантастика, предрассудки, неразумие, неведение, страх и мало ли что еще. Вот эта гора! Вон то облако! Что в них “действительного”? Стряхните-ка однажды с них иллюзию и всю человеческую примесь, вы, трезвые! Да если бы только вы смогли это! Если бы вам удалось забыть ваше происхождение, ваше прошлое, ваше детство — всю вашу человечность и животность! Для нас не существует никакой “действительности” — да и для вас тоже, вы, трезвые, — мы далеко не так чужды друг другу, как вы думаете, и, возможно, наша добрая воля выйти из опьянения в такой же степени заслуживает внимания, как и ваша вера в то, что вы вообще неспособны на опьянение.
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Только как творящие. Это стоило мне величайших усилий и все еще стоит мне величайших усилий — осознать, что несказанно большее содержание заключается в том, как называются вещи, чем в самих вещах. Репутация, имя и внешний облик, значимость, расхожая мера и вес какой-либо вещи — поначалу чаще всего нечто ложное и произвольное, наброшенное на вещь, как платье, и совершенно чуждое ее сущности и даже ее коже, — постепенно как бы прирастают к вещи и врастают в нее вследствие веры в них и их дальнейшего роста от поколения к поколению: первоначальная иллюзия почти всегда становится, в конечном счете, сущностью и действует как сущность! Каким бы глупцом был тот, кто возомнил бы, что достаточно указать на это происхождение и туманный покров этой химеры, чтобы уничтожить считающийся реальным мир, так называемую “действительность”! Лишь в качестве творящих можем мы уничтожать! — Но не забудем и того, что достаточно сотворить новые имена, оценки и вероятности, чтобы на долгое время сотворить новые “вещи”.
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Мы, художники! Когда мы любим женщину, мы с легкостью проникаемся ненавистью к природе, вспоминая о всех отвратительных естественностях, которым подвержена каждая женщина; мы охотно обошли бы это вниманием, но, раз соприкоснувшись с этим, душа наша нетерпеливо вздрагивает и с презрением, как было сказано, взирает на природу: мы оскорблены, природа кажется нам вторгшейся в наши владения и осквернившей их неосвященными руками. Тогда затыкают уши от всякой физиологии и втайне решают про себя: “я не желаю ничего слышать о том, что человек состоит из чего-либо еще, кроме души иформы!” “Подкожный человек” для всех любящих — ужас и немыслимость, хула на Бога и любовь. — Ну так вот, то же самое, что ощущает нынче любящий по отношению к природе и естественности, некогда ощущал всякий почитатель Бога и его “святого всемогущества”: во всем, что говорилось о природе астрономами, геологами, физиологами, врачами, видел он вмешательство в ее драгоценнейшие владения и, стало быть, посягательство — и вдобавок к тому еще и бесстыдство посягателя! “Закон природы” — уже одно это выражение звучало для него богохульством; в сущности, ему очень хотелось бы видеть всякую механику сведенною к актам нравственной воли и произвола, — но, поскольку ни кто не мог оказать ему этой услуги, он по возможности сам утаивал от себя природу и механику и проводил жизнь в грезах. О, эти люди прошлого умели грезить, и для этого им вовсе не следовало прежде заснуть! — но и мы, люди настоящего, все еще слишком умеем это, при всей нашей доброе воле к бодрствованию и дневному свету! Достаточно лишь полюбить, возненавидеть, возжелать, вообще ощутить — на нас тотчас же нисходит дух и сила сна, и мы, с открытыми глазами и пренебрегая всяческой опасностью, взбираемся на самые рискованные стези, на крыши и башни бреда, без малейшего головокружения, словно бы рожденные лазать по высотам, — мы, лунатики дня! Мы, художники! Мы, утайщики естественности! Мы. Сомнамбюулы и богоманы! Мы. Смертельно спокойные, безустанные странники по высотам, которые и видятся нам не высотами, а нашими равнинами, нашими гарантиями.
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Женщины и их действие на расстоянии. Есть ли у меня еще уши? Превратился ли я в слух и ни во что больше? Здесь стою я среди пожара морского прибоя, чье белое пламя лижет мои ноги, — со всех сторон доносятся до меня вой, угрозы, крики, пронзительные звуки, а тем временем в глубине глубин старый потрясатель земли тупо, словно ревущий бык, поет свою арию; он при этом отбивает ногами такой землетрясильный такт, что даже у этих обветренных скалистых чудищ трепещет сердце в груди. И тут, внезапно, словно из ничего, перед самими воротами этого адского лабиринта, всего в нескольких саженях от них, появляется — большое парусное судно, скользящее мимо, молча, как привидение. О, эта призрачная красота! Какими чарами охватывает она меня! Как? Неужели судно это загружено всем покоем и безмолвием мира? Неужели и само мое счастье занимает здесь свое тихое место, мое блаженное Я, моя вторая усопшая самость? Еще не мертвая, но и уже не живущая? Словно призрачное, тихое, созерцательное, скользящее, парящее полусущество? Подобное судну, порхающему своими белыми парусами по темному морю, как огромная бабочка! Да! Порхать по бытию! Вот что это! Вот чем было бы это! — Кажется, этот шум сделал меня мечтателем? Всякий большой шум заставляет нас полагать счастьем тишину и даль. Когда мужчина стоит среди своего шума, среди прибоя своих бросков и набросков, тогда-то и видит он, как скользят мимо него тихие очаровательные существа, счастье и замкнутость которых исполняют его тоски, — это женщины. Он готов уже думать, что там, в женщинах, и живет лучший он сам, что в этих уголках смолкает и самый шумный прибой и жизнь сама становится сном о жизни. Однако! Однако! Мой благородный мечтатель, даже на прекраснейшем паруснике бывает так много шума и галдежа, и, к сожалению, так много мелочного и жалкого галдежа! Волшебство и могущественнейшее воздействие женщин есть, говоря языком философов, действие на расстоянии, actio in distans: но сюда принадлежит сперва и прежде всего — дистанция!
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К чести дружбы. Что чувство дружбы считалось в древности самым высоким чувством, более высоким даже, чем прославленнейшая гордость самодовольных и мудрых, и даже как бы единственным и более священным сородичем ее, это очень хорошо выражено в рассказе о том македонском царе, который подарил одному афинскому философу-мироненавистнику талант и получил от него свой подарок обратно. “Как, — воскликнул царь, — разве у него нет друга?” Он хотел этим сказать: “я уважаю эту гордость мудреца и независимого человека, но я еще выше уважал бы его человечность, если бы друг в нем одержал победу над его гордостью. Философ унизился передо мной, показав, что из двух самых высоких чувств он не ведает одного — и как раз более высокого!”
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Любовь. Любовь прощает любимому даже его вожделение.
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Женщина в музыке. Как это случается, что теплые дождливые ветры приносят с собою музыкальное настроение и радость сочинять мелодии? Разве это не те самые ветры, которые врываются в церкви и навевают женщинам любовные мысли?
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Скептики. Боюсь, что состарившиеся женщины в сокровеннейшем тайнике своего сердца скептичнее всех мужчин: они верят в поверхностность бытия как в его сущность, и всякая добродетель и глубина для них лишь покров этой “истины”, весьма желательный покров некоего pudendum, — стало быть, вопрос приличия и стыда, не больше!
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Преданность. Есть благородные женщины с известной нищетою духа, которые, тщась выразить свою глубочайшую преданность, не умеют найти иного выхода из затруднительного положения, как предложить свою добродетель и стыд — высшее, что у них имеется. И часто подарок этот принимается, вовсе не обязывая ни к чему такому, что предполагают дарительницы, — очень печальная история!
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Сила слабых. Все женщины умеют очень тонко преувеличивать свои слабости, они даже изобретают себе слабости, чтобы выглядеть совершенно хрупкими украшениями, которым в тягость и пылинка: само их существование должно служить мужчине укором и напоминанием о его неотесанности. Так защищаются они против сильных и всякого “кулачного права”.
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Прикидываться самой собою. Теперь она любит его и смотрит с тех пор на мир с таким спокойным доверием, точно корова, но увы! тем и очаровывала она его, что казалась сплошь изменчивой и непонятной! В нем же было чересчур много постоянной погоды! Не следовало бы ей прикинуться прежней, в прежнем своем характере? Притвориться нелюбящей? Не это ли ей советует — любовь? Vivat comoedia!
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Воля и уступчивость. Как-то привели к мудрецу одного юношу и сказали: “Смотри, вот один из тех, кого испортили женщины!” Мудрец покачал головой и улыбнулся. “Это мужчины, — воскликнул он, — портят женщин, и все, в чем грешат женщины, должно искупляться и улучшаться в мужчинах, ибо мужчина сотворяет себе образ женщины, а женщина создается по этому образу”. — “Ты слишком снисходителен к женщинам, — сказал кто-то из стоявших рядом, — ты их не знаешь!” Мудрец ответил: “Свойство мужчины — воля, свойство женщины — уступчивость: таков закон полов, поистине суровый закон для женщины! Все люди не виноваты в том, что они таковы, а женщины и вдвойне не виноваты: у кого хватило бы бальзама и милосердия к ним!” — “Как бальзама! Как милосердия! — вскричал кто-то еще из толпы. — Женщин надо лучше воспитывать!” — “Воспитывать лучше надо мужчин”, - ответил мудрец и кивнул юноше, чтобы тот последовал за ним. — Но юноше за ним не последовал.
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Способность к мести. Что кто-нибудь не может и, следовательно, не хочет защищаться, это, в наших глазах, вовсе еще не позорит его; но мы слишком низко ценим того, кто лишен как способности, так и готовности к мести, — безразлично, мужчина это или женщина. Разве смогла бы удержать нас (или, как говорят, “привязать”) женщина, которую мы не считаем способной при случае пустить в ход кинжал (что-то вроде кинжала) против нас? — или против себя: что в определенном случае было бы более чувствительной местью (китайской местью).
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Госпожи господ. Это глубокое могучее контральто слышимое временами в театре, при подымает внезапно перед нами занавес возможностей, в каковые мы по обыкновению не верим: и вот мы сразу верим в то, что где-то в мире могут существовать женщины с высокими, героическими, царственными душами, способные и готовые к грандиозным противостояниям, решениям и пожертвованиям, способные и готовые к господству над мужчинами, ибо в них лучшее, что есть в мужчине, поверх всякого там пола, стало воплощенным идеалом. Правда, в намерении театра отнюдь не входило, чтобы эти голоса давали именно такое представление о женщине: им приходится обычно изображать идеального любовника, например какого-нибудь Ромео; но, судя по моему опыту, театр и композитор, ожидающий от такого голоса подобных действий, как правило, просчитываются. В этих любовников не верят: такие голоса содержат все еще колорит матери и хозяйки дома, и больше всего тогда именно, когда в их звучании слышна любовь.
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О женском целомудрии. Есть нечто совершенно удивительное и невероятное в воспитании благородных женщин, возможно даже, что не существует ничего более парадоксального. Весь мир согласно сошелся на том, чтобы воспитывать их по возможности в полном неведении in eroticis и внушать им глубокий стыд перед этими вещами, оборачивающийся крайним нетерпением и бегством при малейшем намеке на них. Вся “честь” женщины, в сущности, поставлена здесь на карту: чего только не простили бы им во всем прочем! Но здесь должны они всем существом пребывать в неведении: для этого их “зла” у них должны отсутствовать глаза и уши, слова и мысщи — уже одно знание оказывается тут злом. И что же! Словно ужасным громовым ударом выбрасываются они в действительность и знание, вступая в брак, — и притом с тем, кого они больше всего любят и кем больше всего дорожат: уличить в противоречии любовь и срам, ощутить воедино восхищение, уступку, долг, сострадание и ужас от неожиданного соседства между Богом и зверем, и что еще! — тут действительно завязали себе такой душевный узел, равного которому не сыщешь! Даже сострадательное любопытство мудрейшего знатока людей окажется бессильным угадать, как удается той или иной женщиыне обрести себя в этом решении загадки и в этой загадке решения и какое ужасное, далеко простирающееся подозрение должно при этом шевелиться в бедной, вышедшей из пазов душе, как наконец, именно в этом пункте бросает якорь последняя философия и скепсис женщины! — После этого — глубокое молчание, как и до этого: и часто молчание перед собою, закрывание глаз на себя. — Оттого молодые женщины весьма стараются выглядеть поверхностными и рассеянными; наиболее утонченные среди них напускают на себя некоего рода нахальство. — Женщины с легкостью воспринимают своих мужей как вопросительный знак своей чести, а своих детей как апологию или искупление — они нуждаются в детях и желают их себе в совершенно ином смысле, чем желает себе детей мужчина. — Короче, к женщинам никогда нельзя быть достаточно снисходительным!
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Матери. Звери думают о самках иначе, чем мужчины; самка ценится ими как продуктивное вещество. Отцовской любви у них нет, но что-то вроде любви к детенышам своей возлюбленной и привычки к ним присуще им. Самки же получают в детях удовлетворение своего властолюбия, некую собственность, некое занятие, нечто вполне им понятное, с чем можно дать волю языку: все это вместе и составляет материнскую любовь — позволительно сравнить ее с любовью художника к своему произведению. Беременность сделала женщин более мягкими, более терпеливыми, более пугливыми, более смиренными; равным образом и духовная беременность формирует характер созерцательной натуры, которая родственна женскому характеру: это матери-самцы. — У животных прекрасным считается мужской пол.
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Священная жестокость. К одному святому подошел человек с новорожденным младенцем на руках. “Что делать мне с этим ребенком? — спросил он. — Он жалок, уродлив и недостаточно живой, чтобы умереть”. “Убей его, — вскричал святой ужасным голосом, — убей его и держи его затем три дня и три ночи на руках, чтобы сохранить себе об этом память: тогда ты уже не родишь ребенка, покуда не придет и твое время рожать”. — Услышав это, человек ушел разочарованный, и многие осуждали святого за жестокий совет убить младенца. “А разве не более жестоко оставить его в живых?” — сказал святой.
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Неудачницы. Никогда не везет бедным женщинам, которые в присутствии того, кого они любят, становятся неспокойными и неуверенными и слишком много говорят: ибо мужчины надежнее всего клюют на несколько таинственную и флегматичную нежность.
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Третий пол. “Маленький мужчина — это парадокс, но все-таки мужчина, — а вот маленькие женушки, в сравнении с высокими женщинами, кажутся мне принадлежащими к какому-то другому полу”, - сказал один старый танцмейстер. Маленькая женщина никогда не красива — сказал старый Аристотель.
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Величайшая опасность. Если бы во все времена не было такого излишка людей, которые не считали бы дисциплину головы — свою “разумность” — своей гордостью, обязанностью, добродетелью, которых, в качестве друзей “здравого смысла”, не оскорбляло бы и не стыдило всякое фантазирование и распутство мысли, то человечество давным-давно погибло бы! Над ним всегда повисало и продолжает повисать, как величайшая его опасность, разражающееся помешательство — так именно называется вспышка произвола в чувствовании, зрении и слухе, смакование головной невоспитанности, радость безрассудства. Не истина и достоверность оказываются антиподом мира помешанных, но общность и общеобязательность какой-либо веры, короче, отсутствие своеволия в суждениях, И величайшей работой людей было до сих пор достичь единодушия во взгляде на множество вещей и обложить себя законом этого единодушия — все равно, истины эти вещи или ложны. Эта дисциплина головы и сохранила человечество, — но противоположные влечения все еще столь могущественны, что будущее рода человеческого, по существу, внушает мало доверия. Образ вещей все еще движется и расплывается, и, может быть, нынче больше и быстрее, чем когда-либо; как раз изысканнейшие умы противятся все еще этой общеобязательности — прежде всего исследователи истины! Вера, понятая как единоверие, все еще вызывает отвращение и новую похотливость в более утонченных головах, и уже медленный темп, предписываемый ею всем духовным процессам, это подражание черепахе, признанное здесь за норму, делает художников и поэтов перебежчиками — в этих-то нетерпеливых умах и разражается форменная тяга к помешательству, ибо помешательству свойствен такой веселый темп! Итак, требуется добродетельный интеллект — ах! я хочу употребить самое недвусмысленное слово — требуется добродетельная глупость, требуется незыблемый метроном медленного ума, дабы приверженцы великой совокупной веры пребывали совместно и продолжали танцевать свой танец: этого властно требует самая первостепенная нужда. Мы, прочие, суть исключение и опасность — мы вечно нуждаемся в защите! — Что ж, и в пользу исключения можно сказать кое-что, предположив, что оно никогда не хочет стать правилом.
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Животное с чистой совестью. Пошлое во всем том, что нравится на юге Европы — будет это итальянская опера (например, Россини и Беллини) или испанский приключенческий роман (лучше всего доступный нам во французском пересказе “Жиль Блаза”), — не ускользает от меня, но и не оскорбляет меня равным образом как и пошлость, с которою встречаешься, прогуливаясь по Помпее и даже, по сути, читая всякую античную книгу: отчего это происходит? Оттого ли, что здесь отсутствует стыд и все пошлое выступает столь же надежно и самоуверенно, как нечто благородное, прелестное и исполненное страсти в аналогичного рода музыке или романе? “Животное, как и человек, имеет свои права; пусть же оно бегает себе на воле, а ты, милый мой сородич, тоже еще животное, несмотря ни на что!” — таковой представляется мне типичная и своеобразная мораль южан. Дурной вкус обладает своими правами, как и хороший, и даже некоторым преимуществом перед ним, в случае если он имеет больший спрос, гарантирует удовлетворение и пользуется как бы общим языком и безусловно понятными личинами и жестами; напротив, хороший, изысканный вкус всегда заключает в себе нечто ищущее, рискованное, нечто не вполне уверенное в своей понятности — он никогда не был и не может быть народным! Народною была и остается маска! Так пусть же резвится себе весь этот маскарад в мелодиях и каденциях, в скачках и увеселениях ритма этих опер! Совсем как в античной жизни! Разве понимают что-либо в ней, если не понимают наслаждения маской, чистой совести всегда маскарадного! Здесь омовение и отдохновение античного духа — и, может статься, редким и возвышенным натурам древнего мира омовение это было необходимее, чем пошлым. — Напротив, какой-нибудь пошлый оборот в северных произведениях, скажем в немецкой музыке, оскорбляет меня несказанно. Здесь стыд всегда тут как тут; художник опускался ниже себя и не мог не краснеть при этом: мы стыдимся вместе с ним и чувствуем себя столь оскорбленными, так как догадываемся, что он счел необходимым опуститься ради нас.
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За что мы должны быть благодарны. Только художники, и в особенности художники сцены, привили людям зрение и слух, позволяющие им с некоторым удовольствием слышать и вдеть, что каждый сам представляет из себя, сам переживает, сам хочет; только они научили нас ценить героя, скрытого в каждом из обыденных людей, и искусству — издали и как бы упрощенно и просветленно взирать на самого себя, как на героя, — искусству “инсценировать себя” перед собой. Лишь таким путем одолеваем мы некоторые присущие нам низменные детали! Без этого искусства мы были бы не чем иным, как передним планом, и жили бы полностью во власти той оптики, благодаря которой ближайшее и пошлейшее выглядит чудовищно укрупненным и как бы самой действительностью. — Быть может, аналогичная заслуга принадлежит и той религии, которая велела рассматривать греховность каждого отдельного человека через увеличительное стекло и превращала грешника в великого бессмертного преступника: расписывая человеку вечные перспективы, она учиила его видеть себя издали и как нечто минувшее и целое.
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Прелесть несовершенства. Я вижу здесь поэта, который, подобно иным людям, больше привлекает своими несовершенствами, чем всем тем, что выходит из его рук в законченном и совершенном виде, — да, эта его неспособность сулит ему гораздо большую выгоду и славу, чем полнота его сил. Его произведения никогда не высказывают полностью того, что ему, собственно, хотелось бы высказать, что ему хотелось бы увидеть — словно бы он имел всегда предвкушение видения и никогда самого видения: но в душе его осталась необыкновенная тяга к этому видению, и из нее черпает он свою столь же необыкновенную словоохотливость вожделения и волчьего аппетита. Ею возносит он своего слушателя над собственным творением и всеми “творениями” и дает ему крылья взлететь на такую высоту, куда еще никогда не взлетали слушатели: и вот, сами ставши поэтами и визионерами, платят они дань удивления виновнику их счастья, словно бы он непосредственно привел их к лицезрению своей святыни и последней тайны, словно бы он достиг своей цели и действительно узрел свое видение и сообщил его другим. Его слава выгадывает от того, что он, собственно говоря, не достигает цели.
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Искусство и природа. Греки (или, по крайней мере, афиняне) были небезразличны к красноречию они даже испытывали к этому ненасытное влечение, которое больше, чем что-либо другое, отличает их от не-греков. Посему даже от сценической страсти требовали они красноречивости и охотно сносили неестественность драматических стихов — ведь в природе страсть столь скупа на слова! столь нема и стеснена! А когда она находит слова, то выглядит, к стыду своему, столь путаной и безрассудной! И вот все мы, благодаря грекам, привыкли к этой искусственности на сцене, как выносим мы, и выносим охотно, благодаря итальянцам, ту другую искусственность — поющую страсть. — Это стало нашей потребностью, которую мы не можем удовлетворить через действительность, — слушать, как складно и обстоятельно говорят люди в труднейших положениях; нас восхищает теперь, когда трагический герой находит еще слова, доводы, красноречивые жесты и в целом ясность ума там, где жизнь приближается к бездне и где действительный человек чаще всего теряет голову и уж во всяком случае красноречие. Этот род отклонения от природы является, быть может, приятнейшим лакомством для гордости человека; из-за него-то и любит он вообще искусство, как выражение высокой, героической неестественности и конвенции. Драматического поэта справедливо осыпают упреками, если он не все претворяет в разум и слово, но всегда удерживает при себе какой-то остаток молчания: равным образом испытывают неудовлетворенность и оперным композитором, который способен подобрать для высшего аффекта не мелодию, а всего лишь эмоциональное “естественное” бормотание и выкрикивание. Здесь следует как раз противоречить природе! Здесь как раз пошлая привлекательность иллюзии должна уступить более высокой привлекательности! Греки зашли по этому пути далеко — до ужаса далеко! Подобно тому как они в максимальной степени суживали сцену и запрещали себе всякое воздействие глубиною заднего плана, подобно тому как они лишали актера возможности мимики и свободных движений и превращали его в торжественное, накрахмаленное, маскарадное чучело, так и у самой страсти отнимали они глубину заднего фона и предписывали ей закон изящного слова; они вообще делали все, чтобы противодействовать элементарному воздействию образов, возбуждающих страх и сострадание: они как раз не хотели страха и сострадания — честь и слава Аристотелю! но он, несомненно, не попал в бровь, не говоря уже о глазе, когда говорил о последней цели греческой трагедии! Пусть же рассмотрят греческих трагиков в том, чем главным образом возбуждалось их прилежание, их изобретательность, их соперничество — наверняка уж не намерением потрясать зрителей аффектами! Афинянин шел в театр слушать изящные речи! И об изящных речах шло дело у Софокла! — да простится мне эта ересь! — Совсем иначе обстоит с серьезной оперой: все ее мастера хлопочут о том, чтобы придать своим действующим лицам большую непонятность. “Случайно подобранное слово может прийти на помощь невнимательному слушателю; в целом же ситуация должна сама объяснять себя — речи сами по себе пусты!” — Так думают все они, и так все они валяют дурака со словами. Быть может, им недоставало лишь мужества полностью выразить свое последнее презрение к слову: еще чуточку нахальства у Россини, и он оставил бы для пения сплошное ля-ля-ля-ля, — и это было бы разумно! Оперным персонажам не следовало бы верить “на слово”, с них вполне достаточно и тона! Вот то самое различие, та прекрасная неестественность, ради которой ходят в оперу! Даже recitativo secco не хочет, собственно говоря, быть выслушанным как слово и текст: этот род полумузыки должен, скорее, служить музыкальному уху маленькой передышкой (передышкой от мелодии, как самой утонченной, а стало быть, и самой утомительной услады этого искусства), — но очень скоро и чем-то другим, именно: возрастающим нетерпением, возрастающим сопротивлением, новым вожделением к полной музыке, к мелодии. — Что можно сказать с этой точки зрения об искусстве Рихарда Вагнера? Может быть, то же самое? Может быть, нечто иное? Часто мне вот-вот казалось, что слова и музыку его творений следовало бы выучивать наизусть до исполнения: ибо без этого — так казалось мне — не будут услышаны_ ни слова, ни сама музыка.
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Греческий вкус. “Что же здесь прекрасного? — сказал тот землемер после представления “Ифигении”. — Этим ничего не доказывается!” Как будто греки были так уж и далеки от этого вкуса? У Софокла, по крайней мере, “все доказывается”.
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L’esprit как нечто негреческое. Греки во всем своем мышлении неописуемо логичны и просты; никогда, по крайней мере за все долгое время их процветания, они не пресыщались этим, что частенько случается с французами, которые весьма охотно делают маленькие прыжки в противоположную сторону и, собственно, лишь в том случае ладят с духом логики, когда он множеством таких маленьких обратных прыжков выказывает свою светскую учтивость, свое светское самоотрицание. Логика представляется им необходимою, как хлеб и вода, но в то же время, подобно последним, оказывается для них некоторого рода тюремной пищей, когда смакуется в чистом и черством виде. В хорошем обществе никогда не следует выставлять себя полностью и единственно правым, как этого требует всякая чистая логика: отсюда маленькая доза неразумия во всяком французском esprit. — Чувство общительности у греков было гораздо менее развито, чем у французов теперь и когда-либо: отсюда так мало esprit у их остроумнейших людей, отсюда так мало остроумия даже у их острословов, отсюда — ах! уже и этим моим словам не поверят, а сколько еще подобных слов у меня на душе! — Est res magna tacere — говорит Марциал со всеми болтливыми.
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Переводы. Можно оценивать степень исторического чувства, которым обладает данная эпоха, по тому, как в эту эпоху делаются переводы и усваивается дух минувших эпох и книг. Французы времен Корнеля и даже еще времен Революции овладевали римской древностью способом, для которого нам недостает больше мужества — благодаря нашему более высокому историческому чувству. А сама римская древность: сколь властно и в то же время наивно накладывала она свою руку на все хорошее и высокое в более древней греческой древности! Как переводили они ее в самое гущу римской современности! Как умышленно и беспечно стирали они пыль с крылец бабочки — миг! Так, Гораций переводил местами Алкея или Архилоха, а Проперций — Каллимаха и Филета (поэтов одинакового ранга с Феокритом, если только мы вправе судить): что им было до того, что сам творец пережил в себе нечто и вписал в свое стихотворение знаки этого переживания! — как поэты, они были врагами антикварного духа-ищейки, опережающего историческое чувство; как поэты, они не считались с этими совершенно личными вещами и именами и со всем, что, в качества национального костюма и маски, было свойственно какому-нибудь городу, какому-нибудь побережью, какому-нибудь столетию, но на лету подменяли их современным и римским. Они как бы спрашивают нас: “Неужели нам не следовало обновить для себя старину и уложиться в нее самим? Разве мы не вправе вдохнуть нашу душу в это мертвое тело? Ибо теперь оно уже мертво: как отвратительно все мертвое!” — Им было неведомо смакование исторического чувства; прошлое и чуждое было им в тягость и оказывалось для них, как римлян, стимулом к римскому завоеванию. На деле перевод был тогда завоеванием — не только в том смысле, что пренебрегали историческим, — нет, к этому добавляли намек на современное; прежде всего, зачеркивали имя поэта и ставили на его место свое — без какого-либо ощущения воровства, но с пречистой совестью imperii Romani.
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О происхождении поэзии. Любители всего фантастического в человеке, придерживающиеся в то же время учения об инстинктивной нравственности, судят следующим образом: “Если бы во все времена чтили пользу как высшее Божество, откуда тогда могла бы взяться вол всем мире поэзия? — эта ритмизация речи, которая, скорее, препятствует, чем содействует, ясности высказывания и которая, несмотря на это, бурно произросла и продолжает расти по всей земле, словно некая насмешка над всякой полезной целесообразностью! Девственно прекрасное безрассудство поэзии опровергает вас, утилитаристы! Именно стремление освободиться однажды от пользы и возвысило человека, вдохновив его к нравственности и искусству!” Что ж, я должен здесь однажды польстить утилитаристам — ведь им так редко доводится быть правыми, что просто жалость берет! В те старые времена, которые вызвали к жизни поэзию, дело шло все-таки о пользе, и при этом весьма большой пользе, связанной с тем, что вносили в речь ритм, эту силу, наново упорядочивающую все атомы предложения, вынуждающую выбирать слова, придающую мысли новую окраску и делающую ее более темной, отчужденной, отдаленной: разумеется, то было суеверной полезностью. С помощью ритма человеческая просьба должна была глубже запечатлеться в памяти богов, после того как заметили, что человек лучше запоминает стихи, чем бессвязную речь; равным образом рассчитывали с помощью ритмического отстукивания быть услышанными на более далекие расстояния; ритмизированная молитва, казалось бы, быстрее доходила до слуха богов. Но прежде всего хотели извлечь пользу из той стихийной одержимости, которую человек испытывает на себе при слушании музыки: ритм есть принуждение; он вызывает неодолимую тягу к податливости, соучастию; не только ноги, но и сама душа начинает идти в такт, — предполагалось, что и душа богов! Ритмом, стало быть, тщились принудить их и применить к ним насилие: поэзию набрасывали на них, как магический аркан. Существовало еще одно, более диковинное представление, — и, возможно, именно оно сильнее всего способствовало возникновению поэзии. У пифагорейцев оно появляется как философское учение и воспитательная уловка, но и задолго до философов в музыке видели силу разряжать аффекты, очищать душу, смягчать ferocia animi — и именно через ритмическое в музыке. Когда утрачивалась нормальная напряженность и гармония души, приходилось танцевать под такт певца — таков был рецепт этого врачевания. Им Терпандр утихомирил бунт, Эмпедокл унял бесноватого, Дамон очистил любострастного юношу; им же исцеляли и одичавших мстительных богов. Прежде всего тем, что доводили до крайности опьянение и распущенность их аффектов, стало быть, делая одержимого безумным, а мстительного упоенным местью: все оргиастические культы силятся внезапно разрядить ferocia какого-то божества и превратить ее в оргию, дабы вслед за этим оно чувствовало себя свободнее и спокойнее и оставило человека в покое. Мелос, по своему корню, означает успокоительное средство, не потому, что сам он спокоен, а потому, что успокаивает его воздействие. — И не только в культовых, но и в мирских песнопениях древнейших времен наличествует предпосылка, что ритмическое оказывает магическую силу, скажем, при черпании воды или гребле: песня есть заклинание действующих здесь, демонов, она делает их сговорчивыми, связывает их в действиях и превращает их в орудие человека. И при любом занятии имеется повод к пению — всякое занятие свершается при пособничестве духов: заговоры и заклинания — такова, кажется, первоначальная форма поэзии. Если стихи были в употреблении и у оракула — греки говорили, что гексаметр был изобретен в Дельфах, — то и здесь должен был ритм оказывать давление. Прорекаться означает первоначально (по кажущемуся мне вероятным выводку греческого слова): дать назначить себе нечто; надеются принудить будущее тем, что склоняют на свою сторону Аполлона, который, согласно древнейшему представлению, есть нечто гораздо большее, чем только провидящий бог. В момент, когда произносится формула, буквально и достаточно ритмично, она связывает будущее: формула же есть изобретение Аполлона, который, будучи богом ритмов, может связывать также богинь судьбы. — Рассматривая и спрашивая в целом: было ли для старого, суеверного людского рода вообще что-либо более полезное, чем ритм? С ним можно было достигнуть всего: магически содействовать работе; заставить какое-нибудь божество явиться, приблизиться, выслушать; приуготовить себе будущее по своему усмотрению; разрядить собственную душу от какого-либо излишка (страха, мании, сострадания, мстительности), и не только собственную душу, но и душу злейшего из демонов, — без стихов были ничем, со стихами становились почти богом. Это коренное чувство так и не было полностью искоренено, — и еще нынче, по тысячелетнему тщанию избавиться от подобного суеверия, даже мудрейший из нас оказывается при случае в дураках у ритма, хотя бы уже в том одном, что мысль ощущается им более истинной, когда она обладает метрической формой и приходит с божественным приплясом. Разве это не весьма забавно, что серьезнейшие философы, как бы строго ни относились они к этому вообще, все еще апеллируют к поэтическим изречениям, дабы сообщить своим мыслям силу и достоверность? — а между тем для истины опаснее, когда поэт ее одобряет, чем когда он ей противоречит! Ибо, как говорит Гомер: “Много лгут поэты!”
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Доброе и прекрасное. Художники вечно прославляют — они и не делают ничего иного, — и прославляют как раз все те состояния и вещи, о которых идет молва, что при них и в них человек может однажды почувствовать себя добрым, или великим, или упоенным, или веселым, или благополучным и мудрым. Эти отборные вещи и состояния, значимость которых для человеческого счастья считается прочно установленной, и суть объекты художников: последние всегда пребывают в засаде, силясь открыть их и перетянуть в область искусства. Я хочу сказать, что не сами они являются оценщиками счастья и счастливого, но что они постоянно торчат в окружении Этих оценщиков, полные величайшего любопытства и желания тотчас же воспользоваться их оценками. Поскольку же они, кроме нетерпения, обладают вдобавок глубокими легкими герольдов и ногами скороходов, то они оказываются всегда в числе первых прославителей нового блага и зачастую кажутся людьми, впервые назвавшими его благом и оценившими его как благо. Но это, как сказано, — заблуждение: они лишь более проворны и более крикливы, чем действительные оценщики. — Кто же они, эти действительные оценщики? — Богатые и праздные люди.
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О театре. Сегодняшний день вновь подарил мне сильные и высокие чувства, и будь мне этим вечером дано насладиться музыкой и искусством, я бы наверняка знал, какой музыки и какого искусства мне не хочется, именно: всякого такого, которое тщится опьянить своих слушателей и взвинтить их до мгновения сильного и высокого чувства — этих людей будничной души, схожих в вечерние часы не с победителями на триумфальных колесницах, а с усталыми мулами, которых жизнь слишком уж часто стегала плетью. Что вообще знали бы о “более высоких настроениях” эти люди, не будь опьяняющих средств и идеальных подстегиваний плетью! — и вот же, у них есть свои вдохновители, подобно тому как у них есть свои вина. Но что мне до их напитков и их опьянения! Зачем вдохновленному вино! Скорее, он смотрит с некоторым отвращением на средства и на посредников, которые должны вызвать здесь какое-то действие без достаточного основания — обезьянье передразнивание высокого прилива души! — Как? Кроту дарят крылья и гордое воображение — перед сном, прежде чем он заползет в свою нору? Его посылают в театр и приставляют увеличительные стекла к его слепым и утомленным глазам? Люди, чья жизнь не “поступок”, а только гешефт, сидят перед подмостками и глазеют на чужеродных существ, для которых жизнь есть нечто большее, чем гешефт? “Так оно и подобает, — говорите вы, — это так занимательно, этого требует образование!” — Что ж! Значит, мне слишком уж часто недостает образования, ибо слишком уж часто это зрелище вызывает во мне чувство гадливости. Кто в себе самом не испытывает недостатка в трагедии и комедии, тот охотно держится подальше от театра; или, в виде исключения, весь ход событий — включая театр, публику и поэта — оборачивается для него собственным трагическим и комическим спектаклем, так что сама поставленная пьеса мало волнует его. Кто сам есть нечто вроде Фауста и Манфреда, что ему до театральных Фаустов и Манфредов! — кроме разве мыли о том, что в театре вообще изображаются подобные типы. Сильнейшие мысли и страсти перед теми, кто не способен ни к мысли, ни к страсти, — лишь к опьянению! И первые как средство к последнему! Театр, как и музыка, — курение гашиша и жевание бетеля европейцев! О, кто расскажет нам всю историю наркотиков! — это почти история “образования”. Так называемого высшего образования!
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О тщеславии художников. Полагаю, что художники часто не знают, что им лучше всего удается, ибо они слишком тщеславны, и их чувство обращено к чему-то более гордому, чем, по-видимому, являются эти маленькие растения, которые умеют в действительном совершенстве, неизведанно, причудливо, прекрасно расти на своей почве. Настоящий дар их собственного сада и виноградника оценивается ими невзначай, и их любовь принадлежит к иному порядку, чем их проницательность. Вот музыкант, который больше, чем какой-либо другой, обладает мастерством извлекать звуки из царства страждущих, угнетенных, измученных душ и одарять речью даже немых зверей. Никто не сравнится с ним в красках поздней осени, в неописуемо трогательном счастье последнего, ускользающего, мимолетнейшего наслаждения; ему ведомы звуки для тех таинственно зловещих полуночей души, когда, казалось бы, распадается связь между причиной и действием и в каждое мгновение может возникнуть нечто “из ничего”; он удачнее всего черпает с самого дна человеческого счастья и словно бы из опорожненного кубка его, где горчайшие и противнейшие капли за здравие и за упокой слились со сладчайшими; он знает, как устало влачится душа, которая уже не может прыгать и летать, не может даже ходить; в него робкий взгляд затаенной скорби, безутешного понимания, разлуки без объяснения; да, как Орфей всякого таинственного убожества, он выше кого-либо, и им впервые было вообще внесено в искусство нечто такое, что до сих пор казалось невыразимым и даже недостойным искусства, что словами можно было только спугнуть, а не поймать, — нечто совсем крохотное и микроскопическое в душе: да, он мастер по части совсем крохотного, Но он не хочет быть им! Его натура любит, скорее, большие стены и отважную фресковую живопись! Он не видит того, что его дух обладает иным вкусом ии склонностью и любит больше всего ютиться в уголках развалившихся домов: там, скрытый, скрытый от самого себя, пишет он свои подлинные шедевры, которые все очень коротки, часто лишь в один такт, — там лишь становится он вполне искусным, великим и совершенным, может быть, только там. — Но он не знает этого! Он слишком тщеславен, чтобы знать это.
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Серьезность в отношении истины. Серьезность в отношении истины! Сколько много различного разумеют люди под этими словами! Одни и те же воззрения и способы доказательства и проверки, воспринимаемые каким-нибудь мыслителем как легкомыслие, которому он, к стыду своему, поддается в то или иное время, — эти же воззрения в каком-либо художнике, натолкнувшемся на них и временно увлекшемся ими, могут навести его на мысль о том, что теперь им овладела глубочайшая серьезность в отношении истины и что достойно удивления, каким образом он, хотя и художник, выказывает столь серьезное стремление к тому, что является противоположностью иллюзорного. Итак, вполне возможно, что некто именно пафосом своей серьезности выдает, сколь поверхностно и невзыскательно витал доселе его дух в царстве познания. — И разве не оказывается все то, что представляется нам весомым, нашим предателем? Оно показывает, что мы в состоянии взвесить и для чего именно мы не обладаем никакими весами.
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Теперь и прежде. К чему нам все наше искусство произведений искусства, если мы лишаемся того более высокого искусства — искусства празднеств! Прежде все произведения искусства выставлялись на большой праздничной улице человечества, как памятки и памятники высоких и блаженных моментов. Нынче же хотят произведениями искусства совлечь бедных, истощенных и больных с большой страждущей улицы человечества ради одного похотливого мгновеньица; им предлагают маленькое опьянение и безрассудство.
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Свет и тени. Книги и записи у различных мыслителей совершенно различны: один собрал в книге свет, который он наспех сумел похитить у лучей светящего ему познания и унести домой; другой передает только тени, серые и черные послеобразы того, что накануне встало в его душе.
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Предостережение. Альфьери, как известно, изрядно налгал, рассказывая удивленным современникам историю своей жизни. Он лгал из того деспотизма по отношению к самому себе, каковой он, к примеру, выказал, когда создавал собственный язык и тиранически вымучивал в себе поэта; в конце концов ему удалось найти строгую форму возвышенного, в которую он втиснул свою жизнь и свою память: должно быть, это стоило больших мучений. — Я нисколько не поверил бы и биографии Платона, им самим написанной; равным образом и Руссо или Дантовой vita nuova.
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Проза и поэзия. Однако вспомните, что великие мастера прозы почти всегда были и поэтами, публично или только украдкой и “взаперти”; и поистине, хорошую прозу пишут только перед лицом поэзии! Ибо проза есть непрерывная учтивая война с поэзией: вся ее прелесть состоит в том, что она постоянно избегает поэзии и противоречит ей; каждая абстракция хочет обернуться плутовством в отношении поэзии и как бы насмешливым тоном; каждая сухость и холодность рассчитана на то, чтобы повергнуть милую Богиню в милое отчаяние; часто случаются сближения. Мгновенные примирения и тотчас же внезапный отскок и хохот; часто подымается занавес и впускается резкий свет как раз в тот момент, когда Богиня наслаждается своими сумерками и матовыми цветами; часто срывают слово прямо с ее уст и распевают его на такой мотив, что она нежными руками придерживает нежные ушки, — и есть еще тысячи прочих удовольствий войны, включая поражения, о которых непоэтические, так называемые прозаичные люди и знать ничего не знают: на то они и говорят только дурной прозой! Война есть мать всех хороших вещей, война есть также мать хорошей прозы! — Это столетие насчитывает четырех весьма необычных и истинно поэтических писателей, достигших в прозе такого мастерства, для которого не созрело еще это столетие — из-за недостатка поэзии, как было указано. Отвлекаясь от Гете, к которому по справедливости апеллирует породившее его столетие, я вижу только Джакомо Леопарди, Проспера Мериме, Ралфа Уолдо Эмерсона и Уолтера Сэведжа Лендора, автора Imaginary conversations, как достойных называться мастерами прозы.
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Так зачем же ты пишешь? А: Я не принадлежу к тем, кто мыслит с непросохшим пером в руке, и еще менее к тем, кто полностью отдается страстям перед чернильницей, сидя на своем стуле и глазея на бумагу. Я злюсь или стыжусь всякого писания; писание для меня естественная потребность — мне противно говорить об этом даже в сравнениях. Б: Так зачем же ты тогда пишешь? А: Н-да, мой дорогой, между нами говоря, я до сих пор не нашел еще другого средства избавиться от своих мыслей. Б: А зачем хочешь ты избавиться от них? А: Зачем я хочу? Хочу ли я? Я должен. — Б: Довольно! Довольно!
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Посмертный рост. Та маленькая отважная речь о нравственных делах, которую Фонтенель набросал в своих бессмертных “Разговорах в царстве мертвецов”, считалось в его время собранием парадоксов и игрою неблагонадежного остроумия; даже высшие судьи вкуса и ума не принимали ее уже во внимание, — возможно, и сам Фонтенель. Теперь происходит нечто невероятное: эти мысли становятся истинами! Наука доказывает их! Игра принимает серьезный оборот! И мы читаем эти диалоги с иным ощущением, чем читали их Вольтер и Гельвеций, и невольно возводим их автора в иной и гораздо более высокий ранг умов, чем это делали его современники, — правы ли мы? неправы ли?
