Ницше Ф., Человеческое, слишком человеческое

Пер. В.М. Бакусева

AP

Menschliches, Allzumenschliches
Ein Buch für freie Geister

Erster Band (Zweiten Ausgabe, 1886)

Dieses monologische Buch, welches in Sorrent während eines Winteraufenthaltes (1876 auf 1877) entstand, würde jetzt der Öffentlichkeit nicht übergeben werden, wenn nicht die Nähe des 30. Mai 1878 den Wunsch allzu lebhaft erregt hätte, einem der größten Befreier des Geistes zur rechten Stunde eine persönliche Huldigung darzubringen.
[Einleitende Bemerkung.]

An Stelle einer Vorrede.

"—eine Zeit lang erwog ich die verschiedenen Beschäftigungen, denen sich die Menschen in diesem Leben überlassen und machte den Versuch, die beste von ihnen auszuwählen. Aber es thut nicht noth, hier zu erzählen, auf was für Gedanken ich dabei kam: genug, dass für meinen Theil mir Nichts besser erschien, als wenn ich streng bei meinem Vorhaben verbliebe, das heisst: wenn ich die ganze Frist des Lebens darauf verwendete, meine Vernunft auszubilden und den Spuren der Wahrheit in der Art und Weise, welche ich mir vorgesetzt hatte, nachzugehen. Denn die Früchte, welche ich auf diesem Wege schon gekostet hatte, waren der Art, dass nach meinem Urtheile in diesem Leben nichts Angenehmeres, nichts Unschuldigeres gefunden werden kann; zudem liess mich jeder Tag, seit ich jene Art der Betrachtung zu Hülfe nahm, etwas Neues entdecken, das immer von einigem Gewichte und durchaus nicht allgemein bekannt war. Da wurde endlich meine Seele so voll von Freudigkeit, dass alle übrigen Dinge ihr Nichts mehr anthun konnten."
Aus dem Lateinischen des Cartesius.

Vorrede.

1

Es ist mir oft genug und immer mit grossem Befremden ausgedrückt worden, dass es etwas Gemeinsames und Auszeichnendes an allen meinen Schriften gäbe, von der "Geburt der Tragödie" an bis zum letzthin veröffentlichten "Vorspiel einer Philosophie der Zukunft": sie enthielten allesammt, hat man mir gesagt, Schlingen und Netze für unvorsichtige Vögel und beinahe eine beständige unvermerkte Aufforderung zur Umkehrung gewohnter Werthschätzungen und geschätzter Gewohnheiten. Wie? Allesnur—menschlich-allzumenschlich? Mit diesem Seufzer komme man aus meinen Schriften heraus, nicht ohne eine Art Scheu und Misstrauen selbst gegen die Moral, ja nicht übel versucht und ermuthigt, einmal den Fürsprecher der schlimmsten Dinge zu machen: wie als ob sie vielleicht nur die bestverleumdeten seien? Man hat meine Schriften eine Schule des Verdachts genannt, noch mehr der Verachtung, glücklicherweise auch des Muthes, ja der Verwegenheit. In der That, ich selbst glaube nicht, dass jemals Jemand mit einem gleich tiefen Verdachte in die Welt gesehn hat, und nicht nur als gelegentlicher Anwalt des Teufels, sondern ebenso sehr, theologisch zu reden, als Feind und Vorforderer Gottes; und wer etwas von den Folgen erräth, die in jedem tiefen Verdachte liegen, etwas von den Frösten und Aengsten der Vereinsamung, zu denen jede unbedingte Verschiedenheit des Blicks den mit ihr Behafteten verurtheilt, wird auch verstehn, wie oft ich zur Erholung von mir, gleichsam zum zeitweiligen Selbstvergessen, irgendwo unterzutreten suchte—in irgend einer Verehrung oder Feindschaft oder Wissenschaftlichkeit oder Leichtfertigkeit oder Dummheit; auch warum ich, wo ich nicht fand, was ich brauchte, es mir künstlich erzwingen, zurecht fälschen, zurecht dichten musste (—und was haben Dichter je Anderes gethan? und wozu wäre alle Kunst in der Welt da?). Was ich aber immer wieder am nöthigsten brauchte, zu meiner Kur und Selbst-Wiederherstellung, das war der Glaube, nicht dergestalt einzeln zu sein, einzeln zu sehn, —ein zauberhafter Argwohn von Verwandtschaft und Gleichheit in Auge und Begierde, ein Ausruhen im Vertrauen der Freundschaft, eine Blindheit zu Zweien ohne Verdacht und Fragezeichen, ein Genuss an Vordergründen, Oberflächen, Nahem, Nächstem, an Allem, was Farbe, Haut und Scheinbarkeit hat. Vielleicht, dass man mir in diesem Betrachte mancherlei "Kunst," mancherlei feinere Falschmünzerei vorrücken könnte: zum Beispiel, dass ich wissentlich-willentlich die Augen vor Schopenhauer's blindem Willen zur Moral zugemacht hätte, zu einer Zeit, wo ich über Moral schon hellsichtig genug war; insgleichen dass ich mich über Richard Wagner's unheilbare Romantik betrogen hätte, wie als ob sie ein Anfang und nicht ein Ende sei; insgleichen über die Griechen, insgleichen über die Deutschen und ihre Zukunft—und es gäbe vielleicht noch eine ganze lange Liste solcher Insgleichen?— gesetzt aber, dies Alles wäre wahr und mit gutem Grunde mir vorgerückt, was wisst ihr davon, was könntet ihr davon wissen, wie viel List der Selbst-Erhaltung, wie viel Vernunft und höhere Obhut in solchem Selbst-Betruge enthalten ist,—und wie viel Falschheit mir noch noth thut, damit ich mir immer wieder den Luxus meiner Wahrhaftigkeit gestatten darf? ... Genug, ich lebe noch; und das Leben ist nun einmal nicht von der Moral ausgedacht: es will Täuschung, es lebt von der Täuschung ... aber nicht wahr? da beginne ich bereits wieder und thue, was ich immer gethan habe, ich alter Immoralist und Vogelsteller—und rede unmoralisch, aussermoralisch, "jenseits von Gut und Böse"? —

2

— So habe ich denn einstmals, als ich es nöthig hatte, mir auch die "freien Geister" erfunden, denen dieses schwermüthig-muthige Buch mit dem Titel "Menschliches, Allzumenschliches" gewidmet ist: dergleichen "freie Geister" giebt es nicht, gab es nicht,—aber ich hatte sie damals, wie gesagt, zur Gesellschaft nöthig, um guter Dinge zu bleiben inmitten schlimmer Dinge (Krankheit, Vereinsamung, Fremde, Acedia, Unthätigkeit): als tapfere Gesellen und Gespenster, mit denen man schwätzt und lacht, wenn man Lust hat zu schwätzen und zu lachen, und die man zum Teufel schickt, wenn sie langweilig werden,—als ein Schadenersatz für mangelnde Freunde. Dass es dergleichen freie Geister einmal geben könnte, dass unser Europa unter seinen Söhnen von Morgen und Uebermorgen solche muntere und verwegene Gesellen haben wird, leibhaft und handgreiflich und nicht nur, wie in meinem Falle, als Schemen und Einsiedler-Schattenspiel: daran möchte ich am wenigsten zweifeln. Ich sehe sie bereits kommen, langsam, langsam; und vielleicht thue ich etwas, um ihr Kommen zu beschleunigen, wenn ich zum Voraus beschreibe, unter welchen Schicksalen ich sie entstehn, auf welchen Wegen ich sie kommen sehe? — —

3

Man darf vermuthen, dass ein Geist, in dem der Typus "freier Geist" einmal bis zur Vollkommenheit reif und süss werden soll, sein entscheidendes Ereigniss in einer grossen Loslösung gehabt hat, und dass er vorher um so mehr ein gebundener Geist war und für immer an seine Ecke und Säule gefesselt schien. Was bindet am festesten? welche Stricke sind beinahe unzerreissbar? Bei Menschen einer hohen und ausgesuchten Art werden es die Pflichten sein: jene Ehrfurcht, wie sie der Jugend eignet, jene Scheu und Zartheit vor allem Altverehrten und Würdigen, jene Dankbarkeit für den Boden, aus dem sie wuchsen, für die Hand, die sie führte, für das Heiligthum, wo sie anbeten lernten,—ihre höchsten Augenblicke selbst werden sie am festesten binden, am dauerndsten verpflichten. Die grosse Loslösung kommt für solchermaassen Gebundene plötzlich, wie ein Erdstoss: die junge Seele wird mit Einem Male erschüttert, losgerissen, herausgerissen,—sie selbst versteht nicht, was sich begiebt. Ein Antrieb und Andrang waltet und wird über sie Herr wie ein Befehl; ein Wille und Wunsch erwacht, fortzugehn, irgend wohin, um jeden Preis; eine heftige gefährliche Neugierde nach einer unentdeckten Welt flammt und flackert in allen ihren Sinnen. "Lieber sterben als hier leben"—so klingt die gebieterische Stimme und Verführung: und dies "hier," dies "zu Hause" ist Alles, was sie bis dahin geliebt hatte! Ein plötzlicher Schrecken und Argwohn gegen Das, was sie liebte, ein Blitz von Verachtung gegen Das, was ihr "Pflicht" hiess, ein aufrührerisches, willkürliches, vulkanisch stossendes Verlangen nach Wanderschaft, Fremde, Entfremdung, Erkältung, Ernüchterung, Vereisung, ein Hass auf die Liebe, vielleicht ein tempelschänderischer Griff und Blick rückwärts, dorthin, wo sie bis dahin anbetete und liebte, vielleicht eine Gluth der Scham über Das, was sie eben that, und ein Frohlocken zugleich, dass sie es that, ein trunkenes inneres frohlockendes Schaudern, in dem sich ein Sieg verräth—ein Sieg? über was? über wen? ein räthselhafter fragenreicher fragwürdiger Sieg, aber der erste Sieg immerhin:—dergleichen Schlimmes und Schmerzliches gehört zur Geschichte der grossen Loslösung. Sie ist eine Krankheit zugleich, die den Menschen zerstören kann, dieser erste Ausbruch von Kraft und Willen zur Selbstbestimmung, Selbst-Werthsetzung, dieser Wille zum freienWillen: und wie viel Krankheit drückt sich an den wilden Versuchen und Seltsamkeiten aus, mit denen der Befreite, Losgelöste sich nunmehr seine Herrschaft über die Dinge zu beweisen sucht! Er schweift grausam umher, mit einer unbefriedigten Lüsternheit; was er erbeutet, muss die gefährliche Spannung seines Stolzes abbüssen; er zerreisst, was ihn reizt. Mit einem bösen Lachen dreht er um, was er verhüllt, durch irgend eine Scham geschont findet: er versucht, wie diese Dinge aussehn, wenn man sie umkehrt. Es ist Willkür und Lust an der Willkür darin, wenn er vielleicht nun seine Gunst dem zuwendet, was bisher in schlechtem Rufe stand,—wenn er neugierig und versucherisch um das Verbotenste schleicht. Im Hintergrunde seines Treibens und Schweifens—denn er ist unruhig und ziellos unterwegs wie in einer Wüste—steht das Fragezeichen einer immer gefährlicheren Neugierde. Kann man nicht alle Werthe umdrehn? und ist Gut vielleicht Böse? und Gott nur eine Erfindung und Feinheit des Teufels? Ist Alles vielleicht im letzten Grunde falsch? Und wenn wir Betrogene sind, sind wir nicht eben dadurch auch Betrüger? müssen wir nicht auch Betrüger sein?"—solche Gedanken führen und verführen ihn, immer weiter fort, immer weiter ab. Die Einsamkeit umringt und umringelt ihn, immer drohender, würgender, herzzuschnürender, jene furchtbare Göttin und mater saeva cupidinum—aber wer weiss es heute, was Einsamkeit ist? ...

4

Von dieser krankhaften Vereinsamung, von der Wüste solcher Versuchs-Jahre ist der Weg noch weit bis zu jener ungeheuren überströmenden Sicherheit und Gesundheit, welche der Krankheit selbst nicht entrathen mag, als eines Mittels und Angelhakens der Erkenntniss, bis zu jener reifen Freiheit des Geistes, welche ebensosehr Selbstbeherrschung und Zucht des Herzens ist und die Wege zu vielen und entgegengesetzten Denkweisen erlaubt—, bis zu jener inneren Umfänglichkeit und Verwöhnung des Ueberreichthums, welche die Gefahr ausschliesst, dass der Geist sich etwa selbst in die eignen Wege verlöre und verliebte und in irgend einem Winkel berauscht sitzen bliebe, bis zu jenem Ueberschuss an plastischen, ausheilenden, nachbildenden und wiederherstellenden Kräften, welcher eben das Zeichen der grossen Gesundheit ist, jener Ueberschuss, der dem freien Geiste das gefährliche Vorrecht giebt, auf den Versuch hin leben und sich dem Abenteuer anbieten zu dürfen: das Meisterschafts-Vorrecht des freien Geistes! Dazwischen mögen lange Jahre der Genesung liegen, Jahre voll vielfarbiger schmerzlich-zauberhafter Wandlungen, beherrscht und am Zügel geführt durch einen zähen Willen zur Gesundheit, der sich oft schon als Gesundheit zu kleiden und zu verkleiden wagt. Es giebt einen mittleren Zustand darin, dessen ein Mensch solchen Schicksals später nicht ohne Rührung eingedenk ist: ein blasses feines Licht und Sonnenglück ist ihm zu eigen, ein Gefühl von Vogel-Freiheit, Vogel-Umblick, Vogel-Uebermuth, etwas Drittes, in dem sich Neugierde und zarte Verachtung gebunden haben. Ein "freier Geist"—dies kühle Wort thut in jenem Zustande wohl, es wärmt beinahe. Man lebt, nicht mehr in den Fesseln von Liebe und Hass, ohne ja, ohne Nein, freiwillig nahe, freiwillig ferne, am liebsten entschlüpfend, ausweichend, fortflatternd, wieder weg, wieder empor fliegend; man ist verwöhnt, wie Jeder, der einmal ein ungeheures Vielerlei unter sich gesehn hat,—und man ward zum Gegenstück Derer, welche sich um Dinge bekümmern, die sie nichts angehn. In der That, den freien Geist gehen nunmehr lauter Dinge an—und wie viele Dinge!—welche ihn nicht mehr bekümmern ...

5

Ein Schritt weiter in der Genesung: und der freie Geist nähert sich wieder dem Leben, langsam freilich, fast widerspänstig, fast misstrauisch. Es wird wieder wärmer um ihn, gelber gleichsam; Gefühl und Mitgefühl bekommen Tiefe, Thauwinde aller Art gehen über ihn weg. Fast ist ihm zu Muthe, als ob ihm jetzt erst die Augen für das Nahe aufgiengen. Er ist verwundert und sitzt stille: wo war er doch? Diese nahen und nächsten Dinge: wie scheinen sie ihm verwandelt! welchen Flaum und Zauber haben sie inzwischen bekommen! Er blickt dankbar zurück,—dankbar seiner Wanderschaft, seiner Härte und Selbstentfremdung, seinen Fernblicken und Vogelflügen in kalte Höhen. Wie gut, dass er nicht wie ein zärtlicher dumpfer Eckensteher immer "zu Hause," immer "bei sich" geblieben ist! er war ausser sich: es ist kein Zweifel. Jetzt erst sieht er sich selbst—, und welche Ueberraschungen findet er dabei! Welche unerprobten Schauder! Welches Glück noch in der Müdigkeit, der alten Krankheit, den Rückfällen des Genesenden! Wie es ihm gefällt, leidend stillzusitzen, Geduld zu spinnen, in der Sonne zu liegen! Wer versteht sich gleich ihm auf das Glück im Winter, auf die Sonnenflecke an der Mauer! Es sind die dankbarsten Thiere von der Welt, auch die bescheidensten, diese dem Leben wieder halb zugewendeten Genesenden und Eidechsen:—es giebt solche unter ihnen, die keinen Tag von sich lassen, ohne ihm ein kleines Loblied an den nachschleppenden Saum zu hängen. Und ernstlich geredet: es ist eine gründliche Kur gegen allen Pessimismus (den Krebsschaden alter Idealisten und Lügenbolde, wie bekannt—) auf die Art dieser freien Geister krank zu werden, eine gute Weile krank zu bleiben und dann, noch länger, noch länger, gesund, ich meine ,gesünder" zu werden. Es ist Weisheit darin, Lebens-Weisheit, sich die Gesundheit selbst lange Zeit nur in kleinen Dosen zu verordnen.

6

Um jene Zeit mag es endlich geschehn, unter den plötzlichen Lichtern einer noch ungestümen, noch wechselnden Gesundheit, dass dem freien, immer freieren Geiste sich das Räthsel jener grossen Loslösung zu entschleiern beginnt, welches bis dahin dunkel, fragwürdig, fast unberührbar in seinem Gedächtniss gewartet hatte. Wenn er sich lange kaum zu fragen wagte "warum so abseits? so allein? Allem entsagend, was ich verehrte? der Verehrung selbst entsagend? warum diese Härte, dieser Argwohn, dieser Hass auf die eigenen Tugenden?"—jetzt wagt und fragt er es laut und hört auch schon etwas wie Antwort darauf. "Du solltest Herr über dich werden, Herr auch über die eigenen Tugenden. Früher waren sie deine Herren; aber sie dürfen nur deine Werkzeuge neben andren Werkzeugen sein. Du solltest Gewalt über dein Für und Wider bekommen und es verstehn lernen, sie aus- und wieder einzuhängen, je nach deinem höheren Zwecke. Du solltest das Perspektivische in jeder Werthschätzung begreifen lernen—die Verschiebung, Verzerrung und scheinbare Teleologie der Horizonte und was Alles zum Perspektivischen gehört; auch das Stück Dummheit in Bezug auf entgegengesetzte Werthe und die ganze intellektuelle Einbusse, mit der sich jedes Für, jedes Wider bezahlt macht. Du solltest die nothwendige Ungerechtigkeit in jedem Für und Wider begreifen lernen, die Ungerechtigkeit als unablösbar vom Leben, das Leben selbst als bedingt durch das Perspektivische und seine Ungerechtigkeit. Du solltest vor Allem mit Augen sehn, wo die Ungerechtigkeit immer am grössten ist: dort nämlich, wo das Leben am kleinsten, engsten, dürftigsten, anfänglichsten entwickelt ist und dennoch nicht umhin kann, sichals Zweck und Maass der Dinge zu nehmen und seiner Erhaltung zu Liebe das Höhere, Grössere, Reichere heimlich und kleinlich und unablässig anzubröckeln und in Frage zu stellen,—du solltest das Problem der Rangordnung mit Augen sehn und wie Macht und Recht und Umfänglichkeit der Perspektive mit einander in die Höhe wachsen. Du solltest"—genug, der freie Geist weiss nunmehr, welchem "du sollst" er gehorcht hat, und auch, was er jetzt kann, was er jetzt erst—darf ...

7

Dergestalt giebt der freie Geist sich in Bezug auf jenes Räthsel von Loslösung Antwort und endet damit, indem er seinen Fall verallgemeinert, sich über sein Erlebniss also zu entscheiden. "Wie es mir ergieng, sagt er sich, muss es jedem ergehn, in dem eine Aufgabe leibhaft werden und "zur Welt kommen" will. Die heimliche Gewalt und Nothwendigkeit dieser Aufgabe wird unter und in seinen einzelnen Schicksalen walten gleich einer unbewussten Schwangerschaft,—lange, bevor er diese Aufgabe selbst in's Auge gefasst hat und ihren Namen weiss. Unsre Bestimmung verfügt über uns, auch wenn wir sie noch nicht kennen; es ist die Zukunft, die unserm Heute die Regel giebt. Gesetzt, dass es das Problem der Rangordnung ist, von dem wir sagen dürfen, dass es unser Problem ist, wir freien Geister: jetzt, in dem Mittage unsres Lebens, verstehn wir es erst, was für Vorbereitungen, Umwege, Proben, Versuchungen, Verkleidungen das Problem nöthig hatte, ehe es vor uns aufsteigen durfte, und wie wir erst die vielfachsten und widersprechendsten Noth- und Glücksstände an Seele und Leib erfahren mussten, als Abenteurer und Weltumsegler jener inneren Welt, die "Mensch" heisst, als Ausmesser jedes "Höher" und "Uebereinander," das gleichfalls "Mensch" heisst—überallhin dringend, fast ohne Furcht, nichts verschmähend, nichts verlierend, alles auskostend, alles vom Zufälligen reinigend und gleichsam aussiebend—bis wir endlich sagen durften, wir freien Geister: "Hier—ein neues Problem! Hier eine lange Leiter, auf deren Sprossen wir selbst gesessen und gestiegen sind,—die wir selbst irgend wann gewesen sind! Hier ein Höher, ein Tiefer, ein Unter-uns, eine ungeheure lange Ordnung, eine Rangordnung, die wir sehen: hier—unser Problem!" —

8

— Es wird keinem Psychologen und Zeichendeuter einen Augenblick verborgen bleiben, an welche Stelle der eben geschilderten Entwicklung das vorliegende Buch gehört (oder gestellt ist—). Aber wo giebt es heute Psychologen? In Frankreich, gewiss; vielleicht in Russland; sicherlich nicht in Deutschland. Es fehlt nicht an Gründen, weshalb sich dies die heutigen Deutschen sogar noch zur Ehre anrechnen könnten: schlimm genug für Einen, der in diesem Stücke undeutsch geartet und gerathen ist! Dies deutsche Buch, welches in einem weiten Umkreis von Ländern und Völkern seine Leser zu finden gewusst hat—es ist ungefähr zehn Jahr unterwegs—und sich auf irgend welche Musik und Flötenkunst verstehn muss, durch die auch spröde Ausländer-Ohren zum Horchen verführt werden,—gerade in Deutschland ist dies Buch am nachlässigsten gelesen, am schlechtesten gehört worden: woran liegt das?— "Es verlangt zu viel, hat man mir geantwortet, es wendet sich an Menschen ohne die Drangsal grober Pflichten, es will feine und verwöhnte Sinne, es hat Ueberfluss nöthig, Ueberfluss an Zeit, an Helligkeit des Himmels und Herzens, an otium im verwegensten Sinne:—lauter gute Dinge, die wir Deutschen von Heute nicht haben und also auch nicht geben können."— Nach einer so artigen Antwort räth mir meine Philosophie, zu schweigen und nicht mehr weiter zu fragen; zumal man in gewissen Fällen, wie das Sprüchwort andeutet, nur dadurch Philosoph bleibt, dass man—schweigt.
Nizza, im Frühling 1886.

Erstes Hauptstück. Von den ersten und letzten Dingen.

1

Chemie der Begriffe und Empfindungen. — Die Philosophischen Probleme nehmen jetzt wieder fast in allen Stücken dieselbe Form der Frage an, wie vor zweitausend Jahren:—wie kann Etwas aus seinem Gegensatz entstehen, zum Beispiel Vernünftiges aus Vernunftlosem, Empfindendes aus Todtem, Logik aus Unlogik, interesseloses Anschauen aus begehrlichem Wollen, Leben für Andere aus Egoismus, Wahrheit aus Irrthümern? Die metaphysische Philosophie half sich bisher über diese Schwierigkeit hinweg, insofern sie die Entstehung des Einen aus dem Andern leugnete und für die höher gewertheten Dinge einen Wunder-Ursprung annahm, unmittelbar aus dem Kern und Wesen des "Dinges an sich" heraus. Die historische Philosophie dagegen, welche gar nicht mehr getrennt von der Naturwissenschaft zu denken ist, die allerjüngste aller philosophischen Methoden, ermittelte in einzelnen Fällen (und vermuthlich wird diess in allen ihr Ergebniss sein), dass es keine Gegensätze sind, ausser in der gewohnten Übertreibung der populären oder metaphysischen Auffassung und dass ein Irrthum der Vernunft dieser Gegenüberstellung zu Grunde liegt: nach ihrer Erklärung giebt es, streng gefasst, weder ein unegoistisches Handeln, noch ein völlig interesseloses Anschauen, es sind beides nur Sublimirungen, bei denen das Grundelement fast verflüchtigt erscheint und nur noch für die feinste Beobachtung sich als vorhanden erweist.— Alles, was wir brauchen und was erst bei der gegenwärtigen Höhe der einzelnen Wissenschaften uns gegeben werden kann, ist eine Chemie der moralischen, religiösen, ästhetischen Vorstellungen und Empfindungen, ebenso aller jener Regungen, welche wir im Gross- und Kleinverkehr der Cultur und Gesellschaft, ja in der Einsamkeit an uns erleben: wie, wenn diese Chemie mit dem Ergebniss abschlösse, dass auch auf diesem Gebiete die herrlichsten Farben aus niedrigen, ja verachteten Stoffen gewonnen sind? Werden Viele Lust haben, solchen Untersuchungen zu folgen? Die Menschheit liebt es, die Fragen über Herkunft und Anfänge sich aus dem Sinn zu schlagen: muss man nicht fast entmenscht sein, um den entgegengesetzten Hang in sich zu spüren? —

2

Erbfehler der Philosophen. — Alle Philosophen haben den gemeinsamen Fehler an sich, dass sie vom gegenwärtigen Menschen ausgehen und durch eine Analyse desselben an's Ziel zu kommen meinen. Unwillkürlich schwebt ihnen "der Mensch" als eine aeterna veritas, als ein Gleichbleibendes in allem Strudel, als ein sicheres Maass der Dinge vor. Alles, was der Philosoph über den Menschen aussagt, ist aber im Grunde nicht mehr, als ein Zeugniss über den Menschen eines sehr beschränkten Zeitraumes. Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen; manche sogar nehmen unversehens die allerjüngste Gestaltung des Menschen, wie eine solche unter dem Eindruck bestimmter Religionen, ja bestimmter politischer Ereignisse entstanden ist, als die feste Form, von der man ausgehen müsse. Sie wollen nicht lernen, dass der Mensch geworden ist, dass auch das Erkenntnissvermögen geworden ist; während Einige von ihnen sogar die ganze Welt aus diesem Erkenntnissvermögen sich herausspinnen lassen.— Nun ist alles Wesentliche der menschlichen Entwickelung in Urzeiten vor sich gegangen, lange vor jenen vier tausend Jahren, die wir ungefähr kennen; in diesen mag sich der Mensch nicht viel mehr verändert haben. Da sieht aber der Philosoph "Instincte" am gegenwärtigen Menschen und nimmt an, dass diese zu den unveränderlichen Thatsachen des Menschen gehören und insofern einen Schüssel zum Verständniss der Welt überhaupt abgeben können; die ganze Teleologie ist darauf gebaut, dass man vom Menschen der letzten vier Jahrtausende als von einem ewigen redet, zu welchem hin alle Dinge in der Welt von ihrem Anbeginne eine natürliche Richtung haben. Alles aber ist geworden; es giebt keine ewigen Thatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten giebt.— Demnach ist das historische Philosophiren von jetzt ab nöthig und mit ihm die Tugend der Bescheidung.

3

Schätzung der unscheinbaren Wahrheiten. — Es ist das Merkmal einer höhern Cultur, die kleinen unscheinbaren Wahrheiten, welche mit strenger Methode gefunden wurden, höher zu schätzen, als die beglückenden und blendenden Irrthümer, welche metaphysischen und künstlerischen Zeitaltern und Menschen entstammen. Zunächst hat man gegen erstere den Hohn auf den Lippen, als könne hier gar nichts Gleichberechtigtes gegen einander stehen: so bescheiden, schlicht, nüchtern, ja scheinbar entmuthigend stehen diese, so schön, prunkend, berauschend, ja vielleicht beseligend stehen jene da. Aber das mühsam Errungene, Gewisse, Dauernde und desshalb für jede weitere Erkenntniss noch Folgenreiche ist doch das Höhere, zu ihm sich zu halten ist männlich und zeigt Tapferkeit, Schlichtheit, Enthaltsamkeit an. Allmählich wird nicht nur der Einzelne, sondern die gesammte Menschheit zu dieser Männlichkeit emporgehoben werden, wenn sie sich endlich an die höhere Schätzung der haltbaren, dauerhaften Erkenntnisse gewöhnt und allen Glauben an Inspiration und wundergleiche Mittheilung von Wahrheiten verloren hat.— Die Verehrer der Formen freilich, mit ihrem Maassstabe des Schönen und Erhabenen, werden zunächst gute Gründe zu spotten haben, sobald die Schätzung der unscheinbaren Wahrheiten und der wissenschaftliche Geist anfängt zur Herrschaft zu kommen: aber nur weil entweder ihr Auge sich noch nicht dem Reiz der schlichtesten Form erschlossen hat oder weil die in jenem Geiste erzogenen Menschen noch lange nicht völlig und innerlich von ihm durchdrungen sind, so dass sie immer noch gedankenlos alte Formen nachmachen (und diess schlecht genug, wie es Jemand thut, dem nicht mehr viel an einer Sache liegt). Ehemals war der Geist nicht durch strenges Denken in Anspruch genommen, da lag sein Ernst im Ausspinnen von Symbolen und Formen. Das hat sich verändert; jener Ernst des Symbolischen ist zum Kennzeichen der niederen Cultur geworden; wie unsere Künste selber immer intellectualer, unsere Sinne geistiger werden, und wie man zum Beispiel jetzt ganz anders darüber urtheilt, was sinnlich wohltönend ist, als vor hundert Jahren: so werden auch die Formen unseres Lebens immer geistiger, für das Auge älterer Zeiten vielleicht hässlicher, aber nur weil es nicht zu sehen vermag, wie das Reich der inneren, geistigen Schönheit sich fortwährend vertieft und erweitert und in wie fern uns Allen der geistreiche Blick jetzt mehr gelten darf, als der schönste Gliederbau und das erhabenste Bauwerk.

4

Astrologie und Verwandtes. — Es ist wahrscheinlich, dass die Objecte des religiösen, moralischen und ästhetischen Empfindens ebenfalls nur zur Oberfläche der Dinge gehören, während der Mensch gerne glaubt, dass er hier wenigstens an das Herz der Welt rühre; er täuscht sich, weil jene Dinge ihn so tief beseligen und so tief unglücklich machen, und zeigt also hier denselben Stolz wie bei der Astrologie. Denn diese meint, der Sternenhimmel drehte sich um das Loos des Menschen; der moralische Mensch aber setzt voraus, Das, was ihm wesentlich am Herzen liege, müsse auch Wesen und Herz der Dinge sein.

5

Missverständniss des Traumes.— Im Traume glaubte der Mensch in den Zeitaltern roher uranfänglicher Cultur eine zweite reale Welt kennen zu lernen; hier ist der Ursprung aller Metaphysik. Ohne den Traum hätte man keinen Anlass zu einer Scheidung der Welt gefunden. Auch die Zerlegung in Seele und Leib hängt mit der ältesten Auffassung des Traumes zusammen, ebenso die Annahme eines Seelenscheinleibes, also die Herkunft alles Geisterglaubens, und wahrscheinlich auch des Götterglaubens. "Der Todte lebt fort; denn er erscheint dem Lebenden im Traume": so schloss man ehedem, durch viele Jahrtausende hindurch.

6

Der Geist der Wissenschaft im Theil, nicht im Ganzen mächtig.— Die abgetrennten kleinsten Gebiete der Wissenschaft werden rein sachlich behandelt: die allgemeinen grossen Wissenschaften dagegen legen, als Ganzes betrachtet, die Frage—eine recht unsachliche Frage freilich—auf die Lippen: wozu? zu welchem Nutzen? Wegen dieser Rücksicht auf den Nutzen werden sie, als Ganzes, weniger unpersönlich, als in ihren Theilen behandelt. Bei der Philosophie nun gar, als bei der Spitze der gesammten Wissenspyramide, wird unwillkürlich die Frage nach dem Nutzen der Erkenntniss überhaupt aufgeworfen, und jede Philosophie hat unbewusst die Absicht, ihr den höchsten Nutzen zuzuschreiben. Desshalb giebt es in allen Philosophien so viel hochfliegende Metaphysik und eine solche Scheu vor den unbedeutend erscheinenden Lösungen der Physik; denn die Bedeutsamkeit der Erkenntniss für das Leben soll so gross als möglich erscheinen. Hier ist der Antagonismus zwischen den wissenschaftlichen Einzelgebieten und der Philosophie. Letztere will, was die Kunst will, dem Leben und Handeln möglichste Tiefe und Bedeutung geben; in ersteren sucht man Erkenntniss und Nichts weiter,—was dabei auch herauskomme. Es hat bis jetzt noch keinen Philosophen gegeben, unter dessen Händen die Philosophie nicht zu einer Apologie der Erkenntniss geworden wäre; in diesem Puncte wenigstens ist ein jeder Optimist, dass dieser die höchste Nützlichkeit zugesprochen werden müsse. Sie alle werden von der Logik tyrannisirt: und diese ist ihrem Wesen nach Optimismus.

7

Der Störenfried in der Wissenschaft. — Die Philosophie schied sich von der Wissenschaft, als sie die Frage stellte: welches ist diejenige Erkenntniss der Welt und des Lebens, bei welcher der Mensch am glücklichsten lebt? Diess geschah in den sokratischen Schulen: durch den Gesichtspunct des Glücks unterband man die Blutadern der wissenschaftlichen Forschung—und thut es heute noch.

8

Pneumatische Erklärung der Natur.— Die Metaphysik erklärt die Schrift der Natur gleichsam pneumatisch, wie die Kirche und ihre Gelehrten es ehemals mit der Bibel thaten. Es gehört sehr viel Verstand dazu, um auf die Natur die selbe Art der strengeren Erklärungskunst anzuwenden, wie jetzt die Philologen sie für alle Bücher geschaffen haben: mit der Absicht, schlicht zu verstehen, was die Schrift sagen will, aber nicht einen doppelten Sinn zu wittern, ja vorauszusetzen. Wie aber selbst in Betreff der Bücher die schlechte Erklärungskunst keineswegs völlig überwunden ist und man in der besten gebildeten Gesellschaft noch fortwährend auf Ueberreste allegorischer und mystischer Ausdeutung stösst: so steht es auch in Betreff der Natur—ja noch viel schlimmer.

9

Metaphysische Welt. — Es ist wahr, es könnte eine metaphysische Welt geben; die absolute Möglichkeit davon ist kaum zu bekämpfen. Wir sehen alle Dinge durch den Menschenkopf an und können diesen Kopf nicht abschneiden; während doch die Frage übrig bleibt, was von der Welt noch da wäre, wenn man ihn doch abgeschnitten hätte. Diess ist ein rein wissenschaftliches Problem und nicht sehr geeignet, den Menschen Sorgen zu machen; aber Alles, was ihnen bisher metaphysische Annahmen werthvoll, schreckenvoll, lustvoll gemacht, was sie erzeugt hat, ist Leidenschaft, Irrthum und Selbstbetrug; die allerschlechtesten Methoden der Erkenntniss, nicht die allerbesten, haben daran glauben lehren. Wenn man diese Methoden, als das Fundament aller vorhandenen Religionen und Metaphysiken, aufgedeckt hat, hat man sie widerlegt. Dann bleibt immer noch jene Möglichkeit übrig; aber mit ihr kann man gar Nichts anfangen, geschweige denn, dass man Glück, Heil und Leben von den Spinnenfäden einer solchen Möglichkeit abhängen lassen dürfte.— Denn man könnte von der metaphysischen Welt gar Nichts aussagen, als ein Anderssein, ein uns unzugängliches, unbegreifliches Anderssein; es wäre ein Ding mit negativen Eigenschaften.— Wäre die Existenz einer solchen Welt noch so gut bewiesen, so stünde doch fest, dass die gleichgültigste aller Erkenntnisse eben ihre Erkenntniss wäre: noch gleichgültiger als dem Schiffer in Sturmesgefahr die Erkenntniss von der chemischen Analysis des Wassers sein muss.

10

Harmlosigkeit der Metaphysik in der Zukunft. — Sobald die Religion, Kunst und Moral in ihrer Entstehung so beschrieben sind, dass man sie vollständig sich erklären kann, ohne zur Annahme metaphysischer Eingriffe am Beginn und im Verlaufe der Bahn seine Zuflucht zu nehmen, hört das stärkste Interesse an dem rein theoretischen Problem vom "Ding an sich" und der "Erscheinung" auf. Denn wie es hier auch stehe: mit Religion, Kunst und Moral rühren wir nicht an das "Wesen der Welt an sich"; wir sind im Bereiche der Vorstellung, keine "Ahnung" kann uns weitertragen. Mit voller Ruhe wird man die Frage, wie unser Weltbild so stark sich von dem erschlossenen Wesen der Welt unterscheiden könne, der Physiologie und der Entwickelungsgeschichte der Organismen und Begriffe überlassen.

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Die Sprache als vermeintliche Wissenschaft. — Die Bedeutung der Sprache für die Entwickelung der Cultur liegt darin, dass in ihr der Mensch eine eigene Welt neben die andere stellte, einen Ort, welchen er für so fest hielt, um von ihm aus die übrige Welt aus den Angeln zu heben und sich zum Herrn derselben zu machen. Insofern der Mensch an die Begriffe und Namen der Dinge als an aeternae veritates durch lange Zeitstrecken hindurch geglaubt hat, hat er sich jenen Stolz angeeignet, mit dem er sich über das Thier erhob: er meinte wirklich in der Sprache die Erkenntniss der Welt zu haben. Der Sprachbildner war nicht so bescheiden, zu glauben, dass er den Dingen eben nur Bezeichnungen gebe, er drückte vielmehr, wie er wähnte, das höchste Wissen über die Dinge mit den Worten aus; in der That ist die Sprache die erste Stufe der Bemühung um die Wissenschaft. Der Glaube an die gefundene Wahrheit ist es auch hier, aus dem die mächtigsten Kraftquellen geflossen sind. Sehr nachträglich—jetzt erst—dämmert es den Menschen auf, dass sie einen ungeheuren Irrthum in ihrem Glauben an die Sprache propagirt haben. Glücklicherweise ist es zu spät, als dass es die Entwickelung der Vernunft, die auf jenem Glauben beruht, wieder rückgängig machen könnte.— Auch die Logik beruht auf Voraussetzungen, denen Nichts in der wirklichen Welt entspricht, z.B. auf der Voraussetzung der Gleichheit von Dingen, der Identität des selben Dinges in verschiedenen Puncten der Zeit: aber jene Wissenschaft entstand durch den entgegengesetzten Glauben (dass es dergleichen in der wirklichen Welt allerdings gebe). Ebenso steht es mit der Mathematik, welche gewiss nicht entstanden wäre, wenn man von Anfang an gewusst hätte, dass es in der Natur keine exact gerade Linie, keinen wirklichen Kreis, kein absolutes Grössenmaass gebe.

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Traum und Cultur. — Die Gehirnfunction, welche durch den Schlaf am meisten beeinträchtigt wird, ist das Gedächtniss: nicht dass es ganz pausirte,—aber es ist auf einen Zustand der Unvollkommenheit zurückgebracht, wie es in Urzeiten der Menschheit bei Jedermann am Tage und im Wachen gewesen sein mag. Willkürlich und verworren, wie es ist, verwechselt es fortwährend die Dinge auf Grund der flüchtigsten Aehnlichkeiten: aber mit der selben Willkür und Verworrenheit dichteten die Völker ihre Mythologien, und noch jetzt pflegen Reisende zu beobachten, wie sehr der Wilde zur Vergesslichkeit neigt, wie sein Geist nach kurzer Anspannung des Gedächtnisses hin und her zu taumeln beginnt und er, aus blosser Erschlaffung, Lügen und Unsinn hervorbringt. Aber wir Alle gleichen im Traume diesem Wilden; das schlechte Wiedererkennen und irrthümliche Gleichsetzen ist der Grund des schlechten Schliessens, dessen wir uns im Traume schuldig machen: so dass wir, bei deutlicher Vergegenwärtigung eines Traumes, vor uns erschrecken, weil wir so viel Narrheit in uns bergen.— Die vollkommene Deutlichkeit aller Traum-Vorstellungen, welche den unbedingten Glauben an ihre Realität zur Voraussetzung hat, erinnert uns wieder an Zustände früherer Menschheit, in der die Hallucination ausserordentlich häufig war und mitunter ganze Gemeinden, ganze Völker gleichzeitig ergriff. Also: im Schlaf und Traum machen wir das Pensum früheren Menschenthums noch einmal durch.

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Logik des Traumes. — Im Schlafe ist fortwährend unser Nervensystem durch mannichfache innere Anlässe in Erregung, fast alle Organe secerniren und sind in Thätigkeit, das Blut macht seinen ungestümen Kreislauf, die Lage des Schlafenden drückt einzelne Glieder, seine Decken beeinflussen die Empfindung verschiedenartig, der Magen verdaut und beunruhigt mit seinen Bewegungen andere Organe, die Gedärme winden sich, die Stellung des Kopfes bringt ungewöhnliche Muskellagen mit sich, die Füsse, unbeschuht, nicht mit den Sohlen den Boden drückend, verursachen das Gefühl des Ungewöhnlichen ebenso wie die andersartige Bekleidung des ganzen Körpers,—alles diess nach seinem täglichen Wechsel und Grade erregt durch seine Aussergewöhnlichkeit das gesammte System bis in die Gehirnfunction hinein: und so giebt es hundert Anlässe für den Geist, um sich zu verwundern und nach Gründen dieser Erregung zu suchen: der Traum aber ist das Suchen und Vorstellen der Ursachen für jene erregten Empfindungen, das heisst der vermeintlichen Ursachen. Wer zum Beispiel seine Füsse mit zwei Riemen umgürtet, träumt wohl, dass zwei Schlangen seine Füsse umringeln: diess ist zuerst eine Hypothese, sodann ein Glaube, mit einer begleitenden bildlichen Vorstellung und Ausdichtung: "diese Schlangen müssen die causa jener Empfindung sein, welche ich, der Schlafende, habe,"—so urtheilt der Geist des Schlafenden. Die so erschlossene nächste Vergangenheit wird durch die erregte Phantasie ihm zur Gegenwart. So weiss Jeder aus Erfahrung, wie schnell der Träumende einen starken an ihn dringenden Ton, zum Beispiel Glockenläuten, Kanonenschüsse in seinen Traum verflicht, das heisst aus ihm hinterdrein erklärt, so dass er zuerst die veranlassenden Umstände, dann jenen Ton zu erleben meint. — Wie kommt es aber, dass der Geist des Träumenden immer so fehl greift, während der selbe Geist im Wachen so nüchtern, behutsam und in Bezug auf Hypothesen so skeptisch zu sein pflegt? so dass ihm die erste beste Hypothese zur Erklärung eines Gefühls genügt, um sofort an ihre Wahrheit zu glauben? (denn wir glauben im Traume an den Traum, als sei er Realität, das heisst wir halten unsre Hypothese für völlig erwiesen).— Ich meine: wie jetzt noch der Mensch im Traume schliesst, so schloss die Menschheit auch im Wachen viele Jahrtausende hindurch: die erste causa, die dem Geiste einfiel, um irgend Etwas, das der Erklärung bedurfte, zu erklären, genügte ihm und galt als Wahrheit. (So verfahren nach den Erzählungen der Reisenden die Wilden heute noch.) Im Traum übt sich dieses uralte Stück Menschenthum in uns fort, denn es ist die Grundlage, auf der die höhere Vernunft sich entwickelte und in jedem Menschen sich noch entwickelt: der Traum bringt uns in ferne Zustände der menschlichen Cultur wieder zurück und giebt ein Mittel an die Hand, sie besser zu verstehen. Das Traumdenken wird uns jetzt so leicht, weil wir in ungeheuren Entwickelungsstrecken der Menschheit gerade auf diese Form des phantastischen und wohlfeilen Erklärens aus dem ersten beliebigen Einfalle heraus so gut eingedrillt worden sind. Insofern ist der Traum eine Erholung für das Gehirn, welches am Tage den strengeren Anforderungen an das Denken zu genügen hat, wie sie von der höheren Cultur gestellt werden.— Einen verwandten Vorgang können wir geradezu als Pforte und Vorhalle des Traumes noch bei wachem Verstande in Augenschein nehmen. Schliessen wir die Augen, so producirt das Gehirn eine Menge von Lichteindrücken und Farben, wahrscheinlich als eine Art Nachspiel und Echo aller jener Lichtwirkungen, welche am Tage auf dasselbe eindringen. Nun verarbeitet aber der Verstand (mit der Phantasie im Bunde) diese an sich formlosen Farbenspiele sofort zu bestimmten Figuren, Gestalten, Landschaften, belebten Gruppen. Der eigentliche Vorgang dabei ist wiederum eine Art Schluss von der Wirkung auf die Ursache; indem der Geist fragt: woher diese Lichteindrücke und Farben, supponirt er als Ursachen jene Figuren, Gestalten: sie gelten ihm als die Veranlassungen jener Farben und Lichter, weil er, am Tage, bei offenen Augen, gewohnt ist, zu jeder Farbe, jedem Lichteindrucke eine veranlassende Ursache zu finden. Hier also schiebt ihm die Phantasie fortwährend Bilder vor, indem sie an die Gesichtseindrücke des Tages sich in ihrer Production anlehnt, und gerade so macht es die Traumphantasie:—das heisst die vermeintliche Ursache wird aus der Wirkung erschlossen und nach der Wirkung vorgestellt: alles diess mit ausserordentlicher Schnelligkeit, so dass hier wie beim Taschenspieler eine Verwirrung des Urtheils entstehen und ein Nacheinander sich wie etwas Gleichzeitiges, selbst wie ein umgedrehtes Nacheinander ausnehmen kann.— Wir können aus diesen Vorgängen entnehmen, wie spät das schärfere logische Denken, das Strengnehmen von Ursache und Wirkung, entwickelt worden ist, wenn unsere Vernunft- und Verstandesfunctionen jetzt noch unwillkürlich nach jenen primitiven Formen des Schliessens zurückgreifen und wir ziemlich die Hälfte unseres Lebens in diesem Zustande leben.— Auch der Dichter, der Künstler schiebt seinen Stimmungen und Zuständen Ursachen unter, welche durchaus nicht die wahren sind; er erinnert insofern an älteres Menschenthum und kann uns zum Verständnisse desselben verhelfen.

14

Miterklingen.— Alle stärkeren Stimmungen bringen ein Miterklingen verwandter Empfindungen und Stimmungen mit sich; sie wühlen gleichsam das Gedächtniss auf. Es erinnert sich bei ihnen Etwas in uns und wird sich ähnlicher Zustände und deren Herkunft bewusst. So bilden sich angewöhnte rasche Verbindungen von Gefühlen und Gedanken, welche zuletzt, wenn sie blitzschnell hinter einander erfolgen, nicht einmal mehr als Complexe, sondern als Einheiten empfunden werden. In diesem Sinne redet man vom moralischen Gefühle, vom religiösen Gefühle, wie als ob diess lauter Einheiten seien: in Wahrheit sind sie Ströme mit hundert Quellen und Zuflüssen. Auch hier, wie so oft, verbürgt die Einheit des Wortes Nichts für die Einheit der Sache.

15

Kein Innen und Aussen in der Welt. — Wie Demokrit die Begriffe Oben und Unten auf den unendlichen Raum übertrug, wo sie keinen Sinn haben, so die Philosophen überhaupt den Begriff "Innen und Aussen" auf Wesen und Erscheinung der Welt; sie meinen, mit tiefen Gefühlen komme man tief in's Innere, nahe man sich dem Herzen der Natur. Aber diese Gefühle sind nur insofern tief, als mit ihnen, kaum bemerkbar, gewisse complicirte Gedankengruppen regelmässig erregt werden, welche wir tief nennen; ein Gefühl ist tief, weil wir den begleitenden Gedanken für tief halten. Aber der tiefe Gedanke kann dennoch der Wahrheit sehr fern sein, wie zum Beispiel jeder metaphysische; rechnet man vom tiefen Gefühle die beigemischten Gedankenelemente ab, so bleibt das starke Gefühl übrig, und dieses verbürgt Nichts für die Erkenntniss, als sich selbst, ebenso wie der starke Glaube nur seine Stärke, nicht die Wahrheit des Geglaubten beweist.

16

Erscheinung und Ding an sich. — Die Philosophen pflegen sich vor das Leben und die Erfahrung—vor Das, was sie die Welt der Erscheinung nennen—wie vor ein Gemälde hinzustellen, das ein für alle Mal entrollt ist und unveränderlich fest den selben Vorgang zeigt: diesen Vorgang, meinen sie, müsse man richtig ausdeuten, um damit einen Schluss auf das Wesen zu machen, welches das Gemälde hervorgebracht habe: also auf das Ding an sich, das immer als der zureichende Grund der Welt der Erscheinung angesehen zu werden pflegt. Dagegen haben strengere Logiker, nachdem sie den Begriff des Metaphysischen scharf als den des Unbedingten, folglich auch Unbedingenden festgestellt hatten, jeden Zusammenhang zwischen dem Unbedingten (der metaphysischen Welt) und der uns bekannten Welt in Abrede gestellt: so dass in der Erscheinung eben durchaus nichtdas Ding an sich erscheine, und von jener auf dieses jeder Schluss abzulehnen sei. Von beiden Seiten ist aber die Möglichkeit übersehen, dass jenes Gemälde—Das, was jetzt uns Menschen Leben und Erfahrung heisst—allmählich geworden ist, ja noch völlig im Werdenist und desshalb nicht als feste Grösse betrachtet werden soll, von welcher aus man einen Schluss über den Urheber (den zureichenden Grund) machen oder auch nur ablehnen dürfte. Dadurch, dass wir seit Jahrtausenden mit moralischen, ästhetischen, religiösen Ansprüchen, mit blinder Neigung, Leidenschaft oder Furcht in die Welt geblickt und uns in den Unarten des unlogischen Denkens recht ausgeschwelgt haben, ist diese Welt allmählich so wundersam bunt, schrecklich, bedeutungstief, seelenvoll geworden, sie hat Farbe bekommen,—aber wir sind die Coloristen gewesen: der menschliche Intellect hat die Erscheinung erscheinen lassen und seine irrthümlichen Grundauffassungen in die Dinge hineingetragen. Spät, sehr spät—besinnt er sich: und jetzt scheinen ihm die Welt der Erfahrung und das Ding an sich so ausserordentlich verschieden und getrennt, dass er den Schluss von jener auf dieses ablehnt—oder auf eine schauerlich geheimnissvolle Weise zum Aufgeben unsers Intellectes, unsers persönlichen Willens auffordert: um dadurch zum Wesenhaften zu kommen, dass man wesenhaft werde. Wiederum haben Andere alle charakteristischen Züge unserer Welt der Erscheinung—das heisst der aus intellectuellen Irrthümern herausgesponnenen und uns angeerbten Vorstellung von der Welt—zusammengelesen und anstatt den Intellect als Schuldigen anzuklagen, das Wesen der Dinge als Ursache dieses thatsächlichen, sehr unheimlichen Weltcharakters angeschuldigt und die Erlösung vom Sein gepredigt.— Mit all diesen Auffassungen wird der stetige und mühsame Process der Wissenschaft, welcher zuletzt einmal in einer Entstehungsgeschichte des Denkens seinen höchsten Triumph feiert, in entscheidender Weise fertig werden, dessen Resultat vielleicht auf diesen Satz hinauslaufen dürfte: Das, was wir jetzt die Welt nennen, ist das Resultat einer Menge von Irrthümern und Phantasien, welche in der gesammten Entwickelung der organischen Wesen allmählich entstanden, in einander verwachsen [sind] und uns jetzt als aufgesammelter Schatz der ganzen Vergangenheit vererbt werden,—als Schatz: denn der Werth unseres Menschenthums ruht darauf. Von dieser Welt der Vorstellung vermag uns die strenge Wissenschaft thatsächlich nur in geringem Maasse zu lösen—wie es auch gar nicht zu wünschen ist—, insofern sie die Gewalt uralter Gewohnheiten der Empfindung nicht wesentlich zu brechen vermag: aber sie kann die Geschichte der Entstehung jener Welt als Vorstellung ganz allmählich und schrittweise aufhellen—und uns wenigstens für Augenblicke über den ganzen Vorgang hinausheben. Vielleicht erkennen wir dann, dass das Ding an sich eines homerischen Gelächters werth ist: dass es so viel, ja Alles schien und eigentlich leer, nämlich bedeutungsleer ist.

17

Metaphysische Erklärungen. — Der junge Mensch schätzt metaphysische Erklärungen, weil sie ihm in Dingen, welche er unangenehm oder verächtlich fand, etwas höchst Bedeutungsvolles aufweisen: und ist er mit sich unzufrieden, so erleichtert sich diess Gefühl, wenn er das innerste Welträthsel oder Weltelend in dem wiedererkennt, was er so sehr an sich missbilligt. Sich unverantwortlicher fühlen und die Dinge zugleich interessanter finden—das gilt ihm als die doppelte Wohlthat, welche er der Metaphysik verdankt. Später freilich bekommt er Misstrauen gegen die ganze metaphysische Erklärungsart, dann sieht er vielleicht ein, dass jene Wirkungen auf einem anderen Wege eben so gut und wissenschaftlicher zu erreichen sind: dass physische und historische Erklärungen mindestens ebenso sehr jenes Gefühl der Unverantwortlichkeit herbeiführen, und dass jenes Interesse am Leben und seinen Problemen vielleicht noch mehr dabei entflammt wird.

18

Grundfragen der Metaphysik. — Wenn einmal die Entstehungsgeschichte des denkens geschrieben ist, so wird auch der folgende Satz eines ausgezeichneten Logikers von einem neuen Lichte erhellt dastehen: "Das ursprüngliche allgemeine Gesetz des erkennenden Subjects besteht in der inneren Nothwendigkeit, jeden Gegenstand an sich, in seinem eigenen Wesen als einen mit sich selbst identischen, also selbstexistirenden und im Grunde stets gleichbleibenden und unwandelbaren, kurz als eine Substanz zu erkennen." Auch dieses Gesetz, welches hier "ursprünglich" genannt wird, ist geworden: es wird einmal gezeigt werden, wie allmählich, in den niederen Organismen, dieser Hang entsteht, wie die blöden Maulwurfsaugen dieser Organisationen zuerst Nichts als immer das Gleiche sehen, wie dann, wenn die verschiedenen Erregungen von Lust und Unlust bemerkbarer werden, allmählich verschiedene Substanzen unterschieden werden, aber jede mit Einem Attribut, das heisst einer einzigen Beziehung zu einem solchen Organismus.— Die erste Stufe des Logischen ist das Urtheil; dessen Wesen besteht, nach der Feststellung der besten Logiker, im Glauben. Allem Glauben zu Grunde liegt die Empfindung des Angenehmen oder Schmerzhaften in Bezug auf das empfindende Subject. Eine neue dritte Empfindung als Resultat zweier vorangegangenen einzelnen Empfindungen ist das Urtheil in seiner niedrigsten Form.— Uns organische Wesen interessirt ursprünglich Nichts an jedem Dinge, als sein Verhältniss zu uns in Bezug auf Lust und Schmerz. Zwischen den Momenten, in welchen wir uns dieser Beziehung bewusst werden, den Zuständen des Empfindens, liegen solche der Ruhe, des Nichtempfindens: da ist die Welt und jedes Ding für uns interesselos, wir bemerken keine Veränderung an ihm (wie jetzt noch ein heftig Interessirter nicht merkt, dass Jemand an ihm vorbeigeht). Für die Pflanze sind gewöhnlich alle Dinge ruhig, ewig, jedes Ding sich selbst gleich. Aus der Periode der niederen Organismen her ist dem Menschen der Glaube vererbt, dass es gleiche Dinge giebt (erst die durch höchste Wissenschaft ausgebildete Erfahrung widerspricht diesem Satze). Der Urglaube alles Organischen von Anfang an ist vielleicht sogar, dass die ganze übrige Welt Eins und unbewegt ist.— Am fernsten liegt für jene Urstufe des Logischen der Gedanke an Causalität: ja jetzt noch meinen wir im Grunde, alle Empfindungen und Handlungen seien Acte des freien Willens; wenn das fühlende Individuum sich selbst betrachtet, so hält es jede Empfindung, jede Veränderung für etwas Isolirtes, das heisst Unbedingtes, Zusammenhangloses: es taucht aus uns auf, ohne Verbindung mit Früherem oder Späterem. Wir haben Hunger, aber meinen ursprünglich nicht, dass der Organismus erhalten werden will, sondern jenes Gefühl scheint sich ohne Grund und Zweck geltend zu machen, es isolirt sich und hält sich für willkürlich. Also: der Glaube an die Freiheit des Willens ist ein ursprünglicher Irrthum alles Organischen, so alt, als die Regungen des Logischen in ihm existiren; der Glaube an unbedingte Substanzen und an gleiche Dinge ist ebenfalls ein ursprünglicher, ebenso alter Irrthum alles Organischen. Insofern aber alle Metaphysik sich vornehmlich mit Substanz und Freiheit des Willens abgegeben hat, so darf man sie als die Wissenschaft bezeichnen, welche von den Grundirrthümern des Menschen handelt, doch so, als wären es Grundwahrheiten.

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Die Zahl. — Die Erfindung der Gesetze der Zahlen ist auf Grund des ursprünglich schon herrschenden Irrthums gemacht, dass es mehrere gleiche Dinge gebe (aber thatsächlich giebt es nichts Gleiches), mindestens dass es Dinge gebe (aber es giebt kein "Ding"). Die Annahme der Vielheit setzt immer voraus, dass es Etwas gebe, das vielfach vorkommt: aber gerade hier schon waltet der Irrthum, schon da fingiren wir Wesen, Einheiten, die es nicht giebt.— Unsere Empfindungen von Raum und Zeit sind falsch, denn sie führen, consequent geprüft, auf logische Widersprüche. Bei allen wissenschaftlichen Feststellungen rechnen wir unvermeidlich immer mit einigen falschen Grössen: aber weil diese Grössen wenigstens constant sind, wie zum Beispiel unsere Zeit- und Raumempfindung, so bekommen die Resultate der Wissenschaft doch eine vollkommene Strenge und Sicherheit in ihrem Zusammenhange mit einander; man kann auf ihnen fortbauen—bis an jenes letzte Ende, wo die irrthümliche Grundannahme, jene constanten Fehler, in Widerspruch mit den Resultaten treten, zum Beispiel in der Atomenlehre. Da fühlen wir uns immer noch zur Annahme eines "Dinges" oder stofflichen "Substrats," das bewegt wird, gezwungen, während die ganze wissenschaftliche Procedur eben die Aufgabe verfolgt hat, alles Dingartige (Stoffliche) in Bewegungen aufzulösen: wir scheiden auch hier noch mit unserer Empfindung Bewegendes und Bewegtes und kommen aus diesem Zirkel nicht heraus, weil der Glaube an Dinge mit unserem Wesen von Alters her verknotet ist.— Wenn Kant sagt "der Verstand schöpft seine Gesetze nicht aus der Natur, sondern schreibt sie dieser vor," so ist diess in Hinsicht auf den Begriff der Natur völlig wahr, welchen wir genöthigt sind, mit ihr zu verbinden (Natur = Welt als Vorstellung, das heisst als Irrthum), welcher aber die Aufsummirung einer Menge von Irrthümern des Verstandes ist.— Auf eine Welt, welche nicht unsere Vorstellung ist, sind die Gesetze der Zahlen gänzlich unanwendbar: diese gelten allein in der Menschen-Welt.

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Einige Sprossen zurück. — Die eine, gewiss sehr hohe Stufe der Bildung ist erreicht, wenn der Mensch über abergläubische und religiöse Begriffe und Aengste hinauskommt und zum Beispiel nicht mehr an die lieben Englein oder die Erbsünde glaubt, auch vom Heil der Seelen zu reden verlernt hat: ist er auf dieser Stufe der Befreiung, so hat er auch noch mit höchster Anspannung seiner Besonnenheit die Metaphysik zu überwinden. Dann aber ist eine rückläufige Bewegung nöthig: er muss die historische Berechtigung, ebenso die psychologische in solchen Vorstellungen begreifen, er muss erkennen, wie die grösste Förderung der Menschheit von dorther gekommen sei und wie man sich, ohne eine solche rückläufige Bewegung, der besten Ergebnisse der bisherigen Menschheit berauben würde.— In Betreff der philosophischen Metaphysik sehe ich jetzt immer Mehrere, welche an das negative Ziel (dass jede positive Metaphysik Irrthum ist) gelangt sind, aber noch Wenige, welche einige Sprossen rückwärts steigen; man soll nämlich über die letzte Sprosse der Leiter wohl hinausschauen, aber nicht auf ihr stehen wollen. Die Aufgeklärtesten bringen es nur so weit, sich von der Metaphysik zu befreien und mit Ueberlegenheit auf sie zurückzusehen: während es doch auch hier, wie im Hippodrom, noth thut, um das Ende der Bahn herumzubiegen.

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Muthmaasslicher Sieg der Skepsis. — Man lasse einmal den skeptischen Ausgangspunct gelten: gesetzt, es gäbe keine andere, metaphysische Welt und alle aus der Metaphysik genommenen Erklärungen der uns einzig bekannten Welt wären unbrauchbar für uns, mit welchem Blick würden wir dann auf Menschen und Dinge sehen? Diess kann man sich ausdenken, es ist nützlich, selbst wenn die Frage, ob etwas Metaphysisches wissenschaftlich durch Kant und Schopenhauer bewiesen sei, einmal abgelehnt würde. Denn es ist, nach historischer Wahrscheinlichkeit, sehr gut möglich, dass die Menschen einmal in dieser Beziehung im Ganzen und Allgemeinen skeptisch werden; da lautet also die Frage: wie wird sich dann die menschliche Gesellschaft, unter dem Einfluss einer solchen Gesinnung, gestalten? Vielleicht ist der wissenschaftliche Beweis irgend einer metaphysischen Welt schon so schwierig, dass die Menschheit ein Misstrauen gegen ihn nicht mehr los wird. Und wenn man gegen die Metaphysik Misstrauen hat, so giebt es im Ganzen und Grossen die selben Folgen, wie wenn sie direct widerlegt wäre und man nicht mehr an sie glauben dürfte. Die historische Frage in Betreff einer unmetaphysischen Gesinnung der Menschheit bleibt in beiden Fällen die selbe.

22

Unglaube an das "monumentum aere perennius."— Ein wesentlicher Nachtheil, welchen das Aufhören metaphysischer Ansichten mit sich bringt, liegt darin, dass das Individuum zu streng seine kurze Lebenszeit in's Auge fasst und keine stärkeren Antriebe empfängt, an dauerhaften, für Jahrhunderte angelegten Institutionen zu bauen; es will die Frucht selbst vom Baume pflücken, den es pflanzt, und desshalb mag es jene Bäume nicht mehr pflanzen, welche eine Jahrhundert lange gleichmässige Pflege erfordern und welche lange Reihenfolgen von Geschlechtern zu überschatten bestimmt sind. Denn metaphysische Ansichten geben den Glauben, dass in ihnen das letzte endgültige Fundament gegeben sei, auf welchem sich nunmehr alle Zukunft der Menschheit niederzulassen und anzubauen genöthigt sei; der Einzelne fördert sein Heil, wenn er zum Beispiel eine Kirche, ein Kloster stiftet, es wird ihm, so meint er, im ewigen Fortleben der Seele angerechnet und vergolten, es ist Arbeit am ewigen Heil der Seele.— Kann die Wissenschaft auch solchen Glauben an ihre Resultate erwecken? In der That braucht sie den Zweifel und das Misstrauen als treuesten Bundesgenossen; trotzdem kann mit der Zeit die Summe der unantastbaren, das heisst alle Stürme der Skepsis, alle Zersetzungen überdauernden Wahrheiten so gross werden (zum Beispiel in der Diätetik der Gesundheit), dass man sich daraufhin entschliesst, "ewige" Werke zu gründen. Einstweilen wirkt der Contrast unseres aufgeregten Ephemeren-Daseins gegen die langathmige Ruhe metaphysischer Zeitalter noch zu stark, weil die beiden Zeiten noch zu nahe gestellt sind; der einzelne Mensch selber durchläuft jetzt zu viele innere und äussere Entwickelungen, als dass er auch nur auf seine eigene Lebenszeit sich dauerhaft und ein für alle Mal einzurichten wagt. Ein ganz moderner Mensch, der sich zum Beispiel ein Haus bauen will, hat dabei ein Gefühl, als ob er bei lebendigem Leibe sich in ein Mausoleum vermauern wolle.

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Zeitalter der Vergleichung. — je weniger die Menschen durch das Herkommen gebunden sind, um so grösser wird die innere Bewegung der Motive, um so grösser wiederum, dem entsprechend, die äussere Unruhe, das Durcheinanderfluten der Menschen, die Polyphonie der Bestrebungen. Für wen giebt es jetzt noch einen strengeren Zwang, an einen Ort sich und seine Nachkommen anzubinden? Für wen giebt es überhaupt noch etwas streng Bindendes? Wie alle Stilarten der Künste neben einander nachgebildet werden, so auch alle Stufen und Arten der Moralität, der Sitten, der Culturen.— Ein solches Zeitalter bekommt seine Bedeutung dadurch, dass in ihm die verschiedenen Weltbetrachtungen, Sitten, Culturen verglichen und neben einander durchlebt werden können; was früher, bei der immer localisirten Herrschaft jeder Cultur, nicht möglich war, entsprechend der Gebundenheit aller künstlerischen Stilarten an Ort und Zeit. Jetzt wird eine Vermehrung des ästhetischen Gefühls endgültig unter so vielen der Vergleichung sich darbietenden Formen entscheiden: sie wird die meisten,—nämlich alle, welche durch dasselbe abgewiesen werden,—absterben lassen. Ebenso findet jetzt ein Auswählen in den Formen und Gewohnheiten der höheren Sittlichkeit statt, deren Ziel kein anderes, als der Untergang der niedrigeren Sittlichkeiten sein kann. Es ist das Zeitalter der Vergleichung! Das ist sein Stolz,—aber billigerweise auch sein Leiden. Fürchten wir uns vor diesem Leiden nicht! Vielmehr wollen wir die Aufgabe, welche das Zeitalter uns stellt, so gross verstehen, als wir nur vermögen: so wird uns die Nachwelt darob segnen,—eine Nachwelt, die ebenso sich über die abgeschlossenen originalen Volks-Culturen hinaus weiss, als über die Cultur der Vergleichung, aber auf beide Arten der Cultur als auf verehrungswürdige Alterthümer mit Dankbarkeit zurückblickt.

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Möglichkeit des Fortschritts. — Wenn ein Gelehrter der alten Cultur es verschwört, nicht mehr mit Menschen umzugehen, welche an den Fortschritt glauben, so hat er Recht. Denn die alte Cultur hat ihre Grösse und Güte hinter sich und die historische Bildung zwingt Einen, zuzugestehen, dass sie nie wieder frisch werden kann; es ist ein unausstehlicher Stumpfsinn oder ebenso unleidliche Schwärmerei nöthig, um diess zu leugnen. Aber die Menschen können mit Bewusstsein beschliessen, sich zu einer neuen Cultur fortzuentwickeln, während sie sich früher unbewusst und zufällig entwickelten: sie können jetzt bessere Bedingungen für die Entstehung der Menschen, ihre Ernährung, Erziehung, Unterrichtung schaffen, die Erde als Ganzes ökonomisch verwalten, die Kräfte der Menschen überhaupt gegen einander abwägen und einsetzen. Diese neue bewusste Cultur tödtet die alte, welche, als Ganzes angeschaut, ein unbewusstes Thier- und Pflanzenleben geführt hat; sie tödtet auch das Misstrauen gegen den Fortschritt,—er ist möglich. Ich will sagen: es ist voreilig und fast unsinnig, zu glauben, dass der Fortschritt nothwendig erfolgen müsse; aber wie könnte man leugnen, dass er möglich sei? Dagegen ist ein Fortschritt im Sinne und auf dem Wege der alten Cultur nicht einmal denkbar. Wenn romantische Phantastik immerhin auch das Wort "Fortschritt" von ihren Zielen (z.B. abgeschlossenen originalen Volks-Culturen) gebraucht: jedenfalls entlehnt sie das Bild davon aus der Vergangenheit; ihr Denken und Vorstellen ist auf diesem Gebiete ohne jede Originalität.

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Privat- und Welt-Moral. — Seitdem der Glaube aufgehört hat, dass ein Gott die Schicksale der Welt im Grossen leite und, trotz aller anscheinenden Krümmungen im Pfade der Menschheit, sie doch herrlich hinausführe, müssen die Menschen selber sich ökumenische, die ganze Erde umspannende Ziele stellen. Die ältere Moral, namentlich die Kant's, verlangt vom Einzelnen Handlungen, welche man von allen Menschen wünscht: das war eine schöne naive Sache; als ob ein Jeder ohne Weiteres wüsste, bei welcher Handlungsweise das Ganze der Menschheit wohlfahre, also welche Handlungen überhaupt wünschenswerth seien; es ist eine Theorie wie die vom Freihandel, voraussetzend, dass die allgemeine Harmonie sich nach eingeborenen Gesetzen des Besserwerdens von selbst ergeben müsse. Vielleicht lässt es ein zukünftiger Ueberblick über die Bedürfnisse der Menschheit durchaus nicht wünschenswerth erscheinen, dass alle Menschen gleich handeln, vielmehr dürften im Interesse ökumenischer Ziele für ganze Strecken der Menschheit specielle, vielleicht unter Umständen sogar böse Aufgaben zu stellen sein.— Jedenfalls muss, wenn die Menschheit sich nicht durch eine solche bewusste Gesammtregierung zu Grunde richten soll, vorher eine alle bisherigen Grade übersteigende Kenntniss der Bedingungen der Cultur, als wissenschaftlicher Maassstab für ökumenische Ziele, gefunden sein. Hierin liegt die ungeheure Aufgabe der grossen Geister des nächsten Jahrhunderts.

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Die Reaction als Fortschritt. — Mitunter erscheinen schroffe, gewaltsame und fortreissende, aber trotzdem zurückgebliebene Geister, welche eine vergangene Phase der Menschheit noch einmal heraufbeschwören: sie dienen zum Beweis, dass die neuen Richtungen, welchen sie entgegenwirken, noch nicht kräftig genug sind, dass Etwas an ihnen fehlt: sonst würden sie jenen Beschwörern besseren Widerpart halten. So zeugt zum Beispiel Luther's Reformation dafür, dass in seinem Jahrhundert alle Regungen der Freiheit des Geistes noch unsicher, zart, jugendlich waren; die Wissenschaft konnte noch nicht ihr Haupt erheben. Ja, die gesammte Renaissance erscheint wie ein erster Frühling, der fast wieder weggeschneit wird. Aber auch in unserem Jahrhundert bewies Schopenhauer's Metaphysik, dass auch jetzt der wissenschaftliche Geist noch nicht kräftig genug ist: so konnte die ganze mittelalterliche christliche Weltbetrachtung und Mensch-Empfindung noch einmal in Schopenhauer's Lehre, trotz der längst errungenen Vernichtung aller christlichen Dogmen, eine Auferstehung feiern. Viel Wissenschaft klingt in seine Lehre hinein, aber sie beherrscht dieselbe nicht, sondern das alte, wohlbekannte "metaphysische Bedürfniss." Es ist gewiss einer der grössten und ganz unschätzbaren Vortheile, welche wir aus Schopenhauer gewinnen, dass er unsere Empfindung zeitweilig in ältere, mächtige Betrachtungsarten der Welt und Menschen zurückzwingt, zu welchen sonst uns so leicht kein Pfad führen würde. Der Gewinn für die Historie und die Gerechtigkeit ist sehr gross: ich glaube, dass es jetzt Niemandem so leicht gelingen möchte, ohne Schopenhauer's Beihülfe dem Christenthum und seinen asiatischen Verwandten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: was namentlich vom Boden des noch vorhandenen Christenthums aus unmöglich ist. Erst nach diesem grossen Erfolge der Gerechtigkeit, erst nachdem wir die historische Betrachtungsart, welche die Zeit der Aufklärung mit sich brachte, in einem so wesentlichen Puncte corrigirt haben, dürfen wir die Fahne der Aufklärung—die Fahne mit den drei Namen: Petrarca, Erasmus, Voltaire—von Neuem weiter tragen. Wir haben aus der Reaction einen Fortschritt gemacht.

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Ersatz der Religion. — Man glaubt einer Philosophie etwas Gutes nachzusagen, wenn man sie als Ersatz der Religion für das Volk hinstellt. In der That bedarf es in der geistigen Oekonomie gelegentlich überleitender Gedankenkreise; so ist der Uebergang aus Religion in wissenschaftliche Betrachtung ein gewaltsamer, gefährlicher Sprung, Etwas, das zu widerrathen ist. Insofern hat man mit jener Anempfehlung Recht. Aber endlich sollte man doch auch lernen, dass die Bedürfnisse, welche die Religion befriedigt hat und nun die Philosophie befriedigen soll, nicht unwandelbar sind; diese selbst kann man schwächen und ausrotten. Man denke zum Beispiel an die christliche Seelennoth, das Seufzen über die innere Verderbtheit, die Sorge um das Heil,—alles Vorstellungen, welche nur aus Irrthümern der Vernunft herrühren und gar keine Befriedigung, sondern Vernichtung verdienen. Eine Philosophie kann entweder so nützen, dass sie jene Bedürfnisse auch befriedigt oder dass sie dieselben beseitigt; denn es sind angelernte, zeitlich begränzte Bedürfnisse, welche auf Voraussetzungen beruhen, die denen der Wissenschaft widersprechen. Hier ist, um einen Uebergang zu machen, die Kunst viel eher zu benutzen, um das mit Empfindungen überladene Gemüth zu erleichtern; denn durch sie werden jene Vorstellungen viel weniger unterhalten, als durch eine metaphysische Philosophie. Von der Kunst aus kann man dann leichter in eine wirklich befreiende philosophische Wissenschaft übergehen.

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Verrufene Worte. — Weg mit den bis zum Ueberdruss verbrauchten Wörtern Optimismus und Pessimismus! Denn der Anlass, sie zu gebrauchen, fehlt von Tag zu Tage mehr: nur die Schwätzer haben sie jetzt noch so unumgänglich nöthig. Denn wesshalb in aller Welt sollte Jemand Optimist sein wollen, wenn er nicht einen Gott zu vertheidigen hat, welcher die beste der Welten geschaffen haben muss, falls er selber das Gute und Vollkommene ist,—welcher Denkende hat aber die Hypothese eines Gottes noch nöthig?— Es fehlt aber auch jeder Anlass zu einem pessimistischen Glaubensbekenntniss, wenn man nicht ein Interesse daran hat, den Advocaten Gottes, den Theologen oder den theologisirenden Philosophen ärgerlich zu werden und die Gegenbehauptung kräftig aufzustellen: dass das Böse regiere, dass die Unlust grösser sei, als die Lust, dass die Welt ein Machwerk, die Erscheinung eines bösen Willens zum Leben sei. Wer aber kümmert sich jetzt noch um die Theologen—ausser den Theologen?— Abgesehen von aller Theologie und ihrer Bekämpfung liegt es auf der Hand, dass die Welt nicht gut und nicht böse, geschweige denn die beste oder die schlechteste ist, und dass diese Begriffe "gut" und "böse" nur in Bezug auf Menschen Sinn haben, ja vielleicht selbst hier, in der Weise, wie sie gewöhnlich gebraucht werden, nicht berechtigt sind: der schimpfenden und verherrlichenden Weltbetrachtung müssen wir uns in jedem Falle entschlagen.

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Vom Dufte der Blüthen berauscht. — Das Schiff der Menschheit, meint man, hat einen immer stärkeren Tiefgang, je mehr es belastet wird; man glaubt, je tiefer der Mensch denkt, je zarter er fühlt, je höher er sich schätzt, je weiter seine Entfernung von den anderen Thieren wird,—je mehr er als das Genie unter den Thieren erscheint,—um so näher werde er dem wirklichen Wesen der Welt und deren Erkenntniss kommen: diess thut er auch wirklich durch die Wissenschaft, aber er meint diess noch mehr durch seine Religionen und Künste zu thun. Diese sind zwar eine Blüthe der Welt, aber durchaus nicht der Wurzel der Welt näher, als der Stengel ist: man kann aus ihnen das Wesen der Dinge gerade gar nicht besser verstehen, obschon diess fast Jedermann glaubt. Der Irrthum hat den Menschen so tief, zart, erfinderisch gemacht, eine solche Blüthe, wie Religionen und Künste, herauszutreiben. Das reine Erkennen wäre dazu ausser Stande gewesen. Wer uns das Wesen der Welt enthüllte, würde uns Allen die unangenehmste Enttäuschung machen. Nicht die Welt als Ding an sich, sondern die Welt als Vorstellung (als Irrthum) ist so bedeutungsreich, tief, wundervoll, Glück und Unglück im Schoosse tragend. Diess Resultat führt zu einer Philosophie der logischen Weltverneinung: welche übrigens sich mit einer praktischen Weltbejahung ebensogut wie mit deren Gegentheile vereinigen lässt.

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Schlechte Gewohnheiten im Schliessen. — Die gewöhnlichsten Irrschlüsse der Menschen sind diese: eine Sache existirt, also hat sie ein Recht. Hier wird aus der Lebensfähigkeit auf die Zweckmässigkeit, aus der Zweckmässigkeit auf die Rechtmässigkeit geschlossen. Sodann: eine Meinung beglückt, also ist sie die wahre, ihre Wirkung ist gut, also ist sie selber gut und wahr. Hier legt man der Wirkung das Prädicat beglückend, gut, im Sinne des Nützlichen, bei und versieht nun die Ursache mit dem selben Prädicat gut, aber hier im Sinne des Logisch-Gültigen. Die Umkehrung der Sätze lautet: eine Sache kann sich nicht durchsetzen, erhalten, also ist sie unrecht; eine Meinung quält, regt auf, also ist sie falsch. Der Freigeist, der das Fehlerhafte dieser Art zu schliessen nur allzu häufig kennen lernt und an ihren Folgen zu leiden hat, unterliegt oft der Verführung, die entgegengesetzten Schlüsse zu machen, welche im Allgemeinen natürlich ebenso sehr Irrschlüsse sind: eine Sache kann sich nicht durchsetzen, also ist sie gut; eine Meinung macht Noth, beunruhigt, also ist sie wahr.

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Das Unlogische nothwendig. — Zu den Dingen, welche einen Denker in Verzweifelung bringen können, gehört die Erkenntniss, dass das Unlogische für den Menschen nöthig ist, und dass aus dem Unlogischen vieles Gute entsteht. Es steckt so fest in den Leidenschaften, in der Sprache, in der Kunst, in der Religion und überhaupt in Allem, was dem Leben Werth verleiht, dass man es nicht herausziehen kann, ohne damit diese schönen Dinge heillos zu beschädigen. Es sind nur die allzu naiven Menschen, welche glauben können, dass die Natur des Menschen in eine rein logische verwandelt werden könne; wenn es aber Grade der Annäherung an dieses Ziel geben sollte, was würde da nicht Alles auf diesem Wege verloren gehen müssen! Auch der vernünftigste Mensch bedarf von Zeit zu Zeit wieder der Natur, das heisst seiner unlogischen Grundstellung zu allen Dingen.

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Ungerechtsein nothwendig. — Alle Urtheile über den Werth des Lebens sind unlogisch entwickelt und desshalb ungerecht. Die Unreinheit des Urtheils liegt erstens in der Art, wie das Material vorliegt, nämlich sehr unvollständig, zweitens in der Art, wie daraus die Summe gebildet wird, und drittens darin, dass jedes einzelne Stück des Materials wieder das Resultat unreinen Erkennens ist und zwar diess mit voller Nothwendigkeit. Keine Erfahrung zum Beispiel über einen Menschen, stünde er uns auch noch so nah, kann vollständig sein, so dass wir ein logisches Recht zu einer Gesammtabschätzung desselben hätten; alle Schätzungen sind voreilig und müssen es sein. Endlich ist das Maass, womit wir messen, unser Wesen, keine unabänderliche Grösse, wir haben Stimmungen und Schwankungen, und doch müssten wir uns selbst als ein festes Maass kennen, um das Verhältniss irgend einer Sache zu uns gerecht abzuschätzen. Vielleicht wird aus alledem folgen, dass man gar nicht urtheilen sollte; wenn man aber nur leben könnte, ohne abzuschätzen, ohne Abneigung und Zuneigung zu haben!—denn alles Abgeneigtsein hängt mit einer Schätzung zusammen, ebenso alles Geneigtsein. Ein Trieb zu Etwas oder von Etwas weg, ohne ein Gefühl davon, dass man das Förderliche wolle, dem Schädlichen ausweiche, ein Trieb ohne eine Art von erkennender Abschätzung über den Werth des Zieles, existirt beim Menschen nicht. Wir sind von vornherein unlogische und daher ungerechte Wesen, und können diess erkennen: diess ist eine der grössten und unauflösbarsten Disharmonien des Daseins.

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Der Irrthum über das Leben zum Leben nothwendig. — Jeder Glaube an Werth und Würdigkeit des Lebens beruht auf unreinem Denken; er ist allein dadurch möglich, dass das Mitgefühl für das allgemeine Leben und Leiden der Menschheit sehr schwach im Individuum entwickelt ist. Auch die seltneren Menschen, welche überhaupt über sich hinaus denken, fassen nicht dieses allgemeine Leben, sondern abgegränzte Theile desselben in's Auge. Versteht man es, sein Augenmerk vornehmlich auf Ausnahmen, ich meine auf die hohen Begabungen und die reinen Seelen zu richten, nimmt man deren Entstehung zum Ziel der ganzen Weltentwickelung und erfreut sich an deren Wirken, so mag man an den Werth des Lebens glauben, weil man nämlich die anderen Menschen dabei übersieht: also unrein denkt. Und ebenso, wenn man zwar alle Menschen in's Auge fasst, aber in ihnen nur eine Gattung von Trieben, die weniger egoistischen, gelten lässt und sie in Betreff der anderen Triebe entschuldigt: dann kann man wiederum von der Menschheit im Ganzen Etwas hoffen und insofern an den Werth des Lebens glauben: also auch in diesem Falle durch Unreinheit des Denkens. Mag man sich aber so oder so verhalten, man ist mit diesem Verhalten eine Ausnahme unter den Menschen. Nun ertragen aber gerade die allermeisten Menschen das Leben, ohne erheblich zu murren, und glauben somit an den Werth des Daseins, aber gerade dadurch, dass sich Jeder allein will und behauptet, und nicht aus sich heraustritt wie jene Ausnahmen: alles Ausserpersönliche ist ihnen gar nicht oder höchstens als ein schwacher Schatten bemerkbar. Also darauf allein beruht der Werth des Lebens für den gewöhnlichen, alltäglichen Menschen, dass er sich wichtiger nimmt, als die Welt. Der grosse Mangel an Phantasie, an dem er leidet, macht, dass er sich nicht in andere Wesen hineinfühlen kann und daher so wenig als möglich an ihrem Loos und Leiden theilnimmt. Wer dagegen wirklich daran theilnehmen könnte, müsste am Werthe des Lebens verzweifeln; gelänge es ihm, das Gesammtbewusstsein der Menschheit in sich zu fassen und zu empfinden, er würde mit einem Fluche gegen das Dasein zusammenbrechen,—denn die Menschheit hat im Ganzen keine Ziele, folglich kann der Mensch, in Betrachtung des ganzen Verlaufes, nicht darin seinen Trost und Halt finden, sondern seine Verzweifelung. Sieht er bei Allem, was er thut, auf die letzte Ziellosigkeit der Menschen, so bekommt sein eigenes Wirken in seinen Augen den Charakter der Vergeudung. Sich aber als Menschheit (und nicht nur als Individuum) ebenso vergeudet zu fühlen, wie wir die einzelne Blüthe von der Natur vergeudet sehen, ist ein Gefühl über alle Gefühle.— Wer ist aber desselben fähig? Gewiss nur ein Dichter: und Dichter wissen sich immer zu trösten.

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Zur Beruhigung. — Aber wird so unsere Philosophie nicht zur Tragödie? Wird die Wahrheit nicht dem Leben, dem Besseren feindlich? Eine Frage scheint uns die Zunge zu beschweren und doch nicht laut werden zu wollen: ob man bewusst in der Unwahrheit bleiben könne? oder, wenn man diess müsse, ob da nicht der Tod vorzuziehen sei? Denn ein Sollen giebt es nicht mehr; die Moral, insofern sie ein Sollen war, ist ja durch unsere Betrachtungsart ebenso vernichtet wie die Religion. Die Erkenntniss kann als Motive nur Lust und Unlust, Nutzen und Schaden bestehen lassen: wie aber werden diese Motive sich mit dem Sinne für Wahrheit auseinandersetzen? Auch sie berühren sich ja mit Irrthümern (insofern, wie gesagt, Neigung und Abneigung und ihre sehr ungerechten Messungen unsere Lust und Unlust wesentlich bestimmen). Das ganze menschliche Leben ist tief in die Unwahrheit eingesenkt; der Einzelne kann es nicht aus diesem Brunnen herausziehen, ohne dabei seiner Vergangenheit aus tiefstem Grunde gram zu werden, ohne seine gegenwärtigen Motive, wie die der Ehre, ungereimt zu finden und den Leidenschaften, welche zur Zukunft und zu einem Glück in derselben hindrängen, Hohn und Verachtung entgegenzustellen. Ist es wahr, bliebe einzig noch eine Denkweise übrig, welche als persönliches Ergebniss die Verzweifelung, als theoretisches eine Philosophie der Zerstörung nach sich zöge?— Ich glaube, die Entscheidung über die Nachwirkung der Erkenntniss wird durch das Temperament eines Menschen gegeben: ich könnte mir eben so gut, wie jene geschilderte und bei einzelnen Naturen mögliche Nachwirkung, eine andere denken, vermöge deren ein viel einfacheres, von Affecten reineres Leben entstünde, als das jetzige ist: so dass zuerst zwar die alten Motive des heftigeren Begehrens noch Kraft hätten, aus alter vererbter Gewöhnung her, allmählich aber unter dem Einflusse der reinigenden Erkenntniss schwächer würden. Man lebte zuletzt unter den Menschen und mit sich wie in der Natur, ohne Lob, Vorwürfe, Ereiferung, an Vielem sich wie an einem Schauspiel weidend, vor dem man sich bisher nur zu fürchten hatte. Man wäre die Emphasis los und würde die Anstachelung des Gedankens, dass man nicht nur Natur oder mehr als Natur sei, nicht weiter empfinden. Freilich gehörte hierzu, wie gesagt, ein gutes Temperament, eine gefestete, milde und im Grunde frohsinnige Seele, eine Stimmung, welche nicht vor Tücken und plötzlichen Ausbrüchen auf der Hut zu sein brauchte und in ihren Aeusserungen Nichts von dem knurrenden Tone und der Verbissenheit an sich trüge,—jenen bekannten lästigen Eigenschaften alter Hunde und Menschen, die lange an der Kette gelegen haben. Vielmehr muss ein Mensch, von dem in solchem Maasse die gewöhnlichen Fesseln des Lebens abgefallen sind, dass er nur deshalb weiter lebt, um immer besser zu erkennen, auf Vieles, ja fast auf Alles, was bei den anderen Menschen Werth hat, ohne Neid und Verdruss verzichten können, ihm muss als der wünschenswertheste Zustand jenes freie, furchtlose Schweben über Menschen, Sitten, Gesetzen und den herkömmlichen Schätzungen der Dinge genügen. Die Freude an diesem Zustande theilt er gerne mit und er hat vielleicht nichts Anderes mitzutheilen,—worin freilich eine Entbehrung, eine Entsagung mehr liegt. Will man aber trotzdem mehr von ihm, so wird er mit wohlwollendem Kopfschütteln auf seinen Bruder hinweisen, den freien Menschen der That, und vielleicht ein Wenig Spott nicht verhehlen: denn mit dessen "Freiheit" hat es eine eigene Bewandtniss.

Zweites Hauptstück. Zur Geschichte der moralischen Empfindungen.

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Vortheile der psychologischen Beobachtung. — Dass das Nachdenken über Menschliches, Allzumenschliches—oder wie der gelehrtere Ausdruck lautet: die psychologische Beobachtung—zu den Mitteln gehöre, vermöge deren man sich die Last des Lebens erleichtern könne, dass die Uebung in dieser Kunst Geistesgegenwart in schwierigen Lagen und Unterhaltung inmitten einer langweiligen Umgebung verleihe, ja dass man den dornenvollsten und unerfreulichsten Strichen des eigenen Lebens Sentenzen abpflücken und sich dabei ein Wenig wohler fühlen könne: das glaubte man, wusste man—in früheren Jahrhunderten. Warum vergass es dieses Jahrhundert, wo wenigstens in Deutschland, ja in Europa, die Armuth an psychologischer Beobachtung durch viele Zeichen sich zu erkennen giebt? Nicht gerade in Roman, Novelle und philosophischer Betrachtung,diese sind das Werk von Ausnahmemenschen; schon mehr in der Beurtheilung öffentlicher Ereignisse und Persönlichkeiten: vor Allem aber fehlt die Kunst der psychologischen Zergliederung und Zusammenrechnung in der Gesellschaft aller Stände, in der man wohl viel über Menschen, aber gar nicht über den Menschen spricht. Warum doch lässt man sich den reichsten und harmlosesten Stoff der Unterhaltung entgehen? Warum liest man nicht einmal die grossen Meister der psychologischen Sentenz mehr?—denn, ohne jede Uebertreibung gesprochen: der Gebildete in Europa, der La Rochefoucauld und seine Geistes- und Kunstverwandten gelesen hat, ist selten zu finden; und noch viel seltener Der, welcher sie kennt und sie nicht schmäht. Wahrscheinlich wird aber auch dieser ungewöhnliche Leser viel weniger Freude an ihnen haben, als die Form jener Künstler ihm geben sollte; denn selbst der feinste Kopf ist nicht vermögend, die Kunst der Sentenzen-Schleiferei gebührend zu würdigen, wenn er nicht selber zu ihr erzogen ist, in ihr gewetteifert hat. Man nimmt, ohne solche practische Belehrung, dieses Schaffen und Formen für leichter als es ist, man fühlt das Gelungene und Reizvolle nicht scharf genug heraus. Desshalb haben die jetzigen Leser von Sentenzen ein verhältnissmässig unbedeutendes Vergnügen an ihnen, ja kaum einen Mund voll Annehmlichkeit, so dass es ihnen ebenso geht, wie den gewöhnlichen Betrachtern von Kameen: als welche loben, weil sie nicht lieben können und schnell bereit sind zu bewundern, schneller aber noch, fortzulaufen.

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Einwand. — Oder sollte es gegen jenen Satz, dass die psychologische Beobachtung zu den Reiz-, Heil- und Erleichterungsmitteln des Daseins gehöre, eine Gegenrechnung geben? Sollte man sich genug von den unangenehmen Folgen dieser Kunst überzeugt haben, um jetzt mit Absichtlichkeit den Blick der sich Bildenden von ihr abzulenken? In der That, ein gewisser blinder Glaube an die Güte der menschlichen Natur, ein eingepflanzter Widerwille vor der Zerlegung menschlicher Handlungen, eine Art Schamhaftigkeit in Hinsicht auf die Nacktheit der Seele mögen wirklich für das gesammte Glück eines Menschen wünschenswerthere Dinge sein, als jene, in einzelnen Fällen hilfreiche Eigenschaft der psychologischen Scharfsichtigkeit; und vielleicht hat der Glaube an das Gute, an tugendhafte Menschen und Handlungen, an eine Fülle des unpersönlichen Wohlwollens in der Welt die Menschen besser gemacht, insofern er dieselben weniger misstrauisch machte. Wenn man die Helden Plutarch's mit Begeisterung nachahmt, und einen Abscheu davor empfindet, den Motiven ihres Handelns anzweifelnd nachzuspüren, so hat zwar nicht die Wahrheit, aber die Wohlfahrt der menschlichen Gesellschaft ihren Nutzen dabei: der psychologische Irrthum und überhaupt die Dumpfheit auf diesem Gebiete hilft der Menschlichkeit vorwärts, während die Erkenntniss der Wahrheit vielleicht durch die anregende Kraft einer Hypothese mehr gewinnt, wie sie La Rochefoucauld der ersten Ausgabe seiner "Sentences et maximes morales" vorangestellt hat: "Ce que le monde nomme vertu n'est d'ordinaire qu'un fantôame formé par nos passions, à qui on donne un nom honnête pour faire impunément ce qu'on veut." La Rochefoucauld und jene anderen französischen Meister der Seelenprüfung (denen sich neuerdings auch ein Deutscher, der Verfasser der "Psychologischen Beobachtungen" zugesellt hat) gleichen scharf zielenden Schützen, welche immer und immer wieder in's Schwarze treffen,aber in's Schwarze der menschlichen Natur. Ihr Geschick erregt Staunen, aber endlich verwünscht ein Zuschauer, der nicht vom Geiste der Wissenschaft, sondern der Menschenfreundlichkeit geleitet wird, eine Kunst, welche den Sinn der Verkleinerung und Verdächtigung in die Seelen der Menschen zu pflanzen scheint.

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Trotzdem. — Wie es sich nun mit Rechnung und Gegenrechnung verhalte: in dem gegenwärtigen Zustande einer bestimmten einzelnen Wissenschaft ist die Auferweckung der moralischen Beobachtung nöthig geworden, und der grausame Anblick des psychologischen Secirtisches und seiner Messer und Zangen kann der Menschheit nicht erspart bleiben. Denn hier gebietet jene Wissenschaft, welche nach Ursprung und Geschichte der sogenannten moralischen Empfindungen fragt und welche im Fortschreiten die verwickelten sociologischen Probleme aufzustellen und zu lösen hat:—die ältere Philosophie kennt die letzteren gar nicht und ist der Untersuchung von Ursprung und Geschichte der moralischen Empfindungen unter dürftigen Ausflüchten immer aus dem Wege gegangen. Mit welchen Folgen: das lässt sich jetzt sehr deutlich überschauen, nachdem an vielen Beispielen nachgewiesen ist, wie die Irrthümer der grössten Philosophen gewöhnlich ihren Ausgangspunct in einer falschen Erklärung bestimmter menschlicher Handlungen und Empfindungen haben, wie auf Grund einer irrthümlichen Analysis, zum Beispiel der sogenannten unegoistischen Handlungen, eine falsche Ethik sich aufbaut, dieser zu Gefallen dann wiederum Religion und mythologisches Unwesen zu Hülfe genommen werden, und endlich die Schatten dieser trüben Geister auch in die Physik und die gesammte Weltbetrachtung hineinfallen. Steht es aber fest, dass die Oberflächlichkeit der psychologischen Beobachtung dem menschlichen Urtheilen und Schliessen die gefährlichsten Fallstricke gelegt hat und fortwährend von Neuem legt, so bedarf es jetzt jener Ausdauer der Arbeit, welche nicht müde wird, Steine auf Steine, Steinchen auf Steinchen zu häufen, so bedarf es der enthaltsamen Tapferkeit, um sich einer solchen bescheidenen Arbeit nicht zu schämen und jeder Missachtung derselben Trotz zu bieten. Es ist wahr: zahllose einzelne Bemerkungen über Menschliches und Allzumenschliches sind in Kreisen der Gesellschaft zuerst entdeckt und ausgesprochen worden, welche gewohnt waren, nicht der wissenschaftlichen Erkenntniss, sondern einer geistreichen Gefallsucht jede Art von Opfern darzubringen; und fast unlösbar hat sich der Duft jener alten Heimath der moralistischen Sentenz—ein sehr verführerischer Duft—der ganzen Gattung angehängt: so dass seinetwegen der wissenschaftliche Mensch unwillkürlich einiges Misstrauen gegen diese Gattung und ihre Ernsthaftigkeit merken lässt. Aber es genügt, auf die Folgen zu verweisen: denn schon jetzt beginnt sich zu zeigen, welche Ergebnisse ernsthaftester Art auf dem Boden der psychologischen Beobachtung aufwachsen. Welches ist doch der Hauptsatz zu dem einer der kühnsten und kältesten Denker, der Verfasser des Buches "Ueber den Ursprung der moralischen Empfindungen" vermöge seiner ein- und durchschneidenden Analysen des menschlichen Handelns gelangt? "Der moralische Mensch, sagt er, steht der intelligiblen (metaphysischen) Welt nicht näher, als der physische Mensch." Dieser Satz, hart und schneidig geworden unter dem Hammerschlag der historischen Erkenntniss, kann vielleicht einmal, in irgendwelcher Zukunft, als die Axt dienen, welche dem "metaphysischen Bedürfniss" der Menschen an die Wurzel gelegt wird,—ob mehr zum Segen, als zum Fluche der allgemeinen Wohlfahrt, wer wüsste das zu sagen?—aber jedenfalls als ein Satz der erheblichsten Folgen, fruchtbar und furchtbar zugleich, und mit jenem Doppelgesichte in die Welt sehend, welches alle grossen Erkenntnisse haben.

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Inwiefern nützlich. — Also: ob die psychologische Beobachtung mehr Nutzen oder Nachtheil über die Menschen bringe, das bleibe immerhin unentschieden; aber fest steht, dass sie nothwendig ist, weil die Wissenschaft ihrer nicht entrathen kann. Die Wissenschaft aber kennt keine Rücksichten auf letzte Zwecke, ebenso wenig als die Natur sie kennt: sondern wie diese gelegentlich Dinge von der höchsten Zweckmässigkeit zu Stande bringt, ohne sie gewollt zu haben, so wird auch die ächte Wissenschaft, als die Nachahmung der Natur in Begriffen, den Nutzen und die Wohlfahrt der Menschen gelegentlich, ja vielfach, fördern und das Zweckmässige erreichen,—aber ebenfalls ohne es gewollt zu haben. Wem es aber bei dem Anhauche einer solchen Betrachtungsart gar zu winterlich zu Muthe wird, der hat vielleicht nur zu wenig Feuer in sich: er möge sich indessen umsehen und er wird Krankheiten wahrnehmen, in denen Eisumschläge noth thun, und Menschen, welche so aus Gluth und Geist "zusammengeknetet" sind, dass sie kaum irgendwo die Luft kalt und schneidend genug für sich finden. Ueberdiess: wie allzu ernste Einzelne und Völker ein Bedürfniss nach Leichtfertigkeiten haben, wie andere allzu Erregbare und Bewegliche zeitweilig schwere niederdrückende Lasten zu ihrer Gesundheit nöthig haben: sollten wir, die geistigerenMenschen eines Zeitalters, welches ersichtlich immer mehr in Brand geräth, nicht nach allen löschenden und kühlenden Mitteln, die es giebt, greifen müssen, damit wir wenigstens so stetig, harmlos und mässig bleiben, als wir es noch sind, und so vielleicht einmal dazu brauchbar werden, diesem Zeitalter als Spiegel und Selbstbesinnung über sich zu dienen?

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Die Fabel von der intelligibelen Freiheit. — Die Geschichte der Empfindungen, vermöge deren wir Jemanden verantwortlich machen, also der sogenannten moralischen Empfindungen verläuft, in folgenden Hauptphasen. Zuerst nennt man einzelne Handlungen gut oder böse ohne alle Rücksicht auf deren Motive, sondern allein der nützlichen oder schädlichen Folgen wegen. Bald aber vergisst man die Herkunft dieser Bezeichnungen und wähnt, dass den Handlungen an sich, ohne Rücksicht auf deren Folgen, die Eigenschaft "gut" oder "böse" innewohne: mit demselben Irrthume, nach welchem die Sprache den Stein selber als hart, den Baum selber als grün bezeichnet—also dadurch, dass man, was Wirkung ist, als Ursache fasst. Sodann legt man das Gut- oder Böse-sein in die Motive hinein und betrachtet die Thaten an sich als moralisch zweideutig. Man geht weiter und giebt das Prädicat gut oder böse nicht mehr dem einzelnen Motive, sondern dem ganzen Wesen eines Menschen, aus dem das Motiv, wie die Pflanze aus dem Erdreich, herauswächst. So macht man der Reihe nach den Menschen für seine Wirkungen, dann für seine Handlungen, dann für seine Motive und endlich für sein Wesen verantwortlich. Nun entdeckt man schliesslich, dass auch dieses Wesen nicht verantwortlich sein kann, insofern es ganz und gar nothwendige Folge ist und aus den Elementen und Einflüssen vergangener und gegenwärtiger Dinge concrescirt: also dass der Mensch für Nichts verantwortlich zu machen ist, weder für sein Wesen, noch seine Motive, noch seine Handlungen, noch seine Wirkungen. Damit ist man zur Erkenntniss gelangt, dass die Geschichte der moralischen Empfindungen die Geschichte eines Irrthums, des Irrthums von der Verantwortlichkeit ist: als welcher auf dem Irrthum von der Freiheit des Willens ruht.Schopenhauer schloss dagegen so: weil gewisse Handlungen Unmuth ("Schuldbewusstsein") nach sich ziehen, so muss es eine Verantwortlichkeit geben; denn zu diesem Unmuth wäre kein Grund vorhanden, wenn nicht nur alles Handeln des Menschen mit Nothwendigkeit verliefe—wie es thatsächlich, und auch nach der Einsicht dieses Philosophen, verläuft, sondern der Mensch selber mit der selben Nothwendigkeit sein ganzes Wesen erlangte,—was Schopenhauer leugnet. Aus der Thatsache jenes Unmuthes glaubt Schopenhauer eine Freiheit beweisen zu können, welche der Mensch irgendwie gehabt haben müsse, zwar nicht in Bezug auf die Handlungen, aber in Bezug auf das Wesen: Freiheit also, so oder so zu sein, nicht so oder so zu handeln. Aus dem esse, der Sphäre der Freiheit und Verantwortlichkeit, folgt nach seiner Meinung das operari, die Sphäre der strengen Causalität, Nothwendigkeit und Unverantwortlichkeit. Jener Unmuth beziehe sich zwar scheinbar auf das operari—insofern sei er irrthümlich, in Wahrheit aber auf das esse, welches die That eines freien Willens, die Grundursache der Existenz eines Individuums, sei; der Mensch werde Das, was er werden wolle, sein Wollen sei früher, als seine Existenz.— Hier wird der Fehlschluss gemacht, dass aus der Thatsache des Unmuthes die Berechtigung, die vernünftige Zulässigkeit dieses Unmuthes geschlossen wird; und von jenem Fehlschluss aus kommt Schopenhauer zu seiner phantastischen Consequenz der sogenannten intelligibelen Freiheit. Aber der Unmuth nach der That braucht gar nicht vernünftig zu sein: ja er ist es gewiss nicht, denn er ruht auf der irrthümlichen Voraussetzung, dass die That eben nicht nothwendig hätte erfolgen müssen. Also: weil sich der Mensch für frei hält, nicht aber weil er frei ist, empfindet er Reue und Gewissensbisse.— Ueberdiess ist dieser Unmuth Etwas, das man sich abgewöhnen kann, bei vielen Menschen ist er in Bezug auf Handlungen gar nicht vorhanden, bei welchen viele andere Menschen ihn empfinden. Er ist eine sehr wandelbare, an die Entwickelung der Sitte und Cultur geknüpfte Sache und vielleicht nur in einer verhältnissmässig kurzen Zeit der Weltgeschichte vorhanden.Niemand ist für seine Thaten verantwortlich, Niemand für sein Wesen; richten ist soviel als ungerecht sein. Diess gilt auch, wenn das Individuum über sich selbst richtet. Der Satz ist so hell wie Sonnenlicht, und doch geht hier Jedermann lieber in den Schatten und die Unwahrheit zurück: aus Furcht vor den Folgen.

40

Das Ueber-Thier. — Die Bestie in uns will belogen werden; Moral ist Nothlüge, damit wir von ihr nicht zerrissen werden. Ohne die Irrthümer, welche in den Annahmen der Moral liegen, wäre der Mensch Thier geblieben. So aber hat er sich als etwas Höheres genommen und sich strengere Gesetze auferlegt. Er hat desshalb einen Hass gegen die der Thierheit näher gebliebenen Stufen: woraus die ehemalige Missachtung des Sclaven, als eines Nicht-Menschen, als einer Sache zu erklären ist.

41

Der unveränderliche Charakter. — Dass der Charakter unveränderlich sei, ist nicht im strengen Sinne wahr; vielmehr heisst dieser beliebte Satz nur so viel, dass während der kurzen Lebensdauer eines Menschen die einwirkenden Motive gewöhnlich nicht tief genug ritzen können, um die aufgeprägten Schriftzüge vieler Jahrtausende zu zerstören. Dächte man sich aber einen Menschen von achtzigtausend Jahren, so hätte man an ihm sogar einen absolut veränderlichen Charakter: so dass eine Fülle verschiedener Individuen sich nach und nach aus ihm entwickelte. Die Kürze des menschlichen Lebens verleitet zu manchen irrthümlichen Behauptungen über die Eigenschaften des Menschen.

42

Die Ordnung der Güter und die Moral. — Die einmal angenommene Rangordnung der Güter, je nachdem ein niedriger, höherer, höchster Egoismus das Eine oder das Andere will, entscheidet jetzt über das Moralisch-sein oder Unmoralisch-sein. Ein niedriges Gut (zum Beispiel Sinnengenuss) einem höher geschätzten (zum Beispiel Gesundheit) vorziehen, gilt als unmoralisch, ebenso Wohlleben der Freiheit vorziehen. Die Rangordnung der Güter ist aber keine zu allen Zeiten feste und gleiche; wenn Jemand Rache der Gerechtigkeit vorzieht, so ist er nach dem Maassstabe einer früheren Cultur moralisch, nach dem der jetzigen unmoralisch. "Unmoralisch" bezeichnet also, dass Einer die höheren, feineren, geistigeren Motive, welche die jeweilen neue Cultur hinzugebracht hat, noch nicht oder noch nicht stark genug empfindet: es bezeichnet einen Zurückgebliebenen, aber immer nur dem Gradunterschied nach.— Die Rangordnung der Güter selber wird nicht nach moralischen Gesichtspuncten auf- und umgestellt; wohl aber wird nach ihrer jedesmaligen Festsetzung darüber entschieden, ob eine Handlung moralisch oder unmoralisch sei.

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Grausame Menschen als zurückgeblieben.— Die Menschen, welche jetzt grausam sind, müssen uns als Stufen früherer Culturen gelten, welche übrig geblieben sind: das Gebirge der Menschheit zeigt hier einmal die tieferen Formationen, welche sonst versteckt liegen, offen. Es sind zurückgebliebene Menschen, deren Gehirn, durch alle möglichen Zufälle im Verlaufe der Vererbung, nicht so zart und vielseitig fortgebildet worden ist. Sie zeigen uns, was wir Alle waren , und machen uns erschrecken: aber sie selber sind so wenig verantwortlich, wie ein Stück Granit dafür, dass es Granit ist. In unserm Gehirne müssen sich auch Rinnen und Windungen finden, welche jener Gesinnung entsprechen, wie sich in der Form einzelner menschlicher Organe Erinnerungen an Fischzustände finden sollen. Aber diese Rinnen und Windungen sind nicht mehr das Bett, in welchem sich jetzt der Strom unserer Empfindung wälzt.

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Dankbarkeit und Rache. — Der Grund, wesshalb der Mächtige dankbar ist, ist dieser. Sein Wohlthäter hat sich durch seine Wohlthat an der Sphäre des Mächtigen gleichsam vergriffen und sich in sie eingedrängt: nun vergreift er sich zur Vergeltung wieder an der Sphäre des Wohlthäters durch den Act der Dankbarkeit. Es ist eine mildere Form der Rache. Ohne die Genugthuung der Dankbarkeit zu haben, würde der Mächtige sich unmächtig gezeigt haben und fürderhin dafür gelten. Desshalb stellt jede Gesellschaft der Guten, das heisst ursprünglich der Mächtigen, die Dankbarkeit unter die ersten Pflichten.— Swift hat den Satz hingeworfen, dass Menschen in dem selben Verhältniss dankbar sind, wie sie Rache hegen.

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Doppelte Vorgeschichte von Gut und Böse.— Der Begriff gut und böse hat eine doppelte Vorgeschichte: nämlich einmal in der Seele der herrschenden Stämme und Kasten. Wer die Macht zu vergelten hat, Gutes mit Gutem, Böses mit Bösem, und auch wirklich Vergeltung übt, also dankbar und rachsüchtig ist, der wird gut genannt; wer unmächtig ist und nicht vergelten kann, gilt als schlecht. Man gehört als Guter zu den "Guten," einer Gemeinde, welche Gemeingefühl hat, weil alle Einzelnen durch den Sinn der Vergeltung mit einander verflochten sind. Man gehört als Schlechter zu den "Schlechten," zu einem Haufen unterworfener, ohnmächtiger Menschen, welche kein Gemeingefühl haben. Die Guten sind eine Kaste, die Schlechten eine Masse wie Staub. Gut und schlecht ist eine Zeit lang so viel wie vornehm und niedrig, Herr und Sclave. Dagegen sieht man den Feind nicht als böse an: er kann vergelten. Der Troer und der Grieche sind bei Homer beide gut. Nicht Der, welcher uns Schädliches zufügt, sondern Der, welcher verächtlich ist, gilt als schlecht. In der Gemeinde der Guten vererbt sich das Gute; es ist unmöglich, dass ein Schlechter aus so gutem Erdreiche hervorwachse. Thut trotzdem Einer der Guten Etwas, das der Guten unwürdig ist, so verfällt man auf Ausflüchte; man schiebt zum Beispiel einem Gott die Schuld zu, indem man sagt: er habe den Guten mit Verblendung und Wahnsinn geschlagen.— Sodann in der Seele der Unterdrückten, Machtlosen. Hier gilt jeder andere Mensch als feindlich, rücksichtslos, ausbeutend, grausam, listig, sei er vornehm oder niedrig; böse ist das Charakterwort für Mensch, ja für jedes lebende Wesen, welches man voraussetzt, zum Beispiel für einen Gott; menschlich, göttlich gilt so viel wie teuflisch, böse. Die Zeichen der Güte, Hülfebereitschaft, Mitleid, werden angstvoll als Tücke, Vorspiel eines schrecklichen Ausgangs, Betäubung und Ueberlistung aufgenommen, kurz als verfeinerte Bosheit. Bei einer solchen Gesinnung des Einzelnen kann kaum ein Gemeinwesen entstehen, höchstens die roheste Form desselben: so dass überall, wo diese Auffassung von gut und böse herrscht, der Untergang der Einzelnen, ihrer Stämme und Rassen nahe ist.— Unsere jetzige Sittlichkeit ist auf dem Boden der herrschenden Stämme und Kasten aufgewachsen.

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Mitleiden stärker als Leiden. — Es giebt Fälle, wo das Mitleiden stärker ist, als das eigentliche Leiden. Wir empfinden es zum Beispiel schmerzlicher, wenn einer unserer Freunde sich etwas Schmähliches zu Schulden kommen lässt, als wenn wir selbst es thun. Einmal nämlich glauben wir mehr an die Reinheit seines Charakters, als er; sodann ist unsere Liebe zu ihm, wahrscheinlich eben dieses Glaubens wegen, stärker, als seine Liebe zu sich selbst. Wenn auch wirklich sein Egoismus mehr dabei leidet, als unser Egoismus, insofern er die übelen Folgen seines Vergehens stärker zu tragen hat, so wird das Unegoistische in uns—dieses Wort ist nie streng zu verstehen, sondern nur eine Erleichterung des Ausdrucks—doch stärker durch seine Schuld betroffen, als das Unegoistische in ihm.

47

Hypochondrie. — Es giebt Menschen, welche aus Mitgefühl und Sorge für eine andere Person hypochondrisch werden; die dabei entstehende Art des Mitleidens ist nichts Anderes, als eine Krankheit. So giebt es auch eine christliche Hypochondrie, welche jene einsamen, religiös bewegten Leute befällt, die sich das Leiden und Sterben Christi fortwährend vor Augen stellen.

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Oekonomie der Güte. — Die Güte und Liebe als die heilsamsten Kräuter und Kräfte im Verkehre der Menschen sind so kostbare Funde, dass man wohl wünschen möchte, es werde in der Verwendung dieser balsamischen Mittel so ökonomisch wie möglich verfahren: doch ist diess unmöglich. Die Oekonomie der Güte ist der Traum der verwegensten Utopisten.

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Wohlwollen. — Unter die kleinen, aber zahllos häufigen und desshalb sehr wirkungsvollen Dinge, auf welche die Wissenschaft mehr Acht zu geben hat, als auf die grossen seltenen Dinge, ist auch das Wohlwollen zu rechnen; ich meine jene Aeusserungen freundlicher Gesinnung im Verkehr, jenes Lächeln des Auges, jene Händedrücke, jenes Behagen, von welchem für gewöhnlich fast alles menschliche Thun umsponnen ist. Jeder Lehrer, jeder Beamte bringt diese Zuthat zu dem, was für ihn Pflicht ist, hinzu; es ist die fortwährende Bethätigung der Menschlichkeit, gleichsam die Wellen ihres Lichtes, in denen Alles wächst; namentlich im engsten Kreise, innerhalb der Familie, grünt und blüht das Leben nur durch jenes Wohlwollen. Die Gutmüthigkeit, die Freundlichkeit, die Höflichkeit des Herzens sind immerquellende Ausflüsse des unegoistischen Triebes und haben viel mächtiger an der Cultur gebaut, als jene viel berühmteren Aeusserungen desselben, die man Mitleiden, Barmherzigkeit und Aufopferung nennt. Aber man pflegt sie geringzuschätzen, und in der That: es ist nicht gerade viel Unegoistisches daran. Die Summedieser geringen Dosen ist trotzdem gewaltig, ihre gesammte Kraft gehört zu den stärksten Kräften.— Ebenso findet man viel mehr Glück in der Welt, als trübe Augen sehen: wenn man nämlich richtig rechnet, und nur alle jene Momente des Behagens, an welchen jeder Tag in jedem, auch dem bedrängtesten Menschenleben reich ist, nicht vergisst.

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Mitleiden erregen wollen. — La Rochefoucauld trifft in der bemerkenswerthesten Stelle seines Selbst-Portraits (zuerst gedruckt 1658) gewiss das Rechte, wenn er alle Die, welche Vernunft haben, vor dem Mitleiden warnt, wenn er räth, dasselbe den Leuten aus dem Volke zu überlassen, die der Leidenschaften bedürfen (weil sie nicht durch Vernunft bestimmt werden), um so weit gebracht zu werden, dem Leidenden zu helfen und bei einem Unglück kräftig einzugreifen; während das Mitleiden, nach seinem (und Plato's) Urtheil, die Seele entkräfte. Freilich solle man Mitleiden bezeugen, aber sich hüten, es zu haben: denn die Unglücklichen seien nun einmal so dumm, dass bei ihnen das Bezeugen von Mitleid das grösste Gut von der Welt ausmache.— Vielleicht kann man noch stärker vor diesem Mitleid-haben warnen, wenn man jenes Bedürfniss der Unglücklichen nicht gerade als Dummheit und intellectuellen Mangel, als eine Art Geistesstörung fasst, welche das Unglück mit sich bringt (und so scheint es ja La Rochefoucauld zu fassen), sondern als etwas ganz Anderes und Bedenklicheres versteht. Vielmehr beobachte man Kinder, welche weinen und Schreien, damit sie bemitleidet werden, und desshalb den Augenblick abwarten, wo ihr Zustand in die Augen fallen kann; man lebe im Verkehr mit Kranken und Geistig-Gedrückten und frage sich, ob nicht das beredte Klagen und Wimmern, das Zur-Schau-tragen des Unglücks im Grunde das Ziel verfolgt, den Anwesenden weh zu thun: das Mitleiden, welches Jene dann äussern, ist insofern eine Tröstung für die Schwachen und Leidenden, als sie daran erkennen, doch wenigstens noch Eine Macht zu haben, trotz aller ihrer Schwäche: die Macht, wehe zu thun. Der Unglückliche gewinnt eine Art von Lust in diesem Gefühl der Ueberlegenheit, welches das Bezeugen des Mitleides ihm zum Bewusstsein bringt; seine Einbildung erhebt sich, er ist immer noch wichtig genug, um der Welt Schmerzen zu machen. Somit ist der Durst nach Mitleid ein Durst nach Selbstgenuss, und zwar auf Unkosten der Mitmenschen; es zeigt den Menschen in der ganzen Rücksichtslosigkeit seines eigensten lieben Selbst: nicht aber gerade in seiner "Dummheit," wie La Rochefoucauld meint.— Im Zwiegespräche der Gesellschaft werden Dreiviertel aller Fragen gestellt, aller Antworten gegeben, um dem Unterredner ein klein Wenig weh zu thun; desshalb dürsten viele Menschen so nach Gesellschaft: sie giebt ihnen das Gefühl ihrer Kraft. In solchen unzähligen, aber sehr kleinen Dosen, in welchen die Bosheit sich geltend macht, ist sie ein mächtiges Reizmittel des Lebens: ebenso wie das Wohlwollen, in gleicher Form durch die Menschenwelt hin verbreitet, das allezeit bereite Heilmittel ist.— Aber wird es viele Ehrliche geben, welche zugestehen, dass es Vergnügen macht, wehe zu thun? dass man sich nicht selten damit unterhält—und gut unterhält, anderen Menschen wenigstens in Gedanken Kränkungen zuzufügen und die Schrotkörner der kleinen Bosheit nach ihnen zu schiessen? Die Meisten sind zu unehrlich und ein paar Menschen sind zu gut, um von diesem Pudendum Etwas zu wissen; diese mögen somit immerhin leugnen, dass Prosper Mérimée Recht habe, wenn er sagt: "Sachez aussi qu'il n'y a rien de plus commun que de faire le mal pour le plaisir de le faire."

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Wie der Schein zum Sein wird. — Der Schauspieler kann zuletzt auch beim tiefsten Schmerz nicht aufhören, an den Eindruck seiner Person und den gesammten scenischen Effect zu denken, zum Beispiel selbst beim Begräbniss seines Kindes; er wird über seinen eignen Schmerz und dessen Aeusserungen weinen, als sein eigener Zuschauer. Der Heuchler, welcher immer ein und die selbe Rolle spielt, hört zuletzt auf, Heuchler zu sein; zum Beispiel Priester, welche als junge Männer gewöhnlich bewusst oder unbewusst Heuchler sind, werden zuletzt natürlich und sind dann wirklich, ohne alle Affectation, eben Priester; oder wenn es der Vater nicht so weit bringt, dann vielleicht der Sohn, der des Vaters Vorsprung benutzt, seine Gewöhnung erbt. Wenn Einer sehr lange und hartnäckig Etwas scheinen will, so wird es ihm zuletzt schwer, etwas Anderes zu sein. Der Beruf fast jedes Menschen, sogar des Künstlers, beginnt mit Heuchelei, mit einem Nachmachen von Aussen her, mit einem Copiren des Wirkungsvollen. Der, welcher immer die Maske freundlicher Mienen trägt, muss zuletzt eine Gewalt über wohlwollende Stimmungen bekommen, ohne welche der Ausdruck der Freundlichkeit nicht zu erzwingen ist,—und zuletzt wieder bekommen diese über ihn Gewalt, er ist wohlwollend.

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Der Punct der Ehrlichkeit beim Betruge. — Bei allen grossen Betrügern ist ein Vorgang bemerkenswerth, dem sie ihre Macht verdanken. Im eigentlichen Acte des Betruges unter all den Vorbereitungen, dem Schauerlichen in Stimme, Ausdruck, Gebärden, inmitten der wirkungsvollen Scenerie, überkommt sie der Glaube an sich selbst: dieser ist es, der dann so wundergleich und bezwingend zu den Umgebenden spricht. Die Religionsstifter unterscheiden sich dadurch von jenen grossen Betrügern, dass sie aus diesem Zustande der Selbsttäuschung nicht herauskommen: oder sie haben ganz selten einmal jene helleren Momente, wo der Zweifel sie überwältigt; gewöhnlich trösten sie sich aber, diese helleren Momente dem bösen Widersacher zuschiebend. Selbstbetrug muss da sein, damit Diese und jene grossartig wirken. Denn die Menschen glauben an die Wahrheit dessen, was ersichtlich stark geglaubt wird.

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Angebliche Stufen der Wahrheit. — Einer der gewöhnlichen Fehlschlüsse ist der: weil Jemand wahr und aufrichtig gegen uns ist, so sagt er die Wahrheit. So glaubt das Kind an die Urtheile der Eltern, der Christ an die Behauptungen des Stifters der Kirche. Ebenso will man nicht zugeben, dass alles jenes, was die Menschen mit Opfern an Glück und Leben in früheren Jahrhunderten vertheidigt haben, Nichts als Irrthümer waren: vielleicht sagt man, es seien Stufen der Wahrheit gewesen. Aber im Grunde meint man, wenn Jemand ehrlich an Etwas geglaubt und für seinen Glauben gekämpft hat und gestorben ist, wäre es doch gar zu unbillig, wenn eigentlich nur ein Irrthum ihn beseelt habe. So ein Vorgang scheint der ewigen Gerechtigkeit zu widersprechen; desshalb decretirt das Herz empfindender Menschen immer wieder gegen ihren Kopf den Satz: zwischen moralischen Handlungen und intellectuellen Einsichten muss durchaus ein nothwendiges Band sein. Es ist leider anders; denn es giebt keine ewige Gerechtigkeit.

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Die Lüge. — Wesshalb sagen zu allermeist die Menschen im alltäglichen Leben die Wahrheit?— Gewiss nicht, weil ein Gott das Lügen verboten hat. Sondern erstens: weil es bequemer ist; denn die Lüge erfordert Erfindung, Verstellung und Gedächtniss. (Wesshalb Swift sagt: wer eine Lüge berichtet, merkt selten die schwere Last, die er übernimmt; er muss nämlich, um eine Lüge zu behaupten, zwanzig andere erfinden.) Sodann: weil es in schlichten Verhältnissen vortheilhaft ist, direct zu sagen: ich will diess, ich habe diess gethan, und dergleichen; also weil der Weg des Zwangs und der Autorität sicherer ist, als der der List.— Ist aber einmal ein Kind in verwickelten häuslichen Verhältnissen aufgezogen worden, so handhabt es ebenso natürlich die Lüge und sagt unwillkürlich immer Das, was seinem Interesse entspricht; ein Sinn für Wahrheit, ein Widerwille gegen die Lüge an sich ist ihm ganz fremd und unzugänglich, und so lügt es in aller Unschuld.

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Des Glaubens wegen die Moral verdächtigen. — Keine Macht lässt sich behaupten, wenn lauter Heuchler sie vertreten; die katholische Kirche mag noch so viele "weltliche" Elemente besitzen, ihre Kraft beruht auf jenen auch jetzt noch zahlreichen priesterlichen Naturen, welche sich das Leben schwer und bedeutungstief machen, und deren Blick und abgehärmter Leib von Nachtwachen, Hungern, glühendem Gebete, vielleicht selbst von Geisselhieben redet; Diese erschüttern die Menschen und machen ihnen Angst: wie, wenn es nöthig wäre, so zu leben?—diess ist die schauderhafte Frage, welche ihr Anblick auf die Zunge legt. Indem sie diesen Zweifel verbreiten, gründen sie immer von Neuem wieder einen Pfeiler ihrer Macht; selbst die Freigesinnten wagen es nicht, dem derartig Selbstlosen mit hartem Wahrheitssinn zu widerstehen und zu sagen: "Betrogner du, betrüge nicht!"—Nur die Differenz der Einsichten trennt sie von ihm, durchaus keine Differenz der Güte oder Schlechtigkeit; aber was man nicht mag, pflegt man gewöhnlich auch ungerecht zu behandeln. So spricht man von der Schlauheit und der verruchten Kunst der Jesuiten, aber übersieht, welche Selbstüberwindung jeder einzelne Jesuit sich auferlegt und wie die erleichterte Lebenspraxis, welche die jesuitischen Lehrbücher predigen, durchaus nicht ihnen, sondern dem Laienstande zu Gute kommen soll. Ja man darf fragen, ob wir Aufgeklärten bei ganz gleicher Taktik und Organisation eben so gute Werkzeuge, ebenso bewundernswürdig durch Selbstbesiegung, Unermüdlichkeit, Hingebung sein würden.

56

Sieg der Erkenntniss über das radicale Böse. — Es trägt Dem, der weise werden will, einen reichlichen Gewinn ein, eine Zeit lang einmal die Vorstellung vom gründlich bösen und verderbten Menschen gehabt zu haben: sie ist falsch, wie die entgegengesetzte; aber ganze Zeitstrecken hindurch besass sie die Herrschaft und ihre Wurzeln haben sich bis in uns und unsere Welt hinein verästet. Um uns zu begreifen, müssen wir sie begreifen; um aber dann höher zu steigen, müssen wir über sie hinwegsteigen. Wir erkennen dann, dass es keine Sünden im metaphysischen Sinne giebt; aber, im gleichen Sinne, auch keine Tugenden; dass dieses ganze Bereich sittlicher Vorstellungen fortwährend im Schwanken ist, dass es höhere und tiefere Begriffe von gut und böse, sittlich und unsittlich giebt. Wer nicht viel mehr von den Dingen begehrt, als Erkenntniss derselben, kommt leicht mit seiner Seele zur Ruhe und wird höchstens aus Unwissenheit, aber schwerlich aus Begehrlichkeit fehlgreifen (oder sündigen, wie die Welt es heisst). Er wird die Begierden nicht mehr verketzern und ausrotten wollen; aber sein einziges ihn völlig beherrschendes Ziel, zu aller Zeit so gut wie möglich zu erkennen, wird ihn kühl machen und alle Wildheit in seiner Anlage besänftigen. Ueberdiess ist er einer Menge quälender Vorstellungen losgeworden, er empfindet Nichts mehr bei dem Worte Höllenstrafen, Sündhaftigkeit, Unfähigkeit zum Guten: er erkennt darin nur die verschwebenden Schattenbilder falscher Welt- und Lebensbetrachtungen.

57

Moral als Selbstzertheilung des Menschen. — Ein guter Autor, der wirklich das Herz für seine Sache hat, wünscht, dass Jemand komme und ihn selber dadurch vernichte, dass er dieselbe Sache deutlicher darstelle und die in ihr enthaltenen Fragen ohne Rest beantworte. Das liebende Mädchen wünscht, dass sie die hingebende Treue ihrer Liebe an der Untreue des Geliebten bewähren könne. Der Soldat wünscht, dass er für sein siegreiches Vaterland auf dem Schlachtfeld falle: denn in dem Siege seines Vaterlandes siegt sein höchstes Wünschen mit. Die Mutter giebt dem Kinde, was sie sich selber entzieht, Schlaf, die beste Speise, unter Umständen ihre Gesundheit, ihr Vermögen.— Sind das Alles aber unegoistische Zustände? Sind diese Thaten der Moralität Wunder, weil sie, nach dem Ausdrucke Schopenhauer's, "unmöglich und doch wirklich" sind? Ist es nicht deutlich, dass in all diesen Fällen der Mensch Etwas von sich, einen Gedanken, ein Verlangen, ein Erzeugniss mehr liebt, als etwas Anderes von sich, dass er also sein Wesen zertheilt und dem einen Theil den anderen zum Opfer bringt? Ist es etwas wesentlich Verschiedenes, wenn ein Trotzkopf sagt: "ich will lieber über den Haufen geschossen werden, als diesem Menschen da einen Schritt aus dem Wege gehn?"—Die Neigung zu Etwas (Wunsch, Trieb, Verlangen) ist in allen genannten Fällen vorhanden; ihr nachzugeben, mit allen Folgen, ist jedenfalls nicht "unegoistisch."—In der Moral behandelt sich der Mensch nicht als individuum, sondern als dividuum.

58

Was man versprechen kann. — Man kann Handlungen versprechen, aber keine Empfindungen; denn diese sind unwillkürlich. Wer Jemandem verspricht, ihn immer zu lieben oder immer zu hassen oder ihm immer treu zu sein, verspricht Etwas, das nicht in seiner Macht steht; wohl aber kann er solche Handlungen versprechen, welche zwar gewöhnlich die Folgen der Liebe, des Hasses, der Treue sind, aber auch aus anderen Motiven entspringen können: denn zu einer Handlung führen mehrere Wege und Motive. Das Versprechen, Jemanden immer zu lieben, heisst also: so lange ich dich liebe, werde ich dir die Handlungen der Liebe erweisen; liebe ich dich nicht mehr, so wirst du doch die selben Handlungen, wenn auch aus anderen Motiven, immerfort von mir empfangen: so dass der Schein in den Köpfen der Mitmenschen bestehen bleibt, dass die Liebe unverändert und immer noch die selbe sei.— Man verspricht also die Andauer des Anscheines der Liebe, wenn man ohne Selbstverblendung Jemandem immerwährende Liebe gelobt.

59

Intellect und Moral. — Man muss ein gutes Gedächtniss haben, um gegebene Versprechen halten zu können. Man muss eine starke Kraft der Einbildung haben, um Mitleid haben zu können. So eng ist die Moral an die Güte des Intellects gebunden.

60

Sich rächen wollen und sich rächen.Einen Rachegedanken haben und ausführen heisst einen heftigen Fieberanfall bekommen, der aber vorübergeht: einen Rachegedanken aber haben, ohne Kraft und Muth, ihn auszuführen, heisst ein chronisches Leiden, eine Vergiftung an Leib und Seele mit sich herumtragen. Die Moral, welche nur auf die Absichten sieht, taxirt beide Fälle gleich; für gewöhnlich taxirt man den ersten Fall als den schlimmeren (wegen der bösen Folgen, welche die That der Rache vielleicht nach sich zieht). Beide Schätzungen sind kurzsichtig.

61

Warten-können. — Das Warten-können ist so schwer, dass die grössten Dichter es nicht verschmäht haben, das Nicht-warten-können zum Motiv ihrer Dichtungen zu machen. So Shakespeare im Othello, Sophokles im Ajax: dessen Selbstmord ihm, wenn er nur einen Tag noch seine Empfindung hätte abkühlen lassen, nicht mehr nöthig geschienen hätte, wie der Orakelspruch andeutet; wahrscheinlich würde er den schrecklichen Einflüsterungen der verletzten Eitelkeit ein Schnippchen geschlagen und zu sich gesprochen haben—wer hat denn nicht schon, in meinem Falle, ein Schaf für einen Helden angesehen? ist es denn so etwas Ungeheures? Im Gegentheil, es ist nur etwas allgemein Menschliches: Ajax durfte sich dergestalt Trost zusprechen. Die Leidenschaft will nicht warten; das Tragische im Leben grosser Männer liegt häufig nicht in ihrem Conflicte mit der Zeit und der Niedrigkeit ihrer Mitmenschen, sondern in ihrer Unfähigkeit, ein Jahr, zwei Jahre ihr Werk zu verschieben; sie können nicht warten.— Bei allen Duellen haben die zurathenden Freunde das Eine festzustellen, ob die betheiligten Personen noch warten können: ist diess nicht der Fall, so ist ein Duell vernünftig, insofern Jeder von Beiden sich sagt: "entweder lebe ich weiter, dann muss jener augenblicklich sterben, oder umgekehrt." Warten hiesse in solchem Falle an jener furchtbaren Marter der verletzten Ehre angesichts ihres Verletzers noch länger leiden; und diess kann eben mehr Leiden sein, als das Leben überhaupt werth ist.

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Schwelgerei der Rache.Grobe Menschen, welche sich beleidigt fühlen, pflegen den Grad der Beleidigung so hoch als möglich zu nehmen und erzählen die Ursache mit stark übertreibenden Worten, um nur in dem einmal erweckten Hass- und Rachegefühl sich recht ausschwelgen zu können.

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Werth der Verkleinerung. — Nicht wenige, vielleicht die allermeisten Menschen haben, um ihre Selbstachtung und eine gewisse Tüchtigkeit im Handeln bei sich aufrecht zu erhalten, durchaus nöthig, alle ihnen bekannten Menschen in ihrer Vorstellung herabzusetzen und zu verkleinern. Da aber die geringen Naturen in der Ueberzahl sind und es sehr viel daran liegt, ob sie jene Tüchtigkeit haben oder verlieren, so

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Der Auf brausende. — Vor Einem, der gegen uns aufbraust, soll man sich in Acht nehmen, wie vor Einem, der uns einmal nach dem Leben getrachtet hat: denn dass wir noch leben, das liegt an der Abwesenheit der Macht zu tödten; genügten Blicke, so wäre es längst um uns geschehen. Es ist ein Stück roher Cultur, durch Sichtbarwerdenlassen der physischen Wildheit, durch Furchterregen Jemanden zum Schweigen zu bringen.— Ebenso ist jener kalte Blick, welchen Vornehme gegen ihre Bedienten haben, ein Ueberrest jener kastenmässigen Abgränzungen zwischen Mensch und Mensch, ein Stück rohen Alterthums; die Frauen, die Bewahrerinnen des Alten, haben auch dieses Survival treuer bewahrt.

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Wohin die Ehrlichkeit führen kann. Jemand hatte die üble Angewohnheit, sich über die Motive, aus denen er handelte und die so gut und so schlecht waren wie die Motive aller Menschen, gelegentlich ganz ehrlich auszusprechen. Er erregte erst Anstoss, dann Verdacht, wurde allmählich geradezu verfehmt und in die Acht der Gesellschaft erklärt, bis endlich die Justiz sich eines so verworfenen Wesens erinnerte, bei Gelegenheiten, wo sie sonst kein Auge hatte, oder dasselbe zudrückte. Der Mangel an Schweigsamkeit über das allgemeine Geheimniss und der unverantwortliche Hang, zu sehen, was Keiner sehen will—sich selber—brachten ihn zu Gefängniss und frühzeitigem Tod.

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Sträflich, nie gestraft.— Unser Verbrechen gegen Verbrecher besteht darin, dass wir sie wie Schufte behandeln.

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Sancta simplicitas der Tugend. — Jede Tugend hat Vorrechte: zum Beispiel diess, zu dem Scheiterhaufen eines Verurtheilten ihr eigenes Bündchen Holz zu liefern.

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Moralität und Erfolg. — Nicht nur die Zuschauer einer That bemessen häufig das Moralische oder Unmoralische an derselben nach dem Erfolge: nein, der Thäter selbst thut diess. Denn die Motive und Absichten sind selten deutlich und einfach genug, und mitunter scheint selbst das Gedächtniss durch den Erfolg der That getrübt, so dass man seiner That selber falsche Motive unterschiebt oder die unwesentlichen Motive als wesentliche behandelt. Der Erfolg giebt oft einer That den vollen ehrlichen Glanz des guten Gewissens, ein Misserfolg legt den Schatten von Gewissensbissen über die achtungswürdigste Handlung. Daraus ergiebt sich die bekannte Praxis des Politikers, welcher denkt: "gebt mir nur den Erfolg: mit ihm habe ich auch alle ehrlichen Seelen auf meine Seite gebracht—und mich vor mir selber ehrlich gemacht."—Auf ähnliche Weise soll der Erfolg die bessere Begründung ersetzen. Noch jetzt meinen viele Gebildete, der Sieg des Christenthums über die griechische Philosophie sei ein Beweis für die grössere Wahrheit des ersteren,—obwohl in diesem Falle nur das Gröbere und Gewaltsamere über das Geistigere und Zarte gesiegt hat. Wie es mit der grösseren Wahrheit steht, ist daraus zu ersehen, dass die erwachenden Wissenschaften Punct um Punct an Epikur's Philosophie angeknüpft, das Christenthum aber Punct um Punct zurückgewiesen haben.

69

Liebe und Gerechtigkeit. — Warum überschätzt man die Liebe zu Ungunsten der Gerechtigkeit und sagt die schönsten Dinge von ihr, als ob sie ein viel höheres Wesen als jene sei? Ist sie denn nicht ersichtlich dümmer als jene?— Gewiss, aber gerade desshalb um so viel angenehmer für Alle. Sie ist dumm und besitzt ein reiches Füllhorn; aus ihm theilt sie ihre Gaben aus, an Jedermann, auch wenn er sie nicht verdient, ja ihr nicht einmal dafür dankt. Sie ist unparteiisch wie der Regen, welcher, nach der Bibel und der Erfahrung, nicht nur den Ungerechten, sondern unter Umständen auch den Gerechten bis auf die Haut nass macht.

70

Hinrichtung. — Wie kommt es, dass jede Hinrichtung uns mehr beleidigt, als ein Mord? Es ist die Kälte der Richter, die peinliche Vorbereitung, die Einsicht, dass hier ein Mensch als Mittel benutzt wird, um andere abzuschrecken. Denn die Schuld wird nicht bestraft, selbst wenn es eine gäbe: diese liegt in Erziehern, Eltern, Umgebungen, in uns, nicht im Mörder,—ich meine die veranlassenden Umstände.

71

Die Hoffnung. — Pandora brachte das Fass mit den Uebeln und öffnete es. Es war das Geschenk der Götter an die Menschen, von Aussen ein schönes verführerisches Geschenk und "Glücksfass" zubenannt. Da flogen all die Uebel, lebendige beschwingte Wesen heraus: von da an schweifen sie nun herum und thun den Menschen Schaden bei Tag und Nacht. Ein einziges Uebel war noch nicht aus dem Fass herausgeschlüpft: da schlug Pandora nach Zeus' Willen den Deckel zu und so blieb es darin. Für immer hat der Mensch nun das Glücksfass im Hause und meint Wunder was für einen Schatz er in ihm habe; es steht ihm zu Diensten, er greift darnach: wenn es ihn gelüstet; denn er weiss nicht, dass jenes Fass, welches Pandora brachte, das Fass der Uebel war, und hält das zurückgebliebene Uebel für das grösste Glücksgut,—es ist die Hoffnung.— Zeus wollte nämlich, dass der Mensch, auch noch so sehr durch die anderen Uebel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen. Dazu giebt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Uebel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.

72

Grad der moralischen Erhitzbarkeit unbekannt. — Daran, dass man gewisse erschütternde Anblicke und Eindrücke gehabt oder nicht gehabt hat, zum Beispiel eines unrecht gerichteten, getödteten oder gemarterten Vaters, einer untreuen Frau, eines grausamen feindlichen Ueberfalls, hängt es ab, ob unsere Leidenschaften zur Glühhitze kommen und das ganze Leben lenken oder nicht. Keiner weiss, wozu ihn die Umstände, das Mitleid, die Entrüstung treiben können, er kennt den Grad seiner Erhitzbarkeit nicht. Erbärmliche kleine Verhältnisse machen erbärmlich; es ist gewöhnlich nicht die Qualität der Erlebnisse, sondern ihre Quantität, von welcher der niedere und höhere Mensch abhängt, im Guten und Bösen.

73

Der Märtyrer wider Willen. — In einer Partei gab es einen Menschen, der zu ängstlich und feige war, um je seinen Kameraden zu widersprechen: man brauchte ihn zu jedem Dienst, man erlangte von ihm Alles, weil er sich vor der schlechten Meinung bei seinen Gesellen mehr als vor dem Tode fürchtete; es war eine erbärmliche schwache Seele. Sie erkannten diess und machten auf Grund der erwähnten Eigenschaften aus ihm einen Heros und zuletzt gar einen Märtyrer. Obwohl der feige Mensch innerlich immer Nein sagte, sprach er mit den Lippen immer ja, selbst noch auf dem Schaffot, als er für die Ansichten seiner Partei starb: neben ihm nämlich stand einer seiner alten Genossen, der ihn durch Wort und Blick so tyrannisirte, dass er wirklich auf die anständigste Weise den Tod erlitt und seitdem als Märtyrer und grosser Charakter gefeiert wird.

74

Alltags-Maassstab. — Man wird selten irren, wenn man extreme Handlungen auf Eitelkeit, mittelmässige auf Gewöhnung und kleinliche auf Furcht zurückführt.

75

Missverständniss über die Tugend. — Wer die Untugend in Verbindung mit der Lust kennen gelernt hat, wie Der, welcher eine genusssüchtige Jugend hinter sich hat, bildet sich ein, dass die Tugend mit der Unlust verbunden sein müsse. Wer dagegen von seinen Leidenschaften und Lastern sehr geplagt worden ist, ersehnt in der Tugend die Ruhe und das Glück der Seele. Daher ist es möglich, dass zwei Tugendhafte einander gar nicht verstehen.

76

Der Asket.— Der Asket macht aus der Tugend eine Noth.

77

Die Ehre von der Person auf die Sache übertragen. — Man ehrt allgemein die Handlungen der Liebe und Aufopferung zu Gunsten des Nächsten, wo sie sich auch immer zeigen. Dadurch vermehrt man die Schätzung der Dinge, welche in jener Art geliebt werden oder für welche man sich aufopfert: obwohl sie vielleicht an sich nicht viel werth sind. Ein tapferes Heer überzeugt von der Sache, für welche es kämpft.

78

Ehrgeiz ein Surrogat des moralischen Gefühls. — Das moralische Gefühl darf in solchen Naturen nicht fehlen, welche keinen Ehrgeiz haben. Die Ehrgeizigen behelfen sich auch ohne dasselbe, mit fast gleichem Erfolge.— Desshalb werden Söhne aus bescheidenen, dem Ehrgeiz abgewandten Familien, wenn sie einmal das moralische Gefühl verlieren, gewöhnlich in schneller Steigerung zu vollkommenen Lumpen.

79

Eitelkeit bereichert. — Wie arm wäre der menschliche Geist ohne die Eitelkeit! So aber gleicht er einem wohlgefüllten und immer neu sich füllenden Waarenmagazin, welches Käufer jeder Art anlockt: Alles fast können sie finden, Alles haben, vorausgesetzt, dass sie die gültige Münzsorte (Bewunderung) mit sich bringen.

80

Greis und Tod. — Abgesehen von den Forderungen, welche die Religion stellt, darf man wohl fragen: warum sollte es für einen alt gewordenen Mann, welcher die Abnahme seiner Kräfte spürt, rühmlicher sein, seine langsame Erschöpfung und Auflösung abzuwarten, als sich mit vollem Bewusstsein ein Ziel zu setzen? Die Selbsttödtung ist in diesem Falle eine ganz natürliche naheliegende Handlung, welche als ein Sieg der Vernunft billigerweise Ehrfurcht erwecken sollte: und auch erweckt hat, in jenen Zeiten als die Häupter der griechischen Philosophie und die wackersten römischen Patrioten durch Selbsttödtung zu sterben pflegten. Die Sucht dagegen, sich mit ängstlicher Berathung von Aerzten und peinlichster Lebensart von Tag zu Tage fortzufristen, ohne Kraft, dem eigentlichen Lebensziel noch näher zu kommen, ist viel weniger achtbar.— Die Religionen sind reich an Ausflüchten vor der Forderung der Selbsttödtung: dadurch schmeicheln sie sich bei Denen ein, welche in das Leben verliebt sind.

81

Irrthümer des Leidenden und des Thäters. — Wenn der Reiche dem Armen ein Besitzthum nimmt (zum Beispiel ein Fürst dem Plebejer die Geliebte), so entsteht in dem Armen ein Irrthum; er meint, jener müsse ganz verrucht sein, um ihm das Wenige, was er habe, zu nehmen. Aber jener empfindet den Werth eines einzelnenBesitzthums gar nicht so tief, weil er gewöhnt ist, viele zu haben: so kann er sich nicht in die Seele des Armen versetzen und thut lange nicht so sehr Unrecht, als dieser glaubt. Beide haben von einander eine falsche Vorstellung. Das Unrecht des Mächtigen, welches am meisten in der Geschichte empört, ist lange nicht so gross, wie es scheint. Schon die angeerbte Empfindung, ein höheres Wesen mit höheren Ansprüchen zu sein, macht ziemlich kalt und lässt das Gewissen ruhig: wir Alle sogar empfinden, wenn der Unterschied zwischen uns und einem andern Wesen sehr gross ist, gar Nichts mehr von Unrecht und tödten eine Mücke zum Beispiel ohne jeden Gewissensbiss. So ist es kein Zeichen von Schlechtigkeit bei Xerxes (den selbst alle Griechen als hervorragend edel schildern), wenn er dem Vater seinen Sohn nimmt und ihn zerstückeln lässt, weil dieser ein ängstliches, ominöses Misstrauen gegen den ganzen Heerzug geäussert hatte: der Einzelne wird in diesem Falle wie ein unangenehmes Insect beseitigt, er steht zu niedrig, um länger quälende Empfindungen bei einem Weltherrscher erregen zu dürfen. Ja, jeder Grausame ist nicht in dem Maasse grausam, als es der Misshandelte glaubt; die Vorstellung des Schmerzes ist nicht das Selbe wie das Leiden desselben. Ebenso steht es mit dem ungerechten Richter, mit dem Journalisten, welcher mit kleinen Unredlichkeiten die öffentliche Meinung irre führt. Ursache und Wirkung sind in allen diesen Fällen von ganz verschiedenen Empfindungs- und Gedankengruppen umgeben; während man unwillkürlich voraussetzt, dass Thäter und Leidender gleich denken und empfinden, und gemäss dieser Voraussetzung die Schuld des Einen nach dem Schmerz des Andern misst.

82

Haut der Seele. — Wie die Knochen, Fleischstücke, Eingeweide und Blutgefässe mit einer Haut umschlossen sind, die den Anblick des Menschen erträglich macht, so werden die Regungen und Leidenschaften der Seele durch die Eitelkeit umhüllt: sie ist die Haut der Seele.

83

Schlaf der Tugend.— Wenn die Tugend geschlafen hat, wird sie frischer aufstehen.

84

Feinheit der Scham. — Die Menschen schämen sich nicht, etwas Schmutziges zu denken, aber wohl, wenn sie sich vorstellen, dass man ihnen diese schmutzigen Gedanken zutraue.

85

Bosheit ist selten.— Die meisten Menschen sind viel zu sehr mit sich beschäftigt, um boshaft zu sein.

86

Das Zünglein an der Wage.— Man lobt oder tadelt, je nachdem das Eine oder das Andere mehr Gelegenheit giebt, unsere Urtheilskraft leuchten zu lassen.

87

Lucas 18,14 verbessert.— Wer sich selbst erniedrigt, will erhöhet werden.

88

Verhinderung des Selbstmordes. — Es giebt ein Recht, wonach wir einem Menschen das Leben nehmen, aber keines, wonach wir ihm das Sterben nehmen: diess ist nur Grausamkeit.

89

Eitelkeit. — Uns liegt an der guten Meinung der Menschen, einmal weil sie uns nützlich ist, sodann weil wir ihnen Freude machen wollen (Kinder den Eltern, Schüler den Lehrern und wohlwollende Menschen überhaupt allen übrigen Menschen). Nur wo Jemandem die gute Meinung der Menschen wichtig ist, abgesehen vom Vortheil oder von seinem Wunsche, Freude zu machen, reden wir von Eitelkeit. In diesem Falle will sich der Mensch selber eine Freude machen, aber auf Unkosten seiner Mitmenschen, indem er diese entweder zu einer falschen Meinung über sich verführt oder es gar auf einen Grad der "guten Meinung" absieht, wo diese allen Anderen peinlich werden muss (durch Erregung von Neid). Der Einzelne will gewöhnlich durch die Meinung Anderer die Meinung, die er von sich hat, beglaubigen und vor sich selber bekräftigen; aber die mächtige Gewöhnung an Autorität—eine Gewöhnung, die so alt als der Mensch ist—bringt Viele auch dazu, ihren eigenen Glauben an sich auf Autorität zu stützen, also erst aus der Hand Anderer anzunehmen: sie trauen der Urtheilskraft Anderer mehr, als der eigenen.— Das Interesse an sich selbst, der Wunsch, sich zu vergnügen, erreicht bei dem Eitelen eine solche Höhe, dass er die Anderen zu einer falschen, allzu hohen Taxation seiner selbst verführt und dann doch sich an die Autorität der Anderen hält: also den Irrthum herbeiführt und doch ihm Glauben schenkt.— Man muss sich also eingestehen, dass die eitelen Menschen nicht sowohl Anderen gefallen wollen, als sich selbst, und dass sie so weit gehen, ihren Vortheil dabei zu vernachlässigen; denn es liegt ihnen oft daran, ihre Mitmenschen ungünstig, feindlich, neidisch, also schädlich gegen sich stimmen, nur um die Freude an sich selber, den Selbstgenuss, zu haben.

90

Gränze der Menschenliebe. — Jeder, welcher sich dafür erklärt hat, dass der Andere ein Dummkopf, ein schlechter Geselle sei, ärgert sich, wenn Jener schliesslich zeigt, dass er es nicht ist.

91

Moralité larmoyante. — Wie viel Vergnügen macht die Moralität! Man denke nur, was für ein Meer angenehmer Thränen schon bei Erzählungen edler, grossmüthiger Handlungen geflossen ist!— Dieser Reiz des Lebens würde schwinden, wenn der Glaube an die völlige Unverantwortlichkeit überhand nähme.

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Ursprung der Gerechtigkeit.— Die Gerechtigkeit (Billigkeit) nimmt ihren Ursprung unter ungefähr gleich Mächtigen, wie diess Thukydides (in dem furchtbaren Gespräche der athenischen und melischen Gesandten) richtig begriffen hat; wo es keine deutlich erkennbare Uebergewalt giebt und ein Kampf zum erfolglosen, gegenseitigen Schädigen würde, da entsteht der Gedanke sich zu verständigen und über die beiderseitigen Ansprüche zu verhandeln: der Charakter des Tausches ist der anfängliche Charakter der Gerechtigkeit. Jeder stellt den Andern zufrieden, indem Jeder bekommt, was er mehr schätzt als der Andere. Man giebt Jedem, was er haben will als das nunmehr Seinige, und empfängt dagegen das Gewünschte. Gerechtigkeit ist also Vergeltung und Austausch unter der Voraussetzung einer ungefähr gleichen Machtstellung: so gehört ursprünglich die Rache in den Bereich der Gerechtigkeit, sie ist ein Austausch. Ebenso die Dankbarkeit.— Gerechtigkeit geht natürlich auf den Gesichtspunct einer einsichtigen Selbsterhaltung zurück, also auf den Egoismus jener Ueberlegung: "wozu sollte ich mich nutzlos schädigen und mein Ziel vielleicht doch nicht erreichen?"—Soviel vom Ursprung der Gerechtigkeit. Dadurch, dass die Menschen, ihrer intellectuellen Gewohnheit gemäss, den ursprünglichen Zweck sogenannter gerechter, billiger Handlungen vergessen haben und namentlich weil durch Jahrtausende hindurch die Kinder angelernt worden sind, solche Handlungen zu bewundern und nachzuahmen, ist allmählich der Anschein entstanden, als sei eine gerechte Handlung eine unegoistische: auf diesem Anschein aber beruht die hohe Schätzung derselben, welche überdiess, wie alle Schätzungen, fortwährend noch im Wachsen ist: denn etwas Hochgeschätztes wird mit Aufopferung erstrebt, nachgeahmt, vervielfältigt und wächst dadurch, dass der Werth der aufgewandten Mühe und Beeiferung von jedem Einzelnen noch zum Werthe des geschätzten Dinges hinzugeschlagen wird.— Wie wenig moralisch sähe die Welt ohne die Vergesslichkeit aus! Ein Dichter könnte sagen, dass Gott die Vergesslichkeit als Thürhüterin an die Tempelschwelle der Menschenwürde hingelagert habe.

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Vom Rechte des Schwächeren. — Wenn sich Jemand unter Bedingungen einem Mächtigeren unterwirft, zum Beispiel eine belagerte Stadt, so ist die Gegenbedingung die, dass man sich vernichten, die Stadt verbrennen und so dem Mächtigen eine grosse Einbusse machen kann. Desshalb entsteht hier eine Art Gleichstellung, auf Grund welcher Rechte festgesetzt werden können. Der Feind hat seinen Vortheil an der Erhaltung.— Insofern giebt es auch Rechte zwischen Sclaven und Herren, das heisst genau in dem Maasse, in welchem der Besitz des Sclaven seinem Herrn nützlich und wichtig ist. Das Recht geht ursprünglich so weit, als Einer dem Andern werthvoll, wesentlich, unverlierbar, unbesiegbar und dergleichen erscheint. In dieser Hinsicht hat auch der Schwächere noch Rechte, aber geringere. Daher das berühmte unusquisque tantum juris habet, quantum potentia valet (oder genauer: quantum potentia valere creditur).

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Die drei Phasen der bisherigen Moralität. — Es ist das erste Zeichen, dass das Thier Mensch geworden ist, wenn sein Handeln nicht mehr auf das augenblickliche Wohlbefinden, sondern auf das dauernde sich bezieht, dass der Mensch also nützlich, zweckmässig wird: da bricht zuerst die freie Herrschaft der Vernunft heraus. Eine noch höhere Stufe ist erreicht, wenn er nach dem Princip der Ehre handelt; vermöge desselben ordnet er sich ein, unterwirft sich gemeinsamen Empfindungen, und das erhebt ihn hoch über die Phase, in der nur die persönlich verstandene Nützlichkeit ihn leitete: er achtet und will geachtet werden, das heisst: er begreift den Nutzen als abhängig von dem, was er über Andere, was Andere über ihn meinen. Endlich handelt er, auf der höchsten Stufe der bisherigen Moralität nach seinem Maassstab über die Dinge und Menschen, er selber bestimmt für sich und Andere, was ehrenvoll, was nützlich ist; er ist zum Gesetzgeber der Meinungen geworden, gemäss dem immer höher entwickelten Begriff des Nützlichen und Ehrenhaften. Die Erkenntnis befähigt ihn, das Nützlichste, das heisst den allgemeinen dauernden Nutzen dem persönlichen, die ehrende Anerkennung von allgemeiner dauernder Geltung der momentanen voranzustellen; er lebt und handelt als Collectiv-Individuum.

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Moral des reifen Individuums. — Man hat bisher als das eigentliche Kennzeichen der moralischen Handlung das Unpersönliche angesehen; und es ist nachgewiesen, dass zu Anfang die Rücksicht auf den allgemeinen Nutzen es war, derentwegen man alle unpersönlichen Handlungen lobte und auszeichnete. Sollte nicht eine bedeutende Umwandelung dieser Ansichten bevorstehen, jetzt wo immer besser eingesehen wird, dass gerade in der möglichst persönlichen Rücksicht auch der Nutzen für das Allgemeine am grössten ist: so dass gerade das streng persönliche Handeln dem jetzigen Begriff der Moralität (als einer allgemeinen Nützlichkeit) entspricht? Aus sich eine ganze Person machen und in Allem, was man thut, deren höchstes Wohl in's Auge fassen—das bringt weiter, als jene mitleidigen Regungen und Handlungen zu Gunsten Anderer. Wir Alle leiden freilich noch immer an der allzugeringen Beachtung des Persönlichen an uns, es ist schlecht ausgebildet,—gestehen wir es uns ein: man hat vielmehr unsern Sinn gewaltsam von ihm abgezogen und dem Staate, der Wissenschaft, dem Hülfebedürftigen zum Opfer angeboten, wie als ob es das Schlechte wäre, das geopfert werden müsste. Auch jetzt wollen wir für unsere Mitmenschen arbeiten, aber nur so weit, als wir unsern eigenen höchsten Vortheil in dieser Arbeit finden, nicht mehr, nicht weniger. Es kommt nur darauf an, was man als seinen Vortheil versteht; gerade das unreife, unentwickelte, rohe Individuum wird ihn auch am rohesten verstehen.

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Sitte und sittlich. — Moralisch, sittlich, ethisch sein heisst Gehorsam gegen ein altbegründetes Gesetz oder Herkommen haben. Ob man mit Mühe oder gern sich ihm unterwirft, ist dabei gleichgültig, genug, dass man es thut. "Gut" nennt man Den, welcher wie von Natur, nach langer Vererbung, also leicht und gern das Sittliche thut, je nachdem diess ist (zum Beispiel Rache übt, wenn Rache-üben, wie bei den älteren Griechen, zur guten Sitte gehört). Er wird gut genannt, weil er "wozu" gut ist; da aber Wohlwollen, Mitleiden und dergleichen in dem Wechsel der Sitten immer als "gut wozu," als nützlich empfunden wurde, so nennt man jetzt vornehmlich den Wohlwollenden, Hülfreichen "gut." Böse ist "nicht sittlich" (unsittlich) sein, Unsitte üben, dem Herkommen widerstreben, wie vernünftig oder dumm dasselbe auch sei; das Schädigen des Nächsten ist aber in allen den Sittengesetzen der verschiedenen Zeiten vornehmlich als schädlich empfunden worden, so dass wir jetzt namentlich bei dem Wort "böse" an die freiwillige Schädigung des Nächsten denken. Nicht das "Egoistische" und das "Unegoistische" ist der Grundgegensatz, welcher die Menschen zur Unterscheidung von sittlich und unsittlich, gut und böse gebracht hat, sondern: Gebundensein an ein Herkommen, Gesetz, und Lösung davon. Wie das Herkommen entstanden ist, das ist dabei gleichgültig, jedenfalls ohne Rücksicht auf gut und böse oder irgend einen immanenten kategorischen Imperativ, sondern vor Allem zum Zweck der Erhaltung einer Gemeinde, eines Volkes; jeder abergläubische Brauch, der auf Grund eines falsch gedeuteten Zufalls entstanden ist, erzwingt ein Herkommen, welchem zu folgen sittlich ist; sich von ihm lösen ist nämlich gefährlich, für die Gemeinschaft noch mehr schädlich als für den Einzelnen (weil die Gottheit den Frevel und jede Verletzung ihrer Vorrechte an der Gemeinde und nur insofern auch am Individuum straft). Nun wird jedes Herkommen fortwährend ehrwürdiger, je weiter der Ursprung abliegt, je mehr dieser vergessen ist; die ihm gezollte Verehrung häuft sich von Generation zu Generation auf, das Herkommen wird zuletzt heilig und erweckt Ehrfurcht; und so ist jedenfalls die Moral der Pietät eine viel ältere Moral, als die, welche unegoistische Handlungen verlangt.

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Die Lust in der Sitte. — Eine wichtige Gattung der Lust und damit der Quelle der Moralität entsteht aus der Gewohnheit. Man thut das Gewohnte leichter, besser, also lieber, man empfindet dabei eine Lust, und weiss aus der Erfahrung, dass das Gewohnte sich bewährt hat, also nützlich ist; eine Sitte, mit der sich leben lässt, ist als heilsam, förderlich bewiesen, im Gegensatz zu allen neuen, noch nicht bewährten Versuchen. Die Sitte ist demnach die Vereinigung des Angenehmen und des Nützlichen, überdiess macht sie kein Nachdenken nöthig. Sobald der Mensch Zwang ausüben kann, übt er ihn aus, um seine Sitten durchzusetzen und einzuführen, denn für ihn sind sie die bewährte Lebensweisheit. Ebenso zwingt eine Gemeinschaft von Individuen jedes einzelne zur selben Sitte. Hier ist der Fehlschluss: weil man sich mit einer Sitte wohl fühlt oder wenigstens weil man vermittelst derselben seine Existenz durchsetzt, so ist diese Sitte nothwendig, denn sie gilt als die einzige Möglichkeit, unter der man sich wohl fühlen kann; das Wohlgefühl des Lebens scheint allein aus ihr hervorzuwachsen. Diese Auffassung des Gewohnten als einer Bedingung des Daseins wird bis auf die kleinsten Einzelheiten der Sitte durchgeführt: da die Einsicht in die wirkliche Causalität bei den niedrig stehenden Völkern und Culturen sehr gering ist, so sieht man mit abergläubischer Furcht darauf, dass Alles seinen gleichen Gang gehe; selbst wo die Sitte schwer, hart, lästig ist, wird sie ihrer scheinbar höchsten Nützlichkeit wegen bewahrt. Man weiss nicht, dass der selbe Grad von Wohlbefinden auch bei anderen Sitten bestehen kann und dass selbst höhere Grade sich erreichen lassen. Wohl aber nimmt man wahr, dass alle Sitten, auch die härtesten, mit der Zeit angenehmer und milder werden, und dass auch die strengste Lebensweise zur Gewohnheit und damit zur Lust werden kann.

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Lust und socialer Instinct.— Aus seinen Beziehungen zu andern Menschen gewinnt der Mensch eine neue Gattung von Lust zu jenen Lustempfindungen hinzu, welche er aus sich selber nimmt; wodurch er das Reich der Lustempfindung überhaupt bedeutend umfänglicher macht. Vielleicht hat er mancherlei, das hierher gehört, schon von den Thieren her überkommen, welche ersichtlich Lust empfinden, wenn sie mit einander spielen, namentlich die Mütter mit den jungen. Sodann gedenke man der geschlechtlichen Beziehungen, welche jedem Männchen ungefähr jedes Weibchen interessant in Ansehung der Lust erscheinen lassen, und umgekehrt. Die Lustempfindung auf Grund menschlicher Beziehungen macht im Allgemeinen den Menschen besser; die gemeinsame Freude, die Lust mitsammen genossen, erhöht dieselbe, sie giebt dem Einzelnen Sicherheit, macht ihn gutmüthiger, löst das Misstrauen, den Neid: denn man fühlt sich selber wohl und sieht den Andern in gleicher Weise sich wohl fühlen. Die gleichartigen Aeusserungen der Lust erwecken die Phantasie der Mitempfindung, das Gefühl etwas Gleiches zu sein: das Selbe thun auch die gemeinsamen Leiden, die selben Unwetter, Gefahren, Feinde. Darauf baut sich dann wohl das älteste Bündniss auf: dessen Sinn die gemeinsame Beseitigung und Abwehr einer drohenden Unlust zum Nutzen jedes Einzelnen ist. Und so wächst der sociale Instinct aus der Lust heraus.

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Das Unschuldige an den sogenannten bösen Handlungen. — Alle "bösen" Handlungen sind motivirt durch den Trieb der Erhaltung oder, noch genauer, durch die Absicht auf Lust und Vermeidung der Unlust des Individuums; als solchermaassen motivirt, aber nicht böse. "Schmerz bereiten an sich" existirt nicht, ausser im Gehirn der Philosophen, ebensowenig "Lust bereiten an sich" (Mitleid im Schopenhauerischen Sinne). In dem Zustand vor dem Staate tödten wir das Wesen, sei es Affe oder Mensch, welches uns eine Frucht des Baumes vorwegnehmen will, wenn wir gerade Hunger haben und auf den Baum zulaufen: wie wir es noch jetzt bei Wanderungen in unwirthlichen Gegenden mit dem Thiere thun würden.— Die bösen Handlungen, welche uns jetzt am meisten empören, beruhen auf dem Irrthume, dass der Andere, welcher sie uns zufügt, freien Willen habe, also dass es in seinem Belieben gelegen habe, uns diess Schlimme nicht anzuthun. Dieser Glaube an das Belieben erregt den Hass, die Rachlust, die Tücke, die ganze Verschlechterung der Phantasie, während wir einem Thiere viel weniger zürnen, weil wir diess als unverantwortlich betrachten. Leid thun nicht aus Erhaltungstrieb, sondern zur Vergeltung—ist Folge eines falschen Urtheils und desshalb ebenfalls unschuldig. Der Einzelne kann im Zustande, welcher vor dem Staate liegt, zur Abschreckung andere Wesen hart und grausam behandeln: um seine Existenz durch solche abschreckende Proben seiner Macht sicher zu stellen. So handelt der Gewaltthätige, Mächtige, der ursprüngliche Staatengründer, welcher sich die Schwächeren unterwirft. Er hat dazu das Recht, wie es jetzt noch der Staat sich nimmt; oder vielmehr: es giebt kein Recht, welches diess hindern kann. Es kann erst dann der Boden für alle Moralität zurecht gemacht werden, wenn ein grösseres Individuum oder ein Collectiv-Individuum, zum Beispiel die Gesellschaft, der Staat, die Einzelnen unterwirft, also aus ihrer Vereinzelung herauszieht und in einen Verband einordnet. Der Moralität geht der Zwang voraus, ja sie selber ist noch eine Zeit lang Zwang, dem man sich, zur Vermeidung der Unlust, fügt. Später wird sie Sitte, noch später freier Gehorsam, endlich beinahe Instinct: dann ist sie wie alles lang Gewöhnte und Natürliche mit Lust verknüpft—und heisst nun Tugend.

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Scham. — Die Scham existirt überall, wo es ein "Mysterium" giebt; diess aber ist ein religiöser Begriff, welcher in der älteren Zeit der menschlichen Cultur einen grossen Umfang hatte. Ueberall gab es umgränzte Gebiete, zu welchen das göttliche Recht den Zutritt versagte, ausser unter bestimmten Bedingungen: zu allererst ganz räumlich, insofern gewisse Stätten vom Fusse der Uneingeweihten nicht zu betreten waren und in deren Nähe Diese Schauder und Angst empfanden. Diess Gefühl wurde vielfach auf andere Verhältnisse übertragen, zum Beispiel auf die geschlechtlichen Verhältnisse, welche als ein Vorrecht und Adyton des reiferen Alters den Blicken der Jugend, zu deren Vortheil, entzogen werden sollten: Verhältnisse, zu deren Schutz und Heilighaltung viele Götter thätig und im ehelichen Gemache als Wächter aufgestellt gedacht wurden. (Im Türkischen heisst desshalb diess Gemach Harem "Heiligthum," wird also mit demselben Worte bezeichnet, welches für die Vorhöfe der Moscheen üblich ist.) So ist das Königthum als ein Centrum, von wo Macht und Glanz ausstrahlt, dem Unterworfenen ein Mysterium voller Heimlichkeit und Scham: wovon viele Nachwirkungen noch jetzt, unter Völkern, die sonst keineswegs zu den verschämten gehören, zu fühlen sind. Ebenso ist die ganze Welt innerer Zustände, die sogenannte "Seele," auch jetzt noch für alle Nicht-Philosophen ein Mysterium, nachdem diese, endlose Zeit hindurch, als göttlichen Ursprungs, als göttlichen Verkehrs würdig geglaubt wurde: sie ist demnach ein Adyton und erweckt Scham.

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Richtet nicht. — Man muss sich hüten, bei der Betrachtung früherer Perioden nicht in ein ungerechtes Schimpfen zu gerathen. Die Ungerechtigkeit in der Sclaverei, die Grausamkeit in der Unterwerfung von Personen und Völkern ist nicht mit unserem Maasse zu messen. Denn damals war der Instinct der Gerechtigkeit noch nicht so weit gebildet. Wer darf dem Genfer Calvin die Verbrennung des Arztes Servet vorwerfen? Es war eine consequente aus seinen Ueberzeugungen fliessende Handlung, und ebenso hatte die Inquisition ein gutes Recht; nur waren die herrschenden Ansichten falsch und ergaben eine Consequenz, welche uns hart erscheint, weil uns jene Ansichten fremd geworden sind. Was ist übrigens Verbrennen eines Einzelnen im Vergleich mit ewigen Höllenstrafen für fast Alle! Und doch beherrschte diese Vorstellung damals alle Welt, ohne mit ihrer viel grösseren Schrecklichkeit der Vorstellung von einem Gotte wesentlich Schaden zu thun. Auch bei uns werden politische Sectirer hart und grausam behandelt, aber weil man an die Nothwendigkeit des Staates zu glauben gelernt hat, so empfindet man hier die Grausamkeit nicht so sehr wie dort, wo wir die Anschauungen verwerfen. Die Grausamkeit gegen Thiere bei Kindern und Italiänern geht auf Unverständniss zurück; das Thier ist namentlich durch die Interessen der kirchlichen Lehre zu weit hinter den Menschen zurückgesetzt worden.— Auch mildert sich vieles Schreckliche und Unmenschliche in der Geschichte, an welches man kaum glauben möchte, durch die Betrachtung, dass der Befehlende und der Ausführende andere Personen sind: ersterer hat den Anblick nicht und daher nicht den starken Phantasie-Eindruck, letzterer gehorcht einem Vorgesetzten und fühlt sich unverantwortlich. Die meisten Fürsten und Militärchefs erscheinen, aus Mangel an Phantasie, leicht grausam und hart, ohne es zu sein.— Der Egoismus ist nicht böse, weil die Vorstellung vom "Nächsten"das Wort ist christlichen Ursprungs und entspricht der Wahrheit nicht—in uns sehr schwach ist; und wir uns gegen ihn beinahe wie gegen Pflanze und Stein frei und unverantwortlich fühlen. Dass der Andere leidet, ist zu lernen: und völlig kann es nie gelernt werden.

102

"Der Mensch handelt immer gut." Wir klagen die Natur nicht als unmoralisch an, wenn sie uns ein Donnerwetter schickt und uns nass macht: warum nennen wir den schädigenden Menschen unmoralisch? Weil wir hier einen willkürlich waltenden, freien Willen, dort Nothwendigkeit annehmen. Aber diese Unterscheidung ist ein Irrthum. Sodann: selbst das absichtliche Schädigen nennen wir nicht unter allen Umständen unmoralisch; man tödtet z. B. eine Mücke unbedenklich mit Absicht, blos weil uns ihr Singen missfällt, man straft den Verbrecher absichtlich und thut ihm Leid an, um uns und die Gesellschaft zu schützen. Im ersten Falle ist es das Individuum, welches, um sich zu erhalten oder selbst um sich keine Unlust zu machen, absichtlich Leid thut; im zweiten der Staat. Alle Moral lässt absichtliches Schadenthun gelten bei Nothwehr: das heisst wenn es sich um die Selbsterhaltung handelt! Aber diese beiden Gesichtspuncte genügen, um alle bösen Handlungen gegen Menschen, von Menschen ausgeübt, zu erklären: man will für sich Lust oder will Unlust abwehren; in irgend einem Sinne handelt es sich immer um Selbsterhaltung. Sokrates und Plato haben Recht: was auch der Mensch thue, er thut immer das Gute, das heisst: Das, was ihm gut (nützlich) scheint, je nach dem Grade seines Intellectes, dem jedesmaligen Maasse seiner Vernünftigkeit.

103

Das Harmlose an der Bosheit. — Die Bosheit hat nicht das Leid des Andern an sich zum Ziele, sondern unsern eigenen Genuss, zum Beispiel als Rachegefühl oder als stärkere Nervenaufregung. Schon jede Neckerei zeigt, wie es Vergnügen macht, am Andern unsere Macht auszulassen und es zum lustvollen Gefühle des Uebergewichts zu bringen. Ist nun das Unmoralische daran, Lust auf Grund der Unlust Anderer zu haben? Ist Schadenfreude teuflisch, wie Schopenhauer sagt? Nun machen wir uns in der Natur Lust durch Zerbrechen von Zweigen, Ablösen von Steinen, Kampf mit wilden Thieren und zwar, um unserer Kraft dabei bewusst zu werden. Das Wissen darum, dass ein Anderer durch uns leidet, soll hier die selbe Sache, in Bezug auf welche wir uns sonst unverantwortlich fühlen, unmoralisch machen? Aber wüsste man diess nicht, so hätte man die Lust an seiner eigenen Ueberlegenheit auch nicht dabei, diese kann eben sich nur im Leide des Anderen zu erkennen geben, zum Beispiel bei der Neckerei. Alle Lust an sich selber ist weder gut noch böse; woher sollte die Bestimmung kommen, dass man, um Lust an sich selber zu haben, keine Unlust Anderer erregen dürfe? Allein vom Gesichtspuncte des Nutzens her, das heisst aus Rücksicht auf die Folgen, auf eventuelle Unlust, wenn der Geschädigte oder der stellvertretende Staat Ahndung und Rache erwarten lässt: nur Diess kann ursprünglich den Grund abgegeben haben, solche Handlungen sich zu versagen.— Das Mitleid hat ebensowenig die Lust des Andern zum Ziele, als, wie gesagt, die Bosheit den Schmerz des Andern an sich. Denn es birgt mindestens zwei (vielleicht mehr) Elemente einer persönlichen Lust in sich und ist dergestalt Selbstgenuss: einmal als Lust der Emotion, welcher Art Mitleid in der Tragödie ist, und dann, wenn es zur That treibt, als Lust der Befriedigung in der Ausübung der Macht. Steht uns überdiess eine leidende Person sehr nahe, so nehmen durch Ausübung mitleidvoller Handlungen uns selbst ein Leid ab.— Abgesehen von einigen Philosophen, so haben die Menschen das Mitleid, in der Rangfolge moralischer Empfindungen immer ziemlich tief gestellt: mit Recht.

104

Nothwehr. — Wenn man überhaupt die Nothwehr als moralisch gelten lässt, so muss man fast alle Aeusserungen des sogenannten unmoralischen Egoismus' auch gelten lassen: man thut Leid an, raubt oder tödtet, um sich zu erhalten oder um sich zu schützen, dem persönlichen Unheil vorzubeugen; man lügt, wo List und Verstellung das richtige Mittel der Selbsterhaltung sind. Absichtlich schädigen, wenn es sich um unsere Existenz oder Sicherheit (Erhaltung unseres Wohlbefindens) handelt, wird als moralisch concedirt; der Staat schädigt selber unter diesem Gesichtspunct, wenn er Strafen verhängt. Im unabsichtlichen Schädigen kann natürlich das Unmoralische nicht liegen, da regiert der Zufall. Giebt es denn eine Art des absichtlichen Schädigens, wo es sich nicht um unsere Existenz, um die Erhaltung unseres Wohlbefindens handelt? Giebt es ein Schädigen aus reiner Bosheit, zum Beispiel bei der Grausamkeit? Wenn man nicht weiss, wie weh eine Handlung thut, so ist sie keine Handlung der Bosheit; so ist das Kind gegen das Thier nicht boshaft, nicht böse: es untersucht und zerstört dasselbe wie sein Spielzeug. Weiss man aber je völlig, wie weh eine Handlung einem Andern thut? So weit unser Nervensystem reicht, hüten wir uns vor Schmerz: reichte es weiter, nämlich bis in die Mitmenschen hinein, so würden wir Niemandem ein Leides thun (ausser in solchen Fällen, wo wir es uns selbst thun, also wo wir uns der Heilung halber schneiden, der Gesundheit halber uns mühen und anstrengen). Wir schliessen aus Analogie, dass Etwas Jemandem weh thut, und durch die Erinnerung und die Stärke der Phantasie kann es uns dabei selber übel werden. Aber welcher Unterschied bleibt immer zwischen dem Zahnschmerz und dem Schmerze (Mitleiden), welchen der Anblick des Zahnschmerzes hervorruft? Also: bei dem Schädigen aus sogenannter Bosheit ist der Grad des erzeugten Schmerzes uns jedenfalls unbekannt; insofern aber eine Lust bei der Handlung ist (Gefühl der eignen Macht, der eignen starken Erregung), geschieht die Handlung, um das Wohlbefinden des Individuums zu erhalten und fällt somit unter einen ähnlichen Gesichtspunct wie die Nothwehr, die Nothlüge. Ohne Lust kein Leben; der Kampf um die Lust ist der Kampf um das Leben. Ob der Einzelne diesen Kampf so kämpft, dass die Menschen ihn gut, oder so, dass sie ihn böse nennen, darüber entscheidet das Maass und die Beschaffenheit seines Intellects.

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Die belohnende Gerechtigkeit. — Wer vollständig die Lehre von der völligen Unverantwortlichkeit begriffen hat, der kann die sogenannte strafende und belohnende Gerechtigkeit gar nicht mehr unter den Begriff der Gerechtigkeit unterbringen: falls diese darin besteht, dass man Jedem das Seine giebt. Denn Der, welcher gestraft wird, verdient die Strafe nicht: er wird nur als Mittel benutzt, um fürderhin von gewissen Handlungen abzuschrecken; ebenso verdient Der, welchen man belohnt, diesen Lohn nicht: er konnte ja nicht anders handeln, als er gehandelt hat. Also hat der Lohn nur den Sinn einer Aufmunterung für ihn und Andere, um also zu späteren Handlungen ein Motiv abzugeben; das Lob wird dem Laufenden in der Rennbahn zugerufen, nicht Dem, welcher am Ziele ist. Weder Strafe noch Lohn sind Etwas, das Einem als das Seine zukommt; sie werden ihm aus Nützlichkeitsgründen gegeben, ohne dass er mit Gerechtigkeit Anspruch auf sie zu erheben hätte. Man muss ebenso sagen "der Weise belohnt nicht, weil gut gehandelt worden ist," als man gesagt hat "der Weise straft nicht, weil schlecht gehandelt worden ist, sondern damit nicht schlecht gehandelt werde." Wenn Strafe und Lohn fortfielen, so fielen die kräftigsten Motive, welche von gewissen Handlungen weg, zu gewissen Handlungen hin treiben, fort; der Nutzen der Menschen erheischt ihre Fortdauer; und insofern Strafe und Lohn, Tadel und Lob am empfindlichsten auf die Eitelkeit wirken, so erheischt der selbe Nutzen auch die Fortdauer der Eitelkeit.

106

Am Wasserfall. — Beim Anblick eines Wasserfalles meinen wir in den zahllosen Biegungen, Schlängelungen, Brechungen der Wellen Freiheit des Willens und Belieben zu sehen; aber Alles ist nothwendig, jede Bewegung mathematisch auszurechnen. So ist es auch bei den menschlichen Handlungen; man müsste jede einzelne Handlung vorher ausrechnen können, wenn man allwissend wäre, ebenso jeden Fortschritt der Erkenntniss, jeden Irrthum, jede Bosheit. Der Handelnde selbst steckt freilich in der Illusion der Willkür; wenn in einem Augenblick das Rad der Welt still stände und ein allwissender, rechnender Verstand da wäre, um diese Pausen zu benützen, so könnte er bis in die fernsten Zeiten die Zukunft jedes Wesens weitererzählen und jede Spur bezeichnen, auf der jenes Rad noch rollen wird. Die Täuschung des Handelnden über sich, die Annahme des freien Willens, gehört mit hinein in diesen auszurechnenden Mechanismus.

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Unverantwortlichkeit und Unschuld. — Die völlige Unverantwortlichkeit des Menschen für sein Handeln und sein Wesen ist der bitterste Tropfen, welchen der Erkennende schlucken muss, wenn er gewohnt war, in der Verantwortlichkeit und der Pflicht den Adelsbrief seines Menschenthums zu sehen. Alle seine Schätzungen, Auszeichnungen, Abneigungen sind dadurch entwerthet und falsch geworden: sein tiefstes Gefühl, das er dem Dulder, dem Helden entgegenbrachte, hat einem Irrthume gegolten; er darf nicht mehr loben, nicht tadeln, denn es ist ungereimt, die Natur und die Nothwendigkeit zu loben und zu tadeln. So wie er das gute Kunstwerk liebt, aber nicht lobt, weil es Nichts für sich selber kann, wie er vor der Pflanze steht, so muss er vor den Handlungen der Menschen, vor seinen eignen stehen. Er kann Kraft, Schönheit, Fülle an ihnen bewundern, aber darf keine Verdienste darin finden: der chemische Process und der Streit der Elemente, die Qual des Kranken, der nach Genesung lechzt, sind ebensowenig Verdienste, als jene Seelenkämpfe und Nothzustände, bei denen man durch verschiedene Motive hin- und hergerissen wird, bis man sich endlich für das mächtigste entscheidet—wie man sagt (in Wahrheit aber, bis das mächtigste Motiv über uns entscheidet). Alle diese Motive aber, so hohe Namen wir ihnen geben, sind aus den selben Wurzeln gewachsen, in denen wir die bösen Gifte wohnend glauben; zwischen guten und bösen Handlungen giebt es keinen Unterschied der Gattung, sondern höchstens des Grades. Gute Handlungen sind sublimirte böse; böse Handlungen sind vergröberte, verdummte gute. Das einzige Verlangen des Individuums nach Selbstgenuss (sammt der Furcht, desselben verlustig zu gehen) befriedigt sich unter allen Umständen, der Mensch mag handeln, wie er kann, das heisst wie er muss: sei es in Thaten der Eitelkeit, Rache, Lust, Nützlichkeit, Bosheit, List, sei es in Thaten der Aufopferung, des Mitleids, der Erkenntniss. Die Grade der Urtheilsfähigkeit entscheiden, wohin Jemand sich durch diess Verlangen hinziehen lässt; fortwährend ist jeder Gesellschaft, jedem Einzelnen eine Rangordnung der Güter gegenwärtig, wonach er seine Handlungen bestimmt und die der Anderen beurtheilt. Aber dieser Maassstab wandelt sich fortwährend, viele Handlungen werden böse genannt und sind nur dumm, weil der Grad der Intelligenz, welcher sich für sie entschied, sehr niedrig war. Ja, in einem bestimmten Sinne sind auch jetzt noch alle Handlungen dumm, denn der höchste Grad von menschlicher Intelligenz, der jetzt erreicht werden kann, wird sicherlich noch überboten werden: und dann wird, bei einem Rückblick, all unser Handeln und Urtheilen so beschränkt und übereilt erscheinen, wie uns jetzt das Handeln und Urtheilen zurückgebliebener wilder Völkerschaften beschränkt und übereilt vorkommt.— Diess Alles einzusehen, kann tiefe Schmerzen machen, aber darnach giebt es einen Trost: solche Schmerzen sind Geburtswehen. Der Schmetterling will seine Hülle durchbrechen, er zerrt an ihr, er zerreisst sie: da blendet und verwirrt ihn das unbekannte Licht, das Reich der Freiheit. In solchen Menschen, welche jener Traurigkeit fähig sind—wie wenige werden es sein!—wird der erste Versuch gemacht, ob die Menschheit aus einer moralischen sich in eine weise Menschheit umwandeln könne. Die Sonne eines neuen Evangeliums wirft ihren ersten Strahl auf die höchsten Gipfel in der Seele jener Einzelnen: da ballen sich die Nebel dichter, als je, und neben einander lagert der hellste Schein und die trübste Dämmerung. Alles ist Nothwendigkeit,—so sagt die neue Erkenntniss: und diese Erkenntniss selber ist Nothwendigkeit. Alles ist Unschuld: und die Erkenntniss ist der Weg zur Einsicht in diese Unschuld. Sind Lust, Egoismus, Eitelkeit nothwendig zur Erzeugung der moralischen Phänomene und ihrer höchsten Blüthe, des Sinnes für Wahrheit und Gerechtigkeit der Erkenntniss, war der Irrthum und die Verirrung der Phantasie das einzige Mittel, durch welches die Menschheit sich allmählich zu diesem Grade von Selbsterleuchtung und Selbsterlösung zu erheben vermochte—wer dürfte jene Mittel geringschätzen? Wer dürfte traurig sein, wenn er das Ziel, zu dem jene Wege führen, gewahr wird? Alles auf dem Gebiete der Moral ist geworden, wandelbar, schwankend, Alles ist im Flusse, es ist wahr:—aber Alles ist auch im Strome: nach Einem Ziele hin. Mag in uns die vererbte Gewohnheit des irrthümlichen Schätzens, Liebens, Hassens immerhin fortwalten, aber unter dem Einfluss der wachsenden Erkenntniss wird sie schwächer werden: eine neue Gewohnheit, die des Begreifens, Nicht-Liebens, Nicht-Hassens, Ueberschauens, pflanzt sich allmählich in uns auf dem selben Boden an und wird in Tausenden von Jahren vielleicht mächtig genug sein, um der Menschheit die Kraft zu geben, den weisen, unschuldigen (unschuld-bewussten) Menschen ebenso regelmässig hervorzubringen, wie sie jetzt den unweisen, unbilligen, schuldbewussten Menschen—das heisst die nothwendige Vorstufe, nicht den Gegensatz von jenem—hervorbringt.

Drittes Hauptstück. Das religiöse Leben.

108

Der doppelte Kampf gegen das Uebel. — Wenn uns ein Uebel trifft, so kann man entweder so über dasselbe hinwegkommen, dass man seine Ursache hebt, oder so, dass man die Wirkung, welche es auf unsere Empfindung macht, verändert: also durch ein Umdeuten des Uebels in ein Gut, dessen Nutzen vielleicht erst später ersichtlich sein wird. Religion und Kunst (auch die metaphysische Philosophie) bemühen sich, auf die Aenderung der Empfindung zu wirken, theils durch Aenderung unseres Urtheils über die Erlebnisse (zum Beispiel mit Hülfe des Satzes: "wen Gott lieb hat, den züchtigt er"), theils durch Erweckung einer Lust am Schmerz, an der Emotion überhaupt (woher die Kunst des Tragischen ihren Ausgangspunct nimmt). Je mehr Einer dazu neigt, umzudeuten und zurechtzulegen, um so weniger wird er die Ursachen des Uebels in's Auge fassen und beseitigen; die augenblickliche Milderung und Narkotisirung, wie sie zum Beispiel bei Zahnschmerz gebräuchlich ist, genügt ihm auch in ernsteren Leiden. Je mehr die Herrschaft der Religionen und aller Kunst der Narkose abnimmt, um so strenger fassen die Menschen die wirkliche Beseitigung der Uebel in's Auge, was freilich schlimm für die Tragödiendichter ausfällt—denn zur Tragödie findet sich immer weniger Stoff, weil das Reich des unerbittlichen, unbezwinglichen Schicksals immer enger wird—, noch schlimmer aber für die Priester: denn diese lebten bisher von der Narkotisirung menschlicher Uebel.

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Gram ist Erkenntniss. — Wie gern möchte man die falschen Behauptungen der Priester, es gebe einen Gott, der das Gute von uns verlangte, Wächter und Zeuge jeder Handlung, jedes Augenblickes, jedes Gedankens sei, der uns liebe, in allem Unglück unser Bestes wolle,—wie gern möchte man diese mit Wahrheiten vertauschen, welche ebenso heilsam, beruhigend und wohlthuend wären, wie jene Irrthümer! Doch solche Wahrheiten giebt es nicht; die Philosophie kann ihnen höchstens wiederum metaphysische Scheinbarkeiten (im Grunde ebenfalls Unwahrheiten) entgegensetzen. Nun ist aber die Tragödie die, dass man jene Dogmen der Religion und Metaphysik nicht glauben kann, wenn man die strenge Methode der Wahrheit im Herzen und Kopfe hat, andererseits durch die Entwickelung der Menschheit so zart, reizbar, leidend geworden ist, um Heil- und Trostmittel der höchsten Art nöthig zu haben; woraus also die Gefahr entsteht, dass der Mensch sich an der erkannten Wahrheit verblute. Diess drückt Byron in unsterblichen Versen aus:Sorrow is knowledge: they who know the most
must mourn the deepst o'er the fatal truth,
the tree of knowledge is not that of life.
Gegen solche Sorgen hilft kein Mittel besser, als den feierlichen Leichtsinn Horazens, wenigstens für die schlimmsten Stunden und Sonnenfinsternisse der Seele, heraufzubeschwören und mit ihm zu sich selber zu sagen:quid aeternis minorem
consiliis animum fatigas?
cur non sub alta vel platano vel hac
pinu jacentes —
Sicherlich aber ist Leichtsinn oder Schwermuth jeden Grades besser, als eine romantische Rückkehr und Fahnenflucht, eine Annäherung an das Christenthum in irgend einer Form: denn mit ihm kann man sich, nach dem gegenwärtigen Stande der Erkenntniss, schlechterdings nicht mehr einlassen, ohne sein in intellectuales Gewissen heillos zu beschmutzen und vor sich und Anderen preiszugeben. Jene Schmerzen mögen peinlich genug sein: aber man kann ohne Schmerzen nicht zu einem Führer und Erzieher der Menschheit werden; und wehe Dem, welcher diess versuchen möchte und jenes reine Gewissen nicht mehr hätte!

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Die Wahrheit in der Religion. — In der Periode der Aufklärung war man der Bedeutung der Religion nicht gerecht geworden, daran ist nicht zu zweifeln: aber ebenso steht fest, dass man, in dem darauffolgenden Widerspiel der Aufklärung, wiederum um ein gutes Stück über die Gerechtigkeit hinausgieng, indem man die Religionen mit Liebe, selbst mit Verliebtheit behandelte und ihnen zum Beispiel ein tieferes, ja das allertiefste Verständniss der Welt zuerkannte; welches die Wissenschaft des dogmatischen Gewandes zu entkleiden habe, um dann in unmythischer Form die "Wahrheit" zu besitzen. Religionen sollen also—diess war die Behauptung aller Gegner der Aufklärung—sensu allegorico, mit Rücksicht auf das Verstehen der Menge, jene uralte Weisheit aussprechen, welche die Weisheit an sich sei, insofern alle wahre Wissenschaft der neueren Zeit immer zu ihr hin, anstatt von ihr weg, geführt habe: so dass zwischen den ältesten Weisen der Menschheit und allen späteren Harmonie, ja Gleichheit der Einsichten walte und ein Fortschritt der Erkenntnisse—falls man von einem solchen reden wolle—sich nicht auf das Wesen, sondern die Mittheilung desselben beziehe. Diese ganze Auffassung von Religion und Wissenschaft ist durch und durch irrthümlich; und Niemand würde jetzt noch zu ihr sich zu bekennen wagen, wenn nicht Schopenhauer's Beredtsamkeit sie in Schutz genommen hätte: diese laut tönende und doch erst nach einem Menschenalter ihre Hörer erreichende Beredtsamkeit. So gewiss man aus Schopenhauer's religiös-moralischer Menschen- und Weltdeutung sehr viel für das Verständniss des Christenthums und anderer Religionen gewinnen kann, so gewiss ist es auch, dass er über den Werth der Religion für die Erkenntniss sich geirrt hat. Er selbst war darin ein nur zu folgsamer Schüler der wissenschaftlichen Lehrer seiner Zeit, welche allesammt der Romantik huldigten und dem Geiste der Aufklärung abgeschworen hatten; in unsere jetzige Zeit hineingeboren, würde er unmöglich vom sensus allegoricus der Religion haben reden können; er würde vielmehr der Wahrheit die Ehre gegeben haben, wie er es pflegte, mit den Worten: noch nie hat eine Religion, weder mittelbar, noch unmittelbar, weder als Dogma, noch als Gleichniss, eine Wahrheit enthalten. Denn aus der Angst und dem Bedürfniss ist eine jede geboren, auf Irrgängen der Vernunft hat sie sich in's Dasein geschlichen; sie hat vielleicht einmal, im Zustande der Gefährdung durch die Wissenschaft, irgend eine philosophische Lehre in ihr System hineingelogen, damit man sie später darin vorfinde: aber diess ist ein Theologenkunststück, aus der Zeit, in welcher eine Religion schon an sich selber zweifelt. Diese Kunststücke der Theologie, welche freilich im Christenthum, als der Religion eines gelehrten, mit Philosophie durchtränkten Zeitalters, sehr früh schon geübt wurden, haben auf jenen Aberglauben vom sensus allegoricus hingeleitet, noch mehr aber die Gewohnheit der Philosophen (namentlich er Halbwesen, der dichterischen Philosophen und der philosophirenden Künstler), alle die Empfindungen, welche sie in sich vorfanden, als Grundwesen des Menschen überhaupt zu behandeln und somit auch ihren eigenen religiösen Empfindungen einen bedeutenden Einfluss auf den Gedankenbau ihrer Systeme zu gestatten. Weil die Philosophen vielfach unter dem Herkommen religiöser Gewohnheiten, oder mindestens unter der altvererbten Macht jenes "metaphysischen Bedürfnisses" philosophirten, so gelangten sie zu Lehrmeinungen, welche in der That den jüdischen oder christlichen oder indischen Religionsmeinungen sehr ähnlich sahen,—ähnlich nämlich, wie Kinder den Müttern zu sehen pflegen, nur dass in diesem Falle die Väter sich nicht über jene Mutterschaft klar waren, wie diess wohl vorkommt,—sondern in der Unschuld ihrer Verwunderung von einer Familien-Aehnlichkeit aller Religion und Wissenschaft fabelten. In der That besteht zwischen der Religion und der wirklichen Wissenschaft nicht Verwandtschaft, noch Freundschaft, noch selbst Feindschaft: sie leben auf verschiedenen Sternen. Jede Philosophie, welche einen religiösen Kometenschweif in die Dunkelheit ihrer letzten Aussichten hinaus erglänzen lässt, macht Alles an sich verdächtig, was sie als Wissenschaft vorträgt: es ist diess Alles vermuthlich ebenfalls Religion, wenngleich unter dem Aufputz der Wissenschaft.— Uebrigens: wenn alle Völker über gewisse religiöse Dinge, zum Beispiel die Existenz eines Gottes, übereinstimmten (was, beiläufig gesagt, in Betreff dieses Punctes nicht der Fall ist), so würde diess doch eben nur ein Gegenargument gegen jene behaupteten Dinge, zum Beispiel die Existenz eines Gottes sein: der consensus gentium und überhaupt hominum kann billigerweise nur einer Narrheit gelten. Dagegen giebt es einen consensus omnium sapientium gar nicht, in Bezug auf kein einziges Ding, mit jener Ausnahme, von welcher der Goethe'sche Vers spricht: Alle die Weisesten aller der Zeiten
lächeln und winken und stimmen mit ein:
Thöricht, auf Bess'rung der Thoren zu harren!
Kinder der Klugheit, o habet die Narren
eben zum Narren auch, wie sich's gehört!
Ohne Vers und Reim gesprochen und auf unseren Fall angewendet: der consensus sapientium besteht darin, dass der consensus gentium einer Narrheit gilt.

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Ursprung des religiösen Cultus'. — Versetzen wir uns in die Zeiten zurück, in welchen das religiöse Leben am kräftigsten aufblühte, so finden wir eine Grundüberzeugung vor, welche wir jetzt nicht mehr theilen und derentwegen wir ein für alle Mal die Thore zum religiösen Leben uns verschlossen sehen: sie betrifft die Natur und den Verkehr mit ihr. Man weiss in jenen Zeiten noch Nichts von Naturgesetzen; weder für die Erde noch für den Himmel giebt es ein Müssen; eine Jahreszeit, der Sonnenschein, der Regen kann kommen oder auch ausbleiben. Es fehlt überhaupt jeder Begriff der natürlichen Causalität. Wenn man rudert, ist es nicht das Rudern, was das Schiff bewegt, sondern Rudern ist nur eine magische Ceremonie, durch welche man einen Dämon zwingt, das Schiff zu bewegen. Alle Erkrankungen, der Tod selbst ist Resultat magischer Einwirkungen. Es geht bei Krankwerden und Sterben nie natürlich zu; die ganze Vorstellung vom "natürlichen Hergang" fehlt,—sie dämmert erst bei den älteren Griechen, das heisst in einer sehr späten Phase der Menschheit, in der Conception der über den Göttern thronenden Moira. Wenn Einer mit dem Bogen schiesst, so ist immer noch eine irrationelle Hand und Kraft dabei; versiegen plötzlich die Quellen, so denkt man zuerst an unterirdische Dämonen und deren Tücken; der Pfeil eines Gottes muss es sein, unter dessen unsichtbarer Wirkung ein Mensch auf einmal niedersinkt. In Indien pflegt (nach Lubbock) ein Tischler seinem Hammer, seinem Beil und den übrigen Werkzeugen Opfer darzubringen; ein Brahmane behandelt den Stift, mit dem er schreibt, ein Soldat die Waffen, die er im Felde braucht, ein Maurer seine Kelle, ein Arbeiter seinen Pflug in gleicher Weise. Die ganze Natur ist in der Vorstellung religiöser Menschen eine Summe von Handlungen bewusster und wollender Wesen, ein ungeheurer Complex von Willkürlichkeiten. Es ist in Bezug auf Alles, was ausser uns ist, kein Schluss gestattet, dass irgend Etwas so und so sein werde, so und so kommen müsse; das ungefähr Sichere, Berechenbare sind wir: der Mensch ist die Regel, die Natur die Regellosigkeit, —dieser Satz enthält die Grundüberzeugung, welche rohe, religiös productive Urculturen beherrscht. Wir jetzigen Menschen empfinden gerade völlig umgekehrt: je reicher jetzt der Mensch sich innerlich fühlt, je polyphoner sein Subject ist, um so gewaltiger wirkt auf ihn das Gleichmaass der Natur; wir Alle erkennen mit Goethe in der Natur das grosse Mittel der Beschwichtigung für die moderne Seele, wir hören den Pendelschlag der grössten Uhr mit einer Sehnsucht nach Ruhe, nach Heimisch- und Stillewerden an, als ob wir dieses Gleichmaass in uns hineintrinken und dadurch zum Genuss unser selbst erst kommen könnten. Ehemals war es umgekehrt: denken wir an rohe, frühe Zustände von Völkern zurück oder sehen wir die jetzigen Wilden in der Nähe, so finden wir sie auf das stärkste durch das Gesetz, das Herkommenbestimmt: das Individuum ist fast automatisch an dasselbe gebunden und bewegt sich mit der Gleichförmigkeit eines Pendels. Ihm muss die Natur—die unbegriffene, schreckliche, geheimnissvolle Natur—als das Reich der Freiheit, der Willkür, der höheren Macht erscheinen, ja gleichsam als eine übermenschliche Stufe des Daseins, als Gott. Nun aber fühlt jeder Einzelne solcher Zeiten und Zustände, wie von jenen Willkürlichkeiten der Natur seine Existenz, sein Glück, das der Familie, des Staates, das Gelingen aller Unternehmungen abhängen: einige Naturvorgänge müssen zur rechten Zeit eintreten, andere zur rechten Zeit ausbleiben. Wie kann man einen Einfluss auf diese furchtbaren Unbekannten ausüben, wie kann man das Reich der Freiheit binden? so fragt er sich, so forscht er ängstlich: giebt es denn keine Mittel, jene Mächte ebenso durch ein Herkommen und Gesetz regelmässig zu machen, wie du selber regelmässig bist?— Das Nachdenken der magie- und wundergläubigen Menschen geht dahin, der Natur ein Gesetz aufzulegen—: und kurz gesagt, der religiöse Cultus ist das Ergebniss dieses Nachdenkens. Das Problem, welches jene Menschen sich vorlegen, ist auf das engste verwandt mit diesem: wie kann der schwächere Stamm dem stärkeren doch Gesetze dictiren, ihn bestimmen, seine Handlungen (im Verhalten zum schwächeren) leiten? Man wird zuerst sich der harmlosesten Art eines Zwanges erinnern, jenes Zwanges, den man ausübt, wenn man Jemandes Neigung erworben hat. Durch Flehen und Gebete, durch Unterwerfung, durch die Verpflichtung zu regelmässigen Abgaben und Geschenken, durch schmeichelhafte Verherrlichungen ist es also auch möglich, auf die Mächte der Natur einen Zwang auszuüben, insofern man sie sich geneigt macht: Liebe bindet und wird gebunden. Dann kann man Verträgeschliessen, wobei man sich zu bestimmtem Verhalten gegenseitig verpflichtet, Pfänder stellt und Schwüre wechselt. Aber viel wichtiger ist eine Gattung gewaltsameren Zwanges, durch Magie und Zauberei. Wie der Mensch mit Hülfe des Zauberers einem stärkeren Feind doch zu schaden weiss und ihn vor sich in Angst erhält, wie der Liebeszauber in die Ferne wirkt, so glaubt der schwächere Mensch auch die mächtigeren Geister der Natur bestimmen zu können. Das Hauptmittel aller Zauberei ist, dass man Etwas in Gewalt bekommt, das Jemandem zu eigen ist, Haare, Nägel, etwas Speise von seinem Tisch, ja selbst sein Bild, seinen Namen. Mit solchem Apparate kann man dann zaubern; denn die Grundvoraussetzung lautet: zu allem Geistigen gehört etwas Körperliches; mit dessen Hülfe vermag man den Geist zu binden, zu Schädigen, zu vernichten; das Körperliche giebt die Handhabe ab, mit der man das Geistige fassen kann. So wie nun der Mensch den Menschen bestimmt, so bestimmt er auch irgend einen Naturgeist; denn dieser hat auch sein Körperliches, an dem er zu fassen ist. Der Baum und, verglichen mit ihm, der Keim, aus dem er entstand,—dieses räthselhafte Nebeneinander scheint zu beweisen, dass in beiden Formen sich ein und der selbe Geist eingekörpert habe, bald klein, bald gross. Ein Stein, der plötzlich rollt, ist der Leib, in welchem ein Geist wirkt; liegt auf einsamer Haide ein Block, erscheint es unmöglich, an Menschenkraft zu denken, die ihn hierher gebracht habe, so muss also der Stein sich selbst hinbewegt haben, das heisst: er muss einen Geist beherbergen. Alles, was einen Leib hat, ist der Zauberei zugänglich, also auch die Naturgeister. Ist ein Gott geradezu an sein Bild gebunden, so kann man auch ganz directen Zwang (durch Verweigerung der Opfernahrung, Geisseln, in-Fesseln-Legen und Aehnliches) gegen ihn ausüben. Die geringen Leute in China umwinden, um die fehlende Gunst ihres Gottes zu ertrotzen, das Bild desselben, der sie in Stich gelassen hat, mit Stricken, reissen es nieder, schleifen es über die Strassen durch Lehm- und Düngerhaufen; "du Hund von einem Geiste, sagen sie, wir liessen dich in einem prächtigen Tempel wohnen, wir vergoldeten dich hübsch, wir fütterten dich gut, wir brachten dir Opfer und doch bist du so undankbar." Aehnliche Gewaltmaassregeln gegen Heiligen- und Muttergottesbilder, wenn sie etwa bei Pestilenzen oder Regenmangel ihre Schuldigkeit nicht thun wollten, sind noch während dieses Jahrhunderts in katholischen Ländern vorgekommen.— Durch alle diese zauberischen Beziehungen zur Natur sind unzählige Ceremonien in's Leben gerufen: und endlich, wenn der Wirrwarr derselben zu gross geworden ist, bemüht man sich, sie zu ordnen, zu systematisiren, so dass man den günstigen Verlauf des gesammten Ganges der Natur, namentlich des grossen Jahreskreislaufs, sich durch einen entsprechenden Verlauf eines Proceduren-Systems zu verbürgen meint. Der Sinn des religiösen Cultus' ist, die Natur zu menschlichem Vortheil zu bestimmen und zu bannen, also ihr eine Gesetzlichkeit einzuprägen, die sie von vornherein nicht hat; während in der jetzigen Zeit man die Gesetzlichkeit der Natur erkennen will, um sich in sie zu schicken. Kurz, der religiöse Cultus ruht auf den Vorstellungen der Zauberei zwischen Mensch und Mensch; und der Zauberer ist älter, als der Priester. Aber ebenso ruht er auf anderen und edleren Vorstellungen; er setzt das sympathische Verhältniss von Mensch zu Mensch, das Dasein von Wohlwollen, Dankbarkeit, Erhörung Bittender, von Verträgen zwischen Feinden, von Verleihung der Unterpfänder, von Anspruch auf Schutz des Eigenthums voraus. Der Mensch steht auch in sehr niederen Culturstufen nicht der Natur als ohnmächtiger Sclave gegenüber, er ist nicht nothwendig der willenlose Knecht derselben: auf der griechischen Stufe der Religion, besonders im Verhalten zu den olympischen Göttern, ist sogar an ein Zusammenleben von zwei Kasten, einer vornehmeren, mächtigeren und einer weniger vornehmen zu denken; aber beide gehören, ihrer Herkunft nach, irgendwie zusammen und sind Einer Art, sie brauchen sich vor einander nicht zu schämen. Das ist das Vornehme in der griechischen Religiosität.

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Beim Anblick gewisser antiker Opfergeräthschaften. — Wie manche Empfindungen uns verloren gehen, ist zum Beispiel an der Vereinigung des Possenhaften, selbst des Obscönen, mit dem religiösen Gefühl zu sehen: die Empfindung für die Möglichkeit dieser Mischung schwindet, wir begreifen es nur noch historisch, dass sie existirte, bei den Demeter- und Dionysosfesten, bei den christlichen Osterspielen und Mysterien: aber auch wir kennen noch das Erhabene im Bunde mit dem Burlesken und dergleichen, das Rührende mit dem Lächerlichen verschmolzen: was vielleicht eine spätere Zeit auch nicht mehr verstehen wird.

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Christenthum als Alterthum. — Wenn wir eines Sonntag Morgens die alten Glocken brummen hören, da fragen wir uns: ist es nur möglich! diess gilt einem vor zwei Jahrtausenden gekreuzigten Juden, welcher sagte, er sei Gottes Sohn. Der Beweis für eine solche Behauptung fehlt.— Sicherlich ist innerhalb unserer Zeiten die christliche Religion ein aus ferner Vorzeit hereinragendes Alterthum, und dass  man  jene  Behauptung  glaubt,—während  man sonst  so streng in der Prüfung von Ansprüchen ist—, ist vielleicht das älteste Stück dieses Erbes. Ein Gott, der mit einem sterblichen Weibe Kinder erzeugt; ein Weiser, der auffordert, nicht mehr zu arbeiten, nicht mehr Gericht zu halten, aber auf die Zeichen des bevorstehenden Weltunterganges zu achten; eine Gerechtigkeit, die den Unschuldigen als stellvertretendes Opfer annimmt; Jemand, der seine jünger sein Blut trinken heisst; Gebete um Wundereingriffe; Sünden an einem Gott verübt, durch einen Gott gebüsst; Furcht vor einem jenseits, zu welchem der Tod die Pforte ist; die Gestalt des Kreuzes als Symbol inmitten einer Zeit, welche die Bestimmung und die Schmach des Kreuzes nicht mehr kennt,—wie schauerlich weht uns diess Alles, wie aus dem Grabe uralter Vergangenheit, an! Sollte man glauben, dass so Etwas noch geglaubt wird?

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Das Ungriechische im Christenthum. — Die Griechen sahen über sich die homerischen Götter nicht als Herren und sich unter ihnen nicht als Knechte, wie die Juden. Sie sahen gleichsam nur das Spiegelbild der gelungensten Exemplare ihrer eigenen Kaste, also ein Ideal, keinen Gegensatz des eigenen Wesens. Man fühlt sich mit einander verwandt, es besteht ein gegenseitiges Interesse, eine Art Symmachie. Der Mensch denkt vornehm von sich, wenn er sich solche Götter giebt, und stellt sich in ein Verhältniss, wie das des niedrigeren Adels zum höheren ist; während die italischen Völker eine rechte Bauern-Religion haben, mit fortwährender Aengstlichkeit gegen böse und launische Machtinhaber und Quälgeister. Wo die olympischen Götter zurücktraten, da war auch das griechische Leben düsterer und ängstlicher.— Das Christenthum dagegen zerdrückte und zerbrach den Menschen vollständig und versenkte ihn wie in tiefen Schlamm: in das Gefühl völliger Verworfenheit liess es dann mit Einem Male den Glanz eines göttlichen Erbarmens hineinleuchten, so dass der Ueberraschte, durch Gnade Betäubte, einen Schrei des Entzückens ausstiess und für einen Augenblick den ganzen Himmel in sich zu tragen glaubte. Auf diesen krankhaften Excess des Gefühls, auf die dazu nöthige tiefe Kopf- und Herz-Corruption wirken alle psychologischen Erfindungen des Christenthums hin: es will vernichten, zerbrechen, betäuben, berauschen, es will nur Eins nicht: das Maass, und desshalb ist es im tiefsten Verstande barbarisch, asiatisch, unvornehm, ungriechisch.

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Mit Vortheil religiös sein. — Es giebt nüchterne und gewerbstüchtige Leute, denen die Religion wie ein Saum höheren Menschenthums angestickt ist: diese thun sehr wohl, religiös zu bleiben, es verschönert sie.— Alle Menschen, welche sich nicht auf irgend ein Waffenhandwerk verstehen—Mund und Feder als Waffen eingerechnet—werden servil: für solche ist die christliche Religion sehr nützlich, denn die Servilität nimmt darin den Anschein einer christlichen Tugend an und wird erstaunlich verschönert.— Leute, welchen ihr tägliches Leben zu leer und eintönig vorkommt, werden leicht religiös: diess ist begreiflich und verzeihlich, nur haben sie kein Recht, Religiosität von Denen zu fordern, denen das tägliche Leben nicht leer und eintönig verfliesst.

116

Der Alltags-Christ. — Wenn das Christenthum mit seinen Sätzen vom rächenden Gotte, der allgemeinen Sündhaftigkeit, der Gnadenwahl und der Gefahr einer ewigen Verdammniss, Recht hätte, so wäre es ein Zeichen von Schwachsinn und Charakterlosigkeit, nicht Priester, Apostel oder Einsiedler zu werden und mit Furcht und Zittern einzig am eigenen Heile zu arbeiten; es wäre unsinnig, den ewigen Vortheil gegen die zeitliche Bequemlichkeit so aus dem Auge zu lassen. Vorausgesetzt, dass überhaupt geglaubt wird, so ist der Alltags-Christ eine erbärmliche Figur, ein Mensch, der wirklich nicht bis drei zählen kann, und der übrigens, gerade wegen seiner geistigen Unzurechnungsfähigkeit, es nicht verdiente, so hart bestraft zu werden, als das Christenthum ihm verheisst.

117

Von der Klugheit des Christenthums. — Es ist ein Kunstgriff des Christenthums, die völlige Unwürdigkeit, Sündhaftigkeit und Verächtlichkeit des Menschen überhaupt so laut zu lehren, dass die Verachtung der Mitmenschen dabei nicht mehr möglich ist. "Er mag sündigen, wie er wolle, er unterscheidet sich doch nicht wesentlich von mir: ich bin es, der in jedem Grade unwürdig und verächtlich ist," so sagt sich der Christ. Aber auch dieses Gefühl hat seinen spitzigsten Stachel verloren, weil der Christ nicht an seine individuelle Verächtlichkeit glaubt: er ist böse als Mensch überhaupt und beruhigt sich ein Wenig bei dem Satze: Wir Alle sind Einer Art.

118

Personenwechsel.— Sobald eine Religion herrscht, hat sie alle Die zu ihren Gegnern, welche ihre ersten jünger gewesen wären.

119

Schicksal des Christenthums. — Das Christenthum entstand, um das Herz zu erleichtern; aber jetzt müsste es das Herz erst beschweren, um es nachher erleichtern zu können. Folglich wird es zu Grunde gehen.

120

Der Beweis der Lust. — Die angenehme Meinung wird als wahr angenommen: diess ist der Beweis der Lust (oder, wie die Kirche sagt, der Beweis der Kraft), auf welchen alle Religionen so stolz sind, während sie sich dessen doch schämen sollten. Wenn der Glaube nicht selig machte, so würde er nicht geglaubt werden: wie wenig wird er also werth sein!

121

Gefährliches Spiel. — Wer jetzt der religiösen Empfindung wieder in sich Raum giebt, der muss sie dann auch wachsen lassen, er kann nicht anders. Da verändert sich allmählich sein Wesen, es bevorzugt das dem religiösen Element Anhängende, Benachbarte, der ganze Umkreis des Urtheilens und Empfindens wird umwölkt, mit religiösen Schatten überflogen. Die Empfindung kann nicht still stehen; man nehme sich also in Acht.

122

Die blinden Schüler. — So lange Einer sehr gut die Stärke und, Schwäche seiner Lehre, seiner Kunstart, seiner Religion kennt, ist deren Kraft noch gering. Der Schüler und Apostel, welcher für die Schwäche der Lehre, der Religion und so weiter, kein Auge hat, geblendet durch das Ansehen des Meisters und durch seine Pietät gegen ihn, hat desshalb gewöhnlich mehr Macht, als der Meister. Ohne die blinden Schüler ist noch nie der Einfluss eines Mannes und seines Werkes gross geworden. Einer Erkenntniss zum Siege verhelfen heisst oft nur: sie so mit der Dummheit verschwistern, dass das Schwergewicht der letzteren auch den Sieg für die erstere erzwingt.

123

Abbruch der Kirchen.— Es ist nicht genug an Religion in der Welt, um die Religionen auch nur zu vernichten.

124

Sündlosigkeit des Menschen. — Hat man begriffen, "wie die Sünde in die Welt gekommen" ist, nämlich durch Irrthümer der Vernunft, vermöge deren die Menschen unter einander, ja der einzelne Mensch sich selbst für viel schwärzer und böser nimmt, als es thatsächlich der Fall ist, so wird die ganze Empfindung sehr erleichtert, und Menschen und Welt erscheinen mitunter in einer Glorie von Harmlosigkeit, dass es Einem von Grund aus wohl dabei wird. Der Mensch ist inmitten der Natur immer das Kind an sich. Diess Kind träumt wohl einmal einen schweren beängstigenden Traum, wenn es aber die Augen aufschlägt, so sieht es sich immer wieder im Paradiese.

125

Irreligiosität der Künstler. — Homer ist unter seinen Göttern so zu Hause: und hat als Dichter ein solches Behagen an ihnen, dass er jedenfalls tief unreligiös gewesen sein muss; mit dem, was der Volksglaube ihm entgegenbrachte—einen dürftigen, rohen, zum Theil schauerlichen Aberglauben—verkehrte er so frei, wie der Bildhauer mit seinem Thon, also mit der selben Unbefangenheit, welche Aeschylus und Aristophanes besassen und durch welche sich in neuerer Zeit die grossen Künstler der Renaissance, sowie Shakespeare und Goethe auszeichneten.

126

Kunst und Kraft der falschen Interpretation. — Alle die Visionen, Schrecken, Ermattungen, Entzückungen des Heiligen sind bekannte Krankheits-Zustände, welche von ihm, auf Grund eingewurzelter religiöser und psychologischer Irrthümer, nur ganz anders, nämlich nicht als Krankheiten, gedeutet werden.— So ist vielleicht auch das Dämonion des Sokrates ein Ohrenleiden, das er sich, gemäss seiner herrschenden moralischen Denkungsart, nur anders, als es jetzt geschehen würde, auslegt. Nicht anders steht es mit dem Wahnsinn und Wahnreden der Propheten und Orakelpriester; es ist immer der Grad von Wissen, Phantasie, Bestrebung, Moralität in Kopf und Herz der Interpreten, welcher daraus so viel gemacht hat. Zu den grössten Wirkungen der Menschen, welche man Genie's und Heilige nennt, gehört es, dass sie sich Interpreten erzwingen, welche sie zum Heile der Menschheit missverstehen.

127

Verehrung des Wahnsinns. — Weil man bemerkte, dass eine Erregung häufig den Kopf heller machte und glückliche Einfälle hervorrief, so meinte man, durch die höchsten Erregungen werde man der glücklichsten Einfälle und Eingebungen theilhaftig: und so verehrte man den Wahnsinnigen als den Weisen und Orakelgebenden. Hier liegt ein falscher Schluss zu Grunde.

128

Verheissungen der Wissenschaft. — Die moderne Wissenschaft hat als Ziel: so wenig Schmerz wie möglich, so lange leben wie möglich,—also eine Art von ewiger Seligkeit, freilich eine sehr bescheidene im Vergleich mit den Verheissungen der Religionen.

129

Verbotene Freigebigkeit.— Es ist nicht genug Liebe und Güte in der Welt, um noch davon an eingebildete Wesen wegschenken zu dürfen.

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Fortleben des religiösen Cultus' im Gemüth. — Die katholische Kirche, und vor ihr aller antike Cultus, beherrschte das ganze Bereich von Mitteln, durch welche der Mensch in ungewöhnliche Stimmungen versetzt wird und der kalten Berechnung des Vortheils oder dem reinen Vernunft-Denken entrissen wird. Eine durch tiefe Töne erzitternde Kirche, dumpfe, regelmässige, zurückhaltende Anrufe einer priesterlichen Schaar, welche ihre Spannung unwillkürlich auf die Gemeinde überträgt und sie fast angstvoll lauschen lässt, wie als wenn eben ein Wunder sich vorbereitete, der Anhauch der Architektur, welche als Wohnung einer Gottheit sich in's Unbestimmte ausreckt und in allen dunklen Räumen das Sich-Regen derselben fürchten lässt,—wer wollte solche Vorgänge den Menschen zurückbringen, wenn die Voraussetzungen dazu nicht mehr geglaubt werden? Aber die Resultate von dem Allen sind trotzdem nicht verloren: die innere Welt der erhabenen, gerührten, ahnungsvollen, tiefzerknirschten, hoffnungsseligen Stimmungen ist den Menschen vornehmlich durch den Cultus eingeboren worden; was jetzt davon in der Seele existirt, wurde damals, als er keimte, wuchs und blühte, gross gezüchtet.

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Religiöse Nachwehen. — Glaubt man sich noch so sehr der Religion entwöhnt zu haben, so ist es doch nicht in dem Grade geschehen, dass man nicht Freude hätte, religiösen Empfindungen und Stimmungen ohne begrifflichen Inhalt zu begegnen, zum Beispiel in der Musik; und wenn eine Philosophie uns die Berechtigung von metaphysischen Hoffnungen, von dem dorther zu erlangenden tiefen Frieden der Seele aufzeigt und zum Beispiel von "dem ganzen sichern Evangelium im Blick der Madonnen bei Rafael" spricht, so kommen wir solchen Aussprüchen und Darlegungen mit besonders herzlicher Stimmung entgegen: der Philosoph hat es hier leichter, zu beweisen, er entspricht mit dem, was er geben will, einem Herzen, welches gern nehmen will. Daran bemerkt man, wie die weniger bedachtsamen Freigeister eigentlich nur an den Dogmen Anstoss nehmen, aber recht wohl den Zauber der religiösen Empfindung kennen; es thut ihnen wehe, letztere fahren zu lassen, um der ersteren willen.— Die wissenschaftliche Philosophie muss sehr auf der Hut sein, nicht auf Grund jenes Bedürfnisses—eines gewordenen und folglich auch vergänglichen Bedürfnisses—Irrthümer einzuschmuggeln: selbst Logiker sprechen von "Ahnungen" der Wahrheit in Moral und Kunst (zum Beispiel von der Ahnung, "dass das Wesen der Dinge Eins ist"): was ihnen doch verboten sein sollte. Zwischen den sorgsam erschlossenen Wahrheiten und solchen "geahnten" Dingen bleibt unüberbrückbar die Kluft, dass jene dem Intellect, diese dem Bedürfniss verdankt werden. Der Hunger beweist nicht, dass es zu seiner Sättigung eine Speise giebt, aber er wünscht die Speise. "Ahnen" bedeutet nicht das Dasein einer Sache in irgend einem Grade erkennen, sondern dasselbe für möglich halten, insofern man sie wünscht oder fürchtet; die "Ahnung" trägt keinen Schritt weit in's Land der Gewissheit.— Man glaubt unwillkürlich, die religiös gefärbten Abschnitte einer Philosophie seien besser bewiesen, als die anderen; aber es ist im Grunde umgekehrt, man hat nur den inneren Wunsch, dass es so sein möge,—also dass das Beseligende auch das Wahre sei. Dieser Wunsch verleitet uns, schlechte Gründe als gute einzukaufen.

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Von dem christlichen Erlösungsbedürfniss. — Bei sorgsamer Ueberlegung muss es möglich sein, dem Vorgange in der Seele eines Christen, welchen man Erlösungsbedürfniss nennt, eine Erklärung abzugewinnen, die frei von Mythologie ist: also eine rein psychologische. Bis jetzt sind freilich die psychologischen Erklärungen religiöser Zustände und Vorgänge in einigem Verrufe gewesen, insoweit eine sich frei nennende Theologie auf diesem Gebiete ihr unerspriessliches Wesen trieb: denn bei ihr war es von vornherein, sowie es der Geist ihres Stifters, Schleiermacher's, vermuthen lässt, auf die Erhaltung der christlichen Religion und das Fortbestehen der christlichen Theologen abgesehen; als welche in der psychologischen Analysis der religiösen "Thatsachen" einen neuen Ankergrund und vor Allem eine neue Beschäftigung gewinnen sollten. Unbeirrt von solchen Vorgängern, wagen wir folgende Auslegung des bezeichneten Phänomens. Der Mensch ist sich gewisser Handlungen bewusst, welche in der gebräuchlichen Rangordnung der Handlungen tief stehen, ja er entdeckt in sich einen Hang zu dergleichen Handlungen, der ihm fast so unveränderlich wie sein ganzes Wesen erscheint. Wie gerne versuchte er sich in jener anderen Gattung von Handlungen, welche in der allgemeinen Schätzung als die obersten und höchsten anerkannt sind, wie gerne fühlte er sich voll des guten Bewusstseins, welches einer selbstlosen Denkweise folgen soll! Leider aber bleibt es eben bei diesem Wunsche: die Unzufriedenheit darüber, demselben nicht genügen zu können, kommt zu allen übrigen Arten von Unzufriedenheit hinzu, welche sein Lebensloos überhaupt oder die Folgen jener böse genannten Handlungen in ihm erregt haben; so dass eine tiefe Verstimmung entsteht, mit dem Ausblicke nach einem Arzte, der diese, und alle ihre Ursachen, zu heben vermöchte.— Dieser Zustand würde nicht so bitter empfunden werden, wenn der Mensch sich nur mit anderen Menschen unbefangen vergliche: dann nämlich hätte er keinen Grund, mit sich in einem besonderen Maasse unzufrieden zu sein, er trüge eben nur an der allgemeinen Last der menschlichen Unbefriedigung und Unvollkommenheit. Aber er vergleicht sich mit einem Wesen, welches allein jener Handlungen fähig ist, die unegoistisch genannt werden, und im fortwährenden Bewusstsein einer selbstlosen Denkweise lebt, mit Gott; dadurch, dass er in diesen hellen Spiegel schaut, erscheint ihm sein Wesen so trübe, so ungewöhnlich verzerrt. Sodann ängstigt ihn der Gedanke an das selbe Wesen, insofern dieses als strafende Gerechtigkeit vor seiner Phantasie schwebt: in allen möglichen kleinen und grossen Erlebnissen glaubt er seinen Zorn, seine Drohung zu erkennen, ja die Geisselschläge seines Richter- und Henkerthums schon vorzuempfinden. Wer hilft ihm in dieser Gefahr, welche durch den Hinblick auf eine unermessliche Zeitdauer der Strafe an Grässlichkeit alle anderen Schrecknisse der Vorstellung überbietet?

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Bevor wir diesen Zustand in seinen weiteren Folgen uns vorlegen, wollen wir es doch uns eingestehen, dass der Mensch in diesen Zustand nicht durch seine "Schuld" und "Sünde," sondern durch eine Reihe von Irrthümern der Vernunft gerathen ist, dass es der Fehler des Spiegels war, wenn ihm sein Wesen in jenem Grade dunkel und hassenswerth vorkam, und dass jener Spiegel sein Werk, das sehr unvollkommene Werk der menschlichen Phantasie und Urtheilskraft war. Erstens ist ein Wesen, welches einzig rein unegoistischer Handlungen fähig wäre, noch fabelhafter als der Vogel Phönix; es ist deutlich nicht einmal vorzustellen, schon desshalb, weil der ganze Begriff "unegoistische Handlung" bei strenger Untersuchung in die Luft verstiebt. Nie hat ein Mensch Etwas gethan, das allein für Andere und ohne jeden persönlichen Beweggrund gethan wäre; ja wie sollte er Etwas thun können, das ohne Bezug zu ihm wäre, also ohne innere Nöthigung (welche ihren Grund doch in einem persönlichen Bedürfniss haben müsste)? Wie vermöchte das ego ohne ego zu handeln?— Ein Gott, der dagegen ganz Liebe ist, wie gelegentlich angenommen wird, wäre keiner einzigen unegoistischen Handlung fähig: wobei man sich an einen Gedanken Lichtenberg's, der freilich einer niedrigeren Sphäre entnommen ist, erinnern sollte: "Wir können unmöglich für Andere fühlen, wie man zu sagen pflegt; wir fühlen nur für uns. Der Satz klingt hart, er ist es aber nicht, wenn er nur recht verstanden wird. Man liebt weder Vater, noch Mutter, noch Frau, noch Kind, sondern die angenehmen Empfindungen, die sie uns machen," oder wie La Rochefoucauld sagt: "si on croit aimer sa maîtresse pour l'amour d'elle, on est bien trompé." Wesshalb Handlungen der Liebe höher geschätzt werden, als andere, nämlich nicht ihres Wesens, sondern ihrer Nützlichkeit halber, darüber vergleiche man die schon vorher erwähnten Untersuchungen "über den Ursprung der moralischen Empfindungen." Sollte aber ein Mensch wünschen, ganz wie jener Gott, Liebe zu sein, Alles für Andere, Nichts für sich zu thun, zu wollen, so ist letzteres schon desshalb unmöglich, weil er sehr viel für sich thun muss, um überhaupt Anderen Etwas zu Liebe thun zu können. Sodann setzt es voraus, dass der Andere Egoist genug ist, um jene Opfer, jenes Leben für ihn, immer und immer wieder anzunehmen: so dass die Menschen der Liebe und Aufopferung ein Interesse an dem Fortbestehen der liebelosen und aufopferungsunfähigen Egoisten haben, und die höchste Moralität, um bestehen zu können, förmlich die Existenz der Unmoralität erzwingen müsste (wodurch sie sich freilich selber aufheben würde).— Weiter. die Vorstellung eines Gottes beunruhigt und demüthigt so lange, als sie geglaubt wird, aber wie sie entstanden ist, darüber kann bei dem jetzigen Stande der völkervergleichenden Wissenschaft kein Zweifel mehr sein; und mit der Einsicht in jene Entstehung fällt jener Glaube dahin. Es geht dem Christen, welcher sein Wesen mit dem Gotte vergleicht, so, wie dem Don Quixote, der seine eigne Tapferkeit unterschätzt, weil er die Wunderthaten der Helden aus den Ritterromanen im Kopfe hat; der Maassstab, mit welchem in beiden Fällen gemessen wird, gehört in's Reich der Fabel. Fällt aber die Vorstellung des Gottes weg, so auch das Gefühl der "Sünde" als eines Vergehens gegen göttliche Vorschriften, als eines Fleckens an einem gottgeweihten Geschöpfe. Dann bleibt wahrscheinlich noch jener Unmuth übrig, welcher mit der Furcht vor Strafen der weltlichen Gerechtigkeit, oder vor der Missachtung der Menschen, sehr verwachsen und verwandt ist; der Unmuth der Gewissensbisse, der schärfste Stachel im Gefühl der Schuld, ist immerhin abgebrochen, wenn man einsieht, dass man sich durch seine Handlungen wohl gegen menschliches Herkommen, menschliche Satzungen und Ordnungen vergangen habe, aber damit noch nicht das "ewige Heil der Seele" und ihre Beziehung zur Gottheit gefährdet habe. Gelingt es dem Menschen zuletzt noch, die philosophische Ueberzeugung von der unbedingten Nothwendigkeit aller Handlungen und ihrer völligen Unverantwortlichkeit zu gewinnen und in Fleisch und Blut aufzunehmen, so verschwindet auch jener Rest von Gewissensbissen.

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Ist nun der Christ, wie gesagt, durch einige Irrthümer in das Gefühl der Selbstverachtung gerathen, also durch eine falsche unwissenschaftliche Auslegung seiner Handlungen und Empfindungen, so muss er mit höchstem Erstaunen bemerken, wie jener Zustand der Verachtung, der Gewissensbisse, der Unlust überhaupt, nicht anhält, wie gelegentlich Stunden kommen, wo ihm dies Alles von der Seele weggeweht ist und er sich wieder frei und muthig fühlt. In Wahrheit hat die Lust an sich selber das Wohlbehagen an der eigenen Kraft, im Bunde mit der nothwendigen Abschwächung jeder tiefen Erregung, den Sieg davongetragen; der Mensch liebt sich wieder, er fühlt es,—aber gerade diese Liebe, diese neue Selbstschätzung, kommt ihm unglaublich vor, er kann in ihr allein das gänzlich unverdiente Herabströmen eines Gnadenglanzes von Oben sehen. Wenn er früher in allen Begebnissen Warnungen, Drohungen, Strafen und jede Art von Anzeichen des göttlichen Zornes zu erblicken glaubte, so deutet er jetzt in seine Erfahrungen die göttliche Güte hinein: diess Ereigniss kommt ihm liebevoll, jenes wie ein hülfreicher Fingerzeig, ein drittes und namentlich seine ganze freudige Stimmung als Beweis vor, dass Gott gnädig sei. Wie er früher im Zustande des Unmuthes namentlich seine Handlungen falsch ausdeutete, so jetzt namentlich seine Erlebnisse; die getröstete Stimmung fasst er als Wirkung einer ausser ihm waltenden Macht auf, die Liebe, mit der er sich im Grunde selbst liebt, erscheint als göttliche Liebe; Das, was er Gnade und Vorspiel der Erlösung nennt, ist in Wahrheit Selbstbegnadigung, Selbsterlösung.

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Also: eine bestimmte falsche Psychologie, eine gewisse Art von Phantastik in der Ausdeutung der Motive und Erlebnisse ist die nothwendige Voraussetzung davon, dass Einer zum Christen werde und das Bedürfniss der Erlösung empfinde. Mit der Einsicht in diese Verirrung der Vernunft und Phantasie hört man auf, Christ zu sein.

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Von der christlichen Askese und Heiligkeit. — So sehr einzelne Denker sich bemüht haben, in den seltenen Erscheinungen der Moralität, welche man Askese und Heiligkeit zu nennen pflegt, ein Wunderding hinzustellen, dem die Leuchte einer vernünftigen Erklärung in's Gesicht zu halten, beinahe schon Frevel und Entweihung sei: so stark ist hinwiederum die Verführung zu diesem Frevel. Ein mächtiger Antrieb der Natur hat zu allen Zeiten dazu geführt, gegen jene Erscheinungen überhaupt zu protestiren; die Wissenschaft, insofern sie, wie früher gesagt, eine Nachahmung der Natur ist, erlaubt sich wenigstens gegen die behauptete Unerklärbarkeit, ja Unnahbarkeit derselben Einsprache zu erheben. Freilich gelang es ihr bis jetzt nicht: jene Erscheinungen sind immer noch unerklärt, zum grossen Vergnügen der erwähnten Verehrer des moralisch-Wunderbaren. Denn, allgemein gesprochen: das Unerklärte soll durchaus unerklärlich, das Unerklärliche durchaus unnatürlich, übernatürlich, wunderhaft sein,—so lautet die Forderung in den Seelen aller Religiösen und Metaphysiker (auch der Künstler, falls sie zugleich Denker sind); während der wissenschaftliche Mensch in dieser Forderung das "böse Princip" sieht.— Die allgemeine erste Wahrscheinlichkeit, auf welche man bei Betrachtung der Askese und Heiligkeit zuerst geräth, ist diese, dass ihre Natur eine complicirte ist: denn fast überall, innerhalb der physischen Welt sowohl wie in der moralischen, hat man mit Glück das angeblich Wunderbare auf das Complicirte und mehrfach Bedingte zurückgeführt. Wagen wir es also, einzelne Antriebe in der Seele der Heiligen und Asketen zunächst zu isoliren und zum Schluss sie in einander uns verwachsen zu denken.

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Es giebt einen Trotz gegen sich selbst, zu dessen sublimirtesten Aeusserungen manche Formen der Askese gehören. Gewisse Menschen haben nämlich ein so hohes Bedürfniss, ihre Gewalt und Herrschsucht auszuüben, dass sie, in Ermangelung anderer Objecte, oder, weil es ihnen sonst immer misslungen ist, endlich darauf verfallen, gewisse Theile ihres eigenen Wesens, gleichsam Ausschnitte oder Stufen ihrer selbst, zu tyrannisiren. So bekennt sich mancher Denker zu Ansichten, welche ersichtlich nicht dazu dienen, seinen Ruf zu vermehren oder zu verbessern; mancher beschwört förmlich die Missachtung Anderer auf sich herab, während er es leicht hätte, durch Stillschweigen ein geachteter Mann zu bleiben; andere widerrufen frühere Meinungen und scheuen es nicht, fürderhin inconsequent genannt zu werden: im Gegentheil, sie bemühen sich darum und benehmen sich wie übermüthige Reiter, welche das Pferd, erst wenn es wild geworden, mit Schweiss bedeckt, scheu gemacht ist, am liebsten mögen. So steigt der Mensch auf gefährlichen Wegen in die höchsten Gebirge, um über seine Aengstlichkeit und seine schlotternden Kniee Hohn zu lachen; so bekennt sich der Philosoph zu Ansichten der Askese, Demuth und Heiligkeit, in deren Glanze sein eigenes Bild auf das ärgste verhässlicht wird. Dieses Zerbrechen seiner selbst, dieser Spott über die eigene Natur, dieses spernere se sperni, aus dem die Religionen so viel gemacht haben, ist eigentlich ein sehr hoher Grad der Eitelkeit. Die ganze Moral der Bergpredigt gehört hierher: der Mensch hat eine wahre Wollust darin, sich durch übertriebene Ansprüche zu vergewaltigen und dieses tyrannisch fordernde Etwas in seiner Seele nachher zu vergöttern. In jeder asketischen Moral betet der Mensch einen Theil von sich als Gott an und hat dazu nöthig, den übrigen Theil zu diabolisiren. —

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Der Mensch ist nicht zu allen Stunden gleich moralisch, diess ist bekannt: beurtheilt man seine Moralität nach der Fähigkeit zu grosser aufopfernder Entschliessung und Selbstverleugnung (welche, dauernd und zur Gewohnheit geworden, Heiligkeit ist), so ist er im Affect am moralischsten; die höhere Erregung reicht ihm ganz neue Motive dar, welcher er, nüchtern und kalt wie sonst, vielleicht nicht einmal fähig zu sein glaubte. Wie kommt diess? Wahrscheinlich aus der Nachbarschaft alles Grossen und hoch Erregenden; ist der Mensch einmal in eine ausserordentliche Spannung gebracht, so kann er ebensowohl zu einer furchtbaren Rache, als zu einer furchtbaren Brechung seines Rachebedürfnisses sich entschliessen. Er will, unter dem Einflusse der gewaltigen Emotion, jedenfalls das Grosse, Gewaltige, Ungeheure, und wenn er zufällig merkt, dass ihm die Aufopferung seiner selbst ebenso oder noch mehr genugthut, als die Opferung des Anderen, so wählt er sie. Eigentlich liegt ihm also nur an der Entladung seiner Emotion; da fasst er wohl, um seine Spannung zu erleichtern, die Speere der Feinde zusammen und begräbt sie in seine Brust. Dass in der Selbstverleugnung, und nicht nur in der Rache, etwas Grosses liege, musste der Menschheit erst in langer Gewöhnung anerzogen werden; eine Gottheit, welche sich selbst opfert, war das stärkste und wirkungsvollste Symbol dieser Art von Grösse. Als die Besiegung des schwerst zu besiegenden Feindes, die plötzliche Bemeisterung eines Affectes,—als Diess erscheint diese Verleugnung; und insofern gilt sie als der Gipfel des Moralischen. In Wahrheit handelt es sich bei ihr um die Vertauschung der einen Vorstellung mit der andern, während das Gemüth seine gleiche Höhe, seinen gleichen Fluthstand, behält. Ernüchterte, vom Affect ausruhende Menschen verstehen die Moralität jener Augenblicke nicht mehr, aber die Bewunderung Aller, die jene miterlebten, hält sie aufrecht; der Stolz ist ihr Trost, wenn der Affect und das Verständniss ihrer That weicht. Also: im Grunde sind auch jene Handlungen der Selbstverleugnung nicht moralisch, insofern sie nicht streng in Hinsicht auf Andere gethan sind; vielmehr giebt der Andere dem hochgespannten Gemüthe nur eine Gelegenheit, sich zu erleichtern, durch jene Verleugnung.

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In mancher Hinsicht sucht sich auch der Asket das Leben leicht zu machen, und zwar gewöhnlich durch die vollkommene Unterordnung unter einen fremden Willen oder unter ein umfängliches Gesetz und Ritual; etwa in der Art, wie der Brahmane durchaus Nichts seiner eigenen Bestimmung überlässt und sich in jeder Minute durch eine heilige Vorschrift bestimmt. Diese Unterordnung ist ein mächtiges Mittel, um über sich Herr zu werden; man ist beschäftigt, also ohne Langeweile, und hat doch keine Anregung des Eigenwillens und der Leidenschaft dabei; nach vollbrachter That fehlt das Gefühl der Verantwortung und damit die Qual der Reue. Man hat ein für alle Mal auf eigenen Willen verzichtet, und diess ist leichter, als nur gelegentlich einmal zu verzichten; sowie es auch leichter ist, einer Begierde ganz zu entsagen, als in ihr Maass zu halten. Wenn wir uns der jetzigen Stellung des Mannes zum Staate erinnern, so finden wir auch da, dass der unbedingte Gehorsam bequemer ist, als der bedingte. Der Heilige also erleichtert sich durch jenes völlige Aufgeben der Persönlichkeit sein Leben, und man täuscht sich, wenn man in jenem Phänomen das höchste Heldenstück der Moralität bewundert. Es ist in jedem Falle schwerer, seine Persönlichkeit ohne Schwanken und Unklarheit durchzusetzen, als sich von ihr in der erwähnten Weise zu lösen; überdiess verlangt es viel mehr Geist und Nachdenken.

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Nachdem ich, in vielen der schwerer erklärbaren Handlungen, Aeusserungen jener Lust an der Emotion an sich gefunden habe, möchte ich auch in Betreff der Selbstverachtung, welche zu den Merkmalen der Heiligkeit gehört, und ebenso in den Handlungen der Selbstquälerei (durch Hunger und Geisselschläge, Verrenkungen der Glieder, Erheuchelung des Wahnsinns) ein Mittel erkennen, durch welches jene Naturen gegen die allgemeine Ermüdung ihres Lebenswillens (ihrer Nerven) ankämpfen: sie bedienen sich der schmerzhaftesten Reizmittel und Grausamkeiten, um für Zeiten wenigstens aus jener Dumpfheit und Langenweile aufzutauchen, in welche ihre grosse geistige Indolenz und jene geschilderte Unterordnung unter einen fremden Willen sie so häufig verfallen lässt.

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Das gewöhnlichste Mittel, welches der Asket und Heilige anwendet, um sich das Leben doch noch erträglich und unterhaltend zu machen, besteht in gelegentlichem Kriegführen und in dem Wechsel von Sieg und Niederlage. Dazu braucht er einen Gegner und findet ihn in dem sogenannten "inneren Feinde." Namentlich nützt er seinen Hang zur Eitelkeit, Ehr- und Herrschsucht, sodann seine sinnlichen Begierden aus, um sein Leben wie eine fortgesetzte Schlacht und sich wie ein Schlachtfeld ansehen zu dürfen, auf dem gute und böse Geister mit wechselndem Erfolge ringen. Bekanntlich wird die sinnliche Phantasie durch die Regelmässigkeit des geschlechtlichen Verkehrs gemässigt, ja fast unterdrückt, umgekehrt, durch Enthaltsamkeit oder Unordnung im Verkehre entfesselt und wüst. Die Phantasie vieler christlichen Heiligen war in ungewöhnlichem Maasse schmutzig; vermöge jener Theorie, dass diese Begierden wirkliche Dämonen seien, die in ihnen wütheten, fühlten sie sich nicht allzusehr verantwortlich dabei; diesem Gefühle verdanken wir die so belehrende Aufrichtigkeit ihrer Selbstzeugnisse. Es war in ihrem Interesse, dass dieser Kampf in irgend einem Grade immer unterhalten wurde, weil durch ihn, wie gesagt, ihr ödes Leben unterhalten wurde. Damit der Kampf aber wichtig genug erscheine, um andauernde Theilnahme und Bewunderung bei den Nicht-Heiligen zu erregen, musste die Sinnlichkeit immer mehr verketzert und gebrandmarkt werden, ja die Gefahr ewiger Verdammnis wurde so eng an diese Dinge geknüpft, dass höchstwahrscheinlich durch ganze Zeitalter hindurch die Christen mit bösem Gewissen Kinder zeugten; wodurch gewiss der Menschheit ein grosser Schade angethan worden ist. Und doch steht hier die Wahrheit ganz auf dem Kopfe: was für die Wahrheit besonders unschicklich ist. Zwar hatte das Christenthum gesagt: jeder Mensch sei in Sünden empfangen und geboren, und im unausstehlichen Superlativ-Christenthume des Calderon hatte sich dieser Gedanke noch einmal zusammengeknotet und verschlungen, so dass er die verdrehteste Paradoxie wagte, die es giebt, in dem bekannten Verse:die grösste Schuld des Menschen
ist, dass er geboren ward.

In allen pessimistischen Religionen wird der Zeugungsact als schlecht an sich empfunden, aber keineswegs ist diese Empfindung eine allgemein-menschliche; selbst nicht einmal das Urtheil aller Pessimisten ist sich hierin gleich. Empedokles zum Beispiel weiss gar Nichts vom Beschämenden, Teuflischen, Sündhaften in allen erotischen Dingen; er sieht vielmehr auf der grossen Wiese des Unheils eine einzige heil- und hoffnungsvolle Erscheinung, die Aphrodite; sie gilt ihm als Bürgschaft, dass der Streit nicht ewig herrschen, sondern einem milderen Dämon einmal das Scepter überreichen werde. Die christlichen Pessimisten der Praxis hatten, wie gesagt, ein Interesse daran, dass eine andere Meinung in der Herrschaft blieb; sie brauchten für die Einsamkeit und die geistige Wüstenei ihres Lebens einen immer lebendigen Feind: und einen allgemein anerkannten Feind, durch dessen Bekämpfung und Ueberwältigung sie dem Nicht-Heiligen sich immer von Neuem wieder als halb unbegreifliche, übernatürliche Wesen darstellten. Wenn dieser Feind endlich, in Folge ihrer Lebensweise und ihrer zerstörten Gesundheit, die Flucht für immer ergriff, so verstanden sie es sofort, ihr Inneres mit neuen Dämonen bevölkert zu sehen. Das Auf- und Niederschwanken der Wagschalen Hochmuth und Demuth unterhielt ihre grübelnden Köpfe so gut, wie der Wechsel von Begierde und Seelenruhe. Damals diente die Psychologie dazu, alles Menschliche nicht nur zu verdächtigen, sondern zu lästern, zu geisseln, zu kreuzigen; man wollte sich möglichst schlecht und böse finden, man suchte die Angst um das Heil der Seele, die Verzweiflung an der eignen Kraft. Alles Natürliche, an welches der Mensch die Vorstellung des Schlechten, Sündhaften anhängt (wie er es zum Beispiel noch jetzt in Betreff des Erotischen gewöhnt ist), belästigt, verdüstert die Phantasie, giebt einen scheuen Blick, lässt den Menschen mit sich selber hadern und macht ihn unsicher und vertrauenslos; selbst seine Träume bekommen einen Beigeschmack des gequälten Gewissens. Und doch ist dieses Leiden am Natürlichen in der Realität der Dinge völlig unbegründet: es ist nur die Folge von Meinungen über die Dinge. Man erkennt leicht, wie die Menschen dadurch schlechter werden, dass sie das unvermeidlich-Natürliche als schlecht bezeichnen und später immer als so beschaffen empfinden. Es ist der Kunstgriff der Religion und jener Metaphysiker, welche den Menschen als böse und sündhaft von Natur wollen, ihm die Natur zu verdächtigen und so ihn selber schlecht zu machen: denn so lernt er sich als schlecht empfinden, da er das Kleid der Natur nicht ausziehen kann. Allmählich fühlt er sich, bei einem langen Leben im Natürlichen, von einer solchen Last von Sünden bedrückt, dass übernatürliche Mächte nöthig werden, um diese Last heben zu können; und damit ist das schon besprochene Erlösungsbedürfniss auf den Schauplatz getreten, welches gar keiner wirklichen, sondern nur einer eingebildeten Sündhaftigkeit entspricht. Man gehe die einzelnen moralischen Aufstellungen der Urkunden des Christenthums durch und man wird überall finden, dass die Anforderungen überspannt sind, damit der Mensch ihnen nicht genügen könne; die Absicht ist nicht, dass er moralischer werde, sondern dass er sich möglichst sündhaft fühle. Wenn dem Menschen diess Gefühl nicht angenehm gewesen wäre,—wozu hätte er eine solche Vorstellung erzeugt und sich so lange an sie gehängt? Wie in der antiken Welt eine unermessliche Kraft von Geist und Erfindungsgabe verwendet worden ist, um die Freude am Leben durch festliche Culte zu mehren: so ist in der Zeit des Christenthums ebenfalls unermesslich viel Geist einem andern Streben geopfert worden: der Mensch sollte auf alle Weise sich sündhaft fühlen und dadurch überhaupt erregt, belebt, beseelt werden. Erregen, beleben, beseelen, um jeden Preis—ist das nicht das Losungswort einer erschlafften, überreifen, übercultivirten Zeit? Der Kreis aller natürlichen Empfindungen war hundertmal durchlaufen, die Seele war ihrer müde geworden: da erfanden der Heilige und der Asket eine neue Gattung von Lebensreizen. Sie stellten sich vor Aller Augen hin, nicht eigentlich zur Nachahmung für Viele, sondern als schauderhaftes und doch entzückendes Schauspiel, welches an jenen Gränzen zwischen Welt und Ueberwelt aufgeführt wurde, wo Jedermann damals bald himmlische Lichtblicke, bald unheimliche, aus der Tiefe lodernde Flammenzungen zu erblicken glaubte. Das Auge des Heiligen, hingerichtet auf die in jedem Betracht furchtbare Bedeutung des kurzen Erdenlebens, auf die Nähe der letzten Entscheidung über endlose neue Lebensstrecken, diess verkohlende Auge, in einem halb vernichteten Leibe, machte die Menschen der alten Welt bis in alle Tiefen erzittern; hinblicken, schaudernd wegblicken, von Neuem den Reiz des Schauspiels spüren, ihm nachgeben, sich an ihm ersättigen, bis die Seele in Gluth und Fieberfrost erbebt,—das war die letzte Lust, welche das Alterthum erfand, nachdem es selbst gegen den Anblick von Thier- und Menschenkämpfen stumpf geworden war.

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Um das Gesagte zusammenzufassen: jener Seelenzustand, dessen sich der Heilige oder Heiligwerdende erfreut, setzt sich aus Elementen zusammen, welche wir Alle recht wohl kennen, nur dass sie sich unter dem Einfluss anderer als religiöser Vorstellungen anders gefärbt zeigen und dann den Tadel der Menschen ebenso stark zu erfahren pflegen, wie sie, in jener Verbrämung mit Religion und letzter Bedeutsamkeit des Daseins, auf Bewunderung, ja Anbetung rechnen dürfen,—mindestens in früheren Zeiten rechnen durften. Bald übt der Heilige jenen Trotz gegen sich selbst, der ein naher Verwandter der Herrschsucht ist und auch dem Einsamsten noch das Gefühl der Macht giebt; bald springt seine angeschwellte Empfindung aus dem Verlangen, seine Leidenschaften dahinschiessen zu lassen, über in das Verlangen, sie wie wilde Rosse zusammenstürzen zu machen, unter dem mächtigen Druck einer stolzen Seele; bald will er ein völliges Aufhören aller störenden, quälenden, reizenden Empfindungen, einen wachen Schlaf, ein dauerndes Ausruhen im Schoosse einer dumpfen, thier- und pflanzenhaften Indolenz; bald sucht er den Kampf und entzündet ihn in sich, weil ihm die Langeweile ihr gähnendes Gesicht entgegenhält: er geisselt seine Selbstvergötterung mit Selbstverachtung und Grausamkeit, er freut sich an dem wilden Aufruhre seiner Begierden, an dem scharfen Schmerz der Sünde, ja an der Vorstellung des Verlorenseins, er versteht es, seinem Affect, zum Beispiel dem der äussersten Herrschsucht, einen Fallstrick zu legen, so dass er in den der äussersten Erniedrigung übergeht und seine aufgehetzte Seele durch diesen Contrast aus allen Fugen gerissen wird; und zuletzt: wenn es ihn gar nach Visionen, Gesprächen mit Todten oder göttlichen Wesen gelüstet, so ist es im Grunde eine seltene Art von Wollust, welche er begehrt, aber vielleicht jene Wollust, in der alle anderen in einen Knoten zusammengeschlungen sind. Novalis, eine der Autoritäten in Fragen der Heiligkeit durch Erfahrung und Instinct, spricht das ganze Geheimniss einmal mit naiver Freude aus: "Es ist wunderbar genug, dass nicht längst die Association von Wollust, Religion und Grausamkeit die Menschen aufmerksam auf ihre innige Verwandtschaft und gemeinschaftliche Tendenz gemacht hat."

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Nicht Das, was der Heilige ist, sondern Das, was er in den Augen der Nicht-Heiligen bedeutet, giebt ihm seinen welthistorischen Werth. Dadurch, dass man sich über ihn irrte, dass man seine Seelenzustände falsch auslegte und ihn von sich so stark als möglich abtrennte, als etwas durchaus Unvergleichliches und fremdartig-Uebermenschliches: dadurch gewann er die ausserordentliche Kraft, mit welcher er die Phantasie ganzer Völker, ganzer Zeiten beherrschen konnte. Er selbst kannte sich nicht; er selbst verstand die Schriftzüge seiner Stimmungen, Neigungen, Handlungen nach einer Kunst der Interpretation, welche ebenso überspannt und künstlich war, wie die pneumatische Interpretation der Bibel. Das Verschrobene und Kranke in seiner Natur, mit ihrer Zusammenkoppelung von geistiger Armuth, schlechtem Wissen, verdorbener Gesundheit, überreizten Nerven, blieb seinem Blick ebenso wie dem seiner Beschauer verborgen. Er war kein besonders guter Mensch, noch weniger ein besonders weiser Mensch: aber er bedeutete Etwas, das über menschliches Maass in Güte und Weisheit hinausreiche. Der Glaube an ihn unterstützte den Glauben an Göttliches und Wunderhaftes, an einen religiösen Sinn alles Daseins, an einen bevorstehenden letzten Tag des Gerichtes. In dem abendlichen Glanze einer Weltuntergangs-Sonne, welche über die christlichen Völker hinleuchtete, wuchs die Schattengestalt des Heiligen in's Ungeheure: ja bis zu einer solchen Höhe, dass selbst in unserer Zeit, die nicht mehr an Gott glaubt, es noch genug Denker giebt, welche an den Heiligen glauben.

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Es versteht sich von selbst, dass dieser Zeichnung des Heiligen, welche nach dem Durchschnitt der ganzen Gattung entworfen ist, manche Zeichnung entgegengestellt werden kann, welche eine angenehmere Empfindung hervorbringen möchte. Einzelne Ausnahmen jener Gattung heben sich heraus, sei es durch grosse Milde und Menschenfreundlichkeit, sei es durch den Zauber ungewöhnlicher Thatkraft; andere sind im höchsten Grade anziehend, weil bestimmte Wahnvorstellungen über ihr ganzes Wesen Lichtströme ausgiessen: wie es zum Beispiel mit dem berühmten Stifter des Christenthums der Fall ist, der sich für den eingeborenen Sohn Gottes hielt und desshalb sich sündlos fühlte; so dass er durch eine Einbildung—die man nicht zu hart beurtheilen möge, weil das ganze Alterthum von Göttersöhnen wimmelt—das selbe Ziel erreichte, das Gefühl völliger Sündlosigkeit, völliger Unverantwortlichkeit, welches jetzt durch die Wissenschaft Jedermann sich erwerben kann.— Ebenfalls habe ich abgesehen von den indischen Heiligen, welche auf einer Zwischenstufe zwischen dem christlichen Heiligen und dem griechischen Philosophen stehen und insofern keinen reinen Typus darstellen: die Erkenntniss, die Wissenschaft—soweit es eine solche gab—, die Erhebung über die anderen Menschen durch die logische Zucht und Schulung des Denkens wurde bei den Buddhaisten als ein Kennzeichen der Heiligkeit ebenso gefordert, wie die selben Eigenschaften in der christlichen Welt, als Kennzeichen der Unheiligkeit, abgelehnt und verketzert werden.

Viertes Hauptstück. Aus der Seele der Künstler und Schriftsteller.

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Das Vollkommene soll nicht geworden sein. — Wir sind gewöhnt, bei allem Vollkommenen die Frage nach dem Werden zu unterlassen: sondern uns des Gegenwärtigen zu freuen, wie als ob es auf einen Zauberschlag aus dem Boden aufgestiegen sei. Wahrscheinlich stehen wir hier noch unter der Nachwirkung einer uralten mythologischen Empfindung. Es ist uns beinahe noch so zu Muthe (zum Beispiel in einem griechischen Tempel wie der von Pästum), als ob eines Morgens ein Gott spielend aus solchen ungeheuren Lasten sein Wohnhaus gebaut habe: anderemale als ob eine Seele urplötzlich in einen Stein hineingezaubert sei und nun durch ihn reden wolle. Der Künstler weiss, dass sein Werk nur voll wirkt, wenn es den Glauben an eine Improvisation, an eine wundergleiche Plötzlichkeit der Entstehung erregt; und so hilft er wohl dieser Illusion nach und führt jene Elemente der begeisterten Unruhe, der blind greifenden Unordnung, des aufhorchenden Träumens beim Beginn der Schöpfung in die Kunst ein, als Trugmittel, um die Seele des Schauers oder Hörers so zu stimmen, dass sie an das plötzliche Hervorspringen des Vollkommenen glaubt.— Die Wissenschaft der Kunst hat dieser Illusion, wie es sich von selbst versteht, auf das bestimmteste zu widersprechen und die Fehlschlüsse und Verwöhnungen des Intellects aufzuzeigen, vermöge welcher er dem Künstler in das Netz läuft.

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Der Wahrheitssinn des Künstlers. — Der Künstler hat in Hinsicht auf das Erkennen der Wahrheiten eine schwächere Moralität, als der Denker; er will sich die glänzenden, tiefsinnigen Deutungen des Lebens durchaus nicht nehmen lassen und wehrt sich gegen nüchterne, schlichte Methoden und Resultate. Scheinbar kämpft er für die höhere Würde und Bedeutung des Menschen; in Wahrheit will er die für seine Kunst wirkungsvollsten Voraussetzungen nicht aufgeben, also das Phantastische, Mythische, Unsichere, Extreme, den Sinn für das Symbolische, die Ueberschätzung der Person, den Glauben an etwas Wunderartiges im Genius: er hält also die Fortdauer seiner Art des Schaffens für wichtiger, als die wissenschaftliche Hingebung an das Wahre in jeder Gestalt, erscheine diese auch noch so schlicht.

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Die Kunst als Todtenbeschwörerin. — Die Kunst versieht nebenbei die Aufgabe zu conserviren, auch wohl erloschene, verblichene Vorstellungen ein Wenig wieder aufzufärben; sie flicht, wenn sie diese Aufgabe löst, ein Band um verschiedene Zeitalter und macht deren Geister wiederkehren. Zwar ist es nur ein Scheinleben wie über Gräbern, welches hierdurch entsteht, oder wie die Wiederkehr geliebter Todten im Traume, aber wenigstens auf Augenblicke wird die alte Empfindung noch einmal rege und das Herz klopft nach einem sonst vergessenen Tacte. Nun muss man wegen dieses allgemeinen Nutzens der Kunst dem Künstler selber es nachsehen, wenn er nicht in den vordersten Reihen der Aufklärung und der fortschreitenden Vermännlichung der Menschheit steht: er ist zeitlebens ein Kind oder ein Jüngling geblieben und auf dem Standpunct zurückgehalten, auf welchem er von seinem Kunsttriebe überfallen wurde; Empfindungen der ersten Lebensstufen stehen aber zugestandenermaassen denen früherer Zeitläufte näher, als denen des gegenwärtigen Jahrhunderts. Unwillkürlich wird es zu seiner Aufgabe, die Menschheit zu verkindlichen; diess ist sein Ruhm und seine Begränztheit.

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Dichter als Erleichterer des Lebens. — Die Dichter, insofern auch sie das Leben der Menschen erleichtern wollen, wenden den Blick entweder von der mühseligen Gegenwart ab oder verhelfen der Gegenwart durch ein Licht, das sie von der Vergangenheit herstrahlen machen, zu neuen Farben. Um diess zu können, müssen sie selbst in manchen Hinsichten rückwärts gewendete Wesen sein: so dass man sie als Brücken zu ganz fernen Zeiten und Vorstellungen, zu absterbenden oder abgestorbenen Religionen und Culturen gebrauchen kann. Sie sind eigentlich immer und nothwendig Epigonen. Es ist freilich von ihren Mitteln zur Erleichterung des Lebens einiges Ungünstige zu sagen: sie beschwichtigen und heilen nur vorläufig, nur für den Augenblick; sie halten sogar die Menschen ab, an einer wirklichen Verbesserung ihrer Zustände zu arbeiten, indem sie gerade die Leidenschaft der Unbefriedigten, welche zur That drängen, aufheben und palliativisch entladen.

149

Der langsame Pfeil der Schönheit. — Die edelste Art der Schönheit ist die, welche nicht auf einmal hinreisst, welche nicht stürmische und berauschende Angriffe macht (eine solche erweckt leicht Ekel), sondern jene langsam einsickernde, welche man fast unbemerkt mit sich fortträgt und die Einem im Traum einmal wiederbegegnet, endlich aber, nachdem sie lange mit Bescheidenheit an unserm Herzen gelegen, von uns ganz Besitz nimmt, unser Auge mit Thränen, unser Herz mit Sehnsucht füllt.— Wonach sehnen wir uns beim Anblick der Schönheit? Darnach, schön zu sein: wir wähnen, es müsse viel Glück damit verbunden sein.— Aber das ist ein Irrthum.

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Beseelung der Kunst. — Die Kunst erhebt ihr Haupt, wo die Religionen nachlassen. Sie übernimmt eine Menge durch die Religion erzeugter Gefühle und Stimmungen, legt sie an ihr Herz und wird jetzt selber tiefer, seelenvoller, so dass sie Erhebung und Begeisterung mitzutheilen vermag, was sie vordem noch nicht konnte. Der zum Strome angewachsene Reichthum des religiösen Gefühls bricht immer wieder aus und will sich neue Reiche erobern: aber die wachsende Aufklärung hat die Dogmen der Religion erschüttert und ein gründliches Misstrauen eingeflösst: so wirft sich das Gefühl, durch die Aufklärung aus der religiösen Sphäre hinausgedrängt, in die Kunst; in einzelnen Fällen auch auf das politische Leben, ja selbst direct auf die Wissenschaft. Ueberall, wo man an menschlichen Bestrebungen eine höhere düstere Färbung wahrnimmt darf man vermuthen, dass Geistergrauen, Weihrauchduft und Kirchenschatten daran hängen geblieben sind.

151

Wodurch das Metrum verschönert. — Das Metrum legt Flor über die Realität; es veranlasst einige Künstlichkeit des Geredes und Unreinheit des Denkens; durch den Schatten, den es auf den Gedanken wirft, verdeckt es bald, bald hebt es hervor. Wie Schatten nöthig ist, um zu verschönern, so ist das "Dumpfe" nöthig, um zu verdeutlichen.— Die Kunst macht den Anblick des Lebens erträglich, dadurch dass sie den Flor des unreinen Denkens über dasselbe legt.

152

Kunst der hässlichen Seele. — Man zieht der Kunst viel zu enge Schranken, wenn man verlangt, dass nur die geordnete, sittlich im Gleichgewicht schwebende Seele sich in ihr aussprechen dürfe. Wie in den bildenden Künsten, so auch giebt es in der Musik und Dichtung eine Kunst der hässlichen Seele, neben der Kunst der schönen Seele; und die mächtigsten Wirkungen der Kunst, das Seelenbrechen, Steinebewegen und Thierevermenschlichen ist vielleicht gerade jener Kunst am meisten gelungen.

153

Die Kunst macht dem Denker das Herz schwer. — Wie stark das metaphysische Bedürfniss ist und wie sich noch zuletzt die Natur den Abschied von ihm schwer macht, kann man daraus entnehmen, dass noch im Freigeiste, wenn er sich alles Metaphysischen entschlagen hat, die höchsten Wirkungen der Kunst leicht ein Miterklingen der lange verstummten, ja zerrissenen metaphysischen Saite hervorbringen, sei es zum Beispiel, dass er bei einer Stelle der neunten Symphonie Beethoven's sich über der Erde in einem Sternendome schweben fühlt, mit dem Traume der Unsterblichkeit im Herzen: alle Sterne scheinen um ihn zu flimmern und die Erde immer tiefer hinabzusinken.— Wird er sich dieses Zustandes bewusst, so fühlt er wohl einen tiefen Stich im Herzen und seufzt nach dem Menschen, welcher ihm die verlorene Geliebte, nenne man sie nun Religion oder Metaphysik, zurückführe. In solchen Augenblicken wird sein intellectualer Charakter auf die Probe gestellt.

154

Mit dem Leben spielen. — Die Leichtigkeit und Leichtfertigkeit der homerischen Phantasie war nöthig, um das übermässig leidenschaftliche Gemüth und den überscharfen Verstand des Griechen zu beschwichtigen und zeitweilig aufzuheben. Spricht bei ihnen der Verstand: wie herbe und grausam erscheint dann das Leben! Sie täuschen sich nicht, aber sie umspielen absichtlich das Leben mit Lügen. Simonides rieth seinen Landsleuten, das Leben wie ein Spiel zu nehmen; der Ernst war ihnen als Schmerz allzubekannt (das Elend der Menschen ist ja das Thema, über welches die Götter so gern singen hören) und sie wussten, dass einzig durch die Kunst selbst das Elend zum Genusse werden könne. Zur Strafe für diese Einsicht waren sie aber von der Lust, zu fabuliren, so geplagt, dass es ihnen im Alltagsleben schwer wurde, sich von Lug und Trug frei zu halten, wie alles Poetenvolk eine solche Lust an der Lüge hat und obendrein noch die Unschuld dabei. Die benachbarten Völker fanden das wohl mitunter zum Verzweifeln.

155

Glaube an Inspiration. — Die Künstler haben ein Interesse daran, dass man an die plötzlichen Eingebungen, die sogenannten Inspirationen glaubt; als ob die Idee des Kunstwerks, der Dichtung, der Grundgedanke einer Philosophie, wie ein Gnadenschein vom Himmel herableuchte. In Wahrheit producirt die Phantasie des guten Künstlers oder Denkers fortwährend, Gutes, Mittelmässiges und Schlechtes, aber seine Urtheilskraft, höchst geschärft und geübt, verwirft, wählt aus, knüpft zusammen; wie man jetzt aus den Notizbüchern Beethoven's ersieht, dass er die herrlichsten Melodien allmählich zusammengetragen und aus vielfachen Ansätzen gewissermaassen ausgelesen hat. Wer weniger streng scheidet und sich der nachbildenden Erinnerung gern überlässt, der wird unter Umständen ein grosser Improvisator werden können; aber die künstlerische Improvisation steht tief im Verhältniss zum ernst und mühevoll erlesenen Kunstgedanken. Alle Grossen waren grosse Arbeiter, unermüdlich nicht nur im Erfinden, sondern auch im Verwerfen, Sichten, Umgestalten, Ordnen.

156

Nochmals die Inspiration. — Wenn sich die Productionskraft eine Zeit lang angestaut hat und am Ausfliessen durch ein Hemmnis gehindert worden ist, dann giebt es endlich einen so plötzlichen Erguss, als ob eine unmittelbare Inspiration, ohne vorhergegangenes inneres Arbeiten, also ein Wunder sich vollziehe. Diess macht die bekannte Täuschung aus, an deren Fortbestehen, wie gesagt, das Interesse aller Künstler ein wenig zu sehr hängt. Das Capital hat sich eben nur angehäuft, es ist nicht auf einmal vom Himmel gefallen. Es giebt übrigens auch anderwärts solche scheinbare Inspiration, zum Beispiel im Bereiche der Güte, der Tugend, des Lasters.

157

Die Leiden des Genius' und ihr Werth. — Der künstlerische Genius will Freude machen, aber wenn er auf einer sehr hohen Stufe steht, so fehlen ihm leicht die Geniessenden; er bietet Speisen, aber man will sie nicht. Das giebt ihm ein unter Umständen lächerlich-rührendes Pathos; denn im Grunde hat er kein Recht, die Menschen zum Vergnügen zu zwingen. Seine Pfeife tönt, aber Niemand will tanzen: kann das tragisch sein?— Vielleicht doch. Zuletzt hat er als Compensation für diese Entbehrung mehr Vergnügen beim Schaffen, als die übrigen Menschen bei allen anderen Gattungen der Thätigkeit haben. Man empfindet seine Leiden übertrieben, weil der Ton seiner Klage lauter, sein Mund beredter ist; und mitunter sind seine Leiden wirklich sehr gross, aber nur desshalb, weil sein Ehrgeiz, sein Neid so gross ist. Der wissende Genius, wie Kepler und Spinoza, ist für gewöhnlich nicht so begehrlich und macht von seinen wirklich grösseren Leiden und Entbehrungen kein solches Aufheben. Er darf mit grösserer Sicherheit auf die Nachwelt rechnen und sich der Gegenwart entschlagen; während ein Künstler, der diess thut, immer ein verzweifeltes Spiel spielt, bei dem ihm wehe um's Herz werden muss. In ganz seltenen Fällen,—dann, wenn im selben Individuum der Genius des Könnens und des Erkennens und der moralische Genius sich verschmelzen—kommt zu den erwähnten Schmerzen noch die Gattung von Schmerzen hinzu, welche als die absonderlichsten Ausnahmen in der Welt zu nehmen sind: die ausser- und überpersönlichen, einem Volke, der Menschheit, der gesammten Cultur, allem leidenden Dasein zugewandten Empfindungen: welche ihren Werth durch die Verbindung mit besonders schwierigen und entlegenen Erkenntnissen erlangen (Mitleid an sich ist wenig werth).— Aber welchen Maassstab, welche Goldwage giebt es für deren Aechtheit? Ist es nicht fast geboten, misstrauisch gegen Alle zu sein, welche von Empfindungen dieser Art bei sich reden?

158

Verhängniss der Grösse. — Jeder grossen Erscheinung folgt die Entartung nach, namentlich im Bereiche der Kunst. Das Vorbild des Grossen reizt die eitleren Naturen zum äusserlichen Nachmachen oder zum Ueberbieten; dazu haben alle grossen Begabungen das Verhängnissvolle an sich, viele schwächere Kräfte und Keime zu erdrücken und um sich herum gleichsam die Natur zu veröden. Der glücklichste Fall in der Entwickelung einer Kunst ist der, dass mehrere Genie's sich gegenseitig in Schranken halten; bei diesem Kampfe wird gewöhnlich den schwächeren und zarteren Naturen auch Luft und Licht gegönnt.

159

Die Kunst dem Künstler gefährlich. — Wenn die Kunst ein Individuum gewaltig ergreift, dann zieht es dasselbe zu Anschauungen solcher Zeiten zurück, wo die Kunst am kräftigsten blühte, sie wirkt dann zurückbildend. Der Künstler kommt immer mehr in eine Verehrung der plötzlichen Erregungen, glaubt an Götter und Dämonen, durchseelt die Natur, hasst die Wissenschaft, wird wechselnd in seinen Stimmungen, wie die Menschen des Alterthums, und begehrt einen Umsturz aller Verhältnisse, welche der Kunst nicht günstig sind, und zwar diess mit der Heftigkeit und Unbilligkeit eines Kindes. An sich ist nun der Künstler schon ein zurückbleibendes Wesen, weil er beim Spiel stehen bleibt, welches zur Jugend und Kindheit gehört: dazu kommt noch, dass er allmählich in andere Zeiten zurückgebildet wird. So entsteht zuletzt ein heftiger Antagonismus zwischen ihm und den gleichalterigen Menschen seiner Periode und ein trübes Ende; so wie, nach den Erzählungen der Alten, Homer und Aeschylus in Melancholie zuletzt lebten und starben.

160

Geschaffene Menschen.— Wenn man sagt, der Dramatiker (und der Künstler überhaupt) schaffe wirklich Charaktere, so ist diess eine schöne Täuschung und Uebertreibung, in deren Dasein und Verbreitung die Kunst einen ihrer ungewollten, gleichsam überschüssigen Triumphe feiert. In der That verstehen wir von einem wirklichen lebendigen Menschen nicht viel und generalisiren sehr oberflächlich, wenn wir ihm diesen und jenen Charakter zuschreiben: dieser unserer sehr unvollkommenenStellung zum Menschen entspricht nun der Dichter, indem er ebenso oberflächliche Entwürfe zu Menschen macht (in diesem Sinne "Schafft"), als unsere Erkenntniss der Menschen oberflächlich ist. Es ist viel Blendwerk bei diesen geschaffenen Charakteren der Künstler; es sind durchaus keine leibhaftigen Naturproducte, sondern ähnlich wie die gemalten Menschen ein Wenig allzu dünn, sie vertragen den Anblick aus der Nähe nicht. Gar wenn man sagt, der Charakter des gewöhnlichen lebendigen Menschen widerspreche sich häufig, der vom Dramatiker geschaffene sei das Urbild, welches der Natur vorgeschwebt habe, so ist diess ganz falsch. Ein wirklicher Mensch ist etwas ganz und gar Nothwendiges (selbst in jenen sogenannten Widersprüchen), aber wir erkennen diese Nothwendigkeit nicht immer. Der erdichtete Mensch, das Phantasma, will etwas Nothwendiges bedeuten, doch nur vor Solchen, welche auch einen wirklichen Menschen nur in einer rohen, unnatürlichen Simplification verstehen: so dass ein paar starke, oft wiederholte Züge, mit sehr viel Licht darauf und sehr viel Schatten und Halbdunkel herum, ihren Ansprüchen vollständig genügen. Sie sind also leicht bereit, das Phantasma als wirklichen, nothwendigen Menschen zu behandeln, weil sie gewöhnt sind, beim wirklichen Menschen ein Phantasma, einen Schattenriss, eine willkürliche Abbreviatur für das Ganze zu nehmen.— Dass gar der Maler und der Bildhauer die "Idee" des Menschen ausdrücke, ist eitel Phantasterei und Sinnentrug,: man wird vom Auge tyrannisirt, wenn man so Etwas sagt, da dieses vom menschlichen Leibe selbst nur die Oberfläche, die Haut sieht; der innere Leib gehört aber eben so sehr zur Idee. Die bildende Kunst will Charaktere auf der Haut sichtbar werden lassen; die redende Kunst nimmt das Wort zu dem selben Zwecke, sie bildet den Charakter im Laute ab. Die Kunst geht von der natürlichen Unwissenheit des Menschen über sein Inneres (in Leib und Charakter) aus: sie ist nicht für Physiker und Philosophen da.

161

Selbstüberschätzung im Glauben an Künstler und Philosophen. — Wir Alle meinen, es sei die Güte eines Kunstwerks, eines Künstlers bewiesen, wenn er uns ergreift, erschüttert. Aber da müsste doch erst unsere eigene Güte in Urtheil und Empfindung bewiesen sein: was nicht der Fall ist. Wer hat mehr im Reiche der bildenden Kunst ergriffen und entzückt, als Bernini, wer mächtiger gewirkt, als jener nachdemosthenische Rhetor, welcher den asianischen Stil einführte und durch zwei Jahrhunderte zur Herrschaft brachte? Diese Herrschaft über ganze Jahrhunderte beweist Nichts für die Güte und dauernde Gültigkeit eines Stils; desshalb soll man nicht zu sicher in seinem guten Glauben an irgend einen Künstler sein: ein solcher ist ja nicht nur der Glaube an die Wahrhaftigkeit unserer Empfindung, sondern auch an die Unfehlbarkeit unseres Urtheils, während Urtheil oder Empfindung oder beides selber zu grob oder zu fein geartet, überspannt oder roh sein können. Auch die Segnungen und Beseligungen einer Philosophie, einer Religion beweisen für ihre Wahrheit Nichts: ebensowenig als das Glück, welches der Irrsinnige von seiner fixen Idee her geniesst, Etwas für die Vernünftigkeit dieser Idee beweist.

162

Cultus des Genius' aus Eitelkeit. — Weil wir gut von uns denken, aber doch durchaus nicht von uns erwarten, dass wir je den Entwurf eines Rafaelischen Gemäldes oder eine solche Scene wie die eines Shakespeare'schen Drama's machen könnten, reden wir uns ein, das Vermögen dazu sei ganz übermässig wunderbar, ein ganz seltener Zufall, oder, wenn wir noch religiös empfinden, eine Begnadigung von Oben. So fördert unsere Eitelkeit, unsere Selbstliebe, den Cultus des Genius': denn nur wenn dieser ganz fern von uns gedacht ist, als ein miraculum, verletzt er nicht (selbst Goethe, der Neidlose, nannte Shakespeare seinen Stern der fernsten Höhe; wobei man sich jenes Verses erinnern mag: "die Sterne, die begehrt man nicht"). Aber von jenen Einflüsterungen unserer Eitelkeit abgesehen, so erscheint die Thätigkeit des Genie's durchaus nicht als etwas Grundverschiedenes von der Thätigkeit des mechanischen Erfinders, des astronomischen oder historischen Gelehrten, des Meisters der Taktik. Alle diese Thätigkeiten erklären sich, wenn man sich Menschen vergegenwärtigt, deren Denken in Einer Richtung thätig ist, die Alles als Stoff benützen, die immer ihrem innern Leben und dem Anderer mit Eifer zusehen, die überall Vorbilder, Anreizungen erblicken, die in der Combination ihrer Mittel nicht müde werden. Das Genie thut auch Nichts, als dass es erst Steine setzen, dann bauen lernt, dass es immer nach Stoff sucht und immer an ihm herumformt. Jede Thätigkeit des Menschen ist zum Verwundern complicirt, nicht nur die des Genie's: aber keine ist ein "Wunder."—Woher nun der Glaube, dass es allein beim Künstler, Redner und Philosophen Genie gebe? dass nur sie "Intuition" haben? (womit man ihnen eine Art von Wunder-Augenglas zuschreibt, mit dem sie direct in's "Wesen" sehen!) Die Menschen sprechen ersichtlich dort allein von Genius, wo ihnen die Wirkungen des grossen Intellectes am angenehmsten sind und sie wiederum nicht Neid empfinden wollen. Jemanden "göttlich" nennen heisst "hier brauchen wir nicht zu wetteifern." Sodann: alles Fertige, Vollkommene wird angestaunt, alles Werdende unterschätzt. Nun kann Niemand beim Werke des Künstlers zusehen, wie es geworden ist; das ist sein Vortheil, denn überall, wo man das Werden sehen kann, wird man etwas abgekühlt. Die vollendete Kunst der Darstellung weist alles Denken an das Werden ab; es tyrannisirt als gegenwärtige Vollkommenheit. Desshalb gelten die Künstler der Darstellung vornehmlich als genial, nicht aber die wissenschaftlichen Menschen. In Wahrheit ist jene Schätzung und diese Unterschätzung nur eine Kinderei der Vernunft.

163

Der Ernst des Handwerks. — Redet nur nicht von Begabung, angeborenen Talenten! Es sind grosse Männer aller Art zu nennen, welche wenig begabt waren. Aber sie bekamen Grösse, wurden Genie's (wie man sagt), durch Eigenschaften, von deren Mangel Niemand gern redet, der sich ihrer bewusst ist: sie hatten Alle jenen tüchtigen Handwerker-Ernst, welcher erst lernt, die Theile vollkommen zu bilden, bis er es wagt, ein grosses Ganzes zu machen; sie gaben sich Zeit dazu, weil sie mehr Lust am Gutmachen des Kleinen, Nebensächlichen hatten, als an dem Effecte eines blendenden Ganzen. Das Recept zum Beispiel, wie Einer ein guter Novellist werden kann, ist leicht zu geben, aber die Ausführung setzt Eigenschaften voraus, über die man hinwegzusehen pflegt, wenn man sagt "ich habe nicht genug Talent." Man mache nur hundert und mehr Entwürfe zu Novellen, keinen länger als zwei Seiten, doch von solcher Deutlichkeit, dass jedes Wort darin nothwendig ist; man schreibe täglich Anekdoten nieder, bis man es lernt, ihre prägnanteste, wirkungsvollste Form zu finden, man sei unermüdlich im Sammeln und Ausmalen menschlicher Typen und Charaktere, man erzähle vor Allem so oft es möglich ist und höre erzählen, mit scharfem Auge und Ohr für die Wirkung auf die anderen Anwesenden, man reise wie ein Landschaftsmaler und Costümzeichner, man excerpire sich aus einzelnen Wissenschaften alles Das, was künstlerische Wirkungen macht, wenn es gut dargestellt wird, man denke endlich über die Motive der menschlichen Handlungen nach, verschmähe keinen Fingerzeig der Belehrung hierüber und sei ein Sammler von dergleichen Dingen bei Tag und Nacht. In dieser mannichfachen Uebung lasse man einige zehn Jahre vorübergehen: was dann aber in der Werkstätte geschaffen wird, darf auch hinaus in das Licht der Strasse.— Wie machen es aber die Meisten? Sie fangen nicht mit dem Theile, sondern mit dem Ganzen an. Sie thun vielleicht einmal einen guten Griff, erregen Aufmerksamkeit und thun von da an immer schlechtere Griffe, aus guten, natürlichen Gründen.— Mitunter, wenn Vernunft und Charakter fehlen, um einen solchen künstlerischen Lebensplan zu gestalten, übernimmt das Schicksal und die Noth die Stelle derselben und führt den zukünftigen Meister schrittweise durch alle Bedingungen seines Handwerks.

164

Gefahr und Gewinn im Cultus des Genius'. — Der Glaube an grosse, überlegene, fruchtbare Geister ist nicht nothwendig, aber sehr häufig noch mit jenem ganz- oder halbreligiösen Aberglauben verbunden, dass jene Geister übermenschlichen Ursprungs seien und gewisse wunderbare Vermögen besässen, vermittelst deren sie ihrer Erkenntnisse auf ganz anderem Wege theilhaftig würden, als die übrigen Menschen. Man schreibt ihnen wohl einen unmittelbaren Blick in das Wesen der Welt, gleichsam durch ein Loch im Mantel der Erscheinung, zu und glaubt, dass sie ohne die Mühsal und Strenge der Wissenschaft, vermöge dieses wunderbaren Seherblickes, etwas Endgültiges und Entscheidendes über Mensch und Welt mittheilen könnten. So lange das Wunder im Bereiche der Erkenntniss noch Gläubige findet, kann man vielleicht zugeben, dass dabei für die Gläubigen selber ein Nutzen herauskomme, insofern diese durch ihre unbedingte Unterordnung unter die grossen Geister, ihrem eigenen Geiste für die Zeit der Entwickelung die beste Disciplin und Schule verschaffen. Dagegen ist mindestens fraglich, ob der Aberglaube vom Genie, von seinen Vorrechten und Sondervermögen für das Genie selber von Nutzen sei, wenn er in ihm sich einwurzelt. Es ist jedenfalls ein gefährliches Anzeichen, wenn den Menschen jener Schauder vor sich selbst überfällt, sei es nun jener berühmte Cäsaren-Schauder oder der hier in Betracht kommende Genie-Schauder; wenn der Opferduft, welchen man billigerweise allein einem Gotte bringt, dem Genie in's Gehirn dringt, so dass er zu schwanken und sich für etwas Uebermenschliches zu halten beginnt. Die langsamen Folgen sind: das Gefühl der Unverantwortlichkeit, der exceptionellen Rechte, der Glaube, schon durch seinen Umgang zu begnadigen, wahnsinnige Wuth bei dem Versuche, ihn mit Anderen zu vergleichen oder gar ihn niedriger zu taxiren und das Verfehlte seines Werkes in's Licht zu setzen. Dadurch, dass er aufhört, Kritik gegen sich selbst zu üben, fällt zuletzt aus seinem Gefieder eine der Schwungfedern nach der anderen aus: jener Aberglaube gräbt die Wurzeln seiner Kraft an und macht ihn vielleicht gar zum Heuchler, nachdem seine Kraft von ihm gewichen ist. Für grosse Geister selbst ist es also wahrscheinlich nützlicher, wenn sie über ihre Kraft und deren Herkunft zur Einsicht kommen, wenn sie also begreifen, welche rein menschlichen Eigenschaften in ihnen zusammengeflossen sind, welche Glücksumstände hinzutraten—also einmal anhaltende Energie, entschlossene Hinwendung zu einzelnen Zielen, grosser persönlicher Muth, sodann das Glück einer Erziehung, welche die besten Lehrer, Vorbilder, Methoden frühzeitig darbot. Freilich, wenn ihr Ziel ist, die grösstmögliche Wirkungzu machen, so hat die Unklarheit über sich selbst und jene Beigabe eines halben Wahnsinns immer viel gethan; denn bewundert und beneidet hat man zu allen Zeiten gerade jene Kraft an ihnen, vermöge deren sie die Menschen willenlos machen und zum Wahne fortreissen, dass übernatürliche Führer vor ihnen her giengen. Ja, es erhebt und begeistert die Menschen, Jemanden im Besitz übernatürlicher Kräfte zu glauben: insofern hat der Wahnsinn, wie Plato sagt, die grössten Segnungen über die Menschen gebracht.— In einzelnen seltenen Fällen mag dieses Stück Wahnsinn wohl auch das Mittel gewesen sein, durch welches eine solche nach allen Seiten hin excessive Natur fest zusammengehalten wurde: auch im Leben der Individuen haben die Wahnvorstellungen häufig den Werth von Heilmitteln, welche an sich Gifte sind; doch zeigt sich endlich, bei jedem "Genie," das an seine Göttlichkeit glaubt, das Gift in dem Grade, als das "Genie" alt wird: man möge sich zum Beispiel Napoleon's erinnern, dessen Wesen sicherlich gerade durch seinen Glauben an sich und seinen Stern und durch die aus ihm fliessende Verachtung der Menschen zu der mächtigen Einheit zusammenwuchs, welche ihn aus allen modernen Menschen heraushebt, bis endlich aber dieser selbe Glaube in einen fast wahnsinnigen Fatalismus übergieng, ihn seines Schnell- und Scharfblickes beraubte und die Ursache seines Unterganges wurde.

165

Das Genie und das Nichtige. — Gerade die originellen, aus sich schöpfenden Köpfe unter den Künstlern können unter Umständen das ganz Leere und Schaale hervorbringen, während die abhängigeren Naturen, die sogenannten Talente, voller Erinnerungen an alles mögliche Gute stecken und auch im Zustand der Schwäche etwas Leidliches produciren. Sind die Originellen aber von sich selber verlassen, so giebt die Erinnerung ihnen keine Hülfe: sie werden leer.

166

Das Publicum. — Von der Tragödie begehrt das Volk eigentlich nicht mehr, als recht gerührt zu werden, um sich einmal ausweinen zu können; der Artist dagegen, der die neue Tragödie sieht, hat seine Freude an den geistreichen technischen Erfindungen und Kunstgriffen, an der Handhabung und Vertheilung des Stoffes, an der neuen Wendung alter Motive, alter Gedanken. Seine Stellung ist die ästhetische Stellung zum Kunstwerk, die des Schaffenden; die erstbeschriebene, mit alleiniger Rücksicht auf den Stoff, die des Volkes. Von dem Menschen dazwischen ist nicht zu reden, er ist weder Volk noch Artist und weiss nicht, was er will: so ist auch seine Freude unklar und gering.

167

Artistische Erziehung des Publicums. — Wenn das selbe Motiv nicht hundertfältig durch verschiedene Meister behandelt wird, lernt das Publicum nicht über das Interesse des Stoffes hinauskommen; aber zuletzt wird es selbst die Nuancen, die zarten, neuen Erfindungen in der Behandlung dieses Motives fassen und geniessen, wenn es also das Motiv längst aus zahlreichen Bearbeitungen kennt und dabei keinen Reiz der Neuheit, der Spannung mehr empfindet.

168

Künstler und sein Gefolge müssen Schritt halten. — Der Fortgang von einer Stufe des Stils zur andern muss so langsam sein, dass nicht nur die Künstler, sondern auch die Zuhörer und Zuschauer diesen Fortgang mitmachen und genau wissen, was vorgeht. Sonst entsteht auf einmal jene grosse Kluft zwischen dem Künstler, der auf abgelegener Höhe seine Werke schafft, und dem Publicum, welches nicht mehr zu jener Höhe hinaufkann und endlich missmuthig wieder tiefer hinabsteigt. Denn wenn der Künstler sein Publicum nicht mehr hebt, so sinkt es schnell abwärts, und zwar stürzt es um so tiefer und gefährlicher, je höher es ein Genius getragen hat, dem Adler vergleichbar, aus dessen Fängen die in die Wolken hinaufgetragene Schildkröte zu ihrem Unheil hinabfällt.

169

Herkunft des Komischen. — Wenn man erwägt, dass der Mensch manche hunderttausend Jahre lang ein im höchsten Grade der Furcht zugängliches Thier war und dass alles Plötzliche, Unerwartete ihn kampfbereit, vielleicht todesbereit sein hiess, ja dass selbst später, in socialen Verhältnissen, alle Sicherheit auf dem Erwarteten, auf dem Herkommen in Meinung und Thätigkeit beruhte, so darf man sich nicht wundern, dass bei allem Plötzlichen, Unerwarteten in Wort und That, wenn es ohne Gefahr und Schaden hereinbricht, der Mensch ausgelassen wird, in's Gegentheil der Furcht übergeht: das vor Angst zitternde, zusammengekrümmte Wesen schnellt empor, entfaltet sich weit,—der Mensch lacht. Diesen Uebergang aus momentaner Angst in kurz dauernden Uebermuth nennt man das Komische. Dagegen geht im Phänomen des Tragischen der Mensch schnell aus grossem, dauerndem Uebermuth in grosse Angst über; da aber unter Sterblichen der grosse dauernde Uebermuth viel seltener, als der Anlass zur Angst ist, so giebt es viel mehr des Komischen, als des Tragischen in der Welt; man lacht viel öfter, als dass man erschüttert ist.

170

Künstler-Ehrgeiz. — Die griechischen Künstler, zum Beispiel die Tragiker dichteten, um zu siegen; ihre ganze Kunst ist nicht ohne Wettkampf zu denken: die hesiodische gute Eris, der Ehrgeiz, gab ihrem Genius die Flügel. Nun verlangte dieser Ehrgeiz vor Allem, dass ihr Werk die höchste Vortrefflichkeit vor ihren eigenen Augen erhalte, so wie sie also die Vortrefflichkeit verstanden, ohne Rücksicht auf einen herrschenden Geschmack und die allgemeine Meinung über das Vortreffliche an einem Kunstwerk; und so blieben Aeschylus und Euripides lange Zeit ohne Erfolg, bis sie sich endlich Kunstrichter erzogen hatten, welche ihr Werk nach den Maassstäben würdigten, welche sie selber anlegten. Somit erstreben sie den Sieg über Nebenbuhler nach ihrer eigenen Schätzung, vor ihrem eigenen Richterstuhl, sie wollen wirklich vortrefflicher sein; dann fordern sie von Aussen her Zustimmung zu dieser eigenen Schätzung, Bestätigung ihres Urtheils. Ehre erstreben heisst hier "sich überlegen machen und wünschen, dass es auch öffentlich so erscheine." Fehlt das Erstere und wird das Zweite trotzdem begehrt, so spricht man von Eitelkeit. Fehlt das Letztere und wird es nicht vermisst, so redet man von Stolz.

171

Das Nothwendige am Kunstwerk. — Die, welche so viel von dem Nothwendigen an einem Kunstwerk reden, übertreiben, wenn sie Künstler sind, in majorem artis gloriam, oder wenn sie Laien sind, aus Unkenntniss. Die Formen eines Kunstwerkes, welche seine Gedanken zum Reden bringen, also seine Art zu sprechen sind, haben immer etwas Lässliches, wie alle Art Sprache. Der Bildhauer kann viele kleine Züge hinzuthun oder weglassen: ebenso der Darsteller, sei es ein Schauspieler oder, in Betreff der Musik, ein Virtuos oder Dirigent. Diese vielen kleinen Züge und Ausfeilungen machen ihm heute Vergnügen, morgen nicht, sie sind mehr des Künstlers als der Kunst wegen da, denn auch er bedarf, bei der Strenge und Selbstbezwingung, welche die Darstellung des Hauptgedankens von ihm fordert, gelegentlich des Zuckerbrodes und der Spielsachen, um nicht mürrisch zu werden.

172

Den Meister vergessen machen. — Der Clavierspieler, der das Werk eines Meisters zum Vortrag bringt, wird am besten gespielt haben, wenn er den Meister vergessen liess und wenn es so erschien, als ob er eine Geschichte seines Lebens erzähle oder jetzt eben Etwas erlebe. Freilich: wenn er nichts Bedeutendes ist, wird Jedermann seine Geschwätzigkeit verwünschen, mit der er uns aus seinem Leben erzählt. Also muss er verstehen, die Phantasie des Zuhörers für sich einzunehmen. Daraus wiederum erklären sich alle Schwächen und Narrheiten des "Virtuosenthums."

173

Corriger la fortune. — Es giebt schlimme Zufälligkeiten im Leben grosser Künstler, welche zum Beispiel den Maler zwingen, sein bedeutendstes Bild nur als flüchtigen Gedanken zu skizziren oder zum Beispiel Beethoven zwangen, uns in manchen grossen Sonaten (wie in der grossen B-dur) nur den ungenügenden Clavierauszug einer Symphonie zu hinterlassen. Hier soll der späterkommende Künstler das Leben der Grossen nachträglich zu corrigiren suchen: was zum Beispiel Der thun würde, welcher, als ein Meister aller Orchesterwirkungen, uns jene, dem Clavier-Scheintode verfallene Symphonie zum Leben erweckte.

174

Verkleinern. — Manche Dinge, Ereignisse oder Personen, vertragen es nicht, im kleinen Maassstabe behandelt zu werden. Man kann die Laokoon-Gruppe nicht zu einer Nippesfigur verkleinern; sie hat Grösse nothwendig. Aber viel seltener ist es, dass etwas von Natur Kleines die Vergrösserung verträgt; wesshalb es Biographen immer noch eher gelingen wird, einen grossen Mann klein darzustellen, als einen kleinen gross.

175

Sinnlichkeit in der Kunst der Gegenwart. — Die Künstler verrechnen sich jetzt häufig, wenn sie auf eine sinnliche Wirkung ihrer Kunstwerke hinarbeiten; denn ihre Zuschauer oder Zuhörer haben nicht mehr ihre vollen Sinne und gerathen, ganz wider die Absicht des Künstlers, durch sein Kunstwerk in—eine "Heiligkeit" der Empfindung, welche der Langweiligkeit nahe verwandt ist.— Ihre Sinnlichkeit fängt vielleicht dort an, wo die des Künstlers gerade aufhört, sie begegnen sich also höchstens an Einem Puncte.

176

Shakespeare als Moralist. — Shakespeare hat über die Leidenschaften viel nachgedacht und wohl von seinem Temperamente her zu vielen einen sehr nahen Zugang gehabt (Dramatiker sind im Allgemeinen ziemlich böse Menschen). Aber er vermochte nicht, wie Montaigne, darüber zu reden, sondern legte die Beobachtungen über die Passionen den passionirten Figuren in den Mund: was zwar wider die Natur ist, aber seine Dramen so gedankenvoll macht, dass sie alle anderen leer erscheinen lassen und leicht einen allgemeinen Widerwillen gegen sie erwecken.— Die Sentenzen Schiller's (welchen fast immer falsche oder unbedeutende Einfälle zu Grunde liegen) sind eben Theatersentenzen und wirken als solche sehr stark: während die Sentenzen Shakespeare's seinem Vorbilde Montaigne Ehre machen und ganz ernsthafte Gedanken in geschliffener Form enthalten, desshalb aber für die Augen des Theaterpublicums zu fern und zu fein, also unwirksam sind.

177

Sich gut zu Gehör bringen. — Man muss nicht nur verstehen, gut zu spielen, sondern auch sich gut zu Gehör zu bringen. Die Geige in der Hand des grössten Meisters giebt nur ein Gezirp von sich, wenn der Raum zu gross ist; man kann da den Meister mit jedem Stümper verwechseln.

178

Das Unvollständige als das Wirksame. — Wie Relieffiguren dadurch so stark auf die Phantasie wirken, dass sie gleichsam auf dem Wege sind, aus der Wand herauszutreten und plötzlich, irgend wodurch gehemmt, Halt machen: so ist mitunter die reliefartig unvollständige Darstellung eines Gedankens, einer ganzen Philosophie wirksamer, als die erschöpfende Ausführung: man überlässt der Arbeit des Beschauers mehr, er wird aufgeregt, das, was in so starkem Licht und Dunkel vor ihm sich abhebt, fortzubilden, zu Ende zu denken und jenes Hemmniss selber zu überwinden, welches ihrem völligen Heraustreten bis dahin hinderlich war.

179

Gegen die Originalen.— Wenn die Kunst sich in den abgetragensten Stoff kleidet, erkennt man sie am besten als Kunst.

180

Collectivgeist.— Ein guter Schriftsteller hat nicht nur seinen eigenen Geist, sondern auch noch den Geist seiner Freunde.

181

Zweierlei Verkennung. — Das Unglück scharfsinniger und klarer Schriftsteller ist, dass man sie für flach nimmt und desshalb ihnen keine Mühe zuwendet: und das Glück der unklaren, dass der Leser sich an ihnen abmüht und die Freude über seinen Eifer ihnen zu Gute schreibt.

182

Verhältniss zur Wissenschaft. — Alle Die haben kein wirkliches Interesse an einer Wissenschaft, welche erst dann anfangen, für sie warm zu werden, wenn sie selbst Entdeckungen in ihr gemacht haben.

183

Der Schlüssel. — Der eine Gedanke, auf den ein bedeutender Mensch, zum Gelächter und Spott der Unbedeutenden, grossen Werth legt, ist für ihn ein Schlüssel zu verborgenen Schatzkammern, für jene nicht mehr, als ein Stück alten Eisens.

184

Unübersetzbar.— Es ist weder das Beste, noch das Schlechteste an einem Buche, was an ihm unübersetzbar ist.

185

Paradoxien des Autors. — Die sogenannten Paradoxien des Autors, an welchen ein Leser Anstoss nimmt, stehen häufig gar nicht im Buche des Autors, sondern im Kopfe des Lesers.

186

Witz.— Die witzigsten Autoren erzeugen das kaum bemerkbarste Lächeln.

187

Die Antithese.— Die Antithese ist die enge Pforte, durch welche sich am liebsten der Irrthum zur Wahrheit schleicht.

188

Denker als Stilisten.— Die meisten Denker schreiben schlecht, weil sie uns nicht nur ihre Gedanken, sondern auch das Denken der Gedanken mittheilen.

189

Gedanken im Gedicht. — Der Dichter führt seine Gedanken festlich daher, auf dem Wagen des Rhythmus': gewöhnlich desshalb, weil diese zu Fuss nicht gehen können.

190

Sünde wider den Geist des Lesers. — Wenn der Autor sein Talent verleugnet, blos um sich dem Leser gleich zu stellen, so begeht er die einzige Todsünde, welche ihm Jener nie verzeiht: im Fall er nämlich Etwas davon merkt. Man darf dem Menschen sonst alles Böse nachsagen: aber in der Art, wie man es sagt, muss man seine Eitelkeit wieder aufzurichten wissen.

191

Gränze der Ehrlichkeit.— Auch dem ehrlichsten Schriftsteller entfällt ein Wort zu viel, wenn er eine Periode abrunden will.

192

Der beste Autor.— Der beste Autor wird der sein, welcher sich schämt, Schriftsteller zu werden.

193

Drakonisches Gesetz gegen Schriftsteller. — Man sollte einen Schriftsteller als einen Missethäter ansehen, der nur in den seltensten Fällen Freisprechung oder Begnadigung verdient: das wäre ein Mittel gegen das Ueberhandnehmen der Bücher.

194

Die Narren der modernen Cultur. — Die Narren der mittelalterlichen Höfe entsprechen unseren Feuilletonisten; es ist die selbe Gattung Menschen, halbvernünftig, witzig, übertrieben, albern, mitunter nur dazu da, das Pathos der Stimmung durch Einfälle, durch Geschwätz zu mildern und den allzu schweren, feierlichen Glockenklang grosser Ereignisse durch Geschrei zu übertäuben; ehemals im Dienste der Fürsten und Adeligen, jetzt im Dienste von Parteien (wie in Partei-Sinn und Partei-Zucht ein guter Theil der alten Unterthänigkeit im Verkehr des Volkes mit dem Fürsten jetzt noch fortlebt). Der ganze moderne Litteratenstand steht aber den Feuilletonisten sehr nahe, es sind die "Narren der modernen Cultur," welche man milder beurtheilt, wenn man sie als nicht ganz zurechnungsfähig nimmt. Schriftstellerei als Lebensberuf zu betrachten, sollte billigerweise als eine Art Tollheit gelten.

195

Den Griechen nach. — Der Erkenntniss steht es gegenwärtig sehr im Wege, dass alle Worte durch hundertjährige Uebertreibung des Gefühls dunstig und aufgeblasen geworden sind. Die höhere Stufe der Cultur, welche sich unter die Herrschaft (wenn auch nicht unter die Tyrannei) der Erkenntniss stellt, hat eine grosse Ernüchterung des Gefühls und eine starke Concentration aller Worte vonnöthen; worin uns die Griechen im Zeitalter des Demosthenes vorangegangen sind. Das Ueberspannte bezeichnet alle modernen Schriften; und selbst wenn sie einfach geschrieben sind, so werden die Worte in denselben noch zu excentrisch gefühlt. Strenge Ueberlegung, Gedrängtheit, Kälte, Schlichtheit, selbst absichtlich bis an die Gränze hinab, überhaupt An-sich-halten des Gefühls und Schweigsamkeit,—das kann allein helfen.— Uebrigens ist diese kalte Schreib- und Gefühlsart, als Gegensatz, jetzt sehr reizvoll: und darin liegt freilich eine neue Gefahr. Denn die scharfe Kälte ist so gut ein Reizmittel, als ein hoher Wärmegrad.

196

Gute Erzähler schlechte Erklärer. — Bei guten Erzählern steht oft eine bewunderungswürdige psychologische Sicherheit und Consequenz, soweit diese in den Handlungen ihrer Personen hervortreten kann, in einem geradezu lächerlichen Gegensatz zu der Ungeübtheit ihres psychologischen Denkens: so dass ihre Cultur in dem einen Augenblicke ebenso ausgezeichnet hoch, als im nächsten bedauerlich tief erscheint. Es kommt gar zu häufig vor, dass sie ihre eigenen Helden und deren Handlungen ersichtlich falsch erklären,—es ist daran kein Zweifel, so unwahrscheinlich die Sache klingt. Vielleicht hat der grösste Clavierspieler nur wenig über die technischen Bedingungen und die specielle Tugend, Untugend, Nutzbarkeit und Erziehbarkeit jedes Fingers (daktylische Ethik) nachgedacht, und macht grobe Fehler, wenn er von solchen Dingen redet.

197

Die Schriften von Bekannten und ihre Leser. — Wir lesen Schriften von Bekannten (Freunden und Feinden) doppelt, insofern fortwährend unsere Erkenntniss daneben flüstert: "das ist von ihm, ein Merkmal seines inneren Wesens, seiner Erlebnisse, seiner Begabung," und wiederum eine andere Art Erkenntniss dabei festzustellen sucht, was der Ertrag jenes Werkes an sich ist, welche Schätzung es überhaupt, abgesehen von seinem Verfasser, verdient, welche Bereicherung des Wissens es mit sich bringt. Diese beiden Arten des Lesens und Erwägens stören sich, wie das sich von selbst versteht, gegenseitig. Auch eine Unterhaltung mit einem Freunde wird dann erst gute Früchte der Erkenntniss zeitigen, wenn Beide endlich nur noch an die Sache denken, und vergessen, dass sie Freunde sind.

198

Rhythmische Opfer. — Gute Schriftsteller verändern den Rhythmus mancher Periode blos desshalb, weil sie den gewöhnlichen Lesern nicht die Fähigkeit zuerkennen, den Tact, welchem die Periode in ihrer ersten Fassung folgte, zu begreifen: desshalb erleichtern sie es ihnen, indem sie bekannteren Rhythmen den Vorzug geben.— Diese Rücksicht auf das rhythmische Unvermögen der jetzigen Leser hat schon manche Seufzer entlockt, denn ihr ist viel schon zum Opfer gefallen.— Ob es guten Musikern nicht ähnlich ergeht?

199

Das Unvollständige als künstlerisches Reizmittel. — Das Unvollständige ist oft wirksamer als die Vollständigkeit, so namentlich in der Lobrede: für ihre Zwecke braucht man gerade eine anreizende Unvollständigkeit, als ein irrationales Element, welches der Phantasie des Hörers ein Meer vorspiegelt und gleich einem Nebel die gegenüberliegende Küste, also die Begränztheit des zu lobenden Gegenstandes, verdeckt. Wenn man die bekannten Verdienste eines Menschen erwähnt und dabei ausführlich und breit ist, so lässt diess immer den Argwohn aufkommen, es seien die einzigen Verdienste. Der vollständig Lobende stellt sich über den Gelobten, er scheint ihn zu übersehen. Desshalb wirkt das Vollständige abschwächend.

200

Vorsicht im Schreiben und Lehren. — Wer erst geschrieben hat und die Leidenschaft des Schreibens in sich fühlt, lernt fast aus Allem, was er treibt und erlebt, nur Das noch heraus, was schriftstellerisch mittheilbar ist. Er denkt nicht mehr an sich, sondern an den Schriftsteller und sein Publicum; er will die Einsicht, aber nicht zum eigenen Gebrauche. Wer Lehrer ist, ist meistens unfähig, etwas Eigenes noch für sein eigenes Wohl zu treiben, er denkt immer an das Wohl seiner Schüler und jede Erkenntniss erfreut ihn nur, so weit er sie lehren kann. Er betrachtet sich zuletzt als einen Durchweg des Wissens und überhaupt als Mittel, so dass er den Ernst für sich verloren hat.

201

Schlechte Schriftsteller nothwendig. — Es wird immer schlechte Schriftsteller geben müssen, denn sie entsprechen dem Geschmack der unentwickelten, unreifen Altersclassen; diese haben so gut ihr Bedürfniss wie die reifern. Wäre das menschliche Leben länger, so würde die Zahl der reif gewordenen Individuen überwiegend oder mindestens gleich gross mit der der unreifen ausfallen; so aber sterben bei Weitem die meisten zu jung, das heisst es giebt immer viel mehr unentwickelte Intellecte mit schlechtem Geschmack. Diese begehren überdiess, mit der grösseren Heftigkeit der Jugend, nach Befriedigung ihres Bedürfnisses, und sie erzwingen sich schlechte Autoren.

202

Zu nah und zu fern. — Der Leser und der Autor verstehen sich häufig desshalb nicht, weil der Autor sein Thema zu gut kennt und es beinahe langweilig findet, so dass er sich die Beispiele erlässt, die er zu Hunderten weiss; der Leser aber ist der Sache fremd und findet sie leicht schlecht begründet, wenn ihm die Beispiele vorenthalten werden.

203

Eine verschwundene Vorbereitung zur Kunst.— An Allem, was das Gymnasium trieb, war das Werthvollste die Uebung im lateinischen Stil: diese war eben eine Kunstübung, während alle anderen Beschäftigungen nur das Wissen zum Zweck hatten. Den deutschen Aufsatz voranzustellen, ist Barbarei, denn wir haben keinen mustergültigen, an öffentlicher Beredtsamkeit emporgewachsenen deutschen Stil; will man aber durch den deutschen Aufsatz die Uebung im Denken fördern, so ist es gewiss besser, wenn man einstweilen von Stil dabei überhaupt absieht, also zwischen der Uebung im Denken und der im Darstellen scheidet. Letztere sollte sich auf mannichfache Fassung eines gegebenen Inhaltes beziehen und nicht auf selbständiges Erfinden eines Inhaltes. Die blose Darstellung bei gegebenem Inhalte war die Aufgabe des lateinischen Stils, für welchen die alten Lehrer eine längst verloren gegangene Feinheit des Gehörs besassen. Wer ehemals gut in einer modernen Sprache schreiben lernte, verdankte es dieser Uebung (jetzt muss man sich nothgedrungen zu den älteren Franzosen in die Schule schicken); aber noch mehr: er bekam einen Begriff von der Hoheit und Schwierigkeit der Form und wurde für die Kunst überhaupt auf dem einzig richtigen Wege vorbereitet, durch Praxis.

204

Dunkles und Ueberhelles neben einander. — Schriftsteller, welche im Allgemeinen ihren Gedanken keine Deutlichkeit zu geben verstehen, werden im Einzelnen mit Vorliebe die stärksten, übertriebensten Bezeichnungen und Superlative wählen: dadurch entsteht eine Lichtwirkung, wie bei Fackelbeleuchtung auf verworrenen Waldwegen.

205

Schriftstellerisches Malerthum. — Einen bedeutenden Gegenstand wird man am besten darstellen, wenn man die Farben zum Gemälde aus dem Gegenstande selber, wie ein Chemiker, nimmt und sie dann wie ein Artist verbraucht: so dass man die Zeichnung aus den Gränzen und Uebergängen der Farben erwachsen lässt. So bekommt das Gemälde Etwas von dem hinreissenden Naturelement, welches den Gegenstand selber bedeutend macht.

206

Bücher, welche tanzen lehren. — Es giebt Schriftsteller, welche dadurch, dass sie Unmögliches als möglich darstellen und vom Sittlichen und Genialen so reden, als ob beides nur eine Laune, ein Belieben sei, ein Gefühl von übermüthiger Freiheit hervorbringen, wie wenn der Mensch sich auf die Fussspitzen stellte und vor innerer Lust durchaus tanzen müsste.

207

Nicht fertig gewordene Gedanken. — Ebenso wie nicht nur das Mannesalter, sondern auch Jugend und Kindheit einen Werth an sich haben und gar nicht nur als Durchgänge und Brücken zu schätzen sind, so haben auch die nicht fertig gewordenen Gedanken ihren Werth. Man muss desshalb einen Dichter nicht mit subtiler Auslegung quälen und sich an der Unsicherheit seines Horizontes vergnügen, wie als ob der Weg zu mehreren Gedanken noch offen sei. Man steht an der Schwelle; man wartet wie bei der Ausgrabung eines Schatzes: es ist, als ob ein Glücksfund von Tiefsinn eben gemacht werden sollte. Der Dichter nimmt Etwas von der Lust des Denkers beim Finden eines Hauptgedankens vorweg und macht uns damit begehrlich, so dass wir nach diesem haschen; der aber gaukelt an unserm Kopf vorüber und zeigt die schönsten Schmetterlingsflügel—und doch entschlüpft er uns.

208

Das Buch fast zum Menschen geworden. — Jeden Schriftsteller überrascht es von Neuem, wie das Buch, sobald es sich von ihm gelöst hat, ein eigenes Leben für sich weiterlebt; es ist ihm zu Muthe, als wäre der eine Theil eines Insectes losgetrennt und gienge nun seinen eigenen Weg weiter. Vielleicht vergisst er es fast ganz, vielleicht erhebt er sich über die darin niedergelegten Ansichten, vielleicht selbst versteht er es nicht mehr und hat jene Schwingen verloren, auf denen er damals flog, als er jenes Buch aussann: währenddem sucht es sich seine Leser, entzündet Leben, beglückt, erschreckt, erzeugt neue Werke, wird die Seele von Vorsätzen und Handlungen—kurz: es lebt wie ein mit Geist und Seele ausgestattetes Wesen und ist doch kein Mensch.— Das glücklichste Loos hat der Autor gezogen, welcher, als alter Mann, sagen kann, dass Alles, was von lebenzeugenden, kräftigenden, erhebenden, aufklärenden Gedanken und Gefühlen in ihm war, in seinen Schriften noch fortlebe und dass er selber nur noch die graue Asche bedeute, während das Feuer überall hin gerettet und weiter getragen sei.— Erwägt man nun gar, dass jede Handlung eines Menschen, nicht nur ein Buch, auf irgend eine Art Anlass zu anderen Handlungen, Entschlüssen, Gedanken wird, dass Alles, was geschieht, unlösbar fest sich mit Allem, was geschehen wird, verknotet, so erkennt man die wirkliche Unsterblichkeit, die es giebt, die der Bewegung: was einmal bewegt hat, ist in dem Gesammtverbande alles Seienden, wie in einem Bernstein ein Insect, eingeschlossen und verewigt.

209

Freude im Alter. — Der Denker und ebenso der Künstler, welcher sein besseres Selbst in Werke geflüchtet hat, empfindet eine fast boshafte Freude, wenn er sieht, wie sein Leib und Geist langsam von der Zeit angebrochen und zerstört werden, als ob er aus einem Winkel einen Dieb an seinem Geldschranke arbeiten sähe, während er weiss, dass dieser leer ist und alle Schätze gerettet sind.

210

Ruhige Fruchtbarkeit. — Die geborenen Aristokraten des Geistes sind nicht zu eifrig; ihre Schöpfungen erscheinen und fallen an einem ruhigen Herbstabend vom Baume, ohne hastig begehrt, gefördert, durch Neues verdrängt zu werden. Das unablässige Schaffenwollen ist gemein und zeigt Eifersucht, Neid, Ehrgeiz an. Wenn man Etwas ist, so braucht man eigentlich Nichts zu machen,—und thut doch sehr viel. Es giebt über dem "productiven" Menschen noch eine höhere Gattung.

211

Achilles und Homer.— Es ist immer wie zwischen Achilles und Homer: der Eine hat das Erlebniss, die Empfindung, der Andere beschreibt sie. Ein wirklicher Schriftsteller giebt dem Affect und der Erfahrung Anderer nur Worte, er ist Künstler, um aus dem Wenigen, was er empfunden hat, viel zu errathen. Künstler sind keineswegs die Menschen der grossen Leidenschaft, aber häufig geben sie sich als solche in der unbewussten Empfindung, dass man ihrer gemalten Leidenschaft mehr traut, wenn ihr eigenes Leben für ihre Erfahrung auf diesem Gebiete spricht. Man braucht sich ja nur gehen zu lassen, sich nicht zu beherrschen, seinem Zorn, seiner Begierde offenen Spielraum zu gönnen, sofort schreit alle Welt: wie leidenschaftlich ist er! Aber mit der tiefwühlenden, das Individuum anzehrenden und oft verschlingenden Leidenschaft hat es Etwas auf sich: wer sie erlebt, beschreibt sie gewiss nicht in Dramen, Tönen oder Romanen. Künstler sind häufig zügellose Individuen, soweit sie eben nicht Künstler sind: aber das ist etwas Anderes.

212

Alte Zweifel über die Wirkung der Kunst. — Sollten Mitleid und Furcht wirklich, wie Aristoteles will, durch die Tragödie entladen werden, so dass der Zuhörer kälter und ruhiger nach Hause zurückkehre? Sollten Geistergeschichten weniger furchtsam und abergläubisch machen? Es ist bei einigen physischen Vorgängen, zum Beispiel bei dem Liebesgenuss, wahr, dass mit der Befriedigung eines Bedürfnisses eine Linderung und zeitweilige Herabstimmung des Triebes eintritt. Aber die Furcht und das Mitleid sind nicht in diesem Sinne Bedürfnisse bestimmter Organe, welche erleichtert werden wollen. Und auf die Dauer wird selbst jeder Trieb durch Uebung in seiner Befriedigung gestärkt, trotz jener periodischen Linderungen. Es wäre möglich, dass Mitleid und Furcht in jedem einzelnen Falle durch die Tragödie gemildert und entladen würden: trotzdem könnten sie im Ganzen durch die tragische Einwirkung überhaupt grösser werden, und Plato behielte doch Recht, wenn er meint, dass man durch die Tragödie insgesammt ängstlicher und rührseliger werde. Der tragische Dichter selbst würde dann nothwendig eine düstere, furchtvolle Weltbetrachtung und eine weiche, reizbare, thränensüchtige Seele bekommen, desgleichen würde es zu Plato's Meinung stimmen, wenn die tragischen Dichter und ebenso die ganzen Stadtgemeinden, welche sich besonders an ihnen ergötzen, zu immer grösserer Maass- und Zügellosigkeit ausarten.— Aber welches Recht hat unsere Zeit überhaupt, auf die grosse Frage Plato's nach dem moralischen Einfluss der Kunst eine Antwort zu geben? Hätten wir selbst die Kunst,—wo haben wir den Einfluss, irgend einen Einfluss der Kunst?

213

Freude am Unsinn. — Wie kann der Mensch Freude am Unsinn haben? So weit nämlich auf der Welt gelacht wird, ist diess der Fall; ja man kann sagen, fast überall wo es Glück giebt, giebt es Freude am Unsinn. Das Umwerfen der Erfahrung in's Gegentheil, des Zweckmässigen in's Zwecklose, des Nothwendigen in's Beliebige, doch so, dass dieser Vorgang keinen Schaden macht und nur einmal aus Uebermuth vorgestellt wird, ergötzt, denn es befreit uns momentan von dem Zwange des Nothwendigen, Zweckmässigen und Erfahrungsgemässen, in denen wir für gewöhnlich unsere unerbittlichen Herren sehen; wir spielen und lachen dann, wenn das Erwartete (das gewöhnlich bange macht und spannt) sich, ohne zu schädigen, entladet. Es ist die Freude der Sclaven am Saturnalienfeste.

214

Veredelung der Wirklichkeit. — Dadurch, dass die Menschen in dem aphrodisischen Triebe eine Gottheit sahen und ihn mit anbetender Dankbarkeit in sich wirkend fühlten, ist im Verlaufe der Zeit jener Affect mit höheren Vorstellungsreihen durchzogen und dadurch thatsächlich sehr veredelt worden. So haben sich einige Völker, vermöge dieser Kunst des Idealisirens, aus Krankheiten grosse Hülfsmächte der Cultur geschaffen: zum Beispiel die Griechen, welche in früheren Jahrhunderten an grossen Nerven-Epidemien (in der Art der Epilepsie und des Veitstanzes) litten und daraus den herrlichen Typus der Bacchantin herausgebildet haben.— Die Griechen besassen nämlich Nichts weniger, als eine vierschrötige Gesundheit;—ihr Geheimniss war, auch die Krankheit, wenn sie nur Macht hatte, als Gott zu verehren.

215

Musik.— Die Musik ist nicht an und für sich so bedeutungsvoll für unser Inneres, so tief erregend, dass sie als unmittelbare Sprache des Gefühls gelten dürfte; sondern ihre uralte Verbindung mit der Poesie hat so viel Symbolik in die rhythmische Bewegung, in Stärke und Schwäche des Tones gelegt, dass wir jetzt wähnen, sie spräche direct zum Inneren und käme aus dem Inneren. Die dramatische Musik ist erst möglich, wenn sich die Tonkunst ein ungeheures Bereich symbolischer Mittel erobert hat, durch Lied, Oper und hundertfältige Versuche der Tonmalerei. Die "absolute Musik" ist entweder Form an sich, im rohen Zustand der Musik, wo das Erklingen in Zeitmaass und verschiedener Stärke überhaupt Freude macht, oder die ohne Poesie schon zum Verständniss redende Symbolik der Formen, nachdem in langer Entwickelung beide Künste verbunden waren und endlich die musicalische Form ganz mit Begriffs- und Gefühlsfäden durchsponnen ist. Menschen, welche in der Entwickelung der Musik zurückgeblieben sind, können das selbe Tonstück rein formalistisch empfinden, wo die Fortgeschrittenen Alles symbolisch verstehen. An sich ist keine Musik tief und bedeutungsvoll, sie spricht nicht vom "Willen," vom "Dinge an sich"; das konnte der Intellect erst in einem Zeitalter wähnen, welches den ganzen Umfang des inneren Lebens für die musicalische Symbolik erobert hatte. Der Intellect selber hat diese Bedeutsamkeit erst in den Klang hineingelegt, wie er in die Verhältnisse von Linien und Massen bei der Architektur ebenfalls Bedeutsamkeit gelegt hat, welche aber an sich den mechanischen Gesetzen ganz fremd ist.

216

Gebärde und Sprache. — Aelter als die Sprache ist das Nachmachen von Gebärden, welches unwillkürlich vor sich geht und jetzt noch, bei einer allgemeinen Zurückdrängung der Gebärdensprache und gebildeten Beherrschung der Muskeln, so stark ist, dass wir ein bewegtes Gesicht nicht ohne Innervation unseres Gesichts ansehen können (man kann beobachten, dass fingirtes Gähnen bei Einem, der es sieht, natürliches Gähnen hervorruft). Die nachgeahmte Gebärde leitete Den, der nachahmte, zu der Empfindung zurück, welche sie im Gesicht oder Körper des Nachgeahmten ausdrückte. So lernte man sich verstehen: so lernt noch das Kind die Mutter verstehen. Im Allgemeinen mögen schmerzhafte Empfindungen wohl auch durch Gebärden ausgedrückt worden sein, welche Schmerz ihrerseits verursachen (zum Beispiel durch Haar ausraufen, die-Brust-schlagen, gewaltsame Verzerrungen und Anspannungen der Gesichtsmuskeln). Umgekehrt: Gebärden der Lust waren selber lustvoll und eigneten sich dadurch leicht zum Mittheilen des Verständnisses (Lachen als Aeusserung des Gekitzeltwerdens, welches lustvoll ist, diente wiederum zum Ausdruck anderer lustvoller Empfindungen).— Sobald man sich in Gebärden verstand, konnte wiederum eine Symbolik der Gebärde entstehen: ich meine, man konnte über eine Tonzeichensprache sich verständigen, so zwar, dass man zuerst Ton und Gebärde (zu der er symbolisch hinzutrat), später nur den Ton hervorbrachte.— Es scheint sich da in früher Zeit das Selbe oftmals ereignet zu haben, was jetzt vor unseren Augen und Ohren in der Entwickelung der Musik, namentlich der dramatischen Musik, vor sich geht: während zuerst die Musik, ohne erklärenden Tanz und Mimus (Gebärdensprache), leeres Geräusch ist, wird durch lange Gewöhnung an jenes Nebeneinander von Musik und Bewegung das Ohr zur sofortigen Ausdeutung der Tonfiguren eingeschult und kommt endlich auf eine Höhe des schnellen Verständnisses, wo es der sichtbaren Bewegung gar nicht mehr bedarf und den Tondichter ohne dieselbe versteht. Man redet dann von absoluter Musik, das heisst von Musik, in der Alles ohne weitere Beihülfe sofort symbolisch verstanden wird.

217

Die Entsinnlichung der höheren Kunst. — Unsere Ohren sind, vermöge der ausserordentlichen Uebung des Intellects durch die Kunstentwickelung der neuen Musik, immer intellectualer geworden. Desshalb ertragen wir jetzt viel grössere Tonstärke, viel mehr "Lärm," weil wir viel besser eingeübt sind, auf die Vernunft in ihm hin zu horchen, als unsere Vorfahren. Thatsächlich sind nun alle unsere Sinne eben dadurch, dass sie sogleich nach der Vernunft, also nach dem "es bedeutet" und nicht mehr nach dem "es ist" fragen, etwas abgestumpft worden: wie sich eine solche Abstumpfung zum Beispiel in der unbedingten Herrschaft der Temperatur der Töne verräth; denn jetzt gehören Ohren, welche die feineren Unterscheidungen, zum Beispiel zwischen cis und des, noch machen, zu den Ausnahmen. In dieser Hinsicht ist unser Ohr vergröbert worden. Sodann ist die hässliche, den Sinnen ursprünglich feindselige Seite der Welt für die Musik erobert worden; ihr Machtbereich, namentlich zum Ausdruck des Erhabenen, Furchtbaren, Geheimnissvollen, hat sich damit erstaunlich erweitert; unsere Musik bringt jetzt Dinge zum Reden, welche früher keine Zunge hatten. In ähnlicher Weise haben einige Maler das Auge intellectualer gemacht und sind weit über Das hinausgegangen, was man früher Farben- und Formenfreude nannte. Auch hier ist die ursprünglich als hässlich geltende Seite der Welt vom künstlerischen Verstande erobert worden.— Was ist von alledem die Consequenz? je gedankenfähiger Auge und Ohr werden, um so mehr kommen sie an die Gränze, wo sie unsinnlich werden: die Freude wird in's Gehirn verlegt, die Sinnesorgane selbst werden stumpf und schwach, das Symbolische tritt immer mehr an Stelle des Seienden,—und so gelangen wir auf diesem Wege so sicher zur Barbarei, wie auf irgend einem anderen. Einstweilen heisst es noch: die Welt ist hässlicher als je, aber sie bedeutet eine schönere Welt als je gewesen. Aber je mehr der Ambraduft der Bedeutung sich zerstreut und verflüchtigt, um so seltener werden Die, welche ihn noch wahrnehmen: und die Uebrigen bleiben endlich bei dem Hässlichen stehen und suchen es direct zu geniessen, was ihnen aber immer misslingen muss. So giebt es in Deutschland eine doppelte Strömung der musicalischen Entwickelung: hier eine Schaar von Zehntausend mit immer höheren, zarteren Ansprüchen und immer mehr nach dem "es bedeutet" hinhörend, und dort die ungeheuere Ueberzahl, welche alljährlich immer unfähiger wird, das Bedeutende auch in der Form der sinnlichen Hässlichkeit zu verstehen und desshalb nach dem an sich Hässlichen und Ekelhaften, das heisst dem niedrig Sinnlichen, in der Musik mit immer mehr Behagen greifen lernt.

218

Der Stein ist mehr Stein als früher. — Wir verstehen im Allgemeinen Architektur nicht mehr, wenigstens lange nicht in der Weise, wie wir Musik verstehen. Wir sind aus der Symbolik der Linien und Figuren herausgewachsen, wie wir der Klangwirkungen der Rhetorik entwöhnt sind, und haben diese Art von Muttermilch der Bildung nicht mehr vom ersten Augenblick unseres Lebens an eingesogen. An einem griechischen oder christlichen Gebäude bedeutete ursprünglich Alles Etwas, und zwar in Hinsicht auf eine höhere Ordnung der Dinge: diese Stimmung einer unausschöpflichen Bedeutsamkeit lag um das Gebäude gleich einem zauberhaften Schleier. Schönheit kam nur nebenbei in das System hinein, ohne die Grundempfindung des Unheimlich-Erhabenen, des durch Götternähe und Magie Geweihten, wesentlich zu beeinträchtigen; Schönheit milderte höchstens das Grauen,—aber dieses Grauen war überall die Voraussetzung.— Was ist uns jetzt die Schönheit eines Gebäudes? Das Selbe wie das schöne Gesicht einer geistlosen Frau: etwas Maskenhaftes.

219

Religiöse Herkunft der neueren Musik. — Die seelenvolle Musik entsteht in dem wiederhergestellten Katholicismus nach dem tridentinischen Concil, durch Palestrina, welcher dem neu erwachten innigen und tief bewegten Geiste zum Klange verhalf; später, mit Bach, auch im Protestantismus, soweit dieser durch die Pietisten vertieft und von seinem ursprünglich dogmatischen Grundcharakter losgebunden worden war. Voraussetzung und nothwendige Vorstufe für beide Entstehungen ist die Befassung mit Musik, wie sie dem Zeitalter der Renaissance und Vor-Renaissance zu eigen war, namentlich jene gelehrte Beschäftigung mit Musik, jene im Grunde wissenschaftliche Lust an den Kunststücken der Harmonik und Stimmführung. Andererseits musste auch die Oper vorhergegangen sein: in welcher der Laie seinen Protest gegen eine zu gelehrt gewordene kalte Musik zu erkennen gab und der Polyhymnia wieder eine Seele schenken wollte.— Ohne jene tief religiöse Umstimmung, ohne das Ausklingen des innerlichst-erregten Gemüthes wäre die Musik gelehrt oder opernhaft geblieben; der Geist der Gegenreformation ist der Geist der modernen Musik (denn jener Pietismus in Bach's Musik ist auch eine Art Gegenreformation). So tief sind wir dem religiösen Leben verschuldet.— Die Musik war die Gegenrenaissance im Gebiete der Kunst, zu ihr gehört die spätere Malerei des Murillo, zu ihr vielleicht auch der Barockstil: mehr jedenfalls als die Architektur der Renaissance oder des Alterthums. Und noch jetzt dürfte man fragen: wenn unsere neuere Musik die Steine bewegen könnte, würde sie diese zu einer antiken Architektur zusammensetzen? Ich zweifle sehr. Denn Das, was in dieser Musik regiert, der Affect, die Lust an erhöhten, weit gespannten Stimmungen, das Lebendig-werden-wollen um jeden Preis, der rasche Wechsel der Empfindung, die starke Reliefwirkung in Licht und Schatten, die Nebeneinanderstellung der Ekstase und des Naiven,—das hat Alles schon einmal in den bildenden Künsten regiert und neue Stilgesetze geschaffen:—es war aber weder im Alterthum noch in der Zeit der Renaissance.

220

Das Jenseits in der Kunst. — Nicht ohne tiefen Schmerz gesteht man sich ein, dass die Künstler aller Zeiten in ihrem höchsten Aufschwunge gerade jene Vorstellungen zu einer himmlischen Verklärung hinaufgetragen haben, welche wir jetzt als falsch erkennen: sie sind die Verherrlicher der religiösen und philosophischen Irrthümer der Menschheit, und sie hätten diess nicht sein können ohne den Glauben an die absolute Wahrheit derselben. Nimmt nun der Glaube an eine solche Wahrheit überhaupt ab, verblassen die Regenbogenfarben um die äussersten Enden des menschlichen Erkennens und Wähnens: so kann jene Gattung von Kunst nie wieder aufblühen, welche, wie die divina commedia, die Bilder Rafael's, die Fresken Michelangelo's, die gothischen Münster, nicht nur eine kosmische, sondern auch eine metaphysische Bedeutung der Kunstobjecte voraussetzt. Es wird eine rührende Sage daraus werden, dass es eine solche Kunst, einen solchen Künstlerglauben gegeben habe.

221

Die Revolution in der Poesie. — Der strenge Zwang, welchen sich die französischen Dramatiker auferlegten, in Hinsicht auf Einheit der Handlung, des Ortes und der Zeit, auf Stil, Vers- und Satzbau, Auswahl der Worte und Gedanken, war eine so wichtige Schule, wie die des Contrapuncts und der Fuge in der Entwickelung der modernen Musik oder wie die Gorgianischen Figuren in der griechischen Beredtsamkeit. Sich so zu binden, kann absurd erscheinen; trotzdem giebt es kein anderes Mittel, um aus dem Naturalisiren herauszukommen, als sich zuerst auf das allerstärkste (vielleicht allerwillkürlichste) zu beschränken. Man lernt so allmählich mit Grazie selbst auf den schmalen Stegen schreiten, welche schwindelnde Abgründe überbrücken, und bringt die höchste Geschmeidigkeit der Bewegung als Ausbeute mit heim: wie die Geschichte der Musik vor den Augen aller Jetztlebenden beweist. Hier sieht man, wie Schritt vor Schritt die Fesseln lockerer werden, bis sie endlich ganz abgeworfen scheinen können: dieser Schein ist das höchste Ergebniss einer nothwendigen Entwickelung in der Kunst. In der modernen Dichtkunst gab es keine so glückliche allmähliche Herauswickelung aus den selbstgelegten Fesseln. Lessing machte die französische Form, das heisst die einzige moderne Kunstform, zum Gespött in Deutschland und verwies auf Shakespeare, und so verlor man die Stetigkeit jener Entfesselung und machte einen Sprung in den Naturalismus—das heisst in die Anfänge der Kunst zurück. Aus ihm versuchte sich Goethe zu retten, indem er sich immer von Neuem wieder auf verschiedene Art zu binden wusste; aber auch der Begabteste bringt es nur zu einem fortwährenden Experimentiren, wenn der Faden der Entwickelung einmal abgerissen ist. Schiller verdankt die ungefähre Sicherheit seiner Form dem unwillkürlich verehrten, wenn auch verleugneten Vorbilde der französischen Tragödie und hielt sich ziemlich unabhängig von Lessing (dessen dramatische Versuche er bekanntlich ablehnte). Den Franzosen selber fehlten nach Voltaire auf einmal die grossen Talente, welche die Entwickelung der Tragödie aus dem Zwange zu jenem Scheine der Freiheit fortgeführt hätten; sie machten später nach deutschem Vorbilde auch den Sprung in eine Art von Rousseau'schem Naturzustand der Kunst und experimentirten. Man lese nur von Zeit zu Zeit Voltaire's Mahomet, um sich klar vor die Seele zu stellen, was durch jenen Abbruch der Tradition ein für alle Mal der europäischen Cultur verloren gegangen ist. Voltaire war der letzte der grossen Dramatiker, welcher seine vielgestaltige, auch den grössten tragischen Gewitterstürmen gewachsene Seele durch griechisches Maass bändigte,—er vermochte Das, was noch kein Deutscher vermochte, weil die Natur des Franzosen der griechischen viel verwandter ist, als die Natur des Deutschen—; wie er auch der letzte grosse Schriftsteller war, der in der Behandlung der Prosa-Rede griechisches Ohr, griechische Künstler-Gewissenhaftigkeit, griechische Schlichtheit und Anmuth hatte; ja wie er einer der letzten Menschen gewesen ist, welche die höchste Freiheit des Geistes und eine schlechterdings unrevolutionäre Gesinnung in sich vereinigen können, ohne inconsequent und feige zu sein. Seitdem ist der moderne Geist mit seiner Unruhe, seinem Hass gegen Maass und Schranke, auf allen Gebieten zur Herrschaft gekommen, zuerst entzügelt durch das Fieber der Revolution und dann wieder sich Zügel anlegend, wenn ihn Angst und Grauen vor sich selber anwandelte,—aber die Zügel der Logik, nicht mehr des künstlerischen Maasses. Zwar geniessen wir durch jene Entfesselung eine Zeit lang die Poesien aller Völker, alles an verborgenen Stellen Aufgewachsene, Urwüchsige, Wildblühende, Wunderlich-Schöne und Riesenhaft-Unregelmässige, vom Volksliede an bis zum "grossen Barbaren" Shakespeare hinauf; wir schmecken die Freuden der Localfarbe und des Zeitcostüms, die allen künstlerischen Völkern bisher fremd waren; wir benutzen reichlich die "barbarischen Avantagen" unserer Zeit, welche Goethe gegen Schiller geltend machte, um die Formlosigkeit seines Faust in das günstigste Licht zu stellen. Aber auf wie lange noch? Die hereinbrechende Fluth von Poesien aller Stile aller Völker muss ja allmählich das Erdreich hinwegschwemmen, auf dem ein stilles verborgenes Wachsthum noch möglich gewesen wäre; alle Dichter müssen ja experimentirende Nachahmer, wagehalsige Copisten werden, mag ihre Kraft von Anbeginn noch so gross sein; das Publicum endlich, welches verlernt hat, in der Bändigung der darstellenden Kraft, in der organisirenden Bewältigung aller Kunstmittel die eigentlich künstlerische That zu sehen, muss immer mehr die Kraft um der Kraft willen, die Farbe um der Farbe willen, den Gedanken um des Gedankens willen, ja die Inspiration um der Inspiration willen schätzen, es wird demgemäss die Elemente und Bedingungen des Kunstwerks gar nicht, wenn nicht isolirt, geniessen und zu guterletzt die natürliche Forderung stellen, dass der Künstler isolirt sie ihm auch darreichen müsse. Ja, man hat die "unvernünftigen" Fesseln der französisch-griechischen Kunst abgeworfen, aber unvermerkt sich daran gewöhnt, alle Fesseln, alle Beschränkung unvernünftig zu finden;—und so bewegt sich die Kunst ihrer Auflösung entgegen und streift dabei—was freilich höchst belehrend ist—alle Phasen ihrer Anfänge, ihrer Kindheit, ihrer Unvollkommenheit, ihrer einstmaligen Wagnisse und Ausschreitungen: sie interpretirt, im Zu-Grunde-gehen, ihre Entstehung, ihr Werden. Einer der Grossen, auf dessen Instinct man sich wohl verlassen kann und dessen Theorie Nichts weiter, als ein dreissig Jahre Mehr von Praxis fehlte,—Lord Byron hat einmal ausgesprochen: "Was die Poesie im Allgemeinen anlangt, so bin ich, je mehr ich darüber nachdenke, immer fester der Ueberzeugung, dass wir allesammt auf dem falschen Wege sind, Einer wie der Andere. Wir folgen Alle einem innerlich falschen revolutionären System,—unsere oder die nächste Generation wird noch zu der selben Ueberzeugung gelangen." Es ist diess der selbe Byron, welcher sagt: "Ich betrachte Shakespeare als das schlechteste Vorbild, wenn auch als den ausserordentlichsten Dichter." Und sagt im Grunde Goethe's gereifte künstlerische Einsicht aus der zweiten Hälfte seines Lebens nicht genau das Selbe?—jene Einsicht, mit welcher er einen solchen Vorsprung über eine Reihe von Generationen gewann, dass man im Grossen und Ganzen behaupten kann, Goethe habe noch gar nicht gewirkt und seine Zeit werde erst kommen? Gerade weil seine Natur ihn lange Zeit in der Bahn der poetischen Revolution festhielt, gerade weil er am gründlichsten auskostete, was Alles indirect durch jenen Abbruch der Tradition an neuen Funden, Aussichten, Hülfsmitteln entdeckt und gleichsam unter den Ruinen der Kunst ausgegraben worden war, so wiegt seine spätere Umwandelung und Bekehrung so viel: sie bedeutet, dass er das tiefste Verlangen empfand, die Tradition der Kunst wieder zu gewinnen und den stehen gebliebenen Trümmern und Säulengängen des Tempels mit der Phantasie des Auges wenigstens die alte Vollkommenheit und Ganzheit anzudichten, wenn die Kraft des Armes sich viel zu schwach erweisen sollte, zu bauen, wo so ungeheure Gewalten schon zum Zerstören nöthig waren. So lebte er in der Kunst als in der Erinnerung an die wahre Kunst: sein Dichten war zum Hülfsmittel der Erinnerung, des Verständnisses alter, längst entrückter Kunstzeiten geworden. Seine Forderungen waren zwar in Hinsicht auf die Kraft des neuen Zeitalters unerfüllbar; der Schmerz darüber wurde aber reichlich durch die Freude aufgewogen, dass sie einmal erfüllt gewesen sind und dass auch wir noch an dieser Erfüllung theilnehmen können. Nicht Individuen, sondern mehr oder weniger idealische Masken; keine Wirklichkeit, sondern eine allegorische Allgemeinheit; Zeitcharaktere, Localfarben zum fast Unsichtbaren abgedämpft und mythisch gemacht; das gegenwärtige Empfinden und die Probleme der gegenwärtigen Gesellschaft auf die einfachsten Formen zusammengedrängt, ihrer reizenden, spannenden, pathologischen Eigenschaften entkleidet, in jedem andern als dem artistischen Sinne wirkungslos gemacht; keine neuen Stoffe und Charaktere, sondern die alten, längst gewohnten in immerfort währender Neubeseelung und Umbildung: das ist die Kunst, so wie sie Goethe später verstand, so wie sie die Griechen, ja auch die Franzosen übten.

222

Was von der Kunst übrig bleibt. — Es ist wahr, bei gewissen metaphysischen Voraussetzungen hat die Kunst viel grösseren Werth, zum Beispiel wenn der Glaube gilt, dass der Charakter unveränderlich sei und das Wesen der Welt sich in allen Charakteren und Handlungen fortwährend ausspreche: da wird das Werk des Künstlers zum Bild des ewig Beharrenden, während für unsere Auffassung der Künstler seinem Bilde immer nur Gültigkeit für eine Zeit geben kann, weil der Mensch im Ganzen geworden und wandelbar und selbst der einzelne Mensch nichts Festes und Beharrendes ist.— Ebenso steht es bei einer andern metaphysischen Voraussetzung: gesetzt, dass unsere sichtbare Welt nur Erscheinung wäre, wie es die Metaphysiker annehmen, so käme die Kunst der wirklichen Welt ziemlich nahe zu stehen: denn zwischen der Erscheinungswelt und der Traumbild-Welt des Künstlers gäbe es dann gar zu viel Aehnliches; und die übrigbleibende Verschiedenheit stellte sogar die Bedeutung der Kunst höher, als die Bedeutung der Natur, weil die Kunst das Gleichförmige, die Typen und Vorbilder der Natur darstellte.— Jene Voraussetzungen sind aber falsch: welche Stellung bleibt nach dieser Erkenntniss jetzt noch der Kunst? Vor Allem hat sie durch Jahrtausende hindurch gelehrt, mit Interesse und Lust auf das Leben in jeder Gestalt zu sehen und unsere Empfindung so weit zu bringen, dass wir endlich rufen: "wie es auch sei, das Leben, es ist gut." Diese Lehre der Kunst, Lust am Dasein zu haben und das Menschenleben wie ein Stück Natur, ohne zu heftige Mitbewegung, als Gegenstand gesetzmässiger Entwickelung anzusehen,—diese Lehre ist in uns hineingewachsen, sie kommt jetzt als allgewaltiges Bedürfniss des Erkennens wieder an's Licht. Man könnte die Kunst aufgeben, würde damit aber nicht die von ihr gelernte Fähigkeit einbüssen: ebenso wie man die Religion aufgegeben hat, nicht aber die durch sie erworbenen Gemüths-Steigerungen und Erhebungen. Wie die bildende Kunst und die Musik der Maassstab des durch die Religion wirklich erworbenen und hinzugewonnenen Gefühls-Reichthumes ist, so würde nach einem Verschwinden der Kunst die von ihr gepflanzte Intensität und Vielartigkeit der Lebensfreude immer noch Befriedigung fordern. Der wissenschaftliche Mensch ist die Weiterentwickelung des künstlerischen.

223

Abendröthe der Kunst. — Wie man sich im Alter der Jugend erinnert und Gedächtnissfeste feiert, so steht bald die Menschheit zur Kunst im Verhältniss einer rührenden Erinnerung an die Freuden der Jugend. Vielleicht dass niemals früher die Kunst so tief und seelenvoll erfasst wurde, wie jetzt, wo die Magie des Todes dieselbe zu umspielen scheint. Man denke an jene griechische Stadt in Unteritalien, welche an Einem Tage des Jahres noch ihre griechischen Feste feierte, unter Wehmuth und Thränen darüber, dass immer mehr die ausländische Barbarei über ihre mitgebrachten Sitten triumphire; niemals hat man wohl das Hellenische so genossen, nirgendswo diesen goldenen Nektar mit solcher Wollust geschlürft, als unter diesen absterbenden Hellenen. Den Künstler wird man bald als ein herrliches Ueberbleibsel ansehen und ihm, wie einem wunderbaren Fremden, an dessen Kraft und Schönheit das Glück früherer Zeiten hieng, Ehren erweisen, wie wir sie nicht leicht Unseresgleichen gönnen. Das Beste an uns ist vielleicht aus Empfindungen früherer Zeiten vererbt, zu denen wir jetzt auf unmittelbarem Wege kaum mehr kommen können; die Sonne ist schon hinuntergegangen, aber der Himmel unseres Lebens glüht und leuchtet noch von ihr her, ob wir sie schon nicht mehr sehen.

Fünftes Hauptstück. Anzeichen höherer und niederer Kultur.

224

Veredelung durch Entartung.— Aus der Geschichte ist zu lernen, dass der Stamm eines Volkes sich am besten erhält, in welchem die meisten Menschen lebendigen Gemeinsinn in Folge der Gleichheit ihrer gewohnten und undiscutirbaren Grundsätze, also in Folge ihres gemeinsamen Glaubens haben. Hier erstarkt die gute, tüchtige Sitte, hier wird die Unterordnung des Individuums gelernt und dem Charakter Festigkeit schon als Angebinde gegeben und nachher noch anerzogen. Die Gefahr dieser starken, auf gleichartige, charaktervolle Individuen gegründeten Gemeinwesen ist die allmählich durch Vererbung gesteigerte Verdummung, welche nun einmal aller Stabilität wie ihr Schatten folgt. Es sind die ungebundneren, viel unsichereren und moralisch schwächeren Individuen, an denen das geistige Fortschreiten in solchen Gemeinwesen hängt: es sind die Menschen, welche Neues und überhaupt Vielerlei versuchen. Unzählige dieser Art gehen, ihrer Schwäche wegen, ohne sehr ersichtliche Wirkung zu Grunde; aber im Allgemeinen, zumal wenn sie Nachkommen haben, lockern sie auf und bringen von Zeit zu Zeit dem stabilen Elemente eines Gemeinwesens eine Wunde bei. Gerade an dieser wunden und schwach gewordenen Stelle wird dem gesammten Wesen etwas Neues gleichsam inoculirt; seine Kraft im Ganzen muss aber stark genug sein, um dieses Neue in sein Blut aufzunehmen und sich zu assimiliren. Die abartenden Naturen sind überall da von höchster Bedeutung, wo ein Fortschritt erfolgen soll. Jedem Fortschritt im Grossen muss eine theilweise Schwächung vorhergehen. Die stärksten Naturen halten den Typus fest, die schwächeren helfen ihn fortbilden. — Etwas Aehnliches ergiebt sich für den einzelnen Menschen; selten ist eine Entartung, eine Verstümmelung, selbst ein Laster und überhaupt eine körperliche oder sittliche Einbusse ohne einen Vortheil auf einer anderen Seite. Der kränkere Mensch zum Beispiel wird vielleicht, inmitten eines kriegerischen und unruhigen Stammes, mehr Veranlassung haben, für sich zu sein und dadurch ruhiger und weiser zu werden, der Einäugige wird Ein stärkeres Auge haben, der Blinde wird tiefer in's Innere schauen und jedenfalls schärfer hören. Insofern scheint mir der berühmte Kampf um's Dasein nicht der einzige Gesichtspunct zu sein, aus dem das Fortschreiten oder Stärkerwerden eines Menschen, einer Rasse erklärt werden kann. Vielmehr muss zweierlei zusammen kommen: einmal die Mehrung der stabilen Kraft durch Bindung der Geister in Glauben und Gemeingefühl; sodann die Möglichkeit, zu höheren Zielen zu gelangen, dadurch dass entartende Naturen und, in Folge derselben, theilweise Schwächungen und Verwundungen der stabilen Kraft vorkommen; gerade die schwächere Natur, als die zartere und freiere, macht alles Fortschreiten überhaupt möglich. Ein Volk, das irgendwo anbröckelt und schwach wird, aber im Ganzen noch stark und gesund ist, vermag die Infection des Neuen aufzunehmen und sich zum Vortheil einzuverleiben. Bei dem einzelnen Menschen lautet die Aufgabe der Erziehung so: ihn so fest und sicher hinzustellen, dass er als Ganzes gar nicht mehr aus seiner Bahn abgelenkt werden kann. Dann aber hat der Erzieher ihm Wunden beizubringen oder die Wunden, welche das Schicksal ihm schlägt, zu benutzen, und wenn so der Schmerz und das Bedürfniss entstanden sind, so kann auch in die verwundeten Stellen etwas Neues und Edles inoculirt werden. Seine gesammte Natur wird es in sich hineinnehmen und später, in ihren Früchten, die Veredelung spüren lassen.— Was den Staat betrifft, so sagt Macchiavelli, dass "die Form der Regierungen von sehr geringer Bedeutung ist, obgleich halbgebildete Leute anders denken. Das grosse Ziel der Staatskunst sollte Dauer sein, welche alles Andere aufwiegt, indem sie weit werthvoller ist, als Freiheit". Nur bei sicher begründeter und verbürgter grösster Dauer ist stetige Entwickelung und veredelnde Inoculation überhaupt möglich. Freilich wird gewöhnlich die gefährliche Genossin aller Dauer, die Autorität, sich dagegen wehren.

225

Freigeist ein relativer Begriff. — Man nennt Den einen Freigeist, welcher anders denkt, als man von ihm auf Grund seiner Herkunft, Umgebung, seines Standes und Amtes oder auf Grund der herrschenden Zeitansichten erwartet. Er ist die Ausnahme, die gebundenen Geister sind die Regel; diese werfen ihm vor, dass seine freien Grundsätze ihren Ursprung entweder in der Sucht, aufzufallen, haben oder gar auf freie Handlungen, das heisst auf solche, welche mit der gebundenen Moral unvereinbar sind, schliessen lassen. Bisweilen sagt man auch, diese oder jene freien Grundsätze seien aus Verschrobenheit und Ueberspanntheit des Kopfes herzuleiten; doch spricht so nur die Bosheit, welche selber an Das nicht glaubt, was sie sagt, aber damit schaden will: denn das Zeugniss für die grössere Güte und Schärfe seines Intellectes ist dem Freigeist gewöhnlich in's Gesicht geschrieben, so lesbar, dass es die gebundenen Geister gut genug verstehen. Aber die beiden andern Ableitungen der Freigeisterei sind redlich gemeint; in der That entstehen auch viele Freigeister auf die eine oder die andere Art. Desshalb könnten aber die Sätze, zu denen sie auf jenen Wegen gelangten, doch wahrer und zuverlässiger sein, als die der gebundenen Geister. Bei der Erkenntniss der Wahrheit kommt es darauf an, dass man sie hat, nicht darauf, aus welchem Antrieb man sie gesucht, auf welchem Wege man sie gefunden hat. Haben die Freigeister Recht, so haben die gebundenen Geister Unrecht, gleichgültig, ob die ersteren aus Unmoralität zur Wahrheit gekommen sind, die anderen aus Moralität bisher an der Unwahrheit festgehalten haben.— Uebrigens gehört es nicht zum Wesen des Freigeistes, dass er richtigere Ansichten hat, sondern vielmehr, dass er sich von dem Herkömmlichen gelöst hat, sei es mit Glück oder mit einem Misserfolg. Für gewöhnlich wird er aber doch die Wahrheit oder mindestens den Geist der Wahrheitsforschung auf seiner Seite haben: er fordert Gründe, die Anderen Glauben.

226

Herkunft des Glaubens. — Der gebundene Geist nimmt seine Stellung nicht aus Gründen ein, sondern aus Gewöhnung; er ist zum Beispiel Christ, nicht weil er die Einsicht in die verschiedenen Religionen und die Wahl zwischen ihnen gehabt hätte; er ist Engländer, nicht weil er sich für England entschieden hat, sondern er fand das Christenthum und das Engländerthum vor und nahm sie an ohne Gründe, wie Jemand, der in einem Weinlande geboren wurde, ein Weintrinker wird. Später, als er Christ und Engländer war, hat er vielleicht auch einige Gründe zu Gunsten seiner Gewöhnung ausfindig gemacht; man mag diese Gründe umwerfen, damit wirft man ihn in seiner ganzen Stellung nicht um. Man nöthige zum Beispiel einen gebundenen Geist, seine Gründe gegen die Bigamie vorzubringen, dann wird man erfahren, ob sein heiliger Eifer für die Monogamie auf Gründen oder auf Angewöhnung beruht. Angewöhnung geistiger Grundsätze ohne Gründe nennt man Glauben.

227

Aus den Folgen auf Grund und Ungrund zurückgeschlossen. — Alle Staaten und Ordnungen der Gesellschaft: die Stände, die Ehe, die Erziehung, das Recht, alles diess hat seine Kraft und Dauer allein in dem Glauben der gebundenen Geister an sie,—also in der Abwesenheit der Gründe, mindestens in der Abwehr des Fragens nach Gründen. Das wollen die gebundenen Geister nicht gern zugeben und sie fühlen wohl, dass es ein Pudendum ist. Das Christenthum, das sehr unschuldig in seinen intellectuellen Einfällen war, merkte von diesem Pudendum Nichts, forderte Glauben und Nichts als Glauben und wies das Verlangen nach Gründen mit Leidenschaft ab; es zeigte auf den Erfolg des Glaubens hin: ihr werdet den Vortheil des Glaubens schon spüren, deutete es an, ihr sollt durch ihn selig werden. Thatsächlich verfährt der Staat ebenso und jeder Vater erzieht in gleicher Weise seinen Sohn: halte diess nur für wahr, sagt er, du wirst spüren, wie gut diess thut. Diess bedeutet aber, dass aus dem persönlichen Nutzen, den eine Meinung einträgt, ihre Wahrheit erwiesen werden soll, die Zuträglichkeit einer Lehre soll für die intellectuelle Sicherheit und Begründetheit Gewähr leisten. Es ist diess so, wie wenn der Angeklagte vor Gericht spräche: mein Vertheidiger sagt die ganze Wahrheit, denn seht nur zu, was aus seiner Rede folgt: ich werde freigesprochen.— Weil die gebundenen Geister ihre Grundsätze ihres Nutzens wegen haben, so vermuthen sie auch beim Freigeist, dass er mit seinen Ansichten ebenfalls seinen Nutzen suche und nur Das für wahr halte, was ihm gerade frommt. Da ihm aber das Entgegengesetzte von dem zu nützen scheint, was seinen Landes- oder Standesgenossen nützt, so nehmen diese an, dass seine Grundsätze ihnen gefährlich sind; sie sagen oder fühlen: er darf nicht Recht haben, denn er ist uns schädlich.

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Der starke, gute Charakter. — Die Gebundenheit der Ansichten, durch Gewöhnung zum Instinct geworden, führt zu dem, was man Charakterstärke nennt. Wenn Jemand aus wenigen, aber immer aus den gleichen Motiven handelt, so erlangen seine Handlungen eine grosse Energie; stehen diese Handlungen im Einklange mit den Grundsätzen der gebundenen Geister, so werden sie anerkannt und erzeugen nebenbei in Dem, der sie thut, die Empfindung des guten Gewissens. Wenige Motive, energisches Handeln und gutes Gewissen machen Das aus, was man Charakterstärke nennt. Dem Charakterstarken fehlt die Kenntniss der vielen Möglichkeiten und Richtungen des Handelns; sein Intellect ist unfrei, gebunden, weil er ihm in einem gegebenen Falle vielleicht nur zwei Möglichkeiten zeigt; zwischen diesen muss er jetzt gemäss seiner ganzen Natur mit Nothwendigkeit wählen, und er thut diess leicht und schnell, weil er nicht zwischen fünfzig Möglichkeiten zu wählen hat. Die erziehende Umgebung will jeden Menschen unfrei machen, indem sie ihm immer die geringste Zahl von Möglichkeiten vor Augen stellt. Das Individuum wird von seinen Erziehern behandelt, als ob es zwar etwas Neues sei, aber eine Wiederholung werden solle. Erscheint der Mensch zunächst als etwas Unbekanntes, nie Dagewesenes, so soll er zu etwas Bekanntem, Dagewesenem gemacht werden. Einen guten Charakter nennt man an einem Kinde das Sichtbarwerden der Gebundenheit durch das Dagewesene; indem das Kind sich auf die Seite der gebundenen Geister stellt, bekundet es zuerst seinen erwachenden Gemeinsinn; auf der Grundlage dieses Gemeinsinns aber wird es später seinem Staate oder Stande nützlich.

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Maass der Dinge bei den gebundenen Geistern. — Von vier Gattungen der Dinge sagen die gebundenen Geister, sie seien im Rechte. Erstens: alle Dinge, welche Dauer haben, sind im Recht; zweitens: alle Dinge, welche uns nicht lästig fallen, sind im Recht; drittens: alle Dinge, welche uns Vortheil bringen, sind im Recht; viertens: alle Dinge, für welche wir Opfer gebracht haben, sind im Recht. Letzteres erklärt zum Beispiel, wesshalb ein Krieg, der wider Willen des Volkes begonnen wurde, mit Begeisterung fortgeführt wird, sobald erst Opfer gebracht sind.— Die Freigeister, welche ihre Sache vor dem Forum der gebundenen Geister führen, haben nachzuweisen, dass es immer Freigeister gegeben hat, also dass die Freigeisterei Dauer hat, sodann, dass sie nicht lästig fallen wollen, und endlich, dass sie den gebundenen Geistern im Ganzen Vortheil bringen; aber weil sie von diesem Letzten die gebundenen Geister nicht überzeugen können, nützt es ihnen Nichts, den ersten und zweiten Punct bewiesen zu haben.