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Шамфор. Что как раз такой знаток людей и толпы, как Шамфор, спешил на выручку толпе, а не оставался в стороне в философском самоотречении и обороне, это я могу объяснить себе не иначе как следующим образом: инстинкт в нем был сильнее его мудрости и никогда не был удовлетворен, инстинкт ненависти ко всякому знатному происхождению: быть может, старая, слишком понятная ненависть его матери, священно заговорившая в нем из любви к матери, — инстинкт мести, затаившийся в нем с детских лет и ждущий удобного момента отомстить за мать. И теперь жизнь и гений его и, ах! всего сильнее отцовская кровь в его жилах — в течение многих, многих лет — соблазняли его примкнуть именно к этой знати и сравняться с нею! В конце концов, однако, ему стал невыносим его собственный вид, вид “старого человека” при старом режиме; пылкое, страстное покаяние охватило его, и в этом состоянии он облачился в плебейскую одежду, как своего рода власяницу! Упущенная месть обернулась ему нечистой совестью. Оставайся тогда Шамфор хоть на один градус больше философом, революция не получила бы своей трагической остроты и своего самого колючего жала: она выглядела бы гораздо более глупым событием и не оказалась бы таким соблазном умов. Но ненависть и месть Шамфора воспитали целое поколение: эту школу прошли и сиятельнейшие особы. Подумайте-ка над тем, что Мирабо смотрел на Шамфора как на свое высшее и старшее Я, от которого он ждал побуждений, предостережений и приговоров, терпеливо снося их, — Мирабо, принадлежащий, как человек, к совершенно иному рангу величия, чем даже первые среди государственных величин вчерашнего и сегодняшнего дня. — Странно, что, несмотря на такого друга и заступника — сохранились даже письма Мирабо к Шамфору, — этот остроумнейший из всех моралистов остался чужд французам, не иначе как и Стендаль, который, быть может, среди всех французов этого столетия обладал умнейшими глазами и ушами. Оттого ли, что последний, в сущнеости, заключал в себе слишком много немецкого и английского, чтобы быть еще сносным для парижан? — тогда как Шамфор, человек, богатый душевными глубинами и подоплеками, угрюмый, страдающий, пылкий, — мыслитель, считавший смех необходимым лекарством от жизни и полагавший едва ли не потерянным каждый деньт, когда он не смеялся, — выглядящий, скорее, итальянцем и кровником Данте и Леопарди, чем французом! Известны последние слова Шамфора: “Ah! Mon ami, — сказал он Сьейесу, — je m’en vais enfim de ce monde, ou il faut que le coeur se brise ou se bronze”. Это наверняка не слова умирающего француза!
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Два оратора. Из этих двух ораторов один лишь тогда в полной мере овладевает своим делом, когда предается страсти: только она перекачивает достаточно крови и жару в его мозг, чтобы принудить его высокую духовность к откровению. Другой силится временами достичь того же, произнося свою речь страстно, громко, пылко и увлекательно, — и терпит по обыкновению неудачу. В таких случаях он очень скоро начинает говорить темно и запутанно, преувеличивает, делает пропуски и возбуждает недоверие к разумности своей речи; он и сам ощущает это недоверие и так объясняет себе внезапные скачки к холодному и отталкивающему тону, который вызывает в слушателе сомнение в искренности его страстей. У него всякий раз ум затопляется страстью: возможно, потому что она в нем сильнее, чем у первого. Но он достигает высоты своих сил, когда противостоит бурному натиску чувства и как бы насмехается над ним6 Тогда и выступает весь его ум из засады — логичный, насмешливый, игривый и страшный ум.
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О болтливости писателей. Есть болтливость гнева — часто у Лютера, также у Шопенгауэра. Болтливость из чересчур большого запаса понятийных формул, как у Канта. Болтливость из любви к постоянно новым оборотам речи по поводу одного и того же предмета: ее находят у Монтеня. Болтливость язвительных натур: кто читает современные произведения, вспомнит при этом о двух писателях. Болтливость из любви к добротным словам и языковым формам: нередко в прозе Гете. Болтливость из чистой склонности к шуму и неразберихе чувств: например, у Карлейля.
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Во славу Шекспира. Самое прекрасное, что я мог бы сказать во славу Шекспира, человека, есть следующее: он поверил Бруту и не бросил ни одной пылинки недоверия на этого рода добродетель! Ему он посвятил лучшую свою трангедию — она и поныне называется все еще ложным именем, — ему и ужаснейшему воплощению высокой морали. Независимость души — вот о чем идет здесь речь! Никакая жертва не может здесь быть слишком большой: нужно уметь принести в жертву этому даже лучшего друга, будь он к тому же великолепнейший человек, украшение мира, гений, не имеющий равных себе, — пожертвовать им тогда именно, когда любишь свободу, как свободу великих душ, а от него этой свободе грозит опасность: нечто подобное должен был чувствовать Шекспир! Высота, на которую он возносит Цезаря, есть самая тонкая честь, какую он мог оказать Бруту: лишь таким образом возводит он его внутреннюю проблему в чудовищную степень, а равным образом и душевную силу, смогшую бы разрубить этот узел! — Но была ли то действительно политическая свобода, которая исполнила этого поэта сочувствия к Бруту — сделала его сообщником Брута? Или политическая свобода была лишь символикой чего-то невыразимого? Быть может, мы стоим перед каким-то неизвестным темным событием и авантюрой из жизни собственной души поэта, о чем он мог говорить только символами? Что значит вся гамлетовская меланхолия перед меланхолией Брута! — и, может быть, и ее знал Шекспир, как он знал ту, из личного опыта! Может быть, и у него были свои мрачные часы и свой злой ангел, как и у Брута! — Но каковы бы ни были сходства и таинственные связи, перед цельностью облика и добродетелью Брута Шекспир падает ниц и чувствует себя недостойным и чуждым этого: свидетельство тому он вписал в свою трагедию. Дважды вывел он в ней поэта, и оба раза окатил его таким нетерпеливым и окончательным презрением, что это звучит как крик — крик самопрезрения. Брут, даже Брут теряет терпение, когда входит поэт, чванный, напыщенный, назойливый, какими поэты по обыкновению и бывают, словно некое существо, кажущееся битком набитым возможностями величия, в том числе и нравственного величия, и все же редко доводящее его в философии жизненных поступков до хотя бы обыкновенной честности. “Терплю я шутовство в другое время. Война не дело этих стихоплетов. — Любезный, прочь!” — восклицает Брут. Переведите эти слова обратно в душу поэта, сочинившего их.
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Последователи Шопенгауэра. То, что доводится видеть при соприкосновении культурных народов с варварами, когда низшая культура поначалу последовательно заимствует у высшей ее пороки, слабости и излишества, затем отдается их соблазнам и, наконец, через посредничество усвоенных пороков и слабостей перенимает и некоторую толику подлинной силы высшей культуры, — это можно изучать и здесь, не путешествуя в варварские страны, конечно, в несколько утонченном, одухотворенном и не столь осязательном виде. Что же обыкновенно и первым делом перенимают последователи Шопенгауэра в Германии от своего учителя? — те самые, которые сравнительно с его преимущественной культурой должны казаться себе достаточными варварами, чтобы чисто по-варварски поддаться на первых порах ее очарованию и соблазнам. Его ли резкое чутье на факты, его ли взыскание ясности и ума, придающее ему часто столь английскую и столь мало немецкую стать? Или силу его интеллектуальной совести, выдержавшую пожизненное противоречие между бытием и волей и принуждавшую его постоянно и почти в каждом пункте противоречить себе и в сочинениях? Или его чистоту в вопросах церкви и христианского Бога? — ибо здесь он был чист, как ни один из немецких философов до него, так что он жил и умер “вольтерьянцем”. Или его бессмертное учение об интеллектуальности созерцания, об априорности закона причинности, об орудийной природе интеллекта и несвободе воли? Нет, все это не очаровывает и не ощущается чарующим: но вот мистические увертки Шопенгауэра в тех местах, где опирающийся на факты мыслитель позволяет совращать и портить себя тщеславному влечению быть разгадчиком мира, недоказуемое учение о единой воле (“все причины суть только случайные причины появления воли в данное время на данном месте”, “воля к жизни во всяком существе, даже самом ничтожном, наличествует вполне и безраздельно, столь же полно, как и во всех, которые когда-либо были, суть и будут, вместе взятых”), отрицание индивида (“все львы суть, в сущности, лишь один лев”, “множественность индивидов есть видимость”; в равной мере и развитие есть лишь видимость — он называет мысли Ламарка “гениальным абсурдным заблуждением”), грезы о гении (“в эстетическом созерцании индивидуум не есть уже индивидуум, но чистый, безвольный, свободный от страдания и от времени субъект познания”, “субъект, вполне растворяясь в созерцаемом предмете, становится сам этим предметом”), бессмыслица о сострадании и об осуществляемом в нем прорыве principii individuationis как источнике всякой моральности, добавим сюда и такие положения: “Смерть есть настоящая цель бытия”, “а priori не может быть прямо отрицаема возможность магического действия, исходящего от уже умершего” — эти и подобные распутства и пороки философа всегда принимаются прежде всего и делаются предметом веры: пороком и распутствам всегда легче всего под жать, и они не требуют долгой подготовки. Но поговорим о знаменитейшем из живущих шопенгауэрианцев, о Рихарде Вагнере. — С ним случилось то, что уже случалось со многими художниками: он ошибся в толковании созданных им образов и не опознал невыраженную философию собственного искусства. Рихард Вагнер до самой середины своей жизни был сбиваем с толку Гегелем; с ним еще раз произошло то же самое, когда он позже вычитал учение Шопенгауэра из своих образов и начал формулировать самого себя в терминах “воли”, “гения” и “сострадания2. Несмотря на это, истинным останется то, что ничто не идет так вразрез с духом Шопенгауэра, как собственно вагнеровское в героях Вагнера, — я имею в виду невинность высочайшего себялюбия, веру в великую страсть, как в нечто само по себе хорошее, одним словом, зигфридовское в облике его героев. “Все это пахнет скорее Спинозой, чем мною”, - сказал бы, возможно, Шопенгауэр. Таким образом, сколь бы достаточны ни были основания, по которым Вагнеру следовало высматривать себе как раз других философов, а не Шопенгауэра, очарование, которому он подпал в связи с этим мыслителем, сделало его слепым не только ко всем другим философам, но даже к самой науке; его искусство все больше стремится выдать себя за подобие и дополнение шопенгауэровской философии, и все выразительнее отрекается оно от более высокого честолюбия стать подобием и дополнением человеческого познания и науки. И к этому совращает его не только вся таинственная роскошь названной философии, которая совратила бы и какого-нибудь Калиостро: соблазнителями были всегда даже отдельные жесты и аффекты философов! Шопенгауэровской является, например, вагнеровская горячность в связи с порчей немецкого языка; и если это подражание следовало одобрить, то не может быть умолчано и то, что стиль самого Вагнера не в малой степени страдает нарывами и опухолями, один вид которых приводил Шопенгауэра в такое бешенство, и что в отношении пишущих по-немецки вагнерианцев вагнерщина начинает выказывать себя столь опасным образом, как выказывала себя разве что какая-нибудь гегельщина. Шопенгауэровской является и ненависть Вагнера к евреям, которым он не способен воздать справедливости в самом великом их деле: ведь евреи суть изобретатели христианства! Шопенгауэровской является попытка Вагнера истолковать христианство, как завеянное зерно буддизма, и предуготовить Европе, путем временного сближения с католически-христианскими формулами и ощущениями, буддийскую эпоху. Шопенгауэровской является проповедь Вагнера в пользу милосердия к животным; предшественником Шопенгауэра в этом был, как известно, Вольтер, который, возможно, уже умел, подобно своим последователям, маскировать свою ненависть к известного рода вещам и людям милосердием к животным. По крайней мере, ненависть Вагнера к науке, звучащая в его проповеди, внушена отнюдь не духом мягкосердечия и кротости — ни, тем паче, как это разумеется само собой, вообще духом. — В конце концов философия художника мало что значит, если она представляет собою как раз философию задним числом и не причиняет никакого вреда самому его искусству. Было бы достаточно опрометчивым невзлюбить художника из-за какого-то случайного, крайне неудачного и надменного маскарада; не будем все-таки забывать, что милые художники вместе и порознь суть немножко актеры, и должны быть актерами, и едва ли протянули бы долго без лицедейства. Останемся верными Вагнеру в том, что есть в нем подлинного и самобытного, — и тем именно, что мы, его ученики, останемся верными себе в том, что есть в нас самих подлинного и самобытного. Оставим ему все его интеллектуальные прихоти и конвульсии и рассудим лучше по справедливости, какое диковинное питание и какие потребности вправе иметь искусство, подобное его искусству, чтобы быть в состоянии жить и расти! Ничего страшного в том, что, как мыслитель, он бывает кругом неправ; справедливость и терпение — не его дело. Достаточно и того, что его жизнь права перед собою и остается таковой: эта жизнь, которая взывает к каждому из нас: “Будь мужчиной и следуй не за мной, а за собой! сам за собой!” И наша жизнь должна оказаться права перед нами! И мы должны свободно и бесстрашно, в невинной самостийности расти и расцветать из самих себя! И вот, при размышлении об этом человеке, у меня еще и сегодня, как и прежде, звучат в ушах следующие слова: “что страсть лучше стоицизма и лицемерия, что быть честным, даже во зле, лучше, чем утратить себя, подчиняясь традиционной морали, что свободный человек равно может быть и добрым и злым, но что человек несвободный — позор для природы и для него нет ни земного, ни небесного утешения, что, наконец, каждый, кто хочет быть свободным, должен достигнуть этого сам и что свобода никому не падает в руки, как чудесный дар” (“Рихард Вагнер в Байрейте” I 431).
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Учиться почитанию. И почитанию должны люди учиться, как и презрению. Каждый, идущий новыми путями и многих ведущий новыми путями, с удивлением обнаруживает, сколь нерасторопны и убоги эти многие в изъяснениях своей благодарности и сколь редко вообще может изъявляться благодарность. Словно бы всякий раз, когда она собирается заговорить, что-то застревает в горле, так что она лишь покашливает и, покашливая. Снова умолкает. Способ, которым мыслителю приходится прослеживать воздействие своих мыслей и их преобразующую и сотрясающую силу, граничит почти с комедией: подчас ему кажется, что те, кто подвергся его влиянию, чувствуют себя, в сущности, оскорбленными этим и способны обнаруживать свою оспариваемую, по их опасениям, самостоятельность лишь во всякого рода неучтивостях. Нужны целые поколения, чтобы придумать хотя бы вежливую конвенцию благодарности, и только гораздо позднее наступает момент, где даже в благодарность вносится некоторого рода ум и гениальность. Тогда здесь обыкновенно фигурирует и тот, кто является великим стяжателем благодарности не только за то, что он сам сделал хорошего, но главным образом за то, что постепенно скапливалось его предшественниками, как сокровище высшего и лучшего.
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Вольтер. Повсюду, где был какой-либо двор, задавал он тон изысканной речи, а вместе и норму стиля для всех пишущих. Но придворный язык есть язык царедворца, не имеющего никакой профессии и запрещающего самому себе в разговорах на научные темы все удобные технические выражения, поскольку они отдают профессией; оттого техническое выражение и все, что выдает специалиста, оказывается в странах придворной культуры неким пятном на стиле. Нынче, когда все дворы стали карикатурами вообще, достойно удивления, что сам Вольтер в этом пункте обнаруживает необыкновенную чопорность и педантичность (например, в своем суждении о таких стилистах, как Фонтенель и Монтескье), — мы все уже освобождены от придворного вкуса, в то время как Вольтер был его завершителем.
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Слово к филологам. Есть книги, столь значительные и царственные, что целые поколения ученых используются на то, чтобы их радениями книги эти сохранялись в чистом и понятном виде, — для постоянного упрочнения этой веры и существует филология. Она предполагает, что нет недостатка в тех редкостных людях (даже если они и остаются в тени), которые действительно умеют пользоваться столь значительными книгами: это, должно быть, те, которые сами пишут или смогли бы писать подобные книги. Я хочу сказать, что филология имеет предпосылкой благородную веру — в то, что ради некоторых немногих, которые всегда “придут” и которых нет налицо, должно заведомо справиться с громадным количеством мучительной, даже неопрятной работы: все это работа in usum Delphinorum.
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О немецкой музыке. Немецкая музыка нынче уже потому превосходит всякую другую европейскую музыку, что в ней одной получила выражение перемена, испытанная Европою вследствие революции: только немецкие музыканты знают толк в выражении волнующихся народных масс, в том чудовищном искусственном шуме, который даже не нуждается в том, чтобы быть слишком громким, — тогда как, например, итальянская опера знает лишь хоры прислуги или солдат, но не 2Народа”. Сюда присоединяется и то, что во всей немецкой музыке слышится глубокая бюргерская ревность к знати, в особенности к esprit и elegance как к выражению придворного, рыцарского, старого, уверенного в самом себе общества. Это вовсе не та музыка, что музыка гетевского певца у врат, которая нравится и “в зале”, т.е. самому королю; вот уж где нельзя сказать: “С отвагой рыцари глядят, и взор склонили дамы”. Уже грация выступает не без припадка угрызений совести в немецкой музыке; лишь с появлением привлекательности (Anmut), сельской сестры грации, начинает немец чувствовать себя вполне морально, — и с этого момента все больше и больше, вплоть до своей мечтательной, ученой, часто косолапой “возвышенности”, бетховенской возвышенности. Если хотят примыслить человека к этой музыке, что ж. пусть представят себе именно Бетховена, каким он предстает рядом с Гете хотя бы при ой встрече в Теплице: как полуварварство рядом с культурой, как народ рядом со знатью, как человек с хорошими задатками рядом с хорошим и более чем “хорошим” человеком, как фантазер рядом с художником, как нуждающийся в утешении рядом с утешенным, как враль и темная личность рядом со справедливым, как чудак и самоистязатель, как дурацки-упоенный, блаженно-несчастливый, прямодушно-невоздержанный, как чванливец и увалень — и, оптом, как “необузданный человек”: таким ощущал и описывал его сам Гете, Гете, этот немец-исключение, к которому еще не подыскана достойная музыка! — В конце концов подумайте еще о том, не следует ли признать это и теперь все еще распространяющееся среди немцев презрение к мелодии и захирение чувства мелодии за дурную демократическую привычку и следствие революции. Ведь мелодии присуща такая явная любовь к законности и такое отвращение ко всему становящемуся, неоформленному, произвольному, что она звучит каким-то отзвуком прежнего распорядка дел в Европе и как бы неким соблазном обратного к нему возвращения.
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О звучании немецкого языка. Известно, откуда происходит немецкий язык, который вот уже около двух-трех столетий является общенемецким литературным языком. Немцы с их почтительным отношением ко всему, что исходило от двора, старательно брали себе за образец канцелярщину во всем, чего только им ни приходилось писать, стало быть, в письмах, грамотах, завещаниях и т.д. Писать по-канцелярски значило писать по-придворному и по-правительственному — в этом было что-то благородное по сравнению с тем расхожим городским языком, на котором обычно говорили. Постепенно отсюда сделали выводы и стали говорить так, как писали, — это придавало больше благородства в словесных формах, в выборе слов и оборотов и, наконец, в самом звучании: говоря, подделывались под придворное звучание, и подделывание в конце концов стало природой. Возможно, подобного явления — преобладания литературного стиля над расхожею речью и всенародного кривлянья и важничанья как основы общего, а не только диалектального языка — нигде не наблюдалось в полной мере. Я думаю, звучание немецкого языка в Средние века и в особенности после Средневековья было глубоко крестьянским и вульгарным: оно несколько облагородилось в последние столетия, главным образом через то, что чувствовали себя принужденными столь усердно подражать французским, итальянским и испанским звучаниям, и именно со стороны немецкого (и австрийского) дворянства, которое никак не могло довольствоваться родным языком. Но для Монтеня или даже Расина немецкий язык, несмотря на эту выучку, должен был звучать невыносимо пошло, и даже теперь, в устах путешественника, среди итальянской черни звучит он все еще весьма сыро, по-лесному, сипло, словно бы исходя из закоптелых комнат и нецивилизованных местностей. — И вот я замечаю, что нынче снова среди прежних поклонников канцелярщины распространяется аналогичное стремление к аристократичности звучания и что немцы начинают прилаживаться к совсем особенному “звуковому очарованию”, которое могло бы надолго стать настоящей угрозой для немецкого языка, — ибо тщетно стали бы искать в Европе более отвратительных звучаний. Нечто насмешливое, холодное, равнодушное, небрежное в голосе: это нынче звучит для немца “благородно” — и претензия на эту благородность слышится мне в голосах молодых чиновников, учителей, женщин, торговцев; даже маленькие девочки подражают уже этому офицерски-немецкому языку. Ибо офицер, да к тому же прусский, есть изобретатель этого звучания — тот самый офицер, который, как военный и профессионал, обладает тем достойным удивления тактом скромности, которому след бы поучиться решительно всем немцам (включая немецких профессоров и музыкантов!). Но стоит лишь ему начать говорить и двигаться, как он оказывается самой нахальной и самой противной фигурой в старой Европе — сам того не сознавая, без всякого сомнения! Не сознают этого и славные немцы, дивящиеся в нем человеку первостепенного и аристократичнейшего общества и охотно позволяющие ему “задавать тон”.. Этим-то он и занят! — и тону его подражают прежде всего фельдфебели и унтер-офицеры, делающие его еще более грубым. Обратите внимание на командные выкрики, которыми прямо-таки выревываются немецкие города, теперь, когда у всех ворот занимаются строевой подготовкой: какая чванливость, какое бешеное чувство авторитета, какая насмешливая холодность вызвучивается в этом реве! Неужели немцы и в самом деле музыкальный народ? — Несомненно, что немцы нынче милитаризуются в звучании своего языка: по всей вероятности, выучившись говорить по-военному, они примутся вконец и пи сать по-военному. Ибо привычка к определенным звучаниям внедряется глубоко в характер: в скором времени появятся слова и обороты, а в итоге и мысли как раз впору этим звучаниям! Может быть, и теперь уже пишут по-офицерски; может быть, я слишком мало читаю из того, что пишут теперь в Германии. Но одно знаю я наверняка: официальные немецкие сообщения, проникающие и за границу, инспирированы не немецкой музыкой, но как раз этим новым звучанием безвкусного высокомерия. Почти в каждой речи первого немецкого сановника, и даже тогда, когда он вещает в свой кайзеровский рупор слышится акцент, от которого с отвращением уклоняется ухо иностранца: но немцы выносят его — они выносят самих себя.
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Немцы как художники. Если немец однажды действительно предается страсти (а не только по обыкновению из доброй воли к страсти!), то он ведет себя в ней, как следует, и не думает больше о своем поведении. Истина, однако, в том, что он ведет себя тогда весьма нерасторопно и скверно, как бы без такта и мелодии, так что очевидцы испытывают при этом муку либо умиление, не больше, — другое дело, если он воспаряет в возвышенное и восторженное, на что способны иные страсти. Тогда даже немец становится прекрасным! Предчувствие того, на какой высоте начинает красота изливать даже на немцев свое очарование, влечет немецких художников ввысь и того выше, в разгул страсти: стало быть, действительной глубокое стремление выйти из скверного и нерасторопного состояния, по крайней мере, выглянуть — туда, в лучший, более легкий, более южный, более солнечный мир. И оттого часто их конвульсии оказываются признаками того, что им хочется танцевать: этим бедным медведям, в которых подвизаются скрытые нимфы и лесные боги — а подчас и более высокие божества!
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Музыка как заступница. “Мне позарез нужен мастер музыки, — сказал один новатор своему ученику, — чтобы он перенял у меня мои мысли и впредь выражал их на своем языке: так я лучше проникну в уши и сердца людей. Музыкой можно совратить людей ко всякому заблуждению и всякой истине: кому удалось бы опровергнуть тон?” — “Значит, ты хотел бы считаться неопровержимым?” — сказал его ученик. Новатор возразил: “Я хотел бы, чтобы росток стал деревом. Чтобы учение стало деревом, надо долгое время верить в него; чтобы верить в него, надо считать его неопровержимым. Дереву нужны бури, сомнения, черви, злоба, чтобы оно выявило породу и силу своего ростка; пусть оно сломится, если оно недостаточно сильно! Но росток всегда только уничтожается — не опровергается!” — Когда он сказал это, ученик порывисто воскликнул: “Но я верю в твое дело и считаю его столь крепким, что выскажу решительно все, что лежит у меня еще против него на сердце”. — Новатор посмеялся про себя и погрозил ему пальцем. “Такого рода ученики, — сказал он затем, — лучше всех, но они опасны, и не всякое учение выдержит их”.
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Наша последняя благодарность искусству. Если бы мы не одобряли искусств и не изобрели подобного культа недействительного, то сознание всеобщей недействительности и лживости, внушаемое нам теперь наукой, — сознание о мираже и заблуждении, как условии всего познаваемого и воспринимаемого бытия, — было бы совершенно невыносимым. Честность привела бы нас к отвращению и самоубийству. Но вот честности нашей противостоит неприятель, помогающий нам увернуться от таких выводов: искусство, как добрая воля к иллюзии… Мы не всегда препятствуем нашему глазу закруглять, уплотнять до конца: и тогда то, что мы несем через поток бывания, не выглядит уже извечным несовершенством, — тогда мы мним, что несем Богиню, и по-детски гордимся этим служением. Как эстетический феномен, наше существование все еще сносно для нас, и искусством даны нам глаза и руки и прежде всего чистая совесть для того, чтобы мы смогли из самих себя сотворить такой феномен. Нам следует время от времени отдыхать от самих себя, вглядываясь в себя извне и сверху, из артистической дали, смеясь над собою или плача над собою: мы должны открыть того героя и вместе того дурня, который притаился в нашей страсти к познанию; мы должны время от времени веселиться нашей глупости, дабы остаться веселыми и в нашей мудрости! И именно потому что мы, в конце концов, тяжелые и серьезные люди, и больше гири, чем люди, то ничто не доставляет нам такого удовольствия, как дурацкий колпак: он нужен нам для нас самих — всем нам потребно озорное, порхающее, танцующее, насмешливое, ребячливое и блаженное искусство, дабы не лишиться той свободы над вещами, которой требует от нас наш идеал. Для нас это было бы рецидивом — с нашей раздражительной честностью вполне уткнуться в мораль и ради тех сверхстрогих требований, которые мы в ней ставим себе, стать вполне добродетельными чудищами и чучелами. Мы должны смочь встать и над моралью, и не только стоять с трусливой одеревенелостью человека, страшащегося каждое мгновение соскользнуть с нее и упасть, но и парить над нею и играть! Как бы смогли мы для этого обойтись без искусства, без того, чтобы не валять дурака? — И покуда вы хоть как-то еще стыдитесь самих себя, вы еще не принадлежите к нам!
Третья книга
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Новые схватки. После того как Будда умер, в течение столетий показывали еще его тень в одной пещере — чудовищную страшную тень. Бог мертв: но такова природа людей, что еще тысячелетиями, возможно, будут существовать пещеры, в которых показывают его тень. — И мы — мы должны победить еще и его тень!
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Остережемся! Остережемся думать, что мир есть живое существо, Куда бы он тогда простирался? Чем бы питался? Как мог бы он расти и размножаться? Мы ведь знаем приблизительно, что такое органическое, и нам следовало бы все невыразимо производное, позднее, редкостное, случайное, что только мы ни воспринимаем на земной коре, перетолковывать в терминах существенного, всеобщего, вечного, как это и делают те, кто называет вселенную организмом? Мне это противно, Остережемся и того, чтобы верить, что вселенная есть машина; она наверняка сконструирована не с какой-то целью; словом “машина” мы оказываем ей слишком высокую честь. Остережемся вообще и повсюду предполагать нечто столь формально совершенное, как циклические движения соседних нам звезд; уже один взгляд на Млечный Путь вызывает сомнение, нет ли там более грубых и противоречивых движений, равным образом звезд с вечно-прямолинейными траекториями падения и еще чего-либо аналогичного. Астральный распорядок, в котором мы живем, есть исключение; этот распорядок и обусловленная им внушительная длительность делают возможным еще одно исключение из исключений: образование органического мира. Общий характер мира, напротив, извечно хаотичен, не в смысле недостающей необходимости, а в смысле недостающего порядка, членения, формы, красоты, мудрости и как бы там еще ни назывались все наши эстетические антропоморфизмы. С точки зрения нашего разума промахи суть правила, исключения отнюдь не составляют тайной цели, и все произведение извечно повторяет свой мотив, который никогда не может быть назван мелодией, — да и само слово «промахи» есть уже антропоморфизм с характером упрека. Но как могли бы мы порицать или восхвалять вселенную! Остережемся приписывать ей бессердечность и неразумность либо их противоположности: она не совершенна, не прекрасна, не благородна и не хочет стать ничем из этого, она вовсе не стремится подражать человеку! Ее вовсе не трогают наши эстетические и моральные суждения! Ей чуждо и всякое стремление к самосохранению и вообще всякое стремление; она не ведает также никаких законов. Остережемся утверждать, что в природе существуют законы. Существуют лишь необходимости: здесь нет никого, кто распоряжается, никого, кто повинуется, никого, кто нарушает. Зная, что нет никаких целей, вы знаете также, что нет и никакого случая, ибо только рядом с миром целей слово “случай” вообще имеет смысл. Остережемся говорить, что смерть противопоставлена жизни. Живущее есть лишь род мертвого, и притом весьма редкий род. — Остережемся думать, что мир создает вечно новое. Нет никаких вечно сущих субстанций; материя — такое же заблуждение, как Бог элеатов. Но когда придет конец нашим предосторожностям и попечениям? Когда все эти тени Бога перестанут нас омрачать? Когда обезбожим мы вконец природу? Когда будем вы вправе оприродить человека чистою, наново обретенною, наново освобожденною природою!
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Происхождение познания. На протяжении чудовищных отрезков времени интеллект не производил ничего, кроме заблуждений; некоторые из них оказывались полезными и поддерживающими род: кто наталкивался на них или наследовал их, тот вел более удачную борьбу за себя и свое потомство. Подобные ложные верования, передававшиеся все дальше и дальше по наследству и, наконец, ставшие почти родовой основой человека, суть, например, следующие: существуют постоянные вещи; существуют одинаковые вещи; существуют вещи, вещества, тела; вещь есть то, чем она кажется; наша воля свободна; то, что хорошол для меня, хорошо и в себе и для себя. Лишь гораздо прозже выступили отрицатели и скептики таких положений, — лишь голраздо позже выступила истина, как бессильнейшая форма познания. Казалось, что с нею жить невозможно, наш организм был устроен в противоположность ей; все его высшие функции, восприятия органов чувств и вообще всякого рода ощущения действовали в контакте с теми испокон веков усвоенными основными заблуждениями. Более того: положения эти стали даже нормами познания, сообразно которым отмерялось “истинное” и “ложное” — вплоть до отвлеченнейших областей чистой логики. Итак: способность познания лежит не в степени его истинности, а в его старости, его органической усвоенности, его свойстве быть условием жизни. Где жизнь и познание казались протиоречащими друг другу, там никогда ничто не оспаривалось всерьез; там отрицание и сомнение считались безумием. Те исключительные мыслители, которые, подобно элеатам, хоть и устанавливали противоречия в естественных заблуждениях и упорно настаивали на этом, все-таки верили в то, что и с этой противоположностью можно жить: он выдумали мудреца как человека, не подверженного никаким изменениям, безличного, универсального в своем созерцании, который есть одновременно одно и все и наделен особой способностью для этого вывернутого наизнанку познания; они полагали, что их познание есть в то же время принцип жизни. Но чтобы утверждать все это, они должны были обманывать себя по части собственного своего состояния: им приходилось измышлять себе безличность и постоянство без перемен, недооценивать сущность познающего, отрицать силу влечений в познании и вообще понимать разум как совершенно свободную, из себя самой возникающую активность; они закрывали глаза на то, что и им удалось прийти к своим положениям, противореча расхожему мнению или стремясь к покою, к единоличному обладанию, к господству. С дальнейшим утончением честности и скепсиса невозможным стало, наконец, существование и этих людей; их жизнь и суждения равным образом оказались зависимыми от древнейших влечений и основных заблуждений всякого чувственно воспринимаемого бытия. — Эта более рафинированная честность и скепсис возникали повсюду, где два противоположных положения отказывались применимыми к жизни, поскольку оба уживались с основными заблуждениями, и где, стало быть, можно было спорить о большей или меньшей степени их полезности для жизни; равным образом повсюду, где новые положения хоть и не оказывались для жизни полезными, но, по крайней мере, не причиняли ей вреда, будучи обнаружениями склонности к интеллектуальным играм, невинными и блаженными, подобно всяческим играм. Постепенно человеческий мозг наполнялся такими суждениями и убеждениями; в этом клубке возникало брожение, борьба и жажда власти. Не только польза и удовольствие, но и всякий род влечения принимал участие в борьбе за “истины”; интеллектуальная борьба стала занятием, увлечением, призванием, долгом, достоинством — познавание и стремление к истинному заняли, наконец, особое место в ряду прочих потребностей. Отныне не только вера и убеждение. Но и испытание, отрицание, недоверие, противоречие стали властью; все “злые” инстинкты были подчинены познанию и поставлены ему на службу, отполированные под что-то дозволенное, почтенное, полезное и, наконец, визуально невинное и доброе. Познание, таким образом, становилось неким подобием самой жизни, и как жизнь некой постоянно возрастающей властью, пока, наконец, не столкнулись друг с другом накопленный опыт и те древнейшие основные заблуждения, то и другое уже как жизнь, как власть, то и другое в одном и том же человеке. Мыслитель: нынче это есть существо, в котором влечение к истине и те жизнеохранительные заблуждения бьются своим первым боем, коль скоро и стремление к истине доказало себя как некую жизнеохранительную власть. По сравнению с важностью этой борьбы все прочее безразлично: здесь поставлен последний вопрос об условии жизни и сделана первая попытка ответить на этот вопрос с помощью эксперимента. В какой мере истина поддается органическому усвоению? — вот в чем вопрос, вот в чем эксперимент.
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Происхождение логического. Откуда в человеческой голове возникла логика? Наверное, из нелогики (Unlogik), царство которой первоначально должно было быть огромным. Но бесчисленное множество существ, умозаключающих иначе, чем умозаключаем теперь мы, погибло: это могло бы даже в большей степени отвечать действительности! Кто, например, недостаточно часто умел находить “одинаковое” в отношении пищи или враждебных ему зверей, кто, стало быть, слишком медленно обобщал, слишком осторожничал в обобщении, тот имел меньше шансов на дальнейшую жизнь, чем кто-либо, который во всем схожем тотчас же отгадывал одинаковость. Но преобладающая склонность обращаться со схожим, как с одинаковым, нелогичная склонность — ибо на деле не существует ничего одинакового, — заложила впервые всю основу логики. Равным образом для возникновения столь необходимого для логики понятия субстанции, хотя ему в самом строгом смысле не соответствует ничего действительного, понадобилось в течение длительного времени не видеть и не воспринимать изменчивого характера вещей; недостаточно зоркие сущ5ства обладали преимуществом над теми, кто видел все “в потоке”. Сама по себе всякая высокая степень осторожности в умозаключениях, всякая скептическая склонность есть уже большая опасность для жизни. Ни одно живое существо не уцелело бы, не будь в нем чрезвычайно сильно развита противоположная склонность — “скорее утверждать, чем приостанавливать суждение, скорее заблуждаться и измышлять, чем выжидать, скорее соглашаться, чем отрицать, скорее осуждать чем быть справедливым. — Протекание логических мыслей и умозаключений в нашем теперешнем мозгу соответствует процессу и борьбе влечений, которые в отдельности и сами по себе — исключительно не логичны и не справедливы; мы узнаем обыкновенно лишь результат борьбы: столь быстро и столь скрытно разыгрывается в нас нынче этот древнейший механизм.
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Причина и следствие. Мы называем это “объяснением”, но это — “описание”: то, что отличает нас от более древних ступеней познания и науки. Мы описываем лучше, а объяснения наши столь же никчемны, как и у всех прежних людей. Мы открыли многократную последовательность там, где наивный человек и исследователь, принадлежащий к более древним культурам, видел лишь двоякое, “причину” и “следствие”, как было принято говорить; мы довели до совершенства образ становления, но не вышли за рамки самого образа. Во всяком случае, ряд “причин” предстает нам в гораздо более законченном виде; мы заключаем: вот это должно сначала произойти, дабы воспоследовало вон то, — но при этом мы не понимаем ровным счетом ничего. Качество, например, при каждом химическом соединении по-прежнему выглядит “чудом”, как и всякое поступательное движение; никто еще толком не “объяснил” толчка. Да и как могли бы мы объяснить его! Мы оперируем сплошь и рядом несуществующими вещами: линиями, поверхностями, телами, атомами, делимыми временами, делимыми пространствами — какое тут может быть еще объяснение, когда мы заведомо все превращаем в образ, наш образ! Вполне достаточно и того, что мы рассматриваем науку как по возможности точное очеловечение вещей; описывая вещи и их последовательность, мы учимся с большей точностью описывать самих себя. Причина и следствие: подобного раздвоения, вероятно, нигде и не существует — в действительности нам явлен некий континуум, из которого мы урываем два-три куска, поскольку и само движение мы воспринимаем всегда лишь в изолированных пунктах, стало быть, не видим его, а заключаем к нему. Внезапность, с которой выделяются многие следствия, вводит нас в заблуждение; но эта внезапность существует только для нас. Бесконечное множество событий, ускользающих от нас, сжато в этой секунде внезапности. Интеллект, который видел бы причину и следствие как континуум, а не, на наш лад, как расчлененность и раздробленность — который видел бы поток событий, — отбросил бы понятия причины и следствия и отвергнул бы всякую обусловленность.
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К учению о ядах. Как много сил требуется собрать воедино, чтобы возникло научное мышление, и все эти необходимые силы должны были быть в отдельности найдены, развиты и задействованы! В своей изолированности, однако, они весьма часто оказывали совершенно иное воздействие, чем теперь, когда в пределах научного мышления они ограничивают друг друга и соблюдают взаимную дисциплину: они действовали как яды, например, импульсы сомнения, отрицания, выжидания, накопления, разрешения. Многие гекатомбы людей были принесены в жертву, прежде чем эти импульсы научились понимать свою совместность и чувствовать себя совокупно функциями единой организующей силы в человеке! И сколь далеки мы еще от того момента, где научное мышление соединяется с художественными способностями и практической житейской мудростью и образует более высокую органическую систему, в сравнении с которой ученый, врач, художник и законодатель, как они явлены нам нынче, должны будут предстать убогими антикварными предметами.
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Объем морального. Мы моментально конструируем новый и зримый нами образ с помощью всех прежних проделанных нами опытов лишь в меру нашей честности и справедливости. Не существует никаких других переживаний, кроме моральных, даже в области чувственного восприятия.
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Четыре заблуждения. Человек воспитан своими заблуждениями: во-первых, он всегда видел себя лишь в незаконченном виде, во-вторых, он приписывал себе измышленные свойства, в-третьих, он чувствовал себя относительно животного мира и природы в ложной иерархической последовательности, в-четвертых, он всегда открывал себе новые скрижали блага и на время принимал их как нечто вечное и безусловное, так что на первом месте стояло то одно, то другое человеческое стремление и состояние и облагораживалось вследствие этой оценки. Если скинуть со счетов действие этих четырех заблуждений, то придется скинуть со счетов также гуманность, человечность и “человеческое достоинство”.
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Стадный инстинкт. Там, где мы застаем мораль, там находим мы расценку и иерархию человеческих стремлений и поступков. Эта оценка и иерархия всегда оказываются выражением потребностей общины и стада: то, что идет им на пользу во-первых, во-вторых и в-третьих, — это и служит высшим масштабом при оценке каждой в отдельности. Моралью каждый приписывает себе ценность. Поскольку условия сохранения одной общины весьма отличались от условий сохранения другой, то существовали весьма различные морали, и с точки зрения предстоящих еще существенных преобразований стад и общин, государств и обществ можно решиться на пророчество, что впереди предстоят еще весьма различные морали. Моральность есть стадный инстинкт в отдельном человеке.
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Стадные угрызения совести. В наиболее продолжительные и отдаленные эпохи человечества были совершенно иные угрызения совести, чем сегодня. Нынче чувствуют себя ответственными лишь за то, чего хотят и что делают, и гордятся про себя: все наши учителя права исходят из этого самоощущения и удовлетворенности отдельного человека, как если бы отсюда издревле и бил источник права. Но на протяжении длительнейшего периода жизни человечества ни что не внушало большего страха, чем чувство самоизоляции. Быть одному, чувствовать в одиночку, не повиноваться, не повелевать, представлять собою индивидуум — это было тогда не удовольствием, а карой; “к индивидууму” при говаривались. Свобода мысли считалась сплошным неудобством. В то время как мы воспринимаем закон и порядок как принуждение и ущерб, прежде воспринимали эгоизм как нечто мучительное, как действительное бедствие. Быть самим собой, мерить самого себя на свой аршин — тогда это противоречило вкусу. Склонность к этому, возможно, сочли бы безумием, ибо с одиночеством были связаны всякие беды и всякий страх. Тогда “свободная воля” тесно соседствовала с нечистой совестью, и чем несвободнее действовали, чем более выговаривался в поступках стадный инстинкт, а не личное чувство, — тем моральнее оценивали себя. Все, что наносило вред стаду, безразлично, случалось ли это по воле или против воли отдельной особи, причиняло тогда ей угрызения совести — да еще и ее соседу, даже всему стаду! — Мы в подавляющем большинстве прошли по этой части новую выучку.
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Благоволение. Добродетельно ли это, когда одна клетка превращается в функцию другой; более сильной клетки? Она должна сделать это. И не является ли злом со стороны более сильно то, что она ассимилирует слабую? Она также должна сделать это; таким образом, ей это необходимо, поскольку она стремится к обильному пополнению и хочет регенерировать себя. Сообразно этому в благоволении следует различать склонность к усвоению и склонность к подчинению, в зависимости от того, испытывает ли благоволение более сильный или более слабый. Радость и желание соединены в более сильном, который хочет превратить нечто в свою функцию; в более слабом, который тщится стать функцией, соединены радость и желание быть желанным. — Сострадание, по сути дела, есть первое — некое приятное возбуждение склонности к усвоению при виде более слабого; при этом следует еще помнить, что “сильный” и “слабый” суть относительные понятия.
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Никакого альтруизма! Я подмечаю во многих людях избыточную силу и удовольствие от желания быть функцией; они проталкиваются туда именно и имеют тончайший нюх на все те места, где как раз им и удалось бы быть функцией. Сюда принадлежат женщины, превращающиеся в ту функцию мужа, которая слабо развита в нем самом, и становящиеся, таким образом, его кошельком, или его расчетливостью, или его светскостью. Такие существа лучше всего сохраняют самих себя, когда включаются в чужой организм; если им это не удается, они становятся злобными, раздражительными и пожирают сами себя.