230

Esprit fort. — Verglichen mit Dem, welcher das Herkommen auf seiner Seite hat und keine Gründe für sein Handeln braucht, ist der Freigeist immer schwach, namentlich im Handeln; denn er kennt zu viele Motive und Gesichtspuncte und hat desshalb eine unsichere, ungeübte Hand. Welche Mittel giebt es nun, um ihn doch verhältnissmässig stark zu machen, so dass er sich wenigstens durchsetzt und nicht wirkungslos zu Grunde geht? Wie entsteht der starke Geist (esprit fort)? Es ist diess in einem einzelnen Falle die Frage nach der Erzeugung des Genius'. Woher kommt die Energie, die unbeugsame Kraft, die Ausdauer, mit welcher der Einzelne, dem Herkommen entgegen, eine ganz individuelle Erkenntniss der Welt zu erwerben trachtet?

231

Die Entstehung des Genie's. — Der Witz des Gefangenen, mit welchem er nach Mitteln zu seiner Befreiung sucht, die kaltblütigste und langwierigste Benützung jedes kleinsten Vortheils kann lehren, welcher Handhabe sich mitunter die Natur bedient, um das Genie—ein Wort, das ich bitte, ohne allen mythologischen und religiösen Beigeschmack zu verstehen—zu Stande zu bringen: sie fängt es in einen Kerker ein und reizt seine Begierde, sich zu befreien, auf das äusserste.— Oder mit einem anderen Bilde: Jemand, der sich auf seinem Wege im Walde völlig verirrt hat, aber mit ungemeiner Energie nach irgend einer Richtung hin in's Freie strebt, entdeckt mitunter einen neuen Weg, welchen Niemand kennt: so entstehen die Genies, denen man Originalität nachrühmt.— Es wurde schon erwähnt, dass eine Verstümmelung, Verkrüppelung, ein erheblicher Mangel eines Organs häufig die Veranlassung dazu giebt, dass ein anderes Organ sich ungewöhnlich gut entwickelt, weil es seine eigene Function und noch eine andere zu versehen hat. Hieraus ist der Ursprung mancher glänzenden Begabung zu errathen.— Aus diesen allgemeinen Andeutungen über die Entstehung des Genius' mache man die Anwendung auf den speciellen Fall, die Entstehung des vollkommenen Freigeistes.

232

Vermuthung über den Ursprung der Freigeisterei. — Ebenso wie die Gletscher zunehmen, wenn in den Aequatorialgegenden die Sonne mit grösserer Gluth als früher auf die Meere niederbrennt, so mag auch wohl eine sehr starke, um sich greifende Freigeisterei Zeugniss dafür sein, dass irgendwo die Gluth der Empfindung ausserordentlich gewachsen ist.

233

Die Stimme der Geschichte. — Im Allgemeinen scheint die Geschichte über die Erzeugung des Genius' folgende Belehrung zu geben: misshandelt und quält die Menschen,—so ruft sie den Leidenschaften Neid, Hass und Wetteifer zu—treibt sie zum Aeussersten, den Einen wider den Andern, das Volk gegen das Volk, und zwar durch Jahrhunderte hindurch, dann flammt vielleicht, gleichsam aus einem bei Seite fliegenden Funken der dadurch entzündeten furchtbaren Energie, auf einmal das Licht des Genius' empor; der Wille, wie ein Ross durch den Sporn des Reiters wild gemacht, bricht dann aus und springt auf ein anderes Gebiet über.— Wer zum Bewusstsein über die Erzeugung des Genius' käme und die Art, wie die Natur gewöhnlich verfährt, auch praktisch durchführen wollte, würde gerade so böse und rücksichtslos wie die Natur sein müssen.— Aber vielleicht haben wir uns verhört.

234

Werth der Mitte des Wegs. — Vielleicht ist die Erzeugung des Genius' nur einem begränzten Zeitraume der Menschheit vorbehalten. Denn man darf von der Zukunft der Menschheit nicht zugleich alles Das erwarten, was ganz bestimmte Bedingungen irgend welcher Vergangenheit allein hervorzubringen vermochten; zum Beispiel nicht die erstaunlichen Wirkungen des religiösen Gefühles. Dieses selbst hat seine Zeit gehabt und vieles sehr Gute kann nie wieder wachsen, weil es allein aus ihm wachsen konnte. So wird es nie wieder einen religiös umgränzten Horizont des Lebens und der Cultur geben. Vielleicht ist selbst der Typus des Heiligen nur bei einer gewissen Befangenheit des Intellectes möglich, mit der es, wie es scheint, für alle Zukunft vorbei ist. Und so ist die Höhe der Intelligenz vielleicht einem einzelnen Zeitalter der Menschheit aufgespart gewesen: sie trat hervor—und tritt hervor, denn wir leben noch in diesem Zeitalter—, als eine ausserordentliche, lang angesammelte Energie des Willens sich ausnahmsweise auf geistige Ziele durch Vererbung übertrug. Es wird mit jener Höhe vorbei sein, wenn diese Wildheit und Energie nicht mehr gross gezüchtet werden. Die Menschheit kommt vielleicht auf der Mitte ihres Weges, in der mittleren Zeit ihrer Existenz, ihrem eigentlichen Ziele näher, als am Ende. Es könnten Kräfte, durch welche zum Beispiel die Kunst bedingt ist, geradezu aussterben; die Lust am Lügen, am Ungenauen, am Symbolischen, am Rausche, an der Ekstase könnte in Missachtung kommen. Ja, ist das Leben erst im vollkommenen Staate geordnet, so ist aus der Gegenwart gar kein Motiv zur Dichtung mehr zu entnehmen, und es würden allein die zurückgebliebenen Menschen sein, welche nach dichterischer Unwirklichkeit verlangten. Diese würden dann jedenfalls mit Sehnsucht rückwärts schauen, nach den Zeiten des unvollkommenen Staates, der halb-barbarischen Gesellschaft nach unseren Zeiten.

235

Genius und idealer Staat in Widerspruch. — Die Socialisten begehren für möglichst Viele ein Wohlleben herzustellen. Wenn die dauernde Heimath dieses Wohllebens, der vollkommene Staat, wirklich erreicht wäre, so würde durch dieses Wohlleben der Erdboden, aus dem der grosse Intellect und überhaupt das mächtige Individuum wächst, zerstört sein: ich meine die starke Energie. Die Menschheit würde zu matt geworden sein, wenn dieser Staat erreicht ist, um den Genius noch erzeugen zu können. Müsste man somit nicht wünschen, dass das Leben seinen gewaltsamen Charakter behalte und dass immer von Neuem wieder wilde Kräfte und Energien hervorgerufen werden? Nun will das warme, mitfühlende Herz gerade die Beseitigung jenes gewaltsamen und wilden Charakters, und das wärmste Herz, das man sich denken kann, würde eben darnach am leidenschaftlichsten verlangen: während doch gerade seine Leidenschaft aus jenem wilden und gewaltsamen Charakter des Lebens ihr Feuer, ihre Wärme, ja ihre Existenz genommen hat; das wärmste Herz will also Beseitigung seines Fundamentes, Vernichtung seiner selbst, das heisst doch: es will etwas Unlogisches, es ist nicht intelligent. Die höchste Intelligenz und das wärmste Herz können nicht in einer Person beisammen sein, und der Weise, welcher über das Leben das Urtheil spricht, stellt sich auch über die Güte und betrachtet diese nur als Etwas, das bei der Gesammtrechnung des Lebens mit abzuschätzen ist. Der Weise muss jenen ausschweifenden Wünschen der unintelligenten Güte widerstreben, weil ihm an dem Fortleben seines Typus' und an dem endlichen Entstehen des höchsten Intellectes gelegen ist; mindestens wird er der Begründung des "vollkommenen Staates" nicht förderlich sein, insofern in ihm nur ermattete Individuen Platz haben. Christus dagegen, den wir uns einmal als das wärmste Herz denken wollen, förderte die Verdummung der Menschen, stellte sich auf die Seite der geistig Armen und hielt die Erzeugung des grössten Intellectes auf: und diess war consequent. Sein Gegenbild, der vollkommene Weise—diess darf man wohl vorhersagen—wird ebenso nothwendig der Erzeugung eines Christus hinderlich sein.— Der Staat ist eine kluge Veranstaltung zum Schutz der Individuen gegen einander: übertreibt man seine Veredelung, so wird zuletzt das Individuum durch ihn geschwächt, ja aufgelöst,—also der ursprüngliche Zweck des Staates am gründlichsten vereitelt.

236

Die Zonen der Cultur. — Man kann gleichnissweise sagen, dass die Zeitalter der Cultur den Gürteln der verschiedenen Klimate entsprechen, nur dass diese hinter einander und nicht, wie die geographischen Zonen, neben einander liegen. Im Vergleich mit der gemässigten Zone der Cultur, in welche überzugehen unsere Aufgabe ist, macht die vergangene im Ganzen und Grossen den Eindruck eines tropischen Klima's. Gewaltsame Gegensätze, schroffer Wechsel von Tag und Nacht, Gluth und Farbenpracht, die Verehrung alles Plötzlichen, Geheimnissvollen, Schrecklichen, die Schnelligkeit der hereinbrechenden Unwetter, überall das verschwenderische Ueberströmen der Füllhörner der Natur: und dagegen, in unserer Cultur, ein heller, doch nicht leuchtender Himmel, reine, ziemlich gleich verbleibende Luft, Schärfe, ja Kälte gelegentlich: so heben sich beide Zonen gegen einander ab. Wenn wir dort sehen, wie die wüthendsten Leidenschaften durch metaphysische Vorstellungen mit unheimlicher Gewalt niedergerungen und zerbrochen werden, so ist es uns zu Muthe, als ob vor unsern Augen in den Tropen wilde Tiger unter den Windungen ungeheurer Schlangen zerdrückt würden; unserem geistigen Klima fehlen solche Vorkommnisse, unsere Phantasie ist gemässigt, selbst im Traume kommt uns Das nicht bei, was frühere Völker im Wachen sahen. Aber sollten wir über diese Veränderung nicht glücklich sein dürfen, selbst zugegeben, dass die Künstler durch das Verschwinden der tropischen Cultur wesentlich beeinträchtigt sind und uns Nicht-Künstler ein Wenig zu nüchtern finden? Insofern haben Künstler wohl das Recht, den "Fortschritt" zu leugnen, denn in der That: ob die letzten drei Jahrtausende in den Künsten einen fortschreitenden Verlauf zeigen, das lässt sich mindestens bezweifeln; ebenso wird ein metaphysischer Philosoph, wie Schopenhauer, keinen Anlass haben, den Fortschritt zu erkennen, wenn er die letzten vier Jahrtausende in Bezug auf metaphysische Philosophie und Religion überblickt.— Uns gilt aber die Existenz der gemässigten Zone der Cultur selbst als Fortschritt.

237

Renaissance und Reformation. — Die italiänische Renaissance bar—in sich alle die positiven Gewalten, welchen man die moderne Cultur verdankt—also Befreiung des Gedankens, Missachtung der Autoritäten, Sieg der Bildung über den Dünkel der Abkunft,—Begeisterung für die Wissenschaft und die wissenschaftliche Vergangenheit der Menschen, Entfesselung des Individuums, eine Gluth der Wahrhaftigkeit und Abneigung gegen Schein und blosen Effect (welche Gluth in einer ganzen Fülle künstlerischer Charaktere hervorloderte, die Vollkommenheit in ihren Werken und Nichts als Vollkommenheit mit höchster sittlicher Reinheit von sich forderten); ja, die Renaissance hatte positive Kräfte, welche in unserer bisherigen modernen Cultur noch nicht wieder so mächtig geworden sind. Es war das goldene Zeitalter dieses Jahrtausends, trotz aller Flecken und Laster. Dagegen hebt sich nun die deutsche Reformation ab als ein energischer Protest zurückgebliebener Geister, welche die Weltanschauung des Mittelalters noch keineswegs satt hatten und die Zeichen seiner Auflösung, die ausserordentliche Verflachung und Veräusserlichung des religiösen Lebens, anstatt mit Frohlocken, wie sich gebührt, mit tiefem Unmuthe empfanden. Sie warfen mit ihrer nordischen Kraft und Halsstarrigkeit die Menschen wieder zurück, erzwangen die Gegenreformation, das heisst ein katholisches Christenthum der Nothwehr, mit den Gewaltsamkeiten eines Belagerungszustandes und verzögerten um zwei bis drei Jahrhunderte ebenso das völlige Erwachen und Herrschen der Wissenschaften, als sie das völlige In-Eins-Verwachsen des antiken und des modernen Geistes vielleicht für immer unmöglich machten. Die grosse Aufgabe der Renaissance konnte nicht zu Ende gebracht werden, der Protest des inzwischen zurückgebliebenen deutschen Wesens (welches im Mittelalter Vernunft genug gehabt hatte, um immer und immer wieder zu seinem Heile über die Alpen zu steigen) verhinderte diess. Es lag in dem Zufall einer ausserordentlichen Constellation der Politik, dass damals Luther erhalten blieb und jener Protest Kraft gewann: denn der Kaiser schützte ihn, um seine Neuerung gegen den Papst als Werkzeug des Druckes zu verwenden, und ebenfalls begünstigte ihn im Stillen der Papst, um die protestantischen Reichsfürsten als Gegengewicht gegen den Kaiser zu benutzen. Ohne diess seltsame Zusammenspiel der Absichten wäre Luther verbrannt worden wie Huss—und die Morgenröthe der Aufklärung vielleicht etwas früher und mit schönerem Glanze, als wir jetzt ahnen können, aufgegangen.

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Gerechtigkeit gegen den werdenden Gott. — Wenn sich die ganze Geschichte der Cultur vor den Blicken aufthut als ein Gewirr von bösen und edlen, wahren und falschen Vorstellungen und es Einem beim Anblick dieses Wellenschlags fast seekrank zu Muthe wird, so begreift man, was für ein Trost in der Vorstellung eines werdenden Gottes liegt: dieser enthüllt sich immer mehr in den Verwandelungen und Schicksalen der Menschheit, es ist nicht Alles blinde Mechanik, sinn- und zweckloses Durcheinanderspielen von Kräften. Die Vergottung des Werdens ist ein metaphysischer Ausblick—gleichsam von einem Leuchtthurm am Meere der Geschichte herab—, an welchem eine allzuviel historisirende Gelehrtengeneration ihren Trost fand; darüber darf man nicht böse werden, so irrthümlich jene Vorstellung auch sein mag. Nur wer, wie Schopenhauer, die Entwickelung leugnet, fühlt auch Nichts von dem Elend dieses historischen Wellenschlags und darf desshalb, weil er von jenem werdenden Gotte und dem Bedürfniss seiner Annahme Nichts weiss, Nichts fühlt, billigerweise seinen Spott auslassen.

239

Die Früchte nach der Jahreszeit. — Jede bessere Zukunft, welche man der Menschheit anwünscht, ist nothwendigerweise auch in manchem Betracht eine schlechtere Zukunft: denn es ist Schwärmerei, zu glauben, dass eine höhere neue Stufe der Menschheit alle die Vorzüge früherer Stufen in sich vereinigen werde und zum Beispiel auch die höchste Gestaltung der Kunst erzeugen müsse. Vielmehr hat jede Jahreszeit ihre Vorzüge und Reize für sich und schliesst die der anderen aus. Das, was aus der Religion und in ihrer Nachbarschaft gewachsen ist, kann nicht wieder wachsen, wenn diese zerstört ist; höchstens können verirrte, spät kommende Absenker zur Täuschung darüber verleiten, ebenso wie die zeitweilig ausbrechende Erinnerung an die alte Kunst: ein Zustand, der wohl das Gefühl des Verlustes, der Entbehrung verräth, aber kein Beweis für die Kraft ist, aus der eine neue Kunst geboren werden könnte.

240

Zunehmende Severität der Welt. — je höher die Cultur eines Menschen steigt, um so mehr Gebiete entziehen sich dem Scherz, dem Spotte. Voltaire war für die Erfindung der Ehe und der Kirche von Herzen dem Himmel dankbar: als welcher damit so gut für unsere Aufheiterung gesorgt habe. Aber er und seine Zeit, und vor ihm das sechszehnte Jahrhundert, haben diese Themen zu Ende gespottet; es ist Alles, was jetzt Einer auf diesem Gebiete noch witzelt, verspätet und vor Allem gar zu wohlfeil, als dass es die Käufer begehrlich machen könnte. Jetzt fragt man nach den Ursachen; es ist das Zeitalter des Ernstes. Wem liegt jetzt noch daran, die Differenzen zwischen Wirklichkeit und anspruchsvollem Schein, zwischen dem, was der Mensch ist und was er vorstellen will, in scherzhaftem Lichte zu sehen; das Gefühl dieser Contraste wirkt alsbald ganz anders, wenn man nach den Gründen sucht. Je gründlicher Jemand das Leben versteht, desto weniger wird er spottet, nur dass er zuletzt vielleicht noch über die "Gründlichkeit seines Verstehens" spottet.

241

Genius der Cultur. — Wenn Jemand einen Genius der Cultur imaginiren wollte, wie würde dieser beschaffen sein? Er handhabt die Lüge, die Gewalt, den rücksichtslosesten Eigennutz so sicher als seine Werkzeuge, dass er nur ein böses dämonisches Wesen zu nennen wäre; aber seine Ziele, welche hie und da durchleuchten, sind gross und gut. Es ist ein Centaur, halb Thier, halb Mensch und hat noch Engelsflügel dazu am Haupte.

242

Wunder-Erziehung. — Das Interesse in der Erziehung wird erst von dem Augenblick an grosse Stärke bekommen, wo man den Glauben an einen Gott und seine Fürsorge aufgiebt: ebenso wie die Heilkunst erst erblühen konnte, als der Glaube an Wunder-Curen aufhörte. Bis jetzt glaubt aber alle Welt noch an die Wunder-Erziehung: aus der grössten Unordnung, Verworrenheit der Ziele, Ungunst der Verhältnisse sah man ja die fruchtbarsten, mächtigsten Menschen erwachsen: wie konnte diess doch mit rechten Dingen zugehen?—jetzt wird man, bald auch in diesen Fällen, näher zusehen, sorgsamer prüfen: Wunder wird man dabei niemals entdecken. Unter gleichen Verhältnissen gehen fortwährend zahlreiche Menschen zu Grunde, das einzelne gerettete Individuum ist dafür gewöhnlich stärker geworden, weil es diese schlimmen Umstände vermöge unverwüstlicher eingeborener Kraft ertrug und diese Kraft noch geübt und vermehrt hat: so erklärt sich das Wunder. Eine Erziehung, welche an kein Wunder mehr glaubt, wird auf dreierlei zu achten haben: erstens, wie viel Energie ist vererbt? zweitens, wodurch kann noch neue Energie entzündet werden? drittens, wie kann das Individuum jenen so überaus vielartigen Ansprüchen der Cultur angepasst werden, ohne dass diese es beunruhigen und seine Einartigkeit zersplittern,—kurz, wie kann das Individuum in den Contrapunct der privaten und öffentlichen Cultur eingereiht werden, wie kann es zugleich die Melodie führen und als Melodie begleiten?

243

Die Zukunft des Arztes. — Es giebt jetzt keinen Beruf, der eine so hohe Steigerung zuliesse, wie der des Arztes; namentlich nachdem die geistlichen Aerzte, die sogenannten Seelsorger ihre Beschwörungskünste nicht mehr unter öffentlichem Beifall treiben dürfen und ein Gebildeter ihnen aus dem Wege geht. Die höchste geistige Ausbildung eines Arztes ist jetzt nicht erreicht, wenn er die besten neuesten Methoden kennt und auf sie eingeübt ist und jene fliegenden Schlüsse von Wirkungen auf Ursachen zu machen versteht, derentwegen die Diagnostiker berühmt sind: er muss ausserdem eine Beredtsamkeit haben, die sich jedem Individuum anpasst und ihm das Herz aus dem Leibe zieht, eine Männlichkeit, deren Anblick schon den Kleinmuth (den Wurmfrass aller Kranken) verscheucht, eine Diplomaten-Geschmeidigkeit im Vermitteln zwischen Solchen, welche Freude zu ihrer Genesung nöthig haben und Solchen, die aus Gesundheitsgründen Freude machen müssen (und können), die Feinheit eines Polizeiagenten und Advocaten, die Geheimnisse einer Seele zu verstehen, ohne sie zu verrathen,—kurz ein guter Arzt bedarf jetzt der Kunstgriffe und Kunstvorrechte aller andern Berufsclassen: so ausgerüstet, ist er dann im Stande, der ganzen Gesellschaft ein Wohlthäter zu werden, durch Vermehrung guter Werke, geistiger Freude und Fruchtbarkeit, durch Verhütung von bösen Gedanken, Vorsätzen, Schurkereien (deren ekler Quell so häufig der Unterleib ist), durch Herstellung einer geistig-leiblichen Aristokratie (als Ehestifter und Eheverhinderer), durch wohlwollende Abschneidung aller sogenannten Seelenqualen und Gewissensbisse: so erst wird er aus einem "Medicinmann" ein Heiland und braucht doch keine Wunder zu thun, hat auch nicht nöthig, sich kreuzigen zu lassen.

244

In der Nachbarschaft des Wahnsinns. — Die Summe der Empfindungen, Kenntnisse, Erfahrungen, also die ganze Last der Cultur, ist so gross geworden, dass eine Ueberreizung der Nerven- und Denkkräfte die allgemeine Gefahr ist, ja dass die cultivirten Classen der europäischen Länder durchweg neurotisch sind und fast jede ihrer grösseren Familien in einem Gliede dem Irrsinn nahe gerückt ist. Nun kommt man zwar der Gesundheit jetzt auf alle Weise entgegen; aber in der Hauptsache bleibt eine Verminderung jener Spannung des Gefühls, jener niederdrückenden Cultur-Last vonnöthen, welche, wenn sie selbst mit schweren Einbussen erkauft werden sollte, uns doch zu der grossen Hoffnung einer neuen Renaissance Spielraum giebt. Man hat dem Christenthum, den Philosophen, Dichtern, Musikern eine Ueberfülle tief erregter Empfindungen zu danken: damit diese uns nicht überwuchern, müssen wir den Geist der Wissenschaft beschwören, welcher im Ganzen etwas kälter und skeptischer macht und namentlich den Gluthstrom des Glaubens an letzte endgültige Wahrheiten abkühlt; er ist vornehmlich durch das Christenthum so wild geworden.

245

Glockenguss der Cultur. — Die Cultur ist entstanden wie eine Glocke, innerhalb eines Mantels von gröberem, gemeinerem Stoffe: Unwahrheit, Gewaltsamkeit, unbegränzte Ausdehnung aller einzelnen Ich's, aller einzelnen Völker, waren dieser Mantel. Ist es an der Zeit, ihn jetzt abzunehmen? Ist das Flüssige erstarrt, sind die guten, nützlichen Triebe, die Gewohnheiten des edleren Gemüthes so sicher und allgemein geworden, dass es keiner Anlehnung an Metaphysik und die Irrthümer der Religionen mehr bedarf, keiner Härten und Gewaltsamkeiten als mächtigster Bindemittel zwischen Mensch und Mensch, Volk und Volk?— Zur Beantwortung dieser Frage ist kein Wink eines Gottes uns mehr hülfreich: unsere eigene Einsicht muss da entscheiden. Die Erdregierung des Menschen im Grossen hat der Mensch selber in die Hand zu nehmen, seine "Allwissenheit" muss über dem weiteren Schicksal der Cultur mit scharfem Auge wachen.

246

Die Cyklopen der Cultur. — Wer jene zerfurchten Kessel sieht, in denen Gletscher gelagert haben, hält es kaum für möglich, dass eine Zeit kommt, wo an der selben Stelle ein Wiesen- und Waldthal mit Bächen darin sich hinzieht. So ist es auch in der Geschichte der Menschheit; die wildesten Kräfte brechen Bahn, zunächst zerstörend, aber trotzdem war ihre Thätigkeit nöthig, damit später eine mildere Gesittung hier ihr Haus aufschlage. Die schrecklichen Energien—Das, was man das Böse nennt—sind die cyklopischen Architekten und Wegebauer der Humanität.

247

Kreislauf des Menschenthums. — Vielleicht ist das ganze Menschenthum nur eine Entwickelungsphase einer bestimmten Thierart von begränzter Dauer. so dass der Mensch aus dem Affen geworden ist und wieder zum Affen werden wird, während Niemand da ist, der an diesem verwunderlichen Komödienausgang irgend ein Interesse nehme. So wie mit dem Verfalle der römischen Cultur und seiner wichtigsten Ursache, der Ausbreitung des Christenthums, eine allgemeine Verhässlichung des Menschen innerhalb des römischen Reiches überhand nahm, so könnte auch durch den einstmaligen Verfall der allgemeinen Erdcultur eine viel höher gesteigerte Verhässlichung und endlich Verthierung des Menschen, bis in's Affenhafte, herbeigeführt werden.— Gerade weil wir diese Perspective in's Auge fassen können, sind wir vielleicht im Stande, einem solchen Ende der Zukunft vorzubeugen.

248

Trostrede eines desperaten Fortschritts. — Unsere Zeit macht den Eindruck eines Interim-Zustandes; die alten Weltbetrachtungen, die alten Culturen sind noch theilweise vorhanden, die neuen noch nicht sicher und gewohnheitsmässig und daher ohne Geschlossenheit und Consequenz. Es sieht aus, als ob Alles chaotisch würde, das Alte verloren gienge, das Neue nichts tauge und immer schwächlicher werde. Aber so geht es dem Soldaten, welcher marschiren lernt; er ist eine Zeit lang unsicherer und unbeholfener als je, weil die Muskeln bald nach dem alten System, bald nach dem neuen bewegt werden und noch keines entschieden den Sieg behauptet. Wir schwanken, aber es ist nöthig, dadurch nicht ängstlich zu werden und das Neu-Errungene etwa preiszugeben. Ueberdiess können wir in's Alte nicht zurück, wir haben die Schiffe verbrannt; es bleibt nur übrig, tapfer zu sein, mag nun dabei diess oder jenes herauskommen.— Schreiten wir nur zu, kommen wir nur von der Stelle! Vielleicht sieht sich unser Gebahren doch einmal wie Fortschritt an; wenn aber nicht, so mag Friedrich's des Grossen Wort auch zu uns gesagt sein und zwar zum Troste: Ah, mon cher Sulzer, vous ne connaissez pas assez cette race maudite, ä laquelle nous appartenons.

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An der Vergangenheit der Cultur leiden. — Wer sich das Problem der Cultur klar gemacht hat, leidet dann an einem ähnlichen Gefühle wie Der, welcher einen durch unrechtmässige Mittel erworbenen Reichthum ererbt hat, oder wie der Fürst, der durch Gewaltthat seiner Vorfahren regiert. Er denkt mit Trauer an seinen Ursprung und ist oft beschämt, oft reizbar. Die ganze Summe von Kraft, Lebenswillen, Freude, welche er seinem Besitze zuwendet, balancirt sich oft mit einer tiefen Müdigkeit: er kann seinen Ursprung nicht vergessen. Die Zukunft sieht er wehmüthig an, seine Nachkommen, er weiss es voraus, werden an der Vergangenheit leiden wie er.

250

Manieren. — Die guten Manieren verschwinden in dem Maasse, in welchem der Einfluss des Hofes und einer abgeschlossenen Aristokratie nachlässt: man kann diese Abnahme von Jahrzehnt zu Jahrzehnt deutlich beobachten, wenn man ein Auge für die öffentlichen Acte hat: als welche ersichtlich immer pöbelhafter werden. Niemand versteht mehr, auf geistreiche Art zu huldigen und zu schmeicheln; daraus ergiebt sich die lächerliche Thatsache, dass man in Fällen, wo man gegenwärtig Huldigungen darbringen muss (zum Beispiel einem grossen Staatsmanne oder Künstler), die Sprache des tiefsten Gefühls, der treuherzigen, ehrenfesten Biederkeit borgt—aus Verlegenheit und Mangel an Geist und Grazie. So scheint die öffentliche festliche Begegnung der Menschen immer ungeschickter, aber gefühlvoller und biederer, ohne diess zu sein.— Sollte es aber mit den Manieren immerfort bergab gehen? Es scheint mir vielmehr, dass die Manieren eine tiefe Curve machen und wir uns ihrem niedrigsten Stande nähern. Wenn erst die Gesellschaft ihrer Absichten und Principien sicherer geworden ist, so dass diese formbildend wirken (während jetzt die angelernten Manieren früherer formbildender Zustände immer schwächer vererbt und angelernt werden), so wird es Manieren des Umgangs, Gebärden und Ausdrücke des Verkehrs geben, welche so nothwendig und schlicht natürlich erscheinen müssen, als es diese Absichten und Principien sind. Die bessere Vertheilung der Zeit und Arbeit, die zur Begleiterin jeder schönen Mussezeit umgewandelte gymnastische Uebung, das vermehrte und strenger gewordene Nachdenken, welches selbst dem Körper Klugheit und Geschmeidigkeit giebt, bringt diess Alles mit sich.— Hier könnte man nun freilich mit einigem Spotte unserer Gelehrten gedenken, ob denn sie, die doch Vorläufer jener neuen Cultur sein wollen, sich in der That durch bessere Manieren auszeichnen? Es ist diess wohl nicht der Fall, obgleich ihr Geist willig genug dazu sein mag: aber ihr Fleisch ist schwach. Die Vergangenheit ist noch zu mächtig in ihren Muskeln: sie stehen noch in einer unfreien Stellung und sind zur Hälfte weltliche Geistliche, zur Hälfte abhängige Erzieher vornehmer Leute und Stände, und überdiess durch Pedanterie der Wissenschaft, durch veraltete geistlose Methoden verkrüppelt und unlebendig gemacht. Sie sind also, jedenfalls ihrem Körper nach und oft auch zu Dreiviertel ihres Geistes, immer noch die Höflinge einer alten, ja greisenhaften Cultur und als solche selber greisenhaft; der neue Geist, der gelegentlich in diesen alten Gehäusen rumort, dient einstweilen nur dazu, sie unsicherer und ängstlicher zu machen. In ihnen gehen sowohl die Gespenster der Vergangenheit, als die Gespenster der Zukunft um: was Wunder, wenn sie dabei nicht die beste Miene machen, nicht die gefälligste Haltung haben?

251

Zukunft der Wissenschaft.— Die Wissenschaft giebt Dem, welcher in ihr arbeitet und sucht, viel Vergnügen, Dem, welcher ihre Ergebnisse lernt, sehr wenig. Da allmählich aber alle wichtigen Wahrheiten der Wissenschaft alltäglich und gemein werden müssen, so hört auch dieses wenige Vergnügen auf: so wie wir beim Lernen des so bewunderungswürdigen Einmaleins längst aufgehört haben, uns zu freuen. Wenn nun die Wissenschaft immer weniger Freude durch sich macht und immer mehr Freude, durch Verdächtigung der tröstlichen Metaphysik, Religion und Kunst, nimmt: so verarmt jene grösste Quelle der Lust, welcher die Menschheit fast ihr gesammtes Menschenthum verdankt. Desshalb muss eine höhere Cultur dem Menschen ein Doppelgehirn, gleichsam zwei Hirnkammern geben, einmal um Wissenschaft, sodann um Nicht-Wissenschaft zu empfinden: neben einander liegend, ohne Verwirrung, trennbar, abschliessbar; es ist diess eine Forderung der Gesundheit. Im einen Bereiche liegt die Kraftquelle, im anderen der Regulator: mit Illusionen, Einseitigkeiten, Leidenschaften muss geheizt werden, mit Hülfe der erkennenden Wissenschaft muss den bösartigen und gefährlichen Folgen einer Ueberheizung vorgebeugt werden.— Wird dieser Forderung der höheren Cultur nicht genügt, so ist der weitere Verlauf der menschlichen Entwickelung fast mit Sicherheit vorherzusagen: das Interesse am Wahren hört auf, je weniger es Lust gewährt; die Illusion, der Irrthum, die Phantastik erkämpfen sich Schritt um Schritt, weil sie mit Lust verbunden sind, ihren ehemals behaupteten Boden: der Ruin der Wissenschaften, das Zurücksinken in Barbarei ist die nächste Folge; von Neuem muss die Menschheit wieder anfangen, ihr Gewebe zu weben, nachdem sie es, gleich Penelope, des Nachts zerstört hat. Aber wer bürgt uns dafür, dass sie immer wieder die Kraft dazu findet?

252

Die Lust am Erkennen. — Wesshalb ist das Erkennen, das Element des Forschers und Philosophen, mit Lust verknüpft? Erstens und vor Allem, weil man sich dabei seiner Kraft bewusst wird, also aus dem selben Grunde, aus dem gymnastische Uebungen auch ohne Zuschauer lustvoll sind. Zweitens, weil man, im Verlauf der Erkenntniss, über ältere Vorstellungen und deren Vertreter, hinauskommt, Sieger wird oder wenigstens es zu sein glaubt. Drittens, weil wir uns durch eine noch so kleine neue Erkenntniss über Alle erhaben und uns als die Einzigen fühlen, welche hierin das Richtige wissen. Diese drei Gründe zur Lust sind die wichtigsten, doch giebt es, je nach der Natur des Erkennenden, noch viele Nebengründe.— Ein nicht unbeträchtliches Verzeichniss von solchen giebt, an einer Stelle, wo man es nicht suchen würde, meine paraenetische Schrift über Schopenhauer: mit deren Aufstellungen sich jeder erfahrene Diener der Erkenntniss zufrieden geben kann, sei es auch, dass er den ironischen Anflug, der auf jenen Seiten zu liegen scheint, wegwünschen wird. Denn wenn es wahr ist, dass zum Entstehen des Gelehrten "eine Menge sehr menschlicher Triebe und Triebchen zusammengegossen werden muss," dass der Gelehrte zwar ein sehr edles, aber kein reines Metall ist und "aus einem verwickelten Geflecht sehr verschiedener Antriebe und Reize besteht": so gilt doch das Selbe ebenfalls von Entstehung und Wesen des Künstlers, Philosophen, moralischen Genie's—und wie die in jener Schrift glorificirten grossen Namen lauten. Alles Menschliche verdient in Hinsicht auf seine Entstehung die ironische Betrachtung: desshalb ist die Ironie in der Welt so überflüssig.

253

Treue als Beweis der Stichhaltigkeit.— Es ist ein vollkommenes Zeichen für die Güte einer Theorie, wenn ihr Urheber vierzig Jahre lang kein Misstrauen gegen sie bekommt; aber ich behaupte, dass es noch keinen Philosophen gegeben hat, welcher auf die Philosophie, die seine Jugend erfand, nicht endlich mit Geringschätzung—mindestens mit Argwohn—herabgesehen hätte.— Vielleicht hat er aber nicht öffentlich von dieser Umstimmung gesprochen, aus Ehrsucht oder—wie es bei edlen Naturen wahrscheinlicher ist—aus zarter Schonung seiner Anhänger.

254

Zunahme des Interessanten. — Im Verlaufe der höheren Bildung wird dem Menschen Alles interessant, er weiss die belehrende Seite einer Sache rasch zu finden und den Punct anzugeben, wo eine Lücke seines Denkens mit ihr ausgefüllt oder ein Gedanke durch sie bestätigt werden kann. Dabei verschwindet immer mehr die Langeweile, dabei auch die übermässige Erregbarkeit des Gemüthes. Er geht zuletzt wie ein Naturforscher unter Pflanzen, so unter Menschen herum und nimmt sich selber als ein Phänomen wahr, welches nur seinen erkennenden Trieb stark anregt.

255

Aberglauben im Gleichzeitigen. — Etwas Gleichzeitiges hängt zusammen, meint man. Ein Verwandter stirbt in der Ferne, zu gleicher Zeit träumen wir von ihm,—also! Aber zahllose Verwandte sterben und wir träumen nicht von ihnen. Es ist wie bei den Schiffbrüchigen, welche Gelübde thun: man sieht später im Tempel die Votivtafeln Derer, welche zu Grunde giengen, nicht.— Ein Mensch stirbt, eine Eule krächzt, eine Uhr steht still, alles in Einer Nachtstunde: sollte da nicht ein Zusammenhang sein? Eine solche Vertraulichkeit mit der Natur, wie diese Ahnung sie annimmt, schmeichelt den Menschen.— Diese Gattung des Aberglaubens findet sich in verfeinerter Form bei Historikern und Culturmalern wieder, welche vor allem sinnlosen Nebeneinander, an dem doch das Leben der Einzelnen und der Völker so reich ist, eine Art Wasserscheu zu haben pflegen.

256

Das Können, nicht das Wissen, durch die Wissenschaft geübt.— Der Werth davon, dass man zeitweilig eine strenge Wissenschaft streng betrieben hat, beruht nicht gerade auf deren Ergebnissen: denn diese werden, im Verhältniss zum Meere des Wissenswerthen, ein verschwindend kleiner Tropfen sein. Aber es ergiebt einen Zuwachs an Energie, an Schlussvermögen, an Zähigkeit der Ausdauer; man hat gelernt, einen Zweck zweckmässig zu erreichen. Insofern ist es sehr schätzbar, in Hinsicht auf Alles, was man später treibt, einmal ein wissenschaftlicher Mensch gewesen zu sein.

257

Jugendreiz der Wissenschaft. — Das Forschen nach Wahrheit hat jetzt noch den Reiz, dass sie sich überall stark gegen den grau und langweilig gewordenen Irrthum abhebt; dieser Reiz verliert sich immer mehr; jetzt zwar leben wir noch im Jugendzeitalter der Wissenschaft und pflegen der Wahrheit wie einem schönen Mädchen nachzugehen; wie aber, wenn sie eines Tages zum ältlichen, mürrisch blickenden Weibe geworden ist? Fast in allen Wissenschaften ist die Grundeinsicht entweder erst in jüngster Zeit gefunden oder wird noch gesucht; wie anders reizt diess an, als wenn alles Wesentliche gefunden ist und nur noch eine kümmerliche Herbstnachlese dem Forscher übrig bleibt (welche Empfindung man in einigen historischen Disciplinen kennen lernen kann).

258

Die Statue der Menschheit. — Der Genius der Cultur verfährt wie Cellini, als dieser den Guss seiner Perseus-Statue machte: die flüssige Masse drohte, nicht auszureichen, aber sie sollte es: so warf er Schüsseln und Teller und was ihm sonst in die Hände kam, hinein. Und ebenso wirft jener Genius Irrthümer, Laster, Hoffnungen, Wahnbilder und andere Dinge von schlechterem wie von edlerem Metalle hinein, denn die Statue der Menschheit muss herauskommen und fertig werden; was liegt daran, dass hie und da geringerer Stoff verwendet wurde?

259

Eine Cultur der Männer. — Die griechische Cultur der classischen Zeit ist eine Cultur der Männer. Was die Frauen anlangt, so sagt Perikles in der Grabrede Alles mit den Worten: sie seien am besten, wenn unter Männern so wenig als möglich von ihnen gesprochen werde.— Die erotische Beziehung der Männer zu den Jünglingen war in einem, unserem Verständniss unzugänglichen Grade die nothwendige, einzige Voraussetzung aller männlichen Erziehung (ungefähr wie lange Zeit alle höhere Erziehung der Frauen bei uns erst durch die Liebschaft und Ehe herbeigeführt wurde), aller Idealismus der Kraft der griechischen Natur warf sich auf jenes Verhältniss, und wahrscheinlich sind junge Leute niemals wieder so aufmerksam, so liebevoll, so durchaus in Hinsicht auf ihr Bestes (virtus) behandelt worden, wie im sechsten und fünften Jahrhundert,—also gemäss dem schönen Spruche Hölderlin's "denn liebend giebt der Sterbliche vom Besten." Je höher dieses Verhältniss genommen wurde, um so tiefer sank der Verkehr mit der Frau: der Gesichtspunct der Kindererzeugung und der Wollust—Nichts weiter kam hier in Betracht; es gab keinen geistigen Verkehr, nicht einmal eine eigentliche Liebschaft. Erwägt man ferner, dass sie selbst vom Wettkampfe und Schauspiele jeder Art ausgeschlossen waren, so bleiben nur die religiösen Culte als einzige höhere Unterhaltung der Weiber.— Wenn man nun allerdings in der Tragödie Elektra und Antigone vorführte, so ertrug man diess eben in der Kunst, obschon man es im Leben nicht mochte: so wie wir jetzt alles Pathetische im Leben nicht vertragen, aber in der Kunst gern sehen.— Die Weiber hatten weiter keine Aufgabe, als Schöne, machtvolle Leiber hervorzubringen, in denen der Charakter des Vaters möglichst ungebrochen weiter lebte, und damit der überhand nehmenden Nervenüberreizung einer so hochentwickelten Cultur entgegenzuwirken. Diess hielt die griechische Cultur verhältnissmässig so lange jung; denn in den griechischen Müttern kehrte immer wieder der griechische Genius zur Natur zurück.

260

Das Vorurtheil Zu Gunsten der Grösse. — Die Menschen überschätzen ersichtlich alles Grosse und Hervorstechende. Diess kommt aus der bewussten oder unbewussten Einsicht her, dass sie es sehr nützlich finden, wenn Einer alle Kraft auf Ein Gebiet wirft und aus sich gleichsam Ein monströses Organ macht. Sicherlich ist dem Menschen selber eine gleichmässige Ausbildung seiner Kräfte nützlicher und glückbringender; denn jedes Talent ist ein Vampyr, welcher den übrigen Kräften Blut und Kraft aussaugt, und eine übertriebene Production kann den begabtesten Menschen fast zur Tollheit bringen. Auch innerhalb der Künste erregen die extremen Naturen viel zu sehr die Aufmerksamkeit; aber es ist auch eine viel geringere Cultur nöthig, um von ihnen sich fesseln zu lassen. Die Menschen unterwerfen sich aus Gewohnheit Allem, was Macht haben will.

261

Die Tyrannen des Geistes. — Nur wohin der Strahl des mythus fällt, da leuchtet das Leben der Griechen; sonst ist es düster. Nun berauben sich die griechischen Philosophen eben dieses Mythus': ist es nicht, als ob sie aus dem Sonnenschein sich in den Schatten, in die Düsterkeit setzen wollten? Aber keine Pflanze geht dem Lichte aus dem Wege; im Grunde suchten jene Philosophen nur eine hellere Sonne, der Mythus war ihnen nicht rein, nicht leuchtend genug. Sie fanden diess Licht in ihrer Erkenntniss, in dem, was Jeder von ihnen seine "Wahrheit" nannte. Damals aber hatte die Erkenntniss noch einen grösseren Glanz; sie war noch jung und wusste noch wenig von allen Schwierigkeiten und Gefahren ihrer Pfade; sie konnte damals noch hoffen, mit einem einzigen Sprung an den Mittelpunct alles Seins zu kommen und von dort aus das Räthsel der Welt zu lösen. Diese Philosophen hatten—einen handfesten Glauben an sich und ihre "Wahrheit" und warfen mit ihr alle ihre Nachbarn und Vorgänger nieder; Jeder von ihnen war ein streitbarer gewaltthätiger Tyrann. Vielleicht war das Glück im Glauben an den Besitz der Wahrheit nie grösser in der Welt, aber auch nie die Härte, der Uebermuth, das Tyrannische und Böse eines solchen Glaubens. Sie waren Tyrannen, also Das, was jeder Grieche sein wollte und was jeder war, wenn er es sein konnte. Vielleicht macht nur Solon eine Ausnahme; in seinen Gedichten sagt er es, wie er die persönliche Tyrannis verschmäht habe. Aber er that es aus Liebe zu seinem Werke, zu seiner Gesetzgebung; und Gesetzgeber sein ist eine sublimirtere Form des Tyrannenthums. Auch Parmenides gab Gesetze, wohl auch Pythagoras und Empedokles; Anaximander gründete eine Stadt. Plato war der fleischgewordene Wunsch, der höchste philosophische Gesetzgeber und Staatengründer zu werden; er scheint schrecklich an der Nichterfüllung seines Wesens gelitten zu haben, und seine Seele wurde gegen sein Ende hin voll der schwärzesten Galle. Je mehr das griechische Philosophenthum an Macht verlor, um so mehr litt es innerlich durch diese Galligkeit und Schmähsucht; als erst die verschiedenen Secten ihre Wahrheiten auf den Strassen verfochten, da waren die Seelen aller dieser Freier der Wahrheit durch Eifer- und Geifersucht völlig verschlammt, das tyrannische Element wüthete jetzt als Gift in ihrem Körper. Diese vielen kleinen Tyrannen hätten sich roh fressen mögen; es war kein Funke mehr von Liebe und allzuwenig Freude an ihrer eigenen Erkenntniss in ihnen übrig geblieben.— Ueberhaupt gilt der Satz, dass Tyrannen meistens ermordet werden und dass ihre Nachkommenschaft kurz lebt, auch von den Tyrannen des Geistes. Ihre Geschichte ist kurz, gewaltsam, ihre Nachwirkung bricht plötzlich ab. Fast von allen grossen Hellenen kann man sagen, dass sie zu spät gekommen scheinen, so von Aeschylus, von Pindar, von Demosthenes, von Thukydides; ein Geschlecht nach ihnen—und dann ist es immer völlig vorbei. Das ist das Stürmische und Unheimliche in der griechischen Geschichte. Jetzt zwar bewundert man das Evangelium der Schildkröte. Geschichtlich denken heisst jetzt fast so viel, als ob zu allen Zeiten nach dem Satze Geschichte gemacht worden wäre: "möglichst wenig in möglichst langer Zeit!" Ach, die griechische Geschichte läuft so rasch! Es ist nie wieder so verschwenderisch, so maasslos gelebt worden. Ich kann mich nicht überzeugen, dass die Geschichte der Griechen jenen natürlichen Verlauf genommen habe, der so an ihr gerühmt wird. Sie waren viel zu mannichfach begabt dazu, um in jener schrittweisen Manier allmählich zu sein, wie es die Schildkröte im Wettlauf mit Achilles ist: und das nennt man ja natürliche Entwickelung. Bei den Griechen geht es schnell vorwärts, aber eben so schnell abwärts; die Bewegung der ganzen Maschine ist so gesteigert, dass ein einziger Stein, in ihre Räder geworfen, sie zerspringen macht. Ein solcher Stein war zum Beispiel Sokrates; in einer Nacht war die bis dahin so wunderbar regelmässige, aber freilich allzu schleunige Entwickelung der philosophischen Wissenschaft zerstört. Es ist keine müssige Frage, ob nicht Plato, von der sokratischen Verzauberung frei geblieben, einen noch höheren Typus des philosophischen Menschen gefunden hätte, der uns auf immer verloren ist. Man sieht in die Zeiten vor ihm wie in einer Bildner-Werkstätte solcher Typen hinein. Das sechste und fünfte Jahrhundert scheint aber doch noch mehr und Höheres zu verheissen, als es selber hervorgebracht hat; aber es blieb bei dem Verheissen und Ankündigen. Und doch giebt es kaum einen schwereren Verlust, als den Verlust eines Typus', einer neuen, bis dahin unentdeckt gebliebenen höchsten Möglichkeit des philosophischen Lebens. Selbst von den älteren Typen sind die meisten schlecht überliefert; es scheinen mir alle Philosophen von Thales bis Demokrit ausserordentlich schwer erkennbar; wem es aber gelingt, diese Gestalten nachzuschaffen, der wandelt unter Gebilden von mächtigstem und reinstem Typus. Diese Fähigkeit ist freilich selten, sie fehlte selbst den späteren Griechen, welche sich mit der Kunde der älteren Philosophie befassten; Aristoteles zumal scheint seine Augen nicht im Kopfe zu haben, wenn er vor den Bezeichneten steht. Und so scheint es, als ob diese herrlichen Philosophen umsonst gelebt hätten oder als ob sie gar nur die streit- und redelustigen Schaaren der sokratischen Schulen hätten vorbereiten sollen. Es ist hier, wie gesagt, eine Lücke, ein Bruch in der Entwickelung; irgend ein grosses Unglück muss geschehen sein und die einzige Statue, an welcher man Sinn und Zweck jener grossen bildnerischen Vorübung erkannt haben würde, zerbrach oder misslang: was eigentlich geschehen ist, ist für immer ein Geheimniss der Werkstätte geblieben.— Das, was bei den Griechen sich ereignete—dass jeder grosse Denker im Glauben daran, Besitzer der absoluten Wahrheit zu sein, zum Tyrannen wurde, so dass auch die Geschichte des Geistes bei den Griechen jenen gewaltsamen, übereilten und gefährlichen Charakter bekommen hat, den ihre politische Geschichte zeigt—diese Art von Ereignissen war damit nicht erschöpft: es hat sich vieles Gleiche bis in die neueste Zeit hinein begeben, obwohl allmählich seltener und jetzt schwerlich mehr mit dem reinen naiven Gewissen der griechischen Philosophen. Denn im Ganzen redet jetzt die Gegenlehre und die Skepsis zu mächtig, zu laut. Die Periode der Tyrannen des Geistes ist vorbei. In den Sphären der höheren Cultur wird es freilich immer eine Herrschaft geben müssen,—aber diese Herrschaft liegt von jetzt ab in den Händen der Oligarchen des Geistes. Sie bilden, trotz aller räumlichen und politischen Trennung, eine zusammengehörige Gesellschaft, deren Mitglieder sich erkennen und anerkennen, was auch die öffentliche Meinung und die Urtheile der auf die Masse wirkenden Tages- und Zeitschriftsteller für Schätzungen der Gunst oder Abgunst in Umlauf bringen mögen. Die geistige Ueberlegenheit, welche früher trennte und verfeindete, pflegt jetzt zu binden: wie könnten die Einzelnen sich selbst behaupten und auf eigener Bahn, allen Strömungen entgegen, durch das Leben schwimmen, wenn sie nicht ihres Gleichen hier und dort unter gleichen Bedingungen leben sähen und deren Hand ergriffen, im Kampfe eben so sehr gegen den ochlokratischen Charakter des Halbgeistes und der Halbbildung, als gegen die gelegentlichen Versuche, mit Hülfe der Massenwirkung eine Tyrannei aufzurichten? Die Oligarchen sind einander nöthig, sie haben an einander ihre beste Freude, sie verstehen ihre Abzeichen,—aber trotzdem ist ein Jeder von ihnen frei, er kämpft und siegt an seiner Stelle und geht lieber unter, als sich zu unterwerfen.

262

Homer. — Die grösste Thatsache in der griechischen Bildung bleibt doch die, dass Homer so frühzeitig panhellenisch wurde. Alle geistige und menschliche Freiheit, welche die Griechen erreichten, geht auf diese Thatsache zurück. Aber zugleich ist es das eigentliche Verhängniss der griechischen Bildung gewesen, denn Homer verflachte, indem er centralisirte, und löste die ernsteren Instincte der Unabhängigkeit auf. Von Zeit zu Zeit erhob sich aus dem tiefsten Grunde des Hellenischen der Widerspruch gegen Homer; aber er blieb immer siegreich. Alle grossen geistigen Mächte üben neben ihrer befreienden Wirkung auch eine unterdrückende aus; aber freilich ist es ein Unterschied, ob Homer oder die Bibel oder die Wissenschaft die Menschen tyrannisiren.

263

Begabung. — In einer so hoch entwickelten Menschheit, wie die jetzige ist, bekommt von Natur Jeder den Zugang zu vielen Talenten mit. Jeder hat angeborenes Talent, aber nur Wenigen ist der Grad von Zähigkeit, Ausdauer, Energie angeboren und anerzogen, so dass er wirklich ein Talent wird, also wird, was er ist, das heisst: es in Werken und Handlungen entladet.

264

Der Geistreiche entweder überschätzt oder unterschätzt. — Unwissenschaftliche, aber begabte Menschen schätzen jedes Anzeichen von Geist, sei es nun, dass er auf wahrer oder falscher Fährte ist; sie wollen vor Allem, dass der Mensch, der mit ihnen verkehrt, sie gut mit seinem Geist unterhalte, sie ansporne, entflamme, zu Ernst und Scherz fortreisse und jedenfalls vor der Langenweile als kräftigstes Amulet schütze. Die wissenschaftlichen Naturen wissen dagegen, dass die Begabung, allerhand Einfälle zu haben, auf das strengste durch den Geist der Wissenschaft gezügelt werden müsse; nicht Das, was glänzt, scheint, erregt, sondern die oft unscheinbare Wahrheit ist die Frucht, welche er vom Baum der Erkenntniss zu schütteln wünscht. Er darf, wie Aristoteles, zwischen "Langweiligen" und "Geistreichen" keinen Unterschied machen, sein Dämon führt ihn durch die Wüste ebenso wie durch tropische Vegetation, damit er überall nur an dem Wirklichen, Haltbaren, Aechten seine Freude habe.— Daraus ergiebt sich, bei unbedeutenden Gelehrten, eine Missachtung und Verdächtigung des Geistreichen überhaupt, und wiederum haben geistreiche Leute häufig eine Abneigung gegen die Wissenschaft: wie zum Beispiel fast alle Künstler.

265

Die Vernunft in der Schule. — Die Schule hat keine wichtigere Aufgabe, als strenges Denken, vorsichtiges Urtheilen, consequentes Schliessen zu lehren: desshalb hat sie von allen Dingen abzusehen, die nicht für diese Operationen tauglich sind, zum Beispiel von der Religion. Sie kann ja darauf rechnen, dass menschliche Unklarheit, Gewöhnung und Bedürfniss später doch wieder den Bogen des allzustraffen Denkens abspannen. Aber so lange ihr Einfluss reicht, soll sie Das erzwingen, was das Wesentliche und Auszeichnende am Menschen ist—"Vernunft und Wissenschaft des Menschen allerhöchste Kraft"—wie wenigstens Goethe urtheilt.— Der grosse Naturforscher von Baer findet die Ueberlegenheit aller Europäer im Vergleich zu Asiaten in der eingeschulten Fähigkeit, dass sie Gründe für Das, was sie glauben, angeben können, wozu Diese aber völlig unfähig sind. Europa ist in die Schule des consequenten und kritischen Denkens gegangen, Asien weiss immer noch nicht zwischen Wahrheit und Dichtung zu unterscheiden und ist sich nicht bewusst, ob seine Ueberzeugungen aus eigener Beobachtung und regelrechtem Denken oder aus Phantasien stammen.— Die Vernunft in der Schule hat Europa zu Europa gemacht: im Mittelalter war es auf dem Wege, wieder zu einem Stück und Anhängsel Asiens zu werden,—also den wissenschaftlichen Sinn, welchen es den Griechen verdankte, einzubüssen.

266

Unterschätzte Wirkung des gymnasialen Unterrichts. — Man sucht den Werth des Gymnasiums selten in den Dingen, welche wirklich dort gelernt und von ihm unverlierbar heimgebracht werden, sondern in denen, welche man lehrt, welche der Schüler sich aber nur mit Widerwillen aneignet, um sie, so schnell er darf, von sich abzuschütteln. Das Lesen der Classiker—das giebt jeder Gebildete zu—ist so, wie es überall getrieben wird, eine monströse Procedur: vor jungen Menschen, welche in keiner Beziehung dazu reif sind, von Lehrern, welche durch jedes Wort, oft durch ihr Erscheinen schon einen Mehlthau über einen guten Autor legen. Aber darin liegt der Werth, der gewöhnlich verkannt wird,—dass diese Lehrer die abstracte Sprache der höhern Cultur reden, schwerfällig und schwer zum Verstehen, wie sie ist, aber eine hohe Gymnastik des Kopfes; dass Begriffe, Kunstausdrücke, Methoden, Anspielungen in ihrer Sprache fortwährend vorkommen, welche die jungen Leute im Gespräche ihrer Angehörigen und auf der Gasse fast nie hören. Wenn die Schüler nur hören, so wird ihr Intellect zu einer wissenschaftlichen Betrachtungsweise unwillkürlich präformirt. Es ist nicht möglich, aus dieser Zucht völlig unberührt von der Abstraction als reines Naturkind herauszukommen.

267

Viele Sprachen lernen. — Viele Sprachen lernen füllt das Gedächtniss mit Worten, statt mit Thatsachen und Gedanken, aus, während diess ein Behältniss ist, welches bei jedem Menschen nur eine bestimmt begränzte Masse von Inhalt aufnehmen kann. Sodann schadet das Lernen vieler Sprachen, insofern es den Glauben, Fertigkeiten zu haben, erweckt und thatsächlich auch ein gewisses verführerisches Ansehen im Verkehre verleiht; es schadet sodann auch indirect dadurch, dass es dem Erwerben gründlicher Kenntnisse und der Absicht, auf redliche Weise die Achtung der Menschen zu verdienen, entgegenwirkt. Endlich ist es die Axt, welche dem feineren Sprachgefühl innerhalb der Muttersprache an die Wurzel gelegt wird: diess wird dadurch unheilbar beschädigt und zu Grunde gerichtet. Die beiden Völker, welche die grössten Stilisten erzeugten, Griechen und Franzosen, lernten keine fremden Sprachen.— Weil aber der Verkehr der Menschen immer kosmopolitischer werden muss, und zum Beispiel ein rechter Kaufmann in London jetzt schon sich in acht Sprachen schriftlich und mündlich verständlich zu machen hat, so ist freilich das Viele-Sprachen-lernen ein nothwendiges Uebel; welches aber zuletzt zum Aeussersten kommend, die Menschheit zwingen wird, ein Heilmittel zu finden: und in irgend einer fernen Zukunft wird es eine neue Sprache, zuerst als Handelssprache, dann als Sprache des geistigen Verkehres überhaupt, für Alle geben, so gewiss, als es einmal Luft-Schifffahrt giebt. Wozu hätte auch die Sprachwissenschaft ein Jahrhundert lang die Gesetze der Sprache studirt und das Nothwendige, Werthvolle, Gelungene an jeder einzelnen Sprache abgeschätzt!

268

Zur Kriegsgeschichte des Individuums. — Wir finden in ein einzelnes Menschenleben, welches durch mehrere Culturen geht, den Kampf zusammengedrängt, welcher sich sonst zwischen zwei Generationen, zwischen Vater und Sohn, abspielt: die Nähe der Verwandtschaft verschärft diesen Kampf, weil jede Partei schonungslos das ihr so gut bekannte Innere der anderen Partei mit hineinzieht; und so wird dieser Kampf im einzelnen Individuum am erbittertsten sein; hier schreitet jede neue Phase über die früheren mit grausamer Ungerechtigkeit und Verkennung von deren Mitteln und Zielen hinweg.

269

Um eine Viertelstunde früher. — Man findet gelegentlich Einen, der mit seinen Ansichten über seiner Zeit steht, aber doch nur um so viel, dass er die Vulgäransichten des nächsten Jahrzehnts vorwegnimmt. Er hat die öffentliche Meinung eher, als sie öffentlich ist, das heisst: er ist einer Ansicht, die es verdient trivial zu werden, eine Viertelstunde eher in die Arme gefallen, als Andere. Sein Ruhm pflegt aber viel lauter zu sein, als der Ruhm der wirklichen Grossen und Ueberlegenen.

270

Die Kunst, zu lesen. — Jede starke Richtung ist einseitig; sie nähert sich der Richtung der geraden Linie und ist wie diese ausschliessend, das heisst sie berührt nicht viele andere Richtungen, wie diess schwache Parteien und Naturen in ihrem wellenhaften Hin- und Hergehen thun: das muss man also auch den Philologen nachsehen, dass sie einseitig sind. Herstellung und Reinhaltung der Texte, nebst der Erklärung derselben, in einer Zunft jahrhundertelang fortgetrieben, hat endlich jetzt die richtigen Methoden finden lassen; das ganze Mittelalter war tief unfähig zu einer streng philologischen Erklärung, das heisst zum einfachen Verstehenwollen dessen, was der Autor sagt,—es war Etwas, diese Methoden zu finden, man unterschätze es nicht! Alle Wissenschaft hat dadurch erst Continuität und Stetigkeit gewonnen, dass die Kunst des richtigen Lesens, das heisst die Philologie, auf ihre Höhe kam.

271

Die Kunst, zu schliessen.— Der grösste Fortschritt, den die Menschen gemacht haben, liegt darin, dass sie richtig schliessen lernen. Das ist gar nicht so etwas Natürliches, wie Schopenhauer annimmt, wenn er sagt: "zu schliessen sind Alle, zu urtheilen Wenige fähig," sondern ist spät erlernt und jetzt noch nicht zur Herrschaft gelangt. Das faische Schliessen ist in älteren Zeiten die Regel: und die Mythologien aller Völker, ihre Magie und ihr Aberglaube, ihr religiöser Cultus, ihr Recht sind die unerschöpflichen Beweis-Fundstätten für diesen Satz.

272

Jahresringe der individuellen Cultur. — Die Stärke und Schwäche der geistigen Productivität hängt lange nicht so an der angeerbten Begabung, als an dem mitgegebenen Maasse von Spannkraft. Die meisten jungen Gebildeten von dreissig Jahren gehen um diese Frühsonnenwende ihres Lebens zurück und sind für neue geistige Wendungen von da an unlustig. Desshalb ist dann gleich wieder zum Heile einer fort und fort wachsenden Cultur eine neue Generation nöthig, die es nun aber ebenfalls nicht weit bringt: denn um die Cultur des Vaters nachzuholen, muss der Sohn die angeerbte Energie, welche der Vater auf jener Lebensstufe, als er den Sohn zeugte, selber besass, fast aufbrauchen; mit dem kleinen Ueberschuss kommt er weiter (denn weil hier der Weg zum zweiten Mal gemacht wird, geht es ein Wenig schneller vorwärts; der Sohn verbraucht, um das Selbe zu lernen, was der Vater wusste, nicht ganz so viel Kraft). Sehr spannkräftige Männer, wie zum Beispiel Goethe, durchmessen so viel als kaum vier Generationen hinter einander vermögen; desshalb kommen sie aber zu schnell voraus, so dass die anderen Menschen sie erst in dem nächsten Jahrhundert einholen, vielleicht nicht einmal völlig, weil durch die häufigen Unterbrechungen die Geschlossenheit der Cultur, die Consequenz der Entwickelung geschwächt worden ist.— Die gewöhnlichen Phasen der geistigen Cultur, welche im Verlauf der Geschichte errungen ist, holen die Menschen immer schneller nach. Sie beginnen gegenwärtig in die Cultur als religiös bewegte Kinder einzutreten und bringen es vielleicht im zehnten Lebensjahre zur höchsten Lebhaftigkeit dieser Empfindungen, gehen dann in abgeschwächtere Formen (Pantheismus) über, während sie sich der Wissenschaft nähern; kommen über Gott, Unsterblichkeit und dergleichen ganz hinaus, aber verfallen den Zaubern einer metaphysischen Philosophie. Auch diese wird ihnen endlich unglaubwürdig; die Kunst scheint dagegen immer mehr zu gewähren, so dass eine Zeit lang die Metaphysik kaum noch in einer Umwandelung zur Kunst oder als künstlerisch verklärende Stimmung übrig bleibt und fortlebt. Aber der wissenschaftliche Sinn wird immer gebieterischer und führt den Mann hin zur Naturwissenschaft und Historie und namentlich zu den strengsten Methoden des Erkennens, während der Kunst eine immer mildere und anspruchslosere Bedeutung zufällt. Diess Alles pflegt sich jetzt innerhalb der ersten dreissig Jahre eines Mannes zu ereignen. Es ist die Recapitulation eines Pensums, an welchem die Menschheit vielleicht dreissigtausend Jahre sich abgearbeitet hat.

273

Zurückgegangen, nicht zurückgeblieben. — Wer gegenwärtig seine Entwickelung noch aus religiösen Empfindungen heraus anhebt und vielleicht längere Zeit nachher in Metaphysik und Kunst weiterlebt, der hat sich allerdings ein gutes Stück zurückbegeben und beginnt sein Wettrennen mit anderen modernen Menschen unter ungünstigen Voraussetzungen: er verliert scheinbar Raum und Zeit. Aber dadurch, dass er sich in jenen Bereichen aufhielt, wo Gluth und Energie entfesselt werden und fortwährend Macht als vulcanischer Strom aus unversiegbarer Quelle strömt, kommt er dann, sobald er sich nur zur rechten Zeit von jenen Gebieten getrennt hat, um so schneller vorwärts, sein Fuss ist beflügelt, seine Brust hat ruhiger, länger, ausdauernder athmen gelernt.— Er hat sich nur zurückgezogen, um zu seinem Sprunge genügenden Raum zu haben: so kann selbst etwas Fürchterliches, Drohendes in diesem Rückgange liegen.

274

Ein Ausschnitt unseres Selbst als künstlerisches Object. — Es ist ein Zeichen überlegener Cultur, gewisse Phasen der Entwickelung, welche die geringeren Menschen fast gedankenlos durchleben und von der Tafel ihrer Seele dann wegwischen, mit Bewusstsein festzuhalten und ein getreues Bild davon zu entwerfen: denn diess ist die höhere Gattung der Malerkunst, welche nur Wenige verstehen. Dazu wird es nöthig, jene Phasen künstlich zu isoliren. Die historischen Studien bilden die Befähigung zu diesem Malerthum aus, denn sie fordern uns fortwährend auf, bei Anlass eines Stückes Geschichte, eines Volkes—oder Menschenlebens uns einen ganz bestimmten Horizont von Gedanken, eine bestimmte Stärke von Empfindungen, das Vorwalten dieser, das Zurücktreten jener vorzustellen. Darin, dass man solche Gedanken- und Gefühlssysteme aus gegebenen Anlässen schnell reconstruiren kann, wie den Eindruck eines Tempels aus einigen zufällig stehen gebliebenen Säulen und Mauerresten, besteht der historische Sinn. Das nächste Ergebniss desselben ist, dass wir unsere Mitmenschen als ganz bestimmte solche Systeme und Vertreter verschiedener Culturen verstehen, das heisst als nothwendig, aber als veränderlich. Und wiederum, dass wir in unserer eigenen Entwickelung Stücke heraustrennen und selbständig hinstellen können.

275

Cyniker und Epikureer. — Der Cyniker erkennt den Zusammenhang zwischen den vermehrten und stärkeren Schmerzen des höher cultivirten Menschen und der Fülle von Bedürfnissen; er begreift also, dass die Menge von Meinungen über das Schöne, Schickliche, Geziemende, Erfreuende ebenso sehr reiche Genuss-, aber auch Unlustquellen entspringen lassen musste. Gemäss dieser Einsicht bildet er sich zurück, indem er viele dieser Meinungen aufgiebt und sich gewissen Anforderungen der Cultur entzieht; damit gewinnt er ein Gefühl der Freiheit und der Kräftigung; und allmählich, wenn die Gewohnheit ihm seine Lebensweise erträglich macht, hat er in der That seltnere und schwächere Unlustempfindungen, als die cultivirten Menschen, und nähert sich dem Hausthier an; überdiess empfindet er Alles im Reiz des Contrastes und—schimpfen kann er ebenfalls nach Herzenslust; so dass er dadurch wieder hoch über die Empfindungswelt des Thieres hinauskommt.— Der Epikureer hat den selben Gesichtspunct wie der Cyniker; zwischen ihm und Jenem ist gewöhnlich nur ein Unterschied des Temperamentes. Sodann benutzt der Epikureer seine höhere Cultur, um sich von den herrschenden Meinungen unabhängig zu machen; er erhebt sich über dieselben, während der Cyniker nur in der Negation bleibt. Er wandelt gleichsam in windstillen, wohlgeschützten, halbdunkelen Gängen, während über ihm, im Winde, die Wipfel der Bäume brausen und ihm verrathen, wie heftig bewegt da draussen die Welt ist. Der Cyniker dagegen geht gleichsam nackt draussen im Windeswehen umher und härtet sich bis zur Gefühllosigkeit ab.

276

Mikrokosmus und Makrokosmus der Cultur. — Die besten Entdeckungen über die Cultur macht der Mensch in sich selbst, wenn er darin zwei heterogene Mächte waltend findet. Gesetzt, es lebe Einer eben so sehr in der Liebe zur bildenden Kunst oder zur Musik als er vom Geiste der Wissenschaft fortgerissen werde, und er sehe es als unmöglich an, diesen Widerspruch durch Vernichtung der einen und volle Entfesselung der anderen Macht aufzuheben: so bleibt ihm nur übrig, ein so grosses Gebäude der Cultur aus sich zu gestalten, dass jene beiden Mächte, wenn auch an verschiedenen Enden desselben, in ihm wohnen können, während zwischen ihnen versöhnende Mittelmächte, mit überwiegender Kraft, um nöthigen falls den ausbrechenden Streit zu schlichten, ihre Herberge haben. Ein solches Gebäude der Cultur im einzelnen Individuum wird aber die grösste Aehnlichkeit mit dem Culturbau in ganzen Zeitperioden haben und eine fortgesetzte analogische Belehrung über denselben abgeben. Denn überall, wo sich die grosse Architektur der Cultur entfaltet hat, war ihre Aufgabe, die einander widerstrebenden Mächte zur Eintracht vermöge einer übermächtigen Ansammelung der weniger unverträglichen übrigen Mächte zu zwingen, ohne sie desshalb zu unterdrücken und in Fesseln zu schlagen.

277

Glück und Cultur. — Der Anblick der Umgebungen unserer Kindheit erschüttert uns: das Gartenhaus, die Kirche mit den Gräbern, der Teich und der Wald,—diess sehen wir immer als Leidende wieder. Mitleid mit uns selbst ergreift uns, denn was haben wir seitdem Alles durchgelitten! Und hier steht jegliches noch so still, so ewig da: nur wir sind so anders, so bewegt; selbst etliche Menschen finden wir wieder, an welchen die Zeit nicht mehr ihren Zahn gewetzt hat, als an einem Eichenbaume: Bauern, Fischer, Waldbewohner—sie sind die selben.— Erschütterung, Selbstmitleid im Angesichte der niederen Cultur ist das Zeichen der höheren Cultur; woraus sich ergiebt, dass durch diese das Glück jedenfalls nicht gemehrt worden ist. Wer eben Glück und Behagen vom Leben ernten will, der mag nur immer der höheren Cultur aus dem Wege gehen.

278

Gleichniss vom Tanze. — Jetzt ist es als das entscheidende Zeichen grosser Cultur zu betrachten, wenn Jemand jene Kraft und Biegsamkeit besitzt, um ebenso rein und streng im Erkennen zu sein als, in andern Momenten, auch befähigt, der Poesie, Religion und Metaphysik gleichsam hundert Schritte vorzugeben und ihre Gewalt und Schönheit nachzuempfinden. Eine solche Stellung zwischen zwei so verschiedenen Ansprüchen ist sehr schwierig, denn die Wissenschaft drängt zur absoluten Herrschaft ihrer Methode, und wird diesem Drängen nicht nachgegeben, so entsteht die andere Gefahr eines schwächlichen Auf- und Niederschwankens zwischen verschiedenen Antrieben. Indessen: um wenigstens mit einem Gleichniss einen Blick auf die Lösung dieser Schwierigkeit zu eröffnen, möge man sich doch daran erinnern, dass der Tanz nicht das Selbe wie ein mattes Hin- und Hertaumeln zwischen verschiedenen Antrieben ist. Die hohe Cultur wird einem kühnen Tanze ähnlich sehen: wesshalb, wie gesagt, viel Kraft und Geschmeidigkeit noth thut.

279

Von der Erleichterung des Lebens. — Ein Hauptmittel, um sich das Leben zu erleichtern, ist das Idealisiren aller Vorgänge desselben; man soll sich aber aus der Malerei recht deutlich machen, was idealisiren heisst. Der Maler verlangt, dass der Zuschauer nicht zu genau, zu scharf zusehe, er zwingt ihn in eine gewisse Ferne zurück, damit er von dort aus betrachte; er ist genöthigt, eine ganz bestimmte Entfernung des Betrachters vom Bilde vorauszusetzen; ja er muss sogar ein ebenso bestimmtes Maass von Schärfe des Auges bei seinem Betrachter annehmen; in solchen Dingen darf er durchaus nicht schwanken. Jeder also, der sein Leben idealisiren will, muss es nicht zu genau sehen wollen und seinen Blick immer in eine gewisse Entfernung zurückbannen. Dieses Kunststück verstand zum Beispiel Goethe.

280

Erschwerung als Erleichterung und umgekehrt. — Vieles, was auf gewissen Stufen des Menschen Erschwerung des Lebens ist, dient einer höheren Stufe als Erleichterung, weil solche Menschen stärkere Erschwerungen des Lebens kennen gelernt haben. Ebenso kommt das Umgekehrte vor: so hat zum Beispiel die Religion ein doppeltes Gesicht, je nachdem ein Mensch zu ihr hinaufblickt, um von ihr sich seine Last und Noth abnehmen zu lassen, oder auf sie hinabsieht, wie auf die Fessel, welche ihm angelegt ist, damit er nicht zu hoch in die Lüfte steige.

281

Die höhere Cultur wird nothwendig missverstanden.— Wer sein Instrument nur mit zwei Saiten bespannt hat, wie die Gelehrten, welche ausser dem Wissenstrieb nur noch einen anerzogenen religiösen haben, der versteht solche Menschen nicht, welche auf mehr Saiten spielen können. Es liegt im Wesen der höheren vielsaitigeren Cultur, dass sie von der niederen immer falsch gedeutet wird; wie diess zum Beispiel geschieht, wenn die Kunst als eine verkappte Form des Religiösen gilt. Ja Leute, die nur religiös sind, verstehen selbst die Wissenschaft als Suchen des religiösen Gefühls, so wie Taubstumme nicht wissen, was Musik ist, wenn nicht sichtbare Bewegung.

282

Klagelied. — Es sind vielleicht die Vorzüge unserer Zeiten, welche ein Zurücktreten und eine gelegentliche Unterschätzung der vita contemplativa mit sich bringen. Aber eingestehen muss man es sich, dass unsere Zeit arm ist an grossen Moralisten, dass Pascal, Epictet, Seneca, Plutarch wenig noch gelesen werden, dass Arbeit und Fleiss—sonst im Gefolge der grossen Göttin Gesundheit—mitunter wie eine Krankheit zu Wüthen scheinen. Weil Zeit zum Denken und Ruhe im Denken fehlt, so erwägt man abweichende Ansichten nicht mehr: man begnügt sich, sie zu hassen. Bei der ungeheuren Beschleunigung des Lebens wird Geist und Auge an ein halbes oder falsches Sehen und Urtheilen gewöhnt, und Jedermann gleicht den Reisenden, welche Land und Volk von der Eisenbahn aus kennen lernen. Selbständige und vorsichtige Haltung der Erkenntniss schätzt man beinahe als eine Art Verrücktheit ab, der Freigeist ist in Verruf gebracht, namentlich durch Gelehrte, welche an seiner Kunst, die Dinge zu betrachten, ihre Gründlichkeit und ihren Ameisenfleiss vermissen und ihn gern in einen einzelnen Winkel der Wissenschaft bannen möchten: während er die ganz andere und höhere Aufgabe hat, von einem einsam gelegenen Standorte aus den ganzen Heerbann der wissenschaftlichen und gelehrten Menschen zu befehligen und ihnen die Wege und Ziele der Cultur zu zeigen.— Eine solche Klage, wie die eben abgesungene, wird wahrscheinlich ihre Zeit haben und von selber einmal, bei einer gewaltigen Rückkehr des Genius' der Meditation, verstummen.

283

Hauptmangel der thätigen Menschen. — Den Thätigen fehlt gewöhnlich die höhere Thätigkeit: ich meine die individuelle. Sie sind als Beamte, Kaufleute, Gelehrte, das heisst als Gattungswesen thätig, aber nicht als ganz bestimmte einzelne und einzige Menschen; in dieser Hinsicht sind sie faul.— Es ist das Unglück der Thätigen, dass ihre Thätigkeit fast immer ein Wenig unvernünftig ist. Man darf zum Beispiel bei dem geldsammelnden Banquier nach dem Zweck seiner rastlosen Thätigkeit nicht fragen: sie ist unvernünftig. Die Thätigen rollen, wie der Stein rollt, gemäss der Dummheit der Mechanik.— Alle Menschen zerfallen, wie zu allen Zeiten so auch jetzt noch, in Sclaven und Freie; denn wer von seinem Tage nicht zwei Drittel für sich hat, ist ein Sclave, er sei übrigens wer er wolle: Staatsmann, Kaufmann, Beamter, Gelehrter.

284

Zu Gunsten der Müssigen. — Zum Zeichen dafür, dass die Schätzung des beschaulichen Lebens abgenommen hat, wetteifern die Gelehrten jetzt mit den thätigen Menschen in einer Art von hastigem Genusse, so dass sie also diese Art, zu geniessen, höher zu schätzen scheinen, als die, welche ihnen eigentlich zukommt und welche in der That viel mehr Genuss ist. Die Gelehrten schämen sich des otium. Es ist aber ein edel Ding um Musse und Müssiggehen.— Wenn Müssiggang wirklich der Anfang aller Laster ist, so befindet er sich also wenigstens in der nächsten Nähe aller Tugenden; der müssige Mensch ist immer noch ein besserer Mensch als der thätige.— Ihr meint doch nicht, dass ich mit Musse und Müssiggehen auf euch ziele, ihr Faulthiere? —

285

Die moderne Unruhe. — Nach dem Westen zu wird die moderne Bewegtheit immer grösser, so dass den Amerikanern die Bewohner Europa's insgesammt sich als ruheliebende und geniessende Wesen darstellen, während diese doch selbst wie Bienen und Wespen durcheinander fliegen. Diese Bewegtheit wird so gross, dass die höhere Cultur ihre Früchte nicht mehr zeitigen kann; es ist, als ob die Jahreszeiten zu rasch auf einander folgten. Aus Mangel an Ruhe läuft unsere Civilisation in eine neue Barbarei aus. Zu keiner Zeit haben die Thätigen, das heisst die Ruhelosen, mehr gegolten. Es gehört desshalb zu den nothwendigen Correcturen, welche man am Charakter der Menschheit vornehmen muss, das beschauliche Element in grossem Maasse zu verstärken. Doch hat schon jeder Einzelne, welcher in Herz und Kopf ruhig und stetig ist, das Recht zu glauben, dass er nicht nur ein gutes Temperament, sondern eine allgemein nützliche Tugend besitze und durch die Bewahrung dieser Tugend sogar eine höhere Aufgabe erfülle.

286

Inwiefern der thätige faul ist. — Ich glaube, dass Jeder über jedes Ding, über welches Meinungen möglich sind, eine eigene Meinung haben muss, weil er selber ein eigenes, nur einmaliges Ding ist, das zu allen anderen Dingen eine neue, nie dagewesene Stellung einnimmt. Aber die Faulheit, welche im Grunde der Seele des Thätigen liegt, verhindert den Menschen, das Wasser aus seinem eigenen Brunnen zu schöpfen.— Mit der Freiheit der Meinungen steht es wie mit der Gesundheit: beide sind individuell, von beiden kann kein allgemein gültiger Begriff aufgestellt werden. Das, was das eine Individuum zu seiner Gesundheit nöthig hat, ist für ein anderes schon Grund zur Erkrankung, und manche Mittel und Wege zur Freiheit des Geistes dürfen höher entwickelten Naturen als Wege und Mittel zur Unfreiheit gelten.

287

Censor vitae. — Der Wechsel von Liebe und Hass bezeichnet für eine lange Zeit den inneren Zustand eines Menschen, welcher frei in seinem Urtheile über das Leben werden will; er vergisst nicht und trägt den Dingen Alles nach, Gutes und Böses. Zuletzt, wenn die ganze Tafel seiner Seele mit Erfahrungen voll geschrieben ist, wird er das Dasein nicht verachten und hassen, aber es auch nicht lieben, sondern über ihm liegen bald mit dem Auge der Freude, bald mit dem der Trauer, und, wie die Natur, bald sommerlich, bald herbstlich gesinnt sein.

288

Nebenerfolg. — Wer ernstlich frei werden will, wird dabei ohne allen Zwang die Neigung zu Fehlern und Lastern mit verlieren; auch Aerger und Verdruss werden ihn immer seltener anfallen. Sein Wille nämlich will Nichts angelegentlicher, als Erkennen und das Mittel dazu, das heisst: den andauernden Zustand, in dem er am tüchtigsten zum Erkennen ist.

289

Werth der Krankheit. — Der Mensch, der krank zu Bette liegt, kommt mitunter dahinter, dass er für gewöhnlich an seinem Amte, Geschäfte oder an seiner Gesellschaft krank ist und durch sie jede Besonnenheit über sich verloren hat: er gewinnt diese Weisheit aus der Musse, zu welcher ihn seine Krankheit zwingt.

290

Empfindung auf dem Lande. — Wenn man nicht feste, ruhige Linien am Horizonte seines Lebens hat, Gebirgs- und Waldlinien gleichsam, so wird der innerste Wille des Menschen selber unruhig, zerstreut und begehrlich wie das Wesen des Städters: er hat kein Glück und giebt kein Glück.

291

Vorsicht der freien Geister. — Freigesinnte, der Erkenntniss allein lebende Menschen werden ihr äusserliches Lebensziel, ihre endgültige Stellung zu Gesellschaft und Staat bald erreicht finden und zum Beispiel mit einem kleinen Amte oder einem Vermögen, das gerade zum Leben ausreicht, gerne sich zufrieden geben; denn sie werden sich einrichten so zu leben, dass eine grosse Verwandelung der äusseren Güter, ja ein Umsturz der politischen Ordnungen ihr Leben nicht mit umwirft. Auf alle diese Dinge verwenden sie so wenig wie möglich an Energie, damit sie mit der ganzen angesammelten Kraft und gleichsam mit einem langen Athem in das Element des Erkennens hinabtauchen. So können sie hoffen, tief zu tauchen und auch wohl auf den Grund zu sehen.— Von einem Ereigniss wird ein solcher Geist gerne nur einen Zipfel nehmen, er liebt die Dinge in der ganzen Breite und Weitschweifigkeit ihrer Falten nicht: denn er will sich nicht in diese verwickeln.— Auch er kennt die Wochentage der Unfreiheit, der Abhängigkeit, der Dienstbarkeit. Aber von Zeit zu Zeit muss ihm ein Sonntag der Freiheit kommen, sonst wird er das Leben nicht aushalten.— Es ist wahrscheinlich, dass selbst seine Liebe zu den Menschen vorsichtig und etwas kurzathmig sein wird, denn er will sich nur, so weit es zum Zwecke der Erkenntniss nöthig ist, mit der Welt der Neigungen und der Blindheit einlassen. Er muss darauf vertrauen, dass der Genius der Gerechtigkeit Etwas für seinen Jünger und Schützling sagen wird, wenn anschuldigende Stimmen ihn arm an Liebe nennen sollten.— Es giebt in seiner Lebens- und Denkweise einen verfeinerten Heroismus, welcher es verschmäht, sich der grossen Massen-Verehrung, wie sein gröberer Bruder es thut, anzubieten und still durch die Welt und aus der Welt zu gehen pflegt. Was für Labyrinthe er auch durchwandert, unter welchen Felsen sich auch sein Strom zeitweilig durchgequält hat—kommt er an's Licht, so geht er hell, leicht und fast geräuschlos seinen Gang und lässt den Sonnenschein bis in seinen Grund hinab spielen.

292

Vorwärts. — Und damit vorwärts auf der Bahn der Weisheit, guten Schrittes, guten Vertrauens! Wie du auch bist, so diene dir selber als Quell der Erfahrung! Wirf das Missvergnügen über dein Wesen ab, verzeihe dir dein eignes Ich, denn in jedem Falle hast du an dir eine Leiter mit hundert Sprossen, auf welchen du zur Erkenntniss steigen kannst. Das Zeitalter, in welches du dich mit Leidwesen geworfen fühlst, preist dich selig dieses Glückes wegen; es ruft dir zu, dass dir jetzt noch an Erfahrungen zu Theil werde, was Menschen späterer Zeit vielleicht entbehren müssen. Missachte es nicht, noch religiös gewesen zu sein; ergründe es völlig, wie du noch einen ächten Zugang zur Kunst gehabt hast. Kannst du nicht gerade mit Hülfe dieser Erfahrungen ungeheuren Wegstrecken der früheren Menschheit verständnisvoller nachgehen? Sind nicht gerade auf dem Boden, welcher dir mitunter so missfällt, auf dem Boden des unreinen Denkens, viele der herrlichsten Früchte älterer Cultur aufgewachsen? Man muss Religion und Kunst wie Mutter und Amme geliebt haben,—sonst kann man nicht weise werden. Aber man muss über sie hinaus sehen, ihnen entwachsen können; bleibt man in ihrem Banne, so versteht man sie nicht. Ebenso muss dir die Historie vertraut sein und das vorsichtige Spiel mit den Wagschalen: "einerseits-andererseits." Wandle zurück, in die Fussstapfen tretend, in welchen die Menschheit ihren leidvollen grossen Gang durch die Wüste der Vergangenheit machte: so bist du am gewissesten belehrt, wohin alle spätere Menschheit nicht wieder gehen kann oder darf. Und indem du mit aller Kraft vorauserspähen willst, wie der Knoten der Zukunft noch geknüpft wird, bekommt dein eigenes Leben den Werth eines Werkzeuges und Mittels zur Erkenntniss. Du hast es in der Hand zu erreichen, dass all dein Erlebtes: die Versuche, Irrwege, Fehler, Täuschungen, Leidenschaften, deine Liebe und deine Hoffnung, in deinem Ziele ohne Rest aufgehn. Dieses Ziel ist, selber eine nothwendige Kette von Cultur-Ringen zu werden und von dieser Nothwendigkeit aus auf die Nothwendigkeit im Gange der allgemeinen Cultur zu schliessen. Wenn dein Blick stark genug geworden ist, den Grund in dem dunklen Brunnen deines Wesens und deiner Erkenntnisse zu sehen, so werden dir vielleicht auch in seinem Spiegel die fernen Sternbilder zukünftiger Culturen sichtbar werden. Glaubst du, ein solches Leben mit einem solchen Ziele sei zu mühevoll, zu ledig aller Annehmlichkeiten? So hast du noch nicht gelernt, dass kein Honig süsser als der der Erkenntniss ist und dass die hängenden Wolken der Trübsal dir noch zum Euter dienen müssen, aus dem du die Milch zu deiner Labung melken wirst. Kommt das Alter, so merkst du erst recht, wie du der Stimme der Natur Gehör gegeben, jener Natur, welche die ganze Welt durch Lust beherrscht: das selbe Leben, welches seine Spitze im Alter hat, hat auch seine Spitze in der Weisheit, in jenem milden Sonnenglanz einer beständigen geistigen Freudigkeit; beiden, dem Alter und der Weisheit, begegnest du auf Einem Bergrücken des Lebens, so wollte es die Natur. Dann ist es Zeit und kein Anlass zum Zürnen, dass der Nebel des Todes naht. Dem Lichte zu—deine letzte Bewegung; ein jauchzen der Erkenntniss—dein letzter Laut.

Sechstes Hauptstück. Der Mensch im Verkehr.

293

Wohlwollende Verstellung. — Es ist häufig im Verkehre mit Menschen eine wohlwollende Verstellung nöthig, als ob wir die Motive ihres Handelns nicht durchschauten.

294

Copien. — Nicht selten begegnet man Copien bedeutender Menschen; und den Meisten gefallen, wie bei Gemälden, so auch hier, die Copien besser als die Originale.

295

Der Redner. — Man kann höchst passend reden und doch so, dass alle Weldt über das Gegentheil schreit: nämlich dann, wenn man nicht zu aller Welt redet.

296

Mangel an Vertraulichkeit.— Mangel an Vertraulichkeit unter Freunden ist ein Fehler, der nicht gerügt werden kann, ohne unheilbar zu werden.

297

Zur Kunst des Schenkens.— Eine Gabe ausschlagen zu müssen, blos weil sie nicht auf die rechte Weise angeboten wurde, erbittert gegen den Geber.

298

Der gefährlichste Parteimann.— In jeder Partei ist Einer, der durch sein gar zu gläubiges Aussprechen der Parteigrundsätze die Uebrigen zum Abfall reizt.

299

Rathgeber des Kranken. — Wer einem Kranken seine Rathschläge giebt, erwirbt sich ein Gefühl von Ueberlegenheit über ihn, sei es, dass sie angenommen oder dass sie verworfen werden. Desshalb hassen reizbare und stolze Kranke die Rathgeber noch mehr als ihre Krankheit.

300

Doppelte Art der Gleichheit. — Die Sucht nach Gleichheit kann sich so äussern, dass man entweder alle Anderen zu sich hinunterziehen möchte (durch Verkleinern, Secretiren, Beinstellen) oder sich mit Allen hinauf (durch Anerkennen, Helfen, Freude an fremdem Gelingen).

301

Gegen Verlegenheit. — Das beste Mittel, sehr verlegenen Leuten zu Hülfe zu kommen und sie zu beruhigen, besteht darin, dass man sie entschieden lobt.

302

Vorliebe für einzelne Tugenden. — Wir legen nicht eher besonderen Werth auf den Besitz einer Tugend, bis wir deren völlige Abwesenheit an unserem Gegner wahrnehmen.

303

Warum man widerspricht.— Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist.

304

Vertrauen und Vertraulichkeit. — Wer die Vertraulichkeit mit einer anderen Person geflissentlich zu erzwingen sucht, ist gewöhnlich nicht sicher darüber, ob er ihr Vertrauen besitzt. Wer des Vertrauens sicher ist, legt auf Vertraulichkeit wenig Werth.

305

Gleichgewicht der Freundschaft. — Manchmal kehrt, im Verhältniss von uns zu einem andern Menschen, das rechte Gleichgewicht der Freundschaft zurück, wenn wir in unsre eigene Wagschale einige Gran Unrecht legen.

306

Die gefährlichsten Aerzte. — Die gefährlichsten Aerzte sind die, welche es dem geborenen Arzte als geborene Schauspieler mit vollkommener Kunst der Täuschung nachmachen.

307

Wann Paradoxien am Platze sind. — Geistreichen Personen braucht man mitunter, um sie für einen Satz zu gewinnen, denselben nur in der Form einer ungeheuerlichen Paradoxie vorzulegen.

308

Wie muthige Leute gewonnen werden.— Muthige Leute überredet man dadurch zu einer Handlung, dass man dieselbe gefährlicher darstellt, als sie ist.

309

Artigkeiten.— Unbeliebten Personen rechnen wir die Artigkeiten, welche sie uns erweisen, zum Vergehen an.

310

Warten lassen. — Ein sicheres Mittel, die Leute aufzubringen und ihnen böse Gedanken in den Kopf zu setzen, ist, sie lange warten zu lassen. Diess macht unmoralisch.

311

Gegen die Vertraulichen. — Leute, welche uns ihr volles Vertrauen schenken, glauben dadurch ein Recht auf das unsrige zu haben. Diess ist ein Fehlschluss; durch Geschenke erwirbt man keine Rechte.

312

Ausgleichsmittel. — Es genügt oft, einem Andern, dem man einen Nachtheil zugefügt hat, Gelegenheit zu einem Witze über uns zu geben, um ihm persönlich Genugthuung zu schaffen, ja um ihn für uns gut zu stimmen.

313

Eitelkeit der Zunge. — Ob der Mensch seine schlechten Eigenschaften und Laster verbirgt oder mit Offenheit sie eingesteht, so wünscht doch in beiden Fällen seine Eitelkeit einen Vortheil dabei zu haben: man beachte nur, wie fein er unterscheidet, vor wem er jene Eigenschaften verbirgt, vor wem er ehrlich und offenherzig wird.

314

Rücksichtsvoll. — Niemanden kränken, Niemanden beeinträchtigen wollen kann ebensowohl das Kennzeichen einer gerechten, als einer ängstlichen Sinnesart sein.

315

Zum Disputiren erforderlich.— Wer seine Gedanken nicht auf Eis zu legen versteht, der soll sich nicht in die Hitze des Streites begeben.

316

Umgang und Anmaassung. — Man verlernt die Anmaassung, wenn man sich immer unter verdienten Menschen weiss; Allein-sein pflanzt Uebermuth. Junge Leute sind anmaassend, denn sie gehen mit Ihresgleichen um, welche alle Nichts sind, aber gerne viel bedeuten.

317

Motiv des Angriffs. — Man greift nicht nur an, um Jemandem wehe zu thun, ihn zu besiegen, sondern vielleicht auch nur, um sich seiner Kraft bewusst zu werden.

318

Schmeichelei. — Personen, welche unsere Vorsicht im Verkehr mit ihnen durch Schmeicheleien betäuben wollen, wenden ein gefährliches Mittel an, gleichsam einen Schlaftrunk, welcher, wenn er nicht einschläfert, nur um so mehr wach erhält.

319

Guter Briefschreiber. — Der, welcher keine Bücher schreibt, viel denkt und in unzureichender Gesellschaft lebt, wird gewöhnlich ein guter Briefschreiber sein.

320

Am hässlichsten. — Es ist zu bezweifeln, ob ein Vielgereister irgendwo in der Welt hässlichere Gegenden gefunden hat, als im menschlichen Gesichte.

321

Die Mitleidigen. — Die mitleidigen, im Unglück jederzeit hülfreichen Naturen sind selten zugleich die sich mitfreuenden: beim Glück der Anderen haben sie Nichts zu thun, sind überflüssig, fühlen sich nicht im Besitz ihrer Ueberlegenheit und zeigen desshalb leicht Missvergnügen.

322

Verwandte eines Selbstmörders.— Verwandte eines Selbstmörders rechnen es ihm übel an, dass er nicht aus Rücksicht auf ihren Ruf am Leben geblieben ist.

323

Undank vorauszusehen.— Der, welcher etwas Grosses schenkt, findet keine Dankbarkeit; denn der Beschenkte hat schon durch das Annehmen zu viel Last.

324

In geistloser Gesellschaft. — Niemand dankt dem geistreichen Menschen die Höflichkeit, wenn er sich einer Gesellschaft gleichstellt, in der es nicht höflich ist, Geist zu zeigen.

325

Gegenwart von Zeugen.— Man springt einem Menschen, der in's Wasser fällt, noch einmal so gern nach, wenn Leute zugegen sind, die es nicht wagen.

326

Schweigen. — Die für beide Parteien unangenehmste Art, eine Polemik zu erwidern, ist, sich ärgern und schweigen: denn der Angreifende erklärt sich das Schweigen gewöhnlich als Zeichen der Verachtung.

327

Das Geheimniss des Freundes. — Es wird Wenige geben, welche, wenn sie um Stoff zur Unterhaltung verlegen sind, nicht die geheimeren Angelegenheiten ihrer Freunde preisgeben.

328

Humanität. — Die Humanität der Berühmtheiten des Geistes besteht darin, im Verkehre mit Unberühmten auf eine verbindliche Art Unrecht zu behalten.

329

Der Befangene. — Menschen, die sich in der Gesellschaft nicht sicher fühlen, benutzen jede Gelegenheit, um an einem Nahegestellten, dem sie überlegen sind, diese Ueberlegenheit öffentlich, vor der Gesellschaft, zu zeigen, zum Beispiel durch Neckereien.

330

Dank.— Eine feine Seele bedrückt es, sich Jemanden zum Dank verpflichtet zu wissen; eine grobe, sich Jemandem.

331

Merkmal der Entfremdung. — Das stärkste Anzeichen von Entfremdung der Ansichten bei zwei Menschen ist diess, dass beide sich gegenseitig einiges Ironische sagen, aber keiner von beiden das Ironische daran fühlt.

332

Anmaassung bei Verdiensten. — Anmaassung bei Verdiensten beleidigt noch mehr, als Anmaassung von Menschen ohne Verdienst. denn schon das Verdienst beleidigt.

333

Gefahr in der Stimme. — Mitunter macht uns im Gespräche der Klang der eigenen Stimme verlegen und verleitet uns zu Behauptungen, welche gar nicht unserer Meinung entsprechen.

334

Im Gespräche. — Ob man im Gespräche dem Andern vornehmlich Recht giebt oder Unrecht, ist durchaus die Sache der Angewöhnung: das Eine wie das Andere hat Sinn.

335

Furcht vor dem Nächsten. — Wir fürchten die feindselige Stimmung des Nächsten, weil wir befürchten, dass er durch diese Stimmung hinter unsere Heimlichkeiten kommt.

336

Durch Tadel auszeichnen. — Sehr angesehene Personen ertheilen selbst ihren Tadel so, dass sie uns damit auszeichnen wollen. Es soll uns aufmerksam machen, wie angelegentlich sie sich mit uns beschäftigen. Wir verstehen sie ganz falsch, wenn wir ihren Tadel sachlich nehmen und uns gegen ihn vertheidigen; wir ärgern sie dadurch und entfremden uns ihnen.

337

Verdruss am Wohlwollen Anderer. — Wir irren uns über den Grad, in welchem wir uns gehasst, gefürchtet glauben: weil wir selber zwar gut den Grad unserer Abweichung von einer Person, Richtung, Partei kennen, jene Andern aber uns sehr oberflächlich kennen und desshalb auch nur oberflächlich hassen. Wir begegnen oft einem Wohlwollen, welches uns unerklärlich ist; verstehen wir es aber, so beleidigt es uns, weil es zeigt, dass man uns nicht ernst, nicht wichtig genug nimmt.

338

Sich kreuzende Eitelkeiten. — Zwei sich begegnende Personen, deren Eitelkeit gleich gross ist, behalten hinterdrein von einander einen schlechten Eindruck, weil jede so mit dem Eindruck beschäftigt war, den sie bei der andern hervorbringen wollte, dass die andere auf sie keinen Eindruck machte; beide merken endlich, dass ihr Bemühen verfehlt ist und schieben je der andern die Schuld zu.

339

Unarten als gute Anzeichen. — Der überlegene Geist hat an den Tactlosigkeiten, Anmaassungen, ja Feindseligkeiten ehrgeiziger Jünglinge gegen ihn sein Vergnügen; es sind die Unarten feuriger Pferde, welche noch keinen Reiter getragen haben und doch in Kurzem so stolz sein werden, ihn zu tragen.

340

Wann es rathsam ist, Unrecht zu behalten. — Man thut gut, gemachte Anschuldigungen, selbst wenn sie uns Unrecht thun, ohne Widerlegung hinzunehmen, im Fall der Anschuldigende darin ein noch grösseres Unrecht unsererseits sehen würde, wenn wir ihm widersprächen und etwa gar ihn widerlegten. Freilich kann Einer auf diese Weise immer Unrecht haben und immer Recht behalten und zuletzt mit dem besten Gewissen von der Welt der unerträglichste Tyrann und Quälgeist werden; und was vom Einzelnen gilt, kann auch bei ganzen Classen der Gesellschaft vorkommen.

341

Zuwenig geehrt. — Sehr eingebildete Personen, denen man Zeichen von geringerer Beachtung gegeben hat, als sie erwarteten, versuchen lange, sich selbst und Andere darüber irre zu führen und werden spitzfindige Psychologiker, um herauszubekommen, dass der Andere sie doch genügend geehrt hat: erreichen sie ihr Ziel nicht, reisst der Schleier der Täuschung, so geben sie sich einer um so grösseren Wuth hin.

342

Urzustände in der Rede nachklingend. — In der Art, wie jetzt die Männer im Verkehre Behauptungen aufstellen, erkennt man oft einen Nachklang der Zeiten, wo dieselben sich besser auf Waffen, als auf irgend Etwas verstanden: sie handhaben ihre Behauptungen bald wie zielende Schützen ihr Gewehr, bald glaubt man das Sausen und Klirren der Klingen zu hören; und bei einigen Männern poltert eine Behauptung herab wie ein derber Knüttel.— Frauen dagegen sprechen so, wie Wesen, welche Jahrtausende lang am Webstuhl sassen oder die Nadel führten oder mit Kindern kindisch waren.

343

Der Erzähler. — Wer Etwas erzählt, lässt leicht merken, ob er erzählt, weil ihn das Factum interessirt oder weil er durch die Erzählung interessiren will. Im letzteren Falle wird er übertreiben, Superlative gebrauchen und Aehnliches thun. Er erzählt dann gewöhnlich schlechter, weil er nicht so sehr an die Sache, als an sich denkt.

344

Der Vorleser. — Wer dramatische Dichtungen vorliest, macht Entdeckungen über seinen Charakter: er findet für gewisse Stimmungen und Scenen seine Stimme natürlicher, als für andere, etwa für alles Pathetische oder für das Scurrile, während er vielleicht im gewöhnlichen Leben nur nicht Gelegenheit hatte, Pathos oder Scurrilität zu zeigen.

345

Eine Lustspiel-Scene, welche im Leben vorkommt. — Jemand denkt sich eine geistreiche Meinung über ein Thema aus, um sie in einer Gesellschaft vorzutragen. Nun würde man im Lustspiel anhören und ansehen, wie er mit allen Segeln an den Punct zu kommen und die Gesellschaft dort einzuschiffen sucht, wo er seine Bemerkung machen kann: wie er fortwährend die Unterhaltung nach Einem Ziele schiebt, gelegentlich die Richtung verliert, sie wiedergewinnt, endlich den Augenblick erreicht: fast versagt ihm der Athemund da nimmt ihm Einer aus der Gesellschaft die Bemerkung vom Munde weg. Was wird er thun? Seiner eigenen Meinung opponiren?

346

Wider Willen unhöflich. — Wenn Jemand wider Willen einen Andern unhöflich behandelt, zum Beispiel nicht grüsst, weil er ihn nicht erkennt, so wurmt ihn diess, obwohl er nicht seiner Gesinnung einen Vorwurf machen kann; ihn kränkt die schlechte Meinung, welche er bei dem Andern erzeugt hat, oder er fürchtet die Folgen einer Verstimmung, oder ihn schmerzt es, den Andern verletzt zu haben,—also Eitelkeit, Furcht oder Mitleid können rege werden, vielleicht auch alles zusammen.

347

Verräther-Meisterstück. — Gegen den Mitverschworenen den kränkenden Argwohn zu äussern, ob man nicht von ihm verrathen werde, und diess gerade in dem Augenblicke, wo man selbst Verrath übt, ist ein Meisterstück der Bosheit, weil es den Andern persönlich occupirt und ihn zwingt, eine Zeit lang sich sehr unverdächtig und offen zu benehmen, so dass der wirkliche Verräther sich freie Hand gemacht hat.

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Beleidigen und beleidigt werden. — Es ist weit angenehmer, zu beleidigen und später um Verzeihung zu bitten, als beleidigt zu werden und Verzeihung zu gewähren. Der, welcher das Erste thut, giebt ein Zeichen von Macht und nachher von Güte des Charakters. Der Andere, wenn er nicht als inhuman gelten will, muss schon verzeihen; der Genuss an der Demüthigung des Anderen ist dieser Nöthigung wegen gering.

349

Im Disput. — Wenn man zugleich einer anderen Meinung widerspricht und dabei seine eigene entwickelt, so verrückt gewöhnlich die fortwährende Rücksicht auf die andere Meinung die natürliche Haltung der eigenen: sie erscheint absichtlicher, schärfer, vielleicht etwas übertrieben.

350

Kunstgriff. — Wer etwas Schwieriges von einem Andern erlangen will, muss die Sache überhaupt nicht als Problem fassen, sondern schlicht seinen Plan hinlegen, als sei er die einzige Möglichkeit; er muss es verstehen, wenn im Auge des Gegners der Einwand, der Widerspruch dämmert, schnell abzubrechen und ihm keine Zeit zu geben.

351

Gewissensbisse nach Gesellschaften. — Warum haben wir nach gewöhnlichen Gesellschaften Gewissensbisse? Weil wir wichtige Dinge leicht genommen haben, weil wir bei der Besprechung von Personen nicht mit voller Treue gesprochen oder weil wir geschwiegen haben, wo wir reden sollten, weil wir gelegentlich nicht aufgesprungen und fortgelaufen sind, kurz weil wir uns in der Gesellschaft benahmen, als ob wir zu ihr gehörten.

352

Man wird falsch beurtheilt. — Wer immer darnach hinhorcht, wie er beurtheilt wird, hat immer Aerger. Denn wir werden schon von Denen, welche uns am nächsten stehen ("am besten kennen"), falsch beurtheilt. Selbst gute Freunde lassen ihre Verstimmung mitunter in einem missgünstigen Worte aus; und würden sie unsere Freunde sein, wenn sie uns genau kennten?— Die Urtheile der Gleichgültigen thun sehr weh, weil sie so unbefangen, fast sachlich klingen. Merken wir aber gar, dass Jemand, der uns feind ist, uns in einem geheim gehaltenen Puncte so gut kennt, wie wir uns, wie gross ist dann erst der Verdruss!

353

Tyrannei des Portraits. — Künstler und Staatsmänner, die schnell aus einzelnen Zügen das ganze Bild eines Menschen oder Ereignisses combiniren, sind am meisten dadurch ungerecht, dass sie hinterdrein verlangen, das Ereigniss oder der Mensch müsse wirklich so sein, wie sie es malten; sie verlangen geradezu, dass Einer so begabt, so verschlagen, so ungerecht sei, wie er in ihrer Vorstellung lebt.

354

Der Verwandte als der beste Freund. — Die Griechen, die so gut wussten, was ein Freund sei,—sie allein von allen Völkern haben eine tiefe, vielfache philosophische Erörterung der Freundschaft; sodass ihnen zuerst, und bis jetzt zuletzt, der Freund als ein lösenswerthes Problem erschienen ist—diese selben Griechen haben die Verwandten mit einem Ausdrucke bezeichnet, welcher der Superlativ des Wortes "Freund" ist. Diess bleibt mir unerklärlich.

355

Verkannte Ehrlichkeit. — Wenn Jemand im Gespräche sich selber citirt ("ich sagte damals," "ich pflege zu sagen"), so macht diess den Eindruck der Anmaassung, während es häufiger gerade aus der entgegengesetzten Quelle hervorgeht, mindestens aus Ehrlichkeit, welche den Augenblick nicht mit den Einfällen schmücken und herausputzen will, welche einem früheren Augenblicke angehören.

356

Der Parasit. — Es bezeichnet einen völligen Mangel an vornehmer Gesinnung, wenn Jemand lieber in Abhängigkeit, auf Anderer Kosten, leben will, um nur nicht arbeiten zu müssen, gewöhnlich mit einer heimlichen Erbitterung gegen Die, von denen er abhängt.— Eine solche Gesinnung ist viel häufiger bei Frauen als bei Männern, auch viel verzeihlicher (aus historischen Gründen).

357

Auf dem Altar der Versöhnung. — Es giebt Umstände, wo man eine Sache von einem Menschen nur so erlangt, dass man ihn beleidigt und sich verfeindet: dieses Gefühl, einen Feind zu haben, quält ihn so, dass er gern das erste Anzeichen einer milderen Stimmung zur Versöhnung benützt und jene Sache auf dem Altar dieser Versöhnung opfert, an der ihm früher so viel gelegen war, dass er sie um keinen Preis geben wollte.

358

Mitleid fordern als Zeichen der Anmaassung. — Es giebt Menschen, welche, wenn sie in Zorn gerathen und die Anderen beleidigen, dabei erstens verlangen, dass man ihnen Nichts übel nehme und zweitens, dass man mit ihnen Mitleid habe, weil sie so heftigen Paroxysmen unterworfen sind. So weit geht die menschliche Anmaassung.

359

Köder. — "Jeder Mensch hat seinen Preis,"—das ist nicht wahr. Aber es findet sich wohl für Jeden ein Köder, an den er anbeissen muss. So braucht man, um manche Personen für eine Sache zu gewinnen, dieser Sache nur den Glanz des Menschenfreundlichen, Edlen, Mildthätigen, Aufopfernden zu geben—und welcher Sache könnte man ihn nicht geben?— Es ist das Zuckerwerk und die Näscherei ihrer Seele; andere haben anderes.

360

Verhalten beim Lobe. — Wenn gute Freunde die begabte Natur loben, so wird sie sich öfters aus Höflichkeit und Wohlwollen darüber erfreut zeigen, aber in Wahrheit ist es ihr gleichgültig. Ihr eigentliches Wesen ist ganz träge dagegen und um keinen Schritt dadurch aus der Sonne oder dem Schatten, in dem sie liegt, herauszuwälzen; aber die Menschen wollen durch Lob eine Freude machen und man würde sie betrüben, wenn man sich über ihr Lob nicht freute.

361

Die Erfahrung des Sokrates. — Ist man in einer Sache Meister geworden, so ist man gewöhnlich eben dadurch in den meisten andern Sachen ein völliger Stümper geblieben; aber man urtheilt gerade umgekehrt, wie diess schon Sokrates erfuhr. Diess ist der Uebelstand, welcher den Umgang mit Meistern unangenehm macht.

362

Mittel der Verthierung. — Im Kampf mit der Dummheit werden die billigsten und sanftesten Menschen zuletzt brutal. Sie sind damit vielleicht auf dem rechten Wege der Vertheidigung; denn an die dumme Stirn gehört, als Argument, von Rechtswegen die geballte Faust. Aber weil, wie gesagt, ihr Charakter sanft und billig ist, so leiden sie durch diese Mittel der Nothwehr mehr als sie Leid zufügen.

363

Neugierde. — Wenn die Neugierde nicht wäre, würde wenig für das Wohl des Nächsten gethan werden. Aber die Neugierde schleicht sich unter dem Namen der Pflicht oder des Mitleides in das Haus des Unglücklichen und Bedürftigen.— Vielleicht ist selbst an der vielberühmten Mutterliebe ein gut Stück Neugierde.

364

Verrechnung in der Gesellschaft. — Dieser wünscht interessant zu sein durch seine Urtheile, Jener durch seine Neigungen und Abneigungen, der Dritte durch seine Bekanntschaften, ein Vierter durch seine Vereinsamung—und sie verrechnen sich Alle. Denn Der, vor dem das Schauspiel aufgeführt wird, meint selber dabei das einzig in Betracht kommende Schauspiel zu sein.

365

Duell. — Zu Gunsten aller Ehrenhändel und Duelle ist zu sagen, dass, wenn Einer ein so reizbares Gefühl hat, nicht leben zu wollen, wenn Der und Der das und das über ihn sagt oder denkt, er ein Recht hat, die Sache auf den Tod des Einen oder des Andern ankommen zu lassen. Darüber, dass er so reizbar ist, ist gar nicht zu rechten, damit sind wir die Erben der Vergangenheit, ihrer Grösse sowohl wie ihrer Uebertreibungen, ohne welche es nie eine Grösse gab. Existirt nun ein Ehren-Kanon, welcher Blut an Stelle des Todes gelten lässt, so dass nach einem regelmässigen Duell das Gemüth erleichtert ist, so ist diess eine grosse Wohlthat, weil sonst viele Menschenleben in Gefahr wären.— So eine Institution erzieht übrigens die Menschen in Vorsicht auf ihre Aeusserungen und macht den Umgang mit ihnen möglich.

366

Vornehmheit und Dankbarkeit. — Eine vornehme Seele wird sich gern zur Dankbarkeit verpflichtet fühlen und den Gelegenheiten, bei denen sie sich verpflichtet, nicht ängstlich aus dem Wege zu gehen; ebenso wird sie nachher gelassen in den Aeusserungen der Dankbarkeit sein; während niedere Seelen sich gegen alles Verpflichtet werden sträuben oder nachher in den Aeusserungen ihrer Dankbarkeit übertrieben und allzu sehr beflissen sind. Letzteres kommt übrigens auch bei Personen von niederer Herkunft oder gedrückter Stellung vor: eine Gunst, ihnen erwiesen, deucht ihnen ein Wunder von Gnade.

367

Die Stunden der Beredtsamkeit. — Der Eine hat, um gut zu sprechen, Jemanden nöthig, der ihm entschieden und anerkannt überlegen ist, der Andere kann nur vor Einem, den er überragt, völlige Freiheit der Rede und glückliche Wendungen der Beredtsamkeit finden: in beiden Fällen ist es der selbe Grund; Jeder von ihnen redet nur gut, wenn er sans gêne redet, der Eine, weil er vor dem Höheren den Antrieb der Concurrenz, des Wettbewerbs nicht fühlt, der Andere ebenfalls desshalb angesichts des Niederen.— Nun giebt es eine ganz andere Gattung von Menschen, die nur gut reden, wenn sie im Wetteifer, mit der Absicht zu siegen, reden. Welche von beiden Gattungen ist die ehrgeizigere: die, welche aus erregter Ehrsucht gut, oder die, welche aus eben diesen Motiven schlecht oder gar nicht spricht?

368

Das Talent zur Freundschaft. — Unter den Menschen, welche eine besondere Gabe zur Freundschaft haben, treten zwei Typen hervor. Der Eine ist in einem fortwährenden Aufsteigen und findet für jede Phase seiner Entwickelung einen genau zugehörigen Freund. Die Reihe von Freunden, welche er auf diese Weise erwirbt, ist unter sich selten im Zusammenhang, mitunter in Misshelligkeit und Widerspruch: ganz dem entsprechend, dass die späteren Phasen in seiner Entwickelung die früheren Phasen aufheben oder beeinträchtigen. Ein solcher Mensch mag im Scherz eine Leiterheissen.— Den andern Typus vertritt Der, welcher eine Anziehungskraft auf sehr verschiedene Charaktere und Begabungen ausübt, so dass er einen ganzen Kreis von Freunden gewinnt; diese aber kommen dadurch selber unter einander in freundschaftliche Beziehung, trotz aller Verschiedenheit. Einen solchen Menschen nenne man einen Kreis: denn in ihm muss jene Zusammengehörigkeit so verschiedener Anlagen und Naturen irgendwie vorgebildet sein.— Uebrigens ist die Gabe, gute Freunde zu haben, in manchem Menschen viel grösser, als die Gabe, ein guter Freund zu sein.

369

Taktik im Gespräch. — Nach einem Gespräch mit jemandem ist man am besten auf den Mitunterredner zu sprechen, wenn man Gelegenheit hatte, seinen Geist, seine Liebenswürdigkeit vor ihm im ganzen Glanze zu zeigen. Diess benutzen kluge Menschen, welche Jemanden sich günstig stimmen wollen, indem sie bei der Unterredung ihm die besten Gelegenheiten zu einem guten Witz und dergleichen zuschieben. Es wäre ein lustiges Gespräch zwischen zwei sehr Klugen zu denken, welche sich gegenseitig günstig stimmen wollen und sich desshalb die schönen Gelegenheiten im Gespräch hin und her zuwerfen, während keiner sie annimmt: so dass das Gespräch im Ganzen geistlos und unliebenswürdig verliefe, weil Jeder dem Andern die Gelegenheit zu Geist und Liebenswürdigkeit zuwiese.

370

Entladung des Unmuthes. — Der Mensch, dem Etwas misslingt, führt diess Misslingen lieber auf den bösen Willen eines Anderen, als auf den Zufall zurück. Seine gereizte Empfindung wird dadurch erleichtert, eine Person und nicht eine Sache sich als Grund seines Misslingens zu denken; denn an Personen kann man sich rächen, die Unbilden des Zufalls aber muss man hinunterwürgen. Die Umgebung eines Fürsten pflegt desshalb, wenn diesem Etwas misslungen ist, einen einzelnen Menschen als angebliche Ursache ihm zu bezeichnen und im Interesse aller Höflinge aufzuopfern; denn der Missmuth des Fürsten würde sich sonst an ihnen Allen auslassen, da er ja an der Schicksalsgöttin selber keine Rache nehmen kann.

371

Die Farbe der Umgebung annehmen. — Warum ist Neigung und Abneigung so ansteckend, dass man kaum in der Nähe einer stark empfindenden Person leben kann, ohne wie ein Gefäss mit ihrem Für und Wider angefüllt zu werden? Erstens ist die völlige Enthaltung des Urtheils sehr schwer, mitunter für unsere Eitelkeit geradezu unerträglich; sie trägt da gleiche Farbe mit der Gedanken- und Empfindungsarmuth oder mit der Aengstlichkeit, der Unmännlichkeit: und so werden wir wenigstens dazu fortgerissen, Partei zu nehmen, vielleicht gegen die Richtung unserer Umgebung, wenn diese Stellung unserm Stolze mehr Vergnügen macht. Gewöhnlich aber—das ist das Zweite—bringen wir uns den Uebergang von Gleichgültigkeit zu Neigung oder Abneigung gar nicht zum Bewusstsein, sondern allmählich gewöhnen wir uns an die Empfindungsweise unserer Umgebung, und weil sympathisches Zustimmen und Sichverstehen so angenehm ist, tragen wir bald alle Zeichen und Parteifarben dieser Umgebung.

372

Ironie. — Die Ironie ist nur als pädagogisches Mittel am Platze, von seiten eines Lehrers im Verkehr mit Schülern irgend welcher Art: ihr Zweck ist Demüthigung, Beschämung, aber von jener heilsamen Art, welche gute Vorsätze erwachen lässt und Dem, welcher uns so behandelte, Verehrung, Dankbarkeit als einem Arzte entgegenbringen heisst. Der Ironische stellt sich unwissend und zwar so gut, dass die sich mit ihm unterredenden Schüler, getäuscht sind und in ihrem guten Glauben an ihr eigenes Besserwissen dreist werden und sich Blössen aller Art geben; sie verlieren die Behutsamkeit und zeigen sich, wie sie sind,—bis in einem Augenblick die Leuchte, die sie dem Lehrer in's Gesicht hielten, ihre Strahlen sehr demüthigend auf sie selbst zurückfallen lässt.— Wo ein solches Verhältniss, wie zwischen Lehrer und Schüler, nicht stattfindet, ist sie eine Unart, ein gemeiner Affect. Alle ironischen Schriftsteller rechnen auf die alberne Gattung von Menschen, welche sich gerne allen Anderen mit dem Autor zusammen überlegen fühlen wollen, als welchen sie für das Mundstück ihrer Anmaassung ansehen.— Die Gewöhnung an Ironie, ebenso wie die an Sarkasmus, verdirbt übrigens den Charakter, sie verleiht allmählich die Eigenschaft einer schadenfrohen Ueberlegenheit: man ist zuletzt einem bissigen Hunde gleich, der noch das Lachen gelernt hat, ausser dem Beissen.

373

Anmaassung. — Vor Nichts soll man sich so hüten, als vor dem Aufwachsen jenes Unkrautes, welches Anmaassung heisst und uns jede gute Ernte verdirbt; denn es giebt Anmaassung in der Herzlichkeit, in der Ehrenbezeigung, in der wohlwollenden Vertraulichkeit, in der Liebkosung, im freundschaftlichen Rathe, im Eingestehen von Fehlern, in dem Mitleid für Andere, und alle diese schönen Dinge erwecken Widerwillen, wenn jenes Kraut dazwischen wächst. Der Anmaassende, das heisst Der, welcher mehr bedeuten will als er ist oder gilt, macht immer eine falsche Berechnung. Zwar hat er den augenblicklichen Erfolg für sich, insofern die Menschen, vor denen er anmaassend ist, ihm gewöhnlich das Maass von Ehre zollen, welches er fordert, aus Angst oder Bequemlichkeit; aber sie nehmen eine schlimme Rache dafür, insofern sie ebensoviel, als er über das Maass forderte, von dem Werthe subtrahiren, den sie ihm bis jetzt beilegten. Es ist Nichts, was die Menschen sich theurer bezahlen lassen, als Demüthigung. Der Anmaassende kann sein wirkliches grosses Verdienst so in den Augen der Andern verdächtigen und klein machen, dass man mit staubigen Füssen darauf tritt. Selbst ein stolzes Benehmen sollte man sich nur dort erlauben, wo man ganz sicher sein kann, nicht missverstanden und als anmaassend betrachtet zu werden, zum Beispiel vor Freunden und Gattinnen. Denn es giebt im Verkehre mit Menschen keine grössere Thorheit, als sich den Ruf der Anmaassung zuzuziehen; es ist noch schlimmer, als wenn man nicht gelernt hat, höflich zu lügen.

374

Zwiegespräch. — Das Zwiegespräch ist das vollkommene Gespräch, weil Alles, was der Eine sagt, seine bestimmte Farbe, seinen Klang, seine begleitende Gebärde in strenger Rücksicht auf den Anderen, mit dem gesprochen wird, erhält, also dem entsprechend, was beim Briefverkehr geschieht, dass ein und der selbe zehn Arten des seelischen Ausdrucks zeigt, je nachdem er bald an Diesen, bald an Jenen schreibt. Beim Zwiegespräch giebt es nur eine einzige Strahlenbrechung des Gedankens: diese bringt der Mitunterredner hervor, als der Spiegel, in welchem wir unsere Gedanken möglichst schön wiedererblicken wollen. Wie aber ist es bei zweien, bei dreien und mehr Mitunterrednern? Da verliert nothwendig das Gespräch an individualisirender Feinheit, die verschiedenen Rücksichten kreuzen sich, heben sich auf; die Wendung, welche dem Einen wohlthut, ist nicht der Sinnesart des Andern gemäss. Desshalb wird der Mensch im Verkehr mit Mehreren gezwungen, sich auf sich zurückzuziehen, die Thatsachen hinzustellen, wie sie sind, aber jenen spielenden Aether der Humanität den Gegenständen zu nehmen, welcher ein Gespräch zu den angenehmsten Dingen der Welt macht. Man höre nur den Ton, in welchem Männer im Verkehr mit ganzen Gruppen von Männern zu reden pflegen, es ist als ob der Grundbass aller Rede der sei: "das bin ich, das sage ich, nun haltet davon, was ihr wollt!" Diess ist der Grund, wesshalb geistreiche Frauen bei Dem, welcher sie in der Gesellschaft kennen lernte, meistens einen befremdenden, peinlichen, abschreckenden Eindruck hinterlassen: es ist das Reden zu Vielen, vor Vielen, welches sie aller geistigen Liebenswürdigkeit beraubt und nur das bewusste Beruhen auf sich selbst, ihre Taktik und die Absicht auf öffentlichen Sieg in grellem Lichte zeigt: während die selben Frauen im Zwiegespräche wieder zu Weibern werden und ihre geistige Anmuth wiederfinden.

375

Nachruhm. — Auf die Anerkennung einer fernen Zukunft hoffen, hat nur Sinn, wenn man die Annahme macht, dass die Menschheit wesentlich unverändert bleibe und dass alles Grosse nicht für Eine, sondern für alle Zeiten als gross empfunden werden müsse. Diess ist aber ein Irrthum; die Menschheit, in allem Empfinden und Urtheilen über Das, was schön und gut ist, verwandelt sich sehr stark; es ist Phantasterei, von sich zu glauben, dass man eine Meile Wegs voraus sei und dass die gesammte Menschheit unsere Strasse ziehe. Zudem: ein Gelehrter, der verkannt wird, darf jetzt bestimmt darauf rechnen, dass seine Entdeckung von Anderen auch gemacht wird, und dass ihm besten Falls einmal später von einem Historiker zuerkannt wird, er habe diess und jenes auch schon gewusst, sei aber nicht im Stande gewesen, seinem Satz Glauben zu verschaffen. Nicht-anerkannt-werden wird von der Nachwelt immer als Mangel an Kraft ausgelegt.— Kurz, man soll der hochmüthigen Vereinsamung nicht so leicht das Wort reden. Es giebt übrigens Ausnahmefälle; aber zumeist sind es unsere Fehler, Schwächen und Narrheiten, welche die Anerkennung unserer grossen Eigenschaften verhindern.

376

Von den Freunden. — Ueberlege nur mit dir selber einmal, wie verschieden die Empfindungen, wie getheilt die Meinungen selbst unter den nächsten Bekannten sind; wie selbst gleiche Meinungen in den Köpfen deiner Freunde eine ganz andere Stellung oder Stärke haben, als in deinem; wie hundertfältig der Anlass kommt zum Missverstehen, zum feindseligen Auseinanderfliehen. Nach alledem wirst du dir sagen: wie unsicher ist der Boden, auf dem alle unsere Bündnisse und Freundschaften ruhen, wie nahe sind kalte Regengüsse oder böse Wetter, wie vereinsamt ist jeder Mensch! Sieht Einer diess ein und noch dazu, dass alle Meinungen und deren Art und Stärke bei seinen Mitmenschen ebenso nothwendig und unverantwortlich sind wie ihre Handlungen, gewinnt er das Auge für diese innere Nothwendigkeit der Meinungen aus der unlösbaren Verflechtung von Charakter, Beschäftigung, Talent, Umgebung,—so wird er vielleicht die Bitterkeit und Schärfe jener Empfindung los, mit der jener Weise rief: "Freunde, es giebt keine Freunde!" Er wird sich vielmehr eingestehen: ja es giebt Freunde, aber der Irrthum, die Täuschung über dich führte sie dir zu; und Schweigen müssen sie gelernt haben, um dir Freund zu bleiben; denn fast immer beruhen solche menschliche Beziehungen darauf, dass irgend ein paar Dinge nie gesagt werden, ja dass an sie nie gerührt wird; kommen diese Steinchen aber in's Rollen, so folgt die Freundschaft hinterdrein und zerbricht. Giebt es Menschen, welche nicht tödtlich zu verletzen sind, wenn sie erführen, was ihre vertrautesten Freunde im Grunde von ihnen wissen?— Indem wir uns selbst erkennen und unser Wesen selber als eine wandelnde Sphäre der Meinungen und Stimmungen ansehen und somit ein Wenig geringschätzen lernen, bringen wir uns wieder in's Gleichgewicht mit den Uebrigen. Es ist wahr, wir haben gute Gründe, jeden unserer Bekannten, und seien es die grössten, gering zu achten; aber eben so gute, diese Empfindung gegen uns selber zu kehren.— Und so wollen wir es mit einander aushalten, da wir es ja mit uns aushalten; und vielleicht kommt jedem auch einmal die freudigere Stunde, wo er sagt:

"Freunde, es giebt keine Freunde!" so rief der sterbende Weise;
"Feinde, es giebt keinen Feind!"—ruf' ich, der lebende Thor.

Siebentes Hauptstück. Weib und Kind.

377

Das vollkommene Weib. — Das vollkommene Weib ist ein höherer Typus des Menschen, als der vollkommene Mann: auch etwas viel Selteneres.— Die Naturwissenschaft der Thiere bietet ein Mittel, diesen Satz wahrscheinlich zu machen.

378

Freundschaft und Ehe.— Der beste Freund wird wahrscheinlich die beste Gattin bekommen, weil die gute Ehe auf dem Talent zur Freundschaft beruht.

379

Fortleben der Eltern. — Die unaufgelösten Dissonanzen im Verhältniss von Charakter und Gesinnung der Eltern klingen in dem Wesen des Kindes fort und machen seine innere Leidensgeschichte aus.

380

Von der Mutter her. — Jedermann trägt ein Bild des Weibes von der Mutter her in sich: davon wird er bestimmt, die Weiber überhaupt zu verehren oder sie geringzuschätzen oder gegen sie im Allgemeinen gleichgültig zu sein.

381

Die Natur corrigiren.— Wenn man keinen guten Vater hat, so soll man sich einen anschaffen.

382

Väter und Söhne.— Väter haben viel zu thun, um es wieder gut zu machen, dass sie Söhne haben.

383

Irrthum vornehmer Frauen. — Die vornehmen Frauen denken, dass eine Sache gar nicht da ist, wenn es nicht möglich ist, von ihr in der Gesellschaft zu sprechen.

384

Eine Männerkrankheit.— Gegen die Männerkrankheit der Selbstverachtung hilft es am sichersten, von einem klugen Weibe geliebt zu werden.

385

Eine Art der Eifersucht. — Mütter sind leicht eifersüchtig auf die Freunde ihrer Söhne, wenn diese besondere Erfolge haben. Gewöhnlich liebt eine Mutter sich mehr in ihrem Sohn, als den Sohn selber.

386

Vernünftige Unvernunft.— In der Reife des Lebens und des Verstandes überkommt den Menschen das Gefühl, dass sein Vater Unrecht hatte, ihn zu zeugen.

387

Mütterliche Güte.— Manche Mutter braucht glückliche geehrte Kinder, manche unglückliche: sonst kann sich ihre Güte als Mutter nicht zeigen.

388

Verschiedene Seufzer.— Einige Männer haben über die Entführung ihrer Frauen geseufzt, die meisten darüber, dass Niemand sie ihnen entführen wollte.

389

Liebesheirathen. — Die Ehen, welche aus Liebe geschlossen werden (die sogenannten Liebesheirathen), haben den Irrthum zum Vater und die Noth (das Bedürfniss) zur Mutter.

390

Frauenfreundschaft. — Frauen können recht gut mit einem Manne Freundschaft schliessen; aber um diese aufrecht zu erhalten—dazu muss wohl eine kleine physische Antipathie mithelfen.

391

Langeweile.— Viele Menschen, namentlich Frauen, empfinden die Langeweile nicht, weil sie niemals ordentlich arbeiten gelernt haben.

392

Ein Element der Liebe.— In jeder Art der weiblichen Liebe kommt auch Etwas von der mütterlichen Liebe zum Vorschein.

393

Die Einheit des Ortes und das Drama.— Wenn die Ehegatten nicht beisammen lebten, würden die guten Ehen häufiger sein.

394

Gewöhnliche Folgen der Ehe. — Jeder Umgang, der nicht hebt, zieht nieder, und umgekehrt; desshalb sinken gewöhnlich die Männer etwas, wenn sie Frauen nehmen, während die Frauen etwas gehoben werden. Allzu geistige Männer bedürfen eben so sehr der Ehe, als sie ihr wie einer widrigen Medicin widerstreben.

395

Befehlen lehren.— Kinder aus bescheidenen Familien muss man eben so sehr das Befehlen durch Erziehung lehren, wie andere Kinder das Gehorchen.

396

Verliebt werden wollen.— Verlobte, welche die Convenienz zusammengefügt hat, bemühen sich häufig, verliebt zu werden, um über den Vorwurf der kalten, berechnenden Nützlichkeit hinwegzukommen. Ebenso bemühen sich Solche, die ihres Vortheils wegen zum Christenthum umlenken, wirklich fromm zu werden; denn so wird das religiöse Mienenspiel ihnen leichter.

397

Kein Stillstand in der Liebe.— Ein Musiker, der das langsame Tempo liebt, wird die selben Tonstücke immer langsamer nehmen. So giebt es in keiner Liebe ein Stillstehen.

398

Schamhaftigkeit.— Mit der Schönheit der Frauen nimmt im Allgemeinen ihre Schamhaftigkeit zu.

399

Ehe von gutem Bestand. — Eine Ehe, in der Jedes durch das Andere ein individuelles Ziel erreichen will, hält gut zusammen, zum Beispiel wenn die Frau durch den Mann berühmt, der Mann durch die Frau beliebt werden will.

400

Proteus-Natur.— Weiber werden aus Liebe ganz zu dem, als was sie in der Vorstellung der Männer, von denen sie geliebt werden, leben.

401

Lieben und besitzen. — Frauen lieben meistens einen bedeutenden Mann so, dass sie ihn allein haben wollen. Sie würden ihn gern in Verschluss legen, wenn nicht ihre Eitelkeit widerriethe: diese will, dass er auch vor Anderen bedeutend erscheine.

402

Probe einer guten Ehe.— Die Güte einer Ehe bewährt sich dadurch, dass sie einmal eine "Ausnahme" verträgt.

403

Mittel, Alle zu Allem zu bringen. — Man kann Jedermann so durch Unruhen, Aengste, Ueberhäufung von Arbeit und Gedanken abmatten und schwach machen, dass er einer Sache, die den Schein des Complicirten hat, nicht mehr widersteht, sondern ihr nachgiebt,—das wissen die Diplomaten und die Weiber.

404

Ehrbarkeit und Ehrlichkeit. — Jene Mädchen, welche allein ihrem Jugendreize die Versorgung für's ganze Leben verdanken wollen und deren Schlauheit die gewitzigten Mütter noch souffliren, wollen ganz das Selbe wie die Hetären, nur dass sie klüger und unehrlicher als diese sind.

405

Masken. — Es giebt Frauen, die, wo man bei ihnen auch nachsucht, kein Inneres haben, sondern reine Masken sind. Der Mann ist zu beklagen, der sich mit solchen fast gespenstischen, nothwendig unbefriedigenden Wesen einlässt, aber gerade sie vermögen das Verlangen des Mannes auf das stärkste zu erregen: er sucht nach ihrer Seele—und sucht immer fort.

406

Die Ehe als langes Gespräch. — Man soll sich beim Eingehen einer Ehe die Frage vorlegen: glaubst du, dich mit dieser Frau bis in's Alter hinein gut zu unterhalten? Alles Andere in der Ehe ist transitorisch, aber die meiste Zeit des Verkehrs gehört dem Gespräche an.

407

Mädchenträume. — Unerfahrene Mädchen schmeicheln sich mit der Vorstellung, dass es in ihrer Macht stehe, einen Mann glücklich zu machen; später lernen sie, dass es so viel heisst als: einen Mann geringschätzen, wenn man annimmt, dass es nur eines Mädchens bedürfe, um ihn glücklich zu machen.— Die Eitelkeit der Frauen verlangt, dass ein Mann mehr sei, als ein glücklicher Gatte.

408

Aussterben von Faust und Gretchen. — Nach der sehr einsichtigen Bemerkung eines Gelehrten ähneln die gebildeten Männer des gegenwärtigen Deutschland einer Mischung von Mephistopheles und Wagner, aber durchaus nicht Fausten: welchen die Grossväter (in ihrer Jugend wenigstens) in sich rumoren fühlten. Zu ihnen passen also—um jenen Satz fortzusetzen—aus zwei Gründen die Gretchen nicht. Und weil sie nicht mehr begehrt werden, so sterben sie, scheint es, aus.

409

Mädchen als Gymnasiasten. — Um Alles in der Welt nicht noch unsere Gymnasialbildung auf die Mädchen übertragen! Sie, die häufig aus geistreichen, wissbegierigen, feurigen jungen—Abbilder ihrer Lehrer macht!

410

Ohne Nebenbuhlerinnen. — Frauen merken es einem Manne leicht an, ob seine Seele schon in Besitz genommen ist; sie wollen ohne Nebenbuhlerinnen geliebt sein und verargen ihm die Ziele seines Ehrgeizes, seine politischen Aufgaben, seine Wissenschaften und Künste, wenn er eine Leidenschaft zu solchen Sachen hat. Es sei denn, dass er durch diese glänze,—dann erhoffen sie, im Falle einer Liebesverbindung mit ihm, zugleich einen Zuwachs ihres Glanzes; wenn es so steht, begünstigen sie den Liebhaber.

411

Der weibliche Intellect. — Der Intellect der Weiber zeigt sich als vollkommene Beherrschung, Gegenwärtigkeit des Geistes, Benutzung aller Vortheile. Sie vererben ihn als ihre Grundeigenschaft auf ihre Kinder, und der Vater giebt den dunkleren Hintergrund des Willens dazu. Sein Einfluss bestimmt gleichsam Rhythmus und Harmonie, mit denen das neue Leben abgespielt werden soll; aber die Melodie desselben stammt vom Weibe.— Für Solche gesagt, welche Etwas sich zurecht zu legen wissen: die Weiber haben den Verstand, die Männer das Gemüth und die Leidenschaft. Dem widerspricht nicht, dass die Männer thatsächlich es mit ihrem Verstande so viel weiterbringen: sie haben die tieferen, gewaltigeren Antriebe; diese tragen ihren Verstand, der an sich etwas Passives ist, so weit. Die Weiber wundern sich im Stillen oft über die grosse Verehrung, welche die Männer ihrem Gemüthe zollen. Wenn die Männer vor Allem nach einem tiefen, gemüthvollen Wesen, die Weiber aber nach einem klugen, geistesgegenwärtigen und glänzenden Wesen bei der Wahl ihres Ehegenossen suchen, so sieht man im Grunde deutlich, wie der Mann nach dem idealisirten Manne, das Weib nach dem idealisirten Weibe sucht, also nicht nach Ergänzung, sondern nach Vollendung der eigenen Vorzüge.

412

Ein Urtheil Hesiod's bekräftigt. — Ein Zeichen für die Klugheit der Weiber ist es, dass sie es fast überall verstanden haben, sich ernähren zu lassen, wie Drohnen im Bienenkorbe. Man erwäge doch, was das aber ursprünglich bedeuten will und warum die Männer sich nicht von den Frauen ernähren lassen. Gewiss weil die männliche Eitelkeit und Ehrsucht grösser als die weibliche Klugheit ist; denn die Frauen haben es verstanden, sich durch Unterordnung doch den überwiegenden Vortheil, ja die Herrschaft zu sichern. Selbst das Pflegen der Kinder könnte ursprünglich von der Klugheit der Weiber als Vorwand benutzt sein, um sich der Arbeit möglichst zu entziehen. Auch jetzt noch verstehen sie, wenn sie wirklich thätig sind, zum Beispiel als Haushälterinnen, davon ein sinnverwirrendes Aufheben zu machen: so dass von den Männern das Verdienst ihrer Thätigkeit zehnfach überschätzt zu werden pflegt.

413

Die Kurzsichtigen sind verliebt. — Mitunter genügt schon eine stärkere Brille, um den Verliebten zu heilen; und wer die Kraft der Einbildung hätte, um ein Gesicht, eine Gestalt sich zwanzig Jahre älter vorzustellen, gienge vielleicht sehr ungestört durch das Leben.

414

Frauen im Hass. — Im Zustande des Hasses sind Frauen gefährlicher, als Männer; zuvörderst weil sie durch keine Rücksicht auf Billigkeit in ihrer einmal erregten feindseligen Empfindung gehemmt werden, sondern ungestört ihren Hass bis zu den letzten Consequenzen anwachsen lassen, sodann weil sie darauf eingeübt sind, wunde Stellen (die jeder Mensch, jede Partei hat) zu finden und dort hinein zu stechen: wozu ihnen ihr dolchspitzer Verstand treffliche Dienste leistet (während die Männer beim Anblick von Wunden zurückhaltend, oft grossmüthig und versöhnlich gestimmt werden).

415

Liebe. — Die Abgötterei, welche die Frauen mit der Liebe treiben, ist im Grunde und ursprünglich eine Erfindung der Klugheit, insofern sie ihre Macht durch alle jene Idealisirungen der Liebe erhöhen und sich in den Augen der Männer als immer begehrenswerther darstellen. Aber durch die Jahrhundertelange Gewöhnung an diese übertriebene Schätzung der Liebe ist es geschehen, dass sie in ihr eigenes Netz gelaufen sind und jenen Ursprung vergessen haben. Sie selber sind jetzt noch mehr die Getäuschten, als die Männer, und leiden desshalb auch mehr an der Enttäuschung, welche fast nothwendig im Leben jeder Frau eintreten wird—sofern sie überhaupt Phantasie und Verstand genug hat, um getäuscht und enttäuscht werden zu können.

416

Zur Emancipation der Frauen. — Können die Frauen überhaupt gerecht sein, wenn sie so gewohnt sind, zu lieben, gleich für oder wider zu empfinden? Daher sind sie auch seltener für Sachen, mehr für Personen eingenommen: sind sie es aber für Sachen, so werden sie sofort deren Parteigänger und verderben damit die reine unschuldige Wirkung derselben. So entsteht eine nicht geringe Gefahr, wenn ihnen die Politik und einzelne Theile der Wissenschaft anvertraut werden (zum Beispiel Geschichte). Denn was wäre seltener, als eine Frau, welche wirklich wüsste, was Wissenschaft ist? Die besten nähren sogar im Busen gegen sie eine heimliche Geringschätzung, als ob sie irgend wodurch ihr überlegen wären. Vielleicht kann diess Alles anders werden, einstweilen ist es so.

417

Die Inspiration im Urtheile der Frauen. — Jene plötzlichen Entscheidungen über das Für und Wider, welche Frauen zu geben pflegen, die blitzschnellen Erhellungen persönlicher Beziehungen durch ihre hervorbrechenden Neigungen und Abneigungen, kurz die Beweise der weiblichen Ungerechtigkeit sind von liebenden Männern mit einem Glanz umgeben worden, als ob alle Frauen Inspirationen von Weisheit hätten, auch ohne den delphischen Kessel und die Lorbeerbinde: und ihre Aussprüche werden noch lange nachher wie sibyllinische Orakel interpretirt und zurechtgelegt. Wenn man aber erwägt, dass für jede Person, für jede Sache sich etwas geltend machen lässt, aber ebenso gut auch Etwas gegen sie, dass alle Dinge nicht nur zwei-, sondern drei- und vierseitig sind, so ist es beinahe Schwer, mit solchen plötzlichen Entscheidungen gänzlich fehl zu greifen; ja man könnte sagen: die Natur der Dinge ist so eingerichtet, dass die Frauen immer Recht behalten.

418

Sich lieben lassen. — Weil die eine von zwei liebenden Personen gewöhnlich die liebende, die andere die geliebte Person ist, so ist der Glaube entstanden, es gäbe in jedem Liebeshandel ein gleichbleibendes Maass von Liebe: je mehr eine davon an sich reisse, um so weniger bleibe für die andere Person übrig. Ausnahmsweise kommt es vor, dass die Eitelkeit jede der beiden Personen überredet, sie sei die, welche geliebt werden müsse; so dass sich beide lieben lassen wollen: woraus sich namentlich in der Ehe mancherlei halb drollige, halb absurde Scenen ergeben.

419

Widersprüche in weiblichen Köpfen. — Weil die Weiber so viel mehr persönlich als sachlich sind, vertragen sich in ihrem Gedankenkreise Richtungen, die logisch mit einander in Widerspruch sind: sie pflegen sich eben für die Vertreter dieser Richtungen der Reihe nach zu begeistern und nehmen deren Systeme in Bausch und Bogen an; doch so, dass überall dort eine todte Stelle entsteht, wo eine neue Persönlichkeit später das Uebergewicht bekommt. Es kommt vielleicht vor, dass die ganze Philosophie im Kopf einer alten Frau aus lauter solchen todten Stellen besteht.

420

Wer leidet mehr?— Nach einem persönlichen Zwiespalt und Zanke zwischen einer Frau und einem Manne leidet der eine Theil am meisten bei der Vorstellung, dem anderen Wehe gethan zu haben; während jener am meisten bei der Vorstellung leidet, dem andern nicht genug Wehe gethan zu haben, wesshalb er sich bemüht, durch Thränen, Schluchzen und verstörte Mienen, ihm noch hinterdrein das Herz schwer zu machen.

421

Gelegenheit zu weiblicher Grossmuth. — Wenn man sich über die Ansprüche der Sitte einmal in Gedanken hinwegsetzt, so könnte man wohl erwägen, ob nicht Natur und Vernunft den Mann auf mehrfache Verheirathung nach einander anweist, etwa in der Gestalt, dass er zuerst im Alter von zwei und zwanzig Jahren ein älteres Mädchen heirathet, das ihm geistig und sittlich überlegen ist und seine Führerin durch die Gefahren der zwanziger Jahre (Ehrgeiz, Hass, Selbstverachtung, Leidenschaften aller Art) werden kann. Die Liebe dieser würde später ganz in das Mütterliche übertreten, und sie ertrüge es nicht nur, sondern förderte es auf die heilsamste Weise, wenn der Mann in den dreissiger Jahren mit einem ganz jungen Mädchen eine Verbindung eingienge, dessen Erziehung er selber in die Hand nähme.— Die Ehe ist für die zwanziger Jahre einnöthiges, für die dreissiger ein nützliches, aber nicht nöthiges Institut: für das spätere Leben wird sie oft schädlich und befördert die geistige Rückbildung des Mannes.

422

Tragödie der Kindheit. — Es kommt vielleicht nicht selten vor, dass edel- und hochstrebende Menschen ihren härtesten Kampf in der Kindheit zu bestehen haben: etwa dadurch, dass sie ihre Gesinnung gegen einen niedrig denkenden, dem Schein und der Lügnerei ergebenen Vater durchsetzen müssen, oder fortwährend, wie Lord Byron, im Kampfe mit einer kindischen und zornwüthigen Mutter leben. Hat man so Etwas erlebt, so wird man sein Leben lang es nicht verschmerzen, zu wissen, wer Einem eigentlich der grösste, der gefährlichste Feind gewesen ist.

423

Eltern-Thorheit. — Die gröbsten Irrthümer in der Beurtheilung eines Menschen werden von dessen Eltern gemacht: diess ist eine Thatsache, aber wie soll man sie erklären? Haben die Eltern zu viele Erfahrung von dem Kinde und können sie diese nicht mehr zu einer Einheit zusammenbringen? Man bemerkt, dass Reisende unter fremden Völkern nur in der ersten Zeit ihres Aufenthaltes die allgemeinen unterscheidenden Züge eines Volkes richtig erfassen; je mehr sie das Volk kennen lernen, desto mehr verlernen sie, das Typische und Unterscheidende an ihm zu sehen. Sobald sie nah-sichtig werden, hören ihre Augen auf, fern-sichtig zu sein. Sollten die Eltern desshalb falsch über das Kind urtheilen, weil sie ihm nie fern genug gestanden haben?—Eine ganz andere Erklärung wäre folgende: die Menschen pflegen über das Nächste, was sie umgiebt, nicht mehr nachzudenken, sondern es nur hinzunehmen. Vielleicht ist die gewohnheitsmässige Gedankenlosigkeit der Eltern der Grund, wesshalb sie, einmal genöthigt über ihre Kinder zu urtheilen, so schief urtheilen.

424

Aus der Zukunft der Ehe. — Jene edlen, freigesinnten Frauen, welche die Erziehung und Erhebung des weiblichen Geschlechtes sich zur Aufgabe stellen, sollen einen Gesichtspunct nicht übersehen: die Ehe in ihrer höheren Auffassung gedacht, als Seelenfreundschaft zweier Menschen verschiedenen Geschlechts, also so, wie sie von der Zukunft erhofft wird, zum Zweck der Erzeugung und Erziehung einer neuen Generation geschlossen,—eine solche Ehe, welche das Sinnliche gleichsam nur als ein seltenes, gelegentliches Mittel für einen grösseren Zweck gebraucht, bedarf wahrscheinlich, wie man besorgen muss, einer natürlichen Beihülfe, des Concubinats; denn wenn aus Gründen der Gesundheit des Mannes das Eheweib auch zur alleinigen Befriedigung des geschlechtlichen Bedürfnisses dienen soll, so wird bei der Wahl einer Gattin schon ein falscher, den angedeuteten Zielen entgegengesetzter Gesichtspunct maassgebend sein: die Erzielung der Nachkommenschaft wird zufällig, die glückliche Erziehung höchst unwahrscheinlich. Eine gute Gattin, welche Freundin, Gehülfin, Gebärerin, Mutter, Familienhaupt, Verwalterin sein soll, ja vielleicht abgesondert von dem Manne ihrem eigenen Geschäft und Amte vorzustehen hat, kann nicht zugleich Concubine sein: es hiesse im Allgemeinen zu viel von ihr verlangen. Somit könnte in Zukunft das Umgekehrte dessen eintreten, was zu Perikles' Zeiten in Athen sich begab: die Männer, welche damals an ihren Eheweibern nicht viel mehr als Concubinen hatten, wandten sich nebenbei zu den Aspasien, weil sie nach den Reizen einer kopf- und herzbefreienden Geselligkeit verlangten, wie eine solche nur die Anmuth und geistige Biegsamkeit der Frauen zu schaffen vermag. Alle menschlichen Institutionen, wie die Ehe, gestatten nur einen mässigen Grad von praktischer Idealisirung, widrigenfalls sofort grobe Remeduren nöthig werden.

425

Sturm- und Drangperiode der Frauen. — Man kann in den drei oder vier civilisirten Ländern Europa's aus den Frauen durch einige Jahrhunderte von Erziehung Alles machen, was man will, selbst Männer, freilich nicht in geschlechtlichem Sinne, aber doch in jedem anderen Sinne. Sie werden unter einer solchen Einwirkung einmal alle männlichen Tugenden und Stärken angenommen haben, dabei allerdings auch deren Schwächen und Laster mit in den Kauf nehmen müssen: so viel, wie gesagt, kann man erzwingen. Aber wie werden wir den dadurch herbeigeführten Zwischenzustand aushalten, welcher vielleicht selber ein paar Jahrhunderte dauern kann, während denen die weiblichen Narrheiten und Ungerechtigkeiten, ihr uraltes Angebinde, noch die Uebermacht über alles Hinzugewonnene, Angelernte behaupten? Diese Zeit wird es sein, in welcher der Zorn den eigentlich männlichen Affect ausmacht, der Zorn darüber, dass alle Künste und Wissenschaften durch einen unerhörten Dilettantismus überschwemmt und verschlammt sind, die Philosophie durch sinnverwirrendes Geschwätz zu Tode geredet, die Politik phantastischer und parteiischer als je, die Gesellschaft in voller Auflösung ist, weil die Bewahrerinnen der alten Sitte sich selber lächerlich geworden und in jeder Beziehung ausser der Sitte zu stehen bestrebt sind. Hatten nämlich die Frauen ihre grösste Macht in der Sitte, wonach werden sie greifen müssen, um eine ähnliche Fülle der Macht wiederzugewinnen, nachdem sie die Sitte aufgegeben haben?

426

Freigeist und Ehe. — Ob die Freigeister mit Frauen leben werden? Im Allgemeinen glaube ich, dass sie, gleich den wahrsagenden Vögeln des Alterthums, als die Wahrdenkenden, Wahrheit-Redenden der Gegenwart es vorziehen müssen, allein zu fliegen.

427

Glück der Ehe. — Alles Gewohnte zieht ein immer fester werdendes Netz von Spinneweben um uns zusammen; und alsobald merken wir, dass die Fäden zu Stricken geworden sind und dass wir selber als Spinne in der Mitte sitzen, die sich hier gefangen hat und von ihrem eigenen Blute zehren muss. Desshalb hasst der Freigeist alle Gewöhnungen und Regeln, alles Dauernde und Definitive, desshalb reisst er, mit Schmerz, das Netz um sich immer wieder auseinander: wiewohl er in Folge dessen an zahlreichen kleinen und grossen Wunden leiden wird,—denn jene Fäden muss er von sich, von seinem Leibe, seiner Seele abreissen. Er muss dort lieben lernen, wo er bisher hasste, und umgekehrt. Ja es darf für ihn nichts Unmögliches sein, auf das selbe Feld Drachenzähne auszusäen, auf welches er vorher die Füllhörner seiner Güte ausströmen liess.— Daraus lässt sich abnehmen, ob er für das Glück der Ehe geschaffen ist.

428

Zunahe. — Leben wir zu nahe mit einem Menschen zusammen, so geht es uns so, wie wenn wir einen guten Kupferstich immer wieder mit blossen Fingern anfassen: eines Tages haben wir schlechtes beschmutztes Papier und Nichts weiter mehr in den Händen. Auch die Seele eines Menschen wird durch beständiges Angreifen endlich abgegriffen; mindestens erscheint sie uns endlich so,—wir sehen ihre ursprüngliche Zeichnung und Schönheit nie wieder.— Man verliert immer durch den allzuvertraulichen Umgang mit Frauen und Freunden; und mitunter verliert man die Perle seines Lebens dabei.

429

Die goldene Wiege. — Der Freigeist wird immer aufathmen, wenn er sich endlich entschlossen hat, jenes mutterhafte Sorgen und Bewachen, mit welchem die Frauen um ihn walten, von sich abzuschütteln. Was schadet ihm denn ein rauherer Luftzug, den man so ängstlich von ihm wehrte, was bedeutet ein wirklicher Nachtheil, Verlust, Unfall, eine Erkrankung, Verschuldung, Bethörung mehr oder weniger in seinem Leben, verglichen mit der Unfreiheit der goldenen Wiege, des Pfauenschweif-Wedels und der drückenden Empfindung, noch dazu dankbar sein zu müssen, weil er wie ein Säugling gewartet und verwöhnt wird? Desshalb kann sich die Milch, welche die mütterliche Gesinnung der ihn umgebenden Frauen reicht, so leicht in Galle verwandeln.

430

Freiwilliges Opferthier. — Durch Nichts erleichtern bedeutende Frauen ihren Männern, falls diese berühmt und gross sind, das Leben so sehr, als dadurch dass sie gleichsam das Gefäss der allgemeinen Ungunst und gelegentlichen Verstimmung der übrigen Menschen werden. Die Zeitgenossen pflegen ihren grossen Männern viel Fehlgriffe und Narrheiten, ja Handlungen grober Ungerechtigkeit nachzusehen, wenn sie nur Jemanden finden, den sie als eigentliches Opferthier zur Erleichterung ihres Gemüthes misshandeln und schlachten dürfen. Nicht selten findet eine Frau den Ehrgeiz in sich, sich zu dieser Opferung anzubieten, und dann kann freilich der Mann sehr zufrieden sein,—falls er nämlich Egoist genug ist, um sich einen solchen freiwilligen Blitz-, Sturm- und Regenableiter in seiner Nähe gefallen zu lassen.

431

Angenehme Widersacher. — Die naturgemässe Neigung der Frauen zu ruhigem, gleichmässigem, glücklich zusammenstimmendem Dasein und Verkehren, das Oelgleiche und Beschwichtigende ihrer Wirkungen auf dem Meere des Lebens, arbeitet unwillkürlich dem heroischeren inneren Drange des Freigeistes entgegen. Ohne dass sie es merken, handeln die Frauen so, als wenn man dem wandernden Mineralogen die Steine vom Wege nimmt, damit sein Fuss nicht daran stosse,—während er gerade ausgezogen ist, um daran zu stossen.

432

Missklang zweier Consonanzen.— Die Frauen wollen dienen und haben darin ihr Glück: und der Freigeist will nicht bedient sein und hat darin sein Glück.

433

Xanthippe. — Sokrates fand eine Frau, wie er sie brauchte,—aber auch er hätte sie nicht gesucht, falls er sie gut genug gekannt hätte: so weit wäre auch der Heroismus dieses freien Geistes nicht gegangen. Thatsächlich trieb ihn Xanthippe in seinen eigenthümlichen Beruf immer mehr hinein, indem sie ihm Haus und Heim unhäuslich und unheimlich machte: sie lehrte ihn, auf den Gassen und überall dort zu leben, wo man schwätzen und müssig sein konnte und bildete ihn damit zum grössten athenischen Gassen-Dialektiker aus: der sich zuletzt selber mit einer zudringlichen Bremse vergleichen musste, welche dem schönen Pferde Athen von einem Gotte auf den Nacken gesetzt sei, um es nicht zur Ruhe kommen zu lassen.

434

Für die Ferne blind. — Ebenso wie die Mütter eigentlich nur Sinn und Auge für die augen- und sinnfälligen Schmerzen ihrer Kinder haben, so vermögen die Gattinnen hoch strebender Männer es nicht über sich zu gewinnen, ihre Ehegenossen leidend, darbend und gar missachtet zu sehen,—während vielleicht alles diess nicht nur die Wahrzeichen einer richtigen Wahl ihrer Lebenshaltung, sondern schon die Bürgschaften dafür sind, dass ihre grossen Ziele irgendwann einmal erreicht werden müssen. Die Frauen intriguiren im Stillen immer gegen die höhere Seele ihrer Männer; sie wollen dieselbe um ihre Zukunft, zu Gunsten einer schmerzlosen, behaglichen Gegenwart, betrügen.

435

Macht und Freiheit. — So hoch Frauen ihre Männer ehren, so ehren sie doch die von der Gesellschaft anerkannten Gewalten und Vorstellungen noch mehr: sie sind seit Jahrtausenden gewohnt, vor allem Herrschenden gebückt, die Hände auf die Brust gefaltet, einherzugehen und missbilligen alle Auflehnung gegen die öffentliche Macht. Desshalb hängen sie sich, ohne es auch nur zu beabsichtigen, vielmehr wie aus Instinct, als Hemmschuh in die Räder eines freigeisterischen unabhängigen Strebens und machen unter Umständen ihre Gatten aufs Höchste ungeduldig, zumal wenn diese sich noch vorreden, dass Liebe es sei, was die Frauen im Grunde dabei antreibe. Die Mittel der Frauen missbilligen und grossmüthig die Motive dieser Mittel ehren,—das ist Männer-Art und oft genug Männer-Verzweiflung.

436

Ceterum censeo. — Es ist zum Lachen, wenn eine Gesellschaft von Habenichtsen die Abschaffung des Erbrechts decretirt, und nicht minder zum Lachen ist es, wenn Kinderlose an der praktischen Gesetzgebung eines Landes arbeiten:—sie haben ja nicht genug Schwergewicht in ihrem Schiffe, um sicher in den Ocean der Zukunft hineinsegeln zu können. Aber ebenso ungereimt erscheint es, wenn Der, welcher die allgemeinste Erkenntniss und die Abschätzung des gesammten Daseins zu seiner Aufgabe erkoren hat, sich mit persönlichen Rücksichten auf eine Familie, auf Ernährung, Sicherung, Achtung von Weib und Kind, belastet und vor sein Teleskop jenen trüben Schleier aufspannt, durch welchen kaum einige Strahlen der fernen Gestirnwelt hindurchzudringen vermögen. So komme auch ich zu dem Satze, dass in den Angelegenheiten der höchsten philosophischen Art alle Verheiratheten verdächtig sind.

437

Zuletzt. — Es giebt mancherlei Arten von Schierling, und gewöhnlich findet das Schicksal eine Gelegenheit, dem Freigeiste einen Becher dieses Giftgetränkes an die Lippen zu setzen,—um ihn zu "strafen," wie dann alle Welt sagt. Was thun dann die Frauen um ihn? Sie werden schreien und wehklagen und vielleicht die Sonnenuntergangs-Ruhe des Denkers stören: wie sie es im Gefängniss von Athen thaten. "O Kriton, heisse doch Jemanden diese Weiber da fortführen!" sagte endlich Sokrates.—

Achtes Hauptstück. Ein Blick auf den Staat.

438

Um das Wort bitten. — Der demagogische Charakter und die Absicht, auf die Massen zu wirken, ist gegenwärtig allen politischen Parteien gemeinsam: sie alle sind genöthigt, der genannten Absicht wegen, ihre Principien zu grossen Alfresco-Dummheiten umzuwandeln und sie so an die Wand zu malen. Daran ist Nichts mehr zu ändern, ja es ist überflüssig, auch nur einen Finger dagegen aufzuheben; denn auf diesem Gebiete gilt, was Voltaire sagt: quand la populace se mêle de raisonner, tout est perdu. Seitdem diess geschehen ist, muss man sich den neuen Bedingungen fügen, wie man sich fügt, wenn ein Erdbeben die alten Gränzen und Umrisse der Bodengestalt verrückt und den Werth des Besitzes verändert hat. Ueberdiess: wenn es sich nun einmal bei aller Politik darum handelt, möglichst Vielen das Leben erträglich zu machen, so mögen immerhin diese Möglichst-Vielen auch bestimmen, was sie unter einem erträglichen Leben verstehen; trauen sie sich den Intellect zu, auch die richtigen Mittel zu diesem Ziele zu finden, was hülfe es, daran zu zweifeln? Sie wollen nun einmal ihres Glückes und Unglückes eigene Schmiede sein; und wenn dieses Gefühl der Selbstbestimmung, der Stolz auf die fünf, sechs Begriffe, welche ihr Kopf birgt und zu Tage bringt, ihnen in der That das Leben so angenehm macht, dass sie die fatalen Folgen ihrer Beschränktheit gern ertragen: so ist wenig einzuwenden, vorausgesetzt, dass die Beschränktheit nicht so weit geht, zu verlangen, es solle Alles in diesem Sinne zur Politik werden, es solle Jeder nach solchem Maassstabe leben und wirken. Zuerst nämlich muss es Einigen mehr als je, erlaubt sein, sich der Politik zu enthalten und ein Wenig bei Seite zu treten: dazu treibt auch sie die Lust an der Selbstbestimmung, und auch ein kleiner Stolz mag damit verbunden sein, zu schweigen, wenn zu Viele oder überhaupt nur Viele reden. Sodann muss man es diesen Wenigen nachsehen, wenn sie das Glück der Vielen, verstehe man nun darunter Völker oder Bevölkerungsschichten, nicht so wichtig nehmen und sich hie und da eine ironische Miene zu Schulden kommen lassen; denn ihr Ernst liegt anderswo, ihr Glück ist ein anderer Begriff, ihr Ziel ist nicht von jeder plumpen Hand, welche eben nur fünf Finger hat, zu umspannen. Endlich kommt—was ihnen gewiss am schwersten zugestanden wird, aber ebenfalls zugestanden werden muss—von Zeit zu Zeit ein Augenblick, wo sie aus ihren schweigsamen Vereinsamungen heraustreten und die Kraft ihrer Lungen wieder einmal versuchen: dann rufen sie nämlich einander zu wie Verirrte in einem Walde, um sich einander zu erkennen zu geben und zu ermuthigen; wobei freilich Mancherlei laut wird, was den Ohren, für welche es nicht bestimmt ist, übel klingt.— Nun, bald darauf ist es wieder stille im Walde, so stille, dass man das Schwirren, Summen und Flattern der zahllosen Insecten, welche in, über und unter ihm leben, wieder deutlich vernimmt. —

439

Cultur und Kaste. —Eine höhere Cultur kann allein dort entstehen, wo es zwei unterschiedene Kasten der Gesellschaft giebt: die der Arbeitenden und die der Müssigen, zu wahrer Musse Befähigten; oder mit stärkerem Ausdruck: die Kaste der Zwangs-Arbeit und die Kaste der Frei-Arbeit. Der Gesichtspunct der Vertheilung des Glücks ist nicht wesentlich, wenn es sich um die Erzeugung einer höheren Cultur handelt; jedenfalls aber ist die Kaste der Müssigen die leidensfähigere, leidendere, ihr Behagen am Dasein ist geringer, ihre Aufgabe grösser. Findet nun gar ein Austausch der beiden Kasten statt, so, dass die stumpferen, ungeistigeren Familien und Einzelnen aus der oberen Kaste in die niedere herabgesetzt werden und wiederum die freieren Menschen aus dieser den Zutritt zur höheren erlangen: so ist ein Zustand erreicht, über den hinaus man nur noch das offene Meer unbestimmter Wünsche sieht.— So redet die verklingende Stimme der alten Zeit zu uns; aber wo sind noch Ohren, sie zu hören?

440

Von Geblüt. —Das, was Männer und Frauen von Geblüt vor Anderen voraus haben und was ihnen unzweifelhaftes Anrecht auf höhere Schätzung giebt, sind zwei durch Vererbung immer mehr gesteigerte Künste: die Kunst, befehlen zu können, und die Kunst des stolzen Gehorsams.— Nun entsteht überall, wo das Befehlen zum Tagesgeschäft gehört (wie in der grossen Kaufmanns- und Industrie-Welt), etwas Aehnliches wie jene Geschlechter "von Geblüt," aber ihnen fehlt die vornehme Haltung im Gehorsam, welche bei jenen eine Erbschaft feudaler Zustände ist und die in unserem Cultur-Klima nicht mehr wachsen will.

441

Subordination. — Die Subordination, welche im Militär- und Beamtenstaate so hoch geschätzt wird, wird uns bald ebenso unglaublich werden, wie die geschlossene Taktik der Jesuiten es bereits geworden ist; und wenn diese Subordination nicht mehr möglich ist, lässt sich eine Menge der erstaunlichsten Wirkungen nicht mehr erreichen, und die Welt wird ärmer sein. Sie muss schwinden, denn ihr Fundament schwindet: der Glaube an die unbedingte Autorität, an die endgültige Wahrheit; selbst in Militärstaaten ist der physische Zwang nicht ausreichend, sie hervorzubringen, sondern die angeerbte Adoration vor dem Fürstlichen wie vor etwas Uebermenschlichem.— In freieren Verhältnissen ordnet man sich nur auf Bedingungen unter, in Folge gegenseitigen Vertrages, also mit allen Vorbehalten des Eigennutzes.

442

Volksheere. —Der grösste Nachtheil der jetzt so verherrlichten Volksheere besteht in der Vergeudung von Menschen der höchsten Civilisation; nur durch die Gunst aller Verhältnisse giebt es deren überhaupt,—wie sparsam und ängstlich sollte man mit ihnen umgehen, da es grosser Zeiträume bedarf, um die zufälligen Bedingungen zur Erzeugung so zart organisirter Gehirne zu schaffen! Aber wie die Griechen in Griechenblut wütheten, so die Europäer jetzt in Europäerblut: und zwar werden relativ am meisten immer die Höchstgebildeten zum Opfer gebracht, Die, welche eine reichliche und gute Nachkommenschaft verbürgen; Solche nämlich stehen im Kampfe voran, als Befehlende, und setzen sich überdiess, ihres höheren Ehrgeizes wegen, den Gefahren am meisten aus.— Der grobe Römer-Patriotismus ist jetzt, wo ganz andere und höhere Aufgaben gestellt sind, als patria und honor, entweder etwas Unehrliches oder ein Zeichen der Zurückgebliebenheit.

443

Hoffnung als Anmaassung. — Unsere gesellschaftliche Ordnung wird langsam wegschmelzen, wie es alle früheren Ordnungen gethan haben, sobald die Sonnen neuer Meinungen mit neuer Gluth über die Menschen hinleuchteten. Wünschen kann man diess Wegschmelzen nur, indem man hofft: und hoffen darf man vernünftigerweise nur, wenn man sich und seinesgleichen mehr Kraft in Herz und Kopf zutraut, als den Vertretern des Bestehenden. Gewöhnlich also wird diese Hoffnung eine Anmaassung, eine Ueberschätzung sein.

444

Krieg. — Zu Ungunsten des Krieges kann man sagen: er macht den Sieger dumm, den Besiegten boshaft. Zu Gunsten des Krieges: er barbarisirt in beiden eben genannten Wirkungen und macht dadurch natürlicher; er ist für die Cultur Schlaf oder Winterszeit, der Mensch kommt kräftiger zum Guten und Bösen aus ihm heraus.

445

Im Dienste des Fürsten. — Ein Staatsmann wird, um völlig rücksichtslos handeln zu können, am besten thun, nicht für sich, sondern für einen Fürsten sein Werk auszuführen. Von dem Glanze dieser allgemeinen Uneigennützigkeit wird das Auge des Beschauers geblendet, so dass er jene Tücken und Härten, welche das Werk des Staatsmannes mit sich bringt, nicht sieht.

446

Eine Frage der Macht, nicht des Rechtes.— Für Menschen, welche bei jeder Sache den höheren Nutzen in's Auge fassen, giebt es bei dem Socialismus, falls er wirklich die Erhebung der Jahrtausende lang Gedrückten, Niedergehaltenen gegen ihre Unterdrücker ist, kein Problem des Rechtes (mit der lächerlichen, weichlichen Frage: "wie weit soll man seinen Forderungen nachgeben?"), sondern nur ein Problem der Macht ("wie weit kann man seine Forderungen benutzen?"); also wie bei einer Naturmacht, zum Beispiel dem Dampfe, welcher entweder von dem Menschen in seine Dienste, als Maschinengott, gezwungen wird, oder, bei Fehlern der Maschine, das heisst Fehlern der menschlichen Berechnung im Bau derselben, sie und den Menschen mit zertrümmert. Um jene Machtfrage zu lösen, muss man wissen, wie stark der Socialismus ist, in welcher Modification er noch als mächtiger Hebel innerhalb des jetzigen politischen Kräftespiels benutzt werden kann; unter Umständen müsste man selbst Alles thun, ihn zu kräftigen. Die Menschheit muss bei jeder grossen Kraft—und sei es die gefährlichste—daran denken, aus ihr ein Werkzeug ihrer Absichten zu machen.— Ein Recht gewinnt sich der Socialismus erst dann, wenn es zwischen den beiden Mächten, den Vertretern des Alten und Neuen, zum Kriege gekommen zu sein scheint, wenn aber dann das kluge Rechnen auf möglichste Erhaltung und Zuträglichkeit auf Seiten beider Parteien das Verlangen nach einem Vertrag entstehen lässt. Ohne Vertrag kein Recht. Bis jetzt giebt es aber auf dem bezeichneten Gebiete weder Krieg, noch Verträge, also auch keine Rechte, kein "Sollen."

447

Benutzung der kleinsten Unredlichkeit. — Die Macht der Presse besteht darin, dass jeder Einzelne, der ihr dient, sich nur ganz wenig verpflichtet und verbunden fühlt. Er sagt für gewöhnlich seine Meinung, aber sagt sie einmal auch nicht, um seiner Partei oder der Politik seines Landes oder endlich sich selbst zu nützen. Solche kleine Vergehen der Unredlichkeit oder vielleicht nur einer unredlichen Verschwiegenheit sind von dem Einzelnen nicht schwer zu tragen, doch sind die Folgen ausserordentlich, weil diese kleinen Vergehen von Vielen zu gleicher Zeit begangen werden. Jeder von Diesen sagt sich: "für so geringe Dienste lebe ich besser, kann ich mein Auskommen finden; durch den Mangel solcher kleinen Rücksichten mache ich mich unmöglich." Weil es beinahe sittlich gleichgültig erscheint, eine Zeile, noch dazu vielleicht ohne Namensunterschrift, mehr zu schreiben oder nicht zu schreiben, so kann Einer, der Geld und Einfluss hat, jede Meinung zur öffentlichen machen. Wer da weiss, dass die meisten Menschen in Kleinigkeiten schwach sind, und seine eigenen Zwecke durch sie erreichen will, ist immer ein gefährlicher Mensch.

448

Allzu lauter Ton bei Beschwerden. — Dadurch, dass ein Nothstand (zum Beispiel die Gebrechen einer Verwaltung, Bestechlichkeit und Gunstwillkür in politischen oder gelehrten Körperschaften) stark übertrieben dargestellt wird, verliert zwar die Darstellung bei den Einsichtigen ihre Wirkung, aber wirkt um so stärker auf die Nichteinsichtigen (welche bei einer sorgsamen maassvollen Darlegung gleichgültig geblieben wären). Da diese aber bedeutend in der Mehrzahl sind und stärkere Willenskräfte, ungestümere Lust zum Handeln in sich beherbergen, so wird jene Uebertreibung zum Anlass von Untersuchungen, Bestrafungen, Versprechen, Reorganisationen.— Insofern ist es nützlich, Nothstände übertrieben darzustellen.

449

Die anscheinenden Wettermacher der Politik. — Wie das Volk bei Dem, welcher sich auf das Wetter versteht und es um einen Tag voraussagt, im Stillen annimmt, dass er das Wetter mache, so legen selbst Gebildete und Gelehrte mit einem Aufwand von abergläubischem Glauben grossen Staatsmännern alle die wichtigen Veränderungen und Conjuncturen, welche während ihrer Regierung eintraten, als deren eigenstes Werk bei, wenn es nur ersichtlich ist, dass Jene Etwas davon eher wussten, als Andere, und ihre Berechnung darnach machten: sie werden also ebenfalls als Wettermacher genommen—und dieser Glaube ist nicht das geringste Werkzeug ihrer Macht.

450

Neuer und alter Begriff der Regierung. — Zwischen Regierung und Volk so zu scheiden, als ob hier zwei getrennte Machtsphären, eine stärkere, höhere mit einer schwächeren, niederen, verhandelten und sich vereinbarten, ist ein Stück vererbter politischer Empfindung, welches der historischen Feststellung der Machtverhältnisse in den in meisten Staaten noch jetzt genau entspricht. Wenn zum Beispiel Bismarck die constitutionelle Form als einen Compromiss zwischen Regierung und Volk bezeichnet, so redet er gemäss einem Princip, welches seine Vernunft in der Geschichte hat (ebendaher freilich auch den Beisatz von Unvernunft, ohne den nichts Menschliches existiren kann). Dagegen soll man nun lernen—gemäss einem Princip, welches rein aus dem Kopfe entsprungen ist und erst Geschichte machen soll—, dass Regierung Nichts als ein Organ des Volkes sei, nicht ein vorsorgliches, verehrungswürdiges "Oben" im Verhältniss zu einem an Bescheidenheit gewöhnten "Unten." Bevor man diese bis jetzt unhistorische und willkürliche, wenn auch logischere Aufstellung des Begriffs Regierung annimmt, möge man doch ja die Folgen erwägen: denn das Verhältniss zwischen Volk und Regierung ist das stärkste vorbildliche Verhältniss, nach dessen Muster sich unwillkürlich der Verkehr zwischen Lehrer und Schüler, Hausherrn und Dienerschaft, Vater und Familie, Heerführer und Soldat, Meister und Lehrling bildet. Alle diese Verhältnisse gestalten sich jetzt, unter dem Einflusse der herrschenden constitutionellen Regierungsform, ein Wenig um—sie werden Compromisse. Aber wie müssen sie sich verkehren und verschieben, Namen und Wesen wechseln, wenn jener allerneueste Begriff überall sich der Köpfe bemeistert hat!—wozu es aber wohl ein Jahrhundert noch brauchen dürfte. Hierbei ist Nichts mehr zu wünschen, als Vorsicht und langsame Entwickelung.

451

Gerechtigkeit als Parteien-Lockruf. — Wohl können edle (wenn auch nicht gerade sehr einsichtsvolle) Vertreter der berrschenden Classe sich geloben: "wir wollen die Menschen als gleich behandeln, ihnen gleiche Rechte zugestehen"; insofern ist eine socialistische Denkungsweise, welche auf Gerechtigkeit ruht, möglich, aber wie gesagt nur innerhalb der herrschenden Classe, welche in diesem Falle die Gerechtigkeit mit Opfern und Verleugnungen übt. Dagegen Gleichheit der Rechte fordern, wie es die Socialisten der unterworfenen Kaste thun, ist nimmermehr der Ausfluss der Gerechtigkeit, sondern der Begehrlichkeit.— Wenn man der Bestie blutige Fleischstücke aus der Nähe zeigt und wieder wegzieht, bis sie endlich brüllt: meint ihr, dass diess Gebrüll Gerechtigkeit bedeute?

452

Besitz und Gerechtigkeit. — Wenn die Socialisten nachweisen, dass die Eigenthums-Vertheilung in der gegenwärtigen Menschheit die Consequenz zahlloser Ungerechtigkeiten und Gewaltsamkeiten ist, und in summa die Verpflichtung gegen etwas so unrecht Begründetes ablehnen: so sehen sie nur etwas Einzelnes. Die ganze Vergangenheit der alten Cultur ist auf Gewalt, Sclaverei, Betrug, Irrthum aufgebaut; wir können aber uns selbst, die Erben aller dieser Zustände, ja die Concrescenzen aller jener Vergangenheit, nicht wegdecretiren und dürfen nicht ein einzelnes Stück herausziehen wollen. Die ungerechte Gesinnung steckt in den Seelen der Nicht-Besitzenden auch, sie sind nicht besser als die Besitzenden und haben kein moralisches Vorrecht, denn irgend wann sind ihre Vorfahren Besitzende gewesen. Nicht gewaltsame neue Vertheilungen, sondern allmähliche Umschaffungen des Sinnes thun noth, die Gerechtigkeit muss in Allen grösser werden, der gewaltthätige Instinct schwächer.