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Здоровье души. Излюбленную медицинскую формулу морали (восходящую к Аристону Хиосскому): “Добродетель — здоровье души” — пришлось бы, в целях годности, переиначить, по крайней мере, следующим образом: “Твоя добродетель — здоровье твоей души”, Ибо здоровья в себе не существует, и все попытки определить такого рода предмет кончаются плачевной неудачей. Чтобы установить, что собственно означает здоровье для твоего тела, надо свести вопрос к твоей цели, твоему кругозору, твоим силам, твоим склонностям, твоим заблуждениям и в особенности к идеалам и химерам твоей души. Посему существуют неисчислимые здоровья тела, и чем более снова позволяют единичному и уникальному поднимать голову, чем больше отучиваются от догмы о “равенстве людей”, тем скорее должно исчезнуть у наших медиков понятие нормального здоровья, вместе с нормальной диетой и нормальным протеканием заболевания. Тогда лишь было бы своевременным поразмыслить о здоровье и болезни души и перевести в ее здоровье своеобразную добродетель каждого человека: конечно, здоровье одного могло бы выглядеть здесь так, как противоположность здоровья у другого. Наконец, открытым остается еще и большой вопрос, в состоянии ли мы обойтись без заболевания, даже в том, что касается развития нашей добродетели, и не нуждается ли больная душа, ничуть не менее здоровой, в нашей жажде познания и самопознания: короче, не есть ли исключительная воля к здоровью предрассудок, трусость и, пожалуй, некое подобие утонченнейшего варварства и отсталости.
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Жизнь вовсе не аргумент. Мы устроили себе мир, в котором может жить, — предпослав ему тела, линии, поверхности, причины и следствия, движение и покой, форму и содержание: без догматов веры никто не смог бы прожить и мгновения! Но тем самым догматы эти еще отнюдь не доказаны. Жизнь вовсе не аргумент; в числе условий жизни могло бы оказаться и заблуждение.
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Моральный скепсис в христианстве. И христианство внесло свою большую лепту в просвещение: оно преподало урок морального скепсиса — весьма настойчивым и действенным способом — обвиняя, отравляя, но с неистощимым терпением и тактом; в каждом отдельном человеке оно уничтожало веру в его “добродетели”; оно навсегда стерло с лица земли те великие добродетели, которыми изобиловала древность, — тех популярных людей, которые, веруя в свое совершенство, шествовали с достоинством героев корриды. Если мы, воспитанные в этой христианской школе скепсиса, станем теперь читать моральные книги древних, скажем Сенеки и Эпиктета, мы почувствуем занятное превосходство и преисполнимся тайных видов и перспектив; при этом у нас будет такое настроение, будто некое дитя разглагольствовало в присутствии старца либо юная красивая энтузиастка в присутствии Ларошфуко: нам-то лучше известно, что такое добродетель! В конце концов, однако, мы обратили этот самый скепсис и на все религиозные состояния и события, как-то: грех, раскаяние, благодать, освящение, и так глубоко зарыли червя, что даже при чтении всех христианских книг мы испытываем тоже самое чувство рафинированного превосходства и проницательности: нам-то и религиозные чувства лучше известны! И вот пора как следует узнавать их и как следует описывать, ибо вымирают благочестивцы старой веры, — постараемся же спасти их образ и их тип, по крайней мере, в интересах познания!
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Познание больше, чем средство. И без этой новой страсти — я имею в виду познавательную страсть — подвигалась бы наука: наука до сих пор росла и мужала без нее. Благополучная вера в науку, попутствующий ей предрассудок, которым охвачены нынче наши державы (некогда даже и церковь), покоится, в сущности, на том, что этот разгоревшийся вокруг нее сыр-бор обнаруживается в ней самой крайне редко и что наука считается как раз не страстью, а состоянием и “этосом”. Конечно, часто достаточно уж одного amour-plaisir познания (любопытства), достаточно amour vanite, привычки к ней, с задними видами на почести и кусок хлеба; для многих достаточно даже и того, что они при избытке досуга не способны ни на что иное, кроме чтения, коллекционирования, упорядочивания, наблюдения, пересказа; их “научная склонность” есть их скука. Папа Лев Х однажды (в папской грамоте к Бероальду) воспел похвалу науке: он называет ее прекраснейшим украшением и величайшей гордостью нашей жизни, благородным времяпрепровождением в счастье и горе; “без нее, — говорит он а заключение, — дела человеческие были бы лишены твердой опоры — ведь даже и с нею они все еще достаточно переменчивы и шатки!” Но этот в меру скептичный папа замалчивает, как и все прочие церковные панегиристы науки, свое последнее мнение о ней. Пусть заключают из его слов — и это весьма примечательно для такого друга искусства, — что он ставит науку выше искусства; в конце концов это всего лишь учтивость, если он не говорит здесь о том, что именно ставит он превыше всякой науки: об “откровенной истине” и о “вечном спасении души”, - что в сравнении с этим ему украшение, гордость, опора, надежность жизни! “Наука есть нечто второстепенное, в ней нет ничего окончательного, безусловного, никакого предмета страсти” — это мнение так и осталось в душе Льва: доподлинное христианское мнение о науке! — В древности ее достоинство и признание умалялись тем, что даже среди наиболее ревностных ее адептов на первом месте стояло стремление к добродетели, и высочайшей похвалой познанию считалось чествование его как лучшего средства к стяжанию добродетели. Это что-то новое в истории, когда познание хочет быть больше, чем средством.
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На горизонте бесконечного. Мы покинули сушу и пустились в плавание! Мы снесли за собою мосты — больше, мы снесли и саму землю! Ну, кораблик! Берегись! Вокруг тебя океан: правда, он не всегда ревет и порою лежит, словно шелк и золото, грезя о благе. Но наступит время, и ты узнаешь, что он бесконечен и что нет ничего страшнее бесконечности. О, бедная птица, жившая прежде на воле, а нынче бьющаяся о стены этой клетки! Горе тебе, если тебя охватит тоска по суше и дому, словно бы там было больше свободы, — а “суши”-то и нет больше!
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Безумный человек. Слышали ли вы о том безумном человеке, который в светлый полдень зажег фонарь, выбежал на рынок и все время кричал: “Я ищу Бога! Я ищу Бога!” — Поскольку там собрались как раз многие из тех, кто не верил в Бога, вокруг него раздался хохот. Он что, пропал? — сказал один. Он заблудился, как ребенок, — сказал другой. Или спрятался? Боится ли он нас? Пустился ли он в плавание? Эмигрировал? — так кричали и смеялись они вперемешку. Тогда безумец вбежал в толпу и пронзил их своим взглядом. “Где Бог? — воскликнул он. — Я хочу сказать вам это! Мы его убили — вы и я! Мы все его убийцы! Но как мы сделали это? Как удалось нам выпить море? Кто дал нам губку, чтобы стереть краску со всего горизонта? Что сделали мы, оторвав эту землю от ее солнца? Куда теперь движется она? Куда движемся мы? Прочь от всех солнц? Не падаем ли мы непрерывно? Назад, в сторону, вперед, во всех направлениях? Есть ли еще верх и низ? Не блуждаем ли мы словно в бесконечном Ничто? Не дышит ли на нас пустое пространство? Не стало ли холоднее? Не наступает ли все сильнее и больше ночь? Не приходится ли средь бела дня зажигать фонарь? Разве мы не слышим еще шума могильщиков, погребающих Бога? Разве не доносится до нас запах божественного тления? — и Боги истлевают! Бог умер! Бог не воскреснет! И мы его убили! Как утешимся мы, убийцы из убийц! Самое святое и могущественное Существо, какое только было в мире, истекло кровью под нашими ножами — кто смоет с нас эту кровь? Какой водой можем мы очиститься? Какие искупительные празднества, какие священные игры нужно будет придумать? Разве величие этого дела не слишком велико для нас? Не должны ли мы сами обратиться в богов, чтобы оказаться достойными его? Никогда не было совершено дела более великого, и кто родится после нас, будет, благодаря этому деянию, принадлежать к истории высшей, чем вся прежняя история!” — Здесь замолчал безумный человек и снова стал глядет на своих слушателей; молчали и они, удивленно глядя на него. Наконец, он бросил свой фонарь на землю, так что тот разбился вдребезги и погас. “Я пришел слишком рано, — сказал он тогда, — мой час еще не пробил. Это чудовищное событие еще в пути и идет к нам — весть о нем не дошла еще до человеческих ушей. Молнии и грому нужно время, свету звезд нужно время, деяниям нужно время, после того как они уже совершены, чтобы их увидели и услышали. Это деяние пока еще дальше от вас, чем самые отдаленные светила, — и все-таки вы совершили его!” — Рассказывают еще, что в тот же день безумный человек ходил по различным церквам и пел в них свой Requiem aeternam deo. Его выгоняли и призывали к ответу, а он ладил все одно и то же: “Чем же еще являются эти церкви, если не могилами и надгробиями Бога?”
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Мистические объяснения. Мистические объяснения считаются глубокими; истина в том, что они даже и не поверхностны.
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Последствие древнейшей религиозности. Всякий лишенный мыслей человек полагает, что только воля есть действующее; что хотение представляет собою нечто простое, попросту данное, невыводимое, в-себе-понятное. Он убежден, что, делая нечто, например производя удар, ударяет он сам, и ударяет потому, что он хотел ударить. Для него в этом нет ничего проблематичного, ему вполне достаточно и чувства желания, чтобы не только признать причину и следствие, но и поверить в то, что он понимает их связь. Он ничего не знает о механизме события и о стократно тонкой работе, которая должна быть совершена, чтобы дело дошло до удара, равным образом и о неспособности воли самой по себе принять хоть малейшее участие в этой работе. Воля для него — магически действующая сила: вера в волю, как причину действий, есть вера в магически действующие силы. Первоначально человек повсюду, где он видел какое-либо свершение, веровал в волю, как причину, и в лично-волящих существ, действующих на заднем плане, — до понятия механики ему было еще совсем далеко. Поскольку же человек на протяжении чудовищного периода веровал только в персонифицированное (а не в материю, силы, вещи и т.д.), вера в причину и следствие стала его основной верой, которую он применяет повсюду, где свершается что-либо, — даже и теперь еще проявляется это инстинктивно и как некий атавизм древнейшего происхождения. Положения: “нет следствия без причины”, “всякое следствие есть новая причина” — являются обобщениями многих более узких положений: “гнде нечто свершается, там было поволено”, “!можно воздействовать лишь на волящие существа”, “нигде не существует чистого, лишенного последствий претерпевания какого-либо действия, но всякое претерпевание есть возбуждение воли” (к действию, обороне, мести, воздаянию), — однако в незапамятные времена человечества как те, так и эти положения были идентичны: не первые являлись обобщениями вторых, но вторые — объяснениями первых. — Шопенгауэр своим допущением, что все налично существующее есть нечто волящее, возвел на трон первобытную мифологию; ему, по-видимому, так и не пришлось проанализировать волю, поскольку он, подобно каждому, верил в простоту и непосредственность всякогно воления, — в то время как воление есть лишь настолько хорошо налаженный механизм, что почти ускользает от наблюдающего глаза. В противоположность ему я выставляю следующие положения: во-первых, чтобы возникла воля, необходимо представление об удовольствии и неудовольствии. Во-вторых: то, что какое-нибудь сильное раздражение ощущается как удовольствие или неудовольствие, есть дело интерпретирующего интеллекта, который, разумеется, большей частью действует при этом без нашего ведома; и, стало быть, одно и то же раздражение может быть истолковано как удовольствие либо неудовольствие. В-третьих: только у интеллектуальных существ есть удовольствие, неудовольствие и воля; громадное большинство организмов начисто лишены их.
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Ценность молитвы. Молитва придумана для таких людей, которые никогда не имеют собственных мыслей и которым неведомо либо незаметно возвышенное состояние души; что им за дело до священных мест и всех значительных жизненных ситуаций, требующих покоя и некоторого достоинства? Чтобы они, по крайней мере, не мешали, мудрость всех основателей религии, как малых, так и великих, рекомендовала им формулу молитвы, как долгой механической губной работы, связанной с напряжением памяти и с одинаково установленной позой рук и ног –0 и глаз! Пусть они теперь, подобно тибетцам, бесчисленное количество раз пережевывают себе свое “Ом мане падме хум”, или, как в Бенаресе, считают на пальцах имя Бога Рам-Рам-Рам (и так далее, грациозно либо без всякой грации), или почитают Вишну с его тысячью и Аллаха с его девяноста девятью кличками; пусть они пользуются себе молитвенными жерновами и четками — суть дела в том, что эта работа придаем им на время устойчивость и сносный вид: их манера молиться придумана во благо тех благочестивцев, которые обладают собственными мыслями и не лишены душевных подъемов. И даже этим последним не чужды миги усталости, когда череда достопочтенных слов и звучаний и вся набожная механика оказывает на них благотврное воздействие. Но допустив, что эти редкие люди — в каждой религии религиозный человек есть исключение — умеют помогать себе сами, придется признать, что этого лишены нищие духом, и запретить им трещотку молитвы — значит отнять у них их религию, как это все больше и больше обнаруживает протестантизм. Религия хочет от них только одного — чтобы они сохраняли покой — глазами, руками, ногами и всякого рода органами: это порою приукрашивает их и делает — более человекоподобными!
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Условия Бога. “Сам Бог не может существовать без мудрых людей”, - сказал Лютер, и с полным правом; но “Бог еще менее может существовать без неумных людей” — этого добрый Лютер не сказал!
130
Опасное решение. Христианское решение находить мир безобразным и скверным сделало мир безобразным и скверным.
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Христианство и самоубийство. Христианство сделало рычагом своей власти необыкновенно распространенную ко времени его возникновения жажду самоубийства: оно оставило лишь две формы самоубийства, облекло их высочайшим достоинством и высочайшими надеждами и страшным образом запретило все прочие. Но мученичество и медленное умерщвление плоти аскетом были дозволены.
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Против христианства. Теперь против христианства решает наш вкус, уже не наши доводы.
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Основоположение. Неизбежная гипотеза, в которую все снова и снова должно впадать человечество, долгое время будет еще могущественнее самой уверованной веры в нечто неистинное (подобно христианское вере). Долгое время: здесь это значит на сотню тысяч лет вперед.
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Пессимисты как жертва. Там, где преобладает глубокое недовольство существованием, сказываются последствия грубых нарушений диеты, в которых длительное время был повинен народ. Так, распространение буддизма (не его возникновение) в значительной части зависит от чрезмерного и почти исключительного рисового рациона индусов и обусловленного им всеобщего расслабления. Возможно, европейское недовольство Нового времени следует усматривать в том, что наши предки, все Средневековье, благодаря воздействиям на Европу германских склонностей, предавались пьянству: Средневековье — значит алкогольное отравление Европы. — Немецкое недовольство жизнью есть, в сущности, зимняя хворь, с учетом спертого подвального воздуха и печного угара в немецких квартирах.
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Происхождение греха. Грех, как он нынче ощущается повсюду, где господствует или некогда господствовало христианство, — грех есть еврейское чувство и еврейское изобретение, и с точки зрения этого заднего плана всей христианской моральности христианство на деле добивалось того, чтобы “оевреить” весь мир. В какой мере удалось ему это в Европе, тоньше всего ощущается в той степени чуждости, каковую все еще сохраняет греческая древность — мир, лишенный чувства греха, — по отношению к нашим восприятиям, несмотря на всю добрую волю к сближению и усвоению, в которой не испытывают недостатка целые поколения и множество превосходных людей. 2Лишь когда ты покаешься, смилостивится Бог над тобою” — у какого-нибудь грека это вызвало бы хохот и досаду: он сказал бы: “Так могут ощущать рабы”. Здесь в качестве предпосылки допущен некто Могущественный, Сверхмогущественный и все-таки Мстительный: власть его столь велика, что ему вообще не может быть нанесено никакого ущерба, кроме как в пункте чести. Каждый грех есть оскорбление респекта, некий crimen laesae majestatis divinae — и ничего больше этого! Самоуничижение, унижение, валяние в пыли — таково первое и последнее условие, с которым связана его милость, — стало быть, восстановление его божественной чести! Причиняется ли грехом поверх этого вред, насаждается ли им глубокое, растущее зло, охватывающее и душащее, как болезнь, одного за другим, — все это ничуть не заботит этого тщеславного азиата на небеси: грех есть прегрешение перед ним, не перед человечеством! — кому он даровал свою милость, тому дарует он и эту беззаботность к естественным последствиям греха. Бог и человечество мыслятся здесь настолько разъятыми и противопоставленными, что, в сущности, перед последним вообще не может быть совершено никакого греха, — всякий поступок должен рассматриваться лишь в своих сверхъестественных последствиях, отнюдь не в естественных: так волит этого еврейское чувство, которму все естественное предстает чем-то недостойным самим по себе. Греку, напротив, ближе оказывалась мысль, что даже кощунство может обладать достоинством, даже воровство, как у Прометея, даже убой скота, как обнаружение безрассудной зависти, — случай Аякса: это было их потребностью — возвести преступление в достоинство и сотворить его с достоинством, изобрести трагедию — некое иск4сство и некое удовольствие, которое глубочайшим образом осталось чуждым еврею, несмотря на всю его поэтическую одаренность и склонность к возвышенному.
136
Избранный народ. Евреи, чувствующие себя избранным народом среди прочих народов, и потому именно, что они суть моральный гений среди народов (в силу способности глубже презирать в себе человека, чем это присуще какому-либо народу), — евреи испытывают от своего божественного монарха и святого угодника наслаждение, аналогичное тому, какое французское дворянство испытывало от Людовика ХIV. Это дворянство выпустило из рук все свое могущество и самовластие и стало презренным: дабы не чувствовать этого, дабы смочь забыть это, требовались королевский блеск, королевский авторитет и полнота власти, не имеющие себе равных, к чему лишь дворянство имело открытый доступ. Когда, сообразно этой привилегии, возвысились до высоты двора и, озираясь с нее, увидели все нижележащее презренным, тогда совесть утратила всякую чувствительность. Таким умышленным образом все больше громоздили башню королевской власти в облака, используя для этого последние кубики собственной власти.
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Говоря притчей. Некто Иисус Христос был возможен лишь среди иудейского ландшафта — я имею в виду ландшафт, над которым постоянно нависало мрачное и выпуклое грозовое облако сердитого Иеговы. Только здесь в денной и нощной поголовной постылости было восчувствовано редкостное, внезапное, сквозное свечение одного-единственного солнечного луча, как чудо “любви”, как луч незаслуженнейшей “милости”. Только здесь мог Христос грезить о своей радуге и небесной лествице, по которой Бог низошел к человеку; ясная погода и солнце повсюду еще значились слишком правилом и повседневностью.
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Заблуждение Христово. Основатель христианства полагал, что ни от чего не страдали люди сильнее, чем от своих грехов: это было его заблуждением, заблуждением того, кто чувствовал себя без греха, кому здесь недоставало опыта! Так исполнялась его душа дивной, фантастической жалости к страданию, которое даже у его народа, изобретателя греха, редко оказывалось большим страданием! — Но христианам пришло в голову задним числом оправдать своего учителя и канонизировать его заблуждение в “истину”.
139
Цвет страстей. Натурам, подобным апостолу Павлу, свойствен “дурной глаз” на страсти; они узнают в них только грязное, искажающее и душераздирающее, — оттого их идеальный порыв сводится к уничтожению страстей. Божественное видится им полностью очищенным от них. Совершенно иначе, чем Павел и иудеи, греки устремляли свой идеальный порыв как раз на страсти, любя, возвышая, золоча, боготворя их; очевидно, они чувствовали себя в страсти не только счастливее, но также чище и божественнее, чем в других состояниях. — А что же христиане? Хотели ли они стать в этом иудеями? Может быть, они и стали ими?
140
Слишком по-еврейски. Если Бог хотел стать предметом любви, то ему следовало бы сперва отречься от должности судьи, вершащего правосудие: судья, и даже милосердный судья, не есть предмет любви. Основатель христианства недостаточно тонко чувствовал здесь — как иудей.
141
Слишком по-восточному. Как? Бог, который любит людей, если только они веруют в него, и который мечет громы и молнии против того, кто не верит в эту любовь! Как? Оговоренная любовь, как чувство всемогущественного Бога! Любовь, не взявшая верх даже над чувством чести и раздраженной мстительности! Как по-восточному все это! “Если я люблю тебя, что тебе за дело до этого?” — вполне достаточная критика всего христианства.
142
Каждение. Будда говорит: “Не льсти своему благодетелю!” Пусть повторят это речение в какой-нибудь христианской церкви: оно тотчас же очистит воздух от всего христианского.
143
Величайшая польза политеизма. То, что отдельный человек устанавливает себе собственный свой идеал и выводит из негно свой закон, свои радости и свои права, — это считалось до сих пор наиболее чудовищным из всех человеческих заблуждений и самим идолопоклонством; на деле те немногие, которые отваживались на это, всегда нуждались в некотором самооправдании, и последнее гласило по обыкновению: “Не я! не я! но Бог через меня!” Чудесное искусство и способность создавать богов — политеизм — и были тем, в чем могло разряжаться это влечение, в чем оно очищалось, совершенствовалось, облагораживалось: ибо поначалу дело шло о некоем расхожем и незаметном влечении, родственном упрямству, непослушанию и зависти. Отвергать это стремление к собственному идеалу — таков был прежде закон всякой нравственности. Тогда была лишь одна норма: “человек”, - и каждый народ верил в то, что он имеет эту единственную и последнюю норму. Но над собою и вне себя, в отдаленном горнем мире, вправе были видеть множество норм: один бог не был отрицанием другого бога или хулой на него! Здесь прежде всего позволили себе индивидуумов, здесь прежде всего чтили право индивидуумов. Изобретение богов, героев и сверхчеловеков всякого рода, равно как и человекобразов и недочеловеков, карликов, фей, кентавров, сатиров, демонов и чертей, было неоценимой выработкой навыка для оправдания себялюбия и своевластия отдельного человека: свободу, которую предоставляли одному богу в отношениях с другими богами, вменили, наконец, и самим себе по отношению к законам, нравам и соседям. Напротив, монотеизм, этот окоченелый вывод из учения о некоем эталоне Человека — стало быть, вера в некий эталон Бога, возле которого существуют еще только лживые лжебоги, — был, возможно, величайшей опасностью прежнего человечества; последнему грозил тогда тот преждевременный застой, в который — насколько мы можем видеть — уже давно впало большинство прочих животных видов, верующих совокупно в некий эталон Зверя, как в идеал их собственной породы, и окончательно введших в плоть и кровь нравственность нравов. В политеизме был создан первый образец свободомыслия и разномыслия человека: сила формировать себе новое и собственное зрение, и все снова и снова новое и более собственное, так что среди всех животных только для человека не существует никаких вечных горизонтов и перспектив.
144
Религиозные войны. Религиозная война способствовала до сих пор величайшему прогрессу масс, ибо она доказывает, что массы стали почтительно обращаться с понятиями. Религиозные войны возникают тогда лишь, когда общий уровень мысли изощряется рафинированными спорами сект, так что даже чернь становится остроумной и принимает всерьез пустяки, считая вполне возможным сводить “вечное спасение души” к ничтожным различиям понятий.
145
Опасность вегетарианства. Чудовищно превалирующее потребление риса приводит к употреблению опиума и наркотических средств, равным образом как чудовищно превалирующее потребление картофеля приводит к водке; оно приводит также, хотя в более тонких последствиях, к наркотически действующим образу мысли и чувствованию. Сообразно этому приспешники наркотического образа мыслей и чувствования, подобно тем индийским учителям, прославляют чисто растительную диету и силятся сделать ее законом для масс: таким путем они хотят вызывать и умножать потребность, которую сами они в состоянии удовлетворять.
146
Немецкие надежды. Не будем все-таки забывать, что названия народов суть по обыкновению оскорбительные клички. Татары, например, по своему имени — “собаки”: так окрестили их китайцы. “Немцы” (die “Deuttschen”): первоначально это означало “язычники (die “Heiden”); так готы, после обращения, называли большую массу своих некрещенных соплеменников, руководствуясь своим переводом Септуагинты, где язычники обозначены словом, которое по-гречески означает “народы”: пусть справятся у Ульфилы. — Можно было бы все еще допустить, что немцы задним числом сделают себе из своей оскорбительной клички почетное имя, став первым нехристианским народом Европы: к чему, по Шопенгауэру, ставившему это им в честь, они в высшей степени расположены. Тогда завершилось бы дело Лютера, который научил их быть неримскими и говорить: “Здесь я стою! Я не могу иначе!”
147
Вопрос и ответ. Что прежде всего перенимают нынче дикари у европейцев? Водку и христианство, европейские наркотики. — А от чего они скорее всего погибнут? — От европейских наркотиков.
148
Где возникают Реформации. Ко времени великой порчи церкви церковь в Германии была менее всего испорчена: поэтому возникла здесь Реформации, как знак того, что уже и зачатки порчи ощущались невыносимыми. Относительно говоря, никогда не было более христианского народа, чем немцы времен Лютера: их христианская культура была вот-вот готова распуститься во стократное великолепие цветения — недоставало только одной ночи, но ночь принесла бурю, положившую всему конец.
149
Неудача Реформаций. За высокую культуру греков даже в достаточно ранние времена говорит то обстоятельство, что неоднократные попытки основать новые греческие религии потерпели крах; это свидетельствует о том, что уже тогда в Греции было множество разнородных индивидуумов, разнородным нуждам которых не отвечал один-единственный рецепт веры и надежды. Пифагор и Платон, возможно, и Эмпедокл, и уже гораздо раньше орфические мечтатели пытались основать новые религии, а первые двое из названных обладали такими доподлинными душами и талантами основателей религии, что неудача их не перестает удивлять: они не пошли дальше сект. Всякий раз, когда не удается всенародная Реформация и поднимают головы только секты, есть основания заключать, что народ весьма разнороден в себе и начинает освобождаться от грубых стадных инстинктов и нравственности нравов: речь идет о том многозначительном шатком положении, которое обыкновенно поносят как упадок нравов и коррупцию, тогда как на деле оно возвещает созревание яйца и близость вылупления. Что Лютеру на Севере удалась Реформация, свидетельствует о том, что Север отстал от Юга Европы и жил еще достаточно однородными и однотонными потребностями; и вообще не было бы никакой христианизации Европы, если бы культура древнего южного мира не оказалась постепенно низведенной до уровня варварства вследствие чрезмерной примеси германской варварской крови и не потеряла своего культурного перевеса. Чем шире и безусловнее воздействие, производимое отдельным человеком или мыслью отдельного человека, тем однороднее и низменнее должны быть масса, на которую оказывают воздействие; между тием как противоположные устремления свидетельствуют о наличии внутренних противоположных потребностей, которые силятся сами удовлетворить себя и одержатиь верх. Напротив, всегда есть основания заключать о действительно высокой культуре там, где могущественные и властолюбивые натуры добиваются лишь незначительного и сектанского воздействия: это относится и к отдельным искусствам и сферам познания. Где властвуют, там есть массы; где есть массы, там есть потребность в рабстве. Где есть рабство, там лишь немногие остаются индивидуумами, и против них оборачиваются стадные инстинкты и совесть.
150
К критике святых. Неужели, для того чтобы обладать добродетелью, нужно стяжать ее именно в самом жестоком ее виде, как этого хотели и в этом нуждались христианские святые? Жизнь была им сносной только при мысли о том, что от одного вида их добродетели каждого очевидца охватывает самопрезрение. Но добродетель с таким воздействием я называю жестокой.
151
О происхождении религии. Вовсе не в метафизической потребности лежит происхождение религий, как этого хочет Шопенгауэр; она сама есть лишь отпрыск последних. Под господством религиозных мыслей свыклись с представлением об “ином (заднем, нижнем, высшем) мире”, и с уничтожением религиозного бреда испытывают неприятную пустоту и лишение — из этого-то чувства и вырастает снова “иной мир”, на сей раз, однако, не религиозный, а лишь метафизический. Но то. что в незапамятные времена вообще вело к допущению “иного мира”, было не стремлением и не потребностью, а заблуждением в толковании определенных естественных процессов, интеллектуальным затруднением.
152
Величайшая перемена. Переменились освещение и краски всех вещей! Нам уже не полностью понятно самое близкое и самое привычное, как чувствовали его древние, — например, день и бодрствование: оттого, что древние верили в сны, сама бодрственная жизнь представала в ином освещении. И равным образом вся жизнь, с отражением смерти и ее значения: наша “смерть” есть совершенно другая смерть. Все переживания светились иначе, ибо некое Божество просвечивало из них; все решения и виды на далекое будущее в равной степени, ибо имели оракулов и тайные знамения и верили в предсказания. “Истина” ощущалась иначе, ибо прежде и безумный мог быть ее глашатаем, — нас это содрогает или смешит. Каждая несправедливость иначе воздействовала на чувство, ибо страшились божественного воздаяния, а не только гражданского наказания и позора. Какая радость царила в то время, когда верили в черта и искусителя! Какая страсть, когда взору представали демоны, засевшие в засаду! Какая философия, когда сомнение ощущалось прегрешением опаснейшего рода, именно, хулой на вечную любовь, недоверием ко всему, что было хорошего, высокого, чистого и милосердного! — Мы наново окрасили вещи, мы непрестанно малюем их, — но куда нам все еще до красочного великолепия того старого мастера! — я разумею древнее человечество.
153
Homo poeta. “Я сам, я, собственноручно создавший эту трагедию трагедий, в той мере, в какой она готова; я, впервые ввязавший в существование узел морали и так затянувший его, что распутать его под силу разве что какому-нибудь богу — так ведь и требует этого Гораций! — я сам погубил теперь в четвертом акте все богов — из моральных соображений! Что же выйдет теперь из пятого! Откуда еще взять трагическую развязку! — Не начать ли мне думать о комической развязке?”
154
Различная опасность жизни. Вы вовсе не знаете, что вы переживаете: вы бежите, словно пьяные, по жизни и валитесь временами с лестницу. Однако, благодаря вашему опьянению, вы не ломаете при этом себе конечностей: ваши мускулы слишком вялы, а голова слишком мутна, чтобы вы находили камни этой лестницы столь твердыми, как мы, другие! Для нас жизнь есть большая опасность: мы из стекла — горе, если мы столкнемся! И все конечно, если мы упадем!
155
Чего нам недостает. Мы любим великую природу и открыли ее себе: это происходит оттого, что нашим мыслям недостает великих людей. Совсем иное греки: их чувство природы было другим, чем у нас.
156
Влиятельнейший. Что какой-нибудь человек сопротивляется всему своему времени, задерживает его у ворот и привлекает к ответственности, это должно оказывать влияние! Хочет ли он этого, безразлично; главное, что он может это.
157
Mentiri. “Берегись! — он призадумался: сейчас у него будет готова ложь. Это — ступень культуры, на которой стояли целые народы. Пусть припомнят, что выражали римляне словом mentiri!
158
Неудобное свойство. Находить все вещи глубокими — это неудобное свойство: оно вынуждает постоянно напрягать глаза и в конце концов всегда находит больше, чем того желали.
159
Каждой добродетели свое время. Кто нынче непреклонен, тому часто его честность причиняет угрызения совести: ибо непреклонность принадлежит к добродетелям иной эпохи, чем честность.
160
В обращении с добродетелями. Можно и по отношению к добродетели вести себя недостойно и как подлиза.
161
Любителям времени. Поп-расстрига и освобожденный каторжник непрерывно “делают лицо”: чего они хотят, так это лица без прошлого. — Но доводилось ли вам уже видеть людей, которые знают, что на их лице отражается будущее, и которые столь вежливы по отношению к вам, вы, любители “времени”, что делают лицо без будущего?
162
Эгоизм. Эгоизм есть закон перспективы в ощущениях, по которому ближайшее предстает большим и тяжелым, тогда как по мере удаления все вещи убывают в величине и весе.
163
После большой победы. Лучшее в большой победе то, что она отнимает у победителя страх перед поражением. “Почему бы однажды и не понести поражение? — говорит он себе. — Я теперь достаточно богат для этого”.
164
Ищущие покоя. Я различаю умы, ищущие покоя, по множеству темных предметов, которыми они обставляют себя: кому хочется спать, тот затемняет комнату или заползает в нору. _ Намек тем, кто не знают и хотят знать, чего, собственно, они ищут больше всего!
165
О счастье отрекающегося. Кто основательно и надолго запрещает себе что-либо, тот при случайном и новом соприкосновении с этим почти мнит себя его открывателем — а как счастлив каждый открыватель! Будем умнее змей, которые слишком долго лежат на том же солнцепеке.
166
Всегда в своем обществе. Все, что одного типа со мной, в природе и истории, обращается ко мне, восхваляет меня, влечет меня вперед, утешает меня — ничего другого я не слышу или сразу же забываю. Мы всегда — только в своем обществе.
167
Мизантропия и любовь. Лишь тогда говорят о том, что пресытились людьми, когда не могут их больше переваривать, хотя желудок еще заполнен ими. Мизантропия есть следствие слишком ненасытной любви к людям и “людоедства” — но кто же просил тебя глотать людей, как устриц, мой принц Гамлет?
168
Об одном больном. “Его дела плохи!” — Чего же ему недостает? — “Он страдает ненасытным желанием быть восхваленным и не находит пищи для этого”. — Непостижимо! Весь мир славит его, и его носят не только на руках, но и на устах! — “Да, но он туговат на похвалу. Когда его хвалит друг, ему слышится, будто этот последний хвалит самого себя; когда его хвалит враг, это звучит ему так, словно бы последний сам хотел быть за это восхваленным; когда, наконец, его хвалит кто-либо другой — а других не так уж и много: настолько он знаменит! — его оскорбляет то, что не хотят иметь его другом или врагом; он говорит обыкновенно: “Что мне до того, кто даже по отношению ко мне способен еще корчить из себя праведника!”
169
Открытые враги. Храбрость перед врагом есть некая вещь в себе: можно и с нею быть все еще трусом и нерешительным путаником. Так судил Наполеон о “храбрейшем” из известных ему людей — Мюрате, — из чего следует, что открытые враги необходимы иным людям, в случае если последние вздумали бы возвыситься до своей добродетели, своего мужества и веселья.
170
С толпою. Он бегает до сих пор за толпою и расточает ей хвалу: но наступит день, и он станет ее противником! Ибо он следует за нею, полагая, что его лень найдет при этом подобающее ей место: ему еще неизвестно, что толпа недостаточно ленива для него! что она всегда рвется вперед! что она не позволяет никому стоять на месте! — А он так охотно стоит на месте!
171
Слава. Когда благодарность многих к одному отбрасывает всякий стыд, возникает слава.
172
Портящий вкус: А: “Ты портишь вкус! — так говорят повсюду”. Б: “Несомненно. Я порчу вкус к его партии — этого не прощает мне ни одна партия”.
173
Быть глубоким и казаться глубоким. Кто знает себя глубоко, заботится о ясности; кто хотел бы казаться толпе глубоким, заботится о темноте. Ибо толпа считает глубоким все то, чему она не может видеть дна: она так пуглива и так неохотно лезет в воду!
174
В сторону. Парламентаризм, т.е. публичное разрешение на право выбора между пятью политическими мнениями, льстит многим, которые не прочь выглядеть самостоятельными и индивидуальными и бороться за свои мнения. Но в конечном счете безразлично, велено ли стаду иметь одно мнение или разрешены все пять, — кто уклоняется от пяти общественных мнений и отступает в сторону, тот всегда оказывается один на один против всего стада.
175
О красноречии. Кто до сих пор обладал самым убедительным красноречием! Барабанная дробь: и покуда ею владеют короли, они все еще остаются лучшими ораторами и подстрекателями масс.
176
Сострадание. Бедные царствующие монархи! Все их права нынче неожиданно превращаются в притязания, а все эти притязания обернутся вскоре самомнением! И стоит лишь им сказать “мы” или “мой народ”, как старая злая Европа уже улыбается. Поистине обер-церемониймейстер нового мира не стал бы с ними церемониться; возможно, он издал бы декрет: “Les souverains rangent aux parvenus”.
177
К “вопросу о воспитании”. В Германии высокоразвитому человеку недостает большого воспитательного средства: смеха высокоразвитых людей; они не смеются в Германии.
178
К моральному просвещению. Нужно разубедить немцев в их Мефистофеле и в их Фаусте в придачу. Это два моральных предрассудка против ценности познания.
179
Мысли. Мысли суть тени наших ощущений — всегда более темные, более пустые, более простые, чем последние.
180
Хорошие времена свободных умов. Свободные умы даже перед наукой отстаивают свои вольности — и подчас им предоставляют еще это, — покуда еще стоит церковь! Лишь постольку для них нынче хорошие времена.
181
Следование и предшествование. А: “Из этих двух один всегда будет следовать, а другой всегда предшествовать, куда бы их ни завела судьба. И все-таки первый стоит выше второго по добродетели и уму!” Б: “И все-таки? И все-таки? Это сказано для других, не для меня, не для нас! — Fit secundum regulam”.
182
В одиночестве. Когда живут в одиночестве, не говорят слишком громко, да и пишут не слишком громко: ибо боятся пустого отголоска — критики нимфы Эхо. — И все голоса звучат иначе в одиночестве!
183
Музыка лучшего будущего. Первым музыкантом стал бы мне тот, кто знает только скорбь глубочайшего счастья, и никакой другой скорби: такого до сих пор еще не было.
184
Юстиция. Лучше дать себя обкрадывать, чем обставлять себя пугалами, — этой мой вкус. И это при всех обстоятельствах дело вкуса — не больше!
185
Бедный. Он сегодня беден: но не потому, что у него все отняли, а потому, что он все отшвырнул — зачем ему это! Он привык находить. — Бедны те, кто ложно толкует его добровольную бедность.
186
Нечистая совесть. Все, что он нынче делает, — честно и заурядно, — и все-таки его мучит при этом совесть. Ибо незаурядное — его задача.
187
Оскорбительное в исполнении. Этот художник оскорбляет меня манерой исполнения своих наитий, очень хороших наитий: все исполнено столь подробно и подчеркнуто и с такими грубыми приемами убеждения, словно бы он говорил с чернью. Посвятив некоторое время его искусству, мы все время находимся как бы “в дурном обществе”.
188
Труд. Как близок нынче и самый праздный из нас к труду и труженику! Царственная учтивость в словах “все мы труженики!” еще при Людовике ХV была бы цинизмом и непристойностью.
189
Мыслитель. Он мыслитель: это значит, он умеет воспринимать вещи проще, чем они суть.
190
Против хвалителей. А: “Бываешь хвалим только равными!” Б: “Да! И кто тебя хвалит, говорит тебе: ты равен мне!”
191
Против иной защиты. Наиковарнейший способ причинить вред какой-либо вещи — это намеренно защищать ее ложными доводами.
192
Благодушные. Что отличает тех благодушных, у которых доброжелательство сияет на лице, от прочих людей? Они отлично чувствуют себя в присутствии каждой новой персоны и быстро влюбляются в нее; они желают ей за это добра, их первое суждение: “она нравится мне”. У них следует друг за другом: желание присвоения (значимость другого мало беспокоит их), быстрое присвоение, радость обладания и поступки в пользу обладаемого.
193
Остроумие Канта. Кант хотел шокирующим для “всего мира” способом доказать, что “весь мир” прав: в этом заключалось тайное остроумие этой души. Он писал против ученых в пользу народного предрассудка, но для ученых, а не для народа.
194
“Искренний”. Этот человек, по-видимому, всегда руководствуется скрытыми доводами: ибо у него всегда на языке и почти на ладони доводы, о которых можно сообщить.
195
Смешно. Взгляните! Взгляните! Он убегает от людей, а они следуют за ним, потому что он бежит перед ними, — настолько они стадо!
196
Границы нашего слуха. Слышат только те вопросы, на которые в состоянии найти ответ.
197
Посему осторожно! Ничем мы столь охотно не делимся с другими, как покровом тайны — со всем тем, что под ним.
198
Досада гордого. Гордый досадует даже на тех, кто продвигает его вперед: он смотрит злобно на лошадей своей кареты.
199
Щедрость. Щедрость у богатого часто есть лишь особого рода застенчивость.
200
Смеяться. Смеяться — значит быть злорадным, но с чистой совестью.
201
В одобрении. В одобрении всегда есть нечто шумное: даже в одобрении, которое мы выказываем по отношению к самим себе.
202
Мот. Он еще лишен бедности богача, пересчитавшего уже однажды все свое сокровище, — он расточает свой ум с неразумием мотовки природы.
203
Hic niger est. Обыкновенно у него нет никаких мыслей, — но в порядке исключения ему приходят в голову дурные мысли.
204
Нищие и вежливость. “Не будет невежливостью стучать камнем в дверь, у которой нет звонка” — так думают нищие и нуждающиеся всякого рода; но никто не соглашается с ними.
205
Потребность. Потребность считается причиною возникновения; на деле она часто есть лишь следствие возникшего.
206
При дожде. Идет дождь, и я вспоминаю о бедных людях, обремененных в своей тесноте многочисленными заботами и не умеющих скрыть их: каждый, стало быть, готов от чистого сердца причинить другому зло и сотворить себе даже при дурной погоде некое жалкое подобие удовольствия. — Это, только это и есть нищета нищих!
207
Завистник. Вот завистник — не следует желать ему детей: он стал бы им завидовать в том, что не может уже сам быть ребенком.
208
Великий муж! Из того, что некто есть “великий муж”, вовсе не следует еще, что он — муж; возможно, только мальчик, или хамелеон всех возрастов, или околдованная бабенка.
209
Манера спрашивать об основаниях. Существует манера спрашивать нас об основаниях наших поступков, при которой мы не только забываем о лучших наших основаниях, но и чувствуем в себе некое пробуждающееся упрямство и отвращение к основаниям вообще: весьма оглупляющая манера спрашивать и поистине прием тиранических натур!
210
Мера в прилежании. Не следует стремиться превзойти в прилежании своего отца — это вредит здоровью.
211
Тайные враги. Позволить себе тайного врага это роскошь, для которой обычно недостаточной оказывается нравственность даже высокоразвитых умов.
212
Не поддаваться обману. Его уму присущи дурные манеры, он суетлив и вечно заикается от нетерпения, так что с трудом можно догадаться, в какой просторной и широкогрудой душе он обитает.
213
Путь к счастью. Мудрец спросил дурака, каков путь к счастью. Последний ответил без промедления, словно бы его спрашивали о дороге к ближайшему городу: “Удивляйся самому себе и живи на улице!” “Стой, — воскликнул мудрец, — ты требуешь слишком многого, достаточно уже и того, чтобы удивляться себе!” Дурак возразил: “Но как можно постоянно удивляться, не презирая постоянно?”
214
Вера делает блаженным. Добродетель только тем дает счастье и некоторое блаженство, кто твердо верит в свою добродетель, — отнюдь не тем более утонченным душам, чья добродетель состоит в глубоком недоверии к себе и ко всякой добродетели. В конце концов и здесь “вера делает блаженным”! — а не хорошенько заметьте это, добродетель!
215
Идеал и вещество. У тебя здесь перед глазами превосходный идеал, но представляешь ли и ты собою такой превосходный камень, чтобы из тебя можно было бы изваять этот божественный образ? И не есть ли — без этого — весь твой труд варварское изваяние? Хула на твой идеал?
216
Опасность в голосе. С чересчур громким голосом в глотке почти невозможно иметь тонкие мысли.
217
Причина и следствие. До того как наступит следствие, верят в другие причины, чем после его наступления.
218
Моя антипатия. Я не люблю людей, которые, чтобы вообще оказать влияние, должны лопаться, как бомбы, и поблизости от которых вечно пребываешь в опасности потерять внезапно слух — или и того больше.
219
Цель наказания. Наказание имеет целью улучшить того, кто наказывает, — вот последнее убежище для защитников наказания.
220
Жертва. О жертве и жертвоприношении жертвенные животные думают иначе, чем зрители: но им никогда не давали и слова вымолвить об этом.
221
Пощада. Отцы и сыновья гораздо больше щадят друг друга, чем матери и дочери.
222
Поэт и лгун. Поэт видит в лгуне своего молочного брата, у которого он отнял молоко: так тот и остался, жалкий, и не снискал себе даже чистой совести.
223
Викариат чувств. “И глаза имеют, чтобы слышать”, - сказал один старый исповедник, став глухим; “а среди слепых тот — царь, у кого самые длинные уши”.
224
Критика животных. Боюсь, что животные рассматривают человека как равное им существо, которое опаснейшим для себя образом потеряло здравый животный ум, — как сумасбродное животное, как смеющееся животное, как плачущее животное, как злосчастнейшее животное.
225
Естественные. “Зло всегда производило большой эффект! А природа зла! Посему будем естественны!” — так в глубине души заключают великие эффектолюбцы (Effekthascher) человечества, которых слишком часто причисляют к великим людям.
226
Недоверчивые люди и стиль. Мы говорим самые сильные вещи просто, предполагая, что окружающие нас люди верят в нашу силу: подобное окружение воспитывает “простоту стиля”. Недоверчивые говорят выразительно: недоверчивые поступают выразительно
227
Ошибка, осечка. Он не может владеть собою — и отсюда заключает женщина, что им легко овладеть, и расставляет вокруг него свой аркан; бедняжка, вскоре она будет его рабой.
228
Против посредников. Кто хочет посредничать между двумя решительными мыслителями, отмечен посредственностью: у него нет глаз для того, чтобы видеть единственное в своем роде; неразборчивость на лица и уравниловка — признак слабого зрения.
229
Упрямство и верность. Он из упрямства крепко держится чего-то, что теперь стало для него совершенно ясным, — и это он называет “верностью”.
230
Нехватка молчаливости. Все его существо неубедительно, — это происходит оттого, что он ни разу не промолчал ни об одном хорошем поступке, который он совершил.
231
“Основательные”. Тугодумы познания полагают, что медлительность свойственна познанию.
232
Сновидения. Снится — или ничего, или что-то интересное. Нужно учиться и бодрствовать так же: или никак, или интересно.
233
Опаснейшая точка зрения. То, что я сейчас делаю или допускаю, столь же важно для всего грядущего, как и величайшее событие прошлого: в этой чудовищной перспективе воздействия все поступки оказываются одинаково великими и малыми.
234
Утешительная речь музыканта. “Твоя жизнь не звучит для людских ушей: для них ты живешь немой жизнью, и вся тонкость мелодии, вся нежная решительность в последствиях или намерениях ускользает от них. Правда, отсюда не следует, что ты пойдешь по широкой улице с полковой музыкой, — но это не дает никаких прав добрым людям говорить, что твоему образу жизни недостает музыки. Имеющий уши, да слышит”.
235
Ум и характер. Иного возвышает его характер, но ум его остается несоразмерным с этой верши ной, — бывает и наоборот.
236
Чтобы двигать массами. Не должен ли тот, кто хочет двигать массами, быть актером самого себя? Не должен ли он сперва перевести себя самого на гротескно-ясный язык и исполнить всю свою личность и свое дело столь огрубленным и упрощенным образом?
237
Вежливый. “Он так вежлив!” — Да, у него всегда при себе лакомый кусочек для Цербера, и он так труслив, что каждого принимает за Цербера, и тебя, и меня, — вот и вся его “вежливость”.
238
Без зависти. Он начисто лишен зависти, но в этом нет никакой заслуги: ибо он хочет завоевать страну, в которой еще никто не бывал и которую едва ли кто-нибудь видел.
239
Безрадостный. Одного безрадостного человека вполне достаточно, чтобы надолго испортить настроение и омрачить небо целому семейству; и лишь чудом случается, что таковой отсутствует! — Счастье — далеко не столь заразная болезнь; отчего это происходит?
240
У моря. Я не стал бы строить себе дома (и в этом даже мое счастье, что я не домовладелец!). Но если бы пришлось, я бы выстроил его, подобно многим римлянам, у самого моря — мне хотелось бы немного посекретничать с этим прекрасным чудовищем.
241
Творение и художник. Этот художник тщеславен, и не более того: в конце концов его творение есть лишь лупа, которую он предлагает каждому, кто всматривается в него.
242
Suum cuique. Как ни велика алчность моего познания, я могу брать у вещей только то, что уже мне принадлежит, — владения других продолжают оставаться в вещах. Позволительно ли человеку быть вором или разбойником!
243
Происхождение “хорошего” и “плохого”. Улучшение изобретает только тот, кто способен чувствовать: “это не хорошо”.
244
Мысли и слова. Даже свои мысли нельзя вполне передать словами.
245
Похвала через выбор. Художник выбирает свои сюжеты: это его манера хвалить.
246
Математика. Мы хотим внести тонкость и строгость математики во все науки, поскольку это вообще возможно; мы желаем этого не потому, что рассчитываем таким путем познавать вещи, но для того, чтобы установить этим наше человеческое отношение к вещам. Математика есть лишь средство общего и высшего человековедения.
247
Привычка. Всякая привычка делает нашу руку более остроумной, а наше остроумие менее проворным.
248
Книги. Какой толк в книге, которая даже не уносит нас от всех книг?
249
Вздох познающего. “О, эта моя алчность! В этой душе нет никакой самоотверженности — скорее, ненасытная самость, которая тщится из многих индивидов как бы видеть своими глазами и как бы хватать своими руками, — самость, стягивающая к себе все прошлое и не желающая потерять что-либо из того, что могло бы вообще принадлежать ей! О, это пламя моей алчности! О, если бы я возродился в сотне существ!” — Кто не знает из опыта этого вздоха, тому неведома и страсть познания.
250
Вина. Хотя проницательнейшие судьи ведьм и даже сами ведьмы были убеждены в том, что они виновны в колдовстве, вины тем не менее не было. Так обстоит дело со всякой виной.
251
Неузнанные страдальцы. Величественные натуры страдают иначе, чем это воображают себе их почитатели: пуще всего страдают они от неблагородных, мелочных вспышек, выводящих их из себя в какие-то злые мгновения, короче, от сомнений в собственном величии — и вовсе не от жертв и мученичества, которых требует от них их задача. Пока Прометей сострадает людям и жертвует собою ради них, он счастлив и велик в себе самом; но стоит лишь ему почувствовать зависть к Зевсу и к почестям, оказываемым последнему смертными, как он начинает страдать!
252
Лучше должником. “Лучше оставаться должником, чем расплачиваться монетой, не носящей нашего образа!” — так требует этого наша суверенность.
253
Всегда дома. В один прекрасный день мы достигаем нашей цели — и впредь с гордостью указываем на проделанный нами долгий путь. В действительности мы не замечали, что мы в пути. Нам потому и удалось уйти столь далеко, что мы на каждом месте мнили себя дома.
254
Против затруднительного положения. Кто всегда глубоко погружен в дело, тот выше всякого затруднительного положения.
255
Подражатели. А: “Как? ты не хочешь никаких подражателей?” — Б: “Я не хочу, чтобы мне в чем-либо подражали; я хочу, чтобы каждый сам сделал себе то, что делаю я”. — А: “Следовательно —?”
256
Кожный покров. Все глубокие люди находят свое блаженство в том, чтобы однажды уподобиться плавающим рыбам и резвиться на верхушках волн; они наиболее ценят в вещах их свойство — иметь поверхность: их кожный покров — sit venia verbo.
257
Из опыта. Иной и не ведает, как он богат, покуда не узнает, какие богатые люди все еще обворовывают его.
258
Отрицатели случайности. Ни один победитель не верит в случайность.
259
Из рая. “Добро и зло суть предрассудки Божьи”, сказала змея.
260
Таблица умножения. Один всегда неправ: но с двоих начинается истина. — Один не может доказать себя: но двоих уже нельзя опровергнуть.
261
Оригинальность. Что такое оригинальность? Видеть нечто такое, что не носит еще никакого имени и не может быть еще названо, хотя и лежит на виду у всех. Как это водится у людей, только название вещи делает ее вообще зримою. — Оригиналы, большей частью, были и нарекателями.
262
Sub specie aeterni. А: “Ты все быстрее удаляешься от живущих: скоро они вычеркнут тебя из своих списков!” — Б: “Это единственное средство разделить с мертвыми их преимущество”. — А: “Какое преимущество?” — Б: “Не умирать больше”.
263
Без тщеславия. Когда мы любим, мы хотим, чтобы наши недостатки оставались скрытыми — не из тщеславия, но чтобы любимому существу не пришлось страдать. Да, любящий хотел бы выглядеть неким богом — и опять же не из тщеславия.
264
Что мы делаем. Что мы делаем, того никогда не понимают, но всегда лишь хвалят и порицают.
265
Последний скепсис. Что же такое в конце концов человеческие истины? — Это — неопровержимые человеческие заблуждения.
266
Где нужна жестокость. Кто обладает величием, тот жесток к своим добродетелям и расчетам второго ранга.
267
С одной великой целью. С одной великой целью оказываешься сильнее даже справедливости, не только своих поступков и своих судей.
268
Что делает героическим? Одновременно идти навстречу своему величайшему страданию и своей величайшей надежде.
269
Во что ты веришь? В то, что все вещи должны быть наново взвешены.
270
Что говорит твоя совесть? “Ты должен стать тем, кто ты есть”.
271
В чем твои величайшие опасности? В сострадании.
272
Что ты любишь в других? Мои надежды.
273
Кого называешь ты плохим? Того, кто вечно хочет стыдить.
274
Что для тебя человечнее всего? Уберечь кого-либо от стыда.
275
Какова печать достигнутой свободы? Не стыдиться больше самого себя.
Четвертая книга
Sanctus Januarius
Ты, что огненною пикой
Лед души моей разбил
И к морям надежд великих
Бурный путь ей проложил:
И душа светла и в здравье,
И вольна среди обуз
Чудеса твои прославит,
Дивный Януариус!
Генуя, в январе 1822 года
276
На Новый год. Еще живу я, еще мыслю я: я должен еще жить, ибо я должен еще мыслить. Sum, ergo cogito: cogito, ergo sum. Сегодня каждый позволяет себе высказать свое желание и заветнейшую мысль: что ж, и я хочу сказать, чего бы я желал сегодня от самого себя и какая мысль впервые в этом году набежала мне на сердце, — какой мысли сподобилось стать основой, порукой и сладостью всей дальнейшей моей жизни! Я хочу все больше учиться смотреть на необходимое в вещах, как на прекрасное: так, буду я одним из тех, кто делает вещи прекрасными. Amor fati: пусть это будет отныне моей любовью! Я не хочу вести никакой войны против безобразного. Я не хочу обвинять, я не хочу даже обвинителей. Отводить взор — таково да будет мое единственное отрицание! А во всем вместе взятом я хочу однажды быть только утвердителем!
277
Личное Провидение. Есть определенная высшая точка жизни: достигнув ее и насильственно отспорив у прекрасного хаоса существования всякий заботливый разум и доброту, мы со всей нашей свободой подвергаемся вновь величайшей опасности духовной несвободы и тягчайшему испытанию нашей жизни. Здесь-то и настигает нас со сверлящей силой мысль о личном Провидении, имея на своей стороне лучшего защитника, очевидность, — там, где нам до очевидного ясно, что решительно все вещи, которые нас касаются, то и дело идут нам во благо. Жизнь ежедневно и ежечасно словно бы и не желает ничего иного, как всякий раз наново доказывать это положение: о чем бы ни шла речь — о дурной или хорошей погоде, потере друга, болезни, клевете, задержке письма, вывихе ноги, посещении торговой лавки, контраргументе, раскрытой книге, сне, обмане, — все это оказывается тотчас же или в самом скором времени чем-то, чего “не могло не быть”. — все это исполнено глубокого смысла и пользы именно для нас! Есть ли более опасное искушение разувериться в богах Эпикура, этих беззаботных незнакомцах, и уверовать в некое озабоченное и придирчивое Божество, которое персонально осведомлено о каждом волоске на нашей голове и не находит ничего гадливого в презреннейшем справлении службы? Что ж — таково мое мнение, несмотря ни на что! Оставим в покое богов и равным образом услужливых духов; удовлетворимся допущением, что наша собственная практическая и теоретическая ловкость в толковании и столковании (im Auslegen und Zurechtlegen) событий достигла нынче своего апогея. Не будем также слишком высоко думать об этой сноровке нашей мудрости, если временами нас чересчур поразит дивная гармония, возникающая при игре на нашем инструменте: слишком сладкозвучная гармония, чтобы мы осмелились приписать ее сами себе. На деле там и тут некто играет с нами — милый случай: он при случае водит нашей рукой, и никакое мудрейшее из мудрых Провидение не смогло бы придумать более прекрасной музыки, чем та, которая удается нашей дурацкой руке.
278
Мысль о смерти. Мне доставляет меланхолическое счастье жить в этом лабиринте улочек, потребностей, голосов: сколько наслаждения, нетерпения, ненасытности, сколько жаждущей жизни и опьянения жизнью обнаруживается здесь с каждым мгновением! И, однако, скоро настанет такой покой для всех этих шумящих, живущих, жаждущих жизни! Взгляните, как стоит за каждым его тень, его темный спутник! Всегда как в последний момент перед отплытием эмигрантского судна: имеют сказать друг другу больше, чем когда-либо, время теснит, океан своим пустынным молчанием нетерпеливо ждет за всем этим шумом — столь ненасытный, столь уверенный в своей добыче! И все, все думают, что все, случившееся до сих пор, было ничем либо мало чем и что близкое будущее есть все: и отсюда эта спешка, этот крик, это самооглушение и самонадувательство! Каждый хочет быть первым в этом будущем, — и все же только смерть и гробовая тишина есть общее для всех и единственно достоверное в нем! Как странно, что эта единственная достоверность и общность не имеет почти никакой власти над людьми и что они наиболее далеки от того, чтобы чувствовать себя братьями во смерти! Мне доставляет счастье — видеть, что люди совсем не желают думать о смерти! Я бы охотно добавил что-нибудь к этому, чтобы сделать им мысль о жизни еще во сто крат достойнее размышления.
279
Звездная дружба. Мы были друзьями и стали друг другу чужими. Но это так и есть, и мы не хотим скрывать этого от себя и стушевывать, словно бы мы стыдились этого. Мы два корабля, у каждого из которых своя цель и свой путь; мы, конечно, можем встретиться и отпраздновать нашу встречу, как сделали это некогда, — а тогда отважные корабли стояли так спокойно в одной гавани и под одним солнцем, что могло казаться, будто они уже у цели и будто у них была одна цель. Но всемогущая сила нашей задачи разогнала нас снова в разные стороны, в разные моря и поясы, и, быть может, мы никогда не свидимся, — а быть может, и свидимся, но уже не узнаем друг друга: разные моря и солнца изменили нас! Что мы должны были стать чужими друг другу, этого требовал закон, царящий над нами: именно поэтому должны мы также и больше уважать друг друга! Именно поэтому мысль о нашей былой дружбе должна стать еще более священной! Должно быть, есть огромная невидимая кривая и звездная орбита, куда включены наши столь различные пути и цели, как крохотные участки, — возвысимся до этой мысли! Но жизнь наша слишком коротка, и зрение наше слишком слабо для того, чтобы мы могли быть более чем друзьями в смысле этой высшей возможности. — Так будем же верить в нашу звездную дружбу, даже если мы должны были стать друг другу земными врагами.
280
Архитектура познающих. Однажды — и, должно быть, скоро — придется осознать, чего главным образом недостает нашим большим городам: тихих и отдаленных, просторных мест для размышления, мест с высокими длинными аллеями для скверной или чересчур солнечной погоды, куда не проникает шум экипажей и крики разносчиков и где более утонченное чувство такта воспретило бы даже священнику громкую молитву; сооружений и парков, которые в целом выражают возвышенный характер раздумий и одиноких прогулок. Канули в минувшие времена, когда церковь владела монополией на размышление, когда vita contemplativa должна была первым делом быть vita religiosa; во всем, что построила церковь, просвечивает эта мысль. Я не знаю, как могли бы мы довольствоваться ее постройками, даже если бы они были лишены их церковного назначения; эти постройки говорят слишком патетичным и пристрастным языком, как дома Божьи и роскошные пристанища надмирного общения, чтобы нам, безбожникам, сподобилось думать здесь свои думы. Мы хотим перевести себя в камень и растения, мы хотим прогуливаться в самих себе бродя по этим аллеям и садам.
281
Уметь находить конец. Мастера первого ранга узнаются по тому, что они в великом, как и в малом, совершенным образом умеют находить конец, будь это конец мелодии или мысли, будь это пятый акт трагедии или государственная акция. Мастера второй ступени всегда становятся к концу беспокойными и впадают в море не в такой гордой, спокойной соразмерности, как, например, гора у Porto fino — там, где генуэзская бухта допевает до конца свою мелодию.
282
Поступь. Есть манеры ума, которыми даже великие умы выдают свое плебейское или полуплебейское происхождение: предательской оказывается главным образом поступь и походка их мыслей; они не умеют ходить. Так, даже Наполеон, к своей глубокой досаде, не мог ходить по-царственному и “легитимно”, в тех случаях, когда это было действительно уместно, скажем при больших коронационных процессиях и т.п.: и здесь он был всего лишь предводителем колонны — гордым и в то же время торопливым и, главное, отдающим себе в этом отчет. — Забавное зрелище — смотреть на тех писателей, которые присборенными платьями периода напускают вокруг себя шуршание: таким путем они пытаются спрятать свои ноги.
283
Подготовители. Я приветствую все знамения того, что зачинается более мужественная, воинственная эпоха, которая прежде всего наново воздаст почести отваге! Ибо ей назначено проложить пути более высокой эпохе и скапливать силы, которые некогда понадобятся этой последней, — эпохе, вносящей героизм в познание и ведущей войны за мысли и их последствия. Для этого нужны теперь многие подготовители, храбрецы, которые, однако, не могут возникнуть из ничего, — тем более из песка и ила нынешней цивилизации и образованности больших городов; люди, умеющие быть молчаливыми, одинокими, решительными, стойкими и довольствоваться неприметными деяниями: люди, которые из внутренней склонности ищут во всех вещах того, что есть в них преодолимого; люди, которым столь же присущи веселость, терпение, простота и презрение ко всяческой большой суетливости, как и великодушие в победе и снисходительность к маленькой суетливости всех побежденных; люди с острым и свободным суждением о всех победителях и об участии случая во всякой победе и славе; люди с собственными празднествами, собственными буднями, собственными погребальными днями, привычные и уверенные в повелевании и одинаково готовые, где следует, повиноваться, в том и в другом одинаково гордые, одинаково служащие своему собственному делу: более рискованные люди, более плодотворные люди, более счастливые люди! Ибо, поверьте мне! — тайна пожинать величайшие плоды и величайшее наслаждение от существования зовется: опасно жить! Стройте свои города у Везувия! Посылайте свои корабли в неизведанные моря! Живите, воюя с равными вам и с самими собой! Будьте разбойниками и завоевателями, покуда вы не можете быть повелителями и владетелями, вы, познающие! Скоро канет время, когда вы могли довольствоваться тем, что жили, подобно пугливым оленям, затаившись в лесах! В конце концов познание протянет руку за тем, что ему подобает: оно вознамерится господствовать и обладать, и вы вместе с ним!
284
Вера в себя. Немногие люди обладают вообще верой в себя; и из этих немногих одни получают ее как полезную слепоту или частично помрачение их духа (что бы усмотрели они, сумей они видеть себя до дна!), другие же должны прежде снискать ее себе: все, что делают они хорошего, дельного, значительного, есть в первую очередь аргумент против прижившегося в них скептика — его-то и надо убедить или уговорить, и для этого требуется почти гениальность. Это великие самонедовольцы (Selbst-Ungenugsamen).
285
Excelsior! “Ты никогда не будешь больше молиться, не будешь больше поклоняться, никогда не успокоишься уже в бесконечном доверии — ты запретишь себе останавливаться перед последней мудростью, последней благостью, последней силою и распрягать свои мысли — у тебя нет вечно бодрствующего стража и друга для твоих семи одиночеств — ты живешь без вида на гору, вершина которой заснежена, а сердце полыхает огнем, — нет тебе ни воздаятеля, ни последнего правщика (Verbesserer letzter Hand) — нет больше разума в том, что свершается, ни любви в том, что свершится с тобой, — сердцу твоему закрыто уже пристанище, где ему было что находить и нечего искать, — ты сопротивляешься какому-то последнему миру, ты хочешь вечного круговорота войны и мира — человек отречения, всего ли ты хочешь отречься? Кто же даст тебе силу для этого? Никто еще не имел этой силы!” — Есть озеро, которое однажды запретило себе изливаться и воздвигло плотину там, где оно прежде изливалось: с тех пор это озеро поднимается все выше и выше. Наверное, именно это отречение и ссудит нас силою, которою можно будет вынести и само отречение: наверное, человек оттуда и начнет подниматься все выше и выше, где он перестает изливаться в Бога.
286
Реплика. Здесь все надежды; что, однако, увидите и услышите вы от них, если в собственной своей душе вы не пережили блеск и жар и утренние зори? Я могу лишь напомнить — большего я не могу! Двигать камнями, делать зверей людьми — этого вы хотите от меня? Ах, если вы все еще камни и звери, поищите-ка себе сперва своего Орфея!
287
Наслаждение слепотой. “Мои мысли, — сказал странник своей тени, — должны показывать мне, где я стою: но пусть они не выдают мне, куда я иду. Я люблю быть в неведении относительно будущего и не желаю погибнуть от нетерпения и предвкушения обещанных событий”.
288
Высокие настроения. Мне кажется, что люди большей частью не верят вообще в высокие настроения, разве что мгновенные, самое большее, на четверть часа, — исключая тех немногих, которые по опыту знают большую длительность высокого чувства. Но быть полностью человеком одного высокого чувства, воплощением одного-единственного великого настроения — это до сих пор было только мечтой и восхитительной возможностью: история не дает нам еще ни одного достоверного примера тому. И все-таки она смогла бы однажды родить и таких людей — там, где было бы создано и определено множество подходящих условий, которых теперь не в состоянии сколотить даже самая счастливая случайность. Быть может, для этих будущих душ обычным оказалось бы как раз то состояние, которое до сих пор лишь временами проступало в наших душах в виде содрогающего их исключения: беспрестанное движение между высоким и глубоким и чувство высокого и глубокого, как бы постоянное восхождение по лестнице и в то же время почивание на облаках.
289
По кораблям! Если подумают о том, как действует на каждого человека общее философское оправдание его образа жизни и мыслей — именно, подобно греющему, благословляющему, оплодотворяющему, только ему и светящему солнцу, — если подумают о том, сколь независимым от похвалы и порицания, самодовольным, богатым, щедрым на счастье и доброжелательство делает оно его, как оно, не переставая, продолжает превращать зло в добро, доводит все силы до цветения и созревания и не дает взойти малому и большому сорняку скорби и досады, — то, снедаемые томлением, воскликнут наконец: о, если бы было создано еще много таких солнц! И злой, и несчастный, и исключительный человек — все они должны иметь свою философию, свое право, свой солнечный свет! Никакого сострадания к ним! — нам должно разучиться этому припадку спеси, как бы долго ни училось и выучивалось человечество доселе именно ему, — никаких исповедников, заклинателей душ и грехоотводников (Sundenvergeber)! Но новой справедливости! И новых призывов! Новых философов! И моральная Земля кругла! И у моральной Земли есть свои антиподы! И у антиподов есть свои права на существование! Предстоит еще открыть Новый свет — и не один! По кораблям, вы, философы!
290
Одно необходимо. “Придавать стиль” своему характеру — великое и редкое искусство! В нем упражняется тот, кто, обозрев все силы и слабости, данные ему его природой, включает их затем в свои художественные планы, покуда каждая из них не предстанет самим искусством и разумом, так что и слабость покажется чарующей. Вот тут надо будет прибавить много чего от второй натуры, вон там отсечь кусок первой натуры — оба раза с долгим прилежанием и ежедневными стараниями. Вот здесь припрятана какая-то уродливость, не дающая себя урезать, а там уже она выглядит чем-то возвышенным. Много смутного, сопротивляющегося формированию накоплено для дальнейшего использования: оно должно заманивать в неизмеримые дали. Наконец, когда творение завершено, обнаруживается, что оно было непреложностью вкуса, одинаково господствовавшего и формировавшего как в великом, так и в малом: хороший ли это был вкус или плохой, не так важно, как думают, — достаточно и того, что это просто вкус! — Найдутся сильные, властолюбивые натуры, которые в этой непреложности, в этой связности и законченности, подчиненной собственному закону, будут вкушать самое утонченное наслаждение; страстность их властной воли получит облегчение при виде всякой стилизованной природы, всякой побежденной и служащей природы; даже если им придется сооружать дворцы и разбивать сады, они будут изо всех сил сопротивляться тому, чтобы не дать волю природе. — Напротив, есть слабые, не совладеющие с собой характеры, которые ненавидят связность стиля: они чувствуют, что, если применить к ним самим такую горько-злобную непреложность, это непременно опошлит их под ее гнетом- служа, они становятся рабами, и им ненавистно служение. Такие умы — а они могут быть умами первого ранга — всегда тщатся подлаживать или истолковывать самих себя и свое окружение под свободную природу — выглядеть дикими, произвольными, фантастичными, беспорядочными, внезапными; и, поступая так, они делают хорошо, поскольку только так делают они хорошо самим себе! Ибо одно необходимо — чтобы человек достиг удовлетворенности собою, — будь это с помощью той или иной поэзии и искусства: лишь тогда выглядит человек вообще сносным! Кто недоволен собою, тот постоянно готов мстить за это: мы, прочие, окажемся его жертвами, хотя бы уже в том, что вечно должны будем выносить его гнусный вид. Ибо вид гнусного оскверняет и омрачает.
291
Генуя. Я долго всматривался в этот город, в его загородные дома и декоративные сады, в широкий район его населенных вершин и склонов; я должен сказать наконец: я вижу лица прошлых поколений — эта местность кишит репродукциями отважных и самовластных людей. Они жили и хотели жить дальше — об этом говорят они мне своими домами, построенными и украшенными на целые столетия, а не на мимолетное время: они хорошо относились к жизни, как бы зло ни от носились они зачастую друг к другу. Я вижу всегда строителя, пристально вглядывающегося во все дальние и близкие постройки, а также в город, море и линии гор, как бы вырабатывающего себе этим взглядом навык власти и завоевания: все это хочет он подчинить своему плану и уже как часть плана сделать своей собственностью. Вся эта местность обросла великолепной, ненасытной горячкой обладания и добычи, и подобно тому как эти люди не признавали за далями ни каких границ и в своей жажде нового воздвигали новый мир рядом со старым, так и у себя на родине каждый из них постоянно восставал на каждого, изощряясь в подчеркивании своего превосходства и пролагая между собою и своим соседом водораздел личной бесконечности. Каждый наново завоевывал свою родину для себя, превозмогая ее своими архитектоническими затеями и переделывая ее как бы в собственный дом на загляденье. В градостроительстве Севера импонирует закон и общая тяга к законности и послушанию; при этом угадывается то внутреннее самоуравнивание и самоупрорядочение, которое должно было владеть душой всякого строителя. Здесь же на каждом углу ты находишь себедовлеющего человека, знающего толк в море, приключении и Востоке, человека, который ничуть не расположен к закону и соседу, как к чему-то набивающему оскомину, и завистливым взглядом мерит все уже установленное, старое: с удивительным лукавством фантазии тщится он, по крайней мере мысленно, установить еще раз все наново, наложить на все свою руку — свое чувство, — хотя бы на одно лишь солнечное послеполуденное мгновение, когда его ненасытная и меланхоличная душа почувствует однажды насыщение и взгляду его сможет открыться только собственное и ничего чужого.
292
Проповедникам морали. Я не хочу проповедовать никакой морали, но тем, кто это делает, я дам следующий совет: если вы хотите окончательно обесчестить и обесценить самые лучшие вещи и состояния, то продолжайте, как и прежде, разглагольствовать о них! Водрузите их на острие вашей морали и говорите с утра до вечера о счастье, которое дает добродетель, о душевном покое, о справедливости и об имманентном воздаянии: вашими усилиями все эти хорошие вещи снищут себе, наконец, популярность и уличное признание; но тогда-то и сойдет с них все золото, и больше того: все золото в них пресуществится в свинец. Поистине вы знаете толк в извращении алхимического искусства: в обесценивании ценнейшего! Попробуйте однажды действовать по иному рецепту, чтобы избежать результата, противоположного искомому вами: отрицайте эти хорошие вещи, лишите их плебейского одобрения и легкомысленной расхожести, сделайте их снова скрытными застенчивостями одиноких душ, скажите: мораль есть нечто запретное! Возможно, таким путем и склоните вы к этим вещам тот тип людей, от которых единственно зависит нечто: я имею в виду героические натуры. Но для этого здесь должно быть кое-что внушающее страх, а не отвращение, как до сих пор! Разве нельзя сегодня сказать о морали словами Мейстера Экхарта: “Я молю Бога, чтобы Он сделал меня свободным от Бога”?
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Наш воздух. Нам это хорошо известно: кто как бы мимоходом и лишь однажды бросает взгляд на науку, подобно женщинам и, к сожалению, также и многим художникам, для того строгость служения ей, эта неумолимость в малом, как и в великом, эта быстрота во взвешивании, суждениях, приговорах, заключает в себе нечто головокружительное и устрашающее. В особенности пугает его то, как здесь требуется труднейшее и делается все возможное без всякой на то похвалы и вознаграждений, скорее, почти только с одними громкими порицаниями и нагоняями, как среди солдат, — ибо хорошая работа считается здесь правилом, а промах исключением; у правила же, как повсюду, запечатаны уста. С этой “строгостью науки” дело обстоит так же, как с формами приличия и учтивостью изысканнейшего общества: она пугает непосвященных. Кто, однако, свыкся с ней, не может и жить иначе, как в этом светлом, прозрачном, крепком, сильно наэлектризованном воздухе, в этом мужественном воздухе. Повсюду в других местах ему недостает чистоты и воздуха: он подозревает, что там его лучшее искусство не пойдет впрок другим и в радость ему самому, что полжизни его уйдет сквозь пальцы на выяснение недоразумений, что нужно будет вечно остерегаться многого, многое скрывать и держать при себе — сплошная и беспрокая трата сил! Но в этой строгой и ясной стихии полностью обнаруживается его сила: здесь может он парить! Зачем же ему наново опускаться в те мутные воды, где надо плавать и переходить вброд и где пачкаешь свои крылья! — Нет! Нам слишком трудно жи ть там; что поделаешь, если мы рождены для воздуха, чистого воздуха, мы, соперники света, если мы, подобно свету, охотнее всего помчались бы по эфирным пылинкам, и не от солнца, а ксолнцу! Но мы не в силах сделать это: так будем же делать то, что мы единственно можем: приносить свет земле, быть “светом земли”! Для этого и даны нам наши крылья и наша быстрота, строгость наша: оттого мы столь мужественны и даже страшны, подобно огню. Пусть же убоятся нас те, кто неспособен греться и светиться нами!
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Против клеветников природы. Мне неприятны люди, у которых каждая естественная склонность тотчас делается болезнью, чем-то извращающим или даже постыдным, — это они совратили нас к мысли, что склонности и влечения человека по природе злы: это на них лежит вина за нашу великую несправедливость по отношению к нашей природе, ко всякой природе! На свете достаточно людей, которые вольны грациозно и беззаботно отдаваться своим влечениям, но они не делают этого из страха перед воображаемой “злой сущностью” природы! Оттого и повелось, что среди людей так мало осталось благородства: признаком его всегда будет отсутствие страха перед собою, когда мы не ждем от себя ничего постыдного, когда летим, очертя голову, куда нас влечет, — нас, свободнорожденных птиц! Куда бы мы ни прилетели, вокруг нас всегда будет вольно и солнечно.
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Короткие привычки. Я люблю короткие привычки и считаю их неоценимым средством узнать многие вещи и состояния вплоть до самой подоплеки их сладостей и горечей; моя природа вполне приспособлена для коротких привычек, даже в потребностях ее телесного здоровья и вообще, насколько я в состоянии видеть: от самого низшего до самого высшего. Всегда я верю, что вот это теперь надолго удовлетворит меня — и короткой привычке свойственно увлекаться той верой страсти, которая есть вера в вечность, — и что я нашел и узнал это на зависть другим: и вот же питает оно меня в полдень и вечером, разливаясь во мне глубоким довольством, так что я и не влекусь уже к чему-нибудь другому без того, чтобы не сравнивать и не презирать или ненавидеть. Но в один прекрасный день приходит его время: хорошая привычка расстается со мной, не как нечто внушающее теперь отвращение, а умиротворенная и насыщенная мною, как и я ею, и так, словно бы нам пришлось быть благодарными друг другу и протянуть друг другу руки на прощанье. И уже ожидает новая у дверей, а с нею и моя вера — несокрушимая сумасбродка и умница! — в то, что эта новоселка будет настоящей, самой настоящей. Так обстоит у меня с яствами, мыслями, людьми, городами, стихами, музыкой, учениями, распорядками дня, образами жизни. — Напротив, я ненавижу длительные привычки и полагаю, что ко мне приближается некий тиран и что моя жизненная атмосфера сгущается там, где волею событий длительные привычки выглядят какой-то необходимостью: например, в силу должностного положения, в постоянной совместной жизни с одними и теми же людьми, постоянным местожительством, однообразным здоровьем. Да, я из самых глубин души благодарен всему моему злополучию и болезненности и всему, что только есть во мне несовершенного, за то, что оно предоставляет мне сотни лазеек, через которые я могу ускользнуть от длительных привычек. — Конечно, невыносимее всего, самым настоящим ужасом была бы для меня жизнь, полностью лишенная привычек, жизнь, которая постоянно требует импровизации: это было бы моей ссылкой и моей Сибирью.
296
Прочная репутация. Прочная репутация прежде была вещью крайне полезной; и даже теперь всюду, где общество управляется еще стадным инстинктом, каждому отдельному человеку целесообразнее всего создавать впечатление о своем характере и своих занятиях, как о чем-то неизменном, — даже если они, в сущности, не являются таковыми. “На него можно положиться, у него ровный характер” — вот похвала, которая во всех опасных ситуациях общества значит больше всего. Общество испытывает удовлетворение, обладая надежным, всегда готовым орудием в добродетели одного, в честолюбии другого, в думах и страстях третьего, — оно удостаивает высших почестей это свойство быть орудием, эту верность себе. Эту непреложность в воззрениях, устремлениях и даже пороках. Такая оценка, расцветшая одновременно с нравственностью нравов, процветает повсюду, воспитывает “характеры” и дискредитирует всякое изменение, переучивание, самопреобразование. Сколь бы велика ни была выгода от этого образа мыслей, он во всяком случае представляет для познания самый вредный тип общего суждения: ибо здесь осуждается и дискредитируется именно добрая воля познающего, смело высказывающаяся всякий раз против своего прежнего мнения и вообще недоверчивая ко всему, что хочет в нас укорениться Душевный строй познающего, будучи в противоречии с “прочной репутацией”, считается нечестным, в то время как окаменелость воззрений осыпается всяческими почестями: под гнетом такой действительности должны мы жить еще и теперь! Как тяжко живется, когда чувствуешь против себя и вокруг себя суждение многих тысячелетий! Возможно, в течение многих тысячелетий познание было запятнано нечистой совестью, и сколько же самопрезрения и тайного убожества должно было быть в истории величайших умов.
297
Уметь противоречить. Всякому нынче известно, что умение сносить противоречие есть признак высокой культуры. Некоторые знают даже, что более развитый человек ищет противоречия и накликает его себе, чтобы получить через него некое указание на неведомую ему доныне несправедливую черту его характера. Но уметь противоречить, достичь чистой совести при враждебном отношении ко всему расхожему, традиционному, канонизированному — это больше, чем и то и другое, и представляет собою нечто действительно великое, новое, удивительное в нашей культуре, самый решительный шаг освобожденного ума; кто это знает?
298
Вздох. Я поймал эту внезапную мысль попутно и наспех воспользовался ближайшими случайными словами, чтобы связать ее и не дать ей снова улететь. А теперь она умерла в этих резких словах и висит и болтается в них, — я же, глядя на нее, едва уже при проминаю, отчего я мог так радоваться, поймав эту птицу.
299
Чему следует учиться у художников. Какими средствами располагаем мы, чтобы сделать вещи прекрасными, привлекательными, достойными желания, если они не таковы? — а я полагаю, что сами по себе они всегда не таковы! Здесь нам есть чему поучиться у врачей, когда они, например, разводят горькое снадобье или смешивают вино и сахар; но еще больше у художников, которые, собственно, и не делают ни чего иного, как занимаются подобными выдумками и кунстштюками. Удаляться от вещей на такое расстояние, когда многого в них уже не видно и многое должно быть к ним привидено (hinzusehen), чтобы можно было еще их видеть, — или рассматривать вещи под углом и как бы в срезе, — или устанавливать их так, чтобы они частично загораживали друг друга и смотрелись только в перспективе, — или глядеть на них сквозь окрашенное стекло либо при сумеречном освещении, — или покрывать их полупрозрачной поверхностью и пленкой — всему этому следует нам учиться у художников, а в остальном быть мудрее их. Ибо эта утонченная сила обыкновенно прекращается у них там, где прекращается искусство и начинается жизнь; мы же хотим быть поэтами нашей жизни, и прежде всего в самом мелком и обыденном!
300
Прелюдии науки. Верите ли вы в то, что науки возникли бы и достигли зрелости, если бы им не предшествовали кудесники, алхимики, астрологи и ведьмы, те самые, кто своими предсказаниями и подтасовками должны были сперва вызвать жажду, голод и вкус к скрытым и запретным силам? И что при этом должно было быть предсказано бесконечно больше, чем может быть когда-либо исполнено, дабы в области познания вообще исполнилось нечто? — Может быть, аналогично тому, как нам здесь предстают прелюдии и предварительные усилия науки, которые отнюдь не практиковались и не воспринимались как таковые, какой-то далекой эпохе предстанет неким упражнением и прелюдией и вся религия: возможно, ей удалось бы быть диковинным средством для того, чтобы отдельные люди смогли однажды насладиться всем самодовольством некоего Бога и всей его силой самоискупления. Да! — можно даже спросить — научился бы вообще человек без этой религиозной школы и предыстории ощущать голод и жажду по самому себе и черпать из себя насыщение и полноту? Должен ли был Прометей сначала грезить, что он похитил свет, и расплачивается за это, чтобы открыть, наконец, что он сотворил свет, как раз стремясь к свету, и что не только человек, но и сам Бог был творением его рук и глиной в его руках? И что все это только образы ваятеля? — равно как и грезы, кража, Кавказ, коршун и вся трагическая прометейя познающих?
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Мираж созерцателей. Развитые люди отличаются от неразвитых тем, что несказанно больше видят и слышат, при этом видят и слышат, мысля, — именно это отличает человека от животного и высшихживотных от низших. Мир предстает всегда полнее тому, кто растет в высоту человечества; все больше крючков интереса закидываются ему навстречу; постоянно умножаются приманки и равным образом нюансы удовольствия и неудовольствия — более развитый человек всегда бывает счастливее и в то же время несчастнее. Но при этом его неизменным спутником остается один мираж: ему мнится, что он призван быть зрителем и слушателем великой драмы и оперы, именуемой жизнью; он называет свою натуру созерцательной и упускает при этом из виду, что сам он и есть доподлинный и бессменный автор жизни, — что он хоть и отличается весьма от лицедея этой драмы, так называемого активного человека, но еще больше от простого наблюдателя и праздничного гостя, сидящего перед подмостками. Ему, как поэту, присущи, конечно, vis contemplativa и ретроспективный взгляд на сове творение, но в то же время и прежде всего свойственна ему vis creativa, недостающая активному человеку, что бы ни говорили на этот счет очевидность и всеобщее мнение. Мы, мысляще-чувствующие создания, и являемся теми, кто всегда и на самом деле делают что-то такое, чего еще нет: целый вечно растущий мир оценок, красочностей, значимостей, перспектив, градаций, утверждений и отрицаний. Этот сочиняемый нами вымысел непрерывно заучивается, репетируется, облекается в плоть и действительность, даже в повседневность так называемыми практическими людьми (нашими, как сказано, лицедеями). Все, что имеет ценность в нынешнем мире, имеет ее не само по себе, не по своей природе — в природе нет никаких ценностей, — но оттого, что ему однажды придали ценность, подарили ее, и этими даятелями и дарителями были мы! Только мы и создали мир, до которого есть какое-то дело человеку! — Но как раз этого-то знания и недостает нам, и если мы улавливаем его однажды на мгновение, то в следующее мгновение снова забываем о нем: мы не знаем лучшей нашей силы и оцениваем себя, созерцателей, на одну ступень ниже — мы не столь горды и не столь счастливы, как могли бы быть.
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Опасность счастливейшего. Иметь тонкие чувства и утонченный вкус; свыкнуться с изысканными и наилучшими сторонами духа, как с правильным и насущным режимом питания; наслаждаться сильной, смелой, отважной душой; со спокойным взором и твердым шагом проходить жизнь, всегда готовясь к самому крайнему, как к празднику, и исполняясь стремления к неизведанным мирам и морям, людям и богам; вслушиваться во всякую более веселую музыку, словно бы там устроили себе короткий отдых и удовольствие храбрые мужи, солдаты, мореплаватели, и в глубочайшем наслаждении мгновением не выдерживать натиска слез и всей пурпурной меланхолии счастливца — кто бы не хотел иметь всего этого в своем обладании, своим состоянием! Таково было счастье Гомера! Состояние того, кто выдумал грекам их богов — нет, самому себе своих богов! Но не будем скрывать этого от себя: с этим Гомеровым счастьем в душе оказываешься самым чувствительным к боли созданием под солнцем! И лишь такой ценой покупаешь драгоценнейшую раковину из всех выброшенных доселе на берег волнами существования! Обладать ею — значит делаться все более чутким к страданию и, наконец, слишком чутким: маленького недовольства и отвращения было в конце концов достаточно, чтобы отравить Гомеру жизнь. Он не мог разгадать глупой загадочки, загаданной ему молодыми рыбаками! Да, маленькие загадки суть опасность счастливейших!