453

Der Steuermann der Leidenschaften. — Der Staatsmann erzeugt öffentliche Leidenschaften, um den Gewinn von der dadurch erweckten Gegenleidenschaft zu haben. Um ein Beispiel zu nehmen: so weiss ein deutscher Staatsmann wohl, dass die katholische Kirche niemals mit Russland gleiche Pläne haben wird, ja sich viel lieber mit den Türken verbünden würde, als mit ihm; ebenso weiss er, dass Deutschland alle Gefahr von einem Bündnisse Frankreichs mit Russland droht. Kann er es nun dazu bringen, Frankreich zum Herd und Hort der katholischen Kirche zu machen, so hat er diese Gefahr auf eine lange Zeit beseitigt. Er hat demnach ein Interesse daran, Hass gegen die Katholiken zu zeigen und durch Feindseligkeiten aller Art die Bekenner der Autorität des Papstes in eine leidenschaftliche politische Macht zu verwandeln, welche der deutschen Politik feindlich ist und sich naturgemäss mit Frankreich, als dem Widersacher Deutschlands, verschmelzen muss: sein Ziel ist ebenso nothwendig die Katholisirung Frankreichs, als Mirabeau in der Dekatholisirung das Heil seines Vaterlandes sah.— Der eine Staat will also die Verdunkelung von Millionen Köpfen eines anderen Staates, um seinen Vortheil aus dieser Verdunkelung zu ziehen. Es ist diess die selbe Gesinnung, welche die republicanische Regierungsform des nachbarlichen Staates—le désordre organisé, wie Mérimee sagt—aus dem alleinigen Grunde unterstützt, weil sie von dieser annimmt, dass sie das Volk schwächer, zerrissener und kriegsunfähiger mache.

454

Die Gefährlichen unter den Umsturz-Geistern. — Man theile Die, welche auf einen Umsturz der Gesellschaft bedacht sind, in Solche ein, welche für sich selbst, und in Solche, welche für ihre Kinder und Enkel Etwas erreichen wollen. Die Letzteren sind die Gefährlicheren; denn sie haben den Glauben und das gute Gewissen der Uneigennützigkeit. Die Anderen kann man abspeisen: dazu ist die herrschende Gesellschaft immer noch reich und klug genug. Die Gefahr beginnt, sobald die Ziele unpersönlich werden; die Revolutionäre aus unpersönlichem Interesse dürfen alle Vertheidiger des Bestehenden als persönlich interessirt ansehen und sich desshalb ihnen überlegen fühlen.

455

Politischer Werth der Vaterschaft. — Wenn der Mensch keine Söhne hat, so hat er kein volles Recht, über die Bedürfnisse eines einzelnen Staatswesens mitzureden. Man muss selber mit den Anderen sein Liebstes daran gewagt haben; das erst bindet an den Staat fest; man muss das Glück seiner Nachkommen in's Auge fassen, also vor Allem Nachkommen haben, um an allen Institutionen und deren Veränderung rechten, natürlichen Antheil zu nehmen. Die Entwickelung der höhern Moral hängt daran, dass Einer Söhne hat; diess stimmt ihn unegoistisch, oder richtiger: es erweitert seinen Egoismus der Zeitdauer nach, und lässt ihn Ziele über seine individuelle Lebenslänge hinaus mit Ernst verfolgen.

456

Ahnenstolz.— Auf eine ununterbrochene Reihe guter Ahnen bis zum Vater herauf darf man mit Recht stolz sein,—nicht aber auf die Reihe; denn diese hat Jeder. Die Herkunft von guten Ahnen macht den ächten Geburtsadel aus; eine einzige Unterbrechung in jener Kette, Ein böser Vorfahr also hebt den Geburtsadel auf. Man soll Jeden, welcher von seinem Adel redet, fragen: hast du keinen gewaltthätigen, habsüchtigen, ausschweifenden, boshaften, grausamen Menschen unter deinen Vorfahren? Kann er darauf in gutem Wissen und Gewissen mit Nein antworten, so bewerbe man sich um seine Freundschaft.

457

Sclaven und Arbeiter. — Dass wir mehr Werth auf Befriedigung der Eitelkeit, als auf alles übrige Wohlbefinden (Sicherheit, Unterkommen, Vergnügen aller Art) legen, zeigt sich in einem lächerlichen Grade daran, dass Jedermann (abgesehen von politischen Gründen) die Aufhebung der Sclaverei wünscht und es auf's Aergste verabscheut, Menschen in diese Lage zu bringen: während Jeder sich sagen muss, dass die Sclaven in allen Beziehungen sicherer und glücklicher leben, als der moderne Arbeiter, dass Sclavenarbeit sehr wenig Arbeit im Verhältniss zu der des "Arbeiters" ist. Man protestirt im Namen der "Menschenwürde": das ist aber, schlichter ausgedrückt, jene liebe Eitelkeit, welche das Nicht-gleich-gestelltsein, das Oeffentlich-niedriger-geschätzt-werden, als das härteste Loos empfindet.— Der Cyniker denkt anders darüber, weil er die Ehre verachtet:—und so war Diogenes eine Zeitlang Sclave und Hauslehrer.

458

Leitende Geister und ihre Werkzeuge. — Wir sehen grosse Staatsmänner und überhaupt alle Die, welche sich vieler Menschen zur Durchführung ihrer Pläne bedienen müssen, bald so, bald so verfahren: entweder wählen sie sehr fein und sorgsam die zu ihren Plänen passenden Menschen aus und lassen ihnen dann verhältnissmässige grosse Freiheit, weil sie wissen, dass die Natur dieser Ausgewählten sie eben dahin treibt, wohin sie selber Jene haben wollen; oder sie wählen schlecht, ja nehmen was ihnen unter die Hand kommt, formen aber aus jedem Thone etwas für ihre Zwecke Taugliches. Diese letzte Art ist die gewaltsamere, sie begehrt auch unterwürfigere Werkzeuge; ihre Menschenkenntniss ist gewöhnlich viel geringer, ihre Menschenverachtung grösser, als bei den erstgenannten Geistern, aber die Maschine, welche sie construiren, arbeitet gemeinhin besser, als die Maschine aus der Werkstätte jener.

459

Willkürliches Recht nothwendig. — Die Juristen streiten, ob das am vollständigsten durchgedachte Recht oder das am leichtesten zu verstehende in einem Volke zum Siege kommen solle. Das erste, dessen höchstes Muster das römische ist, erscheint dem Laien als unverständlich und desshalb nicht als Ausdruck seiner Rechtsempfindung. Die Volksrechte, wie zum Beispiel die germanischen, waren grob, abergläubisch, unlogisch, zum Theil albern, aber sie entsprachen ganz bestimmten vererbten heimischen Sitten und Empfindungen.— Wo aber Recht nicht mehr, wie bei uns, Herkommen ist, da kann es nur befohlen, Zwang sein; wir haben Alle kein herkömmliches Rechtsgefühl mehr, desshalb müssen wir uns Willkürsrechte gefallen lassen, die der Ausdruck der Nothwendigkeit sind, dass es ein Recht geben müsse. Das logischste ist dann jedenfalls das annehmbarste, weil es das unparteilichste ist: zugegeben selbst, dass in jedem Falle die kleinste Maasseinheit im Verhältniss von Vergehen und Strafe willkürlich angesetzt ist.

460

Der grosse Mann der Masse. — Das Recept zu dem, was die Masse einen grossen Mann nennt, ist leicht gegeben. Unter allen Umständen verschaffe man ihr Etwas, das ihr sehr angenehm ist, oder setze ihr erst in den Kopf, dass diess und jenes sehr angenehm wäre, und gebe es ihr dann. Doch um keinen Preis sofort: sondern man erkämpfe es mit grösster Anstrengung oder scheine es zu erkämpfen. Die Masse muss den Eindruck haben, dass eine mächtige, ja unbezwingliche Willenskraft da sei; mindestens muss sie da zu sein scheinen. Den starken Willen bewundert Jedermann, weil Niemand ihn hat und Jedermann sich sagt, dass, wenn er ihn hätte, es für ihn und seinen Egoismus keine Gränze mehr gäbe. Zeigt sich nun, dass ein solcher starker Wille etwas der Masse sehr Angenehmes bewirkt, statt auf die Wünsche seiner Begehrlichkeit zu hören, so bewundert man noch einmal und wünscht sich selber Glück. Im Uebrigen habe er alle Eigenschaften der Masse: um so weniger schämt sie sich vor ihm, um so mehr ist er populär. Also: er sei gewaltthätig, neidisch, ausbeuterisch, intrigant, schmeichlerisch, kriechend, aufgeblasen, je nach Umständen alles.

461

Fürst und Gott. — Die Menschen verkehren mit ihren Fürsten vielfach in ähnlicher Weise wie mit ihrem Gotte, wie ja vielfach auch der Fürst der Repräsentant des Gottes, mindestens sein Oberpriester war. Diese fast unheimliche Stimmung von Verehrung und Angst und Scham war und ist viel schwächer geworden, aber mitunter lodert sie auf und heftet sich an mächtige Personen, überhaupt. Der Cultus des Genius' ist ein Nachklang dieser Götter-Fürsten-Verehrung. Ueberall, wo man sich bestrebt, einzelne Menschen in das Uebermenschliche hinaufzuheben, entsteht auch die Neigung, ganze Schichten des Volkes sich roher und niedriger vorzustellen, als sie wirklich sind.

462

Meine Utopie. — In einer besseren Ordnung der Gesellschaft wird die schwere Arbeit und Noth des Lebens Dem zuzumessen sein, welcher am wenigsten durch sie leidet, also dem Stumpfesten, und so schrittweise aufwärts bis zu Dem, welcher für die höchsten sublimirtesten Gattungen des Leidens am empfindlichsten ist und desshalb selbst noch bei der grössten Erleichterung des Lebens leidet.

463

Ein Wahn in der Lehre vom Umsturz. — Es giebt politische und sociale Phantasten, welche feurig und beredt zu einem Umsturz aller Ordnungen auffordern, in dem Glauben, dass dann sofort das stolzeste Tempelhaus schönen Menschenthums gleichsam von selbst sich erheben werde. In diesen gefährlichen Träumen klingt noch der Aberglaube Rousseau's nach, welcher an eine wundergleiche, ursprüngliche, aber gleichsam verschüttete Güte der menschlichen Natur glaubt und den Institutionen der Cultur, in Gesellschaft, Staat, Erziehung, alle Schuld jener Verschüttung beimisst. Leider weiss man aus historischen Erfahrungen, dass jeder solche Umsturz die wildesten Energien als die längst begrabenen Furchtbarkeiten und Maasslosigkeiten fernster Zeitalter von Neuem zur Auferstehung bringt: dass also ein Umsturz wohl eine Kraftquelle in einer mattgewordenen Menschheit sein kann, nimmermehr aber ein Ordner, Baumeister, Künstler, Vollender der menschlichen Natur.— Nicht Voltaire's maassvolle, dem Ordnen, Reinigen und Umbauen zugeneigte Natur, sondern Rousseau's leidenschaftliche Thorheiten und Halblügen haben den optimistischen Geist der Revolution wachgerufen, gegen den ich rufe: "Ecrasez l'infame!" Durch ihn ist der Geist der Aufklärung und der fortschreitenden Entwickelung auf lange verscheucht worden—sehen wir zu—ein Jeder bei sich selber—ob es möglich ist, ihn wieder zurückzurufen!

464

Maass. — Die volle Entschiedenheit des Denkens und Forschens, also die Freigeisterei, zur Eigenschaft des Charakters geworden, macht im Handeln mässig: denn sie schwächt die Begehrlichkeit, zieht viel von der vorhandenen Energie an sich, zur Förderung geistiger Zwecke, und zeigt das Halbnützliche oder Unnütze und Gefährliche aller plötzlichen Veränderungen.

465

Auferstehung des Geistes. — Auf dem politischen Krankenbette verjüngt ein Volk gewöhnlich sich selbst und findet seinen Geist wieder, den es im Suchen und Behaupten der Macht allmählich verlor. Die Cultur verdankt das Allerhöchste den politisch geschwächten Zeiten.

466

Neue Meinungen im alten Hause. — Dem Umsturz der Meinungen folgt der Umsturz der Institutionen nicht sofort nach, vielmehr wohnen die neuen Meinungen lange Zeit im verödeten und unheimlich gewordenen Hause ihrer Vorgängerinnen und conserviren es selbst, aus Wohnungsnoth.

467

Schulwesen. — Das Schulwesen wird in grossen Staaten immer höchstens mittelmässig sein, aus dem selben Grunde, aus dem in grossen Küchen besten Falls mittelmässig gekocht wird.

468

Unschuldige Corruption. — In allen Instituten, in welche nicht die scharfe Luft der öffentlichen Kritik hineinweht, wächst eine unschuldige Corruption auf, wie ein Pilz (also zum Beispiel in gelehrten Körperschaften und Senaten).

469

Gelehrte als Politiker. — Gelehrten, welche Politiker werden, wird gewöhnlich die komische Rolle zugetheilt, das gute Gewissen einer Politik sein zu müssen.

470

Der Wolf hinter dem Schafe versteckt. — Fast jeder Politiker hat unter gewissen Umständen einmal einen ehrlichen Mann so nöthig, dass er, gleich einem heisshungrigen Wolfe, in einen Schafstall bricht: nicht aber um dann den geraubten Widder zu fressen, sondern um sich hinter seinen wolligen Rücken zu verstecken.

471

Glückszeiten. — Ein glückliches Zeitalter ist desshalb gar nicht möglich, weil die Menschen es nur wünschen wollen, aber nicht haben wollen und jeder Einzelne, wenn ihm gute Tage kommen, förmlich um Unruhe und Elend beten lernt. Das Schicksal der Menschen ist auf glückliche Augenblickeeingerichtet—jedes Leben hat solche—, aber nicht auf glückliche Zeiten. Trotzdem werden diese als "das jenseits der Berge" in der Phantasie des Menschen bestehen bleiben, als Erbstück der Urväter; denn man hat wohl den Begriff des Glückszeitalters seit uralten Zeiten her jenem Zustande entnommen, in dem der Mensch, nach gewaltiger Anstrengung durch Jagd und Krieg, sich der Ruhe übergiebt, die Glieder streckt und die Fittige des Schlafes um sich rauschen hört. Es ist ein falscher Schluss, wenn der Mensch jener alten Gewöhnung gemäss sich vorstellt, dass er nun auch nach ganzen Zeiträumen der Noth und Mühsal eines Zustandes des Glücks in entsprechender Steigerung und Dauer theilhaftig werden könne.

472

Religion und Regierung. — So lange der Staat oder, deutlicher, die Regierung sich als Vormund zu Gunsten einer unmündigen Menge bestellt weiss und um ihretwillen die Frage erwägt, ob die Religion zu erhalten oder zu beseitigen sei: wird sie höchst wahrscheinlich sich immer für die Erhaltung der Religion entscheiden. Denn die Religion befriedigt das einzelne Gemüth in Zeiten des Verlustes, der Entbehrung, des Schreckens, des Misstrauens, also da, wo die Regierung sich ausser Stande fühlt, direct Etwas zur Linderung der seelischen Leiden des Privatmannes zu thun: ja selbst bei allgemeinen, unvermeidlichen und zunächst unabwendbaren Uebeln (Hungersnöthen, Geldkrisen, Kriegen) gewährt die Religion eine beruhigte, abwartende, vertrauende Haltung der Menge. Ueberall, wo die nothwendigen oder zufälligen Mängel der Staatsregierung oder die gefährlichen Consequenzen dynastischer Interessen dem Einsichtigen sich bemerklich machen und ihn widerspänstig stimmen, werden die Nicht-Einsichtigen den Finger Gottes zu sehen meinen und sich in Geduld den Anordnungen von Oben (in welchem Begriff göttliche und menschliche Regierungsweise gewöhnlich verschmelzen) unterwerfen: so wird der innere bürgerliche Frieden und die Continuität der Entwickelung gewahrt. Die Macht, welche in der Einheit der Volksempfindung, in gleichen Meinungen und Zielen für Alle, liegt, wird durch die Religion beschützt und besiegelt, jene seltenen Fälle abgerechnet, wo eine Priesterschaft mit der Staatsgewalt sich über den Preis nicht einigen kann und in Kampf tritt. Für gewöhnlich wird der Staat sich die Priester zu gewinnen wissen, weil er ihrer allerprivatesten, verborgenen Erziehung der Seelen benöthigt ist und Diener zu schätzen weiss, welche scheinbar und äusserlich ein ganz anderes Interesse vertreten. Ohne Beihülfe der Priester kann auch jetzt noch keine Macht "legitim" werden: wie Napoleon begriff.— So gehen absolute vormundschaftliche Regierung und sorgsame Erhaltung der Religion nothwendig mit einander. Dabei ist vorauszusetzen, dass die regierenden Personen und Classen über den Nutzen, welchen ihnen die Religion gewährt, aufgeklärt werden und somit bis zu einem Grade sich ihr überlegen fühlen, insofern sie dieselbe als Mittel gebrauchen: wesshalb hier die Freigeisterei ihren Ursprung hat.— Wie aber, wenn jene ganz verschiedene Auffassung des Begriffes der Regierung, wie sie in demokratischen Staaten gelehrt wird, durchzudringen anfängt? Wenn man in ihr Nichts als das Werkzeug des Volkswillen sieht, kein Oben im Vergleich zu einem Unten, sondern lediglich eine Function des alleinigen Souverains, des Volkes? Hier kann auch nur die selbe Stellung, welche das Volk zur Religion einnimmt, von der Regierung eingenommen werden; jede Verbreitung von Aufklärung wird bis in ihre Vertreter hineinklingen müssen, eine Benutzung und Ausbeutung der religiösen Triebkräfte und Tröstungen zu staatlichen Zwecken wird nicht so leicht möglich sein (es sei denn, dass mächtige Parteiführer zeitweilig einen Einfluss üben, welcher dem des aufgeklärten Despotismus ähnlich sieht). Wenn aber der Staat keinen Nutzen mehr aus der Religion selber ziehen darf oder das Volk viel zu mannichfach über religiöse Dinge denkt, als dass es der Regierung ein gleichartiges, einheitliches Vorgehen bei religiösen Maassregeln gestatten dürfte,—so wird nothwendig sich der Ausweg zeigen, die Religion als Privatsache zu behandeln und dem Gewissen und der Gewohnheit jedes Einzelnen zu überantworten. Die Folge ist zu allererst diese, dass das religiöse Empfinden verstärkt erscheint, insofern versteckte und unterdrückte Regungen desselben, welchen der Staat unwillkürlich oder absichtlich keine Lebensluft gönnte, jetzt hervorbrechen und bis in's Extreme ausschweifen; später erweist sich, dass die Religion von Secten überwuchert wird und dass eine Fülle von Drachenzähnen in dem Augenblicke gesät worden ist, als man die Religion zur Privatsache machte. Der Anblick des Streites, die feindselige Bloslegung aller Schwächen religiöser Bekenntnisse lässt endlich keinen Ausweg mehr zu, als dass jeder Bessere und Begabtere die Irreligiosität zu seiner Privatsache macht: als welche Gesinnung nun auch in dem Geiste der regierenden Personen die Ueberhand bekommt und, fast wider ihren Willen, ihren Maassregeln einen religionsfeindlichen Charakter giebt. Sobald diess eintritt, wandelt sich die Stimmung der noch religiös bewegten Menschen, welche früher den Staat als etwas Halb- oder Ganzheiliges adorirten, in eine entschieden staatsfeindliche um; sie lauern den Maassregeln der Regierung auf, suchen zu hemmen, zu kreuzen, zu beunruhigen, so viel sie können, und treiben dadurch die Gegenpartei, die irreligiöse, durch die Hitze ihres Widerspruchs in eine fast fanatische Begeisterung für den Staat hinein; wobei im Stillen noch mitwirkt, dass in diesen Kreisen die Gemüther seit der Trennung von der Religion eine Leere spüren und sich vorläufig durch die Hingebung an den Staat einen Ersatz, eine Art von Ausfüllung zu schaffen suchen. Nach diesen, vielleicht lange dauernden Uebergangskämpfen entscheidet es sich endlich, ob die religiösen Parteien noch stark genug sind, um einen alten Zustand heraufzubringen und das Rad zurückzudrehen: in welchem Falle unvermeidlich der aufgeklärte Despotismus (vielleicht weniger aufgeklärt und ängstlicher, als früher) den Staat in die Hände bekommt,—oder ob die religionslosen Parteien sich durchsetzen und die Fortpflanzung ihrer Gegnerschaft, einige Generationen hindurch, etwa durch Schule und Erziehung, untergraben und endlich unmöglich machen. Dann aber lässt auch bei ihnen jene Begeisterung für den Staat nach: immer deutlicher tritt hervor, dass mit jener religiösen Adoration, für welche er ein Mysterium, eine überweltliche Stiftung ist, auch das ehrfürchtige und pietätvolle Verhältniss zu ihm erschüttert ist. Fürderhin sehen die Einzelnen immer nur die Seite an ihm, wo er ihnen nützlich oder schädlich werden kann, und drängen sich mit allen Mitteln heran, um Einfluss auf ihn zu bekommen. Aber diese Concurrenz wird bald zu gross, die Menschen und Parteien wechseln zu schnell, stürzen sich gegenseitig zu wild vom Berge wieder herab, nachdem sie kaum oben angelangt sind. Es fehlt allen Maassregeln, welche von einer Regierung durchgesetzt werden, die Bürgschaft ihrer Dauer; man scheut vor Unternehmungen zurück, welche auf Jahrzehnte, Jahrhunderte hinaus ein stilles Wachsthum haben müssten, um reife Früchte zu zeitigen. Niemand fühlt eine andere Verpflichtung gegen ein Gesetz mehr, als die, sich augenblicklich der Gewalt, welche ein Gesetz einbrachte, zu beugen: sofort geht man aber daran, es durch eine neue Gewalt, eine neu zu bildende Majorität zu unterminiren. Zuletzt—man kann es mit Sicherheit aussprechen—muss das Misstrauen gegen alles Regierende, die Einsicht in das Nutzlose und Aufreibende dieser kurzathmigen Kämpfe die Menschen zu einem ganz neuen Entschlusse drängen: zur Abschaffung des Staatsbegriffs, zur Aufhebung des Gegensatzes "privat und öffentlich." Die Privatgesellschaften ziehen Schritt vor Schritt die Staatsgeschäfte in sich hinein: selbst der zäheste Rest, welcher von der alten Arbeit des Regierens übrigbleibt (jene Thätigkeit zum Beispiel welche die Privaten gegen die Privaten sicher stellen soll), wird zu allerletzt einmal durch Privatunternehmer besorgt werden. Die Missachtung, der Verfall und der Tod des Staates, die Entfesselung der Privatperson (ich hüte mich zu sagen: des Individuums) ist die Consequenz des demokratischen Staatsbegriffes; hier liegt seine Mission. Hat er seine Aufgabe erfüllt—die wie alles Menschliche viel Vernunft und Unvernunft im Schoosse trägt—, sind alle Rückfälle der alten Krankheit überwunden, so wird ein neues Blatt im Fabelbuche der Menschheit entrollt, auf dem man allerlei seltsame Historien und vielleicht auch einiges Gute lesen wird.— Um das Gesagte noch einmal kurz zu sagen: das Interesse der vormundschaftlichen Regierung und das Interesse der Religion gehen mit einander Hand in Hand, so dass, wenn letztere abzusterben beginnt, auch die Grundlage des Staates erschüttert wird. Der Glaube an eine göttliche Ordnung der politischen Dinge, an ein Mysterium in der Existenz des Staates ist religiösen Ursprungs: schwindet die Religion, so wird der Staat unvermeidlich seinen alten Isisschleier verlieren und keine Ehrfurcht mehr erwecken. Die Souveränität des Volkes, in der Nähe gesehen, dient dazu, auch den letzten Zauber und Aberglauben auf dem Gebiete dieser Empfindungen zu verscheuchen; die moderne Demokratie ist die historische Form vom Verfall des Staates. — Die Aussicht, welche sich durch diesen sichern Verfall ergiebt, ist aber nicht in jedem Betracht eine unglückselige: die Klugheit und der Eigennutz der Menschen sind von allen ihren Eigenschaften am besten ausgebildet; wenn den Anforderungen dieser Kräfte der Staat nicht mehr entspricht, so wird am wenigsten das Chaos eintreten, sondern eine noch zweckmässigere Erfindung, als der Staat es war, zum Siege über den Staat kommen. Wie manche organisirende Gewalt hat die Menschheit schon absterben sehen,—zum Beispiel die der Geschlechtsgenossenschaft, als welche Jahrtausende lang viel mächtiger war, als die Gewalt der Familie, ja längst, bevor diese bestand, schon waltete und ordnete. Wir selber sehen den bedeutenden Rechts- und Machtgedanken der Familie, welcher einmal, so weit wie römisches Wesen reichte, die Herrschaft besass, immer blasser und ohnmächtiger werden. So wird ein späteres Geschlecht auch den Staat in einzelnen Strecken der Erde bedeutungslos werden sehen,—eine Vorstellung, an welche viele Menschen der Gegenwart kaum ohne Angst und Abscheu denken können. An der Verbreitung und Verwirklichung dieser Vorstellung zu arbeiten, ist freilich ein ander Ding: man muss sehr anmaassend von seiner Vernunft denken und die Geschichte kaum halb verstehen, um schon jetzt die Hand an den Pflug zu legen,—während noch Niemand die Samenkörner aufzeigen kann, welche auf das zerrissene Erdreich nachher gestreut werden sollen. Vertrauen wir also "der Klugheit und dem Eigennutz der Menschen," dass jetzt noch der Staat eine gute Weile bestehen bleibt und zerstörerische Versuche übereifriger und voreiliger Halbwisser abgewiesen werden!

473

Der Socialismus in Hinsicht auf seine Mittel. — Der Socialismus ist der phantastische jüngere Bruder des fast abgelebten Despotismus, den er beerben will; seine Bestrebungen sind also im tiefsten Verstande reactionär. Denn er begehrt eine Fülle der Staatsgewalt, wie sie nur je der Despotismus gehabt hat, ja er überbietet alles Vergangene dadurch, dass er die förmliche Vernichtung des Individuums anstrebt: als welches ihm wie ein unberechtigter Luxus der Natur vorkommt und durch ihn in ein zweckmässiges Organ des Gemeinwesens umgebessert werden soll. Seiner Verwandtschaft wegen erscheint er immer in der Nähe aller excessiven Machtentfaltungen, wie der alte typische Socialist Plato am Hofe des sicilischen Tyrannen; er wünscht (und befördert unter Umständen) den cäsarischen Gewaltstaat dieses Jahrhunderts, weil er, wie gesagt, sein Erbe werden möchte. Aber selbst diese Erbschaft würde für seine Zwecke nicht ausreichen, er braucht die allerunterthänigste Niederwerfung aller Bürger vor dem unbedingten Staate, wie niemals etwas Gleiches existirt hat; und da er nicht einmal auf die alte religiöse Pietät für den Staat mehr rechnen darf, vielmehr an deren Beseitigung unwillkürlich fortwährend arbeiten muss—nämlich weil er an der Beseitigung aller bestehenden Staaten arbeitet—, so kann er sich nur auf kurze Zeiten, durch den äussersten Terrorismus, hie und da einmal auf Existenz Hoffnung machen. Desshalb bereitet er sich im Stillen zu Schreckensherrschaften vor und treibt den halb gebildeten Massen das Wort "Gerechtigkeit" wie einen Nagel in den Kopf, um sie ihres Verstandes völlig zu berauben (nachdem dieser Verstand schon durch die Halbbildung sehr gelitten hat) und ihnen für das böse Spiel, das sie spielen sollen, ein gutes Gewissen zu schaffen.— Der Socialismus kann dazu dienen, die Gefahr aller Anhäufungen von Staatsgewalt recht brutal und eindringlich zu lehren und insofern vor dem Staate selbst Misstrauen einzuflössen. Wenn seine rauhe Stimme in das Feldgeschrei "so viel Staat wie möglich" einfällt, so wird dieses zunächst dadurch lärmender, als je: aber bald dringt auch das entgegengesetzte mit um so grösserer Kraft hervor: "so wenig Staat wie möglich."

474

Die Entwickelung des Geistes, vom Staate gefürchtet. — Die griechische Polis war, wie jede organisirende politische Macht, ausschliessend und misstrauisch gegen das Wachsthum der Bildung, ihr gewaltiger Grundtrieb zeigte sich fast nur lähmend und hemmend für dieselbe. Sie wollte keine Geschichte, kein Werden in der Bildung gelten lassen; die in dem Staatsgesetz festgestellte Erziehung sollte alle Generationen verpflichten und auf Einer Stufe festhalten. Nicht anders wollte es später auch noch Plato für seinen idealen Staat. Trotzder Polis entwickelte sich also die Bildung: indirect freilich und wider Willen half sie mit, weil die Ehrsucht des Einzelnen in der Polis auf's Höchste angereizt wurde, so dass er, einmal auf die Bahn geistiger Ausbildung gerathen, auch in ihr bis in's letzte Extrem fortgieng. Dagegen soll man sich nicht auf die Verherrlichungsrede des Perikles berufen: denn sie ist nur ein grosses optimistisches Trugbild über den angeblich nothwendigen Zusammenhang von Polis und athenischer Cultur; Thukydides lässt sie, unmittelbar bevor die Nacht über Athen kommt (die Pest und der Abbruch der Tradition), noch einmal wie eine verklärende Abendröthe aufleuchten, bei der man den schlimmen Tag vergessen soll, der ihr vorangieng.

475

Der europäische Mensch und die Vernichtung der Nationen. — Der Handel und die Industrie, der Bücher- und Briefverkehr, die Gemeinsamkeit aller höheren Cultur, das schnelle Wechseln von Ort und Landschaft, das jetzige Nomadenleben aller Nicht-Landbesitzer,—diese Umstände bringen nothwendig eine Schwächung und zuletzt eine Vernichtung der Nationen, mindestens der europäischen, mit sich: so dass aus ihnen allen, in Folge fortwährender Kreuzungen, eine Mischrasse, die des europäischen Menschen, entstehen muss. Diesem Ziele wirkt jetzt bewusst oder unbewusst die Abschliessung der Nationen durch Erzeugung nationaler Feindseligkeiten entgegen, aber langsam geht der Gang jener Mischung dennoch vorwärts, trotz jener zeitweiligen Gegenströmungen: dieser künstliche Nationalismus ist übrigens so gefährlich wie der künstliche Katholicismus es gewesen ist, denn er ist in seinem Wesen ein gewaltsamer Noth- und Belagerungszustand, welcher von Wenigen über Viele verhängt ist, und braucht List, Lüge und Gewalt, um sich in Ansehen zu halten. Nicht das Interesse der Vielen (der Völker), wie man wohl sagt, sondern vor Allem das Interesse bestimmter Fürstendynastien, sodann das bestimmter Classen des Handels und der Gesellschaft, treibt zu diesem Nationalismus; hat man diess einmal erkannt, so soll man sich nur ungescheut als guten Europäer ausgeben und durch die That an der Verschmelzung der Nationen arbeiten: wobei die Deutschen durch ihre alte bewährte Eigenschaft, Dolmetscher und Vermittler der Völker zusein, mitzuhelfen vermögen.— Beiläufig: das ganze Problem der Juden ist nur innerhalb der nationalen Staaten vorhanden, insofern hier überall ihre Thatkräftigkeit und höhere Intelligenz, ihr in langer Leidensschule von Geschlecht zu Geschlecht angehäuftes Geist- und Willens-Capital, in einem neid- und hasserweckenden Maasse zum Uebergewicht kommen muss, so dass die litterarische Unart fast in allen jetzigen Nationen überhand nimmt—und zwar je mehr diese sich wieder national gebärden—, die Juden als Sündenböcke aller möglichen öffentlichen und inneren Uebelstände zur Schlachtbank zu führen. Sobald es sich nicht mehr um Conservirung von Nationen, sondern um die Erzeugung einer möglichst kräftigen europäischen Mischrasse handelt, ist der Jude als Ingredienz ebenso brauchbar und erwünscht, als irgend ein anderer nationaler Rest. Unangenehme, ja gefährliche Eigenschaften hat jede Nation, jeder Mensch; es ist grausam, zu verlangen, dass der Jude eine Ausnahme machen soll. Jene Eigenschaften mögen sogar bei ihm in besonderem Maasse gefährlich und abschreckend sein; und vielleicht ist der jugendliche Börsen-Jude die widerlichste Erfindung des Menschengeschlechtes überhaupt. Trotzdem möchte ich wissen, wie viel man bei einer Gesammtabrechnung einem Volke nachsehen muss, welches, nicht ohne unser Aller Schuld, die leidvollste Geschichte unter allen Völkern gehabt hat und dem man den edelsten Menschen (Christus), den reinsten Weisen (Spinoza), das mächtigste Buch und das wirkungsvollste Sittengesetz der Welt verdankt. Ueberdiess: in den dunkelsten Zeiten des Mittelalters, als sich die asiatische Wolkenschicht schwer über Europa gelagert hatte, waren es jüdische Freidenker, Gelehrte und Aerzte, welche das Banner der Aufklärung und der geistigen Unabhängigkeit unter dem härtesten persönlichen Zwange festhielten und Europa gegen Asien vertheidigten; ihren Bemühungen ist es nicht am wenigsten zu danken, dass eine natürlichere, vernunftgemässere und jedenfalls unmythische Erklärung der Welt endlich wieder zum Siege kommen konnte und dass der Ring der Cultur, welcher uns jetzt mit der Aufklärung des griechisch-römischen Alterthums zusammenknüpft, unzerbrochen blieb. Wenn das Christenthum Alles gethan hat, um den Occident zu orientalisiren, so hat das judenthum wesentlich mit dabei geholfen, ihn immer wieder zu occidentalisiren: was in einem bestimmten Sinne so viel heisst als Europa's Aufgabe und Geschichte zu einer Fortsetzung der griechischen zumachen.

476

Scheinbare Ueberlegenheit des Mittelalters. — Das Mittelalter zeigt in der Kirche ein Institut mit einem ganz universalen, die gesammte Menschheit in sich begreifenden Ziele, noch dazu einem solchen, welches den—vermeintlich—höchsten Interessen derselben galt: dagegen gesehen, machen die Ziele der Staaten und Nationen, welche die neuere Geschichte zeigt, einen beklemmenden Eindruck; sie erscheinen kleinlich, niedrig, materiell, räumlich beschränkt. Aber dieser verschiedene Eindruck auf die Phantasie soll unser Urtheil ja nicht bestimmen; denn jenes universale Institut entsprach erkünstelten, auf Fictionen beruhenden Bedürfnissen, welche es, wo sie noch nicht vorhanden waren, erst erzeugen musste (Bedürfniss der Erlösung); die neuen Institute helfen wirklichen Nothzuständen ab; und die Zeit kommt, wo Institute entstehen, um den gemeinsamen wahren Bedürfnissen aller Menschen zu dienen und das phantastische Urbild, die katholische Kirche, in Schatten und Vergessenheit zu stellen.

477

Der Krieg unentbehrlich. — Es ist eitel Schwärmerei und Schönseelenthum, von der Menschheit noch viel (oder gar: erst recht viel) zu erwarten, wenn sie verlernt hat, Kriege zu führen. Einstweilen kennen wir keine anderen Mittel, wodurch mattwerdenden Völkern jene rauhe Energie des Feldlagers, jener tiefe unpersönliche Hass, jene Mörder-Kaltblütigkeit mit gutem Gewissen, jene gemeinsame organisirende Gluth in der Vernichtung des Feindes, jene stolze Gleichgültigkeit gegen grosse Verluste, gegen das eigene Dasein und das der Befreundeten, jenes dumpfe erdbebenhafte Erschüttern der Seele ebenso stark und sicher mitgetheilt werden könnte, wie diess jeder grosse Krieg thut: von den hier hervorbrechenden Bächen und Strömen, welche freilich Steine und Unrath aller Art mit sich wälzen und die Wiesen zarter Culturen zu Grunde richten, werden nachher unter günstigen Umständen die Räderwerke in den Werkstätten des Geistes mit neuer Kraft umgedreht. Die Cultur kann die Leidenschaften, Laster und Bosheiten durchaus nicht entbehren.— Als die kaiserlich gewordenen Römer der Kriege etwas müde wurden, versuchten sie aus Thierhetzen, Gladiatorenkämpfen und Christenverfolgungen sich neue Kraft zu gewinnen. Die jetzigen Engländer, welche im Ganzen auch dem Kriege abgesagt zu haben scheinen, ergreifen ein anderes Mittel, um jene entschwindenden Kräfte neu zu erzeugen: jene gefährlichen Entdeckungsreisen, Durchschiffungen, Erkletterungen, zu wissenschaftlichen Zwecken, wie es heisst, unternommen, in Wahrheit, um überschüssige Kraft aus Abenteuern und Gefahren aller Art mit nach Hause zu bringen. Man wird noch vielerlei solche Surrogate des Krieges ausfindig machen, aber vielleicht durch sie immer mehr einsehen, dass eine solche hoch cultivirte und daher nothwendig matte Menschheit, wie die der jetzigen Europäer, nicht nur der Kriege, sondern der grössten und furchtbarsten Kriege—also zeitweiliger Rückfälle in die Barbarei—bedarf, um nicht an den Mitteln der Cultur ihre Cultur und ihr Dasein selber einzubüssen.

478

Fleiss im Süden und Norden. — Der Fleiss entsteht auf zwei ganz verschiedene Arten. Die Handwerker im Süden werden fleissig, nicht aus Erwerbstrieb, sondern aus der beständigen Bedürftigkeit der Anderen. Weil immer Einer kommt, der ein Pferd beschlagen, einen Wagen ausbessern lassen will, so ist der Schmied fleissig. Käme Niemand, so würde er auf dem Markte herumlungern. Sich zu ernähren, das hat in einem fruchtbaren Lande wenig Noth, dazu brauchte er nur ein sehr geringes Maass von Arbeit, jedenfalls keinen Fleiss; schliesslich würde er betteln und zufrieden sein.— Der Fleiss englischer Arbeiter hat dagegen den Erwerbssinn hinter sich: er ist sich seiner selbst und seiner Ziele bewusst und will mit dem Besitz die Macht, mit der Macht die grösstmögliche Freiheit und individuelle Vornehmheit.

479

Reichthum als Ursprung eines Geblütsadels. — Der Reichthum erzeugt nothwendig eine Aristokratie der Rasse, denn er gestattet die schönsten Weiber zu wählen, die besten Lehrer zu besolden, er gönnt dem Menschen Reinlichkeit, Zeit zu körperlichen Uebungen und vor Allem Abwendung von verdumpfender körperlicher Arbeit. Soweit verschafft er alle Bedingungen, um, in einigen Generationen, die Menschen vornehm und schön sich bewegen, ja selbst handeln zu machen: die grössere Freiheit des Gemüthes, die Abwesenheit des Erbärmlich-Kleinen, der Erniedrigung vor Brodgebern, der Pfennig-Sparsamkeit.— Gerade diese negativen Eigenschaften sind das reichste Angebinde des Glückes für einen jungen Menschen; ein ganz Armer richtet sich gewöhnlich durch Vornehmheit der Gesinnung zu Grunde, er kommt nicht vorwärts und erwirbt Nichts, seine Rasse ist nicht lebensfähig.— Dabei ist aber zu bedenken, dass der Reichthum fast die gleichen Wirkungen ausübt, wenn Einer dreihundert Thaler oder dreissigtausend jährlich verbrauchen darf: es giebt nachher keine wesentliche Progression der begünstigenden Umstände mehr. Aber weniger zu haben, als Knabe zu betteln und sich zu erniedrigen, ist furchtbar: obwohl für Solche, welche ihr Glück im Glanze der Höfe, in der Unterordnung unter Mächtige und Einflussreiche suchen oder welche Kirchenhäupter werden wollen, es der rechte Ausgangspunct sein mag. (—Es lehrt, gebückt sich in die Höhlengänge der Gunst einzuschleichen.)

480

Neid und Trägheit in verschiedener Richtung. — Die beiden gegnerischen Parteien, die socialistische und die nationale—oder wie die Namen in den verschiedenen Ländern Europa's lauten mögen—sind einander würdig: Neid und Faulheit sind die bewegenden Mächte in ihnen beiden. In jenem Heerlager will man so wenig als möglich mit den Händen arbeiten, in diesem so wenig als möglich mit dem Kopf; in letzterem hasst und neidet man die hervorragenden, aus sich wachsenden Einzelnen, welche sich nicht gutwillig in Reih und Glied zum Zwecke einer Massenwirkung stellen lassen; in ersterem die bessere, äusserlich günstiger gestellte Kaste der Gesellschaft, deren eigentliche Aufgabe, die Erzeugung der höchsten Culturgüter, das Leben innerlich um so viel schwerer und schmerzensreicher macht. Gelingt es freilich, jenen Geist der Massenwirkung zum Geiste der höheren Classen der Gesellschaft zu machen, so sind die socialistischen Schaaren ganz im Rechte, wenn sie auch äusserlich zwischen sich und jenen zu nivelliren suchen, da sie ja innerlich, in Kopf und Herz, schon mit einander nivellirt sind.— Lebt als höhere Menschen und thut immerfort die Thaten der höheren Cultur,—so gesteht euch Alles, was da lebt, euer Recht zu, und die Ordnung der Gesellschaft, deren Spitze ihr seid, ist gegen jeden bösen Blick und Griff gefeit!

481

Grosse Politik und ihre Einbussen. — Ebenso wie ein Volk die grössten Einbussen, welche Krieg und Kriegsbereitschaft mit sich bringen, nicht durch die Unkosten des Krieges, die Stauungen im Handel und Wandel erleidet, ebenso nicht durch die Unterhaltung der stehenden Heere—so gross diese Einbussen auch jetzt sein mögen, wo acht Staaten Europa's jährlich die Summe von zwei bis drei Milliarden darauf verwenden—, sondern dadurch, dass Jahr aus Jahr ein die tüchtigsten, kräftigsten, arbeitsamsten Männer in ausserordentlicher Anzahl ihren eigentlichen Beschäftigungen und Berufen entzogen werden, um Soldaten zu sein: ebenso erleidet ein Volk, welches sich anschickt, grosse Politik zu treiben und unter den mächtigsten Staaten sich eine entscheidende Stimme zu sichern, seine grössten Einbussen nicht darin, worin man sie gewöhnlich findet. Es ist wahr, dass es von diesem Zeitpuncte ab fortwährend eine Menge der hervorragendsten Talente auf dem "Altar des Vaterlandes" oder der nationalen Ehrsucht opfert, während früher diesen Talenten, welche jetzt die Politik verschlingt, andere Wirkungskreise offen standen. Aber abseits von diesen öffentlichen Hekatomben, und im Grunde viel grauenhafter als diese, begiebt sich ein Schauspiel, welches fortwährend in hunderttausend Acten gleichzeitig sich abspielt: jeder tüchtige, arbeitsame, geistvolle, strebende Mensch eines solchen nach politischen Ruhmeskränzen lüsternen Volkes wird von dieser Lüsternheit beherrscht und gehört seiner eigenen Sache nicht mehr, wie früher, völlig an: die täglich neuen Fragen und Sorgen des öffentlichen Wohles verschlingen eine tägliche Abgabe von dem Kopf- und Herz-Capitale jedes Bürgers: die Summe all dieser Opfer und Einbussen an individueller Energie und Arbeit ist so ungeheuer, dass das politische Aufblühen eines Volkes eine geistige Verarmung und Ermattung, eine geringere Leistungsfähigkeit zu Werken, welche grosse Concentration und Einseitigkeit verlangen, fast mit Nothwendigkeit nach sich zieht. Zuletzt darf man fragen: lohnt sich denn all diese Blüthe und Pracht des Ganzen (welche ja doch nur als Furcht der anderen Staaten vor dem neuen Coloss und als dem Auslande abgerungene Begünstigung der nationalen Handels- und Verkehrs-Wohlfahrt zu Tage tritt), wenn dieser groben und buntschillernden Blume der Nation alle die edleren, zarteren, geistigeren Pflanzen und Gewächse, an welchen ihr Boden bisher so reich war, zum Opfer gebracht werden müssen?

482

Und nochmals gesagt.— Oeffentliche Meinungen—private Faulheiten.

Neuntes Hauptstück. Der Mensch mit sich allein.

483

Feinde der Wahrheit.— Ueberzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit, als Lügen.

484

Verkehrte Welt. — Man kritisirt einen Denker schärfer, wenn er einen uns unangenehmen Satz hinstellt; und doch wäre es vemünftiger, diess zu thun, wenn sein Satz uns angenehm ist.

485

Charaktervoll. — Charaktervoll erscheint ein Mensch weit häufiger, weil er immer seinem Temperamente, als weil er immer seinen Principien folgt.

486

Das Eine, was Noth thut.— Eins muss man haben: entweder einen von Natur leichten Sinn oder einen durch Kunst und Wissen erleichterten Sinn.

487

Die Leidenschaft für Sachen. — Wer seine Leidenschaft auf Sachen (Wissenschaften, Staatswohl, Culturinteressen, Künste) richtet, entzieht seiner Leidenschaft für Personen viel Feuer (selbst wenn sie Vertreter jener Sachen sind, wie Staatsmänner, Philosophen, Künstler Vertreter ihrer Schöpfungen sind).

488

Die Ruhe in der That. — Wie ein Wasserfall im Sturz langsamer und schwebender wird, so pflegt der grosse Mensch der That mit mehr Ruhe zu handeln, als seine stürmische Begierde vor der That es erwarten liess.

489

Nicht zu tief. — Personen, welche eine Sache in aller Tiefe erfassen, bleiben ihr selten auf immer treu. Sie haben eben die Tiefe an's Licht gebracht: da giebt es immer viel Schlimmes zu sehen.

490

Wahn der Idealisten. — Alle Idealisten bilden sich ein, die Sachen, welchen sie dienen, seien wesentlich besser, als die anderen Sachen in der Welt, und wollen nicht glauben, dass wenn ihre Sache überhaupt gedeihen soll, sie genau des selben übel riechenden Düngers bedarf, welchen alle anderen menschlichen Unternehmungen nöthig haben.

491

Selbstbeobachtung. — Der Mensch ist gegen sich selbst, gegen Auskundschaftung und Belagerung durch sich selber, sehr gut vertheidigt, er vermag gewöhnlich nicht mehr von sich, als seine Aussenwerke wahrzunehmen. Die eigentliche Festung ist ihm unzugänglich, selbst unsichtbar, es sei denn, dass Freunde und Feinde die Verräther machen und ihn selber auf geheimem Wege hineinführen.

492

Der richtige Beruf. — Männer halten selten einen Beruf aus, von dem sie nicht glauben oder sich einreden, er sei im Grunde wichtiger, als alle anderen. Ebenso geht es Frauen mit ihren Liebhabern.

493

Adel der Gesinnung. — Der Adel der Gesinnung besteht zu einem grossen Teil aus Gutmüthigkeit und Mangel an Misstrauen, und enthält also gerade Das, worüber sich die gewinnsüchtigen und erfolgreichen Menschen so gerne mit Ueberlegenheit und Spott ergehen.

494

Ziel und Wege.— Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, Wenige in Bezug auf das Ziel.

495

Das Empörende an einer individuellen Lebensart. — Alle sehr individuellen Maassregeln des Lebens bringen die Menschen gegen Den, der sie ergreift, auf; sie fühlen sich durch die aussergewöhnliche Behandlung, welche jener sich angedeihen lässt, erniedrigt, als gewöhnliche Wesen.

496

Vorrecht der Grösse.— Es ist das Vorrecht der Grösse, mit geringen Gaben hoch zu beglücken.

497

Unwillkürlich vornehm. — Der Mensch beträgt sich unwillkürlich vornehm, wenn er sich gewöhnt hat, von den Menschen Nichts zu wollen und ihnen immer zu geben.

498

Bedingung des Heroenthums.— Wenn Einer zum Helden werden will, so muss die Schlange vorher zum Drachen geworden sein, sonst fehlt ihm sein rechter Feind.

499

Freund.— Mitfreude, nicht Mitleiden, macht den Freund.

500

Ebbe und Fluth zu benutzen. — Man muss zum Zwecke der Erkenntniss jene innere Strömung zu benutzen wissen, welche uns zu einer Sache hinzieht und wiederum jene, welche uns nach einer Zeit von der Sache fortzieht.

501

Freude an sich.— "Freude an der Sache" so sagt man: aber in Wahrheit, ist es Freude an sich vermittelst einer Sache.

502

Der Bescheidene. — Wer gegen Personen bescheiden ist, zeigt gegen Sachen (Stadt, Staat, Gesellschaft, Zeit, Menschheit) um so stärker seine Anmaassung. Das ist seine Rache.

503

Neid und Eifersucht.— Neid und Eifersucht sind die Schamtheile der menschlichen Seele. Die Vergleichung kann vielleicht fortgesetzt werden.

504

Der vornehmste Heuchler.— Gar nicht von sich zu reden, ist eine sehr vornehme Heuchelei.

505

Verdruss. — Der Verdruss ist eine körperliche Krankheit, welche keineswegs dadurch schon gehoben ist, dass die Veranlassung zum Verdruss hinterdrein beseitigt wird.

506

Vertreter der Wahrheit.— Nicht wenn es gefährlich ist, die Wahrheit zu sagen, findet sie am seltensten Vertreter, sondern wenn es langweilig ist.

507

Beschwerlicher noch, als Feinde. — Die Personen, von deren sympathischem Verhalten wir nicht unter allen Umständen überzeugt sind, während uns irgend ein Grund (z. B. Dankbarkeit) verpflichtet, den Anschein der unbedingten Sympathie unsererseits aufrecht zu erhalten, quälen unsere Phantasie viel mehr, als unsere Feinde.

508

Die freie Natur.— Wir sind so gern in der freien Natur, weil diese keine Meinung über uns hat.

509

Jeder in Einer Sache überlegen. — In civilisirten Verhältnissen fühlt sich Jeder jedem Anderen in Einer Sache wenigstens überlegen: darauf beruht das allgemeine Wohlwollen, insofern Jeder einer ist, der unter Umständen helfen kann und desshalb sich ohne Scham helfen lassen darf.

510

Trostgründe. — Bei einem Todesfall braucht man zumeist Trostgründe, nicht sowohl um die Gewalt des Schmerzes zu lindern, als um zu entschuldigen, dass man sich so leicht getröstet fühlt.

511

Die Ueberzeugungstreuen. — Wer viel zu thun hat, behält seine allgemeinen Ansichten und Standpuncte fast unverändert bei. Ebenso jeder, der im Dienst einer Idee arbeitet: er wird die Idee selber nie mehr prüfen, dazu hat er keine Zeit mehr; ja es geht gegen sein Interesse, sie überhaupt noch für discutirbar zu halten.

512

Moralität und Quantität. — Die höhere Moralität des einen Menschen, im Vergleich zu der eines anderen, liegt oft nur darin, dass die Ziele quantitativ grösser sind. Jenen zieht die Beschäftigung mit dem Kleinen, im engen Kreise, nieder.

513

Das Leben als Ertrag des Lebens. — Der Mensch mag sich noch so weit mit seiner Erkenntniss ausrecken, sich selber noch so objectiv vorkommen: zuletzt trägt er doch Nichts davon, als seine eigene Biographie.

514

Die eherne Nothwendigkeit. — Die eherne Nothwendigkeit ist ein Ding, von dem die Menschen im Verlauf der Geschichte einsehen, dass es weder ehern noch nothwendig ist.

515

Aus der Erfahrung.— Die Unvernunft einer Sache ist kein Grund gegen ihr Dasein, vielmehr eine Bedingung desselben.

516

Wahrheit.— Niemand stirbt jetzt an tödtlichen Wahrheiten: es giebt zu viele Gegengifte.

517

Grundeinsicht.— Es giebt keine prästabilirte Harmonie zwischen der Förderung der Wahrheit und dem Wohle der Menschheit.

518

Menschenloos.— Wer tiefer denkt, weiss, dass er immer Unrecht hat, er mag handeln und urtheilen, wie er will.

519

Wahrheit als Circe. — Der Irrthum hat aus Thieren Menschen gemacht; sollte die Wahrheit im Stande sein, aus dem Menschen wieder ein Thier zu machen?

520

Gefahr unserer Cultur.— Wir gehören einer Zeit an, deren Cultur in Gefahr ist, an den Mitteln der Cultur zu Grunde zu gehen.

521

Grösse heisst: Richtung-geben. — Kein Strom ist durch sich selber gross und reich: sondern dass er so viele Nebenflüsse aufnimmt und fortführt, das macht ihn dazu. So steht es auch mit allen Grössen des Geistes. Nur darauf kommt es an, dass Einer die Richtung angiebt, welcher dann so viele Zuflüsse folgen müssen; nicht darauf, ob er von Anbeginn arm oder reich begabt ist.

522

Schwaches Gewissen. — Menschen, welche von ihrer Bedeutung für die Menschheit sprechen, haben in Bezug auf gemeine bürgerliche Rechtlichkeit im Halten von Verträgen, Versprechungen, ein schwaches Gewissen.

523

Geliebt sein wollen.— Die Forderung, geliebt zu werden, ist die grösste der Anmaassungen.

524

Menschenverachtung. — Das unzweideutigste Anzeichen von einer Geringschätzung der Menschen ist diess, dass man Jedermann nur als Mittel zu seinem Zwecke oder gar nicht gelten lässt.

525

Anhänger aus Widerspruch.— Wer die Menschen zur Raserei gegen sich gebracht hat, hat sich immer auch eine Partei zu seinen Gunsten erworben.

526

Erlebnisse vergessen. — Wer viel denkt, und zwar sachlich denkt, vergisst leicht seine eigenen Erlebnisse, aber nicht so die Gedanken, welche durch jene hervorgerufen wurden.

527

Festhalten einer Meinung. — Der Eine hält eine Meinung fest, weil er sich Etwas darauf einbildet, von selbst auf sie gekommen zu sein, der Andere, weil er sie mit Mühe gelernt hat und stolz darauf ist, sie begriffen zu haben: Beide also aus Eitelkeit.

528

Das Licht scheuen. — Die gute That scheut ebenso ängstlich das Licht, als die böse That: diese fürchtet, durch das Bekanntwerden komme der Schmerz (als Strafe), jene fürchtet, durch das Bekanntwerden schwinde die Lust (jene reine Lust an sich selbst nämlich, welche sofort aufhört, sobald eine Befriedigung der Eitelkeit hinzutritt).

529

Die Länge des Tages.— Wenn man viel hineinzustecken hat, so hat ein Tag hundert Taschen.

530

Tyrannengenie. — Wenn in der Seele eine unbezwingliche Lust dazu rege ist, sich tyrannisch durchzusetzen, und das Feuer beständig unterhält, so wird selbst eine geringe Begabung (bei Politikern, Künstlern) allmählich zu einer fast unwiderstehlichen Naturgewalt.

531

Das Leben des Feindes.— Wer davon lebt, einen Feind zu bekämpfen, hat ein Interesse daran, dass er am Leben bleibt.

532

Wichtiger.— Man nimmt die unerklärte dunkle Sache wichtiger, als die erklärte helle.

533

Abschätzung erwiesener Dienste. — Dienstleistungen, die uns jemand erweist, schätzen wir nach dem Werthe, den Jener darauf legt, nicht nach dem, welchen sie für uns haben.

534

Unglück. — Die Auszeichnung, welche im Unglück liegt (als ob es ein Zeichen von Flachheit, Anspruchslosigkeit, Gewöhnlichkeit sei, sich glücklich zu fühlen), ist so gross, dass wenn Jemand Einem sagt: "Aber wie glücklich Sie sind!" man gewöhnlich protestirt.

535

Phantasie der Angst. — Die Phantasie der Angst ist jener böse äffische Kobold, der dem Menschen gerade dann noch auf den Rücken springt, wenn er schon am schwersten zu tragen hat.

536

Werth abgeschmackter Gegner.— Man bleibt mitunter einer Sache nur desshalb treu, weil ihre Gegner nicht aufhören, abgeschmackt zu sein.

537

Werth eines Berufes. — Ein Beruf macht gedankenlos; darin liegt sein grösster Segen. Denn er ist eine Schutzwehr, hinter welche man sich, wenn Bedenken und Sorgen allgemeiner Art Einen anfallen, erlaubtermaassen zurückziehen kann.

538

Talent.— Das Talent manches Menschen erscheint geringer als es ist, weil er sich immer zu grosse Aufgaben gestellt hat.

539

Jugend.— Die Jugend ist unangenehm; denn in ihr ist es nicht möglich oder nicht vernünftig, productiv zu sein, in irgend einem Sinne.

540

Zugrosse Ziele. — Wer sich öffentlich grosse Ziele stellt und hinterdrein im Geheimen einsieht, dass er dazu zu schwach ist, hat gewöhnlich auch nicht Kraft genug, jene Ziele öffentlich zu widerrufen und wird dann unvermeidlich zum Heuchler.

541

Im Strome.— Starke Wasser reissen viel Gestein und Gestrüpp mit sich fort, starke Geister viel dumme und verworrene Köpfe.

542

Gefahren der geistigen Befreiung. — Bei der ernstlich gemeinten geistigen Befreiung eines Menschen hoffen im Stillen auch seine Leidenschaften und Begierden ihren Vortheil sich zu ersehen.

543

Verkörperung des Geistes.— Wenn Einer viel und klug denkt, so bekommt nicht nur sein Gesicht, sondern auch sein Körper ein kluges Aussehen.

544

Schlecht sehen und schlecht hören.— Wer wenig sieht, sieht immer weniger; wer schlecht hört, hört immer Einiges noch dazu.

545

Selbstgenuss in der Eitelkeit. — Der Eitele will nicht sowohl hervorragen, als sich hervorragend fühlen, desshalb verschmäht er kein Mittel des Selbstbetruges und der Selbstüberlistung. Nicht die Meinung der Anderen, sondern seine Meinung von Deren Meinung liegt ihm am Herzen.

546

Ausnahmsweise eitel. — Der für gewöhnlich Selbstgenügsame ist ausnahmsweise eitel und für Ruhm- und Lobsprüche empfänglich, wenn er körperlich krank ist. In dem Maasse, in welchem er sich verliert, muss er sich aus fremder Meinung, von Aussen her, wieder zu gewinnen suchen.

547

Die "Geistreichen".— Der hat keinen Geist, welcher den Geist sucht.

548

Wink für Parteihäupter. — Wenn man die Leute dazu treiben kann, sich öffentlich für Etwas zu erklären, so hat man sie meistens auch dazu gebracht, sich innerlich dafür zu erklären; sie wollen fürderhin als consequent erfunden werden.

549

Verachtung.— Die Verachtung durch Andere ist dem Menschen empfindlicher, als die durch sich selbst.

550

Schnur der Dankbarkeit. — Es giebt sclavische Seelen, welche die Erkenntlichkeit für erwiesene Wohlthaten so weit treiben, dass sie sich mit der Schnur der Dankbarkeit selbst erdrosseln.

551

Kunstgriff des Propheten. — Um die Handlungsweise gewöhnlicher Menschen im Voraus zu errathen, muss man annehmen, dass sie immer den mindesten Aufwand an Geist machen, um sich aus einer unangenehmen Lage zu befreien.

552

Das einzige Menschenrecht. — Wer vom Herkömmlichen abweicht, ist das Opfer des Aussergewöhnlichen; wer im Herkömmlichen bleibt, ist der Sclave desselben. Zu Grunde gerichtet wird man auf jeden Fall.

553

Unter das Thier hinab.— Wenn der Mensch vor Lachen wiehert, übertrifft er alle Thiere durch seine Gemeinheit.

554

Halbwissen. — Der, welcher eine fremde Sprache wenig spricht, hat mehr Freude daran, als Der, welcher sie gut spricht. Das Vergnügen ist bei den Halbwissenden.

555

Gefährliche Hülfbereitschaft. — Es giebt Leute, welche das Leben den Menschen erschweren wollen, aus keinem andern Grunde, als um ihnen hinterdrein ihre Recepte zur Erleichterung des Lebens, zum Beispiel ihr Christenthum, anzubieten.

556

Fleiss und Gewissenhaftigkeit. — Fleiss und Gewissenhaftigkeit sind oftmals dadurch Antagonisten, dass der Fleiss die Früchte sauer vom Baume nehmen will, die Gewissenhaftigkeit sie aber zu lange hängen lässt, bis sie herabfallen und sich zerschlagen.

557

Verdächtigen.— Menschen, welche man nicht leiden kann, sucht man sich zu verdächtigen.

558

Die Umstände fehlen.— Viele Menschen warten ihr Leben lang auf die Gelegenheit, auf ihre Art gut zu sein.

559

Mangel an Freunden. — Der Mangel an Freunden lässt auf Neid oder Anmaassung schliessen. Mancher verdankt seine Freunde nur dem glücklichen Umstande, dass er keinen Anlass zum Neide hat.

560

Gefahr in der Vielheit. — Mit einem Talente mehr steht man oft unsicherer, als mit einem weniger: wie der Tisch besser auf drei, als auf vier Füssen steht.

561

Den Andern zum Vorbild. — Wer ein gutes Beispiel geben will, muss seiner Tugend einen Gran Narrheit zusetzen: dann ahmt man nach und erhebt sich zugleich über den Nachgeahmten,—was die Menschen lieben.

562

Zielscheibe sein. — Die bösen Reden Anderer über uns gelten oft nicht eigentlich uns, sondern sind die Aeusserungen eines Aergers, einer Verstimmung aus ganz anderen Gründen.

563

Leicht resignirt.— Man leidet wenig an versagten Wünschen, wenn man seine Phantasie geübt hat, die Vergangenheit zu verhässlichen.

564

In Gefahr.— Man ist am Meisten in Gefahr, überfahren zu werden, wenn man eben einem Wagen ausgewichen ist.

565

Je nach der Stimme die Rolle. — Wer gezwungen ist, lauter zu reden, als er gewohnt ist (etwa vor einem Halb-Tauben oder vor einem grossen Auditorium), übertreibt gewöhnlich die Dinge, welche er mitzutheilen hat.— Mancher wird zum Verschwörer, böswilligen Nachredner, Intriguanten, blos weil seine Stimme sich am besten zu einem Geflüster eignet.

566

Liebe und Hass.— Liebe und Hass sind nicht blind, aber geblendet vom Feuer, das sie selber mit sich tragen.

567

Mit Vortheil angefeindet. — Menschen, welche der Welt ihre Verdienste nicht völlig deutlich machen können, suchen sich eine starke Feindschaft zu erwecken. Sie haben dann den Trost, zu denken, dass diese zwischen ihren Verdiensten und deren Anerkennung stehe—und dass mancher Andere das Selbe vermuthe: was sehr vortheilhaft für ihre Geltung ist.

568

Beichte.— Man vergisst seine Schuld, wenn man sie einem Andern gebeichtet hat, aber gewöhnlich vergisst der Andere sie nicht.

569

Selbstgenügsamkeit.— Das goldene Vliess der Selbstgenügsamkeit schützt gegen Prügel, aber nicht gegen Nadelstiche.

570

Schatten in der Flamme.— Die Flamme ist sich selber nicht so hell, als den Anderen, denen sie leuchtet: so auch der Weise.

571

Eigene Meinungen. — Die erste Meinung, welche uns einfällt, wenn wir plötzlich über eine Sache befragt werden, ist gewöhnlich nicht unsere eigene, sondern nur die landläufige, unserer Kaste, Stellung, Abkunft zugehörige; die eigenen Meinungen schwimmen selten oben auf.

572

Herkunft des Muthes. — Der gewöhnliche Mensch ist muthig und unverwundbar wie ein Held, wenn er die Gefahr nicht sieht, für sie keine Augen hat. Umgekehrt: der Held hat die einzig verwundbare Stelle auf dem Rücken, also dort, wo er keine Augen hat.

573

Gefahr im Arzte.— Man muss für seinen Arzt geboren sein, sonst geht man an seinem Arzt zu Grunde.

574

Wunderliche Eitelkeit. — Wer dreimal mit Dreistigkeit das Wetter prophezeit hat und Erfolg hatte, der glaubt im Grunde seiner Seele ein Wenig an seine Prophetengabe. Wir lassen das Wunderliche, Irrationelle gelten, wenn es unserer Selbstschätzung schmeichelt.

575

Beruf.— Ein Beruf ist das Rückgrat des Lebens.

576

Gefahr persönlichen Einflusses. — Wer fühlt, dass er auf einen Anderen einen grossen innerlichen Einfluss ausübt, muss ihm ganz freie Zügel lassen, ja gelegentliches Widerstreben gern sehen und selbst herbeiführen: sonst wird er unvermeidlich sich einen Feind machen.

577

Den Erben gelten lassen. — Wer etwas Grosses in selbstloser Gesinnung begründet hat, sorgt dafür, sich Erben zu erziehen. Es ist das Zeichen einer tyrannischen und unedlen Natur, in allen möglichen Erben seines Werkes seine Gegner zu sehen und gegen sie im Stande der Nothwehr zu leben.

578

Halbwissen. — Das Halbwissen ist siegreicher, als das Ganzwissen: es kennt die Dinge einfacher, als sie sind, und macht daher seine Meinung fasslicher und überzeugender.

579

Nicht geeignet zum Parteimann.— Wer viel denkt, eignet sich nicht zum Parteimann: er denkt sich zu bald durch die Partei hindurch.

580

Schlechtes Gedächtniss.— Der Vortheil des schlechten Gedächtnisses ist, dass man die selben guten Dinge mehrere Male zum Ersten Male geniesst.

581

Sich Schmerzen machen.— Rücksichtslosigkeit des Denkens ist oft das Zeichen einer unfriedlichen inneren Gesinnung, welche Betäubung begehrt.

582

Märtyrer.— Der Jünger eines Märtyrers leidet mehr, als der Märtyrer.

583

Rückständige Eitelkeit. — Die Eitelkeit mancher Menschen, die es nicht nöthig hätten, eitel zu sein, ist die übriggebliebene und gross gewachsene Gewohnheit aus der Zeit her, wo sie noch kein Recht hatten, an sich zu glauben und diesen Glauben erst von Andern in kleiner Münze einbettelten.

584

Punctum saliens der Leidenschaft. — Wer im Begriff ist, in Zorn oder in einen heftigen Liebesaffect zu gerathen, erreicht einen Punct, wo die Seele voll ist wie ein Gefäss: aber doch muss ein Wassertropfen noch hinzukommen, der gute Wille zur Leidenschaft (den man gewöhnlich auch den bösen nennt). Es ist nur dieses Pünctchen nöthig, dann läuft das Gefäss über.

585

Gedanke des Unmuthes. — Es ist mit den Menschen wie mit den Kohlenmeilern im Walde. Erst wenn die jungen Menschen ausgeglüht haben und verkohlt sind, gleich jenen, dann werden sie nützlich. So lange sie dampfen und rauchen, sind sie vielleicht interessanter, aber unnütz und gar zu häufig unbequem.— Die Menschheit verwendet schonungslos jeden Einzelnen als Material zum Heizen ihrer grossen Maschinen: aber wozu dann die Maschinen, wenn alle Einzelnen (das heisst die Menschheit) nur dazu nützen, sie zu unterhalten? Maschinen, die sich selbst Zweck sind,—ist das die umana commedia?

586

Vom Stundenzeiger des Lebens. — Das Leben besteht aus seltenen einzelnen Momenten von höchster Bedeutsamkeit und unzählig vielen Intervallen, in denen uns besten Falls die Schattenbilder jener Momente umschweben. Die Liebe, der Frühling, jede schöne Melodie, das Gebirge, der Mond, das Meer—Alles redet nur einmal ganz zum Herzen: wenn es überhaupt je ganz zu Worte kommt. Denn viele Menschen haben jene Momente gar nicht und sind selber Intervalle und Pausen in der Symphonie des wirklichen Lebens.

587

Angreifen oder eingreifen. — Wir machen häufig den Fehler, eine Richtung oder Partei oder Zeit lebhaft anzufeinden, weil wir zufällig nur ihre veräusserlichte Seite, ihre Verkümmerung oder die ihnen nothwendig anhaftenden "Fehler ihrer Tugenden" zu sehen bekommen,—vielleicht weil wir selbst an diesen vornehmlich theilgenommen haben. Dann wenden wir ihnen den Rücken und suchen eine entgegengesetzte Richtung; aber das Bessere wäre, die starken guten Seiten aufzusuchen oder an sich selber auszubilden. Freilich gehört ein kräftigerer Blick und besserer Wille dazu, das Werdende und Unvollkommene zu fördern, als es in seiner Unvollkommenheit zu durchschauen und zu verleugnen.

588

Bescheidenheit. — Es giebt wahre Bescheidenheit (das heisst die Erkenntniss, dass wir nicht unsere eigenen Werke sind); und recht wohl geziemt sie dem grossen Geiste, weil gerade er den Gedanken der völligen Unverantwortlichkeit (auch für das Gute, was er schafft) fassen kann. Die Unbescheidenheit des Grossen hasst man nicht, insofern er seine Kraft fühlt, sondern weil er seine Kraft dadurch erst erfahren will, dass er die Anderen verletzt, herrisch behandelt und zusieht, wie weit sie es aushalten. Gewöhnlich beweist diess sogar den Mangel an sicherem Gefühl der Kraft und macht somit die Menschen an seiner Grösse zweifeln. Insofern ist Unbescheidenheit vom Gesichtspuncte der Klugheit aus sehr zu widerrathen.

589

Des Tages erster Gedanke. — Das beste Mittel, jeden Tag gut zu beginnen, ist: beim Erwachen daran zu denken, ob man nicht wenigstens einem Menschen an diesem Tage eine Freude machen könne. Wenn diess als ein Ersatz für die religiöse Gewöhnung des Gebetes gelten dürfte, so hätten die Mitmenschen einen Vortheil bei dieser Aenderung.

590

Anmaassung als letztes Trostmittel. — Wenn man ein Missgeschick, seinen intellectuellen Mangel, seine Krankheit sich so zurecht legt, dass man hierin sein vorgezeichnetes Schicksal, seine Prüfung oder die geheimnissvolle Strafe für früher Begangenes sieht, so macht man sich sein eigenes Wesen dadurch interessant und erhebt sich in der Vorstellung über seine Mitmenschen. Der stolze Sünder ist eine bekannte Figur in allen kirchlichen Secten.

591

Vegetation des Glückes. — Dicht neben dem Wehe der Welt, und oft auf seinem vulcanischen Boden, hat der Mensch seine kleinen Gärten des Glückes angelegt; ob man das Leben mit dem Blicke Dessen betrachtet, der vom Dasein Erkenntniss allein will, oder Dessen, der sich ergiebt und resignirt, oder Dessen, der an der überwundenen Schwierigkeit sich freut,—überall wird er etwas Glück neben dem Unheil aufgesprosst finden—und zwar um so mehr Glück, je vulcanischer der Boden war nur wäre es lächerlich, zu sagen, dass mit diesem Glück das Leiden selbst gerechtfertigt sei.

592

Die Strasse der Vorfahren. — Es ist vernünftig, wenn jemand das Talent, auf welches sein Vater oder Grossvater Mühe verwendet hat, an sich selbst weiter ausbildet und nicht zu etwas ganz Neuem umschlägt; er nimmt sich sonst die Möglichkeit, zum Vollkommenen in irgend einem Handwerk zu gelangen. Desshalb sagt das Sprüchwort: "Welche Strasse sollst du reiten?— die deiner Vorfahren."

593

Eitelkeit und Ehrgeiz als Erzieher. — So lange Einer noch nicht zum Werkzeug des allgemeinen menschlichen Nutzens geworden ist, mag ihn der Ehrgeiz peinigen; ist jenes Ziel aber erreicht, arbeitet er mit Nothwendigkeit wie eine Maschine zum Besten Aller, so mag dann die Eitelkeit kommen; sie wird ihn im Kleinen vermenschlichen, geselliger, erträglicher, nachsichtiger machen, dann, wenn der Ehrgeiz die grobe Arbeit (ihn nützlich zu machen) an ihm vollendet hat.

594

Philosophische Neulinge. — Hat man die Weisheit eines Philosophen eben eingenommen, so geht man durch die Strassen mit dem Gefühle, als sei man umgeschaffen und ein grosser Mann geworden; denn man findet lauter Solche, welche diese Weisheit nicht kennen, hat also über Alles eine neue unbekannte Entscheidung vorzutragen: weil man ein Gesetzbuch anerkennt, meint man jetzt auch sich als Richter gebärden zu müssen.

595

Durch Missfallen gefallen. — Die Menschen, welche lieber auffallen und dabei missfallen wollen, begehren das Selbe wie Die, welche nicht auffallen und gefallen wollen, nur in einem viel höheren Grade und indirect, vermittelst einer Stufe, durch welche sie sich scheinbar von ihrem Ziele entfernen. Sie wollen Einfluss und Macht, und zeigen desshalb ihre Ueberlegenheit, selbst so, dass sie unangenehm empfunden wird; denn sie wissen, dass Der, welcher endlich zur Macht gelangt ist, fast in Allem was er thut und sagt, gefällt, und dass selbst, wo er missfällt, er doch noch zu gefallen scheint.— Auch der Freigeist, und ebenso der Gläubige, wollen Macht, um durch sie einmal zu gefallen; wenn ihnen ihrer Lehre wegen ein übeles Schicksal, Verfolgung, Kerker, Hinrichtung, droht, so freuen sie sich des Gedankens, dass ihre Lehre auf diese Weise der Menschheit eingeritzt und eingebrannt wird; sie nehmen es hin als ein schmerzhaftes, aber kräftiges, wenngleich spät wirkendes Mittel, um doch noch zur Macht zu gelangen.

596

Casus belli und Aehnliches. — Der Fürst, welcher zu dem gefassten Entschlusse, Krieg mit dem Nachbar zu führen, einen casus belli ausfindig macht, gleicht dem Vater, der seinem Kinde eine Mutter unterschiebt, welche fürderhin als solche gelten soll. Und sind nicht fast alle öffentlich bekannt gemachten Motive unserer Handlungen solche untergeschobene Mütter?

597

Leidenschaft und Recht. — Niemand spricht leidenschaftlicher von seinem Rechte, als Der, welcher im Grunde seiner Seele einen Zweifel an seinem Rechte hat. Indem er die Leidenschaft auf seine Seite zieht, will er den Verstand und dessen Zweifel betäuben: so gewinnt er das gute Gewissen und mit ihm den Erfolg bei den Mitmenschen.

598

Kunstgriff des Entsagenden. — Wer gegen die Ehe protestirt nach Art der katholischen Priester wird diese nach ihrer niedrigsten, gemeinsten Auffassung zu verstehen suchen. Ebenso wer die Ehre bei den Zeitgenossen von sich abweist, wird deren Begriff niedrig fassen; so erleichtert er sich die Entbehrung und den Kampf dagegen. Uebrigens wird Der, welcher sich im Ganzen viel versagt, sich im Kleinen leicht Indulgenz geben. Es wäre möglich, dass Der, welcher über den Beifall der Zeitgenossen erhaben ist, doch die Befriedigung kleiner Eitelkeiten sich nicht versagen will.

599

Lebensalter der Anmaassung. — Zwischen dem sechsundzwanzigsten und dreissigsten Jahre liegt bei begabten Menschen die eigentliche Periode der Anmaassung; es ist die Zeit der ersten Reife, mit einem starken Rest von Säuerlichkeit. Man fordert auf Grund dessen, was man in sich fühlt, von Mensen, welche Nichts oder wenig davon sehen, Ehre und Demüthigung, und rächt sich, weil diese zunächst ausbleiben, durch jenen Blick, jene Gebärde der Anmaassung, jenen Ton der Stimme, die ein feines Ohr und Auge an allen Productionen jenes Alters, seien es Gedichte, Philosophien, oder Bilder und Musik, wiedererkennt. Aeltere erfahrene Männer lächeln dazu und mit Rührung gedenken sie dieses schönen Lebensalters, in dem man böse über das Geschick ist, so viel zu sein und so wenig zu scheinen. Später scheint man wirklich mehr,—aber man hat den guten Glauben verloren, viel zu sein: man bleibe denn zeitlebens ein unverbesserlicher Narr der Eitelkeit.

600

Trügerisch und doch haltbar. — Wie man, um an einem Abgrund vorbeizugehen oder einen tiefen Bach auf einem Balken zu überschreiten, eines Geländers bedarf, nicht um sich daran festzuhalten,—denn es würde sofort mit Einem zusammenbrechen, sondern um die Vorstellung der Sicherheit für das Auge zu erwecken,—so bedarf man als Jüngling solcher Personen, welche uns unbewusst den Dienst jenes Geländers erweisen; es ist wahr, sie würden uns nicht helfen, wenn wir uns wirklich, in grosser Gefahr, auf sie stützen wollten, aber sie geben die beruhigende Empfindung des Schutzes in der Nähe (zum Beispiel Väter, Lehrer, Freunde, wie sie, alle drei, gewöhnlich sind).

601

Lieben lernen. — Man muss lieben lernen, gütig sein lernen, und diess von Jugend auf; wenn Erziehung und Zufall uns keine Gelegenheit zur Uebung dieser Empfindungen geben, so wird unsere Seele trocken und selbst zu einem Verständnisse jener zarten Erfindungen liebevoller Menschen ungeeignet. Ebenso muss der Hass gelernt und genährt werden, wenn Einer ein tüchtiger Hasser werden will: sonst wird auch der Keim dazu allmählich absterben.

602

Die Ruine als Schmuck. — Solche, die viele geistige Wandlungen durchmachen, behalten einige Ansichten und Gewohnheiten früherer Zustände bei, welche dann wie ein Stück unerklärlichen Alterthums und grauen Mauerwerks in ihr neues Denken und Handeln hineinragen: oft zur Zierde der ganzen Gegend.

603

Liebe und Ehre. — Die Liebe begehrt, die Furcht meidet. Daran liegt es, dass man nicht zugleich von derselben Person wenigstens in dem selben Zeitraume, geliebt und geehrt werden kann. Denn der Ehrende erkennt die Macht an, das heisst er fürchtet sie: sein Zustand ist Ehrfurcht. Die Liebe aber erkennt keine Macht an, Nichts was trennt, abhebt, über- und unterordnet. Weil sie nicht ehrt, so sind ehrsüchtige Menschen insgeheim oder öffentlich gegen das Geliebtwerden widerspänstig.

604

Vorurtheil für die kalten Menschen. — Menschen, welche rasch Feuer fangen, werden schnell kalt und sind daher im Ganzen unzuverlässig. Desshalb giebt es für alle Die, welche immer kalt sind oder sich so stellen, das günstige Vorurtheil, dass es besonders vertrauenswerthe zuverlässige Menschen seien: man verwechselt sie mit Denen, welche langsam Feuer fangen und es lange festhalten.

605

Das Gefährliche an freien Meinungen. — Das leichte Befassen mit freien Meinungen giebt einen Reiz, wie eine Art jucken; giebt man ihm mehr nach, so fängt man an, die Stellen zu reiben; bis zuletzt eine offene schmerzende Wunde entsteht, das heisst: bis die freie Meinung uns in unserer Lebensstellung, unsern menschlichen Beziehungen zu stören, zu quälen beginnt.

606

Begierde nach tiefem Schmerz. — Die Leidenschaft lässt, wenn sie vorüber ist, eine dunkele Sehnsucht nach sich selber zurück und wirft im Verschwinden noch einen verführerischen Blick zu. Es muss doch eine Art von Lust gewährt haben, mit ihrer Geissel geschlagen worden zu sein. Die mässigeren Empfindungen erscheinen dagegen schaal; man will, wie es scheint, die heftigere Unlust immer noch lieber als die matte Lust.

607

Unmuth über andere und die Welt. — Wenn wir, wie so häufig, unsern Unmuth an Anderen auslassen, während wir ihn eigentlich über uns empfinden, erstreben wir im Grunde eine Umnebelung und Täuschung unseres Urtheils: wir wollen diesen Unmuth a posteriori motiviren durch die Versehen, Mängel der Anderen und uns selber so aus den Augen verlieren.— Die religiös strengen Menschen, welche gegen sich selber unerbittliche Richter sind, haben zugleich am meisten Uebles der Menschheit überhaupt nachgesagt: ein Heiliger, welcher sich die Sünden und den Anderen die Tugenden vorbehält, hat nie gelebt: ebensowenig wie jener, welcher nach Buddha's Vorschrift sein Gutes vor den Leuten verbirgt und ihnen sein Böses allein sehen lässt.

608

Ursache und Wirkung verwechselt. — Wir suchen unbewusst die Grundsätze und Lehrmeinungen, welche unserem Temperamente angemessen sind, so dass es zuletzt so aussieht, als ob die Grundsätze und Lehrmeinungen unseren Charakter geschaffen, ihm Halt und Sicherheit gegeben hätten: während es gerade umgekehrt zugegangen ist. Unser Denken und Urtheilen soll nachträglich, so scheint es, zur Ursache unseres Wesens gemacht werden: aber thatsächlich ist unser Wesen die Ursache, dass wir so und so denken und urtheilen.— Und was bestimmt uns zu dieser fast unbewussten Komödie? Die Trägheit und Bequemlichkeit und nicht am wenigsten der Wunsch der Eitelkeit, durch und durch als consistent, in Wesen und Denken einartig erfunden zu werden: denn diess erwirbt Achtung, giebt Vertrauen und Macht.

609

Lebensalter und Wahrheit. — junge Leute lieben das Interessante und Absonderliche, gleichgültig wie wahr oder falsch es ist. Reifere Geister lieben Das an der Wahrheit, was an ihr interessant und absonderlich ist. Ausgereifte Köpfe endlich lieben die Wahrheit auch in Dem, wo sie schlicht und einfältig erscheint und dem gewöhnlichen Menschen Langeweile macht, weil sie gemerkt haben, dass die Wahrheit das Höchste an Geist, was sie besitzt, mit der Miene der Einfalt zu sagen pflegt.

610

Die Menschen als schlechte Dichter. — So wie schlechte Dichter im zweiten Theil des Verses zum Reime den Gedanken suchen, so pflegen die Menschen in der zweiten Hälfte des Lebens, ängstlicher geworden, die Handlungen, Stellungen, Verhältnisse zu suchen, welche zu denen ihres früheren Lebens passen, so dass äusserlich Alles wohl zusammenklingt: aber ihr Leben ist nicht mehr von einem starken Gedanken beherrscht und immer wieder neu bestimmt, sondern an die Stelle desselben tritt die Absicht, einen Reim zu finden.

611

Langeweile und Spiel. — Das Bedürfniss zwingt uns zur Arbeit, mit deren Ertrage das Bedürfniss gestillt wird; das immer neue Erwachen der Bedürfnisse gewöhnt uns an die Arbeit. In den Pausen aber, in welchen die Bedürfnisse gestillt sind und gleichsam schlafen, überfällt uns die Langeweile. Was ist diese? Es ist die Gewöhnung an Arbeit überhaupt, welche sich jetzt als neues, hinzukommendes Bedürfniss geltend macht; sie wird um so stärker sein, je stärker Jemand gewöhnt ist zu arbeiten, vielleicht sogar je stärker Jemand an Bedürfnissen gelitten hat. Um der Langeweile zu entgehen, arbeitet der Mensch entweder über das Maass seiner sonstigen Bedürfnisse hinaus oder er erfindet das Spiel, das heisst die Arbeit, welche kein anderes Bedürfniss stillen soll, als das nach Arbeit überhaupt. Wer des Spieles überdrüssig geworden ist und durch neue Bedürfnisse keinen Grund zur Arbeit hat, den überfällt mitunter das Verlangen nach einem dritten Zustand, welcher sich zum Spiel verhält, wie Schweben zum Tanzen, wie Tanzen zum Gehen, nach einer seligen, ruhigen Bewegtheit: es ist die Vision der Künstler und Philosophen von dem Glück.

612

Lehre aus Bildern. — Betrachtet man eine Reihe Bilder von sich selber, von den Zeiten der letzten Kindheit bis zu der der Mannesreife, so findet man mit einer angenehmen Verwunderung, dass der Mann dem Kinde ähnlicher sieht, als der Mann dem Jünglinge: dass also, wahrscheinlich diesem Vorgange entsprechend, inzwischen eine zeitweilige Alienation vom Grundcharakter eingetreten ist, über welche die gesammelte, geballte Kraft des Mannes wieder Herr wurde. Dieser Wahrnehmung entspricht die andere, dass alle die starken Einwirkungen von Leidenschaften, Lehrern, politischen Ereignissen, welche in dem Jünglingsalter uns herumziehen, später wieder auf ein festes Maass zurückgeführt erscheinen: gewiss, sie leben und wirken in uns fort, aber das Grundempfinden und Grundmeinen hat doch die Uebermacht und benutzt sie wohl als Kraftquellen, nicht aber mehr als Regulatoren, wie diess wohl in den zwanziger Jahren geschieht. So erscheint auch das Denken und Empfinden des Mannes dem seines kindlichen Lebensalters wieder gemässer,—und diese innere Thatsache spricht sich in der erwähnten äusseren aus.

613

Stimmklang der Lebensalter. — Der Ton, indem Jünglinge reden, loben, tadeln, dichten, missfällt dem Aelter gewordenen, weil er zu laut ist und zwar zugleich dumpf und undeutlich wie der Ton in einem Gewölbe, der durch die Leerheit eine solche Schallkraft bekommt; denn das Meiste, was Jünglinge denken, ist nicht aus der Fülle ihrer eigenen Natur herausgeströmt, sondern ist Anklang, Nachklang von dem, was in ihrer Nähe gedacht, geredet, gelobt, getadelt worden ist. Weil aber die Empfindungen (der Neigung und Abneigung) viel stärker, als die Gründe für jene, in ihnen nachklingen, so entsteht, wenn sie ihre Empfindung wieder laut werden lassen, jener dumpfe, hallende Ton, welcher für die Abwesenheit oder die Spärlichkeit von Gründen das Kennzeichen abgiebt. Der Ton des reiferen Alters ist streng, kurz abgebrochen, mässig laut, aber, wie alles deutlich Articulirte, sehr weit tragend. Das Alter endlich bringt häufig eine gewisse Milde und Nachsicht in den Klang und verzuckert ihn gleichsam: in manchen Fällen freilich versäuert sie ihn auch.

614

Zurückgebliebene und vorwegnehmende Menschen. — Der unangenehme Charakter, welcher voller Misstrauen ist, alles glückliche Gelingen der Mitbewerbenden und Nächsten mit Neid fühlt, gegen abweichende Meinungen gewaltthätig und aufbrausend ist, zeigt, dass er einer früheren Stufe der Cultur zugehört, also ein Ueberbleibsel ist: denn die Art, in welcher er mit den Menschen verkehrt, war die rechte und zutreffende für die Zustände eines Faustrecht-Zeitalters; es ist ein zurückgebliebener Mensch. Ein anderer Charakter, welcher reich an Mitfreude ist, überall Freunde gewinnt, alles Wachsende und Werdende liebevoll empfindet, alle Ehren und Erfolge Anderer mitgeniesst und kein Vorrecht, das Wahre allein zu erkennen, in Anspruch nimmt, sondern voll eines bescheidenen Misstrauens ist,—das ist ein vorwegnehmender Mensch, welcher einer höheren Cultur der Menschen entgegenstrebt. Der unangenehme Charakter stammt aus den Zeiten, wo die rohen Fundamente des menschlichen Verkehrs erst zu bauen waren, der andere lebt auf deren höchsten Stockwerken, möglichst entfernt von dem wilden Thier, welches in den Kellern, unter den Fundamenten der Cultur, eingeschlossen wüthet und heult.

615

Trost für Hypochonder. — Wenn ein großer Denker zeitweilig hypochondrischen Selbstquälereien unterworfen ist, so mag er sich zum Troste sagen: "es ist deine eigene grosse Kraft, von der dieser Parasit sich nährt und wächst; wäre sie geringer, so würdest du weniger zu leiden haben." Ebenso mag der Staatsmann sprechen, wenn Eifersucht und Rachegefühl, überhaupt die Stimmung des bellum omnium contra omnes, zu der er als Vertreter einer Nation nothwendig eine starke Begabung haben muss, sich gelegentlich auch in seine persönlichen Beziehungen eindrängt und ihm das Leben schwer macht.

616

Der Gegenwart entfremdet. — Es hat große Vortheile, seiner Zeit sich einmal in stärkerem Maasse zu entfremden und gleichsam von ihrem Ufer zurück in den Ocean der vergangenen Weltbetrachtungen getrieben zu werden. Von dort aus nach der Küste zu blickend, überschaut man wohl zum ersten Male ihre gesammte Gestaltung und hat, wenn man sich ihr wieder nähert, den Vortheil, sie besser im Ganzen zu verstehen, als Die, welche sie nie verlassen haben.

617

Auf persönlichen Mängeln säen und ernten. — Menschen wie Rousseau verstehen es, ihre Schwächen, Lücken, Laster gleichsam als Dünger ihres Talentes zu benutzen. Wenn jener die Verdorbenheit und Entartung der Gesellschaft als leidige Folge der Cultur beklagt, so liegt hier eine persönliche Erfahrung zu Grunde; deren Bitterkeit giebt ihm die Schärfe seiner allgemeinen Verurtheilung und vergiftet die Pfeile, mit denen er schiesst; er entlastet sich zunächst als ein Individuum und denkt ein Heilmittel zu suchen, das direct der Gesellschaft, aber indirect und vermittelst jener, auch ihm zu Nutze ist.

618

Philosophisch gesinnt sein. — Gewöhnlich strebt man darnach, für alle Lebenslagen und Ereignisse eine Haltung des Gemüthes, eine Gattung von Ansichten zu erwerben,—das nennt man vornehmlich philosophisch gesinnt sein. Aber für die Bereicherung der Erkenntniss mag es höheren Werth haben, nicht in dieser Weise sich zu uniformiren, sondern auf die leise Stimme der verschiedenen Lebenslagen zu hören; diese bringen ihre eigenen Ansichten mit sich. So nimmt man erkennenden Antheil am Leben und Wesen Vieler, indem man sich selber nicht als starres, beständiges, Eines Individuum behandelt.

619

Im Feuer der Verachtung. — Es ist ein neuer Schritt zum Selbständigwerden, wenn man erst Ansichten zu äussern wagt, die als schmählich für Den gelten, welcher sie hegt; da pflegen auch die Freunde und Bekannten ängstlich zu werden. Auch durch dieses Feuer muss die begabte Natur hindurch; sie gehört sich hinterdrein noch vielmehr selber an.

620

Aufopferung. — Die grosse Aufopferung wird, im Falle der Wahl, einer kleinen Aufopferung vorgezogen: weil wir für die grosse uns durch Selbstbewunderung entschädigen, was uns bei der kleinen nicht möglich ist.

621

Liebe als Kunstgriff. — Wer etwas Neues wirklich kennen lernen will (sei es ein Mensch, ein Ereigniss, ein Buch), der thut gut, dieses Neue mit aller möglichen Liebe aufzunehmen, von Allem, was ihm daran feindlich, anstössig, falsch vorkommt, schnell das Auge abzuwenden, ja es zu vergessen: so dass man zum Beispiel dem Autor eines Buches den grössten Vorsprung giebt und geradezu, wie bei einem Wettrennen, mit klopfendem Herzen danach begehrt, dass er sein Ziel erreiche. Mit diesem Verfahren dringt man nähmlich der neuen Sache bis an ihr Herz, bis an ihren bewegenden Punct: und diess heisst eben sie kennen lernen. Ist man soweit, so macht der Verstand hinterdrein seine Restrictionen; jene Ueberschätzung, jenes zeitweilige Aushängen des kritischen Pendels war eben nur der Kunstgriff, die Seele einer Sache herauszulocken.

622

Zu gut und zu schlecht von der Welt denken. — Ob man zu gut oder zu schlecht von den Dingen denkt, man hat immer den Vortheil dabei, eine höhere Lust einzuernten: denn bei einer vorgefassten zu guten Meinung legen wir gewöhnlich mehr Süssigkeit in die Dinge (Erlebnisse) hinein, als sie eigentlich enthalten. Eine vorgefasste zu schlechte Meinung verursacht eine angenehme Enttäuschung: das Angenehme, das an sich in den Dingen lag, bekommt einen Zuwachs durch das Angenehme der Ueberraschung.— Ein finsteres Temperament wird übrigens in beiden Fällen die umgekehrte Erfahrung machen.

623

Tiefe Menschen. — Diejenigen, welche ihre Stärke in der Vertiefung der Eindrücke haben—man nennt sie gewöhnlich tiefe Menschen—sind bei allem Plötzlichen verhältnissmässig gefasst und entschlossen: denn im ersten Augenblick war der Eindruck noch flach, er wird dann erst tief. Lange vorhergesehene, erwartete Dinge oder Personen regen aber solche Naturen am meisten auf und machen sie fast unfähig, bei der endlichen Ankunft derselben noch Gegenwärtigkeit des Geistes zu haben.

624

Verkehr mit dem höheren Selbst. — Ein jeder hat seinen guten Tag, wo er sein höheres Selbst findet; und die wahre Humanität verlangt, jemanden nur nach diesem Zustande und nicht nach den Werktagen der Unfreiheit und Knechtung zu schätzen. Man soll zum Beispiel einen Maler nach seiner höchsten Vision, die er zu sehen und darzustellen vermochte, taxiren und verehren. Aber die Menschen selber verkehren sehr verschieden mit diesem ihrem höheren Selbst und sind häufig ihre eigenen Schauspieler, insofern sie Das, was sie in jenen Augenblicken sind, später immer wieder nachmachen. Manche leben in Scheu und Demuth vor ihrem Ideale und möchten es verleugnen: sie fürchten ihr höheres Selbst, weil es, wenn es redet, anspruchsvoll redet. Dazu hat es eine geisterhafte Freiheit zu kommen und fortzubleiben wie es will; es wird desswegen häufig eine Gabe der Götter genannt, während eigentlich alles Andere Gabe der Götter (des Zufalls) ist: jenes aber ist der Mensch selber.

625

Einsame Menschen. — Manche Menschen sind so sehr an das Alleinsein mit sich selber gewöhnt, dass sie sich gar nicht mit Anderen vergleichen, sondern in einer ruhigen, freudigen Stimmung, unter guten Gesprächen mit sich, ja mit Lachen ihr monologisches Leben fortspinnen. Bringt man sie aber dazu, sich mit Anderen zu vergleichen, so neigen sie zu einer grübelnden Unterschätzung ihrer selbst: so dass sie gezwungen werden müssen, eine gute, gerechte Meinung über sich erst von Anderen wieder zu lernen: und auch von dieser erlernten Meinung werden sie immer wieder Etwas abziehen und abhandeln wollen.— Man muss also gewissen Menschen ihr Alleinsein gönnen und nicht so albern sein, wie es häufig geschieht, sie desswegen zu bedauern.

626

Ohne Melodie. — Es giebt Menschen, denen ein stätiges Beruhen in sich selbst und ein harmonisches Sich-zurecht-legen aller ihrer Fähigkeiten so zu eigen ist, dass ihnen jede zielesetzende Thätigkeit widerstrebt. Sie gleichen einer Musik, welche aus lauter langgezogenen harmonischen Accorden besteht, ohne dass je auch nur der Ansatz zu einer gegliederten bewegten Melodie sich zeigte. Alle Bewegung von Aussen her dient nur, dem Kahne sofort wieder sein neues Gleichgewicht auf dem See harmonischen Wohlklangs zu geben. Moderne Menschen werden gewöhnlich auf's Aeusserste ungeduldig, wenn sie solchen Naturen begegnen, aus denen Nichts wird, ohne dass man ihnen sagen dürfte, dass sie Nichts sind. Aber in einzelnen Stimmungen erregt ihr Anblick jene ungewöhnliche Frage: wozu überhaupt Melodie? Warum genügt es uns nicht, wenn das Leben sich ruhevoll in einem tiefen See spiegelt?— Das Mittelalter war reicher an solchen Naturen als unsere Zeit. Wie selten trifft man noch auf einen, der so recht friedlich und froh mit sich auch im Gedränge fortleben kann, zu sich redend wie Goethe: "das Beste ist die tiefe Stille, in der ich gegen die Welt lebe und wachse, und gewinne, was sie mir mit Feuer und Schwert nicht nehmen können."

627

Leben und Erleben. — Sieht man zu, wie Einzelne mit ihren Erlebnissen—ihren unbedeutenden alltäglichen Erlebnissen—umzugehen wissen, so dass diese zu einem Ackerland werden, das dreimal des Jahres Frucht trägt; während Andere—und wie Viele!—durch den Wogenschlag der aufregendsten Schicksale, der mannigfaltigsten Zeit- und Volksströmungen hindurchgetrieben werden und doch immer leicht, immer obenauf, wie Kork, bleiben: so ist man endlich versucht, die Menschheit in eine Minorität (Minimalität) Solcher einzutheilen, welche aus Wenigem Viel zu machen verstehen: und in eine Majorität Derer, welche aus Vielem Wenig zu machen verstehen; ja man trifft auf jene umgekehrten Hexenmeister, welche, anstatt die Welt aus Nichts, aus der Welt ein Nichts schaffen.

628

Ernst im Spiele. — In Genua hörte ich zur Zeit der Abenddämmerung von einem Thurme her ein langes Glockenspiel: das wollte nicht enden und klang, wie unersättlich an sich selber, über das Geräusch der Gassen in den Abendhimmel und die Meerluft hinaus, so schauerlich, so kindisch zugleich, so wehmuthsvoll. Da gedachte ich der Worte Plato's und fühlte sie auf einmal im Herzen: alles Menschliche insgesammt ist des grossen Ernstes nicht werth; trotzdem — —

629

Von der Ueberzeugung und der Gerechtigkeit. — Das, was der Mensch in der Leidenschaft sagt, verspricht, beschliesst, nachher in Kälte und Nüchternheit zu vertreten—diese Forderung gehört zu den schwersten Lasten, welche die Menschheit drücken. Die Folgen des Zornes, der aufflammenden Rache, der begeisterten Hingebung in alle Zukunft hin anerkennen zu müssen—das kann zu einer um so grösseren Erbitterung gegen diese Empfindungen reizen, je mehr gerade mit ihnen allerwärts und namentlich von den Künstlern ein Götzendienst getrieben wird. Diese züchten die Schätzung der Leidenschaften gross und haben es immer gethan; freilich verherrlichen sie auch die furchtbaren Genugthuungen der Leidenschaft, welche Einer an sich selber nimmt, jene Racheausbrüche mit Tod, Verstümmelung, freiwilliger Verbannung im Gefolge, und jene Resignation des zerbrochnen Herzens. Jedenfalls: halten sie die Neugierde nach den Leidenschaften wach, es ist, als ob sie sagen wollten: ihr habt ohne Leidenschaften gar Nichts erlebt.— Weil man Treue geschworen, vielleicht gar einem rein fingirten Wesen, wie einem Gotte, weil man sein Herz hingegeben hat, einem Fürsten, einer Partei, einem Weibe, einem priesterlichen Orden, einem Künstler, einem Denker, im Zustande eines verblendeten Wahnes, welcher Entzückung über uns legte und jene Wesen als jeder Verehrung, jedes Opfers würdig erscheinen liess—ist man nun unentrinnbar fest gebunden? Ja haben wir uns denn damals nicht selbst betrogen? War es nicht ein hypothetisches Versprechen, unter der freilich nicht laut gewordenen Voraussetzung, dass jene Wesen, denen wir uns weihten wirklich die Wesen sind, als welche sie in unserer Vorstellung erschienen? Sind wir verpflichtet, unsern Irrthümern treu zu sein, selbst mit der Einsicht, dass wir durch diese Treue an unserem höheren Selbst Schaden stiften?— Nein, es giebt kein Gesetz, keine Verpflichtung der Art, wir müssen Verräther werden, Untreue üben, unsere Ideale immer wieder preisgeben. Aus einer Periode des Lebens in die andere schreiten wir nicht, ohne diese Schmerzen des Verrathes zu machen und auch daran wieder zu leiden. Wäre es nöthig, dass wir uns, um diesen Schmerzen zu entgehen, vor den Aufwallungen unserer Empfindung hüten müssten? Würde dann die Welt nicht zu öde, zu gespenstisch für uns werden? Vielmehr wollen wir uns fragen, ob diese Schmerzen bei einem Wechsel der Ueberzeugung nothwendig sind oder ob sie nicht von einer irrthümlichen Meinung und Schätzung abhängen. Warum bewundert man Den, welcher seiner Ueberzeugung treu bleibt, und verachtet Den, welcher sie wechselt? Ich fürchte, die Antwort muss sein: weil Jedermann voraussetzt, dass nur Motive gemeineren Vortheils oder persönlicher Angst einen solchen Wechsel veranlassen. Das heisst: man glaubt im Grunde, dass Niemand seine Meinungen verändert, so lange sie ihm vortheilhaft sind, oder wenigstens so lange sie ihm keinen Schaden bringen. Steht es aber so, so liegt darin ein schlimmes Zeugniss über die intellectuelle Bedeutung aller Ueberzeugungen. Prüfen wir einmal, wie Ueberzeugungen entstehen, und sehen wir zu, ob sie nicht bei Weitem überschätzt werden: dabei wird sich ergeben, dass auch der Wechsel von Ueberzeugungen unter allen Umständen nach falschem Maasse bemessen wird und dass wir bisher zu viel an diesem Wechsel zu leiden pflegten.

630

Ueberzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Ueberzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Ueberzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist; er steht im Alter der theoretischen Unschuld vor uns und ist ein Kind, wie erwachsen er auch sonst sein möge. Ganze Jahrtausende aber haben in jenen kindlichen Voraussetzungen gelebt und aus ihnen sind die mächtigsten Kraftquellen der Menschheit herausgeströmt. jene zahllosen Menschen, welche sich für ihre Ueberzeugungen opferten, meinten es für die unbedingte Wahrheit zu thun. Sie alle hatten Unrecht darin: wahrscheinlich hat noch nie ein Mensch sich für die Wahrheit geopfert; mindestens wird der dogmatische Ausdruck seines Glaubens unwissenschaftlich oder halbwissenschaftlich gewesen sein. Aber eigentlich wollte man Recht behalten, weil man meinte, Recht haben zu müssen. Seinen Glauben sich entreissen lassen, das bedeutete vielleicht seine ewige Seligkeit in Frage stellen. Bei einer Angelegenheit von dieser äussersten Wichtigkeit war der "Wille" gar zu hörbar der Souffleur des Intellects. Die Voraussetzung jedes Gläubigen jeder Richtung war, nicht widerlegt werden zu können; erwiesen sich die Gegengründe als sehr stark, so blieb ihm immer noch übrig, die Vernunft überhaupt zu verlästern und vielleicht gar das "credo quia absurdum est" als Fahne des äussersten Fanatismus aufzupflanzen. Es ist nicht der Kampf der Meinungen, welcher die Geschichte so gewaltthätig gemacht hat, sondern der Kampf des Glaubens an die Meinungen, das heisst der Ueberzeugungen. Wenn doch alle Die, welche so gross von ihrer Ueberzeugung dachten, Opfer aller Art ihr brachten und Ehre, Leib und Leben in ihrem Dienste nicht schonten, nur die Hälfte ihrer Kraft der Untersuchung gewidmet hätten, mit welchem Rechte sie an dieser oder jener Ueberzeugung hiengen, auf welchem Wege sie zu ihr gekommen seien: wie friedfertig sähe die Geschichte der Menschheit aus! Wieviel mehr des Erkannten würde es geben! Alle die grausamen Scenen bei der Verfolgung der Ketzer jeder Art wären uns aus zwei Gründen erspart geblieben: einmal weil die Inquisitoren vor Allem in sich selbst inquirirt hätten und über die Anmaassung, die unbedingte Wahrheit zu vertheidigen, hinausgekommen wären; sodann weil die Ketzer selber so schlecht begründeten Sätzen, wie die Sätze aller religiösen Sectirer und "Rechtgläubigen" sind, keine weitere Theilnahme geschenkt haben würden, nachdem sie dieselben untersucht hätten.

631

Aus den Zeiten her, in welchen Menschen daran gewöhnt waren, an den Besitz der unbedingten Wahrheit zu glauben, stammt ein tiefes Missbehagen an allen skeptischen und relativistischen Stellungen zu irgendwelchen Fragen der Erkenntniss; man zieht meistens vor, sich einer Ueberzeugung, welche Personen von Autorität haben (Väter, Freunde, Lehrer, Fürsten), auf Gnade oder Ungnade zu ergeben, und hat, wenn man diess nicht thut, eine Art von Gewissensbissen. Dieser Hang ist ganz begreiflich und seine Folgen geben kein Recht zu heftigen Vorwürfen gegen die Entwickelung der menschlichen Vernunft. Allmählich muss aber der wissenschaftliche Geist im Menschen jene Tugend der vorsichtigen Enthaltung zeitigen, jene weise Mässigung, welche im Gebiet des praktischen Lebens bekannter ist, als im Gebiet des theoretischen Lebens, und welche zum Beispiel Goethe im Antonio dargestellt hat, als einen Gegenstand der Erbitterung für alle Tasso's, das heisst für die unwissenschaftlichen und zugleich thatlosen Naturen. Der Mensch der Ueberzeugung hat in sich ein Recht, jenen Menschen des vorsichtigen Denkens) den theoretischen Antonio nicht zu begreifen; der wissenschaftliche Mensch hinwiederum hat kein Recht, jenen desshalb zu tadeln, er übersieht ihn und weiss ausserdem, im bestimmten Falle, dass jener sich an ihn noch anklammern wird, so wie es Tasso zuletzt mit Antonio thut.

632

Wer nicht durch verschiedene Ueberzeugungen hindurchgegangen ist, sondern in dem Glauben hängen bleibt, in dessen Netz er sich zuerst verfieng, ist unter allen Umständen eben wegen dieser Unwandelbarkeit ein Vertreter zurückgebliebener Culturen; er ist gemäss diesem Mangel an Bildung (welche immer Bildbarkeit voraussetzt) hart, unverständig, unbelehrbar, ohne Milde, ein ewiger Verdächtiger, ein Unbedenklicher, der zu allen Mitteln greift, seine Meinung durchzusetzen, weil er gar nicht begreifen kann, dass es andere Meinungen geben müsse; er ist, in solchem Betracht, vielleicht eine Kraftquelle und in allzu frei und schlaff gewordenen Culturen sogar heilsam, aber doch nur, weil er kräftig anreizt, ihm Widerpart zu halten: denn dabei wird das zartere Gebilde der neuen Cultur, welche zum Kampf mit ihm gezwungen ist, selber stark.

633

Wir sind im Wesentlichen noch dieselben Menschen, wie die des Zeitalters der Reformation: wie sollte es auch anders sein? Aber dass wir uns einige Mittel nicht mehr erlauben, um mit ihnen unsrer Meinung zum Siege zu verhelfen, das hebt uns gegen jene Zeit ab und beweist, dass wir einer höhern Cultur angehören. Wer jetzt noch, in der Art der Reformations-Menschen, Meinungen mit Verdächtigungen, mit Wuthausbrüchen bekämpft und niederwirft, verräth deutlich, dass er seine Gegner verbrannt haben würde, falls er in anderen Zeiten gelebt hätte, und dass er zu allen Mitteln der Inquisition seine Zuflucht genommen haben würde, wenn er als Gegner der Reformation gelebt hätte. Diese Inquisition war damals vernünftig, denn sie bedeutete nichts Anderes, als den allgemeinen Belagerungszustand, welcher über den ganzen Bereich der Kirche verhängt werden musste, und der, wie jeder Belagerungszustand, zu den äussersten Mitteln berechtigte, unter der Voraussetzung nämlich (welche wir jetzt nicht mehr mit jenen Menschen theilen), dass man die Wahrheit, in der Kirche, habe, und um jeden Preis mit jedem Opfer zum Heile der Menschheit bewahren müsse. Jetzt aber giebt man Niemandem so leicht mehr zu, dass er die Wahrheit habe: die strengen Methoden der Forschung haben genug Misstrauen und Vorsicht verbreitet, so dass Jeder, welcher gewaltthätig in Wort und Werk Meinungen vertritt, als ein Feind unserer jetzigen Cultur, mindestens als ein zurückgebliebener empfunden wird. In der That: das Pathos, dass man die Wahrheit habe, gilt jetzt sehr wenig im Verhältniss zu jenem freilich milderen und klanglosen Pathos des Wahrheit-Suchens, welches nicht müde wird, umzulernen und neu zu prüfen.

634

Uebrigens ist das methodische Suchen der Wahrheit selber das Resultat jener Zeiten, in denen die Ueberzeugungen mit einander in Fehde lagen. Wenn nicht dem Einzelnen an seiner "Wahrheit", das heisst an seinem Rechtbehalten gelegen hätte, so gebe es überhaupt keine Methode der Forschung; so aber, bei dem ewigen Kampfe der Ansprüche verschiedener Einzelner auf unbedingte Wahrheit, gieng man Schritt vor Schritt weiter, um unumstössliche Prinzipien zu finden, nach denen das Recht der Ansprüche geprüft und der Streit geschlichtet werden könne. Zuerst entschied man nach Autoritäten, später, kritisirte man sich gegenseitig die Wege und Mittel, mit denen die angebliche Wahrheit gefunden worden war; dazwischen gab es eine Periode, wo man die Consequenzen des gegnerischen Satzes zog und vielleicht sie als schädlich und unglücklich machend erfand: woraus dann sich für Jedermanns Urtheil ergeben sollte, dass die Ueberzeugung des Gegners einen Irrthum enthalte. Der persönliche Kampf der Denker hat schliesslich die Methoden so verschärft, dass wirklich Wahrheiten entdeckt werden konnten und dass die Irrgänge früherer Methoden vor Jedermanns Blicken blosgelegt sind.

635

Im Ganzen sind die wissenschaftlichen Methoden mindestens ein ebenso wichtiges Ergebniss der Forschung als irgend ein sonstiges Resultat: denn auf der Einsicht in die Methode beruht der wissenschaftliche Geist, und alle Resultate der Wissenschaft könnten, wenn jene Methoden verloren giengen, ein erneutes Ueberhandnehmen des Aberglaubens und des Unsinns nicht verhindern. Es mögen geistreiche Leute von den Ergebnissen der Wissenschaft lernen so viel sie wollen: man merkt es immer noch ihrem Gespräche und namentlich den Hypothesen in demselben an, dass ihnen der wissenschaftliche Geist fehlt: sie haben nicht jenes instinctive Misstrauen gegen die Abwege des Denkens, welches in der Seele jedes wissenschaftlichen Menschen in Folge langer Uebung seine Wurzeln eingeschlagen hat. Ihnen genügt es, über eine Sache überhaupt irgendeine Hypothese zu finden, dann sind sie Feuer und Flamme für dieselbe und meinen, damit sei es gethan. Eine Meinung haben heisst bei ihnen schon: dafür sich fanatisiren und sie als Ueberzeugung fürderhin sich an's Herz legen. Sie erhitzen sich bei einer unerklärten Sache für den ersten Einfall ihres Kopfes, der einer Erklärung derselben ähnlich sieht: woraus sich, namentlich auf dem Gebiete der Politik, fortwährend die schlimmsten Folgen ergeben.— Desshalb sollte jetzt Jedermann mindestens eine Wissenschaft von Grund aus kennen gelernt haben: dann weiss er doch, was Methode heisst und wie nöthig die äusserste Besonnenheit ist. Namentlich ist den Frauen dieser Rath zu geben; als welche jetzt rettungslos die Opfer aller Hypothesen sind, zumal wenn diese den Eindruck des Geistreichen, Hinreissenden, Belebenden, Kräftigenden machen. Ja bei genauerem Zusehen bemerkt man, dass der allergrösste Theil aller Gebildeten noch jetzt von einem Denker Ueberzeugungen und Nichts als Ueberzeugungen begehrt, und dass allein eine geringe Minderheit Gewissheit will. Jene wollen stark fortgerissen werden, um dadurch selber einen Kraftzuwachs zu erlangen; diese Wenigen haben jenes sachliche Interesse, welches von persönlichen Vortheilen, auch von dem des erwähnten Kraftzuwachses absieht. Auf jene bei Weitem überwiegende Classe wird überall dort gerechnet, wo der Denker sich als Genie benimmt und bezeichnet, also wie ein höheres Wesen drein schaut, welchem Autorität zukommt. Insofern das Genie jener Art die Glut der Ueberzeugungen unterhält und Misstrauen gegen den vorsichtigen und bescheidenen Sinn der Wissenschaft weckt, ist es ein Feind der Wahrheit und wenn es sich auch noch so sehr als deren Freier glauben sollte.

636

Es giebt freilich auch eine ganz andere Gattung der Genialität, die der Gerechtigkeit; und ich kann mich durchaus nicht entschliessen, dieselbe niedriger zu schätzen, als irgend eine philosophische, politische oder künstlerische Genialität. Ihre Art ist es, mit herzlichem Unwillen Allem aus dem Wege zu gehen, was das Urtheil über die Dinge blendet und verwirrt; sie ist folglich eine Gegnerin der Ueberzeugungen, denn sie will Jedem, sei es ein Belebtes oder Todtes, Wirkliches oder Gedachtes, das Seine geben—und dazu muss sie es rein erkennen; sie stellt daher jedes Ding in das beste Licht und geht um dasselbe mit sorgsamem Auge herum. Zuletzt wird sie selbst ihrer Gegnerin, der blinden oder kurzsichtigen "Ueberzeugung" (wie Männer sie nennen:—bei Weibern heisst sie "Glaube") geben was der Ueberzeugung ist—um der Wahrheit willen.

637

Aus den Leidenschaften wachsen die Meinungen; die Trägheit des Geistes lässt diese zu Ueberzeugungen erstarren.— Wer sich aber freien, rastlos lebendigen Geistes fühlt, kann durch beständigen Wechsel diese Erstarrung verhindern; und ist er gar insgesammt ein denkender Schneeballen, so wird er überhaupt nicht Meinungen, sondern nur Gewissheiten und genau bemessene Wahrscheinlichkeiten in seinem Kopfe haben.— Aber wir, die wir gemischten Wesens sind und bald vom Feuer durchglüht, bald vom Geiste durchkältet sind, wollen vor der Gerechtigkeit knieen, als der einzigen Göttin, welche wir über uns anerkennen. Das Feuer in uns macht uns für gewöhnlich ungerecht und, im Sinne jener Göttin, unrein; nie dürfen wir in diesem Zustande ihre Hand fassen, nie liegt dann das ernste Lächeln ihres Wohlgefallens auf uns. Wir verehren sie als die verhüllte Isis unsers Lebens; beschämt bringen wir ihr unsern Schmerz als Busse und Opfer dar, wenn das Feuer uns brennt und verzehren will. Der Geist ist es, der uns rettet, dass wir nicht ganz verglühen und verkohlen; er reisst uns hier und da fort von dem Opferaltare der Gerechtigkeit oder hüllt uns in ein Gespinnst aus Asbest. Vom Feuer erlöst, schreiten wir dann, durch den Geist getrieben von Meinung zu Meinung, durch den Wechsel der Parteien, als edle Verräther aller Dinge, die überhaupt verrathen werden können—und dennoch ohne ein Gefühl von Schuld.

638

Der Wanderer. — Wer nur einigermaassen zur Freiheit der Vernunft gekommen ist, kann sich auf Erden nicht anders fühlen, denn als Wanderer,—wenn auch nicht als Reisender nach einem letzten Ziele: denn dieses giebt es nicht. Wohl aber will er zusehen und die Augen dafür offen haben, was Alles in der Welt eigentlich vorgeht; desshalb darf er sein Herz nicht allzufest an alles Einzelne anhängen; es muss in ihm selber etwas Wanderndes sein, das seine Freude an dem Wechsel und der Vergänglichkeit habe. Freilich werden einem solchen Menschen böse Nächte kommen, wo er müde ist und das Thor der Stadt, welche ihm Rast bieten sollte, verschlossen findet; vielleicht, dass noch dazu, wie im Orient, die Wüste bis an das Thor reicht, dass die Raubthiere bald ferner bald näher her heulen, dass ein starker Wind sich erhebt, dass Räuber ihm seine Zugthiere wegführen. Dann sinkt für ihn wohl die schreckliche Nacht wie eine zweite Wüste auf die Wüste, und sein Herz wird des Wanderns müde. Geht ihm dann die Morgensonne auf, glühend wie eine Gottheit des Zornes, öffnet sich die Stadt, so sieht er in den Gesichtern der hier Hausenden vielleicht noch mehr Wüste, Schmutz, Trug, Unsicherheit, als vor den Thoren—und der Tag ist fast schlimmer, als die Nacht. So mag es wohl einmal dem Wanderer ergehen; aber dann kommen, als Entgelt, die wonnevollen Morgen anderer Gegenden und Tage, wo er schon im Grauen des Lichtes die Musenschwärme im Nebel des Gebirges nahe an sich vorübertanzen sieht, wo ihm nachher, wenn er still, in dem Gleichmaass der Vormittagsseele, unter Bäumen sich ergeht, aus deren Wipfeln und Laubverstecken heraus lauter gute und helle Dinge zugeworfen werden, die Geschenke aller jener freien Geister, die in Berg, Wald und Einsamkeit zu Hause sind und welche, gleich ihm, in ihrer bald fröhlichen bald nachdenklichen Weise, Wanderer und Philosophen sind. Geboren aus den Geheimnissen der Frühe, sinnen sie darüber nach, wie der Tag zwischen dem zehnten und zwölften Glockenschlage ein so reines, durchleuchtetes, verklärt-heiteres Gesicht haben könne:—sie suchen die Philosophie des Vormittages.

Unter Freunden: Ein Nachspiel.

1

Schön ist's, mit einander schweigen,
Schöner, mit einander lachen, —
Unter seidenem Himmels-Tuche
Hingelehnt zu Moos und Buche
Lieblich laut mit Freunden lachen
Und sich weisse Zähne zeigen.
Macht' ich's gut, so woll'n wir schweigen;
Macht' ich's schlimm—, so woll'n wir lachen
Und es immer schlimmer machen, Schlimmer machen,
schlimmer lachen, Bis wir in die Grube steigen.
Freunde! ja! So soll's geschehn? —
Amen! Und auf Wiedersehn!

2

Kein Entschuld'gen! Kein Verzeihen!
Gönnt ihr Frohen, Herzens-Freien
Diesem unvernünft'gen Buche
Ohr und Herz und Unterkunft!
Glaubt mir, Freunde, nicht zum Fluche
Ward mir meine Unvernunft!
Was ich finde, was ich suche —
Stand das je in einem Buche?
Ehrt in mir die Narren-Zunft!
Lernt aus diesem Narrenbuche,
Wie Vernunft kommt—"zur Vernunft"!
Also, Freunde, soll's geschehn? —
Amen! Und auf Wiedersehn!

Zweiter Band.

Vorrede.

1

Man soll nur reden, wo man nicht schweigen darf; und nur von dem reden, was man überwunden hat,—alles andere ist Geschwätz, "Literatur," Mangel an Zucht. Meine Schriften reden nur von meinen Überwindungen: "ich" bin darin, mit allem, was mir feind war, ego ipsissimus, ja sogar, wenn ein stolzerer Ausdruck erlaubt wird, ego ipsissimum. Man errät: ich habe schon viel—unter mir ... Aber es bedurfte immer erst der Zeit, der Genesung, der Ferne, der Distanz, bis die Lust bei mir sich regte, etwas Erlebtes und Überlebtes, irgend ein eigenes Faktum oder Fatum nachträglich für die Erkenntnis abzuhäuten, auszubeuten, blosszulegen, "darzustellen" (oder wie man's heissen will). Insofern sind alle meine Schriften, mit einer einzigen, allerdings wesentlichen Ausnahme, zurückzudatieren—sie reden immer von einem "Hinter-mir"—: einige sogar, wie die drei ersten Unzeitgemässen Betrachtungen, noch zurück hinter die Entstehungs- und Erlebniszeit eines vorher herausgegebenen Buches (der "Geburt der Tragödie" im gegebenen Falle: wie es einem feineren Beobachter und Vergleicher nicht verborgen bleiben darf). Jener zornige Ausbruch gegen die Deutschtümelei, Behäbigkeit und Sprach-Verlumpung des alt gewordenen David Strauss, der Inhalt der ersten Unzeitgemässen, machte Stimmungen Luft, mit denen ich lange vorher, als Student, inmitten deutscher Bildung und Bildungsphilisterei gesessen hatte (ich mache Anspruch auf die Vaterschaft des jetzt viel gebrauchten und missbrauchten Wortes "Bildungsphilister"—); und was ich gegen die "historische Krankheit" gesagt habe, das sagte ich als einer, der von ihr langsam, mühsam genesen lernte und ganz und gar nicht willens war, fürderhin auf "Historie" zu verzichten, weil er einstmals an ihr gelitten hatte. Als ich sodann, in der dritten Unzeitgemässen Betrachtung, meine Ehrfurcht vor meinem ersten und einzigen Erzieher, vor dem grossen Arthur Schopenhauer zum Ausdruck brachte—ich würde sie jetzt noch viel stärker, auch persönlicher ausdrücken—, war ich für meine eigne Person schon mitten in der moralistischen Skepsis und Auflösung drin, das heisst ebenso sehr in der Kritik als der Vertiefung alles bisherigen Pessimismus—, und glaubte bereits "an gar nichts mehr," wie das Volk sagt, auch an Schopenhauer nicht: eben in jener Zeit entstand ein geheim gehaltenes Schriftstück "über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne." Selbst meine Sieges- und Festrede zu Ehren Richard Wagners, bei Gelegenheit seiner Bayreuther Siegesfeier 1876—Bayreuth bedeutet den grössten Sieg, den je ein Künstler errungen hat—, ein Werk, welches den stärksten Anschein der "Aktualität" an sich trägt, war im Hintergrunde eine Huldigung und Dankbarkeit gegen ein Stück Vergangenheit von mir, gegen die schönste, auch gefährlichste Meeresstille meiner Fahrt ... und tatsächlich eine Loslösung, ein Abschiednehmen. (Täuschte Richard Wagner sich vielleicht selbst darüber? Ich glaube es nicht. Solange man noch liebt, malt man gewiss keine solchen Bilder; man "betrachtet" noch nicht, man stellt sich nicht dergestalt in die Ferne, wie es der Betrachtende tun muss. "Zum Betrachten gehört schon eine geheimnisvolle Gegnerschaft, die des Entgegenschauens"— heisst es auf Seite 342 der genannten Schrift selbst [Kap. 7, Anf.], mit einer verräterischen und schwermütigen Wendung, welche vielleicht nur für wenige Ohren war.) Die Gelassenheit, um über lange Zwischenjahre innerlichsten Alleinseins und Entbehrens reden zu können, kam mir erst mit dem Buche "Menschliches, Allzumenschliches," dem auch dies zweite Für- und Vorwort gewidmet sein soll. Auf ihm, als einem Buche "für freie Geister," liegt etwas von der beinahe heiteren und neugierigen Kälte des Psychologen, welche eine Menge schmerzlicher Dinge, die er unter sich hat, hinter sich hat, nachträglich für sich noch feststellt und gleichsam mit irgend einer Nadelspitze fest sticht: —was Wunders, wenn, bei einer so spitzen und kitzlichen Arbeit, gelegentlich auch etwas Blut fliesst, wenn der Psychologe Blut dabei an den Fingern und nicht immer nur—an den Fingern hat? ...

2

Die Vermischten Meinungen und Sprüche sind, ebenso wie der Wanderer und sein Schatten, zuerst einzeln als Fortsetzungen und Anhänge jenes eben genannten menschlich-allzumenschlichen "Buchs für freie Geister" herausgegeben worden: zugleich als Fortsetzung und Verdoppelung einer geistigen Kur, nämlich der antiromantischen Selbstbehandlung, wie sie mir mein gesund gebliebener Instinkt wider eine zeitweilige Erkrankung an der gefährlichsten Form der Romantik selbst erfunden, selbst verordnet hatte. Möge man sich nunmehr, nach sechs Jahren der Genesung, die gleichen Schriften vereinigt gefallen lassen, als zweiten Band von Menschliches, Allzumenschliches: vielleicht lehren sie, zusammen betrachtet, ihre Lehre stärker und deutlicher,—eine Gesundheitslehre, welche den geistigeren Naturen des eben heraufkommenden Geschlechts zur disciplina voluntatis empfohlen sein mag. Aus ihnen redet ein Pessimist, der oft genug aus der Haut gefahren, aber immer wieder in sie hineingefahren ist, ein Pessimist also mit dem guten Willen zum Pessimismus,—somit jedenfalls kein Romantiker mehr: wie? sollte ein Geist, der sich auf diese Schlangenklugheit versteht, die Haut zu wechseln, nicht den heutigen Pessimisten eine Lektion geben dürfen, welche allesamt noch in der Gefahr der Romantik sind? Und ihnen zum mindesten zeigen, wie man das—macht? ...

3

— Es war in der Tat damals die höchste Zeit, Abschied zu nehmen: alsbald schon bekam ich den Beweis dafür. Richard Wagner, scheinbar der Siegreichste, in Wahrheit ein morsch gewordener, verzweifelter Romantiker, sank plötzlich, hilflos und zerbrochen, vor dem christlichen Kreuze nieder ... Hat denn kein Deutscher für dieses schauerliche Schauspiel damals Augen im Kopfe, Mitgefühl in seinem Gewissen gehabt? War ich der Einzige, der an ihm—litt? Genug, mir selbst gab dies unerwartete Ereignis wie ein Blitz Klarheit über den Ort, den ich verlassen hatte,—und auch jenen nachträglichen Schrecken, wie ihn jeder empfindet, der unbewusst durch eine ungeheure Gefahr gelaufen ist. Als ich allein weiterging, zitterte ich; nicht lange darauf, und ich war krank, mehr als krank, nämlich müde, aus der unaufhaltsamen Enttäuschung über alles, was uns modernen Menschen zur Begeisterung übrigblieb, über die allerorts vergeudete Kraft, Arbeit, Hoffnung, Jugend, Liebe; müde aus Ekel vor dem Femininischen und Schwärmerisch-Zuchtlosen dieser Romantik, vor der ganzen idealistischen Lügnerei und Gewissens-Verweichlichung, die hier wieder einmal den Sieg über einen der Tapfersten davongetragen hatte; müde endlich, und nicht am wenigsten, aus dem Gram eines unerbittlichen Argwohns,—dass ich, nach dieser Enttäuschung, verurteilt sei, tiefer zu misstrauen, tiefer zu verachten, tiefer allein zu sein als je vorher. Meine Aufgabe— wohin war sie? Wie? schien es jetzt nicht, als ob sich meine Aufgabe von mir zurückziehe, als ob ich nun für lange kein Recht mehr auf sie habe? Was tun, um diese grösste Entbehrung auszuhalten?— Ich begann damit, dass ich mir gründlich und grundsätzlich alle romantische Musik verbot, diese zweideutige, grosstuerische, schwüle Kunst, welche den Geist um seine Strenge und Lustigkeit bringt und jede Art unklarer Sehnsucht, schwammichter Begehrlichkeit wuchern macht. "Cave musicam" ist auch heute noch mein Rat an alle, die Mannes genug sind, um in Dingen des Geistes auf Reinlichkeit zu halten; solche Musik entnervt, erweicht, verweiblicht, ihr "Ewig-Weibliches" zieht uns—hinab! ... Gegen die romantische Musik wendete sich damals mein erster Argwohn, meine nächste Vorsicht; und wenn ich überhaupt noch etwas von der Musik hoffte, so war es in der Erwartung, es möchte ein Musiker kommen, kühn, fein, boshaft, südlich, übergesund genug, um an jener Musik auf eine unsterbliche Weise Rache zu nehmen. —

4

Einsam nunmehr und schlimm misstrauisch gegen mich, nahm ich, nicht ohne Ingrimm, dergestalt Partei gegen mich und für alles, was gerade mir wehe tat und hart fiel:—so fand ich den Weg zu jenem tapferen Pessimismus wieder, der der Gegensatz aller romantischen Verlogenheit ist, und auch, wie mir heute scheinen will, den Weg zu "mir" selbst, zu meiner Aufgabe. Jenes verborgene und herrische Etwas, für das wir lange keinen Namen haben, bis es sich endlich als unsre Aufgabe erweist,—dieser Tyrann in uns nimmt eine schreckliche Wiedervergeltung für jeden Versuch, den wir machen, ihm auszuweichen oder zu entschlüpfen, für jede vorzeitige Bescheidung, für jede Gleichsetzung mit solchen, zu denen wir nicht gehören, für jede noch so achtbare Tätigkeit, falls sie uns von unsrer Hauptsache ablenkt, ja für jede Tugend selbst, welche uns gegen die Härte der eigensten Verantwortlichkeit schützen möchte. Krankheit ist jedesmal die Antwort, wenn wir an unsrem Rechte auf unsre Aufgabe zweifeln wollen,—wenn wir anfangen, es uns irgendworin leichter zu machen. Sonderbar und furchtbar zugleich! Unsre Erleichterungen sind es, die wir am härtesten büssen müssen! Und wollen wir hinterdrein zur Gesundheit zurück, so bleibt uns keine Wahl: wir müssen uns schwerer belasten, als wir je vorher belastet waren ...

5

— Damals lernte ich erst jenes einsiedlerische Reden, auf welches sich nur die Schweigendsten und Leidendsten verstehn: ich redete, ohne Zeugen oder vielmehr gleichgültig gegen Zeugen, um nicht am Schweigen zu leiden, ich sprach von lauter Dingen, die mich nichts angingen, aber so, als ob sie mich etwas angingen. Damals lernte ich die Kunst, mich heiter, objektiv, neugierig, vor allem gesund und boshaft zu geben, —und bei einem Kranken ist dies, wie mir scheinen will, sein "guter Geschmack"? Einem feineren Auge und Mitgefühl wird es trotzdem nicht entgehn, was vielleicht den Reiz dieser Schriften ausmacht,—dass hier ein Leidender und Entbehrender redet, wie als ob er nicht ein Leidender und Entbehrender sei. Hier soll das Gleichgewicht, die Gelassenheit, sogar die Dankbarkeit gegen das Leben aufrechterhalten werden, hier waltet ein strenger, stolzer, beständig wacher, beständig reizbarer Wille, der sich die Aufgabe gestellt hat, das Leben wider den Schmerz zu verteidigen und alle Schlüsse abzuknicken, welche aus Schmerz, Enttäuschung, Überdruss, Vereinsamung und andrem Moorgrunde gleich giftigen Schwämmen aufzuwachsen pflegen. Dies gibt vielleicht gerade unsern Pessimisten Fingerzeige zur eignen Prüfung?—denn damals war es, wo ich mir den Satz abgewann: "ein Leidender hat auf Pessimismus noch kein Recht!", damals führte ich mit mir einen langwierig-geduldigen Feldzug gegen den unwissenschaftlichen Grundhang jedes romantischen Pessimismus, einzelne persönliche Erfahrungen zu allgemeinen Urteilen, ja Welt-Verurteilungen aufzubauschen, auszudeuten ... kurz, damals drehte ich meinen Blick herum. Optimismus, zum Zweck der Wiederherstellung, um irgendwann einmal wieder Pessimist sein zu dürfen: versteht ihr das? Gleich wie ein Arzt seinen Kranken in eine völlig fremde Umgebung stellt, damit er seinem ganzen "Bisher," seinen Sorgen, Freunden, Briefen, Pflichten, Dummheiten und Gedächtnismartern entrückt wird und Hände und Sinne nach neuer Nahrung, neuer Sonne, neuer Zukunft ausstrecken lernt, so zwang ich mich, als Arzt und Kranker in einer Person, zu einem umgekehrten, unerprobten Klima der Seele, und namentlich zu einer abziehenden Wanderung in die Fremde, in das Fremde, zu einer Neugierde nach aller Art von Fremdem ... Ein langes Herumziehn, Suchen, Wechseln folgte hieraus, ein Widerwille gegen alles Festbleiben, gegen jedes plumpe Bejahen und Verneinen; ebenfalls eine Diätetik und Zucht, welche es dem Geiste so leicht als möglich machen wollte, weit zu laufen, hoch zu fliegen, vor allem immer wieder; fortzufliegen. Tatsächlich ein minimum von Leben, eine Loskettung von allen gröberen Begehrlichkeiten, eine Unabhängigkeit inmitten aller Art äusserer Ungunst, samt dem Stolze, leben zu können unter dieser Ungunst; etwas Zynismus vielleicht, etwas "Tonne," aber ebenso gewiss viel Grillen-Glück, Grillen-Munterkeit, viel Stille, Licht, feinere Torheit, verborgenes Schwärmen—das alles ergab zuletzt eine grosse geistige Erstarkung, eine wachsende Lust und Fülle der Gesundheit. Das Leben selbst belohnt uns für unsern zähen Willen zum Leben, für einen solchen langen Krieg, wie ich ihn damals mit mir gegen den Pessimismus der Lebensmüdigkeit führte, schon für jeden aufmerksamen Blick unsrer Dankbarkeit, der sich die kleinsten, zartesten, flüchtigsten Geschenke des Lebens nicht entgehn lässt. Wir bekommen endlich dafür seine grossen Geschenke, vielleicht auch sein grösstes, das es zu geben vermag,—wir bekommen unsre Aufgabe wieder zurück. — —

6

— Sollte mein Erlebnis—die Geschichte einer Krankheit und Genesung, denn es lief auf eine Genesung hinaus—nur mein persönliches Erlebnis gewesen sein? Und gerade nur mein Menschliches-Allzumenschliches? Ich möchte heute das Umgekehrte glauben; das Zutrauen kommt mir wieder und wieder dafür, dass meine Wanderbücher doch nicht nur für mich aufgezeichnet waren, wie es bisweilen den Anschein hatte—. Darf ich nunmehr, nach sechs Jahren wachsender Zuversicht, sie von neuem zu einem Versuche auf die Reise schicken? Darf ich sie denen sonderlich ans Herz und Ohr legen, welche mit irgend einer "Vergangenheit" behaftet sind und Geist genug übrig haben, um auch noch am Geiste ihrer Vergangenheit zu leiden? Vor allem aber euch, die ihr es am schwersten habt, ihr Seltenen, Gefährdetsten, Geistigsten, Mutigsten, die ihr das Gewissen der modernen Seele sein müsst und als solche ihr Wissen haben müsst, in denen, was es nur heute von Krankheit, Gift und Gefahr geben kann, zusammenkommt,—deren Los es will, dass ihr kränker sein müsst als irgend ein einzelner, weil ihr nicht "nur einzelne" seid ..., deren Trost es ist, den Weg zu einer neuen Gesundheit zu wissen, ach! und zu gehen, einer Gesundheit von Morgen und Übermorgen, ihr Vorherbestimmten, ihr Siegreichen, ihr Zeit-Überwinder, ihr Gesündesten, ihr Stärksten, ihr guten Europäer! — —

7

— Dass ich schliesslich meinen Gegensatz gegen den romantischen Pessimismus, das heisst zum Pessimismus der Entbehrenden, Missglückten, Überwundenen, noch in eine Formel bringe: es gibt einen Willen zum Tragischen und zum Pessimismus, der das Zeichen ebenso sehr der Strenge als der Stärke des Intellektes (Geschmacks, Gefühls, Gewissens) ist. Man fürchtet, mit diesem Willen in der Brust, nicht das Furchtbare und Fragwürdige, das allem Dasein eignet; man sucht es selbst auf. Hinter einem solchen Willen steht der Mut, der Stolz, das Verlangen nach einem grossen Feinde.— Dies war meine pessimistische Perspektive von Anbeginn, eine neue Perspektive, wie mich dünkt? eine solche, die auch heute noch neu und fremd ist? Bis zu diesem Augenblicke halte ich an ihr fest, und, wenn man mir glauben will, ebensowohl für mich als, gelegentlich wenigstens, gegen mich ... Wollt ihr dies erst bewiesen? Aber was sonst wäre mit dieser langen Vorrede—bewiesen?
Sils-Maria,
Oberengadin,
im September 1886.

Erste Abtheilung: Vermischte Meinungen und Sprüche.

1

An die Enttäuschten der Philosophie. — Wenn ihr bisher an den höchsten Wert des Lebens geglaubt habt und euch nun enttäuscht seht, müsst ihr es denn jetzt zum niedrigsten Preise losschlagen?

2

Verwöhnt.— Man kann sich auch in bezug auf die Helligkeit der Begriffe verwöhnen: wie ekelhaft wird da der Verkehr mit den Halbklaren, Dunstigen, Strebenden, Ahnenden! Wie lächerlich und doch nicht erheiternd wirkt ihr ewiges Flattern und Haschen und doch nicht Fliegen- und Fangen-können!

3

Die Freier der Wirklichkeit. — Wer endlich merkt, wie sehr und wie lange er genarrt worden ist, umarmt aus Trotz selbst die hässlichste Wirklichkeit: so dass dieser, den Verlauf der Welt im ganzen gesehen, zu allen Zeiten die allerbesten Freier zugefallen sind,—denn die Besten sind immer am besten und längsten getäuscht worden.

4

Fortschritt der Freigeisterei. — Man kann den Unterschied der früheren und der gegenwärtigen Freigeisterei nicht besser verdeutlichen, als wenn man jenes Satzes gedenkt, den zu erkennen und auszusprechen die ganze Unerschrockenheit des vorigen Jahrhunderts nötig war und der dennoch, von der jetzigen Einsicht aus bemessen, zu einer unfreiwilligen Naivität herabsinkt,—ich meine den Satz Voltaires: "croyez-moi, mon ami, l'erreur aussi a son mérite."

5

Eine Erbsünde der Philosophen.— Die Philosophen haben zu allen Zeiten die Sätze der Menschenprüfer (Moralisten) sich angeeignet und verdorben dadurch, dass sie dieselben unbedingt nahmen und das als notwendig beweisen wollten, was von jenen nur als ungefährer Fingerzeig oder gar als land- oder stadtsässige Wahrheit eines Jahrzehnts gemeint war,—während sie gerade dadurch sich über jene zu erheben meinten. So wird man als Grundlage der berühmten Lehren Schopenhauers vom Primat des Willens vor dem Intellekt, von der Unveränderlichkeit des Charakters, von der Negativität der Lust—welche alle, so wie er sie versteht, Irrtümer sind—populäre Weisheiten finden, welche Moralisten aufgestellt haben. Schon das Wort "Wille," welches Schopenhauer zur gemeinsamen Bezeichnung vieler menschlichen Zustände umbildete und in eine Lücke der Sprache hineinstellte, zum grossen Vorteil für ihn selber, soweit er Moralist war—da es ihm nun freistand, vom "Willen" zu reden, wie Pascal von ihm geredet hatte—, schon der "Wille" Schopenhauers ist unter den Händen seines Urhebers, durch die Philosophen-Wut der Verallgemeinerung, zum Unheil für die Wissenschaft ausgeschlagen: denn dieser Wille ist zu einer poetischen Metapher gemacht, wenn behauptet wird, alle Dinge in der Natur hätten Willen; endlich ist er, zum Zwecke einer Verwendung bei allerhand mystischem Unfuge, zu einer falschen Verdinglichung gemissbraucht worden—und alle Modephilosophen sagen es nach und scheinen es ganz genau zu wissen, dass alle Dinge einen Willen hätten, ja dieser eine Wille wären (was, nach der Abschilderung, die man von diesem All-Eins-Willen macht, so viel bedeutet, als ob man durchaus den dummen Teufel zum Gotte haben wolle).

6

Wider die Phantasten.— Der Phantast verleugnet die Wahrheit vor sich, der Lügner nur vor andern.

7

Licht-Feindschaft. — Macht man jemandem klar, dass er, streng verstanden, nie von Wahrheit, sondern immer nur von Wahrscheinlichkeit und deren Graden reden könne, so entdeckt man gewöhnlich an der unverhohlenen Freude des also Belehrten, wieviel lieber den Menschen die Unsicherheit des geistigen Horizontes ist und wie sie die Wahrheit im Grunde ihrer Seele wegen ihrer Bestimmtheit hassen.— Liegt es daran, dass sie alle insgeheim selber Furcht davor haben, dass man einmal das Licht der Wahrheit zu hell auf sie fallen lasse? Sie wollen etwas bedeuten, folglich darf man nicht genau wissen, was sie sind? Oder ist es nur die Scheu vor dem allzu hellen Licht, an welches ihre dämmernden, leicht zu blendenden Fledermaus-Seelen nicht gewöhnt sind, so dass sie es hassen müssen.

8

Christen-Skepsis. — Pilatus, mit seiner Frage: was ist Wahrheit!, wird jetzt gern als Advokat Christi eingeführt, um alles Erkannte und Erkennbare als Schein zu verdächtigen und auf dem schauerlichen Hintergrunde des Nichts-wissen-könnens das Kreuz aufzurichten.

9

"Naturgesetz" ein Wort des Aberglaubens. — Wenn ihr so entzückt von der Gesetzmässigkeit in der Natur redet, so müsst ihr doch entweder annehmen, dass aus freiem, sich selbst unterwerfendem Gehorsam alle natürlichen Dinge ihrem Gesetze folgen—in welchem Falle ihr also die Moralität der Natur bewundert—; oder euch entzückt die Vorstellung eines schaffenden Mechanikers, der die kunstvollste Uhr, mit lebenden Wesen als Zierat daran, gemacht hat.— Die Notwendigkeit in der Natur wird durch den Ausdruck "Gesetzmässigkeit" menschlicher und ein letzter Zufluchtswinkel der mythologischen Träumerei.

10

Der Historie verfallen. — Die Schleier-Philosophen und Welt-Verdunkler, also alle Metaphysiker feineren und gröberen Korns, ergreift Augen-, Ohren- und Zahnschmerz, wenn sie zu argwöhnen beginnen, dass es mit dem Satze: die ganze Philosophie sei von jetzt ab der Historie verfallen, seine Richtigkeit habe. Es ist ihnen, ihrer Schmerzen wegen, zu verzeihen, dass sie nach jenem, der so spricht, mit Steinen und Unflat werfen: die Lehre selbst kann aber dadurch eine Zeitlang schmutzig und unansehnlich werden und an Wirkung verlieren.

11

Der Pessimist des Intellekts. — Der wahrhaft Freie im Geiste wird auch über den Geist selber frei denken und sich einiges Furchtbare in Hinsicht auf Quelle und Richtung desselben nicht verhehlen. Deshalb werden ihn die andern vielleicht als den ärgsten Gegner der Freigeisterei bezeichnen und mit dem Schimpf- und Schreckwort "Pessimist des Intellekts" belegen: gewohnt, wie sie sind, jemanden nicht nach seiner hervorragenden Stärke und Tugend zu nennen, sondern nach dem, was ihnen am fremdesten an ihm ist.

12

Schnappsack der Metaphysiker. — Allen denen, welche so grosstuerisch von der Wissenschaftlichkeit ihrer Metaphysik reden, soll man gar nicht antworten; es genügt, sie an dem Bündel zu zupfen, welches sie, einigermassen scheu, hinter ihrem Rücken verborgen halten; gelingt es, dasselbe zu lüpfen, so kommen die Resultate jener Wissenschaftlichkeit, zu ihrem Erröten, ans Licht: ein kleiner lieber Herrgott, eine artige Unsterblichkeit, vielleicht etwas Spiritismus und jedenfalls ein ganzer verschlungener Haufen von Armen-Sünder-Elend und Pharisäer-Hochmut.

13

Gelegentliche Schädlichkeit der Erkenntnis. — Die Nützlichkeit, welche die unbedingte Erforschung des Wahren mit sich bringt, wird fortwährend so hundertfach neu bewiesen, dass man die feinere und seltnere Schädlichkeit, an der Einzelne ihrethalben zu leiden haben, unbedingt mit in den Kauf nehmen muss. Man kann es nicht verhindern, dass der Chemiker bei seinen Versuchen sich gelegentlich vergiftet und verbrennt.— Was vom Chemiker gilt, gilt von unsrer gesamten Kultur: woraus sich, nebenbei gesagt, deutlich ergibt, wie sehr dieselbe für Heilsalben bei Verbrennungen und für das stete Vorhandensein von Gegengiften zu sorgen hat.

14

Philister-Notdurft. — Der Philister meint einen Purpurfetzen oder Turban von Metaphysik am nötigsten zu haben und will ihn durchaus nicht schlüpfen lassen: und doch würde man ihn ohne diesen Putz weniger lächerlich finden.

15

Die Schwärmer. — Mit allem, was Schwärmer zugunsten ihres Evangeliums oder ihres Meisters sagen, verteidigen sie sich selbst, so sehr sie sich auch als Richter (und nicht als Angeklagte) gebärden, weil sie unwillkürlich und fast in jedem Augenblick daran erinnert werden, dass sie Ausnahmen sind, die sich legitimieren müssen.

16

Das Gute verführt zum Leben.— Alle guten Dinge sind starke Reizmittel zum Leben, selbst jedes gute Buch, das gegen das Leben geschrieben ist.

17

Glück des Historikers. — "Wenn wir die spitzfindigen Metaphysiker und Hinterweltler reden hören, fühlen wir anderen freilich, dass wir die 'Armen im Geist' sind, aber auch, dass unser das Himmelreich des Wechsels, mit Frühling und Herbst, Winter und Sommer, und jener die Hinterwelt ist—mit ihren grauen, frostigen, unendlichen Nebeln und Schatten."— So sprach einer zu sich bei einem Gange in der Morgensonne: einer, dem bei der Historie nicht nur der Geist, sondern auch das Herz sich immer neu verwandelt und der, im Gegensatze zu den Metaphysikern, glücklich darüber ist, nicht "eine unsterbliche Seele," sondern viele sterbliche Seelen in sich zu beherbergen.

18

Drei Arten von Denkern. — Es gibt strömende, fliessende, tröpfelnde Mineralquellen; und dementsprechend drei Arten von Denkern. Der Laie schätzt sie nach der Masse des Wassers, der Kenner nach dem Gehalt des Wassers ab, also nach dem, was eben nicht Wasser in ihnen ist.

19

Das Bild des Lebens. — Die Aufgabe, das Bild des Lebens zu malen, so oft sie auch von Dichtern und Philosophen gestellt wurde, ist trotzdem unsinnig: auch unter den Händen der grössten Maler-Denker sind immer nur Bilder und Bildchen aus einem Leben, nämlich aus ihrem Leben, entstanden—und nichts anderes ist auch nur möglich. Im Werdenden kann sich ein Werdendes nicht als fest und dauernd, nicht als ein "das" spiegeln.

20

Wahrheit will keine Götter neben sich.— Der Glaube an die Wahrheit beginnt mit dem Zweifel an allen bis dahin geglaubten Wahrheiten.

21

Worüber Schweigen verlangt wird. — Wenn man von der Freigeisterei wie von einer höchst gefährlichen Gletscher- und Eismeer-Wanderung redet, so sind die, welche jenen Weg nicht gehen wollen, beleidigt, als ob man ihnen Zaghaftigkeit und schwache Knie zum Vorwurf gemacht hätte. Das Schwere, dem wir uns nicht gewachsen fühlen, soll nicht einmal vor uns genannt werden.

22

Historia in nuce.— Die ernsthafteste Parodie, die ich je hörte, ist diese: "im Anfang war der Unsinn, und der Unsinn war, bei Gott!, und Gott (göttlich) war der Unsinn."

23

Unheilbar. — Ein Idealist ist unverbesserlich: wirft man ihn aus seinem Himmel, so macht er sich aus der Hölle ein Ideal zurecht. Man enttäuschte ihn und siehe!— er wird die Enttäuschung nicht minder brünstig umarmen, als er noch jüngst die Hoffnung umarmt hat. Insofern sein Hang zu den grossen unheilbaren Hängen der menschlichen Natur gehört, kann er tragische Schicksale herbeiführen und später Gegenstand von Tragödien werden: als welche es eben mit dem Unheilbaren, Unabwendbaren, Unentfliehbaren in Menschenlos und -Charakter zu tun haben.

24

Der Beifall selber als Fortsetzung des Schauspiels. — Strahlende Augen und ein wohlwollendes Lächeln ist die Art des Beifalls, welcher der ganzen grossen Welt- und Daseinskomödie gezollt wird,—aber zugleich eine Komödie in der Komödie, welche die andern Zuschauer zum "plaudite amici" verführen soll.

25

Mut zur Langweiligkeit. — Wer den Mut nicht hat, sich und sein Werk langweilig finden zu lassen, ist gewiss kein Geist ersten Ranges, sei es in Künsten oder Wissenschaften.— Ein Spötter, der ausnahmsweise auch ein Denker wäre, könnte, bei einem Blick auf Welt und Geschichte, hinzufügen: "Gott hatte diesen Mut nicht; er hat die Dinge insgesamt zu interessant machen wollen und gemacht."

26

Aus der innersten Erfahrung des Denkers.— Nichts wird dem Menschen schwerer, als eine Sache unpersönlich zu fassen: ich meine, in ihr eben eine Sache und keine Person zu sehen: ja man kann fragen, ob es ihm überhaupt möglich ist, das Uhrwerk seines personenbildenden, personendichtenden Triebes auch nur einen Augenblick auszuhängen. Verkehrt er doch selbst mit Gedanken, und seien es die abstraktesten, so, als wären es Individuen, mit denen man kämpfen, an die man sich anschliessen, welche man behüten, pflegen, aufnähren müsse. Belauern und belauschen wir uns nur selber, in jenen Minuten, wo wir einen uns neuen Satz hören oder finden. Vielleicht missfällt er uns, weil er so trotzig, so selbstherrlich dasteht: unbewusst fragen wir uns, ob wir ihm nicht einen Gegensatz als Feind zur Seite ordnen, ob wir ihm ein "Vielleicht," ein "Mitunter" anhängen können; selbst das Wörtchen "wahrscheinlich" gibt uns eine Genugtuung, weil es die persönlich lästige Tyrannei des Unbedingten bricht. Wenn dagegen jener neue Satz in milder Form einherzieht, fein duldsam und demütig und dem Widerspruche gleichsam in die Arme sinkend, so versuchen wir es mit einer andern Probe unsrer Selbstherrlichkeit: wie, können wir diesem schwachen Wesen nicht zu Hilfe kommen, es streicheln und nähren, ihm Kraft und Fülle, ja Wahrheit und selbst Unbedingtheit geben? Ist es möglich, uns elternhaft oder ritterlich oder mitleidig gegen dasselbe zu benehmen?— Dann wieder sehen wir hier ein Urteil und dort ein Urteil entfernt voneinander, ohne sich anzusehen, ohne sich aufeinander zuzubewegen: da kitzelt uns der Gedanke, ob hier nicht eine Ehe zu stiften, ein Schluss zu ziehen sei, mit dem Vorgefühle, dass im Falle sich eine Folge aus diesem Schlusse ergibt, nicht nur die beiden ehelich verbundenen Urteile, sondern auch die Ehestifter die Ehre davon haben. Kann man aber weder auf dem Wege des Trotzes und Übelwollens, noch auf dem des Wohlwollens jenem Gedanken etwas anhaben (hält man ihn für wahr—), dann unterwirft man sich und huldigt ihm als einem Führer und Herzoge, gibt ihm einen Ehrenstuhl und spricht nicht ohne Gepränge und Stolz von ihm; denn in seinem Glanze glänzt man mit. Wehe dem, der diesen verdunkeln will; es sei denn, dass er selber uns eines Tages bedenklich wird:—dann stossen wir, die unermüdlichen "Königsmacher" (king-makers) der Geschichte des Geistes, ihn vom Throne und heben flugs seinen Gegner hinauf. Dies erwäge man und denke noch ein Stück weiter: gewiss wird niemand dann von einem "Erkenntnistriebe an und für sich" reden!— Weshalb zieht also der Mensch das Wahre dem Unwahren vor, in diesem heimlichen Kampfe mit Gedanken-Personen, in dieser meist versteckt bleibenden Gedanken-Ehestiftung, Gedanken-Staatenbegründung, Gedanken-Kinderzucht, Gedanken-Armen- und Krankenpflege? Aus dem gleichen Grunde, aus dem er die Gerechtigkeit im Verkehre mit wirklichen Personen übt: jetzt aus Gewohnheit, Vererbung und Anerziehung, ursprünglich, weil das Wahre—wie auch das Billige und Gerechte—nützlicher und ehrbringender ist als das Unwahre. Denn im Reiche des Denkens sind Macht und Ruf schlecht zu behaupten, die sich auf dem Irrtum oder der Lüge aufbauen: das Gefühl, dass ein solcher Bau irgend einmal zusammenbrechen könne, ist demütigend für das Selbstbewusstsein seines Baumeisters; er schämt sich der Zerbrechlichkeit seines Materials und möchte, weil er sich selber wichtiger als die übrige Welt nimmt, nichts tun, was nicht dauernder als die übrige Welt wäre. Im Verlangen nach der Wahrheit umarmt er den Glauben an die persönliche Unsterblichkeit, das heisst den hochmütigsten und trotzigsten Gedanken, den es gibt, verschwistert wie er ist mit dem Hintergedanken "pereat mundus, dum ego salvus sim"! Sein Werk ist ihm zu seinem ego geworden, er schafft sich selber ins Unvergängliche, allem Trotz Bietende um. Sein unermesslicher Stolz ist es, der nur die besten härtesten Steine zum Werke verwenden will, Wahrheiten also oder das, was er dafür hält. Mit Recht hat man zu allen Zeiten als "das Laster des Wissenden" den Hochmut genannt—doch würde es ohne dieses triebkräftige Laster erbärmlich um die Wahrheit und deren Geltung auf Erden bestellt sein. Darin, dass wir uns vor unsern eigenen Gedanken, Begriffen, Worten fürchten, dass wir aber auch in ihnen uns selber ehren, ihnen unwillkürlich die Kraft zuschreiben, uns belohnen, verachten, loben und tadeln zu können, darin, dass wir also mit ihnen wie mit freien geistigen Personen, mit unabhängigen Mächten verkehren, als Gleiche mit Gleichen—darin hat das seltsame Phänomen sseine Wurzel, welches ich "intellektuales Gewissen" genannt habe.— So ist auch hier etwas Moralisches höchster Gattung aus einer Schwarzwurzel herausgeblüht.

27

Die Obskuranten. — Das Wesentliche an der schwarzen Kunst des Obskurantismus ist nicht, dass er die Köpfe verdunkeln will, sondern dass er das Bild der Welt anschwärzen, unsere Vorstellung vom Dasein verdunkeln will. Dazu dient ihm zwar häufig jenes Mittel, die Aufhellung der Geister zu hintertreiben: mitunter aber gebraucht er gerade das entgegengesetzte Mittel und sucht durch die höchste Verfeinerung des Intellekts einen Überdruss an dessen Früchten zu erzeugen. Spitzfindige Metaphysiker, welche die Skepsis vorbereiten und durch ihren übermässigen Scharfsinn zum Misstrauen gegen den Scharfsinn auffordern, sind gute Werkzeuge eines feineren Obskurantismus.— Ist es möglich, dass selbst Kant in dieser Absicht verwendet werden kann? ja dass er, nach seiner eignen berüchtigten Erklärung, etwas Derartiges, wenigstens zeitweilig, gewollt hat: dem Glauben Bahn machen dadurch, dass er dem Wissen seine Schranken wies?—was ihm nun freilich nicht gelungen isst, ihm sowenig wie seinen Nachfolgern auf den Wolfs- und Fuchsgängen dieses höchst verfeinerter und gefährlichen Obskurantismus, ja des gefährlichsten: denn die schwarze Kunst erscheint hier in einer Lichthülle.

28

An welcher Art von Philosophie die Kunst verdirbt.— Wenn es den Nebeln einer metaphysisch-mystischen Philosophie gelingt, alle ästhetischen Phänomene undurchsichtbar zu machen, so folgt dann, dass sie auch untereinander unabschätzbar sind, weil jedes einzelne unerklärlich wird. Dürfen sie aber nicht einmal mehr miteinander zum Zwecke der Abschätzung verglichen werden, so entsteht zuletzt eine vollständige Unkritik, ein blindes Gewährenlassen: daraus aber wiederum eine stetige Abnahme des Genusses an der Kunst (welcher nur durch ein höchst verschärftes Schmecken und Unterscheiden sich von der rohen Stillung eines Bedürfnisses unterscheidet). Je mehr aber der Genuss abnimmt, um so mehr wandelt sich das Kunstverlangen zum gemeinen Hunger um und zurück, dem nun der Künstler durch immer gröbere Kost abzuhelfen sucht.

29

Auf Gethsemane.— Das Schmerzlichste, was der Denker zu den Künstlern sagen kann, lautet: "könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?

30

Am Webstuhle. — Den wenigen, welche eine Freude daran haben, den Knoten der Dinge zu lösen und sein Gewebe aufzutrennen, arbeiten viele entgegen (zum Beispiel alle Künstler und Frauen), ihn immer wieder neu zu knüpfen und zu verwickeln und so das Begriffne ins Unbegriffne, womöglich Unbegreifliche umzubilden. Was dabei auch sonst herauskomme—das Gewebte und Verknotete wird immer etwas unreinlich aussehen müssen, weil zu viele Hände daran arbeiten und ziehen.

31

In der Wüste der Wissenschaft. — Dem wissenschaftlichen Menschen erscheinen auf seinen bescheidenen und mühsamen Wanderungen, die oft genug Wüstenreisen sein müssen, jene glänzenden Lufterscheinungen, die man "philosophische Systeme" nennt: sie zeigen mit zauberischer Kraft der Täuschung die Lösung aller Rätsel und den frischesten Trunk wahren Lebenswassers in der Nähe; das Herz schwelgt, und der Ermüdete berührt das Ziel aller wissenschaftlichen Ausdauer und Not beinahe schon mit den Lippen, so dass er wie unwillkürlich vorwärts drängt. Freilich bleiben andere Naturen, von der schönen Täuschung wie betäubt, stehen: die Wüste verschlingt sie, für die Wissenschaft sind sie tot. Wieder andere Naturen, welche jene subjektiven Tröstungen schon öfter erfahren haben, werden wohl aufs äusserste missmutig und verfluchen den Salzgeschmack, welchen jene Erscheinungen im Munde hinterlassen und aus dem ein rasender Durst entsteht—ohne dass man nur einen Schritt damit irgend einer Quelle näher gekommen wäre.

32

Die angebliche "wirkliche Wirklichkeit."— Der Dichter stellt sich so, wenn er die einzelnen Berufsarten, z. B. die des Feldherrn, des Seidenwebers, des Seemanns schildert, als ob er diese Dinge von Grund aus kenne und ein Wissender sei; ja bei der Auseinandersetzung menschlicher Handlungen und Geschicke benimmt er sich, wie als ob er beim Ausspinnen des ganzen Weltennetzes zugegen gewesen sei; insofern ist er ein Betrüger. Und zwar betrügt er vor lauter Nichtwissenden—und deshalb gelingt es ihm: diese bringen ihm das Lob seines echten und tiefen Wissens entgegen und verleiten ihn endlich zu dem Wahne, er wisse die Dinge wirklich so gut wie der einzelne Kenner und Macher, ja wie die grosse Welten-Spinne selber. Zuletzt also wird der Betrüger ehrlich und glaubt an seine Wahrhaftigkeit. Ja die empfindenden Menschen sagen es ihm sogar ins Gesicht, er habe diehöhere Wahrheit und Wahrhaftigkeit,—sie sind nämlich der Wirklichkeit zeitweilig müde und nehmen den dichterischen Traum als eine wohltätige Ausspannung und Nacht für Kopf und Herz. Was dieser Traum ihnen zeigt, erscheint ihnen jetzt mehr wert, weil sie es, wie gesagt, wohltätiger empfinden: und immer haben die Menschen gemeint, das wertvoller Scheinende sei das Wahrere, Wirklichere. Die Dichter, die sich dieser Macht bewusst sind, gehen absichtlich darauf aus, das, was für gewöhnlich Wirklichkeit genannt wird, zu verunglimpfen und zum Unsichern, Scheinbaren, Unechten, Sünd-, Leid- und Trugvollen umzubilden; sie benutzen alle Zweifel über die Grenzen der Erkenntnis, alle skeptischen Ausschreitungen, um die faltigen Schleier der Unsicherheit über die Dinge zu breiten: damit dann, nach dieser Verdunkelung, ihre Zauberei und Seelenmagie recht unbedenklich als Weg zur "wahren Wahrheit," zur "wirklichen Wirklichkeit" verstanden werde.

33

Gerecht sein wollen und Richter sein wollen. — Schopenhauer, dessen grosse Kennerschaft für Menschliches und Allzumenschliches, dessen ursprünglicher Tatsachen-Sinn nicht wenig durch das bunte Leoparden-Fell seiner Metaphysik beeinträchtigt worden ist (welches man ihm erst abziehen muss, um ein wirkliches Moralisten-Genie darunter zu entdecken)—Schopenhauer macht jene treffliche Untterscheidung, mit der er viel mehr recht behalten wird, als er sich selber eigentlich zugestehen durfte: "die Einsicht in die strenge Notwendigkeit der menschlichen Handlungen ist die Grenzlinie, welche die philosophischen Köpfe von den andern scheidet." Dieser mächtigen Einsicht, welcher er zuzeiten offen stand, wirkte er bei sich selber durch jenes Vorurteil entgegen, welches er mit den moralischen Menschen (nicht mit den Moralisten) noch gemein hatte und das er ganz harmlos und gläubig so ausspricht: "der letzte und wahre Aufschluss über das innere Wesen des Ganzen der Dinge muss notwendig eng zusammenhängen mit dem über die ethische Bedeutsamkeit des menschlichen Handelns" — was eben durchaus nicht "notwendig" ist, vielmehr durch jenen Satz von der strengen Notwendigkeit der menschlichen Handlungen, das heisst der unbedingten Willens-Unfreiheit und -Unverantwortlichkeit, eben abgelehnt wird. Die philosophischen Köpfe werden sich also von den andern durch den Unglauben an die metaphysische Bedeutsamkeit der Moral unterscheiden: und das dürfte eine Kluft zwischen sie legen, von deren Tiefe und Unüberbrückbarkeit die so beklagte Kluft zwischen "Gebildet" und "Ungebildet," wie sie jetzt existiert, kaum einen Begriff gibt. Freilich muss noch manche Hintertüre, welche sich die "philosophischen Köpfe," gleich Schopenhauern selbst, gelassen haben, als nutzlos erkannt werden: keine führt ins Freie, in die Luft des freien Willens;jede, durch welche man bisher geschlüpft ist, zeigte dahinter wieder die ehern blinkende Mauer des Fatums: wir sind im Gefängnis, frei können wir uns nur träumen, nicht machen. Dass dieser Erkenntnis nicht lange mehr widerstrebt werden kann, das zeigen die verzweifelten und unglaublichen Stellungen und Verzerrungen derer an, welche gegen sie andringen, mit ihr noch den Ringkampf fortsetzen.— So ungefähr geht es bei ihnen jetzt zu: "also kein Mensch verantwortlich? Und alles voll Schuld und Schuldgefühl? Aber irgendwer muss doch der Sünder sein: ist es unmöglich und nicht mehr erlaubt, den einzelnen, die arme Welle im notwendigen Wellenspiele des Werdens anzuklagen und zu richten—nun denn: so sei das Wellenspiel selbsst, das Werden, der Sünder: hier ist der freie Wille, hier darf angeklagt, verurteilt, gebüsst und gesühnt werden: so sei Gott der Sünder und der Mensch sein Erlöser: so sei die Weltgeschichte Schuld, Selbstverurteilung und Selbstmord; so werde der Missetäter zum eigenen Richter, der Richter zum eigenen Henker."— Dieses auf den Kopf gestellte Christentum—was ist es denn sonst?—ist der letztte Fechter-Ausfall im Kampfe der Lehre von der unbedingten Moralität mit der von der unbedingten Unfreiheit—ein schauerliches Ding, wenn es mehr wäre als eine logische Grimasse, mehr als eine hässliche Gebärde des unterliegenden Gedankens—etwa der Todeskrampf des verzweifelnden und heilsüchtigen Herzens, dem der Wahnsinn zuflüstert: "Siehe, du bist das Lamm, das Gottes Sünde trägt."— Der Irrtum steckt nicht nur im Gefühle "ich bin verantwortlich," sondern ebenso in jenem Gegensatze "ich bin es nicht, aber irgendwer muss es doch sein."— Dies ist eben nicht wahr: der Philosoph hat also zu sagen, wie Christus, "richtet nicht!," und der letzte Unterschied zwischen den philosophischen Köpfen und den andern wäre der, dass die ersten gerecht sein wollen, die andern Richter sein wollen.

34

Aufopferung.— Ihr meint, das Kennzeichen der moralischen Handlung sei die Aufopferung?— Denkt doch nach, ob nicht bei jeder Handlung, die mit Überlegung getan wird, Aufopferung dabei ist, bei der schlechtesten wie bei der besten.

35

Gegen die Nierenprüfer der Sittlichkeit. — Man muss das Beste und das Schlechteste kennen, dessen ein Mensch fähig ist, im Vorstellen und Ausführen, um zu beurteilen, wie stark seine sittliche Natur ist und wurde. Aber jenes zu erfahren ist unmöglich.

36

Schlangenzahn.— Ob man einen Schlangenzahn habe oder nicht, weiss man nicht eher, als bis jemand die Ferse auf uns gesetzt hat. Eine Frau oder Mutter würde sagen: bis jemand die Ferse auf unsern Liebling, unser Kind gesetzt hat.— Unser Charakter wird noch mehr durch den Mangel gewisser Erlebnisse als durch das, was man erlebt, bestimmt.

37

Der Betrug in der Liebe. — Man vergisst manches aus seiner Vergangenheit und schlägt es sich absichtlich aus dem Sinn: das heisst, man will, dass unser Bild, welches von der Vergangenheit her uns anstrahlt, uns belüge. unserm Dünkel schmeichele—wir arbeiten fortwährend an diesem Selbstbetruge.— Und nun meint ihr, die ihr so viel vom "Sichselbstvergessen in der Liebe," vom "Aufgehen des Ich in der anderen Person" redet und rühmt, dies sei etwas wesentlich anderes? Also man zerbricht den Spiegel, dichtet sich in eine Person hinein, die man bewundert, und geniesst nun das neue Bild seines Ich, ob man es schon mit dem Namen der andern Person nennt—und dieser ganze Vorgang soll nicht Selbstbetrug, nicht Selbstsucht sein, ihr—Wunderlichen!— Ich denke, die, welche etwas von sich vor sich verhehlen und die, welche sich als Ganzes vor sich verhehlen, sind darin gleich, dass sie in der Schatzkammer der Erkenntnis einen Diebstahl verüben: woraus sich ergibt, vor welchem Vergehen der Satz "erkenne dich selbst" warnt.

38

An den Leugner seiner Eitelkeit. — Wer die Eitelkeit bei sich leugnet, besitzt sie gewöhnlich in so brutaler Form, dass er instinktiv vor ihr das Auge schliesst, um sich nicht verachten zu müssen.

39

Weshalb die Dummen so oft boshaft werden. — Auf Einwände des Gegners, gegen welche sich unser Kopf zu schwach fühlt, antwortet unser Herz durch Verdächtigung der Motive seiner Einwände.

40

Die Kunst der moralischen Ausnahmen. — Einer Kunst, welche die Ausnahmefälle der Moral zeigt und verherrlicht—dort, wo das Gute schlecht, das Ungerechte gerecht wird—, darf man nur selten Gehör geben: wie man von Zigeunern ab und zu etwas kauft, doch mit Scheu, dass sie nicht viel mehr entwenden, als der Gewinn beim Kaufe ist.

41

Genuss und Nicht-Genuss von Giften. — Das einzige entscheidende Argument, welches zu allen Zeiten die Menschen abgehalten hat, ein Gift zu trinken, ist nicht, dass es tötete, sondern dass es schlecht schmeckte.

42

Die Welt ohne Sündengefühle. — Wenn nur solche Taten getan würden, welche kein schlechtes Gewissen erzeugen, so sähe die menschliche Welt immer noch schlecht und schurkenhaft genug aus: aber nicht so kränklich und erbärmlich wie jetzt.— Es lebten genug Böse ohne Gewissen zu allen Zeiten: und vielen Guten und Braven fehlt das Lustgefühl des guten Gewissens.

43

Die Gewissenhaften. — Seinem Gewissen folgen ist bequemer als seinem Verstande: denn es hat bei jedem Misserfolg eine Entschuldigung und Aufheiterung in sich. Darum gibt es immer noch so viele Gewissenhafte gegen so wenig Verständige.

44

Entgegengesetzte Mittel, das Bitterwerden zu verhüten. — Dem einen Temperament ist es von Nutzen, seinen Verdruss in Worten auslassen zu können: im Reden versüsst es sich. Ein anderes Temperament kommt erst durch Aussprechen zu seiner vollen Bitterkeit: ihm ist es rätlicher, etwas hinunterschlucken zu müssen: der Zwang, den Menschen solcher Art sich vor Feinden oder Vorgesetzten antun, verbessert ihren Charakter und verhütet, dass er allzu scharf und sauer wird.

45

Nicht zu schwer nehmen. — Sich wund liegen ist unangenehm, aber doch kein Beweis gegen die Güte der Kur, nach der man bestimmt wurde, sich zu Bett zu legen.— Menschen, die lange ausser sich lebten und endlich sich dem philosophischen Innen- und Binnenleben zuwandten, wissen, dass es auch ein Sich-wund-liegen von Gemüt und Geist gibt. Dies ist also kein Argument gegen die gewählte Lebensweise im ganzen, macht aber einige kleine Ausnahmen und scheinbare Rückfälligkeiten nötig.

46

Das menschliche "Ding an sich."— Das verwundbarste Ding und doch das unbesiegbarste ist die menschliche Eitelkeit: ja, durch die Verwundung wächst seine Kraft und kann zuletzt riesengross werden.

47

Die Posse vieler Arbeitsamen. — Sie erkämpfen durch ein Übermass von Anstrengung sich freie Zeit und wissen nachher nichts mit ihr anzufangen als die Stunden abzuzählen, bis sie abgelaufen sind.

48

Viel Freude haben. — Wer viel Freude hat, muss ein guter Mensch sein: aber vielleicht ist er nicht der klügste, obwohl er gerade das erreicht, was der Klügste mit aller seiner Klugheit erstrebt.

49

Im Spiegel der Natur. — Ist ein Mensch nicht ziemlich genau beschrieben, wenn man hört, dass er gern zwischen gelben hohen Kornfeldern geht, dass er die Waldes- und Blumenfarben des abglühenden und vergilbten Herbstes allen andern vorzieht, weil sie auf Schöneres hindeuten als der Natur je gelingt, dass er unter grossen fettblättrigen Nussbäumen sich ganz heimisch wie unter Blutsverwandten fühlt, dass im Gebirge seine grösste Freude ist, jenen kleinen abgelegenen Seen zu begegnen, aus denen ihn die Einsamkeit selber mit ihren Augen anzusehen scheint, dass er jene graue Ruhe der Nebel-Dämmerung liebt, welche an Herbst- und Frühwinter-Abenden an die Fenster heranschleicht und jedes seelenlose Geräusch wie mit Samtvorhängen ausschliesst, dass er unbehauenes Gestein als übrig gebliebene, der Sprache begierige Zeugen der Vorzeit empfindet und von Kind an verehrt, und zuletzt, dass ihm das Meer mit seiner beweglichen Schlangenhaut und Raubtier-Schönheit fremd ist und bleibt?— Ja, etwas von diesem Menschen ist allerdings damit beschrieben: aber der Spiegel der Natur sagt nichts darüber, dass derselbe Mensch, bei aller seiner idyllischen Empfindsamkeit (und nicht einmal "trotz ihrer"), ziemlich lieblos, knauserig und eingebildet sein könnte. Horaz, der sich auf dergleichen Dinge verstand, hat das zarteste Gefühl für das Landleben einem römischen Wucherer in Mund und Seele gelegt, in dem berühmten "beatus ille qui procul negotiis."

50

Macht ohne Siege. — Die stärkste Erkenntnis (die von der völligen Unfreiheit des menschlichen Willens) ist doch die ärmste an Erfolgen: denn sie hat immer den stärksten Gegner, die menschliche Eitelkeit.

51

Lust und Irrtum.— Der eine teilt sich unwillkürlich durch sein Wesen an seine Freunde wohltätig mit, der andere willkürlich durch einzelne Handlungen. Ob gleich das erstere als das Höhere gilt, so ist doch nur das zweite mit dem guten Gewissen und der Lust verknüpft—nämlich mit der Lust der Werkheilligkeit, welche auf dem Glauben an die Willkür unsres Gut- und Schlimmtuns, das heisst auf einem Irrtum ruht.

52

Es ist töricht, Unrecht zu tun. — Eignes Unrecht, das man zugefügt hat, ist viel schwerer zu tragen als fremdes, das einem zugefügt wurde (nicht gerade aus moralischen Gründen, wohlgemerkt—); der Täter ist eigentlich immer der Leidende, wenn er nämlich entweder den Gewissensbissen zugänglich ist oder der Einsicht, dass er die Gesellschaft gegen sich durch seine Handlung bewaffnet und sich isoliert habe. Deshalb sollte man sich, schon seines inneren Glückes wegen, also um seines Wohlbehagens nicht verlustig zu gehen, ganz abgesehen von allem, was Religion und Moral gebieten, vor dem Unrecht-Tun in acht nehmen, mehr noch als vor dem Unrecht-Erfahren: denn letzteres hat den Trost des guten Gewissens, der Hoffnung auf Rache, auf Mitleiden und Beifall der Gerechten, ja der ganzen Gesellschaft, welche sich vor dem Übeltäter fürchtet.— Nicht wenige verstehen sich auf die unsaubere Selbstüberlistung, jedes eigne Unrecht in ein fremdes, ihnen zugefügtes umzumünzen und für das, was sie selber getan haben, sich das Ausnahmerecht der Notwehr zur Entschuldigung vorzubehalten: um auf diese Weise viel leichter an ihrer Last zu tragen.

53

Neid mit oder ohne Mundstück. — Der gewöhnliche Neid pflegt zu gackern, sobald das beneidete Huhn ein Ei gelegt hat: er erleichtert sich dabei und wird milder. Es gibt aber einen noch tieferen Neid: der wird in solchem Falle totenstill, und wünschend, dass jetzt jeder Mund versiegelt würde, immer wütender darüber, dass dies gerade nicht geschieht. Der schweigende Neid wächst im Schweigen.

54

Der Zorn als Spion. — Der Zorn schöpft die Seele aus und bringt selbst den Bodensatz ans Licht. Man muss deshalb, wenn man sonst sich nicht Klarheit zu schaffen weiss, seine Umgebung, seine Anhänger und Gegner in Zorn zu versetzen wissen, um zu erfahren, was im Grunde alles wider uns geschieht und gedacht wird.

55

Die Verteidigung moralisch schwieriger als der Angriff. — Das wahre Helden- und Meisterstück des guten Menschen liegt nicht darin, dass er die Sache angreift und die Person fortfährt zu lieben, sondern in dem viel schwereren, seine eigne Sache zu verteidigen, ohne dass man der angreifenden Person bitteres Herzeleid mache und machen wolle. Das Schwert des Angriffs ist ehrlich und breit, das der Verteidigung läuft gewöhnlich in eine Nadel aus.

56

Ehrlich gegen die Ehrlichkeit. — Einer, der gegen sich öffentlich ehrlich ist, bildet sich zu allerletzt etwas auf diese Ehrlichkeit ein: denn er weiss nur zu gut, warum er ehrlich ist—aus demselben Grunde, aus dem ein anderer den Schein und die Verstellung vorzieht.

57

Glühende Kohlen. — Glühende Kohlen auf des andern Haupt sammeln wird gewöhnlich missverstanden und schlägt fehl, weil der andere sich ebenfalls im Besitze des Rechts weiss und auch seinerseits an das Kohlensammeln gedacht hat.

58

Gefährliche Bücher. — Da sagt einer "ich merke es an mir selber: dies Buch ist schädlich." Aber er warte nur ab und vielleicht gesteht er sich eines Tages, dass dasselbe Buch ihm einen grossen Dienst erwies, indem es die versteckte Krankheit seines Herzens hervortrieb und in die Sichtbarkeit brachte.— Veränderte Meinungen verändern den Charakter eines Menschen nicht (oder ganz wenig); wohl aber beleuchten sie einzelne Seiten des Gestirns seiner Persönlichkeit, welche bisher, bei einer andern Konstellation von Meinungen, dunkel und unerkennbar geblieben waren.

59

Geheucheltes Mitleiden.— Man heuchelt Mitleiden, wenn man über das Gefühl der Feindseligkeit sich erhaben zeigen will: aber gewöhnlich umsonst. Dies bemerkt man nicht ohne ein starkes Zunehmen jener feindseligen Empfindung.

60

Offner Widerspruch oft versöhnend. — Im Augenblick, wo einer seine Differenz der Lehrmeinung in Hinsicht auf einen berühmten Parteiführer oder Lehrer öffentlich zu erkennen gibt, glaubt alle Welt, er müsse ihm gram sein. Mitunter hört er aber gerade da auf, ihm gram zu sein: er wagt es, sich selber neben ihn aufzustellen, und ist die Qual der unausgesprochenen Eifersucht los.

61

Sein Licht leuchten sehen. — Im verfinsterten Zustande von Trübsal, Krankheit, Verschuldung sehen wir es gern, wenn wir anderen noch leuchten und sie an uns die helle Mondesscheibe wahrnehmen. Auf diesem Umwege nehmen wir an unserer eigenen Fähigkeit zu erhellen Anteil.

62

Mitfreude.— Die Schlange, die uns sticht, meint uns wehe zu tun und freut sich dabei; das niedrigste Tier kann sich fremden Schmerz vorstellen. Aber fremde Freude sich vorstellen und sich dabei freuen ist das höchste Vorrecht der höchsten Tiere und wieder unter ihnen nur den ausgesuchtesten Exemplaren zugänglich—also ein seltenes humanum: so dass es Philosophen gegeben hat, welche die Mitfreude geleugnet haben.

63

Nachträgliche Schwangerschaft. — Die, welche zu ihren Werken und Taten gekommen sind, sie wissen nicht wie, gehen gewöhnlich hinterher um so mehr mit ihnen schwanger: wie, um nachträglich zu beweisen, dass es ihre Kinder und nicht die des Zufalls sind.

64

Aus Eitelkeit hartherzig.— Wie Gerechtigkeit so häufig der Deckmantel der Schwäche ist, so greifen billig denkende, aber schwache Menschen mitunter aus Ehrgeiz zur Verstellung und benehmen sich ersichtlich ungerecht und hart, um den Eindruck der Stärke zu hinterlassen.

65

Demütigung. — Findet jemand in einem geschenkten Sack Vorteil auch nur ein Korn Demütigung, so macht er doch noch eine böse Miene zum guten Spiele.

66

Äusserstes Herostratentum.— Es könnte Herostrate geben, welche den eignen Tempel anzündeten, in dem ihre Bilder verehrt werden.

67

Die Diminutiv-Welt. — Der Umstand, dass alles Schwache und Hilfsbedürftige zu Herzen spricht, bringt die Gewohnheit mit sich, dass wir alles, was uns zu Herzen spricht, mit Verkleinerungs- und Abschwächungsworten bezeichnen—also, für unsere Empfindung schwach und hilfsbedürftig machen.

68

Üble Eigenschaft des Mitleidens. — Das Mitleiden hat eine eigene Unverschämtheit als Gefährtin: denn weil es durchaus helfen möchte, ist es weder über die Mittel der Heilung, noch über Art und Ursache der Krankheit in Verlegenheit und quacksalbert mutig auf die Gesundheit und den Ruf seines Patienten los.

69

Zudringlichkeit.— Es gibt auch eine Zudringlichkeit gegen Werke; und sich als Jüngling schon nachahmend zu den erlauchtesten Werken aller Zeiten mit der Vertraulichkeit des Du und Du zu gesellen, beweist einen völligen Mangel an Scham.— Andre sind nur aus Ignoranz zudringlich: sie wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben—so nicht selten junge und alte Philologen im Verhältnis zu den Werken der Griechen.

70

Der Wille schämt sich des Intellektes. — Mit aller Kälte machen wir vernünftige Entwürfe gegen unsre Affekte: dann aber begehen wir die gröbsten Fehler dagegen, weil wir uns häufig im Augenblick, wo der Vorsatz ausgeführt werden sollte, jener Kälte und Besonnenheit schämen, mit der wir ihn fassten. Und so tut man dann gerade das Unvernünftige, aus jener Art trotziger Grossherzigkeit, welche jeder Affekt mit sich bringt.

71

Warum die Skeptiker der Moral missfallen. — Wer seine Moralität hoch und schwer nimmt, zürnt den Skeptikern auf dem Gebiete der Moral: denn dort, wo er alle seine Kraft aufwendet, soll man staunen, aber nicht untersuchen und zweifeln.— Dann gibt es Naturen, deren letzter Rest von Moralität eben der Glaube an Moral ist: sie benehmen sich ebenso gegen die Skeptiker, womöglich noch leidenschaftlicher.

72

Schüchternheit. — Alle Moralisten sind schüchtern, weil sie wissen, dass sie mit Spionierern und Verrätern verwechselt werden, sobald man ihren Hang ihnen anmerkt. Sodann sind sie sich überhaupt bewusst, im Handeln unkräftig zu sein: denn mitten im Werke ziehen die Motive ihres Tuns ihre Aufmerksamkeit fast vom Werke ab.

73

Eine Gefahr für die allgemeine Moralität. — Menschen, die zugleich edel und ehrlich sind, bringen es zu Wege, jede Teufelei, welche ihre Ehrlichkeit ausheckt, zu vergöttlichen und die Waage des moralischen Urteils eine Zeitlang stillzustellen.

74

Bitterster Irrtum. — Es beleidigt unversöhnlich, zu entdecken, dass man dort, wo man überzeugt war geliebt zu sein nur als Hausgerät und Zimmerschmuck betrachtet wurde, an dem der Hausherr vor Gästen seine Eitelkeit auslassen kann.

75

Liebe und Zweiheit. — Was ist denn Liebe anders als verstehen und sich darüber freuen, dass ein andrer in andrer und entgegengesetzter Weise als wir lebt, wirkt und empfindet? Damit die Liebe die Gegensätze durch Freude überbrücke, darf sie dieselben nicht aufheben, nicht leugnen.— Sogar die Selbsthilfe enthält die unvermischbare Zweiheit (oder Vielheit) in einer Person als Voraussetzung.

76

Aus dem Traume deuten. — Was man mitunter im Wachen nicht genau weiss und fühlt—ob man gegen eine Person ein gutes oder ein schlechtes Gewissen habe—darüber belehrt völlig unzweideutig der Traum.

77

Ausschweifung. Die Mutter der Ausschweifung ist nicht die Freude, sondern die Freudlosigkeit.

78

Strafen und belohnen. — Niemand klagt an, ohne den Hintergedanken an Strafe und Rache zu haben—selbst wenn man sein Schicksal, ja sich selber anklagt.— Alles Klagen ist Anklagen, alles Sich-freuen ist Loben: wir mögen das eine oder das andere tun, immer machen wir jemanden verantwortlich.

79

Zweimal ungerecht. — Wir fördern mitunter die Wahrheit durch eine doppelte Ungerechtigkeit, dann nämlich, wenn wir die beiden Seiten einer Sache, die wir nicht imstande sind zusammen zu sehen, hintereinander sehen und darstellen, doch so, dass wir jedesmal die andre Seite verkennen oder leugnen, im Wahne, das, was wir sehen, sei die ganze Wahrheit.

80

Misstrauen. — Das Misstrauen an sich selber geht nicht mehr unsicher und scheu daher, sondern mitunter wie tollwütig: es hat sich berauscht, um nicht zu zittern.

81

Philosophie des Parvenu.— Will man einmal eine Person sein, so muss man auch seinen Schatten in Ehren halten.

82

Sich rein zu waschen verstehen. — Man muss lernen, aus unreinlichen Verhältnissen reinlicher hervorzugehen, und sich, wenn es not tut, auch mit schmutzigem Wasser waschen.

83

Sich gehen lassen.— Je mehr sich einer gehen lässt um so weniger lassen ihn die andern gehen.

84

Der unschuldige Schuft. — Es gibt einen langsamen schrittweisen Weg zu Laster und Schurkenhaftigkeit jeder Art. Am Ende desselben haben den, welcher ihn geht, die Insekten-Schwärme des schlechten Gewissens völlig verlassen, und er wandelt, obschon ganz verrucht, doch in Unschuld.

85

Pläne machen. — Pläne machen und Vorsätze fassen bringt viel gute Empfindungen mit sich; und wer die Kraft hätte, sein ganzes Leben lang nichts als ein Pläne-Schmiedender zu sein, wäre ein sehr glücklicher Mensch; aber er wird sich gelegentlich von dieser Tätigkeit ausruhen müssen dadurch, dass er einen Plan ausführt—und da kommt der Ärger und die Errnüchterung.

86

Womit wir das Ideal sehen. — Jeder tüchtige Mensch ist verrannt in seine Tüchtigkeit und kann aus ihr nicht frei hinausblicken. Hätte er sonst nicht sein gut Teil von Unvollkommenheit, er könnte seiner Tugend halber zu keiner geistig-sittlichen Freiheit kommen. Unsre Mängel sind die Augen, mit denen wir das Ideal sehen.

87

Unehrliches Lob. — Unehrliches Lob macht hinterdrein viel mehr Gewissensbisse als unehrlicher Tadel, wahrscheinlich nur deshalb, weil wir durch zu starkes Loben unsere Urteilsfähigkeit viel stärker blossgestellt haben als durch zu starkes, selbst ungerechtes Tadeln.

88

Wie man stirbt, ist gleichgültig. — Die ganze Art, wie ein Mensch während seines vollen Lebens, seiner blühenden Kraft an den Tod denkt, ist freilich sehr sprechend und zeugnisgebend für das, was man seinen Charakter nennt; aber die Stunde des Sterbens selber, seine Haltung auf dem Totenbette ist fast gleichgültig dafür. Die Erschöpfung des ablaufenden Daseins, namentlich wenn alte Leute sterben, die unregelmässige oder unzureichende Ernährung des Gehirns während dieser letzten Zeit, das gelegentlich sehr Gewaltsame des Schmerzes, das Unerprobte und Neue des ganzen Zustandes und gar zu häufig der An- und Rückfall von abergläubischen Eindrücken und Beängstigungen, als ob am Sterben viel gelegen sei und hier Brücken schauerlichster Art überschritten würden,—dies alles erlaubt es nicht, das Sterben als Zeugnis über den Lebenden zu benutzen. Auch ist es nicht wahr, dass der Sterbende im allgemeinen ehrlicher wäre als der Lebende: vielmehr wird fast jeder durch die feierliche Haltung der Umgebenden, die zurückgehaltnen oder fliessenden Tränen- und Gefühlsbäche zu einer bald bewussten, bald unbewussten Komödie der Eitelkeit verführt. Der Ernst, mit dem jeder Sterbende behandelt wird, ist gewiss gar manchem armen verachteten Teufel der feinste Genuss seines ganzen Lebens und eine Art Schadenersatz und Abschlagszahlung für viele Entbehrungen gewesen.

89

Die Sitte und ihr Opfer. — Der Ursprung der Sitte geht auf zwei Gedanken zurück: "die Gemeinde ist mehr wert als der einzelne" und "der dauernde Vorteil ist dem flüchtigen vorzuziehen"; woraus sich der Schluss ergibt, dass der dauernde Vorteil der Gemeinde unbedingt dem Vorteile des einzelnen, namentlich seinem momentanen Wohlbefinden, aber auch seinem dauernden Vorteile und selbst seinem Weiterleben voranzustellen sei. Ob nun der einzelne von einer Einrichtung leide, die dem Ganzen frommt, ob er an ihr verkümmre, ihretwegen zugrunde gehe—die Sitte muss erhalten, das Opfer gebracht werden. Eine solche Gesinnung entsteht aber nur in denen, welche nicht das Opfer sind—denn dieses macht in seinem Falle geltend, dass der einzelne mehr wert sein könne als viele, ebenso dass der gegenwärtige Genuss, der Augenblick im Paradiese vielleicht höher anzuschlagen sei als eine matte Fortdauer von leidlichen oder wohlhäbigen Zuständen. Die Philosophie des Opfertiers wird aber immer zu spät laut: und so bleibt es bei der Sitte und der Sittlichkeit: als welche eben nur die Empfindung für den ganzen Inbegriff von Sitten ist, unter denen man lebt und erzogen wurde—und zwar erzogen nicht als einzelner, sondern als Glied eines Ganzen, als Ziffer einer Majorität.— So kommt es fortwährend vor, dasss der einzelne sich selbst, vermittels seiner Sittlichkeit, majorisiert.

90

Das Gute und das gute Gewissen. — Ihr meint, alle guten Dinge hätten zu aller Zeit ein gutes Gewissen gehabt?— Die Wissenschaft, also gewisslich etwas sehr Gutes, ist ohne ein solches und ganz bar alles Pathos in die Welt getreten, vielmehr heimlich, auf Umwegen, mit verhülltem oder maskiertem Haupte einherziehend, gleich einer Verbrecherin, und immer mindestens mit dem Gefühle einer Schleichhändlerin. Das gute Gewissen hat als Vorstufe das böse Gewissen—nicht als Gegensatz: denn alles Gute ist einmal neu, folglich ungewohnt, wider die Sitte, unsittlich gewesen und nagte im Herzen des glücklichen Erfinders wie ein Wurm.

91

Der Erfolg heiligt die Absichten. — Man scheue sich nicht, den Weg zu einer Tugend zu gehen, selbst wenn man deutlich einsieht, dass nichts als Egoismus—also Nutzen, persönliches Behagen, Furcht, Rücksicht auf Gesundheit, auf Ruf oder Ruhm—die dazu treibenden Motive sind. Man nennt diese Motive unedel und selbstisch: gut, aber wenn sie uns zu einer Tugend, zum Beispiel Entsagung, Pflichttreue, Ordnung, Sparsamkeit, Mass und Mitte anreizen, so höre man ja auf sie, wie auch ihre Beiworte lauten mögen! Erreicht man nämlich das, wozu sie rufen, so veredelt die erreichte Tugend, vermöge der reinen Luft, die sie atmen lässt, und des seelischen Wohlgefühls, das sie mitteilt, immerfort die ferneren Motive unseres Handelns, und wir tun dieselben Handlungen später nicht mehr aus den gleichen gröbern Motiven, welche uns früher dazu führten.— Die Erziehung soll deshalb die Tugenden, so gut es geht, erzwingen, je nach der Natur des Zöglings: die Tugend selber, als die Sonnen- und Sommerluft der Seele, mag dann ihr eigenes Werk daran tun und Reife und Süssigkeit hinzuschenken.

92

Christentümler, nicht Christen.— Das wäre also euer Christentum!— Um Menschen zu ärgern, preeist ihr "Gott und seine Heiligen," und wiederum, wenn ihr Menschen preisen wollt, so treibt ihr es so weit, dass Gott und seine Heiligen sich ärgern müssen.— Ich wollte, ihr lerntet wenigstens diee christlichen Manieren, da es euch so an der Manierlichkeit des christlichen Herzens gebricht.

93

Natureindruck der Frommen und Unfrommen. — Ein ganz frommer Mensch muss uns ein Gegenstand der Verehrung sein: aber ebenso ein ganzer aufrichtiger durchdrungener Unfrommer. Ist man bei Menschen der letzteren Art wie in der Nähe des Hochgebirges, wo die kräftigsten Ströme ihren Ursprung haben, so bei den Frommen wie unter saftvollen, breitschattigen, ruhigen Bäumen.

94

Justizmorde. — Die zwei grössten Justizmorde in der Weltgeschichte sind, ohne Umschweife gesprochen, verschleierte und gut verschleierte Selbstmorde. In beiden Fällen wollte man sterben; in beiden Fällen liess man sich das Schwert durch die Hand der menschlichen Ungerechtigkeit in die Brust stossen.

95

"Liebe."— Der feinste Kunstgriff, welchen das Christentum vor den übrigen Religionen voraushat, ist ein Wort: es redete von Liebe. So wurde es die lyrische Religion (während in seinen beiden anderen Schöpfungen das Semitentum der Welt heroisch-epische Religionen geschenkt hat). Es ist in dem Worte Liebe etwas so Vieldeutiges, Anregendes, zur Erinnerung, zur Hoffnung Sprechendes, dass auch die niedrigste Intelligenz und das kälteste Herz noch etwas von dem Schimmer dieses Wortes fühlt. Das klügste Weib und der gemeinste Mann denken dabei an die verhältnismässig uneigennützigsten Augenblicke ihres gesamten Lebens, selbst wenn Eros nur einen niedrigen Flug bei ihnen genommen hat; und jene Zahllosen, welche Liebe vermissen, von seiten der Eltern, Kinder oder Geliebten, namentlich aber die Menschen der sublimierten Geschlechtlichkeit, haben im Christentum ihren Fund gemacht.

96

Das erfüllte Christentum. — Es gibt auch innerhalb des Christentums eine epikureische Gesinnung, ausgehend von dem Gedanken, dass Gott von dem Menschen, seinem Geschöpf und Ebenbilde, nur verlangen könne, was diesem zu erfüllen möglich sein müsse, dass also christliche Tugend und Vollkommenheit erreichbar und oft erreicht sei. Nun macht zum Beispiel der Glaube, seine Feinde zu lieben—selbst wenn es eben nur Glaube, Einbilldung und durchaus keine psychologische Wirklichkeit (also keine Liebe) ist—, unbedingt glücklich, solange er wirklich geglaubt wird (warum? darüber werden freilich Psycholog und Christ verschieden denken). Und so möchte das irdische Leben durch den Glauben, ich meine die Einbildung, nicht nur jenem Anspruche, seine Feinde zu lieben, sondern allen übrigen christlichen Ansprüchen zu genügen und die göttliche Vollkommenheit nach der Aufforderung "seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist" wirklich sich angeeignet und einverleibt zu haben, in der Tat zu einem seligen Leben werden. Der Irrtum kann also die Verheissung Christi zur Wahrheit machen.

97

Von der Zukunft des Christentums. — Über das Verschwinden des Christentums und darüber, in welchen Gegenden es am langsamsten weichen wird, kann man sich eine Vermutung gestatten, wenn man erwägt, aus welchen Gründen und wo der Protestantismus so ungestüm um sich griff. Er verhiess bekanntlich alles dasselbe weit billiger zu leisten, was die alte Kirche leistete, also ohne kostspielige Seelenmessen, Wallfahrten, Priester-Prunk und Üppigkeit; er verbreitete sich namentlich bei den nördlichen Nationen, welche nicht so tief in der Symbolik und Formenlust der alten Kirche eingewurzelt waren als die des Südens: bei diesen lebte ja im Christentum das viel mächtigere religiöse Heidentum fort, während im Norden das Christentum einen Gegensatz und Bruch mit dem Altheimischen bedeutete und deshalb mehr gedankenhaft als sinnfällig von Anfang an war, eben deshalb aber auch, zu Zeiten der Gefahr, fanatischer und trotziger. Gelingt es, vom Gedanken aus das Christentum zu entwurzeln, so liegt auf der Hand, wo es anfangen wird, zu verschwinden: also gerade dort, wo es auch am allerhärtesten sich wehren wird. Anderwärts wird es sich beugen, aber nicht brechen, entblättert werden, aber wieder Blätter ansetzen—weil dort die Sinne und nicht die Gedanken für dasselbe Partei genommen haben. Die Sinne aber sind es, welche auch den Glauben unterhalten, dass mit allem Kostenaufwand der Kirche doch immer noch billiger und bequemer gewirtschaftet werde als mit den strengen Verhältnissen von Arbeit und Lohn: denn welches Preises hält man die Musse (oder die halbe Faulheit) für wert, wenn man sich erst an sie gewöhnt hat! Die Sinne wenden gegen eine entchristlichte Welt ein, dass in ihr zu viel gearbeitet werden müsse, und der Ertrag an Musse zu klein sei: sie nehmen die Partei der Magie, dass heisst—sie lassen lieber Gott für sich arbeiten (oremus nos, deus laborabit!).

98

Schauspielerei und Ehrlichkeit der Ungläubigen. — Es gibt kein Buch, welches das, was jedem Menschen gelegentlich wohltut,—schwärmerische, opfer- und todbereite Glücks-Innigkeit im Glauben und Schauen seiner "Wahrheit"—so reichlich enthielte, so treuherzig ausdrückte als das Buch, welches von Christus redet: aus ihm kann ein Kluger alle Mittel lernen, wodurch ein Buch zum Weltbuch, zum Jedermanns-Freund gemacht werden kann, namentlich jenes Meister-Mittel, alles als gefunden, nichts als kommend und ungewiss hinzustellen. Alle wirkungsvollen Bücher versuchen, einen ähnlichen Eindruck zu hinterlassen, als ob der weiteste geistige und seelische Horizont hier umschrieben sei und um die hier laufende Sonne sich jedes gegenwärtige und zukünftige Gestirn drehen müsse.— Muss also nicht aus demselben Grunde, aus dem solche Bücher wirkungsvoll sind, jedes rein wissenschaftliche Buch wirkungsarm sein? Ist es nicht verurteilt, niedrig und unter Niedrigen zu leben, um endlich gekreuzigt zu werden und nie wieder aufzuerstehen? Sind im Verhältnis zu dem, was die Religiösen von ihrem "Wissen," von ihrem "heiligen" Geiste verkünden, nicht alle Redlichen der Wissenschaft "arm im Geiste"? Kann irgend eine Religion mehr Entsagung verlangen, unerbittlicher den Selbstsüchtigen aus sich hinausziehen als die Wissenschaft?— — So und ähnlich und jedenfalls mit einiger Schauspielerei mögen wir reden, wenn wir uns vor den Gläubigen zu verteidigen haben; denn es ist kaum möglich, eine Verteidigung ohne etwas Schauspielerei zu führen. Unter uns aber muss die Sprache ehrlicher sein: wir bedienen uns da einer Freiheit, welche jene nicht einmal, ihres eigenen Interesses halber, verstehen dürfen. Weg also mit der Kapuze der Entsagung! der Miene der Demut! Viel mehr und viel besser: so klingt unsere Wahrheit! Wenn die Wissenschaft nicht an die Lust der Erkenntnis, an den Nutzen des Erkannten geknüpft wäre, was läge uns an der Wissenschaft? Wenn nicht ein wenig Glaube, Liebe und Hoffnung unsere Seele zur Erkenntnis hinführte, was zöge uns sonst zur Wissenschaft? Und wenn zwar in der Wissenschaft das Ich nichts zu bedeuten hat, so bedeutet das erfinderische glückliche Ich, ja selbst schon jedes redliche und fleissige Ich, sehr viel in der Republik der Wissenschafts-Menschen. Achtung der Achtung-Gebenden, Freude solcher, welchen wir wohlwollen oder die wir verehren, unter Umständen Ruhm und eine mässige Unsterblichkeit der Person ist der persönliche Preis für jene Entpersönlichung, von geringeren Aussichten und Belohnungen hier zu schweigen, obschon gerade ihrethalben die meisten den Gesetzen jener Republik und überhaupt der Wissenschaft zugeschworen haben und immerfort zuzuschwören pflegen. Wenn wir nicht in irgend einem Masse unwissenschaftliche Menschen geblieben wären, was könnte uns auch nur an der Wissenschaft liegen! Alles in allem genommen und rund glatt und voll ausgesprochen:für ein rein erkennendes Wesen wäre die Erkenntnis gleichgültig. — Von den Frommen und Gläubigen untterscheidet uns nicht die Qualität, sondern die Quantität Glaubens und Frommseins; wir sind mit wenigerem zufrieden. Aber werden jene uns zurufen—so seid auch zufrieden und gebt euch auch als zufrieden!—worauf wir leicht antworten dürften: "In der Tat, wir gehören nicht zu den Unzufriedensten. Ihr aber, wenn euer Glaube euch selig macht, so gebt euch auch als selig! Eure Gesichter sind immer eurem Glauben schädlicher gewesen als unsere Gründe! Wenn jene frohe Botschaft eurer Bibel euch ins Gesicht geschrieben wäre, ihr brauchtet den Glauben an die Autorität dieses Buches nicht so halsstarrig zu fordern: eure Worte, eure Handlungen sollte die Bibel fortwährend überflüssig machen, eine neue Bibel sollte durch euch fortwährend entstehen! So aber hat alle eure Apologie des Christentums ihre Wurzel in eurem Unchristentum; mit eurer Verteidigung schreibt ihr eure eigne Anklageschrift. Solltet ihr aber wünschen, aus diesem eurem Ungenügen am Christentum herauszukommen, so bringt euch doch die Erfahrung von zwei Jahrtausenden zur Erwägung: welche, in bescheidene Frageform gekleidet, so klingt: "wenn Christus wirklich die Absicht hatte, die Welt zu erlösen, sollte es ihm nicht misslungen sein?"

99

Der Dichter als Wegzeiger für die Zukunft. — So viel noch überschüssige dichterische Kraft unter den jetzigen Menschen vorhanden ist, welche bei der Gestaltung des Lebens nicht verbraucht wird, so viel sollte, ohne jeden Abzug, einem Ziele sich weihen, nicht etwa der Abmalung des Gegenwärtigen, der Wiederbeseelung und Verdichtung der Vergangenheit, sondern dem Wegweisen für die Zukunft:—und dies nicht in dem Verstande, als ob der Dichter gleich einem phantastischen Nationalökonomen günstigere Volks- und Gesellschafts-Zustände und deren Ermöglichung im Bilde vorwegnehmen sollte. Vielmehr wird er, wie früher die Künstler an den Götterbildern fortdichteten, so an dem schönen Menschenbilde fortdichten und jene Fälle auswittern, wo mitten in unserer modernen Welt und Wirklichkeit, wo ohne jede künstliche Abwehr und Entziehung von derselben, die schöne grosse Seele noch möglich ist, dort wo sie sich auch jetzt noch in harmonische, ebenmässige Zustände einzuverleiben vermag, durch sie Sichtbarkeit, Dauer und Vorbildlichkeit bekommt und also, durch Erregung von Nachahmung und Neid, die Zukunft schaffen hilft. Dichtungen solcher Dichter würden dadurch sich auszeichnen, dass sie gegen die Luft und Glut der Leidenschaften abgeschlossen und verwahrt erschienen: der unverbesserliche Fehlgriff, das Zertrümmern des ganzen menschlichen Saitenspiels, Hohnlachen und Zähneknirschen und alles Tragische und Komische im alten gewohnten Sinne würde in der Nähe dieser neuen Kunst als lästige archaisierende Vergröberung des Menschen-Bildes empfunden werden. Kraft, Güte, Milde, Reinheit und ungewolltes, eingeborenes Mass in den Personen und deren Handlungen: ein geebneter Boden, welcher dem Fusse Ruhe und Lust gibt: ein leuchtender Himmel auf Gesichtern und Vorgängen sich abspiegelnd: das Wissen und die Kunst zu neuer Einheit zusammengeflossen: der Geist ohne Anmassung und Eifersucht mit seiner Schwester, der Seele, zusammenwohnend und aus dem Gegensätzlichen die Grazie des Ernstes, nicht die Ungeduld des Zwiespaltes herauslockend:—dies alles wäre das Umschliessende, Allgemeine, Goldgrundhafte, auf dem jetzt erst die zarten Unterschiede der verkörperten Ideale das eigentliche Gemälde—das der immer wachsenden menschlichen Hoheit—machen würden.— Von Goethe aus führt mancher Weg in diese Dichtung der Zukunft: aber es bedarf guter Pfadfinder und vor allem einer weit grössern Macht, als die jetzigen Dichter, das heisst die unbedenklichen Darsteller des Halbtiers und der mit Kraft und Natur verwechselten Unreife und Unmässigkeit, besitzen.

100

Die Muse als Penthesilea. — "Lieber verwesen als ein Weib sein, das nicht reizt." Wenn die Muse erst einmal so denkt, so ist das Ende ihrer Kunst wieder in der Nähe. Aber es kann ein Tragödien- und auch ein Komödien-Ausgang sein.

101

Was der Umweg zum Schönen ist. — Wenn das Schöne gleich dem Erfreuenden ist—und so sangen es ja einmal die Musen—, so ist das Nützliche der oftmals notwendige Umweg zum Schönen und kann den kurzsichtigen Tadel der Augenblicks-Menschen, die nicht warten wollen und alles Gute ohne Umwege zu erreichen denken, mit gutem Rechte zurückweisen.

102

Zur Entschuldigung mancher Schuld. — Das unablässige Schaffen-Wollen und Nach-aussen-Spähen des Künstlers hält ihn davon ab, als Person schöner und besser zu werden, also sich selber zu schaffen—es sei denn, dass seine Ehrsucht gross genug ist, um ihn zu zwingen, dass er sich auch im Leben mit andern der wachsenden Schönheit und Grösse seiner Werke immer entsprechend gewachsen zeige. In allen Fällen hat er nur ein bestimmtes Mass von Kraft: was er davon auf sich verwendet—wie könnte dies noch seinem Werke zugute kommen?— Und umgekehrt.

103

Den Besten genug tun. — Wenn man mit seiner Kunst "den Besten seiner Zeit genug-getan," so ist dies ein Anzeichen davon, dass man den Besten der nächsten Zeit mit ihr nicht genug-tun wird: "gelebt" freilich "hat man für alle Zeiten"—der Beifall der Besten sichert den Ruhm.

104

Aus einem Stoffe. — Ist man aus einem Stoffe mit einem Buche oder Kunstwerk, so meint man ganz innerlich, es müsse vortrefflich sein, und ist beleidigt, wenn andere es hässlich, überwürzt oder grosstuerisch finden.

105

Sprache und Gefühl.— Dass die Sprache uns nicht zur Mitteilung des Gefühls gegeben ist, sieht man daraus, dass alle einfachen Menschen sich schämen, Worte für ihre tieferen Erregungen zu suchen: die Mitteilung derselben äussert sich nur in Handlungen, und selbst hier gibt es ein Erröten darüber, wenn der andere ihre Motive zu erraten scheint. Unter den Dichtern, welchen im allgemeinen die Gottheit diese Scham versagte, sind doch die edleren in der Sprache des Gefühls einsilbiger und lassen einen Zwang merken: während die eigentlichen Gefühls-Dichter im praktischen Leben meistens unverschämt sind.

106

Irrtum über eine Entbehrung. — Wer sich nicht von einer Kunst lange Zeit völlig entwöhnt hat, sondern immer in ihr zu Hause ist, kann nicht von ferne begreifen, wie wenig man entbehrt, wenn man ohne diese Kunst lebt.

107

Dreiviertelskraft. — Ein Werk, das den Eindruck des Gesunden machen soll, darf höchstens mit Dreiviertel der Kraft seines Urhebers hervorgebracht sein. Ist er dagegen bis an seine äusserste Grenze gegangen, so regt das Werk den Betrachtenden auf und ängstigt ihn durch seine Spannung. Alle guten Dinge haben etwas Lässiges und liegen wie Kühe auf der Wiese.

108

Den Hunger als Gast abweisen. — Weil dem Hungrigen die feinere Speise so gut und um nichts besser als die gröbste dient, so wird der anspruchvollere Künstler nicht darauf denken, den Hungrigen zu seiner Mahlzeit einzuladen.

109

Ohne Kunst und Wein leben. — Mit den Werken der Kunst steht es wie mit dem Weine: noch besser ist es, wenn man beide nicht nötig hat, sich an Wasser hält und das Wasser aus innerem Feuer, innerer Süsse der Seele immer wieder von selber in Wein verwandelt.

110

Das Raub-Genie. — Das Raub-Genie in den Künsten, das selbst feine Geister zu täuschen weiss, entsteht, wenn jemand unbedenklich von jung an alles Gute, welches nicht geradezu vom Gesetz als Eigentum einer bestimmten Person in Schutz genommen ist, als freie Beute betrachtet. Nun liegt alles Gute vergangener Zeiten und Meister frei umher, eingehegt und behütet durch die verehrende Scheu der wenigen, die es erkennen: diesen wenigen bietet jenes Genie, kraft seines Mangels an Scham, Trotz und häuft sich einen Reichtum auf, der selber wieder Verehrung und Scheu erzeugt.

111

An die Dichter der grossen Städte. — Den Gärten der heutigen Poesie merkt man es an, dass die grossstädtischen Kloaken zu nahe dabei sind: mitten in den Blütengeruch mischt sich etwas, das Ekel und Fäulnis verrät.— Mit Schmerz frage ich: habt ihr es so nötig, ihr Dichter, den Witz und den Schmutz immer zu Gevatter zu bitten, wenn irgend eine unschuldige schöne Empfindung von euch getauft werden soll? Müsst ihr durchaus eurer edlen Göttin eine Fratzen- und Teufelskappe aufsetzen? Woher aber diese Not, dieses Müssen?— Eben daher, dass ihr den Kloaken zu nahe wohnt.

112

Vom Salz der Rede. — Niemand hat noch erklärt, warum die griechischen Schriftsteller von den Mitteln des Ausdrucks, welche ihnen in unerhörter Fülle und Kraft zu Gebote standen, nur so übersparsamen Gebrauch gemacht haben, dass jedes nachgriechische Buch dagegen grell, bunt und überspannt erscheint.— Man hört, dass dem Nordpol-Eise zu ebenso wie in den heissesten Ländern der Gebrauch des Salzes spärlicher werde, dass dagegen die Ebenen- und Küstenanwohner im Erdgürtel der mässigeren Sonnenwärme am reichlichsten Gebrauch von ihm machen. Sollten die Griechen aus doppelten Gründen, weil zwar ihr Intellekt kälter und klarer, ihre leidenschaftliche Grundnatur aber um vieles tropischer war als die unsrige, des Salzes und Gewürzes nicht in dem Masse nötig gehabt haben als wir?

113

Der freieste Schriftsteller. — Wie dürfte in einem Buche für freie Geister Lorenz Sterne ungenannt bleiben, er, den Goethe als den freiesten Geist seines Jahrhunderts geehrt hat! Möge er hier mit der Ehre fürlieb nehmen, der freieste Schriftsteller aller Zeiten genannt zu werden, in Vergleich mit welchem alle anderen steif, vierschrötig, unduldsam und bäurisch-geradezu erscheinen. An ihm dürfte nicht die geschlossene klare, sondern die "unendliche Melodie" gerühmt werden: wenn mit diesem Worte ein Stil der Kunst zu einem Namen kommt, bei dem die bestimmte Form fortwährend gebrochen, verschoben, in das Unbestimmte zurückübersetzt wird, so dass sie das eine und zugleich das andere bedeutet. Sterne ist der grosse Meister der Zweideutigkeit—dies Wort billigerweise viel weiter genommen als man gemeinhin tut, wenn man dabei an geschlechtliche Beziehungen denkt. Der Leser ist verloren zu geben, der jederzeit genau wissen will, was Sterne eigentlich über eine Sache denkt, ob er bei ihr ein ernsthaftes oder ein lächelndes Gesicht macht: denn er versteht sich auf beides in einer Faltung seines Gesichts; er versteht es ebenfalls und will es sogar, zugleich recht und unrecht zu haben, den Tiefsinn und die Posse zu verknäueln. Seine Abschweifungen sind zugleich Forterzählungen und Weiterentwicklungen der Geschichte; seine Sentenzen enthalten zugleich eine Ironie auf alles Sentenziöse, sein Widerwille gegen das Ernsthafte ist einem Hange angeknüpft, keine Sache nur flach und äusserlich nehmen zu können. So bringt er bei dem rechten Leser ein Gefühl von Unsicherheit darüber hervor, ob man gehe, stehe oder liege: ein Gefühl, welches dem des Schwebens am verwandtesten ist. Er, der geschmeidigste Autor, teilt auch seinem Leser etwas von dieser Geschmeidigkeit mit. Ja, Sterne verwechselt unversehens die Rollen und ist bald ebenso Leser, als er Autor ist; sein Buch gleicht einem Schauspiel im Schauspiel, einem Theaterpublikum vor einem andern Theaterpublikum. Man muss sich der Sternischen Laune auf Gnade und Ungnade ergeben—und kann übrigens erwarten, dass sie gnädig, immer gnädig ist.— Seltsam und belehrend ist es, wie ein so grosser Schriftsteller wie Diderot sich zu dieser allgemeinen Zweideutigkeit Sternes gestellt hat: nämlich ebenfalls zweideutig—und das eben ist echt Sternischer Überhumor. Hat er jenen, in seinem Jacques le fataliste, nachgeahmt, bewundert, verspottet, parodiert?—man kann es nicht völlig herausbekommen,—und vielleicht hat gerade dies sein Autor gewollt. Gerade dieser Zweifel macht die Franzosen gegen das Werk eines ihrer ersten Meister (der sich vor keinem Alten und Neuen zu schämen braucht) ungerecht. Die Franzosen sind eben zum Humor—und namentlich zu diesem Humoristischnnehmen des Humors selber—zu ernsthaft.— Sollte es nötig sein hinzuzufügen, dass Sterne unter allen grossen Schriftstellern das schlechteste Muster und der eigentlich unvorbildliche Autor ist, und dass selbst Diderot sein Wagnis büssen musste? Das, was die guten Franzosen und vor ihnen einzelne Griechen als Prosaiker wollten und konnten, ist genau das Gegenteil von dem, was Sterne will und kann: er erhebt sich eben als meisterhafte Ausnahme über, das, was alle schriftstellerischen Künstler von sich fordern: Zucht, Geschlossenheit, Charakter, Beständigkeit der Absichten, Überschaulichkeit, Schlichtheit, Haltung in Gang und Miene.— Leider scheint der Mensch Sterne mit dem Schriftsteller Sterne nur zu verwandt gewesen zu sein: seine Eichhorn-Seele sprang mit unbeständiger Unruhe von Zweig zu Zweig; was nur zwischen Erhaben und Schuftig liegt, war ihm bekannt; auf jeder Stelle hatte er gesessen, immer mit dem unverschämten wässrigen Auge und dem empfindsamen Mienenspiele. Er war, wenn die Sprache von einer solchen Zusammenstellung nicht erschrecken wollte, von einer hartherzigen Gutmütigkeit und hatte in den Genüssen einer barocken, ja verderbten Einbildungskraft fast die blöde Anmut der Unschuld. Eine solche fleisch- und seelenhafte Zweideutigkeit, eine solche Freigeisterei bis in jede Faser und Muskel des Leibes hinein, wie er diese Eigenschaften hatte, besass vielleicht kein anderer Mensch.

114

Gewählte Wirklichkeit. — Wie der gute Prosaschriftsteller nur Worte nimmt, welche der Umgangssprache angehören, doch lange nicht alle Worte derselben—wodurch eben der gewählte Stil entsteht—, so wird der gute Dichter der Zukunft nur Wirkliches darstellen und von allen phantastischen, abergläubischen, halbredlichen, abgeklungenen Gegenständen, an denen frühere Dichter ihre Kraft zeigten, völlig absehen. Nur Wirklichkeit, aber lange nicht jede Wirklichkeit!—sondern eine gewählte Wirklichkeit!

115

Abarten der Kunst. — Neben den echten Gattungen der Kunst, der der grossen Ruhe und der der grossen Bewegung, gibt es Abarten—die ruhesüchtige, blasierte Kunst und die aufgeregte Kunst: beide wünschen, dass man ihre Schwäche für Stärke nehme und sie mit den echten Gattungen verwechsele.

116

Zum Heros fehlt jetzt die Farbe. — Die eigentlichen Dichter und Künstler der Gegenwart lieben es, ihre Gemälde auf einen rot, grün, grau und goldig flackernden Grund aufzutragen, auf den Grund der nervösen Sinnlichkeit: auf diese verstehen sich ja die Kinder dieses Jahrhunderts. Dies hat den Nachteil—wenn man nämlich nicht mit den Augen des Jahrhunderts auf jene Gemälde sieht—, dass die grössten Gestalten, welche jene hinmalen, etwas Flimmerndes, Zitterndes, Wirbelndes an sich zu haben scheinen: so dass man ihnen heroische Taten eigentlich nicht zutraut, sondern höchstens herorisierende, prahlerische Untaten.

117

Stil der Überladung. — Der überladene Stil in der Kunst ist die Folge einer Verarmung der organisierenden Kraft bei verschwenderischem Vorhandensein von Mitteln und Absichten.— In den Anfängen der Kunst findet sich mitunter das gerade Gegenstück dazu.

118

Pulchrum est paucorum hominum. — Die Historie und die Erfahrung sagt uns, dass die bedeutsame Ungeheuerlichkeit, welche die Phantasie geheimnisvoll anregt und über das Wirkliche und Alltägliche fortträgt, älter ist und reichlicher wächst als das Schöne in der Kunst und dessen Verehrung—und dass es sofort wieder in Überfülle ausschlägt, wenn der Sinn für Schönheit sich verdunkelt. Es scheint für die Mehr- und Überzahl der Menschen ein höheres Bedürfnis zu sein als das Schöne: wohl deshalb, weil es das gröbere Narcoticum enthält.

119

Ursprünge des Geschmacks an Kunstwerken. — Denkt man an die anfänglichen Keime des künstlerischen Sinnes und fragt sich, welche verschiedentlichen Arten der Freude durch die Erstlinge der Kunst, zum Beispiel bei wilden Völkerschaften, hervorgebracht werden, so findet man zuerst die Freude, zu verstehen, was ein andrer meint; die Kunst ist hier eine Art Rätselaufgeben, das dem Erratenden Genuss am eigenen Schnell- und Scharfsinn verschafft.— Sodann erinnert man sich beim rohesten Kunstwerk an das, was einem in der Erfahrung angenehm war und hat insofern Freude, zum Beispiel wenn der Künstler auf Jagd, Sieg, Hochzeit hingedeutet hat.— Wiederum kann man sich durch das Dargestellte erregt, gerührt, entflammt fühlen, beispielsweise bei Verherrlichung von Rache und Gefahr. Hier liegt der Genuss in der Erregung selber, im Siege über die Langeweile.— Auch die Erinnerung an das Unangenehme, insofern es überwunden ist, oder insofern es uns selber als Gegenstand der Kunst vor dem Zuhörer interessant erscheinen lässt (wie wenn der Sänger die Unfälle eines verwegenen Seefahrers beschreibt), kann grosse Freude machen, welche man dann der Kunst zugute rechnet.— Feinerer Art ist schon jene Freude, weelche beim Anblick alles Regelmässigen und Symmetrischen, in Linien, Punkten Rhythmen, entsteht; denn durch eine gewisse Ähnlichkeit wird die Empfindung für alles Geordnete und Regelmässige im Leben, dem man ja ganz allein alles Wohlbefinden zu danken hat, wachgerufen: im Kultus des Symmetrischen verehrt man also unbewusst die Regel und das Gleichmass als Quelle seines bisherigen Glücks; die Freude ist eine Art Dankgebet. Erst bei einer gewissen Übersättigung an dieser letzterwähnten Freude entsteht das noch feinere Gefühl, dass auch im Durchbrechen des Symmetrischen und Geregelten Genuss liegen könne; wenn es zum Beispiel anreizt, Vernunft in der scheinbaren Unvernunft zu suchen: wodurch es dann, als eine Art ästhetischen Rätselratens, wie eine höhere Gattung der zuerst erwähnten Kunstfreude dasteht.— Wer dieser Betrachtung weiter nachhängt, wird wissen, auch welche Art von Hypothesen hier zur Erklärung der ästhetischen Erscheinungen grundsätzlich verzichtet wird.

120

Nicht zu nahe. — Es ist ein Nachteil für gute Gedanken, wenn sie zu rasch aufeinander folgen; sie verdecken sich gegenseitig die Aussicht.— Deshalb haben die grössten Künstler und Schriftsteller reichlichen Gebrauch vom Mittelmässigen gemacht.

121

Roheit und Schwäche.— Die Künstler aller Zeiten haben die Entdeckung gemacht, dass in der Roheit eine gewisse Kraft liegt und dass nicht jeder roh sein kann, der es wohl sein möchte; ebenso dass manche Arten von Schwäche stark auf das Gefühl wirken. Hieraus sind nicht wenig Kunstmittel-Surrogate abgeleitet worden, deren sich völlig zu enthalten selbst den grössten und gewissenhaftesten Künstlern schwer wird.

122

Das gute Gedächtnis.— Mancher wird nur deshalb kein Denker, weil sein Gedächtnis zu gut ist.

123

Hungermachen statt Hungerstillen. — Grosse Künstler wähnen, sie hätten durch ihre Kunst eine Seele völlig in Besitz genommen und ausgefüllt: in Wahrheit, und oft zu ihrer schmerzlichen Enttäuschung, ist jene Seele dadurch nur um so umfänglicher und unausfüllbarer geworden, so dass zehn grössere Künstler sich nur in ihre Tiefe hinabstürzen könnten, ohne sie zu sättigen.

124

Künstler-Angst.— Die Angst, man möchte ihren Figuren nicht glauben, dass sie leben, kann Künstler des absinkenden Geschmacks verführen, diese so zu bilden, dass sie sich wie toll benehmen: wie andererseits aus derselben Angst griechische Künstler des ersten Aufgangs selbst Sterbenden und Schwerverwundeten jenes Lächeln geben, welches sie als lebhaftestes Zeichen des Lebens kannten,—unbekümmert darum, was die Natur in solchem Falle des Noch-Lebens, des Fast-nicht-mehr-Lebens bildet.

125

Der Kreis soll fertig werden. — Wer einer Philosophie oder Kunstart bis an das Ende ihrer Bahn und um das Ende herum nachgegangen ist, begreift aus einem innern Erlebnis, warum die nachfolgenden Meister und Lehrer sich von ihr, oft mit abschätziger Miene, zu einer neuen Bahn fortwandten. Der Kreis muss eben umschrieben werden—aber der Einzelne, und sei es der Grösste, sitzt auf seinem Punkte der Peripherie fest, mit einer unerbittlichen Miene der Hartnäckigkeit, als ob der Kreis nie geschlossen werden dürfe.

126

Ältere Kunst und die Seele der Gegenwart. — Weil jede Kunst zum Ausdruck seelischer Zustände, der bewegteren, zarteren, drastischeren, leidenschaftlicheren, immer befähigter wird, so empfinden die späteren Meister, durch diese Ausdrucks-Mittel verwöhnt, ein Unbehagen bei den Kunstwerken der älteren Zeit, wie als ob es den Alten eben nur an den Mitteln gefehlt habe, ihre Seele deutlich reden zu lassen, vielleicht gar an einigen technischen Vorbedingungen; und sie meinen hier nachhelfen zu müssen—denn sie glauben an die Gleichheit ja Einheit aller Seelen. In Wahrheit ist aber die Seele jener Meister selber noch eine andere gewesen, grösser vielleicht, aber kälter und dem Reizvoll-Lebendigen noch abhold: das Mass, die Symmetrie, die Geringachtung des Holden und Wonnigen, eine unbewusste Herbe und Morgenkühle, ein Ausweichen vor der Leidenschaft, wie als ob an ihr die Kunst zugrunde gehen werde,—dies macht die Gesinnung und Moralität aller älteren Meister aus, welche ihre Ausdrucks-Mittel nicht zufällig, sondern notwendig mit der gleichen Moralität wählten und durchgeisteten.— Soll man aber, bei dieser Erkenntnis, den später Kommenden das Recht versagen, die älteren Werke nach ihrer Seele zu beseelen? Nein, denn nur dadurch, dass wir ihnen unsere Seele geben, vermögen sie fortzuleben: erst unser Blut bringt sie dazu, zu uns zu reden. Der wirklich "historische" Vortrag würde gespenstisch zu Gespenstern reden.— Man ehrt die grossen Künstler der Vergangenheit weniger durch jene unfruchtbare Scheu, welche jedes Wort, jede Note so liegen lässt, wie sie gestellt ist, als durch tätige Versuche, ihnen immer von neuem wieder zum Leben zu verhelfen.— Freilich: dächte man sich Beethoven plötzlich wiederkommend und eins seiner Werke gemäss der modernsten Beseeltheit und Nerven-Verfeinerung, welche unsern Meistern des Vortrags zum Ruhme dient, vor ihm ertönend: er würde wahrscheinlich lange stumm sein, schwankend, ob er die Hand zum Fluchen oder Segnen erheben solle, endlich aber vielleicht sprechen: "Nun! Nun! Das ist weder Ich noch Nicht-Ich, sondern etwas Drittes—es scheint mir auch etwas Rechtes, wenn es gleich nicht das Rechte ist. Ihr mögt aber zusehen, wie ihr's treibt, da ihr ja jedenfalls zuhören müsst,—und der Lebende hat recht, sagt ja unser Schiller. So habt denn recht und lasst mich wieder hinab."

127

Gegen die Tadler der Kürze. — Etwas Kurz-Gesagtes kann die Frucht und Ernte von vielem Lang-Gedachten sein: aber der Leser, der auf diesem Felde Neuling ist und hier noch gar nicht nachgedacht hat, sieht in allem Kurz-Gesagten etwas Embryonisches, nicht ohne einen tadelnden Wink an den Autor, dass er dergleichen Unausgewachsenes, Ungereiftes ihm zur Mahlzeit mit auf den Tisch setze.

128

Gegen die Kurzsichtigen.— Meint ihr denn, es müsse Stückwerk sein, weil man es euch in Stücken gibt (und geben muss)?

129

Sentenzen-Leser. — Die schlechtesten Leser von Sentenzen sind die Freunde ihres Urhebers, im Fall sie beflissen sind, aus dem Allgemeinen wieder auf das Besondere zurückzuraten, dem die Sentenz ihren Ursprung verdankt: denn durch diese Topfguckerei machen sie die ganze Mühe des Autors zunichte, so dass sie nun verdientermassen anstatt einer philosophischen Stimmung und Belehrung besten- oder schlimmstenfalls nichts als die Befriedigung der gemeinen Neugierde zum Gewinn erhalten.

130

Unarten des Lesers. — Die doppelte Unart des Lesers gegen den Autor besteht darin, das zweite Buch desselben auf Unkosten des ersten zu loben (oder umgekehrt) und dabei zu verlangen, dass der Autor ihm dankbar sei.

131

Das Aufregende in der Geschichte der Kunst. — Verfolgt man die Geschichte einer Kunst, zum Beispiel die der griechischen Beredsamkeit, so gerät man, von Meister zu Meister fortgehend, bei dem Anblick dieser immer gesteigerten Besonnenheit, um den alten und neu hinzugefügten Gesetzen und Selbstbeschränkungen insgesamt zu gehorchen, zuletzt in eine peinliche Spannung: man begreift, dass der Bogen brechen muss und dass die sogenannte unorganische Komposition, mit den wundervollsten Mitteln des Ausdrucks überhängt und maskiert—in jenem Falle der Barockstil des Asianismus—, einmal eine Notwendigkeit und fast eiine Wohltat war.

132

An die Grossen der Kunst.— Jene Begeisterung für eine Sache, welche du Grosser in die Welt hineinträgst, lässt den Verstand vieler verkrüppeln, dies zu wissen demütigt. Aber der Begeisterte trägt seinen Höcker mit Stolz und Lust: insofern hast du den Trost, dass durch dich das Glück in der Welt vermehrt ist.

133

Die ästhetisch Gewissenlosen. — Die eigentlichen Fanatiker einer künstlerischen Partei sind jene völlig unkünstlerischen Naturen, welche selbst in die Elemente der Kunstlehre und des Kunstkönnens nicht eingedrungen sind, aber auf das stärkste von allen elementarischen Wirkungen einer Kunst ergriffen werden. Für sie gibt es kein ästhetisches Gewissen—und daher nichts, was sie vom Fanatismus zurückhalten könnte.

134

Wie nach der neueren Musik sich die Seele bewegen soll. — Die künstlerische Absicht, welche die neuere Musik in dem verfolgt, was jetzt, sehr stark aber undeutlich, als "unendliche Melodie" bezeichnet wird, kann man sich dadurch klarmachen, dass man ins Meer geht, allmählich den sicheren Schritt auf dem Grunde verliert und sich endlich dem wogenden Elemente auf Gnade und Ungnade übergibt: man soll schwimmen. In der bisherigen älteren Musik musste man, im zierlichen oder feierlichen oder feurigen Hin und Wieder, Schneller und Langsamer, tanzen: wobei das hierzu nötige Mass, das Einhalten bestimmter gleichwiegender Zeit- und Kraftgrade von der Seele des Zuhörers eine fortwährende Besonnenheit erzwang: auf dem Widerspiele dieses kühleren Luftzuges, welcher von der Besonnenheit herkam, und des durchwärmten Atems musikalischer Begeisterung ruhte der Zauber jener Musik.— Richard Wagner wollte eine andere Art Bewegung der Seele, welche, wie gesagt, dem Schwimmen und Schweben verwandt ist. Vielleicht ist dies das wesentlichste seiner Neuerungen. Sein berühmtes Kunstmittel, diesem Wollen entsprungen und angepasst—die "unendliche Melodie"—bestrebt sich, alle mathematische Zeit- und Kraft-Ebenmässigkeit zu brechen, mitunter selbst zu verhöhnen; und er ist überreich in der Erfindung solcher Wirkungen, welche dem älteren Ohre wie rhythmische Paradoxien und Lästerreden klingen. Er fürchtet die Versteinerung, die Kristallisation, den Übergang der Musik in das Architektonische—und so stellt er dem zweitaktigen Rhythmus einen dreitaktigen entgegen, führt nicht selten den Fünf- und Siebentakt ein, wiederholt dieselbe Phrase sofort, aber mit einer Dehnung, dass sie die doppelte und dreifache Zeitdauer bekommt. Aus einer bequemen Nachahmung solcher Kunst kann eine grosse Gefahr für die Musik entstehen: immer hat neben der Überreife des rhythmischen Gefühls die Verwilderung, der Verfall der Rhythmik im Versteck gelauert. Sehr gross wird zumal diese Gefahr, wenn eine solche Musik sich immer enger an eine ganz naturalistische, durch keine höhere Plastik erzogene und beherrschte Schauspielerkunst und Gebärdensprache anlehnt,—welche in sich kein Mass hat und dem sich ihr anschmiegenden Elemente, dem allzuweiblichen Wesen der Musik, auch kein Mass mitzuteilen vermag.

135

Dichter und Wirklichkeit.— Die Muse des Dichters, der nicht in die Wirklichkeit verliebt ist, wird eben nicht die Wirklichkeit sein und ihm hohläugige und allzu zartknochichte Kinder gebären.

136

Mittel und Zweck.— In der Kunst heiligt der Zweck die Mittel nicht: aber heilige Mittel können hier den Zweck heiligen.

137

Die schlechtesten Leser. — Die schlechtesten Leser sind die, welche wie plündernde Soldaten verfahren: sie nehmen sich einiges, was sie brauchen können, heraus, beschmutzen und verwirren das übrige und lästern auf das Ganze.

138

Merkmale des guten Schriftstellers. — Die guten Schriftsteller haben zweierlei gemeinsam; sie ziehen vor, lieber verstanden als angestaunt zu werden; und sie schreiben nicht für die spitzen und überscharfen Leser.

139

Die gemischten Gattungen. — Die gemischten Gattungen in den Künsten legen Zeugnis über das Misstrauen ab, welches ihre Urheber gegen ihre eigne Kraft empfanden; sie suchten Hilfsmächte, Anwälte, Verstecke—so der Dichter, der die Philosophie, der Musiker, der das Drama, der Denker, der die Rhetorik zu Hilfe ruft.

140

Mundhalten.— Der Autor hat den Mund zu halten, wenn sein Werk den Mund auftut.

141

Abzeichen des Ranges.— Alle Dichter und Schriftsteller, welche in den Superlativ verliebt sind, wollen mehr als sie können.

142

Kalte Bücher. — Der gute Denker rechnet auf Leser, welche das Glück nachempfinden, das im guten Denken liegt: so dass ein Buch, welches sich kalt und nüchtern ausnimmt, durch die rechten Augen gesehen, vom Sonnenscheine der geistigen Heiterkeit umspielt und als ein rechter Seelentrost erscheinen kann.

143

Kunstgriff der Schwerfälligen. — Der schwerfällige Denker wählt gewöhnlich die Geschwätzigkeit oder die Feierlichkeit zur Bundesgenossin: durch die erstere meint er sich Beweglichkeit und leichten Fluss anzueignen, durch die letztere erweckt er den Schein, als ob seine Eigenschaft eine Wirkung des freien Willens, der künstlerischen Absicht sei, zum Zwecke der Würde, welche Langsamkeit der Bewegung fordert.

144

Vom Barockstile. — Wer sich als Denker und Schriftsteller zur Dialektik und Auseinanderfaltung der Gedanken nicht geboren oder erzogen weiss, wird unwillkürlich nach dem Rhetorischen und Dramatischen greifen: denn zuletzt kommt es ihm darauf an, sich verständlich zu machen und dadurch Gewalt zu gewinnen, gleichgültig ob er das Gefühl auf ebenem Pfade zu sich leitet oder unversehens überfällt—als Hirt oder als Räuber. Dies gilt auch in den bildenden wie musischen Künsten; wo das Gefühl mangelnder Dialektik oder des Ungenügens in Ausdruck und Erzählung, zusammen mit einem überreichen, drängenden Formentriebe, jene Gattung des Stiles zutage fördert, welche man Barockstil nennt.— Nur die Schlechtunterrichteten und Anmassenden werden übrigens bei diesem Wort sogleich eine abschätzige Empfindung haben. Der Barockstil entsteht jedesmal beim Abblühen jeder grossen Kunst, wenn die Anforderungen in der Kunst des klassischen Ausdrucks allzu gross geworden sind, als ein Natur-Ereignis, dem man wohl mit Schwermut,—weil es der Nacht voranläuft—zusehen wird, aber zugleich mit Bewunderung für die ihm eigentümlichen Ersatzkünste des Ausdrucks und der Erzählung. Dahin gehört schon die Wahl von Stoffen und Vorwürfen höchster dramatischer Spannung, bei denen auch ohne Kunst das Herz zittert, weil Himmel und Hölle der Empfindung allzu nahe sind: dann die Beredsamkeit der starken Affekte und Gebärden, des Hässlich-Erhabenen, der grossen Massen, überhaupt der Quantität an sich—wie dies sich schon bei Michelangelo, dem Vater oder Grossvater der italienischen Barockkünstler, ankündigt—: die Dämmerungs-, Verklärungs- oder Feuerbrunstlichter auf so starkgebildeten Formen: dazu fortwährend neue Wagnisse in Mitteln und Absichten, vom Künstler für die Künstler kräftig unterstrichen, während der Laie wähnen muss, das beständige unfreiwillige Überströmen aller Füllhörner einer ursprünglichen Natur-Kunst zu sehen: diese Eigenschaften alle, in denen jener Stil seine Grösse hat, sind in den früheren, vorklassischen und klassischen Epochen einer Kunstart nicht möglich, nicht erlaubt: solche Köstlichkeiten hängen lange als verbotene Früchte am Baume.— Gerade jetzt, wo die Musik in diese letzte Epoche übergeht, kann man das Phänomen des Barockstils in einer besonderen Pracht kennenlernen und vieles durch Vergleichung daraus für frühere Zeiten lernen: denn es hat von den griechischen Zeiten ab schon oftmals einen Barockstil gegeben, in der Poesie, Beredsamkeit, im Prosastile, in der Skulptur ebensowohl als bekanntermassen in der Architektur—und jedesmal hat dieser Stil, ob es ihm gleich am höchsten Adel, an dem einer unschuldigen, unbewussten, sieghaften Vollkommenheit gebricht, auch vielen von den Besten und Ernstesten seiner Zeit wohlgetan:—weshalb es, wie gesagt, anmassend ist,, ohne weiteres ihn abschätzig zu beurteilen; so sehr sich jeder glücklich preisen darf, dessen Empfindung durch ihn nicht für den reineren und grösseren Stil unempfindlich gemacht wird.

145

Wert ehrlicher Bücher. — Ehrliche Bücher machen den Leser ehrlich, wenigstens indem sie seinen Hass und Widerwillen herauslocken, welchen die verschmitzte Klugheit sonst am besten zu verstecken weiss. Gegen ein Buch aber lässt man sich gehen, wenn man sich auch noch so sehr gegen Menschen zurückhält.

146

Wodurch die Kunst Partei macht.— Einzelne schöne Stellen, ein erregender Gesamtverlauf und hinreissende erschütternde Schlussstimmungen—soviel wird auch den meisten Laaien von einem Kunstwerk noch zugänglich sein: und in einer Periode der Kunst, in der man die grosse Masse der Laien auf die Seite der Künstler hinüberziehen, also eine Partei, vielleicht zur Erhaltung der Kunst überhaupt, machen will, wird der Schaffende gut tun, auch nicht mehr zu geben: damit er nicht zum Verschwender seiner Kraft werde auf Gebieten, wo niemand ihm Dank weiss. Das übrige nämlich zu leisten—die Natur in ihrem organischen Bilden und Wachsenlassen nachzuahmen—hiesse in jenem Falle: auf Wasser säen.

147

Zum Schaden der Historie gross werden.— Jeder spätere Meister, welcher den Geschmack der Kunst-Geniessenden in seine Bahn lenkt, bringt unwillkürlich eine Auswahl und Neu-Abschätzung der älteren Meister und ihrer Werke hervor: das ihm Gemässe und Verwandte, das ihn Vorschmeckende und Ankündigende in jenen gilt von jetzt ab als das eigentlich Bedeutende an ihnen und ihren Werken—eine Frucht, in der gewöhnlich eiin grosser Irrtum als Wurm verborgen steckt.

148

Wie ein Zeitalter zur Kunst geködert wird. — Man lerne mit Hilfe aller Künstler- und Denker-Zaubereien die Menschen an, vor ihren Mängeln, ihrer geistigen Armut, ihren unsinnigen Verblendungen und Leidenschaften Verehrung zu empfinden—und dies ist möglich—, man zeige vom Verbrechen und vom Wahne nur die erhabene Seite, von der Schwäche der Willenlosen und Blind-Ergebnen nur das Rührende und Zu-Herzen-Sprechende eines solchen Zustandes—auch dies ist oft genug geschehen—: so hat man das Mittel angewendet, auch einem ganz unkünstlerischen und unphilosophischen Zeitalter schwärmerische Liebe zu Philosophie und Kunst (namentlich zu den Künstlern und Denkern als Personen) einzuflössen, und, in schlimmen Umständen, vielleicht das einzige Mittel, die Existenz so zarter und gefährdeter Gebilde zu wahren.

149

Kritik und Freude.— Kritik, einseitige und ungerechte ebensogut wie verständige, macht dem, der sie übt, so viel Vergnügen, dass die Welt jedem Werk, jeder Handlung Dank schuldig ist, welche viel und viele zur Kritik auffordert: denn hinter ihr her zieht sich ein blitzender Schweif von Freude, Witz, Selbstbewunderung, Stolz, Belehrung, Vorsatz zum Bessermachen.— Der Gott der Freude schuf das Schlechte und Mittelmässige aus dem gleichen Grunde, aus dem er das Gute schuf.

150

Über seine Grenze hinaus. — Wenn ein Künstler mehr sein will als ein Künstler, zum Beispiel der moralische Erwecker seines Volkes, so verliebt er sich, zur Strafe, zuletzt in ein Ungetüm von moralischem Stoff—und die Muse lacht dazu: denn diese so gutherzige Göttin kann aus Eifersucht auch boshaft werden. Man denke an Milton und Klopstock.

151

Gläsernes Auge.— Die Richtung des Talentes auf moralische Stoffe, Personen, Motive, auf die schöne Seele des Kunstwerks ist mitunter nur das gläserne Auge, welches der Künstler, dem es an der schönen Seele gebricht, sich einsetzt: mit dem sehr seltenen Erfolge, dass dies Auge zuletzt doch lebendige Natur wird, wenn auch etwas verkümmert blickende Natur,—aber mit dem gewöhnlichen Erfolge, dass alle Welt Natur zu sehen meint, wo kaltes Glas ist.

152

Schreiben und Siegen-wollen.— Schreiben sollte immer einen Sieg anzeigen, und zwar eine Überwindung seiner selbst, welche anderen zum Nutzen mitgeteilt werden muss; aber es gibt dyspeptische Autoren, welche gerade nur schreiben, wenn sie etwas nicht verdauen können, ja wenn dies ihnen schon in den Zähnen hängengeblieben ist: sie suchen unwillkürlich mit ihrem Ärger auch dem Leser Verdruss zu machen und so eine Gewalt über ihn auszuüben, das heisst: auch sie wollen siegen, aber über andere.

153

"Gut Buch will Weile haben."— Jedes gute Buch schmeckt herb, wenn es erscheint: es hat den Fehler der Neuheit. Zudem schadet ihm sein lebender Autor, falls er bekannt ist und manches von ihm verlautet: denn alle Welt pflegt den Autor und sein Werk zu verwechseln. Was in diesem an Geist, Süsse und Goldglanz ist, muss sich erst mit den Jahren entwickeln, unter der Pflege wachsender, dann alter, zuletzt überlieferter Verehrung. Manche Stunde muss darüber hinlaufen, manche Spinne ihr Netz daran gewoben haben. Gute Leser machen ein Buch immer besser und gute Gegner klären es ab.

154

Masslosigkeit als Kunstmittel. — Künstler verstehen wohl, was es sagen will: die Masslosigkeit als Kunstmittel zu benutzen, um den Eindruck des Reichtums hervorzubringen. Es gehört das zu den unschuldigen Listen der Seelenverführung, auf welche sich die Künstler verstehen müssen: denn in ihrer Welt, in der es auf Schein abgesehen ist, brauchen auch die Mittel des Scheins nicht notwendig echt zu sein.

155

Der versteckte Leierkasten. — Die Genies verstehen sich besser als die Talente darauf, den Leierkasten zu verstecken, vermöge ihres umfänglicheren Faltenwurfs; aber im Grunde können sie auch nicht mehr, als ihre alten sieben Stücke wieder spielen.

156

Der Name auf dem Titelblatt. — Dass der Name des Autors auf dem Buche steht, ist zwar jetzt Sitte und fast Pflicht; doch ist es eine Hauptursache davon, dass Bücher so wenig wirken. Sind sie nämlich gut, so sind sie mehr wert als die Personen, als deren Quintessenzen; sobald aber der Autor sich durch den Titel zu erkennen gibt, wird die Quintessenz wieder von seiten des Lesers mit dem Persönlichen, ja Persönlichsten diluiert und somit der Zweck des Buches vereitelt. Es ist der Ehrgeiz des Intellektes, nicht mehr individuell zu erscheinen.

157

Schärfste Kritik.— Man kritisiert einen Menschen, ein Buch am schärfsten, wenn man das Ideal desselben hinzeichnet.

158

Wenig und ohne Liebe. — Jedes gute Buch ist für einen bestimmten Leser und dessen Art geschrieben und wird eben deshalb von allen übrigen Lesern, der grossen Mehrzahl, ungünstig angesehn: weshalb sein Ruf auf schmaler Grundlage ruht und nur langsam aufgebaut werden kann.— Das mittelmässige und schlechte Buch ist es eben dadurch, dass es vielen zu gefallen sucht und auch gefällt.

159

Musik und Krankheit. — Die Gefahr in der neuen Musik liegt darin, dass sie uns den Becher des Wonnigen und Grossartigen so hinreissend und mit einem Anscheine von sittlicher Ekstase an die Lippen setzt, dass auch der Mässige und Edle immer einige Tropfen zu viel von ihr trinkt. Diese Minimal-Ausschweifung, fortwährend wiederholt, kann aber zuletzt eine tiefere Erschütterung und Untergrabung der geistigen Gesundheit zuwege bringen, als irgend ein grosser Exzess es vermöchte: so dass nichts übrigbleibt, als eines Tages die Nymphengrotte zu fliehen und, durch Meereswogen und Gefahren, nach dem Rauch von Ithaka und nach den Umarmungen der schlichteren und menschlicheren Gattin sich den Weg zu bahnen.

160

Vorteil für die Gegner.— Ein Buch voller Geist teilt auch an seine Gegner davon mit.

161

Jugend und Kritik. — Ein Buch kritisieren—das heisst für die Jungen nur: keinen einzigen produktiven Gedanken desselben an sich herankommen lassen und sich, mit Händen und Füssen, seiner Haut wehren. Der Jüngling lebt gegen alles Neue, das er nicht in Bausch und Bogen lieben kann, im Stande der Notwehr und begeht jedesmal dabei, so oft er nur kann, ein überflüssiges Verbrechen.

162

Wirkung der Quantität. — Die grösste Paradoxie in der Geschichte der Dichtkunst liegt darin, dass in allem, worin die alten Dichter ihre Grösse haben, einer ein Barbar, nämlich fehlerhaft und verwachsen vom Wirbel bis zur Zehe, sein kann und dennoch der grösste Dichter bleibt. So steht es ja mit Shakespeare, der, mit Sophokles zusammengehalten, einem Bergwerke voll einer Unermesslichkeit an Gold, Blei und Geröll gleicht, während jener nicht nur Gold, sondern Gold in der edelsten Gestaltung ist, die seinen Wert als Metall fast vergessen macht. Aber die Quantität, in ihren höchsten Steigerungen, wirkt als Qualität. Das kommt Shakespeare zugute.

163

Aller Anfang ist Gefahr. — Der Dichter hat die Wahl, entweder das Gefühl von einer Stufe zur andern zu heben und es so zuletzt sehr hoch zu steigern—oder es mit einem Überfalle zu versuchen und gleich von Beginn an mit aller Gewalt am Glockenstrang zu ziehn. Beides hat seine Gefahren: im ersten Falle läuft ihm vielleicht sein Zubehör vor Langerweile, im zweiten vor Schrecken davon.

164

Zugunsten der Kritiker. — Die Insekten stechen, nicht aus Bosheit, sondern weil sie auch leben wollen: ebenso unsere Kritiker; sie wollen unser Blut, nicht unseren Schmerz.

165

Erfolg von Sentenzen.— Die Unerfahrnen meinen immer, wenn ihnen eine Sentenz sofort durch ihre schlichte Wahrheit einleuchtet, sie sei alt und bekannt, und blicken dabei scheel auf den Urheber, als habe er das Gemeingut aller stehlen wollen: während sie an gewürzten Halbwahrheiten Freude haben und dies dem Autor zu erkennen geben. Dieser weiss einen solchen Wink zu würdigen und errät daraus leicht, wo es ihm gelungen und wo misslungen ist.

166

Siegen-wollen. — Ein Künstler, der in allem, was er unternimmt, über seine Kräfte hinausgeht, wird doch zuletzt, durch das Schauspiel des gewaltigen Ringens, das er gewährt, die Menge mit sich fortreissen: denn der Erfolg ist nicht immer nur beim Siege, sondern mitunter schon beim Siegen-wollen.

167

Sibi scribere.— Der vernünftige Autor schreibt für keine andere Nachwelt als für seine eigene, das heisst für sein Alter, um auch dann noch an sich Freude haben zu können.

168

Lob der Sentenz. — Eine gute Sentenz ist zu hart für den Zahn der Zeit und wird von allen Jahrtausenden nicht aufgezehrt, obwohl sie jeder Zeit zur Nahrung dient: dadurch ist sie das grosse Paradoxon in der Literatur, das Unvergängliche inmitten des Wechselnden, die Speise, welche immer geschätzt bleibt wie das Salz, und niemals, wie selbst dieses, dumm wird.

169

Kunstbedürfnis zweiten Ranges. — Das Volk hat wohl etwas von dem, was man Kunstbedürfnis nennen darf, aber es ist wenig und wohlfeil zu befriedigen. Im Grunde genügt hierfür der Abfall der Kunst: das soll man ehrlich sich eingestehen. Man erwäge doch nur zum Beispiel, an was für Melodien und Liedern jetzt unsere kraftvollsten, unverdorbensten, treuherzigsten Schichten der Bevölkerung ihre rechte Herzensfreude haben, man lebe unter Hirten, Sennen, Bauern, Jägern, Soldaten, Seeleuten und gebe sich die Antwort. Und wird nicht in der kleinen Stadt, gerade in den Häusern, welche der Sitz altvererbter Bürgertugend sind, jene allerschlechteste Musik geliebt, ja gehätschelt, welche überhaupt jetzt hervorgebracht wird? Wer von tieferm Bedürfnisse, von unausgefülltem Begehren nach Kunst in Beziehung auf das Volk, wie es ist, redet, der faselt oder schwindelt. Seid ehrlich! Nur bei Ausnahme-Menschen gibt es jetzt ein Kunstbedürfnis in hohem Stile— weil die Kunst überhaupt wieder einmal im Rückgange ist und die menschlichen Kräfte und Hoffnungen sich für eine Zeit auf andere Dinge geworfen haben.— Ausserdem, nämlich abseits vom Volke, besteht freilich noch ein breiteres, umfänglicheres Kunstbedürfnis, aber zweiten Ranges, in den höheren und höchsten Schichten der Gesellschaft: hier ist etwas wie eine künstlerische Gemeinde, die es aufrichtig meint, möglich. Aber man sehe sich die Elemente an! Es sind im allgemeinen die feineren Unzufriednen, die an sich zu keiner rechten Freude kommen: der Gebildete, der nicht frei genug geworden ist, um der Tröstungen der Religion entraten zu können, und doch ihre Öle nicht wohlriechend genug findet: der Halbedle, der zu schwach ist, den einen Grundfehler seines Lebens oder den schädlichen Hang seines Charakters zu brechen, durch heroisches Umkehren oder Verzichtleisten: der Reichbegabte, der zu vornehm von sich denkt, um durch bescheidene Tätigkeit zu nützen, und zu träge zur ernsten aufopfernden Arbeit ist: das Mädchen, welches sich keinen genügenden Kreis von Pflichten zu schaffen weiss: die Frau, die durch eine leichtsinnige oder frevelhafte Ehe sich band und nicht genug gebunden weiss: der Gelehrte, Arzt, Kaufmann, Beamte, der zu zeitig in das einzelne eingekehrt und seiner ganzen Natur niemals vollen Lauf gegönnt hat, dafür aber mit einem Wurm im Herzen seine immerhin tüchtige Arbeit tut: endlich alle unvollständigen Künstler—dies sind jetzt die noch wahrhaften Kunstbedürftigen! Und was begehren sie eigentlich von der Kunst? Sie soll ihnen für Stunden und Augenblicke das Unbehagen, die Langeweile, das halbschlechte Gewissen verscheuchen und womöglich den Fehler ihres Lebens und Charakters als Fehler des Welten-Schicksals ins Grosse umdeuten—sehr verschieden von den Griechen, welche in ihrer Kunst das Aus- und Überströmen ihres eignen Wohl- und Gesundseins empfanden und es liebten, ihre Vollkommenheit noch einmal ausser sich zu sehen:—sie führte der Selbstgenuss zur Kunst, diese unsere Zeitgenossen—der Selbstverdruss.

170

Die Deutschen im Theater. — Das eigentliche Theatertalent der Deutschen war Kotzebue; er und seine Deutschen, die der höheren sowohl als die der mittleren Gesellschaft, gehörten notwendig zusammen, und die Zeitgenossen hätten von ihm im Ernste sagen dürfen: "in ihm leben, weben und sind wir." Hier war nichts Erzwungenes, Angebildetes, Halb- und Angeniessendes: was er wollte und konnte, wurde verstanden, ja bis jetzt ist der ehrlicheTheater-Erfolg auf deutschen Bühnen im Besitze der verschämten oder unverschämten Erben Kotzebueischer Mittel und Wirkungen, namentlich soweit das Lustspiel noch in einiger Blüte steht; woraus sich ergibt, dass viel von dem damaligen Deutschtum, zumal abseits von der grossen Stadt, immer noch fortlebt. Gutmütig, in kleinen Genüssen unenthaltsam, tränenlüstern, mit dem Wunsche, wenigstens im Theater sich der eingebornen pflichtstrengen Nüchternheit entschlagen zu dürfen und hier lächelnde, ja lachende Duldung zu üben, das Gute und das Mitleid verwechselnd und in eins zusammenwerfend—wie es das Wesentliche der deutschen Sentimentalität ist—, überglücklich bei einer schönen grossmütigen Handlung, im übrigen unterwürfig nach oben, neidisch gegeneinander, und doch im Innersten sich selbst genügend—so waren sie, so war er.— Das zweite Theatertalent war Schiller: dieser entdeckte eine Klasse von Zuhörern, welche bis dahin nicht in Betracht gekommen waren; er fand sie in den unreifen Lebensaltern, im deutschen Mädchen und Jüngling. Ihren höheren, edleren, stürmischeren, wenn auch unklareren Regungen, ihrer Lust am Klingklang sittlicher Worte (welche in den dreissiger Jahren des Lebens zu verschwinden pflegt) kam er mit seinen Dichtungen entgegen und errang sich dadurch, gemäss der Leidenschaftlichkeit und Parteisucht jener Altersklasse, einen Erfolg, der allmählich auch auf die reiferen Lebensalter mit Vorteil einwirkte: Schiller hat im allgemeinen die Deutschen verjüngt.— Goethe stand über den Deutschen in jeder Beziehung und steht es auch jetzt noch: er wird ihnen nie angehören. Wie könnte auch je ein Volk der Goethischen Geistigkeit, im Wohl-Sein und Wohl-Wollen gewachsen sein! Wie Beethoven über die Deutschen weg Musik machte, wie Schopenhauer über die Deutschen weg philosophierte, so dichtete Goethe seinen Tasso, seine Iphigenie über die Deutschen weg. Ihm folgte eine sehr kleine Schar Höchstgebildeter, durch Altertum, Leben und Reisen Erzogener, über deutsches Wesen hinaus Gewachsener:—er selber wollte es nicht anders.— Als dann die Romantiker ihren zweckbewussten Goethe-Kultus aufrichteten, als ihre erstaunliche Kunstfertigkeit des Anschmeckens dann auf die Schüler Hegels, die eigentlichen Erzieher der Deutschen dieses Jahrhunderts, überging, als der erwachende nationale Ehrgeiz auch dem Ruhme der deutschen Dichter zugute kam und der eigentliche Massstab des Volkes, ob es sich ehrlich an etwas freuen könne, unerbittlich dem Urteile der einzelnen und jenem nationalen Ehrgeize untergeordnet wurde—das heisst, als man anfing sich freuen zu müssen—, da entstand jene Verlogenheit und Uneechtheit der deutschen Bildung, welche sich Kotzebues schämte, welche Sophokles, Calderon und selbst Goethes Faust-Fortsetzung auf die Bühne brachte und welche ihrer belegten Zunge, ihres verschleimten Magens wegen, zuletzt nicht mehr weiss, was ihr schmeckt, was ihr langweilig ist.— Selig sind die, welche Geschmack haben, wenn es auch ein schlechter Geschmack ist!— Und nicht nur selig, auch weise kann man nur vermöge dieser Eigenschaft werden: weshalb die Griechen, die in solchen Dingen sehr fein waren, den Weisen mit einem Wort bezeichneten, das den Mann des Geschmacks bedeutet, und Weisheit, künstlerische sowohl wie erkennende, geradezu "Geschmack" (sophia) benannten.

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Die Musik als Spätling jeder Kultur. — Die Musik kommt von allen Künsten, welche auf einem bestimmten Kultur-Boden, unter bestimmten sozialen und politischen Verhältnissen jedesmal aufzuwachsen pflegen, als die letzte aller Pflanzen zum Vorschein, im Herbst und Abblühen der zu ihr gehörigen Kultur: während gewöhnlich die ersten Boten und Anzeichen eines neuen Frühlings schon bemerkbar sind; ja mitunter läutet die Musik wie die Sprache eines versunkenen Zeitalters in eine erstaunte und neue Welt hinein und kommt zu spät. Erst in der Kunst der Niederländer Musiker fand die Seele des christlichen Mittelalters ihren vollen Klang: ihre Ton-Baukunst ist die nachgeborne, aber echt- und ebenbürtige Schwester der Gotik. Erst in Händels Musik erklang das beste von Luthers und seiner Verwandten Seele, der grosse jüdisch-heroische Zug, welcher die ganze Reformations-Bewegung schuf. Erst Mozart gab dem Zeitalter Ludwig des Vierzehnten und der Kunst Racines und Claude Lorrains in klingendem Golde heraus. Erst in Beethovens und Rossinis Musik sang sich das achtzehnte Jahrhundert aus, das Jahrhundert der Schwärmerei, der zerbrochnen Ideale und des flüchtigen Glücks. So möchte denn ein Freund empfindsamer Gleichnisse sagen, jede wahrhaft bedeutende Musik sei Schwanengesang.— Die Musik ist eben nicht eine allgemeine überzeitliche Sprache, wie man so oft zu ihrer Ehre gesagt hat, sondern entspricht genau einem Gefühls-Wärme- und Zeitmass, welches eine ganz bestimmte einzelne, zeitlich und örtlich gebundene Kultur als inneres Gesetz in sich trägt: die Musik Palestrinas würde für einen Griechen völlig unzugänglich sein, und wiederum—was würde Palestrina bei der Musik Rossinis hören?— Vielleicht, dass auch unsere neueste deutsche Musik, so sehr sie herrscht und herrschlustig ist, in kurzer Zeitspanne nicht mehr verstanden wird: denn sie entsprang aus einer Kultur, die im raschen Absinken begriffen ist; ihr Boden ist jene Reaktions- und Restaurations-Periode, in welcher ebenso ein gewisser Katholizismus des Gefühls wie die Lust an allem heimisch-nationalen Wesen und Urwesen zur Blüte kam und über Europa einen gemischten Duft ausgoss: welche beide Richtungen des Empfindens, in grösster Stärke erfasst und bis in die entferntesten Enden fortgeführt, in der Wagnerischen Kunst zuletzt zum Erklingen gekommen sind. Wagners Aneignung der altheimischen Sagen, sein veredelndes Schalten und Walten unter deren so fremdartigen Göttern und Helden—welche eigentlich souveräne Raubtiere sind, mit Anwandlungen von Tiefsinn, Grossherzigkeit und Lebensüberdruss—, die Neubeseelung dieser Gestalten, denen er den christlich-mittelalterlichen Durst nach verzückter Sinnlichkeit und Entsinnlichung dazugab, dieses ganze Wagnerische Nehmen und Geben in Hinsicht auf Stoffe, Seelen, Gestalten und Worte spricht deutlich auch den Geist seiner Musik aus, wenn diese, wie alle Musik, von sich selber nicht völlig unzweideutig zu reden vermöchte: dieser Geist führt den allerletzten Kriegs- und Reaktionszug an gegen den Geist der Aufklärung, welcher aus dem vorigen Jahrhundert in dieses hineinwehte, ebenso gegen die übernationalen Gedanken der französischen Umsturz-Schwärmerei und der englisch-amerikanischen Nüchternheit im Umbau von Staat und Gesellschaft.— Ist es aber nicht ersichtlich, dass die hier—bei Wagner selbst und seinem Anhange—noch zurückgedrängt erscheinenden Gedanken- und Empfindungskreise längst von neuem wieder Gewalt bekommen haben, und dass jener späte musikalische Protest gegen sie zumeist in Ohren hineinklingt, die andere und entgegengesetzte Töne lieber hören? so dass eines Tages jene wunderbare und hohe Kunst ganz plötzlich unverständlich werden und sich Spinnweben und Vergessenheit über sie legen könnten.— Man darf sich über diese Sachlage nicht durch jene flüchtigen Schwankungen beirren lassen, welche als Reaktion innerhalb der Reaktion, als ein zeitweiliges Einsinken des Wellenbergs inmitten der gesamten Bewegung erscheinen; so mag dieses Jahrzehnt der nationalen Kriege, des ultramontanen Martyriums und der sozialistischen Beängstigung in seinen feineren Nachwirkungen auch der genannten Kunst zu einer plötzlichen Glorie verhelfen—ohne ihr damit die Bürgschaft dafür zu geben, dass sie "Zukunft habe," oder gar, dass sie die Zukunft habe.— Es liegt im Wesen der Musik, dass die Früchte ihrer grossen Kultur-Jahrgänge zeitiger unschmackhaft werden und rascher verderben als die Früchte der bildenden Kunst oder gar die auf dem Baume der Erkenntnis gewachsenen: unter allen Erzeugnissen des menschlichen Kunstsinns sind nämlich Gedanken das Dauerhafteste und Haltbarste.

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Die Dichter keine Lehrer mehr. — So fremd es unserer Zeit klingen mag: es gab Dichter und Künstler, deren Seele über die Leidenschaften und deren Krämpfe und Entzückungen hinaus war und die deshalb an reinlicheren Stoffen, würdigeren Menschen, zarteren Verknüpfungen und Lösungen ihre Freude hatten. Sind die jetzigen grossen Künstler meistens Entfesseler des Willens und unter Umständen eben dadurch Befreier des Lebens, so waren jene—Willens-Bändiger, Tier-Verwandeler, Menschen-Schöpfer und überhaupt Bildner, Um- und Fortbildner des Lebens: während der Ruhm der jetzigen im Abschirren, Kettenlösen, Zertrümmern liegen mag.— Die älteren Griechen verlangten vom Dichter, er solle der Lehrer der Erwachsenen sein: aber wie müsste sich jetzt ein Dichter schämen, wenn man dies von ihm verlangte,—er, der selber sich kein guter Lehrer war und daher selbst kein gutes Gedicht, kein schönes Gebilde wurde, sondern im günstigen Falle gleichsam der scheue, anziehende Trümmerhaufen eines Tempels, aber zugleich eine Höhle der Begierden, mit Blumen, Stechpflanzen, Giftkräutern ruinenhaft überwachsen, von Schlangen, Gewürm, Spinnen und Vögeln bewohnt und besucht—ein Gegenstand zum trauernden Nachsinnen darüber, warum jetzt das Edelste und Köstlichste sogleich als Ruine, ohne die Vergangenheit und Zukunft des Vollkommenseins, emporwachsen muss? —

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Vor- und Rückblick.— Eine Kunst, wie sie aus Homer, Sophokles, Theokrit, Calderon, Racine, Goethe ausströmt, als Überschuss einer weisen und harmonischen Lebensführung—das ist das Rechte, nach dem wir endlich greifen lernen, wenn wir selber weiser und harmonischer geworden sind: nicht jene barbarische, wenngleich noch so entzückende Aussprudelung hitziger und bunter Dinge aus einer ungebändigten, chaotischen Seele, welche wir früher als Jünglinge unter Kunst verstanden. Es begreift sich aber aus sich selber, dass für gewisse Lebenszeiten eine Kunst der Überspannung, der Erregung, des Widerwillens gegen das Geregelte, Eintönige, Einfache, Logische ein notwendiges Bedürfnis ist, welchem Künstler entsprechen müssen, damit die Seele solcher Lebenszeiten sich nicht auf anderem Weg, durch allerlei Unfug und Unart, entlade. So bedürfen die Jünglinge, wie sie meistens sind, voll, gärend, von nichts mehr als von der Langeweile gepeinigt,—so bedürfen Frauen, denen eine gute, die Seele füllende Arbeit fehlt, jener Kunst der entzückenden Unordnung. Um so heftiger noch entflammt sich ihre Sehnsucht nach einem Genügen ohne Wechsel, einem Glück ohne Betäubung und Rausch.

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Gegen die Kunst der Kunstwerke.— Die Kunst soll vor allem und zuerst das Leben verschönern, also uns selber den anderen erträglich, womöglich angenehm machen: mit dieser Aufgabe vor Augen mässigt sie und hält uns im Zaume, schafft Formen des Umgangs, bindet die Unerzogenen an Gesetze des Anstands, der Reinlichkeit, der Höflichkeit, des Redens und Schweigens zur rechten Zeit. Sodann soll die Kunst alles Hässliche verbergen oder umdeuten, jenes Peinliche, Schreckliche, Ekelhafte, welches trotz allem Bemühen immer wieder, gemäss der Herkunft der menschlichen Natur, herausbrechen wird: sie soll so namentlich in Hinsicht auf die Leidenschaften und seelischen Schmerzen und Ängste verfahren und im unvermeidlich oder unüberwindlich Hässlichen das Bedeutende durchschimmern lassen. Nach dieser grossen, ja übergrossen Aufgabe der Kunst ist die sogenannte eigentliche Kunst, die der Kunstwerke, nur ein Anhängsel. Ein Mensch, der einen Überschuss von solchen verschönernden, verbergenden und umdeutenden Kräften in sich fühlt, wird sich zuletzt noch in Kunstwerken dieses Überschusses zu entladen suchen; ebenso, unter besonderen Umständen, ein ganzes Volk.— Aber gewöhnlich fängt man jetzt die Kunst am Ende an, hängt sich an ihren Schweif und meint, die Kunst der Kunstwerke sei das Eigentliche, von ihr aus solle das Leben verbessert und umgewandelt werden—wir Toren! Wenn wir die Mahlzeit mit dem Nachtisch beginnen und Süssigkeiten über Süssigkeiten kosten, was wunders, wenn wir uns den Magen und selbst den Appetit für die gute, kräftige, nährende Mahlzeit, zu der uns die Kunst einladet, verderben!

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Fortbestehen der Kunst. — Wodurch besteht jetzt im Grunde eine Kunst der Kunstwerke fort? Dadurch, dass die meisten, welche Mussestunden haben—und nur für diese gibt es ja eine solche Kunst—, nicht glauben, ohne Musik, Theater- und Galerien-Besuch, ohne Roman- und Gedichte-lesen mit ihrer Zeit fertig zu werden. Gesetzt, man könnte sie von dieser Befriedigung abhalten, so würden sie entweder nicht so eifrig nach Musse streben und der neiderregende Anblick der Reichen würde seltener—ein grosser Gewinn für den Bestand der Gesellschaft; oder sie hätten Musse, lernten aber nachdenken— was man lernen und verlernen kann—, über ihre Arbeit zum Beispiel, ihre Verbindungen, über Freuden, die sie erweisen könnten: le Welt, mit Ausnahme der Künstler, hätte in beiden Fällen den Vorteil davon.— Es gibt gewiss manchen kraft- und sinnvollen Leser, der hier einen guten Einwand zu machen versteht. Der Plumpen und Böswilligen halber soll es doch einmal gesagt werden, dass es hier wie so oft in diesem Buche dem Autor eben auf den Einwand ankommt, und dass manches in ihm zu lesen ist, was nicht gerade darin geschrieben steht.

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Das Mundstück der Götter. — Der Dichter spricht die allgemeinen höheren Meinungen aus, welche ein Volk hat, er ist deren Mundstück und Flöte—aber er spricht sie, vermöge des Metrums und aller anderen künstlerischen Mittel so aus, dass das Volk sie wie etwas ganz Neues und Wunderhaftes nimmt und es vom Dichter allen Ernstes glaubt, er sei das Mundstück der Götter. Ja, in der Umwölkung des Schaffens vergisst der Dichter selber, wo er alle seine geistige Weisheit her hat—von Vater und Mutter, von Lehrern und Büchern aller Art, von der Strasse und namentlich von den Priestern; ihn täuscht seine eigene Kunst und er glaubt wirklich, in naiver Zeit, dass ein Gott durch ihn rede, dass er im Zustande einer religiösen Erleuchtung schaffe,—während er eben nur sagt, was er gelernt hat, Volks-Weisheit und Volks-Torheit miteinander. Also: insofern der Dichter wirklich vox populi ist, gilt er als vox dei.

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Was alle Kunst will und nicht kann. — Die schwerste und letzte Aufgabe des Künstlers ist die Darstellung des Gleichbleibenden, in sich Ruhenden, Hohen, Einfachen, vom Einzelreiz weit Absehenden; deshalb werden die höchsten Gestaltungen sittlicher Vollkommenheit von den schwächeren Künstlern selbst als unkünstlerische Vorwürfe abgelehnt, weil ihrem Ehrgeize der Anblick dieser Früchte gar zu peinlich ist: sie glänzen ihnen aus den äussersten Ästen der Kunst entgegen, aber es fehlt ihnen Leiter, Mut und Handgriff, um sich so hoch wagen zu dürfen. An sich ist ein Phidias als Dichter recht wohl möglich, aber, in Anbetracht der modernen Kraft, fast nur im Sinne des Wortes, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist. Schon der Wunsch nach einem dichterischen Claude Lorrain ist ja gegenwärtig eine Unbescheidenheit, so sehr einen das Herz danach verlangen heisst.— Der Darstellung des höchsten Menschen, das heisst des einfachsten und zugleich vollsten, war bis jetzt kein Künstler gewachsen; vielleicht aber haben die Griechen, im Ideal der Athene, am weitesten von allen bisherigen Menschen den Blick geworfen.

178

Kunst und Restauration. — Die rückläufigen Bewegungen in der Geschichte, die sogenannten Restaurationszeiten, welche einem geistigen und gesellschaftlichen Zustand, der vor dem zuletzt bestehenden lag, wieder Leben zu geben suchen und denen eine kurze Toten-Erweckung auch wirklich zu gelingen scheint, haben den Reiz gemütvoller Erinnerung, sehnsüchtigen Verlangens nach fast Verlorenem, hastigen Umarmens von minutenlangem Glücke. Wegen dieser seltsamen Vertiefung der Stimmung finden gerade in solchen flüchtigen, fast traumhaften Zeiten Kunst und Dichtung einen natürlichen Boden: wie an steil absinkenden Bergeshängen die zartesten und seltensten Pflanzen wachsen.— So treibt es manchen guten Künstler unvermerkt zu einer Restaurations-Denkweise in Politik und Gesellschaft, für welche er sich, auf eigene Faust, ein stilles Winkelchen und Gärtchen zurechtmacht: wo er dann die menschlichen Überreste jener ihn anheimelnden Geschichtsepoche um sich sammelt und vor lauter Toten, Halbtoten und Sterbensmüden sein Saitenspiel ertönen lässt, vielleicht mit dem erwähnten Erfolge einer kurzen Toten-Erweckung.

179

Glück der Zeit.— In zwei Beziehungen ist unsere Zeit glücklich zu preisen. In Hinsicht auf die Vergangenheit geniessen wir alle Kulturen und deren Hervorbringungen und nähren uns mit dem edelsten Blute aller Zeiten, wir stehen noch dem Zauber der Gewalten, aus deren Schosse jene geboren wurden, nahe genug, um uns vorübergehend ihnen mit Lust und Schauder unterwerfen zu können: während frühere Kulturen nur sich selber zu geniessen vermochten und nicht über sich hinaussahen, vielmehr wie von einer weiter oder enger gewölbten Glocke überspannt waren, aus welcher zwar Licht auf sie herabströmte, durch welche aber kein Blick hindurchdrang. In Hinsicht auf die Zukunft erschliesst sich uns zum ersten Male in der Geschichte der ungeheure Weitblick menschlich-ökumenischer, die ganze bewohnte Erde umspannender Ziele. Zugleich fühlen wir uns der Kräfte bewusst, diese neue Aufgabe ohne Anmassung selber in die Hand nehmen zu dürfen, ohne übernatürlicher Beistände zu bedürfen; ja, möge unser Unternehmen ausfallen wie es wolle, mögen wir unsere Kräfte überschätzt haben, jedenfalls gibt es niemanden, dem wir Rechenschaft schuldeten als uns selbst: die Menschheit kann von nun an durchaus mit sich anfangen, was sie will.— Es gibt freilich sonderbare Menschen-Bienen, welche aus dem Kelche aller Dinge immer nur das Bitterste und Ärgerlichste zu saugen verstehen;—und in der Tat, alle Dinge enthalten etwas von diesem Nicht-Honig in sich. Diese mögen über das geschilderte Glück unseres Zeitalters in ihrer Art empfinden und an ihrem Bienen-Korb des Missbehagens weiterbauen.

180

Eine Vision. — Lehr- und Betrachtungsstunden für Erwachsene, Reife und Reifste, und diese täglich, ohne Zwang, aber nach dem Gebot der Sitte von jedermann besucht: die Kirchen als die würdigsten und erinnerungsreichsten Stätten dazu: gleichsam alltägliche Festfeiern der erreichten und erreichbaren menschlichen Vernunftwürde: ein neueres und volleres Auf- und Ausblühen des Lehrer-Ideals, in welches der Geistliche, der Künstler und der Arzt, der Wissende und der Weise hineinverschmelzen, wie deren Einzel-Tugenden als Gesamt-Tugend auch in der Lehre selber, in ihrem Vortrag, ihrer Methode zum Vorschein kommen müssten,—dies ist meine Vision, die mir immer wiederkehrt und von der ich fest glaube, dass sie einen Zipfel des Zukunfts-Schleiers gehoben hat.

181

Erziehung Verdrehung. — Die ausserordentliche Unsicherheit alles Unterrichtswesens, auf Grund deren jetzt jeder Erwachsene das Gefühl bekommt, sein einziger Erzieher sei der Zufall gewesen,—das Windfahnenhafte der erzieherischen Methoden und Absichten erklärt sich daraus, dass jetzt die ältesten und die neuesten Kulturmächte wie in einer wilden Volksversammlung mehr gehört als verstanden werden wollen und um jeden Preis durch ihre Stimme, ihr Geschrei beweisen wollen, dass sie noch existieren oder dass sie schon existieren. Die armen Lehrer und Erzieher sind bei diesem widersinnigen Lärm erst betäubt, dann still und endlich stumpf geworden und lassen alles über sich ergehen, wie sie nun wieder auch alles über ihre Zöglinge ergehen lassen. Sie selbst sind nicht erzogen: wie sollten sie erziehen? Sie selbst sind keine gerade gewachsenen, kräftigen, saftvollen Stämme: wer sich an sie anschliessen will, wird sich winden und krümmen müssen und zuletzt verdreht und verwachsen erscheinen.

182

Philosophen und Künstler der Zeit. — Wüstheit und Kaltsinn, Brand der Begierden, Abkühlung des Herzens—dies widerliche Nebeneinander findet sich im Bilde der höheren europäischen Gesellschaft der Gegenwart. Da glaubt der Künstler schon viel zu erreichen, wenn er durch seine Kunst neben dem Brande der Begierde auch einmal den Brand des Herzens aufflammen macht: und ebenso der Philosoph, wenn er bei der Kühle des Herzens, die er mit seiner Zeit gemein hat, auch die Hitze der Begierde durch sein weltverneinendes Urteilen in sich und jener Gesellschaft abkühlt.

183

Nicht ohne Not Soldat der Kultur sein. — Endlich, endlich lernt man, was nicht zu wissen einem in jüngeren Jahren so viel Einbusse macht: dass man zuerst das Vortreffliche tun, zu zweit das Vortreffliche aufsuchen müsse, wo und unter welchen Namen es auch zu finden sei: dass man dagegen allem Schlechten und Mittelmässigen sofort aus dem Wege gehe, ohne es zu bekämpfen, und dass schon der Zweifel an der Güte einer Sache—wie er bei geübterem Geschmacke schnell entsteht—uns als Argument gegen sie und als Anlass, ihr völlig auszuweichen, gelten dürfe: auf die Gefahr hin, einige Male dabei zu irren und das schwerer zugängliche Gute mit dem Schlechten und Unvollkommenen zu verwechseln. Nur wer nichts Besseres kann, soll den Schlechtigkeiten der Welt zu Leibe gehn, als der Soldat der Kultur. Aber der Nähr- und Lehrstand derselben richtet sich zugrunde, wenn er in Waffen einhergehen will und den Frieden seines Berufs und Hauses durch Vorsorge, Nachtwachen und böse Träume in unheimliche Friedlosigkeit umkehrt.

184

Wie Naturgeschichte zu erzählen ist. — Die Naturgeschichte, als die Kriegs- und Siegesgeschichte der sittlich-geistigen Kraft im Widerstande gegen Angst, Einbildung, Trägheit, Aberglaube, Narrheit, sollte so erzählt werden, dass jeder, der sie hört, zum Streben nach geistig-leiblicher Gesundheit und Blüte, zum Frohgefühl, Erbe und Fortsetzer des Menschlichen zu sein, und zu einem immer edleren Unternehmungs-Bedürfnis unaufhaltsam fortgerissen würde. Bis jetzt hat sie ihre rechte Sprache noch nicht gefunden, weil die spracherfinderischen und beredten Künstler—denn deren bedarf es hierzu—gegen sie ein verstocktes Misstrauen nicht loswerden und vor allem nicht gründlich von ihr lernen wollen. Immerhin ist den Engländern zuzugestehen, dass sie in ihren naturwissenschaftlichen Lehrbüchern für die niederen Volksschichten bewunderungswürdige Schritte nach jenem Ideale hin gemacht haben: dafür werden diese auch von ihren ausgezeichnetsten Gelehrten—ganzen, vollen und füllenden Naturen—gemacht, nicht, wie bei uns, von den Mittelmässigkeiten der Forschung.

185

Genialität der Menschheit. — Wenn Genialität, nach Schopenhauers Beobachtung, in der zusammenhängenden und lebendigen Erinnerung an das Selbst-Erlebte besteht, so möchte im Streben nach Erkenntnis des gesamten historischen Gewordenseins—welches immer mächtiger die neuere Zeit gegen alle früheren abhebt und zum ersten Male zwischen Natur und Geist, Mensch und Tier, Moral und Physik die alten Mauern zerbrochen hat—ein Streben nach Genialität der Menschheit im ganzen zu erkennen sein. Die vollendet gedachte Historie wäre kosmisches Selbstbewusstsein.

186

Kultus der Kultur. — Grossen Geistern ist das abschreckende Allzumenschliche ihres Wesens, ihrer Blindheiten, Verkrümmungen, Masslosigkeiten beigegeben, damit ihr mächtiger, leicht allzumächtiger Einfluss fortwährend durch das Misstrauen, welches jene Eigenschaften einflössen, in Schranken gehalten werde. Denn das System alles dessen, was die Menschheit zu ihrem Fortbestehen nötig hat, ist so umfassend und nimmt so verschiedenartige und zahlreiche Kräfte in Anspruch, dass für jede einseitigeBevorzugung, sei es der Wissenschaft oder des Staates oder der Kunst oder des Handels, wozu jene Einzelnen treiben, die Menschheit als Ganzes harte Busse zahlen muss. Es ist immer das grösste Verhängnis der Kultur gewesen, wenn Menschen angebetet wurden: in welchem Sinn man sogar mit dem Spruche des mosaischen Gesetzes zusammenfühlen darf, welcher verbietet, neben Gott andere Götter zu haben.— Dem Kultus des Genius und der Gewalt muss man, als Ergänzung und Heilmittel, immer den Kultus der Kultur zur Seite stellen: welcher auch dem Stofflichen, Geringen, Niedrigen, Verkannten, Schwachen, Unvollkommnen, Einseitigen, Halben, Unwahren, Scheinenden, ja dem Bösen und Furchtbaren eine verständnisvolle Würdigung und das Zugeständnis, dass dies alles nötig sei, zu schenken weiss; denn der Zusammen- und Fortklang alles Menschlichen, durch erstaunliche Arbeiten und Glücksfälle erreicht, und ebenso sehr das Werk von Zyklopen und Ameisen als von Genies, soll nicht wieder verloren gehen: wie dürften wir da des gemeinsamen tiefen, oft unheimlichen Grundbasses entraten können, ohne den ja Melodie nicht Melodie zu sein vermag?

187

Die alte Welt und die Freude.— Die Menschen der alten Welt wussten sich besser zu freuen: wir, uns weniger zu betrüben; jene machten immerfort neue Anlässe, sich wohl zu fühlen und Feste zu feiern, ausfindig, mit allem ihrem Reichtum von Scharfsinn und Nachdenken: während wir unsern Geist auf Lösung von Aufgaben verwenden, welche mehr die Schmerzlosigkeit, die Beseitigung von Unlustquellen im Auge haben. In betreff des leidenden Daseins suchten die Alten zu vergessen oder die Empfindung ins Angenehme irgendwie umzubiegen: so dass sie hierin palliativisch zu helfen suchten, während wir den Ursachen des Leidens zu Leibe gehen und im ganzen lieber prophylaktisch wirken.— Vielleicht bauen wir nur die Grundlagen, auf denen spätere Menschen auch wieder den Tempel der Freude errichten.

188

Die Musen als Lügnerinnen.— "Wir verstehen uns darauf, viele Lügen zu sagen"—so sangen einstmals die Musen, als sie sich vor Hesiod offenbarten.— Es führt zu wesentlichen Entdeckungen, wenn man den Künstler einmal als Betrüger fasst.

189

Wie paradox Homer sein kann. — Gibt es etwas Verwegeneres, Schauerlicheres, Unglaublicheres, das über Menschenschicksal, gleich der Wintersonne, so hinleuchtet, wie jener Gedanke, der sich bei Homer findet:das ja fügte der Götter Beschluss und verhängte den Menschen
Untergang, dass es wär' ein Gesang auch späten Geschlechtern.
Also: wir leiden und gehen zugrunde, damit es den Dichtern nicht an Stoff fehle—und dies ordnen geradeso die Götter Homers an, welchen an der Lustbarkeit der kommenden Geschlechter sehr viel gelegen scheint, aber allzu wenig an uns, den Gegenwärtigen.— Dass je solche Gedanken in den Kopf eines Griechen gekommen sind!

190

Nachträgliche Rechtfertigung des Daseins. — Manche Gedanken sind als Irrtümer und Phantasmen in die Welt getreten, aber zu Wahrheiten geworden, weil die Menschen ihnen hinterdrein ein wirkliches Substrat untergeschoben haben.

191

Pro und Contra nötig.— Wer nicht begriffen hat, dass jeder grosse Mann nicht nur gefördert, sondern auch, der allgemeinen Wohlfahrt wegen, bekämpft werden muss, ist gewiss noch ein grosses Kind—oder selber ein grosser Mann.

192

Ungerechtigkeit des Genies. — Das Genie ist am ungerechtesten gegen die Genies, falls sie seine Zeitgenossen sind: einmal glaubt es sie nicht nötig zu haben und hält sie deshalb überhaupt für überflüssig—denn es ist ohne sie, was es ist—, sodann kreuzt ihr Einfluss die Wirkung seines elektrischen Stroms: weshalb es sie sogar schädlich nennt.

193

Schlimmstes Schicksal eines Propheten. — Er arbeitete zwanzig Jahre daran, seine Zeitgenossen von sich zu überzeugen—es gelingt ihm endlich; aber inzwischen war es seinen Gegnern auch gelungen: er war nicht mehr von sich überzeugt.

194

Drei Denker gleich einer Spinne. — In jeder philosophischen Sekte folgen drei Denker in diesem Verhältnisse aufeinander: der erste erzeugt aus sich den Saft und Samen, der zweite zieht ihn zu Fäden aus und spinnt ein künstliches Netz, der dritte lauert in diesem Netz auf Opfer, die sich hier verfangen—und sucht von der Philosophie zu leben.

195

Aus dem Verkehre mit Autoren. — Es ist eine ebenso schlechte Manier, mit einem Autor umzugehn, wenn man ihn an der Nase fasst, wie wenn man ihn an seinem Horne fasst—und jeder Autor hat sein Horn.

196

Zweigespann. — Unklarheit des Denkens und Gefühlsschwärmerei sind ebenso häufig mit dem rücksichtslosen Willen, sich selber mit allen Mitteln durchzusetzen, sich allein gelten zu lassen, verbunden wie herzhaftes Helfen, Gönnen und Wohlwollen mit dem Triebe nach Helle und Reinlichkeit des Denkens, nach Mässigung und Ansichhalten des Gefühls.

197

Das Bindende und das Trennende. — Liegt nicht im Kopfe das, was die Menschen verbindet—das Verständnis für gemeinsamen Nutzen und Nachteil—, und im Herzen das, was sie trennt—das blinde Auswählen und Zutappen in Liebe und Hass, die Hinwendung zu einem auf Unkosten aller und die daraus entspringende Verachtung des allgemeinen Nutzens?

198

Schützen und Denker. — Es gibt kuriose Schützen, welche zwar das Ziel verfehlen, aber mit dem heimlichen Stolz vom Schiessstande abtreten, dass ihre Kugel jedenfalls sehr weit (allerdings über das Ziel hinaus) geflogen ist, oder dass sie zwar nicht das Ziel, aber etwas anderes getroffen haben. Und ebensolche Denker gibt es.

199

Von zwei Seiten aus. — Man feindet eine geistige Richtung und Bewegung an, wenn man ihr überlegen ist und ihr Ziel missbilligt, oder wenn ihr Ziel zu hoch und unserem Auge unerkennbar, also wenn sie uns überlegen ist. So kann dieselbe Partei von zwei Seiten aus, von oben und von unten her, bekämpft werden; und nicht selten schliessen die Angreifenden aus gemeinsamem Hass ein Bündnis miteinander, das widerlicher ist als alles, was sie hassen.

200

Original.— Nicht dass man etwas Neues zuerst sieht, sondern dass man das Alte, Altbekannte, von jedermann Gesehene und Übersehene wie neu sieht, zeichnet die eigentlich originalen Köpfe aus. Der erste Entdecker ist gemeinhin jener ganz gewöhnliche und geistlose Phantast—der Zufall.

201

Irrtum der Philosophen. — Der Philosoph glaubt, der Wert seiner Philosophie liege im Ganzen, im Bau: die Nachwelt findet ihn im Stein, mit dem er baute und mit dem, von da an, noch oft und besser gebaut wird: also darin, dass jener Bau zerstört werden kann und doch noch als Material Wert hat.

202

Witz.— Der Witz ist das Epigramm auf den Tod eines Gefühls.

203

Im Augenblicke vor der Lösung. — In der Wissenschaft kommt es alle Tage und Stunden vor, dass einer unmittelbar vor der Lösung stehen bleibt, überzeugt, jetzt sei sein Bemühen völlig umsonst gewesen,—gleich einem, der, eine Schleife aufziehend, im Augenblicke, wo sie der Lösung am nächsten ist, zögert: denn da gerade sieht sie einem Knoten am ähnlichsten.

204

Unter die Schwärmergehen. — Der besonnene und seines Verstandes sichere Mensch kann mit Gewinnst ein Jahrzehnt unter die Phantasten gehen und sich in dieser heissen Zone einer bescheidenen Tollheit überlassen. Damit hat er ein gutes Stück Wegs gemacht, um zuletzt zu jenem Kosmopolitismus des Geistes zu gelangen, welcher ohne Anmassung sagen darf: "nichts Geistiges ist mir mehr fremd."

205

Scharfe Luft.— Das Beste und Gesündeste in der Wissenschaft wie im Gebirge ist die scharfe Luft, die in ihnen weht.— Die Geistig-Weichlichen (wie die Künstler) scheuen und verlästern dieser Luft halber die Wissenschaft.

206

Warum Gelehrte edler als Künstler sind.— Die Wissenschaft bedarf edlerer Naturen als die Dichtkunst: sie müssen einfacher, weniger ehrgeizig, enthaltsamer, stiller, nicht so auf Nachruhm bedacht sein und sich über Sachen vergessen, welche selten dem Auge vieler eines solchen Opfers der Persönlichkeit würdig erscheinen. Dazu kommt eine andre Einbusse, deren sie sich bewusst sind: die Art ihrer Beschäftigung, die fortwährende Aufforderung zur grössten Nüchternheit schwächt ihren Willen, das Feuer wird nicht so stark unterhalten wie auf dem Herde der dichterischen Naturen: und deshalb verlieren sie häufig in früheren Lebensjahren als jene ihre höchste Kraft und Blüte—und, wie gesagt, sie wissen um diese Gefahr. Unter allen Umständen erscheinen sie unbegabter, weil sie weniger glänzen, und werden für weniger gelten, als sie sind.

207

Inwiefern die Pietät verdunkelt. — Dem grossen Manne macht man, in späteren Jahrhunderten, alle grossen Eigenschaften und Tugenden seines Jahrhunderts zum Geschenk—und so wird alles Beste fortwährend durch die Pietät verdunkelt, welche es als ein heiliges Bild ansieht, an dem man Weihgeschenke aller Art aufhängt und aufstellt—bis es endlich ganz durch dieselben verdeckt und umhüllt wird und fürderhin mehr ein Gegenstand des Glaubens als des Schauens ist.

208

Auf dem Kopfe stehen. — Wenn wir die Wahrheit auf den Kopf stellen, bemerken wir gewöhnlich nicht, dass auch unser Kopf nicht dort steht, wo er stehen sollte.

209

Ursprung und Nutzen der Mode.— Die ersichtliche Selbstzufriedenheit des einzelnen mit seiner Form macht die Nachahmung rege und erschafft allmählich die Form der Vielen, das heisst die Mode: diese Vielen wollen durch die Mode eben jene so wohltuende Selbstzufriedenheit mit der Form und erlangen sie auch.— Wenn man erwägt, wie viel Gründe zur Ängstlichkeit und schüchternem Sichverstecken jeder Mensch hat und wie Dreiviertel seiner Energie und seines guten Willens durch jene Gründe gelähmt und unfruchtbar werden können, so muss man der Mode vielen Dank zollen, insofern sie jenes Dreiviertel entfesselt und Selbstvertrauen und gegenseitiges heiteres Entgegenkommen denen mitteilt, welche sich untereinander an ihr Gesetz gebunden wissen. Auch törichte Gesetze geben Freiheit und Ruhe des Gemüts, sofern sich nur viele ihnen unterworfen haben.

210

Zungenlöser.— Der Wert mancher Menschen und Bücher beruht allein in der Eigenschaft, jedermann zum Aussprechen des Verborgensten, Innersten zu nötigen: es sind Zungenlöser und Brecheisen für die verbissensten Zähne. Auch manche Ereignisse und Übeltaten, welche scheinbar nur zum Fluche der Menschheit da sind, haben jenen Wert und Nutzen.

211

Freizügige Geister. — Wer von uns würde sich einen freien Geist zu nennen wagen, wenn er nicht auf seine Art jenen Männern, denen man diesen Namen als Schimpf anhängt, eine Huldigung darbringen möchte, indem er etwas von jener Last der öffentlichen Missgunst und Beschimpfung auf seine Schultern ladet? Wohl aber dürften wir uns "freizügige Geister" in allem Ernste (und ohne diesen hoch- oder grossmütigen Trotz) nennen, weil wir den Zug zur Freiheit als stärksten Trieb unseres Geistes fühlen und im Gegensatz zu den gebundenen und festgewurzelten Intellekten unser Ideal fast in einem geistigen Nomadentum sehen—um einen bescheidenen und fast abschätzigen Ausdruck zu gebrauchen.

212

Ja die Gunst der Musen!— Was Homer darüber sagt, greift ins Herz, so wahr, so schrecklich ist es: "herzlich liebt' ihn die Muse und gab ihm Gutes und Böses; denn die Augen entnahm sie und gab ihm süssen Gesang ein." — Dies ist ein Text ohne Ende für den Denkenden: Gutes und Böses gibt sie, das ist ihre Art von herzlicher Liebe! Und jeder wird es sich besonders auslegen, warum wir Denker und Dichter unsre Augen darangeben müssen.

213

Gegen die Pflege der Musik. — Die künstlerische Ausbildung des Auges von Kindheit an, durch Zeichnen und Malen, durch Skizzieren von Landschaften, Personen, Vorgängen, bringt nebenbei den für das Leben unschätzbaren Gewinn mit sich, das Auge zum Beobachten von Menschen und Lagen scharf, ruhig und ausdauernd zu machen. Ein ähnlicher Neben-Vorteil erwächst aus der künstlerischen Pflege des Ohres nicht: weshalb Volksschulen im allgemeinen gut tun werden, der Kunst des Auges von der des Ohres den Vorzug zu geben.

214

Die Entdecker von Trivialitäten. — Subtile Geister, denen nichts ferner liegt als eine Trivialität, entdecken oft nach allerlei Umschweifen und Gebirgspfaden eine solche und haben grosse Freude daran, zur Verwunderung der Nicht-Subtilen.

215

Moral der Gelehrten. — Ein regelmässiger und schneller Fortschritt der Wissenschaften ist nur möglich, wenn der einzelne nicht zu misstrauisch sein muss, um jede Rechnung und Behauptung anderer nachzuprüfen, auf Gebieten, die ihm ferner liegen: dazu aber ist die Bedingung, dass jeder auf seinem eigenen Felde Mitbewerber hat, die äusserst misstrauisch sind und ihm scharf auf die Finger sehen. Aus diesem Nebeneinander von "nicht zu misstrauisch" und "äusserst misstrauisch" entsteht die Rechtschaffenheit in der Gelehrten-Republik.

216

Grund der Unfruchtbarkeit. — Es gibt höchst begabte Geister, welche nur deshalb immer unfruchtbar sind, weil sie, aus einer Schwäche des Temperamentes, zu ungeduldig sind, ihre Schwangerschaft abzuwarten.

217

Verkehrte Welt der Tränen. — Das vielfache Missbehagen, welches die Ansprüche der höheren Kultur dem Menschen machen, verkehrt endlich die Natur so weit, dass er für gewöhnlich starr und stoisch sich hält und nur noch für die seltenen Anfälle des Glücks die Tränen übrig hat, ja dass mancher schon bei dem Genusse der Schmerzlosigkeit weinen muss:—nur im Glücke schlägt sein Herz noch.

218

Die Griechen als Dolmetscher. — Wenn wir von den Griechen reden, reden wir unwillkürlich zugleich von heute und gestern: ihre allbekannte Geschichte ist ein blanker Spiegel, der immer etwas widerstrahlt, das nicht im Spiegel selbst ist. Wir benutzen die Freiheit, von ihnen zu reden, um von anderen schweigen zu dürfen—damit jene nun selber dem sinnenden Leser etwas ins Ohr sagen. So erleichtern die Griechen dem modernen Menschen das Mitteilen von mancherlei schwer Mitteilbarem und Bedenklichem.

219

Vom erworbenen Charakter der Griechen. — Wir lassen uns leicht durch die berühmte griechische Helle, Durchsichtigkeit, Einfachheit und Ordnung, durch das Kristallhaft-Natürliche und zugleich Kristallhaft-Künstliche griechischer Werke verführen zu glauben, das sei alles den Griechen geschenkt: sie hätten zum Beispiel gar nicht anders gekonnt als gut schreiben, wie dies Lichtenberg einmal ausspricht. Aber nichts ist voreiliger und unhaltbarer. Die Geschichte der Prosa von Gorgias bis Demosthenes zeigt ein Arbeiten und Ringen aus dem Dunklen, Überladnen, Geschmacklosen heraus zum Lichte hin, dass man an die Mühsal der Heroen erinnert wird, welche die ersten Wege durch Wald und Sümpfe zu bahnen hatten. Der Dialog der Tragödie ist die eigentliche Tat der Dramatiker, wegen seiner ungemeinen Helle und Bestimmtheit, bei einer Volksanlage, welche im Symbolischen und Andeutenden schwelgte und durch die grosse chorische Lyrik dazu noch eigens erzogen war: wie es die Tat Homers ist, die Griechen von dem asiatischen Pomp und dem dumpfen Wesen befreit und die Helle der Architektur, im grossen und einzelnen, errungen zu haben. Es galt auch keineswegs für leicht, etwas recht rein und leuchtend zu sagen; woher sonst die hohe Bewunderung für das Epigramm des Simonides, das ja so schlicht sich gibt, ohne vergoldete Spitzen, ohne Arabesken des Witzes—aber es sagt, was es zu sagen hat, deutlich, mit der Ruhe der Sonne, nicht mit der Effekthascherei eines Blitzes. Weil das Zustreben zum Lichte aus einer gleichsam eingeborenen Dämmerung griechisch ist, so geht ein Frohlocken durch das Volk beim Hören einer lakonischen Sentenz, bei der Sprache der Elegie, den Sprüchen der sieben Weisen.— Deshalb wurde das Vorschriftengeben in Versen, das uns anstössig ist, so geliebt, als eigentliche apollinische Aufgabe für den hellenischen Geist, um über die Gefahren des Metrons, über die Dunkelheit, welche der Poesie sonst eigen ist, Sieger zu werden. Die Schlichtheit, die Geschmeidigkeit, die Nüchternheit sind der Volksanlage angerungen, nicht mitgegeben—die Gefahr eines Rückfalls ins Asiatische schwebte immer über den Griechen, und wirklich kam es von Zeit zu Zeit über sie wie ein dunkler überschwemmender Strom mystischer Regungen, elementarer Wildheit und Finsternis. Wir sehen sie untertauchen, wir sehen Europa gleichsam weggespült, überflutet—denn Europa war damals sehr klein—, aber immer kommen sie auch wieder ans Licht, gute Schwimmer und Taucher wie sie sind, das Volk des Odysseus.

220

Das eigentlich Heidnische. — Vielleicht gibt es nichts Befremdenderes für den, welcher sich die griechische Welt ansieht, als zu entdecken, dass die Griechen allen ihren Leidenschaften und bösen Naturhängen von Zeit zu Zeit gleichsam Feste gaben und sogar eine Art Festordnung ihres Allzumenschlichen von Staats wegen einrichteten: es ist dies das eigentlich Heidnische ihrer Welt, vom Christentume aus nie begriffen, nie zu begreifen und stets auf das härteste bekämpft und verachtet.— Sie nahmen jenes Allzumenschliche als unvermeidlich und zogen vor, statt es zu beschimpfen, ihm eine Art Recht zweiten Ranges durch Einordnung in die Bräuche der Gesellschaft und des Kultus zu geben: ja alles, was im Menschen Macht hat, nannten sie göttlich und schrieben es an die Wände ihres Himmels. Sie leugnen den Naturtrieb, der in den schlimmen Eigenschaften sich ausdrückt, nicht ab, sondern ordnen ihn ein und beschränken ihn auf bestimmte Kulte und Tage, nachdem sie genug Vorsichtsmassregeln erfunden haben, um jenen wilden Gewässern einen möglichst unschädlichen Abfluss geben zu können. Dies ist die Wurzel aller moralistischen Freisinnigkeit des Altertums. Man gönnte dem Bösen und Bedenklichen, dem Tierisch-Rückständigen ebenso wie dem Barbaren, Vor-Griechen und Asiaten, welcher im Grunde des griechischen Wesens noch lebte, eine mässige Entladung und strebte nicht nach seiner völligen Vernichtung. Das ganze System solcher Ordnungen umfasste der Staat, der nicht auf einzelne Individuen oder Kasten, sondern auf die gewöhnlichen menschlichen Eigenschaften hin konstruiert war. In seinem Bau zeigen die Griechen jenen wunderbaren Sinn für das Typisch-Tatsächliche, der sie später befähigte, Naturforscher, Historiker, Geographen und Philosophen zu werden. Es war nicht ein beschränktes priesterliches oder kastenmässiges Sittengesetz, welches bei der Verfassung des Staates und Staats-Kultus zu entscheiden hatte: sondern die umfänglichste Rücksicht auf die Wirklichkeit alles Menschlichen.— Woher haben die Griechen diese Freiheit, diesen Sinn für das Wirkliche? Vielleicht von Homer und den Dichtern vor ihm; denn gerade die Dichter, deren Natur nicht die gerechteste und weiseste zu sein pflegt, besitzen dafür jene Lust am Wirklichen, Wirkenden jeder Art und wollen selbst das Böse nicht völlig verneinen: es genügt ihnen, dass es sich mässige und nicht alles totschlage oder innerlich giftig mache—das heisst, sie denken ähnlich wie die griechischen Staatenbildner und sind deren Lehrmeister und Wegebahner gewesen.

221

Ausnahme-Griechen. — In Griechenland waren die tiefen, gründlichen, ernsten Geister die Ausnahme: der Instinkt des Volkes ging vielmehr dahin, das Ernste und Gründliche als eine Art von Verzerrung zu empfinden. Die Formen aus der Fremde entlehnen, nicht schaffen, aber zum schönsten Schein umbilden—das ist griechisch: nachahmen, nicht zum Gebrauch, sondern zur künstlerischen Täuschung, über den aufgezwungenen Ernst immer wieder Herr werden, ordnen, verschönern, verflachen—so geht es fort von Homer bis zu den Sophisten des dritten und vierten Jahrhunderts der neuen Zeitrechnung, welche ganz Aussenseite, pomphaftes Wort, begeisterte Gebärde sind und sich an lauter ausgehöhlte schein-, klang- und effektlüsterne Seelen wenden.— Und nun würdige man die Grösse jener Ausnahme-Griechen, welche die Wissenschaft schufen! Wer von ihnen erzählt, erzählt die heldenhafteste Geschichte des menschlichen Geistes!

222

Das Einfache nicht das erste, noch das letzte der Zeit nach. — In die Geschichte der religiösen Vorstellungen wird viel falsche Entwicklung und Allmählichkeit hineingedichtet, bei Dingen, die in Wahrheit nicht aus- und hintereinander, sondern nebeneinander und getrennt aufgewachsen sind; namentlich ist das Einfache viel zu sehr noch im Rufe, das Älteste und Anfänglichste zu sein. Nicht wenig Menschliches entsteht durch Subtraktion und Division und gerade nicht durch Verdopplung, Zusatz, Zusammenbildung.— Man glaubt zum Beispiel immer noch an eine allmähliche Entwicklung der Götterdarstellungvon jenen ungefügen Holzklötzen und Steinen aus bis zur vollen Vermenschlichung hinauf: und doch steht es gerade so, dass, solange die Gottheit in Bäume, Holzstücke, Steine, Tiere hinein verlegt und empfunden wurde, man sich vor einer Anmenschlichung ihrer Gestalt wie vor einer Gottlosigkeit scheute. Erst die Dichter haben, abseits vom Kultus und dem Banne der religiösen Scham, die innere Phantasie der Menschen daran gewöhnen, dafür willig machen müssen; überwogen aber wieder frömmere Stimmungen und Augenblicke, so trat dieser befreiende Einfluss der Dichter wieder zurück und die Heiligkeit verblieb nach wie vor auf Seite des Ungetümlichen, Unheimlichen, ganz eigentlich Unmenschlichen. Selbst aber vieles von dem, was die innere Phantasie sich zu bilden wagt, würde doch noch, in äussere leibhafte Darstellung übersetzt, peinlich wirken: das innere Auge ist um vieles kühner und weniger schamhaft als das äussere (woraus sich die bekannte Schwierigkeit und teilweise Unmöglichkeit ergibt, epische Stoffe in dramatische umzuwandeln). Die religiöse Phantasie will lange Zeit durchaus nicht an die Identität des Gottes mit einem Bilde glauben: das Bild soll das numen der Gottheit in irgend einer geheimnisvollen, nicht völlig auszudenkenden Weise hier als tätig, als örtlich gebannt erscheinen lassen. Das älteste Götterbild soll den Gott bergen und zugleich verbergen— ihn andeuten, aber nicht zur Schau stellen. Kein Grieche hat je innerlich seinen Apollo als Holz-Spitzsäule, seinen Eros als Steinklumpen angeschaut; es waren Symbole, welche gerade Angst vor der Veranschaulichung machen sollten. Ebenso steht es noch mit jenen Hölzern, denen mit dürftigster Schnitzerei einzelne Glieder, mitunter in der Überzahl, angebildet waren: wie ein lakonischer Apollo vier Hände und vier Ohren hatte. In dem Unvollständigen Andeutenden oder Übervollständigen liegt eine grausenhafte Heiligkeit, welche abwehren soll, an Menschliches, Menschenartiges zu denken. Es ist nicht eine embryonische Stufe der Kunst, in der man so etwas bildet: als ob man in der Zeit, wo man solche Bilder verehrte, nicht hätte deutlicher reden, sinnfälliger darstellen können. Vielmehr scheut man gerade eines: das direkte Heraussagen. Wie die Cella das Allerheiligste, das eigentliche numen der Gottheit birgt und in geheimnisvolles Halbdunkel versteckt, doch nicht ganz; wie wiederum der peripterische Tempel die Cella birgt, gleichsam mit einem Schirm und Schleier vor dem ungescheuten Auge schützt, aber nicht ganz: so ist das Bild die Gottheit und zugleich Versteck der Gottheit.— Erst als ausserhalb des Kultus, in der profanen Welt des Wettkampfes, die Freude an dem Sieger im Kampfe so hoch gestiegen war, dass die hier erregten Wellen in den See der religiösen Empfindungen hinüberschlugen, erst als das Standbild des Siegers in den Tempelhöfen aufgestellt wurde und der fromme Besucher des Tempels freiwillig oder unfreiwillig sein Auge wie seine Seele an diesen unumgänglichen Anblick menschlicher Schönheit und Überkraft gewöhnen musste, so dass, bei der räumlichen und seelischen Nachbarschaft, Mensch- und Gottverehrung ineinander überklangen: da erst verliert sich auch die Scheu vor der eigentlichen Vermenschlichung des Götterbildes, und der grosse Tummelplatz für die grosse Plastik wird aufgetan: auch jetzt noch mit der Beschränkung, dass überall, wo angebetet werden soll, die uralte Form und Hässlichkeit bewahrt und vorsichtig nachgebildet wird. Aber der weihende und schenkende Hellene darf seiner Lust, Gott Mensch werden zu lassen, jetzt in aller Seligkeit nachhängen.

223

Wohin man reisen muss. — Die unmittelbare Selbstbeobachtung reicht lange nicht aus, um sich kennen zu lernen: wir brauchen Geschichte, denn die Vergangenheit strömt in hundert Wellen in uns fort; wir selber sind ja nichts als das, was wir in jedem Augenblick von diesem Fortströmen empfinden. Auch hier sogar, wenn wir in den Fluss unseres anscheinend eigensten und persönlichsten Wesens hinabsteigen wollen, gilt Heraklits Satz: man steigt nicht zweimal in denselben Fluss.— Das ist eine Weisheit, die allmählich zwar altbacken geworden, aber trotzdem ebenso kräftig und nahrhaft geblieben ist, wie sie es je war: ebenso wie jene, dass, um Geschichte zu verstehen, man die lebendigen Überreste geschichtlicher Epochen aufsuchen müsse—dass man reisen müsse, wie Altvater Herodot reiste, zu Nationen—diese sind ja nur festgewordene ältere Kulturstufen, auf die man sich stellen kann—, zu sogenannten wilden und halbwilden Völkerschaften namentlich, dorthin, wo der Mensch das Kleid Europas ausgezogen oder noch nicht angezogen hat. Nun gibt es aber noch eine feinere Kunst und Absicht des Reisens, welche es nicht immer nötig macht, von Ort zu Ort und über Tausende von Meilen hin den Fuss zu setzen. Es leben sehr wahrscheinlich die letzten drei Jahrhunderte in allen ihren Kulturfärbungen und -Strahlenbrechungen auch in unsrer Nähe noch fort: sie wollen nur entdeckt werden. In manchen Familien, ja in einzelnen Menschen liegen die Schichten schön und übersichtlich noch übereinander: anderswo gibt es schwieriger zu verstehende Verwerfungen des Gesteins. Gewiss hat sich in abgelegenen Gegenden, in weniger bekannten Gebirgstälern, umschlossenern Gemeinwesen ein ehrwürdiges Musterstück sehr viel älterer Empfindung leichter erhalten können und muss hier aufgespürt werden: während es zum Beispiel unwahrscheinlich ist, in Berlin, wo der Mensch ausgelaugt und abgebrüht zur Welt kommt, solche Entdeckungen zu machen. Wer, nach langer Übung in dieser Kunst des Reisens, zum hundertäugigen Argos geworden ist, der wird seine Jo—ich meine sein ego— endlich überall hinbegleiten und in Ägypten und Griechenland, Byzanz und Rom, Frankreich und Deutschland, in der Zeit der wandernden oder der festsitzenden Völker, in Renaissance und Reformation, in Heimat und Fremde, ja in Meer, Wald, Pflanze und Gebirge die Reise-Abenteuer dieses werdenden und verwandelten ego wieder entdecken.— So wird Selbst-Erkenntnis zur All-Erkenntnis in Hinsicht auf alles Vergangene: wie, nach einer anderen, hier nur anzudeutenden Betrachtungskette, Selbstbestimmung und Selbsterziehung in den freiesten und weitest blickenden Geistern einmal zur All-Bestimmung, in Hinsicht auf alles zukünftige Menschentum, werden könnte.

224

Balsam und Gift. — Man kann es nicht gründlich genug erwägen: das Christentum ist die Religion des altgewordenen Altertums, seine Voraussetzung sind entartete alte Kulturvölker; auf diese vermochte und vermag es wie ein Balsam zu wirken. In Zeitaltern, wo die Ohren und Augen "voller Schlamm" sind, so dass sie die Stimme der Vernunft und Philosophie nicht mehr zu vernehmen, die leibhaft wandelnde Weisheit, trage sie nun den Namen Epiktet oder Epikur, nicht mehr zu sehen vermögen: da mag vielleicht noch das aufgerichtete Marterkreuz und die "Posaune des jüngsten Gerichts" wirken, um solche Völker noch zu einem anständigenAusleben zu bewegen. Man denke an das Rom Juvenals, an diese Giftkröte mit den Augen der Venus:—da lernt man, was es heisst, ein Kreuz vor der "Welt" schlagen, da verehrt man die stille christliche Gemeinde und ist dankbar für ihr Überwuchern des griechisch-römischen Erdreichs. Wenn die meisten Menschen damals gleich mit der Verknechtung der Seele, mit der Sinnlichkeit von Greisen geboren wurden: welche Wohltat, jenen Wesen zu begegnen, die mehr Seelen als Leiber waren und welche die griechische Vorstellung von den Hadesschatten zu verwirklichen schienen: scheue, dahinhuschende, zirpende, wohlwollende Gestalten, mit einer Anwartschaft auf das "bessere Leben" und dadurch so anspruchslos, so still-verachtend, so stolz-geduldig geworden!— Dies Christentum als Abendläuten des guten Altertums, mit zersprungener müder und doch wohltönender Glocke, ist selbst noch für den, welcher jetzt jene Jahrhunderte nur historisch durchwandert, ein Ohrenbalsam: was muss es für jene Menschen selber gewesen sein!— Dagegen ist das Christentum für junge, frische Barbarenvölker Gift; in die Helden-, Kinder- und Tierseele des alten Deutschen zum Beispiel die Lehre von der Sündhaftigkeit und Verdammnis hineinpflanzen, heisst nichts anderes als sie vergiften; eine ganz ungeheuerliche chemische Gärung und Zersetzung, ein Durcheinander von Gefühlen und Urteilen, ein Wuchern und Bilden des Abenteuerlichsten musste die Folge sein und also im weiteren Verlaufe eine gründliche Schwächung solcher Barbarenvölker.— Freilich: was hätten wir, ohne diese Schwächung, noch von der griechischen Kultur! was von der ganzen Kultur-Vergangenheit des Menschengeschlechts!—denn die vom Christentume unangetasteten Barbaren verstanden gründlich mit alten Kulturen aufzuräumen: wie es zum Beispiel die heidnischen Eroberer des romanisierten Britannien mit furchtbarer Deutlichkeit bewiesen haben. Das Christentum hat wider seinen Willen helfen müssen, die antike "Welt" unsterblich zu machen.— Nun bleibt auch hier wieder eine Gegenfrage und die Möglichkeit einer Gegenrechnung übrig: wäre vielleicht, ohne jene Schwächung durch das erwähnte Gift, eine oder die andere jener frischen Völkerschaften, etwa die deutsche, imstande gewesen, allmählich von selber eine höhere Kultur zu finden, eine eigene, neue?—von welcher somit der Menschheit selbst der entfernteste Begriff verloren gegangen wäre?— So steht es auch hier wie überall: man weiss nicht, christlich zu reden, ob Gott dem Teufel oder der Teufel Gott mehr Dank dafür schuldig ist, dass alles so gekommen ist, wie es ist.

225

Glaube macht selig und verdammt. — Ein Christ, der auf unerlaubte Gedankengänge gerät, könnte sich wohl einmal fragen: ist es eigentlich nötig, dass es einen Gott, nebst einem stellvertretenden Sündenlamme, wirklich gibt, wenn schon der Glaube an das Dasein dieser Wesen ausreicht, um die gleichen Wirkungen hervorzubringen? Sind es nicht überflüssige Wesen, falls sie doch existieren sollten? Denn alles Wohltuende, Tröstliche, Versittlichende, ebenso wie alles Verdüsternde und Zermalmende, welches die christliche Religion der menschlichen Seele gibt, geht von jenem Glauben aus und nicht von den Gegenständen jenes Glaubens. Es steht hier nicht anders als bei dem bekannten Falle: zwar hat es keine Hexen gegeben, aber die furchtbaren Wirkungen des Hexenglaubens sind dieselben gewesen, wie wenn es wirklich Hexen gegeben hätte. Für alle jene Gelegenheiten, wo der Christ das unmittelbare Eingreifen eines Gottes erwartet, aber umsonst erwartet—weil es keinen Gott gibt, ist seine Religion erfinderisch genug in Ausflüchten und Gründen zur Beruhigung: hierin ist es sicherlich eine geistreiche Religion.— Zwar hat der Glaube bisher noch keine wirklichen Berge versetzen können, obschon dies ich weiss nicht wer behauptet hat, aber er vermag Berge dorthin zu setzen, wo keine sind.

226

Tragikomödie von Regensburg. — Hier und da kann man mit einer erschreckenden Deutlichkeit das Possenspiel der Fortuna sehen, wie sie an wenig Tage, an einen Ort, an die Zustände und Meinungen eines Kopfes das Seil der nächsten Jahrhunderte anknüpft, an dem sie diese tanzen lassen will. So liegt das Verhängnis der neueren deutschen Geschichte in den Tagen jener Disputation von Regensburg: der friedliche Ausgang der kirchlichen und sittlichen Dinge, ohne Religionskriege, Gegenreformation schien gewährleistet, ebenso die Einheit der deutschen Nation; der tiefe milde Sinn des Contarini schwebte einen Augenblick über dem theologischen Gezänk, siegreich, als Vertreter der reiferen italienischen Frömmigkeit, welche die Morgenröte der geistigen Freiheit auf ihren Schwingen widerstrahlte. Aber der knöcherne Kopf Luthers, voller Verdächtigungen und unheimlicher Ängste, sträubte sich: weil die Rechtfertigung durch die Gnade ihm als sein grösster Fund und Wahlspruch erschien, glaubte er diesem Satze nicht im Munde von Italienern: während diese ihn, wie es bekannt ist, schon viel früher gefunden und durch ganz Italien in tiefer Stille verbreitet hatten. Luther sah in dieser scheinbaren Übereinstimmung die Tücken des Teufels und verhinderte das Friedenswerk, so gut er konnte: wodurch er die Absichten der Feinde des Reiches ein gutes Stück vorwärts brachte.— Und nun nehme man, um den Eindruck des schauerlich Possenhaften noch mehr zu haben, hinzu, dass keiner der Sätze, über welche man sich damals in Regensburg stritt, weder der von der Erbsünde, noch der von der Erlösung durch Stellvertretung, noch der von der Rechtfertigung im Glauben, irgendwie wahr ist, oder auch nur mit der Wahrheit zu tun hat, dass sie alle jetzt als undiskutierbar erkannt sind:—und doch wurde darüber die Welt in Flammen gesetzt, also über Meinungen, denen gar keine Dinge und Realitäten entsprechen; während in betreff von rein philologischen Fragen, zum Beispiel nach der Erklärung der Einsetzungs-Worte des Abendmahls, doch wenigstens ein Streit erlaubt ist, weil hier die Wahrheit gesagt werden kann. Aber wo nichts ist, da hat auch die Wahrheit ihr Recht verloren.— Zuletzt bleibt nichts übrig zu sagen, als dass damals allerdings Kraftquellen entsprungen sind, so mächtig, dass ohne sie alle Mühlen der modernen Welt nicht mit gleicher Stärke getrieben würden. Und erst kommt es auf Kraft an, dann erst auf Wahrheit, oder auch dann noch lange nicht —nicht wahr, meine lieben Zeitgemässen?

227

Goethes Irrungen.— Goethe ist darin die grosse Ausnahme unter den grossen Künstlern, dass er nicht in der Borniertheit seines wirklichen Vermögens lebte, als ob dasselbe an ihm selber und für alle Welt das Wesentliche und Auszeichnende, das Unbedingte und Letzte sein müsse. Er meinte zweimal etwas Höheres zu besitzen, als er wirklich besass—und irrte sich, in der zweiten Hälfte seines Lebens, wo er ganz durchdrungen von der Überzeugung erscheint, einer der grössten wissenschaftlichen Entdecker und Lichtbringer zu sein. Und ebenso schon in der ersten Hälfte seines Lebens: er wollte von sich etwas Höheres, als die Dichtkunst ihm schien—und irrte sich schon darin. Die Natur habe aus ihm einen bildenden Künstler machen wollen—das war sein innerlich glühendes und versengendes Geheimnis, das ihn endlich nach Italien trieb, damit er sich in diesem Wahne noch recht austobe und ihm jedes Opfer bringe. Endlich entdeckte er, der Besonnene, allem Wahnschaffnen an sich ehrlich Abholde, wie ein trügerischer Kobold von Begierde ihn zum Glauben an diesen Beruf gereizt habe, wie er von der grössten Leidenschaft seines Wollens sich losbinden und Abschied nehmen müsse. Die schmerzlich schneidende und wühlende Überzeugung, es sei nötig, Abschied zu nehmen, ist völlig in der Stimmung des Tasso ausgeklungen: über ihm, dem "gesteigerten Werther," liegt das Vorgefühl von Schlimmerem als der Tod ist, wie wenn sich einer sagt: "nun ist es aus—nach diesem Abschiede; wie soll man weiter leben, ohne wahnsinnig zu werden!"— Diese beiden Grundirrtümer seines Lebens gaben Goethe angesichts einer rein literarischen Stellung zur Poesie, wie damals die Welt allein sie kannte, eine so unbefangene und fast willkürlich erscheinende Haltung. Abgesehn von der Zeit, wo Schiller—der arme Schiller, der keine Zeit hatte und keine Zeit liess—ihn aus der enthaltsamen Scheu vor der Poesie, aus der Furcht vor allem literarischen Wesen und Handwerk heraustrieb, erscheint Goethe wie ein Grieche, der hier und da eine Geliebte besucht, mit dem Zweifel, ob es nicht eine Göttin sei, der er keinen rechten Namen zu geben wisse. Allem seinem Dichten merkt man die anhauchende Nähe der Plastik und der Natur an: die Züge dieser ihm vorschwebenden Gestalten—und er meinte vielleicht immer nur den Verwandlungen einer Göttin auf der Spur zu sein—wurden ohne Willen und Wissen die Züge sämtlicher Kinder seiner Kunst. Ohne die Umschweife des Irrtums wäre er nicht Goethe geworden: das heisst, der einzige deutsche Künstler der Schrift, der jetzt noch nicht veraltet ist—weil er ebensowenig Schriftsteller als Deutscher von Beruf sein wollte.

228

Reisende und ihre Grade. — Unter den Reisenden unterscheide man nach fünf Graden: die des ersten niedrigsten Grades sind solche, welche reisen und dabei gesehen werden— sie werden eigentlich gereist und sind gleichsam blind; die nächsten sehen wirklich selber in die Welt; die dritten erleben etwas infolge des Sehens; die vierten leben das Erlebte in sich hinein und tragen es mit sich fort; endlich gibt es einige Menschen der höchsten Kraft, welche alles Gesehene, nachdem es erlebt und eingelebt worden ist, endlich auch notwendig wieder aus sich herausleben müssen, in Handlungen und Werken, sobald sie nach Hause zurückgekehrt sind.— Diesen fünf Gattungen von Reisenden gleich gehen Überhaupt alle Menschen durch die ganze Wanderschaft des Lebens, die niedrigsten als reine Passiva, die höchsten als die Handelnden und Auslebenden ohne allen Rest zurückbleibender innerer Vorgänge.

229

Im Höher-Steigen. — Sobald man höher steigt als die, welche einen bisher bewunderten, so erscheint man eben denen als gesunken und herabgefallen: denn sie vermeinten unter allen Umständen, bisher mit uns (sei es auch durch uns) auf der Höhe zu sein.

230

Mass und Mitte. — Von zwei ganz hohen Dingen: Mass und Mitte, redet man am besten nie. Einige wenige kennen ihre Kräfte und Anzeichen, aus den Mysterien-Pfaden innerer Erlebnisse und Umkehrungen: sie verehren in ihnen etwas Göttliches und scheuen das laute Wort. Alle übrigen hören kaum zu, wenn davon gesprochen wird, und wähnen, es handele sich um Langeweile und Mittelmässigkeit: jene etwa noch ausgenommen, welche einen anmahnenden Klang aus jenem Reiche einmal vernommen, aber gegen ihn sich die Ohren verstopft haben. Die Erinnerung daran macht sie nun böse und aufgebracht.

231

Humanität der Freund- und Meisterschaft. — "Gehe du gen Morgen: so werde ich gen Abend ziehen"—so zu empfinden ist das hohe Merkmal von Humanität im engeren Verkehre: ohne diese Empfindung wird jede Freundschaft, jede Jünger- und Schülerschaft irgendwann einmal zur Heuchelei.

232

Die Tiefen. — Tiefdenkende Menschen kommen sich im Verkehr mit anderen als Komödianten vor, weil sie sich da, um verstanden zu werden, immer erst eine Oberfläche anheucheln müssen.

233

Für die Verächter der "Herden-Menschheit."— Wer die Menschen als Herde betrachtet und vor ihnen so schnell er kann flieht, den werden sie gewiss einholen und mit ihren Hörnern stossen.

234

Hauptvergehen gegen den Eitlen. — Wer einem anderen in der Gesellschaft Gelegenheiten macht, sein Wissen, Fühlen, Erfahren glücklich darzulegen, stellt sich über ihn und begeht also, falls er nicht als Höherstehender von jenem ohne Einschränkung empfunden wird, ein Attentat auf dessen Eitelkeit—während er gerade derselben Befriedigung zu geben glaubte.

235

Enttäuschung. — Wenn ein langes Leben und Tun samt Reden und Schriften von einer Person öffentlich Zeugnis ablegt, so pflegt der Umgang mit ihr zu enttäuschen, aus doppeltem Grunde: einmal weil man zuviel von einer kurzen Zeitspanne Verkehrs erwartet—nämlich alles das, was erst die tausend Gelegenheiten des Lebens sichtbar werden liessen—, und sodann weil jeder Anerkannte sich keine Mühe gibt, im einzelnen noch um Anerkennung zu buhlen. Er ist zu nachlässig—und wir sind zu gespannt.

236

Zwei Quellen der Güte. — Alle Menschen mit gleichmässigem Wohlwollen behandeln und ohne Unterschied der Person gütig sein kann ebenso sehr der Ausfluss tiefer Menschenverachtung als gründlicher Menschenliebe sein.

237

Der Wanderer im Gebirge zu sich selber. — Es gibt sichere Anzeichen dafür, dass du vorwärts und höher hinauf gekommen bist: es ist jetzt freier und aussichtsreicher um dich als vordem, die Luft weht dich kühler, aber auch milder an—du hast ja die Torheit verlernt, Milde und Wärme zu verwechseln—, dein Gang ist lebhafter und fester geworden, Mut und Besonnenheit sind zusammen gewachsen:—aus allen diesen Gründen wird dein Weg jetzt einsamer sein dürfen und jedenfalls gefährlicher sein als dein früherer, wenn auch gewiss nicht in dem Masse, als die glauben, welche dich Wanderer vom dunstigen Tale aus auf dem Gebirge schreiten sehen.

238

Ausgenommen der Nächste. — Offenbar steht mein Kopf nur auf meinem eigenen Halse nicht recht; denn jeder andere weiss bekanntlich besser, was ich zu tun und zu lassen habe: nur mir selber weiss ich armer Schelm nicht zu helfen. Sind wir nicht alle wie Bildsäulen, denen falsche Köpfe aufgesetzt wurden? Nicht wahr, mein geliebter Nachbar?— Doch nein, du gerade bist die Ausnahme.

239

Vorsicht.— Mit Personen, denen die Scheu vor dem Persönlichen fehlt, muss man nicht umgehen oder unerbittlich ihnen vorher die Handschellen der Konvenienz anlegen.

240

Eitel erscheinen wollen. — Im Gespräche mit Unbekannten oder Halbbekannten nur ausgewählte Gedanken äussern, von seinen berühmten Bekanntschaften, bedeutenden Erlebnissen und Reisen reden, ist ein Anzeichen davon, dass man nicht stolz ist, mindestens dass man nicht so scheinen möchte. Die Eitelkeit ist die Höflichkeits-Maske des Stolzen.

241

Die gute Freundschaft. — Die gute Freundschaft entsteht, wenn man den anderen sehr achtet, und zwar mehr als sich selbst, wenn man ebenfalls ihn liebt, jedoch nicht so sehr als sich, und wenn man endlich, zur Erleichterung des Verkehrs, den zarten Anstrich und Flaum der Intimität hinzuzutun versteht, zugleich aber sich der wirklichen und eigentlichen Intimität und der Verwechslung von Ich und Du weislich enthält.

242

Die Freunde als Gespenster. — Wenn wir uns stark verwandeln, dann werden unsere Freunde, die nicht verwandelten, zu Gespenstern unserer eignen Vergangenheit: ihre Stimme tönt schattenhaft-schauerlich zu uns heran—als ob wir uns selber hörten, aber jünger, härter, ungereifter.

243

Ein Auge und zwei Blicke. — Dieselben Personen, welche das Naturspiel des gunst- und gönnersuchenden Blicks haben, haben gewöhnlich auch, infolge ihrer häufigen Demütigungen und Rachegefühle, den unverschämten Blick.

244

Die blaue Ferne. — Zeitlebens ein Kind—das klingt sehr rührend, ist aber nur das Urteil aus der Ferne; in der Nähe gesehen und erlebt, heisst es immer: zeitlebens knabenhaft.

245

Vorteil und Nachteil im gleichen Missverständnis. — Die verstummende Verlegenheit des feinen Kopfes wird gewöhnlich von seiten der Unfeinen als schweigende Überlegenheit gedeutet und sehr gefürchtet: während die Wahrnehmung von Verlegenheit Wohlwollen erzeugen würde.

246

Der Weise sich als Narren gebend.— Die Menschenfreundlichkeit des Weisen bestimmt ihn mitunter sich erregt, erzürnt, erfreut zu stellen, um seiner Umgebung durch die Kälte und Besonnenheit seines wahren Wesens nicht weh zu tun.

247

Sich zur Aufmerksamkeit zwingen.— Sobald wir merken, dass jemand im Umgange und Gespräche mit uns sich zur Aufmerksamkeit zwingen muss, haben wir einen vollgültigen Beweis dafür, dass er uns nicht oder nicht mehr liebt.

248

Weg zu einer christlichen Tugend.— Von seinen Feinden zu lernen ist der beste Weg dazu, sie zu lieben: denn es stimmt uns dankbar gegen sie.

249

Kriegslist des Zudringlichen. — Der Zudringliche gibt auf unsre Konventionsmünze in Goldmünze heraus und will uns dadurch nachträglich nötigen, unsre Konvention als Versehen und ihn als Ausnahme zu behandeln.

250

Grund der Abneigung. — Wir werden manchem Künstler oder Schriftsteller feindlich, nicht weil wir endlich merken, dass er uns hintergangen hat, sondern weil er nicht feinere Mittel für nötig befand, um uns zu fangen.

251

Im Scheiden. — Nicht darin, wie eine Seele sich der andern nähert, sondern wie sie sich von ihr entfernt, erkenne ich ihre Verwandtschaft und Zusammengehörigkeit mit der andern.

252

Silentium.— Man darf über seine Freunde nicht reden: sonst verredet man sich das Gefühl der Freundschaft.

253

Unhöflichkeit. — Unhöflichkeit ist häufig das Merkmal einer ungeschickten Bescheidenheit, welche bei einer Überraschung den Kopf verliert und durch Grobheit dies verbergen möchte.

254

Verrechnung in der Ehrlichkeit. — Das bisher von uns Verschwiegene erfahren mitunter gerade unsere neuesten Bekannten zuerst: wir meinen dabei törichterweise, es sei unser Vertrauens-Beweis die stärkste Fessel, mit welcher wir sie festhalten könnten,—aber sie wissen nicht genug von uns, um das Opfer unseres Aussprechens so stark zu empfinden, und verraten unsere Geheimnisse an andere, ohne an Verrat zu denken: so dass wir vielleicht darüber unsere alten Bekannten verlieren.

255

Im Vorzimmer der Gunst.— Alle Menschen, die man lange im Vorzimmer seiner Gunst stehen lässt, geraten in Gärung und werden sauer.

256

Warnung an die Verachteten. — Wenn man unverkennbar in der Achtung der Menschen gesunken ist, so halte man mit den Zähnen an der Scham im Verkehre fest: sonst verrät man den andern, dass man auch in seiner eigenen Achtung gesunken ist. Der Zynismus im Verkehre ist ein Anzeichen, dass der Mensch in der Einsamkeit sich selber als Hund behandelt.

257

Manche Unkenntnis adelt.— In Hinsicht auf die Achtung der Achtung-Gebenden ist es vorteilhafter, gewisse Dinge ersichtlich nicht zu verstehen. Auch die Unwissenheit gibt Vorrechte.

258

Der Widersacher der Grazie. — Der Unduldsame und Hochmütige mag die Grazie nicht und empfindet sie wie einen leibhaft sichtbaren Vorwurf gegen sich; denn sie ist Toleranz des Herzens in Bewegung und Gebärde.

259

Beim Wiedersehen. — Wenn alte Freunde nach langer Trennung einander wiedersehen, ereignet es sich oft, dass sie sich bei Erwähnung von Dingen teilnahmsvoll stellen, die für sie ganz gleichgültig geworden sind: und mitunter merken es beide, wagen aber nicht den Schleier zu heben—aus einem traurigen Zweifel. So entstehen Gespräche wie im Totenreiche.

260

Nur Arbeitsame sich zu Freunden machen. — Der Müssige ist seinen Freunden gefährlich: denn weil er nicht genug zu tun hat, redet er davon, was seine Freunde tun und nicht tun, mischt sich endlich hinein und macht sich beschwerlich: weshalb man klugerweise nur mit Arbeitsamen Freundschaft schliessen soll.

261

Eine Waffe doppelt soviel als zwei.— Es ist ein ungleicher Kampf, wenn der eine mit Kopf und Herz, der andre nur mit dem Kopfe für seine Sache spricht: der erstere hat gleichsam Sonne und Wind gegen sich und seine beiden Waffen stören sich gegenseitig: er verliert den Preis—in den Augen der Wahrheit. Dafür ist freilich der Sieg des zweiten mit seiner einen Waffe selten ein Sieg nach dem Herzen aller andern Zuschauer und macht bei ihnen unbeliebt.

262

Tiefe und Trübe.— Das Publikum verwechselt leicht den, welcher im Trüben fischt, mit dem, welcher aus der Tiefe schöpft.

263

An Freund und Feind seine Eitelkeit demonstrieren. — Mancher misshandelt aus Eitelkeit selbst seine Freunde, wenn Zeugen zugegen sind, denen er sein Übergewicht deutlich machen will: und andere übertreiben den Wert ihrer Feinde, um mit Stolz darauf hinzuweisen, dass sie solcher Feinde wert sind.

264

Abkühlung. — Die Erhitzung des Herzens ist gewöhnlich mit der Krankheit von Kopf und Urteil verbunden. Wem für einige Zeit an der Gesundheit des letzteren gelegen ist, der muss also wissen, was er abzukühlen hat: unbesorgt für die Zukunft seines Herzens! Denn ist man überhaupt der Erwärmung fähig, so wird man auch wieder warm werden und seinen Sommer haben müssen.

265

Zur Mischung der Gefühle. — Gegen die Wissenschaft empfinden Frauen und selbstsüchtige Künstler etwas, das aus Neid und Sentimentalität zusammengesetzt ist.

266

Wenn die Gefahr am grössten ist. — Man bricht das Bein selten, solange man im Leben mühsam aufwärts steigt—aber wenn man anfängt, es sich leicht zu machen und die bequemen Wege zu wählen.

267

Nicht zu zeitig.— Man muss sich in acht nehmen, nicht zu zeitig scharf zu werden,—weil man zugleich damit zu zeitig dünn wird.

268

Freude am Widerspenstigen.— Der gute Erzieher kennt Fälle, wo er stolz darauf ist, dass sein Zögling wider ihn sich selber treu bleibt: da nämlich, wo der Jüngling den Mann nicht verstehen darf oder zu seinem Schaden verstehen würde.

269

Versuch der Ehrlichkeit. — Jünglinge, die ehrlicher werden wollen als sie waren, suchen sich einen anerkannt Ehrlichen zum Opfer, das sie zuerst anfallen, indem sie sich zu seiner Höhe hinaufzuschimpfen suchen—mit dem Hintergedanken, dass dieser erste Versuch jedenfalls ungefährlich sei; denn gerade jener dürfe die Unverschämtheit des Ehrlichen nicht züchtigen.

270

Das ewige Kind. — Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgend einem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten! Wir meinen's und empfinden's freilich anders, aber gerade dies spricht dafür, dass es dasselbe ist—denn auch das Kind empfindet das Spiel als seine Arbeit und das Märchen als seine Wahrheit. Die Kürze des Lebens sollte uns vor dem pedantischen Scheiden der Lebensalter bewahren—als ob jedes etwas Neues brächte—, und ein Dichter einmal den Menschen von zweihundert Jahren, den, der wirklich ohne Märchen und Spiel lebt, vorführen.

271

Jede Philosophie ist Philosophie eines Lebensalters. — Das Lebensalter, in dem ein Philosoph seine Lehre fand, klingt aus ihr heraus, er kann es nicht verhüten, so erhaben er sich auch über Zeit und Stunde fühlen mag. So bleibt Schopenhauers Philosophie das Spiegelbild der hitzigen und schwermütigen Jugend—es ist keine Denkweise für ältere Menschen; so erinnert Platos Philosophie an die mittlern dreissiger Jahre, wo ein kalter und ein heisser Strom aufeinander zuzubrausen pflegen, so dass Staub und zarte Wölkchen und, unter günstigen Umständen und Sonnenblicken, ein bezauberndes Regenbogenbild entsteht.

272

Vom Geiste der Frauen. — Die geistige Kraft einer Frau wird am besten dadurch bewiesen, dass sie aus Liebe zu einem Manne und dessen Geiste ihren eigenen zum Opfer bringt und dass trotzdem ihr auf dem neuen, ihrer Natur ursprünglich fremden Gebiete, wohin die Sinnesart des Mannes sie drängt, sofort ein zweiter Geist nachwächst.

273

Erhöhung und Erniedrigung im Geschlechtlichen.— Der Sturm der Begierde reisst den Mann mitunter in eine Höhe hinauf, wo alle Begierde schweigt: dort wo er wirklich liebt und noch mehr in einem besseren Sein als besserem Wollen lebt. Und wiederum steigt ein gutes Weib häufig aus wahrer Liebe bis hinab zur Begierde und erniedrigt sich dabei vor sich selber. Namentlich das letztere gehört zu dem herzbewegendsten, was die Vorstellung einer guten Ehe mit sich zu bringen vermag.

274

Das Weib erfüllt, der Mann verheisst. — Durch das Weib zeigt die Natur, womit sie bis jetzt bei ihrer Arbeit am Menschenbilde fertig wurde; durch den Mann zeigt sie, was sie dabei zu überwinden hatte, aber auch, was sie noch alles mit dem Menschen vorhat. — Das vollkommene Weib jeder Zeit ist der Müssiggang des Schöpfers an jedem siebenten Tage der Kultur, das Ausruhen des Künstlers in seinem Werke.

275

Umpflanzung.— Hat man seinen Geist verwendet, um über die Masslosigkeit der Affekte Herr zu werden, so geschieht es vielleicht mit dem leidigen Erfolge, dass man die Masslosigkeit auf den Geist überträgt und fürderhin im Denken und Erkennen-wollen ausschweift.

276

Das Lachen als Verräterei. — Wie und wann eine Frau lacht, das ist ein Merkmal ihrer Bildung: aber im Klange des Lachens enthüllt sich ihre Natur, bei sehr gebildeten Frauen vielleicht sogar der letzte unlösbare Rest ihrer Natur,—Deshalb wird der Menschenprüfer sagen wie Horaz aber aus verschiedenem Grunde: ridete puellae.

277

Aus der Seele der Jünglinge. — Jünglinge wechseln in bezug auf dieselbe Person mit Hingebung und Unverschämtheit, ab: weil sie im Grunde nur sich in dem andern verehren und verachten, und zwischen beiden Empfindungen in bezug auf sich selber hin und her taumeln müssen, solange sie noch nicht in der Erfahrung das Mass ihres Wollens und Könnens gefunden haben.

278

Zur Verbesserung der Welt. — Wenn man den Unzufriedenen, Schwarzgalligen und Murrköpfen die Fortpflanzung verwehrte, so könnte man schon die Erde in einen Garten des Glücks verzaubern.— Dieser Satz gehört in eine praktische Philosophie für das weibliche Geschlecht.

279

Seinem Gefühle nicht misstrauen. — Die frauenhafte Wendung, man solle seinem Gefühle nicht misstrauen, bedeutet nicht viel mehr als: man solle essen, was einem gut schmeckt. Dies mag auch, namentlich für massvolle Naturen, eine gute Alltagsregel sein. Andere Naturen müssen aber nach einem anderen Satze leben: "du musst nicht nur mit dem Munde, sondern auch mit dem Kopfe essen, damit dich nicht die Naschhaftigkeit des Mundes zugrunde richte."

280

Grausamer Einfall der Liebe. — Jede grosse Liebe bringt den grausamen Gedanken mit sich, den Gegenstand der Liebe zu töten, damit er ein für allemal dem frevelhaften Spiele des Wechsels entrückt sei: denn vor dem Wechsel graut der Liebe mehr als vor der Vernichtung.

281

Türen.— Das Kind sieht ebenso wie der Mann in allem, was erlebt, erlernt wird, Türen: aber jenem sind es Zugänge, diesem immer nur Durchgänge.

282

Mitleidige Frauen.— Das Mitleiden der Frauen, welches geschwätzig ist, trägt das Bett des Kranken auf offnen Markt.

283

Frühzeitiges Verdienst. — Wer jung schon sich ein Verdienst erwirbt, verlernt gewöhnlich dabei die Scheu vor dem Alter und dem Älteren, und schliesst sich damit, zu seinem grössten Nachteile, von der Gesellschaft der Reifen, Reife Gebenden aus: so dass er trotz frühzeitigerem Verdienste länger als andre grün, zudringlich und knabenhaft bleibt.

284

Bausch- und Bogen-Seelen. — Die Frauen und die Künstler meinen, dass, wo man ihnen nicht widerspreche, man nicht widersprechen könne; Verehrung in zehn Punkten und stillschweigende Nichtbilligung in anderen zehn scheint ihnen nebeneinander unmöglich, weil sie Bausch- und Bogen-Seelen haben.

285

Junge Talente.— In Hinsicht auf junge Talente muss man streng nach der Goetheschen Maxime verfahren, dass man oft dem Irrtume nicht schaden dürfe, um der Wahrheit nicht zu schaden. Ihr Zustand ist gleich den Krankheiten der Schwangerschaft und bringt seltsame Gelüste mit sich: welche man ihnen, so gut es gehen will, befriedigen und nachsehen sollte, um der Frucht willen, die man von ihnen hofft. Freilich muss man, als Krankenwärter dieser wunderlichen Kranken, die schwere Kunst der freiwilligen SeIbst-Demütigung verstehen.

286

Ekel an der Wahrheit. — Die Frauen sind so geartet, dass alle Wahrheit (in bezug auf Mann, Liebe, Kind, Gesellschaft, Lebensziel) ihnen Ekel macht—und dass sie sich an jedem zu rächen suchen, welcher ihnen das Auge öffnet.

287

Die Quelle der grossen Liebe. — Woher die plötzlichen Leidenschaften eines Mannes für ein Weib entstehen, die tiefen, innerlichen? Aus Sinnlichkeit allein am wenigsten: aber wenn der Mann Schwäche, Hilfsbedürftigkeit und zugleich Übermut in einem Wesen zusammen findet, so geht etwas in ihm vor, wie wenn seine Seele überwallen wollte: er ist im selben Augenblick gerührt und beleidigt. Auf diesem Punkte entspringt die Quelle der grossen Liebe.

288

Reinlichkeit.— Man soll den Sinn für Reinlichkeit im Kinde bis zur Leidenschaft entfachen: später erhebt er sich, in immer neuen Verwandlungen, fast zu jeder Tugend hinauf und erscheint zuletzt, als Kompensation alles Talents, wie eine Lichtfülle von Reinheit, Mässigkeit, Milde, Charakter—Glück in sich tragend, Glück um sich verbreitend.

289

Von eitlen alten Männern. — Der Tiefsinn gehört der Jugend, der Klarsinn dem Alter zu: wenn trotzdem alte Männer mitunter in der Art der Tiefsinnigen reden und schreiben, so tun sie es aus Eitelkeit, in dem Glauben, dass sie damit den Reiz des Jugendlichen, Schwärmerischen, Werdenden, Ahnungs- und Hoffnungsvollen annehmen.

290

Benutzung des Neuen. — Männer benutzen Neu-Erlerntes oder -Erlebtes fürderhin als Pflugschar, vielleicht auch als Waffe: aber Weiber machen sofort daraus einen Putz für sich zurecht.

291

Recht haben bei den zwei Geschlechtern. — Gibt man einem Weibe zu, dass es recht habe, so kann es sich nicht versagen, erst noch die Ferse triumphierend auf den Nacken des Unterworfenen zu setzen,—es muss den Sieg auskosten; während Mann gegen Mann sich in solchem Falle gewöhnlich des Rechthabens schämt. Dafür ist der Mann an das Siegen gewöhnt, das Weib erlebt damit eine Ausnahme.

292

Entsagung im Willen zur Schönheit. — Um schön zu werden, darf ein Weib nicht für hübsch gelten wollen: das heisst, es muss in neunundneunzig Fällen, wo es gefallen könnte, es verschmähen und hintertreiben zu gefallen, um einmal das Entzücken dessen einzuernten, dessen Seelenpforte gross genug ist, um Grosses aufzunehmen.

293

Unbegreiflich, unausstehlich. — Ein Jüngling kann nicht begreifen, dass ein Älterer seine Entzückungen, Gefühls-Morgenröten, Gedanken-Wendungen, und -Aufschwünge auch einmal durchlebt habe: es beleidigt ihn schon zu denken, dass sie zweimal existiert hätten,—aber ganz feindselig stimmt es ihn zu hören, dass, um fruchtbar zu werden, er jene Blüten verlieren, ihren Duft entbehren müsse.

294

Partei mit der Miene der Dulderin. — Jede Partei, die sich die Miene der Dulderin zu geben weiss, zieht die Herzen der Gutmütigen zu sich hinüber und gewinnt dadurch selber die Miene der Gutmütigkeit—zu ihrem grössten Vorteil.

295

Behaupten sicherer als beweisen. — Eine Behauptung wirkt stärker als ein Argument, wenigstens bei der Mehrzahl der Menschen: denn das Argument weckt Misstrauen. Deshalb suchen die Volksredner die Argumente ihrer Partei durch Behauptungen zu sichern.

296

Die besten Hehler.— Alle regelmässig Erfolgreichen besitzen eine tiefe Verschlagenheit darin, ihre Fehler und Schwächen immer nur als anscheinende Stärken zum Vorschein zu bringen; weshalb sie dieselben ungewöhnlich gut und deutlich kennen müssen.

297

Von Zeit zu Zeit. — Er setzte sich in das Stadttor und sagte zu einem, der hindurchging, dies eben sei das Stadttor. Jener entgegnete, es sei das eine Wahrheit, aber man dürfe nicht zuviel recht haben, wenn man Dank dafür haben wolle. O, antwortete er, ich will auch keinen Dank; aber von Zeit zu Zeit ist es doch sehr angenehm, nicht nur recht zu haben, sondern auch recht zu behalten.

298

Die Tugend ist nicht von den Deutschen erfunden. — Goethes Vornehmheit und Neidlosigkeit, Beethovens edle einsiedlerische Resignation, Mozarts Anmut und Grazie des Herzens, Händels unbeugsame Männlichkeit und Freiheit unter dem Gesetz, Bachs getrostes und verklärtes Innenleben, welches nicht einmal nötig hat, auf Glanz und Erfolg zu verzichten,—sind denn dies deutsche Eigenschaften?— Wenn aber nicht, so zeigt es wenigstens, wonach Deutsche streben sollen und was sie erreichen können.

299

Pia fraus oder etwas anderes. — Möchte ich mich irren: aber mich dünkt, im gegenwärtigen Deutschland werde eine doppelte Art von Heuchelei für jedermann zur Pflicht des Augenblicks gemacht: man fordert ein Deutschtum aus reichspolitischer Besorgnis und ein Christentum aus sozialer Angst, beides aber nur in Worten und Gebärden und namentlich im Schweigen-können. Der Anstrich ist es, der jetzt so viel kostet, so hoch bezahlt wird: die Zuschauer sind es, derentwegen die Nation ihr Gesicht in deutsch- und christentümelnde Falten legt.

300

Inwiefern auch im Guten das Halbe mehr sein kann als das Ganze.— Bei allen Dingen, die auf Bestand eingerichtet werden und immer den Dienst vieler Personen erfordern, muss manches weniger Gute zur Regel gemacht werden, obschon der Organisator das Bessere und Schwerere sehr gut kennt: aber er wird darauf rechnen, dass es nie an Personen fehle, welche der Regel entsprechen können,—und er weiss, dass das Mittelgut der Kräfte die Regel ist.— Dies sieht ein Jüngling selten ein und glaubt dann, als Neuerer, Wunder wie sehr er im Rechte, und wie seltsam die Blindheit der anderen sei.

301

Der Parteimann. — Der echte Parteimann lernt nicht mehr, er erfährt und richtet nur noch: während Solon, der nie Parteimann war, sondern neben und über den Parteien oder gegen sie sein Ziel verfolgte, bezeichnenderweise der Vater jenes schlichten Wortes ist, in welchem die Gesundheit und Unausschöpflichkeit Athens beschlossen liegt: "alt werd' ich und immer lern' ich fort."

302

Was, nach Goethe, deutsch ist.— Es sind die wahrhaft Unerträglichen, von denen man selbst das Gute nicht annehmen mag, welche Freiheit der Gesinnung haben, aber nicht merken, dass es ihnen an Geschmacks- und Geistes-Freiheit fehlt. Gerade dies ist aber, nach Goethes wohlerwogenem Urteil, deutsch.— Seine Stimme und sein Beispiel weisen darauf hin, dass der Deutsche mehr sein müsse als ein Deutscher, wenn er den andern Nationen nützlich, ja nur erträglich werden wolle—und in welcher Richtung er bestrebt sein solle, über sich und ausser sich hinauszugehen.

303

Wann es not tut, stehen zu bleiben. — Wenn die Massen zu wüten beginnen und die Vernunft sich verdunkelt, tut man gut, sofern man der Gesundheit seiner Seele nicht ganz sicher ist, unter einen Torweg unterzutreten und nach dem Wetter auszuschauen.

304

Umsturzgeister und Besitzgeister. — Das einzige Mittel gegen den Sozialismus, das noch in eurer Macht steht, ist: ihn nicht herauszufordern, das heisst selber mässig und genügsam leben, die Schaustellung jeder Üppigkeit nach Kräften verhindern und dem Staate zu Hilfe kommen, wenn er alles Überflüssige und Luxusähnliche empfindlich mit Steuern belegt. Ihr wollt dies Mittel nicht? Dann, ihr reichen Bürgerlichen, die ihr euch "liberal" nennt, gesteht es euch nur zu, eure eigne Herzensgesinnung ist es, welche ihr in den Sozialisten so furchtbar und bedrohlich findet, in euch selber aber als unvermeidlich gelten lasst, wie als ob sie dort etwas anderes wäre. Hättet ihr, so wie ihr seid, euer Vermögen und die Sorge um dessen Erhaltung nicht, diese eure Gesinnung würde euch zu Sozialisten machen: nur der Besitz unterscheidet zwischen euch und ihnen. Euch müsst ihr zuerst besiegen, wenn ihr irgendwie über die Gegner eures Wohlstandes siegen wollt.— Und wäre jener Wohlstand nur wirklich Wohlbefinden! Er wäre nicht so äusserlich und neidherausfordernd, er wäre mitteilender, wohlwollender, ausgleichender, nachhelfender. Aber das Unechte und Schauspielerische eurer Lebensfreuden, welche mehr im Gefühl des Gegensatzes (dass andere sie nicht haben und euch beneiden) als im Gefühle der Kraft-Erfüllung und Kraft-Erhöhung liegen—eure Wohnungen, Kleider, Wagen, Schauläden, Gaumen- und Tafel-Erfordernisse, eure lärmende Opern- und Musikbegeisterung, endlich eure Frauen, geformt und gebildet, aber aus unedlem Metall, vergoldet, aber ohne Goldklang, als Schaustücke von euch gewählt, als Schaustücke sich selber gebend:—das sind die giftträgerischen Verbreiter jener Volkskrankheit, welche als sozialistische Herzenskrätze sich jetzt immer schneller der Masse mitteilt, aber in euch ihren ersten Sitz und Brüteherd hat. Und wer hielte diese Pest jetzt noch auf? —

305

Taktik der Parteien. — Wenn eine Partei merkt, dass ein bisher Zugehöriger aus einem unbedingten Anhänger ein bedingter geworden ist, so erträgt sie dies so wenig, dass sie durch allerlei Aufreizungen und Kränkungen versucht, jenen zum entschiedenen Abfall zu bringen und zum Gegner zu machen: denn sie hat den Argwohn, dass die Absicht, in ihrem Glauben etwas Relativ- Wertvolles zu sehen, das ein Für und Wider, ein Abwägen und Ausscheiden zulässt, ihr gefährlicher sei als ein Gegnertum in Bausch und Bogen.

306

Zur Stärkung von Parteien.— Wer eine Partei innerlich stärken will, biete ihr Gelegentlich, um ersichtlich ungerecht behandelt werden zu müssen; dadurch sammelt sie ein Kapital guten Gewissens, das ihr vielleicht bis dahin fehlte.

307

Für seine Vergangenheit sorgen. — Weil die Menschen eigentlich nur alles Alt-Begründete, Langsam-Gewordene achten, so muss der, welcher nach seinem Tode fortleben will, nicht nur für Nachkommenschaft, sondern noch mehr für eine Vergangenheit sorgen: weshalb Tyrannen jeder Art (auch tyrannenhafte Künstler und Politiker) der Geschichte gern Gewalt antun, damit diese als Vorbereitung und Stufenleiter zu ihnen hin erscheine.

308

Partei-Schriftsteller. — Der Paukenschlag, mit welchem sich junge Schriftsteller im Dienste einer Partei so wohl gefallen klingt dem, welcher nicht zur Partei gehört, wie Kettengerassel und erweckt eher Mitleiden als Bewunderung.

309

Gegen sich Partei ergreifen. — Unsere Anhänger vergeben es uns nie, wenn wir gegen uns selbst Partei ergreifen: denn dies heisst, in ihren Augen, nicht nur ihre Liebe zurückweisen, sondern auch ihren Verstand blossstellen.

310

Gefahr im Reichtum.— Nur wer Geist hat, sollte Besitz haben: sonst ist der Besitz gemeingefährlich. Der Besitzende nämlich, der von der freien Zeit, welche der Besitz ihm gewähren könnte, keinen Gebrauch zu machen versteht, wird immer fortfahren, nach Besitz zu streben: dieses Streben wird seine Unterhaltung, seine Kriegslist im Kampf mit der Langeweile sein. So entsteht zuletzt, aus mässigem Besitz, welcher dem Geistigen genügen würde, der eigentliche Reichtum: und zwar als das gleissende Ergebnis geistiger Unselbständigkeit und Armut. Nur erscheint er eben ganz anders, als seine armselige Abkunft erwarten lässt, weil er sich mit Bildung und Kunst maskieren kann: er kann eben die Maske kaufen. Dadurch erweckt er Neid bei den Ärmeren und Ungebildeten—welche im Grunde immer die Bildung beneiden und in der Maske nicht die Maske sehen—und bereitet allmählich eine soziale Umwälzung vor: denn vergoldete Roheit und schauspielerisches Sich-Blähen im angeblichen "Genusse der Kultur" gibt jenen den Gedanken ein "es liegt nur am Gelde,"—während allerdings etwas am Gelde liegt, aber viel mehr am Geiste.