303
Два счастливца. Истинно, этот человек, несмотря на свою молодость, знает толк в импровизации жизни и повергает в изумление даже тончайшего наблюдателя: кажется, что он не допускает промахов, хотя непрерывно ведет рискованнейшую игру. На память приходят те импровизирующие мастера музыкального искусства, которым слушатель невольно приписывал божественную непогрешимость руки, несмотря на то что и им приходилось временами брать неверные ноты, как и всякому смертному. Но они были натренированы и изобретательны и каждое мгновение готовы к тому, чтобы тотчас включить случайнейшую ноту, капризно подвернувшуюся под палец, в тематическое строение и оживить случай прекрасным смыслом и душой. — Здесь же совершенно иной человек: ему, в сущности, не удается ничего из того, что он хочет и планирует. То, к чему его по случаю влекло, не раз уже приводило его к бездне и грозило ему неминуемой гибелью; и если он ускользал от нее, то уж наверняка не “с одним синяком под глазами”. Вам кажется, он несчастен от этого? Он давно решил про себя не придавать особого значения собственным желаниям и планам. “Если мне не удастся одно, — так убеждает он себя, — то, пожалуй, удастся другое, и в целом я не знаю, не обязан ли я своим неудачам большей благодарностью, чем каким-либо удачам. Разве я создан для того, чтобы быть упрямым и носить, подобно быку, рога? То, что составляет ценность и цель моей жизни, лежит где-то вне меня самого; моя гордость и равным образом мое злополучие не зависят от меня. Я знаю больше о жизни, поскольку так часто бывал близок к тому, чтобы потерять ее: и как раз поэтому я имею от жизни больше, чем все вы вместе!”
304
Действуя, мы оставляем. В сущности, мне противны все морали, которые гласят: “Не делай этого! Отрекись! Преодолей себя!” — напротив, я расположен к таким моралям, которые побуждают меня вечно что-то делать и с утра до вечера и ночью грезить и не думать ни о чем другом, как только о том, чтобы сделать это хорошо, настолько хорошо, как один я и в состоянии сделать! Кто живет такой жизнью, от того постоянно одно за другим отпадает все не подобающее ей: без ненависти и отвращения расстается он сегодня с одним, а завтра с другим, пожелтевшими листьями, срываемыми с дерева каждым дуновением ветерка: он даже и не видит этого расставания — столь строго устремлен его взор к своей цели и всегда вперед, ни в сторону, ни назад, ни вниз… “Нашим поступкам определять, что мы должны оставить: действуя, мы оставляем” — вот так мне это нравится, так гласит мой placitum. Но я не хочу с открытыми глазами стремиться к своему обеднению, я не люблю никаких отрицательных добродетелей — добродетелей, сама сущность которых есть отрицание и самоотказ.
305
Самообладание. Те моралисты, которые прежде всего и поверх всего рекомендуют человеку взять себя в руки, навлекают тем самым на него своеобразную болезнь: постоянную раздражительность, сопровождающую его при всех естественных побуждениях и склонностях, словно некий зуд. Что бы отныне ни толкало его, ни влекло, ни прельщало, ни побуждало, изнутри или извне — вечно этому брюзге кажется, будто теперь его самообладанию грозит опасность: он больше не доверяется никакому инстинкту, никакому свободному взмаху крыл, но постоянно пребывает в оборонительной позе, вооруженный против самого себя, напряженно и недоверчиво озираясь вокруг, вечный вахтер своей крепости, на которую он обрек себя. Да, он может достичь величия в этом! Но как ненавистен он теперь другим, как тяжек самому себе, как истощен и отрезан от прекраснейших случайностей души! И даже от всех дальнейших поучений! Ибо следует уметь вовремя забыться, если мы хотим чему-то научиться у вещей, которые не суть мы сами.
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Стоики и эпикурейцы. Эрикуреец выискивает себе такие положения, таких лиц и даже такие события, которые подходят к крайне чувствительной устроенности его интеллекта; от прочего — стало быть, почти от всего — он отказывается, так как оно было бы для него слишком тяжелой и неперевариваемой пищей. Стоик, напротив, умудряется проглатывать камни и червей, осколки стекла и скорпионов, не испытывая при этом отвращения; его желудок должен в конце концов стать невосприимчивым ко всему, что ссыпает в него случайность существования: он напоминает ту арабскую секту ассуев, которых можно увидеть в Алжире; и, подобно этим непривередникам, он и сам охотно сзывает публику при демонстрации своей непривередливости, публику, без которой охотно обходится эпикуреец — у него ведь есть свой “сад”! Для людей, которыми импровизирует судьба, для тех, кто живет в насильственные времена и пребывает в зависимости от взбалмошных и непредсказуемых людей, стоицизм может оказаться весьма желательным. Но тот, кто до некоторой степени предвидит, что судьба позволит ему прясть долгую нить, поступит благоразумно, устроившись по-эпикурейски; все люди умственного труда до сих пор делали это! Им и было бы это потерей из потерь — лишиться утонченной чувствительности и получить взамен стоическую толстокожесть, утыканную иглами.
307
В пользу критики. Теперь нечто предстает тебе заблуждением, то, что прежде ты любил как истину или правдоподобность: ты отталкиваешь это от себя и мнишь, что разум твой одержал здесь победу. Но, возможно, прежде, покуда ты был еще другим — а ты всегда другой, — это заблуждение было тебе столь же необходимо, как все твои нынешние “истины”, - было словно некой кожей, которая многое утаивала и скрывала от тебя из того, чего тебе не следовало еще видеть. Твоя новая жизнь — не твой разум — расправилась с прежним твоим мнением: ты больше не нуждаешься в нем, и вот оно рушится само собою, и неразумность выползает из него, словно некое пресмыкающееся, на свет Божий. Когда мы занимаемся критикой, то в этом нет ничего произвольного и безличного, — это, по крайней мере очень часто, служит доказательством того, что в нас есть живые движущие силы, сдирающие кору. Мы отрицаем и должны отрицать, поскольку нечто хочет в нас жить и утверждаться, нечто такое, чего мы, возможно, еще не знаем, еще не видим! Это в пользу критики.
308
История всякого дня. Из чего складывается в тебе история всякого дня? Взгляни на свои привычки, из которых она состоит: являются ли они плодами бесчисленных маленьких трусостей и леностей или обязаны своим существованием твоей отваге и изобретательному уму? Сколь бы ни разнились оба случая, могло статься, что люди расточали бы тебе одинаковую хвалу и что ты и в самом деле принес бы им в обоих случаях одинаковую пользу. Но похвала, польза и почтенность могут довлеть тому, кто хочет стяжать себе только чистую совесть, — на тебе, домогателю глубин, сведущему по части совести!
309
Из седьмого одиночества. Однажды странник захлопнул за собою дверь, остановился и начал плакать. Потом он сказал: “Этот сыр-бор вокруг истинного, действительного, немнимого, достоверного! Как я зол на него! Отчего меня погоняет как раз этот мрачный и пылкий погонщик! Мне хотелось бы отдохнуть, но он не дает мне этого. Что только не соблазняет меня остановиться! Повсюду раскинулись сады Армиды: и, значит, все новые разрывы и новые горечи сердца! Я должен дальше влачить ноги, эти усталые, израненные ноги; и, поскольку мне приходится делать это, часто я угрюмо озираюсь на прекраснейшее, не смогшее меня удержать — оттого именно, что оно не смогло меня удержать!”
310
Воля и волна. Как жадно подступает эта волна, словно рассчитывая достичь чего-либо! С какой страшащей проворностью вползает она в сокровеннейшие уголки скалистых ущелий! Кажется, она хочет кого-то опередить; кажется, что там запрятано нечто, имеющее цену, большую цену! — И вот она возвращается, чуть медленнее, все еще совсем белая от волнения, — разочарована ли она? Нашла ли она то, что искала? Притворяется ли разочарованной? — Но уже надвигается другая волна, более ненасытная и дикая, чем первая, и вновь душа ее, казалось бы, исполнена тайн и прихотей кладоискателя. Так живут волны — так живем мы, волящие! — большего я не скажу… — Вот как? Вы не доверяете мне? Вы сердитесь на меня, вы, прекрасные чудовища? Боитесь, что я выдам всю вашу тайну? Что ж! Сердитесь себе, вздымайте свои зеленые опасные туловища как можно выше, воздвигайте стену между мною и солнцем — совсем как теперь! Истинно, уже ничего не осталось от мира, кроме зеленых сумерек и зеленых молний. Поступайте, как вам вздумается, вы, спесивцы, ревите от удовольствия и злобы — или заново ныряйте, стряхивайте в глубину свои изумруды, разбрасывайте повсюду свои бесконечные белые космы пены и брызг — меня устраивает все это, ибо все это так идет вам, и я так признателен вам за все: как же это я стану вас выдавать! Ибо — заметьте себе! — я знаю вас и вашу тайну, я знаю ваш род! Вы ит я, мы ведь одного рода! — Вы и я, у нас ведь одна тайна!
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Преломленный свет. Не всегда бываешь храбрым, и в миги усталости можешь, пожалуй, позволить себе и жалобу. “Так тяжело причинять людям боль, — но это, увы, необходимо! Какая нам польза жить скрытно, если мы не хотим удерживать при себе свою досаду? Не разумнее ли было бы жить в мирской суете и исправлять в отношениях с отдельными людьми то, в чем приходится грешить по отношению ко всем? Быть глупым с глупцом, тщеславным с тщеславцем, мечтательным с мечтателем? Разве это не было бы справедливым, когда вокруг царит такое заносчивое отклонение во всем? Стоит лишь мне услышать о злых действиях против меня со стороны других — разве первым моим чувством не бывает чувство удовлетворения? Так и надо! — говорю я им как бы, — ведь я мало в чем похож на вас, и на моей стороне так много правды; все-таки проведите денек за мой счет, как вам сможется! Вот мои недостатки и промахи, вот мои грезы, моя безвкусица, моя запутанность, мои слезы, мое тщеславие, мои совиная укромность, мои противоречия! Тут вам есть чему посмеяться! Так смейтесь же и радуйтесь! Я не злюсь на закон и природу вещей, которым угодно, чтобы недостатки и промахи вызывали радость! — Конечно, некогда были “более прекрасные” времена, когда могли еще при каждой более или менее новой мысли чувствовать себя столь незаменимыми, что выбегали с нею на улицу и кричали первому попавшемуся: “Смотри! Царство Небесное приблизилось!” — Я не почувствовал бы своего отсутствия, если бы меня не было. Можно обойтись без всех нас!” — Но, как сказано, мы не думаем так, покуда мы храбры: мы тогда вовсе не думаем об этом.
312
Моя собака. Я дал своей боли имя и зову ее “собакой” — она столь же верна, столь же назойлива и бесстыдна, столь же занимательна, стол же умна, как и всякая другая собака, — и я могу прикрикнуть на нее и выместить на ней свое дурное настроение, как это делают другие со своими собаками, слугами и женами.
313
Никаких изображений мученичества. Я хочу поступить, как Рафаэль, и не изображать больше никаких мученических сцен. В митре достаточно возвышенных вещей, чтобы искать возвышенное там, где оно связано тесными узами с жестокостью; к тому же мое честолюбие ни чуть не было бы удовлетворено, если бы мне вздумалось строить из себя изощренного палача.
314
Новые домашние животные. Я хочу иметь возле себя моего льва и моего орла, чтобы всегда и меть знаки и знамения того, насколько велика или насколько мала моя сила. Должен ли я сегодня смотреть на них сверху вниз и страшиться их? И настанет ли час, когда они посмотрят на меня снизу вверх, полные страха?
315
О смертном часе. Бури — моя опасность: будут ли у меня своя буря, от которой я погибну, как погиб Оливер Кромвель от своей бури? Или я погасну. Как свеча, которую задувает не ветер, но которая сама устает от себя и пресыщается собою, — выгоревшая свеча? Или, наконец: задую ли я сам себя, чтобы не выгореть?
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Люди с пророческим даром. Вам и в голову не приходит, что люди, обладающие пророческим даром, являются большими страдальцами: вы думаете лишь, что им дан некий необычный “дар”. И сами были бы не прочь обладать таковым, — но я, пожалуй, выражусь путем сравнения. Как, должно быть, сильно страдают животные от воздушного и облачного электричества! Мы видим, что некоторые из них обладают способностью предвещать погоду, например обезьяны (что вполне можно еще наблюдать даже в Европе, и не только в звериницах: именно, на Гибралтаре). Но нам и в голову не приходит, что пророчествуют в них — их боли! Когда сильный заряд положительного электричества под воздействием надвигающейся, остающейся еще долгое время скрытой тучи превращается в отрицательный заряд, предвещая перемену погоды, эти животные ведут себя так, словно приближается враг, и изготавливаются к обороне или к бегству; в большинстве случаев они прячутся — плохая погода для них не погода вовсе, а враг, близость которого они уже чуют.
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Взгляд назад. Мы редко сознаем действительный пафос каждого периода жизни, покуда находимся в нем самом; нам кажется всегда, что это — единственное возможное для нас теперь и разумное состояние и, стало быть, этос, а не пафос, — говоря и различая вместе с греками. Несколько музыкальных тонов воскресили сегодня в моей памяти зиму, дом и крайне отшельническую жизнь, и в то же время душевное состояние, в котором я тогда пребывал: мне казалось, я способен жить так вечно. Но теперь я понимаю, что это было только пафосом и страстью, чем-то схожим с этой скорбно-мужественной и утешительной музыкой, — такое нельзя переживать годами, а тем более вечно: можно было бы стать тогда слишком “неземным” для этой планеты.
318
Мудрость в боли. В боли столько же мудрости, сколько и в удовольствии: подобно последнему, она принадлежит к родоохранительным силам первого ранга. Не будь она такой, она давно исчезла бы; то, что от нее страдают, вовсе не является аргументом против нее: такова ее сущность, Мне чудится в боли команда капитана корабля: “Убрать паруса!” Управлять парусами на тысячу ладов — этому должен был выучиться отважный мореходец, “человек”, иначе с ним было бы слишком быстро покончено, и океан вскоре поглотил бы его. Мы должны уметь жить и с убавленной энергией: стоит только боли подать свой аварийный сигнал, как наступает время убавить энергию — приближается какая-то большая опасность, какая-то буря, и мы поступим умно, если “вспучимся” как можно меньше. — Правда, есть люди, которые при наступлении большой боли слышат как раз противоположную команду и никогда не высовываются более гордо, воинственнее и счастливее, чем при надвигающейся буре; и да, само страдание дарует им величайшие их мгновения! Это — героические люди, великие бичи человечества: те немногие или редкие, которые нуждаются в такой же апологии, как и боль вообще, — и истинно! не следует им в ней отказывать! Это — родоохранительные, родопокровительственные силы первого ранга, и уже хотя бы тем только, что они противятся уюту и не скрывают своего отвращения к этого рода счастью.
319
В качестве толкователей нашей жизни. Всем основателям религий и им подобным остался чужд один род честности: они никогда не делали из своих переживаний предмета познания. “Что я собственно пережил? Что происходило тогда во мне и вокруг меня? Был ли мой разум достаточно просветлен? Сопротивлялась ли моя воля всяческим обманам чувств и храбро ли она защищалась от всего фантастического?” — так не спрашивал никто из них, так и сейчас еще не спрашивают все славные благочестивцы: они, скорее, жаждут вещей, свидетельствующих против разума, и не слишком утруждают себя утолением этой жажды — таким путем переживают они “чудеса” и “возрождения” и внемлют голосам ангелочков! Но мы, другие, жаждущие разума, хотим смотреть в глаза нашим переживаниям столь же строго, как на научный опыт, час за часом, день за днем! Мы сами хотим быть собственными экспериментами и подопытными животными!
320
При свидании. А: “Вполне ли еще я тебя понимаю? Ты ищешь? Ищешь, где среди сущего нынче мира затерялись твой уголок и звезда? Где можешь ты прилечь на солнце так, чтобы и на тебя низошел избыток блага и чтобы существование твое оправдало себя? Пусть каждый делает это для самого себя — так, кажется, говоришь ты мне, — а общие разговоры, заботу о других и обществе пусть выбьет себе из головы!” — Б: “Я хочу большего, я вовсе не ищущий. Я хочу сотворить себе собственное солнце”.
321
Новая осторожность. Не будем впредь так много думать о наказании, порицании и исправлении! Отдельного человека редко удастся нам изменить; а если бы нам и удалось это, то, возможно, вместе с этим незаметно удалось бы и нечто другое: мы и сами были бы им изменены! Позаботимся, скорее, о том, чтобы наше собственное влияние на все грядущее уравновешивало и перевешивало его влияние! Не будем вступать в прямую борьбу! — и это ведь было бы уже порицанием, наказанием и стремлением к исправлению. Но возвысимся сами все выше! Придадим нашему идеалу все более яркие краски! Затемним нашим светом другого! Нет! Мы не хотим ради него делаться более темными, подобно всем наказывающим и недовольным! Отойдем-ка лучше в сторону! Отвратим наши взоры!
322
Притча. Те мыслители, в которых все звезды движутся по круговым путям, не суть самые глубокие; кто всматривается в себя как в чудовищное мировое пространство и носит в себе Млечные Пути, тому известно также, как беспорядочны все Млечные Пути; они заводят в хаос и лабиринт бытия.
323
Счастье в судьбе. Судьба оказывает нам величайшее внимание, позволяя нам некоторое время сражаться на стороне наших противников. Тем самым предназначена нам великая победа.
324
In media vita! Нет! Жизнь не разочаровала меня! Напротив, из года в год нахожу я ее более истинной, более желанной, более таинственной — с того самого дня, когда меня осенила великая освободительница: мысль о том, что жизни суждено быть экспериментом познающего, — а не долгом, не напастью, не мошенничеством! — И само познание: пусть для других будет оно чем-то иным, скажем некой опочивальней или путем к некой опочивальне, или развлечением, или праздностью, — для меня оно есть мир опасностей и побед, в котором и героическим чувствам дано танцевать и развиться. “Жизнь — средство познания” — с этим тезисом в сердце можно не только храбро, но даже весело жить и весело смеяться! А кто сумел бы вообще хорошо смеяться и жить, не сумей он прежде хорошо воевать и побеждать?
325
Что принадлежит к величию. Кто достигнет чего-нибудь великого, если он не ощущает в себе силы и решимостипричинять великие страдания? Уметь страдать — самое последнее дело: слабые женщины и даже рабы часто достигают в этом мастерства. Но не сгинуть от внутренней муки и неуверенности, причиняя великое страдание и внемля крику этого страдания, — вот что действительно принадлежит к величию.
326
Врачеватели души и страдание. Всем проповедникам морали, а также и всем теологам свойственна одна общая дурная привычка: они хотят внушить людям, что дела обстоят весьма скверно и что требуется жесткое, крайнее, радикальное лечение. И поскольку люди, все, как один, слишком ревностно и целыми столетиями подставляли ухо этим учителям, им в конце концов действительно передалось нечто от того суеверия, что с ними обстоит довольно скверно, так что теперь они весьма охочи до того, чтобы стонать и не находить в жизни ничего больше и корчить друг другу омраченные рожи, словно бы им и в самом деле невмоготу. В действительности они необузданно уверены в жизни и влюблены в нее, исполненные несказанных хитростей и уловок, чтобы одолеть любую неприятность и вырвать жало у страдания и злосчастья. Мне кажется, что о страдании и злосчастье говорится всегда в преувеличенных тонах, как если бы преувеличение выглядело здесь хорошим тоном; напротив, умышленно умалчивают о том, что существует уйма болеутоляющих средств против страдания, как-то: обезболивание, лихорадочная торопливость мыслей, спокойная поза, хорошие и дурные воспоминания, намерения, надежды и множество видов гордости и сочувствия, обладающих почти анестезирующим действием, тогда как при высших степенях страдания уже сам по себе наступает обморок. Мы горазды в подслащивании наших горечей, в особенности же душевных горечей; мы находим вспомогательные средства в нашей храбрости и возвышенных состояниях, как и в более благородных горячках покорности и резиньяции. Потеря остается потерей едва ли в течение одного часа; откуда ни возьмись, падает нам с неба подарок — скажем, новая сила или хотя бы даже новый повод для обнаружения силы! Чего только не нафантазировали проповедники морали о внутреннем “убожестве” злых людей! Чего только не налгали они нам о несчастье людей, подверженных страстям! — да, “ложь” здесь весьма уместное слово: они были прекрасно осведомлены о бьющем через край счастье этого типа людей, но хранили на сей счет гробовое молчание, так как это оказывалось опровержением их теории, согласно которой всякое счастье наступает лишь с уничтожением страсти и с подавлением воли! Что же касается рецепта всех этих врачевателей души и расхваливания ими жестокого, радикального лечения, то позволительно спросить: достаточно ли болезненна и тягостна на самом деле эта наша жизнь, чтобы с выгодой обменивать ее на стоический образ жизни и оцепенение? Мы чувствуем себя недостаточно скверно для того, чтобы быть вынужденными чувствовать себя скверно по-стоически!
327
Принимать всерьез. У подавляющего большинства людей интеллект представляет громоздкую, подозрительную, скрипучую машину, завести которую — одна волокита: они называют это “серьезно относиться к делу”, когда намереваются поработать и хорошенько подумать этой машиной — о, сколь тягостно должно быть им это шевеление мозгами! Славная бестия, человек, теряет, по-видимому, хорошее настроение всякий раз, когда хорошо думает: он делается “серьезным”! И “где смех и веселье, там мысли нет дела” — так звучит предрассудок этой серьезной бестии против всякой “веселой науки”. — Ну что ж! Покажем, что это предрассудок!
328
Наносить вред глупости. Разумеется, столь затяжно и убежденно проповедуемая вера в негодность эгоизма нанесла в целом эгоизму вред (в пользу — я буду повторять это сотни раз — стадным инстинктам) тем именно, что лишила его чистой совести и велела искать в нем доподлинный источник всякого несчастья. “Твое себялюбие — беда твоей жизни” — так проповедовали тысячелетиями: это, как было уже сказано, вредило себялюбию и лишало его во многом ума, веселости, изобретательности, красоты; это оглупляло, уродовало и отравляло себялюбие! — Философия древности, напротив, учила о другом главном источнике бед: начиная с Сократа мыслители не уставали проповедовать: “Ваше умственное убожество и глупость, ваше беспечное существование по правилам, ваша подчиненность мнению соседа — вот причина того, почему вы столь редко бываете счастливыми, — мы, мыслители, суть счастливейшие люди, именно как мыслители”. Не будем решать здесь, была ли эта проповедь против глупости более основательной, чем та проповедь против себялюбия; несомненно, однако, то, что она лишила глупость чистой совести: эти философы нанесли вред глупости!
329
Досуг и праздность. Какая-то краснокожа, свойственная индейской крови дикость обнаруживается в способе, каковым американцы домогаются золота; и их лихорадочный темп работы — сущий порок Нового Света — начинает уже заражать дикостью старую Европу и распространять по ней диковинную бездуховность. Нынче уже стыдятся покоя; длительное раздумье вызывает почти угрызения совести. Думают с часами в руке, подобно тому как обедают с глазами, вперенными в биржевой лист, — живут как кто-то, постоянно могущий “упустить нечто”. “Лучше делать что-нибудь, чем ничего не делать” — и этот принцип оказывается петлей, накинутой на всякое образование и всякий более развитый вкус. И поскольку в этой рабочей спешке явным образом исчезают все формы, то исчезает также и само чувство формы, способность слышать и видеть мелодию движений. Доказательством тому служит требуемая нынче повсюду топорная ясность во всех ситуациях, где человек хочет быть честным с людьми: в общении с друзьями, женщинами, родственниками, детьми, учителями, учениками, начальниками и правителями, — нет уже больше ни времени, ни силы на церемонии, на вкрадчивые любезности, на всяческий esprit развлечений и вообще всяческий otium. Ибо жизнь в охоте за прибылью вечно принуждает к тому, чтобы на износ растрачивать ум в постоянном притворстве, коварных хитростях или опережении: доподлинной добродетелью оказывается теперь умение сделать что-либо в более короткий срок, чем это удастся другому. И, таким образом, лишь редкие часы отведены дозволенной честности, но к этому времени уже устают и хотят не только “расслабиться”, но и растянуться вдосталь и самым пошлым образом. Под стать этой склонности пишут нынче и письма; их стиль и дух всегда будут действительным “знамением времени”. Если еще находят удовольствие в обществе и искусствах, то это схоже с удовольствием, которое надумывают себе заработавшиеся рабы. О, уж эта невзыскательность “радости” у наших образованных и необразованных! О, уж эта нарастающая подозрительность ко всякой радости! Работа все больше и больше перетягивает на свою сторону всю чистую совесть: склонность к радости называется уже “потребностью в отдыхе” и начинает стыдиться самой себя. “Мы в долгу перед нашим здоровьем” — так говорят в случае, если оказываются застигнутыми на каком-нибудь пикнике. Да, в скором времени могло бы даже дойти до того, что склонности к vita contemplativa (т.е. к прогулкам с мыслями и друзьями) поддавались бы не иначе, как презирая себя и с нечистой совестью. — Что ж! Прежде все было наоборот: нечистая совесть принадлежала самой работе. Человек хорошего происхождения скрывал свою работу, когда его приводила к ней нужда. Раб производил свою работу под гнетом чувства, что он делает нечто презренное, — само “делание” было чем-то презренным. “Знатность и почет возможны лишь при otium и bellum” — так звучал голос античного предрассудка!
330
Одобрение. Мыслитель не нуждается в одобрении и рукоплесканиях, если только он уверен в собственных рукоплесканиях себе: без них же обойтись он не может. Есть ли люди, которые не нуждаются и в этом и вообще во всякого рода одобрении? Сомневаюсь, даже о наиболее мудрых говорит Тацит, которого никак не назовешь клеветником мудрецов: quando etiam sapientibus gloriae cupido novissima exuitur — это значит у него: никогда.
331
Лучше глухим, чем оглушенным. Прежде заботились о собственном добром имени: теперь этого недостаточно, так как базар стал слишком большим — нужен большой шум. Итог таков, что надрываются даже хорошие глотки, и лучшие товары предлагаются к продаже сиплыми голосами; нынче нет уже гения без базарного крика и сиплости. — Конечно, для мыслителя настали скверные времена: он вынужден учиться между двух смежных шумов находить свою тишину и притворяться глухим, покуда и сам не оглохнет. Пока же он не выучился еще этому, ему, разумеется, грозит опасность погибнуть от нетерпения и головной боли.
332
Злой час. Должно быть, у каждого философа был свой злой час, когда он думал: какой во мне толк, раз не верят даже плохим моим аргументам! — И тогда пролетала над ним какая-то злорадная птичка и чирикала: “Какой в тебе толк! Какой в тебе толк!”
333
Что значит познавать? Non ridere, non lugere, neque detestari, sed intelligere! — говорит Спиноза с подобающей ему простотой и возвышенностью. А между тем, что же, в сущности, есть это intelligere, как не форма, в которой нами одновременно воспринимаются перечисленные три действия? Результат различных и противоречащих себе побуждений к смеху, плачу, проклятию? Прежде чем познание станет возможным, каждое из этих побуждений должно утвердиться в своем одностороннем взгляде на вещь или происшествие; вслед за тем возникает борьба этих односторонностей, а из нее временами — равновесие, успокоение, оправдание всех трех сторон, некоего рода справедливость и как бы договор, ибо благодаря справедливости и договору эти три побуждения могут утверждаться в существовании и поддерживать друг друга в своей правоте. Мы, осознающие лишь последние сцены примирения и итоговые результаты этого длительного процесса, полагаем соответственно, что intelligere есть нечто примирительное, справедливое, доброе, нечто существенно противоположное побуждениям, тогда как оно есть лишь определенное отношение побуждений друг к другу. С незапамятных времен рассматривали сознательное мышление как мышление вообще; только сейчас брезжит нам истина, что наибольшая часть наших духовных процессов протекает в нас бессознательно, бесчувственно; я думаю, однако, что эти побуждения, которые борются здесь друг с другом, вполне способны теребить друг друга и причинять друг другу боль: то сильное внезапное истощение, которому подвергаются все мыслители, возможно, коренится именно здесь (это — истощение на поле битвы). Возможно даже, что в нашей воюющей душе свершается некое скрытое геройство, но наверняка в ней нет ничего Божественного, вечно-в-себе-покоящегося, как полагал Спиноза. Сознательное мышление, в особенности мышление философа, есть бессильнейший и оттого соответственно умереннейший и спокойнейший род мышления, и, стало быть, именно философ легче всего может быть введен в заблуждение относительно природы познания.
334
Надо учиться любить. Так обстоит у нас с музыкой: сначала нужно вообще научиться слушать какую-нибудь фигурацию и мелодию, выслушивать, различать, изолировать и ограничивать ее как некую довлеющую себе жизнь; затем требуется стремление и добрая воля выдержать ее и, несмотря на ее необычность, выработать терпение к формам ее проявления и выражения, отзывчивость ко всему диковинному в ней, — наконец, наступает мгновение, когда мы к ней привыкаем, когда мы ждем ее, когда мы предчувствуем, что ее нам недоставало бы, если бы ее недоставало; и вот она все больше и больше распространяет свой нажим и очарование и не останавливается до тех пор, покуда мы не станем ее смиренными и восхищенными поклонниками, которым и не нужно от мира ничего большего, кроме нее и только нее. — Так, впрочем, обстоит у нас не только с музыкой: именно так мы научились любить все вещи, которые мы теперь любим. Мы всегда в итоге вознаграждаемся за нашу добрую волю, наше терпение, справедливость, кротость к необычному, когда необычное медленно отбрасывает свое покрывало и предстает новой несказанной красотой, такова его благодарность за наше гостеприимство. Даже тот, кто любит самого себя, научился любви на этом пути: другого пути не существует. И любви надо учиться.
335
Да здравствует физика! Сколько же людей умеют наблюдать! И среди немногих, умеющих это, — сколькие наблюдают самих себя! “Каждый наиболее чужд самому себе” — это знают, к своему неудовольствию, все домогатели глубин, и изречение “познай самого себя!”, в устах бога и обращенное к человеку, звучит почти как колкость. Что, однако, с самонаблюдением обстоит столь безнадежно, об этом ничто не свидетельствует так, как манера, с которой почти каждый разглагольствует о сущности какого-либо морального поступка, эта быстрая, усердная, убежденная, болтливая манера с присущим ей взглядом, улыбкой, услужливым рвением! Словно бы тебе хотят сказать: “Однако, милый мой, это как раз по моей части! Ты обращаешься с твоим вопросом к тому, кто вправе ответить: случайным образом я ни в чем не смыслю так, как в этом. Итак, если человек судит6 “вот так это будет правильно”, если он заключает на этом основании: “поэтому это должно случиться!” и потом уже поступает сообразно тому, что он нашел правильным и необходимым, — то сущность его поступка моральна!” Но, друг мой, ты говоришь здесь о трех поступках вместо одного: твое суждение, к примеру, “вот так это будет правильно” есть также поступок — разве нельзя было бы судить и о нем моральным и неморальным способом? Почему считаешь ты это и именно это правильным? “Потому что об этом говорит мне моя совесть; совесть никогда не говорит неморально, только она и определяет, чему быть моральным!” — Но почему ты повинуешься тому, что говорит твоя совесть? И насколько вправе ты рассматривать такое суждение как истинное и необманчивое? Нет ли больше никакой совести — для этой веры? Известно ли тебе что-нибудь об интеллектуальной совести? Совести, скрытой за твоей “совестью”? Твое суждение “вот так это будет правильно” имеет предысторию в твоих влечениях, склонностях, антипатиях, опытах и неискушенностях. “Как оно могло возникнуть?”” — должен ты спросить, и еще должен ты спросить: “Что, собственно, заставляет меня повиноваться ему?” Ты можешь подчиняться его приказу, как бравый солдат, внемлющий приказу своего офицера. Или как женщина, любящая того, кто повелевает. Или как льстец и трус, боящийся повелевающего. Или как глупец, который повинуется, ибо ему нечего сказать против. Короче, на сотню ладов можешь ты внимать своей совести. Но то, что ты выслушиваешь то или иное суждение, как голос совести, — стало быть, ощущаешь нечто, как правильное, — может иметь свою причину в том, что ты никогда не размышлял о самом себе и слепо принимал то, что с детских лет внушалось тебе как правильное; или в том, что твой хлеб насущный и положение до сих пор зависели от того, что ты называешь своим долгом, — ты считаешь это “правильным”, так как это представляется тебе твоим “условием существования” (а то, что ты имеешь право на существование, кажется тебе неопровержимым!). Твердость твоего морального суждения могла бы все еще служить доказательством как раз личного убожества, безличности; твоя “моральная сила” могла бы корениться в твоем упрямстве — или в твоей неспособности лицезреть новые идеалы! И, короче говоря, если бы ты тоньше мыслил, лучше наблюдал и больше учился, ты бы ни при каких обстоятельствах не называл больше долгом и совестью этот твой “долг” и эту твою “совесть”: осознание того, как вообще и когда-либо возникли моральные суждения, отбило бы у тебя охоту к этим патетическим словам, — подобно тому как у тебя уже была отбита охота у другим патетическим словам, типа “грех”, “спасение души”, “искупление”. И не говори мне впредь о категорическом императиве, друг мой! — это слово щекочет мне ухо, и я вынужден смеяться, несмотря на твое столь серьезное присутствие: я поминаю при этом старого Канта, который в наказание за то, что он хитростью добился “вещи в себе” — тоже очень смешная вещь! — был добит “категорическим императивом” и с ним в сердце снова приблудился, подобно лисе, забредшей обратно в свою клетку, к “Богу”, “душе”, “свободе” и “бессмертию”; а клетка-то и была взломлена его силою и умом! — Как? Ты любуешься категорическим императивом в себе самом? Этой “твердостью” твоего так называемого морального суждения? Этой “безусловностью” чувства: “все должны судить здесь так, как я”? Удивляйся, скорее, здесь своему себялюбию! и слепоте, ничтожности, невзыскательности твоего себялюбия! Себялюбие и есть это: ощущать свое суждение как всеобщий закон, — и притом слепое, ничтожное и невзыскательное себялюбие, ибо оно выдает, что ты еще не открыл самого себя, не сотворил еще себе собственного, собственнейшего идеала, который никогда не смог бы быть идеалом кого-нибудь другого, — молчу уж о всех, всех! — Кто судит еще: “так должен был бы в этом случае поступить каждый”, тот не продвинулся еще дальше пяти шагов в самопознании: иначе ведал бы он, что нет и быть не может одинаковых поступков, — что каждый свершенный поступок свершен вполне единственным и неповторимым образом и что с каждым будущим поступком будет обстоять так, что все предписания к действию коснутся лишь грубой внешней его стороны (включая даже проникновеннейшие и утонченнейшие предписания всех прежних моралей), — что с ними, пожалуй, можно будет достичь иллюзии равенства, но именно лишь иллюзии, — что любой поступок, если взглянуть или оглянуться на него, есть и продолжает оставаться непроницаемой вещью, — что наши мнения о “добром”, “благородном”, “великом” никогда не могут бытьдоказаны нашими поступками, ибо каждый поступок непознаваем, — что, хотя наши мнения, оценки и заповеди наверняка принадлежат к мощнейшим рычагам в шестеренчатом механизме наших поступков, все равно закон их механики недоказуем для каждого отдельного случая. Итак, ограничимся очищением наших мнений и оценок и созиданием новых собственных скрижалей — и не будем больше корпеть над “моральной ценностью наших поступков”! Да, друзья мои! Пробил час отвращения ко всей моральной болтовне одних в адрес других! Моральное судопроизводство должно быть оскорблением нашему вкусу! Предоставим эту болтовню и этот дурной вкус тем, кому нечего больше и делать, как волочить прошлое пядь за пядью сквозь времена, и кто сам никогда не есть настоящее, — многим, стало быть, очень многим! Мы же хотим стать тем, что мы есть, — новыми, неповторимыми, несравнимыми, полагающими себе собственные законы, себя-самих-творящими! И для этого должны мы стать лучшими выучениками и открывателями всего законного и необходимого в мире: мы должны быть физиками, чтобы смочь быть творцами в названном смысле, — между тем как до сих пор все оценки и идеалы зиждились на незнании физики либо в противоречии с нею. И посему: да здравствует физика! А еще больше то, что принуждает нас к ней, — наша честность!
336
Скупость природы. Отчего природа оказалась столь скаредной по отношению к человеку, что не дала ему светиться, одному больше, другому меньше, в зависимости от внутренней полноты света у каждого? Отчего великие люди не выглядят столь же прекрасно в своем восходе и закате, как солнце? Насколько более недвусмысленной была бы тогда жизнь среди людей!
337
Будущая “человечность”. Когда я всматриваюсь в эту эпоху глазами какой-нибудь отдаленной эпохи, мне не удается найти в современном человеке ничего более примечательного, чем его своеобразная добродетель и болезнь, называемая “историческое чувство”. Это — начатки чего-то совершенно нового и неизвестного в истории: если бы предоставили этому ростку несколько столетий и больше, то из него в конце концов могло бы выйти дивное растение с таким дивным запахом, ради которого обитать на нашей старой Земле было бы приятнее, чем прежде. Мы, нынешние люди, и начинаем позвенно создавать цепь будущего весьма могущественного чувства — едва ли и сами мы знаем, что мы делаем. Нам почти кажется, что дело идет не о новом чувстве, а об ампутации всех старых чувств, — историческое чувство есть еще нечто столь бедное и холодное, что многие пронизываются им, как ознобом, и становятся от него более бедными и более озябшими. Другим оно кажется признаком подкрадывающейся старости, и наша планета предстает им точно некий унылый больной, который, силясь забыть свое настоящее, записывает себе на память историю своей юности. На деле такова одна грань этого нового чувства: кто способен чувствовать всю историю людей, как собственную историю, тот воспринимает в некоем чудовищном обобщении всю тоску больного, думающего о здоровье, старика, вспоминающего грезы юности, любящего, разлученного с любимой, мученика, теряющего свой идеал, героя вечером после битвы, которая ничего не решила и все же нанесла ему ранения и утрату друга, — но нести в себе эту чудовищную сумму всяческой тоски, мочь нести ее, и при всем том быть еще героем, который с наступлением второго дня битвы приветствует утреннюю зарю и свое счастье, как человек, вмещающий горизонт тысячелетий до и после себя, как наследник всей преимущественности былого духа, и наследник, взявший на себя обязательства, как наиболее знатный из всех старых дворян и в то же время первенец нового дворянства, которое и не снилось всем прежним эпохам: все это принять в душу, древнейшее, новейшее, потери, надежды, завоевания, победы человечества; все это, наконец, нести в одной душе и вместить в одном чувстве — это должно было бы повлечь за собой такое счастье, которого до сих пор не ведал еще человек, — божественное счастье, исполненное силы и любви, полное слез и полное смеха, счастье, которое, словно вечернее солнце, постоянно сорит неисчерпаемыми богатствами и ссыпает их в море и, словно это солнце, лишь тогда чувствует себя богаче всех, когда и беднейший рыбак правит еще золотым веслом! Это божественное чувство да наречется тогда — человечность!
338
Воля к страданию и сострадательные. Выгодно ли вам самим быть, прежде всего, сострадательными людьми? И выгодно ли страждущим это ваше сострадание? Но оставим на мгновение первый вопрос без ответа. — То, чем мы глубже всего и сокровеннее всего мучимся, непонятно и недоступно почти всем другим: в этом мы остаемся тайной и для самого близкого нам человека, хотя бы он и хлебал с нами из одной миски. Но всюду, где подмечают наше страдание, толкуют его весьма плоским образом; к сущности сострадательной аффекции принадлежит то, что она лишает чужое страдание собственно личного характера — наши “благодетели” в большей мере, чем наши враги, суть умалители нашего достоинства и воли. В большинстве благодеяний, оказываемых несчастным, чем-то возмутительным выглядит то интеллектуальное легкомыслие, с которым сострадающий корчит из себя судьбу; ему не известно ровным счетом ничего о внутренних последствиях и переплетах, которые и называются моим илитвоим несчастьем! Общая экономия моей души и ее балансирование путем “несчастья”, прорыв новых источников и потребностей, затягивание старых ран, расплата со всем прошлым — все то, что может быть связано с несчастьем, нисколько не заботит славного сострадальца: он хочет помочь, и ему не приходит в голову, что существует личная необходимость несчастья, что ужасы, лишения, бедствования, полунощные бдения, приключения, риск, промахи столь же необходимы нам с тобой, как и их противоположности, что даже, мистически выражаясь, тропа, ведущая к собственному небу, всегда проходит через сладострастия собственного ада. Нет, об этом он не знает ничего: “религия сострадания” (или “сердце”) велит помогать, и думают, что лучше всего помогается тогда лишь, когда помогается скорее всего! Если вы, приверженцы этой религии, действительно питаете к самим себе те же чувства, которые вы питаете к ближним, если вы не хотите вынести и часа собственных страданий и вечно уже загодя уклоняетесь от всяческих несчастий, если вы воспринимаете страдание и неудовольствие как что-то злое, ненавистное, достойное уничтожения, как позорное пятно на существовании, — что ж, в таком случае в сердце вашем, кроме религии сострадания, есть еще и другая религия, и эта-то последняя и является, возможно, матерью первой: религия удобства. Ах, как мало знаете вы о счастье человека, вы, покладистые и добродушные! ибо счастье и несчастье — братья-близнецы, которые растут вместе или, как у вас, вместе — остаются недорослями! Но теперь вернемся к первому вопросу. — Как же это возможно — оставаться на своем пути! Нас вечно зазывает в сторону чей-то крик; редко видит глаз наш нечто такое, когда не следовало бы мгновенно оставить собственное дело и ринуться на подмогу. Я знаю это: есть сотни пристойных и похвальных способов сбить меня с моего пути, воистину в высшей степени “моральных” способов! Ну да, взгляды нынешних проповедников морали сострадания доходят даже до того, что именно это, и лишь одно это, считается моральным: сбиться таким образом со своего пути и поспешить на помощь к ближнему. Я знаю столь же явно и другое: стоит лишь мне отдаться созерцанию действительной нужды, как я погиб! И если бы страждущий друг сказал мне: “Смотри, я скоро умру: обещай же мне умереть вместе со мною” — я обещал бы это, равным образом как и вид того борющегося за свою свободу горного народца побудил бы меня протянуть ему мою руку и мою жизнь: дабы однажды выбрать из хороших побуждений дурные примеры. Да, даже во всем этом пробуждающем сострадание и взывающем к помощи кроется тайный соблазн: как раз наш “собственный путь” и есть слишком суровое и ответственное дело, а главное, слишком далекое от любви и благодарности других, — мы отнюдь не без охоты покидаем его, его и собственнейшую нашу совесть, ютясь под совестью других и в славном храме “религии сострадания”. Стоит лишь теперь разразиться какой-нибудь войне, как тотчас же в сердцах благороднейших представителей народа разражается, конечно, затаившаяся радость: они с ликованием бросаются навстречу новой смертельной опасности, ибо в самопожертвовании за отечество рассчитывают получить наконец это долго искомое позволение — позволение ускользнуть от своей цели: война для них есть окольный путь к самоубийству, но окольный путь с чистой совестью. И дабы промолчать здесь кое о чем, я не хочу промолчать о моей морали, которая говорит мне: “Живи скрытно, чтобы тебе удалось жить по себе! Живи в неведении того, что кажется твоему времени наиболее важным! Проложи между собою и сегодняшним днем, по крайней мере, шкуру трех столетий! И крики сегодняшнего дня, шум войн и революций да будут тебе журчанием! Ты захочешь также помогать: но только тем, нужду которых ты полностью понимаешь, ибо у них одна с тобою скорбь и одна надежда, — твоим друзьям; и лишь таким способом, каким ты помогаешь сам себе, — я хочу придать им больше мужества, больше стойкости, больше простоты, больше веселья! Я хочу научить их тому, что нынче понимают столь немногие, а те проповедники сострадания и того меньше, — сорадости!”
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Vita femina. Увидеть последнюю красоту какого-либо творения — для этого недостаточно всего знания и всей доброй воли; нужны редчайшие счастливые случайности, дабы однажды отхлынул для нас облачный покров с вершин и они залились бы солнцем. Не только должны мы стоять на правильном месте, чтобы видеть это: сама душа наша должна совлечь покров со своих высот и взыскать внешнего выражения и подобия, словно бы получая от этого устойчивость и самообладание. Поскольку, однако, все это столь редко сходится вместе, я склонен думать, что высочайшие выси всего благого, будь то творение, деяние, человек, природа, пребывали до сих пор для большинства людей и даже для лучших чем-то таинственным и сокрытым: а то, что обнаруживается нам, обнаруживается над однажды! — Греки хорошо молились: “Да удвоится и утроится все прекрасное!” — ах, у них было достаточное основание взывать к богам, ибо небожественная действительность либо вовсе не дает нам прекрасного, либо дает его однажды! Я хочу сказать, что мир преисполнен прекрасных вещей, но, несмотря на это, беден, очень беден прекрасными мгновениями и обнаружениями этих вещей. Но, может статься, это-то и есть сильнейшее очарование жизни: на ней лежит златотканый покров прекрасных возможностей, обещая, сопротивляясь, стыдливо, насмешливо, сострадательно, соблазнительно. Да, жизнь — это женщина!
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Умирающий Сократ. Я восхищаюсь храбростью и мудростью Сократа во всем, что он делал, говорил — и не говорил. Этот насмешливый и влюбленный афинский урод и крысолов, заставлявший трепетать и заливаться слезами заносчивых юношей, был не только мудрейшим болтуном из когда-либо живших: он был столь же велик в молчании. Я хотел бы, чтобы он и в последнее мгновение жизни был молчаливым, — возможно, он принадлежал бы тогда к еще более высокому порядку умов. Было ли то смертью или ядом, благочестием или злобой — что-то такое развязало ему в это мгновение язык, и он сказал: “О, Критон, я должен Асклепию петуха”. Это смешное и страшное “последнее слово” значит для имеющего уши: “О, Критон, жизнь — это болезнь!” Возможно ли! Такой человек, как он, проживший неким солдатом весело и на глазах у всех, — был пессимист! Он только сделал жизни хорошую мину и всю жизнь скрывал свое последнее суждение, свое сокровеннейшее чувство! Сократ, Сократ страдал от жизни! И он отомстил еще ей за это — тем таинственным, ужасным, благочестивым и кощунственным словом! Должен ли был Сократ мстить за себя? Недоставало ли его бьющей через край добродетели какого-то грана великодушия? — Ах, друзья! Мы должны превзойти и греков!
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Величайшая тяжесть. Что, если бы днем или ночью подкрался к тебе в твое уединеннейшее одиночество некий демон и сказал бы тебе: “Эту жизнь, как ты ее теперь живешь и жил, должен будешь ты прожить еще раз и еще бесчисленное количество раз; и ничего в ней не будет нового, но каждая боль и каждое удовольствие, каждая мысль и каждый вздох и все несказанно малое и великое в твоей жизни должно будет наново вернуться к тебе, и все в том же порядке и в той же последовательности, — также и этот паук и этот лунный свет между деревьями, также и это вот мгновение и я сам. Вечные песочные часы бытия переворачиваются все снова и снова — и ты вместе с ними, песчинка из песка!” — Разве ты не бросился бы навзничь, скрежеща зубами и проклиная говорящего так демона? Или тебе довелось однажды пережить чудовищное мгновение, когда ты ответил бы ему: “Ты — бог, и никогда не слышал я ничего более божественного!” Овладей тобою эта мысль, она бы преобразила тебя и, возможно, стерла бы в порошок; вопрос, сопровождающий все и вся: “хочешь ли ты этого еще раз, и еще бесчисленное количество раз?” — величайшей тяжестью лег бы на твои поступки! Или насколько хорошо должен был бы ты относиться к самому себе и к жизни, чтобы не жаждать больше ничего, кроме этого последнего вечного удостоверения и скрепления печатью?
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Incipit tragoedia. Когда Заратустре исполнилось тридцать лет, покинул он свою родину и озеро Урми и пошел в горы. Здесь наслаждался он своим духом и своим одиночеством и в течение десяти лет не утомлялся счастьем своим. Но наконец изменилось сердце его — и однажды утром поднялся он с зарею, встал перед солнцем и так говорил к нему: “Ты, великое светило! К чему свелось бы твое счастье, если б не было у тебя тех, кому ты светишь! Десять лет восходило ты сюда к моей пещере: ты пресытилось бы своим светом и этой дорогою, если б не было меня, моего орла и моей змеи; но мы каждое утро поджидали тебя, принимали от тебя преизбыток твой и благословляли тебя за это. Взгляни! Я пресытился своей мудростью, как пчела, собравшая слишком много меду; мне нужны руки, простертые ко мне; я хотел бы одарять и наделять до тех пор, пока мудрые среди людей не стали бы опять радоваться безумству своему, а бедные — богатству своему. Для этого я должен спуститься вниз: как делаешь ты каждый вечер, окунаясь в море и неся свет свой на другую сторону мира, ты, богатейшее светило! — я должен, подобно тебе, закатиться, как называют это люди, к которым хочу я спуститься. Так благослови же меня, ты, спокойное око, без зависти взирающее даже на чрезмерно большое счастье! Благослови чашу, готовую пролиться, чтобы золотистая влага текла из нее и несла всюду отблеск твоей отрады! Взгляни! Эта чаша хочет опять стать пустою, и Заратустра хочет опять стать человеком”. — Так начался закат Заратустры.
Пятая книга
Мы, бесстрашные
Carcasse, tu trembles?
Tu tremblerais bien davantage, si tu savais, ou je te mene.
Turenne
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Какой толк в нашей веселости. Величайшее из новых событий — что “Бог умер” и что вера в христианского Бога стала чем-то не заслуживающим доверия — начинает уже бросать на Европу свои первые тени. По крайней мере, тем немногим, чьи глаза и подозрение в глазах достаточно сильны и зорки для этого зрелища, кажется, будто закатилось какое-то солнце, будто обернулось сомнением какое-то старое глубокое доверие: с каждым днем наш старый мир должен выглядеть для них все более закатывающимся. Более подозрительным, более чуждым, “более дряхлым”. Но в главном можно сказать: само событие слишком еще велико, слишком отдаленно, слишком недоступно восприятию большинства, чтобы и сами слухи о нем можно было считать уже дошедшими, — не говоря о том, сколь немногие ведают еще, что, собственно, тут случилось и что впредь с погребением этой веры должно рухнуть все воздвигнутое на ней, опиравшееся на нее, вросшее в нее, — к примеру, вся наша европейская мораль. Предстоит длительное изобилие и череда обвалов, разрушений, погибелей, крахов: кто бы нынче угадал все это настолько, чтобы рискнуть войти в роль учителя и глашатая этой чудовищной логики ужаса, пророка помрачения и солнечного затмения, равных которым, по-видимому, не было еще на земле?.. Даже мы, прирожденные отгадчики загадок, мы, словно бы выжидающие на горах, защемленные между сегодня и завтра и впрягшиеся в противоречие между сегодня и завтра, мы, первенцы и недоноски наступающего столетия, на лица которых должны были бы уже пасть тени из ближайшего затмения Европы: отчего же происходит, что даже мы, без прямого участия в этом помрачении, прежде всего без всякой заботы и опасения за самих себя, ждем его восхождения? Быть может, мы еще стоим слишком под ближайшими последствиями этого события — и эти ближайшие последствия, его последствия, вовсе не кажутся нам, вопреки, должно быть, всяким ожиданиям, печальными и мрачными, скорее, как бы неким трудно описуемым родом света, счастья, облегчения, просветления, воодушевления, утренней зари… В самом деле, мы, философы и “свободные умы”, чувствуем себя при вести о том, что “старый Бог умер”, как бы осиянными новой утренней зарею; наше сердце преисполняется при этом благодарности, удивления, предчувствия, ожидания, — наконец, нам снова открыт горизонт, даже если он и затуманен; наконец, наши корабли снова могут пуститься в плавание, готовые ко всякой опасности; снова дозволен всякий риск познающего; море, наше море снова лежит перед нами открытым; быть может, никогда еще не было столь “открытого моря”.
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В какой мере и мы еще набожны. В науке убеждения не имеют никакого права гражданства, так — и вполне основательно — принято говорить: лишь когда эти убеждения решаются снизойти до скромного уровня гипотезы, временной рабочей точки зрения, регулятивной фикции, им разрешается доступ в область познания и даже право на определенное достоинство в ней — при условии постоянного пребывания под полицейским присмотром, под надзором полиции недоверия. — Но в более точном разгляде не означает ли это: лишь когда убеждение перестает быть убеждением, оно вправе притязать на вход в науку? Разве дисциплина научного ума не начинается с того, что не позволяешь себе больше никаких убеждений?.. Так оно, по-видимому, и есть: остается лишь спросить, не должно ли уже наличествовать некое убеждение, чтобы эта дисциплина могла вообще начаться, а именно убеждение, столь властное и безусловное, что приносящее себе в жертву все прочие убеждения. Очевидно, сама наука покоится на вере; не существует никакой “беспредпосылочной” науки. Вопрос, нужна ли истина, должен быть не только заведомо решен в утвердительном смысле, но и утвержден в такой степени, чтобы в нем нашли свое выражение тезис, вера, убеждение; “нет ничего более необходимого, чем истина, и в сравнении с нею все прочее имеет лишь второстепенное значение”. — Эта безусловная воля к истине: что она такое? Есть ли это воля не давать себя обманывать? Есть ли это воля самому не обманывать? Как раз на этот последний лад и могла бы толковаться воля к истине: предположив, что обобщение “я не хочу обманывать” включает в себя и частный случай: “я не хочу обманывать себя”. Но отчего не обманывать? Но отчего не давать обманывать себя? — Заметьте, что доводы в пользу первого суждения лежат в совершенно иной области, чем доводы в пользу второго: не хотят обманываться, предполагая, что быть обманутым вредно, опасно, губительно; в этом смысле наука была бы дотошной смышленностью, осторожностью, пользой, против которой, впрочем, можно было бы по праву возразить: как? действительно ли не-хотеть-давать-себя-обманывать менее вредно, менее опасно, менее губительно? Что знаете вы загодя о характере бытия, чтобы быть в состоянии решать, где больше выгоды: в безусловно ли недоверчивом или в безусловно доверчивом? А в случае, если необходимо и то и другое, большое доверие и большое недоверие, — откуда могла бы наука почерпнуть свою безусловную веру, свое убеждение, на котором она покоится, что истина важнее всякой другой вещи, даже всякого другого убеждения? Этого-то убеждения и не могло возникнуть там, где истина и неистина постоянно обнаруживают свою полезность, как это и имеет место в данном случае. Стало быть, вера в науку, предстающая нынче неоспоримой, не могла произойти из такой калькуляции выгод — скорее вопреки ей, поскольку вере этой постоянно сопутствовали бесполезность и опасность “воли к истине”, “истине любой ценой”. “Любой ценой”: о, мы понимаем это достаточно хорошо, после того как нам довелось принести на сей алтарь и закласть на нем все веры, одну за другой! — Следовательно, “воля к истине” означает: не “я не хочу давать себя обманывать”, а — безальтернативно — “я не хочу обманывать, даже самого себя”: и вот мы оказываемся тем самым на почве морали. “Почему ты не хочешь обманывать?”, в особенности если видимость такова — а видимость как раз такова! — что жизнь основана на видимости, я разумею — на заблуждении, обмане, притворстве, ослеплении, самоослеплении, и что, с другой стороны, ивеличайшая форма жизни всегда оказывалась на стороне беспринципных polytropoi [характеристика Одиссея]. Такое намерение, пожалуй, могло бы быть, мягко говоря, неким донкихотством, маленьким мечтательным сумасбродством; но оно могло бы быть и чем-то более скверным, именно, враждебным жизни, разрушительным принципом… “Воля к истине” — это могло бы быть скрытой волей к смерти. — Таким образом, вопрос, зачем наука, сводится к моральной проблеме: к чему вообще мораль, если жизнь, природа, история “неморальны”? Нет никакого сомнения, что правдивый человек, в том отважном и последнем смысле слова, каким предполагает его вера в науку, утверждает тем самым некий иной мир, нежели мир жизни, природы и истории; и коль скоро он утверждает этот “иной мир” — как? не должен ли он как раз тем самым отрицать его антипод, этот мир — наш мир?.. Теперь уже поймут, на что я намекаю: именно, что наша вера в науку покоится все еще на метафизической вере, — что даже мы, познающие нынче, мы, безбожники и антиметафизики, берем наш огонь все еще из того пожара, который разожгла тысячелетняя вера, та христианская вера, которая была также верою Платона, — вера в то, что Бог есть истина, что истина божественна… А что, если именно это становится все более и более сомнительным, если ничто уже не оказывается божественным, разве что заблуждением, слепотою, ложью, — если сам Бог оказывается продолжительнейшей нашей ложью?
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Мораль как проблема. Дефицит личности мстит за себя повсюду; расслабленная, невзрачная, потухшая, отрекающаяся от самой себя и отрицающая себя личность не годится уже ни на что хорошее –0 меньше всего на философию… “Самоотверженность” ни во что не ставится на небе и на земле; все великие проблемы требуют великой любви, а на нее способны только сильные, цельные, надежные умы, плот но прилегающие к самим себе. Крайне существенная разница, относится ли мыслитель к своим проблемам лично, видя в них свою судьбу, свою нужду и даже свое величайшее счастье, или “безлично”: именно, умея лишь ощупывать их и схватывать щупальцами холодной, любопытной мысли. В последнем случае ничего не выходит, это уже можно обещать наверняка: ибо великие проблемы, если даже допустить, что они дают себя схватывать, не дают себя удерживать лягушкам и мямлям, таков уж их вкус от вечности, — вкус, который, впрочем, они разделяют со всеми добросовестными самками. — Как же случилось, что я еще не встречал, даже в книгах, никого, кто относился бы к морали с такой личной установкой, кто признавал бы мораль проблемой, а эту проблему своей личной нуждой, мукой, сладострастием, страстью? Явное дело, мораль до сих пор вовсе не была проблемой; скорее всего чем-то, в чем находили общий язык после всяческих подозрений, раздоров, противоречий, — священным местом мира, где мыслители отдыхали, облегченно вздыхали, оживали даже от самих себя. Я не вижу никого, кто отважился бы на критику моральных ценностных суждений; от меня ускользают здесь даже попытки научного любопытства, избалованного обольстительного воображения, присущего психологам и историкам, которое с легкостью предупреждает проблему и схватывает ее на лету, не зная даже толком, что тут схвачено. Мне едва удалось изыскать некоторые скудные наметки к созданию истории возникновения этих чувств и оценок (что, впрочем, есть нечто иное, чем их критика, и уж совсем иное, чем история этических систем): в одном отдельном случае я приложил все усилия, чтобы возбудить склонность и способность к такого рода истории, — тщетно, как мне кажется теперь. От этих историков морали (в особенности англичан) мало толку: обыкновенно они и сами все еще простодушно подчиняются некоторой морали и составляют, сами того не зная, ее свиту и щитоносцев; таково разделяемое ими народное суеверие, и поныне столь чистосердечно оговариваемое христианской Европой, будто характерная черта морального поступка заключается в самоотверженности, самоотрицании, самопожертвовании или в сочувствии, сострадании. Их расхожая ошибка произвольного основания сводится к тому, что они утверждают какой-то consensus народов, по крайней мере прирученных народов, относительно известных положений морали и выводят отсюда ее безусловную обязательность, даже для нас с тобой, или, напротив, открыв истину, что у различных народов моральные оценки по необходимости различны, они заключают о необязательности всякой морали: и то и другое — большое ребячество. Ошибка более утонченных среди них заключается в том, что они обнаруживают и критикуют глупые, быть может, мнения какого-либо народа о своей морали или людей о всякой вообще человеческой морали, стало быть, о ее происхождении, религиозной санкции, суеверии свободной воли и т. п., и воображают тем самым, что раскритиковали саму мораль. Но значимость предписания “ты должен” существенно иная и нисколько не зависит от всяческих мнений о ней и от сорняка заблуждений, которым она, должно быть, поросла: это столь же несомненно, как и то, что ценность какого-либо медикамента для больного совершенно независима от того, думает ли больной о медицине научно или как старая дева. Мораль могла бы вырасти даже из заблуждения: но и этим осознанием проблема ее ценности вовсе не была бы затронута. — Итак, никто до сих пор не апробировал еще ценности того прославленнейшего из всех лекарств, которое называется моралью: для этого нужно первым делом — поставить эту ценность под вопрос. Ну что ж! Это как раз и есть наше дело.
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Наш вопросительный знак. Но вы не понимаете этого? В самом деле, нужно приложить усилия, чтобы понять нас. Мы ищем слов, возможно, мы ищем и ушей. Кто же мы такие? Если бы нам вздумалось назвать себя просто старым выражением “безбожники”, или “неверующие”, или же “имморалисты”, мы далеко бы еще не считали себя названными: мы — все это вместе в слишком поздней стадии, слишком поздней, чтобы было понятно, чтобы вы смогли понять, господа зеваки, каково у нас на душе. Нет! Мы уже свободны от горечи и страсти вырвавшегося на волю, который рассчитывает сделать себе из своего неверия еще одну веру, цель, даже мученичество! Мы ошпарены кипятком познания и до очерствелости охлаждены познанием того, что в мире ничто не свершается божественным путем, ни даже по человеческой мере — разумно, милосердно или справедливо: нам известно, что мир, в котором мы живем, небожествен, неморален, “бесчеловечен”, - мы слишком долго толковали его себе ложно и лживо, в угоду нашему почитанию и, значит, в угоду некоей потребности. Ибо человек — почитающее животное! Но он и недоверчивое животное: и то, что мир не стоит того, во что мы верили, оказывается едва ли не самым надежным завоеванием нашей недоверчивости. Сколько недоверчивости, столько и философии. Мы, пожалуй, остерегаемся сказать, что он стоит меньшего: нам теперь кажется даже смешным, когда человек пытается изобретать ценности, превосходящие ценность действительного мира, — от этого-то мы и отступились, как от распутного блуждения человеческого тщеславия и неразумия, которое долго не признавалось за таковое. Свое последнее выражение оно нашло в современном пессимизме, а более старое, более сильное — в учении Будды; также и христианство содержит его, конечно в более сомнительном и двусмысленном виде, но оттого ничуть не менее соблазнительном. Вся установка “человек против мира”, человек, как “мироотрицающий” принцип, человек, как мера стоимости вещей, как судья мира, который в конце концов кладет на свои весы само бытие и находит его чересчур легким, — чудовищная безвкусица этой установки, как таковая, осознана нами и опротивела нам: мы смеемся уже, когда находим друг подле друга слова “человек и мир”, разделенные сублимированной наглостью словечка “и”! Но как? Не продвинулись ли мы, именно как смеющиеся, лишь на шаг дальше в презрении к человеку? И, стало быть, и в пессимизме, в презрении к постижимому нами бытию? Не впали ли мы тем самым в подозрение относительно противоположности между миром, в котором мы до сих пор обитали с нашими почитаниями, — ради которого мы, возможно, и выносили жизнь, — и другим миром, который есть мы сами: беспощадное, основательное, из самих низов идущее подозрение относительно нас самих, которое все больше, все хуже овладевает нами, европейцами, и с легкостью могло бы поставить грядущие поколения перед страшным или — или: “отбросьте или свои почитания, или — самих себя!” Последнее было бы нигилизмом; но не было ли и первое — нигилизмом? — Вот наш вопросительный знак.
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Верующие и их потребность в вере. Насколько некто нуждается в вере, чтобы преуспевать, в какой мере ему необходимо иметь нечто “прочное”, что он не хотел бы расшатать, так как держится за него, — это и является показателем его силы (или, говоря яснее, его слабости). Еще и сегодня, как нам кажется, большинство обитателей старой Европы нуждается в христианстве: оттого оно все еще находит веру. Ибо таков уж человек: можно было бы тысячекратно опровергнуть перед ним любой догмат веры, — но если бы он нуждался в нем, он все снова и снова считал бы его “истинным” — согласно тому знаменитому “доказательству силы”, о котором говорит Библия. В метафизике нуждаются еще некоторые; но и то буйное желание достоверности, которое нынче на научно-позитивистский лад разряжается в широких массах, желание знать что-либо наверняка (причем, вследствие горячности желания, смотрят на это с легкостью и сквозь пальцы, как на гарантию самой прочности) — и оно оказывается все еще поиском поддержки, опоры, короче, тем инстинктом слабости, который если и не создает, то консервирует религии, метафизики, убеждения всякого рода. В действительности над всеми этими позитивистскими системами чадит дым известного пессимистического помрачения, какая-то усталость, фатализм, разочарование, страх перед новым разочарование — или выставляемая напоказ злоба, дурное настроение, анархизм негодования и всякого рода симптомы или маскарады расслабленности. Даже та запальчивость, с которой наши смышленнейшие современники забиваются в жалкие углы и щели, например в патриотщину (так именую я то, что во Франции называют chauvinisme, а в Германии deutsch), или в эстетические подпольные исповедания по типу парижского naturalisme (извлекающего из природы и оголяющего только ту часть, которая одновременно вызывает чувство гадливости и удивления, — эту часть нынче охотно именуют la verite vraie), или в нигилизм петербургского образца (т.е. в веру в неверие, вплоть до мученичества за нее), — даже эта запальчивость свидетельствует прежде всего о потребности в вере, в поддержке, в хребте, в опоре… Вера всегда больше всего жаждется, упорнее всего взыскуется там, де недостает воли: ибо воля, как аффект повеления, и есть решительный признак самообладания и силы. Это значит: чем меньше умеет некто повелевать, тем назойливее влечется он к тому, кто повелевает, и повелевает строго, — к Богу, монарху, званию, врачу, духовнику, догме, партийной совести. Из чего, пожалуй, следовало бы вывести, что причина возникновения и внезапное распространение обеих мировых религий, буддизма и христианства, заключались главным образом в чудовищном заболевании воли. И так оно и было на самом деле: обе религии обнаружили некое влекомое больной волею в абсурд, доходящее до отчаяния стремление к “ты должен”, обе религии были учителями фанатизма в периоды расслабления воли и обернулись для неисчислимого множества людей взысканием опоры, новой возможности, смакованием самого взыскания. Фанатизм и есть та самая единственная “сила воли”, к которой могут быть приведены слабые и неуверенные, некоего рода гипнотизирование всей чувственно-интеллектуальной системы в угоду изобильному питанию (гипертрофии) одной-единственной точки зрения и чувства, которая отныне начинает доминировать, — христианин называет ее своей верой. Всюду, где человек приходит к основополагающему убеждению, что им должны повелевать, он становится “верующим”; можно было бы, напротив, вообразить себе некую радость и силу самоопределения, некую свободу воли, при которой ум расстается со всякой верой, со всяким желанием достоверности, полагаясь на свою выучку и умение держаться на тонких канатах и возможностях и даже танцевать еще над пропастями. Такой ум был бы свободным умом par excellence.
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О происхождении ученых. Ученый вырастает в Европе из всякого рода сословий и в условиях общества, словно некое растение, не нуждающееся ни в какой специфической почве; оттого, по сути дела и непроизвольно, он принадлежит к носителям демократической идеи. Но это происхождение выдает себя. Если обладаешь несколько обостренным зрением, чтобы уличать и накрывать с поличным в ученой книге, в научном трактате интеллектуальную идиосинкразию ученого — каждый ученый имеет таковую, — то почти всегда обнаружишь за нею “предысторию” ученого, его семью, особливо же семейные занятия и профессиональные уклоны. Где чувство выражается в словах: “теперь это доказано, теперь я с этим покончил”, там по обыкновению в крови и инстинктах ученого присутствует предок, который и одобряет со своей точки зрения “проделанную работу”, - вера в доказательство есть только симптом того, что в каком-либо трудолюбивом роду исстари рассматривалось как “хорошая работа”. Пример: сыновья регистраторов и канцелярских писарей всякого рода, главная задача которых всегда состояла в том, чтобы приводить в порядок разнообразный материал, распределять его по ящикам, вообще схематизировать, в случае если они делаются учеными, обнаруживают предрасположенность к тому, чтобы считать какую-нибудь проблему почти решенной, раз им удалось ее схематизировать. Есть философы, которые, по существу, суть только схематические головы — у них формальный навык отцовского ремесла стал внутренним содержанием. Талант к классификациям, к таблицам категорий выдает кое-что; нельзя безнаказанно быть чадом своих родителей. Сын адвоката должен будет и в качестве исследователя быть адвокатом: он старается в первом заходе оказаться правым (recht behalten), а во втором, пожалуй, быть правым (recht haben). Сыновей протестантских священников и школьных учителей узнают по наивной уверенности, с которою они, будучи учеными, считают свое дело уже доказанным, если только оно изложено ими от сердца и с теплотою: они основательно привыкли к тому, что им верят, — у их отцов это было “ремеслом”! Еврей, напротив, сообразно кругу занятий и прошлому своего народа как раз меньше всего привык к тому, чтобы ему верили: взгляните с этой точки зрения на еврейских ученых — они все возлагают большие надежды на логику, стало быть, на принуждение к согласию посредством доводов; они знают, что с нею они должны победить даже там, где против них налицо расовая и классовая ненависть, где им неохотно верят. Ведь нет ничего демократичнее логики: для нее все на одно лицо, и даже кривые носы она принимает за прямые. (Говоря между делом: Европа обязана не малой благодарностью евреям как раз по части логизирования и более чистоплотных привычек головы; прежде всего немцы, эта прискорбно deraisonnable раса, которой и сегодня все еще не мешало бы “задать головомойку”. Повсюду, где евреям довелось оказать влияние, они научили тоньше различать, острее делать выводы, яснее и аккуратнее писать: их задачей всегда было привести народ “к raison”.)
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Еще раз происхождение ученых. Хотеть сохранить самого себя есть выражение бедственного состояния, некоего ограничения основного импульса собственной жизни, восходящего к расширению власти и в этом волении довольно часто подвергающего сомнению чувство самосохранения и жертвующего им. Пусть сочтут это за симптом, когда отдельные философы, как, например, чахоточный Спиноза, усматривали, должны были усматривать решающее значение именно в так называемом импульсе самосохранения: это были люди, находившиеся как раз в бедственном состоянии. Что наше современное естествознание столь основательно спуталось со спинозовской догмой (вконец и грубее всего в дарвинизме с его непостижимо односторонним учением о “борьбе за существование”) — это коренится, по-видимому, в происхождении большинства естествоиспытателей: они принадлежат в этом отношении к “народу”, их предки были бедными и незначительными людьми, которые слишком хорошо и сблизи знали тяготы хлеба насущного. От всего английского дарвинизма отдает как бы удушливой атмосферой английского перенаселения, как бы мелколюдным запахом нужды и тесноты… Но в качестве естествоиспытателя нужно было выйти из своего человеческого закутка — а в природе царит не бедственное состояние, но изобилие, расточительность, доходящая даже до абсурда. Борьба за существование есть лишь исключение, временное ограничение воли к жизни; великая и малая борьба идет всегда за перевес, за рост и распределение, за власть, сообразно воле к власти, которая и есть как раз воля к жизни.
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К чести homines religiosi. Вполне очевидно, что борьба против церкви является между прочим — ибо она означает многое — и борьбой более пошлых, довольных, доверчивых, поверхностных натур против господства более сложных, более глубоких, более созерцательных, стало быть, против более злых и подозрительных людей, которые сочетали длительное подозрение относительно ценности существования с размышлениями о собственной своей ценности: общий инстинкт народа, его чувственная веселость, его “доброе сердце” восстали против них. Вся римская церковь покоится на южном недоверии к природе человека, которое Севером искони понималось фальшиво: с таким недоверием получил европейский Юг наследство глубокого Востока, доисторической, таинственной Азии и ее контемпляций. Уже протестантизм есть народный бунт в пользу простодушных, чистосердечных, поверхностных натур (Север всегда был более добродушным и более плоским, чем Юг); но только французская революция окончательно и торжественно вложила скипетр в руки “доброго человека” (овцы. Осла, гуся и всего, что неизлечимо плоско и визгливо созрело для сумасшедшего дома “современных идей”).
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К чести священнических натур. Я думаю, что от того, что разумеет под мудростью народ (а кто нынче не “народ”?), — от той умной коровьей безмятежности, той набожности и пасторской кротости, которая лежит на лугу и серьезно и жующе взирает на жизнь, — именно от этого философы чувствовали себя наиболее отстоящими, вероятно, потому, что были для этого недостаточно “народом”, недостаточно сельскими пасторами. И, конечно, они позже всех примирятся с мыслью, что народ мог бы понять кое-что из того, что как нельзя дальше отстоит от него, — великую страсть познающего, который постоянно живет, должен жить в грозовом облаке высочайших проблем и тягчайших ответственностей (стало быть, отнюдь не созерцательно, извне, равнодушно, надежно, объективно…). Народ чтит совершенно иной сорт человека, когда со своей стороны составляет себе идеал “мудреца”, и тысячекратно в этом прав, осыпая лучшими словами и почестями как раз этого сорта людей: кроткие, серьезно-глуповатые и непорочные священнические натуры и все им родственные — им воздается хвала в народном благоговении перед мудростью. И кому же еще следовало бы народу быть более благодарным, как не этим людям, которые принадлежат к нему и из него выходят, но в качестве посвященных, избранных, принесенных в жертву ради его блага — сами они верят в то, что были принесены в жертву Богу, — перед которыми он может безнаказанно изливать свое сердце, с помощью которых может избавляться от своих тайн, своих забот и сквернот (ибо человек, который “доверяется”, освобождается от самого себя, а тот, кто “исповедался”, забывает). Здесь распоряжается великая нужда: и для душевных нечистот потребны сточные канавы и чистая, очистительная вода в них, потребны стремительные потоки любви и сильные, смиренные, чистые сердца, которые самоотверженно готовят себя к подобной службе необщественного попечения о здоровье, — ибо это есть жертва, священник есть и остается человеческой жертвой… Народ воспринимает таких принесенных в жертву, притихших, серьезных людей “веры” как мудрых, т.е. ставших знающими, как “надежных” в сравнении с собственной его ненадежностью: кто бы мог лишить его слова и этого благоговения? — Но — что справедливо и в обратном порядке — среди философов также и священник считается еще “народом”, а не “знающим”. Прежде всего потому, что и сами они не верят в “знающих”, и уже от этой веры и этого суеверия на них самих несет “народом”. Скромность изобрела в Греции слово “философ” и уступила комедиантам ума роскошную спесь называть себя мудрыми — скромность таких страшилищ гордости и самообладания, как Пифагор, как Платон…
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Насколько еще можно обойтись без морали. Обнаженный человек вообще постыдное зрелище — я говорю о нас, европейцах (а никак не о европеянках!). Допустим, что какое-то веселое общество за обеденным столом вдруг увидело бы себя раздетым догола коварной выходкой какого-нибудь волшебника; я полагаю, что исчезло бы не только веселье и самый сильный аппетит, — по-видимому, мы, европейцы, вовсе не можем обойтись без того маскарада, который называется одеждой. Не должно ли иметь столь же прочные основания и одеяние “моральных людей”, их закутывание в моральные формулы и правила приличия, вся благонамеренная подтасовка наших поступков под понятия “долг”, “добродетель”, “чувство солидарности”, “порядочность”, “самоотверженность”? Не то чтобы я думал, что здесь маскируется в нас какая-то человеческая злоба и низость, короче, скверный дикий зверь; напротив, моя мысль в том, что мы именно в качестве ручных зверей являем собою постыдное зрелище и нуждаемся в моральном одеянии, — что “внутренний мир человека” в Европе давно уже не в такой степени скверен, чтобы “выставляться напоказ” (чтобы тем самым быть прекрасным). — Европеец одевается в мораль, так как он стал больным, немощным, увечным зверем, имеющим все основания быть “ручным”, так как он — почти уродец, нечто недоделанное, слабое, неуклюжее… Не ужас, внушаемый хищным зверем, находит моральное одеяние необходимым, но стадное животное со своей глубокой посредственностью, боязнью и скукой от самого себя. Мораль наряжает европейца — сознаемся в этом! — во что-то более благородное, более значительное, более импозантное, в “божественное”…
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О происхождении религий. Действительное изобретение основателей религии сводится, во-первых, к тому, чтобы установить определенный образ жизни и нравственный обиход, действующий как disciplina voluntatis и в то же время отгоняющий скуку; во-вторых, дать интерпретацию этой жизни, благодаря которой она предстает в свете высшей ценности и становится отныне неким благом, за которое борются, а при случае и отдают жизнь. По правде, из этих двух изобретений второе более существенно: первое — образ жизни — обыкновенно уже имеется, но наряду с другими образами жизни и без какого-либо осознания присущей ему ценности. Значимость, оригинальность основателя религии обнаруживается, как правило, в том, что он видит этот образ жизни, избирает его, впервые угадывает, во что его можно употребить, как его можно интерпретировать. Иисус (или Павел), к примеру, столкнулся с жизнью простолюдья в римской провинции, скромной, добродетельной, угнетенной жизнью: он истолковал ее, он вложил в нее высший смысл и ценность — и тем самым мужество презирать всякий прочий образ жизни, — тихий гернгутерский фанатизм, тайную катакомбную самонадеянность, которая все росла и росла, покуда не ощутила себя готовой к тому, чтобы “победить мир” (т.е. Рим и более высокие сословия во всей Империи). Равным образом Будда столкнулся с тем типом людей, причем рассеянным по всем сословиям и общественным ступеням его народа, которые из косности были добрыми и благосклонными (прежде всего незлобивыми), которые все из той же косности жили воздержанной и почти непритязательной жизнью; он понял, с какой неизбежностью и vis inerrtiae должен был подобный тип людей вкатиться в веру, обещающую предотвратить возвращение земной юдоли (т.е. труда, делания вообще), — это “понимание” и было его гением. Для основателя религии характерна психологическая непогрешимость в знании определенного среднего типа душ, которые и сами не опознали еще своей принадлежности друг другу. Он и собирает их воедино; основание религии лишь постольку оказывается всегда долгим праздником опознавания.
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О “гении рода”. Проблема сознания (вернее, самосознания) лишь тогда встает перед нами, когда мы начинаем понимать, насколько мы могли бы обойтись без него: к этому началу понимания приводят нас теперь физиология и естественная история животных (той и другой, стало быть, понадобились два столетия, чтобы настигнуть опережающее подозрение Лейбница). Действительно, мы могли бы думать, чувствовать, хотеть, вспоминать, равным образом могли бы мы “действовать” во всяком смысле слова, и, однако, всему этому не было бы никакой нужды “включиться в наше сознание” (говоря образно). Жизнь была бы вполне возможна и без того, чтобы видеть себя как бы в зеркале; впрочем, еще и теперь преобладающая часть этой жизни протекает в нас фактически без этого отражения, — и притом мыслящей, чувствующей, волящей жизни, сколь бы обидно ни звучало это для какого-нибудь более старого философа. К чему вообще сознание, раз оно по существу излишне? — Что ж, мне кажется — если соизволят выслушать мой ответ на этот вопрос и заключающуюся в нем необузданную, возможно, догадку, — что утонченность и сила создания всегда находятся в прямой связи со способностью общения человека (или животного), а способность общения, в свою очередь, связана с потребностью в общении; при этом последнее понимается отнюдь не в том смысле, что отдельный человек, искусный в общении и разъяснении своих потребностей, непременно должен был бы больше всех обращаться со своими потребностями к другим людям. Но в отношении целый рас и цепи поколений дело, по-видимому, обстоит именно так. Там, где потребность, нужда долгое время принуждала людей к общению, к быстрому и тонкому взаимопониманию, там, в конечном счете, всегда наличествует избыток этой силы и искусства общения, словно бы некое состояние, которое постепенно накопилось и теперь ждет наследника, смогшего бы его промотать (так называемые художники суть эти наследники, равным образом ораторы, проповедники, писатели: люди, замыкающие долгую цепь, “запоздалые отпрыски” в лучшем значении слова и, как было сказано, моты по самому своему существу). Допустив, что это наблюдение верно, я вправе перейти к догадке, что сознание вообще развивалось только под давлением потребности в общении, — что оно с самого начала было необходимо и полезно лишь в отношениях между людьми (в особенности между повелевающим и повинующимся) и что само развитие его находилось в прямой зависимости от степени этой полезности. Сознание есть, по существу, лишь коммутатор между человеком и человеком — лишь в качестве такового должно было оно развиваться: отшельническим и хищным натурам оно было бы ни к чему. То, что наши поступки, мысли, чувства, движения сами вошли в сознание — по крайней мере, частично, — было следствием “нужды”, страшно долгое время господствовавшей над человеком: он нуждался, будучи рискованным животным, в помощи, защите, он нуждался в себе подобном, он должен был выражать свою нужду, уметь толком объясняться, — и для всего этого ему необходимо было прежде всего “сознавать”, стало быть “знать”, чего ему недостает, “знать”, каково у него на душе, “знать”, что он думает. Ибо, говоря снова: человек, как всякая живая тварь, постоянно мыслит, но не знает этого; осознаваемое мышление есть лишь самомалейшая часть всего процесса, скажем так: самая поверхностная, самая скверная часть, — ибо одно только это сознательное мышление и протекает в словах, т.е. в знаках общения, которыми и возвещается начало сознания. Короче говоря, развитие языка и развитие сознания (не разума, а только самоосознания разума) идут рука об руку. Следует добавить к этому, что не только язык служит мостом между одним человеком и другим, но и всякий вообще взгляд, нажим, жест; сознательность наших чувственных впечатлений в нас самих, сила, позволяющая фиксировать их и как бы помещать их вовне, возрастала пропорционально росту необходимости передавать их другим посредством знаков. Изобретающий знаки человек есть одновременно все более остро сознающий себя человек; лишь в качестве социального животного научился он сознавать себя — он и теперь делает еще это, он делает это все больше и больше. — Моя мысль, как видите, сводится к тому, что сознание, собственно, не принадлежит к индивидуальному существованию человека, скорее, оно принадлежит к тому, что есть в нем родового и стадного; оно, как и следует отсюда, достигает утонченного развития лишь в связи с родовой и стадной полезностью, и, стало быть, каждый из нас, при всем желании в максимальной степени понять себя индивидуально, “узнать самого себя”, всегда будет сознавать только неиндивидуальное в себе, свой “средний уровень”, - сама наша мысль своей сознательностью — повелевающим в ней “гением рода” — постоянно как бы набирает большинство голосов (majorisiert) и переводится обратно в стадные перспективы. Нет никакого сомнения, все наши поступки, в сущности, неповторимо личностны, уникальны, безгранично-индивидуальны; но стоит лишь нам перенести их в сознание, как они уже не выглядят таковыми… Это и есть доподлинный феноменализм и перспективизм, как я его понимаю: природа животного сознания влечет за собою то, что мир, который мы в силах осознать, есть только мир поверхностей и знаков, обобщенный, опошленный мир, — что все осознаваемое уже тем самым делается плоским, мелким, относительно глупым, общим, знаком, стадным сигналом — что с каждым актом осознания связана большая и основательная порча, извращение, обмеление и обобщение. В конце концов растущее сознание есть опасность, и тот, кто живет среди наиболее сознательных европейцев, знает даже, что это болезнь. Вы догадываетесь, мне здесь нет никакого дела до противоположности между субъектом и объектом: это различение я предоставляю теоретикам познания, которые запутались в сетях грамматики (народной метафизики). Это вовсе и не противоположность между “вещью в себе” и явлением: ибо мы “познаем” далеко не столь основательно, чтобы быть вправе на такие деления. У нас ведь нет никакого органа для познания, для “истины”: мы “знаем” (или верим, или воображаем) ровно столько, сколько может быть полезно в интересах людского стада, рода, — и даже то, что называется здесь “полезностью”, есть в конце концов тоже лишь вера, лишь воображение и, возможно, как раз та самая роковая глупость, от которой мы однажды погибнем.