311

Freude im Gebieten und Gehorchen. — Das Gebieten macht Freude wie das Gehorchen, ersteres wenn es noch nicht zur Gewohnheit geworden ist, letzteres aber, wenn es zur Gewohnheit geworden ist. Alte Diener unter neuen Gebietenden fördern sich gegenseitig im Freude-machen.

312

Ehrgeiz des verlornen Postens.— Es gibt einen Ehrgeiz des verlornen Postens, welcher eine Partei dahin drängt, sich in eine äusserste Gefahr zu begeben.

313

Wann Esel not tun.— Man wird die Menge nicht eher zum Hosianna-rufen bringen, bis man auf einem Esel in die Stadt einreitet.

314

Partei-Sitte. — Eine jede Partei versucht, das Bedeutende, das ausser ihr gewachsen ist, als unbedeutend darzustellen; gelingt es ihr aber nicht, so feindet sie es um so bitterer an, je vortrefflicher es ist.

315

Leer-werden. — Von dem, der sich den Ereignissen hingibt, bleibt immer weniger übrig. Grosse Politiker können deshalb ganz leere Menschen werden und doch einmal voll und reich gewesen sein.

316

Erwünschte Feinde. — Die sozialistischen Regungen sind den dynastischen Regierungen jetzt immer noch eher angenehm als furchteinflössend, weil sie durch dieselben Recht und Schwert zu Ausnahme-Massregeln in die Hände bekommen, mit denen sie ihre eigentlichen Schreckgestalten, die Demokraten und Anti-Dynasten, treffen können.— Zu allem, was solche Regierungen öffentlich hassen, haben sie jetzt eine heimliche Zuneigung und Innigkeit: sie müssen ihre Seele verschleiern.

317

Der Besitz besitzt. — Nur bis zu einem gewissen Grade macht der Besitz den Menschen unabhängig, freier; eine Stufe weiter—und der Besitz wird zum Herrn, der Besitzer zum Sklaven: als welcher ihm seine Zeit, sein Nachdenken zum Opfer bringen muss und sich fürderhin zu einem Verkehr verpflichtet, an einen Ort angenagelt, einem Staate einverleibt fühlt—alles vielleicht wider sein innerlichstes und wesentlichstes Bedürfnis.

318

Von der Herrschaft der Wissenden. — Es ist leicht, zum Spotten leicht, das Muster zur Wahl einer gesetzgebenden Körperschaft aufzustellen. Zuerst hätten die Redlichen und Vertrauenswürdigen eines Landes, welche zugleich irgendworin Meister und Sachkenner sind, sich auszuscheiden, durch gegenseitige Auswitterung und Anerkennung: aus ihnen wiederum müssten sich, in engerer Wahl, die in jeder Einzelart Sachverständigen und Wissenden ersten Ranges auswählen, gleichfalls durch gegenseitige Anerkennung und Gewährleistung. Bestünde aus ihnen die gesetzgebende Körperschaft, so müssten endlich, für jeden einzelnen Fall, nur die Stimmen und Urteile der speziellsten Sachverständigen entscheiden und die Ehrenhaftigkeit aller übrigen gross genug und einfach zur Sache des Anstandes geworden sein, die Abstimmung dabei auch nur jenen zu überlassen: so dass im strengsten Sinne das Gesetz aus dem Verstande der Verständigsten hervorginge.— Jetzt stimmen Parteien ab: und bei jeder Abstimmung muss es Hunderte von beschämten Gewissen geben—die der Schlecht-Unterrichteten, Urteils-Unfähigen, die der Nachsprechenden, Nachgezogenen, Fortgerissenen. Nichts erniedrigt die Würde jedes neuen Gesetzes so, als dieses anklebende Schamrot der Unredlichkeit, zu der jede Partei-Abstimmung zwingt. Aber, wie gesagt, es ist leicht, zum Spotten leicht, so etwas aufzustellen: keine Macht der Welt ist jetzt stark genug, das Bessere zu verwirklichen,—es sei denn, dass der Glaube an die höchste Nützlichkeit der Wissenschaft und der Wissenden endlich auch dem Böswilligsten einleuchte und dem jetzt herrschenden Glauben an die Zahl vorgezogen werde. Im Sinne dieser Zukunft sei unsere Losung: "Mehr Ehrfurcht vor dem Wissenden! Und nieder mit allen Parteien!"

319

Vom "Volke der Denker" (oder des schlechten Denkens). — Das Undeutliche, Schwebende, Ahnungsvolle, Elementarische, Intuitive—um für unklare Dinge auch unklare Namen zu wählen—, was man dem deutschen Wesen nachsagt, wäre, wenn es tatsächlich noch bestünde, ein Beweis, dass seine Kultur um viele Schritte zurückgeblieben und noch immer von Bann und Luft des Mittelalters umschlossen wäre.— Freilich liegen in einer solchen Zurückgebliebenheit auch einige Vorteile: die Deutschen wären mit diesen Eigenschaften—wenn sie dieselben, nochmals gesagt, jetzt noch besitzen sollten—zu einigen Dingen, und namentlich zum Verständnis einiger Dinge befähigt, zu welchen andere Nationen alle Kraft verloren haben. Und sicher geht viel verloren, wenn der Mangel an Vernunft— das heisst eben das Gemeinsame in jenen Eigenschaften—verloren geht; aber hier gibt es auch keine Einbusse ohne den höchsten Gegengewinn, so dass jeder Grund zum Jammern fehlt, vorausgesetzt, dass man nicht wie Kinder und Leckerhafte die Früchte aller Jahreszeiten zugleich geniessen will.

320

Eulen nach Athen.— Die Regierungen der grossen Staaten haben zwei Mittel in den Händen, das Volk von sich abhängig zu erhalten, in Furcht und Gehorsam: ein gröberes, das Heer, ein feineres, die Schule. Mit Hilfe des ersteren bringen sie den Ehrgeiz der höheren und die Kraft der niederen Schichten, soweit beide tätigen und rüstigen Männern mittlerer und minderer Begabung zu eigen zu sein pflegen, auf ihre Seite; mit Hilfe des andern Mittels gewinnen sie die begabte Armut, namentlich die geistig-anspruchsvolle Halbarmut der mittleren Stände für sich. Sie machen vor allem aus den Lehrern allen Grades einen unwillkürlich nach "oben" hin blickenden geistigen Hofstaat: indem sie der Privatschule und gar der ganz und gar missliebigen Einzelerziehung Stein über Stein in den Weg legen, sichern sie sich die Verfügung über eine sehr bedeutende Anzahl von Lehrstellen, auf welche sich nun fortwährend eine gewiss fünfmal grössere Anzahl von hungrig und unterwürfig blickenden Augen richten, als je Befriedigung finden können. Diese Stellungen dürfen ihren Mann aber nur kärglich nähren: dann unterhält sich in ihm der Fieberdurst nach Beförderung und schliesst ihn noch enger an die Absichten der Regierung an. Denn eine mässige Unzufriedenheit zu pflegen ist immer vorteilhafter als Zufriedenheit, die Mutter des Mutes, die Grossmutter des Freisinns und des Übermutes. Vermittels dieses leiblich und geistig im Zaume gehaltenen Lehrertums wird nun, so gut es gehen will, alle Jugend des Landes auf eine gewisse, dem Staate nützliche und zweckmässig abgestufte Bildungshöhe gehoben: vor allem aber wird jene Gesinnung fast unvermerkt auf die unreifen und ehrsüchtigen Geister aller Stände übertragen, dass nur eine vom Staate anerkannte und; abgestempelte Lebensrichtung sofort gesellschaftliche Auszeichnung mit sich führt. Die Wirkung dieses Glaubens an Staats-Prüfungen und -Titel geht so weit, dass selbst unabhängig gebliebenen, durch Handel oder Handwerk emporgestiegenen Männern so lange ein Stachel der Unbefriedigung in der Brust bleibt, bis auch ihre Stellung durch eine begnadigende Verleihung von Rang und Orden von oben her bemerkt und anerkannt ist,—bis man "sich sehen lassen kann." Endlich verknüpft der Staat alle jene hundert und aber hundert ihm zugehörigen Beamtungen und Erwerbsposten mit der Verpflichtung, durch die Staatsschulen sich bilden und abzeichnen zu lassen, wenn man je in diese Pforten eingehen wolle: Ehre bei der Gesellschaft, Brot für sich, Ermöglichung einer Familie, Schutz von oben her, Gemeingefühl der gemeinsam Gebildeten—dies alles bildet ein Netz von Hoffnungen, in welches jeder junge Mann hineinläuft: woher sollte ihm denn das Misstrauen angeweht sein! Ist zu guter Letzt gar noch bei jedermann die Verpflichtung, einige Jahre Soldat zu sein, nach Ablauf weniger Generationen, zu einer gedankenlosen Gewohnheit und Voraussetzung geworden, auf welche hin man frühzeitig den Plan seines Lebens zurechtschneidet: so kann der Staat auch noch den Meistergriff wagen, Schule und Heer, Begabung, Ehrgeiz und Kraft durch Vorteile ineinander zu flechten, das heisst den höher Begabten und Gebildeten durch günstigere Bedingungen zum Heere zu locken und mit dem Soldatengeiste des freudigen Gehorsams zu erfüllen: so dass er vielleicht dauernd zur Fahne schwört und durch seine Begabung ihr einen neuen, immer glänzenderen Ruf verschafft.— Dann fehlt nichts weiter als Gelegenheit zu grossen Kriegen: und dafür sorgen, von Berufs wegen, also in aller Unschuld, die Diplomaten, samt Zeitungen und Börsen: denn das "Volk," als Soldatenvolk, hat bei Kriegen immer ein gutes Gewissen, man braucht es ihm nicht erst zu machen.

321

Die Presse. — Erwägt man, wie auch jetzt noch alle grossen politischen Vorgänge sich heimlich und verhüllt auf das Theater schleichen, wie sie von unbedeutenden Ereignissen verdeckt werden und in ihrer Nähe klein erscheinen, wie sie erst lange nach ihrem Geschehen ihre tiefen Einwirkungen zeigen und den Boden nachzittern lassen,—welche Bedeutung kann man da der Presse zugestehn, wie sie jetzt ist, mit ihrem täglichen Aufwand von Lunge, um zu schreien, zu übertäuben, zu erregen, zu erschrecken,—ist sie mehr als der permanente blinde Lärm, der die Ohren und Sinne nach einer falschen Richtung ablenkt?

322

Nach einem grossen Ereignis. — Ein Volk und Mensch, dessen Seele bei einem grossen Ereignis zutage gekommen ist, fühlt gewöhnlich darauf das Bedürfnis nach einer Kinderei oder Roheit, ebenso aus Scham als um sich zu erholen.

323

Gut deutsch sein heisst sich entdeutschen. — Das, worin man die nationalen Unterschiede findet, ist viel mehr, als man bis jetzt eingesehen hat, nur der Unterschied verschiedener Kulturstufen und zum geringsten Teile etwas Bleibendes (und auch dies nicht in einem strengen Sinne). Deshalb ist alles Argumentieren aus dem National-Charakter so wenig verpflichtend für den, welcher an der Umschaffung der Überzeugungen, das heisst an der Kultur arbeitet. Erwägt man zum Beispiel, was alles schon deutsch gewesen ist, so wird man die theoretische Frage: was ist deutsch? sofort durch die Gegenfrage verbessern: "was ist jetzt deutsch?"—und jeder gute Deutsche wird sie praktisch, gerade durch Überwindung seiner deutschen Eigenschaften, lösen. Wenn nämlich ein Volk vorwärts geht und wächst, so sprengt es jedesmal den Gürtel, der ihm bis dahin sein nationales Ansehen gab; bleibt es stehen, verkümmert es, so schliesst sich ein neuer Gürtel um seine Seele; die immer härter werdende Kruste baut gleichsam ein Gefängnis herum, dessen Mauern immer wachsen. Hat ein Volk also sehr viel Festes, so ist dies ein Beweis, dass es versteinern will und ganz und gar Monument werden möchte: wie es von einem bestimmten Zeitpunkte an das Ägyptertum war. Der also, welcher den Deutschen wohlwill, mag für seinen Teil zusehen, wie er immer mehr aus dem, was deutsch ist, hinauswachse. Die Wendung zum Undeutschen ist deshalb immer das Kennzeichen der Tüchtigen unseres Volkes gewesen.

324

Ausländereien. — Ein Ausländer, der in Deutschland reiste, missfiel und gefiel durch einige Behauptungen, je nach den Gegenden, in denen er sich aufhielt. Alle Schwaben, die Geist haben,—pflegte er zu sagen—sind kokett.— Die anderen Schwaben aber meinten noch immer, Uhland sei ein Dichter und Goethe unmoralisch gewesen.— Das Beste an den deutschen Romanen, welche jetzt berühmt würden, sei, dass man sie nicht zu lesen brauche: man kenne sie schon.— Der Berliner erscheine gutmütiger als der Süddeutsche, denn er sei allzusehr spottlustig und vertrage deshalb Spott: was Süddeutschen nicht begegne.— Der Geist der Deutschen werde durch ihr Bier und ihre Zeitungen niedergehalten: er empfehle ihnen Tee und Pamphlete, zur Kur natürlich.— Man sehe sich, so riet er, doch die verschiedenen Völker des altgewordenen Europa daraufhin an, wie ein jedes eine bestimmte Eigenschaft des Alters besonders gut zur Schau trägt, zum Vergnügen für die, welche vor dieser grossen Bühne sitzen: wie die Franzosen das Kluge und Liebenswürdige des Alters, die Engländer das Erfahrene und Zurückhaltende, die Italiener das Unschuldige und Unbefangene mit Glück vertreten. Sollten denn die anderen Masken des Alters fehlen? Wo ist der hochmütige Alte? Wo der herrschsüchtige Alte? Wo der habsüchtige Alte?— Die gefährlichste Gegend in Deutschland sei Sachsen und Thüringen: nirgends gäbe es mehr geistige Rührigkeit und Menschenkenntnis, nebst Freigeisterei, und alles sei so bescheiden durch die hässliche Sprache und die eifrige Dienstbeflissenheit dieser Bevölkerung versteckt, dass man kaum merke, hier mit den geistigen Feldwebeln Deutschlands und seinen Lehrmeistern in Gutem und Schlimmem zu tun zu haben.— Der Hochmut der Norddeutschen werde durch ihren Hang, zu gehorchen, der der Süddeutschen durch ihren Hang, sich's bequem zu machen, in Schranken gehalten.— Es schiene ihm, dass die deutschen Männer in ihren Frauen ungeschickte, aber sehr von sich überzeugte Hausfrauen hätten: sie redeten so beharrlich gut von sich, dass sie fast die Welt und jedenfalls ihre Männer von der eigens deutschen Hausfrauen-Tugend überzeugt hätten.— Wenn sich dann das Gespräch auf Deutschlands Politik nach aussen und innen wendete, so pflegte er zu erzählen—er nannte es: verraten—, das Deutschlands grösster Staatsmann nicht an grosse Staatsmänner glaube.— Die Zukunft der Deutschen fand er bedroht und bedrohlich: denn sie hätten verlernt, sich zu freuen (was die Italiener so gut verstünden), aber sich durch das grosse Hazardspiel von Kriegen und dynastischen Revolutionen an die Emotion gewöhnt, folglich würden sie eines Tages die Emeute haben. Denn dies sei die stärkste Emotion, welche ein Volk sich verschaffen könne.— Der deutsche Sozialist sei eben deshalb am gefährlichsten, weil ihn keine bestimmte Not treibe; sein Leiden sei, nicht zu wissen, was er wolle, so werde er, wenn er auch viel erreiche, doch noch im Genusse vor Begierde verschmachten, ganz wie Faust, aber vermutlich wie ein sehr pöbelhafter Faust. "Den Faust-Teufel nämlich," rief er zuletzt, "von dem die gebildeten Deutschen so geplagt wurden, hat Bismarck ihnen ausgetrieben: nun ist der Teufel aber in die Säue gefahren und schlimmer als je vorher!"

325

Meinungen.— Die meisten Menschen sind nichts und gelten nichts, bis sie sich in allgemeine Überzeugungen und öffentliche Meinungen eingekleidet haben—nach der Schneider-Philosophie: Kleider machen Leute. Von den Ausnahme-Menschen aber muss es heissen: erst der Träger macht die Tracht; hier hören die Meinungen auf, öffentlich zu sein, und werden etwas anderes als Masken, Putz und Verkleidung.

326

Zwei Arten der Nüchternheit. — Um Nüchternheit aus Erschöpfung des Geistes nicht mit Nüchternheit aus Mässigung zu verwechseln, muss man darauf acht haben, dass die erstere übellaunig, die andere frohmütig ist.

327

Verfälschung der Freude.— Keinen Tag länger eine Sache gut heissen, als sie uns gut scheint, und vor allem: keinen Tag früher—das ist das einzige Mittel, sich die Freude echt zu erhalten: die sonst allzu leicht fade und faul im Geschmacke wird und jetzt für ganze Schichten des Volkes zu den verfälschten Lebensmitteln gehört.

328

Der Tugend-Bock. — Beim Allerbesten, was einer tut, suchen die, welche ihm wohlwollen, aber seiner Tat nicht gewachsen sind, schleunigst einen Bock, um ihn zu schlachten, wähnend, es sei der Sündenbock—aber es ist der Tugend-Bock.

329

Souveränität.— Auch das Schlechte ehren und sich zu ihm bekennen, wenn es einem gefällt, und keinen Begriff davon haben, wie man sich seines Gefallens schämen könne, ist das Merkmal der Souveränität, im grossen und kleinen.

330

Der Wirkende ein Phantom, keine Wirklichkeit.— Der bedeutende Mensch lernt allmählich, dass er, sofern er wirkt, ein Phantom in den Köpfen anderer ist, und gerät vielleicht in die feine Seelenqual, sich zu fragen, ob er das Phantom von sich zum Besten seiner Mitmenschen nicht aufrechterhalten müsse.

331

Nehmen und geben. — Wenn man einem das Geringste weg (oder vorweg) genommen hat, so ist er blind dafür, dass man ihm viel Grösseres, ja das Grösste gegeben hat.

332

Der gute Acker. — Alles Abweisen und Negieren zeigt einen Mangel an Fruchtbarkeit an: im Grunde, wenn wir nur gutes Ackerland wären, dürften wir nichts unbenutzt umkommen lassen und in jedem Dinge, Ereignisse und Menschen willkommenen Dünger, Regen oder Sonnenschein sehen.

333

Verkehr als Genuss. — Hält sich einer, mit entsagendem Sinne, absichtlich in der Einsamkeit, so kann er sich dadurch den Verkehr mit Menschen, selten genossen, zum Leckerbissen machen.

334

Öffentlich zu leiden verstehen. — Man muss sein Unglück affichieren und von Zeit zu Zeit hörbar seufzen, sichtbar ungeduldig sein: denn liesse man die andern merken, wie sicher und glücklich in sich man trotz Schmerz und Entbehrung ist, wie neidisch und böswillig würde man sie machen!— Aber wir müssen Sorge dafür tragen, dass wir unsre Mitmenschen nicht verschlechtern; überdies würden sie uns in jenem Falle harte Steuern auferlegen, und unser öffentliches Leiden ist jedenfalls auch unser privater Vorteil.

335

Wärme in den Höhen. — Auf den Höhen ist es wärmer, als man in den Tälern meint, namentlich im Winter. Der Denker weiss, was alles dies Gleichnis besagt.

336

Das Gute wollen, das Schöne können.— Es genügt nicht, das Gute zu üben, man muss es gewollt haben und, nach dem Wort des Dichters, die Gottheit in seinen Willen aufnehmen. Aber das Schöne darf man nicht wollen, man muss es können, in Unschuld und Blindheit, ohne alle Neubegier der Psyche. Wer seine Laterne anzündet, um vollkommene Menschen zu finden, der achte auf dies Merkmal: es sind die, welche immer um des Guten willen handeln und immer dabei das Schöne erreichen, ohne daran zu denken. Viele der Besseren und Edleren bleiben nämlich, aus Unvermögen und Mangel der schönen Seele, mit allem ihrem guten Willen und ihren guten Werken, unerquicklich und hässlich anzusehen; sie stossen zurück und schaden selbst der Tugend durch das widrige Gewand, welches ihr schlechter Geschmack derselben anlegt.

337

Gefahr der Entsagenden. — Man muss sich hüten, sein Leben auf einen zu schmalen Grund von Begehrlichkeit zu gründen: denn wenn man den Freuden entsagt, welche Stellungen, Ehren, Genossenschaften, Wolllüste, Bequemlichkeiten, Künste mit sich bringen, so kann ein Tag kommen, wo man merkt, statt der Weisheit, durch diese Verzichtleistung den Lebens-Überdruss zum Nachbarn erlangt zu haben.

338

Letzte Meinung über Meinungen. — Entweder verstecke man seine Meinungen, oder man verstecke sich hinter seine Meinungen. Wer es anders macht, der kennt den Lauf der Welt nicht oder gehört zum Orden der heiligen Tollkühnheit.

339

"Gaudeamus igitur."— Die Freude muss auch für die sittliche Natur des Menschen auferbauende und ausheilende Kräfte enthalten: wie käme es sonst, dass unsere Seele, sobald sie im Sonnenschein der Freude ruht, sich unwillkürlich gelobt "gut sein!" "Vollkommen werden!" und dass dabei ein Vorgefühl der Vollkommenheit, gleich einem seligen Schauder, sie erfasst?

340

An einen Gelobten.— Solange man dich lobt, glaube nur immer, dass du noch nicht auf deiner eignen Bahn, sondern auf der eines andern bist.

341

Den Meister lieben.— Anders liebt der Gesell, anders der Meister den Meister.

342

Allzuschönes und Menschliches. — "Die Natur ist zu schön für dich armen Sterblichen"—so empfindet man nicht selten, aber ein paarmal, bei einem innigen Anschauen alles Menschlichen, seiner Fülle, Kraft, Zartheit, Verflochtenheit, war es mir zumute, als ob ich sagen müsste, in aller Demut: "auch der Mensch ist zu schön für den betrachtenden Menschen!"—und zwar nicht etwa nur der moralische Mensch, sondern jeder.

343

Bewegliche Habe und Grundbesitz. — Wenn einen das Leben einmal recht räuberhaft behandelt hat, und an Ehren, Freuden, Anhang, Gesundheit, Besitz aller Art nahm, was es nehmen konnte, so entdeckt man vielleicht hinterdrein, nach dem ersten Schrecken, dass man reicher ist als zuvor. Denn jetzt erst weiss man, was einem so zu eigen ist, dass keine Räuberhand daran zu rühren vermag; so geht man vielleicht aus aller Plünderung und Verwirrung mit der Vornehmheit eines grossen Grundbesitzers hervor.

344

Unfreiwillige Idealfiguren. — Das peinlichste Gefühl, das es gibt, ist, zu entdecken, dass man immer für etwas Höheres genommen wird, als man ist. Denn man muss sich dabei eingestehen: irgend etwas an dir ist Lug und Trug, dein Wort, dein Ausdruck, dein Auge, deine Handlung—und dieses trügerische Etwas ist so notwendig wie deine sonstige Ehrlichkeit, hebt aber deren Wirkung und Wert fortwährend auf.

345

Idealist und Lügner. — Man soll sich von dem schönsten Vermögen—dem, die Dinge ins Ideal zu heben—nicht tyrannisieren lassen: sonst trennt sich eines Tages die Wahrheit von uns mit dem bösen Wort "du Lügner von Grund aus, was habe ich mit dir zu schaffen?"

346

Missverstanden werden. — Wenn man als Ganzes missverstanden wird, so ist es unmöglich, ein einzelnes Missverstandenwerden von Grund aus zu heben. Dies muss man einsehen, um nicht überflüssige Kraft in seiner Verteidigung zu verschwenden.

347

Der Wassertrinker spricht. — Trinke deinen Wein nur weiter, der dich dein Leben lang gelabt hat,—was geht es dich an, dass ich ein Wassertrinker sein muss? Sind Wein und Wasser nicht friedfertige brüderliche Elemente, die ohne Vorwurf beieinander wohnen?

348

Aus dem Lande der Menschenfresser.— In der Einsamkeit frisst sich der Einsame selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle.

349

Im Gefrierpunkt des Willens. — "Endlich einmal kommt sie doch, jene Stunde, die dich in die goldene Wolke der Schmerzlosigkeit einhüllen wird: wo die Seele ihre eigene Müdigkeit geniesst und glücklich im geduldigen Spiele mit ihrer Geduld den Wellen eines Sees gleicht, die an einem ruhigen Sommertage, im Widerglanze eines buntgefärbten Abendhimmels, am Ufer schlürfen, schlürfen und wieder stille sind—ohne Ende, ohne Zweck, ohne Sättigung, ohne Bedürfnis,—ganz Ruhe, die sich am Wechsel freut, ganz Zurückebben und Einfluten in den Pulsschlag der Natur." Dies ist Empfindung und Rede aller Kranken: erreichen sie aber jene Stunden, so kommt, nach kurzem Genusse, die Langeweile. Diese aber ist der Tauwind für den eingefrornen Willen: er erwacht, bewegt sich und zeugt wieder Wunsch auf Wunsch.— Wünschen ist ein Anzeichen von Genesung oder Besserung.

350

Das verleugnete Ideal. — Ausnahmsweise kommt es vor, dass einer das Höchste erst dann erreicht, wenn er sein Ideal verleugnet: denn dies Ideal trieb ihn bisher zu heftig an, so dass er in der Mitte der jedesmaligen Bahn ausser Atem kam und stehenbleiben musste.

351

Verräterische Neigung. — Man beachte es als Merkmal eines neidischen, aber höher strebenden Menschen, wenn er sich von dem Gedanken angezogen fühlt, dass es dem Vortrefflichen gegenüber nur eine Rettung gibt: Liebe.

352

Treppen-Glück. — Wie der Witz mancher Menschen nicht mit der Gelegenheit gleichen Schritt hält, so dass die Gelegenheit schon durch die Türe hindurch ist, während der Witz noch auf der Treppe steht: so gibt es bei anderen eine Art von Treppen-Glück, welches zu langsam läuft, um der schnellfüssigen Zeit immer zur Seite zu sein: das Beste, was sie von einem Erlebnis, einer ganzen Lebensstrecke zu geniessen bekommen, fällt ihnen erst lange Zeit hinterher zu, oft nur als ein schwacher, gewürzter Duft, welcher Sehnsucht erweckt und Trauer—als ob es möglich gewesen wäre—irgendwann—in diesem Element sich recht satt zu trinken: nun aber ist es zu spät.

353

Würmer.— Es spricht nicht gegen die Reife eines Geistes, dass er einige Würmer hat.

354

Der siegreiche Sitz. — Eine gute Haltung zu Pferd stiehlt dem Gegner den Mut, dem Zuschauer das Herz,—wozu erst noch angreifen? Sitze wie einer, der gesiegt hat!

355

Gefahr in der Bewunderung. — Man kann aus allzu grosser Bewunderung für fremde Tugenden den Sinn für seine eignen und, durch Mangel an Übung, zuletzt diese selbst verlieren, ohne die fremden dafür zum Ersatz zu erhalten.

356

Nutzen der Kränklichkeit. — Wer oft krank ist, hat nicht nur einen viel grösseren Genuss am Gesundsein, wegen seines häufigen Gesundwerdens: sondern auch einen höchst geschärften Sinn für Gesundes und Krankhaftes in Werken und Handlungen, eigenen und fremden: so dass zum Beispiel gerade die kränklichen Schriftsteller—und darunter sind leider fast alle grossen—in ihren Schriften einen viel sichreren und gleichmässigeren Ton der Gesundheit zu haben pflegen, weil sie besser als die körperlich Robusten sich auf die Philosophie der seelischen Gesundheit und Genesung und ihre Lehrmeister: Vormittag, Sonnenschein, Wald und Wasserquelle, verstehen.

357

Untreue, Bedingung der Meisterschaft.— Es hilft nichts: jeder Meister hat nur einen Schüler—und der wird ihm untreu—denn er ist zur Meisterschaft auch bestimmt.

358

Nie umsonst. — Im Gebirge der Wahrheit kletterst du nie umsonst: entweder du kommst schon heute weiter hinauf oder du übst deine Kräfte, um morgen höher steigen zu können.

359

Vor grauen Fensterscheiben. — Ist denn das, was ihr durch dies Fenster von der Welt seht, so schön, dass ihr durchaus durch kein anderes Fenster mehr blicken wollt—ja selbst andere davon abzuhalten den Versuch macht?

360

Anzeichen starker Wandlungen. — Es ist ein Zeichen, wenn man von lange Vergessenen oder Toten träumt, dass man eine starke Wandlung in sich durchlebt hat und dass der Boden, auf dem man lebt, völlig umgegraben worden ist: da stehen die Toten auf, und unser Altertum wird Neutum.

361

Arznei der Seele. — Still-liegen und Wenig-denken ist das wohlfeilste Arzneimittel für alle Krankheiten der Seele und wird, bei gutem Willen, von Stunde zu Stunde seines Gebrauchs angenehmer.

362

Zur Rangordnung der Geister.— Es ordnet dich tief unter jenen, dass du die Ausnahmen festzustellen suchst, jener aber die Regel.

363

Der Fatalist.— Du musst an das Fatum glauben,—dazu kann die Wissenschaft dich zwingen. Was dann aus diesem Glauben bei dir herauswächst—Feigheit, Ergebung oder Grossartigkeit und Freimut—, das legt Zeugnis von dem Erdreich ab, in welches jenes Samenkorn gestreut wurde, nicht aber vom Samenkorn selbst—denn aus ihm kann alles und jedes werden.

364

Grund vieler Verdriesslichkeit. — Wer im Leben das Schöne dem Nützlichen vorzieht, wird sich gewiss zuletzt, wie das Kind, welches Zuckerwerk dem Brote vorzieht, den Magen verderben und sehr verdriesslich in die Welt sehen.

365

Übermass als Heilmittel. — Man kann sich seine eigne Begabung dadurch wieder schmackhaft machen, dass man längere Zeit die entgegengesetzte übermässig verehrt und geniesst.— Das Übermass als Heilmittel zu gebrauchen ist einer der feineren Griffe in der Lebenskunst.

366

"Wolle ein Selbst."— Die tätigen, erfolgreichen Naturen handeln nicht nach dem Spruche "kenne dich selbst," sondern wie als ob ihnen der Befehl vorschwebte: wolle ein Selbst, so wirst du ein Selbst.— Das Schicksal scheint ihnen immer noch die Wahl gelassen zu haben; während die Untätigen und Beschaulichen darüber nachsinnen, wie sie jenes eine Mal, beim Eintritt ins Leben, gewählt haben.

367

Womöglich ohne Anhang leben.— Wie wenig Anhänger zu bedeuten haben, begreift man erst, wenn man aufgehört hat, der Anhänger seiner Anhänger zu sein.

368

Sich verdunkeln.— Man muss sich zu verdunkeln verstehen, um die Mückenschwärme allzu lästiger Bewunderer loszuwerden.

369

Langeweile. — Es gibt eine Langeweile der feinsten und gebildetsten Köpfe, denen das Beste, was die Erde bietet, schal geworden ist: gewöhnt daran, ausgesuchte und immer ausgesuchtere Kost zu essen und vor der gröberen sich zu ekeln, sind sie in Gefahr Hungers zu sterben—denn des Allerbesten ist nur wenig da, und mitunter ist es unzugänglich oder steinhart geworden, so dass es auch gute Zähne nicht mehr beissen können.

370

Die Gefahr in der Bewunderung.— Die Bewunderung einer Eigenschaft oder Kunst kann so stark sein, dass sie uns abhält, nach ihrem Besitz zu streben.

371

Was man von der Kunst will. — Der eine will vermittels der Kunst sich seines Wesens freuen, der andere will mit ihrer Hilfe zeitweilig über sein Wesen hinaus, von ihm weg. Nach beiden Bedürfnissen gibt es eine doppelte Art von Kunst und Künstlern.

372

Abfall.— Wer von uns abfällt, beleidigt damit vielleicht nicht uns, aber sicherlich unsere Anhänger.

373

Nach dem Tode. — Wir finden es gewöhnlich erst lange nach dem Tode eines Menschen unbegreiflich, dass er fehlt: bei ganz grossen Menschen oft erst nach Jahrzehnten. Wer ehrlich ist, meint bei einem Todesfalle gewöhnlich, dass eigentlich nicht viel fehle und dass der feierliche Leichenredner ein Heuchler sei. Erst die Not lehrt das Nötig-sein eines einzelnen, und das rechte Epitaph ist ein später Seufzer.

374

Im Hades lassen. — Viele Dinge muss man im Hades halbbewussten Fühlens lassen und nicht aus ihrem Schatten-Dasein erlösen wollen, sonst werden sie, als Gedanke und Wort, unsere dämonischen Herren und verlangen grausam nach unsrem Blut.

375

Nähe des Bettlertums.— Auch der reichste Geist hat gelegentlich den Schlüssel zu der Kammer verloren, in der seine aufgespeicherten Schätze ruhen, und ist dann dem Ärmsten gleich, der betteln muss, um nur zu leben.

376

Ketten- Denker.— Einem, der viel gedacht hat, erscheint jeder neue Gedanke, den er hört oder liest, sofort in Gestalt einer Kette.

377

Mitleid.— In der vergoldeten Scheide des Mitleidens steckt mitunter der Dolch des Neides.

378

Was ist Genie?— Ein hohes Ziel und die Mittel dazu wollen.

379

Eitelkeit der Kämpfer. — Wer keine Hoffnung hat, in einem Kampfe zu siegen, oder ersichtlich unterlegen ist, will um so mehr, dass die Art seines Kämpfens bewundert werde.

380

Das philosophische Leben wird missgedeutet.— In dem Augenblicke, wo jemand anfängt mit der Philosophie Ernst zu machen, glaubt alle Welt das Gegenteil davon.

381

Nachahmung.— Das Schlechte gewinnt durch die Nachahmung an Ansehen, das Gute verliert dabei—namentlich in der Kunst.

382

Letzte Lehre der Historie. — "Ach, dass ich damals gelebt hätte!"—das ist die Rede törichter und spielerischer Menschen. Vielmehr wird man, bei jedem Stück Geschichte, das man ernstlich betrachtet hat, und sei es das gelobteste Land der Vergangenheit, zuletzt ausrufen: "nur nicht dahin wieder zurück! Der Geist jener Zeit würde mit der Last von hundert Atmosphären auf dich drücken, des Guten und Schönen an ihr würdest du dich nicht erfreuen, ihr Schlimmes nicht verdauen können."— Zuverlässig wird die Nachwelt ebenso über unsere Zeit urteilen: sie sei unausstehlich, das Leben in ihr unlebebar gewesen.— Und doch hält es jeder in seiner Zeit aus?— Ja, und zwar deshalb, weil der Geist seiner Zeit nicht nur auf ihm liegt, sondern auch in ihm ist. Der Geist der Zeit leistet sich selber Widerstand, trägt sich selber.

383

Grossheit als Maske. — Mit Grossheit des Benehmens erbittert man seine Feinde, mit Neid, den man merken lässt, versöhnt man sie sich beinahe: denn der Neid vergleicht, setzt gleich, er ist eine unfreiwillige und stöhnende Art von Bescheidenheit.— Ob wohl hier und da, des erwähnten Vorteils halber, der Neid als Maske vorgenommen worden ist, von solchen, welche nicht neidisch waren? Vielleicht; sicherlich aber wird Grossheit des Benehmens oft als Maske des Neides gebraucht, von Ehrgeizigen, welche lieber Nachteile erleiden und ihre Feinde erbittern wollen als merken lassen, dass sie sich innerlich ihnen gleichsetzen.

384

Unverzeihlich. — Du hast ihm eine Gelegenheit gegeben, Grösse des Charakters zu zeigen, und er hat sie nicht benutzt. Das wird er dir nie verzeihen.

385

Gegen-Sätze. — Das Greisenhafteste, was je über den Menschen gedacht worden ist, steckt in dem berühmten Satze "das Ich ist immer hassenswert"; das Kindlichste in dem noch berühmteren "liebe deinen Nächsten, wie dich selbst."— Bei dem einen hat die Menschenkenntnis aufgehört, bei dem andern noch gar nicht angefangen.

386

Das fehlende Ohr. — "Man gehört noch zum Pöbel, solange man immer auf andere die Schuld schiebt; man ist auf der Bahn der Weisheit, wenn man immer nur sich selber verantwortlich macht; aber der Weise findet niemanden schuldig, weder sich noch andere."— Wer sagt dies?— Epiktet, vor achtzehnhundert Jahren.— Man hat es gehört, aber vergessen.— Nein, man hat es nicht gehört und nicht vergessen: nicht jedes Ding vergisst sich. Aber man hatte das Ohr nicht dafür, das Ohr Epiktets.— So hat er es also sich selber ins Ohr gesagt?— So ist es: Weisheit ist das Gezischel des Einsamen mit sich auf vollem Markte.

387

Fehler des Standpunktes, nicht des Auges. — Man steht sich selber immer einige Schritte zu nah; und dem Nächsten immer einige Schritte zu fern. So kommt es, dass man ihn zu sehr in Bausch und Bogen beurteilt und sich selber zu sehr nach einzelnen gelegentlichen unbeträchtlichen Zügen und Vorkommnissen.

388

Die Ignoranz in Waffen. — Wie leicht nehmen wir es, ob ein andrer von einer Sache weiss oder nicht weiss,—während er vielleicht schon bei der Vorstellung Blut schwitzt, dass man ihn hierin für unwissend halte. Ja, es gibt ausgesuchte Narren, welche immer mit einem vollen Köcher von Bannflüchen und Machtsprüchen einhergehen, bereit, jeden niederzuschiessen, der merken lässt, es gebe Dinge, worin ihr Urteil nicht in Betracht komme.

389

Am Trinktisch der Erfahrung. — Personen, welche aus angeborner Mässigkeit jedes Glas halb ausgetrunken stehen lassen, wollen nicht zugeben, dass jedes Ding in der Welt seine Neige und Hefe habe.

390

Singvögel.— Die Anhänger eines grossen Mannes pflegen sich zu blenden, um sein Lob besser singen zu können.

391

Nicht gewachsen.— Das Gute missfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind.

392

Die Regel als Mutter oder als Kind.— Ein anderer Zustand ist der, welcher die Regel gebiert, ein andrer der, welchen die Regel gebiert.

393

Komödie. — Wir ernten mitunter Liebe und Ehre für Taten oder Werke, welche wir längst wie eine Haut von uns abgestreift haben: da werden wir leicht verführt, die Komödianten unserer eigenen Vergangenheit zu machen und das alte Fell noch einmal über die Schultern zu werfen—und nicht nur aus Eitelkeit, sondern auch aus Wohlwollen gegen unsere Bewunderer.

394

Fehler der Biographen. — Die kleine Kraft, welche not tut, einen Kahn in den Strom hineinzustossen, soll nicht mit der Kraft dieses Stromes, der ihn fürderhin trägt, verwechselt werden: aber es geschieht fast in allen Biographien.

395

Nicht zu teuer kaufen. — Was man zu teuer kauft, verwendet man gewöhnlich auch noch schlecht, weil ohne Liebe und mit peinlicher Erinnerung—und so hat man einen doppelten Nachteil davon.

396

Welche Philosophie immer der Gesellschaft not tut. — Der Pfeiler der gesellschaftlichen Ordnung ruht auf dem Grunde, dass ein jeder auf das, was er ist, tut und erstrebt, auf seine Gesundheit oder Krankheit, seine Armut oder Wohlstand, seine Ehre oder Unansehnlichkeit, mit Heiterkeit hinblickt und dabei empfindet "ich tausche doch mit keinem."— Wer an der Ordnung der Gesellschaft bauen will, möge nur immer diese Philosophie der heiteren Tauschablehnung und Neidlosigkeit in die Herzen einpflanzen.

397

Anzeichen der vornehmen Seele. — Eine vornehme Seele ist die nicht, welche der höchsten Aufschwünge fähig ist, sondern jene, welche sich wenig erhebt und wenig fällt, aber immer in einer freieren durchleuchteten Luft und Höhe wohnt.

398

Das Grosse und sein Betrachter.— Die beste Wirkung des Grossen ist, dass es dem Betrachter ein vergrösserndes und abrundendes Auge einsetzt.

399

Sich genügen lassen. — Die erlangte Reife des Verstandes bekundet sich darin, dass man dorthin, wo seltene Blumen unter den spitzigsten Dornenhecken der Erkenntnis stehen, nicht mehr geht und sich an Garten, Wald, Wiese und Ackerfeld genügen lässt, in Anbetracht, wie das Leben für das Seltene und Aussergewöhnliche zu kurz ist.

400

Vorteil in der Entbehrung. — Wer immerdar in der Wärme und Fülle des Herzens und gleichsam in der Sommerluft der Seele lebt, kann sich jenes schauerliche Entzücken nicht vorstellen, welches winterlichere Naturen ergreift, die ausnahmsweise von den Strahlen der Liebe und dem lauen Anhauche eines sonnigen Februartages berührt werden.

401

Rezept für den Dulder. — Dir wird die Last des Lebens zu schwer?— So musst du die Last deines Lebens vermehren. Wenn der Dulder endlich nach dem Flusse Lethe dürstet und sucht,—so muss er zum Helden werden, um ihn gewiss zu finden.

402

Der Richter.— Wer jemandes Ideal geschaut hat, ist dessen unerbittlicher Richter und gleichsam sein böses Gewissen.

403

Nutzen der grossen Entsagung. — Das Nützlichste an der grossen Entsagung ist, dass sie uns jenen Tugendstolz mitteilt, vermöge dessen wir von da an leicht viele kleine Entsagungen von uns erlangen.

404

Wie die Pflicht Glanz bekommt. — Das Mittel, um deine eherne Pflicht im Auge von jedermann in Gold zu verwandeln, heisst: halte immer etwas mehr als du versprichst.

405

Gebet zu Menschen.— "Vergib uns unsere Tugenden"—so soll man zu Menschen beten.

406

Schaffende und Geniessende. — Jeder Geniessende meint, dem Baume habe es an der Frucht gelegen; aber ihm lag am Samen.— Hierin besteht der Unterschied zwischen allen Schaffenden und Geniessenden.

407

Der Ruhm aller Grossen. — Was ist am Genie gelegen, wenn es nicht seinem Betrachter und Verehrer solche Freiheit und Höhe des Gefühls mitteilt, dass er des Genies nicht mehr bedarf!— Sich überflüssig machen—das ist der Ruhm aller Grossen.

408

Die Hadesfahrt. — Auch ich bin in der Unterwelt gewesen wie Odysseus, und werde es noch öfter sein; und nicht nur Hammel habe ich geopfert, um mit einigen Toten reden zu können, sondern des eignen Blutes nicht geschont. Vier Paare waren es, welche sich mir, dem Opfernden, nicht versagten: Epikur und Montaigne, Goethe und Spinoza, Plato und Rousseau, Pascal und Schopenhauer. Mit diesen muss ich mich auseinandersetzen, wenn ich lange allein gewandert bin, von ihnen will ich mir Recht und Unrecht geben lassen, ihnen will ich zuhören, wenn sie sich dabei selber untereinander recht und unrecht geben. Was ich auch nur sage, beschliesse, für mich und andere ausdenke: auf jene acht hefte ich die Augen und sehe die ihrigen auf mich geheftet.— Mögen die Lebenden es mir verzeihen, wenn sie mir mitunter wie die Schatten vorkommen, so verblichen und verdriesslich, so unruhig und ach! so lüstern nach Leben: während jene mir dann so lebendig scheinen, als ob sie nun, nach dem Tode, nimmermehr lebensmüde werden könnten. Auf die ewige Lebendigkeit aber kommt es an: was ist am "ewigen Leben" und überhaupt am Leben gelegen!

Zweite Abtheilung: Der Wanderer und sein Schatten.

Vorwort

Der Schatten: Da ich dich so lange nicht reden hörte, so möchte ich dir eine Gelegenheit geben.

Der Wanderer: Es redet:—wo? und wer? Fast ist es mir, als hörte ich mich selber reden, nur mit noch schwächerer Stimme als die meine ist.

Der Schatten (nach einer Weile): Freut es dich nicht, Gelegenheit zum Reden zu haben?

Der Wanderer: Bei Gott und allen Dingen, an die ich nicht glaube, mein Schatten redet; ich höre es, aber glaube es nicht.

Der Schatten: Nehmen wir es hin und denken wir nicht weiter darüber nach, in einer Stunde ist alles vorbei.

Der Wanderer: Ganz so dachte ich, als ich in einem Walde bei Pisa erst zwei und dann fünf Kamele sah.

Der Schatten: Es ist gut, dass wir beide auf gleiche Weise nachsichtig gegen uns sind, wenn einmal unsere Vernunft stille steht: so werden wir uns auch im Gespräche nicht ärgerlich werden und nicht gleich dem andern Daumenschrauben anlegen, falls sein Wort uns einmal unverständlich klingt. Weiss man gerade nicht zu antworten, so genügt es schon, etwas zu sagen: das ist die billige Bedingung, unter der ich mich mit jemandem unterrede. Bei einem längeren Gespräche wird auch der Weiseste einmal zum Narren Und dreimal zum Tropf.

Der Wanderer: Deine Genügsamkeit ist nicht schmeichelhaft für den, welchem du sie eingestehst.

Der Schatten: Soll ich denn schmeicheln?

Der Wanderer: Ich dachte, der menschliche Schatten sei seine Eitelkeit; diese aber würde nie fragen: "soll ich denn schmeicheln?"

Der Schatten: Die menschliche Eitelkeit, soweit ich sie kenne, fragt auch nicht an, wie ich schon zweimal tat, ob sie reden dürfe: sie redet immer.

Der Wanderer: Ich merke erst, wie unartig ich gegen dich bin, mein geliebter Schatten: ich habe noch mit keinem Worte gesagt, wie sehr ich mich freue, dich zu hören und nicht bloss zu sehen. Du wirst es wissen, ich liebe den Schatten, wie ich das Licht liebe. Damit es Schönheit des Gesichts, Deutlichkeit der Rede, Güte und Festigkeit des Charakters gebe, ist der Schatten so nötig wie das Licht. Es sind nicht Gegner: sie halten sich vielmehr liebevoll an den Händen, und wenn das Licht verschwindet, schlüpft ihm der Schatten nach.

Der Schatten: Und ich hasse dasselbe, was du hassest, die Nacht; ich liebe die Menschen, weil sie Lichtjünger sind und freue mich des Leuchtens, das in ihrem Auge ist, wenn sie erkennen und entdecken, die unermüdlichen Erkenner und Entdecker. Jener Schatten, welchen alle Dinge zeigen, wenn der Sonnenschein der Erkenntnis auf sie fällt,—jener Schatten bin ich auch.

Der Wanderer: Ich glaube dich zu verstehen, ob du dich gleich etwas schattenhaft ausgedrückt hast. Aber du hattest recht: gute Freunde geben einander hier und da ein dunkles Wort als Zeichen des Einverständnisses, welches für jeden dritten ein Rätsel sein soll. Und wir sind gute Freunde. Deshalb genug des Vorredens! Ein paar hundert Fragen drücken auf meine Seele, und die Zeit, da du auf sie antworten kannst, ist vielleicht nur kurz. Sehen wir zu, worüber wir in aller Eile und Friedfertigkeit miteinander zusammenkommen.

Der Schatten: Aber die Schatten sind schüchterner als die Menschen: du wirst niemandem mitteilen, wie wir zusammen gesprochen haben!

Der Wanderer: Wie wir zusammen gesprochen haben? Der Himmel behüte mich vor langgesponnenen, schriftlichen Gesprächen! Wenn Plato weniger Lust am Spinnen gehabt hätte, würden seine Leser mehr Lust an Plato haben. Ein Gespräch, das in der Wirklichkeit ergötzt, ist, in Schrift verwandelt und gelesen, ein Gemälde mit lauter falschen Perspektiven: Alles ist zu lang oder zu kurz.— Doch werde ich vielleicht mitteilen dürfen, worüber wir übereingekommen sind?

Der Schatten: Damit bin ich zufrieden; denn alle werden darin nur deine Ansichten wiedererkennen: des Schattens wird niemand gedenken.

Der Wanderer: Vielleicht irrst du, Freund! Bis jetzt hat man in meinen Ansichten mehr den Schatten wahrgenommen als mich.

Der Schatten: Mehr den Schatten als das Licht? Ist es möglich?

Der Wanderer: Sei ernsthaft, lieber Narr! Gleich meine erste Frage verlangt Ernst.

1

Vom Baum der Erkenntnis. — Wahrscheinlichkeit, aber keine Wahrheit: Freischeinlichkeit, aber keine Freiheit,—diese beiden Früchte sind es, derentwegen der Baum der Erkenntnis nicht mit dem Baum des Lebens verwechselt werden kann.

2

Die Vernunft der Welt.— Dass die Welt nicht der Inbegriff einer ewigen Vernünftigkeit ist, lässt sich endgültig dadurch beweisen, dass jenes Stück Welt, welches wir kennen—ich meine unsre menschliche Vernunft—, nicht allzu vernünftig ist. Und wenn sie nicht allezeit und vollständig weise und rationell ist, so wird es die übrige Welt auch nicht sein; hier gilt der Schluss a minori ad majus, a parte ad totum, und zwar mit entscheidender Kraft.

3

"Am Anfang war."—Die Entstehung verherrlichen—das ist der metaphysische Nachtrieb, welcher bei der Betrachtung der Historie wieder ausschlägt und durchaus meinen macht, am Anfang aller Dinge stehe das Wertvollste und Wesentlichste.

4

Mass für den Wert der Wahrheit. — Für die Höhe der Berge ist die Mühsal ihrer Besteigung durchaus kein Massstab. Und in der Wissenschaft soll es anders sein!—sagen uns einige, die für eingeweiht gelten wollen—, die Mühsal um die Wahrheit soll gerade über den Wert der Wahrheit entscheiden! Diese tolle Moral geht von dem Gedanken aus, dass die "Wahrheiten" eigentlich nichts weiter seien, als Turngerätschaften, an denen wir uns wacker müde zu arbeiten hätten,—eine Moral für Athleten und Festturner des Geistes.

5

Sprachgebrauch und Wirklichkeit.— Es gibt eine erheuchelte Missachtung aller der Dinge, welche tatsächlich die Menschen am wichtigsten nehmen, aller nächsten Dinge. Man sagt zum Beispiel "man isst nur, um zu leben,"—eine verfluchte Lüge, wie jene, welche von der Kindererzeugung als der eigentlichen Absicht aller Wollust redet. Umgekehrt ist die Hochschätzung der "wichtigsten Dinge" fast niemals ganz echt: die Priester und Metaphysiker haben uns zwar auf diesen Gebieten durchaus an einen heuchlerisch übertreibenden Sprachgebrauch gewöhnt, aber das Gefühl doch nicht umgestimmt, welches diese wichtigsten Dinge nicht so wichtig nimmt wie jene verachteten nächsten Dinge.— Eine leidige Folge dieser doppelten Heuchelei aber ist immerhin, dass man die nächsten Dinge, zum Beispiel Essen, Wohnen, Sich-Kleiden, Verkehren, nicht zum Objekt des stetigen unbefangenen und allgemeinen Nachdenkens und Umbildens macht, sondern, weil dies für herabwürdigend gilt, seinen intellektuellen und künstlerischen Ernst davon abwendet; so dass hier die Gewohnheit und die Frivolität über die Unbedachtsamen, namentlich über die unerfahrene Jugend, leichten Sieg haben: während andererseits unsere fortwährenden Verstösse gegen die einfachsten Gesetze des Körpers und Geistes uns alle, Jüngere und Ältere, in eine beschämende Abhängigkeit und Unfreiheit bringen,—ich meine in jene im Grunde überflüssige Abhängigkeit von Ärzten, Lehrern und Seelsorgern, deren Druck jetzt immer noch auf der ganzen Gesellschaft liegt.

6

Die irdische Gebrechlichkeit und ihre Hauptursache. — Man trifft, wenn man sich umsieht, immer auf Menschen, welche ihr Lebenlang Eier gegessen haben, ohne zu bemerken, dass die länglichten die wohlschmeckendsten sind, welche nicht wissen, dass ein Gewitter dem Unterleib förderlich ist, dass Wohlgerüche in kalter, klarer Luft am stärksten riechen, dass unser Geschmackssinn an verschiedenen Stellen des Mundes ungleich ist, dass jede Mahlzeit, bei der man gut spricht oder gut hört, dem Magen Nachteil bringt. Man mag mit diesen Beispielen für den Mangel an Beobachtungssinn nicht zufrieden sein, um so mehr möge man zugestehen, dass die allernächsten Dinge von den meisten sehr schlecht gesehen, sehr selten beachtet werden. Und ist dies gleichgültig?— Man erwäge doch, dass aus diesem Mangel sich fast alle leiblichen und seelischen Gebrechen der einzelnen ableiten: nicht zu wissen, was uns förderlich, was uns schädlich ist, in der Einrichtung der Lebensweise, Verteilung des Tages, Zeit und Auswahl des Verkehres, in Beruf und Musse, Befehlen und Gehorchen, Natur- und Kunstempfinden, Essen, Schlafen und Nachdenken; im Kleinsten und Alltäglichsten unwissend zu sein und keine scharfen Augen zu haben—das ist es, was die Erde für so viele zu einer "Wiese des Unheils" macht. Man sage nicht, es liege hier wie überall an der menschlichen Unvernunft: vielmehr—Vernunft genug und übergenug ist da, aber sie wird falsch gerichtet und künstlich von jenen kleinen und allernächsten Dingen abgelenkt. Priester und Lehrer, und die sublime Herrschsucht der Idealisten jeder Art, der gröberen und feineren, reden schon dem Kinde ein, es komme auf etwas ganz anderes an: auf das Heil der Seele den Staatsdienst, die Förderung der Wissenschaft oder auf Ansehen und Besitz, als die Mittel, der ganzen Menschheit Dienste zu erweisen, während das Bedürfnis des einzelnen, seine grosse und kleine Not innerhalb der vierundzwanzig Tagesstunden etwas Verächtliches oder Gleichgültiges sei.— Sokrates schon wehrte sich mit allen Kräften gegen diese hochmütige Vernachlässigung des Menschlichen zugunsten des Menschen und liebte es, mit einem Worte Homers, an den wirklichen Umkreis und Inbegriff alles Sorgens und Nachdenkens zu mahnen: das ist es und nur das, sagte er, "was mir zu Hause an Gutem und Schlimmem begegnet."

7

Zwei Trostmittel. — Epikur, der Seelen-Beschwichtiger des späteren Altertums, hatte jene wundervolle Einsicht, die heutzutage immer noch so selten zu finden ist, dass zur Beruhigung des Gemüts die Lösung der letzten und äussersten theoretischen Fragen gar nicht nötig sei. So genügte es ihm, solchen, welche "die Götterangst" quälte, zu sagen: "wenn es Götter gibt, so bekümmern sie sich nicht um uns,"—anstatt über die letzte Frage, ob es Götter überhaupt gebe, unfruchtbar und aus der Ferne zu disputieren. Jene Position ist viel günstiger und mächtiger: man gibt dem andern einige Schritte vor und macht ihn so zum Hören und Beherzigen gutwilliger. Sobald er sich aber anschickt das Gegenteil zu beweisen—dass die Götter sich um uns bekümmern—, in welche Irrsale und Dorngebüsche muss der Arme geraten, ganz von selber, ohne die List des Unterredners, der nur genug Humanität und Feinheit haben muss, um sein Mitleiden an diesem Schauspiele zu verbergen. Zuletzt kommt jener andere zum Ekel, dem stärksten Argument gegen jeden Satz, zum Ekel an seiner eigenen Behauptung; er wird kalt und geht fort mit derselben Stimmung, wie sie auch der reine Atheist hat: "was gehen mich eigentlich die Götter an! hole sie der Teufel!"—In anderen Fällen, namentlich wenn eine halb physische, halb moralische Hypothese das Gemüt verdüstert hatte, widerlegte er nicht diese Hypothese, sondern gestand ein, dass es wohl so sein könne: aber es gebe noch eine zweite Hypothese, um dieselbe Erscheinung zu erklären; vielleicht könne es sich auch noch anders verhalten. Die Mehrheit der Hypothesen genügt auch in unserer Zeit noch, zum Beispiel über die Herkunft der Gewissensbisse, um jenen Schatten von der Seele zu nehmen, der aus dem Nachgrübeln über eine einzige, allein sichtbare und dadurch hundertfach überschätzte Hypothese so leicht entsteht.— Wer also Trost zu spenden wünscht, an Unglückliche, Übeltäter, Hypochonder, Sterbende, möge sich der beiden beruhigenden Wendungen Epikurs erinnern, welche auf sehr viele Fragen sich anwenden lassen. In der einfachsten Form würden sie etwa lauten: erstens, gesetzt es verhält sich so, so geht es uns nichts an; zweitens: es kann so sein, es kann aber auch anders sein.

8

In der Nacht. — Sobald die Nacht hereinbricht, verändert sich unsere Empfindung über die nächsten Dinge. Da ist der Wind, der wie auf verbotenen Wegen umgeht, flüsternd, wie etwas suchend, verdrossen, weil er's nicht findet. Da ist das Lampenlicht, mit trübem rötlichem Scheine, ermüdet blickend, der Nacht ungern widerstrebend, ein ungeduldiger Sklave des wachen Menschen. Da sind die Atemzüge des Schlafenden, ihr schauerlicher Takt, zu der eine immer wiederkehrende Sorge die Melodie zu blasen scheint,—wir hören sie nicht, aber wenn die Brust des Schlafenden sich hebt, so fühlen wir uns geschnürten Herzens, und wenn der Atem sinkt und fast ins Totenstille erstirbt, sagen wir uns "ruhe ein wenig, du armer gequälter Geist!"—wir wünschen allem Lebenden, weil es so gedrückt lebt, eine ewige Ruhe; die Nacht überredet zum Tode.— Wenn die Menschen der Sonne entbehrten und mit Mondlicht und Öl den Kampf gegen die Nacht führten, welche Philosophie würde um sie ihren Schleier hüllen! Man merkt es ja dem geistigen und seelischen Wesen des Menschen schon zu sehr an, wie es durch die Hälfte Dunkelheit und Sonnen-Entbehrung, von der das Leben umflort wird, im ganzen verdüstert ist.

9

Wo die Lehre von der Freiheit des Willens entstanden ist.— Über dem einen steht die Notwendigkeit in der Gestalt seiner Leidenschaften, über dem andern als Gewohnheit zu hören und zu gehorchen, über dem dritten als logisches Gewissen, über dem vierten als Laune und mutwilliges Behagen an Seitensprüngen. Von diesen vieren wird aber gerade da die Freiheit ihres Willens gesucht, wo jeder von ihnen am festesten gebunden ist: es ist, als ob der Seidenwurm die Freiheit seines willens gerade im Spinnen suchte. Woher kommt dies? Ersichtlich daher, dass jeder sich dort am meisten für frei hält, wo sein Lebensgefühl am grössten ist, also, wie gesagt, bald in der Leidenschaft, bald in der Pflicht, bald in der Erkenntnis, bald im Mutwillen. Das, wodurch der einzelne Mensch stark ist, worin er sich belebt fühlt, meint er unwillkürlich, müsse auch immer das Element seiner Freiheit sein: er rechnet Abhängigkeit und Stumpfsinn, Unabhängigkeit und Lebensgefühl als notwendige Paare zusammen.— Hier wird eine Erfahrung, die der Mensch im gesellschaftlich-politischen Gebiete gemacht hat, fälschlich auf das allerletzte metaphysische Gebiet übertragen: dort ist der starke Mann auch der freie Mann, dort ist lebendiges Gefühl von Freude und Leid, Höhe des Hoffens, Kühnheit des Begehrens, Mächtigkeit des Hassens das Zubehör der Herrschenden und Unabhängigen, während der Unterworfene, der Sklave, gedrückt und stumpf lebt.— Die Lehre von der Freiheit des Willens ist eine Erfindung herrschender Stände.

10

Keine neuen Ketten fühlen.— So lange wir nicht fühlen, dass wir irgend wovon abhängen, halten wir uns für unabhängig: ein Fehlschluss, welcher zeigt, wie stolz und herrschsüchtig der Mensch ist. Denn er nimmt hier an, dass er unter allen Umständen die Abhängigkeit, sobald er sie erleide, merken und erkennen müsse, unter der Voraussetzung, dass er in der Unabhängigkeit für gewöhnlich lebe und sofort, wenn er sie ausnahmsweise verliere, einen Gegensatz der Empfindung spüren werde.— Wie aber, wenn das Umgekehrte wahr wäre: dass er immer in vielfacher Abhängigkeit lebt, sich aber für frei hält, wo er den Druck der Kette aus langer Gewohnheit nicht mehr spürt? Nur an den neuen Ketten leidet er noch:—"Freiheit des Willens" heisst eigentlich nichts weiter, als keine neuen Ketten fühlen.

11

Die Freiheit des Willens und die Isolation der Fakta. — Unsere gewohnte ungenaue Beobachtung nimmt eine Gruppe von Erscheinungen als eins und nennt sie ein Faktum: zwischen ihm und einem andern Faktum denkt sie sich einen leeren Raum hinzu, sie isoliert jedes Faktum. In Wahrheit aber ist all unser Handeln und Erkennen keine Folge von Fakten und leeren Zwischenräumen, sondern ein beständiger Fluss. Nun ist der Glaube an die Freiheit des Willens gerade mit der Vorstellung eines beständigen, einartigen, ungeteilten, unteilbaren Fliessens unverträglich: er setzt voraus, dass jede einzelne Handlung isoliert und unteilbar ist; er ist eine Atomistik im Bereiche des Wollens und Erkennens.— Gerade so wie wir Charaktere ungenau verstehen, so machen wir es mit den Fakten: wir sprechen von gleichen Charakteren, gleichen Fakten: beide gibt es nicht. Nun loben und tadeln wir aber nur unter dieser falschen Voraussetzung, dass es gleiche Fakta gebe, dass eine abgestufte Ordnung von Gattungen der Fakten vorhanden sei, welcher eine abgestufte Wertordnung entspreche: also wir isolieren nicht nur das einzelne Faktum, sondern auch wiederum die Gruppen von angeblich kleinen Fakten (gute, böse, mitleidige, (neidische Handlungen usw.)—beide Male irrtümlich.— Das Wort und der Begriff sind der sichtbarste Grund, weshalb wir an diese Isolation von Handlungen-Gruppen glauben: mit ihnen bezeichnen wir nicht nur die Dinge, wir meinen ursprünglich durch sie das Wahre derselben zu erfassen. Durch Worte und Begriffe werden wir jetzt noch fortwährend verführt, die Dinge uns einfacher zu denken, als sie sind, getrennt voneinander, unteilbar, jedes an und für sich seiend. Es liegt eine philosophische Mythologie in der Sprache versteckt, welche alle Augenblicke wieder herausbricht, so vorsichtig man sonst auch sein mag. Der Glaube an die Freiheit des Willens, das heisst der gleichen Fakten und der isolierten Fakten,—hat in der Sprache seinen beständigen Evangelisten und Anwalt.

12

Die Grundirrtümer. — Damit der Mensch irgend eine seelische Lust oder Unlust empfinde, muss er von einer dieser beiden Illusionen beherrscht sein: entweder glaubt er an die Gleichheit gewisser Fakta, gewisser Empfindungen: dann hat er durch die Vergleichung jetziger Zustände mit früheren und durch Gleich- oder Ungleichsetzung derselben (wie sie bei aller Erinnerung stattfindet) eine seelische Lust oder Unlust; oder er glaubt an die Willens-Freiheit, etwa wenn er denkt "dies hätte ich nicht tun müssen," "dies hätte anders auslaufen können," und gewinnt daraus ebenfalls Lust oder Unlust. Ohne die Irrtümer, welche bei jeder seelischen Lust und Unlust tätig sind, würde niemals ein Menschentum entstanden sein—dessen Grundempfindung ist und bleibt, dass der Mensch der Freie in der Welt der Unfreiheit sei, der ewige Wundertäter, sei es, dass er gut oder böse handelt, die erstaunliche Ausnahme, das Übertier, der Fast-Gott, der Sinn der Schöpfung, der Nichthinwegzudenkende, das Lösungswort des kosmischen Rätsels, der grosse Herrscher über die Natur und Verächter derselben, das Wesen, das seine Geschichte Weltgeschichte nennt!— Vanitas vanitatum homo.

13

Zweimal sagen. — Es ist gut, eine Sache sofort doppelt auszudrücken und ihr einen rechten und einen linken Fuss zu geben. Auf einem Bein kann die Wahrheit zwar stehen; mit zweien aber wird sie gehen und herumkommen.

14

Der Mensch der Komödiant der Welt. — Es müsste geistigere Geschöpfe geben, als die Menschen sind, bloss um den Humor ganz auszukosten, der darin liegt, dass der Mensch sich für den Zweck des ganzen Weltendaseins ansieht und die Menschheit sich ernstlich nur mit Aussicht auf eine Welt-Mission zufrieden gibt. Hat ein Gott die Welt geschaffen, so schuf er den Menschen zum Affen Gottes, als fortwährenden Anlass zur Erheiterung in seinen allzulangen Ewigkeiten. Die Sphärenmusik um die Erde herum wäre dann wohl das Spottgelächter aller übrigen Geschöpfe um den Menschen herum. Mit dem Schmerz kitzelt jener gelangweilte Unsterbliche sein Lieblingstier, um an den tragisch-stolzen Gebärden und Auslegungen seiner Leiden, überhaupt an der geistigen Erfindsamkeit des eitelsten Geschöpfes seine Freude zu haben—als Erfinder dieses Erfinders. Denn wer den Menschen zum Spasse ersann, hatte mehr Geist als dieser, und auch mehr Freude am Geist.— Selbst hier noch, wo sich unser Menschentum einmal freiwillig demütigen will, spielt uns die Eitelkeit einen Streich, indem wir Menschen wenigstens in dieser Eitelkeit etwas ganz Unvergleichliches und Wunderhaftes sein möchten. Unsere Einzigkeit in der Welt! ach, es ist eine gar zu unwahrscheinliche Sache! Die Astronomen, denen mitunter wirklich ein erdentrückter Gesichtskreis zuteil wird, geben zu verstehen, dass der Tropfen Leben in der Welt für den gesamten Charakter des ungeheuren Ozeans von Werden und Vergehen ohne Bedeutung ist: dass ungezählte Gestirne ähnliche Bedingungen zur Erzeugung des Lebens haben wie die Erde, sehr viele also,—freilich kaum eine Handvoll im Vergleich zu den unendlich vielen, welche den lebenden Ausschlag nie gehabt haben oder von ihm längst genesen sind: dass das Leben auf jedem dieser Gestirne, gemessen an der Zeitdauer seiner Existenz, ein Augenblick,—ein Aufflackern gewesen ist, mit langen, langen Zeiträumen hinterdrein,—also keineswegs das Ziel und die letzte Absicht ihrer Existenz. Vielleicht bildet sich die Ameise im Walde ebenso stark ein, dass sie Ziel und Absicht der Existenz des Waldes ist, wie wir dies tun, wenn wir an den Untergang der Menschheit in unserer Phantasie fast unwillkürlich den Erduntergang anknüpfen: ja wir sind noch bescheiden, wenn wir dabei stehnbleiben und zur Leichenfeier des letzten Menschen nicht eine allgemeine Welt- und Götterdämmerung veranstalten. Der unbefangenste Astronom selber kann die Erde ohne Leben kaum anders empfinden als wie den leuchtenden und schwebenden Grabhügel der Menschheit.

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Bescheidenheit des Menschen.— Wie wenig Lust genügt den meisten, um das Leben gut zu finden, wie bescheiden ist der Mensch!

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Worin Gleichgültigkeit not tut. — Nichts wäre verkehrter, als abwarten wollen, was die Wissenschaft über die ersten und letzten Dinge einmal endgültig feststellen wird, und bis dahin auf die herkömmliche Weise denken (und namentlich glauben!)—wie dies so oft angeraten wird. Der Trieb, auf diesem Gebiete durchaus nur Sicherheiten haben zu wollen, ist ein religiöser Nachtrieb, nichts Besseres,—eine versteckte und nur scheinbar skeptische Art des "metaphysischen Bedürfnisses," mit dem Hintergedanken verkuppelt, dass noch lange Zeit keine Aussicht auf diese letzten Sicherheiten vorhanden und bis dahin der "Gläubige" im Recht ist, sich um das ganze Gebiet nicht zu kümmern. Wir haben diese Sicherheiten um die alleräussersten Horizonte gar nicht nötig, um ein volles und tüchtiges Menschentum zu leben: ebensowenig als die Ameise sie nötig hat, um eine gute Ameise zu sein. Vielmehr müssen wir uns darüber ins Klare bringen, woher eigentlich jene fatale Wichtigkeit kommt, die wir jenen Dingen so lange beigelegt haben: und dazu brauchen wir die Historie der ethischen und religiösen Empfindungen. Denn nur unter dem Einfluss dieser Empfindungen sind uns jene allerspitzesten Fragen der Erkenntnis so erheblich und furchtbar geworden: man hat in die äussersten Bereiche, wohin noch das geistige Auge dringt, ohne in sieeinzudringen, solche Begriffe wie Schuld und Strafe (und zwar ewige Strafe!) hineinverschleppt: und dies um so unvorsichtiger, je dunkler diese Bereiche waren. Man hat seit alters mit Verwegenheit dort phantasiert, wo man nichts feststellen konnte, und seine Nachkommen überredet, diese Phantasien für Ernst und Wahrheit zu nehmen, zuletzt mit dem abscheulichen Trumpfe: dass Glauben mehr wert sei, als Wissen. Jetzt nun tut in Hinsicht auf jene letzten Dinge nicht Wissen gegen Glauben not, sondern Gleichgültigkeit gegen Glauben und angebliches Wissen auf jenen Gebieten!— Alles andere muss uns näherstehen als das, was man uns bisher als das Wichtigste vorgepredigt hat—ich meine jene Fragen: wozu der Mensch? Welches Los hat er nach dem Tode? Wie versöhnt er sich mit Gott? und wie diese Kuriosa lauten mögen. Ebensowenig wie diese Fragen der Religiösen gehen uns die Fragen der philosophischen Dogmatiker an, mögen sie nun Idealisten oder Materialisten oder Realisten sein. Sie allesamt sind darauf aus, uns zu einer Entscheidung auf Gebieten zu drängen, wo weder Glauben noch Wissen not tut; selbst für die grössten Liebhaber der Erkenntnis ist es nützlicher, wenn um alles Erforschbare und der Vernunft Zugängliche ein umnebelter trügerischer Sumpfgürtel sich legt, ein Streifen des Undurchdringlichen, Ewig-Flüssigen und Unbestimmbaren. Gerade durch die Vergleichung mit dem Reich des Dunkels am Rande der Wissens-Erde steigt die helle und nahe, nächste Welt des Wissens stets im Werte.— Wir müssen wieder gute Nachbarn der nächsten Dinge werden und nicht so verächtlich wie bisher über sie hinweg nach Wolken und Nachtunholden hinblicken. In Wäldern und Höhlen, in sumpfigen Strichen und unter bedeckten Himmeln—da hat der Mensch, als auf den Kulturstufen ganzer Jahrtausende, allzulange gelebt, und dürftig gelebt. Dort hat er die Gegenwart und die Nachbarschaft und das Leben und sich selbst verachten gelernt—und wir, wir Bewohner der lichteren Gefilde der Natur und des Geistes, bekommen jetzt noch, durch Erbschaft, etwas von diesem Gift der Verachtung gegen das Nächste in unser Blut mit.

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Tiefe Erklärungen.— Wer die Stelle eines Autors "tiefer erklärt," als sie gemeint war, hat den Autor nicht erklärt, sondern verdunkelt. So stehen unsre Metaphysiker zum Texte der Natur; ja noch schlimmer. Denn um ihre tiefen Erklärungen anzubringen, richten sie sich häufig den Text erst daraufhin zu: das heisst, sie verderben ihn. Um ein kurioses Beispiel für Textverderbnis und Verdunkelung des Autors zu geben, so mögen hier Schopenhauers Gedanken über die Schwangerschaft der Weiber stehen. Das Anzeichen des steten Daseins des Willens zum Leben in der Zeit, sagt er, ist der Koitus; das Anzeichen des diesem Willen aufs Neue zugesellten, die Möglichkeit der Erlösung offenhaltenden Lichtes der Erkenntnis, und zwar im höchsten Grade der Klarheit, ist die erneuerte Menschwerdung des Willens zum Leben. Das Zeichen dieser ist die Schwangerschaft, welche daher frank und frei, ja stolz einhergeht, während der Koitus sich verkriecht wie ein Verbrecher. Er behauptet, dass jedes Weib, wenn beim Generationsakt überrascht, vor Scham vergehn möchte, aber "ihre Schwangerschaft, ohne eine Spur von Scham, ja mit einer Art Stolz, zur Schau trägt." Vor allem lässt sich dieser Zustand nicht so leicht mehr zur Schau tragen, als er sich selber zur Schau trägt; indem Schopenhauer aber gerade nur die Absichtlichkeit des Zur-Schau-Tragens hervorhebt, bereitet er sich den Text vor, damit dieser zu der bereitgehaltenen "Erklärung" passe. Sodann ist das, was er über die Allgemeinheit des zu erklärenden Phänomens sagt, nicht wahr: er spricht von "jedem Weibe"; viele, namentlich die jüngeren Frauen, zeigen aber in diesem Zustande, selbst vor den nächsten Anverwandten, oft eine peinliche Verschämtheit; und wenn Weiber reiferen und reifsten Alters, zumal solche aus dem niederen Volke, in der Tat sich auf jenen Zustand etwas zugute tun sollten, so geben sie wohl damit zu verstehen, dass sie noch von ihren Männern begehrt werden. Dass bei ihrem Anblick der Nachbar und die Nachbarin oder ein vorübergehender Fremder sagt oder denkt: "sollte es möglich sein—," dieses Almosen wird von der weiblichen Eitelkeit bei geistigem Tiefstande immer noch gern angenommen. Umgekehrt würden, wie aus Schopenhauers Sätzen zu folgern wäre, gerade die klügsten und geistigsten Weiber am meisten über ihren Zustand öffentlich frohlocken: sie haben ja die meiste Aussicht, ein Wunderkind des Intellekts zu gebären, in welchem "der Wille" sich zum allgemeinen Besten wieder einmal "verneinen" kann; die dummen Weiber hätten dagegen allen Grund, ihre Schwangerschaft noch schamhafter zu verbergen als alles, was sie verbergen.— Man kann nicht sagen, dass diese Dinge aus der Wirklichkeit genommen sind. Gesetzt aber, Schopenhauer hätte ganz im allgemeinen darin recht, dass die Weiber im Zustande der Schwangerschaft eine Selbstgefälligkeit mehr zeigen, als sie sonst zeigen, so läge doch eine Erklärung näher zur Hand als die seinige. Man könnte sich ein Gakkern der Henne auch vor dem Legen des Eies denken, des Inhaltes: Seht! Seht! Ich werde ein Ei legen! Ich werde ein Ei legen!

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Der moderne Diogenes.— Bevor man den Menschen sucht, muss man die Laterne gefunden haben.— Wird es die Laterne des Zynikers sein müssen?

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Immoralisten. — Die Moralisten müssen es sich jetzt gefallen lassen, Immoralisten gescholten zu werden, weil sie die Moral sezieren. Wer aber sezieren will, muss töten: jedoch nur, damit besser gewusst, besser geurteilt, besser gelebt werde; nicht, damit alle Welt seziere. Leider aber meinen die Menschen immer noch, dass jeder Moralist auch durch sein gesamtes Handeln ein Musterbild sein müsse, welches die anderen nachzuahmen hätten: sie verwechseln ihn mit dem Prediger der Moral. Die älteren Moralisten sezierten nicht genug und predigten allzuhäufig: daher rührt jene Verwechslung und jene unangenehme Folge für die jetzigen Moralisten.

20

Nicht zu verwechseln. — Die Moralisten, welche die grossartige, mächtige, aufopfernde Denkweise, etwa bei den Helden Plutarchs, oder den reinen, erleuchteten, wärmeleitenden Seelenzustand der eigentlich guten Männer und Frauen als schwere Probleme der Erkenntnis behandeln und der Herkunft derselben nachspüren, indem sie das Komplizierte in der anscheinenden Einfachheit aufzeigen und das Auge auf die Verflechtung der Motive, auf die eingewobenen zarten Begriffs-Täuschungen und die von alters her vererbten, langsam gesteigerten Einzel- und Gruppen-Empfindungen richten,—diese Moralisten sind am meisten gerade von denen verschieden, mit denen sie doch am meisten verwechselt werden: von den kleinlichen Geistern, die an jene Denkweisen und Seelenzustände überhaupt nicht glauben und ihre eigne Armseligkeit hinter dem Glanze von Grösse und Reinheit versteckt wähnen. Die Moralisten sagen: "hier sind Probleme," und die Erbärmlichen sagen: "hier sind Betrüger und Betrügereien"; sie leugnen also die Existenz gerade dessen, was jene zu erklären beflissen sind.

21

Der Mensch als der Messende. — Vielleicht hatte alle Moralität der Menschheit in der ungeheuren inneren Aufregung ihren Ursprung, welche die Urmenschen ergriff, als sie das Mass und das Messen, die Waage und das Wägen entdeckten (das Wort "Mensch" bedeutet ja den Messenden, er hat sich nach seiner grössten Entdeckung benennen wollen!). Mit diesen Vorstellungen stiegen sie in Bereiche hinauf, die ganz unmessbar und unwägbar sind, aber es ursprünglich nicht zu sein schienen.

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Prinzip des Gleichgewichts. — Der Räuber und der Mächtige, welcher einer Gemeinde verspricht, sie gegen den Räuber zu schützen, sind wahrscheinlich im Grunde ganz ähnliche Wesen, nur dass der zweite seinen Vorteil anders als der erste erreicht: nämlich durch regelmässige Abgaben, welche die Gemeinde an ihn entrichtet, und nicht mehr durch Brandschatzungen. (Es ist das nämliche Verhältnis wie zwischen Handelsmann und Seeräuber, welche lange Zeit ein und dieselbe Person sind: wo ihr die eine Funktion nicht rätlich scheint, da übt sie die andere aus. Eigentlich ist ja selbst jetzt noch alle Kaufmanns-Moral nur die Verklügerung der Seeräuber-Moral: so wohlfeil wie möglich kaufen—womöglich für Nichts als die Unternehmungskosten—, so teuer wie möglich verkaufen). Das Wesentliche ist: jener Mächtige verspricht, gegen den Räuber Gleichgewicht zu halten; darin sehen die Schwachen eine Möglichkeit zu leben. Denn entweder müssen sie sich selber zu einer gleichwiegenden Macht zusammentun oder sich einem Gleichwiegenden unterwerfen (ihm für seine Leistungen Dienste leisten). Dem letzteren Verfahren wird gern der Vorzug gegeben, weil es im Grunde zwei gefährliche Wesen in Schach hält: das erste durch das zweite und das zweite durch den Gesichtspunkt des Vorteils; letzteres hat nämlich seinen Gewinn davon, die Unterworfenen gnädig oder leidlich zu behandeln, damit sie nicht nur sich, sondern auch ihren Beherrscher ernähren können. Tatsächlich kann es dabei immer noch hart und grausam genug zugehen, aber verglichen mit der früher immer möglichen völligen Vernichtung atmen die Menschen schon in diesem Zustande auf.— Die Gemeinde ist im Anfang die Organisation der Schwachen zum Gleichgewicht mit gefahrdrohenden Mächten. Eine Organisation zum Übergewicht wäre rätlicher, wenn man dabei so stark würde, um die Gegenmacht auf einmal zu vernichten: und handelt es sich um einen einzelnen mächtigen Schadentuer, so wird dies gewiss versucht. Ist aber der eine ein Stammhaupt oder hat er grossen Anhang, so ist die schnelle entscheidende Vernichtung unwahrscheinlich und die dauernde lange Fehde zu gewärtigen: diese aber bringt der Gemeinde den am wenigsten wünschbaren Zustand mit sich, weil sie durch ihn die Zeit verliert, für ihren Lebensunterhalt mit der nötigen Regelmässigkeit zu sorgen, und den Ertrag aller Arbeit jeden Augenblick bedroht sieht. Deshalb zieht die Gemeinde vor, ihre Macht zu Verteidigung und Angriff genau auf die Höhe zu bringen, auf der die Macht des gefährlichen Nachbars ist, und ihm zu verstehen zu geben, dass in ihrer Wagschale jetzt gleich viel Erz liege: warum wolle man nicht gut Freund miteinander sein?— Gleichgewicht ist also ein sehr wichtiger Begriff für die älteste Rechts- und Morallehre; Gleichgewicht ist die Basis der Gerechtigkeit. Wenn diese in roheren Zeiten sagt: "Auge um Auge, Zahn um Zahn," so setzt sie das erreichte Gleichgewicht voraus und will es vermöge dieser Vergeltung erhalten: so dass, wenn jetzt der eine sich gegen den andern vergeht, der andere keine Rache der blinden Erbitterung mehr nimmt. Sondern vermöge des jus talionis wird das Gleichgewicht der gestörten Machtverhältnisse wiederhergestellt: denn ein Auge, ein Arm mehr ist in solchen Urzuständen ein Stück Macht, ein Gewicht mehr.— Innerhalb einer Gemeinde, in der alle sich als gleichgewichtig betrachten, ist gegen Vergehungen, das heisst gegen Durchbrechungen des Prinzips des Gleichgewichts, Schande und Strafe da: Schande, ein Gewicht, eingesetzt gegen den übergreifenden einzelnen, der durch den Übergriff sich Vorteile verschafft hat, durch die Schande nun wieder Nachteile erfährt, die den früheren Vorteil aufheben und überwiegen. Ebenso steht es mit der Strafe: sie stellt gegen das Übergewicht, das sich jeder Verbrecher zuspricht, ein viel grösseres Gegengewicht auf, gegen Gewalttat den Kerkerzwang, gegen Diebstahl den Wiederersatz und die Strafsumme. So wird der Frevler erinnert, dass er mit seiner Handlung aus der Gemeinde und deren Moral—Vorteilen ausschied: sie behandelt ihn wie einen Ungleichen, Schwachen, ausser ihr Stehenden; deshalb ist Strafe nicht nur Wiedervergeltung, sondern hat ein Mehr, ein Etwas von der Härte des Naturzustandes; an diesen will sie eben erinnern.

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Ob die Anhänger der Lehre vom freien Willen strafen dürfen? — Die Menschen, welche von Berufswegen richten und strafen, suchen in jedem Falle festzustellen, ob ein Übeltäter überhaupt für seine Tat verantwortlich ist, ob er seine Vernunft anwenden konnte, ob er aus Gründen handelte und nicht unbewusst oder im Zwange. Straft man ihn, so straft man, dass er die schlechteren Gründe den besseren vorzog: welche er also gekannt haben muss. Wo diese Kenntnis fehlt, ist der Mensch nach der herrschenden Ansicht unfrei und nicht verantwortlich: es sei denn, dass seine Unkenntnis, zum Beispiel seine ignorantia legis, die Folge einer absichtlichen Vernachlässigung des Erlernens ist; dann hat er also schon damals, als er nicht lernen wollte was er sollte, die schlechteren Gründe den besseren vorgezogen und muss jetzt die Folge seiner schlechten Wahl büssen. Wenn er dagegen die besseren Gründe nicht gesehen hat, etwa aus Stumpf- und Blödsinn, so pflegt man nicht zu strafen: es hat ihm, wie man sagt, die Wahl gefehlt, er handelte als Tier. Die absichtliche Verleugnung der besseren Vernunft ist jetzt die Voraussetzung, die man beim strafwürdigen Verbrecher macht. Wie kann aber jemand absichtlich unvernünftiger sein, als er sein muss? Woher die Entscheidung, wenn die Wagschalen mit guten und schlechten Motiven belastet sind? Also nicht vom Irrtum, von der Blindheit her, nicht von einem äusseren, auch von keinem inneren Zwange her? (Man erwäge übrigens, dass jeder sogenannte "äussere Zwang" nichts weiter ist, als der innere Zwang der Furcht und des Schmerzes.) Woher? fragt man immer wieder. Die Vernunft soll also nicht die Ursache sein, weil sie sich nicht gegen die besseren Gründe entscheiden könnte? Hier nun ruft man den "freien Willen" zur Hilfe: es soll das vollendete Belieben entscheiden, ein Moment eintreten, wo kein Motiv wirkt, wo die Tat als Wunder geschieht, aus dem Nichts heraus. Man straft diese angebliche Beliebigkeit, in einem Falle, wo kein Belieben herrschen sollte: die Vernunft, welche das Gesetz, das Verbot und Gebot kennt, hätte gar keine Wahl lassen dürfen, meint man, und als Zwang und höhere Macht wirken sollen. Der Verbrecher wird also bestraft, weil er vom "freien Willen" Gebrauch macht: das heisst, weil er ohne Grund gehandelt hat, wo er nach Gründen hätte handeln sollen. Aber warum tat er dies? Dies eben darf nicht einmal mehr gefragt werden: es war eine Tat ohne "darum?" ohne Motiv, ohne Herkunft, etwas Zweckloses und Vernunftloses.— Eine solche Tat dürfte man aber, nach der ersten oben vorangeschickten Bedingung aller Strafbarkeit, auch nicht strafen! Auch jene Art der Strafbarkeit darf nicht geltend gemacht werden, als wenn hier etwas nicht getan, etwas unterlassen, von der Vernunft nicht Gebrauch gemacht sei: denn unter allen Umständen geschah die Unterlassung ohne Absicht! und nur die absichtliche Unterlassung des Gebotenen gilt als strafbar. Der Verbrecher hat zwar die schlechteren Gründe den besseren vorgezogen, aber ohne Grund und Absicht: er hat zwar seine Vernunft nicht angewendet, aber nicht, um sie nicht anzuwenden. Jene Voraussetzung, die man beim strafwürdigen Verbrechen macht, dass er seine Vernunft absichtlich verleugnet habe,—gerade sie ist bei der Annahme des "freien Willens" aufgehoben. Ihr dürft nicht strafen, ihr Anhänger der Lehre vom "freien Willen," nach euern eigenen Grundsätzen nicht!— Diese sind aber im Grunde nichts, als eine sehr wunderliche Begriffs-Mythologie; und das Huhn, welches sie ausgebrütet hat, hat abseits von aller Wirklichkeit auf seinen Eiern gesessen.

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Zur Beurteilung des Verbrechers und seines Richters. — Der Verbrecher, der den ganzen Fluss der Umstände kennt, findet seine Tat nicht so ausser der Ordnung und Begreiflichkeit, wie seine Richter und Tadler: seine Strafe aber wird ihm gerade nach dem Grad von Erstaunen zugemessen, welches jene beim Anblick der Tat als einer Unbegreiflichkeit befällt.— Wenn die Kenntnis, welche der Verteidiger eines Verbrechers von dem Fall und seiner Vorgeschichte hat, weit genug reicht, so müssen die sogenannten Milderungsgründe, welche er der Reihe nach vorbringt, endlich die ganze Schuld hinwegmildern. Oder, noch deutlicher: der Verteidiger wird schrittweise jenes verurteilende und strafzumessende Erstaunen mildern und zuletzt ganz aufheben, indem er jeden ehrlichen Zuhörer zu dem inneren Geständnis nötigt: "er musste so handeln, wie er gehandelt hat; wir würden, wenn wir straften, die ewige Notwendigkeit bestrafen."— Den Grad der Strafe abmessen nach dem Grad der Kenntnis, welchen man von der Historie eines Verbrechens hat oder überhaupt gewinnen kann,—streitet dies nicht wider alle Billigkeit?

25

Der Tausch und die Billigkeit. — Bei einem Tausche würde es nur dann ehrlich und rechtlich zugehen, wenn jeder der beiden so viel verlangte, als ihm seine Sache wert scheint, die Mühe des Erlangens, die Seltenheit, die aufgewendete Zeit usw. in Anschlag gebracht, nebst dem Affektionswerte. Sobald er den Preis in Hinsicht auf das Bedürfnis des andern macht, ist er ein feinerer Räuber und Erpresser.— Ist Geld das eine Tauschobjekt, so ist zu erwägen, dass ein Frankentaler in der Hand eines reichen Erben, eines Tagelöhners, eines Kaufmannes, eines Studenten ganz verschiedene Dinge sind: jeder wird, je nachdem er fast nichts oder viel tat, ihn zu erwerben, wenig oder viel dafür empfangen dürfen—so wäre es billig: in Wahrheit steht es bekanntlich umgekehrt. In der grossen Geldwelt ist der Taler des faulsten Reichen gewinnbringender als der des Armen und Arbeitsamen.

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Rechtszustände als Mittel.— Recht, auf Verträgen zwischen Gleichen beruhend, besteht, solange die Macht derer, die sich vertragen haben, eben gleich oder ähnlich ist; die Klugheit hat das Recht geschaffen, um der Fehde und der nutzlosen Vergeudung zwischen ähnlichen Gewalten ein Ende zu machen. Dieser aber ist ebenso endgültig ein Ende gemacht, wenn der eine Teil entschieden schwächer als der andere geworden ist: dann tritt Unterwerfung ein, und das Recht hört auf, aber der Erfolg ist derselbe wie der, welcher bisher durch das Recht erreicht wurde. Denn jetzt ist es die Klugheit des Überwiegenden, welche die Kraft des Unterworfenen zu schonen und nicht nutzlos zu vergeuden anrät: und oft ist die Lage des Unterworfenen günstiger, als die des Gleichgestellten war.— Rechtszustände sind also zeitweilige Mittel welche die Klugheit anrät, keine Ziele.

27

Erklärung der Schadenfreude. — Die Schadenfreude entsteht daher, dass ein jeder in mancher ihm wohl bewussten Hinsicht sich schlecht befindet, Sorge oder Neid oder Schmerz hat: der Schaden, der den andern betrifft, stellt diesen ihm gleich, er versöhnt seinen Neid.— Befindet er gerade sich selber gut, so sammelt er doch das Unglück des nächsten als ein Kapital in seinem Bewusstsein auf, um es bei einbrechendem eigenen Unglück gegen dasselbe einzusetzen: auch so hat er "Schadenfreude." Die auf Gleichheit gerichtete Gesinnung wirft also ihren Massstab aus auf das Gebiet des Glücks und des Zufalls: Schadenfreude ist der gemeinste Ausdruck über den Sieg und die Wiederherstellung der Gleichheit, auch innerhalb der höheren Weltordnung. Erst seitdem der Mensch gelernt hat, in anderen Menschen seinesgleichen zu sehen, also erst seit Begründung der Gesellschaft gibt es Schadenfreude.

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Das Willkürliche im Zumessen der Strafen. — Die meisten Verbrecher kommen zu ihren Strafen wie die Weiber zu ihren Kindern. Sie haben zehn- und hundertmal dasselbe getan, ohne üble Folgen zu spüren: plötzlich kommt eine Entdeckung und hinter ihr die Strafe. Die Gewohnheit sollte doch die Schuld der Tat, derentwegen der Verbrecher gestraft wird, entschuldbarer erscheinen lassen: es ist ja ein Hang entstanden, dem schwerer zu widerstehen ist. Anstatt dessen wird er, wenn der Verdacht des gewohnheitsmässigen Verbrechens vorliegt, härter gestraft, die Gewohnheit wird als Grund gegen alle Milderung geltend gemacht. Umgekehrt: eine musterhafte Lebensweise, gegen welche das Verbrechen um so fürcherlicher absticht, sollte die Schuldbarkeit verschärft erscheinen lassen! Aber sie pflegt die Strafe zu mildern. So wird alles nicht nach dem Verbrecher bemessen, sondern nach der Gesellschaft und deren Schaden und Gefahr: frühere Nützlichkeit eines Menschen wird gegen seine einmalige Schädlichkeit eingerechnet, frühere Schädlichkeit zur gegenwärtig entdeckten addiert, und demnach die Strafe am höchsten zugemessen. Wenn man aber dergestalt die Vergangenheit eines Menschen mit straft oder mit belohnt (dies im ersten Fall, wo das Weniger-Strafen ein Belohnen ist) so sollte man noch weiter zurückgehn und die Ursache einer solchen oder solchen Vergangenheit strafen und belohnen, ich meine Eltern, Erzieher, die Gesellschaft usw.: in vielen Fällen wird man dann die Richter irgendwie bei der Schuld beteiligt finden. Es ist willkürlich, beim Verbrecher stehen zu bleiben, wenn man die Vergangenheit straft: man sollte, falls man die absolute Entschuldbarkeit jeder Schuld nicht zugeben will, bei jedem einzelnen Fall stehnbleiben und nicht weiter zurückblicken: also die Schuld isolieren und sie gar nicht mit der Vergangenheit in Verknüpfung bringen,—sonst wird man zum Sünder gegen die Logik. Zieht vielmehr, ihr Willens-Freien, den notwendigen Schluss aus eurer Lehre von der "Freiheit des Willens" und dekretiert kühnlich: "keine Tat hat eine Vergangenheit."

29

Der Neid und sein edlerer Bruder. — Wo die Gleichheit wirklich durchgedrungen und dauernd begründet ist, entsteht jener, im ganzen als unmoralisch geltende Hang, der im Naturzustande kaum begreiflich wäre: der Neid. Der Neidische fühlt jedes Hervorragen des anderen über das gemeinsame Mass und will ihn bis dahin herabdrücken—oder sich bis dorthin erheben: woraus sich zwei verschiedene Handlungsweisen ergeben, welche Hesiod als die böse und die gute Eris bezeichnet hat. Ebenso entsteht im Zustande der Gleichheit die Indignation darüber, dass es einem anderen unter seiner Würde und Gleichheit schlecht ergeht, einem zweiten über seiner Gleichheit gut: es sind dies Affekte edlerer Naturen. Sie vermissen in den Dingen, welche von der Willkür des Menschen unabhängig sind, Gerechtigkeit und Billigkeit, das heisst: sie verlangen, dass jene Gleichheit, die der Mensch anerkennt, nun auch von der Natur und dem Zufall anerkannt werde; sie zürnen darüber, dass es den Gleichen nicht gleich ergeht.

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Neid der Götter. — Der "Neid der Götter" entsteht, wenn der niedriger Geachtete sich irgend worin dem Höheren gleichsetzt (wie Ajax) oder durch Gunst des Schicksals ihm gleichgesetzt wird (wie Niobe als überreich gesegnete Mutter). Innerhalb der gesellschaftlichen Rangordnung stellt dieser Neid die Forderung auf, dass ein jeder kein Verdienst über seinem Stande habe, auch dass sein Glück diesem gemäss sei und namentlich dass sein Selbstbewusstsein jenen Schranken nicht entwachse. Oft erfährt der siegreiche General den "Neid der Götter," ebenso der Schüler, der ein meisterliches Werk schuf.

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Eitelkeit als Nachtrieb des ungesellschaftlichen Zustandes.— Da die Menschen ihrer Sicherheit wegen sich selber als gleich gesetzt haben, zur Gründung der Gemeinde, diese Auffassung, aber im Grunde wider die Natur des einzelnen geht und etwas Erzwungenes ist, so machen sich, je mehr die allgemeine Sicherheit gewährleistet ist, neue Schösslinge des alten Triebes nach Übergewicht geltend: in der Abgrenzung der Stände, in dem Anspruch auf Berufs-Würden und -Vorrechte, überhaupt in der Eitelkeit (Manieren, Tracht, Sprache usw.). Sobald einmal die Gefahr des Gemeinwesens wieder fühlbar wird, drücken die Zahlreicheren, welche ihr Übergewicht nicht im Zustande der allgemeinen Ruhe durchsetzen konnten, wieder den Zustand der Gleichheit hervor: die absurden Sonderrechte und Eitelkeiten verschwinden auf einige Zeit. Stürzt aber das Gemeinwesen ganz zusammen, gerät alles in Anarchie, so bricht sofort der Naturzustand, die unbekümmerte, rücksichtslose Ungleichheit hervor, wie dies auf Korkyra geschah, nach dem Berichte des Thukydides. Es gibt weder ein Naturrecht, noch ein Naturunrecht.

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Billigkeit. — Eine Fortbildung der Gerechtigkeit ist die Billigkeit, entstehend unter solchen, welche nicht gegen die Gemeinde-Gleichheit verstossen: es wird auf Fälle, wo das Gesetz nichts vorschreibt, jene feinere Rücksicht des Gleichgewichts übertragen, welche vor- und rückwärts blickt und deren Maxime ist "wie du mir, so ich dir." Aequum heisst eben "es ist gemäss unserer Gleichheit; diese mildert auch unsere kleinen Verschiedenheiten zu einem Anschein von Gleichheit herab und will, dass wir manches uns nachsehen, was wir nicht müssten."

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Elemente der Rache. — Das Wort "Rache" ist so schnell gesprochen: fast scheint es, als ob es gar nicht mehr enthalten könne, als eine Begriffs- und Empfindungs-Wurzel. Und so bemüht man sich immer noch dieselbe zu finden: wie unsere Nationalökonomen noch nicht müde geworden sind, im Worte "Wert" eine solche Einheit zu wittern und nach dem ursprünglichen Wurzelbegriff des Wertes zu suchen. Als ob nicht alle Worte Taschen wären, in welche bald dies, bald jenes, bald mehreres auf einmal gesteckt worden ist! So ist auch "Rache" bald dies, bald jenes, bald etwas mehr Zusammengesetztes. Man unterscheide einmal jenen abwehrenden Zurückschlag, den man fast unwillkürlich auch gegen leblose Gegenstände, die uns beschädigt haben (wie gegen bewegte Maschinen), ausführt: der Sinn unserer Gegenbewegung ist, dem Beschädigten Einhalt zu tun dadurch, dass wir die Maschine zum Stillstand bringen. Die Stärke des Gegenschlags muss mitunter, um dies zu erreichen, so stark sein, dass er die Maschine zertrümmert; wenn dieselbe aber zu stark ist, um vom einzelnen sofort zerstört werden zu können, wird dieser doch immer noch den heftigsten Schlag ausführen, dessen er fähig ist,—gleichsam als einen letzten Versuch. So benimmt man sich auch gegen schädigende Personen bei der unmittelbaren Empfindung des Schadens selber; will man diesen Akt einen Rache-Akt nennen, so mag es sein; nur erwäge man, dass hier allein die Selbst-Erhaltung ihr Vernunft-Räderwerk in Bewegung gesetzt hat, und dass man im Grunde nicht an den Schädiger, sondern nur an sich dabei denkt: wir handeln so, ohne wieder schaden zu wollen, sondern nur um noch mit Leib und Leben davonzukommen.— Man braucht Zeit, wenn man von sich mit seinen Gedanken zum Gegner übergeht und sich fragt, auf welche Weise er am empfindlichsten zu treffen ist. Dies geschieht bei der zweiten Art von Rache: ein Nachdenken über die Verwundbarkeit und Leidensfähigkeit des andern ist ihre Voraussetzung: man will wehetun. Dagegen sich selber gegen weiteren Schaden sichern, liegt hier so wenig im Gesichtskreis des Rache-Nehmenden, dass er fast regelmässig den weiteren eigenen Schaden zuwege bringt und ihm sehr oft kaltblütig vorher entgegensieht. War es bei der ersten Art von Rache die Angst vor dem zweiten Schlage, welche den Gegenschlag so stark wie möglich machte: so ist hier fast völlige Gleichgültigkeit gegen das, was der Gegner tun wird; die Stärke des Gegenschlags wird nur durch das, was er uns getan hat, bestimmt. Was hat er denn getan? Und was nützt es uns, wenn er nun leidet, nachdem wir durch ihn gelitten haben? Es handelt sich um eine Wiederherstellung: während der Rache-Akt erster Art nur der Selbst-Erhaltung dient. Vielleicht verloren wir durch den Gegner Besitz, Rang, Freunde, Kinder—diese Verluste werden durch die Rache nicht zurückgekauft, die Wiederherstellung bezieht sich allein auf einen Nebenverlust bei allen den erwähnten Verlusten. Die Rache der Wiederherstellung bewahrt nicht vor weiterem Schaden, sie macht den erlittenen Schaden nicht wieder gut,—ausser in einem Falle. Wenn unsere Ehre durch den Gegner gelitten hat, so vermag die Rache sie wiederherzustellen. Sie hat aber in jedem Falle einen Schaden erlitten, wenn man uns absichtlich ein Leid zufügte: denn der Gegner bewies damit, dass er uns nicht fürchtete. Durch die Rache beweisen wir, dass wir auch ihn nicht fürchten: darin liegt die Ausgleichung, die Wiederherstellung. (Die Absicht, den völligen Mangel an Furcht zu zeigen, geht bei einigen Personen so weit, dass ihnen die Gefährlichkeit der Rache für sie selbst—Einbusse der Gesundheit oder des Lebens oder sonstige Verluste—als eine unerlässliche Bedingung jeder Rache gilt. Deshalb gehen sie den Weg des Duells, obschon die Gerichte ihnen den Arm bieten, um auch so Genugtuung für die Beleidigung zu erhalten: sie nehmen aber die gefahrlose Wiederherstellung ihrer Ehre nicht als genügend an, weil sie ihren Mangel an Furcht nicht beweisen kann.)—Bei der ersterwähnten Art der Rache ist es gerade die Furcht, die den Gegenschlag ausführt: hier dagegen ist es die Abwesenheit der Furcht, welche, wie gesagt, durch den Gegenschlag sich beweisen will.— Nichts scheint also verschiedener als die innere Motivierung der beiden Handlungsweisen, die mit einem Wort "Rache" benannt werden: und trotzdem kommt es sehr häufig vor, dass der Rache-Übende in Unklarheit ist, was ihn eigentlich zur Tat bestimmt hat; vielleicht, dass er aus Furcht und um sich zu erhalten den Gegenschlag führte, hinterher aber, als er Zeit hatte, über den Gesichtspunkt der verletzten Ehre nachzudenken, selber sich einredet, seiner Ehre halber sich gerächt zu haben:—dieses Motiv ist ja jedenfalls vornehmer als das andere! Dabei ist noch wesentlich, ob er seine Ehre in den Augen der anderen (der Welt) beschädigt sieht oder nur in den Augen des Beleidigers: im letzteren Falle wird er die geheime Rache vorziehen, im ersteren aber die öffentliche. Je nachdem er sich stark oder schwach in die Seele des Täters und der Zuschauer hineindenkt, wird seine Rache erbitterter oder zahmer sein; fehlt ihm diese Art Phantasie ganz, so wird er gar nicht an Rache denken, denn das Gefühl der "Ehre" ist dann bei ihm nicht vorhanden, also auch nicht zu verletzen. Ebenso wird er nicht an Rache denken, wenn er den Täter und die Zuschauer der Tat verachtet: weil sie ihm keine Ehre geben können, als Verachtete, und demnach auch keine Ehre nehmen können. Endlich wird er auf Rache in dem nicht ungewöhnlichen Falle verzichten, dass er den Täter liebt: freilich büsst er so in dessen Augen an Ehre ein und wird vielleicht der Gegenliebe dadurch weniger würdig. Aber auch auf alle Gegenliebe Verzicht leisten ist ein Opfer, welches die Liebe zu bringen bereit ist, wenn sie dem geliebten Wesen nur nicht wehetun muss: dies hiesse sich selber mehr wehetun, als jenes Opfer wehetut.— Also: jedermann wird sich rächen, er sei denn ehrlos oder voll Verachtung oder voll Liebe gegen den Schädiger und Beleidiger. Auch wenn er sich an die Gerichte wendet, so will er die Rache als private Person: nebenbei aber noch, als weiterdenkender, vorsorglicher Mensch der Gesellschaft, die Rache der Gesellschaft an einem, der sie nicht ehrt. So wird durch die gerichtliche Strafe sowohl die Privatehre als auch die Gesellschaftsehre wiederhergestellt: das heisst—Strafe ist Rache.— Es gibt in ihr unzweifelhaft auch noch jenes andere zuerst beschriebene Element der Rache, insofern durch sie die Gesellschaft ihrer Selbst-Erhaltung dient und der Notwehr halber einen Gegenschlag führt. Die Strafe will das weitere Schädigen verhüten, sie will abschrecken. Auf diese Weise sind wirklich in der Strafe beide so verschiedene Elemente der Rache verknüpft, und dies mag vielleicht am meisten dahin wirken, jene erwähnte Begriffsverwirrung zu unterhalten, vermöge deren der einzelne, der sich rächt, gewöhnlich nicht weiss, was er eigentlich will.

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Die Tugenden der Einbusse. — Als Mitglieder von Gesellschaften glauben wir gewisse Tugenden nicht ausüben zu dürfen, die uns als Privaten die grösste Ehre und einiges Vergnügen machen, zum Beispiel Gnade und Nachsicht gegen Verfehlende aller Art—überhaupt jede Handlungsweise, bei welcher der Vorteil der Gesellschaft durch unsere Tugend leiden würde. Kein Richter-Kollegium darf sich vor seinem Gewissen erlauben, gnädig zu sein dem König als einem einzelnen hat man dies Vorrecht aufbehalten; man freut sich, wenn er Gebrauch davon macht, zum Beweise, dass man gern gnädig sein möchte, aber durchaus nicht als Gesellschaft. Diese erkennt somit nur die ihr vorteilhaften oder mindestens unschädlichen Tugenden an (die ohne Einbusse oder gar mit Zinsen geübt werden, zum Beispiel Gerechtigkeit). Jene Tugenden der Einbusse können demnach in der Gesellschaftnicht entstanden sein, da noch jetzt, innerhalb jeder kleinsten sich bildenden Gesellschaft der Widerspruch gegen sie sich erhebt. Es sind also Tugenden unter Nicht-Gleichgestellten, erfunden von dem Überlegenen, einzelnen, es sind Herrscher-Tugenden, mit dem Hintergedanken: "ich bin mächtig genug, um mir eine ersichtliche Einbusse gefallen zu lassen, dies ist ein Beweis meiner Macht"—also mit Stolz verwandte Tugenden.

35

Kasuistik des Vorteils. — Es gäbe keine Kasuistik der Moral, wenn es keine Kasuistik des Vorteils gäbe. Der freieste und feinste Verstand reicht oft nicht aus, zwischen zwei Dingen so zu wählen, dass der grössere Vorteil notwendig bei seiner Wahl ist. In solchen Fällen wählt man, weil man wählen muss, und hat hinterdrein eine Art Seekrankheit der Empfindung.

36

Zum Heuchler werden. — Jeder Bettler wird zum Heuchler; wie jeder, der aus einem Mangel, aus einem Notstand (sei dies ein persönlicher oder ein öffentlicher) seinen Beruf macht.— Der Bettler empfindet den Mangel lange nicht so, als er ihn empfinden machen muss, wenn er vom Betteln leben will.

37

Eine Art Kultus der Leidenschaften.— Ihr Düsterlinge und philosophischen Blindschleichen redet, um den Charakter des ganzen Weltwesens anzuklagen, von dem furchtbaren Charakter der menschlichen Leidenschaften. Als ob überall, wo es Leidenschaft gegeben hat, es auch Furchtbarkeit gegeben hätte! Als ob es immerfort in der Welt diese Art von Furchtbarkeit geben müsste!— Durch eine Vernachlässigung im kleinen, durch Mangel an Selbst-Beobachtung und Beobachtung derer, welche erzogen werden sollen, habt ihr selber erst die Leidenschaften zu solchen Untieren anwachsen lassen, dass euch jetzt schon beim Worte "Leidenschaft" Furcht befällt! Es stand bei euch und steht bei uns, den Leidenschaften ihren furchtbaren Charakter zu nehmen und dermassen vorzubeugen, dass sie nicht zu verheerenden Wildwassern werden.— Man soll seine Versehen nicht zu ewigen Fatalitäten aufblasen; vielmehr wollen wir redlich mit an der Aufgabe arbeiten, die Leidenschaften der Menschheit allesamt in Freudenschaften umzuwandeln.

38

Gewissensbiss.— Der Gewissensbiss ist, wie der Biss des Hundes gegen einen Stein, eine Dummheit.

39

Ursprung der Rechte.— Die Rechte gehen zunächst auf Herkommen zurück, das Herkommen auf ein einmaliges Abkommen. Man war irgendwann einmal beiderseitig mit den Folgen des getroffenen Abkommens zufrieden und wiederum zu träge, um es förmlich zu erneuern; so lebte man fort, wie wenn es immer erneuert worden wäre, und allmählich, als die Vergessenheit ihre Nebel über den Ursprung breitete, glaubte man einen heiligen, unverrückbaren Zustand zu haben, auf dem jedes Geschlecht weiterbauen müsse. Das Herkommen war jetzt Zwang, auch wenn es den Nutzen nicht mehr brachte, dessentwegen man ursprünglich das Abkommen gemacht hatte.— Die Schwachen haben hier ihre feste Burg zu allen Zeiten gefunden: sie neigen dahin, das einmalige Abkommen, die Gnadenerweisung zu verewigen.

40

Die Bedeutung des Vergessens in der moralischen Empfindung.— Dieselben Handlungen, welche innerhalb der ursprünglichen Gesellschaft zuerst die Absicht auf gemeinsamen Nutzen eingab, sind später von anderen Generationen auf andere Motive hin getan worden: aus Furcht oder Ehrfurcht vor denen, die sie forderten und anempfahlen, oder aus Gewohnheit, weil man sie von Kindheit an um sich hatte tun sehen, oder aus Wohlwollen, weil ihre Ausübung überall Freude und zustimmende Gesichter schuf, oder aus Eitelkeit, weil sie gelobt wurden. Solche Handlungen, an denen das Grundmotiv, das der Nützlichkeit, vergessen worden ist, heissen dann moralische: nicht etwa weil sie aus jenen anderen Motiven, sondern weil sie nicht aus bewusster Nützlichkeit getan werden.— Woher dieser Hass gegen den Nutzen, der hier sichtbar wird, wo sich alles lobenswerte Handeln gegen das Handeln um des Nutzens willen förmlich abschliesst?— Offenbar hat die Gesellschaft, der Herd aller Moral und aller Lobsprüche des moralischen Handelns, allzu lange und allzu hart mit dem Eigen-Nutzen und Eigen-Sinne des einzelnen zu kämpfen gehabt, um nicht zuletzt jedes andere Motiv sittlich höher zu taxieren als den Nutzen. So entsteht der Anschein, als ob die Moral nicht aus dem Nutzen herausgewachsen sei; während sie ursprünglich der Gesellschafts-Nutzen ist, der grosse Mühe hatte, sich gegen alle die Privat-Nützlichkeiten durchzusetzen und in höheres Ansehen zu bringen.

41

Die Erbreichen der Moralität.— Es gibt auch im Moralischen einen Erb-Reichtum: ihn besitzen die Sanften, Gutmütigen, Mitleidigen, Mildtätigen, welche alle die gute Handlungsweise, aber nicht die Vernunft (die Quelle derselben) von ihren Vorfahren her mitbekommen haben. Das Angenehme an diesem Reichtum ist, dass man von ihm fortwährend darreichen und mitteilen muss, wenn er überhaupt empfunden werden soll, und dass er so unwillkürlich daran arbeitet, die Abstände zwischen moralisch-reich und -arm geringer zu machen: und zwar, was das merkwürdigste und beste ist, nicht zugunsten eines dereinstigen Mittelmasses zwischen arm und reich, sondern zugunsten eines allgemeinen Reich- und Überreich-werdens.— So wie hier geschehen ist, lässt sich etwa die herrschende Ansicht über den moralischen Erbreichtum zusammenfassen: aber es scheint mir, dass dieselbe mehr in majorem gloriam der Moralität, als zu Ehren der Wahrheit aufrechterhalten wird. Die Erfahrung mindestens stellt einen Satz auf, welcher, wenn nicht als Widerlegung, jedenfalls als bedeutende Einschränkung jener Allgemeinheit zu gelten hat. Ohne den erlesensten Verstand, so sagt die Erfahrung, ohne die Fähigkeit der feinsten Wahl und einen starken Hang zum Masshalten werden die Moralisch-Erbreichen zu Verschwendern der Moralität: indem sie haltlos sich ihren mitleidigen, mildtätigen, versöhnenden, beschwichtigenden Trieben überlassen, machen sie alle Welt um sich nachlässiger, begehrlicher und sentimentaler. Die Kinder solcher höchst moralischen Verschwender sind daher leicht und, wie leider zu sagen ist, bestenfalls—angenehme schwächliche Taugenichtse.

42

Der Richter und die Milderungsgründe. — "Man soll auch gegen den Teufel honett sein und seine Schulden bezahlen," sagte ein alter Soldat, als man ihm die Geschichte Faustens etwas genauer erzählt hatte, "Faust gehört in die Hölle!"—"O ihr schrecklichen Männer!" rief seine Gattin aus, "wie ist das nur möglich! Er hat ja nichts getan, als keine Tinte im Tintenfass gehabt! Mit Blut schreiben ist freilich eine Sünde, aber deshalb soll ein so schöner Mann doch nicht brennen?"

43

Problem der Pflicht zur Wahrheit. — Pflicht ist ein zwingendes, zur Tat drängendes Gefühl, das wir gut nennen und für undiskutierbar halten (— über Ursprung, Grenze und Berechtigung desselben wollen wir nicht reden und nicht geredet haben). Der Denker hält aber alles für geworden und alles Gewordene für diskutierbar, ist also der Mann ohne Pflicht,—solange er eben nur Denker ist. Als solcher würde er also auch die Pflicht, die Wahrheit zu sehen und zu sagen, nicht anerkennen und dies Gefühl nicht fühlen, er fragt: woher kommt sie? wohin will sie? aber dies Fragen selber wird von ihm als fragwürdig angesehen. Hätte dies aber nicht zur Folge, dass die Maschine des Denkers nicht mehr recht arbeitet, wenn er sich beim Akte des Erkennens wirklich unverpflichtet fühlen könnte? Insofern scheint hier zur Heizung dasselbe Element nötig zu sein, das vermittelst der Maschine untersucht werden soll.— Die Formel würde vielleicht sein: angenommen es gäbe eine Pflicht, die Wahrheit zu erkennen, wie lautet die Wahrheit dann in bezug auf jede andere Art von Pflicht?— Aber ist ein hypothetisches Pflichtgefühl nicht ein Widersinn?

44

Stufen der Moral. — Moral ist zunächst ein Mittel, die Gemeinde überhaupt zu erhalten und den Untergang von ihr abzuwehren; sodann ist sie ein Mittel, die Gemeinde auf einer gewissen Höhe und in einer gewissen Güte zu erhalten. Ihre Motive sind Furcht und Hoffnung: und zwar um so derbere, mächtigere, gröbere, als der Hang zum Verkehrten, Einseitigen, Persönlichen noch sehr stark ist. Die entsetzlichsten Angstmittel müssen hier Dienste tun, solange noch keine milderen wirken wollen und jene doppelte Art der Erhaltung sich nicht anders erreichen lässt (zu ihren allerstärksten gehört die Erfindung eines Jenseits mit einer ewigen Hölle). Weitere Stufen der Moral und also Mittel zum bezeichneten Zwecke sind die Befehle eines Gottes (wie das mosaische Gesetz); noch weitere und höhere die Befehle eines absoluten Pflichtbegriffs mit dem "du sollst,"—alles noch ziemlich grob zugehauene, aber breite Stufen, weil die Menschen auf die feineren, schmäleren ihren Fuss noch nicht zu setzen wissen. Dann kommt eine Moral der Neigung, des Geschmacks, endlich die der Einsicht— welche über alle illusionären Motive der Moral hinaus ist, aber sich klar gemacht hat, wie die Menschheit lange Zeiten hindurch keine anderen haben durfte.

45

Moral des Mitleidens im Munde der Unmässigen. — Alle die, welche sich selber nicht genug in der Gewalt haben und die Moralität nicht als fortwährende im grossen und kleinsten geübte Selbstbeherrschung und Selbstüberwindung kennen, werden unwillkürlich zu Verherrlichern der guten, mitleidigen, wohlwollenden Regungen, jener instinktiven Moralität, welche keinen Kopf hat, sondern nur aus Herz und hilfreichen Händen zu bestehen scheint. Ja es ist in ihrem Interesse, eine Moralität der Vernunft zu verdächtigen und jene andere zur alleinigen zu machen.

46

Kloaken der Seele. — Auch die Seele muss ihre bestimmten Kloaken haben, wohin sie ihren Unrat abfliessen lässt: dazu dienen Personen, Verhältnisse, Stände oder das Vaterland oder die Welt oder endlich—für die ganz Hoffärtigen (ich meine unsere lieben modernen "Pessimisten")—der liebe Gott.

47

Eine Art von Ruhe und Beschaulichkeit. — Hüte dich, dass deine Ruhe und Beschaulichkeit nicht der des Hundes vor einem Fleischerladen gleicht, den die Furcht nicht vorwärts und die Begierde nicht rückwärts gehen lässt: und der die Augen aufsperrt, als ob sie Münder wären.

48

Das Verbot ohne Gründe. — Ein Verbot, dessen Gründe wir nicht verstehen oder zugeben, ist nicht nur für den Trotzkopf, sondern auch für den Erkenntnisdurstigen fast ein Geheiss: man lässt es auf den Versuch ankommen, um so zu erfahren, weshalb das Verbot gegeben ist. Moralische Verbote, wie die des Dekalogs, passen nur für Zeitalter der unterworfenen Vernunft: jetzt würde ein Verbot "du sollst nicht töten," "du sollst nicht ehebrechen," ohne Gründe hingestellt, eher eine schädliche als eine nützliche Wirkung haben.

49

Charakterbild.— Was ist das für ein Mensch, der von sich sagen kann: "ich verachte sehr leicht, aber hasse nie. An jedem Menschen finde ich sofort etwas heraus, das zu ehren ist und dessentwegen ich ihn ehre; die sogenannten liebenswürdigen Eigenschaften ziehen mich wenig an."

50

Mitleiden und Verachtung.— Mitleiden äussern wird als ein Zeichen der Verachtung empfunden, weil man ersichtlich aufgehört hat, ein Gegenstand der Furcht zu sein, sobald einem Mitleiden erwiesen wird. Man ist unter das Niveau des Gleichgewichts hinabgesunken, während schon jenes der menschlichen Eitelkeit nicht genugtut, sondern erst das Hervorragen und Furchteinflössen der Seele das erwünschteste aller Gefühle gibt. Deshalb ist es ein Problem, wie die Schätzung des Mitleids aufgekommen ist, ebenso wie erklärt werden muss, warum jetzt der Uneigennützige gelobt wird: ursprünglich wird er verachtet oder als tückisch gefürchtet.

51

Klein sein können. — Man muss den Blumen, Gräsern und Schmetterlingen auch noch so nah sein wie ein Kind, das nicht viel über sie hinweg reicht. Wir Älteren dagegen sind über sie hinausgewachsen und müssen uns zu ihnen herablassen; ich meine, die Gräser hassen uns, wenn wir unsere Liebe für sie bekennen.— Wer an allem Guten teilhaben will, muss auch zu Stunden klein zu sein verstehen.

52

Inhalt des Gewissens.Der Inhalt unseres Gewissens ist alles, was in den Jahren der Kindheit von uns ohne Grund regelmässig gefordert wurde durch Personen, die wir verehrten oder fürchteten. Vom Gewissen aus wird also jenes Gefühl des Müssens erregt ("dieses muss ich tun, dieses lassen"), welches nicht fragt: warum muss ich?— In allen Fällen, wo eine Sache mit "weil" und "warum" getan wird, handelt der Mensch ohne Gewissen; deshalb aber noch nicht wider dasselbe.— Der Glaube an Autoritäten ist die Quelle des Gewissens: es ist also nicht die Stimme Gottes in der Brust des Menschen, sondern die Stimme einiger Menschen im Menschen.

53

Überwindung der Leidenschaften. — Der Mensch, der seine Leidenschaften überwunden hat, ist in den Besitz des fruchtbarsten Erdreiches getreten: wie der Kolonist, der über die Wälder und Sümpfe Herr geworden ist. Auf dem Boden der bezwungenen Leidenschaften den Samen der guten geistigen Werke säen, ist dann die dringende nächste Aufgabe. Die Überwindung selber ist nur ein Mittel, kein Ziel; wenn sie nicht so angesehen wird, so wächst schnell allerlei Unkraut und Teufelszeug auf dem leer gewordenen fetten Boden auf, und bald geht es auf ihm voller und toller zu als je vorher.

54

Geschick zum Dienen. — Alle sogenannten praktischen Menschen haben ein Geschick zum Dienen: das eben macht sie praktisch, sei es für andere oder für sich selber. Robinson besass noch einen besseren Diener, als Freitag war: das war Crusoe.

55

Gefahr der Sprache für die geistige Freiheit.— Jedes Wort ist ein Vorurteil.

56

Geist und Langeweile. — Das Sprichwort: "Der Magyar ist viel zu faul, um sich zu langweilen" gibt zu denken. Die feinsten und tätigsten Tiere erst sind der Langeweile fähig.— Ein Vorwurf für einen grossen Dichter wäre die Langeweile Gottes am siebenten Tage der Schöpfung.

57

Im Verkehr mit den Tieren.— Man kann das Entstehen der Moral in unserem Verhalten gegen die Tiere noch beobachten. Wo nutzen und Schaden nicht in Betracht kommen, haben wir ein Gefühl der völligen Unverantwortlichkeit; wir töten und verwunden zum Beispiel Insekten oder lassen sie leben und denken für gewöhnlich gar nichts dabei. Wir sind so plump, dass schon unsere Artigkeiten gegen Blumen und kleine Tiere fast immer mörderisch sind: was unser Vergüngen an ihnen gar nicht beeinträchtigt.— Es ist heute das Fest der kleinen Tiere, der schwülste Tage des Jahres: es wimmelt und krabbelt um uns, und wir zerdrücken, ohne es zu wollen, aber auch ohne acht zu geben, bald hier, bald dort ein Würmchen und gefiedertes Käferchen.— Bringen die Tiere uns Schaden, so erstreben wir auf jede Weise ihre Vernichtung, die Mittel sind oft grausam genug, ohne dass wir dies eigentlich wollen: es ist die Grausamkeit der Gedankenlosigkeit. Nützen sie, so beuten wir sie aus: bis eine feinere Klugheit uns lehrt, dass gewisse Tiere für eine andere Behandlung, nämlich für die der Pflege und Zucht, reichlich lohnen. Da erst entsteht Verantwortlichkeit. Gegen das Haustier wird die Quälerei gemieden; der eine Mensch empört sich, wenn ein anderer unbarmherzig gegen seine Kuh ist, ganz in Gemässheit der primitiven Gemeinde-Moral, welche den gemeinsamen Nutzen in Gefahr sieht, so oft ein einzelner sich vergeht. Wer in der Gemeinde ein Vergehen wahrnimmt, fürchtet den indirekten Schaden für sich: und wir fürchten für die Güte des Fleisches, des Landbaues und der Verkehrsmittel, wenn wir die Haustiere nicht gut behandelt sehen. Zudem erweckt der, welcher roh gegen Tiere ist, den Argwohn, auch roh gegen schwache, ungleiche, der Rache unfähige Menschen zu sein; er gilt als unedel, des feineren Stolzes ermangelnd. So entsteht ein Ansatz von moralischem Urteilen und Empfinden: das beste tut nun der Aberglaube hinzu. Manche Tiere reizen durch Blicke, Töne und Gebärden den Menschen an, sich in sie hineinzudichten, und manche Religionen lehren im Tiere unter Umständen den Wohnsitz von Menschen- und Götterseelen sehen: weshalb sie überhaupt edlere Vorsicht, ja ehrfürchtige Scheu im Umgange mit den Tieren anempfehlen. Auch nach dem Verschwinden dieses Aberglaubens wirken die von ihm erweckten Empfindungen fort und reifen und blühen aus.— Das Christentum hat sich bekanntlich in diesem Punkte als arme und zurückbildende Religion bewährt.

58

Neue Schauspieler.— Es gibt unter den Menschen keine grössere Banalität als den Tod; zu zweit im Range steht die Geburt, weil nicht alle geboren werden, welche doch sterben; dann folgt die Heirat. Aber diese kleinen abgespielten Tragikomödien werden bei jeder ihrer ungezählten und unzählbaren Aufführungen immer wieder von neuen Schauspielern dargestellt und hören deshalb nicht auf, interessierte Zuschauer zu haben: während man glauben sollte, dass die gesamte Zuschauerschaft des Erdentheaters sich längst aus Überdruss daran an allen Bäumen aufgehängt hätte. Soviel liegt an neuen Schauspielern, sowenig am Stück.

59

Was ist "obstinat"?— Der kürzeste Weg ist nicht der möglichst gerade, sondern der, bei welchem die günstigsten Winde unsere Segel schwellen: so sagt die Lehre der Schiffahrer. Ihr nicht zu folgen, das heisst obstinat sein: die Festigkeit des Charakters ist da durch Dummheit verunreinigt.

60

Das Wort "Eitelkeit."— Es ist lästig, dass einzelne Worte, deren wir Moralisten schlechterdings nicht entraten können, schon eine Art Sittenzensur in sich tragen aus jenen Zeiten her, in denen die nächsten und natürlichsten Regungen des Menschen verketzert wurden. So wird jene Grundüberzeugung, dass wir auf den Wellen der Gesellschaft viel mehr durch das, was wir gelten, als durch das, was wir sind, gutes Fahrwasser haben oder Schiffbruch leiden—eine Überzeugung, die für alles Handeln in bezug auf die Gesellschaft das Steuerruder sein muss—mit dem allgemeinsten Worte "Eitelkeit," "vanitas" gebrandmarkt: eines der vollsten und inhaltreichsten Dinge mit einem Ausdruck, welcher dasselbe als das eigentlich Leere und Nichtige bezeichnet, etwas Grosses mit einem Diminutivum, ja mit den Federstrichen der Karikatur. Es hilft nichts, wir müssen solche Worte gebrauchen, aber dabei unser Ohr den Einflüsterungen alter Gewohnheit verschliessen.

61

Türkenfatalismus. — Der Türkenfatalismus hat den Grundfehler, dass er den Menschen und das Fatum als zwei geschiedene Dinge einander gegenüberstellt: der Mensch, sagt er, könne dem Fatum widerstreben, es zu vereiteln suchen, aber schliesslich behalte es immer den Sieg, weshalb das vernünftigste sei, zu resignieren oder nach Belieben zu leben. In Wahrheit ist jeder Mensch selber ein Stück Fatum; wenn er in der angegebenen Weise dem Fatum zu widerstreben meint, so vollzieht sich eben darin auch das Fatum; der Kampf ist eine Einbildung, aber ebenso jene Resignation in das Fatum; alle diese Einbildungen sind im Fatum eingeschlossen.— Die Angst, welche die meisten vor der Lehre der Unfreiheit des Willens haben, ist die Angst vor dem Türkenfatalismus: sie meinen, der Mensch werde schwächlich resigniert und mit gefalteten Händen vor der Zukunft stehen, weil er an ihr nichts zu ändern vermöge: oder aber, er werde seiner vollen Launenhaftigkeit die Zügel schiessen lassen, weil auch durch diese das einmal Bestimmte nicht schlimmer werden könne. Die Torheiten des Menschen sind ebenso ein Stück Fatum wie seine Klugheiten: auch jene Angst vor dem Glauben an das Fatum ist Fatum. Du selber, armer Ängstlicher, bist die unbezwingliche Moira, welche noch über den Göttern thront, für alles, was da kommt; du bist Segen oder Fluch und jedenfalls die Fessel, in welcher der Stärkste gebunden liegt; in dir ist alle Zukunft der Menschen-Welt vorherbestimmt, es hilft dir nichts, wenn dir vor dir selber graut.

62

Advokat des Teufels.— "Nur durch eigenen Schaden wird man klug, nur durch fremden Schaden wird man gut" so lautet jene seltsame Philosophie, welche alle Moralität aus dem Mitleiden und alle Intellektualität aus der Isolation des Menschen ableitet: damit ist sie unbewusst die Sachwalterin aller irdischen Schadhaftigkeit. Denn das Mitleiden hat das Leiden nötig und die Isolation die Verachtung der anderen.

63

Die moralischen Charaktermasken. — In den Zeiten, da die Charaktermasken der Stände für endgültig fest, gleich den Ständen selber gelten, werden die Moralisten verführt sein, auch die moralischen Charaktermasken für absolut zu halten und sie so zu zeichnen. So ist Molière als Zeitgenosse der Gesellschaft Ludwigs XIV. verständlich; in unserer Gesellschaft der Übergänge und Mittelstufen würde er als ein genialer Pedant erscheinen.

64

Die vornehmste Tugend. — In der ersten Ära des höheren Menschentums gilt die Tapferkeit als die vornehmste der Tugenden, in der zweiten die Gerechtigkeit, in der dritten die Mässigung, in der vierten die Weisheit. In welcher Ära leben wir? In welcher lebst du?

65

Was vorher nötig ist. — Ein Mensch, der über seinen Jähzorn, seine Gall- und Rachsucht, seine Wollust nicht Meister werden will und es versucht, irgendworin sonst Meister zu werden, ist so dumm wie der Ackermann, der neben einem Wildbach seine Äcker anlegt, ohne sich gegen ihn zu schützen.

66

Was ist Wahrheit? —
Schwarzert
(Melanchthon): "Man predigt oft seinen Glauben, wenn man ihn gerade verloren hat und auf allen Gassen sucht,—und man predigt ihn dann nicht am schlechtesten!" —
Luther
: Du redest heut' wahr wie ein Engel, Bruder!
Schwarzert: "Aber es ist der Gedanke deiner Feinde, und sie machen auf dich die Nutzanwendung." —
Luther: So wär's eine Lüge aus des Teufels Hinterm.

67

Gewohnheit der Gegensätze. — Die allgemeine ungenaue Beobachtung sieht in der Natur überall Gegensätze (wie z. B. "warm und kalt"), wo keine Gegensätze, sondern nur Gradverschiedenheiten sind. Diese schlechte Gewohnheit hat uns verleitet, nun auch noch die innere Natur, die geistig-sittliche Welt, nach solchen Gegensätzen verstehen und zerlegen zu wollen. Unsäglich viel Schmerzhaftigkeit, Anmassung, Härte, Entfremdung, Erkältung ist so in die menschliche Empfindung hineingekommen dadurch, dass man Gegensätze an Stelle der Übergänge zu sehen meinte.

68

Ob man vergeben könne?— Wie kann man ihnen überhaupt vergeben, wenn sie nicht wissen, was sie tun! Man hat gar nichts zu vergeben.— Aber weiss ein Mensch jemals völlig, was er tut? Und wenn dies immer mindestens fraglich bleibt, so haben also die Menschen einander nie etwas zu vergeben, und Gnadeüben ist für den Vernünftigsten ein unmögliches Ding. Zu allerletzt: wenn die Übeltäter wirklich gewusst hätten, was sie taten—so würden wir doch nur dann ein Recht zur Vergebung haben, wenn wir ein Recht zur Beschuldigung und zur Strafe hätten. Dies aber haben wir nicht.

69

Habituelle Scham. — Warum empfinden wir Scham, wenn uns etwas Gutes und Auszeichnendes erwiesen wird, das wir, wie man sagt, "nicht verdient haben"? Es scheint uns dabei, dass wir uns in ein Gebiet eingedrängt haben, wo wir nicht hingehören, wo wir ausgeschlossen sein sollten, gleichsam in ein Heiliges oder Allerheiligstes, welches für unsern Fuss unbetretbar ist. Durch den Irrtum anderer sind wir doch hineingelangt: und nun überwältigt uns teils Furcht, teils Ehrfurcht, teils Überraschung, wir wissen nicht, ob wir fliehen, ob wir des gesegneten Augenblickes und seiner Gnaden-Vorteile geniessen sollen. Bei aller Scham ist ein Mysterium, welches durch uns entweiht oder in der Gefahr der Entweihung zu sein scheint; alle Gnade erzeugt Scham.— Erwägt man aber, dass wir überhaupt niemals etwas "verdient haben," so wird, im Fall man dieser Ansicht innerhalb einer christlichen Gesamt-Betrachtung der Dinge sich hingibt, das Gefühl der Scham habituell: weil einem Solchen Gott fortwährend zu segnen und Gnade zu üben scheint. Abgesehen von dieser christlichen Auslegung wäre aber auch für den völlig gottlosen Weisen, der an der gründlichen Unverantwortlichkeit und Unverdienstlichkeit alles Wirkens und Wesens festhält, jener Zustand der habituellen Scham möglich: wenn man ihn behandelt, als ob er dies und jenes verdient habe, so scheint er sich in eine höhere Ordnung von Wesen eingedrängt zu haben, welche überhaupt etwas verdienen, welche frei sind und ihres eigenen Wollens und Könnens Verantwortung wirklich zu tragen vermögen. Wer zu ihm sagt "du hast es verdient," scheint ihm zuzurufen "du bist kein Mensch, sondern ein Gott."

70

Der ungeschickteste Erzieher. — Bei diesem sind auf dem Boden seines Widerspruchsgeistes alle seine wirklichen Tugenden angepflanzt, bei jenem auf seiner Unfähigkeit, nein zu sagen, also auf seinem Zustimmungsgeiste; ein dritter hat alle seine Moralität aus seinem einsamen Stolze, ein vierter die seine aus seinem starken Geselligkeitstriebe aufwachsen lassen. Gesetzt nun, durch ungeschickte Erzieher und Zufälle wären bei diesen vieren die Samenkörner der Tugenden nicht auf den Boden ihrer Natur ausgesäet worden, welcher bei ihnen die meiste und fetteste Erdkrume hat: so wären sie ohne Moralität und schwache unerfreuliche Menschen. Und wer würde gerade der ungeschickteste aller Erzieher und das böse Verhängnis dieser vier Menschen gewesen sein? Der moralische Fanatiker, welcher meint, dass das Gute nur aus dem Guten, auf dem Guten wachsen könne.

71

Schreibart der Vorsicht.—
A: Aber, wenn alle dies wüssten, so würde es den meisten schädlich sein! Du selber nennst diese Meinungen gefährlich für die Gefährdeten, und doch teilst du sie öffentlich mit?
B: Ich schreibe so, dass weder der Pöbel, noch die populi, noch die Parteien aller Art mich lesen mögen. Folglich werden diese Meinungen nie öffentliche sein. A.: Aber wie schreibst du denn?
B.: Weder nützlich noch angenehm—für die genannten drei.

72

Göttliche Missionäre. — Auch Sokrates fühlt sich als göttlicher Missionär: aber ich weiss nicht, was für ein Anflug von attischer Ironie und Lust am Spassen auch selbst hierbei noch zu spüren ist, wodurch jener fatale und anmassende Begriff gemildert wird. Er redet ohne Salbung davon: seine Bilder, von der Bremse und dem Pferd, sind schlicht und unpriesterlich, und die eigentlich religiöse Aufgabe, wie er sie sich gestellt fühlt, den Gott auf hunderterlei Weise auf die Probe zu stellen, ob er die Wahrheit geredet habe, lässt auf eine kühne und freimütige Gebärde schliessen, mit der hier der Missionär seinem Gotte an die Seite tritt. Jenes Auf-die-Probe-Stellen des Gottes ist einer der feinsten Kompromisse zwischen Frömmigkeit und Freiheit des Geistes, welche je erdacht worden sind.— Jetzt haben wir auch diesen Kompromiss nicht mehr nötig.

73

Ehrliches Malertum.— Raffael, dem viel an der Kirche (sofern sie zahlungsfähig war), aber wenig, gleich den Besten seiner Zeit, an den Gegenständen des kirchlichen Glaubens gelegen war, ist der anspruchsvollen ekstatischen Frömmigkeit mancher seiner Besteller nicht einen Schritt weit nachgegangen: er hat seine Ehrlichkeit bewahrt, selbst in jenem Ausnahme-Bild, das ursprünglich für eine Prozessions-Fahne bestimmt war, in der Sixtinischen Madonna. Hier wollte er einmal eine Vision malen: aber eine solche, wie sie edle junge Männer ohne "Glauben" auch haben dürfen und haben werden, die Vision der zukünftigen Gattin, eines klugen, seelisch-vornehmen, schweigsamen und sehr schönen Weibes, das ihren Erstgeborenen im Arme trägt. Mögen die Alten, die an das Beten und Anbeten gewöhnt sind, hier, gleich dem ehrwürdigen Greise zur Linken, etwas Übermenschliches verehren: wir Jüngeren wollen es, so scheint Raffael uns zuzurufen, mit dem schönen Mädchen zur Rechten halten, welche mit ihrem auffordernden, durchaus nicht devoten Blicke den Betrachtern des Bildes sagt: "Nicht wahr? Diese Mutter und ihr Kind—das ist ein angenehmer einladender Anblick?" Dies Gesicht und dieser Blick strahlt von der Freude in den Gesichtern der Betrachter wieder; der Künstler, der dies alles erfand, geniesst sich auf diese Weise selber und gibt seine eigene Freude zur Freude der Kunst-Empfangenden hinzu.— In betreff des "heilandhaften" Ausdrucks im Kopfe eines Kindes hat Raffael, der Ehrliche, der keinen Seelenzustand malen wollte, an dessen Existenz er nicht glaubte, seine gläubigen Betrachter auf eine artige Weise überlistet; er malte jenes Naturspiel, das nicht selten vorkommt, das Männerauge im Kindskopfe, und zwar das Auge des wackeren, hilfereichen Mannes, der einen Notstand sieht. Zu diesem Auge gehört ein Bart; dass dieser fehlt und dass zwei verschiedene Lebensalter hier aus einem Gesichte sprechen, dies ist die angenehme Paradoxie, welche die Gläubigen sich im Sinne ihres Wunderglaubens gedeutet haben: so wie es der Künstler von ihrer Kunst des Deutens und Hineinlegens auch erwarten durfte.

74

Das Gebet.— Nur unter zwei Voraussetzungen hatte alles Beten - jene noch nicht völlig erloschene Sitte älterer Zeiten—einen Sinn: es müsste möglich sein, die Gottheit zu bestimmen oder umzustimmen, und der Betende müsste selber am besten wissen, was ihm not tue, was für ihn wahrhaft wünschenswert sei. Beide Voraussetzungen, in allen anderen Religionen angenommen und hergebracht, wurden aber gerade vom Christentum geleugnet; wenn es trotzdem das Gebet beibehielt, bei seinem Glauben an eine allweise und allvorsorgliche Vernunft in Gott, durch welche eben dies Gebet im Grunde sinnlos, ja gotteslästerlich wird,—so zeigte es auch darin wieder seine bewunderungswürdige Schlangen-Klugheit; denn ein klares Gebot "du sollst nicht beten" hätte die Christen durch die Langeweile zum Unchristentum geführt. Im christlichen ora et labora vertritt nämlich das ora die Stelle des Vergnügens: und was hätten ohne das ora jene Unglücklichen beginnen sollen, die sich das labora versagten, die Heiligen!—aber mit Gott sich unterhalten, ihm allerlei angenehme Dinge abverlangen, sich selber ein wenig darüber lustig machen, wie man so töricht sein könne, noch Wünsche zu haben, trotz einem so vortrefflichen Vater,—das war für Heilige eine sehr gute Erfindung.

75

Eine heilige Lüge.— Die Lüge, mit der auf den Lippen Arria starb (Paete, non dolet, verdunkelt alle Wahrheiten, die je von Sterbenden gesprochen wurden. Es ist die einzige heilige Lüge, die berühmt geworden ist; während der Geruch der Heiligkeit sonst nur an Irrtümern haften blieb.

76

Der nötigste Apostel.— Unter zwölf Aposteln muss immer einer hart wie Stein sein, damit auf ihm die neue Kirche gebaut werden könne.

77

Was ist das Vergänglichere, der Geist oder der Körper?— In den rechtlichen, moralischen und religiösen Dingen hat das Äusserlichste, das Anschauliche, also der Brauch, die Gebärde, die Zeremonie, am meisten Dauer: sie ist der Leib, zu dem immer eine neue Seele hinzukommt. Der Kultus wird wie ein fester Wort-Text immer neu ausgedeutet; die Begriffe und Empfindungen sind das Flüssige, die Sitten das Harte.

78

Der Glaube an die Krankheit, als Krankheit. — Erst das Christentum hat den Teufel an die Wand der Welt gemalt; erst das Christentum hat die Sünde in die Welt gebracht. Der Glaube an die Heilmittel, welche es dagegen anbot, ist nun allmählich bis in die tiefsten Wurzeln hinein erschüttert: aber immer noch besteht der Glaube an die Krankheit, welchen es gelehrt und verbreitet hat.

79

Rede und Schrift der Religiösen.— Wenn der Stil und Gesamtausdruck des Priesters, des redenden und schreibenden, nicht schon den religiösen Menschen ankündigt, so braucht man seine Meinungen über Religion und zugunsten derselben nicht mehr ernst zu nehmen. Sie sind für ihren Besitzer selber kraftlos gewesen, wenn er, wie sein Stil verrät, Ironie, Anmassung, Bosheit, Hass und alle Wirbel und Wechsel der Stimmungen besitzt, ganz wie der unreligiöseste Mensch;—um wieviel kraftloser werden sie erst für seine Hörer und Leser sein! Kurz, er wird dienen, dieselben unreligiöser zu machen.

80

Gefahr in der Person. — Je mehr Gott als Person für sich galt, um so weniger ist man ihm treu gewesen. Die Menschen sind ihren Gedankenbildern viel anhänglicher als ihren geliebtesten Geliebten: deshalb opfern sie sich für den Staat, die Kirche und auch für Gott—sofern er eben ihr Erzeugnis, ihr Gedanke bleibt und nicht gar zu persönlich genommen wird. Im letzteren Falle hadern sie fast immer mit ihm: selbst dem Frömmsten entfuhr ja die bittere Rede "mein Gott, warum hast du mich verlassen!"

81

Die weltliche Gerechtigkeit. — Es ist möglich, die weltliche Gerechtigkeit aus den Angeln zu heben—mit der Lehre von der völligen Unverantwortlichkeit und Unschuld jedermanns: und es ist schon ein Versuch in gleicher Richtung gemacht worden, gerade auf Grund der entgegengesetzten Lehre von der völligen Verantwortlichkeit und Verschuldung jedermanns. Der Stifter des Christentums war es, der die weltliche Gerechtigkeit aufheben und das Richten und Strafen aus der Welt schaffen wollte. Denn er verstand alle Schuld als "Sünde," das heisst als Frevel an Gott und nicht als Frevel an der Welt; andererseits hielt er jedermann im grössten Massstabe und fast in jeder Hinsicht für einen Sünder. Die Schuldigen sollen aber nicht die Richter ihresgleichen sein: so urteilte seine Billigkeit. Alle Richter der weltlichen Gerechtigkeit waren also in seinen Augen so schuldig wie die von ihnen Verurteilten, und ihre Miene der Schuldlosigkeit schien ihm heuchlerisch und pharisäerhaft. Überdies sah er auf die Motive der Handlungen und nicht auf den Erfolg, und hielt für die Beurteilung der Motive nur einen einzigen für scharfsichtig genug: sich selber (oder wie er sich ausdrückte: Gott).

82

Eine Affektation beim Abschiede. — Wer sich von einer Partei oder Religion trennen will, meint, es sei nun für ihn nötig, sie zu widerlegen. Aber dies ist sehr hochmütig gedacht. Nötig ist nur, dass er klar einsieht, welche Klammern ihn bisher an diese Partei oder Religion anhielten und dass sie es nicht mehr tun, was für Absichten ihn dahin getrieben haben und dass sie jetzt anderswohin treiben. Wir sind nicht aus strengen Erkenntnisgründen auf die Seite jener Partei oder Religion getreten: wir sollen dies, wenn wir von ihr scheiden, auch nicht affektieren.

83

Heiland und Arzt. — Der Stifter des Christentums war, wie es sich von selber versteht, als Kenner der menschlichen Seele nicht ohne die grössten Mängel und Voreingenommenheiten und als Arzt der Seele dem so anrüchigen und laienhaften Glauben an eine Universalmedizin ergeben. Er gleicht in seiner Methode mitunter jenem Zahnarzte, der jeden Schmerz durch Ausreissen des Zahnes heilen will; so zum Beispiel, indem er gegen die Sinnlichkeit mit dem Ratschlage ankämpft: "Wenn dich dein Auge ärgert, so reisse es aus."— Aber es bleibt doch noch der Unterschied, dass jener Zahnarzt wenigstens sein Ziel erreicht, die Schmerzlosigkeit des Patienten; freilich auf so plumpe Art, dass er lächerlich wird: während der Christ, der jenem Ratschlage folgt und seine Sinnlichkeit ertötet zu haben glaubt, sich täuscht: sie lebt auf eine unheimliche, vampyrische Art fort und quält ihn in widerlichen Vermummungen.

84

Die Gefangenen. — Eines Morgens traten die Gefangenen in den Arbeitshof: der Wärter fehlte. Die einen von ihnen gingen, wie es ihre Art war, sofort an die Arbeit, andere standen müssig und blickten trotzig umher. Da trat einer vor und sagte laut: "Arbeitet so viel ihr wollt oder tut nichts: es ist alles gleich. Eure geheimen Anschläge sind ans Licht gekommen, der Gefängniswärter hat euch neulich belauscht und will in den nächsten Tagen ein fürchterliches Gericht über euch ergehen lassen. Ihr kennt ihn, er ist hart und nachträgerischen Sinnes. Nun aber merkt auf: ihr habt mich bisher verkannt: ich bin nicht, was ich scheine, sondern viel mehr: ich bin der Sohn des Gefängniswärters und gelte alles bei ihm. Ich kann euch retten, ich will euch retten; aber, wohlgemerkt, nur diejenigen von euch, welche mir glauben, dass ich der Sohn des Gefängniswärters bin; die übrigen mögen die Früchte ihres Unglaubens ernten." "Nun," sagte nach einigem Schweigen ein älterer Gefangener, "was kann dir daran gelegen sein, ob wir es dir glauben oder nicht glauben? Bist du wirklich der Sohn und vermagst du das, was du sagst, so lege ein gutes Wort für uns alle ein: es wäre wirklich recht gutmütig von dir. Das Gerede von Glauben und Unglauben aber lass beiseite!" "Und," rief ein jüngerer Mann dazwischen, "ich glaub' es ihm auch nicht: er hat sich nur etwas in den Kopf gesetzt. Ich wette, in acht Tagen befinden wir uns gerade noch so hier wie heute, und der Gefängniswärter weiss nichts." "Und wenn er etwas gewusst hat, so weiss er's nicht mehr," sagte der letzte der Gefangenen, der jetzt erst in den Hof hinabkam, "der Gefängniswärter ist eben plötzlich gestorben."— "Holla," schrien mehrere durcheinander, "holla! Herr Sohn, Herr Sohn, wie steht es mit der Erbschaft? Sind wir vielleicht jetzt deineGefangenen?"— "Ich habe es euch gesagt," entgegnete der Angeredete mild, "ich werde jeden freilassen, der an mich glaubt, so gewiss als mein Vater noch lebt."— Die Gefangenen lachten nicht, zuckten aber mit den Achseln und liessen ihn stehen.

85

Der Verfolger Gottes. — Paulus hat den Gedanken ausgedacht, Calvin ihn nachgedacht, dass Unzähligen seit Ewigkeiten die Verdammnis zuerkannt ist und dass dieser schöne Weltenplan so eingerichtet wurde, damit die Herrlichkeit Gottes sich daran offenbare: Himmel und Hölle und Menschheit sollen also da sein,—um die Eitelkeit Gottes zu befriedigen! Welche grausame und unersättliche Eitelkeit muss in der Seele dessen geflackert haben, der so etwas sich zuerst oder zu zweit ausdachte!— Paulus ist also doch Saulus geblieben—der Verfolger Gottes.

86

Sokrates. — Wenn alles gut geht, wird die Zeit kommen, da man, um sich sittlich-vernünftig zu fördern, lieber die Memorabilien des Sokrates in die Hand nimmt als die Bibel, und wo Montaigne und Horaz als Vorläufer und Wegweiser zum Verständnis des einfachsten und unvergänglichsten Mittler-Weisen, des Sokrates, benutzt werden. Zu ihm führen die Strassen der verschiedensten philosophischen Lebensweisen zurück, welche im Grunde die Lebensweisen der verschiedenen Temperamente sind, festgestellt durch Vernunft und Gewohnheit und allesamt mit ihrer Spitze hin nach der Freude am Leben und am eignen Selbst gerichtet; woraus man schliessen möchte, dass das Eigentümlichste an Sokrates ein Anteilhaben an allen Temperamenten gewesen ist.— Vor dem Stifter des Christentums hat Sokrates die fröhliche Art des Ernstes und jene Weisheit voller Schelmenstreiche voraus, welche den besten Seelenzustand des Menschen ausmacht. Überdies hatte er den grösseren Verstand.

87

Gut schreiben lernen. — Die Zeit des Gutredens ist vorbei, weil die Zeit der Stadt-Kulturen vorbei ist. Die letzte Grenze, welche Aristoteles der grossen Stadt erlaubte— es müsse der Herold noch imstande sein, sich der ganzen versammelten Gemeinde vernehmbar zu machen—, diese Grenze kümmert uns so wenig, als uns überhaupt noch Stadtgemeinden kümmern, uns, die wir selbst über die Völker hinweg verstanden werden wollen. Deshalb muss jetzt ein jeder, der gut europäisch gesinnt ist, gut und immer besser schreiben lernen: es hilft nichts, und wenn er selbst in Deutschland geboren ist, wo man das Schlecht-schreiben als nationales Vorrecht behandelt. Besser schreiben aber heisst zugleich auch besser denken; immer Mitteilenswerteres erfinden und es wirklich mitteilen können; übersetzbar werden für die Sprachen der Nachbarn; zugänglich sich dem Verständnisse jener Ausländer machen, welche unsere Sprache lernen; dahin wirken, dass alles Gute Gemeingut werde und den Freien alles frei stehe; endlich, jenen jetzt noch so fernen Zustand der Dinge vorbereiten, wo den guten Europäern ihre grosse Aufgabe in die Hände fällt: die Leitung und Überwachung der gesamten Erdkultur.— Wer das Gegenteil predigt, sich nicht um das Gutschreiben und Gutlesen zu kümmern—beide Tugenden wachsen miteinander und nehmen miteinander ab—, der zeigt in der Tat den Völkern einen Weg, wie sie immer noch mehr nationalwerden können: er vermehrt die Krankheit dieses Jahrhunderts und ist ein Feind der guten Europäer, ein Feind der freien Geister.

88

Die Lehre vom besten Stile. — Die Lehre vom Stil kann einmal die Lehre sein, den Ausdruck zu finden, vermöge dessen man jede Stimmung auf den Leser und Hörer überträgt; sodann die Lehre, den Ausdruck für die wünschenswerteste Stimmung eines Menschen zu finden, deren Mitteilung und Übertragung also auch am meisten zu wünschen ist: für die Stimmung des von Herzensgrund bewegten, geistig freudigen, hellen und aufrichtigen Menschen, der die Leidenschaften überwunden hat. Dies wird die Lehre vom besten Stile sein: er entspricht dem guten Menschen.

89

Auf den Gang acht geben. — Der Gang der Sätze zeigt, ob der Autor ermüdet ist; der einzelne Ausdruck kann dessenungeachtet immer noch stark und gut sein, weil er für sich und früher gefunden wurde: damals als der Gedanke dem Autor zuerst aufleuchtete. So ist es häufig bei Goethe, der zu oft diktierte, wenn er müde war.

90

Schon und noch.—
A: Die deutsche Prosa ist noch sehr jung: Goethe meint, dass Wieland ihr Vater sei.
B: So jung und schon so hässlich!
C: Aber—soviel mir bekannt, schrieb schon der Bischof Ulfilas deutsche Prosa; sie ist also gegen 1500 Jahre alt.
B: So alt und noch so hässlich!

91

Original-deutsch. — Die deutsche Prosa, welche in der Tat nicht nach einem Muster gebildet ist und wohl als originales Erzeugnis des deutschen Geschmacks zu gelten hat, dürfte den eifrigen Anwälten einer zukünftigen, originalen, deutschen Kultur einen Fingerzeig geben, wie etwa, ohne Nachahmung von Mustern, eine wirklich deutsche Tracht, eine deutsche Geselligkeit, eine deutsche Zimmereinrichtung, ein deutsches Mittagsessen aussehen werde.— Jemand, der längere Zeit über diese Aussichten nachgedacht hatte, rief endlich in vollem Schrecken aus: "Aber, um des Himmels willen, vielleicht haben wir schon diese originale Kultur—man spricht nur nicht gerne davon!"

92

Verbotene Bücher. — Nie etwas lesen, was jene arroganten Vielwisser und Wirrköpfe schreiben, welche die abscheulichste Unart, die der logischen Paradoxie haben: sie wenden die logischen Formen gerade dort an, wo alles im Grunde frech improvisiert und in die Luft gebaut ist. ("Also" soll bei ihnen heissen "du Esel von Leser, für dich gib es dies `also' nicht—wohl aber für mich"—worauf die Antwort lautet: "du Esel von Schreiber, wozu schreibst du denn?")

93

Geist zeigen.— Jeder, der seinen Geist zeigen will, lässt merken, dass er auch reichlich vom Gegenteil hat. Jene Unart geistreicher Franzosen, ihren besten Einfällen einen Zug von dédain beizugeben, hat ihren Ursprung in der Absicht, für reicher zu gelten, als sie sind: sie wollen lässig schenken, gleichsam ermüdet vom beständigen Spenden aus übervollen Schatzhäusern.

94

Deutsche und französische Literatur.— Das Unglück der deutschen und französischen Literatur der letzten hundert Jahre liegt darin, dass die Deutschen zu zeitig aus der Schule der Franzosen gelaufen sind—und die Franzosen, späterhin, zu zeitig in die Schule der Deutschen.

95

Unsere Prosa. — Keines der jetzigen Kulturvölker hat eine so schlechte Prosa wie das deutsche; und wenn geistreiche und verwöhnte Franzosen sagen: es gibt keine deutsche Prosa—so dürfte man eigentlich nicht böse werden, da es artiger gemeint ist, als wir's verdienen. Sucht man nach den Gründen, so kommt man zuletzt zu dem seltsamen Ergebnis, dass der Deutsche nur die improvisierte Prosa kennt und von einer anderen gar keinen Begriff hat. Es klingt ihm schier unbegreiflich, wenn ein Italiener sagt, dass Prosa gerade um so viel schwerer sei als Poesie, um wie viel die Darstellung der nackten Schönheit für den Bildhauer schwerer sei als die der bekleideten Schönheit. Um Vers, Bild, Rhythmus und Reim hat man sich redlich zu bemühen—das begreift auch der Deutsche und ist nicht geneigt, der Stegreif-Dichtung einen besonders hohen Wert zuzumessen. Aber an einer Seite Prosa wie an einer Bildsäule arbeiten?—es ist ihm, also ob man ihm etwas aus dem Fabelland vorerzählte.

96

Der grosse Stil.— Der grosse Stil entsteht, wenn das Schöne den Sieg über das Ungeheure davonträgt.

97

Ausweichen. — Man weiss nicht eher, worin bei ausgezeichneten Geistern das Feine ihres Ausdrucks, ihrer Wendung liegt, wenn man nicht sagen kann, auf welches Wort jeder mittelmässige Schriftsteller beim Ausdrücken derselben Sache unvermeidlich geraten sein würde. Alle grossen Artisten zeigen sich beim Lenken ihres Fuhrwerks zum Ausweichen, zum Entgleisen geneigt—doch nicht zum Umfallen.

98

Etwas wie Brot. — Brot neutralisiert den Geschmack anderer Speisen, wischt ihn weg; deshalb gehört es zu jeder längeren Mahlzeit. In allen Kunstwerken muss es etwas wie Brot geben, damit es verschiedene Wirkungen in ihnen geben könne: welche, unmittelbar und ohne ein solches zeitweiliges Ausruhen und Pausieren aufeinanderfolgend, schnell erschöpfen und Widerwillen machen würden, so dass eine längere Mahlzeit der Kunst unmöglich wäre.

99

Jean Paul. — Jean Paul wusste sehr viel, aber hatte keine Wissenschaft, verstand sich auf allerlei Kunstgriffe in den Künsten, aber hatte keine Kunst, fand beinahe nichts ungeniessbar, aber hatte keinen Geschmack, besass Gefühl und Ernst, goss aber, wenn er davon zu kosten gab, eine widerliche Tränenbrühe darüber, ja er hatte Witz,—aber leider für seinen Heisshunger danach viel zu wenig: weshalb er den Leser gerade durch seine Witzlosigkeit zur Verzweiflung treibt. Im ganzen war er das bunte, starkriechende Unkraut, welches über Nacht auf den zarten Fruchtfeldern Schillers und Goethes aufschoss; er war ein bequemer, guter Mensch, und doch ein Verhängnis,—ein Verhängnis im Schlafrock.

100

Auch den Gegensatz zu schmecken wissen. — Um ein Werk der Vergangenheit so zu geniessen, wie es seine Zeitgenossen empfanden, muss man den damals herrschenden Geschmack, gegen den es sich abhob, auf der Zunge haben.

101

Weingeist-Autoren.— Manche Schriftsteller sind weder Geist noch Wein, aber Weingeist: sie können in Flammen geraten und geben dann Wärme.

102

Der Mittler-Sinn. — Der Sinn des Geschmacks, als der wahre Mittler-Sinn, hat die anderen Sinne oft zu seinen Ansichten der Dinge überredet und ihnen seine Gesetze und Gewohnheiten eingegeben. Man kann bei Tische über die feinsten Geheimnisse der Künste Aufschlüsse erhalten: man beachte, was schmeckt, wann es schmeckt, wonach und wie lange es schmeckt.

103

Lessing. — Lessing hat eine echt französische Tugend und ist überhaupt als Schriftsteller bei den Franzosen am fleissigsten in die Schule gegangen: er versteht seine Dinge im Schauladen gut zu ordnen und aufzustellen. Ohne diese wirkliche Kunst würden seine Gedanken sowie deren Gegenstände ziemlich im Dunkel geblieben sein, und ohne dass die allgemeine Einbusse gross wäre. An seiner Kunst haben aber viele gelernt (namentlich die letzten Generationen deutscher Gelehrten) und Unzählige sich erfreut. Freilich hätten jene Lernenden nicht nötig gehabt, wie so oft geschehen ist, ihm auch seine unangenehme Ton-Manier, in ihrer Mischung von Zankteufelei und Biederkeit, abzulernen.— Über den "Lyriker" Lessing ist man jetzt einmütig: über den Dramatiker wird man es werden.

104

Unerwünschte Leser. — Wie quälen den Autor jene braven Leser mit den dicklichten, ungeschickten Seelen, welche immer, wenn sie woran anstossen, auch umfallen und sich jedesmal dabei wehe tun!

105

Dichter-Gedanken.— Die wirklichen Gedanken gehen bei wirklichen Dichtern alle verschleiert einher wie die Ägypterinnen: nur das tiefe Auge des Gedankens blickt frei über den Schleier hinweg.— Dichter-Gedanken sind im Durchschnitt nicht so viel wert, als sie gelten: man bezahlt eben für den Schleier und die eigene Neugierde mit.

106

Schreibt einfach und nützlich. — Übergänge, Ausführungen, Farbenspiele des Affekts,—alles das schenken wir dem Autor, weil wir dies mitbringen und seinem Buche zugute kommen lassen, falls er selber uns etwas zugute tut.

107

Wieland. — Wieland hat besser als irgend jemand deutsch geschrieben und dabei sein rechtes meisterliches Genügen und Ungenügen gehabt (seine Übersetzungen der Briefe Ciceros und des Lucian sind die besten deutschen Übersetzungen); aber seine Gedanken geben uns nichts mehr zu denken. Wir vertragen seine heiteren Moralitäten ebensowenig wie seine heiteren Immoralitäten: beide gehören so gut zu einander. Die Menschen, die an ihnen ihre Freude hatten, waren doch wohl im Grunde bessere Menschen als wir,—aber auch um ein gut Teil schwerfälligere, denen ein solcher Schriftsteller eben not tat.— Goethe tat den Deutschen nicht not, daher sie auch von ihm keinen Gebrauch zu machen wissen. Man sehe sich die Besten unserer Staatsmänner und Künstler daraufhin an: sie alle haben Goethe nicht zum Erzieher gehabt—nicht haben können.

108

Seltene Feste.— Körnige Gedrängtheit, Ruhe und Reife— wo du diese Eigenschaften bei einem Autor findest, da mache Halt und feiere ein langes Fest mitten in der Wüste: es wird dir lange nicht wieder so wohl werden.

109

Der Schatz der deutschen Prosa. — Wenn man von Goethes Schriften absieht und namentlich von Goethes Unterhaltungen mit Eckermann, dem besten deutschen Buche, das es gibt: was bleibt eigentlich von der deutschen Prosa-Literatur übrig, das es verdiente, wieder und wieder gelesen zu werden? Lichtenbergs Aphorismen, das erste Buch von Jung-Stillings Lebensgeschichte, Adalbert Stifters Nachsommer und Gottfried Kellers Leute von Seldwyla,—und damit wird es einstweilen am Ende sein.

110

Schreibstil und Sprechstil.— Die Kunst zu schreiben verlangt vor allem Ersatzmittel für die Ausdrucksarten, welche nur der Redende hat: also für Gebärden, Akzente, Töne, Blicke. Deshalb ist der Schreibstil ein ganz anderer als der Sprechstil, und etwas viel Schwierigeres:—er will mit wenigerem sich ebenso verständlich machen wie jener. Demosthenes hielt seine Reden anders als wir sie lesen: er hat sie zum Gelesenwerden erst überarbeitet.— Ciceros Reden sollten zum gleichen Zwecke erst demosthenisiert werden: jetzt ist viel mehr römisches Forum in ihnen, als der Leser vertragen kann.

111

Vorsicht im Zitieren. — Die jungen Autoren wissen nicht, dass der gute Ausdruck, der gute Gedanke sich nur unter seinesgleichen gut ausnimmt, dass ein vorzügliches Zitat ganze Seiten, ja das ganze Buch vernichten kann, indem es den Leser warnt und ihm zuzurufen scheint: "Gib acht, ich bin der Edelstein und rings um mich ist Blei, bleiches, schmähliches Blei!" Jedes Wort, jeder Gedanke will nur in seiner Gesellschaft leben: das ist die Moral des gewählten Stils.

112

Wie soll man Irrtümer sagen?— Man kann streiten, ob es schädlicher sei, wenn Irrtümer schlecht gesagt werden oder gut wie die besten Wahrheiten. Gewiss ist, dass sie im ersteren Fall auf doppelte Weise dem Kopfe schaden und schwerer aus ihm zu entfernen sind; aber freilich wirken sie nicht so sicher wie im zweiten Falle: sie sind weniger ansteckend.

113

Beschränken und vergrössern. — Homer hat den Umfang des Stoffes beschränkt, verkleinert, aber die einzelnen Szenen aus sich wachsen lassen und vergrössert—und so machen es später die Tragiker immer von neuem: jeder nimmt den Stoff in noch kleineren Stücken als sein Vorgänger, jeder aber erzielt eine reichere Blütenfülle innerhalb dieser abgegrenzten, umfriedeten Gartenhecken.

114

Literatur und Moralität sich erklärend. — Man kann an der griechischen Literatur zeigen, durch welche Kräfte der griechische Geist sich entfaltete, wie er in verschiedene Bahnen geriet und woran er schwach wurde. Alles das gibt ein Bild davon ab, wie es im Grunde auch mit der griechischen Moralität zugegangen ist und wie es mit jeder Moralität zugehen wird: wie sie erst Zwang war, erst Härte zeigte, dann allmählich milder wurde, wie endlich Lust an gewissen Handlungen, an gewissen Konventionen und Formen entstand, und daraus wieder ein Hang zur alleinigen Ausübung, zum Alleinbesitz derselben: wie die Bahn sich mit Wettbewerbenden füllt und überfüllt, wie Übersättigung eintritt, neue Gegenstände des Kampfes und Ehrgeizes aufgesucht, veraltete ins Leben erweckt werden, wie das Schauspiel sich wiederholt und die Zuschauer des Zuschauens überhaupt müde werden, weil nun der ganze Kreis durchlaufen scheint— —und dann kommt ein Stillstehen, ein Ausatmen: die Bäche verlieren sich im Sande. Es ist das Ende da, wenigstens ein Ende.

115

Welche Gegenden dauernd erfreuen. — Diese Gegend hat bedeutende Züge zu einem Gemälde, aber ich kann die Formel für sie nicht finden, als Ganzes bleibt sie mir unfassbar. Ich bemerke, dass alle Landschaften, die mir dauernd zusagen, unter aller Mannigfaltigkeit ein einfaches geometrisches Linien-Schema haben. Ohne ein solches mathematisches Substrat wird keine Gegend etwas künstlerisch Erfreuendes. Und vielleicht gestattet diese Regel eine gleichnishafte Anwendung auf den Menschen.

116

Vorlesen.— Vorlesen können setzt voraus, dass man vortragen könne: man hat überall blasse Farben anzuwenden, aber die Grade der Blässe in genauen Proportionen zu dem immer vorschwebenden und dirigierenden, voll und tief gefärbten Grundgemälde, das heisst nach dem Vortrage derselben Partie zu bestimmen. Also muss man dieses letzteren mächtig sein.

117

Der dramatische Sinn. — Wer die feineren vier Sinne der Kunst nicht hat, sucht alles mit dem gröbsten, dem fünften zu verstehen: dies ist der dramatische Sinn.

118

Herder. — Herder ist alles das nicht, was er von sich wähnen machte (und selber zu wähnen wünschte): kein grosser Denker und Erfinder, kein neuer treibender Fruchtboden mit einer urwaldfrischen unausgenutzten Kraft. Aber er besass im höchsten Masse den Sinn der Witterung, er sah und pflückte die Erstlinge der Jahreszeit früher als alle anderen, welche dann glauben konnten, er habe sie wachsen lassen: sein Geist war zwischen Hellem und Dunklem, Altem und Jungem und überall dort wie ein Jäger auf der Lauer, wo es Übergänge, Senkungen, Erschütterungen, die Anzeichen inneren Quellens und Werdens gab: die Unruhe des Frühlings trieb ihn umher, aber er selber war der Frühling nicht!— Das ahnte er wohl zuzeiten, und wollte es doch sich selber nicht glauben, er, der ehrgeizige Priester, der so gern der Geister-Papst seiner Zeit gewesen wäre! Dies ist sein Leiden: er scheint lange als Prätendent mehrerer Königtümer, ja eines Universalreiches gelebt zu haben und hatte seinen Anhang, welcher an ihn glaubte: der junge Goethe war unter ihm. Aber überall, wo zuletzt Kronen wirklich vergeben wurden, ging er leer aus: Kant, Goethe, sodann die wirklichen ersten deutschen Historiker und Philologen nahmen ihm weg, was er sich vorbehalten wähnte,—oft aber auch im stillsten und geheimsten nicht wähnte. Gerade wenn er an sich zweifelte, warf er sich gern die Würde und die Begeisterung um: dies waren bei ihm allzuoft Gewänder, die viel verbergen, ihn selber täuschen und trösten mussten. Er hatte wirklich Begeisterung und Feuer, aber sein Ehrgeiz war viel grösser! Dieser blies ungeduldig in das Feuer, dass es flackerte, knisterte und rauchte—sein Stil flackert, knistert und raucht—aber er wünschte die grosse Flamme, und diese brach nie hervor! Er sass nicht an der Tafel der eigentlich Schaffenden: und sein Ehrgeiz liess nicht zu, dass er sich bescheiden unter die eigentlich Geniessenden setzte. So war er ein unruhiger Gast, der Vorkoster aller geistigen Gerichte, die sich die Deutschen in einem halben Jahrhundert aus allen Welt- und Zeitreichen zusammenholten. Nie wirklich satt und froh, war Herder überdies allzu häufig krank: da setzte sich bisweilen der Neid an sein Bett, auch die Heuchelei machte ihren Besuch. Etwas Wundes und Unfreies blieb an ihm haften: und mehr als irgend einem unserer sogenannten "Klassiker" geht ihm die einfältige wackere Mannhaftigkeit ab.

119

Geruch der Worte.— Jedes Wort hat seinen Geruch: es gibt eine Harmonie und Disharmonie der Gerüche und also der Worte.

120

Der gesuchte Stil.— Der gefundene Stil ist eine Beleidigung für den Freund des gesuchten Stils.

121

Gelöbnis. — Ich will keinen Autor mehr lesen, dem man anmerkt, er wollte ein Buch machen: sondern nur jene, deren Gedanken unversehens ein Buch wurden.

122

Die künstlerische Konvention. — Dreiviertel Homer ist Konvention; und ähnlich steht es bei allen griechischen Künstlern, die zu der modernen Originalitätswut keinen Grund hatten. Es fehlte ihnen alle Angst vor der Konvention; durch diese hingen sie ja mit ihrem Publikum zusammen. Konventionen sind nämlich die für das Verständnis der Zuhörer eroberten Kunstmittel, die mühevoll erlernte gemeinsame Sprache, mit welcher der Künstler sich wirklich mitteilen kann. Zumal wenn er, wie der griechische Dichter und Musiker, mit jedem seiner Kunstwerke sofort siegen will—da er öffentlich mit einem oder zweien Nebenbuhlern zu ringen gewöhnt ist—, so ist die erste Bedingung, dass er sofort auch verstanden werde: was aber nur durch die Konvention möglich ist. Das, was der Künstler über die Konvention hinaus erfindet, das gibt er aus freien Stücken darauf und wagt dabei sich selber daran, im besten Fall mit dem Erfolge, dass er eine neue Konvention schafft. Für gewöhnlich wird das Originale angestaunt, mitunter sogar angebetet, aber selten verstanden; der Konvention hartnäckig ausweichen heisst: nicht verstanden werden wollen. Worauf weist also die moderne Originalitätswut hin?

123

Affektation der Wissenschaftlichkeit bei Künstlern. — Schiller glaubte, gleich anderen deutschen Künstlern, wenn man Geist habe, dürfe man über allerlei schwierige Gegenstände auch wohl mit der Feder improvisieren. Und nun stehen seine Prosa-Aufsätze da—in jeder Beziehung ein Muster, wie man wissenschaftliche Fragen der Ästhetik und Moral nicht angreifen dürfe—und eine Gefahr für junge Leser, welche, in ihrer Bewunderung des Dichters Schiller, nicht den Mut haben, vom Denker und Schriftsteller Schiller gering zu denken.— Die Versuchung, welche den Künstler so leicht und so begreiflicherweise befällt, auch einmal über die gerade ihm verbotene Wiese zu gehen und in der Wissenschaftein Wort mitzusprechen—der Tüchtigste nämlich findet zeitweilig sein Handwerk und seine Werkstätte unausstehlich—diese Versuchung bringt den Künstler so weit, aller Welt zu zeigen, was sie gar nicht zu sehen braucht, nämlich dass es in seinem Denkzimmerchen eng und unordentlich aussieht—warum auch nicht? er wohnt ja nicht darin!—, dass die Vorratsspeicher seines Wissens teils leer, teils mit Krimskrams gefüllt sind—warum auch nicht? es steht dies sogar im Grunde dem Künstler-Kinde nicht übel an—, namentlich aber, dass selbst für die leichtesten Handgriffe der wissenschaftlichen Methode, die selbst Anfängern geläufig sind, seine Gelenke zu ungeübt und schwerfällig sind—und auch dessen braucht er sich wahrlich nicht zu schämen!— Da gegen entfaltet er oftmals keine geringe Kunst darin, alle die Fehler, Unarten und schlechten Gelehrtenhaftigkeiten, wie sie in der wissenschaftlichen Zunft vorkommen, nachzuahmen, im Glauben, dies eben gehöre, wenn nicht zur Sache, so doch zum Schein der Sache; und dies gerade ist das Lustige an solchen Künstler-Schriften, dass hier der Künstler, ohne es zu wollen, doch tut, was seines Amtes ist: die wissenschaftlichen und unkünstlerischen Naturen zu parodieren. Eine andere Stellung zur Wissenschaft als die parodische sollte er nämlich nicht haben, soweit er eben der Künstler und nur der Künstler ist.

124

Die Faust-Idee. — Eine kleine Nähterin wird verführt und unglücklich gemacht; ein grosser Gelehrter aller vier Fakultäten ist der Übeltäter. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein? Nein, gewiss nicht! Ohne die Beihilfe des leibhaftigen Teufels hätte es der grosse Gelehrte nicht zustande gebracht.— Sollte dies wirklich der grösste deutsche "tragische Gedanke" sein, wie man unter Deutschen sagen hört?— Für Goethe war aber auch dieser Gedanke noch zu fürchterlich; sein mildes Herz konnte nicht umhin, die kleine Nähterin, "die gute Seele, die nur einmal sich vergessen," nach ihrem unfreiwilligen Tode in die Nähe der Heiligen zu versetzen; ja selbst den grossen Gelehrten brachte er, durch einen Possen, der dem Teufel im entscheidenden Augenblick gespielt wird, noch zur rechten Zeit in den Himmel, ihn, "den guten Menschen" mit dem "dunklen Drange":—dort im Himmel finden sich die Liebenden wieder.— Goethe sagt einmal, für das eigentlich Tragische sei seine Natur zu konziliant gewesen.

125

Gibt es "deutsche Klassiker"?— Sainte-Beuve bemerkt einmal, dass zu der Art einiger Literaturen das Wort "Klassiker" durchaus nicht klingen wolle: wer werde zum Beispiel so leicht von "deutschen Klassikern" reden! — Was sagen unsre deutschen Buchhändler dazu welche auf dem Wege sind, die fünfzig deutschen Klassiker, an die wir schon glauben sollen, noch um weitere fünfzig zu vermehren? Scheint es doch fast, als ob man eben nur 30 Jahre lang tot zu sein und als erlaubte Beute öffentlich dazuliegen brauche, um unversehens plötzlich als Klassiker die Trompete der Auferstehung zu hören! Und dies in einer Zeit und unter einem Volke, wo selbst von den sechs grossen Stammvätern der Literatur fünf unzweideutig veralten oder veraltet sind,—ohne dass diese Zeit und dieses Volk sich gerade dessen zu schämen hätten! Denn jene sind vor den Stärken dieser Zeit zurückgewichen—man überlege es sich nur mit aller Billigkeit!— Von Goethe, wie angedeutet, sehe ich ab, er gehört in eine höhere Gattung von Literaturen, als "National-Literaturen" sind: deshalb steht er auch zu seiner Nation weder im Verhältnis des Lebens, noch des Neuseins, noch des Veraltens. Nur für wenige hat er gelebt und lebt er noch: für die meisten ist er nichts als eine Fanfare der Eitelkeit, welche man von Zeit zu Zeit über die deutsche Grenze hinüberbläst. Goethe, nicht nur ein guter und grosser Mensch, sondern eine Kultur, Goethe ist in der Geschichte der Deutschen ein Zwischenfall ohne Folgen: wer wäre imstande, in der deutschen Politik der letzten 70 Jahre zum Beispiel ein Stück Goethe aufzuzeigen! (während jedenfalls darin ein Stück Schiller, und vielleicht sogar ein Stückchen Lessing tätig gewesen ist). Aber jene andern fünf! Klopstock veraltete schon bei Lebzeiten auf eine sehr ehrwürdige Weise; und so gründlich, dass das nachdenkliche Buch seiner späteren Jahre, die Gelehrten-Republik, wohl bis heutigen Tag von niemandem ernst genommen worden ist. Herder hatte das Unglück, dass seine Schriften immer entweder neu oder veraltet waren; für die feineren und stärkeren Köpfe (wie für Lichtenberg) war zum Beispiel selbst Herders Hauptwerk, seine Ideen zur Geschichte der Menschheit, sofort beim Erscheinen etwas Veraltetes. Wieland, der reichlich gelebt und zu leben gegeben hat, kam als ein kluger Mann dem Schwinden seines Einflusses durch den Tod zuvor. Lessing lebt vielleicht heute noch,—aber unter jungen und immer jüngeren Gelehrten! Und Schiller ist jetzt aus den Händen der Jünglinge in die der Knaben, aller deutschen Knaben geraten! Es ist ja eine bekannte Art des Veraltens, dass ein Buch zu immer unreiferen Lebensaltern hinabsteigt.— Und was hat diese fünf zurückgedrängt, so dass gut unterrichtete und arbeitsame Männer sie nicht mehr lesen? Der bessere Geschmack, das bessere Wissen, die bessere Achtung vor dem Wahren und Wirklichen: also lauter Tugenden, welche gerade durch jene fünf (und durch zehn und zwanzig andere weniger lauten Namens) erst wieder in Deutschland angepflanzt worden sind, und welche jetzt als hoher Wald über ihren Gräbern neben dem Schatten der Ehrfurcht auch etwas vom Schatten der Vergessenheit breiten.— Aber Klassiker sind nicht Anpflanzer von intellektuellen und literarischen Tugenden, sondern Vollender und höchste Lichtspitzen derselben, welche über den Völkern stehen bleiben, wenn diese selber zugrundegehen: denn sie sind leichter, freier, reiner als sie. Es ist ein hoher Zustand der Menschheit möglich, wo das Europa der Völker eine dunkle Vergessenheit ist, wo Europa aber noch in dreissig sehr alten, nie veralteten Büchern lebt: in den Klassikern.

126

Interessant, aber nicht schön. — Diese Gegend verbirgt ihren Sinn, aber sie hat einen, den man erraten möchte: wohin ich sehe, lese ich Worte und Winke zu Worten aber ich weiss nicht, wo der Satz beginnt, der das Rätsel aller dieser Winke löst, und werde zum Wendehals darüber, zu untersuchen, ob von hier oder von dort aus zu lesen ist.

127

Gegen die Sprach-Neuerer. — In der Sprache neuern oder altertümeln, das Seltene und Fremdartige vorziehen, auf Reichtum des Wortschatzes statt auf Beschränkung trachten, ist immer ein Zeichen des ungereiften oder verderbten Geschmacks. Eine edle Armut, aber innerhalb des unscheinbaren Besitzes eine meisterliche Freiheit zeichnet die griechischen Künstler der Rede aus: sie wollen weniger haben, als das Volk hat—denn dieses ist am reichsten in Altem und Neuem—aber sie wollen dies Weniger besser haben. Man ist schnell mit dem Aufzählen ihrer Archaismen und Fremdartigkeiten fertig, aber kommt nicht zu Ende im Bewundern, wenn man für die leichte und zarte Art ihres Verkehrs mit dem Alltäglichen und scheinbar längst Verbrauchten in Worten und Wendungen ein gutes Auge hat.

128

Die traurigen und die ernsten Autoren.— Wer zu Papier bringt, was er leidet, wird ein trauriger Autor: aber ein ernster, wenn er uns sagt, was er litt und weshalb er jetzt in der Freude ausruht.

129

Gesundheit des Geschmacks. — Wie kommt es, dass die Gesundheiten nicht so ansteckend sind wie die Krankheiten—überhaupt, und namentlich im Geschmack? Oder gibt es Epidemien der Gesundheit? —

130

Vorsatz.— Kein Buch mehr lesen, das zu gleicher Zeit geboren und (mit Tinte) getauft wurde.

131

Den Gedanken verbessern. — Den Stil verbessern—das heisst den Gedanken verbessern, und gar Nichts weiter!— Wer dies nicht sofort zugibt, ist auch nie davon zu überzeugen.

132

Klassische Bücher.— Die schwächste Seite jedes klassischen Buches ist die, dass es zu sehr in der Muttersprache seines Autors geschrieben ist.

133

Schlechte Bücher. — Das Buch soll nach Feder, Tinte und Schreibtisch verlangen: aber gewöhnlich verlangen Feder, Tinte und Schreibtisch nach dem Buche. Deshalb ist es jetzt so wenig mit Büchern.

134

Sinnesgegenwart. — Das Publikum wird, wenn es über Gemälde nachdenkt, dabei zum Dichter, und wenn es über Gedichte nachdenkt, zum Forscher. Im Augenblick, da der Künstler es anruft, fehlt es ihm immer am rechten Sinn, nicht also an der Geistes-, sondern an der Sinnesgegenwart.

135

Gewählte Gedanken.— Der gewählte Stil einer bedeutenden Zeit wählt nicht nur die Worte, sondern auch die Gedanken aus,—und zwar beide aus dem Üblichen und Herrschenden: die gewagten und allzufrisch riechenden Gedanken sind dem reiferen Geschmack nicht minder zuwider als die neuen tollkühnen Bilder und Ausdrücke. Später riecht beides—der gewählte Gedanke und das gewählte Wort—leicht nach Mittelmässigkeit, weil der Geruch des Gewählten sich schnell verflüchtigt und dann nur noch das Übliche und Alltägliche daran geschmeckt wird.

136

Hauptgrund der Verderbnis des Stils.— Mehr Empfindung für eine Sache zeigen wollen, als man wirklich hat, verdirbt den Stil, in der Sprache und in allen Künsten. Vielmehr hat alle grosse Kunst die umgekehrte Neigung: sie liebt es, gleich jedem sittlich bedeutenden Menschen, das Gefühl auf seinem Wege anzuhalten und nicht ganzans Ende laufen zu lassen. Diese Scham der halben Gefühls-Sichtbarkeit ist zum Beispiel bei Sophokles auf das Schönste zu beobachten; und es scheint die Züge der Empfindung zu verklären, wenn diese sich selber nüchterner gibt, als sie ist.

137

Zur Entschuldigung der schwerfälligen Stilisten. — Das Leicht-Gesagte fällt selten so schwer ins Gehör, als die Sache wirklich wiegt—das liegt aber an den schlecht geschulten Ohren, welche aus der Erziehung durch das, was man bisher Musik nannte, in die Schule der höheren Tonkunst, das heisst der Rede, übergehen müssen.

138

Vogelperspektive. — Hier stürzen Wildwasser von mehreren Seiten einem Schlunde zu: ihre Bewegung ist so stürmisch und reisst das Auge so mit sich fort, dass die kahlen und bewaldeten Gebirgshänge ringsum nicht abzusinken, sondern wie hinabzufliehen scheinen. Man wird beim Anblick angstvoll gespannt, als ob etwas Feindseliges hinter alledem verborgen liege, vor dem alles flüchten müsse, und gegen das uns der Abgrund Schutz verliehe. Diese Gegend ist gar nicht zu malen, es sei denn, dass man wie ein Vogel in der freien Luft über ihr schwebe. Hier ist einmal die sogenannte Vogelperspektive nicht eine künstlerische Willkür, sondern die einzige Möglichkeit.

139

Gewagte Vergleichungen. — Wenn die gewagten Vergleichungen nicht Beweise vom Mutwillen des Schriftstellers sind, so sind sie Beweise seiner ermüdeten Phantasie. In jedem Falle aber sind sie Beweise seines schlechten Geschmackes.

140

In Ketten tanzen.— Bei jedem griechischen Künstler, Dichter und Schriftsteller ist zu fragen: welches ist der neue Zwang, den er sich auferlegt und den er seinen Zeitgenossen reizvoll macht (so dass er Nachahmer findet)? Denn was man "Erfindung" (im Metrischen zum Beispiel) nennt, ist immer eine solche selbstgelegte Fessel. "In Ketten tanzen," es sich schwer machen und dann die Täuschung der Leichtigkeit darüber breiten,—das ist das Kunststück, welches sie uns zeigen wollen. Schon bei Homer ist eine Fülle von vererbten Formeln und epischen Erzählungsgesetzen wahrzunehmen innerhalb deren er tanzen musste: und er selber schuf neue Konventionen für die Kommenden hinzu. Dies war die Erziehungs-Schule der griechischen Dichter: zuerst also einen vielfältigen Zwang sich auferlegen lassen durch die früheren Dichter; sodann einen neuen Zwang hinzuerfinden, ihn sich auferlegen und ihn anmutig besiegen: so dass Zwang und Sieg bemerkt und bewundert werden.

141

Fülle der Autoren. — Das Letzte, was ein guter Autor bekommt, ist Fülle; wer sie mitbringt, wird nie ein guter Autor werden. Die edelsten Rennpferde sind mager, bis sie von ihren Siegen ausruhen dürfen.

142

Keuchende Helden. — Dichter und Künstler, die an Engbrüstigkeit des Gefühls leiden, lassen ihre Helden am meisten keuchen: sie verstehen sich auf das leichte Atmen nicht.

143

Der Halb-Blinde.— Der Halb-Blinde ist der Todfeind aller Autoren, welche sich gehen lassen. Diese sollten seinen Ingrimm kennen, mit dem er ein Buch zuschlägt, aus welchem er merkt, dass sein Verfasser fünfzig Seiten braucht, um fünf Gedanken mitzuteilen; jenen Ingrimm darüber, den Rest seiner Augen fast ohne Entgelt in Gefahr gebracht zu haben.— Ein Halb-Blinder sagte: alle Autoren haben sich gehen lassen.— "Auch der heilige Geist?"— Auch der heilige Geist. Aber der durfte es; er schrieb für, die Ganz-Blinden.

144

Der Stil der Unsterblichkeit. — Thukydides sowohl wie Tacitus—beide haben beim Ausarbeiten ihrer Werke an eine unsterbliche Dauer derselben gedacht: dies würde, wenn man es sonst nicht wüsste, schon aus ihrem Stile zu erraten sein. Der eine glaubte seinen Gedanken durch Einsalzen, der andere durch Einkochen Dauerhaftigkeit zu geben; und beide, scheint es, haben sich nicht verrechnet.

145

Gegen Bilder und Gleichnisse. — Mit Bildern, und Gleichnissen überzeugt man, aber beweist nicht. Deshalb hat man innerhalb der Wissenschaft eine solche Scheu vor Bildern und Gleichnissen; man will hier gerade das Überzeugende, das Glaublich-Machende nicht und fordert vielmehr das kälteste Misstrauen auch schon durch die Ausdrucksweise und die kahlen Wände heraus: weil das Misstrauen der Prüfstein für das Gold der Gewissheit ist.

146

Vorsicht. — Wem es an gründlichem Wissen gebricht, der mag sich in Deutschland ja hüten, zu schreiben. Denn der gute Deutsche sagt da nicht: "er ist unwissend," sondern: "er ist von zweifelhaftem Charakter."— Dieser übereilte Schluss macht übrigens den Deutschen alle Ehre.

147

Bemalte Gerippe.— Bemalte Gerippe: das sind jene Autoren, welche das, was ihnen an Fleisch abgeht, durch künstliche Farben ersetzen möchten.

148

Der grossartige Stil und das Höhere. — Man lernt es schneller, grossartig schreiben, als leicht und schlicht schreiben. Die Gründe davon verlieren sich ins Moralische.

149

Sebastian Bach.— Sofern man Bachs Musik nicht als vollkommener und gewitzigter Kenner des Kontrapunktes und aller Arten des fugierten Stiles hört und demgemäss des eigentlichen artistischen Genusses entraten muss, wird es uns als Hörern seiner Musik zumute sein (um uns grandios mit Goethe auszudrücken), als ob wir dabei wären, wie Gott die Welt schuf. Das heisst: wir fühlen, dass hier etwas Grosses im Werden ist, aber noch nicht ist: unsere grosse moderne Musik. Sie hat schon die Welt überwunden, dadurch dass sie die Kirche, die Nationalitäten und den Kontrapunkt überwand. In Bach ist noch zuviel krude Christlichkeit, krudes Deutschtum, krude Scholastik; er steht an der Schwelle der europäischen (modernen) Musik, aber schaut sich von hier nach dem Mittelalter um.

150

Händel. — Händel, im Erfinden seiner Musik kühn, neuerungssüchtig, wahrhaft, gewaltig, dem Heroischen zugewandt und verwandt, dessen ein Volk fähig ist,—wurde bei der Ausarbeitung oft befangen und kalt, ja an sich selber müde; da wendete er einige erprobte Methoden der Durchführung an, schrieb schnell und viel und war froh, wenn er fertig war,—aber nicht in der Art froh, wie es Gott und andere Schöpfer am Abende ihres Werktages gewesen sind.

151

Haydn.— Soweit sich Genialität mit einem schlechthin guten Menschen verbinden kann, hat Haydn sie gehabt. Er geht gerade bis an die Grenze, welche die Moralität dem Intellekt zieht; er macht lauter Musik, die "keine Vergangenheit" hat.

152

Beethoven und Mozart.— Beethovens Musik erscheint häufig wie eine tiefbewegte Betrachtung beim unerwarteten Wiederhören eines längst verloren geglaubten Stückes "Unschuld in Tönen": es ist Musik über Musik. Im Liede der Bettler und Kinder auf der Gasse, bei den eintönigen Weisen wandernder Italiener, beim Tanze in der Dorfschenke oder in den Nächten des Karnevals,—da entdeckt er seine "Melodien": er trägt sie wie eine Biene zusammen, indem er bald hier bald dort einen Laut, eine kurze Folge erhascht. Es sind ihm verklärte Erinnerungen aus der "besseren Welt": ähnlich wie Plato es sich von den Ideen dachte.— Mozart steht ganz anders zu seinen Melodien: er findet seine Inspirationen nicht beim Hören von Musik, sondern im Schauen des Lebens, des bewegtesten südländischen Lebens: er träumte immer von Italien, wenn er nicht dort war.

153

Rezitativ.— Ehemals war das Rezitativ trocken; jetzt leben wir in der Zeit des nassen Rezitativs: es ist ins Wasser gefallen, und die Wellen reissen es, wohin sie wollen.

154

"Heitere" Musik. — Hat man lange die Musik entbehrt, so geht sie nachher wie ein schwerer Südwein allzuschnell ins Blut und hinterlässt eine narkotisch betäubte, halbwache, schlaf-sehnsüchtige Seele; namentlich tut dies gerade die heitere Musik, welche zusammen Bitterkeit und Verwundung, Überdruss und Heimweh gibt und alles wie in einem verzuckerten Giftgetränk wieder und wieder zu schlürfen nötigt. Dabei scheint der Saal der heiter rauschenden Freude sich zu verengern, das Licht an Helle zu verlieren und bräuner zu werden: zuletzt ist es einem zu Mute, als ob die Musik wie in ein Gefängnis hineinklinge, wo ein armer Mensch vor Heimweh nicht schlafen kann.

155

Franz Schubert.— Franz Schubert, ein geringerer Artist als die anderen grossen Musiker, hatte doch von allen den grössten Erbreichtum an Musik. Er verschwendete ihn mit voller Hand und aus gütigem Herzen: so dass die Musiker noch ein paar Jahrhunderte an seinen Gedanken und Einfällen zu zehren haben werden. In seinen Werken haben wir einen Schatz von unverbrauchten Erfindungen; andere werden ihre Grösse im Verbrauchen haben.— Dürfte man Beethoven den idealen Zuhörer eines Spielmannes nennen, so hätte Schubert darauf ein Anrecht, selber der ideale Spielmann zu heissen.

156

Modernster Vortrag der Musik.— Der grosse tragisch dramatische Vortrag in der Musik bekommt seinen Charakter durch Nachahmung der Gebärden des grossen Sünders, wie ihn das Christentum sich denkt und wünscht: des langsam Schreitenden, leidenschaftlich Grübelnden, des von Gewissensqual Hin- und Hergeworfenen, des entsetzt Fliehenden, des entzückt Haschenden, des verzweifelt Stillestehenden—und was sonst alles die Merkmale des grossen Sündertums sind. Nur unter der Voraussetzung des Christen, dass alle Menschen grosse Sünder sind und gar nichts tun, als sündigen, liesse es sich rechtfertigen, jenen Stil des Vortrags auf alleMusik anzuwenden: insofern die Musik das Abbild alles menschlichen Tun und Treibens wäre, und als solches die Gebärdensprache des grossen Sünders fortwährend zu sprechen hätte. Ein Zuhörer, der nicht genug Christ wäre, um diese Logik zu verstehen, dürfte freilich bei einem solchen Vortrage erschreckt ausrufen: "Um des Himmels willen, wie ist denn die Sünde in die Musik gekommen!"

157

Felix Mendelssohn. — Felix Mendelssohns Musik ist die Musik des guten Geschmacks an allem Guten, was dagewesen ist: sie weist immer hinter sich. Wie könnte sie viel "Vor-sich," viel Zukunft haben!— Aber hat er sie denn haben wollen? Er besass eine Tugend, die unter Künstlern selten ist, die der Dankbarkeit ohne Nebengedanken: auch diese Tugend weist immer hinter sich.

158

Eine Mutter der Künste.— In unserem skeptischen Zeitalter gehört zur eigentlichen Devotion fast ein brutaler Heroismus des Ehrgeizes; das fanatische Augenschliessen und Kniebeugen genügt nicht mehr. Wäre es nicht möglich, dass der Ehrgeiz, in der Devotion der Letzte für alle Zeiten zu sein, der Vater einer letzten katholischen Kirchenmusik würde, wie er schon der Vater des letzten kirchlichen Baustils gewesen ist? (Man nennt ihn Jesuitenstil.)

159

Freiheit in Fesselneine fürstliche Freiheit. — Der letzte der neueren Musiker, der die Schönheit geschaut und angebetet hat gleich Leopardi, der Pole Chopin, der Unnachahmliche—alle vor und nach ihm Gekommenen haben auf dies Beiwort kein Anrecht—Chopin hatte dieselbe fürstliche Vornehmheit der Konvention, welche Raffael im Gebrauche der herkömmlichsten einfachsten Farben zeigt,—aber nicht in bezug auf Farben, sondern auf die melodischen und rhythmischen Herkömmlichkeiten. Diese liess er gelten, als geboren in der Etiquette, aber wie der freieste und anmutigste Geist in diesen Fesseln spielend und tanzend—und zwar ohne sie zu verhöhnen.

160

Chopins Barcarole.— Fast alle Zustände und Lebensweisen haben einen seligen Moment. Den wissen die guten Künstler herauszufischen. So hat einen solchen selbst das Leben am Strande, das so langweilige, schmutzige, ungesunde, in der Nähe des lärmendsten und habgierigsten Gesindels sich abspinnende;—diesen seligen Moment hat Chopin in der Barcarole so zum Ertönen gebracht, dass selbst Götter dabei gelüsten könnte, lange Sommerabende in einem Kahne zu liegen.

161

Robert Schumann. — Der "Jüngling," wie ihn die romantischen Liederdichter Deutschlands und Frankreichs um das erste Drittel dieses Jahrhunderts träumten,—dieser Jüngling ist vollständig in Sang und Ton übersetzt worden—durch Robert Schumann, den ewigen Jüngling, so lange er sich in voller eigner Kraft fühlte: es gibt freilich Momente, in denen seine Musik an die ewige "alte Jungfer" erinnert.

162

Die dramatischen Sänger. — "Warum singt dieser Bettler?"— Er versteht wahrscheinlich nicht zu jammern.— "Dann tut er Recht: aber unsere dramatischen Sänger, welche jammern, weil sie nicht zu singen verstehen—tun sie auch das Rechte?"

163

Dramatische Musik. — Für den, welcher nicht sieht, was auf der Bühne vorgeht, ist die dramatische Musik ein Unding; so gut der fortlaufende Kommentar zu einem verloren gegangenen Texte ein Unding ist. Sie verlangt ganz eigentlich, dass man auch die Ohren dort habe, wo die Augen stehen; damit ist aber an Euterpe Gewalt geübt: diese arme Muse will, dass man ihre Augen und Ohren dort stehen lasse, wo alle anderen Musen sie auch haben.

164

Sieg und Vernünftigkeit. — Leider entscheidet auch bei den ästhetischen Kriegen, welche Künstler mit ihren Werken und deren Schutzreden erregen, zuletzt die Kraft und nicht die Vernunft. Jetzt nimmt alle Welt als historische Tatsache an, dass Gluck im Kampfe mit Piccini Recht gehabt habe: jedenfalls hat er gesiegt; die Kraft stand auf seiner Seite.

165

Vom Prinzipe des Vortrags in der Musik. — Glauben denn wirklich die jetzigen Künstler des musikalischen Vortrags, das höchste Gebot ihrer Kunst sei, jedem Stück so viel Hochrelief zu geben, als nur möglich ist, und es um jeden Preis eine dramatische Sprache reden zu lassen? Ist dies, zum Beispiel auf Mozart angewendet, nicht ganz eigentlich eine Sünde wider den Geist, den heiteren, sonnigen, zärtlichen, leichtsinnigen Geist Mozarts, dessen Ernst ein gütiger und nicht ein furchtbarer Ernst ist, dessen Bilder nicht aus der Wand herausspringen wollen, um die Anschauenden in Entsetzen und Flucht zu jagen. Oder meint ihr, Mozartische Musik sei gleichbedeutend mit "Musik des steinernen Gastes"? Und nicht nur Mozartische, sondern alle Musik?— Aber ihr entgegnet, die grössere Wirkung spreche zugunsten eures Prinzips—und ihr hättet recht, wofern nicht die Gegenfrage übrig bliebe, auf wen da gewirkt worden sei, und auf wen ein vornehmer Künstler überhaupt nur wirken wollen dürfe! Niemals auf das Volk! Niemals auf die Unreifen! Niemals auf die Empfindsamen! Niemals auf die Krankhaften! Vor allem aber: niemals auf die Abgestumpften!

166

Musik von heute.— Diese modernste Musik, mit ihren starken Lungen und schwachen Nerven, erschrickt immer zuerst vor sich selber.

167

Wo die Musik heimisch ist. — Die Musik erlangt ihre grosse Macht nur unter Menschen, welche nicht diskutieren können oder dürfen. Ihre Förderer ersten Ranges sind deshalb Fürsten, welche wollen, dass in ihrer Nähe nicht viel kritisiert, ja nicht einmal viel gedacht werde; sodann Gesellschaften, welche unter irgend einem Drucke (einem fürstlichen oder religiösen) sich an das Schweigen gewöhnen müssen, aber um so stärkere Zaubermittel gegen die Langeweile des Gefühls suchen (gewöhnlich die ewige Verliebtheit und die ewige Musik); drittens ganze Völker, in denen es keine "Gesellschaft" gibt, aber um so mehr einzelne mit einem Hang zur Einsamkeit, zu halbdunklen Gedanken und zur Verehrung alles Unaussprechlichen: es sind die eigentlichen Musikseelen.— Die Griechen, als ein red- und streitlustiges Volk, haben deshalb die Musik nur als Zukost zu Künsten vertragen, über welche sich wirklich streiten und reden lässt: während über die Musik sich kaum reinlich denken lässt. Die Pythagoreer, jene Ausnahme-Griechen in vielen Stücken, waren, wie verlautet, auch grosse Musiker: dieselben, welche das fünfjährige Schweigen, aber nicht die Dialektik erfunden haben.

168

Sentimentalität in der Musik. — Man sei der ernsten und reichen Musik noch so gewogen, um so mehr vielleicht wird man in einzelnen Stunden von dem Gegenstück derselben überwunden, bezaubert und fast hinweggeschmolzen; ich meine: von jenen allereinfachsten italienischen Opern-Melismen, welche, trotz aller rhythmischen Einförmigkeit und harmonischen Kinderei, uns mitunter wie die Seele der Musik selber anzusingen scheinen. Gebt es zu oder nicht, ihr Pharisäer des guten Geschmacks: es ist so, und mir liegt jetzt daran, dieses Rätsel, dass es so ist, zum Raten aufzugeben und selber ein wenig daran herumzuraten.— Als wir noch Kinder waren, haben wir den Honigseim vieler Dinge zum erstenmal gekostet, niemals wieder war der Honig so gut wie damals, er verführte zum Leben, zum längsten Leben, in der Gestalt des ersten Frühlings, der ersten Blumen, der ersten Schmetterlinge, der ersten Freundschaft. Damals—es war vielleicht um das neunte Jahr unseres Lebens—hörten wir die erste Musik, und das war die, welche wir zuerst verstanden, die einfachste und kindlichste also, welche nicht viel mehr als ein Weiterspinnen des Ammenliedes und der Spielmannsweise war. (Man muss nämlich auch für die geringsten "Offenbarungen" der Kunst erst vorbereitet und eingelernt werden: es gibt durchaus keine "unmittelbare" Wirkung der Kunst, so schön auch die Philosophen davon gefabelt haben.) An jene ersten musikalischen Entzückungen—die stärksten unseres Lebens—knüpft unsere Empfindung an, wenn wir jene italienischen Melismen hören: die Kindes-Seligkeit und der Verlust der Kindheit, das Gefühl des Unwiederbringlichsten als des köstlichsten Besitzes—das rührt dabei die Saiten unsrer Seele an, so stark wie es die reichste und ernsteste Gegenwart der Kunst allein nicht vermag.— Diese Mischung ästhetischer Freude mit einem moralischen Kummer, welche man gemeinhin jetzt "Sentimentalität" zu nennen pflegt, etwas gar zu hoffärtig, wie mir scheint—es ist die Stimmung Faustens am Schlusse der ersten Szene—diese "Sentimentalität" der Hörenden kommt der italienischen Musik zugute, welche sonst die erfahrenen Feinschmecker der Kunst, die reinen "Ästhetiker," zu ignorieren lieben.— Übrigens wirkt fast jede Musik erst von da an zauberhaft, wo wir aus ihr die Sprache der eigenen Vergangenheit reden hören: und insofern scheint dem Laien alle alte Musik immer besser zu werden, und alle eben geborene nur wenig wert zu sein: denn sie erregt noch keine "Sentimentalität," welche, wie gesagt, das wesentlichste Glücks-Element der Musik für jeden ist, der nicht rein als Artist sich an dieser Kunst zu freuen vermag.

169

Als Freunde der Musik. — Zuletzt sind und bleiben wir der Musik gut, wie wir dem Mondlicht gut bleiben. Beide wollen ja nicht die Sonne verdrängen,—sie wollen nur, so gut sie es können, unsere Nächte erhellen. Aber nicht wahr? scherzen und lachen dürfen wir trotzdem über sie? Ein wenig wenigstens? Und von Zeit zu Zeit! Über den Mann im Monde! Über das Weib in der Musik!

170

Die Kunst in der Zeit der Arbeit.— Wir haben das Gewissen eines arbeitsamen Zeitalters: dies erlaubt uns nicht, die besten Stunden und Vormittage der Kunst zu geben, und wenn diese Kunst selber die grösste und würdigste wäre. Sie gilt uns als Sache der Musse, der Erholung: wir weihen ihr die Reste unserer Zeit, unserer Kräfte.— Dies ist die allgemeinste Tatsache, durch welche die Stellung der Kunst zum Leben verändert ist: sie hat, wenn sie ihre grossen Zeit- und Kraft-Ansprüche an die Kunst-Empfangenden macht, das Gewissen der Arbeitsamen und Tüchtigen gegen sich, sie ist auf die Gewissenlosen und Lässigen angewiesen, welche aber, ihrer Natur nach, gerade der grossen Kunst nicht zugetan sind und ihre Ansprüche als Anmassungen empfinden. Es dürfte deshalb mit ihr zu Ende sein, weil ihr die Luft und der freie Atem fehlt: oder—die grosse Kunst versucht, in einer Art Vergröberung und Verkleidung, in jener anderen Luft heimisch zu werden (mindestens es in ihr auszuhalten), die eigentlich nur für die kleine Kunst, für die Kunst der Erholung, der ergötzlichen Zerstreuung das natürliche Element ist. Dies geschieht jetzt allerwärts; auch die Künstler der grossen Kunst versprechen Erholung und Zerstreuung, auch sie wenden sich an den Ermüdeten, auch sie bitten ihn um die Abendstunden seines Arbeitstages,—ganz wie die unterhaltenden Künstler, welche zufrieden sind, gegen den schweren Ernst der Stirnen, das Versunkene der Augen einen Sieg errungen zu haben. Welches ist nun der Kunstgriff ihrer grösseren Genossen? Diese haben in ihren Büchsen die gewaltsamsten Erregungsmittel, bei denen selbst der Halbtote noch zusammenschrecken muss; sie haben Betäubungen, Berauschungen, Erschütterungen, Tränenkrämpfe: mit diesen überwältigen sie den Ermüdeten und bringen ihn in eine übernächtige Überlebendigkeit, in ein Ausser-sich-sein des Entzückens und des Schreckens. Dürfte man, wegen der Gefährlichkeit ihrer Mittel, der grossen Kunst, wie sie jetzt, als Oper, Tragödie und Musik, lebt,—dürfte man ihr als einer arglistigen Sünderin zürnen? Gewiss nicht, sie lebte ja selber hundertmal lieber in dem reinen Element der morgendlichen Stille und wendete sich an die erwartenden, unverbrauchten, kraftgefüllten Morgen-Seelen der Zuschauer und Zuhörer. Danken wir ihr, dass sie es vorzieht, so zu leben, als davonzufliehen: aber gestehen wir uns auch ein, dass für ein Zeitalter, welches einmal wieder freie, volle Fest- und Freudentage in das Leben einführt, unsere grosse Kunst unbrauchbar sein wird.

171

Die Angestellten der Wissenschaft und die anderen. — Die eigentlich tüchtigen und erfolgreichen Gelehrten könnte man insgesamt als "Angestellte" bezeichnen. Wenn, in jungen Jahren, ihr Scharfsinn hinreichend geübt, ihr Gedächtnis gefüllt ist, wenn Hand und Auge Sicherheit gewonnen haben, so werden sie von einem älteren Gelehrten auf eine Stelle der Wissenschaft angewiesen, wo ihre Eigenschaften Nutzen bringen können: späterhin, nachdem sie selber den Blick für die lückenhaften und schadhaften Stellen ihrer Wissenschaft erlangt haben, stellen sie sich von selber dorthin, wo sie not tun. Diese Naturen allesamt sind um der Wissenschaft willen da: aber es gibt seltnere, selten gelingende und völlig ausreifende Naturen, "um derentwillen die Wissenschaft da ist"—wenigstens scheint es ihnen selber so—: oft unangenehme, oft eingebildete, oft querköpfige, fast immer aber bis zu einem Grade zauberhafte Menschen. Sie sind nicht Angestellte und auch nicht Ansteller, sie bedienen sich dessen, was von jenen erarbeitet und sichergestellt worden ist, in einer gewissen fürstenhaften Gelassenheit und mit geringem und seltenem Lobe: gleichsam als ob jene einer niedrigeren Gattung von Wesen angehörten. Und doch haben sie eben nur die gleichen Eigenschaften, wodurch diese anderen sich auszeichnen, und diese mitunter sogar ungenügender entwickelt: obendrein ist ihnen eine Beschränktheit eigentümlich, die jenen fehlt, um derentwegen es unmöglich ist, sie an einen Posten zu stellen und in ihnen nützliche Werkzeuge zu sehen,—sie können nur in ihrer eigenen Luft, auf eigenem Boden leben. Diese Beschränktheit gibt ihnen ein, was alles von einer Wissenschaft "zu ihnen gehöre," das heisst, was sie in ihre Luft und Wohnung heimtragen können; sie wähnen immer ihr zerstreutes "Eigentum" zu sammeln. Verhindert man sie, an ihrem eigenen Neste zu bauen, so gehen sie wie obdachlose Vögel zugrunde; Unfreiheit ist für sie Schwindsucht. Pflegen sie einzelne Gegenden der Wissenschaft in der Art jener anderen, so sind es doch immer nur solche, wo gerade die ihnen nötigen Früchte und Samen gedeihen; was geht es sie an, ob die Wissenschaft, im ganzen gesehen, unangebaute oder schlecht gepflegte Gegenden hat? Es fehlt ihnen jede unpersönliche Teilnahme an einem Problem der Erkenntnis; wie sie selber durch und durch Person sind, so wachsen auch alle ihre Einsichten und Kenntnisse wieder zu einer Person zusammen, zu einem lebendigen Vielfachen, dessen einzelne Teile voneinander abhängen, ineinander greifen, gemeinsam ernährt werden, das als Ganzes eine eigne Luft und einen eignen Geruch hat.— Solche Naturen bringen, mit diesen ihren personenhaften Erkenntnis-Gebilden, jene Täuschung hervor, dass eine Wissenschaft (oder gar die ganze Philosophie) fertig sei und am Ziele stehe; das Leben in ihrem Gebilde übt diesen Zauber aus: als welcher zuzeiten sehr verhängnisvoll für die Wissenschaft und irreführend für jene vorhin beschriebenen, eigentlich tüchtigen Arbeiter des Geistes gewesen ist, zu andern Zeiten wiederum, als die Dürre und die Ermattung herrschten, wie ein Labsal und gleich dem Anhauche einer kühlen, erquicklichen Raststätte gewirkt hat.— Gewöhnlich nennt man solche Menschen Philosophen.

172

Anerkennung des Talents.— Als ich durch das Dorf S.[Schmitten] ging, fing ein Knabe aus Leibeskräften an, mit der Peitsche zu knallen,—er hatte es schon weit in dieser Kunst gebracht und wusste es. Ich warf ihm einen Blick der Anerkennung zu,—im Grunde tat mir's bitter wehe.— So machen wir es bei der Anerkennung vieler Talente. Wir tun ihnen wohl, wenn sie uns wehe tun.

173

Lachen und Lächeln. — Je freudiger und sicherer der Geist wird, um so mehr verlernt der Mensch das laute Gelächter; dagegen quillt ihm ein geistiges Lächeln fortwährend auf, ein Zeichen seines Verwunderns über die zahllosen versteckten Annehmlichkeiten des guten Daseins.

174

Unterhaltung der Kranken. — Wie man bei seelischem Kummer sich die Haare rauft, sich vor die Stirn schlägt, die Wange zerfleischt oder gar wie Ödipus die Augen ausbohrt: so ruft man gegen heftige körperliche Schmerzen mitunter eine heftige bittere Empfindung zu Hilfe, durch Erinnerung an Verleumder und Verdächtiger, durch Verdüsterung unserer Zukunft, durch Bosheiten und Dolchstiche, welche man im Geiste gegen Abwesende schleudert. Und es ist bisweilen dabei wahr: dass ein Teufel den andern austreibt,—aber man hat dann den andern.— Darum sei den Kranken jene andere Unterhaltung anempfohlen, bei der sich die Schmerzen zu mildern scheinen: über Wohltaten und Artigkeiten nachzudenken, welche man Freund und Feind erweisen kann.

175

Mediokrität als Maske. — Die Mediokrität ist die glücklichste Maske, die der überlegene Geist tragen kann, weil sie die grosse Menge, das heisst die Mediokren, nicht an Maskierung denken lässt—: und doch nimmt er sie gerade ihretwegen vor,—um sie nicht zu reizen, ja nicht selten aus Mitleid und Güte.

176

Die Geduldigen. — Die Pinie scheint zu horchen, die Tanne zu warten: und beide ohne Ungeduld:—sie denken nicht an den kleinen Menschen unter sich, den seine Ungeduld und seine Neugierde auffressen.

177

Die besten Scherze. — Der Scherz ist mir am willkommensten, der an Stelle eines schweren, nicht unbedenklichen Gedankens steht, zugleich als Wink mit dem Finger und Blinzeln des Auges.

178

Zubehör aller Verehrung. — Überall, wo die Vergangenheit verehrt wird, soll man die Säuberlichen und Säubernden nicht einlassen. Der Pietät wird ohne ein wenig Staub, Unrat und Unflat nicht wohl.

179

Die grosse Gefahr der Gelehrten. — Gerade die tüchtigsten und gründlichsten Gelehrten sind in der Gefahr, ihr Lebensziel immer niedriger gesteckt zu sehen und, im Gefühl davon, in der zweiten Hälfte ihres Lebens immer missmutiger und unverträglicher zu werden. Zuerst schwimmen sie mit breiten Hoffnungen in ihre Wissenschaft hinein und messen sich kühnere Aufgaben zu, deren Ziele mitunter durch ihre Phantasie schon vorweggenommen werden: dann gibt es Augenblicke wie im Leben der grossen entdeckenden Schiffahrer,—Wissen, Ahnung und Kraft heben einander immer höher, bis eine ferne neue Küste zum ersten Male dem Auge aufdämmert. Nun erkennt aber der strenge Mensch von Jahr zu Jahr mehr, wie viel daran gelegen ist, dass die Einzelaufgabe des Forschers so beschränkt wie möglich genommen werde, damit sie ohne Rest gelöst werden könne und jene unerträgliche Vergeudung von Kraft vermieden werde, an welcher frühere Perioden der Wissenschaft litten: alle Arbeiten wurden zehnmal gemacht, und dann hatte immer noch der elfte das letzte und beste Wort zu sagen. Je mehr aber der Gelehrte dieses Rätsel-Lösen ohne Rest kennen lernt und übt, um so grösser wird auch seine Lust daran: aber ebenso wächst auch die Strenge seiner Ansprüche in bezug auf das, was hier "ohne Rest" genannt ist. Er legt alles beiseite, was in diesem Sinne unvollständig bleiben muss, er gewinnt einen Widerwillen und eine Witterung gegen das Halb-Lösbare,—gegen alles, was nur im Ganzen und Unbestimmteren eine Art Sicherheit ergeben kann. Seine Jugendpläne zerfallen vor seinem Blicke: kaum bleiben einige Knoten und Knötchen daraus übrig, an deren Entknüpfung jetzt der Meister seine Lust hat, seine Kraft zeigt. Und nun, mitten in dieser so nützlichen, so rastlosen Tätigkeit überfällt ihn, den Ältergewordenen, plötzlich und dann öfter wieder ein tiefer Missmut, eine Art Gewissens-Qual: er sieht auf sich hin, wie auf einen Verwandelten, als ob er verkleinert, erniedrigt, zum kunstfertigen Zwergen umgeschaffen wäre, er beunruhigt sich darüber, ob nicht das meisterliche Walten im kleinen eine Bequemlichkeit sei, eine Ausflucht vor der Mahnung zur Grösse des Lebens und Gestaltens. Aber er kann nicht mehr hinüber,—die Zeit ist um.

180

Die Lehrer im Zeitalter der Bücher. — Dadurch, dass die Selbst-Erziehung und Verbrüderungs- Erziehung allgemeiner wird, muss der Lehrer in seiner jetzt gewöhnlichen Form fast entbehrlich werden. Lernbegierige Freunde, die sich zusammen ein Wissen aneignen wollen, finden in unserer Zeit der Bücher einen kürzeren und natürlicheren Weg, als "Schule" und "Lehrer" sind.

181

Die Eitelkeit als die grosse Nützlichkeit. — Ursprünglich behandelt der starke Einzelne nicht nur die Natur, sondern auch die Gesellschaft und die schwächeren Einzelnen als Gegenstand des Raub- Baues: er nützt sie aus, so viel er kann, und geht dann weiter. Weil er sehr unsicher lebt, wechselnd zwischen Hunger und Überfluss, so tötet er mehr Tiere, als er verzehren kann, und plündert und misshandelt die Menschen mehr, als nötig wäre. Seine Machtäusserung ist eine Racheäusserung zugleich gegen seinen pein- und angstvollen Zustand: sodann will er für mächtiger gelten, als er ist, und missbraucht deshalb die Gelegenheiten: der Furchtzuwachs, den er erzeugt, ist sein Machtzuwachs. Er merkt zeitig, dass nicht das, was er ist, sondern das, was er gilt, ihn trägt oder niederwirft: hier ist der Ursprung der Eitelkeit. Der Mächtige sucht mit allen Mitteln Vermehrung des Glaubens an seine Macht.— Die Unterworfenen, die vor ihm zittern und ihm dienen, wissen wiederum, dass sie genau so viel wert sind, als sie ihm gelten: weshalb sie auf diese Geltung hinarbeiten und nicht auf ihre eigene Befriedigung an sich. Wir kennen die Eitelkeit nur in den abgeschwächtesten Formen, in ihren Sublimierungen und kleinen Dosen, weil wir in einem späten und sehr gemilderten Zustande der Gesellschaft leben: ursprünglich ist sie die grosse Nützlichkeit, das stärkste Mittel der Erhaltung. Und zwar wird die Eitelkeit um so grösser sein, je klüger der einzelne ist: weil die Vermehrung des Glaubens an Macht leichter ist, als die Vermehrung der Macht selber, aber nur für den, der Geist hat—oder, wie es für Urzustände heissen muss, der listig und hinterhaltig ist.

182

Wetterzeichen der Kultur. — Es gibt so wenig entscheidende Wetterzeichen der Kultur, dass man froh sein muss, für seinen Haus- und Gartengebrauch wenigstens einuntrügliches in den Händen zu haben. Um zu prüfen, ob jemand zu uns gehört oder nicht—ich meine zu den freien Geistern—, so prüfe man seine Empfindung für das Christentum. Steht er irgendwie anders zu ihm als kritisch, so kehren wir ihm den Rücken: er bringt uns unreine Luft und schlechtes Wetter.— Unsere Aufgabe ist es nicht mehr, solche Menschen zu lehren, was ein Skirokko-Wind ist; sie haben Mosen und die Propheten des Wetters und der Aufklärung: wollen sie diese nicht hören, so —

183

Zürnen und strafen hat seine Zeit. — Zürnen und strafen ist unser Angebinde von der Tierheit her. Der Mensch wird erst mündig, wenn er dies Wiegengeschenk den Tieren zurückgibt.— Hier liegt einer der grössten Gedanken vergraben, welche Menschen haben können, der Gedanke an einen Fortschritt aller Fortschritte.— Gehen wir einige Jahrtausende miteinander vorwärts, meine Freunde! Es ist sehr viel Freude noch den Menschen vorbehalten, wovon den Gegenwärtigen noch kein Geruch zugeweht ist! Und zwar dürfen wir uns diese Freude versprechen, ja als etwas Notwendiges verheissen und beschwören, im Fall nur die Entwicklung der menschlichen Vernunft nicht stille steht! Einstmals wird man die logische Sünde, welche im Zürnen und Strafen, einzeln oder gesellschaftsweise geübt, verborgen liegt, nicht mehr übers Herz bringen: einstmals, wenn Herz und Kopf so nah beieinander zu wohnen gelernt haben, wie sie jetzt noch einander ferne stehen. Dass sie sich nicht mehr so ferne stehen wie ursprünglich, ist beim Blick auf den ganzen Gang der Menschheit ziemlich ersichtlich; und der einzelne, der ein Leben innerer Arbeit zu überschauen hat, wird mit stolzer Freude sich der überwundenen Entfernung, der erreichten Annäherung bewusst werden, um daraufhin noch grössere Hoffnungen wagen zu dürfen.

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Abkunft der "Pessimisten."— Ein Bissen guter Nahrung entscheidet oft, ob wir mit hohlem Auge oder hoffnungsreich in die Zukunft schauen: dies reicht ins Höchste und Geistigste hinauf. Die Unzufriedenheit und Welt-Schwärzerei ist dem gegenwärtigen Geschlechte von den ehemaligen Hungerleidern her vererbt. Auch unsern Künstlern und Dichtern merkt man häufig an, wenn sie selber auch noch so üppig leben, dass sie von keiner guten Herkunft sind, dass sie von unterdrückt lebenden und schlecht genährten Vorfahren mancherlei ins Blut und Gehirn mitbekommen haben, was als Gegenstand und gewählte Farbe in ihrem Werke wieder sichtbar wird. Die Kultur der Griechen ist die der Vermögenden, und zwar der Altvermögenden: sie lebten ein paar Jahrhunderte hindurch besser als wir (in jedem Sinne besser, namentlich viel einfacher in Speise und Trank): da wurden endlich die Gehirne so voll und fein zugleich, da floss das Blut so rasch hindurch, einem freudigen, hellen Weine gleich, dass das Gute und Beste bei ihnen nicht mehr düster, verzückt und gewaltsam, sondern schön und sonnenhaft heraustrat.

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Vom vernünftigen Tode. — Was ist vernünftiger, die Maschine stillzustellen, wenn das Werk, das man von ihr verlangte, ausgeführt ist,—oder sie laufen zu lassen, bis sie von selber stille steht, das heisst bis sie verdorben ist? Ist letzteres nicht eine Vergeudung der Unterhaltungskosten, ein Missbrauch mit der Kraft und Aufmerksamkeit der Bedienenden? Wird hier nicht weggeworfen, was anderswo sehr not täte? Wird nicht selbst eine Art Missachtung gegen die Maschinen überhaupt verbreitet dadurch, dass viele von ihnen so nutzlos unterhalten und bedient werden?— Ich spreche vom unfreiwilligen (natürlichen) und vom freiwilligen (vernünftigen) Tode. Der natürliche Tod ist der von aller Vernunft unabhängige, der eigentlich unvernünftige Tod, bei dem die erbärmliche Substanz der Schale darüber bestimmt, wie lange der Kern bestehen soll oder nicht: bei dem also der verkümmernde, oft kranke und stumpfsinnige Gefängniswärter der Herr ist, der den Punkt bezeichnet, wo sein vornehmer Gefangener sterben soll. Der natürliche Tod ist der Selbstmord der Natur, das heisst die Vernichtung des vernünftigen Wesens durch das unvernünftige, welches an das erstere gebunden ist. Nur unter der religiösen Beleuchtung kann es umgekehrt erscheinen: weil dann, wie billig, die höhere Vernunft (Gottes) ihren Befehl gibt, dem die niedere Vernunft sich zu fügen hat. Ausserhalb der religiösen Denkungsart ist der natürliche Tod keiner Verherrlichung wert.— Die weisheitsvolle Anordnung und Verfügung des Todes gehört in jene jetzt ganz unfassbar und unmoralisch klingende Moral der Zukunft, in deren Morgenröte zu blicken ein unbeschreibliches Glück sein muss.

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Zurückbildend. — Alle Verbrecher zwingen die Gesellschaft auf frühere Stufen der Kultur zurück, als die ist, auf welcher sie gerade steht; sie wirken zurückbildend. Man denke an die Werkzeuge, welche die Gesellschaft der Notwehr halber sich schaffen und unterhalten muss: an den verschmitzten Polizisten, den Gefängniswärter, den Henker; man vergesse den öffentlichen Ankläger und den Advokaten nicht; endlich frage man sich, ob nicht der Richter selber und die Strafe und das ganze Gerichtsverfahren in ihrer Wirkung auf die Nicht-Verbrecher viel eher niederdrückende, als erhebende Erscheinungen sind; es wird eben nie gelingen, der Notwehr und der Rache das Gewand der Unschuld umzulegen; und so oft man den Menschen als ein Mittel zum Zwecke der Gesellschaft benutzt und opfert, trauert alle höhere Menschlichkeit darüber.

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Krieg als Heilmittel. — Matt und erbärmlich werdenden Völkern mag der Krieg als Heilmittel anzuraten sein, falls sie nämlich durchaus noch fortleben wollen: denn es gibt für die Völker-Schwindsucht auch eine Brutalitäts-Kur. Das ewige Leben-wollen und Nichtsterben-können ist aber selber schon ein Zeichen von Greisenhaftigkeit der Empfindung: je voller und tüchtiger man lebt, um so schneller ist man bereit, das Leben für eine einzige gute Empfindung dahinzugeben. Ein Volk, das so lebt und empfindet, hat die Kriege nicht nötig.

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Geistige und leibliche Verpflanzung als Heilmittel.— Die verschiedenen Kulturen sind verschiedene geistige Klimata, von denen ein jedes diesem oder jenem Organismus vornehmlich schädlich oder heilsam ist. Die Historie im Ganzen, als das Wissen um die verschiedenen Kulturen, ist die Heilmittellehre, nicht aber die Wissenschaft der Heilkunst selber. Der Arzt ist erst recht noch nötig, der sich dieser Heilmittellehre bedient, um jeden in sein ihm gerade erspriessliches Klima zu senden—zeitweilig oder auf immer. In der Gegenwart leben, innerhalb einer einzigen Kultur, genügt nicht als allgemeines Rezept, dabei würden zu viele höchst nützliche Arten von Menschen aussterben, die in ihr nicht gesund atmen können. Mit der Historie muss man ihnen Luft machen und sie zu erhalten suchen; auch die Menschen zurückgebliebener Kulturen haben ihren Wert.— Dieser Kur der Geister steht zur Seite, dass die Menschheit in leiblicher Beziehung danach streben muss, durch eine medizinische Geographie dahinterzukommen, zu welchen Entartungen und Krankheiten jede Gegend der Erde Anlass gibt, und umgekehrt, welche Heilfaktoren sie bietet: und dann müssen allmählich Völker, Familien und Einzelne so lange und so anhaltend verpflanzt werden, bis man über die angeerbten physischen Gebrechen Herr geworden ist. Die ganze Erde wird endlich eine Summe von Gesundheits-Stationen sein.

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Der Baum der Menschheit und die Vernunft. — Das, was ihr als Übervölkerung der Erde in greisenhafter Kurzsichtigkeit fürchtet, gibt dem Hoffnungsvolleren eben die grosse Aufgabe in die Hand: die Menschheit soll einmal ein Baum werden, der die ganze Erde überschattet, mit vielen Milliarden von Blüten, die alle nebeneinander Früchte werden sollen, und die Erde selbst soll zur Ernährung dieses Baumes vorbereitet werden. Dass der jetzige noch kleine Ansatz dazu an Saft und Kraft zunehme, dass in unzähligen Kanälen der Saft zur Ernährung des Ganzen und des Einzelnen umströme—aus diesen und ähnlichen Aufgaben ist der Massstab zu entnehmen, ob ein jetziger Mensch nützlich oder unnütz ist. Die Aufgabe ist unsäglich gross und kühn: wir alle wollen dazutun, dass der Baum nicht vor der Zeit verfaule! Dem historischen Kopfe gelingt es wohl, das menschliche Wesen und Treiben sich im Ganzen der Zeit so vor die Augen zu stellen, wie uns allen das Ameisen- Wesen mit seinen kunstvoll getürmten Haufen vor Augen steht. Oberflächlich beurteilt, würde auch das gesamte Menschentum gleich dem Ameisentum von "Instinkt" reden lassen. Bei strengerer Prüfung nehmen wir wahr, wie ganze Völker, ganze Jahrhunderte sich abmühen, neue Mittel ausfindig zu machen und auszuprobieren, womit man einem grossen menschlichen Ganzen und zuletzt dem grossen Gesamt-Fruchtbaume der Menschheit wohltun könne; und was auch immer bei diesem Ausprobieren die Einzelnen, die Völker und die Zeiten für Schaden leiden, durch diesen Schaden sind jedesmal einzelne kluggeworden, und von ihnen aus strömt die Klugheit langsam auf die Massregeln ganzer Völker, ganzer Zeiten über. Auch die Ameisen irren und vergreifen sich; die Menschheit kann recht wohl durch Torheit der Mittel verderben und verdorren, vor der Zeit, es gibt weder für jene, noch für diese einen sicher führenden Instinkt. Wir müssen vielmehr der grossen Aufgabe ins Gesicht sehen, die Erde für ein Gewächs der grössten und freudigsten Fruchtbarkeit vorzubereiten,—einer Aufgabe der Vernunft für die Vernunft!

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Das Lob des Uneigennützigen und sein Ursprung. — Zwischen zwei nachbarlichen Häuptlingen war seit Jahren Hader: man verwüstete einander die Saaten, führte Herden weg, brannte Häuser nieder, mit einem unentschiedenen Erfolge im Ganzen, weil ihre Macht ziemlich gleich war. Ein Dritter, der durch die abgeschlossene Lage seines Besitztums von diesen Fehden sich fernhalten konnte, aber doch Grund hatte, den Tag zu fürchten, an dem einer dieser händelsüchtigen Nachbarn entscheidend zum Übergewicht kommen würde, trat endlich zwischen die Streitenden, mit Wohlwollen und Feierlichkeit: und im Geheimen legte er auf seinen Friedensvorschlag ein schweres Gewicht, indem er jedem einzeln zu verstehen gab, fürderhin gegen den, welcher sich wider den Frieden sträube, mit dem andern gemeinsame Sache zu machen. Man kam vor ihm zusammen, man legte zögernd in seine Hand die Hände, welche bisher die Werkzeuge und allzuoft die Ursache des Hasses gewesen waren,—und wirklich, man versuchte es ernstlich mit dem Frieden. Jeder sah mit Erstaunen, wie plötzlich sein Wohlstand, sein Behagen wuchs, wie man jetzt am Nachbar einen kaufs- und verkaufsbereiten Händler, anstatt eines tückischen oder offen höhnenden Übeltäters, hatte, wie selbst, in unvorhergesehenen Notfällen, man sich gegenseitig aus der Not ziehen konnte, anstatt, wie es bisher geschehen, diese Not des Nachbars auszunutzen und aufs höchste zu steigern; ja es schien, als ob der Menschenschlag in beiden Gegenden sich seitdem verschönert hätte: denn die Augen hatten sich erhellt, die Stirnen sich entrunzelt, allen war das Vertrauen zur Zukunft zu eigen geworden,—und nichts ist den Seelen und Leibern der Menschen förderlicher, als dies Vertrauen. Man sah einander alle Jahre am Tage des Bündnisses wieder, die Häuptlinge sowohl wie deren Anhang: und zwar vor dem Angesicht des Mittlers, dessen Handlungsweise man, je grösser der Nutzen war, den man ihr verdankte, immer mehr anstaunte und verehrte. Man nannte sie uneigennützig— man hatte den Blick viel zu fest auf den eigenen, seither eingeernteten Nutzen gerichtet, um von der Handlungsweise des Nachbars mehr zu sehen, als dass sein Zustand infolge derselben sich nicht so verändert habe wie der eigene: er war vielmehr, derselbe geblieben, und so schien es, dass jener den Nutzen nicht im Auge gehabt habe. Zum ersten Male sagte man sich, dass die Uneigennützigkeit eine Tugend sei: gewiss mochten im Kleinen und Privaten sich oftmals bei ihnen ähnliche Dinge ereignet haben, aber man hatte das Augenmerk für diese Tugend erst, als sie zum ersten Male in ganz grosser Schrift, lesbar für die ganze Gemeinde, an die Wand gemalt wurde. Erkannt als Tugenden, zu Namen gekommen, in Schätzung gebracht, zur Aneignung anempfohlen sind die moralischen Eigenschaften erst von dem Augenblicke an, da sie sichtbar über Glück und Verhängnis ganzer Gesellschaften entschieden haben: dann ist nämlich die Höhe der Empfindung und die Erregung der inneren schöpferischen Kräfte bei vielen so gross, dass man dieser Eigenschaft Geschenke bringt, vom Besten, was jeder hat: der Ernste legt ihr seinen Ernst zu Füssen, der Würdige seine Würde, die Frauen ihre Milde, die Jünglinge alles Hoffnungs- und Zukunftsreiche ihres Wesens; der Dichter leiht ihr Worte und Namen, reiht sie in den Reigentanz ähnlicher Wesen ein, gibt ihr einen Stammbaum und betet zuletzt, wie es Künstler tun, das Gebilde seiner Phantasie als neue Gottheit an—er lehrt sie anbeten. So wird eine Tugend, weil die Liebe und die Dankbarkeit aller an ihr arbeitet, wie an einer Bildsäule, zuletzt eine Ansammlung des Guten und Verehrungswürdigen, eine Art Tempel und göttlicher Person zugleich. Sie steht fürderhin als einzelne Tugend da, als ein Wesen für sich, was sie bis dahin nicht war, und übt die Rechte und die Macht einer geheiligten Übermenschlichkeit aus.— Im späteren Griechenland standen die Städte voll von solchen vergottmenschlichten Abstrakten (man verzeihe das absonderliche Wort um des absonderlichen Begriffs willen); das Volk hatte sich auf seine Art einen platonischen "Ideenhimmel" inmitten seiner Erde hergerichtet, und ich glaube nicht, dass dessen Inwohner weniger lebendig empfunden wurden, als irgend eine althomerische Gottheit.

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Dunkel-Zeiten. — "Dunkel-Zeiten" nennt man solche in Norwegen, da die Sonne den ganzen Tag unter dem Horizonte bleibt: die Temperatur fällt dabei fortwährend langsam.— Ein schönes Gleichnis für alle Denker, welchen die Sonne der Menschheits-Zukunft zeitweilig verschwunden ist.

192

Der Philosoph der Üppigkeit.— Ein Gärtchen, Feigen, kleine Käse und dazu drei oder vier gute Freunde,—das war die Üppigkeit Epikurs.

193

Die Epochen des Lebens. — Die eigentlichen Epochen im Leben sind jene kurze Zeiten des Stillstandes, mitten inne zwischen dem Aufsteigen und Absteigen eines regierenden Gedankens oder Gefühls. Hier ist wieder einmal Sattheit da: alles andere ist Durst und Hunger—oder Überdruss.

194

Der Traum. — Unsere Träume sind, wenn sie einmal ausnahmsweise gelingen und vollkommen werden—für gewöhnlich ist, der Traum eine Pfuscher-Arbeit—, symbolische Szenen- und Bilder-Ketten an Stelle einer erzählenden Dichter-Sprache; sie umschreiben unsere Erlebnisse oder Erwartungen oder Verhältnisse mit dichterischer Kühnheit und Bestimmtheit, dass wir dann morgens immer über uns erstaunt sind, wenn wir uns unserer Träume erinnern. Wir verbrauchen im Traume zu viel Künstlerisches—und sind deshalb am Tage oft zu arm daran.

195

Natur und Wissenschaft. — Ganz wie in der Natur werden auch in der Wissenschaft die schlechteren unfruchtbareren Gegenden zuerst gut angebaut—weil hierfür eben die Mittel der angehenden Wissenschaft ungefähr ausreichen. Die Bearbeitung der fruchtbarsten Gegenden setzt eine sorgsam entwickelte, ungeheure Kraft von Methoden, gewonnene Einzel-Resultate und eine organisierte Schar von Arbeitern, gut geschulten Arbeitern, voraus;—dies alles findet sich erst spät zusammen.— Die Ungeduld und der Ehrgeiz greifen oft zu früh nach diesen fruchtbarsten Gegenden; aber die Ergebnisse sind dann gleich Null. In der Natur würden sich solche Versuche dadurch rächen, dass die Ansiedler verhungerten.

196

Einfachleben. — Eine einfache Lebensweise ist jetzt schwer: dazu tut viel mehr Nachdenken und Erfindungsgabe not, als selbst sehr gescheite Leute haben. Der Ehrlichste von ihnen wird vielleicht noch sagen: "Ich habe nicht die Zeit, darüber so lange nachzudenken. Die einfache Lebensweise ist für mich ein zu vornehmes Ziel; ich will warten, bis Weisere, als ich bin, sie gefunden haben."

197

Spitzen und Spitzchen. — Die geringe Fruchtbarkeit, die häufige Ehelosigkeit und überhaupt die geschlechtliche Kühle der höchsten und kultiviertesten Geister, sowie der zu ihnen gehörenden Klassen, ist wesentlich in der Ökonomie der Menschheit: die Vernunft erkennt und macht Gebrauch davon, dass bei einem äussersten Punkte der geistigen Entwicklung die Gefahr einer nervösen Nachkommenschaft sehr gross ist: solche Menschen sind Spitzen der Menschheit—sie dürfen nicht weiter in Spitzchen auslaufen.

198

Keine Natur macht Sprünge. — Wenn der Mensch sich noch so stark fortentwickelt und aus einem Gegensatz in den andern überzuspringen scheint: bei genaueren Beobachtungen wird man doch die Verzahnungen auffinden, wo das neue Gebäude aus dem älteren herauswächst. Dies ist die Aufgabe des Biographen: er muss nach dem Grundsatze über das Leben denken, dass keine Natur Sprünge macht.

199

Zwar reinlich.— Wer sich mit reingewaschenen Lumpen kleidet, kleidet sich zwar reinlich, aber doch lumpenhaft.

200

Der Einsame spricht. — Man erntet als Lohn für vielen Überdruss, Missmut, Langeweile—wie dies alles eine Einsamkeit ohne Freunde, Bücher, Pflichten, Leidenschaften mit sich bringen muss—jene Viertelstunden tiefster Einkehr in sich und die Natur. Wer sich völlig gegen die Langeweile verschanzt, verschanzt sich auch gegen sich selber: den kräftigsten Labetrunk aus dem eigenen innersten Born wird er nie zu trinken bekommen.

201

Falsche Berühmtheit. — Ich hasse jene angeblichen Naturschönheiten, welche im Grunde nur durch das Wissen, namentlich das geographische, etwas bedeuten, an sich aber dem schönheitsdurstigen Sinne dürftig bleiben: zum Beispiel die Ansicht des Mont blanc von Genf aus—etwas Unbedeutendes ohne die zu Hilfe eilende Gehirnfreude des Wissens; die näheren Berge dort sind alle schöner und ausdrucksvoller—aber "lange nicht so hoch," wie jenes absurde Wissen, zur Abschwächung, hinzufügt. Das Auge widerspricht dabei dem Wissen: wie soll es sich im Widersprechen wahrhaft freuen können!

202

Vergnügungs-Reisende. — Sie steigen wie Tiere den Berg hinauf, dumm und schwitzend; man hatte ihnen zu sagen vergessen, dass es unterwegs schöne Aussichten gebe.

203

Zu viel und zu wenig. — Die Menschen durchleben jetzt alle zu viel und durchdenken zu wenig: sie haben Heisshunger und Kolik zugleich und werden deshalb immer magerer, so viel sie auch essen.—Wer jetzt sagt: "ich habe nichts erlebt"—ist ein Dummkopf.

204

Ende und Ziel. — Nicht jedes Ende ist das Ziel. Das Ende der Melodie ist nicht deren Ziel; aber trotzdem: hat die Melodie ihr Ende nicht erreicht, so hat sie auch ihr Ziel nicht erreicht. Ein Gleichnis.

205

Neutralität der grossen Natur. — Die Neutralität der grossen Natur (in Berg, Meer, Wald und Wüste) gefällt, aber nur eine kurze Zeit: nachher werden wir ungeduldig. "Wollen denn diese Dinge gar nichts zu uns sagen? Sind wir für sie nicht da?" Es entsteht das Gefühl eines crimen laesae majestatis humanae.

206

Die Absichten vergessen. — Man vergisst über der Reise gemeinhin deren Ziel. Fast jeder Beruf wird als Mittel zu einem Zwecke gewählt und begonnen, aber als letzter Zweck fortgeführt. Das Vergessen der Absichten ist die häufigste Dummheit, die gemacht wird.

207

Sonnenbahn der Idee. — Wenn eine Idee am Horizonte eben aufgeht, ist gewöhnlich die Temperatur der Seele dabei sehr kalt. Erst allmählich entwickelt die Idee ihre Wärme, und am heissesten ist diese (das heisst sie tut ihre grössten Wirkungen), wenn der Glaube an die Idee schon wieder im Sinken ist.

208

Wodurch man alle wider sich hätte. — Wenn jetzt jemand zu sagen wagte: "wer nicht für mich ist, der ist wider mich," so hätte er sofort alle wider sich.— Diese Empfindung macht unserm Zeitalter Ehre.

209

Sich des Reichtums schämen.— Unsere Zeit verträgt nur eine einzige Gattung von Reichen, solche, welche sich ihres Reichtums schämen. Hört man von jemandem "er ist sehr reich," so hat man dabei sofort eine ähnliche Empfindung wie beim Anblick einer widerlich anschwellenden Krankheit, einer Fett- oder Wassersucht: man muss sich gewaltsam seiner Humanität erinnern, um mit einem solchen Reichen so verkehren zu können, dass er von unserm Ekelgefühle nichts merkt. Sobald er aber gar sich etwas auf seinen Reichtum zugute tut, so mischt sich zu unserm Gefühle die fast mitleidige Verwunderung über einen so hohen Grad der menschlichen Unvernunft: so dass man die Hände gen Himmel erheben und rufen möchte "armer Entstellter, Überbürdeter, hundertfach Gefesselter, dem jede Stunde etwas Unangenehmes bringt oder bringen kann, in dessen Gliedern jedes Ereignis von zwanzig Völkern nachzuckt, wie magst du uns glauben machen, dass du dich in deinem Zustande wohlfühlst! Wenn du irgendwo öffentlich erscheinst, so wissen wir, dass es eine Art Spiessrutenlaufens ist, unter lauter Blicken, welche für dich nur kalten Hass oder Zudringlichkeit oder schweigsamen Spott haben. Dein Erwerben mag leichter sein als das der anderen: aber es ist ein überflüssiges Erwerben, welches wenig Freude macht, und dein Bewahren alles Erworbenen ist jedenfalls jetzt ein mühseligeres Ding als irgend ein mühseliges Erwerben. Du leidest fortwährend, denn du verlierst fortwährend. Was nützt es dir, dass man dir immer neues künstliches Blut zuführt: deshalb tun doch die Schröpfköpfe nicht weniger weh, die auf deinem Nacken sitzen, beständig sitzen!— Aber, um nicht unbillig zu werden, es ist schwer, vielleicht unmöglich für dich, nicht reich zu sein: du musst bewahren, musst neu erwerben, der vererbte Hang deiner Natur ist das Joch über dir—aber deshalb täusche uns nicht und schäme dich ehrlich und sichtlich des Joches, das du trägst: da du ja im Grunde deiner Seele müde und unwillig bist, es zu tragen. Diese Scham schändet nicht."

210

Ausschweifung in der Anmassung. — Es gibt so anmassende Menschen, dass sie eine Grösse, welche sie öffentlich bewundern, nicht anders zu loben wissen, als indem sie dieselbe als Vorstufe und Brücke, die zu ihnen führt, darstellen.

211

Auf dem Boden der Schmach. — Wer den Menschen eine Vorstellung nehmen will, tut sich gewöhnlich nicht genug damit, sie zu widerlegen und den unlogischen Wurm, der in ihr sitzt, herauszuziehen: vielmehr wirft er, nachdem der Wurm getötet ist, die ganze Frucht auch noch in den Kot, um sie den Menschen unansehnlich zu machen und Ekel vor ihr einzuflössen. So glaubt er das Mittel gefunden zu haben, die bei widerlegten Vorstellungen so gewöhnliche "Wiederauferstehung am dritten Tage" unmöglich zu machen.— Er irrt sich, denn gerade auf dem Boden der Schmach, inmitten des Unflates, treibt der Fruchtkern der Vorstellung schnell neue Keime.— Also: ja nicht verhöhnen, beschmutzen, was man endgültig beseitigen will, sondern es achtungsvoll auf Eis legen, immer und immer wieder, in Anbetracht, dass Vorstellungen ein sehr zähes Leben haben. Hier muss man nach der Maxime handeln: "Eine Widerlegung ist keine Widerlegung."

212

Los der Moralität. — Da die Gebundenheit der Geister abnimmt, ist sicherlich die Moralität (die vererbte, überlieferte, instinkthafte Handlungsweise nach moralischen Gefühlen) ebenfalls in Abnahme: nicht aber die einzelnen Tugenden, Mässigkeit, Gerechtigkeit, Seelenruhe,—denn die grösste Freiheit des bewussten Geistes führt einmal schon unwillkürlich zu ihnen hin und rät sie sodann auch als nützlich an.

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Der Fanatiker des Misstrauens und seine Bürgschaft.— Der Alte: Du willst das Ungeheure wagen und die Menschen im Grossen belehren? Wo ist deine Bürgschaft?— Pyrrhon: Hier ist sie: ich will die Menschen vor mir selber warnen, ich will alle Fehler meiner Natur öffentlich bekennen und meine Übereilungen, Widersprüche und Dummheiten vor aller Augen blossstellen. Hört nicht auf mich, will ich ihnen sagen, bis ich nicht eurem Geringsten gleich geworden bin, und noch geringer bin, als er; sträubt euch gegen die Wahrheit, so lange ihr nur könnt, aus Ekel vor dem, der ihr Fürsprecher ist. Ich werde euer Verführer und Betrüger sein, wenn ihr noch den mindesten Glanz von Achtbarkeit und Würde an mir wahrnehmt.— Der Alte: Du versprichst zuviel, du kannst diese Last nicht tragen.— Pyrrhon: So will ich auch dies den Menschen sagen, dass ich zu schwach bin und nicht halten kann, was ich verspreche. Je grösser meine Unwürdigkeit, um so mehr werden sie der Wahrheit misstrauen, wenn sie durch meinen Mund geht.— Der Alte: Willst du denn der Lehrer des Misstrauens gegen die Wahrheit sein?— Pyrrhon: Des Misstrauens, wie es noch nie in der Welt war, des Misstrauens gegen Alles und Jedes. Es ist der einzige Weg zur Wahrheit. Das rechte Auge darf dem linken nicht trauen, und Licht wird eine Zeitlang Finsternis heissen müssen: dies ist der Weg, den ihr gehen müsst. Glaubt nicht, dass er euch zu Fruchtbäumen und schönen Weiden führe. Kleine harte Körner werdet ihr auf ihm finden,—das sind die Wahrheiten: Jahrzehntelang werdet ihr die Lügen händevoll verschlingen müssen, um nicht Hungers zu sterben, ob ihr schon wisset, dass es Lügen sind. Jene Körner aber werden gesäet und eingegraben, und vielleicht, vielleicht gibt es einmal einen Tag der Ernte: niemand darf ihn versprechen, er sei denn ein Fanatiker.— Der Alte: Freund, Freund! Auch deine Worte sind die des Fanatikers!— Pyrrhon: Du hast recht! ich will gegen alle Worte misstrauisch sein.— Der Alte: Dann wirst du schweigen müssen.— Pyrrhon: Ich werde den Menschen sagen, dass ich schweigen muss und dass sie meinem Schweigen misstrauen sollen.— Der Alte: Du trittst also von deinem Unternehmen zurück?— Pyrrhon: Vielmehr—du hast mir eben das Tor gezeigt, durch welches ich gehen muss.— Der Alte: Ich weiss nicht—: verstehen wir uns jetzt noch völlig?— Pyrrhon: Wahrscheinlich nicht.— Der Alte: Wenn du dich nur selber völlig verstehst!— Pyrrhon dreht sich um und lacht.— Der Alte: Ach Freund! Schweigen und Lachen—ist das jetzt deine ganze Philosophie?— Pyrrhon: Es wäre nicht die schlechteste. —

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Europäische Bücher. — Man ist beim Lesen von Montaigne, La Rochefoucauld, La Bruyere, Fontenelle (namentlich der dialogues des morts), Vauvenargues, Chamfort dem Altertum näher als bei irgend welcher Gruppe von sechs Autoren anderer Völker. Durch jene Sechs ist der Geist der letzten Jahrhunderte der alten Zeitrechnung wieder erstanden—sie zusammen bilden ein wichtiges Glied in der grossen noch fortlaufenden Kette der Renaissance. Ihre Bücher erheben sich über den Wechsel des nationalen Geschmacks und der philosophischen Färbungen, in denen für gewöhnlich jetzt jedes Buch schillert und schillern muss, um berühmt zu werden: sie enthalten mehr wirkliche Gedanken als alle Bücher deutscher Philosophen zusammengenommen: Gedanken von der Art, welche Gedanken macht, und die—ich bin in Verlegenheit zu Ende zu definieren; genug, dass es mir Autoren zu sein scheinen, welche weder für Kinder noch für Schwärmer geschrieben haben, weder für Jungfrauen noch für Christen, weder für Deutsche noch für—ich bin wieder in Verlegenheit, meine Liste zu schliessen.— Um aber ein deutliches Lob zu sagen: sie wären, griechisch geschrieben, auch von Griechen verstanden worden. Wieviel hätte dagegen selbst ein Plato von den Schriften unserer besten deutschen Denker, zum Beispiel Goethes und Schopenhauers, überhaupt verstehen können, von dem Widerwillen zu schweigen, welchen ihre Schreibart ihm erregt haben würde, nämlich das Dunkle, Übertriebene und gelegentlich wieder Klapperdürre,—Fehler, an denen die Genannten noch am wenigsten von den deutschen Denkern und doch noch allzuviel leiden (Goethe, als Denker, hat die Wolke lieber umarmt, als billig ist, und Schopenhauer wandelt nicht ungestraft fast fortwährend unter Gleichnissen der Dinge statt unter den Dingen selber).— Dagegen, welche Helligkeit und zierliche Bestimmtheit bei jenen Franzosen! Diese Kunst hätten auch die feinohrigsten Griechen gutheissen müssen, und eines würden sie sogar bewundert und angebetet haben, den französischen Witz des Ausdrucks: so etwas liebten sie sehr, ohne gerade darin besonders stark zu sein.

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Mode und modern. — Überall, wo noch die Unwissenheit, die Unreinlichkeit, der Aberglaube im Schwange sind, wo der Verkehr lahm, die Landwirtschaft armselig, die Priesterschaft mächtig ist, da finden sich auch noch die NationaItrachten. Dagegen herrscht die Mode, wo die Anzeichen des Entgegengesetzten sich finden. Die Mode ist also neben den Tugenden des jetzigen Europa zu finden: sollte sie wirklich deren Schattenseite sein?— Zunächst sagt die männliche Bekleidung, welche modisch und nicht mehr national ist, von dem, der sie trägt, aus, dass der Europäer nicht als Einzelner noch als Standes- und Volksgenosse auffallen will, dass er sich eine absichtliche Dämpfung dieser Arten von Eitelkeit zum Gesetz gemacht hat: dann, dass er arbeitsam ist und nicht viel Zeit zum Ankleiden und Sich-putzen hat, auch alles Kostbare und Üppige in Stoff und Faltenwurf im Widerspruch mit seiner Arbeit findet; endlich, dass er durch seine Tracht auf die gelehrteren und geistigeren Berufe als die hinweist, welchen er als europäischer Mensch am nächsten steht oder stehen möchte: während durch die noch vorhandenen Nationaltrachten der Räuber, der Hirt oder der Soldat als die wünschbarsten und tonangebenden Lebensstellungen hindurchschimmern. Innerhalb dieses Gesamt-Charakters der männlichen Mode gibt es dann jene kleinen Schwankungen, welche die Eitelkeit der jungen Männer, der Stutzer und Nichtstuer der grossen Städte hervorbringt, also derer, welche als europäische Menschen noch nicht reif geworden sind.— Die europäischen Frauen sind dies noch viel weniger, weshalb die Schwankungen bei ihnen viel grösser sind: sie wollen auch das Nationale nicht und hassen es, als Deutsche, Franzosen, Russen an der Kleidung erkannt zu werden, aber als einzelne wollen sie sehr gern auffallen; ebenso soll niemand schon durch ihre Bekleidung im Zweifel gelassen werden, dass sie zu einer angeseheneren Klasse der Gesellschaft (zur "guten" oder "hohen" oder "grossen" Welt) gehören, und zwar wünschen sie nach dieser Seite hin gerade um so mehr voreinzunehmen, als sie nicht oder kaum zu jener Klasse gehören. Vor allem aber will die junge Frau nichts tragen, was die etwas ältere trägt, weil sie durch den Verdacht eines höheren Lebensalters im Preise zu fallen glaubt: die ältere wiederum möchte durch jugendlichere Tracht so lange täuschen, als es irgend angeht,—aus welchem Wettbewerb sich zeitweilig immer Moden ergeben müssen, bei denen das eigentlich Jugendliche ganz unzweideutig und unnachahmlich sichtbar wird. Hat der Erfindungsgeist der jungen Künstlerinnen in solchen Blossstellungen der Jugend eine Zeitlang geschwelgt, oder um die ganze Wahrheit zu sagen—hat man wieder einmal den Erfindungsgeist älterer höfischer Kulturen, sowie den der noch bestehenden Nationen, und überhaupt den ganzen kostümierten Erdkreis zu Rate gezogen und etwa die Spanier, die Türken und Altgriechen zur Inszenierung des schönen Fleisches zusammengekoppelt: so entdeckt man endlich immer wieder, dass man sich doch nicht zum Besten auf seinen Vorteil verstanden habe; dass, um auf die Männer Wirkung zu machen, das Versteckspielen mit dem schönen Leibe glücklicher sei, als die nackte und halbnackte Ehrlichkeit; und nun dreht sich das Rad des Geschmackes und der Eitelkeit einmal wieder in entgegengesetzter Richtung: die etwas älteren jungen Frauen finden, dass ihr Reich gekommen sei, und der Wettkampf der lieblichsten und absurdesten Geschöpfe tobt wieder von neuem. Je mehr aber die Frauen innerlich zunehmen und nicht mehr unter sich, wie bisher, den unreifen Altersklassen den Vorrang zugestehen, um so geringer werden diese Schwankungen ihrer Tracht, um so einfacher ihr Putz: über welchen man billigerweise nicht nach antiken Mustern das Urteil sprechen darf, also nicht nach dem Massstabe der Gewandung südländischer See-Anwohnerinnen, sondern in Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen der mittleren und nördlichen Gegenden Europas, derer nämlich, in welchen jetzt der geist- und formerfindende Genius Europas seine liebste Heimat hat.— Im ganzen wird also gerade nicht das Wechselnde das charakteristische Zeichen der Mode und des Modernen sein, denn gerade der Wechsel ist etwas Rückständiges und bezeichnet die noch ungereiften männlichen und weiblichen Europäer: sondern die Ablehnung der nationalen, ständischen und individuellen Eitelkeit. Dementsprechend ist es zu loben, weil es kraft- und zeitersparend ist, wenn einzelne Städte und Gegenden Europas für alle übrigen in Sachen der Kleidung denken und erfinden, in Anbetracht dessen, dass der Formensinn nicht jedermann geschenkt zu sein pflegt; auch ist es wirklich kein allzu hochfliegender Ehrgeiz, wenn zum Beispiel Paris, so lange jene Schwankungen noch bestehen, es in Anspruch nimmt, der alleinige Erfinder und Neuerer in diesem Reiche zu sein. Will ein Deutscher, aus Hass gegen diese Ansprüche einer französischen Stadt, sich anders kleiden, zum Beispiel so wie Albrecht Dürer sich trug, so möge er erwägen, dass er dann ein Kostüm hat, welches ehemalige Deutsche trugen, welches aber die Deutschen ebensowenig erfunden haben,—es hat nie eine Tracht gegeben, welche den Deutschen als Deutschen bezeichnete; übrigens mag er zusehen, wie er aus dieser Tracht herausschaut und ob etwa der ganz moderne Kopf nicht mit all seiner Linien- und Fältchenschrift, welche das neunzehnte Jahrhundert hineingrub, gegen eine Dürerische Bekleidung Einsprache tut.— Hier, wo die Begriffe "modern" und "europäisch" fast gleich gesetzt sind, wird unter Europa viel mehr an Länderstrecken verstanden, als das geographische Europa, die kleine Halbinsel Asiens, umfasst: namentlich gehört Amerika hinzu, soweit es eben das Tochterland unserer Kultur ist. Andererseits fällt nicht einmal ganz Europa unter den Kultur-Begriff, "Europa"; sondern nur alle jene Völker und Völkerteile, welche im Griechen-, Römer-, Juden- und Christentum ihre gemeinsame Vergangenheit haben.

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Die "deutsche Tugend."— Es ist nicht zu leugnen, dass vom Ausgange des vorigen Jahrhunderts an ein Strom moralischer Erweckung durch Europa floss. Damals erst wurde die Tugend wieder beredt; sie lernte es, die ungezwungenen Gebärden der Erhebung, der Rührung finden, sie schämte sich ihrer selber nicht mehr und ersann Philosophien und Gedichte zur eigenen Verherrlichung. Sucht man nach den Quellen dieses Stromes: so findet man einmal Rousseau, aber den mythischen Rousseau, den man sich nach dem Eindrucke seiner Schriften—fast könnte man wieder sagen: seiner mythisch ausgelegten Schriften—und nach den Fingerzeigen, die er selber gab, erdichtet hatte (—er und sein Publikum arbeiteten beständig an dieser Idealfigur). Der andere Ursprung liegt in jener Wiederauferstehung des stoisch-grossen Römertums, durch welche die Franzosen die Aufgabe der Renaissance auf das würdigste weitergeführt haben. Sie gingen von der Nachschöpfung antiker Formen mit herrlichstem Gelingen zur Nachschöpfung antiker Charaktere über: so dass sie ein Anrecht auf die allerhöchsten Ehren immerdar behalten werden, als das Volk, welches der neueren Menschheit bisher die besten Bücher und die besten Menschen gegeben hat. Wie diese doppelte Vorbildlichkeit, die des mythischen Rousseau und die jenes wiedererweckten Römergeistes, auf die schwächeren Nachbarn wirkte, sieht man namentlich an Deutschland: welches infolge seines neuen und ganz ungewohnten Aufschwunges zu Ernst und Grösse des Wollens und Sich-Beherrschens zuletzt vor seiner eigenen neuen Tugend in Staunen geriet und den Begriff "deutsche Tugend" in die Welt warf, wie als ob es nichts Ursprünglicheres, Erbeigneres geben könnte als diese. Die ersten grossen Männer, welche jene französische Anregung zur Grösse und Bewusstheit des sittlichen Wollens auf sich überleiteten, waren ehrlicher und vergassen die Dankbarkeit nicht. Der Moralismus Kants—woher kommt er? Er gibt es wieder und wieder zu verstehen: von Rousseau und dem wiedererweckten stoischen Rom. Der Moralismus Schillers: gleiche Quelle, gleiche Verherrlichung der Quelle. Der Moralismus Beethovens in Tönen: er ist das ewige Loblied Rousseaus, der antiken Franzosen und Schillers. Erst "der deutsche Jüngling" vergass die Dankbarkeit, inzwischen hatte man ja das Ohr nach den Predigern des Franzosenhasses hingewendet: jener deutsche Jüngling, der eine Zeitlang mit mehr Bewusstheit als man bei andern Jünglingen für erlaubt hält, in den Vordergrund trat. Wenn er nach seiner Vaterschaft spürte, so mochte er mit Recht an die Nähe Schillers, Fichtes und Schleiermachers denken: aber seine Grossväter hätte er in Paris, in Genf suchen müssen, und es war sehr kurzsichtig zu glauben, was er glaubte: dass die Tugend nicht älter als dreissig Jahre sei. Damals gewöhnte man sich daran, zu verlangen, dass beim Worte "deutsch" auch noch so nebenbei die Tugend mitverstanden werde: und bis auf den heutigen Tag hat man es noch nicht völlig verlernt.— Nebenbei bemerkt, jene genannte moralische Erweckung hat für die Erkenntnis der moralischen Erscheinungen, wie sich fast erraten lässt, nur Nachteile und rückschreitende Bewegungen zur Folge gehabt. Was ist die ganze deutsche Moralphilosophie, von Kant an gerechnet, mit allen ihren französischen, englischen und italienischen Ausläufern und Nebenzüglern? Ein halbtheologisches Attentat gegen Helvetius, ein Abweisen der lange und mühsam erkämpften Freiblicke oder Fingerzeige des rechten Weges, welche er zuletzt gut ausgesprochen und zusammengebracht hat. Bis auf den heutigen Tag ist Helvetius in Deutschland der bestbeschimpfte aller guten Moralisten und guten Menschen.

217

Klassisch und romantisch. — Sowohl die klassisch als die romantisch gesinnten Geister—wie es diese beiden Gattungen immer gibt—tragen sich mit einer Vision der Zukunft: aber die ersteren aus einer Stärke ihrer Zeit heraus, die letzteren aus deren Schwäche.

218

Die Maschine als Lehrerin. — Die Maschine lehrt durch sich selber das Ineinandergreifen von Menschenhaufen, bei Aktionen, wo jeder nur eins zu tun hat: sie gibt das Muster der Partei-Organisation und der Kriegsführung. Sie lehrt dagegen nicht die individuelle Selbstherrlichkeit: sie macht aus Vielen Eine Maschine, und aus jedem einzelnen ein Werkzeug zu Einem Zwecke. Ihre allgemeinste Wirkung ist: den Nutzen der Zentralisation zu lehren.

219

Nicht sesshaft. — Man wohnt gerne in der kleinen Stadt; aber von Zeit zu Zeit treibt gerade sie uns in die einsamste unenthüllteste Natur: dann nämlich, wenn jene uns einmal wieder zu durchsichtig geworden ist. Endlich gehen wir, um uns wieder von dieser Natur zu erholen, in die grosse Stadt. Einige Züge aus derselben—und wir erraten den Bodensatz ihres Bechers,—der Kreislauf, mit der kleinen Stadt am Anfange, beginnt von neuem.— So leben die Modernen: welche in allem etwas zu gründlich sind, um sesshaft zu sein gleich den Menschen anderer Zeiten.

220

Reaktion gegen die Maschinen-Kultur. — Die Maschine, selber ein Erzeugnis der höchsten Denkkräfte, setzt bei den Personen, welche sie bedienen, fast nur die niederen, gedankenlosen Kräfte in Bewegung. Sie entfesselt dabei eine Unmasse Kraft überhaupt, die sonst schlafen läge, das ist wahr, aber sie gibt nicht den Antrieb zum Höhersteigen, zum Bessermachen, zum Künstlerwerden. Sie macht tätig und einförmig— das erzeugt aber auf die Dauer eine Gegenwirkung, eine verzweifelte Langeweile der Seele, welche durch sie nach wechselvollem Müssiggange dürsten lernt.

221

Die Gefährlichkeit der Aufklärung. — Alles das Halbverrückte, Schauspielerische, Tierisch-Grausame, Wollüstige, namentlich Sentimentale und Sich-selbst- Berauschende, was zusammen die eigentlich revolutionäre Substanz ausmacht und in Rousseau, vor der Revolution, Fleisch und Geist geworden war,—dieses ganze Wesen setzte sich mit perfider Begeisterung noch die Aufklärung auf das fanatische Haupt, welches durch diese selber wie in einer verklärenden Glorie zu leuchten begann: die Aufklärung, die im Grunde jenem Wesen so fremd ist und, für sich waltend, still wie ein Lichtglanz durch Wolken gegangen sein würde, lange Zeit zufrieden damit, nur die Einzelnen umzubilden: so dass sie nur sehr langsam auch die Sitten und Einrichtungen der Völker umgebildet hätte. Jetzt aber, an ein gewaltsames und plötzliches Wesen gebunden, wurde die Aufklärung selber gewaltsam und plötzlich. Ihre Gefährlichkeit ist dadurch fast grösser geworden als die befreiende und erhellende Nützlichkeit, welche durch sie in die grosse Revolutions-Bewegung kam. Wer dies begreift, wird auch wissen, aus welcher Vermischung man sie herauszuziehen, von welcher Verunreinigung man sie zu läutern hat: um dann, an sich selber, das Werk der Aufklärung fortzusetzen und die Revolution nachträglich in der Geburt zu ersticken, ungeschehen zu machen.

222

Die Leidenschaft im Mittelalter. — Das Mittelalter ist die Zeit der grössten Leidenschaften. Weder das Altertum noch unsere Zeit hat diese Ausweitung der Seele: ihre Räumlichkeit war nie grösser, und nie ist mit längeren Massstäben gemessen worden. Die physische Urwald-Leiblichkeit von Barbarenvölkern und die überseelenhaften, überwachen, allzuglänzenden Augen von christlichen Mysterien-Jüngern, das Kindlichste, Jüngste und ebenso das Überreifste, Altersmüdeste, die Roheit des Raubtiers und die Verzärtelung und Ausspitzung des spätantiken Geistes—alles dies kam damals an Einer Person nicht selten zusammen: da musste, wenn einer in Leidenschaft geriet, die Stromschnelle des Gemütes gewaltiger, der Strudel verwirrter, der Sturz tiefer sein als je.— Wir neueren Menschen dürfen mit der Einbusse zufrieden sein, welche hier gemacht worden ist

223

Rauben und Sparen.— Alle geistigen Bewegungen gehen vorwärts, infolge deren die Grossen zu rauben, die Kleinen zu sparen hoffen können. Deshalb ging zum Beispiel die deutsche Reformation vorwärts.

224

Fröhliche Seelen. — Wenn auf Trunk, Trunkenheit und eine übelriechende Art von Unfläterei auch nur von ferne hingewinkt wurde, dann wurden die Seelen der älteren Deutschen fröhlich,—sonst waren sie verdrossen; aber dort hatten sie ihre Art von Verständnis-Innigkeit.

225

Das ausschweifende Athen. — Selbst als der Fischmarkt Athens seine Denker und Dichter bekommen hatte, besass die griechische Ausschweifung immer noch ein idyllischeres und feineres Aussehen, als es je die römische oder die deutsche Ausschweifung hatte. Die Stimme Juvenals hätte dort wie eine hohle Trompete geklungen: ein artiges und fast kindliches Gelächter hätte ihm geantwortet.

226

Klugheit der Griechen. — Da das Siegen- und Hervorragen-wollen ein unüberwindlicher Zug der Natur ist, älter und ursprünglicher als alle Achtung und Freude der Gleichstellung, so hat der griechische Staat den gymnastischen und musischen Wettkampf innerhalb der Gleichen sanktioniert, also einen Tummelplatz abgegrenzt, wo jener Trieb sich entladen konnte, ohne die politische Ordnung in Gefahr zu bringen. Mit dem endlichen Verfalle des gymnastischen und musischen Wettkampfes geriet der griechische Staat in innere Unruhe und Auflösung.

227

"Der ewige Epikur."— Epikur hat zu allen Zeiten gelebt und lebt noch, unbekannt denen, welche sich Epikureer nannten und nennen, und ohne Ruf bei den Philosophen. Auch hat er selber den eigenen Namen vergessen: es war das schwerste Gepäck, welches er je abgeworfen hat.

228

Stil der Überlegenheit. — Studentendeutsch, die Sprechweise des deutschen Studenten, hat ihren Ursprung unter den nicht-studierenden Studenten, welche eine Art von Übergewicht über ihre ernsteren Genossen dadurch zu erlangen wissen, dass sie an Bildung, Sittsamkeit, Gelehrtheit, Ordnung, Mässigung alles Maskeradenhafte aufdecken und die Worte aus jenen Bereichen zwar fortwährend ebenso im Munde führen, wie die Besseren, Gelehrteren, aber mit einer Bosheit im Blicke und einer begleitenden Grimasse. In dieser Sprache der Überlegenheit—der einzigen, die in Deutschland original ist—reden nun unwillkürlich auch die Staatsmänner und die Zeitungs-Kritiker: es ist ein beständiges ironisches Zitieren, ein unruhiges, unfriedfertiges Schielen des Auges nach Rechts und Links ein Gänsefüsschen- und Grimassen- Deutsch.

229

Die Vergrabenen. — Wir ziehen uns ins Verborgene zurück: aber nicht aus irgend einem persönlichen Missmute, als ob uns die politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart nicht genugtäten, sondern weil wir durch unsere Zurückziehung Kräfte sparen und sammeln wollen, welche später einmal der Kultur ganz not tun werden, je mehr diese Gegenwart diese Gegenwart ist und als solche ihre Aufgabe erfüllt. Wir bilden ein Kapital und suchen es sicherzustellen: aber, wie in ganz gefährlichen Zeiten, dadurch, dass wir es vergraben.

230

Tyrannen des Geistes. — In unserer Zeit würde man jeden, der so streng der Ausdruck eines moralischen Zuges wäre, wie die Personen Theophrasts und Molieres es sind, für krank halten, und von "fixer Idee" bei ihm reden. Das Athen des dritten Jahrhunderts würde uns, wenn wir dort einen Besuch machen dürften, wie von Narren bevölkert erscheinen. Jetzt herrscht die Demokratie der Begriffe in jedem Kopfe,—viele zusammen sind der Herr: ein einzelner Begriff, der Herr sein wollte, heisst jetzt, wie gesagt, "fixe Idee." Dies ist unsere Art, die Tyrannen zu morden,—wir winken mach dem lrrenhause hin.

231

Gefährlichste Auswanderung. — In Russland gibt es eine Auswanderung der Intelligenz: man geht über die Grenze, um gute Bücher zu lesen und zu schreiben. So wirkt man aber dahin, das vom Geiste verlassene Vaterland immer mehr zum vorgestreckten Rachen Asiens zu machen, der das kleine Europa verschlingen möchte.

232

Die Staats-Narren. — Die fast religiöse Liebe zum Könige ging bei den Griechen auf die Polis über, als es mit dem Königtum zu Ende war. Und weil ein Begriff mehr Liebe erträgt als eine Person, und namentlich dem Liebenden nicht so oft vor den Kopf stösst, wie geliebte Menschen es tun (—denn je mehr sie sich geliebt wissen, desto rücksichtsloser werden sie meistens, bis sie endlich der Liebe nicht mehr würdig sind, und wirklich ein Riss entsteht), so war die Polis- und Staats-Verehrung grösser, als irgend je vorher die Fürsten-Verehrung. Die Griechen sind die Staats-Narren der alten Geschichte—in der neueren sind es andere Völker.

233

Gegen die Vernachlässigung der Augen. — Ob man nicht bei den gebildeten Klassen Englands, welche die Times lesen, alle zehn Jahre eine Abnahme der Sehkraft nachweisen könnte?

234

Grosse Werke und grosser Glaube. — Jener hatte die grossen Werke, sein Genosse aber hatte den grossen Glauben an diese Werke. Sie waren unzertrennlich: aber ersichtlich hing der erstere völlig vom zweiten ab.

235

Der Gesellige. — "Ich bekomme mir nicht gut" sagte jemand, um seinen Hang zur Gesellschaft zu erklären. "Der Magen der Gesellschaft ist stärker als der meinige, er verträgt mich."

236

Augen-Schliessen des Geistes. — Ist man geübt und gewohnt, über das Handeln nachzudenken, so muss man doch beim Handeln selber (sei dieses selbst nur Briefschreiben oder Essen und Trinken) das innere Auge schliessen. Ja, im Gespräch mit Durchschnittsmenschen muss man es verstehen, mit geschlossenen Denker-Augen zu denken,—um nämlich das Durchschnitts-Denken zu erreichen und zu begreifen. Dieses Augen-Schliessen ist ein fühlbarer, mit Willen vollziehbarer Akt.

237

Die furchtbarste Rache.— Wenn man sich an einem Gegner durchaus rächen will, so soll man so lange warten, bis man die ganze Hand voll Wahrheiten und Gerechtigkeiten hat und sie gegen ihn ausspielen kann, mit Gelassenheit: so dass Rache üben mit Gerechtigkeit üben zusammenfällt. Es ist die furchtbarste Art der Rache: denn sie hat keine Instanz über sich, an die noch apelliert werden könnte. So rächte sich Voltaire an Piron, mit fünf Zeilen, die über dessen ganzes Leben, Schaffen und Wollen richten: soviel Worte, soviel Wahrheiten; so rächte sich derselbe an Friedrich dem Grossen (in einem Briefe an ihn, von Ferney aus).

238

Luxus-Steuer.— Man kauft in den Läden das Nötige und Nächste und muss es teuer bezahlen, weil man mitbezahlt, was dort auch feil steht, aber nur selten seine Abnehmer hat: das Luxushafte und Gelüstartige. So legt der Luxus dem Einfachen, der seiner enträt, doch eine fortwährende Steuer auf.

239

Warum die Bettler noch leben.— Wenn alle Almosen nur aus Mitleiden gegeben würden, so wären die Bettler allesamt verhungert.

240

Warum die Bettler noch leben.— Die grösste Almosenspenderin ist die Feigheit.

241

Wie der Denker ein Gespräch benutzt. — Ohne Horcher zu sein, kann man viel hören, wenn man versteht, gut zu sehen, doch sich selber für Zeiten aus den Augen zu verlieren. Aber die Menschen wissen ein Gespräch nicht zu benutzen; sie verwenden bei weitem zuviel Aufmerksamkeit auf das, was sie sagen und entgegnen wollen, während der wirkliche Hörer sich oft begnügt, vorläufig zu antworten und etwas als Abschlagszahlung der Höflichkeit überhaupt zu sagen, dagegen mit seinem hinterhaltigen Gedächtnisse alles davonträgt, was der andere geäussert hat, nebst der Art in Ton und Gebärde, wieer es äusserte.— Im gewöhnlichen Gespräche meint jeder der Führende zu sein, wie wenn zwei Schiffe, die nebeneinander fahren und sich hier und da einen kleinen Stoss geben, beiderseits im guten Glauben sind, ihr Nachbarschiff folge oder werde sogar geschleppt.

242

Die Kunst, sich zu entschuldigen. — Wenn sich jemand vor uns entschuldigt, so muss er es sehr gut machen: sonst kommen wir uns selber leicht als die Schuldigen vor und haben eine unangenehme Empfindung.

243

Unmöglicher Umgang. — Das Schiff deiner Gedanken geht zu tief, als dass du mit ihm auf den Gewässern dieser freundlichen, anständigen, entgegenkommenden Personen fahren konntest. Es sind da der Untiefen und Sandbänke zu viele: du würdest dich drehen und wenden müssen und in fortwährender Verlegenheit sein, und jene würden alsbald auch in Verlegenheit geraten—über deine Verlegenheit, deren Ursache sie nicht erraten können.

244

Fuchs der Füchse. — Ein rechter Fuchs nennt nicht nur die Trauben sauer, welche er nicht erreichen kann, sondern auch die, welche er erreicht und anderen vorweggenommen hat.

245

Im nächsten Verkehre. — Wenn Menschen auch noch so eng zusammengehören: es gibt innerhalb ihres gemeinsamen Horizontes doch noch alle vier Himmelsrichtungen, und in manchen Stunden merken sie es.

246

Das Schweigen des Ekels. — Da macht jemand als Denker und Mensch eine tiefe, schmerzhafte Umwandlung durch und legt dann öffentlich Zeugnis davon ab. Und die Hörer merken nichts! glauben ihn noch ganz als den alten!— Diese gewöhnliche Erfahrung hat manchen Schriftstellern schon Ekel gemacht: sie hatten die Intellektualität der Menschen zu hoch geachtet und gelobten sich, als sie ihren Irrtum wahrnahmen, das Schweigen an.

247

Geschäfts-Ernst.— Die Geschäfte manches Reichen und Vornehmen sind seine Art Ausruhens von allzulangem gewohnheitsmässigem Müssiggang: er nimmt sie deshalb so ernst und passioniert, wie andere Leute ihre seltenen Musse-Erholungen und -Liebhabereien.

248

Doppelsinn des Auges. — Wie das Gewässer zu deinen Füssen eine plötzliche schuppenhafte Erzitterung überläuft, so gibt es auch im menschlichen Auge solche plötzliche Unsicherheiten und Zweideutigkeiten, bei denen man sich fragt: ist's ein Schaudern? ist's ein Lächeln? ist's beides?

249

Positiv und negativ.— Dieser Denker braucht niemanden, der ihn widerlegt: er genügt sich dazu selber.

250

Die Rache der leeren Netze. — Man nehme sich vor allen Personen in acht, welche das bittre Gefühl des Fischers haben, der nach mühevollem Tagewerk am Abend mit leeren Netzen heimfährt.

251

Sein Recht nicht geltend machen. — Macht ausüben kostet Mühe und erfordert Mut. Deshalb machen so viele ihr gutes, allerbestes Recht nicht geltend, weil dies Recht eine Art Macht ist, sie aber zu faul oder zu feige sind, es auszuüben. Nachsicht und Geduld heissen die Deckmantel-Tugenden dieser Fehler.

252

Lichtträger. — In der Gesellschaft wäre kein Sonnenschein, wenn ihn nicht die geborenen Schmeichelkatzen mit hineinbrächten, ich meine die sogenannten Liebenswürdigen.

253

Am mildtätigsten.— Wenn der Mensch eben sehr geehrt worden ist und ein wenig gegessen hat, so ist er am mildtätigsten.

254

Zum Lichte. — Die Menschen drängen sich zum Lichte, nicht um besser zu sehen, sondern um besser zu glänzen.— Vor wem man glänzt, den lässt man gerne als Licht gelten.

255

Die Hypochonder. — Der Hypochonder ist ein Mensch, der gerade genug Geist und Lust am Geiste besitzt, um seine Leiden, seinen Verlust, seine Fehler gründlich zu nehmen: aber sein Gebiet, auf dem er sich nährt, ist zu klein; er weidet es so ab, dass er endlich die einzelnen Hälmchen suchen muss. Dabei wird er endlich zum Neider und Geizhals—und dann erst ist er unausstehlich.

256

Zurückerstatten.— Hesiod rät an, dem Nachbar, der uns ausgeholfen hat, mit gutem Masse und womöglich reichlicher zurückzugeben, sobald wir es vermögen. Dabei hat nämlich der Nachbar seine Freude, denn seine einstmalige Gutmütigkeit trägt ihm Zinsen ein; aber auch der, welcher zurückgibt, hat sein Freude, insofern er die kleine einstmalige Demütigung, sich aushelfen lassen zu müssen, durch ein kleines Übergewicht, als Schenkender, zurückkauft.

257

Feiner als nötig. — Unser Beobachtungssinn dafür, ob andere unsere Schwächen wahrnehmen, ist viel feiner, als unser Beobachtungssinn für die Schwächen anderer: woraus sich also ergibt, dass er feiner ist, als nötig wäre.

258

Eine lichte Art von Schatten. — Dicht neben den ganz mächtigen Menschen befindet sich fast regelmässig, wie an sie angebunden eine Lichtseele. Sie ist gleichsam der negative Schatten, den jene werfen.

259

Sich nicht rächen?— Es gibt so viele feine Arten der Rache, dass einer der Anlass hätte sich zu rächen, im Grunde tun oder lassen kann, was er will: alle Welt wird doch nach einiger Zeit übereingekommen sein, dass er sich gerächt habe. Sich nicht zu rächen steht also kaum im Belieben eines Menschen: dass er es nicht wolle, darf er nicht einmal aussprechen, weil die Verachtung der Rache als eine sublime, sehr ernpfindliche Rache gedeutet und empfunden wird.— Woraus sich ergibt, dass man nichts Überflüssiges tun soll — —

260

Irrtum der Ehrenden. — Jeder glaubt einem Denker etwas Ehrendes und Angenehmes Zu sagen wenn er ihm zeigt, wie er von selber genau auf denselben Gedanken und selbst auf den gleichen Ausdruck geraten sei; und doch wird bei solchen Mitteilungen der Denker nur selten ergötzt, aber häufig gegen seinen Gedanken und dessen Ausdruck misstrauisch: er beschliesst im Stillen, beide einmal zu revidieren.— Man muss, wenn man jemanden ehren will, sich vor dem Ausdruck: der Übereinstimmung hüten: sie stellt auf ein gleiches Niveau.— In vielen Fällen ist es die Sache der gesellschaftlichen Schicklichkeit, eine Meinung so anzuhören, als sei sie nicht die unsrige, ja als ginge sie über unsern Horizont hinaus: zum Beispiel wenn der Alte, Alterfahrene einmal ausnahmsweise den Schrein seiner Erkenntnisse aufschliesst.

261

Brief. — Der Brief ist ein unangemeldeter Besuch, der Briefbote der Vermittler unhöflicher Überfälle. Man sollte alle acht Tage eine Stunde zum Briefempfangen haben und darnach ein Bad nehmen.

262

Der Voreingenommene.— Jemand sagte: ich bin gegen mich voreingenommen, von Kindesbeinen an: deshalb finde ich in jedem Tadel etwas Wahrheit und in jedem Lobe etwas Dummheit. Das Lob wird von mir gewöhnlich zu gering und der Tadel zu hoch geschätzt.

263

Weg zur Gleichheit. — Einige Stunden Bergsteigens machen aus einem Schuft und einem Heiligen zwei ziemlich gleiche Geschöpfe. Die Ermüdung ist der kürzeste Weg zur Gleichheit und Brüderlichkeit—und die Freiheit wird endlich durch den Schlaf hinzugegeben.

264

Verleumdung. — Kommt man einer eigentlich infamen Verdächtigung auf die Spur, so suche man ihren Ursprung nie bei seinen ehrlichen und einfachen Fein- den; denn diese würden, wenn sie so etwas über uns erfänden, als Feinde keinen Glauben finden. Aber jene, denen wir eine Zeitlang am meisten genützt haben, welche aber, aus irgend einem Grunde, im Geheimen sicher darüber sein dürfen, nichts mehr von uns zu erlangen,—solche sind imstande, die Infamie ins Rollen zu bringen: sie finden Glauben, einmal weil man annimmt, dass sie nichts erfinden würden, was ihnen selber Schaden bringen könnte; sodann weil sie uns näher kennengelernt haben.— Zum Troste mag sich der so schlimm verleumdete sagen: Verleumdungen sind Krankheiten anderer, die an deinem Leibe ausbrechen; sie beweisen, dass die Gesellschaft ein (moralischer) Körper ist, so dass du an dir die Kur vornehmen kannst, die den Anderen nützen soll.

265

Das Kinder-Himmelreich.— Das Glück des Kindes ist ebenso sehr ein Mythus wie das Glück der Hyperboreer, von dem die Griechen erzählten. Wenn das Glück überhaupt auf Erden wohnt, meinten diese, dann gewiss möglichst weit von uns, etwa dort am Rande der Erde. Ebenso denken die älteren Menschen: wenn der Mensch überhaupt glücklich sein kann, dann gewiss möglichst fern von unserem Alter, an den Grenzen und Anfängen des Lebens. Für manchen Menschen ist der Anblick der Kinder, durch den Schleier dieses Mythus hindurch, das grösste Glück, dessen er teilhaftig werden kann; er geht selber bis in den Vorhof des Himmelreichs, wenn er sagt "lasset die Kindlein zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich."— Der Mythus vom Kinder-Himmelreich ist überall irgendwie tätig, wo es in der modernen Welt etwas von Sentimentalität gibt.

266

Die Ungeduldigen. — Gerade der Werdende will das Werdende nicht: er ist zu ungeduldig dafür. Der Jüngling will nicht warten, bis, nach langen Studien, Leiden und Entbehrungen, sein Gemälde von Menschen und Dingen voll werde: so nimmt er ein anderes, das fertig dasteht und ihm angeboten wird, auf Treu und Glauben an, als müsse es ihm die Linien und Farben seines Gemäldes vorweg geben, er wirft sich einem Philosophen, einem Dichter ans Herz und muss nun eine lange Zeit Frondienste tun und sich selber verleugnen. Vieles lernt er dabei: aber häufig vergisst ein Jüngling das Lernens- und Erkenntniswerteste darüber—sich selber; er bleibt zeitlebens ein Parteigänger. Ach, es ist viel Langeweile zu überwinden, viel Schweiss nötig, bis man seine Farben, seinen Pinsel, seine Leinwand gefunden hat!— Und dann ist man noch lange nicht Meister seiner Lebenskunst—aber wenigstens Herr in der eigenen Werkstatt.

267

Es gibt keine Erzieher. — Nur von Selbst-Erziehung solle man als Denker reden. Die Jugend-Erziehung durch andere ist entweder ein Experiment, an einem noch Unerkannten, Unerkennbaren vollzogen, oder eine grundsätzliche Nivellierung, um das neue Wesen, welches es auch sei, den Gewohnheiten und Sitten, welche herrschen, gemäss zu machen: in beiden Fällen also etwas, das des Denkers unwürdig ist, das Werk der Eltern und Lehrer, welche einer der verwegenen Ehrlichen nos ennemis naturels genannt hat.— Eines Tages, wenn man längst, nach der Meinung der Welt, erzogen ist, ent- deckt man sich selber: da beginnt die Aufgabe des Denkers; jetzt ist es Zeit, ihn zu Hilfe zu rufen—nicht als einen Erzieher, sondern als einen Selbst-Erzogenen, der Erfahrung hat.

268

Mitleiden mit der Jugend. — Es jammert uns, wenn wir hören, dass einem Jünglinge schon die Zähne ausbrechen, einem andern die Augen erblinden. Wüssten wir alles Unwiderrufliche und Hoffnungslose, das in seinem ganzen Wesen steckt, wie gross würde erst der Jammer sein!— Weshalb leiden wir hierbei eigentlich? Weil die Jugend fortführen soll, was wir unternommen haben, und jeder Ab- und Anbruch ihrer Kraft unserem Werke, das in ihre Hände fällt, zum Schaden gereichen will. Es ist der Jammer über die schlechte Garantie unserer Unsterblichkeit: oder wenn wir uns nur als Vollstrecker der Menschheits-Mission fühlen, der Jammer darüber, dass diese Mission in schwächere Hände, als die unsrigen sind, übergehen muss.

269

Die Lebensalter. — Die Vergleichung der vier Jahreszeiten mit den vier Lebensaltern ist eine ehrwürdige Albernheit. Weder die ersten 20, noch die letzten 20 Jahre des Lebens entsprechen einer Jahreszeit: vorausgesetzt, dass man sich bei der Vergleichung nicht mit dem Weiss des Haares und Schnees und mit ähnlichen Farbenspielen begnügt. Jene ersten zwanzig Jahre sind eine Vorbereitung auf das Leben überhaupt, auf das ganze Lebensjahr, als eine Art langen Neujahrstages; und die letzten zwanzig überschauen, verinnerlichen, bringen in Fug und Zusammenklang, was nur alles vorher erlebt wurde: so wie man es, in kleinem Masse, an jedem Silvestertage mit dem ganzen verflossenen Jahre tut. Zwischen inne liegt aber in der Tat ein Zeitraum, welcher die Vergleichung mit den Jahreszeiten nahelegt der Zeitraum vom zwanzigsten bis zum fünfzigsten Jahre (um hier einmal in Bausch und Bogen nach Jahrzehnten zu rechnen, während es sich von selber versteht, dass jeder nach seiner Erfahrung diese groben Ansätze für sich verfeinern muss). Jene dreimal zehn Jahre entsprechen dreien Jahreszeiten: dem Sommer, dem Frühling und dem Herbste,—einen Winter hat das menschliche Leben nicht, es sei denn, dass man die leider nicht selten eingeflochtenen harten, kalten, einsamen, hoffnungsarmen, unfruchtbaren Krankheitszeiten die Winterzeiten der Menschen nennen will. Die zwanziger Jahre: heiss, lästig, gewitterhaft, üppig treibend, müde machend, Jahre, in denen man den Tag am Abend, wenn er zu Ende ist, preist und sich dabei die Stirn abwischt: Jahre, in denen die Arbeit uns hart, aber notwendig dünkt,—diese zwanziger Jahre sind der Sommer des Lebens. Die dreissiger dagegen sind sein Frühling: die Luft bald zu warm, bald zu kalt, immer unruhig und anreizend: quellender Saft, Blätterfülle, Blütenduft überall: viele bezaubernde Morgen und Nächte: die Arbeit, zu der der Vogelgesang uns weckt, eine rechte Herzens-Arbeit, eine Art Genuss der eigenen Rüstigkeit, verstärkt durch vorgeniessende Hoffnungen. Endlich die vierziger Jahre: geheimnisvoll, wie alles Stillestehende; einer hohen weiten Berg-Ebene gleichend, an der ein frischer Wind hinläuft; mit einem klaren, wolkenlosen Himmel darüber, welcher den Tag über und in die Nächte hinein immer mit der gleichen Sanftmut blickt: die Zeit der Ernte und der herzlichsten Heiterkeit—es ist der Herbst des Lebens.

270

Der Geist der Frauen in der jetzigen Gesellschaft. — Wie die Frauen jetzt über den Geist der Männer denken, errät man daraus, dass sie bei ihrer Kunst des Schmückens an alles eher denken, als den Geist ihrer Züge oder die geistreichen Einzelheiten ihres Gesichts noch besonders zu unterstreichen: sie verbergen Derartiges vielmehr und wissen sich dagegen, zum Beispiel durch eine Anordnung des Haars über der Stirn, den Ausdruck einer lebendig begehrenden Sinnlichkeit und Ungeistigkeit zu geben, gerade wenn sie diese Eigenschaften nur wenig besitzen. Ihre Überzeugung, dass der Geist bei Weibern die Männer erschrecke, geht so weit, dass sie selbst die Schärfe des geistigsten Sinnes gern verleugnen und den Ruf der Kurzsichtigkeit absichtlich auf sich laden; dadurch glauben sie wohl die Männer zutraulicher zu machen: es ist, als ob sich eine einladende sanfte Dämmerung um sie verbreite.

271

Gross und vergänglich. — Was den Betrachtenden zu Tränen rührt, das ist der schwärmerische Glückes- Blick, mit dem eine schöne junge Frau ihren Gatten ansieht. Man empfindet alle Herbst-Wehmut dabei, über die Grösse sowohl, als über die Vergänglichkeit des menschlichen Glückes.

272

Opfer-Sinn. — Manche Frau hat den intelletto del sacrifizio und wird ihres Lebens nicht mehr froh, wenn der Gatte sie nicht opfern will: sie weiss dann mit ihrem Verstande nicht mehr wohin? und wird unversehens aus dem Opfertier der Opferpriester selber.

273

Das Unweibliche.— "Dumm wie ein Mann" sagen die Frauen: "feige wie ein Weib" sagen die Männer. Die Dummheit ist am Weibe das Unweibliche.

274

Männliches und weibliches Temperament und die Sterblichkeit. — Dass das männliche Geschlecht ein schlechteres Temperament hat, als das weibliche, ergibt sich auch daraus, dass die männlichen Kinder der Sterblichkeit mehr ausgesetzt sind, als die weiblichen, offenbar weil sie leichter "aus der Haut fahren": ihre Wildheit und Unverträglichkeit verschlimmert alle Übel leicht bis ins Tödliche.

275

Die Zeit der Zyklopen-Bauten. — Die Demokratisierung Europas ist unaufhaltsam: wer sich dagegen stemmt, gebraucht doch eben die Mittel dazu, welche erst der demokratische Gedanke jedermann in die Hand gab, und macht diese Mittel selber handlicher und wirksamer: und die grundsätzlichsten Gegner der Demokratie (ich meine die Umsturzgeister) scheinen nur deshalb da zu sein, um durch die Angst, welche sie erregen, die verschiedenen Parteien immer schneller auf der demokratischen Bahn vorwärts zu treiben. Nun kann es einem angesichts derer, welche jetzt bewusst und ehrlich für diese Zukunft arbeiten, in der Tat bange werden: es liegt etwas Ödes und Einförmiges in ihren Gesichtern, und der graue Staub scheint auch bis in ihre Gehirne hinein geweht zu sein. Trotzdem: es ist möglich, dass die Nachwelt über dieses unser Bangen einmal lacht und an die demokratische Arbeit einer Reihe von Geschlechtern etwa so denkt, wie wir an den Bau von Steindämmen und Schutzmauern—als an eine Tätigkeit, die notwendig viel Staub auf Kleider und Gesichter breitet und unvermeidlich wohl auch die Arbeiter ein wenig blödsinnig macht; aber wer würde deswegen solches Tun ungetan wünschen! Es scheint, dass die Demokratisierung Europas ein Glied in der Kette jener ungeheuren prophylaktischen Massregeln ist, welche der Gedanke der neuen Zeit sind und mit denen wir uns gegen das Mittelalter abheben. Jetzt erst ist das Zeitalter der Zyklopenbauten! Endliche Sicherheit der Fundamente, damit alle Zukunft auf ihnen ohne Gefahr bauen kann! Unmöglichkeit fürderhin, dass die Fruchtfelder der Kultur wieder über Nacht von wilden und sinnlosen Bergwässern zerstört werden! Steindämme und Schutzmauern gegen Barbaren, gegen Seuchen, gegen leibliche und geistige Verknechtung! Und dies alles zunächst wörtlich und gröblich, aber allmählich immer höher und geistiger verstanden, so dass alle hier angedeuteten Massregeln die geistreiche Gesamtvorbereitung des höchsten Künstlers der Gartenkunst zu sein scheinen, der sich dann erst zu seiner eigentlichen Aufgabe wenden kann, wenn jene vollkommen ausgeführt ist!— Freilich: bei den weiten Zeitstrecken, welche hier zwischen Mittel und Zweck liegen, bei der grossen, übergrossen, Kraft und Geist von Jahrhunderten anspannenden Mühsal, die schon not tut, um nur jedes einzelne Mittel zu schaffen oder herbeizuschaffen, darf man es den Arbeitern an der Gegenwart nicht zu hart anrechnen, wenn sie laut dekretieren, die Mauer und das Spalier sei schon der Zweck und das letzte Ziel; da ja noch niemand den Gärtner und die Fruchtpflanzen sieht, um derentwillen das Spalier da ist.

276

Das Recht des allgemeinen Stimmrechts. — Das Volk hat sich das allgemeine Stimmrecht nicht gegeben, es hat dasselbe, überall, wo es jetzt in Geltung ist, empfangen und vorläufig angenommen: jedenfalls hat es aber das Recht, es wieder zurückzugeben, wenn es seinen Hoffnungen nicht genug tut. Dies scheint jetzt allerorten der Fall zu sein: denn wenn bei irgend einer Gelegenheit, wo es gebraucht wird, kaum Zweidrittel, ja vielleicht nicht einmal die Majorität aller Stimmberechtigten an die Stimm-Urne kommt, so ist dies ein Votum gegen das ganze Stimmsystem überhaupt.— Man muss hier sogar noch viel strenger urteilen. Ein Gesetz, welches bestimmt, dass die Majorität über das Wohl aller die letzte Entscheidung habe, kann nicht auf derselben Grundlage, welche durch dasselbe erst gegeben wird, aufgebaut werden; es bedarf notwendig einer noch breiteren: und dies ist die Einstimmigkeit aller. Das allgemeine Stimmrecht darf nicht nur der Ausdruck eines Majoritäten-Willens sein: das ganze Land muss es wollen. Deshalb genügt schon der Widerspruch einer sehr kleinen Minorität, dasselbe als untunlich wieder beiseite zu stellen: und die Nichtbeteiligung an einer Abstimmung ist eben ein solcher Widerspruch, der das ganze Stimmsystem zum Falle bringt. Das "absolute Veto" des einzelnen oder, um nicht ins Kleinliche zu verfallen, das Veto weniger Tausende hängt über diesem System, als die Konsequenz der Gerechtigkeit: bei jedem Gebrauche, den man von ihm macht, muss es, laut der Art von Beteiligung, erst beweisen, dass es noch zu Recht besteht.

277

Das schlechte Schliessen. — Wie schlecht schliesst man, auf Gebieten, wo man nicht zu Hause ist, selbst wenn man als Mann der Wissenschaft noch so sehr an das gute Schliessen gewöhnt ist! Es ist beschämend! Und nun ist klar, dass im grossen Welttreiben, in Sachen der Politik, bei allem Plötzlichen und Drängenden, wie es fast jeder Tag heraufführt, eben dieses schlechte Schliessen entscheidet: denn niemand ist völlig in dem zu Hause, was über Nacht neu gewachsen ist; alles Politisieren, auch bei den grössten Staatsmännern, ist Improvisieren auf gut Glück.

278

Prämissen des Maschinen-Zeitalters. — Die Presse, die Maschine, die Eisenbahn, der Telegraph sind Prämissen, deren tausendjährige Konklusion noch niemand zu ziehen gewagt hat.

279

Ein Hemmschuh der Kultur. — Wenn wir hören: dort haben die Männer nicht Zeit zu den produktiven Geschäften; Waffenübungen und Umzüge nehmen ihnen den Tag weg, und die übrige Bevölkerung muss sie ernähren und kleiden, ihre Tracht aber ist auffallend, oftmals bunt und voll Narrheiten; dort sind nur wenige unterscheidende Eigenschaften anerkannt, die einzelnen gleichen einander mehr als anderwärts oder werden doch als Gleiche behandelt; dort verlangt und gibt man Gehorsam ohne Verständnis: man befiehlt, aber man hütet sich zu überzeugen; dort sind die Strafen wenige, diese wenigen aber sind hart und gehen schnell zum Letzten, Fürchterlichsten; dort gilt der Verrat als das grösste Verbrechen, schon die Kritik der Übelstände wird nur von den Mutigsten gewagt; dort ist ein Menschenleben wohlfeil, und der Ehrgeiz nimmt häufig die Form an, dass er das Leben in Gefahr bringt,—wer dies alles hört, wird sofort sagen: "es ist das Bild einer barbarischen, in Gefahr schwebenden Gesellschaft." Vielleicht, dass der eine hinzufügt: "es ist die Schilderung Spartas"; ein anderer wird aber nachdenklich werden und vermeinen, es sei unser modernes Militärwesen beschrieben, wie es inmitten unsrer andersartigen Kultur und Sozietät dasteht—als ein lebendiger Anachronismus, als das Bild, wie gesagt, einer barbarischen, in Gefahr schwebenden Gesellschaft, als ein posthumes Werk der Vergangenheit, welches für die Räder der Gegenwart nur den Wert eines Hemmschuhs haben kann.— Mitunter tut aber auch ein Hemmschuh der Kultur auf das Höchste not: wenn es nämlich zu schnell bergab oder, wie in diesem Falle vielleicht, bergauf geht.

280

Mehr Achtung vor den Wissenden!— Bei der Konkurrenz der Arbeit und der Verkäufer ist das Publikum zum Richter über das Handwerk gemacht: das hat aber keine strenge Sachkenntnis und urteilt nach dem Scheine der Güte. Folglich wird die Kunst des Scheines (und vielleicht der Geschmack) unter der Herrschaft der Konkurrenz steigen, dagegen die Qualität aller Erzeugnisse sich verschlechtern müssen. Folglich wird, wofern nur die Vernunft nicht im Werte fällt, irgendwann jener Konkurrenz ein Ende gemacht werden und ein neues Prinzip den Sieg über sie davontragen. Nur der Handwerksmeister sollte über das Handwerk urteilen, und das Publikum abhängig sein vom Glauben an die Person des Urteilenden und an seine Ehrlichkeit. Demnach keine anonyme Arbeit! Mindestens müsste ein Sachkenner als Bürge derselben dasein und seinen Namen als Pfand einsetzen, wenn der Name des Urhebers fehlt oder klanglos ist. Die Wohlfeilheit eines Werkes ist für den Laien eine andere Art Schein und Trug, da erst die Dauerhaftigkeit entscheidet, dass und inwiefern eine Sache wohlfeil ist; jene aber ist schwer und von dem Laien gar nicht zu beurteilen.— Also: was Effekt auf das Auge macht und wenig kostet, das bekommt jetzt das Übergewicht,—und das wird natürlich die Maschinenarbeit sein. Hinwiederum begünstigt die Maschine, das heisst die Ursache der grössten Schnelligkeit und Leichtigkeit der Herstellung, auch ihrerseits die verkäuflichsteSorte: sonst ist kein erheblicher Gewinn mit ihr zu machen; sie würde zu wenig gebraucht und zu oft stille stehen. Was aber am verkäuflichsten ist, darüber entscheidet das Publikum, wie gesagt: es muss das Täuschendste sein, das heisst das, was einmal gut scheint und sodann auch wohlfeil scheint. Also auch auf dem Gebiete der Arbeit muss unser Losungswort sein: "Mehr Achtung vor den Wissenden!"

281

Die Gefahr der Könige. — Die Demokratie hat es in der Hand, ohne alle Gewaltmittel, nur durch einen stetig geübten gesetzmässigen Druck, das König- und Kaisertum hohl zu machen: bis eine Null übrig bleibt, vielleicht, wenn man will, mit der Bedeutung jeder Null, dass sie, an sich nichts, doch an die rechte Seite gestellt, die Wirkung einer Zahl verzehnfacht. Das Kaiser- und Königtum bliebe ein prachtvoller Zierrat an der schlichten und zweckmässigen Gewandung der Demokratie, das schöne Überflüssige, welches sie sich gönnt, der Rest alles historisch ehrwürdigen Urväterzierrates, ja das Symbol der Historie selber—und in dieser Einzigkeit etwas höchst Wirksames, wenn es, wie gesagt, nicht für sich allein steht, sondern richtig gestellt wird.— Um der Gefahr jener Aushöhlung vorzubeugen, halten die Könige jetzt mit den Zähnen an ihrer Würde als Kriegsfürsten fest: dazu brauchen sie Kriege, das heisst Ausnahmezustände, in denen jener langsame, gesetzmässige Druck der demokratischen Gewalten pausiert.

282

Der Lehrer ein notwendiges Übel.— So wenig wie möglich Personen zwischen den produktiven Geistern und den hungernden und empfangenden Geistern! Denn die Mittlerwesen fälschen fast unwillkürlich die Nahrung, die sie vermitteln: sodann wollen sie zur Belohnung für ihr Vermitteln zu viel für sich, was also den originalen, produktiven Geistern entzogen wird: nämlich Interesse, Bewunderung, Zeit, Geld und anderes.— Also: man sehe immerhin den Lehrer als ein notwendiges Übel an, ganz wie den Handelsmann: als ein Übel, das man so klein wie möglich machen muss!— Wenn vielleicht die Not der deutschen Zustände jetzt ihren Hauptgrund darin hat, dass viel zu viele vom Handel leben und gut leben wollen (also dem Erzeugenden die Preise möglichst zu verringern und den Verzehrenden die Preise möglichst zu erhöhen suchen, um am möglichst grossen Schaden beider den Vorteil zu haben): so kann man gewiss einen Hauptgrund der geistigen Notstände in der Überfülle von Lehrern sehen ihretwegen wird so wenig und so schlecht gelernt.

283

Die Achtungssteuer. — Den uns Bekannten, von uns Geehrten, sei es ein Arzt, Künstler, Handwerker, der etwas für uns tut und arbeitet, bezahlen wir gern so hoch als wir können, oft sogar über unser Vermögen: dagegen bezahlt man den Unbekannten so niedrig es nur angehen will; hier ist ein Kampf, in welchem jeder um den Fussbreit Landes kämpft und mit sich kämpfen macht. Bei der Arbeit des Bekannten für uns ist etwas Unbezahlbares, die in seine Arbeit unsertwegen hineingelegte Empfindung und Erfindung: wir glauben das Gefühl hiervon nicht anders als durch eine Art Aufopferung unsererseits ausdrücken zu können.— Die stärkste Steuer ist die Achtungssteuer. Je mehr die Konkurrenz herrscht und man von Unbekannten kauft, für Unbekannte arbeitet, desto niedriger wird diese Steuer, während sie gerade der Massstab für die Höhe des menschlichen Seelen-Verkehres ist.

284

Das Mittel zum wirklichen Frieden. — Keine Regierung gibt jetzt zu, dass sie das Heer unterhalte, um gelegentliche Eroberungsgelüste zu befriedigen; sondern der Verteidigung soll es dienen. Jene Moral, welche die Notwehr billigt, wird als ihre Fürsprecherin angerufen. Das heisst aber: sich die Moralität und dem Nachbar die Immoralität vorbehalten, weil er angriffs- und eroberungslustig gedacht werden muss, wenn unser Staat notwendig an die Mittel der Notwehr denken soll; überdies erklärt man ihn, der genau ebenso wie unser Staat die Angriffslust leugnet und auch seinerseits das Heer vorgeblich nur aus Notwehrgründen unterhält, durch unsere Erklärung, weshalb wir ein Heer brauchen, für einen Heuchler und listigen Verbrecher, welcher gar zu gern ein harmloses und ungeschicktes Opfer ohne allen Kampf überfallen möchte. So stehen nun alle Staaten jetzt gegeneinander: sie setzen die schlechte Gesinnung des Nachbars und die gute Gesinnung bei sich voraus. Diese Voraussetzung ist aber eine Inhumanität,—so schlimm und schlimmer als der Krieg: ja, im Grunde ist sie schon die Aufforderung und Ursache zu Kriegen, weil sie, wie gesagt, dem Nachbar die Immoralität unter- schiebtund dadurch die feindselige Gesinnung und Tat zu provozieren scheint. Der Lehre von dem Heer als einem Mittel der Notwehr muss man ebenso gründlich abschwören als den Eroberungsgelüsten. Und es kommt vielleicht ein grosser Tag, an welcher ein Volk, durch Kriege und Siege, durch die höchste Ausbildung der militärischen Ordnung und Intelligenz ausgezeichnet und gewöhnt, diesen Dingen die schwersten Opfer zu bringen, freiwillig ausruft: "wir zerbrechen das Schwert"—und sein gesamtes Heerwesen bis in seine letzten Fundamente zertrümmert. Sich wehrlos machen, während man der Wehrhafteste war, aus einer Höhe der Empfindung heraus,—das ist das Mittel zum wirklichen Frieden, welcher immer auf einem Frieden der Gesinnung ruhen muss: während der sogenannte bewaffnete Friede, wie er jetzt in allen Ländern einhergeht, der Unfriede der Gesinnung ist, der sich und dem Nachbar nicht traut und halb aus Hass, halb aus Furcht die Waffen nicht ablegt. Lieber zugrunde gehn als hassen und fürchten, und zweimal lieber zugrunde gehn als sich hassen und fürchten machen, —dies muss einmal auch die oberste Maxime jeder einzelnen staatlichen Gesellschaft werden!— Unsern liberalen Volksvertretern fehlt es, wie bekannt, an Zeit zum Nachdenken über die Natur des Menschen: sonst würden sie wissen, dass sie umsonst arbeiten, wenn sie für eine "allmähliche Herabminderung der Militärlast" arbeiten. Vielmehr: erst wenn diese Art Not am grössten ist, wird auch die Art Gott am nächsten sein, die hier allein helfen kann. Der Kriegsglorien-Baum kann nur mit einem Male, durch einen Blitzschlag zerstört werden: der Blitz aber kommt, ihr wisst es ja, aus der Höhe. —

285

Ob der Besitz mit der Gerechtigkeit ausgeglichen werden kann. — Wird die Ungerechtigkeit des Besitzes stark empfunden—der Zeiger der grossen Uhr ist einmal wieder an dieser Stelle—, so nennt man zwei Mittel, derselben abzuhelfen: einmal eine gleiche Verteilung und sodann die Aufhebung des Eigentums und den Zurückfall des Besitzes an die Gemeinschaft. Letzteres Mittel ist namentlich nach dem Herzen unserer Sozialisten, welche jenem altertümlichen Juden darüber gram sind, dass er sagte: du sollst nicht stehlen. Nach ihnen soll das siebente Gebot vielmehr lauten: du sollst nicht besitzen.— Die Versuche nach dem ersten Rezepte sind im Altertum oft gemacht worden, zwar immer nur in kleinem Massstabe, aber doch mit einem Misserfolg, der auch uns noch Lehrer sein kann. "Gleiche Ackerlose" ist leicht gesagt; aber wieviel Bitterkeit erzeugt sich durch die dabei nötig werdende Trennung und Scheidung, durch den Verlust von altverehrtem Besitz, wieviel Pietät wird verletzt und geopfert! Man gräbt die Moralität um, wenn man die Grenzsteine umgräbt. Und wieder, wieviel neue Bitterkeit unter den neuen Besitzern, wieviel Eifersucht und Scheelsehen, da es zwei wirklich gleiche Ackerlose nie gegeben hat, und wenn es solche gäbe, der menschliche Neid auf den Nachbar nicht an deren Gleichheit glauben würde. Und wie lange dauerte diese schon in der Wurzel vergiftete und ungesunde Gleichheit! In wenigen Geschlechtern war durch Erbschaft hier das eine Los auf fünf Köpfe, dort waren fünf Lose auf einen Kopf gekommen: und im Falle man durch harte Erbschafts-Gesetze solchen Missständen vorbeugte, gab es zwar noch die gleichen Ackerlose, aber dazwischen Dürftige und Unzufriedene, welche nichts besassen, ausser der Missgunst auf die Anverwandten und Nachbarn und dem Verlangen nach dem Umsturz aller Dinge.— Will man aber, nach dem zweiten Rezepte, das Eigentum der Gemeinde zurückgeben und den einzelnen nur zum zeitweiligen Pächter machen, so zerstört man das Ackerland. Denn der Mensch ist gegen alles was er nur vorübergehend besitzt, ohne Vorsorge und Aufopferung, er verfährt damit ausbeuterisch, als Räuber oder als liederlicher Verschwender. Wenn Plato meint, die Selbstsucht werde mit der Aufhebung des Besitzes aufgehoben, so ist ihm zu antworten, dass, nach Abzug der Selbstsucht, vom Menschen jedenfalls nicht die vier Kardinaltugenden übrig bleiben werden,—wie man sagen muss: die ärgste Pest könnte der Menschheit nicht so schaden, als wenn eines Tages die Eitelkeit aus ihr entschwände. Ohne Eitelkeit und Selbstsucht—was sind denn die menschlichen Tugenden? Womit nicht von ferne gesagt sein soll, dass es nur Namen und Masken von jenen seien. Platos utopistische Grundmelodie, die jetzt noch von den Sozialisten fortgesungen wird, beruht auf einer mangelhaften Kenntnis des Menschen: ihm fehlte die Historie der moralischen Empfindungen, die Einsicht in den Ursprung der guten nützlichen Eigenschaften der menschlichen Seele. Er glaubte, wie das ganze Altertum, an Gut und Böse, wie an Weiss und Schwarz: also an eine radikale Verschiedenheit der guten und der bösen Menschen, der guten und der schlechten Eigenschaften.— Damit der Besitz fürderhin mehr Vertrauen einflösse und moralischer werde, halte man alle Arbeitswege zum kleinen Vermögen offen, aber verhindere die mühelose, die plötzliche Bereicherung; man ziehe alle Zweige des Transports und Handels, welche der Anhäufung grosser Vermögen günstig sind, also namentlich den Geldhandel, aus den Händen der Privaten und Privatgesellschaften—und betrachte ebenso die Zuviel- wie die Nichts-Besitzer als gemeingefährliche Wesen.

286

Der Wert der Arbeit. — Wollte man den Wert der Arbeit danach bestimmen, wieviel Zeit, Fleiss, guter und schlechter Wille, Zwang, Erfindsamkeit oder Faulheit, Ehrlichkeit oder Schein darauf verwendet ist, so kann der Wert niemals gerecht sein; denn die ganze Person müsste auf die Waagschale gesetzt werden können, was unmöglich ist. Hier heisst es "richtet nicht!" Aber der Ruf nach Gerechtigkeit ist es ja, den wir jetzt von denen hören, welche mit der Abschätzung der Arbeit unzufrieden sind. Denkt man weiter, so findet man jede Persönlichkeit unverantwortlich für ihr Produkt, die Arbeit: ein Verdienst ist also niemals daraus abzuleiten, jede Arbeit ist so gut oder schlecht, wie sie bei der und der notwendigen Konstellation von Kräften und Schwächen, Kenntnissen und Begehrungen sein muss. Es steht nicht im Belieben das Arbeiters, ob er arbeitet; auch nicht, wie er arbeitet. Nur die Gesichtspunkte des Nutzens, engere und weitere, haben Wertschätzung der Arbeit geschaffen. Das, was wir jetzt Gerechtigkeit nennen, ist auf diesem Felde sehr wohl am Platz als eine höchst verfeinerte Nützlichkeit, welche nicht auf den Moment nur Rücksicht nimmt und die Gelegenheit ausbeutet, sondern auf Dauerhaftigkeit aller Zustände sinnt und deshalb auch das Wohl des Arbeiters, seine leibliche und seelische Zufriedenheit ins Auge fasst,—damit er und seine Nachkommen gut auch für unsere Nachkommen arbeiten und noch auf längere Zeiträume, als das menschliche Einzelleben ist, hinaus zuverlässig werden. Die Ausbeutung des Arbeiters war, wie man jetzt begreift, eine Dummheit, ein Raub-Bau auf Kosten der Zukunft, eine Gefährdung der Gesellschaft. Jetzt hat man fast schon den Krieg: und jedenfalls werden die Kosten, um den Frieden zu erhalten, um Verträge zu schliessen und Vertrauen zu erlangen, nunmehr sehr gross sein, weil die Torheit der Ausbeutenden sehr gross und langdauernd war.

287

Vom Studium des Gesellschafts-Körpers. — Das Übelste für den, welcher jetzt in Europa, namentlich in Deutschland, Ökonomik und Politik studieren will, liegt darin, dass die tatsächlichen Zustände, anstatt die Regeln zu exemplifizieren, die Ausnahme oder die Übergangs- und Ausgangsstadien exemplifizieren. Man muss deshalb über das tatsächlich Bestehende erst hinwegsehen lernen und zum Beispiel den Blick fernhin auf Nordamerika richten,—wo man die anfänglichen und normalen Bewegungen des gesellschaftlichen Körpers noch mit den Augen sehen und aufsuchen kann, wenn man nur will,—während in Deutschland dazu schwierige historische Studien oder, wie gesagt, ein Fernglas nötig sind.

288

Inwiefern die Maschine demütigt.— Die Maschine ist unpersönlich, sie entzieht dem Stück Arbeit seinen Stolz, sein individuell Gutes und Fehlerhaftes, was an jeder Nicht-Maschinenarbeit klebt,- also sein bisschen Humanität. Früher war alles Kaufen von Handwerkern ein Auszeichnen von Personen, mit deren Abzeichen man sich umgab: der Hausrat und die Kleidung wurde dergestalt zur Symbolik gegenseitiger Wertschätzung und persönlicher Zusammengehörigkeit, während wir jetzt nur inmitten anonymen und unpersönlichen Sklaventums zu leben scheinen.— Man muss die Erleichterung der Arbeit nicht zu teuer kaufen.

289

Hundertjährige Quarantäne. — Die demokratischen Einrichtungen sind Quarantäne-Anstalten gegen die alte Pest tyrannenhafter Gelüste: als solche sehr nützlich und sehr langweilig.

290

Der gefährlichste Anhänger.— Der gefährlichste Anhänger ist der, dessen Abfall die ganze Partei vernichten würde: also der beste Anhänger.

291

Das Schicksal und der Magen. — Ein Butterbrot mehr oder weniger im Leibe des Jockeys entscheidet gelegentlich über Wettrennen und Wetten, also über Glück und Unglück von Tausenden.— Solange das Schicksal der Völker noch von den Diplomaten abhängt, werden die Mägen der Diplomaten immer der Gegenstand patriotischer Beklemmung sein. Quo usque tandem —

292

Sieg der Demokratie. — Es versuchen jetzt alle politischen Mächte, die Angst vor dem Sozialismus auszubeuten, um sich zu stärken. Aber auf die Dauer hat doch allein die Demokratie den Vorteil davon: denn alle Parteien sind jetzt genötigt, dem "Volke" zu schmeicheln und ihm Erleichterungen und Freiheiten aller Art zu geben, wodurch es endlich omnipotent wird. Das Volk ist vom Sozialismus, als einer Lehre von der Veränderung des Eigentumerwerbes, am entferntesten: und wenn es erst einmal die Steuerschraube in den Händen hat, durch die grossen Majoritäten seiner Parlamente, dann wird es mit der Progressivsteuer dem Kapitalisten-, Kaufmanns- und Börsenfürstentum an den Leib gehen und in der Tat langsam einen Mittelstand schaffen, der den Sozialismus wie eine überstandene Krankheit vergessen darf.- Das praktische Ergebnis dieser um sich greifenden Demokratisierung wird zunächst ein europäischer Völkerbund sein, in welchem jedes einzelne Volk, nach geographischen Zweckmässigkeiten abgegrenzt, die Stellung eines Kantons und dessen Sonderrechte innehat: mit den historischen Erinnerungen der bisherigen Völker wird dabei wenig noch gerechnet werden, weil der pietätvolle Sinn für dieselben unter der neuerungssüchtigen und versuchslüsternen Herrschaft des demokratischen Prinzips allmählich von Grund aus entwurzelt wird. Die Korrekturen der Grenzen, welche dabei sich nötig zeigen, werden so ausgeführt, dass sie dem Nutzen der grossen Kantone und zugleich dem des Gesamtverbandes dienen, nicht aber dem Gedächtnisse irgend welcher vergrauten Vergangenheit. Die Gesichtspunkte für diese Korrekturen zu finden wird die Aufgabe der zukünftigen Diplomaten sein, die zugleich Kulturforscher, Landwirte, Verkehrskenner sein müssen und keine Heere, sondern Gründe und Nützlichkeiten hinter sich haben. Dann erst ist die äussere Politik mit der innerenunzertrennbar verknüpft: während jetzt immer noch die letztere ihrer stolzen Gebieterin nachläuft und im erbärmlichen Körbchen die Stoppelähren sammelt, die bei der Ernte der ersteren übrig bleiben.

293

Ziel und Mittel der Demokratie.— Die Demokratie will möglichst vielen Unabhängigkeit schaffen und verbürgen, Unabhängigkeit der Meinungen, der Lebensart und des Erwerbs. Dazu hat sie nötig, sowohl den Besitzlosen als den eigentlich Reichen das politische Stimmrecht abzusprechen: als den zwei unerlaubten Menschenklassen, an deren Beseitigung sie stetig arbeiten muss, weil diese ihre Aufgabe immer wieder in Frage stellen. Ebenso muss sie alles verhindern, was auf die Organisation von Parteien abzuzielen scheint. Denn die drei grossen Feinde der Unabhängigkeit in jenem dreifachen Sinne sind die Habenichtse, die Reichen und die Parteien.— Ich rede von der Demokratie als von etwas Kommendem. Das, was schon jetzt so heisst, unterscheidet sich von den älteren Regierungsformen allein dadurch, dass es mit neuen Pferden fährt: die Strassen sind noch die alten, und die Räder sind auch noch die alten.— Ist die Gefahr bei diesen Fuhrwerken des Völkerwohls wirklich geringer geworden?

294

Die Besonnenheit und der Erfolg. — Jene grosse Eigenschaft der Besonnenheit, welche im Grunde die Tugend der Tugenden, ihre Urgrossmutter und Königin ist, hat im gewöhnlichen Leben keineswegs immer den Erfolg auf ihrer Seite: und der Freier würde sich getäuscht finden, der nur des Erfolgs wegen sich um jene Tugend beworben hätte. Sie gilt nämlich unter den praktischen Leuten für verdächtig und wird mit der Hinterhaltigkeit und heuchlerischen Schlauheit verwechselt: wem dagegen ersichtlich die Besonnenheit abgeht,—der Mann, der rasch zugreift und auch einmal danebengreift, hat das Vorurteil für sich, ein biederer, zuverlässiger Geselle zu sein. Die praktischen Leute mögen also den Besonnenen nicht, er ist für sie, wie sie meinen, eine Gefahr. Andererseits nimmt man den Besonnenen leicht als ängstlich, befangen, pedantisch—die unpraktischen und geniessenden Leute gerade finden ihn unbequem, weil er nicht leichthin lebt wie sie, ohne an das Handeln und die Pflichten zu denken: er erscheint unter ihnen wie ihr leibhaftes Gewissen, und der helle Tag wird bei seinem Anblick ihrem Auge bleich. Wenn ihm also der Erfolg und die Beliebtheit fehlen, so mag er sich immer zum Troste sagen: "so hoch sind eben die Steuern, welche du für den Besitz des köstlichsten Gutes unter Menschen zahlen musst,—er ist es wert!"

295

Et in Arcadia ego. — Ich sah hinunter, über Hügel-Wellen, gegen einen milchgrünen See hin, durch Tannen und altersernste Fichten hindurch: Felsbrocken aller Art um mich, der Boden bunt von Blumen und Gräsern. Eine Herde bewegte, streckte und dehnte sich vor mir; einzelne Kühe und Gruppen ferner, im schärfsten Abendlichte, neben dem Nadelgehölz; andere näher, dunkler; alles in Ruhe und Abendsättigung. Die Uhr zeigte gegen halb sechs. Der Stier der Herde war in den weissen, schäumenden Bach getreten und ging langsam widerstrebend und nachgebend seinem stürzenden Laufe nach: so hatte er wohl seine Art von grimmigem Behagen. Zwei dunkelbraune Geschöpfe, bergamasker Herkunft, waren die Hirten: das Mädchen fast als Knabe gekleidet. Links Felsenhänge und Schneefelder über breiten Waldgürteln, rechts zwei ungeheure beeiste Zacken, hoch über mir, im Schleier des Sonnenduftes schwimmend—alles gross, still und hell. Die gesamte Schönheit wirkte zum Schaudern und zur stummen Anbetung des Augenblicks ihrer Offenbarung; unwillkürlich, wie als ob es nichts Natürlicheres gäbe, stellte man sich in diese reine scharfe Lichtwelt (die gar nichts Sehnendes, Erwartendes, Vor- und Zurückblickendes hatte) griechische Heroen hinein; man musste wie Poussin und sein Schüler empfinden: heroisch zugleich und idyllisch.— Und so haben einzelne Menschen auch gelebt, so sich dauernd in der Welt und die Welt in sich gefühlt, und unter ihnen einer der grössten Menschen, der Erfinder einer heroisch-idyllischen Art zu philosophieren: Epikur.

296

Rechnen und messen. — Viele Dinge sehen, miteinander erwägen, gegeneinander abrechnen und aus ihnen einen schnellen Schluss, eine ziemlich sichere Summe bilden,—das macht den grossen Politiker, Feldherrn, Kaufmann: also die Geschwindigkeit in einer Art von Kopfrechnen. Eine Sache sehen, in ihr das einzige Motiv zum Handeln, die Richterin alles übrigen Handelns finden, macht den Helden, auch den Fanatiker—also eine Fertigkeit im Messen mit einem Massstabe.

297

Nicht unzeitig sehen wollen.— Solange man etwas erlebt, muss man dem Erlebnis sich hingeben und die Augen schliessen, also nicht darin schon den Beobachter machen. Das nämlich würde die gute Verdauung des Erlebnisses stören: anstatt einer Weisheit trüge man eine Indigestion davon.

298

Aus der Praxis des Weisen.— Um weise zu werden, muss man gewisse Erlebnisse erleben wollen, also ihnen in den Rachen laufen. Sehr gefährlich ist dies freilich; mancher "Weise" wurde dabei aufgefressen.

299

Die Ermüdung des Geistes. — Unsere gelegentliche Gleichgültigkeit und Kälte gegen Menschen, welche uns als Härte und Charaktermangel ausgelegt wird, ist häufig nur eine Ermüdung des Geistes: bei dieser sind uns die Anderen, wie wir uns selber, gleichgültig oder lästig.

300

"Eins ist not."— Wenn man klug ist, ist einem allein darum zu tun, dass man Freude im Herzen habe.— Ach, setzte jemand hinzu, wenn man klug ist, tut man am besten, weise zu sein.

301

Ein Zeugnis der Liebe.— Jemand sagte: "Über zwei Personen habe ich nie gründlich nachgedacht: es ist das Zeugnis meiner Liebe zu ihnen."

302

Wie man schlechte Argumente zu verbessern sucht. — Mancher wirft seinen schlechten Argumenten noch ein Stück seiner Persönlichkeit hintennach, wie als ob jene dadurch richtiger ihre Bahn laufen würden und sich in gerade und gute Argumente verwandeln liessen; ganz wie die Kegelschieber auch nach dem Wurfe noch mit Gebärden und Schwenkungen der Kugel die Richtung zu geben suchen.

303

Die Rechtlichkeit. — Es ist noch wenig, wenn man in bezug auf Rechte und Eigentum ein Muster-Mensch ist; wenn man zum Beispiel als Knabe nie Obst in fremden Gärten nimmt, als Mann nicht über ungemähte Wiesen läuft,—um kleine Dinge zu nennen, welche wie bekannt, den Beweis für diese Art von Musterhaftigkeit besser geben als grosse. Es ist noch wenig: man ist dann immer erst eine "juristische Person," mit jenem Grad von Moralität, deren sogar eine "Gesellschaft," ein Menschen-Klumpen fähig ist.

304

Mensch!— Was ist die Eitelkeit des eitelsten Menschen gegen die Eitelkeit, welche der Bescheidenste besitzt, in Hinsicht darauf, dass er sich in der Natur und Welt als "Mensch" fühlt.

305

Nötigste Gymnastik. — Durch den Mangel an kleiner Selbstbeherrschung bröckelt die Fähigkeit zur grossen ab. Jeder Tag ist schlecht benutzt und eine Gefahr für den nächsten, an dem man nicht wenigstens einmal sich etwas im kleinen versagt hat: diese Gymnastik ist unentbehrlich, wenn man sich die Freude, sein eigener Herr zu sein, erhalten will.

306

Sich selber verlieren.— Wenn man erst sich selber gefunden hat, muss man verstehen, sich von Zeit zu Zeit zu verlieren— und dann wieder zu finden: vorausgesetzt dass man ein Denker ist. Diesem ist es nämlich nachteilig, immerdar an eine Person gebunden zu sein.

307

Wann Abschied nehmen not tut. — Von dem, was du erkennen und messen willst, musst du Abschied nehmen, wenigstens auf eine Zeit. Erst wenn du die Stadt verlassen hast, siehst du, wie hoch sich ihre Türme über die Häuser erheben.

308

Am Mittag. — Wem ein tätiger und stürmereicher Morgen des Lebens beschieden war, dessen Seele überfällt um den Mittag des Lebens eine seltsame Ruhesucht, die monden- und jahrelang dauern kann. Es wird still um ihn, die Stimmen klingen fern und ferner; die Sonne scheint steil auf ihn herab. Auf einer verborgenen Waldwiese sieht er den grossen Pan schlafend; alle Dinge der Natur sind mit ihm eingeschlafen, einen Ausdruck von Ewigkeit im Gesichte—so dünkt es ihm. Er will nichts, er sorgt sich um nichts, sein Herz steht still, nur sein Auge lebt,—es ist ein Tod mit wachen Augen. Vieles sieht da der Mensch, was er nie sah, und soweit er sieht, ist alles in ein Lichtnetz eingesponnen und gleichsam darin begraben. Er fühlt sich glücklich dabei, aber es ist ein schweres, schweres Glück.— Da endlich erhebt sich der Wind in den Bäumen, Mittag ist vorbei, das Leben reisst ihn wieder an sich, das Leben mit blinden Augen, hinter dem sein Gefolge herstürmt: Wunsch, Trug, Vergessen, Geniessen, Vernichten, Vergänglichkeit. Und so kommt der Abend herauf, stürmereicher und tatenvoller, als selbst der Morgen war.— Den eigentlich tätigen Menschen erscheinen die länger währenden Zustände des Erkennens fast unheimlich und krankhaft, aber nicht unangenehm.

309

Sich vor seinem Maler hüten. — Ein grosser Maler, der in einem Porträt den vollsten Ausdruck und Augenblick, dessen ein Mensch fähig ist, enthüllt und niedergelegt hat, wird von diesem Menschen, wenn er ihn später im wirklichen Leben wiedersieht, fast immer nur eine Karikatur zu sehen glauben.

310

Die zwei Grundsätze des neuen Lebens.— Erster Grundsatz: man soll das Leben auf das Sicherste, Beweisbarste hin einrichten: nicht wie bisher auf das Entfernteste, Unbestimmteste, Horizont-Wolken- hafteste hin. Zweiter Grundsatz: man soll sich die Reihenfolge des Nächsten und Nahen, des Sicheren und weniger Sicheren feststellen, bevor man sein Leben einrichtet und in eine endgültige Richtung bringt.

311

Gefährliche Reizbarkeit.— Begabte Menschen, die aber träge sind, werden immer etwas gereizt erscheinen, wenn einer ihrer Freunde mit einer tüchtigen Arbeit fertig geworden ist. Ihre Eifersucht ist rege, sie schämen sich ihrer Faulheit—oder vielmehr, sie befürchten, der Tätige verachte sie gegenwärtig noch mehr als sonst. In dieser Stimmung kritisieren sie das neue Werk—und ihre Kritik wird zur Rache, zum höchsten Befremden des Urhebers.

312

Zerstören der Illusionen. — Die Illusionen sind gewiss kostspielige Vergnügungen: aber das Zerstören der Illusionen ist noch kostspieliger—als Vergnügen betrachtet, was es unleugbar für manchen Menschen ist.

313

Das Eintönige des Weisen.— Die Kühe haben mitunter den Ausdruck der Verwunderung, die auf dem Wege zur Frage stehen bleibt. Dagegen liegt im Auge der höheren Intelligenz das nil admirari ausgebreitet wie die Eintönigkeit des wolkenlosen Himmels.

314

Nicht zu lange krank sein. — Man hüte sich, zu lange krank zu sein: denn bald werden die Zuschauer durch die übliche Verpflichtung, Mitleiden zu bezeigen, ungeduldig, weil es ihnen zuviel Mühe macht, diesen Zustand lange bei sich aufrecht zu erhalten—und dann gehen sie unmittelbar zur Verdächtigung eures Charakters über, mit dem Schlusse: "ihr verdient es krank zu sein, und wir brauchen uns nicht mehr mit Mitleiden anzustrengen."

315

Wink für Enthusiasten.— Wer gern hingerissen werden will und sich leicht nach oben tragen lassen möchte, soll zusehen, dass er nicht zu schwer werde: das heisst zum Beispiel, dass er nicht viel lerne und namentlich von der Wissenschaft sich nicht erfüllen lasse. Diese macht schwerfällig!—nehmt euch in Acht, ihr Enthusiasten!

316

Sich zu überraschen wissen.— Wer sich selber sehen will, so wie er ist, muss es verstehen, sich selber zu überraschen, mit der Fackel in der Hand. Denn es steht mit dem Geistigen so, wie es mit dem Körperlichen steht: wer gewohnt ist, sich im Spiegel zu schauen, vergisst immer seine Hässlichkeit: erst durch den Maler bekommt er den Eindruck derselben wieder. Aber er gewöhnt sich auch an das Gemälde und vergisst seine Hässlichkeit zum zweiten Male.— Dies nach dem allgemeinen Gesetze, dass der Mensch das Unveränderlich-Hässliche nicht erträgt: es sei denn auf einen Augenblick; er vergisst es oder leugnet es in allen Fällen.— Die Moralisten müssen auf jenen "Augenblick" rechnen, um ihre Wahrheiten vorbringen zu dürfen.

317

Meinungen und Fische. — Man ist Besitzer seiner Meinungen, wie man Besitzer von Fischen ist,—insofern man nämlich Besitzer eines Fischteiches ist. Man muss fischen gehen und Glück haben,—dann hat man seine Fische, seine Meinungen. Ich rede hier von lebendigen Meinungen, von lebendigen Fischen. Andere sind zufrieden, wenn sie ein Fossilien-Kabinett besitzen—und, in ihrem Kopfe, "Überzeugungen."

318

Anzeichen von Freiheit und Unfreiheit.— Seine notwendigen Bedürfnisse soviel wie möglich selber befriedigen, wenn auch unvollkommen, das ist die Richtung auf Freiheit von Geist und Person. Viele, auch überflüssige Bedürfnisse sich befriedigen lassen, und so vollkommen als möglich,—erzieht zur Unfreiheit. Der Sophist Hippias, der alles was er trug, innen und aussen, selbst erworben, selber gemacht hatte, entspricht eben damit der Richtung auf höchste Freiheit des Geistes und der Person. Nicht darauf kommt es an, dass alles gleich gut und vollkommen gearbeitet ist; der Stolz flickt schon die schadhaften Stellen aus.

319

Sich selber glauben. — In unserer Zeit misstraut man jedem, der an sich selber glaubt; ehemals genügte es, um an sich glauben zu machen. Das Rezept, um jetzt Glauben zu finden, heisst: "Schone dich selber nicht! Willst du deine Meinung in ein glaubwürdiges Licht setzen, so zünde zuerst die eigene Hütte an!"

320

Reicher und ärmer zugleich. — Ich kenne einen Menschen, der als Kind schon sich gewöhnt hatte, gut von der Intellektualität der Menschen zu denken, also von ihrer wahren Hingebung in bezug auf geistige Dinge, ihrer uneigennützigen Bevorzugung des als wahr Erkannten und dergleichen, dagegen von seinem eigenen Kopfe (Urteil, Gedächtnis, Geistesgegenwart, Phantasie) bescheidene, ja niedrige Begriffe zu haben. Er machte sich nichts aus sich, wenn er sich mit anderen verglich. Nun wurde er im Laufe der Jahre erst einmal und dann hundertfach gezwungen, in diesem Punkte umzulernen,—man sollte denken zu seiner grossen Freude und Genugtuung. Es gab auch in der Tat etwas davon; aber "doch ist, wie er einmal sagte, eine Bitterkeit der bittersten Art beigemischt, welche ich im früheren Leben nicht kannte: denn seit ich die Menschen und mich selber gerechter schätze, scheint mir mein Geist weniger nütze; ich glaube damit kaum noch etwas Gutes erweisen zu können, weil der Geist der Anderen es nicht anzunehmen versteht: ich sehe jetzt die schreckliche Kluft zwischen dem Hilfreichen und dem Hilfebedürftigen immer vor mir. Und so quält mich die Not, meinen Geist für mich haben und allein geniessen zu müssen, soweit er geniessbar ist. Aber geben ist seliger als haben: und was ist der Reichste in der Einsamkeit einer Wüste!"

321

Wie man angreifen soll.— Die Gründe, um derentwillen man an etwas glaubt oder nicht glaubt, sind bei den allerseltensten Menschen überhaupt so stark, als sie sein können. Für gewöhnlich hat man, um den Glauben an etwas zu erschüttern, durchaus nicht nötig, ohne weiteres das schwerste Geschütz des Angriffs vorzufahren; bei vielen führt es schon zum Ziele, wenn man den Angriff mit etwas Lärm macht: so dass oft Knallerbsen genügen. Gegen sehr eitle Personen reicht die Miene des allerschwersten Angriffs aus: sie sehen sich sehr ernst genommen—und geben gern nach.

322

Tod. — Durch die sichere Aussicht auf den Tod könnte jedem Leben ein köstlicher, wohlriechender Tropfen von Leichtsinn beigemischt sein—und nun habt ihr wunderlichen Apotheker-Seelen aus ihm einen übelschmeckenden Gift-Tropfen gemacht, durch den das ganze Leben widerlich wird!

323

Reue.— Niemals der Reue Raum geben, sondern sich sofort sagen: dies hiesse ja der ersten Dummheit eine zweite zugesellen.— Hat man Schaden gestiftet, so sinne man darauf, Gutes zu stiften. Wird man wegen seiner Handlungen gestraft, dann ertrage man die Strafe mit der Empfindung, damit schon etwas Gutes zu stiften, man schreckt die anderen ab, in die gleiche Torheit zu verfallen. Jeder gestrafte Übeltäter darf sich als Wohltäter der Menschheit fühlen.

324

Zum Denker werden. — Wie kann jemand zum Denker werden, wenn er nicht mindestens den dritten Teil jeden Tages ohne Leidenschaften, Menschen und Bücher verbringt?

325

Das beste Heilmittel.— Etwas Gesundheit ab und zu ist das beste Heilmittel des Kranken.

326

Nicht anrühren!— Es gibt schreckliche Menschen, welche ein Problem, anstatt es zu lösen, für alle, welche sich mit ihm abgeben wollen, verfitzen und schwerer lösbar machen. Wer es nicht versteht, den Nagel auf den Kopf zu treffen, soll ja gebeten sein, ihn gar nicht zu treffen.

327

Die vergessene Natur. — Wir sprechen von Natur und vergessen uns dabei: wir selber sind Natur, quand même—. Folglich ist Natur etwas ganz anderes als das, was wir beim Nennen ihres Namens empfinden.

328

Tiefe und Langweiligkeit. — Bei tiefen Menschen wie bei tiefen Brunnen dauert es lange, bis etwas, das in sie fällt, ihren Grund erreicht. Die Zuschauer, welche gewöhnlich nicht lange genug warten, halten solche Menschen leicht für unbeweglich und hart—oder auch für langweilig.

329

Wann es Zeit ist, sich Treue zu geloben. — Man verläuft sich mitunter in eine geistige Richtung, welcher unsere Begabung widerspricht; eine Zeitlang kämpft man heroisch wider die Flut und den Wind an, im Grunde gegen sich selbst: man wird müde, keucht; was man vollbringt, macht einem keine rechte Freude, man meint zu viel bei diesen Erfolgen eingebüsst zu haben. Ja, man verzweifelt an seiner Fruchtbarkeit, an seiner Zukunft, mitten im Siege vielleicht. Endlich, endlich kehrt man um—und jetzt weht der Wind in unser Segel und treibt uns in unser Fahrwasser. Welches Glück! Wie siegesgewiss fühlen wir uns! Jetzt erst wissen wir, was wir sind und was wir wollen, jetzt geloben wir uns Treue und dürfen es—als Wissende.

330

Wetterpropheten. — Wie die Wolken uns verraten, wohin hoch über uns die Winde laufen, so sind die leichtesten und freiesten Geister in ihren Richtungen vorausverkündend für das Wetter, das kommen wird. Der Wind im Tale und die Meinungen des Marktes von heute bedeuten nichts für das, was kommt, sondern nur für das, was war.

331

Stetige Beschleunigung. — Jene Personen, welche langsam beginnen und schwer in einer Sache heimisch werden, haben nachher mitunter die Eigenschaft der stetigen Beschleunigung,—so dass zuletzt niemand weiss, wohin der Strom sie noch reissen kann.

332

Die guten Drei.— Grösse, Ruhe, Sonnenlicht—diese Drei umfassen alles, was ein Denker wünscht und auch von sich fordert: seine Hoffnungen und Pflichten, seine Ansprüche im Intellektuellen und Moralischen, sogar in der täglichen Lebensweise und selbst im Landschaftlichen seines Wohnsitzes. Ihnen entsprechen einmal erhebende Gedanken, sodann beruhigende, drittens aufhellende— viertens aber Gedanken, welche an allen drei Eigenschaften Anteil haben, in denen alles Irdische zur Verklärung kommt: es ist das Reich, wo die grosse Dreifaltigkeit der Freude herrscht.

333

Für die "Wahrheit" sterben. — Wir würden uns für unsere Meinungen nicht verbrennen lassen: wir sind ihrer nicht so sicher. Aber vielleicht dafür, dass wir unsere Meinungen haben dürfen und ändern dürfen.

334

Seine Taxe haben.— Wenn man gerade so viel gelten will, als man ist, muss man etwas sein, das seine Taxe hat. Aber nur das Gewöhnliche hat eine Taxe. Somit ist jenes Verlangen entweder die Folge einsichtiger Bescheidenheit—oder dummer Unbescheidenheit.

335

Moral für Häuserbauer.— Man muss die Gerüste wegnehmen, wenn das Haus gebaut ist.

336

Sophokleismus. — Wer hat mehr Wasser in den Wein gegossen als die Griechen! Nüchternheit und Grazie verbunden—das war das Adels-Vorrecht des Atheners zur Zeit des Sophokles und nach ihm. Mache es nach, wer da kann! Im Leben und Schaffen!

337

Das Heroische.— Das Heroische besteht darin, dass man Grosses tut (oder etwas in grosser Weise nicht tut), ohne sich im Wettkampfe mit anderen, vor anderen zu fühlen. Der Heros trägt die Einöde und den heiligen unbetretbaren Grenzbezirk immer mit sich, wohin er auch gehe.

338

Doppelgängerei der Natur. — In mancher Natur-Gegend entdecken wir uns selber wieder, mit angenehmem Grausen; es ist die schönste Doppelgängerei.— Wie glücklich muss der sein können, welcher jene Empfindung gerade hier hat, in dieser beständigen sonnigen Oktoberluft, in diesem schalkhaft glücklichen Spielen des Windzuges von Früh bis Abend, in dieser reinsten Helle und mässigsten Kühle, in dem gesamten anmutig ernsten Hügel-, Seen- und Wald-Charakter dieser Hochebene, welche sich ohne Furcht neben die Schrecknisse des ewigen Schnees hingelagert hat—hier, wo Italien und Finnland zum Bunde zusammengekommen sind und die Heimat aller silbernen Farbentöne der Natur zu sein scheint: wie glücklich der, welcher sagen kann: "es gibt gewiss viel Grösseres und Schöneres in der Natur, dies aber ist mir innig und vertraut, blutsverwandt, ja noch mehr."

339

Leutseligkeit des Weisen. — Der Weise wird unwillkürlich mit den anderen Menschen leutselig umgehen wie ein Fürst und sie, trotz aller Verschiedenheit der Begabung, des Standes und der Gesittung, leicht als gleichartig behandeln: was man, sobald es bemerkt wird, ihm sehr übel nimmt.

340

Gold.— Alles, was Gold ist, glänzt nicht. Die sanfte Strahlung ist dem edelsten Metalle zu eigen.

341

Rad und Hemmschuh.— Das Rad und der Hemmschuh haben verschiedene Pflichten, aber auch eine gleiche: einander wehe zu tun.

342

Störungen des Denkers. — Auf alles, was den Denker in seinen Gedanken unterbricht (stört, wie man sagt), muss er friedfertig hinschauen, wie auf ein neues Modell, das zur Tür hereintritt, um sich dem Künstler anzubieten. Die Unterbrechungen sind die Raben, welche dem Einsamen Speise bringen.

343

Viel Geist haben.— Viel Geist haben erhält jung: aber man muss es ertragen, damit gerade für älter zu gelten, als man ist. Denn die Menschen lesen die Schriftzüge des Geistes ab als Spuren der Lebenserfahrung, das heisst des Viel- und Schlimm-gelebt-habens, des Leidens, Irrens, Bereuens. Also: man gilt ihnen für älter sowohl als für schlechter, als man ist, wenn man viel Geist hat und zeigt.

344

Wie man siegen muss.— Man soll nicht siegen wollen, wenn man nur die Aussicht hat, um eines Haares Breite seinen Gegner zu überholen. Der gute Sieg muss den Besiegten freudig stimmen, er muss etwas Göttliches haben, welches die Beschämung erspart.

345

Wahn der überlegenen Geister. — Die überlegenen Geister haben Mühe, sich von einem Wahne frei zu machen: sie bilden sich nämlich ein, dass sie bei den Mittelmässigen Neid erregen und als Ausnahme empfunden werden. Tatsächlich aber werden sie als das empfunden, was überflüssig ist und was man, wenn es fehlte, nicht entbehren würde.

346

Forderung der Reinlichkeit. — Dass man seine Meinungen wechselt, ist für die einen Naturen ebenso eine Forderung der Reinlichkeit, wie die, dass man seine Kleider wechselt: für andere Naturen aber nur eine Forderung ihrer Eitelkeit.

347

Auch eines Heros würdig. — Hier ist ein Heros, der nichts getan hat als den Baum geschüttelt, sobald die Früchte reif waren. Dünkt euch dies zu wenig? So seht euch den Baum erst an, den er schüttelte.

348

Woran die Weisheit zu messen ist.— Der Zuwachs an Weisheit lässt sich genau nach der Abnahme an Galle bemessen.

349

Den Irrtum unangenehm sagen. — Es ist nicht nach jedermanns Geschmack, dass die Wahrheit angenehm gesagt werde. Möge aber wenigstens niemand glauben, dass der Irrtum zur Wahrheit werde, wenn man ihn unangenehm sage.

350

Die goldene Losung. — Dem Menschen sind viele Ketten angelegt worden, damit er es verlerne, sich wie ein Tier zu gebärden: und wirklich, er ist milder, geistiger, freudiger, besonnener geworden, als alle Tiere sind. Nun aber leidet er noch daran, dass er so lange seine Ketten trug, dass es ihm so lange an reiner Luft und freier Bewegung fehlte:—diese Ketten aber sind, ich wiederhole es immer und immer wieder, jene schweren und sinnvollen Irrtümer der moralischen, der religiösen, der metaphysischen Vorstellungen. Erst wenn auch die Ketten-Krankheit überwunden ist, ist das erste grosse Ziel ganz erreicht: die Abtrennung des Menschen von den Tieren.— Nun stehen wir mitten in unserer Arbeit, die Ketten abzunehmen, und haben dabei die höchste Vorsicht nötig. Nur dem veredelten Menschen darf die Freiheit des Geistes gegeben werden; ihm allein naht die Erleichterung des Lebens und salbt seine Wunden aus; er zuerst darf sagen, dass er um der Freudigkeit willen lebe und um keines weiteren Zieles willen; und in jedem anderen Munde wäre sein Wahlspruch gefährlich: Frieden um mich und ein Wohlgefallen an allen nächsten Dingen.— Bei diesem Wahlspruch für Einzelne gedenkt er eines alten grossen und rührenden Wortes, welches allen galt, und das über der gesamten Menschheit stehengeblieben ist, als ein Wahlspruch und Wahrzeichen, an dem jeder zugrunde gehen soll, der damit zu zeitig sein Banner schmückt,—an dem das Christentum zugrunde ging. Noch immer, so scheint es, ist es nicht Zeit, dass es allen Menschen jenen Hirten gleich ergehen dürfe, die den Himmel über sich erhellt sahen und jenes Wort hörten: "Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen an einander."— Immer noch ist es die Zeit der Einzelnen.

* * *

Der Schatten: Von allem, was du vorgebracht hast, hat mir nichts mehr gefallen als eine Verheissung: ihr wollt wieder gute Nachbarn der nächsten Dinge werden. Dies wird auch uns armen Schatten zugute kommen. Denn, gesteht es nur ein, ihr habt bisher uns allzugern verleumdet.

Der Wanderer: Verleumdet? Aber warum habt ihr euch nie verteidigt? Ihr hattet ja unsere Ohren in der Nähe.

Der Schatten: Es schien uns, als ob wir euch eben zu nahe wären, um von uns selber reden zu dürfen.

Der Wanderer: Delikat! Sehr delikat! Ach, ihr Schatten seid "bessere Menschen" als wir, das merke ich.

Der Schatten: Und doch nanntet ihr uns "zudringlich"—uns, die wir mindestens eines gut verstehen: zu schweigen und zu warten—kein Engländer versteht es besser. Es ist wahr, man findet uns sehr, sehr oft in dem Gefolge des Menschen, aber doch nicht in seiner Knechtschaft. Wenn der Mensch das Licht scheut, scheuen wir den Menschen: soweit geht doch unsere Freiheit.

Der Wanderer: Ach, das Licht scheut noch viel öfter den Menschen, und dann verlasst ihr ihn auch.

Der Schatten: Ich habe dich oft mit Schmerz verlassen: es ist mir, der ich wissbegierig bin, an dem Menschen vieles dunkel geblieben, weil ich nicht immer um ihn sein kann. Um den Preis der vollen Menschen-Erkenntnis möchte ich auch wohl dein Sklave sein.

Der Wanderer: Weisst du denn, weiss ich denn, ob du damit nicht unversehens aus dem Sklaven zum Herrn würdest? Oder zwar Sklave bliebest, aber als Verächter deines Herrn ein Leben der Erniedrigung, des Ekels führtest: Seien wir beide mit der Freiheit zufrieden, so wie sie dir geblieben ist—dir und mir! Denn der Anblick eines Unfreien würde mir meine grössten Freuden vergällen; das Beste wäre mir zuwider, wenn es jemand mit mir teilen müsste, —ich will keine Sklaven um mich wissen. Deshalb mag ich auch den Hund nicht, den faulen, schweifwedelnden Schmarotzer, der erst als Knecht des Menschen "hündisch" geworden ist und von dem sie gar noch zu rühmen pflegen, dass er dem Herrn treu sei und ihm folge wie sein —

Der Schatten: Wie sein Schatten, so sagen sie. Viel leicht folgte ich dir heute auch schon zu lange? Es war der längste Tag, aber wir sind an seinem Ende, habe eine kleine Weile noch Geduld! Der Rasen ist feucht, mich fröstelt.

Der Wanderer: Oh, ist es schon Zeit zu scheiden? Und ich musste dir zuletzt noch wehe tun; ich sah es, du wurdest dunkler dabei.

Der Schatten: Ich errötete, in der Farbe, in welcher ich es vermag. Mir fiel ein, dass ich dir oft zu Füssen gelegen habe wie ein Hund, und dass du dann—

Der Wanderer: Und könnte ich dir nicht in aller Geschwindigkeit noch Etwas zu Liebe tun? Hast du keinen Wunsch?

Der Schatten: Keinen, ausser etwa den Wunsch, welchen der philosophische "Hund" vor dem grossen Alexander hatte: gehe mir ein wenig aus der Sonne, es wird mir zu kalt.

Der Wanderer: Was soll ich tun?

Der Schatten: Tritt unter diese Fichten und schaue dich nach den Bergen um; die Sonne sinkt.

Der Wanderer: — Wo bist du? Wo bist du?