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Происхождение нашего понятия “познание”. Я беру это объяснение с улицы; я слышал, как кто-то из народа говорил: “Он меня опознал”, - я спросил себя при этом: что, собственно, понимает народ под познанием? Чего он хочет, когда он хочет “познания”? Ничего иного, кроме того, чтобы свести нечто чужое к чему-то знакомому. А мы, философы, — разве мы понимаем под познанием нечто большее? Знакомое — значит: все, к чему мы привыкли, так что и не удивляемся больше этому, — наша повседневность, какое-нибудь правило, в котором мы застреваем, все и вся, в чем мы чувствуем себя как дома, — как? разве наша потребность в познании не есть именно эта потребность в знакомом? воля — среди всего чужого, непривычного, сомнительного обнаружить нечто такое, что не беспокоит нас больше? Не должно ли это быть источником страха — то, что велит нам познавать? Не должно ли ликование познающего быть ликованием как раз по случаю вновь обретенного чувства уверенности? Этот философ воображал, что он “познал” мир, когда свел его к “идее”: ах, разве это случилось не потому, что ему была так знакома, так привычна “идея”? что он так мало уже страшился “идеи”? — О, это довольство познающих! по нему пусть и судят об их принципах и решениях мировой загадки! Если они вновь найдут в вещах, под вещами, за вещами нечто такое, что нам, к сожалению, весьма знакомо, например нашу таблицу умножения, или нашу логику, или нашу волю и влечение, — радости их нет конца! Ибо “то, что опознано, — познано” — в этом они единодушны. Даже наиболее осторожные среди них полагают, что, по крайней мере, знакомое легче познать, чем чужое; к примеру, метьодически предписывается исходить из “внутреннего мира”, из “фактов сознания”, так как они представляют более знакомый нам мир! Заблуждение заблуждений! Знакомое есть привычное, а привычное труднее всего “познавать”, т.е. видеть в нем проблему, т.е. видеть его чужим, отдаленным, “вне нас самих”… Великая уверенность естественных наук по сравнению с психологией и критикой основ сознания — неестественными науками, как почти что можно было бы сказать, — покоится именно на том, что они берут чужое как объект: между тем желание принимать за объект вообще нечужое есть едва ли не полное противоречий и бессмысленное занятие…
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В какой мере Европа будет делаться “более художественной”. Еще и сегодня — в наше переходное время, когда столь многое перестает носить принудительный характер, — забота о жизни принуждает почти все мужское население Европы к некой определенной роли, к так называемой профессии; некоторым оставляется при этом свобода, призрачная свобода, самим выбирать эту роль, большинству же она навязывается. Результат достаточно странен: почти все европейцы в пожилом возрасте путают себя со своими ролями, они сами оказываются жертвами собственной “хорошей игры”, сами забывают, как много случая, каприза, произвола распоряжалось ими, когда решался вопрос их “профессии”, - и какое множество иных ролей смогли бы они, пожалуй, сыграть: ибо нынче уже слишком поздно! При более глубоком рассмотрении на деле из роли получился характер, из искусства — натура. Были времена, когда с категорической уверенностью, даже с благочестием верили в свое предназначение именно к этому вот занятию, к этому вот заработку и просто не желали признавать здесь случайностей, роли, произвола; сословия, гильдии, наследственные привилегии ремесла были в состоянии с помощью этой веры воздвигнуть ту громаду широких общественных башен, которые отличают Средние века и за которыми, во всяком случае, остается признать одно: способность к долговечности (а долговечность на земле есть ценность первого ранга!). Но бывают и обратные времена, собственно демократические, когда все больше и больше отучаются от этой веры и когда на передний план выступает некая лихая вера и противоположная точка зрения: та вера афинян, которая впервые замечается в эпоху Перикла, та нынешняя вера американцев, которая все больше хочет сделаться верою и европейцев: когда каждый убежден, что способен почти на все, дорос почти до всякой роли, когда каждый испытывает себя, импровизирует, снова испытывает, испытывает с удовольствием, когда прекращается всякая природа и начинается искусство… Греки, впервые принявшие эту веру в роли — артистическую веру, если угодно, — шаг за шагом подверглись, как известно, диковинному и не во всех отношениях достойному подражания превращению: они на деле стали актерами; в качестве таковых они очаровали, завоевали весь мир — и, наконец, даже “завоевательницу мира” (ибо Graeculus histrio победил Рим, а не — как по обыкновению говорят невинные люди — греческая культура…). Но чего я боюсь, что уже сегодня становится осязательным, если есть охота осязать это, так это того, что мы, современные люди, вполне уже стоим на том же пути; и всякий раз, когда человек начинает обнаруживать, в какой мере он играет роль и в какой мере он может быть актером, он становится актером… Тем самым всходит новая флора и фауна людей, которые не смогли бы вырасти в более прочные, более ограниченные времена — или пребывали бы “внизу”, под гнетом и подозрением в бесчестии, — тем самым наступают всякий раз интереснейшие и сумасброднейшие периоды истории, когда “актеры”, всякого рода актеры оказываются доподлинными господами. Именно здесь все глубже ущемляется и, наконец, становится невозможной иная порода людей, прежде всего великие “строители”; строительная сила теперь парализована; исчезает мужество замышлять дальнебойные планы; дает о себе знать недостаток в организаторском гении: кто рискнет еще нынче на такие предприятия, завершение которых исчислялось бы тысячелетиями? Вымирает та старая вера, опираясь на которую человек мог бы рассчитывать, обещать, предупреждать будущее в планах, приносить его в жертву своему плану, — вера в то, что человек лишь постольку имеет ценность и смысл, поскольку он оказывается камнем в каком-либо великом строении; для чего он и должен прежде всего быть твердым, должен быть “камнем”… Прежде всего не — актером! Короче говоря — ах, это достаточно долго будут еще замалчивать! — если что впредь не будет больше строиться, не может больше строиться, так это — общество в старом смысле слова: для постройки этого здания недостает уже всего, прежде всего материала. Все мы уже не представляем материала для общества: вот истина, которая вполне своевременна! Мне нет дела до того, что временами еще самый близорукий, возможно, честнейший, но во всяком случае скандальнейший тип человека, из ныне существующих, наши господа социалисты, верят в почти противоположное, надеются, грезят, прежде всего кричат и пишут: их программный лозунг “свободное общество” читают уже на всех столах и стенах. Свободное общество? Да! Да! Но знаете ли вы, господа, из чего его строят? Из деревянного железа! Из прославленного деревянного железа! И даже еще не деревянного…
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К старой проблеме: “что есть немецкое”? Пусть подсчитают про себя действительные достижения философской мысли, которыми мысль обязана немецким головам: могут ли они сколько-нибудь позволительным образом быть приписаны еще и целой расе? Вправе ли мы сказать, что они в то же время суть творение “немецкой души”, по крайней мере ее симптом, в том смысле, в каком мы привыкли считать, скажем, идеоманию Платона, его почти религиозное помешательство на формах, одновременно событием и свидетельством “греческой души”? Или истинным было бы обратное? то, что они были столь же индивидуальны, таким же исключением из духа расы, каковым было, например, чистосердечное язычество Гете? Или каковым является среди немцев чистосердечный макиавеллизм Бисмарка, его так называемая “реальная политика”? Быть может, наши философы, противоречат даже потребностям “немецкой души”? Короче, были ли немецкие философы действительно — философскими немцами? — Я напомню о трех случаях. Прежде всего о несравненной проницательности Лейбница, обеспечивающей ему правоту не только против Декарта, но и против всего, что философствовало до него, — что сознательность есть лишь accidens представления, а не его необходимый и существенный атрибут, и что, стало быть, то, что мы называем созданием, оказывается лишь неким состоянием нашего духовного и душевного мира (возможно, болезненным состоянием), а далеко не им самим, — есть ли в этой мысли, глубина которой еще и сегодня не исчерпана, что-либо немецкое? Есть ли основание предполагать, что подобный переворот очевидного не легко дался бы какому-нибудь латинянину? — ибо это и есть переворот. Вспомним, во вторую очередь, о чудовищном вопросительном знаке Канта, который он приставил к понятию “причинности”, - не то чтобы он, как Юм, вообще сомневался в его праве: скорее, он принялся осторожно ограничивать область, в пределах которой это понятие вообще обладает смыслом (еще и теперь не покончили с этим маркированием границы). Возьмем, в-третьих, удивительную уловку Гегеля, который проломил ею все логические навыки и изнеженности, рискнув учить, что родовые понятия развиваются друг из друга: каковым тезисом умы в Европе и были преформированы к последнему великому научному движению, к дарвинизму, — ибо без Гегеля нет Дарвина. Есть ли в этой гегелевской новинке, впервые внесшей в науку решительное понятие “развития”, что-либо немецкое? — Да, без всякого сомнения: во всех трех случаях мы чувствуем, что в нас “открыто” и угадано нечто, и мы благодарны за это и в то же время ошарашены: каждый из этих трех случаев представляет собою наводящий на размышления образчик немецкого самопознания, самоиспытания, самопонимания. “Наш внутренний мир гораздо богаче, объемнее, скрытнее, чем кажется” — так чувствуем мы вместе с Лейбницем; как немцы, мы сомневаемся вместе с Кантом в окончательности естественнонаучных выводов и вообще во всем, что предстает познанию каузальным: познаваемое, как таковое, обладает уже для нас меньшей значимостью. Мы, немцы, — гегельянцы, даже если бы никогда не было никакого Гегеля, поскольку мы (в противоположность всем латинянам) инстинктивно отводим становлению, развитию более глубокий смысл и более богатую значимость, чем тому, что “есть”, - мы едва ли верим в правомочия понятие “бытия”; равным образом, поскольку мы не склонны допускать за нашей человеческой логикой право быть логикой в себе, единственном родом логики (нам, скорее, хотелось бы убедить себя в том, что она есть лишь частный случай, и, возможно, один из наиболее странных и глупых). — Четвертый вопрос гласил бы, должен ли был и Шопенгауэр со своим пессимизмом, т.е. проблемой ценности существования, быть именно немцем. Не думаю. Событие, после которого следовало наверняка ожидать этой проблемы, так ячто какой-нибудь астроном души мог бы высчитать ее день и час — упадок веры в христианского Бога, победа научного атеизма, — есть общеевропейское событие, в котором все расы должны иметь свою долю заслуги и чести. Напротив, именно немцам — тем немцам, современником которых был Шопенгауэр, — следовало бы вменить в вину наиболее продолжительное и опаснейшее торможение этой победы атеизма; Гегель главным образом был ее замедлителем par excellence, соответственно предпринятой им грандиозной попытке убедить нас напоследок в божественности бытия с помощью нашего шестого чувства, “исторического чувства”. Шопенгауэр, как философ, был первым сознавшимся и непреклонным атеистом, какой только был у нас, немцев: его вражда к Гегелю имела здесь свою скрытую причину. Небожественность бытия считалась им чем-то данным, непосредственным, непререкаемым; он всякий раз терял свою рассудительность философа и впадал в гнев, когда замечал в ком-либо колебания и изворотливость в этом пункте. Здесь лежит вся его правдивость: безусловно честный атеизм оказывается как раз предпосылкой его постановки проблемы, как некая окончательно и тяжко достигнутая победа европейской совести, как чреватый последствиями акт двухтысячелетнего приучения к истине, которая в завершение запрещает себе ложь в вере в Бога… Очевидно, что, собственно, одержало победу над христианским Богом: сама христианская мораль, все с большей строгостью принимаемое понятие правдивости, утонченность исповедников христианской совести, переведенная и сублимированная в научную совесть, в интеллектуальную чистоплотность любой ценой. Рассматривать природу, как если бы она была доказательством Божьего блага и попечения; интерпретировать историю к чести божественного разума, как вечное свидетельство нравственного миропорядка и нравственных конечных целей; толковать собственные переживания, как их достаточно долгое время толковали набожные люди, словно бы всякое стечение обстоятельств, всякий намек, все было измышлено и послано ради спасения души: со всем этим отныне покончено, против этого восстала совесть, это кажется всякой более утонченной совести неприличным, бесчестным, ложью, феминизмом, слабостью, трусостью, — с этой строгостью, и с чем бы еще ни было, мы есмы добрые европейцы и наследники продолжительнейшего и отважнейшего самопреодоления Европы. Отталкивая от себя таким образом христианскую интерпретацию и осуждая ее “смысл”. Как фабрикацию фальшивых монет, мы тотчас же со страшной силой сталкиваемся с шопенгауэровским вопросом: имеет ли существование вообще смысл? — вопрос, который нуждается в двух-трех столетиях, чтобы быть полностью и во всей глубине услышанным. То, что Шопенгауэр ответил на этот вопрос сам, было — мне простят это — чем-то скороспелым, юношеским, неким примирением, остановкой и погрязанием в христианско-аскетических моральных перспективах, которым вместе с верой в Бога была заказана вера вообще… Но он поставил вопрос — как добрый европеец, повторяю, а не как немец. — Доказали ли немцы, хотя бы тем, как они осиливали шопенгауэровский вопрос, свою внутреннюю причастность и родство, свою подготовленность, свою потребность в его проблеме? То, что после Шопенгауэра и в самой Германии — впрочем, достаточно поздно! — надумано и напечатано в связи с поставленной им проблемой, это не дает еще никаких оснований решить вопрос в пользу более тесной сопричастности; можно было бы, напротив, обратить внимание даже на своеобразную неуклюжесть (Ungeschicktheit) этого послешопенгауэровского пессимизма — явное дело, немцы чувствовали себя при этом не в своей стихии. Здесь я намекаю вовсе не на Эдуарда фон Гартмана; напротив, еще и теперь остается в силе мое старое подозрение, что он чересчур уклюж (geschickt) для нас, я хочу сказать, что он, как настоящий плут, с самого начала потешался, возможно, не только над немецким пессимизмом — что он напоследок мог бы “завещать” немцам признание в том, до какой степени можно, в век оснований, одурачить их самих. Но я спрашиваю: следует ли почитать за честь для немцев и старого волчка Банзена, который всю жизнь с каким-то сладострастием вертелся вокруг своего реал-диалектического горя и “личного невезения”, - было ли это в самом деле по-немецки? (я рекомендую при этом его сочинения, во что и сам употребил их, как антипессимистическую пищу, главным образом из-за его elegantiae psychologicae; с ними, как мне кажется, можно подступиться даже к страдающим затяжным запором телам и душам). Или позволительно ли было бы причислить к настоящим немцам таких дилетантов и старых дев, как слащавый апостол девичества Майнлендер? В конце концов он был евреем (все евреи становятся слащавыми, когда морализируют). Ни Банзен, ни Майнлендер, ни даже Эдуард фон Гартман не дают никакой сколько-нибудь надежной возможности для ответа на вопрос, был ли пессимизм Шопенгауэра, его объятый ужасом взгляд на обезбоженный, глупый, слепой, свихнувшийся и подозрительный мир, его честный ужас… не только исключительным случаем среди немцев, но и немецким событием: тогда как все стоящее на переднем плане, наша храбрая политика, наша веселая патриотщина, которая довольно решительно рассматривает все вещи с точки зрения одного мало философского принципа ("Deutschland? Deutschland uber alles”, стало быть, sub specie speciei, именно немецкой speciei, все это с великой отчетливостью свидетельствует о противоположном. Нет! Нынешние немцы вовсе не пессимисты! И Шопенгауэр был пессимистом, повторяю снова, как добрый европеец, а не как немец.
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Крестьянская война духа. Мы, европейцы, присутствуем при зрелище чудовищного мира развалин, где кое-что еще гордо высится, где многое подгнило и продолжает жутко торчать на месте, а большая часть уже обратилась в руины, достаточно живописные — были ли еще когда-либо более прекрасные руины? — и поросла большим и мелким сорняком. Церковь есть этот город погибели: религиозное общество христианства видится нам потрясенным до самих оснований — опрокинута вера в Бога; вера в христианско-аскетический идеал бьется еще своим последним смертными боем. Такое долгое и основательно сооруженное творение, как христианство — оно было последней римской постройкой! — не могло, конечно, быть снесено с одного разу; тут должны были прийти на помощь всякого рода землетрясения, всякого рода сверлящий, подкапывающий, подтачивающий, подмачивающий дух. Но что удивительнее всего, так это то, что те, кому больше всех пришлось потрудиться во охранение и в сохранение христианства, оказались как раз наиболее основательными его разрушителями — немцы. Кажется, немцы не понимают сущности церкви. Возможно, они недостаточно духовны для этого? недостаточно подозрительны? Во всяком случае, здание церкви зиждется на южной свободе и свободомыслии духа и, равным образом, на южной подозрительности к природе, человеку и духу — оно зиждется на совершенно ином знании человека, опыте о человеке, нежели тот, которым обладал Север. Лютеровская Реформация во всем ее размахе была возмущением самой ограниченности против чего-то “многогранного”, говоря осторожно, грубым, обывательским непониманием, которому многое надо простить, — не понимали знамения торжествующей церкви и видели только коррупцию, превратно толковали аристократический скепсис, ту роскошь скепсиса и терпимости, которую позволяет себе всякая торжествующая, самоуверенная власть… Нынче достаточно ясно предстает взору, сколь фатально, наобум, поверхностно, неосторожно подходил Лютер ко всем кардинальным вопросам власти, прежде всего как человек из народа, которому совершенно недоставало наследия господствующей касты, самого инстинкта власти: так что его творение, его воля к восстановлению того римского творения стала, без его желания и ведома, лишь началом разрушения. В порыве честного негодования он распутывал, он разрывал там, где старый паук ткал столь тщательным и долгим образом. Он выдал каждому на руки священные книги, — тем самым они попали, наконец, в руки филологов, т.е. отрицателей всякой веры, зиждущейся на книгах. Он разрушил понятие “церковь”, отбросив веру в богодухновенность соборов: ибо только при условии допущения, что инспирирующий дух, золоживший основания церкви, все еще живет в ней, все еще строит, все еще продолжает воздвигать свой дом, понятие “церковь” сохраняет силу. Он вернул священнику половое сношение с женщиной: но способность к благоговению, присущая вообще народу и прежде всего женщине из народа, на три четверти поддерживается верой в то, что исключительный человек и в этом пункте, как и в прочих пунктах, будет исключением, — именно здесь народная вера во что-то сверхчеловеческое в человеке, в чудо, в искупительную силу Бога в человеке обретает себе своего утонченнейшего и каверзнейшего адвоката. Лютер, после того как он дал священнику женщину, должен был отнять у него тайную исповедь, это было психологически верным решением: но вместе с этим был, по существу, упразднен и сам христианский священник, глубочайшая полезность которого всегда состояла в том, чтобы быть священным ухом, скрытным колодцем, гробовой доской для всяческих тайн. “Каждый сам себе священник” — за подобного рода формулами и их мужицким лукавством пряталась у Лютера лютая ненависть к “высшему человеку” и господству “высшего человека”, как оно было намечено церковью: он разбил идеал, которого сам не мог достигнуть, в то время как казалось, что он ненавидит и поражает вырождение этого идеала. Невозможный монах, он фактически отпихнул от себя господство homines religiosi: таким образом он осуществил в пределах церковного общественного порядка то самое, с чем он так нетерпимо боролся в связи с бюргерским порядком, — “крестьянскую войну”. — Все, что только ни выросла вслед за этим из его Реформации, все хорошее и дурное, что и сегодня уже может быть приблизительно подсчитано, — кто был бы столь наивным, чтобы просто хвалить или порицать Лютера за эти последствия? Он безвинен во всем, он не ведал, что творил. Обмеление европейского духа, главным образом на Севере, его одобродушивание (Vergutmuyigung), если угодно выразить это моральным словом, изрядно продвинулось вперед с лютеровской Реформацией, в этом нет никакого сомнения; и равным образом через нее возросла подвижность и непоседливость духа, его жажда независимости, его вера в право на свободу, его “натуральность”. Если хотят, в конечном счете, воздать ей должное в подготовке и поощрении того, что мы сегодня чтим как “современную науку”, то к этому конечно же следует добавить, что она виновна также и в вырождении современного ученого, в свойственном ему недостатке благоговения, стыдливости и глубины, во всей наивной чистосердечности и обывательщине в делах познания, короче, в том плебействе духа, который характерен для двух последних столетий и от которого нас еще нисколько не избавил даже недавний пессимизм — и “современные идеи” принадлежат все еще к этой крестьянской войне Севера против более холодного, более двусмысленного и недоверчивого духа Юга, который воздвиг себе в христианской церкви величайший свой памятник. Не будем в конце концов забывать, что такое церковь, и как раз в противоположность всякому “государству”: церковь есть прежде всего структура господства, гарантирующая высший ранг более духовным людям и настолько уверенная в могуществе духовности, что запрещающая себе всякие более грубые средства насилия, — уже одним этим церковь при всех обстоятельствах есть более аристократическая интуиция, чем государство.
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Месть уму и прочие подоплеки морали. Мораль — где ты, по вашему мнению, могла она иметь своих наиболее опасных и наиболее коварных адвокатов?.. Вот неудачник; у него недостаточно ума, чтобы радоваться этому, зато достаточно образования, чтобы знать об этом; томящийся от скуки, пресыщенный, презирающий себя; обманутый, увы, вследствие какого-то унаследованного состояния и последним утешением — “благословением труда”, самозабвением в “повседневной работе”; некто, в корне стыдящийся своего существования — возможно, приютил он в себе в придачу к этому два-три маленьких порока, — а с другой стороны, не может не приобретать все более дурных привычек и не становиться тщеславно-раздражительным от книг, на которые он не имеет никакого права, или от общения с людьми, более умными, чем он может переварить: такой насквозь отравленный человек — ибо у подобного рода неудачников ум становится ядом, образование становится ядом, имущество становится ядом, одиночество становится ядом — приходит, наконец, в привычное состояние мести, воли к мести… что, по вашему мнению, понадобится ему, безусловно понадобится ему, чтобы создать себе иллюзию превосходства над более умными людьми, чтобы сотворить себе радость осуществленной мести, по крайней мере в собственном воображении? Всегда моральность — можно биться об заклад, — всегда громкие моральные слова, всегда бумбум справедливости, мудрости, святости, добродетели, всегда стоицизм жестов (как хорошо упрятывает стоицизм то, чем не обладаешь!..), всегда мантия умного молчания, общительности, мягкости и как бы там еще ни назывались все мантии идеалистов, под которыми расхаживают неисцелимые самоненавистники и неисцелимые тщеславцы. Пусть не поймут меня ложно: из таких при рожденных врагов ума возникает временами та редкостная образина рода человеческого, которую чтут в народе под именем святого и мудрого; из таких людей выходят те чудища морали, которые делают шум, делают историю, — святой Августин принадлежит к ним. Страх перед умом, месть уму — о, сколь часто становились эти движущие пороки корнем добродетелей! Даже самой добродетелью! — И, между нами будь спрошено, даже та претензия философов на мудрость, что иногда встречается на земле, сумасброднейшая и наглейшая из всех претензий, — разве не была она всегда — в Индии, как и в Греции, — прежде всего убежищем? Иногда, быть может, в целях воспитания, освящающего такое количество лжи, — как нежное внимание к становящимся, растущим, к юношам, которые часто верою в личность (заблуждением) должны быть защищены от самих себя… В большинстве случаев, однако, — убежище философа, где он спасается от утомления, старости, остывания, очерствления, как чувство близкого конца, как смышленость того инстинкта, который присущ животным перед смертью, — они отходят в сторону, стихают, уединяются, заползают в нормы, становятся мудрыми… Как? Мудрость — убежище философа от — ума?
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Два рода причин, которые смешивают. Это кажется мне одним из наиболее существенных моих шагов и продвижений: я научился отличать причину поступка от причины, вынуждающей поступать так-то и так-то, в этом направлении, с этой целью. Первого рода причина есть некий квантум скопившейся силы, ждущей случая как-нибудь выйти; второй род, напротив, сравнительно с этой силой есть нечто незначительное, большей частью мелкий случай, сообразно с которым тот квантум “разрешается” теперь по типу отношения спички к пороховой бочке. К этим мелким случаям и спичкам я причисляю все так называемые “цели”, равным образом как и еще более так называемые “жизненные призвания”: в сравнении с чудовищным квантумом силы, стремящейся, как было сказано, уйти во что-то, они представляют собою нечто относительно случайное, произвольное, почти безразличное. По обыкновению видят это иначе: именно в цели (надобности, призвании и т.д.) привыкли видеть движущую силу, соответственно древнейшему заблуждению, — но она есть только управляющая сила: при этом смешивают кормчего с паром. И не всегда только кормчего, управляющую силу… Разве “цель”, “надобность” не оказывается достаточно часто лишь благовидным предлогом, добавочным самоослеплением тщеславия, не желающего признаться, что корабль следует течению, в которое он случайно попал? Что он “хочет” туда, поскольку он туда — должен? Что, разумеется, он имеет направление, но уж никак — не кормчего? — Критика понятия “цель” все еще остается необходимостью.
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О проблеме актера. Проблема актера беспокоила меня дольше всего; я был (а временами бываю еще и теперь) в неведении относительно того, не здесь ли таится пункт, откуда только и можно было бы подступиться к опасному понятию “художник”, - понятию, которое брали до сих пор с непростительным благодушием. Фальшивость с чистой совестью; вожделеющее пристрастие к притворству, вырывающееся наружу как власть, сдвигающее в сторону так называемый “характер”, затопляющее его, временами погашающее; внутреннее стремление войти в роль и маску, в видимость; избыток всякого рода приспособляемостей, которые не могут уже довольствоваться исполнением ближайшей непосредственнейшей обязанности: все это есть, быть может, не только актер сам по себе?.. Подобный инстинкт легче всего вырабатывается в семьях низших сословий, которые вынуждены были влачить свою жизнь под переменчивым гнетом и принуждением, в глубокой зависимости, которым приходилось ловко по одежке протягивать ножки, все наново приспосабливаться к новым обстоятельствам, всякий раз притворяться и прикидываться по-новому — постепенно держать нас по всякому ветру и самим становиться почти что носом — мастером того органически усвоенного и заядлого искусства вечной игры в прятки, которую у животных называют mimicry: так от поколения к поколению накапливается это состояние, пока, наконец, не становится барским, неразумным, необузданным, пока не приучается к тому, чтобы, будучи инстинктом, командовать другими инстинктами, и не порождает актера, “художника” (поначалу скомороха, враля, фигляра, дурня, клоуна, также и классического лакея, Жиль Блаза: ибо в таких типах дана предыстория художника и довольно часто даже “гения”). Схожий тип человека вырастает и в более высоких слоях общества под схожим гнетом: только там актерский инстинкт чаще всего обуздывается другим инстинктом, например, у “дипломата” — я склонен, впрочем, думать, что хорошему дипломату никогда не возбраняется быть также хорошим театральным актером, допустив, что ему это как раз “не возбраняется”. Что, однако, до евреев, народа, владеющего искусством приспособления par excellence, то можно было бы, согласно этому ходу мыслей, усматривать в них с самого начала как бы некое всемирно-историческое мероприятие по разведению актеров, настоящий инкубатор актеров; и в самом деле, вопрос весьма настоящий инкубатор актеров; и в самом деле, вопрос весьма ко времени: какой хороший актер нынче не-еврей? Даже в качестве прирожденного литератора, фактического властелина европейской прессы, еврей практикует эту свою власть, опираясь на свою актерскую способность: ибо литератор, в сущности, есть актер — он играет именно “знатока”, “специалиста”. — Наконец, женщины: пусть поразмыслят о всей истории женщин — не должны ли они, прежде всего и поверх всего, быть актрисами? Пусть прислушаются к врачам, которым доводилось гипнотизировать бабенок; пусть, наконец, полюбят их — пусть поддадутся их “гипнозу”! Что при этом всегда получается? Что они “отдаются роли” даже тогда, когда они — отдаются… Женщина так артистична…
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Наша вера в возмужание Европы. Наполеону (а вовсе не французской Революции, стремившейся к “братству” народов и всеобщей цветистой взаимности сердец) обязаны тем, что теперь последуют, должно быть, друг за другом два-три воинственных столетия, равных которым нет в истории, короче, тем, что мы вступили в классическую эпоху войны, ученой и в то же время народной войны в величайшем масштабе (средств, дарований, дисциплины), на которую грядущие тысячелетия будут с завистью и благоговением взирать, как на некий образец совершенства: ибо национальное движение, из которого вырастает этот ореол вокруг войны, есть лишь противошок, вызванный Наполеоном, и без Наполеона не имело бы места. Ему, стало быть, смогут некогда вменить в заслугу, что мужчина вновь стал в Европе господи ном над купцом и филистером; возможно, даже над “женщиной”, которая была избалована христианством и мечтательным духом XVIII столетия, а еще больше “современными идеями”. Наполеон, видевший в современных идеях и непосредственно в самой цивилизации нечто вроде личного врага, проявил себя этой враждой как величайший продолжатель Ренессанса: он снова вынес на свет цельный обломок античного существа, решающий, пожалуй, обломок гранита. И кто знает, не возьмет ли верх в конце концов этот обломок античного существа и над национальным движением и не суждено ли ему стать в утвердительном смысле наследником и продолжателем Наполеона, который, как известно, домогался единой Европы, и Европы, как повелительницы земного шара.
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О том, как каждому полу присущ свой предрассудок о любви. При всей уступке, которую я готов сделать моногамическому предрассудку, я все же никогда не допущу, чтобы говорили о равных правах мужчины и женщины в любви: таковых не существует. Это значит: мужчина и женщина неодинаково понимают любовь — и к условиям любви у обоих полов принадлежит то, что один пол предполагает в другом поле иное чувство, иное понятие “любви”. Женское понимание любви достаточно ясно: совершенная преданность (а не только готовность отдаться) душою и телом, без всякой оглядки, без какой-либо оговорки, скорее, со стыдом и ужасом при мысли о том, что преданность может быть оговорена и связана условиями. Как раз в этом отсутствии условий ее любовь оказывается верою: у женщины нет другой веры. — Мужчина, любящий женщину, хочет от нее именно этой любви и, стало быть, в своей любви диаметрально противоположен предпосылке женской любви; допустив же, что возможны и такие мужчины, которым, с их стороны, не чуждо стремление к совершенной готовности отдаться, то — какие же это мужчины! Мужчина, который любит, как женщина, становится от этого рабом; женщина же, которая любит, как женщина, становится от этого более совершенной женщиной… Страсть женщины, в своем безусловном отказе от собственных прав, предполагает как раз отсутствие подобного пафоса, подобной готовности к отказу на другой стороне: ибо откажись оба из любви от самих себя, из этого вышло бы — уж я и не знаю что: должно быть, какой-то вакуум? — Женщина хочет быть взятой, принятой, как владение, хочет раствориться в понятии “владение”, быть “обладаемой”, стало быть, хочет кого-то, кто берет, кто не дает самого себя и не отдает, кто, напротив, должен богатеть “собою” — через прирост силы, счастья, веры, в качестве чего и отдает ему себя женщина. Женщина предоставляет себя, мужчина приобретает — я думаю, эту природную противоположность не устранят никакие общественные договоры, ни самые благие стремления к справедливости, сколь бы ни было желательно, чтобы черствость, ужасность, загадочность, безнравственность этого антагонизма не торчали вечно перед глазами. Ибо любовь, помысленная во всей цельности, величии и полноте, есть природа и, как природа, нечто на веки вечные “безнравственное”. — Верность, таким образом, заключена в самой женской любви, она вытекает уже из ее определения; у мужчины она с легкостью может возникнуть вследствие его любви, скажем, как благодарность или как идиосинкразия вкуса и так называемое избирательное сродство, но она не принадлежит к сущности его любви — не принадлежит в такой степени, что можно было бы почти с некоторым правом говорить о полной противоположности между любовью и верностью у мужчины: его любовь есть как раз желание обладать, а не отказ и преданность: но желание обладать кончается всякий раз с самим обладанием… Фактически любовь мужчины, который редко и поздно сознается себе в этом “обладании”, продолжается за счет его более утонченной и более подозрительной жаждя обладания; оттого возможно даже, что она еще возрастет после того, как женщина отдаст ему себя, — ему не легко отдаться мысли, что женщине нечего больше ему “отдать”.
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Отшельник говорит. Искусство общаться с людьми покоится, по сути дела, на ловком умении (предполагающем долгую подготовку) воспринимать и принимать еду, к кухне которой не питаешь никакого доверия. Если допустить, что подходишь к столу с волчьим голодом, дела идут как нельзя легче (“самое дурное общество не лишает тебя чувств”, как говорит Мефистофель); но он мигом улетучивается, этот волчий голод, едва начинаешь его утолять! Ах, как трудно перевариваются ближние! Первый принцип: мобилизовать все свое мужество, как при каком-либо несчастье, храбро приступить к делу, дивясь при этом самому себе, прикусить зубами свое отвращение, заглотать чувство тошноты. Второй принцип: “исправлять” своего ближнего, скажем, расхваливая егно так, чтобы он начал потеть своим счастьем; или, ухватясь за кончик его хороших или “интересных” свойств, тащить за него, покуда не вытащишь всю добродетель и не спрячешь ближнего в ее складках, Третий принцип: самогипноз. Фиксировать свой объект общения, как какую-нибудь стеклянную пуговицу, покуда не перестанешь ощущать при этом удовольствие и неудовольствие и не уснешь незаметным для себя образом, оцепенев в какой-нибудь позе: домашнее средство, вдоволь испробованное на женах и друзьях, расхвалено как незаменимейшее средство, но не сформулировано еще научным образом. Его популярное название — терпение.
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Отшельник говорит еще раз. И мы общаемся с “людьми”, и мы скромно облачаемся в одежду, в которой (как таковой) нас узнают, принимают, ищут, и в ней отправляемся в общество. Т.е. в среду переодетых людей, не желающих так называться; и мы поступаем, как все умные маски, и вежливо выставляем за дверь всякое любопытство, касающееся не только “одежды”. Но есть и другие способы и фокусы “общаться” среди людей, с людьми: например, в качестве привидения, — что весьма уместно, если хочешь поскорее избавиться от них и нагнать на них страху. Проба: нас ловят и не могут поймать. Это пугает. Или: мы входим сквозь запертую дверь. Или: когда все огни погашены. Или: после того, как мы уже умерли. Последнее есть фокус посмертников par excellence. (“А что вы думаете? — сказал однажды нетерпеливо один такой. — Была бы у нас охота выносить эту чужбину, холод, гробовую тишину, все это подземное, скрытое, немое, неизведанное одиночество, которое у нас зовется жизнью и с таким же успехом могло бы зваться смертью, когда бы мы не знали, что из нас получится, — и что мы только после смерти приходим к нашей жизни и становимся живыми, ах! слишком живыми! мы, посмертники!”
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В связи с одной ученой книгой. Мы не принадлежим к тем людям, которые начинают мыслить лишь в окружении книг, от соприкосновения с книгами, — мы привыкли мыслить под открытым небом, на ногах, прыгая, карабкаясь повсюду, танцуя, охотнее всего в одиноких горах или у самого моря, там, где даже тропинки становятся задумчивыми. Наши первые вопросы в связи с оценкой книги, человека и музыки гласят: может ли он ходить? больше: может ли он танцевать?.. Мы редко читаем, мы от этого читаем не хуже — о, сколь быстро угадываем мы, каким путем некто пришел к своим мыслям, сидя ли перед чернильницей, со вдавленным животом, склонив голову над бумагой; о, сколь быстро сводим мы счеты с его книгой! Сдавленные потроха выдают себя — можно биться об заклад — так же, как выдает себя спертый комнатный воздух, комнатный потолок, комнатная теснота. — Таковы были мои чувства, когда я как раз захлопнул одну честную ученую книгу, с благодарностью, с большой благодарностью, но и с облегчением… В книге, вышедшей из-под пера ученого, почти всегда есть и что-то давящее, придавленное: “специалист” где-нибудь да всплывает на поверхность со своим рвением, своей серьезностью, своей озлобленностью, своей переоценкой угла, в котором он сидит и прядет, своим горбом — у всякого специалиста свой горб. Ученая книга всегда отражает покалеченную душу: всякое ремесло калечит. Свидеться бы с друзьями, с которыми прошла юность, после того как они овладели своей наукой: ах, случается и обратное! Ах, и сами они отныне и навсегда захвачены и одержимы ею! Вросшие в ее угол, придавленные до неузнаваемости, несвободные, потерявшие равновесие, осунувшиеся, угловатые ко всем и везде, и только в одной позиции изрядно круглые, — умиляешься и умолкаешь, вновь обретая их такими. Всякое ремесло, допустив даже, что оно имеет золотой пол, имеет над собою еще и свинцовую крышу, которая давит и давит на душу, покуда не придавливает ее до причудливой кривизны. Тут уж ничего не изменишь. Пусть не думают, что можно было бы избежать этого обезображивания путем какого-либо искусства воспитания. Мастерство всякого рода дорого обходится на этой земле, где, возможно, все обходится слишком дорого; делаешься человеком своего ремесла даже ценою того, что при носишь себя в жертву своему ремеслу. Но вы хотите добиться этого иначе — “дешевле” прежде всего, удобнее, — не правда ли, мои господа современники? Что ж! Но тогда вы тотчас получаете еще и нечто другое в придачу, именно, вместо ремесленника и мастера — литератора, вертлявого, “многоопытного” литератора, у которого, конечно, нет горба — не считая того, который он изображает перед вами в качестве приказчика духа и “носильщика” образования, — литератора, который, собственно, есть ничто, но “репрезентирует” почти все, который разыгрывает из себя и “представляет” знатока и который со всей скромностью берет на себя роль получать вместо него плату, почести, славу. — Нет, мои ученые друзья! Я благословляю вас еще и из-за вашего горба! И за то, что вы, подобно мне, презираете литераторов и тунеядцев образования! И что вы не умеете торговать духом! И сплошь имеете мнения, которые не выражаются денежным курсом! И что вы не представляете ничего такого, чем вы не являетесь на деле! Что единственная ваша воля — стать мастерами своего ремесла, испытывая благоговение перед всякого рода мастерством и умелостью и самым беспощадным образом отклоняя все призрачное, полуправдивое, принаряженное, виртуозное, демагогическое, актерское in litteris et artibus, — все то, что не может удостоверить себя перед вами по части безусловной правдивости воспитания и подготовительной выучки! (Даже гениальность не в силах преодолеть подобный недостаток, сколь бы горазда ни была она в его замазывании: достаточно однажды взглянуть вблизи на наших одареннейших художников и музыкантов, чтобы понять это, — все они, почти без исключения, путем хитрой изобретательности манер, подсобных средств, даже принципов умеют искусно и задним числом перенимать декорум этой правдивости, это солидности выучки и культуры, разумеется нисколько не обманывая этим самих себя, ничуть не затыкая этим рот своей собственной нечистой совести. Ибо, разве вы не знаете? все великие современные художники страдают нечистой совестью…)
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Как прежде всего следует различать произведения искусства. Все, что создается в помыслах, в стихах, живописи, музыке, даже в архитектуре и скульптуре, принадлежит либо монологическому искусству, либо искусству перед свидетелями. К последнему надо причислить еще и то мнимое монолог-искусство, которое заключает в себе веру в Бога, всю лирику молитвы: ибо для набожного не существует еще никакого одиночества, — честь этого изобретения принадлежит нам, безбожникам. Я не знаю более глубокого различия, характеризующего его оптику художника, чем следующее: смотрит ли он на свое становящееся творение (на “себя”) — глазами свидетеля, или он “забыл про мир”, что является существенной чертой всякого монологического искусства, — оно покоится на забвении, оно есть музыка забвения.
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Циник говорит. Мои возражения против музыки Вагнера суть физиологические возражения: к чему еще переряжать их в эстетические формулы? Мой “факт” заключается в том, что я уже не дышу с легкостью, когда на меня действует эта музыка; что на нее тотчас же начинает злиться и роптать моя нога — со своей потребностью в такте, танце, марше, с требованием от музыки прежде всего восторгов, заключающихся в хорошем ходе, шаге, прыжке, танце. — Не протестует ли, однако, и мой желудок? мое сердце? мое кровообращение? мои внутренности? Не становлюсь ли я при этом внезапно охрипшим? — Итак, я спрашиваю себя: чего, собственно, хочет все мое тело от музыки вообще? Я думаю, своего облегчения: как бы того, чтобы все животные функции были ускорены легкими, смелыми, шаловливыми, самоуверенными ритмами; как бы того, чтобы медная, свинцовая жизнь озолотилась золотыми, хорошими, нежными гармониями. Моя тоска хочет отдохнуть в тайниках и пропастях совершенства: для этого нужна мне музыка. Что мне драма! Что мне судороги ее нравственных экстазов, в которых “народ” находит свое удовлетворение! Что мне весь мимический фокус-покус актера!.. Вы угадали, я создан антитеатралом по существу, — но Вагнер, напротив, был по существу человеком театра и актером, самым вдохновенным мимоманом из всех когда-либо существовавших, так же и как музыкант!.. И, говоря мимоходм: если теорией Вагнера было, что “драма есть цель, а музыка всегда лишь ее средство”, - то практикой его, напротив, было от начала до конца, что “поза есть цель, драма же, а также и музыка лишь ее средство”. Музыка как средство для толкования, усиления, углубления драматических жестов и актерской ощутимости; и вагнеровская драма лишь повод для многих драматических поз! Он обладал, наряду со всеми другими инстинктами, командующими инстинктами великого актера, во всем исключительно: и, как сказано, также в качестве музыканта. — Однажды я не без труда уяснил это одному честному вагнерианцу: и у меня были основания еще добавить к этому: “будьте же немножко честнее по отношению к самому себе: мы же не в театре! В театре честны только в массе; в одиночку же лгут, облыгают себя. Оставляют самих себя дома, когда отправляются в театр, отказываются от права на собственный язык и выбор, на свой вкус, даже на свою храбрость в том виде, в каком имеют и оттачивают ее в собственных четырех стенах на Боге и человеке. В театр никто не приносит с собою утонченнейших чувств своего искусства, даже художник, работающий для театра: там становишься народом, публикой, стадом, женщиной, фарисеем, голосующим скотом, демократом, ближним, окружением, там даже и самая личная совесть подчиняется нивелирующим чарам “подавляющего большинства”, там действует глупость, как похоть и очаг инфекции, там царствует “сосед”. Там становишься соседом…” (Я забыл сказать, что ответил мой просвещенный вагнерианец на мои физиологические возражения: “Вы, значит, и сами не вполне еще здоровы для нашей музыки?”)
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Наше сосуществование. Не должно ли нам, художникам, сознаться себе в том, что в нас есть некое зловещее различие между нашим вкусом и, с другой стороны, нашей творческой силой, которые странным образом существуют, продолжают существовать и растут сами по себе, — я хочу сказать, имеют совершенно различные степени и tempi старости, юности, зрелости, дряблости, рыхлости? Та что, к примеру. Какой-нибудь музыкант мог бы всю жизнь творить вещи, противоречащие тому, что ценит, смакует, предпочитает его избалованное ухо слушателя, сердце слушателя: ему и не было нужды знать об этом противоречии! Можно, как свидетельствует мучительный и едва ли не регулярный опыт, с легкостью превзойти своим вкусом вкус своей силы, не подавляя тем самым последнюю и не препятствуя ее проявлению; но может случиться и нечто обратное, — и вот на это-то и хотел бы я обратить внимание художников. Постоянно-творящий, некая “мать” в человеке, в великом смысле слова, некто, не желающий знать и слышать ни о чем, кроме беременностей и яслей своего духа, просто не располагающий временем для раздумий над собой и над своим творением, для сравнений, нисколько не склонный все еще развивать собственный вкус и попросту забывающий о нем, предоставляющий ему стоять, лежать или падать, — такой художник, должно быть, создает в итоге произведения, до которых он далеко еще не дорос своим суждением: и оттого городит о них и о себе чепуху — не только на языке, но и в мыслях. У плодовитых художников это, на мой взгляд, почти нормальное соотношение — никто не знает ребенка хуже родителей, — и это значимо даже, если взять чудовищный пример, для всего греческого мира поэтов и художников: он никогда не “ведал”, что творил…
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Что такое романтика? Быть может, припомнят, по крайней мере среди моих друзей, что поначалу я набросился на этот современный мир с некоторыми непроглядными заблуждениями и преувеличенными оценками, во всяком случае, как надеющийся. Я понимал — кто знает, на основании каких личных опытов? — философский пессимизм ХIХ века как симптом высшей силы мысли, более смелой отваги, более победного избытка жизни, чем это было свойственно XVIII веку, эпохе Юма, Канта, Кондильяка и сенсуалистов: оттого и представало мне трагическое познание доподлинной роскошью нашей культуры, самым драгоценным, самым аристократичным, самым опасным способом ее расточительства, но и все же, вследствие ее чрезмерного богатства, роскошью дозволенной. Равным образом толковал я себе и немецкую музыку, как надлежащее выражение дионисической мощи немецкой души: мне казалось, я слышу в ней землетрясение, с которым, наконец, вырывается на волю издревле запруженная первобытная сила, равнодушная к тому, что при этом сотрясается все, называющее себя культурой. Вы видите, я проглядел тогда, как в философском пессимизме, так и в немецкой музыке, то именно, что составляет их доподлинный характер — их романтику. Что такое романтика? Каждое искусство, каждая философия может быть рассматриваема как целебное и вспомогательное средство на службе у возрастающей, борющейся жизни: они предполагают всегда страдание и страждущих. Но есть два типа страждущих: во-первых, страждущие от избытка жизни, которые хотят дионисического искусства, а также трагического воззрения и прозрения в жизнь, — и, во-вторых, страждущие от оскудения жизни, которые ищут через искусство и познание покоя, тишины, гладкого моря, избавления от самих себя или же опьянения, судороги, оглушения, исступления. Двойной потребности последних отвечает всякая романтика в искусстве и познании, ей отвечали (и отвечают) как Шопенгауэр, так и Рихард Вагнер, если назвать тех прославленнейших и выразительнейших романтиков, которые тогда превратно толковались мною, — впрочем, отнюдь не во вред им, как по всей справедливости должны бы признаться мне. Преизбыточествующий жизнью дионисический бог и человек может позволить себе не только созерцание страшного и проблематичного, но даже и страшное деяние и всякую роскошь разрушения, разложения, отрицания; у него злое, бессмысленное и безобразное предстает как бы дозволенным, вследствие избытка порождающих, оплодотворяющих сил, который может создать из всякой пустыни цветущий плодоносный край. Напротив, самому страждущему, самому бедному жизнью больше всего понадобилась бы кротость, миролюбие и доброта, как в мыслях, так и в поступках, — понадобился бы, по возможности, Бог, который был бы исключительно Богом для больных, “спасителем”, равным образом понадобилась бы логика, отвлеченная понятность бытия — ибо логика успокаивает, внушает доверие, — короче, понадобилась бы некоторая теплая, оберегающая от страха теснота и заключенность в оптимистических горизонтах. Так научился я постепенно понимать Эпикура, противоположность дионисического пессимиста, равным образом научился я понимать “христианина”, который на деле есть лишь некий род эпикурейца и, подобно последнему, романтик по существу, — взгляд мой все больше и больше изощрялся в той труднейшей и коварнейшей форме обратного заключения, в которой делается большинство ошибок, — обратного заключения от творения к творцу, от деяния к его виновнику, от идеала к тому, кому он нужен, от всякого образа мыслей и оценок к командующей из-за кулис потребности. — По отношению ко всем эстетическим ценностям пользуюсь я теперь следующим основным различением: я спрашиваю в каждом отдельном случае: “Стал ли тут творческим голод или избыток?” Казалось бы, поначалу можно было в большей степени рекомендовать другое различение — оно гораздо очевиднее, — именно, является ли причиною творчества стремление к фиксации, увековечению, к бытию или же, напротив, стремление к разрушению, к изменению, к новому, к будущему, к становлению. Но при более глубоком рассмотрении оба рода стремления оказываются все еще двусмысленными и вполне укладываются в вышеприведенную и, как мне кажется, более предпочтительную схему. Стремление к разрушению, изменению, становлению может быть выражением изобилующей, чреватой будущим силы (мой terminus для этого, как известно, есть слово “дионисический”), но оно может быть также ненавистью неудачника, лишенца, горемыки, который разрушает, должен разрушать, ибо его возмущает и раздражает существующее, даже все существование, все бытие — вглядитесь, чтобы понять этот аффект, в наших анархистов. Воля к увековечению равным образом требует двоякой интерпретации. Во-первых, она может исходить из благодарности и любви: искусство, имеющее такое происхождение, будет всегда искусством апофеоза — дифирамбическим, быть может, у Рубенса, блаженно-0насмешливым у Хафиза, светлым и благосклонным у Гете и осеняющим все вещи гомеровским светом и славой. Но она может быть и тиранической волей какого-нибудь неисцелимого страдальца, борца, мученика, который хотел бы проштемпелевать принудительным и общим для всех законом свое самое личное, самое сокровенное, самое узкое, действительную идиосинкразию своего страдания, и который словно бы мстит всем вещам, накладывая на них, впихивая в них, вжигая в них свой образ, образ своей пытки. Последнее есть романтический пессимизм в наиболее выразительной его форме, будь это шопегнауэровская философия воли или вагнеровская музыка; романтический пессимизм, последнее великое событие в судьбе нашей культуры. (Что мог бы существовать еще и совсем иной пессимизм, классический. — это предчувствие и провидение принадлежит мне, как нечто неотделимое от меня, как мое propriium и ipsissimum; разве что слово “классический” противно моим ушам, слишком уж оно истаскано, округлено, обезображено. Тот пессимиз будущего — ибо он грядет! я вижу его приближение! — я называю дионисическим пессимизмом.)
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Мы, непонятные. Жаловались ли мы когда-нибудь на то, что мы превратно истолкованы, неузнаны, перепутаны, оклеветаны, недослышаны и прослышаны? Именно таков наш жребий — о, надолго еще! скажем, чтобы быть скромными. До 1901 года, — таково же и наше отличие; мы недостаточно уважали бы самих себя, если бы желали иного. Нас путают — стало быть, мы сами растем, непрерывно меняемся, сдираем с себя старую кору, мы с каждой весной сбрасываем еще с себя кожу, мы становимся все более юными, более будущими, более высокими, более крепкими, мы все мощнее пускаем наши корни в глубину — во зло, — и в то же время все с большей любовью, с большим обхватом обнимаем небо, и с большей жаждою всасываем в себя его свет всеми нашими ветвями и листьями. Мы растем, как деревья, — это трудно понять, как и все живое! — не на одном месте, а повсюду, не в одном направлении, но вверх и вовне, как и внутрь и вниз, — наша сила идет одновременно в ствол, сучья и корни, мы уже вовсе не вольны делать что-либо частное, быть чем-либо частным… Таков наш жребий, как сказано: мы растем ввысь; и будь это даже нашим роком — ибо мы обитаем все ближе к молниям! — что ж, мы оттого не меньше дорожим этим; мы лишь не хотим дели ть его и дели ться им, храня это в себе как рок высот, наш рок…
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Почему мы не идеалисты. Прежде философы боялись чувств: уж не слишком ли мы — отучились от этого страха? Нынче мы, сегодняшние и завтрашние философы, все до одного сенсуалисты, не в теории, а в праксисе, на практике… Тем, напротив, казалось, что чувства завлекают их из их мира, холодного царства “идей”. На опасный южный остров, где, как они опасались, их философские добродетели растаяли бы, точно снег на солнце. “Воск в ушах” — это было тогда почти условием философствования; настоящий философ уже не слышал жизни, поскольку жизнь есть музыка, он отрицал музыку жизни: старое суеверие философов, что всякая музыка есть музыка сирен. — Что ж, мы склонны нынче судить как раз наоборот (что само по себе могло бы еще быть столь же ложно): именно, что идеи суть более скверные обольстительницы, чем чувства, со всею их холодной худосочной призрачностью и даже не вопреки этой призрачности, — они всегда жили “кровью” философа, всегда пожирали его чувства и даже, если угодно поверить нам, его “сердце”. Эти старые философы были бессердечны: философствование всегда было некоего рода вампиризмом. Разве вы не ощущаете в таких образах, как еще Спиноза, чего-то глубоко загадочного и зловещего? Разве не видите спектакля, который здесь разыгрывается, постоянного обескровления, все более идеально толкуемой отвлеченности? Разве не предчувствуете за кулисами какой-то длинной спрятавшейся пиявки-кровопийцы, которая начинает с чувств и кончает объедками костей и лязгом? — я имею в виду категории, формулы, слова (ибо — да простят мне — то, что осталось от Спинозы, amor intellectualis dei, и есть лязг, не больше! какая там amor, какой deus когда в них нет и капли крови?..). In summa: всякий философский идеализм был до сих пор чем-то вроде болезни, если только он не был, как в случае Платона, перестраховкой изобилующего и опасного здоровья, страхом перед сверхмощными чувствами, смышленостью смышленого сократика. — Быть может, мы, современные, лишь недостаточно здоровы, чтобы нуждаться в идеализме Платона? И мы не боимся чувств, потому что —
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“Наука” как предрассудок. Из законов табели о рангах следует, что ученые, поскольку они принадлежат к духовному среднему сословию, не вправе обнаруживать доподлинных великих проблем и сомнений; к тому же до этого не дотягивает ни их мужество, ни равным образом их взгляд, — прежде всего их потребность, в силу которой они становятся исследователями, их внутреннее предвосхищение и взыскание такого вот, а не иного распорядка вещей, их страх и надежда слишком скоро успокаиваются и умиротворяются. То, что, например, заставляет педантичного англичанина Герберта Спенсера мечтать на свой лад и проводить штрих надежды, горизонтальную линию благих пожеланий, то окончательное примирение “эгоизма и альтруизма”, о котором он несет вздор, вызывает у нашего брата почти чувство гадливости: с такими спенсеровскими перспективами, принятыми за последние перспективы, человечество кажется нам достойным презрения, уничтожения! Но уже одно то. что им воспринимается как величайшая надежда нечто такое, что другие считают и вправе считать просто отвратительной возможностью, есть вопросительный знак, которого Спенсер не был бы в состоянии предвидеть… Равным образом обстоит дело и с той верой, которою довольствуются нынче столь многие материалистические естествоиспытатели, — верой в мир, который должен иметь свой эквивалент и меру в человеческом мышлении, в человеческих понятиях ценности, “мир истины”, с которым тщатся окончательно справиться с помощью нашего квадратного маленького человеческого разума, — как? неужели мы в самом деле позволим низвести существование до рабского вычислительного упражнения и кабинетного корпения в угоду математикам? Прежде всего не следует скидывать своего многозначного характера, этого требует хороший вкус, милостивые государи, вкус к благоговению перед всем тем, что не умещается в рамках вашего кругозора! Допускать, что правомерна лишь та интерпретация мира, при которой правомерны сами вы. При которой можно исследовать и продолжать работу научно в вашем смысле (- вы полагаете, собственно механистически?), интерпретация, допускающая числа, счет, взвешивание, наблюдение, хватание и ни чего больше, — есть неотесанность и наивность, если только не душевная болезнь, не идиотизм. Разве не вероятнее было бы допустить обратное: что как раз самая поверхностная и самая внешняя сторона бытия — его наибольшая мнимость, его кожа и ощутимость — и поддается в первую очередь схватыванию? быть может, только одна она и поддается? “Научная” интерпретация мира, как вы ее понимаете, могла бы, следовательно, быть все еще одной из самых глупых, т.е. самых скудоумных, среди всех возможных интерпретаций мира: говорю это на ухо и совесть господам механикам, которые нынче охотно околачиваются возле философов и намертво убеждены в том, что механика есть учение о первых и последних законах, на которых, как на фундаменте, должно быть возведено все бытие. Но механический по существу мир был бы миром по существу бессмысленным! Допустим, что значимость музыки оценивалась бы тем, насколько может она быть исчисленной, сосчитанной, сформулированной, — сколь абсурдной была бы такая “научная” оценка музыки! Что бы из нее поняли, уразумели, узнали! Ничего, ровным счетом ничего из того, что собственно составляет в ней “музыку”!..
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Наше новое “бесконечное”. Как далеко простирается перспективный характер существования или даже: есть ли у последнего какой-нибудь другой характер, не становится ли существование без толкования, без “смысла” как раз “бессмыслицей”. А с другой стороны, не есть ли всякое существование, по самой сути своей, толкующее существование — эти вопросы, как и полагается, не могут быть решены даже самым прилежным и мучительно-совестливым анализом и самоисследованием интеллекта: ведь человеческий интеллект при этом анализе не может не рассматривать самого себя среди своих перспективных форм и только в них одних. Мы не в состоянии выглянуть из своего угла: безнадежным любопытством остается желание узнать, какие еще могли бы быть иные интеллекты и перспективы: например, способны ли какие-нибудь существа воспринимать время вспять или попеременно вперед и вспять (чем было бы дано иное направление жизни и иное понятие причины и следствия). Но я думаю, мы сегодня не так уж далеки от жалкого нахальства распоряжаться из собственного угла и утверждать, что только из этого угла и позволительно иметь перспективы. Скорее всего, мир еще раз стал для нас “бесконечным”, поскольку мы не в силах отмести возможность того, что он заключает в себе бесконечные интерпретации. Еще раз охватывает нас великий ужас, — но кто был бы охоч до того, чтобы тотчас же начать снова обожествлять на старый лад это чудовище незнакомого мира? И почитать впредь незнакомое как “незнакомого”? Ах, в это незнакомое входит такое множество небожественных возможностей интерпретации, столько всякой чертовщины, глупости, дурности в интерпретации, включая и нашу собственную человеческую, слишком человеческую, на знакомую…
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Почему мы кажемся эпикурейцами. Мы осторожны, мы, современные люди, по части окончательных убеждений; наше недоверие затаилось в засаде против очарований и коварных уловок совести, свойственных всякой сильной вере, всякому безусловному Да и Нет; как это объяснить? Можно, по-видимому, с одной стороны, усматривать здесь осторожность “обжегшегося ребенка”, разочарованного идеалиста, но с другой и лучшей стороны, также и ликующее любопытство бывалого зеваки, который, зевая, дошел до отчаяния и теперь в пику своему зеванью роскошествует и пирует в безграничном, под “открытым небом вообще”. Тем самым вырабатывается почти эпикурейская склонность к познанию, которая не так-то просто упускает из виду проблематичный характер вещей; равным образом и отвращение к громким моральным словам и жестам, вкус, отклоняющий все топорные неуклюжие противоречия и гордо сознающий свою опытность по части оговорок. Ибо это и составляет нашу гордость: слегка натянутые вожжи при нашем рвущемся вперед стремлении к достоверности, сдержанность всадника в его бешеной скачке: мы и впредь, как и раньше, будем скакать на безумных огненных зверях, и если мы замешкаемся, то мешкать вынудит нас, пожалуй, меньше всего опасность…
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Наши замедленные такты. Так ощущают все художники и люди “творений”. Человек материнского типа: им всегда кажется, на каждом отрезке их жизни — который всякий раз отрезывается новым творением, — что теперь они у самой цели; смерть всегда принималась бы ими терпеливо и с чувством: “мы созрели для этого”. Это не есть выражение усталости, — скорее, осенней солнечности и кротости, которые всякий раз оставляют за собою в творце само творение, зрелость его творения. Тогда замедляется темп жизни и становится густым и медоточивым — вплоть до длинных фермат, вплоть до веры в длинную фермату…
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Мы, безродные. Среди нынешних европейцев нет недостатка в таких, которые вправе называть себя безродными в окрыляющем и славном смысле этого слова, — к ним пусть и будет недвусмысленно обращена моя тайная мудрость и gaya scienza. Ибо участь их сурова, надежда неверна; было бы непростым фокусом придумать для них утешение — да и чем бы это помогло! Мы, дети будущего, как смогли бы мы быть дома в этом настоящем! Мы неблагосклонны ко всем идеалам, в которых кто-либо мог бы еще чувствовать себя уютно даже в это ломкое, поломанное переходное время; что же до их “реальностей”, мы не верим в их долговечность. Лед, по которому сегодня можно еще ходить, стал уже очень тонок: дует весенний ветер, мы сами, мы, безродные, являем собою нечто проламывающее лед и прочие слишком тонкие “реальности”… Мы ничего не “консервируем”, мы не стремимся также обратно в прошлое, мы нисколько не “либеральны”, мы не работаем на “прогресс”, нам вовсе не нужно затыкать ушей от базарных сирен будущего, то, о чем они поют: “равные права”, “свободное общество”, “нет больше господ и нет рабов”, не манит нас! — мы просто царство справедливости и единодушия (ибо оно при всех обстоятельствах стало бы царством глубочайшей посредственности и китайщины), мы радуемся всем, кто, подобно нам, любит опасность, войну, приключения, кто не дает себя уговорить, уловить, умиротворить, оскопить, мы причисляем самих себя к завоевателям, мы размышляем о необходимости новых порядков, также и нового рабства, — ибо ко всякому усилению и возвышению типа “человек” принадлежит и новый вид порабощения — не правда ли? При всем этом мы должны чувствовать себя как на иголках в век, который горазд бахвалиться тем, что он самый человечный, самый кроткий, самый правовой из всех бывших до сих пор под солнцем? Достаточно скверно, что как раз при этих прекрасных словах возникают у нас тем более безобразные задние мысли! Что мы видим в них лишь выражение — и маскарад — глубокого расслабления, утомления, старости, скудеющей силы! Какое нам дело до мишуры, с помощью которой больной приукрашивает свою слабость! Пусть он выставляет ее напоказ, как свою добродетель, — не подлежит никакому сомнению, что слабость делает кротким, ах, таким кротким, таким правовым, таким безобидным, таким “человечным”! — “Религия сострадания”, в которую нас хотели бы обратить, — о, нам достаточно известны истеричные самцы и самки, которым нынче нужна как раз эта религия для покрывала и наряда! Мы не гуманисты; мы никогда не рискнули бы позволить себе разглагольствовать о нашей “любви к человечеству” — для этого мы недостаточно актеры! Или недостаточно сен-симонисты, недостаточно французы! Нужно глубоко погрязнуть в галльском излишестве эротической раздражительности и влюбчивой нетерпеливости, чтобы, все еще продолжая играть в порядочность, лезть на человечество со своей похотью… Человечество! Была ли еще более гнусная карга среди всех старух (разве что “истина”: вопрос для философов)? Нет, мы не любим человечества; но, с другой стороны, мы далеко и не “немцы”, в расхожем нынче смысле слова “немецкий”, чтобы лить водну на мельницу национализма и расовой ненависти, чтобы наслаждаться национальной чесоткой сердца и отравлением крови, из-за которых народы в Европе нынче отделены и отгорожены друг от друга, как карантинами. Мы слишком независимы для этого, слишком злы, слишком избалованы, слишком к тому же хорошо обучены, слишком “выхожены”; мы во всяком случае предпочитаем этому жить в горах, в стороне, “несвоевременно”, в прошлых или грядущих столетиях, лишь бы уберечь себя от тихого бешенства, к которому мы были бы приговорены, будучи свидетелями политики, опустошающей немецкий дух тщеславием, и к тому же мелочной политики, — разве не вынуждена она, во избежание распада собственного ее творения, посадить его между двух смертельных ненавистей? разве не должна она желать увековечения партикуляризма в Европе?.. Мы, безродные, мы, как “новейшие люди”, слишком многогранны и разнородны по своей расе и происхождению и, следовательно, мало искушены в том, чтобы принимать участие в изолгавшемся самопреклонении и блуде, которые нынче выпячиваются в Германии в качестве вывески немецкого образа мыслей и которые выглядят двукратно лживыми и непристойными у народа, обладающего “историческим чувством”. Мы, одним словом, — и пусть это будет нашим честным словом! — добрые европейцы, наследники Европы, богатые, перегруженные, но и обремененные чрезмерным долгом наследники тысячелетий европейского духа: как таковые, мы вышли из-под опеки и христианства и чужды ему, именно потому, что мы выросли из него и что наши предки были самыми беспощадно честными христианами христианства, жертвовавшими во имя веры имуществом и кровью, сословием и отечеством. Мы — делаем то же. Но во имя чего? Во имя нашего неверия? Во имя всякого неверия? Нет, вам это лучше известно, друзья мои! Скрытое да в вас сильнее, чем любые нет и может быть, которыми вы больны вместе с вашим веком; и когда вам придется пуститься по морям, вы, невозвращенцы, то и вас вынудит к этому — вера!..
378
“И станем снова светлыми”. Мы, щедрые подаятели и богачи духа, стоящие, подобно открытым колодцам, на улице и не властные никому воспрепятствовать черпать из нас: мы не умеем, увы, защищать самих себя там, где мы хотели бы этого, мы никак не можем помешать тому, чтобы нас не мутили, не темнили, — чтобы время, в которое мы живем, не бросало в нас своей “злободневности”, грязные птицы — своих испражнений, мальчишки — своего хлама, а изнемогшие, отдыхающие возле нас странники — своих маленьких и больших невзгод. Но мы поступим так, как мы всегда поступали: мы примем и то, что в нас бросают, в нашу глубину — ибо мы глубоки, мы не забываем этого, — и станем снова светлыми…
379
Реплика дурака. Эту книгу написал отнюдь не мизантроп: ненависть к человеку оплачивается нынче слишком дорого. Чтобы ненавидеть так, как прежде ненавидели человека, по-тимоновски, целиком, без всяких скидок, от всего сердца, изо всей любви ненависти, — для этого следовало бы отказаться от презрения: а какой утонченной радостью, каким терпением, каким даже добродушием обязаны мы именно своему презрению! К тому же с ним мы — “избранники Божьи”: тонкое презрение есть наш вкус и преимущество, наше искусство, возможно, наша добродетель, мы — самые современные среди современных!.. Ненависть, напротив, сравнивает, сопоставляет, в ненависти есть уважение, наконец; в ненависти есть страх, большая, значительная доля страха. Мы же, бесстрашные, мы, более одухотворенные люди этой эпохи, мы в достаточной степени знаем свое превосходство, чтобы как раз в качестве более одухотворенных не испытывать никакого страха к этому времени. Нас едва ли обезглавят, заточат в темницу, сошлют; даже наших книг не запретят и не сожгут. Этот век любит ум, он любит нас и нуждается в нас, даже если нам пришлось бы дать ему понять, что мы художники по части всякого презрения; что при каждом общении с людьми нас слегка знобит; что при всей нашей кротости, терпеливости, человечности, учтивости мы не в силах уговорить собственный нос отказаться от своего предубеждения к близко стоящему человеку; что мы тем больше любим природу, чем меньше в ней человеческого, и искусство, если оно есть бегство художника от человека, или насмешка художника над человеком, или насмешка художника над самим собой…
380
“Странник” говорит. Чтобы рассмотреть однажды нашу европейскую мораль издали, чтобы сопоставить ее с другими, прежними или будущими, моралями, надо сделать то, что делает странник, желающий узнать, насколько высоки городские башни: для этого он покидает город. “Мысли о моральных предрассудках”, дабы не быть предрассудками о предрассудках, предполагают некую установку вне самой морали, некое по ту сторону добра и зла, куда должно взбираться, карабкаться, лететь, — а в данном случае наверняка уж некое по ту сторону нашего добра и зла, некую свободу от всякой “Европы”, понимая под последней сумму командных ценностных суждений, которые перешли в нашу плоть и кровь. То, что хочешь именно туда наружу и наверх, есть, быть может, маленькое сумасбродство, странное, безрассудное “ты должен”, - ибо и нам, познающим, свойственны свои идиосинкразии “несвободной воли”; вопрос в том, действительно ли можешь туда наверх. Это зависит от многих условий; главным образом вопрос сводится к тому, насколько мы легки или тяжелы, к проблеме нашей “специфической тяжести” Нужно быть очень легким, чтобы увлечь свою волю к познанию в такую даль и как бы над своим временем, чтобы сотворить себе глаза для обзора тысячелетий и вдобавок еще и чистое небо в этих глазах! Нужно избавиться от многого, что гнетет, парализует, подавляет, тяжелит нас, нынешних европейцев. Человек такой потусторонности, желающий сам обнаружить высшие ценностные нормы своего времени, должен прежде всего “преодолеть” это время в себе самом — такова проба его силы, — и, следовательно, не только свое время, но и свое прежнее отвращение к этому времени и разлад с ним, свое страдание от этого времени, свою несвоевременность, свою романтику…
381
К вопросу о понятности. Очевидно, когда пишут, хотят быть не только понятными, но и равным образом не понятными. Вовсе не является еще возражением против книги, если кто-то находит ее непонятной: возможно, именно это и входило в намерения ее автора — он не хотел, чтобы его понял “кто-то”. Всякий более аристократичный ум и вкус, желая высказаться, выбирает себе и своих слушателей; выбирая их, он в то же время ограждается от “других”. Здесь берут свое начало все более утонченные законы стиля: они одновременно держат на расстоянии, они сотворяют дистанцию, они воспрещают “вход”, понимание, как было уже сказано, — и попутно открывают уши тем, кто сродни нам ушами. И — говоря между нами, и в моем случае — я не хочу ни своим незнанием, ни живостью своего темперамента мешать вам понимать меня, друзья мои: именно живостью, как бы она ни вынуждала меня быть проворным в решении какого-либо дела, которое только так и может быть вообще решено. Ибо с глубокими проблемами у меня обстоит так же, как с холодной ванной, — мигом туда, мигом оттуда. Это все еще суеверие людей, страдающих водобоязнью, врагов холодной воды, будто тем самым не добираешься до глубины, не погружаешься достаточно глубоко; они говорят, не имея опыта. О! ледяная вода заставит быть проворным! — И спрашивая между прочим: оттого ли только остается вещь действительно непонятной и неузнанной, что ее касаются, разглядывают, подмечают лишь на лету? Нужно ли сначала непременно усесться на нее? сидеть на ней, как на яйцах? Diu noctuque incubando, как сказал о себе самом Ньютон? По крайней мере, есть истины особенно пугливые и чувствительные к щекотке, которыми и нельзя овладеть иначе, как внезапно, — которых надо застать врасплох либо отпустить… Наконец, моя краткость обладает еще и другим достоинством: в таких вопросах, как занимающие меня, я должен многое сказать быстро, чтобы это еще быстрее дошло до ушей. Следует, будучи имморалистом, заботиться о том, чтобы не развращали невинность, я разумею ослов и старых дев обоего пола, которые ничего не имеют от жизни, кроме своей невинности; больше того, мои сочинения должны воодушевлять их, ободрять, поощрять к добродетели. Я не знаю на земле ничего более забавного, чем зрелище воодушевленных старых ослов и дев, которые возбуждаются сладкими чувствами добродетели: и “это я видел” — так говорил Заратустра. Вот, пожалуй, и все относительно краткости; хуже обстоит с моим незнанием, из которого я не делаю тайны даже для самого себя. Есть часы, когда я его стыжусь; разумеется, и часы, когда я стыжусь этого стыда. Быть может, мы, философы, все без исключения относимся нынче к знанию скверно: наука растет, наиболее ученые из нас близки к открытию, что они слишком мало знают. Но было бы гораздо хуже, если бы дело обстояло иначе — если бы мы знали слишком много; нашей самопервейшей задачей было и остается: самим не путать себя. Мы являемся чем-то иным, чем ученые; хотя и нельзя обойтись без того, чтобы мы, между прочим, были и учеными. У нас иные потребности, иной рост, иное пищеварение: нам потребно большее, нам потребно и меньшее. Сколько нужно духу для его питания — нет формулы, смогшей бы это определить; если же его вкус обращен к независимости, к быстрой ходьбе, к странствованию, к приключениям, быть может, до которых доросли лишь самые проворные, то он охотнее живет на скудной диете, но привольно, нежели связанным и откормленным. Не жира, но величайшей гибкости и силы хочет танцор от своего питания, — и я не знаю, чем еще желал бы быть ум философа, как не хорошим танцором. Именно танец и есть его идеал, его искусство, в конце концов и его единственное благочестие, его “богослужение”…
382
Великое здоровье. Мы, новые, безымянные, труднодоступные, мы, недоноски еще не проявленного будущего, — нам для новой цели потребно и новое средство, именно, новое здоровье, более крепкое, более умудренное, более цепкое, более отважное, более веселое, чем все бывшие до сих пор здоровья. Тот, чья душа жаждет пережить во всем объеме прежние ценности и устремления и обогнуть все берега этого идеального “средиземноморья” кто ищет из приключений сокровеннейшего опыта узнать, каково на душе у завоевателя и первопроходца идеала, равным образом у художника, у святого, у законодателя, у мудреца, у ученого, у благочестивого, у предсказателя, у пустынножителя старого стиля, — тот прежде всего нуждается для этого в великом здоровье — в таком, которое не только имеют, но и постоянно приобретают и должны приобретать, ибо им вечно поступаются, должны поступаться!.. И вот Же, после того как мы так долго были в пути, мы, аргонавты идеала, более храбрые, должно быть, чем этого требует благоразумие, подвергшиеся стольким кораблекрушениям и напастям, но, как сказано, более здоровые, чем хотели бы нам позволить, опасно здоровые, все вновь и вновь здоровые, — нам начинает казаться, будто мы, в вознаграждение за это, видим какую-то еще не открытую страну, границ которой ни кто еще не обозрел, некое по ту сторону всех прежних земель и уголков идеала, мир до того богатый прекрасным, чуждым, сомнительным, страшным и божественным, что наше любопытство, как и наша жажда обладания, выходит из себя — ах! и мы уже ничем не можем насытиться! Как смогли бы мы, после таких перспектив и с таким ненасытным голодом на совесть и весть, довольствоваться еще современным человеком? Довольно скверно; но и невозможно, чтобы мы только с деланной серьезностью взирали и, пожалуй, даже вовсе не взирали на его почтеннейшие цели и надежды. Нам преподносится другой идеал, причудливый, соблазнительный, рискованный идеал, к которому мы никого не хотели бы склонить; ибо ни за кем не признаем столь легкого права на него: идеал духа, который наивно, стал быть, сам того не желая и из бьющего через край избытка полноты и мощи играет со всем, что до сих пор называлось священным, добрым, неприкосновенным, божественным; для которого то наивысшее, в чем народ по справедливости обладает своим ценностным мерилом, означало бы уже опасность, упадок, унижение или, по меньшей мере, отдых, слепоту, временное самозабвение; идеал человечески-сверхчеловеческого благополучия и благоволения, который довольно часто выглядит нечеловеческим, скажем, когда он рядом со всей бывшей на земле серьезностью, рядом со всякого рода торжественностью в жесте, слове, звучании, взгляде, морали и задаче изображает как бы их живейшую непроизвольную пародию, — и со всем тем, несмотря на все то, быть может, только теперь и появляется впервые великая серьезность, впервые ставится вопросительный знак, поворачивается судьба души, сдвигается стрелка, начинается трагедия…
383
Эпилог. Но между тем как я в заключение без всякой спешки вырисовываю этот мрачный вопросительный знак и все еще намереваюсь напомнить моим читателям добродетели правильного чтения — о, какие это забытые и неведомые добродетели! — вокруг меня громко раздается самый что ни на есть злой, сочный, кобольдовый смех: сами духи моей книги обрушиваются на меня, тянут меня за уши и призывают меня к порядку. “Нам уже невтерпеж, — кричат они мне, — прочь, прочь с этой воронье-черной музыкой. Разве вокруг нас не светлое утро? И зеленая мягкая почва и лужайка, королевство танца? Был ли когда-либо более подходящий час для веселья? Кто споет нам песню, дополуденную песню, такую солнечную, такую легкую, такую летучую, что не спугнет и сверчков, — скорее, пригласит сверчков петь и танцевать вместе с нею? И лучше даже дурацкая мужицкая волынка, нежели эти таинственные звуки, эти кваканья жаб, могильные голоса и сурочьи высвисты, которыми вы до сих пор потчевали нас в вашем захолустье, господин отшельник и музыкант будущего! Нет! Не надо таких тонов! Настройте нас на более приятный и более радостный лад!” — Вам это так по вкусу, мои нетерпеливые друзья? Ну что ж! Кто бы не захотел вам угодить? Моя волынка к вашим услугам, моя глотка также — она может издавать несколько хриплые звуки, не взыщите! на то мы и в горах. Но То. что вам придется услышать, по меньшей мере, ново; и если вы этого не поймете, если вы недопоймете певца, что же тут такого! Таково уж “певца проклятье”. Тем отчетливее смогли бы вы внимать его музыке и мотиву, тем лучше плясалось бы вам под его посвистыванье. Хотите ли вы этого?..
Приложение.
Песни принца Фогельфрай
К Гете
Непреходящее
Лишь твоя участь!
Бог — вседразнящая
Рифма: на случай…Цель, и как следствие —
Только дыра,
Хмурому — бедствие,
Дурню — игра…Райская, адская
Барская смесь:
Вечно-дурацкое
Месит нас — днесь!..
Призвание поэта
Под деревьями недавно
Я уселся просто так,
Вдруг услышал, кто-то плавно
Тикал сверху, словно в такт.
Стал я зол и скорчил рожу,
Но вконец и сам размяк,
И — представьте — начал тоже
Приговаривать в тик-так.Слог за слогом, как вприпрыжку,
Стихотворной шли гурьбой,
И пришлось мне слишком-слишком
Посмеяться над собой.
Ты поэт? Да ты в уме ли?
И давно ли ты им стал?
“Вы поэт на самом деле”,
Дятел с ветки простучал.Затаился я в засаде,
Как разбойник, и слежу.
Что ни слово, мигом сзади
Рифму к горлу приложу.
Все вокруг остервенело
Я на стих свой нанизал.
“Вы поэт на самом деле”,
Дятел с ветки простучал.Рифмы, сударь мой, что стрелы,
Просверлят любую прыть,
Даже ящерицы тело
Смог я ими пригвоздить!
Ах, бедняжка, дышит еле,
Видно, час ее настал!
“Вы поэт на самом деле”,
Дятел с ветки простучал.Сколько слов, о, сколько мыслей,
Рвущихся и так и сяк!
Словно бусинки повисли
На веревочке тик-так.
Разом стихли, присмирели
Всем на радость и печаль
“Вы поэт на самом деле”,
Дятел с ветки простучал.Птица, хватит! Шутки эти
Надоели мне всерьез,
За себя я не в ответе,
Полон гнева и угроз! —
Трясся весь, а сам умело
Рифму с рифмою сличал.
“Вы поэт на самом деле”,
Дятел с ветки простучал.
На Юге
Так я повис на гнутой ветке,
Подняв усталость высоко.
Я птичий гость, хотя и редкий,
Мне рады эти однолетки.
Но где же я? Ах, далеко!Белеет море, словно спящий,
Пурпурный парус, яркость дня.
Утес и смоквы, гавань, башни
И пастбища: покой слепящий, —
Невинный Юг, возьми меня!Чеканным шагом — по-немецки —
Я жизнь протопать не хотел.
Я вызвал ветер молодецкий
И вместе с птицами по-детски
Над морем к Югу полетел.О, разум! Нудное занятье!
Чуть что поймешь, так не дури!
У птиц уроки тщился брать я,
И вот теперь созрел я, братья,
Для новой жизни, для игры…Сколь мудро — мыслить в одиночку,
И сколь нелепо — так же петь!
Вы, птицы, сядьте-ка кружочком,
Теперь я сам, и неумолчно,
Спою вам, полно вам лететь!Про вашу юность, вашу лживость,
С ума сводящую игривость
И про мою влюбленность в вас.
На Севере — шепну стыдливо —
Любил каргу я, дрянь на диво,
Карга та “истиной” звалась…
Набожная Беппа
С такою-то фигуркой
Мне набожность к лицу.
Я нравлюсь не придуркам —
Всевышнему Отцу.
Он, видно, не накажет
Послушника того,
Что сам не свой от блажи
И пыла моего.Не хмурый инок в келье!
Нет, остренький, как нож,
Он всякий раз с похмелья
Ревнив и — невтерпеж.
Мне старики противны,
А он к старухам строг:
Как мудро и как дивно
Устроил это Бог!Я с церквью не в разладе,
Что-что, а этот жар
Она мне, Бога ради,
Отпустит, как и встарь.
Бормочут с нетерпеньем,
Уж я-то знаю всех,
И с новым согрешеньем
Стирают прежний грех.Прославим же величье
Всевышнего, что сам,
Ей-ей, не безразличен
По этой части к нам.
С моею-то фигуркой
От набожности млеть:
А чуть стара, пойду-ка
Хоть к черту под венец!
Таинственный челн
Этой ночью, точно жуть,
Навевал бездомный ветер,
Надрывая стоном грудь,
Я в зловещем лунном света
Тщетно силился уснуть,
Отгоняя страхи эти.И, дурных предчувствий полн,
Побежал потом я к морю.
Там пустой качался челн,
Челн таинственный, в котором
Под сонливый выплеск волн
Кто-то спал, сморен измором.Тут, на час или на два,
Или год то длилось целый? —
Чувства, мысли, голова —
Все куда-то отлетело,
И узрел, живой едва,
Бездну я — на самом деле!Утром крики, вновь и вновь,
Челн чернеет там же шатко…
Что случилось? Что за кровь?
Что за странная загадка?
Нет же, нет же! Мы без слов
Спали оба — ах! так сладко!
Объяснение в любви
(при котором, однако, поэт упал в яму-)
О, чудо! Он летит?
Все выше, выше — и без взмаха крыл?
Куда же он парит?
Полет его каких исполнен сил? Как вечность и звезда,
Он в высях обитает, жизни чужд.
И зависть навсегда
Взлетает вслед за ним, не зная нужд. О, птица, альбатрос!
Твой горний образ зов мой и судьба.
Во мне так много слез
И столько слов — да, я люблю тебя!
Песня феокритовского козапаса
Лежу я, кишки свело, —
Клопы меня съели.
А там еще шум и светло!
Одно веселье…Она хотела прийти,
Жду, как собака, —
Уж солнцу пора взойти,
И нет ни знака.А ведь обещала одним
Взглядом, без позы?
Или она за любым
Бежит, как козы?Ах, как я ревнив и зол
К ее нарядам!
Неужто любой козел
Берет у нее что надо?Кипит многословный яд
В любовном растворе.
Так душной ночью блестят
В саду мухоморы.Любовь меня валит с ног,
Как дьяволица, —
В горло не лезет кусок,
Прощай, луковица!Уж месяц уплыл за моря,
И звезды угрюмы,
Сереет заря, — и я
Охотно бы умер.
“Этим душам ненадежным”
Этим душам ненадежным
Лютый я укор.
Все их почести мне тошны,
Их хвала — один сплошной позор.И за то, что непонятен
Им мой ряд и лад,
Виден в их приветном взгляде
Трупно-сладкий, безнадежный яд.Лучше выбраньтесь со страстью
И катитесь прочь!
Вашей порчи и напасти
Мне вовек, вовек не превозмочь.
Дурак в отчаянье
Ах! Все написанное мной
Дурацким сердцем и рукой
Достойно ли запоминанья?..
Вы говорите: “Все стараньяДостойны только вытиранья,
Когда старается дурной!”
Ну, что ж! Я губкой и метлой
Так преуспею в подметанье,Как критик и как водяной.
Но погляжу я стороной
На вас, о, мудрецы и врали,
Что мудростью все обоср…
Rimus remedium
Или: Как утешаются больные поэты
Из уст твоих
О, ведьма-время, лишь слюна
Течет часами, и от них
Душа отчаянья полна:
Я, глотку Вечности браня,
Бессильно стих.Мир — это медь:
Нагретый бык — он глух на крик.
Мне прямо в кости пишет смерть
Ножом и вмиг:
“Мир — это твердь,
В нем сердца нет, мир — это бык!”Пролей все маки,
Лей, лихорадка! Яд не в мозг!
Я от тебя насквозь промозг.
Ты хочешь денег? Хочешь драки?
Ха! Девка, ты достойна розг
И брани всякой!Нет! Нет! Вернись!
Там дождь, там слякотно и гадко.
Я окружу тебя достатком.
Возьми! Тут золото! Не злись! —
Мы навсегда с тобой сошлись,
О, лихорадка!Нет больше мочи!
Дверь настежь, гаснут фонари:
Ко мне гурьбой все беды ночи!
Кто нынче слаб по части рифм,
Держу пари,
На риф наскочит!
“На счастье мне!”
Я снова вижу голубей Сан-Марко:
Притихла площадь, полдень спит на ней.
И праздным взмахом в мир иссиня-яркий
Пускаю песни я, как голубей, —
Они в моей ли власти?
О, сколько рифм в их перьях, как подарки,
На счастье мне! на счастье!На небе, точно вышитом из шелку,
Застыла башня, небо заслоня!
Люблю ее, ревную втихомолку…
Я б душу выпил из нее до дна,
Как светлое причастье,
Неся ее в себе и без умолку!
На счастье мне! на счастье!Каким же, башня, львом твой профиль узкий
Вознесся, замирая на бегу!
Ты площадь заглушаешь. По-французски
Была бы ты ее accent aigu?
И все твои напасти
Звучат уже во мне нажимом хрустким…
На счастье мне! на счастье!Прочь, музыка! Пусть тени станут гуще
И вырастут в коричневый покой!
Ты ранний гость, покуда не опущен
На золото убранств покров ночной,
Покуда день у власти.
Но грядет ночь предвестием зовущим
На счастье мне! на счастье!
К новым морям
Вдаль — хочу я: и отныне
Только выбор мой со мной.
Мчится в пагубные сини
Генуэзский парус мой.Все блестит мне быстротечно,
Полдень спит в объятьях дня —
Только глаз твой, бесконечность,
Жутко смотрит на меня!
Сильс-Мария
Здесь я засел и ждал, в беспроком сне.
По ту черту добра и зла, и мне
Сквозь свет и тень мерещились с утра
Слепящий полдень, море и игра.
И вдруг, подруга! я двоиться стал —
И Заратустра мне на миг предстал…
К мистралю
Танцевальная песнь
О, мистраль, тучегонитель,
Хандроборец, очиститель,
Шумный, я люблю тебя!
Разве мы с тобой не братья,
Разве мог того не знать я,
Что у нас одна судьба?Вот, в горах, забыв все речи,
Я бегу тебе навстречу
И не чувствую земли:
Ты, что мчишь морские воды,
Как свободный брат свободы,
Обгоняя корабли!Зов твой гнал меня из ночи,
Рвался я, что было мочи,
Словно знал уже — куда.
Буйной россыпью алмазов
Ты пронесся, светлоглазый,
Ниоткуда в никуда.И в лучах небесной славы
Видел я тебя, как правил
Колесницей ты богов.
Видел длань твою, о, вольный,
Как она бичом из молний
Погоняла скакунов, —Видел я, как на лету ты,
Притормаживая круто,
Кувыркался в небосвод.
И с рассветом, точно слезы,
Вертикально — прямо в розы —
Опрокидывал восход.Там, где тысячью горбами
Спины выросли под нами,
К танцам воля нас вела!
Мы на спинах гнутых пляшем,
Вольно в нас — искусство наше,
И наука — весела!Мы с цветов себе цветенье
Жадно рвем в вознагражденье
И листочки — на венок!
Пляшем мы, как трубадуры,
В нас ужились две натуры —
Блуд и святость, мир и Бог!Кто не хват плясать с ветрами,
Кто обмотан весь бинтами
В лазарете чахлых душ:
Горемыки и притворцы,
Остолопы, гуси, овцы —
Прочь из наших райских кущ!Мы столбы взметаем пыли
Чохом в ноздри, что простыли,
Избегая всех зараз!
Берегитесь, мы смертельны
Там, где жизнь — режим постельный
И подгляд трусливых глаз!Мы охотники за мраком,
Что торгует тучей всякой
И чернит миры вокруг.
Мы шумим, С твоим ненастьем
И мое бушует счастье,
О, всех вольных духов дух!Как еще тебя восславить?
Так возьми ж себе на память
Тот венок, что сплел я здесь!
Дальше брось его — ты слышишь? —
Прямо в небо — выше, выше —
И к звезде его подвесь!