Человеческое, слишком человеческое
Книга для свободных умов

Том первый (Второе издание, 1886)


Эта книга-монолог, возникшая во время пребывания в Сорренто (зимою 1876 и 1877), не была бы предана общественности сейчас, если бы приближение 30 мая 1878 не возбудило слишком сильного желания в должный час засвидетельствовать своё личное преклонение перед одним из величайших освободителей ума.
[Указание Ницше в первом издании (1878)]{1}

Вместо предисловия


«— некоторое время я размышлял о различных занятиях, коим люди предаются в этой жизни, и пытался понять, какие из них получше. Но нет нужды рассказывать здесь о том, к каким мыслям я при этом приходил; достаточно сказать следующее: что касается меня, то лучше всего мне казалось строго держаться моего намерения, то есть потратить всю отпущенную мне жизнь на совершенствование моего разума и идти по следам истины таким способом, какой я себе наметил. Ибо плоды, каковые я уже отведал на этом пути, были такого рода, что, по моему мнению, в этой жизни нельзя найти ничего более приятного и невинного; к тому же с той поры, как я начал пользоваться таковым образом мышления, каждый день открывал мне что-то новое, всегда обладавшее некоторой важностью и вовсе не общеизвестное. И тогда, наконец, душа моя преисполнилась такой радости, что всё иное уже не могло помешать мне своей тщетностью.»
Картезий, перевод с латыни.
[К первому изданию 1878 г.]{2}

Предисловие

1

Мне уже не раз и неизменно с большим недоумением говорили, что всем моим сочинениям, начиная с «Рождения трагедии» и вплоть до недавно опубликованного «Пролога к философии будущего»{3}, свойственно нечто общее и притом характерное: все они, уверяли меня, содержат в себе ловушки и сети для беспечных птиц и чуть ли не постоянное тайное требование перевернуть вверх ногами привычные оценки и ценимые привычки. Как же так? Неужели всё на свете — только человеческое-слишком человеческое? С этим-то вздохом читатели, мол, и выбираются из моих сочинений, не без некоторой робости и недоверия по отношению к самой морали, мало того, они делают это, испытывая немалое искушение и поощрение сыграть как-нибудь роль заступника сквернейших вещей, поскольку спрашивают себя: а может, такие вещи всего лишь превосходно очернялись? Называли мои сочинения и школою подозрительности, более того — презрения, но, к счастью, и мужества, даже дерзкой отваги. Честно говоря, я и сам не думаю, что кто-нибудь когда-нибудь смотрел на мир со столь же глубоким подозрением, и не просто как адвокат дьявола по случаю, но и в такой же степени, говоря на языке теологии, как супостат, призывающий Господа к ответу; и кто хоть немного догадывается о последствиях всякого глубокого подозрения, об ознобе и трепете уединения, на которые охваченный им осуждается любым решительным отклонением во взглядах, тот поймёт и другое: как часто я пытался укрыться где-нибудь, чтобы отдохнуть от себя, чтобы словно на время забыть себя, — укрыться, к примеру, в почитании, или во вражде, или под маскою научности, или в легкомысленном поведении, или в глупости; а ещё поймёт — почему, когда я не находил того, что мне требовалось, я бывал вынужден вымучивать его себе, добывать его ложью и выдумкой (а чем же ещё занимались все поэты? и на что иначе нужно искусство вообще?). Но что всегда было мне нужнее всего для исцеления и восстановления сил, так это вера в то, что я не настолько одинок, что вижу не один, — волшебное предчувствие родства и равенства во взгляде и жажде, отдохновение в доверии дружбы, когда можно не мерить друг друга взглядом, не питать взаимных подозрений, не задаваться вопросами, а наслаждаться передними планами, поверхностями, всем доступным, самым доступным, всем, что имеет цвет и кожу, всем, что кажется. Возможно, в этом смысле меня и можно упрекнуть то ли в «искусстве», то ли в изощрённой двуличности: к примеру, за то, что я совершенно сознательно закрывал глаза на Шопенгауэрово слепое влечение к морали, — в ту пору, когда мои собственные глаза были уже достаточно на неё открыты; как и за то, что я обманывал себя насчёт Вагнерова неисцелимого романтизма, будто этот романтизм был началом, а не концом; как и насчёт греков, как и насчёт немцев и их будущего, — и, может быть, из всего этого выстроится целый длинный список? — но если даже это, положим, и правда, а упрёки в мой адрес совершенно справедливы, то что́ вы знаете, что́ вы можете знать о том, сколько в подобном самообмане хитрого самосохранения, сколько в нём расчёта и высшей бдительности, — и сколько лживости мне ещё понадобится, чтобы я всё вновь мог позволять себе роскошь своей правдивости?... Но хватит — я ещё жив, а жизнь-то ведь не выдумана моралью: она жаждет обмана, она живёт обманом... но что это? неужто я уже снова принимаюсь за своё — и, старый имморалист и птицелов, — делаю то, что всегда и делал: говорю неморально, внеморально, с территории «за пределами добра и зла»? —

2

— Вот на такой-то лад я однажды, когда меня заставила нужда, изобрёл для себя и «свободные умы», которым посвящается эта меланхолически-мужественная книга, названная «Человеческое, слишком человеческое»: таких «свободных умов» не существует и не существовало, но тогда, повторяю, они были нужны мне для компании, чтобы оставаться весёлым посреди всего унылого (болезни, уединения, чужбины, acedia1мрачного настроения (лат.)., бездеятельности): нужны как отважные компаньоны и призраки, с которыми можно болтать и смеяться, когда охота болтать и смеяться, и которых можно послать к чёрту, если они наскучат, — как компенсацию за отсутствие друзей. Что некогда подобные свободные умы смогут появиться, что среди завтрашних и послезавтрашних сыновей нашей Европы будут такие весёлые и отчаянные парни, во плоти и наяву, а не в виде призраков и актёров театра теней, который устроил для себя отшельник, — в этом я хотел бы сомневаться менее всего. Я вижу, как они уже подходят, медленно, медленно; и, быть может, я сделаю кое-что, дабы ускорить их приход, если заранее опишу, какими судьбами они возникнут, какими путями они, как я вижу, придут? — —

3

Можно предположить, что центральным событием для ума, которому суждено некогда достичь полной зрелости и сладости в типе «свободного ума», станет великое развязывание, и что дотоле он тем более был умом связанным и казался навсегда прикованным к своему углу и столбу. Что вяжет всего сильней? Какие путы порвать почти невозможно? Для людей высокой и отборной души это будут обязанности — глубокое почтение, свойственное юности, податливая робость перед всеми объектами традиционного преклонения, перед всем достопочтенным, благодарность за почву, из которой они выросли, за руку, которая их вела, за святилище, в котором они научились боготворить, — и сильнее всего их будут вязать, прочнее всего обязывать сами моменты их экстаза. У связанных на такой лад великое отвязывание приходит внезапно, подобно сотрясению почвы: юная душа бывает потрясена, оторвана, вырвана с корнем, — и сама не знает, что с нею происходит. Какой-то порыв, какой-то натиск овладевают ею с неодолимою силой приказа; в ней пробуждается воля и желание уйти прочь, куда-нибудь и любою ценой; все её чувства воспламеняются и полыхают в сильнейшей опасной жажде познания какого-то неизведанного мира. «Лучше умереть, чем жить здесь» — так звучит повелительный соблазн внутреннего голоса: а ведь это «здесь», это «дома» — всё, что она до сих пор любила! Внезапный ужас и подозрение относительно всего, что она любила, молния презрения ко всему, что звала своим «долгом», мятежное, своенравное, вулканически сотрясающее стремление к странствию, к чужбине, к отчуждению, охлаждению, отрезвлению, оледенению, ненависть к любви, возможно, святотатственный замах и взгляд назад, туда, где она дотоле благоговела и любила, возможно, жар стыда за то, что́ она совсем недавно делала, и в то же время ликование оттого, что она это делала, пьяное, глубокое, ликующее содрогание, в котором обнаруживает себя победа, — победа? над чем? над кем? — странная, полная вопросов, сомнительная победа, но всё-таки первая победа: такими вот бедствиями и болями полна история великого отвязывания. В то же время оно — болезнь, способная разрушить человека, этот первый прорыв силы и воли к самоопределению, установлению ценности самого себя, эта воля к свободной, воле; и сколько же болезненного выносят наружу необузданные эксперименты и странности, в которых освобождённый, отвязанный пытается теперь доказать себе свою власть над вещами! Он бродит в ярости, полный неудовлетворённого вожделения; то, что он добывает, должно поплатиться за опасное напряжение его гордости; он разрывает в клочья то, что его привлекает к себе. Со злобным смехом он переворачивает вверх дном то, что находит прикрытым, защищённым какой-то стыдливостью: он хочет посмотреть, как эти вещи выглядят, если перевернуть их вверх дном. И когда он, возможно, дарит свою благосклонность тому, что дотоле пользовалось плохой репутацией, когда он с любопытством и исследовательским пылом подкрадывается к самому запретному, — то это проявляет себя его отвязанная воля и тяга к отвязанной воле. А на заднем плане его зуда и блужданий — ибо идёт он беспокойно и бесцельно, словно по пустыне, — стоит вопросительный знак всё более опасного любопытства. «А нельзя ли опрокинуть вверх дном все ценности? И тогда, может быть, добро обернётся злом? А Бог станет всего лишь изобретением и ухищрением дьявола? Может быть, всё в конце концов лживо? И если мы обмануты, то не обманщики ли мы сами именно поэтому? Не обязаны ли мы быть и обманщиками?» — такие мысли вращаются в нём и совращают его, заводя всё дальше прочь, всё дальше в сторону. Одиночество окружает его и обвивает кольцами — оно всё опаснее, оно всё больше душит, стесняет сердце, эта ужасная богиня и mater saeva cupidinum2Дикая матерь страстей (лат.). — У Горация (Carmina I, XIX) это Венера.; но кто нынче знает, что это такое — одиночество?...

4

От этого болезненного уединения, от пустыни таких лет искушения лежит ещё далёкий путь до той чудовищной, бьющей через край уверенности в себе и того здоровья, которому потребна и сама болезнь — как средство и рыболовный крючок познания, — до той зрелой свободы ума, которая в той же мере означает самообуздание, дисциплину сердца и разрешает выбирать множество даже противоположных образов мышления, — до того внутреннего богатства и неги сверхизобилия, что исключает для ума опасность затеряться на своих путях, влюбившись в них, и, опьянённая, останется сидеть в каком-нибудь уголке, до того преизбытка пластических, целительных, воспроизводящих и восстанавливающих способностей, который является как раз признаком великого здоровья, — этот преизбыток и даёт свободному уму опасную привилегию жить на удачу и быть способным не уклоняться от авантюр: привилегию мастерства свободного ума! А в промежутке могут быть долгие годы выздоровления, годы, полные пёстрых, болезненно-волшебных метаморфоз, ведомых и обузданных упорною волей к здоровью, которая часто уже отваживается выглядеть как здоровье и рядиться под него. Есть в этом во всём какое-то промежуточное состояние, о котором человек такой судьбы позже вспоминает не без умиления: ему свойственно счастье блёклого, тихого света и солнца, ощущение птичьей свободы, птичьего обзора, птичьего задора, что-то среднее, в чём переплелись любопытство и ласковое презрение. «Свободный ум» — это прохладное слово в таком состоянии действует благотворно, оно чуть ли не согревает. Жизнь теперь идёт, освобождённая от оков любви и ненависти, от да и нет, живущий ею человек по собственной воле подпускает близко к себе или держит на расстоянии, но предпочитает ускользнуть, уклониться, упорхнуть, всё снова стремясь прочь, всё снова улетая вверх; он избалован, как тот, кто некогда увидал под собою какое-то чудовищное многообразие, — и сделался антиподом тех, что заботятся о вещах, не имеющих к ним никакого отношения. Честно говоря, свободный ум отныне затрагивает только те вещи — а их страшно много! — которые его больше не волнуют...

5

Ещё шаг по пути выздоровления — и свободный ум снова идёт навстречу жизни, правда, медленно, словно бы нехотя, словно бы недоверчиво. Вокруг него всё снова теплеет, как бы наливается желтизною; чувство и сочувствие обретают глубину, его обвевают всякого рода весенние ветра. Его охватывает ощущение, будто глаза его только теперь открылись на всё близкое. Он застывает в изумлении: да где же его носило раньше? Это близкое и ближайшее — каким преображённым оно ему кажется! каким волшебным пухом оно между тем обросло! Он с благодарностью бросает взгляд назад — с благодарностью за свои скитания, за свою суровость и отстранённость от себя, за свои птичьи перспективы и птичьи полёты в холодные выси. Как хорошо, что он не остался навсегда «дома», навсегда «у себя», словно изнеженный и тупой бездельник! Он был вне себя — в этом нет никакого сомнения. Лишь теперь он видит себя — и что за неожиданности он при этом находит! Каким неиспробованным холодным потом его прошибает! Какое счастье он обнаруживает даже в усталости, в застарелой болезни, в отступлениях выздоровления! Как ему нравится замирать в боли, вынашивать терпеливость, лежать на солнце! Кто, кроме него, умеет находить счастье зимой, эти солнечные пятна на стене! Они — самые благодарные животные на свете, а заодно и самые скромные, эти снова наполовину повернувшиеся к жизни выздоравливающие, эти ящерицы: и есть среди них такие, что не провожают ни одного дня, не прицепив к тянущемуся за ним шлейфу маленькой благодарственной песни. А если говорить серьёзно, то заболеть на манер этих свободных умов, побыть изрядное время больным и потом ещё дольше, ещё дольше выздоравливать — я хочу сказать, становиться «здоровее», — это значит пройти основательное лечение от всякого пессимизма (как известно, главной язвы застаревших идеалистов и врунов). Мудрость, житейская мудрость состоит в том, чтобы долгое время прописывать себе только в малых дозах даже здоровье. —

6

В такое время — при внезапных вспышках ещё порывистого, ещё переменчивого здоровья — может, наконец, случиться, что свободному, всё более свободному уму начнёт открываться загадка того великого отвязывания, которая доселе ждала в его памяти смутно, сомнительно, почти неприкасаемо. Если он долго не осмеливался задать вопросы: «Почему я так далеко в стороне? Так одинок? Почему отрекаюсь от всего, что почитал? Отрекаюсь и от самого почитания? Откуда во мне эта суровость, подозрительность, эта ненависть к собственным добродетелям?», — то теперь осмеливается, теперь он задаёт вопросы громко и даже начинает слышать что-то вроде ответов на них: «Ты должен был стать себе хозяином, хозяином даже над своими добродетелями. Прежде они были твоими хозяевами; но им позволено быть лишь твоими инструментами наряду с другими инструментами. Ты должен был получить власть над своими за и против и научиться пускать их в ход и снова отменять, сообразуясь со своей высшей целью. Ты должен был научиться понимать перспективистский принцип всякой высокой оценки — смещение, искажение и мнимую телеологию горизонтов, да и всё, что относится к перспективности; а кроме того, и добрую долю глупости в отношении противоположных ценностей и все интеллектуальные потери, которыми приходится оплачивать каждое за и против. Ты должен был научиться понимать неизбежную несправедливость в каждом за и против, несправедливость, неотъемлемую от жизни, саму жизнь как обусловленную перспективностью и её несправедливостью. Но прежде всего ты должен был воочию убедиться, где несправедливость всегда бывает сильнее: как раз там, где жизнь развита меньше всего, ограниченнее всего, скуднее всего и примитивнее всего — и всё-таки не может не понимать себя в качестве цели и меры вещей, в угоду своему сохранению исподтишка, мелочно и неустанно дробя и ставя под сомнение всё более высокое, более объёмное, более богатое, — ты должен был воочию увидеть проблему иерархии и совместного роста ввысь власти, права и широты перспективы. Ты должен был...» — достаточно, теперь свободный ум уже знает, какому «ты должен» он был послушен, равно как и то, на что он теперь способен, что́ лишь теперь — смеет...

7

На такой вот лад свободный ум даёт себе ответ на загадку отвязывания и заканчивает тем, что обобщает свой случай, подытоживая свои переживания следующим образом. «Что довелось испытать мне, — скажет он, — должен испытать всякий, в ком стремится обрести плоть и “явиться на свет” какое-либо задание». Тайная власть и необходимость этого задания начнёт править всей его судьбой и отдельными её проявлениями, подобно бессознательной беременности,{4} — задолго до того, как он заметит это задание и узнает, как оно называется. Наше предназначение располагает нами, даже если мы ещё не знаем о нём; это — будущее, дающее закон нашему сегодня. Положим, что нашей проблемой мы осмелимся назвать проблему иерархии, мы, свободные умы, — лишь теперь, в полдень нашей жизни, мы понимаем, какие подготовительные ступени, обходные пути, эксперименты, искушения, переоблачения понадобились проблеме, прежде чем она смогла встать перед нами, и каким образом вышло, что сначала нам пришлось испытать телом и душою самые разнообразные и самые разнородные беды и отрады — в качестве авантюристов и кругосветных путешественников того внутреннего мира, что зовётся «человеком», в качестве измерителей всякой более высокой ступени, всякого следующего уровня, которые тоже зовутся «человеком», всюду проникая, почти без страха, ничем не пренебрегая, ничего не утрачивая, всё пробуя на вкус, всё очищая от случайного и как бы просеивая, — пока, наконец, мы, свободные умы, не смогли сказать: «Вот она — новая проблема! Вот она, длинная лестница,{5} на перекладинах которой мы сами сидели и взбирались по ним, — мы, какими мы некогда были! Вот перекладина повыше, вот перекладина пониже нас, а вон те — под нами, и это чудовищно длинный порядок, иерархия, которую мы различаем: вот она — наша проблема!» — —

8

— Ни от одного психолога и прорицателя ни на мгновение не укроется, на каком месте изображённого здесь процесса стоит (или на какое поставлена —) настоящая книга. Да где же теперь психологи? Во Франции, разумеется; возможно, в России; но уж точно не в Германии. Нет недостатка в причинах, по которым нынешние немцы могли бы даже поставить это себе в заслугу: очень неудобно для того, кто в этом пункте уродился и получился совсем не немцем! Эта немецкая книга, которая сумела найти своих читателей в широком кругу стран и народов — она в пути уже приблизительно десять лет, — и которая, кажется, знает толк в кое-какой музыке и игре на флейте, заставляющих напрячься даже косный слух иностранцев, — как раз в Германии эту книгу прочли очень небрежно, расслышали её совсем уж скверно: а отчего так вышло? — «Она слишком многого требует», отвечали мне, «она не обрушивает на людей бедствие грубых обязанностей, она рассчитана на тонкие и изнеженные чувства, она нуждается в избытке, избытке времени, света небес и сердца, в otium3праздном покое (лат.). в самом отважном смысле слова: — в сплошь отличных вещах, коих у нас, нынешних немцев, нет, а потому мы не можем их и давать.» — Выслушав столь учтивый ответ, моя философия советует мне умолкнуть и не задавать больше вопросов; тем более что в некоторых случаях, как даёт понять пословица, можно остаться философом лишь одним способом — замолчав.
Ницца, весна 1886

Первый раздел. О первых и последних вещах


1

Химия понятий и ощущений. Философские проблемы нынче вновь почти по всем позициям принимают ту же форму вопрошания, что и две тысячи лет тому назад: как что-либо может возникнуть из своей противоположности, к примеру, разумное из неразумного, ощущающее из мёртвого, логика из бессмыслицы, бесцельное созерцание из страстного желания, жизнь ради других из эгоизма, истина из заблуждений? Метафизическая философия до сих пор справлялась с этим затруднением, отрицая возникновение одного из другого, а для вещей высшего разряда предполагая их чудесное происхождение прямо из недр и сущности «вещи самой по себе». Историческая же философия, которая вообще немыслима в отрыве от естествознания, этот новейший из всех философских методов, в отдельных случаях (и, вероятно, к такому же результату она придёт во всех случаях) обнаруживала, что нет никаких противоположностей, кроме как в привычном раздувании популярной или метафизической точки зрения, и что в основе такого противопоставления лежит заблуждение разума: согласно её объяснению, не существует, строго говоря, ни неэгоистических поступков, ни совершенно бесцельного созерцания, то и другое — всего лишь сублиматы, в которых субстрат предстаёт почти испарившимся и обнаруживает своё присутствие разве что только для самого пристального наблюдения. — Всё, что нам нужно и что мы можем получить лишь при нынешнем высоком уровне развития отдельных наук, — это химия моральных, религиозных, эстетических представлений и ощущений, а также всех тех побуждений, которые мы переживаем, вступая в крупные и мелкие культурные и общественные сношения, да и в одиночестве: и может быть, такая химия приведёт к выводу, что и в этой сфере самые великолепные краски были получены из низменных, даже презренных веществ? Многим ли достанет охоты заниматься подобными исследованиями? Человечество любит выбрасывать из головы вопросы о происхождении и началах вещей: неужели надо чуть ли не лишиться человеческого образа, чтобы почувствовать в себе противоположную склонность? —

2

Наследственный изъян философов. — Всем философам свойствен один изъян — они исходят из представления о современном человеке и думают достичь своей цели, подвергнув его анализу. Перед ними непроизвольно витает мысль о «человеке» как некоей aeterna veritas4вечной истине (лат.)., как о чём-то неизменном во всех водоворотах, как о надёжной мере всех вещей. Но всё, что бы ни сказал философ о человеке, — это, в сущности, не более чем свидетельство о человеке одного очень ограниченного временного промежутка. Нехватка чувства истории — вот наследственный изъян всех философов; некоторые даже неожиданно воспринимают совокупность новейших черт человека, возникших под влиянием определённых религий, а то и определённых политических событий, как устойчивую форму, из которой и следует исходить. Они не желают понять, что человек прошёл через некоторый процесс становления, что через него же прошла и познавательная способность; а между тем кое-кто из них позволяет себе выводить из этой познавательной способности весь мир. — А ведь всё главное в человеческом становлении произошло в первобытные времена, намного раньше того четырёхтысячелетнего отрезка истории, который нам кое-как известен; за этот срок человек не мог измениться слишком сильно. Но вот философ усматривает в современном человеке «инстинкты» и полагает, что они относятся к числу неизменных фактов человеческого существования, а потому способны дать ключ к пониманию мира вообще: вся телеология зиждется на том, что о человеке последних четырёх тысячелетий говорят как о чём-то вечном, на которое естественным образом ориентировано всё в мире с самого его начала. Но всё прошло через становление; нет никаких вечных фактов — так же как нет никаких абсолютных истин. — Из всего этого следует, что отныне философствовать необходимо в историческом ключе, а, значит, требуется и добродетель скромности.

3

Уважать невзрачные истины. — Признак высшей культуры — оценивать мелкие, невзрачные истины, найденные по строгому методу, выше, нежели блаженные и ослепительные заблуждения, идущие от метафизических и художнических эпох и людей. Поначалу над первыми издевались, словно те и другие никак не сопоставимы в качестве равноценных: тут стоят эти, такие скромные, простые, трезвые, такие будто бы обескураживающие, а там — те, такие красивые, роскошные, упоительные, а не то даже и приводящие в восторг. И всё-таки выше стоит то, что добыто с трудом, надёжное, долговечное и потому далеко ведущее любые дальнейшие шаги познания; держать его сторону — это признак мужества, признак смелости, простоты, сдержанности. Мало-помалу до такой мужественности дорастут не только отдельные люди, но и всё человечество, — это произойдёт, когда они приучатся, наконец, ценить выше стойкие, долговечные познания и утратят всякую веру в инспирацию и чудодейственное внушение истин свыше. — Конечно, почитатели форм с их мерилом прекрасного и возвышенного поначалу будут иметь хорошие основания для издевательств, пока уважение к невзрачным истинам и дух научности только ещё начнут возобладать: но лишь потому, что либо их глаза пока не открылись на очарование простейшей формы, либо потому, что воспитанные в упомянутом духе люди ещё долго не проникнутся им вполне и до глубины души и будут по-прежнему слепо подражать древним формам (а это будет удаваться им довольно плохо, как и всякому, кто больше не придаёт делу слишком большого значения). Прежде ум ещё не занимался строгим мышлением — ему было интересно выдумывать символы и формы. Это изменилось; названный интерес к символике сделался признаком низшей культуры. Подобно тому как даже наши искусства становятся всё более интеллектуальными, а наши чувства — всё более умными, и как, к примеру, теперь о гармоничности чувств судят совершенно иначе, чем 100 лет тому назад, так и формы нашей жизни становятся всё более умственными — с точки зрения прежних эпох, возможно, безобразными, но лишь потому, что ей не дано увидеть, как постоянно углубляется и расширяется царство внутренней красоты ума и насколько для нас для всех исполненный ума взгляд может значить теперь больше, чем самое прекрасное телосложение и самое возвышенное сооружение.

4

Астрология и тому подобное. — Вполне вероятно, что объекты религиозных, моральных и эстетических чувств тоже относятся только к поверхности вещей, а человек предпочитает верить, что в них он прикасается по меньшей мере к сердцу мира; он обманывается, потому что эти предметы вызывают у него сильный восторг и глубокое уныние, и, значит, проявляет здесь такую же гордыню, как и выслушивая астрологов. Ведь те думают, будто звёзды вращаются вокруг человеческого жребия; моральный же человек полагает, будто то, что ему всего дороже, составляет и суть вещей.

5

Превратное понимание сновидения. — Во времена грубой первобытной культуры человек думал, будто в сновидении знакомится со вторым реальным миром; отсюда и берёт начало всякая метафизика. Без сновидения не было бы никакого побуждения разделить мир пополам. С древнейшим пониманием сновидения связано и разложение человека на душу и плоть, как и вера в существование эфирного тела, а, стало быть, и происхождение всякой веры в духов и, вероятно, веры в богов. «Усопший продолжает жить; ведь он является живому во сне»: такой вывод делали прежде, на протяжении многих тысяч лет.

6

Дух науки могуч в её частях, а не в целом. — Отдельные самые узкие области науки излагают свои проблемы исключительно объективно: всеобщие же великие науки, взятые в целом, ставят вопрос, и вопрос совершенно необъективный, — «для чего? для какой выгоды?». Из-за этой-то оглядки на пользу они излагаются в целом не так безлично, как их отдельные части. А уж по поводу философии как вершины пирамиды знания вопрос о пользе познания вообще возникает непроизвольно, и всякая философия бессознательно стремится признать за ним высочайшую пользу. Поэтому во всех типах философии есть так много заносчивой метафизики и такая боязнь перед результатами физики, которые кажутся малозначащими; ведь значимость познания для жизни должна казаться как можно большей. В этом и состоит антагонизм между отдельными областями науки и философией. Последняя стремится, как к этому стремится и искусство, дать жизни и деятельности максимальную глубину и значимость; первые заняты поиском познания, и ничего больше, каков бы ни был результат. Не было до сих пор ещё ни одного философа, в руках которого философия не превратилась бы в апологию познания; по крайней мере в этом пункте каждый из них питает оптимистическую веру в то, что за познанием следовало бы признать величайшую полезность. Все они ходят под ярмом логики: а уж она есть оптимизм по самой своей природе.

7

Нарушитель спокойствия в науке. — Философия отошла от науки, когда поставила вопрос: каково то познание мира и жизни, обладая которым человек ведёт наиболее счастливую жизнь? Произошло это в сократических школах: точка зрения счастья закупорила кровоток научного исследования — она делает это и по сей день.

8

Духовное объяснение природы. — Метафизика толкует текст природы как бы духовно, подобно тому, как прежде церковь и её учёные делали это с Библией. Нужно очень много рассудительности, чтобы применять к природе такого же рода строгое интерпретаторское искусство, какое нынешние филологи разработали для всех книг: надо стремиться понять то, что хочет сказать текст, просто, а не подозревать и тем более не предполагать в нём наперёд никакого двойного смысла. Но если скверное интерпретаторское искусство ещё отнюдь не полностью преодолено даже в том, что касается книг, и в высших кругах образованного общества ещё то и дело наталкиваешься на пережитки аллегорического и мистического толкования, то точно так же дело обстоит и в том, что касается природы, — только гораздо хуже.

9

Метафизический мир. — Это верно, какой-то метафизический мир существовать мог бы; абсолютную возможность этого оспорить невозможно. Мы смотрим на все вещи сквозь человеческую голову и не можем отрезать эту голову; но всё же не решён вопрос — что осталось бы от мира, если бы её всё-таки отрезали. Это проблема чисто научная — она не слишком подходит, чтобы заботить людей; но всё, что до сих пор делало для них метафизические гипотезы ценными — ужасающими или притягательными, — что их порождало, есть страсть, заблуждение и самообман; в них приучали верить наихудшие методы познания, а не наилучшие. Если разоблачить такие методы в качестве фундамента всех существующих разновидностей религии и метафизики, это даст возможность их опровергнуть! Правда, тогда названная выше возможность всё ещё не исчезнет; но делать с ней совершенно нечего, не говоря уж о том, что могла бы возникнуть зависимость от паутины такой возможности счастья, блага и жизни. — Ведь метафизический мир нельзя охарактеризовать иначе, чем инобытие, недоступное и непонятное нам инобытие; это был бы предмет с негативными качествами. — А если бы было достоверно доказано, что такой мир существует, то всё равно осталось бы несомненным одно: его познание — это наиболее безразличное из всех видов познания, ещё более безразличное, чем познание химического состава воды для моряка, терпящего бедствие.

10

Безвредность метафизики в будущем. — Как только возникновение религии, искусства и морали будет описано так, что можно будет полностью объяснить их себе, не прибегая к гипотезе о метафизических вмешательствах в начале и в ходе процесса, исчезнет и ревностный интерес к чисто теоретической проблеме «вещи самой по себе» и «явления». Ведь дело с ними может обстоять как угодно: но в религии, искусстве и морали мы не соприкасаемся с «сущностью мира самой по себе»; мы находимся в сфере представления, и никакому «предчувствию» не сдвинуть нас с места. Вопрос о том, каким образом наша картина мира может так сильно расходиться с реконструированной сущностью мира, будет невозмутимо предоставлен физиологии и истории развития организмов и понятий.

11

Язык как мнимая наука. — Значение языка для развития культуры состоит в том, что в нём человек строил наряду с другим миром свой собственный, место, которое считал настолько устойчивым, чтобы, стоя на нём, перевернуть весь остальной мир и сделаться его хозяином. Длительное время веря в понятия и названия вещей как в aeternae veritates5вечные истины (лат.)., он развил в себе ту гордость, с помощью которой смог возвысится над животным: он мнил, будто в языке и впрямь заключено познание мира. Ваятель языка был не настолько скромен, чтобы думать, будто он только именует вещи, — нет, ему мнилось, что он выражает словами высшее знание о вещах; язык и впрямь есть первая ступень овладения наукой. И здесь тоже из веры в то, что истина найдена, забили обильнейшие ключи силы. Только задним числом, лишь сейчас, люди начинают смутно догадываться, что своею верой в язык они разносили чудовищное заблуждение. К счастью, уже слишком поздно — эволюцию разума, основанную на такой вере, не повернуть вспять. — Логика тоже зиждется на предпосылках, которым в реальном мире не соответствует ничего, к примеру, на предпосылке тождества вещей, идентичности вещи себе самой в разные моменты времени: но эта наука возникла благодаря противоположной вере (что нечто подобное безусловно существует в реальном мире). Так же дело обстоит и с математикой, которая, конечно, не возникла бы, если бы люди с самого начала знали, что в природе нет совершенно прямых линий, правильных окружностей, абсолютных единиц измерений.

12

Сновидение и культура. — Деятельность головного мозга, более всего нарушаемая сном, — это память: она, правда, не пресекается совсем, но низводится до состояния несовершенства, до уровня, на каком она, видимо, была в древнейшие эпохи человечества у каждого днём, не во сне. Произвольное и спутанное, сновидение постоянно смешивает вещи на основе их мимолётного сходства: но с тою же произвольностью и спутанностью народы сочиняли свои мифологии, да и в наши дни путешественники обыкновенно наблюдают, что дикари очень склонны к забывчивости, что после краткого напряжения памяти ум их начинает колебаться и они говорят ложь и бессмыслицу просто от утомления. Но в сновидении все мы подобны этим дикарям; скверное различение вещей и ошибочное их отождествление — причина плохих умозаключений, в которых мы повинны во сне; и вот, хорошенько припомнив своё сновидение, мы пугаемся самих себя, потому что видим, что в нас кроется столько глупости. — Полная отчётливость всех картин сновидения, предпосылка которой — безусловная вера в их реальность, ещё раз напоминает о состоянии древнейшего человечества, неимоверно часто впадавшего в галлюцинации, которые порою поражали одновременно целые общины, целые народы. Итак: во сне и в состоянии сновидения мы заново проделываем обычную работу древнего человечества.

13

Логика сновидения. — Во сне наша нервная система постоянно возбуждается многообразными внутренними стимулами, почти все органы выделяют секреты и совершают работу, кровь с напором льётся по сосудам, положение спящего производит давление на отдельные члены тела, одеяло вызывает разнообразные ощущения, желудок переваривает и своими движениями беспокоит другие органы, кишечник сокращается, положение головы обусловливает необычные локации мышц, ноги без обуви, не касающиеся подошвами земли, дают необычное чувство, так же как и непривычная одежда на теле, — и всё это, в зависимости от своих ежедневных перемен и интенсивности, возбуждает своей непривычностью всю систему вплоть до деятельности головного мозга: значит, для ума существует великое множество поводов удивляться и отыскивать основания такового возбуждения: сновидение и есть поиск и попытки представить себе причины вызванных этими возбуждениями ощущений, а это значит — мнимые причины. К примеру, тому, кто завяжет на своих стопах два ремешка, может присниться, что его стопы обвиты двумя змеями: поначалу это будет гипотезой, потом станет верой, сопровождаемой наглядным представлением и выдумкой: «Эти змеи, наверное, и есть causa6причина (лат.). того ощущения, что владеет мною, спящим», — такое суждение выносит ум спящего. Так определённое, ближайшее прошлое становится для него благодаря взволнованной фантазии настоящим. Например, любой из опыта знает, как быстро сновидец вплетает в своё сновидение доходящий до него громкий звук, скажем, колоколов или пушечных выстрелов, то есть создаёт себе из него объяснение задним числом, так что ему кажется, будто сначала он пережил побуждающие обстоятельства, а уж потом тот самый звук. — Как же получается, что ум сновидца всё время настолько плошает, когда тот же самый ум в бодрствующем состоянии столь трезв, осмотрителен и обыкновенно столь скептичен по отношению к гипотезам? — так что для объяснения чувства ему уже достаточно первой попавшейся гипотезы, чтобы сразу поверить в его реальность? (Ведь в сновидении мы верим, будто сон — это и есть реальность, то есть считаем свою гипотезу полностью доказанной.) — Я думаю об этом вот что: человек ещё и сейчас мыслит в сновидении точно так же, как человечество мыслило и в бодрствующем состоянии на протяжении многих тысячелетий: первая же causa7причина (лат.)., приходившая на ум, была ему достаточна для объяснения того, что нуждалось в объяснении, и считалась истиной. (По рассказам путешественников, дикари ведут себя так и сегодня.) В сновидении в нас продолжает работать эта древняя часть человеческого естества, ведь это основа, на которой развился и всё ещё развивается в каждом человеке более высокий разум: сновидение снова переносит нас назад, в далёкие состояния человеческой культуры, и даёт нам средство лучше их понять. Мыслить в сновидении даётся нам сейчас так легко потому, что на протяжении чудовищных периодов развития человечества мы оказались так хорошо вымуштрованы именно на эту форму фантастического и общепонятного способа объяснения, исходящего из первой подвернувшейся на ум мысли. В этом отношении сновидение — отдых для головного мозга, который днём должен удовлетворять более строгим требованиям к мышлению, выставляемым более высокой культурой. — Родственный процесс мы можем наблюдать при ещё не уснувшем рассудке прямо-таки в качестве входной двери и вестибюля сновидения. Когда мы закрываем глаза, мозг начинает производить множество световых и цветовых феноменов, вероятно, как своего рода эпилог и эхо всех тех световых впечатлений, которые он воспринял днём. И вот рассудок (в союзе с фантазией) тотчас перерабатывает эти сами по себе бесформенные сочетания красок в определённые фигуры, очертания, ландшафты, движущиеся группы. Подлинная суть этого процесса — опять-таки своего рода заключение от следствия к причине; ум, задаваясь вопросом: «Откуда эти световые феномены и цвета?», в качестве причин предполагает названные фигуры и очертания: для него они — настоящие стимулы этих цветовых и световых феноменов, ведь днём, при открытых глазах, он привык находить движущую причину каждого цвета, каждого светового впечатления. Значит, здесь фантазия постоянно подсовывает ему образы, опираясь в своей работе на дневные зрительные впечатления, и точно так же действует фантазия сновидения: иными словами, из следствия выводится мнимая причина и возникает представление, будто причина была после следствия: всё это совершается с неимоверной скоростью, так что здесь, словно от маневров фокусника, суждение может быть сбито с толку, а последовательность — выглядеть как одновременность и даже как обратная последовательность. — Наблюдая эти процессы, мы можем сделать вывод, как поздно развилось точное логическое мышление, строгий переход от причины к следствию, если даже теперь деятельность нашего разума и рассудка непроизвольно прибегает к этим первобытным формам умозаключений, и мы проводим в таком состоянии примерно половину своей жизни. — Поэты и художники тоже выдумывают совершенно нереальные причины своих настроений и состояний; в этом смысле они напоминают древнейшее человечество и могут помочь нам его понять.

14

Резонанс. — Все интенсивные настроения вовлекают в резонанс родственные ощущения и настроения: они как бы будоражат память. В таком состоянии что-то в нас вспоминается, и нам уясняются подобные состояния и то, что их породило. Так образуются усвоенные моментальные пучки чувств и мыслей, а в конце концов, когда они начинают молниеносно следовать друг за другом, они ощущаются уже даже не как комплексы, а как единства. В этом смысле говорят о моральном чувстве, о религиозном чувстве так, будто это исключительно единства: а на самом деле это реки с великим множеством истоков и притоков. Вот и тут, как это часто бывает, единство слова не гарантирует единства вещи.

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У мира — ни ядра, ни оболочки. — Если Демокрит перенёс понятия верха и низа на бесконечное пространство, где они не имеют никакого смысла, то философы вообще перенесли понятие «внутреннее и внешнее» на сущность и явление мира; они думают, будто с глубокими чувствами можно дойти до глубин внутреннего, поближе к сердцу природы. Однако эти чувства глубоки лишь в том отношении, что едва заметно регулярно возбуждают определённые сложные группы мыслей, которые мы называем глубокими; чувство глубоко потому, что мы считаем глубокой сопровождающую его мысль. И тем не менее глубокая мысль может быть очень далека от истины, как, к примеру, любая метафизическая мысль; но если из глубокого чувства вычесть примеси в виде элементов мысли, то останется сильное чувство, а в познании оно не ручается ни за что, кроме себя самого, так же как сильная вера доказывает только свою силу, а не истинность своего предмета.

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Явление и вещь сама по себе. — Философы обыкновенно встают перед жизнью и опытом — перед тем, что они называют миром явлений, — в позе, в какой стоят перед картиной, раз и навсегда прикреплённой к раме и абсолютно неизменно изображающей одно и то же событие: вот это-то событие, думают они, нужно правильно истолковать, чтобы сделать вывод о существе, создавшем картину, то есть о вещи самой по себе, на которую всегда привыкли смотреть как на достаточное основание мира явлений. Однако те логики, что построже, чётко установив понятие метафизического как понятие безусловного, а, значит, и не обусловливающего, отвергли всякую связь между безусловным (метафизическим миром) и миром, нам известным: поэтому-то в явлении является вовсе не вещь сама по себе, а всякое умозаключение от него к ней следует отклонить. Но обе стороны упустили из виду одну возможность: что эта самая картина — та, что нынче зовётся нами, людьми, жизнью и опытом, — складывалась постепенно, мало того, ещё целиком и полностью охвачена становлением, а потому не может рассматриваться как величина постоянная, исходя из которой можно сделать или на худой конец отвергнуть вывод об авторе (достаточном основании). Благодаря тому, что мы уже тысячи лет смотрим на мир с моральными, эстетическими, религиозными требованиями, со слепой симпатией, страстью или страхом, прямо-таки купаясь в блаженстве безобразий нелогического мышления, этот мир мало-помалу сделался столь чудесно-многоцветным, ужасающим, полным глубинного смысла, волнующим, он обрёл краски — а колористами были мы: именно человеческий разум дал явлению явиться и перенёс на вещи свои ошибочные принципы. Он приходит в себя — поздно, очень поздно: и вот мир опыта и вещь сама по себе кажутся ему столь разительно отличными и отделёнными друг от друга, что он отвергает умозаключение от него к ней — или же на жутко-мистический лад требует отказаться от нашего разума, нашей личной воли, дабы прийти к бытийному, сначала самому сделавшись бытийным. Другие, в свой черёд, нахватали в охапку все характерные черты нашего мира явлений — то есть представления о мире, выделанного из ошибок разума и оставленного нам в наследство, — и вместо того, чтобы объявить виновным разум, овиноватили сущность вещей как причину этой фактически наличной и очень жуткой природы мира и принялись проповедовать избавление от бытия. — Со всеми этими воззрениями покончит постоянный и неустанный процесс развития науки, который когда-нибудь в конце концов справит свой величайший триумф в истории становления мышления и итог которого сведётся, возможно, к такому тезису: то, что нынче мы называем миром, есть результат множества заблуждений и фантазий, которые постепенно накапливались в общей эволюции органического мира, срастались и теперь унаследованы нами как совокупное богатство всего прошлого: как богатство, поскольку на нём зиждется ценность нашей человеческой природы. Строгая наука, по правде говоря, в состоянии избавить нас от этого мира представления лишь в незначительной степени — да этого не стоит и желать, — поскольку она не в состоянии решительно сломить власть исконных привычек ощущения; но она может очень понемногу, шаг за шагом, разъяснить историю возникновения этого мира как представления — и хотя бы на несколько мгновений поднять нас над процессом в целом. Может быть, тогда мы узнаем, что вещь сама по себе заслуживает гомерического хохота: ведь она казалась столь значительной, даже исчерпывающей, а на самом деле пуста, точнее, не имеет никакого смысла.

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Метафизические объяснения. — Молодой человек ценит метафизические объяснения, поскольку они раскрывают ему нечто в высшей степени многозначительное в вещах, которые он нашёл неприятными или презренными; а если он недоволен собою, то это чувство слабеет, когда он узнаёт глубинную мировую тайну или мировую скорбь в том самом, что с такою силой презирает в себе. Чувствовать себя менее ответственным и к тому же видеть вещи более интересными — это он ценит как двойное благодеяние, коим обязан метафизике. Конечно, позже в нём разовьётся недоверие ко всему метафизическому способу объяснения; тогда он, возможно, поймёт, что вышеназванных эффектов можно добиться с таким же успехом, только более научно, на другом пути: что объяснения физические и исторические сообщают по меньшей мере такое же чувство безответственности и что при этом интерес к жизни и её проблемам разгорается, может быть, ещё сильнее.

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Основные вопросы метафизики. — Если некогда будет написана история возникновения мышления, то и следующее положение одного выдающегося логика предстанет освещённым новым светом: «Изначальный всеобщий закон для познающего субъекта заключается во внутренней необходимости познавать каждый предмет сам по себе, в его собственной сущности, как тождественный себе, а, значит, самостоятельно существующий и в своей основе всегда остающийся одним и тем же, неизменным, короче говоря, как субстанцию».{6} Но и этот закон, названный здесь «изначальным», прошёл через становление: когда-нибудь будет показано, как постепенно, в низших организмах, возникает эта склонность: как глупые кротовьи глаза на этих ступенях организации поначалу не различают ничего, кроме всегда одного и того же; и как потом, когда становятся более заметными различные стимулы наслаждения и страдания, мало-помалу начинают различаться разные субстанции, но каждая — только с одним атрибутом, то есть с одним-единственным отношением к такому организму. — Первая ступень логики — это суждение: а его суть состоит, по определению самых лучших логиков, в вере. В основе всякой веры лежит ощущение приятного или причиняющего боль ощущающему субъекту. Новое, третье ощущение как результат двух предшествующих отдельных ощущений есть низшая форма суждения. — Нас, органических существ, в каждой вещи изначально интересует только её отношение к нам с точки зрения наслаждения и боли. Между моментами, когда мы осознаём это отношение, состояниями ощущения, находятся моменты пустоты, неощутимости: тогда мир и всякая вещь в нём лишены для нас интереса, и мы не замечаем в нём никаких изменений (так и теперь страстно увлечённый чем-нибудь человек не замечает, что кто-то проходит мимо). Для растений обычно все вещи неподвижны, вечны, и каждая вещь тождественна себе. От периода низших организмов человек унаследовал веру в то, что бывают одинаковые вещи (этому положению противоречит только опыт, добытый высокоразвитой наукой). Исконная вера всего органического с самого начала гласит даже, возможно, что весь остальной мир един и неподвижен. — Идея причинности максимально далека от этой первой ступени логики: ведь мы, в сущности, и сейчас считаем, будто все ощущения и поступки суть проявления свободной воли; обращая внимание на себя, ощущающий индивидуум считает каждое ощущение, каждое изменение чем-то изолированным, то есть безусловным, ни с чем не связанным: что-то всплывает из нас без всякой связи с предшествующим и последующим. Мы испытываем голод, но в первый момент не думаем, что организм стремится к самосохранению, — это чувство кажется заявившим о себе без причины и цели, оно изолируется и считает себя произвольным. Итак: вера в свободу воли — изначальное заблуждение всего органического, столь древнее, что в нём заключены первые проблески логики; равным образом изначальна и вера в абсолютные субстанции и тождественные вещи, — это тоже древнее заблуждение всего органического. Однако поскольку всякая метафизика занималась преимущественно субстанциями и свободою воли, то позволительно назвать её наукой, которая изучает основные заблуждения человечества, но так, словно они — основные истины.

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Число. — Законы чисел были открыты на основе уже изначально царившего заблуждения, будто существует множество одинаковых вещей (хотя на самом деле нет ничего одинакового), по крайней мере — будто существуют вещи (хотя нет никакой «вещи»). Признание множественности всегда уже заранее предполагает, что существует нечто встречающееся неоднократно: но как раз тут уже заправляет заблуждение, уже тут мы воображаем сущности и <идеальные> единства, которых нет. — Наше ощущение пространства и времени ложно, поскольку, как показывает дотошная проверка, ведёт к логическим противоречиям. При всех научных утверждениях мы всегда неизбежно принимаем в расчёт некоторые ложные величины: но поскольку эти величины по крайней мере постоянны, как, к примеру, наше ощущение времени и пространства, то результаты научных исследований в своей взаимосвязи всё-таки обладают полною строгостью и достоверностью; на их основе можно продолжать исследования — вплоть до того предела, где ошибочный исходный принцип, упомянутые постоянные погрешности, вступает в противоречие с результатами, к примеру, в учении об атомах. В таких случаях мы всё ещё чувствуем себя вынужденными принимать гипотезу «вещи» или материального «субстрата», приводимого в движение, — а ведь вся научная работа преследовала цель превратить в движение всё предметное (материальное): наше ощущение даже здесь ещё отделяет движущееся от движимого, не выходя из этого круга, поскольку вера в вещи издревле прочно связана с нашею природой. — Когда Кант говорит: «Рассудок не черпает свои законы из природы, а предписывает их ей»,{7} то это совершенно верно в отношении понятия природы, которое мы вынуждены с нею связывать (природа = миру как представлению, то есть как заблуждению), но которое является суммой множества заблуждений рассудка. — Законы чисел абсолютно неприменимы к миру, который не является нашим представлением: они действительны только в мире людей.

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Спуститься на несколько перекладин. — Одна, конечно же, очень высокая ступень образования достигается, когда человек оставляет под собою суеверные и религиозные представления и страхи и перестаёт верить, скажем, в ангелочков или наследный грех, да и о спасении души говорить отвыкает: если он уже на этой ступени освобождения, то ему предстоит с величайшим напряжением всей своей осторожности преодолеть ещё и метафизику. Но тогда ему потребуется несколько отойти вспять: он должен понять историческую, а равно и психологическую оправданность таких представлений, должен узнать, что оттуда до нас доходит величайшая поддержка человечеству и что без такого отхода вспять мы лишили бы себя лучших достижений прежнего человечества. — В рассуждении философской метафизики я вижу сейчас всё большее число тех, что достигли негативного результата (что любая позитивная метафизика — это заблуждение), но ещё не много тех, что спустились на несколько перекладин вниз; ведь надо, конечно, заглянуть за последнюю перекладину лестницы, а не вольготно расположиться на ней. Самые просвещённые доходят только до того, чтобы освободиться от метафизики и с чувством превосходства взирать на неё сверху вниз: а ведь и здесь, как на ипподроме, нужно завернуть за конец дорожки.

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Вероятная победа скепсиса. — Стоит разок попробовать занять скептическую исходную позицию: положим, нет никакого иного, метафизического мира, а все заимствованные из метафизики объяснения единственного известного нам мира для нас непригодны: какими глазами мы смотрели бы тогда на людей и вещи? Это можно себе представить, это полезно, даже если обойти вопрос о том, получили ли Кант и Шопенгауэр научным путём доказательства каких-нибудь метафизических положений. Ведь согласно исторической вероятности, весьма возможно, что в этом отношении люди когда-нибудь сделаются в общем и целом скептиками; поэтому, стало быть, спрашивается: какие черты приобретёт тогда человеческое общество под воздействием подобного умонастроения? Может быть, научное доказательство какого-либо метафизического мира уже само по себе настолько затруднительно, что человечеству уже никогда не избавиться от недоверия к нему. А когда есть недоверие к метафизике, то его последствия принципиально те же, что и в случае, если она прямо опровергнута и верить в неё уже нельзя. В обоих случаях исторический вопрос о неметафизическом умонастроении человечества остаётся тем же.

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Неверие в «monumentum aere perennius»8Памятник вековечнее меди (лат.), слова из знаменитого стихотворения Горация («Послания» 3, 30).. — Большой ущерб, который несёт с собою устранение метафизических воззрений, состоит в том, что индивидуум слишком серьёзно относится к краткости своей жизни и не получает никаких более сильных стимулов создавать прочные, рассчитанные на столетия институты; он сам хочет срывать плоды с дерева, которое сажает, а потому уже не желает сажать те деревья, что требуют постоянного ухода на протяжении столетий и предназначены осенять собою длинные вереницы поколений. Ведь метафизические воззрения сообщают веру в то, что в них заложен последний и окончательный фундамент, на который отныне вынуждено водрузиться и на котором вынуждено строиться всё будущее человечества; отдельный человек способствует своему спасению, когда, к примеру, жертвует на строительство церкви или основывает монастырь, потому что, как он считает, это зачтётся ему и воздастся в грядущей вечной жизни души, это — работа для спасения души навеки. — Может ли наука пробуждать такую же веру в свои результаты? По правде говоря, сомнение и недоверие нужны ей, они — её вернейшие союзники; несмотря на это, со временем сумма заповедных, то есть выдерживающих все бури скепсиса, все попытки разложения истин возрастёт настолько (например, в диететике здоровья), что созреет решение создавать «вечные» творения. А покуда контраст нашего возбуждённого существования мух-подёнок с пространным покоем, которым полна метафизическая эпоха, бросается в глаза слишком сильно, поскольку обе эпохи разошлись во времени ещё недалеко; даже отдельный человек проходит сейчас слишком многими внутренними и внешними путями развития, чтобы отважиться устроить хотя бы свою собственную жизнь прочно и окончательно. Вполне современный человек, решивший, скажем, построить себе дом, делает это с таким ощущением, словно ему предстоит заживо похоронить себя в мавзолее.

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Компаративистская эпоха. — Чем слабее люди связаны традицией, тем сильнее становится внутренняя активность их мотивов и соответственно тем сильнее, в свой черёд, внешняя обеспокоенность, перемешивание людских потоков, полифония целей. Для кого теперь ещё действительно строгое принуждение привязать себя и своё потомство к одному месту жительства? Для кого вообще есть ещё что-нибудь строго обязательное? Вперемешку воспроизводятся все стилистические направления в искусстве — и точно то же происходит со всеми ступенями и разновидностями нравственности, обычаев, культур. — Значительность такой эпохе придаёт то, что в ней могут быть сличены и опробованы рядом друг с другом различные миросозерцания, нравы, культуры; прежде, при постоянно локализованном господстве каждой культуры, это было несбыточно, чему соответствовала и привязанность всех стилистических направлений в искусстве к определённому месту и времени. Нынче рост эстетического чувства будет бесповоротно выбирать между столь многими предлагаемыми для сравнения формами: и бо́льшую их часть — а именно, все те, которые оно отвергнет, — обречёт на смерть. Точно так же нынче происходит отбор среди форм и привычек высшей нравственности, целью которой не может быть ничего, кроме гибели более низких форм нравственности. Вот она, компаративистская эпоха! Она может этим гордиться — но по справедливости от этого же и страдает. И пусть нас не пугает это страдание! Наоборот, давайте воспримем задачу, которую ставит перед нами эпоха, как можно более серьёзно: за это нас благословят потомки — потомки, которые будут ставить себя выше замкнутых самобытных народных культур, так же как и выше компаративистской культуры, но с благодарностью оглядываться на оба вида культуры как на достопочтенные древности.

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Возможность прогресса. — Когда учёные старой культуры зарекаются иметь дело с людьми, верующими в прогресс, они правы. Ведь величие и доброкачественность старой культуры для неё в прошлом, а познания в истории заставляют признать, что она никогда не вернётся в первозданной свежести; требуется невыносимое тупоумие или столь же нестерпимое горячечное мечтательство, чтобы этого не признать. Однако люди могут сознательно решиться развивать в себе новую культуру, в то время как прежде их развитие было бессознательным и случайным: сейчас они могут создать лучшие условия для рождения людей, их питания, воспитания, обучения, хозяйски распоряжаться всей планетой, взаимно оценивать и использовать силы людей вообще. Эта новая культура убьёт старую, которая, взятая в целом, вела бессознательную животную и растительную жизнь; она убьёт и недоверие к прогрессу — таковой возможен. Я хочу сказать: было бы опрометчиво и чуть ли не абсурдно верить, будто прогресс должен наступить непременно; можно ли, однако, отрицать, что он возможен? Зато прогресс в духе и на путях старой культуры даже немыслим. Пусть даже романтическое фантазёрство тем не менее применяет слово «прогресс» к своим целям (например, замкнутым самобытным народным культурам): всё равно оно заимствует его образ из прошлого; в этой сфере оно развивает совершенно неоригинальные идеи и представления.

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Мораль личная и всемирная. — С тех пор как умерла вера в то, что Бог ведёт судьбы мира в целом и, несмотря на все кажущиеся искривления дороги человечества, всё же отлично выводит его в нужную сторону, людям приходится самим ставить перед собою экуменические, охватывающие всю землю, цели. Старая мораль, в особенности Кантова, требует от каждого поступков, желательных с точки зрения всех: это была прекраснодушная наивность; как будто каждый точно знает, от какого образа действий будет процветать всё человечество, то есть какие поступки вообще желательны; эта теория, подобно идее свободной торговли, подразумевает, что всеобщая гармония должна установиться сама собою по врождённым законам улучшения. Возможно, будущая картина потребностей человечества отнюдь не покажет, что желательны одинаковые поступки всех, — наоборот, ради экуменических целей для целых отрезков развития человечества могут ставиться специальные, а в зависимости от обстоятельств даже скверные задачи. — Во всяком случае, если человечество не хочет обречь себя на гибель от такого осознанного всемирного управления, оно должно сначала добыть превосходящее все прежние масштабы знание об условиях культуры как научное мерило для достижения экуменических целей. В этом и состоит чудовищная задача великих умов следующего столетия.

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Реакция как прогресс. — Порою появляются умы резкие, насильственные и порывистые, но несмотря на это ретроградные, ещё раз вызывающие к жизни уже прожитую фазу истории человечества: они служат доказательством того, что новые направления, которым они противодействуют, ещё недостаточно сильны, что им чего-то не хватает: иначе они не поддавались бы этим воскрешателям с такой лёгкостью. Так, например, Реформация Лютера — свидетельство в пользу того, что все первые порывы свободы ума в его столетии были ещё зыбкими, мягкими, юношескими; наука ещё не умела поднять голову. Да и весь Ренессанс выглядит, как ранняя весна, почти целиком снова засыпаемая снегом. Но и в нашем столетии Шопенгауэрова метафизика показала, что научный дух недостаточно крепок даже теперь: поэтому в учении Шопенгауэра, несмотря на то, что все христианские догмы были уже давно уничтожены, ещё раз смогло отпраздновать своё воскрешение полное средневековое христианское миросозерцание и ощущение человека. Его учение впускает в себя много отзвуков науки, но не наука им овладевает, а старая, хорошо известная «метафизическая потребность». Конечно, одна из величайших и совершенно бесценных выгод, какую мы получаем от Шопенгауэра, состоит в том, что он вовлекает на какое-то время наше чувство в старые, мощные картины мира и человека, подход к которым в любом ином случае не был бы для нас столь лёгким. Выигрыш для исторической науки и справедливости очень велик: я думаю, что сейчас без помощи Шопенгауэра никому не удалось бы с такой лёгкостью отдать должное христианству и его азиатским родственникам: а особенно это невозможно сделать, стоя на почве ещё сохраняющегося христианства. Лишь после этого великого успеха справедливости, лишь после того, как мы скорректировали в столь важном пункте исторический подход, который принесла с собою эпоха Просвещения, мы вновь смеем нести дальше знамя Просвещения — знамя, на котором начертаны три имени: Петрарка, Эразм, Вольтер. Из реакции мы сделали прогресс.

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Замена религии. — Люди думают, будто говорят за спиной философии что-то хорошее, объявляя её заменою религии для народа.{8} В умственном хозяйстве и впрямь иногда бывают необходимы переходные ряды идей; так, скажем, переход от религии к научному подходу — это насильственный и опасный скачок, и лучше его избегать. В этом смысле указанная вначале рекомендация оправданна. Но в конце концов приходится всё-таки признать и то, что потребности, какие удовлетворяла религия, а теперь призвана удовлетворять и философия, не являются неизменными; сами эти потребности можно ослабить и искоренить. Тут на ум приходит, к примеру, бедственное положение христианских душ, сокрушение об их глубокой испорченности, попечение об их спасении — всё это представления, идущие лишь от заблуждений разума и заслуживающие совсем не удовлетворения, а уничтожения. Философию можно использовать либо так, чтобы она тоже удовлетворяла эти потребности, либо так, чтобы она их устраняла; ведь эти потребности — усвоенные, исторически ограниченные, они зиждутся на предпосылках, противоречащих научным предпосылкам. Для перехода здесь куда больше пригодно искусство — оно может дать облегчение перегруженной ощущениями душе; ведь оно гораздо меньше, чем метафизическая философия, поддерживает названные потребности. А уж от искусства потом легче будет перейти к действительно освободительной философской науке.

28

Презренные слова. — Долой до тошноты затёртые слова «оптимизм» и «пессимизм»! Ведь день ото дня становится всё меньше поводов ими пользоваться; сейчас они ещё позарез нужны разве только болтунам. Ведь с какой это стати нужно быть оптимистом, если не надо защищать Бога, который должен был создать лучший из миров, раз уж сам воплощает собою добро и совершенство, — а какой же мыслящий человек ещё нуждается в гипотезе Бога? — Но нет никакого повода и для пессимистического кредо, если нет горячего желания позлить адвокатов Бога, богословов или богословствующих философов, нарочно выставляя противоположное утверждение: что всем правит зло, что страдание перевешивает наслаждение, что мир сделан халтурно и являет собою недобрую волю к жизни. Но кому сейчас нужны богословы — кроме самих богословов? — Если оставить в стороне всяческое богословие и атаки на него, то совершенно очевидно, что мир ни добр и ни зол и уж подавно не может быть ни добрее, лучше, ни злее, хуже и что понятия «добрый» и «злой» имеют смысл, только когда речь идёт о человеке, да и тогда, может быть, не оправданны при обычном словоупотреблении: в любом случае нам надо избавляться от бранного или хвалебного миросозерцания.

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Опьянённость запахом цветов. — Корабль человечества, гласит общее мнение, сидит в воде тем глубже, чем больше груза в себе несёт; чем глубже люди мыслят, гласит всеобщая вера, чем тоньше чувствуют, чем выше себя ценят, чем больше дистанция, отделяющая их от других животных, — тем заметней человек предстаёт гением среди животных — и тем ближе он оказывается к подлинной сущности мира и к его познанию: это он и вправду делает, занимаясь наукой, но мнит, будто большего достигает здесь в религии и искусстве. Таковые, конечно, суть цвет мира, но они отнюдь не ближе к корню мира, нежели стебель: они вовсе не дают возможности лучше понять суть вещей, хотя так думает почти всякий. Это именно заблуждение сделало человека настолько глубокомысленным, тонко чувствующим, изобретательным, чтобы изгнать такой цвет, как религия и искусство. Чистое познание на подобное неспособно. Тот, кто раскрыл бы нам сущность мира, самым неприятным образом разочаровал бы всех. Столь полон смысла, столь глубок и чудесен, столь чреват счастьем и бедою не мир как вещь сама по себе, а мир как представление (как заблуждение). Такой итог ведёт к философии последовательного мироотрицания: впрочем, её с таким же успехом можно соединить с практическим мироутверждением, как и с его противоположностью.

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Скверные привычки в умозаключении. — Наиболее привычные для людей ошибочные заключения таковы: если вещь существует, то она имеет на это право. Здесь заключение совершается от жизнеспособности к целесообразности, от целесообразности к правомерности. Далее: такое-то мнение дарит счастьем, следовательно, оно истинно, его следствия благотворны, а следовательно, оно и само благотворно и истинно. Здесь следствию приписывается предикат «благотворный, хороший» в смысле пользы, а потом и причину снабжают тем же предикатом «хороший», но теперь уже в смысле логической законности. Обращение этих положений гласит: такое-то дело сделать, отстоять невозможно, следовательно, оно неправильное; такое-то мнение мучает, приводит в смятение, значит, оно ложное. Свободный ум, слишком часто встречающий эту манеру делать заключения и вынужденный страдать от её последствий, нередко поддаётся соблазну делать противоположные заключения, которые в целом, естественно, столь же ошибочны: такое-то дело несбыточно, следовательно, оно хорошо; такое-то мнение несёт с собою одни неприятности, причиняет хлопоты, значит, оно верно.

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Такая нужная нелогичность. — К вещам, способным довести мыслителя до отчаяния, относится познание того, что людям необходима нелогичность и что из нелогичности проистекает много хорошего. Оно так прочно укоренено в страстях, в языке, в искусстве, в религии и вообще во всём придающем жизни ценность, что его невозможно вычеркнуть, не нанеся тем самым этим прекрасным вещам непоправимого ущерба. Только очень наивные люди могут думать, будто человеческая природа способна преобразиться в чисто логическую; а если бы существовали степени приближения к этой цели, то чего только не пропало бы на таком пути! Даже самому разумному человеку время от времени потребно возвращение к природе, то есть к своему коренному нелогичному положению среди всего на свете.

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Такая нужная несправедливость. — Суждения о ценности жизни появились на свет нелогическим путём, а потому несправедливы. Неточность суждения связана, во-первых, с качеством его предмета — он весьма неполон, во-вторых, со способом его обобщения и, в-третьих, с тем, что каждая отдельная часть предмета суждения — это результат опять-таки неточного познания, и это последнее совершенно фатально. К примеру, никакое наше знание о человеке, пускай даже очень близком нам, не может быть полным, а потому не даёт нам логических оснований для его оценки в целом; все наши оценки опрометчивы, да такими им и надлежит быть. И наконец, мерило, каким мы пользуемся для измерения, — наш собственный склад души, — вовсе не что-то неизменное, потому что мы подвержены настроениям и шатаниям, а ведь чтобы справедливо определять, в каком отношении то или иное дело к нам находится, нам надо было бы понимать себя как точное мерило. Возможно, из всего этого последует, что выносить суждения не стоит вообще; ах, если б только жить можно было, не вынося оценок, без симпатий и антипатий! — ведь всякая антипатия связана с оценкой, равно как и всякая симпатия. Влечения к чему-либо или от чего-либо, но без ощущения того, что человек желает полезного и избегает вредного, влечения без своего рода познавательной оценки ценности своей цели, у человека не существует. Мы изначально существа нелогические, а потому несправедливые, и в состоянии это понять: вот один из самых резких и неразрешимых диссонансов нашего существования.

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Такое нужное жизни заблуждение о себе. — Всякая вера в ценность и достоинство жизни зиждется на неточном мышлении; и возможна она исключительно благодаря тому, что в людях плохо развито сочувствующее участие в общей жизни и страданиях человечества. Даже те редкие люди, что привыкли выходить мыслью за свои пределы, направляют своё внимание не на эту общую жизнь, а на её отдельные фрагменты. Если человек приучился иметь в виду главным образом людей исключительных, я хочу сказать — ориентироваться на высокие дарования и чистые души, если он понимает их появление на свете как цель всего мирового процесса и восхищается их деятельностью, то он может поверить в ценность жизни, именно потому что при этом упускает из виду других людей: иными словами, он мыслит неточно. Точно так же, если хотя и иметь в виду всех людей, но признавать в них только один вид влечений, тех, что не так уж эгоистичны, и прощать им все остальные влечения, — тогда опять-таки можно чего-то ждать от человечества в целом и потому верить в ценность жизни: стало быть, и в этом случае — благодаря неточности мышления. Однако как тут ни действуй, всё равно эти действия будут исключительными среди людей. Но как раз бо́льшая-то часть людей переносит жизнь, не слишком ропща, и, значит, верит в ценность своего существования, но именно благодаря тому, что каждый хочет и утверждает только себя, не выходя за свои пределы, подобно названным исключениям: а всё сверхличностное для них не существует вовсе или в лучшем случае существует лишь как бледная тень. Так вот, для обыкновенного, живущего со дня на день человека ценность жизни основана исключительно на том, что он считает себя более важным, чем мир. Из-за большой нехватки воображения, которой он страдает, он не умеет вчувствоваться в другие создания и потому почти никак не делит с ними их судьбу и страдания. И напротив — тот, кто и впрямь сумел бы делить их с ними, неизбежно разочаровался бы в ценности жизни; а если бы ему удалось впустить в себя и ощутить совокупное сознание человечества, он рухнул бы с проклятьем жизни на устах — ведь у человечества в целом нет никаких целей, а, значит, наблюдая ход событий в целом, человек может найти в нём не утешение и ободрение, а отчаяние. Если во всём, что такой человек делает, он смотрит на полную бесцельность человеческого существования, то собственная деятельность обретает в его глазах характер расточительства. Но чувствовать расточение себя как человечества (а не только как индивидуума) точно так же, как мы видим расточение отдельных цветов природой, — это чувство превышает все остальные чувства. — Кто же на такое способен? Понятно, что только поэты: а поэты всегда умеют утешиться.

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По поводу умиротворения. — Но разве наша философия не превратится на такой лад в трагедию? Разве истина не станет враждебной жизни, лучшему будущему? Язык наш, кажется, становится неповоротливым, чтобы во всеуслышание задать один вопрос: да можно ли сознательно удерживать себя во лжи? Или, если уж это неизбежно, то не лучше ли тогда умереть? Ведь больше не будет никакого долга; мораль-то, в той мере, в какой она была долгом, уничтожена нашим подходом к вещам точно так же, как и религия. Познание сможет допустить в качестве мотивов лишь наслаждение и страдание, пользу и вред: а как же эти мотивы уживутся с чувством истины? Ведь и они граничат с заблуждениями (поскольку, как уже сказано, наше наслаждение и страдание по большей части определяют симпатии и антипатии с их очень несправедливыми мерками). Вся человеческая жизнь глубоко погружена в ложь; отдельному человеку не под силу вытащить её из этой ямы, не возненавидев при этом своего прошлого до глубины души, не находя вздорными свои нынешние мотивы, каково, скажем, чувство чести, и не относясь к страстям, влекущим к будущему и к счастью в будущем, с насмешкою и презрением. Неужто правда, что остаётся только один образ мыслей, последствия которого — отчаяние как личный итог и философия разрушения как теоретический? — Я думаю, последствия познания зависят от темперамента человека: не хуже описанных и вполне возможных у отдельных натур последствий я могу представить себе и другие последствия, в силу которых жизнь стала бы много более простой, более чистой от аффектов, нежели нынешняя: тогда, правда, по старой наследственной привычке поначалу ещё сохраняли бы силу старые мотивы сильных страстей, но они мало-помалу утихали бы под воздействием очистительного познания. В итоге человек жил бы с другими и наедине с собою, как живут в природе, без одобрений, упрёков, горячки, наслаждаясь, словно на представлении, многим из того, что прежде только вызывало в нём страх. Он избавился бы от эмфазы и перестал бы ощущать стрекало мысли о том, что является чем-то помимо природы или сверх природы. Правда, для этого, как уже сказано, нужен хороший темперамент — душа закалённая, не порывистая и, в сущности, весёлая, характер, при котором не нужно всё время быть начеку, избегая козней и внезапных аффектов, и который никогда не проявляется в ворчании и озлобленности, этих известных тягостных качествах старых собак и людей, долгое время живших на цепи. Скорее, человек, с которого обычные оковы жизни спали настолько, что он продолжает жить лишь ради того, чтобы всё глубже погружаться в познание, должен уметь без зависти и раздражения отказываться от многого, даже почти от всего ценимого другими, и в качестве наиболее желательного состояния ему должно хватать упомянутого вольного и бесстрашного парения над людьми, нравами, законами и традиционными оценками вещей. Ему по нраву делиться радостью от этого состояния, да, может статься, он и не способен поделиться ничем иным, как только ею, и это само по себе, конечно, ещё одна нужда и ещё одно самоотречение. А уж если от него потребуют большего, то он, благожелательно покивав головою, укажет на своего брата — свободного человека дела, возможно, не скрывая тонкой усмешки: ведь со «свободою» последнего дело обстоит особенным образом.

Второй раздел. К истории нравственных чувств


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Преимущества психологического наблюдения. — Что размышление о человеческом, слишком человеческом — или, выражаясь на более научный лад, психологическое наблюдение, — относится к средствам, с помощью которых можно облегчить для себя бремя жизни, что опытность в этом искусстве даёт присутствие духа в тяжёлых ситуациях и развлекает, когда окружающее наводит тоску, более того, что можно собирать нравоучения с самых колючих и безотрадных мест своей жизни и чувствовать себя при этом не так уж и плохо: так думали, об этом знали — в прежние столетия. Почему обо всём этом забыло нынешнее столетие, когда по крайней мере в Германии, а то и в Европе появилось множество признаков того, что психологическое наблюдение скудеет? И ведь происходит это не в жанре романа, новеллы и философского трактата — дела людей исключительных, а всё больше в обсуждении общественных событий и личностей: но главным образом не хватает искусства психологического расчленения и обобщения, не хватает во всех сословиях общества, где так любят порассуждать о людях, но только не о человеке. Отчего же внимание проходит мимо наиболее богатого и безвредного материала для беседы? Отчего больше не читают даже великих мастеров психологической сентенции? — ведь, говоря без всякого преувеличения, в Европе редко встречаются образованные люди, читавшие Ларошфуко и родственных ему мыслителей и художников слова, а ещё реже — те, что их знают и не хулят. Но и такой необычный читатель, вероятно, получит от них куда меньше удовольствия, чем должен был бы получать, наслаждаясь формальной стороною творчества этих писателей; ведь даже самый тонкий ум не в состоянии должным образом оценить искусство огранки сентенций, если сам не был воспитан в его духе, если не состязался в нём с другими. Без такого рода практических занятий это созидание и огранку читатели считают чем-то более лёгким, чем они есть, и не могут развить в себе достаточно ясное ощущение их меткости и прелести. Поэтому нынешние читатели сентенций получают от них сравнительно небольшое удовольствие, не говоря уж о наслаждении для уст, и очень похожи на посредственность, разглядывающую камеи, а в том, как эти читатели их восхваляют, они очень похожи на посредственность, разглядывающую камеи: не умея их полюбить, они сразу готовы ими восхититься, но ещё скорее готовы сбежать а в том, как эти читатели их восхваляют, они очень похожи на посредственность, разглядывающую камеи: не умея их полюбить, они сразу готовы ими восхититься, но ещё скорее готовы сбежать.

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Возражение. — А может быть, против того тезиса, что психологическое наблюдение относится к приманивающим, исцеляющим и облегчающим средствам в жизни, имеются какие-нибудь встречные соображения? Может быть, было достаточно оснований убедиться в неприятных последствиях этого искусства, чтобы теперь намеренно отводить от него взгляд тех, кто получает образование? И ведь правда, что некая слепая вера в доброту человеческой природы, привитое отвращение к анализу человеческих поступков, своего рода стыдливость перед обнажённостью души действительно могут быть более благодетельными для общего счастья того или иного человека, нежели упомянутая психологическая проницательность, помогающая в отдельных случаях; и, возможно, вера в добро, в добродетельных людей и добродетельные поступки, в мир как кладезь безличной благожелательности улучшила людей, поскольку снизила степень их недоверчивости. Истово подражая героям Плутарха и питая отвращение к мнительному расследованию мотивов их поступков, истины, правда, не получить, но зато это полезно для благополучия человеческого общества: ошибки в психологии и общая тупость в этой сфере развивают гуманность, а вот познание истины, может быть, больше выиграет благодаря движущей силе гипотезы, формулировку которой Ларошфуко предпослал первому изданию своих «Sentences et maximes morales»9«Моральных изречений и максим» (фр.).174: «Ce que le monde nomme vertu n’est d’ordinaire qu’un fantôme formé par nos passions à qui on donne un nom honnête pour faire impunément ce qu’on veut»10«То, что называют добродетелью, — обыкновенно не более чем фантом, образованный нашими страстями, коему дают почтенное имя, дабы безнаказанно вытворять всё что угодно» (фр.).. Ларошфуко и другие французские мастера испытания утробы (к коим недавно присоединился и один немец, автор «Психологических наблюдений»{9}) подобны метким стрелкам из лука, неизменно попадающим в чёрное яблочко — но это чернота человеческой природы. Их удачливость возбуждает удивление, но в конце концов зритель, руководимый не научностью, а человеколюбием, клянёт искусство, которое будто бы внедряет в человеческие души вкус к преуменьшению и подозрительности.

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И всё-таки. — Как бы ни обстояло дело с соображением и встречным соображением, при нынешнем состоянии некоей определённой отдельной науки сделалось необходимым воскрешение морального наблюдения, и человечеству не избежать жестокого зрелища стола для психологического вскрытия с его ножом и щипцами. Ведь здесь хозяйничает та наука, которая задаёт вопрос о происхождении и истории так называемых нравственных чувств и которая, продвигаясь вперёд, должна будет ставить и решать сложные социологические проблемы: прежней философии они совсем неизвестны, и она неизменно уклонялась от исследования происхождения и истории нравственных чувств, делая убогие отговорки. Каковы были последствия, очень ясно можно различить сейчас, когда на множестве примеров показано, что исходным пунктом заблуждений величайших философов обыкновенно оказывалось неверное объяснение определённых человеческих поступков и ощущений, что на основе ошибочного анализа, к примеру, так называемых неэгоистических поступков, строится ложная этика, а потом в угоду ей на помощь в свой черёд призываются религия и мифологическое бесчинство — и наконец тени этих мрачных привидений падают даже на физику и общую картину мира. Если же твёрдо установлено, что самые опасные ловушки для человеческой способности судить и умозаключать подложила и продолжает постоянно подкладывать поверхностность психологического наблюдения, то теперь требуется та терпеливая работа, что не устанет собирать камень к камню, камушек к камушку, требуется сдержанная смелость, чтобы не стыдиться столь скромной работы и отстаивать её перед лицом любого пренебрежения к ней. Нет сомнений: бесчисленные отдельные наблюдения о человеческом и слишком человеческом были впервые сделаны и высказаны в тех кругах общества, которые привыкли приносить жертвы всякого рода не научному познанию, а остроумному кокетству; и запах этой древней родины моральной сентенции — запах весьма обольстительный — почти неотвязно пристал ко всему жанру: и из-за него-то человек науки и проявляет некоторое непроизвольное недоверие к этому жанру и его серьёзности. Но достаточно указывать на эти последствия: ведь уже сейчас начинает выясняться, какие плоды самого серьёзного свойства произрастают на почве психологического наблюдения. Каково же главное положение, к которому в итоге своих разительных и рассекающих анализов человеческих поступков пришёл один из самых отважных и холодных мыслителей, автор книги «О происхождении нравственных чувств»? «Моральный человек, — говорит он, — отнюдь не ближе к интеллигибельному (метафизическому) миру, чем человек физический». Это положение, ставшее жёстким и резким под молотом исторического познания, в некотором будущем превратится, может быть, в секиру, положенную при корне «метафизической потребности» людей, — и как знать, будет ли это больше благословением или проклятьем для общего блага? — но в любом случае оно останется положением, влекущим за собою самые серьёзные следствия, одновременно плодотворным и устрашающим, обращённым к миру тем двойным лицом, какое всегда бывает у великого познания.

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Насколько оно полезно. — Так вот: пусть даже останется неизвестно, больше пользы или больше вреда приносит людям психологическое наблюдение, но совершенно определённо, что оно необходимо, поскольку наука без него обойтись не может. А наука не считается с последними целями, точно так же как не считается с ними природа: напротив, как эта последняя иногда непроизвольно реализует вещи величайшей целесообразности, так и подлинная наука, будучи подражанием природе в понятиях, станет иногда, да что там, даже очень часто, содействовать пользе и процветанию человечества и добиваться целесообразности, — но тоже совершенно непроизвольно. Ну а если кто продрогнет от дуновения подобного образа мыслей, то это, должно быть, оттого, что в нём не хватает огня: пусть он тогда поглядит вокруг себя — и обнаружит болезни, для лечения которых нужно прикладывать лёд, и людей, которые настолько крепко «замешаны» на жаре и уме, что никакой воздух не бывает для них достаточно холодным и пронизывающим. Мало того: если слишком серьёзные люди и народы испытывают потребность в легкомыслии и если другим, чересчур возбудимым и подвижным, время от времени для здоровья нужны тяжёлые, придавливающие к земле грузы, — то разве не стоит нам, в большей степени умственным людям эпохи, явно всё сильнее сгорающей в пожаре, хвататься за все угашающие и охлаждающие средства, которые бывают, чтобы по крайней мере оставаться столь же стойкими, безвредными и сдержанными, каковы мы ещё суть, и потому, может быть, некогда оказаться пригодными для этой эпохи на роль зеркала и способа опамятоваться? —

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Сказка об интеллигибельной свободе. — История чувств, в силу которых мы делаем кого-то ответственным за что-либо, то есть так называемых нравственных чувств, состоит из следующих основных фаз. Сначала отдельные поступки называют добрыми или злыми, никак не учитывая их мотивы, а делая это исключительно из-за их полезных или вредных последствий. Но вскоре о происхождении таких характеристик забывают и воображают, будто свойство «добрых» или «злых» присуще поступкам самим по себе, без учёта их последствий: ошибка здесь та же, какую совершает язык, обозначая сам камень как твёрдый, само дерево как зелёное, — иными словами, возникающая благодаря тому, что следствие воспринимается как причина. После этого доброе или злое качество приписывается мотивам, а действия сами по себе рассматриваются как морально двузначные{10}. Дело идёт ещё дальше — предикатом «добрый» или «злой» наделяются уже не отдельные мотивы, а человек как целостное существо, из которого мотив произрастает, словно растение из почвы. Таким-то образом человека по очереди делают ответственным за последствия своих действий, потом — за свои поступки, потом — за свои мотивы и, наконец, за всё своё существо. А в конце концов обнаруживается, что и это существо не может быть ответственным, поскольку оно целиком и полностью является необходимым следствием, произрастая из отдельных элементов и воздействий прошлого и настоящего: тут уж человека невозможно сделать ответственным ни за что — ни за собственный характер, ни за мотивы, ни за поступки, ни за их последствия. Тем самым люди пришли к познанию того, что история нравственных чувств есть история одного заблуждения — заблуждения насчёт ответственности: а уж оно основано на заблуждении насчёт свободы воли. — Шопенгауэр же сделал такой вывод: поскольку определённые поступки влекут за собою подавленное настроение («сознание вины»), то должна существовать ответственность; ведь для подавленного настроения не было бы никаких причин, если бы не только все человеческие действия совершались с необходимостью — а так оно на самом деле и есть, в том числе и согласно идее этого философа, — но и сам человек с тою же необходимостью обретал свой характер в целом, что Шопенгауэр отрицает. Из факта наличия названного подавленного настроения Шопенгауэр думает вывести некую свободу, которой человек должен быть каким-то образом наделён, правда, в отношении не поступков, а сущности своего характера: стало быть, свободу быть таким-то или таким-то, но не действовать так-то или так-то. Из esse11бытия (лат.)., сферы свободы и ответственности, вытекает, согласно его мнению, operari12совершение действий (лат.)., сфера строгой причинности, необходимости и безответственности. Подавленное настроение, далее, только мнимо относится к operari — и в этом смысле оно ошибочно, — а на самом деле — к esse, каковое являет собою действие свободной воли, основную причину существования индивидуума: человек, по Шопенгауэру, становится тем, чем хочет стать, а его воление предшествует его же существованию. — Здесь совершается ошибочное умозаключение: из факта подавленного настроения выводится право, разумная санкция на это подавленное настроение; и, исходя из такого ошибочного умозаключения, Шопенгауэр приходит к своей фантастической дедукции так называемой интеллигибельной свободы. Но подавленному настроению, возникшему после совершённого действия, вовсе не обязательно быть разумным: мало того, оно, безусловно, неразумно, поскольку зиждется на ошибочной предпосылке, гласящей, что деяние как раз не должно было вытекать с необходимостью. Следовательно, человек переживает раскаяние и угрызения совести, потому что считает себя свободным, а не потому что действительно свободен. — Кроме того, от этого подавленного настроения можно отучиться, а множество людей и вообще не испытывает его в отношении поступков, вызывающих его у множества других людей. Оно — дело очень изменчивое, связанное с эволюцией нравов и культуры, и, возможно, имеет место лишь в пределах сравнительного короткого периода мировой истории. — Никто не несёт ответственности за свои действия, никто — за свой характер в целом; судить — значит быть несправедливым. Это верно, даже если индивидуум судит самого себя. Положение это ясно, как свет солнца, но люди всё равно предпочитают отойти тут назад, в тень и неправду — они боятся последствий.

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Сверхживотное. — Нужно постараться обмануть живущего в нас хищника; мораль — это ложь во спасение, чтобы хищник нас не разорвал. Без заблуждений, заключённых в гипотезах о морали, человек оставался бы животным. А так он счёл себя чем-то высшим и возложил на себя более строгие законы. Потому-то он так ненавидит те стадии своего развития, которые в нём ближе к животному: этим надо объяснять презрение прежних эпох к рабам, которых считали не людьми, а вещами.

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Неизменный характер. — Что характер неизменен — верно, да не совсем. Скорее, этот популярный тезис выражает лишь тот смысл, что за короткую жизнь человека воздействующие на него мотивы не могут врезаться в него достаточно глубоко, чтобы стереть письмена, напечатлённые в нём за многие тысячелетия. А вот если представить себе человека, живущего уже восемьдесят тысяч лет, то можно увидеть, что его характер прямо-таки в абсолютной степени изменчив: мало-помалу в нём выработался целый сонм различных индивидуумов. Краткость человеческой жизни соблазняет делать множество ошибочных утверждений о качествах человека.

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Систематизация благ и мораль. — Принятая некогда иерархия благ, к тому или иному из которых люди стремятся в зависимости от своего малого, среднего или большого эгоизма, сейчас определяет статус моральности или неморальности. Благо более низменное (к примеру, чувственное наслаждение) предпочитать ценимому выше (к примеру, здоровью) считается неморальным, так же как житейское благополучие предпочитать свободе. Но иерархия благ отнюдь не остаётся тою же самой во все эпохи; когда кто-то ставит месть выше справедливости, то по меркам древних культур это морально, а по меркам нынешней — неморально. Стало быть, «быть безнравственным» означает, что кто-то ещё не воспринимает или недостаточно ясно воспринимает мотивы более высокие, тонкие, духовные, каждый раз привносимые новою культурой: это слово означает человека отсталого, но всегда только в смысле разницы в степени. — Сама иерархия благ не устанавливается и не переустанавливается в соответствии с моральными точками зрения; а решение о том, морален или неморален поступок, принимается в зависимости от того, какою она всякий раз оказывается.

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Об отсталости жестоких. — На людей, ныне проявляющих жестокость, нам следует смотреть как на сохранившиеся до сих пор ступени прежних культур: геологическая система человечества вдруг раскрывает в них глубинные пласты, которые иначе остались бы невидимыми. Это люди отсталые, чей мозг развился недостаточно дифференцированно и всесторонне в силу всевозможных случайностей в процессе наследования признаков. Они показывают нам, чем мы все были, и заставляют нас ужаснуться: но сами они так же мало отвечают за себя, как кусок гранита — за то, что он гранит. В нашем головном мозге, вероятно, есть желобки и извилины, соответствующие такому складу души, так же как форма отдельных человеческих органов воспроизводит, видимо, стадии развития, свойственные рыбам. Но эти желобки и извилины больше не являются руслом, по которому идёт сейчас поток наших ощущений.

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Благодарность и месть. — Причина, по которой человек могущественный проявляет благодарность, такова. Его благодетель как бы посягнул своим благодеянием на сферу могущественного и вторгся в неё: и вот теперь он совершает воздаяние, в свой черёд посягая актом своей благодарности на сферу благодетеля. Это смягчённая форма мести. Не дав удовлетворения в виде благодарности, могущественный человек показал бы себя бессильным, слывя таковым и впредь. Вот почему любое общество людей благородных{11}, то есть в изначальном смысле — могущественных, ставит благодарность в число первейших обязанностей. — Свифт обронил фразу, гласящую, что благодарность свойственна людям в той мере, в какой они лелеют чувство мщения.{12}

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Двойная предыстория добра и зла. — У представления о добре и зле двойная предыстория: во-первых, разыгравшаяся в душе господствующих родов и каст. Тот, кто имеет возможность отплачивать и действительно отплачивает за добро — добром, за зло — злом, а, значит, проявляет благодарность и мстительность, называется хорошим; тот, кто бессилен и не может отплатить, считается плохим. Хорошие принадлежат к «благородным», к общности, объединённой одним настроением, поскольку все её члены связаны друг с другом чувством воздаяния. Плохие принадлежат к «черни», к толпе подчинённых, бессильных людей, у которых нет никакого общего настроения. Благородные, хорошие — это каста, плохие — масса наподобие пыли. «Хороший» и «плохой» долгое время значат то же, что «благородный» и «низкий», господин и раб. А вот на врага не смотрят как на злого: он в состоянии отплатить. У Гомера хорошие — и троянцы, и ахейцы. Плохим считается не тот, кто причиняет нам вред, а тот, кто презрен. Добротность в обществе хороших наследуется; плохой никак не может уродиться на столь хорошей почве. А если, несмотря на это, благородный совершит что-то недостойное благородного, то прибегают к увёрткам; к примеру, вину сваливают на какого-нибудь бога, говоря так: он поразил благородного слепотою и безумием. — Во-вторых, в душе угнетённых, бессильных. Здесь любой не такой человек считается враждебным, беззастенчивым, хищным, жестоким, коварным — всё равно, благороден он или низок. «Злой» — слово, характеризующее человека и даже любое живое существо, о котором можно говорить, к примеру, того или иного бога; человечность, божественность равнозначны дьявольскому, злому. Проявления доброты, готовности помочь, сострадания боязливо воспринимаются как козни, как прелюдия к чему-то ужасному, как одурманивание и одурачивание, короче говоря, как злобность усовершенствованная. При таком состоянии индивидуальной души никакая общность возникнуть не сможет — в лучшем случае её наиболее грубая форма: поэтому всюду, где господствует такой подход к добру и злу, он грозит гибелью индивидов, их родов и пород. — Нынешняя наша нравственность выросла из почвы господствующих родов и каст.

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Сострадание сильнее страдания. — Бывает, что сострадание оказывается сильнее собственно страдания. К примеру, когда кто-то из наших друзей совершает что-то постыдное, мы переживаем это куда сильнее, чем когда совершаем это сами. Ведь, во-первых, мы верим в чистоту его души больше, чем он сам; во-вторых, наша любовь к нему — наверное, как раз из-за этой веры — сильнее, нежели его любовь к себе. Хотя его эгоизм и впрямь страдает при этом больше, чем наш собственный, поскольку ему приходится нести более тяжкий груз скверных последствий своего проступка, но неэгоистическое начало в нас — это слово не следует понимать в строгом смысле, оно только усиливает возможность донести суть дела — всё-таки страдает от его провинности сильнее, чем неэгоистическое начало в нём самом.

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Ипохондрия. — Есть люди, заболевающие ипохондрией от сочувствия и заботы о другом человеке; возникающий при этом вид сострадания — не что иное, как болезнь. Но тогда существует и христианская ипохондрия, овладевающая теми одинокими, истово верующими людьми, у которых всегда перед глазами стоят картины страстей и умирания Христа.

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Экономия доброты. — Доброта и любовь, самые целительные зелья и энергии в человеческом общении, — столь бесценные сокровища, что возникает сильнейший соблазн пользоваться этими бальзамами как можно более экономно: но такого быть не может. Экономия доброты — грёза наиболее отчаянных утопистов.

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Благожелательность. — К вещам мелким, но попадающимся на каждом шагу и потому очень действенным, вещам, на которые наука должна обращать больше внимания, нежели на вещи крупные и редкие, надо отнести и благожелательность; я имею в виду те проявления дружелюбия в общении, те лучащиеся улыбкою глаза, рукопожатия, сердечность, которыми обыкновенно бывает пронизано чуть ли не всё человеческое поведение. Любой учитель, любой служащий сдабривает этою приправой то, что делает по обязанности; это постоянное подтверждение человечности, как бы волны её света, дающие всему произрастать; только благодаря этой благожелательности жизнь зеленеет и цветёт в наиболее интимном кругу — в семье. Добродушие, дружелюбие, сердечная учтивость — неиссякающие истоки неэгоистического влечения, участвовавшие в созидании культуры куда больше, нежели те много более именитые его проявления, которые называют состраданием, милосердием и самоотверженностью. Но их обыкновенно недооценивают — да в них и впрямь не слишком-то много неэгоистического. Однако сумма этих мелких доз огромна, а их совокупная сила входит в число наиболее мощных сил. — Точно так же люди находят в мире гораздо больше счастья, чем его видит в нём омрачённый взгляд: если только не ошибиться в счёте и не забывать обо всех тех приятных моментах, которых достаточно в каждый день каждой, даже самой тяжкой человеческой жизни.

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Желание возбуждать сострадание. — В интереснейшем месте своей автобиографии (впервые опубликованной в 1658 году) Ларошфуко, разумеется, высказывает правду, предостерегая от сострадания всех, кто наделён разумом, и советуя предоставить его простонародью, которому страсти нужны (поскольку им не движет разум), чтобы наводить на мысль о помощи страждущему и в беде бросаться со всех ног на выручку; сострадание же, по его (и Платона) мнению, обессиливает душу. Сострадание, говорит он, конечно, надо обнаруживать, но надо остерегаться иметь его: ведь люди несчастные настолько глупы, что проявления сострадания у них — величайшее в мире благо. — Можно, наверное, предостеречь от чувства сострадания ещё энергичнее, если понимать эту потребность несчастных как раз не как глупость и интеллектуальный изъян, как своего рода душевное расстройство, которое несёт с собою несчастье (а Ларошфуко, кажется, так её и понимает), а как нечто совсем иное, причём более опасное. Лучше понаблюдать за детьми — они плачут и вопят, чтобы их пожалели, и ради этого выжидают момента, когда их состояние бросится в глаза; пожить, общаясь с больными и страдающими депрессией, и задаться вопросом: а что, если красноречивые жалобы и бессловесные стенания, что, если выставленное напоказ несчастье призваны на самом деле причинять боль свидетелям? Ведь сострадание, проявленное этими последними, утешает слабых и страждущих в том смысле, что, видя его, они убеждаются: несмотря на всю их слабость, одна сила у них всё-таки ещё есть — это способность причинять боль. В этом ощущении своего превосходства, которое несчастный испытывает благодаря проявлениям сострадания к нему, он черпает какое-то наслаждение; у него разыгрывается воображение — он всё-таки ещё достаточно важен, чтобы причинять всем огорчение. Значит, жажда возбуждать сострадание — это жажда ощущения собственной ценности, и притом за счёт окружающих; человек проявляет в ней всю беззастенчивость своего драгоценного «я» — но отнюдь не свою «глупость», как думает Ларошфуко. — В светских разговорах три четверти всех вопросов задают, всех ответов получают, чтобы сделать немного больно собеседнику; поэтому великое множество людей так жаждет общества: оно даёт им испытать ощущение своей силы. В таких бесчисленных, но очень мелких дозах, в каких проявляется злоба, она оказывается мощным стимулятором жизни: точно так же благожелательность, в той же роли всюду встречающаяся среди людей, представляет собою целительный бальзам, который всегда имеется в кармане. — А много ли найдётся людей честных, признающих, что причинять боль доставляет им удовольствие? Что нередко развлекаются, и хорошо развлекаются, хотя бы мысленно чиня людям обиды и посылая в них дробинки мелкой злобы? Большинство слишком нечестно, а немногие слишком хороши, чтобы догадываться об этом pudendum13Здесь: постыдном обстоятельстве (лат.).; поэтому они, наверное, всё-таки будут отрицать, что Проспер Мериме прав, говоря: «Sachez aussi qu’il n’y a rien de plus commun que de faire le mal pour le plaisir de le faire»14«А ещё знайте: самая обычная вещь на свете — причинять боль ради удовольствия это делать» (фр.)..

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Как иллюзия становится реальностью. — Законченный актёр, даже испытывая глубочайшую боль, не может не думать, какое производит впечатление и каков будет общий сценический эффект — например, на похоронах собственного ребёнка; он будет оплакивать свою боль и её внешние проявления, как свой собственный зритель. Ханжа, неизменно разыгрывающий одну и ту же роль, в конце концов перестаёт быть ханжой; к примеру, священники, которые в молодости обычно сознательно или бессознательно бывают ханжами, в конце концов становятся естественными, а уж тогда и впрямь превращаются в настоящих священников, без всякой аффектации; или, если отец не реализует чего-то до конца, то, возможно, это сделает сын, который подхватит отцовские наработки, наследуя его обыкновение. Если человек очень долго и упорно стремится чем-то казаться, то в конце концов ему оказывается трудно быть чем-то другим. Профессиональная деятельность почти каждого человека, даже художника, начинается с ханжества, с усвоения извне, с копирования того, что эффективно. Тот, кто никогда не снимает маску дружеских выражений лица, в конце концов, получит, видимо, власть над благожелательным настроем, без которого не выдавишь из себя дружеский вид, — а в итоге сам этот настрой получает власть над ним: человек становится благожелательным.

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Кусочек честности при обмане. — Все великие обманщики демонстрируют один интересный феномен, которому и обязаны своим успехом. В процессе самого обмана, его подготовки с помощью замогильного голоса, выражений лица, жестов, в окружении впечатляющих декораций ими овладевает вера в себя: и именно она воздействует на присутствующих с такою силой убедительнейшего чуда. Основатели религий отличаются от этих великих обманщиков тем, что не выходят из такого состояния самоослепления, — или иногда, очень редко, у них случаются просветления, и тогда ими овладевает сомнение; но обычно они утешаются, приписывая такие просветления дьявольской злобе супостата. Но чтобы те и другие добивались реального эффекта, им требуется самообман. Ведь люди верят в истинность объекта всякой явной для них сильной веры.

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Мнимые градации истины. — Одно из распространённых ошибочных заключений гласит: если человек с нами правдив и открыт, значит, он говорит правду. Так ребёнок верит словам родителей, христианин — в утверждения основателя церкви. И по той же причине никто не хочет признать: всё, что люди отстаивали в прежние века, жертвуя своим счастьем и жизнью, было не более чем заблуждениями: только заявят, возможно, что это были градации приближения к истине. А если кто-то свято верил во что-то, сражался и умер за свою веру, то, по сути, думают так: уж слишком это было бы несправедливо, если воодушевляло его на самом деле всего лишь заблуждение. Такое дело кажется противоречащим вечной справедливости; поэтому сердце чувствительных людей всё снова провозглашает, вопреки их разуму, положение: между моральными поступками и интеллектуальным знанием, разумеется, должна быть какая-то необходимая связь. Дело, увы, обстоит иначе, поскольку никакой вечной справедливости не существует.

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Ложь. — Почему в будничной жизни люди по большей части говорят правду? — Разумеется, не потому, что некий бог запретил ложь. А потому, что, во-первых, так удобнее; ведь ложь требует изобретательности, притворства и памяти. (По каковой причине Свифт и говорит: кто лжёт, тот редко замечает, какой тяжкий груз на себя взвалил; ведь чтобы отстаивать одну ложь, ему приходится изобретать двадцать других.) Во-вторых, потому что в простых обстоятельствах выгоднее прямо заявить: я хочу того-то, я сделал то-то, и тому подобное; иными словами, потому что путь нажима и авторитета надёжней, чем путь хитрости. — Но уж если ребёнок вырос в сложных семейных обстоятельствах, то он столь же естественно орудует ложью и всегда непроизвольно говорит то, что отвечает его интересам; любовь к правде, отвращение к всяческой лжи чужды и недоступны ему, а потому и лжёт он совершенно невинно.

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Сомневаться в моральности из-за веры. — Невозможно отстоять никакую власть, если её представляют исключительно лицемеры; какое бы великое множество «мирских» элементов ни входило в католическую церковь, её сила держится на тех и до сих пор ещё многочисленных священнических натурах, которые делают себе жизнь тяжёлой и полной глубокого смысла и глаза, а также изнурённая плоть которых говорят о ночных бдениях, постах, пламенных молитвах, а может быть, даже об умерщвлении своей плоти бичеванием; такие потрясают людей до глубины души и внушают им ужас: а что, если и всем нужно жить именно так? — вот ведь какой жуткий вопрос вертится на языке, стоит их только завидеть. Сея в душах такого рода сомнение, они все вновь и вновь укрепляют свою власть; даже люди свободных убеждений не смеют скрестить с подобным героем самоотверженности суровое оружие правдолюбия, воскликнув: «Обманут сам, так не обманывай других!». — Их отделяет от него только разница во взглядах, но не разница в благородстве или подлости; однако с тем, что не по нраву, обычно обходятся несправедливо. Поэтому говорят о хитрости и гнусном искусстве иезуитов, но не обращают внимания на то, какие вериги самообуздания налагает на себя каждый отдельный иезуит и на то, что избавленный от ограничений образ действий, рекомендуемый иезуитскими учебниками, по их замыслу идёт на пользу отнюдь не самим иезуитам, а сословию мирян. Можно даже задаться вопросом, а смогли бы мы, просвещённые люди, при той же тактике и организации стать столь же совершенными орудиями, столь же достойными восхищения благодаря самообузданию, неутомимости, самоотверженности.

56

Торжество познания над радикальным злом. — Тому, кто хочет умудриться, будет очень полезно на какое-то время занять точку зрения о существовании людей, до основания злых и испорченных: она неверна, как и противоположная ей; но она господствовала на протяжении длительных исторических периодов, и отростки её корней дотянулись до нас и нашего мира. Чтобы понять себя, мы должны понять её; однако чтобы подняться выше, мы должны подняться над нею. Тогда мы узнаем, что не бывает никаких грехов в метафизическом смысле слова и что в том же смысле слова не бывает и никаких добродетелей, а также что вся эта сфера нравственных представлений постоянно колеблется и что бывают более высокие и более низменные понятия о добре и зле, нравственном и безнравственном. Кто хочет добиться от вещей не более чем их познания, тот без труда придёт к покою в своём сознании и будет ошибаться (погрешать, как обычно говорят) разве что от неосведомлённости, но вряд ли от алчности. Он больше не станет клеймить страсти, желая их искоренения; но его единственная и полностью владеющая им цель — всегда познавать как можно лучше — сделает его холодным и уймёт всякое буйство в его характере. А кроме того, он избавится от целой уймы мучительных представлений и перестанет что-либо чувствовать при словах «наказание в аду», «греховность» и «неспособность к добру»: в них он будет познавать только растворяющиеся в воздухе фантомы иллюзорных представлений о мире и жизни.

57

Мораль как саморасчленение человека. — Хороший автор, действительно радеющий за своё дело, будет желать, чтобы появился кто-нибудь, кто уничтожит его, представив тот же предмет в более ясном виде и исчерпывающе ответив на все связанные с ним вопросы. Любящая девушка стремится, чтобы нерушимая верность её любви подтвердилась, даже если возлюбленный ей неверен. Солдат хочет пасть на поле битвы ради победы своей отчизны: ведь его высшее желание соучаствует в победе его отчизны. Мать даёт ребёнку то, что отнимает у себя: сон, лучшую пищу, а если надо, то здоровье и имущество. — Так что же, всё это проявления неэгоистического начала? Неужто эти достижения нравственности — чудеса, поскольку они, по выражению Шопенгауэра, «невозможны, но происходят»? Неужто не ясно, что во всех этих случаях человек любит какую-то часть себя — мысль, потребность, труд — больше, чем какую-то другую часть себя, и что на такой лад он расчленяет своё существо на части, принося в жертву одной части другую? Неужто это чем-то сильно отличается от ситуации, в которой упрямец говорит: «Да пусть меня лучше пристрелят на месте, но этому человеку я не уступлю ни пяди»? — Во всех приведённых случаях имеется какая-то склонность (желание, влечение, потребность); и в том, чтобы поддаться ей со всеми вытекающими последствиями, в любом случае нет ровно ничего «неэгоистического». — В качестве существа морального человек ведёт себя не как individuum15индивидуум (лат.), букв. «нераздельное»., а как dividuum16разделённое (лат.)..

58

Что можно обещать. — Можно обещать действия, но не ощущения; ведь эти последние непроизвольны. Тот, кто обещает кому-то всегда любить его, или всегда ненавидеть, или всегда хранить ему верность, обещает то, что не в его власти; но, разумеется, он может обещать такие действия, которые, правда, обычно бывают проявлениями любви, ненависти, верности, но могут совершаться и по другим мотивам: ведь к одному действию подводят разные пути и мотивы. Обещание всегда любить означает, таким образом: покуда я тебя люблю, я буду совершать действия, свойственные любви; если же я тебя разлюблю, ты неизменно будешь получать от меня всё то же самое, но продиктованное уже другими мотивами; а окружающим будет по-прежнему казаться, будто любовь жива и всё та же. — Стало быть, когда человек без самообмана клянётся кому-то в вечной любви, он обещает сохранять видимость любви.

59

Интеллект и мораль. — Чтобы сдержать данное обещание, нужно обладать хорошей памятью. Чтобы сострадать, нужно обладать хорошо развитым воображением. Вот насколько тесно мораль связана с добротностью интеллекта.

60

Месть в мыслях и на деле. — Лелеять месть и отомстить — значит пережить мощный приступ лихорадки, который, однако, скоро проходит; но лелеять месть, не имея ни сил, ни мужества отомстить, значит хронически болеть, носить заразу в теле и душе. Мораль, принимающая во внимание только намерения, уравнивает оба случая; обычно же первый случай оценивают как худший (из-за скверных последствий, которые, возможно, повлечёт за собою акт мести). И обе оценки близоруки.

61

Умение ждать. — Умение ждать даётся так трудно, что величайшие поэты не избегали делать неумение ждать драматическою пружиной своих творений. Так поступили Шекспир в «Отелло», Софокл в «Аяксе»: как намекает оракул, Аякс не пошёл бы на самоубийство, если б дал остыть своему аффекту хоть на день раньше. Тогда он, вероятно, увернулся бы от страшных внушений уязвлённого самолюбия, сказав себе: «Да кто ж, будучи на моём месте, не принимал уже овцу за героя? Неужто это дело столь уж чудовищное? Нет же, это всего лишь дело для людей обычное». Такими словами Аякс сумел бы себя утешить. Страсть ждать не желает; трагизм в жизни великих людей нередко заключается не в их конфликте с эпохой и подлости ближних, а в их неспособности подождать со своим делом ещё год-другой; ждать они не умеют. — Когда затеваются дуэли, друзья-советчики обязаны определить, могут ли противники подождать ещё; если нет, то дуэль оправданна, ведь каждый из них рассуждает так: «Либо мне жить дальше, но тогда другой должен немедленно умереть, либо наоборот». Ждать в таком случае означало бы и дальше страдать от ужасной пытки оскорблённой чести перед лицом оскорбившего её; а это может принести с собою больше страдания, чем того стоит жизнь вообще.

62

Блаженство мщения. — Когда люди грубые чувствуют себя оскорблёнными, они обычно воспринимают оскорбление как совершенно ужасное и передают всё происшествие, сильно преувеличивая, только чтобы на славу поблаженствовать в наконец пробудившемся от такого преувеличения чувстве ненависти и мести.

63

Чем ценно умаление. — Немалому числу, а может быть, и подавляющему большинству людей бывает позарез нужно унизить и умалить в своём представлении всех известных им людей, чтобы сохранить самоуважение и хоть какую-то порядочность. Но поскольку ничтожества встречаются чаще всего, и очень многое зависит от того, сохранят или потеряют они эту порядочность, то —

64

Разбушевавшийся. — Человека, который бушует против нас, надо остерегаться, словно он уже покушался на нашу жизнь: ведь если мы ещё живы, то только потому, что у него нет власти нас убить; если бы для этого было достаточно одних взглядов, то мы давно уже погибли бы. Заставить кого-нибудь замолчать, демонстрируя грубую физическую силу, запугивая, — это признак первобытной культуры. — Тот холодный взгляд, который аристократы шлют слугам, — это тоже пережиток кастовых границ между людьми, элемент первобытной древности; женщины, хранительницы старины, сумели лучше сохранить и этот survival17пережиток (англ.)..

65

До чего может довести честность. — Была у человека скверная привычка при случае совершенно честно раскрывать мотивы своих поступков — мотивы, которые были ни лучше, ни хуже, чем у всех людей. Сначала он вызывал смущение, потом — подозрения, а со временем подвергся прямо-таки остракизму и был изгнан из общества, пока, наконец, правосудие — по поводам, на которые оно вообще-то не обращало внимания или закрывало глаза, — не вспомнило о столь порочном существе. Нехватка умения умалчивать о том, о чём молчат все, и безответственная склонность замечать то, чего не желает замечать никто, — самого себя, — довели его до темницы и преждевременной смерти.

66

Это наказуемо, но не наказывается. — Наше преступление против преступников заключается в том, что мы обращаемся с ними как с негодяями.

67

Sancta simplicitas18святая простота (лат.). добродетели. — У каждой добродетели есть свои привилегии: к примеру, подкладывать свою вязанку дров в костёр осуждённого.

68

Нравственность и успех. — По успеху нередко оценивают нравственность или безнравственность поступка не только его свидетели: нет, это делает сам его автор. Ведь мотивы и намерения редко бывают достаточно однозначными и простыми, и подчас сама память кажется помрачённой успехом поступка: тогда человек приписывает своему поступку ложные мотивы или несущественные мотивы рассматривает как существенные. Успех часто придаёт поступку яркий и необманный блеск спокойной совести, а неудача бросает тень угрызений совести на самое доброчестное действие. В этом и состоят причины известного образа действий политиков, рассуждающих так: «Только дайте мне успех: с его помощью я перетяну на свою сторону даже всех честных людей — да и сам сделаюсь честным в собственных глазах». — На такой-то лад успех мнимо заменяет собою более добросовестные мотивы. Даже сейчас многие образованные люди думают, будто победа христианства над греческой философией доказывает бо́льшую истинность первого, — хотя тут просто более грубое и насильственное взяло верх над более одухотворённым и утончённым. Как дело обстоит с бо́льшей истинностью, видно из того, что пробуждающиеся науки мало-помалу примыкали к философии Эпикура, а христианство мало-помалу отвергали.

69

Любовь и справедливость. — Отчего любовь переоценивают в ущерб справедливости, восхваляя её до небес, будто она — нечто много более высокое, нежели та? Ведь она заметно глупее справедливости? — Так оно и есть, но именно потому-то она куда приятнее для всех. Она глупа и держит в руках богатый рог изобилия; из него она осыпает своими дарами всех и каждого, даже если он этого не заслужил да и не проявляет к ней никакой благодарности. Она не принимает ничью сторону, подобно дождю, который, согласно Библии и опыту, промочит до нитки не только грешников, но иногда и праведников.{13}

70

Казнь. — Почему выходит так, что каждая казнь оскорбляет нас больше, нежели смерть? Потому что мы видим ледяную непреклонность судей и душераздирающие приготовления, потому что понимаем: человека тут используют как способ устрашения других. Ведь кара не настигнет вину, даже если бы та существовала на свете: вина лежит на воспитателях, на родителях, на окружении, на нас, но только не на преступнике: я разумею побудительные обстоятельства.

71

Надежда. — Принесла Пандора сосуд с бедами и открыла его. То был дар богов людям, внешне — красивый, соблазнительный дар, прозванный «сосудом счастья». И вылетели оттуда всевозможные беды, живые крылатые твари: с тех пор так они и летают кругом, причиняя людям вред что днём, что ночью. Одна только беда не успела вылезти из сосуда: ведь захлопнула Пандора по Зевсовой воле крышку — так беда эта и осталась внутри. А люди взяли тот сосуд счастья в свой дом, думая, будто владеть таким сокровищем — чудесная для них удача; сосуд всегда наготове, как только придёт к нему охота; ведь не ведают люди, что сосуд, Пандорою принесённый, был сосудом зол, а оставшееся в нём зло считают величайшим своим счастливым достоянием — а это надежда. — Зевс же хотел, чтобы человек, пусть даже несказанно казнимый другими бедами, не бросал всё же жизнь, а продолжал мучиться всё снова. Для того и дал он человеку надежду: она на деле худшее из зол, ведь продлевает она муку людскую.{14}

72

Точка кипения нравственных чувств неизвестна. — От того, были или не были в жизни человека некоторые потрясающие душу картины и переживания, к примеру, образы несправедливо казнённого, убитого или замученного отца, неверной жены, жестокого вражеского нападения, зависит, дойдут ли наши страсти до точки кипения и будут ли они направлять нашу жизнь или нет. Никто не знает, до чего могут довести его обстоятельства, сострадание, возмущение, — никому не известна точка своего кипения. Убогие, мелочные условия делают человека убогим; подлость и благородство человека в добре и зле обычно зависят не от качества переживаний, а от их количества.

73

Мученик поневоле. — Состоял в одной партии человек, который был слишком робок и малодушен, чтобы перечить своим товарищам: его использовали для любых услуг, он делал всё, чего от него потребуют, потому что пуще смерти боялся оказаться на плохом счету у товарищей; душа у него была убогая, слабая. А те это разглядели и на основе названных его качеств сделали из него героя, а в конце концов так и вовсе мученика. И хотя наш трус в душе всегда говорил нет, уста его всегда произносили да, в том числе и на эшафоте, когда он принимал смерть за позиции своей партии: ведь рядом стоял один из его старых товарищей, настолько подавивший его словом и взглядом, что на деле он самым пристойным образом принял смерть и с той поры слывёт мучеником и человеком возвышенным.

74

Общее мерило. — Вряд ли кто-то ошибётся, отнеся поступки крайние к тщеславию, обычные — к привычке и ничтожные — к страху.

75

Недоразумение по поводу добродетели. — Тот, кто познал порок в связи с удовольствием, как, к примеру, человек, который провёл юность в погоне за наслаждениями, воображает, будто добродетель непременно связана со страданием. А вот тот, кого вконец истерзали собственные страсти и пороки, страстно жаждет найти в добродетели покой и блаженство. Поэтому может случиться так, что двое добродетельных не поймут друг друга никоим образом.

76

Аскет. — Аскет из доблести делает необходимость.

77

Переносить честь с лица на дело. — Общепризнанно почтение к поступкам, продиктованным любовью и самопожертвованием в пользу ближнего, в чём бы те ни проявлялись. Тем самым даётся преувеличенная оценка вещам, которые так любят или ради которых жертвуют собой — а ведь сами по себе они, возможно, этого не так уж и заслуживают. Смелое воинство склоняет мнение в пользу дела, за которое сражается.

78

Честолюбие как суррогат нравственного чувства. — Натуры, не имеющие честолюбия, могут иметь нравственные чувства. Честолюбцы обходятся и без таковых — почти с тем же успехом. — Поэтому дети из скромных, сторонящихся честолюбия семей, если уж лишатся нравственных чувств, обычно скоро и уверенно превращаются в совершеннейших негодяев.

79

Тщеславие делает богатым. — Как обнищал бы человеческий дух без тщеславия! А с ним он похож на изобилующий товарами и постоянно пополняющий своё изобилие магазин, манящий покупателей любого рода: они могут найти там чуть ли не всё, могут купить всё — конечно, если у них есть с собой имеющая хождение валюта (восхищение).

80

Старик и смерть. — Не говоря уж о требованиях, выдвигаемых религией, позволительно, конечно, задать вопрос: почему для состарившегося человека, ощущающего упадок сил, похвальнее безвольно ждать медленного истощения и разложения, чем в полном сознании покончить с собой? Самоубийство в этом случае — поступок вполне естественный, само собою разумеющийся; будучи торжеством разума, оно по справедливости должно вызывать почтение. Оно его и вызывало — в те времена, когда столпы греческой философии и славнейшие римские патриоты имели обыкновение принимать смерть от своей руки. Куда менее почтенна мания со дня на день влачить существование, слушаясь боязливых врачебных консультаций и ведя самый мучительный образ жизни, не имея сил подойти ещё ближе к подлинной цели жизни. — Религии изобилуют отговорками перед лицом вызова, какой являет собою самоубийство: тем самым они вкрадываются в доверие к тем, кто влюблён в жизнь.

81

Заблуждения о претерпевающем страдание и причиняющем его. — Когда богатый отнимает имущество у бедняка (к примеру, князь — возлюбленную у плебея), в уме бедняка возникает заблуждение; он думает, что тот должен быть законченным подлецом, чтобы отнять у него то немногое, чем он владеет. А тот ощущает ценность какого-то отдельного достояния далеко не столь остро, потому что привык владеть множеством достояний: поэтому он не умеет войти в положение бедняка и творит куда меньшую несправедливость, чем думает тот. Оба они неверно представляют себе друг друга. Несправедливость людей могущественных, чаще всего вызывающая возмущение при взгляде на историю, далеко не так велика, как кажется. Уже врождённое ощущение себя как высшего существа с повышенными притязаниями делает их достаточно холодными, а их совесть — спокойной: да и все мы, если различие между нами и другим существом очень велико, уже не ощущаем никакой несправедливости и, к примеру, убиваем комара без малейших угрызений совести. Поэтому когда Ксеркс (которого даже все греки изображают как человека, наделённого большим благородством) отнимает у отца сына и велит его разрубить на части, поскольку тот проявил трусливую, возвещающую недоброе неуверенность относительно всего военного похода, то это отнюдь не признак его подлости: индивид в этом случае устраняется, как неприятное насекомое, — он стоит слишком низко, чтобы сметь вызывать у властелина мира сколько-нибудь длительные мучительные чувства. Надо признать: всякий, кто проявляет жестокость, жесток не в такой степени, как думает его жертва; представлять себе боль — не то же самое, что претерпевать её. Точно так же дело обстоит с несправедливыми судьями, с журналистами, вводящими в заблуждение общественное мнение посредством мелких недобросовестных сообщений. Причина и следствие во всех этих случаях сопровождаются совершенно различными группами ощущений и мыслей, в то время как люди обычно непроизвольно предполагают, что причиняющий страдание и претерпевающий его думают и чувствуют одинаково, и в соответствии с этим предположением вину одного оценивают по боли другого.

82

Кожа души. — Подобно тому, как кости, мышцы, внутренние органы и кровеносные сосуды заключены в оболочку из кожи, которая придаёт человеку сносный вид, душевные движения и страсти тоже окружены оболочкою тщеславия: оно являет собою кожу души.

83

Сон добродетели. — Поспав, добродетель встанет освежённой.

84

Изощрённость стыда. — Люди не стыдятся иметь грязные мысли, но им стыдно думать, что их считают способными на такие грязные мысли.

85

Злоба — качество редкое. — Большинство людей слишком сильно заняты собою, чтобы проявлять злобу.

86

Стрелка весов. — Люди хвалят или хулят смотря по тому, хвала или хула дадут им больше возможности блеснуть умственными способностями.

87

Лука 18, 14 в исправленном виде. — Унижающий себя хочет возвыситься.

88

Предотвращение самоубийства. — Существует право, по которому мы отнимаем у человека жизнь, но нет права, по которому мы могли бы отнять у него смерть: это всего лишь жестокость.

89

Тщеславие. — Доброе мнение людей важно для нас, во-первых, потому что люди нам полезны, во-вторых, потому что мы хотим доставить им радость (дети — родителям, ученики — учителям, доброжелательные люди вообще — всем остальным людям). О тщеславии мы говорим лишь тогда, когда доброе мнение людей важно кому-то не ради своей выгоды или собственного желания доставить радость. В таком случае человек хочет доставить радость себе, но за счёт ближних, либо подбивая их к ложному мнению о себе, либо даже покушаясь на такую степень «доброго мнения», чтобы оно стало неприятным для всех других (путём возбуждения зависти). Через мнение других человек обыкновенно хочет удостовериться в своём мнении о себе и утвердить его в собственных глазах; но властная привычка к авторитету — привычка старая, как само человечество, — побуждает многих и к тому, чтобы подпирать авторитетом собственную веру в себя, то есть получать её только из чужих рук: чужому уму они доверяют больше, чем собственному. — Заинтересованность в себе самом, желание развлечься достигает у человека тщеславного такой силы, что он подбивает других к ложной, завышенной оценке себя, но потом всё-таки опирается на авторитет других: иными словами, вводит в заблуждение, но тем не менее в него верит. — Стало быть, надо признать, что люди тщеславные стремятся понравиться не столько другим, сколько себе, и заходят в этом так далеко, что пренебрегают при этом своей выгодой; ведь нередко для них важно настроить против себя ближних, вызвав их отвращение, враждебность, зависть, то есть невыгодные для себя чувства, только чтобы доставить себе радость от самих себя и наслаждаться собою.

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Предел гуманности. — Всякий, кто выразил мнение, что другой — глупец, скверный товарищ, злится, когда тот в конце концов доказывает, что не таков.

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Moralité larmoyante19Трогающая до слёз нравственность (фр.).. — Сколько удовольствия доставляет нравственность! Вспомним только о том, какое море отрадных слёз пролито хотя бы во время рассказов о благородных, великодушных поступках! — Эта отрада жизни исчезла бы, если бы верх взяла вера в полную безответственность.

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Происхождение справедливости. — Справедливость (правомерность) зародилась среди людей примерно одинаково могущественных, как это верно понял Фукидид (в ужасной беседе афинских и мелосских послов{15}): там, где нет всем понятного превосходства в силах и борьба привела бы только к обоюдному урону без победы, появляется идея объясниться и договориться о взаимных притязаниях: изначально справедливость обладает характером подобной мены. Каждый удовлетворяет другого, получая то, что ценит больше, чем этот другой. Каждому дают то, чего он хочет и отныне получает в собственность, а за это берут то, чего хотят сами. Справедливость есть, таким образом, возмещение и обмен при условии приблизительного равенства в могуществе: к примеру, месть изначально входила в сферу справедливости, поскольку является обменом. Точно так же и благодарность. — Справедливость естественным образом восходит к позиции благоразумного самосохранения, а, стало быть, к эгоизму такого рассуждения: «Зачем мне причинять себе вред без толку, рискуя всё равно не добиться своей цели?». — Всё это было сказано о происхождении справедливости. Поскольку люди по привычке своего разума забыли об изначальной цели так называемых справедливых, правомерных поступков, а главным образом потому, что в течение тысячелетий дети приучались восхищаться такими поступками и подражать им, то мало-помалу возникла видимость того, что справедливый поступок неэгоистичен: но на этой-то видимости и зиждется его высокая оценка, каковая, кроме того, как и все оценки, всё время только растёт — ведь того, что высоко ценится, домогаются, жертвуя собою, ему подражают, его повсюду разносят, и его рост обусловлен тем, что к стоимости ценимой вещи каждый добавляет ещё стоимость затраченных усилий и рвения. — Каким не слишком-то нравственным выглядел бы мир без этой забывчивости! Иной поэт, пожалуй, сказал бы, что Бог поставил забывчивость в качестве привратницы у входа в храм человеческого достоинства.

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О праве более слабого. — Когда кто-то на некоторых условиях подчиняется более сильному, к примеру, осаждённый город, то встречным условием с его стороны было бы уничтожить себя, спалить город и таким образом нанести более сильному большой ущерб. Поэтому тут складывается своего рода равновесие, на основе которого могут быть определены права. В сохранении одного противника другой находит свою выгоду. — В этом смысле есть права и в отношениях между рабами и господами, причём точно в той степени, в какой обладание рабом полезно и важно его господину. Изначально право существует постольку, поскольку один кажется другому ценным, важным, необходимым, непобедимым и тому подобным. В этом смысле права есть даже у более слабого — только более скромные. Отсюда и знаменитое выражение «unusquisque tantum juris habet, quantum potentia valet» (или, вернее, «quantum potentia valere creditur»20«Каждый обладает правом настолько, насколько обладает могуществом» (...) «насколько его считают могущественным» (лат.) (Спиноза, «Богословско-политический трактат», 2, VIII).).

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Три фазы всей прежней нравственности. — Первым признаком превращения животного в человека было то, что его действия соотносятся уже не с сиюминутным благополучием, а с долгосрочным, и что, стало быть, человек становится существом, знающим пользу, целесообразность: здесь-то впервые внезапно устанавливается свободное владычество разума. Более высокой ступени он достигает, когда действует, исходя из принципа чести; в силу этого принципа он вписывается, он подчиняется строю общих ощущений, и это поднимает его высоко над тою фазой, в которой им руководила только полезность, понятая персонально: он уважает и хочет, чтобы уважали его, иными словами, он понимает пользу как зависимую от того, что́ он сам думает о других, а другие о нём. Наконец, на высшей ступени всей прежней нравственности он действует, сообразуясь со своим мерилом для вещей и людей, — он сам определяет для себя и других, что́ почтенно, что́ полезно; он сделался законодателем мнений в соответствии с постоянно развивающимся пониманием полезного и почтенного. Познание делает его способным самое полезное, то есть всеобщую и долгосрочную пользу, предпочитать личной, а почтительное признание всеобщей долгосрочной значимости — сиюминутной: он живёт и действует в качестве коллективного индивидуума.

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Мораль зрелого индивидуума. — Доподлинным признаком морального поступка до сих пор считался его безличный характер; и было доказано, что все безличные поступки вначале восхвалялись и награждались именно ввиду их ориентации на всеобщую пользу. Не следует ли ожидать значительного изменения этих воззрений — теперь, когда становится всё яснее, что в как можно более личностной ориентации как раз больше всего заключается и всеобщая польза, так что нынешнему пониманию нравственности (как общей пользы) соответствует именно строго личностное поведение? Сделать из себя законченную личность и во всём, что делаешь, иметь в виду её высшее благо — это продвигает вперёд дальше, чем упомянутые порывы сострадания и поступки в пользу других. Все мы, конечно же, до сих пор страдаем от недостаточного внимания к собственному личностному началу, оно плохо развито в нас — признаемся же себе в этом: наше сознание, наоборот, насильно отбили от него и предложили в жертву государству, науке, всем, кто нуждается в помощи, будто это личностное начало настолько скверно, что требуется им пожертвовать. Мы и теперь стремимся работать на благо ближних — но лишь в той мере, в какой в этой работе видим собственную высшую пользу, не более и не менее. Весь вопрос только в том, что понимать под своей пользой; и примитивнее всего её поймёт именно незрелый, неразвитый, примитивный индивидуум.

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Нравы и то, что нравственно. — Быть моральным, нравственным, этичным означает оказывать послушание установленному в старину закону или традиции. Подчиняется ли им человек через силу или с охотой, при этом безразлично — достаточно того, что он это делает. «Хорошим, добрым» называют того, кто как бы от природы, по давней наследственности, то есть легко и охотно совершает нравственные поступки, в зависимости от того, что это такое (к примеру, мстит, если мщение, как у самых древних греков, относится к сфере добрых нравов). Он называется хорошим, добрым, потому что хорош «для чего-то»; но поскольку благожелательность, сострадание и тому подобное в переменчивой истории нравов всегда ощущались как «хорошие для чего-то», как полезные, то в наши дни «хорошим, добрым» называют главным образом человека благожелательного, готового помочь. Быть злым — значит быть «не нравственным» (безнравственным), совершать безнравственные поступки, идти вразрез с традицией, сколь бы разумной или глупой она ни была; нанесение же ущерба ближнему во всех установлениях нравственности разных эпох ощущалось преимущественно как нечто вредное, и именно слово «злой» вызывает у нас теперь представление о намеренном нанесении вреда ближнему. Истинной парой противоположностей, заставившей людей различать нравственное и безнравственное, доброе и злое, являются не «эгоистическое» и «неэгоистическое», а привязанность к традиции, закону и разрыв с ними. Как возникла традиция, при этом всё равно, во всяком случае она возникла без оглядки на добро и зло или какой-нибудь имманентный категорический императив, а прежде всего — для сохранения общины, народа; любой суеверный обычай, возникший на основе превратно истолкованной случайности, неизбежно порождает традицию, следовать которой — нравственно; ведь отступать от неё опасно, а для сообщества — ещё более пагубно, чем для отдельного человека (поскольку за злодеяние и любое нарушение своих прав божество карает всё сообщество и лишь поэтому — индивидуума). И вот всякая традиция мало-помалу становится тем почтенней, чем глубже в прошлое погружаются её истоки и чем прочнее они забыты; оказанное ей почтение накапливается от поколения к поколению, а в конце концов традиция становится священной и вызывает благоговение; потому-то мораль, основанная на пиетете, всегда бывает более древней, нежели та, что требует неэгоистических поступков.

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Обычай как удовольствие. — Привычка порождает немаловажную разновидность удовольствия, а, следовательно, и один из источников нравственности. Привычное совершается легче, лучше и, значит, охотней, человек чувствует при этом удовольствие и знает из опыта, что привычное себя оправдывает, то есть полезно; жизнеспособный обычай оказывается благотворным, помогает на деле — в противоположность всем новым, ещё не доказавшим свою оправданность экспериментам. Стало быть, обычай есть союз приятного и полезного, да и, кроме того, следуя ему, не надо думать. Как только человек может применить силу, он её применяет, чтобы утвердить и ввести свои обычаи, ведь для него они — оправдавшая себя на деле житейская мудрость. Точно так же сообщество индивидов принуждает каждого из них следовать одному и тому же обычаю. Тут совершается ошибочный вывод: поскольку, следуя тому или иному обычаю, человек чувствует себя хорошо или на худой конец утверждает благодаря ему своё существование, то такой обычай необходим — ведь он считается единственной возможностью, при которой можно чувствовать себя хорошо; благополучие в жизни воспринимается как порождённое исключительно им. Такой подход к привычному как условию существования реализуется вплоть до мельчайших подробностей обычая: поскольку понимание действительных причинных связей у народов и культур, стоящих на низких ступенях развития, очень невелико, то люди с суеверным страхом следят за тем, чтобы всё шло, как заведено; даже там, где следовать обычаю трудно, обременительно, где он суров, он соблюдается ради своей мнимой величайшей полезности. Люди не понимают, что ту же степень хорошего самочувствия могут обеспечить и другие обычаи и что с ними можно достичь даже лучшего самочувствия. Они, наоборот, ощущают, что все обычаи, даже самые суровые, со временем становятся более приятными и смягчаются и что даже самый строгий образ жизни может превратиться в привычку, а, значит, в удовольствие.

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Удовольствие и инстинкт социальности. — Из своих отношений к другим людям человек извлекает новый вид удовольствия в дополнение к тем ощущениям удовольствия, которые он получает от себя самого; благодаря этому он значительно наращивает объём сферы ощущений удовольствия вообще. Возможно, он заимствовал кое-что из того, что сюда относится, уже у животных, которые явно получают удовольствие, когда играют друг с другом, а это главным образом матери и детёныши. Вспомним, кроме того, об отношениях между полами, отношениях, в смысле удовольствия возбуждающих интерес каждого самца чуть ли не к каждой самке и наоборот. Ощущение удовольствия на основе человеческих отношений в целом делает человека лучше; общая радость, совместно пережитое удовольствие увеличивает его сумму, внушает индивиду уверенность в себе, делает его добродушнее, устраняет недоверчивость, зависть, поскольку каждый чувствует себя хорошо и видит такое же хорошее самочувствие другого. Схожие проявления удовольствия пробуждают фантазию сопереживания, ощущение своего сходства с другими: тот же самый эффект дают и общие беды, одни и те же невзгоды, опасности, враги. Вот на этой-то основе и зиждется, вероятно, древнейший на земле союз: его смысл — совместное устранение надвигающихся неприятных ощущений и защита от них в пользу каждого индивида. Таким-то образом из удовольствия произрастает инстинкт социальности.

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Невиновность в так называемых злонамеренных поступках. — Все «злонамеренные» поступки мотивированы инстинктом самосохранения или, точнее говоря, желанием индивидуума получить удовольствие и избежать неудовольствия; именно так они и мотивированы, но они не злонамеренны. «Замышлять причинение боли вообще» — вещь несуществующая, кроме как в мозгу философов, точно так же как и «замышлять получить удовольствие вообще» (сострадание в смысле Шопенгауэра). В догосударственную эпоху мы убиваем существо, будь то обезьяна или человек, которое хочет сорвать плод с дерева прежде нас, а нам как раз приспичило поесть и мы подбегаем к дереву: так же мы поступили бы с животными и сейчас, путешествуя в диких местностях. — Злонамеренные поступки, которыми мы так сильно возмущаемся теперь, основаны на заблуждении, будто другой, тот, кто их совершает с нами, располагает свободной волей, и что, стало быть, от его произвола зависело не причинить нам этого зла. Такая вера в произвол возбуждает ненависть, мстительность, коварство, общее снижение способности воображения, а вот на животное мы сердимся куда меньше, потому что считаем, что оно не несёт за себя ответственности. Причинять страдание не из инстинкта самосохранения, а в качестве расплаты — следствие ошибочного суждения и потому тоже не несёт на себе вины. В догосударственном состоянии индивид поступал с другими существами сурово и жестоко с целью устрашения: для того, чтобы обезопасить своё существование посредством таких устрашающих демонстраций своей силы. Так ведут себя люди, применяющие насилие, люди могущественные, первые основатели государств, подчиняющие себе тех, кто послабее. Они имеют на это право — так и сейчас государство присваивает себе это право; точнее говоря, нет права, которое этому препятствует. Почва для всякой нравственности может быть подготовлена, только если индивидуум покрупнее или коллективный индивидуум, к примеру, общество, государство, подчиняет себе отдельных людей, то есть устраняет их изолированность и сплачивает их в союз. Нравственности предшествует принуждение, мало того, она и сама ещё долго остаётся принуждением, которому покоряются, чтобы избежать неприятностей. Позже она становится обычаем, ещё позже — добровольным послушанием, и наконец чуть ли не инстинктом: тогда она, как и все закоренелые привычки и естественные потребности, начинает сочетаться с удовольствием — и отныне зовётся добродетелью.

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Стыд. — Стыд существует повсюду, где бывает какое-нибудь «таинство»; но понятие это религиозное, в ранние эпохи человеческой культуры обладавшее большой ёмкостью. Повсюду были обнесённые границею области, доступ к которым сакральное право запрещало всегда, кроме как на определённых условиях, и прежде всего чисто пространственных, поскольку на известные места не должна была ступать нога непосвящённого, — такие люди вблизи этих мест ощущали трепет и страх. Это ощущение на разные лады переносилось и на другие отношения, к примеру, на отношения между полами, каковые, будучи привилегией и адитоном{16} более зрелого возраста, должны были укрываться от взоров юности для её же пользы: отношения, ради защиты и почитания которых, согласно ходячим представлениям, действовало множество богов — их изображения выставлялись в супружеских покоях в качестве привратников. (Поэтому такой покой по-турецки называется гаремом, «святилищем», то есть обозначается тем же словом, которое употребляется относительно переднего двора мечетей.) Так царская власть как средоточие, излучающее силу и блеск, представляется подданным таинством, исполненным прикровенности и стыда: множество пережитков этого настроения можно ощутить и сейчас, находясь среди народов, которые вообще-то никак не отнесёшь к застенчивым. Точно так же весь мир внутренних состояний, так называемая «душа», и в наши дни всем нефилософам представляется таинством: ведь на протяжении нескончаемых эпох люди верили в её божественное происхождение, в то, что она достойна общаться с божеством; поэтому она — адитон и возбуждает стыд.

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Не судите. — Следует остерегаться несправедливой брани при оценке прошлых эпох. Не нужно мерить нашими мерками несправедливость, заключённую в рабстве, в жестоком подчинении людей и народов. Ведь инстинкт справедливости не проявлялся тогда так широко. Можно ли упрекать женевца Кальвина в сожжении врача Сервета? Это был последовательный поступок, порождённый его убеждениями, — точно так же инквизиция была в своём праве; просто господствующие воззрения были ошибочными и привели к результатам, которые кажутся нам жестокими, потому что эти воззрения сделались чуждыми нам. Да что значит сожжение одного человека в сравнении с вечною адской мукой чуть ли не для всех! И всё же это представление господствовало тогда повсюду, не нанося представлению о Боге сколько-нибудь серьёзного ущерба своим куда большим ужасом. С политическими сектантами и у нас поступают сурово и жестоко, но поскольку мы приучены верить в необходимость государства, жестокость не ощущается в их случае так остро, как там, где мы просто отвергаем их взгляды. Жестокость по отношению к животным у детей и итальянцев объясняется неосведомлённостью; животные оказались поставлены слишком далеко позади человека главным образом интересами церковного учения. — Но много ужасного и бесчеловечного в истории, во что с трудом верится, смягчается благодаря воззрению, согласно которому тот, кто отдаёт приказы, и тот, кто их исполняет, суть разные лица: первый не видит всей картины, а потому неспособен толком её себе представить, второй слепо повинуется начальству и чувствует себя безответственным. Из-за нехватки фантазии большинство князей и военачальников легко вообразить жестокими и суровыми, хотя они не таковы. — Эгоизм не зол, поскольку у нас слишком смутные представления о «ближнем» — это слово христианского происхождения и не соответствует истине — и мы чувствуем себя по отношению к ближним свободными и безответственными почти так же, как по отношению к растениям и камням. Что другой страдает — надо учиться понимать; и полностью научиться этому невозможно.

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«Все человеческие поступки хороши». — Мы не обвиняем природу в безнравственности, когда она насылает на нас грозу и мы мокнем: почему же мы называем безнравственным человека, причиняющего нам вред? Потому что в этом случае мы думаем о распоряжающейся по своему усмотрению, свободной воле, а в том — о необходимости. Но проводить такое различие — заблуждение. Далее: даже намеренное причинение вреда мы называем безнравственным не всегда; к примеру, комара мы намеренно убиваем без колебаний просто потому, что нам не нравится его жужжание, мы намеренно наказываем преступника и причиняем ему страдания, чтобы защитить себя и общество. В первом случае зло намеренно причиняет индивидуум, чтобы сохранить себя или даже чтобы избежать досадных ощущений; во втором это государство. Любая мораль разрешает намеренное причинение вреда при вынужденной самообороне, то есть тогда, когда речь идёт о самосохранении! Но этих двух точек зрения достаточно, чтобы объяснить все злонамеренные поступки, совершаемые человеком с другими людьми: человек стремится получить удовольствие или предотвратить неприятность; в каком-нибудь смысле речь всегда идёт о самосохранении. Сократ и Платон правы: что бы человек ни делал, он всегда делает хорошее, а это означает — то, что кажется ему хорошим (полезным) в зависимости от уровня его интеллекта, наличного объёма его сознательности.

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Безобидное в злых поступках. — Злые поступки нацелены не на само по себе страдание другого человека, а на наше собственное наслаждение, коим может быть, к примеру, чувство мщения или щекотка для нервов. Уже любое подтрунивание показывает, какое удовольствие доставляет проявлять нашу власть над другим, получая восхитительное ощущение превосходства. Так безнравственно ли получать удовольствие за счёт неудовольствия других? Дьявольской ли природы злорадство, как говорит Шопенгауэр? Ведь, бывая на природе, мы доставляем себе удовольствие, ломая ветки, разбрасывая камни, вступая в борьбу с дикими животными, — и всё для того, чтобы ощутить при этом свою силу. А знание о том, что из-за нас страдает кто-то другой, — может быть, это оно превращает тут в безнравственное то самое, в отношении чего в других случаях мы чувствуем себя безответственными? Но если бы об этом не было известно, то никто и не получал бы удовольствия от собственного превосходства, а оно может обнаружиться как раз в страдании другого, к примеру, при подтрунивании. Всякое удовольствие само по себе не связано ни с добром, ни со злом; и откуда взялось установление, что нельзя возбуждать чужое неудовольствие, дабы наслаждаться собою? Лишь точка зрения пользы, то есть учёт последствий, возможного неудовольствия, когда от обиженного либо от представляющего его государства можно ждать кары и мести: только это изначально и могло дать основания для того, чтобы удерживаться от таких поступков. — Сострадание столь же мало имеет целью доставить удовольствие другому, как и злонамеренные поступки — причинить другому боль как таковую, о чём уже говорилось. Ведь в нём скрыто по меньшей мере два (а может быть, и гораздо больше) элемента личного удовольствия, и потому оно является наслаждением от себя: во-первых, удовольствие от эмоции, каково сострадание в трагедии, и, во-вторых, когда оно побуждает к действию как удовольствие, связанное с удовлетворением от употребления власти. А если к тому же страдающий человек очень нам близок, то, совершая сострадательные поступки, мы сводим на нет собственное страдание. — Кроме некоторых философов, люди всегда ставили сострадание довольно низко в шкале моральных чувств: и с полным на то основанием.

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Самооборона. — Если самооборону в принципе признавать делом нравственным, то нужно признавать и почти все проявления так называемого безнравственного эгоизма: люди причиняют страдание, грабят и убивают в целях самосохранения или самозащиты, чтобы отвести от себя беду; люди лгут, когда хитрость и притворство бывают подходящими способами самосохранения. Намеренно причинять вред, когда речь идёт о нашей жизни или безопасности (сохранении нашего благополучия), — это признаётся нравственным; с такой точки зрения вред причиняет и само карающее государство. В ненамеренном причинении вреда, естественно, не может быть ничего безнравственного, тут всем заправляет случай. А существует ли такой вид намеренного причинения вреда, когда речь идёт не о нашей жизни, не о сохранении нашего благополучия? Причиняется ли вред из чистой злобы, скажем, по жестокости? Когда человек не знает, какую боль причиняет его поступок, то такой поступок не продиктован злобой; например, дети не злобствуют на животных, они не злонамеренны: дети исследуют животное и разрушают его, словно оно — игрушка. А разве кто-нибудь осознаёт полностью, какую боль его поступок причиняет другому? Насколько хватает возможностей нашей нервной системы, мы стараемся уклониться от боли: если бы таких возможностей было больше, то есть если бы они охватывали и наших ближних, то мы никому не причиняли бы боли (кроме тех случаев, когда мы причиняем её самим себе, то есть когда мы режем себя, чтобы исцелиться, и стараемся, делаем усилия ради своего здоровья). По аналогии мы делаем вывод, что кому-то может быть от чего-то больно, а если мы обратимся к памяти и напряжём воображение, то плохо при этом может стать и нам самим. А разве нет никакой разницы между зубной болью и душевной болью (состраданием), которую вызывает в нас картина чужой зубной боли? Стало быть: нам в любом случае остаётся неизвестной степень боли, причинённой при нанесении вреда из так называемой злобы; но поскольку поступок доставляет удовольствие (даёт ощущение нашей власти, нашего возбуждения), то такой поступок совершается, чтобы сохранить благополучие индивидуума, а, значит, относится к позиции, подобной самообороне, вынужденной лжи. Нет жизни без удовольствия; борьба за удовольствие — это борьба за жизнь. Ведёт ли человек эту борьбу так, что остальные называют его добрым, или так, что они называют его злым, — это зависит от уровня и качеств его интеллекта.

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Вознаграждающая справедливость. — Кто полностью усвоил учение о совершенной безответственности, тот никогда больше не будет подводить так называемую карающую и вознаграждающую справедливость под понятие справедливости — если таковая состоит в том, что каждому воздаётся своею мерой. Ведь тот, кого карают, кары не заслуживает: он просто используется как средство отпугивания от определённых поступков; точно так же тот, кого награждают, не заслуживает этой награды: ведь он и не мог действовать иначе, чем действовал. Стало быть, награда имеет лишь смысл поощрения для него и других, чтобы таким образом создать мотивацию для последующих действий; возгласы подбадривания звучат в адрес того, кто бежит по дорожке, а не того, кто уже добежал до финиша. И кара, и награда — не та мера, которая может кому-то причитаться; ему воздают ими из соображений пользы, и по справедливости он, совершая свои поступки, притязать на них не мог. Следует сказать: «Мудрый не награждает за хорошие поступки» — на тех же основаниях, на каких было сказано: «Мудрый карает не за плохие поступки, а для того, чтобы впредь не поступали плохо». Если бы исчезли кара и награда, то исчезли бы и самые сильные мотивы, заставляющие отказываться от определённых поступков и выбирать другие определённые поступки; польза в человеческом обществе требует их непрерывного существования; а поскольку кара и награда, порицание и похвала наиболее чувствительны в рассуждении тщеславия, то та же самая польза требует и непрерывного существования тщеславия.

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У водопада. — Глядя на водопад, мы думаем, будто в изгибах, извивах и преломлениях его струй видим свободу воли и произвол; но всё в нём необходимо, и любое движение можно вычислить математически. Так же обстоит дело и с человеческими поступками; если бы существовало всеведение, то можно было бы вероятно, наперёд вычислить любой отдельный поступок, а равным образом и любой шаг вперёд в познании, любое заблуждение, любое раздражение. Иллюзия произвола уже владеет, разумеется, тем, кто совершает поступок; если бы колесо вселенной в один прекрасный момент остановилось и существовал бы всеведущий вычисляющий рассудок, чтобы воспользоваться этою паузой, то он смог бы поведать о будущем любого существа вплоть до отдалённейших времён и указать любую колею, по которой предстоит катиться этому колесу. А чтобы рассчитать движение этого механизма, понадобилось бы учитывать и самообман совершающего поступок — гипотезу свободной воли.

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Безответственность и невинность. — Полная безответственность человека за свои действия и свой характер — горчайшая капля, которую приходиться проглотить познающему, если в ответственности и чувстве долга он привык видеть жалованную грамоту своего человеколюбия. Она обесценивает и обращает в ложь все его оценки, одобрения и антипатии: чистейшее чувство, которое он питал к страстотерпцу, к герою, оказалось заблуждением; он больше не смеет ни хвалить, ни порицать, ведь не имеет ровно никакого смысла хвалить или порицать природу, необходимость. Как он любит хорошее произведение искусства, но не хвалит его, потому что оно не способно действовать само по себе, как глядит на растение, так же должен глядеть и на человеческие поступки, в том числе и на свои собственные. Он может восхищаться их силой, красотой, смысловым богатством, но не имеет права видеть в них заслуги: химические процессы и битвы стихий, мучения больного, жаждущего выздоровления, столь же мало можно назвать заслугами, как и те душевные терзания и плачевные состояния, в которых человек становится игрушкою различных мотивов, покуда наконец не решается на самый сильный из них — как говорится (а на самом деле — покуда за нас не решит самый сильный из них). Но все эти мотивы, какие бы торжественные имена мы им ни давали, выросли из того же корня, который кажется нам обиталищем губительных ядов; поступки добрые и злые различаются не видом, а самое большее степенью. Добрые поступки суть сублимированные злые; злые поступки суть огрублённые, оглуплённые добрые. Единственное страстное желание индивидуума — получать от себя наслаждение (вкупе со страхом лишиться его) — удовлетворяется во что бы то ни стало, человек может поступать как угодно, то есть так, как придётся, будь то в поступках, связанных с тщеславием, местью, наслаждением, корыстью, хитростью, будь то в тех, что связаны с самопожертвованием, состраданием, познанием. Различные умственные способности определяют, к чему кого приводит это страстное желание; каждому обществу, каждому индивиду всегда соответствует своя иерархия благ, по которой он определяет, какие поступки совершать и как судить о чужих поступках. Но это мерило беспрестанно изменяется, множество поступков расцениваются как злые, в то время как они всего лишь глупы, потому что интеллектуальный уровень, отвечавший за их выбор, был очень низок. Мало того, в определённом смысле все поступки глупы и сейчас, ведь высшая степень человеческой разумности, достижимая теперь, будет, разумеется, когда-нибудь превзойдена, и уж тогда люди, оглядываясь назад, увидят все наши поступки и суждения настолько же ограниченными и незрелыми, насколько ограниченными и незрелыми кажутся нам сейчас поступки и суждения отсталых, диких племён. — Понимание всего этого может вызвать сильные боли, но есть утешение и на такой случай: эти боли означают родовые схватки. Бабочка хочет взломать свою оболочку, она её дёргает, она её разрывает: и вот незнакомый ей свет, царство свободы, слепит и смущает её. В людях, способных на такую тоску — как же их мало! — воплощается первая попытка решить вопрос о том, сможет ли человечество из морального превратиться в мудрое. Солнце какого-то нового евангелия бросает первый луч на высочайшую вершину в душах таких одиночек: туманы сгущаются там сильнее, чем где бы то ни было, а самое яркое сияние соседствует с самыми мрачными потёмками. Всюду царит необходимость — так говорит это новое познание: и само это познание есть необходимость. Всюду царит невинность: и познание есть путь к постижению этой невинности. Если наслаждение, эгоизм, тщеславие необходимы для возникновения моральных феноменов и их высшего цвета — вкуса к правде и справедливости в познании, если заблуждение и заплутавшее воображение — единственное средство, благодаря которому человечество оказалось способным мало-помалу подняться до такой степени самопросветления и самоспасения, — то кто посмеет отнестись к этим средствам с презрением? Кто имеет право скорбеть, завидев цель, к которой ведут те пути? В сфере морали всё случайно, всё изменчиво, всё колеблется, всё ещё не завершено — это правда; но всё также направляется единым потоком к единой цели. Пускай нами всё ещё правит наша наследственная привычка ошибочно оценивать, любить и ненавидеть, но она будет ослабевать под воздействием растущего познания: новая привычка — понимать без любви, без ненависти, привычка обозревать — постепенно укоренится в нас на той же самой почве и за тысячелетия, возможно, укрепится настолько, чтобы придать человечеству силы порождать мудрых, невинных (не знающих за собою вины) людей так же регулярно, как сейчас оно порождает людей немудрящих, несправедливых, отягощённых сознанием вины — то есть необходимую подготовительную ступень, а не противоположность тех, первых.

Раздел третий. Религиозная жизнь


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Двоякая борьба с бедой. — Когда нас постигает бедствие, можно выбраться из него, либо устраняя его причину, либо изменяя его воздействие на наше восприятие, то есть посредством перетолкования бедствия в благо, пользу от которого мы поймём не сейчас, а когда-нибудь потом. Религия и искусство (а также метафизическая философия) стараются воздействовать на изменение восприятия, с одной стороны, путём изменения нашего отношения к пережитому (к примеру, с помощью сентенции «Кого Бог любит, того и наказывает»), с другой — возбуждая удовольствие от страдания, от эмоции вообще (откуда и берёт своё начало трагическое искусство). Чем сильнее кто-то склонен перетолковывать и объяснять себе случившееся, тем меньше он будет замечать и устранять причины постигшего его бедствия; мгновенного утоления боли и наркотизации, какие употребляются, к примеру, при лечении зубной боли, ему будет достаточно даже при более серьёзном страдании. По мере того, как слабеет господство религий и всякого искусства наркоза вообще, люди всё точнее учитывают реальное избавление от бедствий: правда, при этом туго приходится сочинителям трагедий, ведь для трагедий находится всё меньше сюжетов, поскольку царство неумолимой, необоримой судьбы постепенно тает, — но ещё туже приходится священникам: ведь они доселе только и жили, что наркотизацией человеческих бедствий.

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Скорбь — знание. — Как хотелось бы заменить лживые уверения священников, будто есть какой-то бог, который требует от нас добра, который является стражем и свидетелем каждого нашего поступка, каждого мгновения, каждой мысли, который нас любит и во всех бедах желает нам блага, — как хотелось бы заменить их истинами, которые были бы столь же целительными, успокоительными и благотворными, как и названные заблуждения! Но таких истин не существует; философия может противопоставить тем заблуждениям самое большее опять-таки метафизические мнимости (по сути дела, тоже лживые уверения). Но в том-то и трагедия, что невозможно верить в эти догмы религии и метафизики, если человек до глубины души и ума проникнут строгим методом истины, а, с другой стороны, благодаря эволюции человеческого рода сделался настолько ранимым, возбудимым, болезненным, чтобы нуждаться в самых сильных средствах исцеления и утешения; поэтому отсюда для человека проистекает опасность истечь кровью, познав истину. Байрон говорит об этом в бессмертных стихах:Sorrow is knowledge: they who know the most
must mourn the deepst o’er the fatal truth,
the tree of knowledge is not that of life.21Скорбь — знание, и тот, кто им богаче, Тот должен был в страданиях постигнуть, Что древо знания — не древо жизни. Байрон. Манфред, Акт первый, сцена 1 Перевод И. А. Бунина
Против таких скорбей ни одно средство не поможет лучше, по крайней мере в самые скверные часы жизни и солнечные затмения души, чем обратиться к торжественному легкомыслию Горация и вместе с ним сказать себе:quid aeternis minorem
consiliis animum fatigas?
cur non sub alta vel platano vel hac
pinu jacentes22Зачем же душу ты терзаешь Думой, что́ ей не под силу будет? Пока есть силы, здесь вот под пинией Иль под чинарой стройной прилечь бы нам... Гораций. Оды. Кн. 2, 11, 11–14 Перевод Г. Ф. Церетели
Но легкомыслие или уныние любой степени определённо лучше, чем романтическое отступление и дезертирство к христианству, сближение с ним в какой бы то ни было форме: ведь с ним при нынешнем уровне познания уже решительно невозможно связаться так, чтобы не запятнать и не погубить в собственных и чужих глазах свою интеллектуальную совесть необратимо. Скорби, о которых идёт речь, могут оказаться довольно мучительными: но без скорбей нельзя стать вождём и воспитателем человечества; и горе тому, кто захотел бы попробовать это сделать без названной чистой совести!

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Истина в религии. — Значение религии не было оценено должным образом в период Просвещения, в этом сомневаться не приходится: но столь же несомненно, что последовавшее затем полное превращение Просвещения в нечто противоположное снова сильно вышло за пределы должного в оценке, поскольку стало относиться к религиям с любовью, даже с влюблённостью, приписывая им, к примеру, углублённое, а то и самое глубокое понимание мира; с какового наука-де должна совлечь догматическое одеяние, дабы затем обладать «истиной» в её немифической форме.{17} Поэтому религии — таково было утверждение всех противников Просвещения — несомненно, выражают исконную мудрость sensu allegorico23в аллегорическом смысле (лат.)., с оглядкою на понимание толпы, — ту мудрость, что является мудростью как таковой, поскольку всякая подлинная наука новейшего времени всегда вела к ней, а отнюдь не от неё: а посему-де между древнейшими и всеми более поздними мудрецами человечества царит гармония, даже тождество взглядов, прогресс же знания — если о таковом позволительно говорить — затрагивает не сущность, а способы её выражения. Весь этот подход к религии и науке насквозь ошибочен; и никто нынче не отважился бы к нему присоединиться, если бы красноречие Шопенгауэра не взяло его под защиту — красноречие, такое звучное, но доходящее до своих слушателей лишь спустя поколение. Если несомненно, что из религиозно-морального толкования мира и человека, какое дал Шопенгауэр, можно извлечь очень многое для понимания христианства и других религий, то так же несомненно и то, что он заблуждался относительно ценности религии для познания. Здесь он сам был просто послушным учеником учёных наставников своей эпохи, всем своим сонмом преклонявшихся перед романтизмом и отрекавшихся от духа Просвещения; если б он родился в нашу теперешнюю эпоху, он ни за что на свете не завёл бы речь о sensus allegoricus24аллегорический смысл (лат.). религии; наоборот, он воздал бы честь истине, как обычно и делал, такими словами: ещё никакая религия, ни прямо, ни косвенно, ни как догма, ни как аллегория, не содержала в себе истины. Ведь все они порождены страхом и нуждою, все они прокрались в существование кривыми дорогами разума; возможно, некогда, ощущая угрозу со стороны науки, они ложью привнесли в свои системы какое-нибудь философское учение, дабы затем его в них обнаружили: но это — трюк теологов той эпохи, когда религия уже начинает в себе сомневаться. Эти трюки теологии, которые, разумеется, уже очень рано начали практиковаться в христианстве как религии учёной, насыщенной философией эпохи, подводили к упомянутому суеверию относительно sensus allegoricus, но ещё больше в этом была виновна привычка философов (сугубо двойственных созданий — поэтов-философов и философствующих художников) трактовать все ощущения, какие они находили в себе, как природу человека вообще, а, стало быть, позволять собственным религиозным чувствам оказывать заметное влияние на идейные конструкции своих систем. Философы, с лихвой философствуя в русле религиозных привычек или по крайней мере под издавна унаследованной властью «метафизической потребности», пришли к аксиомам, в действительности очень похожим на догмы иудаизма, христианства или индуизма, — похожим так, как обыкновенно дети бывают похожи на матерей, разве что в этом случае отцы, как, безусловно, случается, не были осведомлены относительно такого материнства, а с невинным изумлением фантазировали о семейном сходстве всякой религии и науки. На самом деле между религией и подлинной наукой не бывает ни родства, ни дружбы, ни даже вражды: они обитают на разных планетах. Всякая философия, которая впускает во мрак своих последних выводов зарево кометного хвоста религии, делает подозрительным в себе всё то, что выполняет в качестве науки: и это «всё» — вероятно, тоже религия, хотя и разукрашенная под науку. — Кстати: если бы все народы обнаруживали единодушие в понимании определённых религиозных мотивов, к примеру, в вопросе существования Бога (каковое единодушие касательно этого пункта, между прочим, не имеет места), то это было бы как раз только контраргументом против соответствующих утверждений, к примеру, против существования Бога: consensus gentium и hominum25согласие (общее мнение) народов <и> людей (лат.). вообще по справедливости может считаться всего лишь глупостью. Зато не существует никакого consensus omnium sapientium26общее мнение всех мудрецов (лат.). относительно чего бы то ни было, за исключением того, о чём говорят строки Гёте:Все мудрецы всех времён и народов
хором единым, с улыбкой, гласят:
ждать поумненья тупиц — безрассудно!
Чада ума, дураков вам нетрудно
как надлежит, дураками считать!{18}
Или, в применении к нашему случаю, говоря без метра и рифмы: consensus sapientium заключается в том, что consensus gentium равнозначен глупости.

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Происхождение религиозного культа. — Если мы перенесёмся назад, во времена, когда религиозная жизнь цвела самым пышным цветом, то обнаружим там фундаментальное убеждение, которого мы теперь уже не разделяем, в силу чего врата, ведущие к религиозной жизни, захлопнуты перед нами раз и навсегда: это убеждение относится к природе и к общению с нею. В те времена ещё ничего не знали о законах природы; никакая необходимость не управляла ни землёю, ни небом; время года, сияние солнца, дождь могли явиться, а могли и не явиться. Никакого представления о естественной причинности не было. Когда гребут вёслами, то не вёсла движут судном: гребля — только магическая церемония, посредством которой можно принудить какого-нибудь демона двигать судном. Все болезни, сама смерть — результат магических воздействий. Когда люди заболевают и умирают, это никогда не происходит естественным путём; отсутствует всякое понятие о «естественном процессе» — оно смутно проглядывает лишь в архаичной Греции, то есть на очень поздней стадии развития человечества, в концепции царящей над богами Мойры. Когда кто-то стреляет из лука, в деле всегда участвует ещё чья-то иррациональная рука и сила; когда источники внезапно иссякают, в первую очередь думают о подземных демонах и их проделках; если человек вдруг падает без сил, то это, должно быть, от незримого воздействия стрелы какого-нибудь бога. В Индии (согласно Лаббоку{19}) столяры имеют обыкновение приносить жертву своему молотку, топору и другим инструментам; таким же образом брахманы обращаются со своей палочкой для письма, солдаты — с оружием, которым пользуются в битве, каменщики — с кельмой, пахари — с плугом. Вся природа в представлении религиозных людей — это сумма действий сознательных, наделённых волею существ, чудовищный комплекс произвольных действий. Относительно всего окружающего нас никак нельзя делать вывод, что нечто станет таким или иным, что оно должно происходить таким или иным образом; более или менее достоверная, поддающаяся учёту сторона — это мы: человек есть правило, природа — отсутствие всякого правила, — такое положение содержит в себе фундаментальное убеждение, господствующее в грубых, первобытных культурах, порождающих религию. Мы, нынешние люди, испытываем совершенно противоположное ощущение: чем более внутренне богатым чувствует себя сейчас человек, чем полифоничнее его субъект, тем сильнее воздействует на него гармония природы; все мы вместе с Гёте видим в природе великое средство успокоения для современной души, мы со страстным желанием обрести покой, почувствовать себя в родной тишине выслушиваем бой величайших маятниковых часов — так, словно впитываем в себя эту гармонию и лишь благодаря этому можем наслаждаться собою. Прежде всё было наоборот: мысленно обратившись к первобытным, архаичным фазам развития наших народов или вплотную наблюдая нынешних дикарей, мы обнаружим, что их жизнь со всею силой определяется законом, традицией: индивид почти автоматически привязывается к ним и движется с однообразием маятника. Природа — непонятая, ужасная, таинственная природа — должна являться ему как царство свободы, произвола, высшей власти, более того, как словно бы сверхчеловеческая ступень бытия, как Бог. И вот каждый человек таких времён и фаз развития чувствует, что от этих произвольных действий природы зависят его жизнь, его счастье, счастье семьи, государства, удача во всех начинаниях: одни природные процессы должны в своё время наступать, другие — в своё время не наступать. Каким образом можно оказать воздействие на этих ужасных незнакомцев, как обуздать царство свободы? — вот какие вопросы задаёт он себе, робко пробуя отвечать на них: а нет ли какого-нибудь способа с помощью традиции и закона сделать эти силы такими же упорядоченными, как и сам человек? Ход мысли людей, верящих в магию и чудеса, сводится к тому, что необходимо наложить на природу закон: и, коротко говоря, религиозный культ — это результат такого хода мысли. Проблема, которую пытаются разрешить люди тех времён, близко родственна следующей: каким образом более слабое племя может всё-таки навязать законы более сильному, вертеть им, направлять его действия (в отношении этого более слабого)? Для начала вспоминают о наиболее безобидном способе принуждения, того принуждения, которое применяют, когда уже завоевали чью-нибудь симпатию. Значит, просьбы и мольбы, демонстрации покорности, обязательства регулярно приносить дань и дары, льстивые славословия — это тоже возможные способы оказывать давление на силы природы в той мере, в какой люди склоняют её к себе: любовь обязывает и даёт обязательства. Затем можно переходить к заключению договоров, в которых стороны обязуются взаимно соблюдать определённый образ действий, устанавливают залоги и обмениваются клятвами. Но куда важнее более насильственная разновидность принуждения — через магию и колдовство. С помощью колдуна человек может причинить вред и более сильному врагу, удерживая его в страхе перед собою; любовные чары действуют на расстоянии — вот так и слабый человек думает, будто сможет подчинить себе даже более могущественных, нежели он, духов природы. Главный способ всякого колдовства — получить в своё распоряжение нечто принадлежащее другому человеку: его волосы, ногти, немного пищи с его стола, а не то даже его изображение, его имя. Тогда, имея в руках подобное приспособление, можно приступать к колдовству; ведь основная предпосылка гласит: во всём духовном есть что-то телесное; с его-то помощью человек способен наложить узы на духовное начало другого, навредить ему, уничтожить его; телесное начало предоставляет средство, пользуясь которым можно ухватить начало духовное. И так же, как человек подчиняет себе человека, он подчиняет себе и того или иного природного духа; ведь и у него есть телесное начало, за которое его можно ухватить. Дерево и рядом с ним семя, из которого оно выросло, — это загадочное соседство как будто бы доказывает, что в обеих формах воплотился один и тот же дух, в одном случае большой, в другом маленький. Неожиданно покатившийся камень — это плоть, в которой действует какой-то дух; если в чистом поле лежит огромная глыба, невозможно и помыслить себе, что она была водружена здесь человеческою силой, а, значит, камень, должно быть, пришёл сюда сам: иными словами, он, видимо, служит жилищем какому-нибудь духу. Всё, что имеет плоть, подвластно колдовству — ну так, значит, и природные духи тоже. Если какой-нибудь бог привязан к своему изображению, то к нему можно применять и совершенно непосредственное принуждение (не давая ему жертвенной пищи, наказывая бичом, накладывая на него оковы и т. п.). Простые китайцы, чтобы добиться от своего бога не оказанной им благосклонности, обматывают верёвками его, оставившего их без поддержки, статую, валят её на землю и таскают по улицам через кучи грязи и нечистот: «Скотина ты духовная, — говорят они, — мы тебя поселили в роскошном храме, мы тебя как следует вызолотили, хорошенько кормили тебя, жертвы приносили тебе, а ты всё равно такой неблагодарный». Похожие насильственные меры, направленные против икон святых и Богоматери, если те не пожелали выполнить свою повинность во время мора или засухи, предпринимались в католических странах даже в нынешнем столетии. — Все эти способы магического отношения к природе вызвали к жизни бесчисленные церемонии: и наконец, когда их путаница сделалась слишком велика, начали стараться упорядочить, систематизировать их, думая обеспечить себе благоприятный ход всех природных событий, в особенности великое круговращение времён года, посредством соответствующей системы процедур. Смысл религиозного культа — чарами склонить природу в пользу человеческого блага, то есть навязать ей закономерность, которой в ней априори нет, в то время как в нынешнюю эпоху люди стремятся познать закономерность природы, чтобы устроить жизнь в соответствии с нею. Короче говоря, религиозный культ зиждется на представлениях о колдовстве, которое один человек осуществляет в отношении другого; колдун — фигура более древняя, чем жрец. Но равным образом он зиждется и на других, более благородных представлениях; он предполагает симпатию человека к человеку, наличие благожелательности, благодарности, внимания к просьбам, договоров между врагами, предоставления залогов, прав на защиту собственности. Человек и на очень низких ступенях культуры не стоит перед природой как бессильный раб, он вовсе не обязательно должен быть её безвольным слугою: на греческой ступени религии, особенно в отношении олимпийских богов, можно думать даже о сосуществовании двух каст — более благородной и могущественной и менее благородной; однако по своему происхождению обе они каким-то образом составляют единое целое, они однородны, и им не нужно стыдиться друг перед другом. В этом заключается благородная черта греческой религиозности.

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При взгляде на некоторые предметы античных жертвенных культов.{20} — Скольких ощущений мы лишились, можно видеть на примере сочетания шутовского, даже непристойного, с религиозным чувством: исчезает ощущение того, что такое смешение возможно, — мы только из истории и знаем, что оно существовало во время празднеств в честь Деметры и Диониса, во время христианских пасхальных представлений и мистерий вообще: но даже нам ещё известен союз возвышенного с бурлескным и тому подобными вещами, сплав трогательного и смешного: следующей эпохе они, вероятно, будут уже непонятны.

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Христианство как древность. — Когда воскресным утром мы слышим звон древних колоколов, то спрашиваем себя, как подобное возможно: ведь это относится к какому-то еврею, распятому две тысячи лет тому назад, который утверждал, что он Сын Божий. Доказательство такого утверждения отсутствует. — В наше время христианская религия, безусловно, является анклавом древности, дошедшим до нас из далёкой доисторической эпохи, и тот факт, что в названное утверждение верят — а между тем в остальных случаях проявляют такую строгость, проверяя справедливости претензий, — есть, вероятно, древнейшая часть этого наследия. Бог, производящий детей со смертною женщиной; мудрец, требующий от людей, чтобы они бросили работать, бросили творить суд, а всматривались в признаки грядущего светопреставления; справедливость, глядящая на невинного как на заместительную жертву; некто, заставляющий своих учеников пить свою кровь; молитвы о чудесной помощи; грехи, совершённые перед Богом и искупаемые Богом; страх перед тем, что по ту сторону жизни, вратами к чему служит смерть; образ креста как символ в разгар эпохи, которой уже неизвестно присуждение к распятию и позор креста{21}, — от всего этого на нас, словно из могилы древних времён, веет чем-то зловещим. Как можно поверить в то, что в нечто подобное до сих пор верят?

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Негреческая сторона христианства. — Греки видели гомеровских богов над собою не хозяевами, а себя под ними — не рабами, подобно евреям. Они видели в них как бы только зеркальное отражение наиболее удачных экземпляров своей собственной касты, то есть идеал, а не противоположность собственного естества. Греки чувствовали, что между ними и богами существует взаимное родство, обоюдный интерес, своего рода симмахия{22}. Человек, создавая таких богов, относится к себе на аристократический лад, он занимает такую же позицию, какую низшая знать занимает в отношении высшей; в это же время у италийских народов процветает настоящая крестьянская религия с никогда не проходящей боязнью перед злыми и капризными властителями и мучителями. Там, где олимпийские боги оттеснялись, и сама греческая жизнь становилась более мрачной и боязливой. — Христианство же полностью раздавило и разбило человека, оно словно погрузило его в глубокое болото: а потом в ощущение собственной глубокой порочности человека оно одним махом впустило луч божественного милосердия, и он, оглушённый нежданной милостью, испустил вопль восторга, на один краткий миг поверив, что носит в себе все небеса. На этом болезненном эксцессе чувства, на необходимой для него глубокой испорченности ума и души сказались все психологические новинки{23} христианства: оно хочет уничтожать, разламывать, оглушать, опьянять, оно не хочет только одного — меры, а потому в глубочайшем смысле слова оно есть нечто варварское, азиатское, неблагородное, негреческое.

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Как выгодно быть религиозным. — Есть люди трезвые и работящие, к которым религия пришита, словно каёмка высшей человечности: им идёт быть религиозными, это их красит. — Все люди, несведущие в каком-нибудь воинском ремесле — а к нему относится и владение языком и пером, — становятся раболепными: христианская религия для них очень полезна, ведь раболепие приобретает в ней видимость одной из христианских добродетелей и на диво хорошеет. — Люди, которым их будничная жизнь кажется слишком уж пустой и однообразной, с лёгкостью становятся религиозными: это понятно и простительно, только у них нет права требовать религиозности от тех, чья жизнь проходит отнюдь не в пустоте и однообразии.

116

Обыкновенный христианин. — Если бы христианство было право со своими положениями о карающем Боге, всеобщей греховности, спасении по благодати и угрозе вечного проклятья, то не делаться священником, апостолом или отшельником, в страхе и трепете работая исключительно над своим спасением, было бы признаком слабоумия и бесхребетности; было бы абсурдом настолько игнорировать свою вечную выгоду, глядя только на комфорт во времени. Положим, люди вообще во что-нибудь верят, — тогда обыкновенный христианин будет фигурою жалкой, человеком, и впрямь не умеющим считать до трёх, но, впрочем, именно из-за своей умственной невменяемости не заслуживающим такой жестокой кары, какую сулит ему христианство.

117

О благоразумии христианства. — Трюк христианства — так громогласно проповедовать полное ничтожество, греховность и презренность человека вообще, что после этого становится уже невозможно презирать ближних. «Да, он грешит напропалую, — но всё равно ничем особенным от меня не отличается: я-то ведь совершенно ничтожен и презрен», — говорит себе христианин. Но и это ощущение утратило своё самое острое жало, поскольку христианин не верит в свою личную презренность: в качестве человека вообще он плох, но немного успокаивает себя сентенцией «все мы из одного теста слеплены».

118

Перемена лиц. — Как только та или другая религия становится господствующей, её противниками оказываются все те, кто мог бы быть её первыми последователями.

119

Судьба христианства. — Христианство явилось на свет, чтобы облегчать души; но сейчас ему пришлось бы для начала обременить души, чтобы получить возможность потом облегчить их. Следовательно, оно погибнет.

120

Доказательство от удовольствия. — Приятное мнение принимается как верное: это доказательство от удовольствия (или, как говорит церковь, доказательство от силы{24}), которым так гордятся все религии, — а ведь они должны бы его стыдиться. Если бы вера не давала ощущения блаженства, все от неё отвернулись бы: так мало в ней, стало быть, ценности!

121

Опасная игра. — Тому, кто в наши дни снова даёт в своей душе место религиозным переживаниям, придётся только позволять им крепнуть, иначе у него не получится. Тогда мало-помалу изменяется и всё его естество, оно отбирает всё присущее религиозности, всё близкое ей, вся сфера суждения и ощущения заволакивается тучами, покрывается религиозной тенью. Ощущения не могут быть неизменными; вот поэтому-то стоит поберечься.

122

Слепые ученики. — Пока человек очень хорошо знает сильные и слабые стороны своего учения, своего жанра искусства, своей религии, их сила ещё невелика. Поэтому ученик и апостол, не замечающий слабых сторон учения, религии и так далее, ослеплённый авторитетом учителя и своим пиететом перед ним, обыкновенно более силён, нежели учитель. Влияние человека и его дела ещё никогда не росло без слепых учеников. Содействовать победе той или иной идеи часто означает всего лишь породнить эту идею с глупостью так, чтобы большой вес последней проложил путь к победе первой.

123

Снос церквей. — Религиозности в мире недостаточно даже для того, чтобы по крайней мере уничтожить религии.

124

Безгрешность человека. — Если нам сделалось понятно, каким образом «грех пришёл в мир», а именно благодаря заблуждениям разума, в силу которых люди воспринимают друг друга, да и отдельный человек — себя, куда более грязными и скверными, чем есть на самом деле, то на душе становится много легче, а люди и мир порою предстают в ореоле невинности, отчего становится совсем уже хорошо. Человек посреди природы всегда — сущее дитя. И это дитя вдруг видит иногда тяжёлый, страшный сон, но стоит ему открыть глаза, как он снова чувствует, что вокруг него рай.

125

Нерелигиозность людей искусства. — Гомер настолько чувствует себя среди своих богов как дома, а в качестве поэта получает от них такое удовольствие, что, несомненно, он был человеком глубоко нерелигиозным; с тем, что предоставляли ему поверья — с убогими, грубыми, отчасти зловещими суевериями, — он обращался так же свободно, как ваятель с глиной, то есть с тою же непринуждённостью, какой обладали Эсхил и Аристофан и какою в новое время отличались великие художники Возрождения, а также Шекспир и Гёте.

126

Искусство и сила лжеинтерпретации. — Все видения, искушения, умерщвления плоти, восхищения святых — это известные болезненные состояния: они просто совершенно иначе, а именно не как болезни, толкуются святыми на основе укоренившихся религиозных и психологических заблуждений. — Например, возможно, и даймон Сократа — это заболевание слуха, которое в силу преобладавшего в Сократе морального образа мысли он просто интерпретирует иначе, чем это сделали бы сейчас. Не иначе дело обстоит с безумием и бредовыми речами пророков и жрецов-прорицателей; многозначительными их всегда делает уровень знаний, воображения, внимания, нравственности в умах и душах интерпретаторов. Сильнейшее влияние, исходящее от тех людей, которых называют гениями и святыми, объясняется в том числе и тем, что они добиваются для себя интерпретаторов, превратно понимающих их на благо человечества.

127

Почитание безумия. — Заметив, что возбуждённое состояние нередко проясняло ум и вызывало удачные наития, люди стали считать, будто, входя в самые возбуждённые состояния, можно причаститься самых удачных наитий и озарений: по этой-то причине и начали почитать сумасшедших как мудрецов и прорицателей. В основе такого почитания лежит ложный вывод.

128

Что обещает наука. — Современная наука ставит перед собою такую цель: добиться того, чтобы страданий было как можно меньше, а жизнь была как можно более долгой, — это своего рода вечное блаженство, конечно, весьма скромное в сравнении с обещаниями религии.

129

Недопустимая щедрость. — В мире не так много любви и доброты, чтобы расточать их ещё и на воображаемых существ.

130

Религиозный культ продолжает жить в душе. — Католическая церковь, а до неё все античные культы, овладели полным набором способов повергать человека в необычные душевные состояния и прекращать в нём процесс холодного исчисления выгоды или чистого разумного мышления. Пространство церкви, сотрясаемое басовыми звуками, глухие, беспрестанно повторяющиеся, сдержанные восклицания священнослужителей, невольно сообщающих свою увлечённость общине верующих и заставляющих её вслушиваться чуть ли не со страхом, словно вот-вот произойдёт какое-то чудо, дыхание архитектуры церковного здания, этого жилища Бога, которое простирается в безбрежность и заставляет бояться, что он сам ворочается там, во всех неосвещённых углах, — зачем нужно возвращать людям все подобные переживания, если в их предпосылки никто уже не верит? Но, несмотря на это, воздействие таких предпосылок не прекращается: внутренний мир настроений возвышенных, полных растроганности, предчувствий, глубокой подавленности, блаженной надежды вырос в людях главным образом благодаря культу; то, что из всего этого ещё продолжает жить в душе, было широко засеяно в ней тогда, когда он зарождался, рос и давал цвет.

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Религиозные послеродовые схватки. — Как бы нам ни казалось, что мы уже отвыкли от религии, это произошло далеко не в такой степени, чтобы мы не получали удовольствия, встречаясь с религиозными чувствами и настроениями, освобождёнными от своего понятийного наполнения, к примеру, в музыке; и когда та или иная философия вскрывает для нас оправданность метафизических чаяний, исходящей от них глубокой душевной удовлетворённости, говоря, например, о «целом подлинном Евангелии во взоре Рафаэлевых мадонн»{25}, то мы воспринимаем подобные сентенции и выводы с особенной душевной теплотою: доказательство даётся тут философам легче, ведь то, что они хотят внушить, соответствует тому, что так жаждет услышать душа. Отсюда нетрудно понять, почему не слишком осторожные свободные умы негодуют, по сути, только по поводу догм, но очень хорошо знакомы с очарованием религиозного чувства; им бывает досадно отказываться от последнего ради первых.{26} — Научной философии стоит проявлять большую осторожность, чтобы на почве этой потребности — потребности возникшей, а, стало быть, и преходящей, — в неё контрабандой не закрались заблуждения: даже логики{27} говорят о «предощущениях» в морали и искусстве (к примеру, о предощущении того, что «суть всех вещей одна»): а ведь, кажется, это им запрещено. Между истинами, полученными путём тщательных умозаключений, и подобными «предощущаемыми» вещами остаётся непреодолимая пропасть: первые идут от интеллекта, вторые — от потребности. Голод не доказывает, что есть пища для его удовлетворения, но он хочет пищи. «Предощущать» не значит в какой-то степени познавать бытие вещи, а значит считать её возможной, поскольку она вызывает желание или страх; «предощущение» не даёт сделать ни шагу в страну достоверного. — Люди невольно думают, будто религиозно окрашенные разделы философии обоснованы лучше, чем другие; но, по сути дела, всё наоборот, просто у них есть глубокое желание, чтобы, уж пожалуйста, так было, то есть чтобы приятное заодно было истинным. Это желание соблазняет нас покупать плохие основания, думая, что они хороши.

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О христианской потребности в спасении. — По тщательном размышлении можно, наверное, получить свободное от мифологии, то есть чисто психологическое, объяснение процесса, происходящего в христианской душе и называемого потребностью в спасении. Правда, доселе на психологические объяснения религиозных состояний и процессов поглядывали искоса, поскольку в этой сфере прикладывала свои бесплодные усилия теология, называющая себя свободной: ведь она, как позволяет предположить общая позиция её основателя Шлейермахера, была изначально нацелена на сохранение христианской религии и дальнейшее существование христианских теологов; причём в психологическом анализе религиозных «фактов» эти последние должны были получить новую возможность закрепиться якорем, но прежде всего — новое занятие. Не смущаясь такими предшественниками, мы рискнём предложить следующее объяснение названного феномена. Человек знает за собою определённые поступки, занимающие низкое место в обычной иерархии поступков, мало того, он обнаруживает в себе склонность к таким поступкам, представляющуюся ему столь же неизменной, как и весь его характер. А уж как ему хочется испробовать себя в другом роде поступков, по общепринятым оценкам признанных более высокими и прекраснейшими, как хочется обрести чувство хорошей самооценки, которая должна сопровождать бескорыстный образ мысли! Увы, на этом желании всё и кончается: недовольство от неспособности удовлетворить его добавляется ко всем другим видам недовольства, которые в нём возбудили выпавший ему в жизни жребий вообще и последствия совершённых им поступков, называемых плохими; тогда в его душе рождается глубокое отчаяние, а с ним и поиски врача, способного устранить и отчаяние, и его причины. — Такое состояние не воспринималось бы столь ожесточённо, если бы человек непредвзято сравнивал себя только с другими людьми: ведь тогда у него не было бы оснований в особенной мере испытывать недовольство собою, он нёс бы только часть общего бремени человеческой неудовлетворённости и несовершенства. А он сравнивает себя с существом, способным лишь на те поступки, которые называются неэгоистическими, — оно всё время живёт, оценивая свой образ мысли как бескорыстный, в мире с Богом; и когда он глядится в это светлое зеркало, собственный образ видится ему сугубо мрачным, сильно искажённым. Тогда мысль об этом существе его пугает, поскольку оно витает перед его воображением в виде карающей справедливости: человеку кажется, будто во всевозможных больших и малых переживаниях он распознаёт его гнев, исходящую от него угрозу, он даже заранее предчувствует удары плети, которые оно нанесёт ему, будучи судьёй и палачом. Кто поможет ему в этой опасности, которая ввиду неизмеримых сроков наказания по жестокости превосходит все другие ужасы, содержащиеся в человеческом представлении?

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Прежде чем представить читателю это состояние в его дальнейших проявлениях, сознаемся всё же в том, что человек оказался в таком состоянии не из-за «вины» и «греха», а из-за целого ряда заблуждений разума, что если собственный образ показался ему настолько мрачным и отвратительным, то это была погрешность зеркала, и что это зеркало было его, человека, собственным творением, весьма несовершенным творением человеческой фантазии и мысли. Во-первых, существо, способное исключительно на чисто неэгоистические поступки, ещё более баснословно, чем птица Феникс; его даже невозможно точно себе представить — уже хотя бы потому, что всё понятие «неэгоистический поступок» при ближайшем рассмотрении растворяется в воздухе. Ни один человек никогда не делал того, что было бы сделано исключительно ради других, без всяких личных мотивов; да и как он смог бы сделать то, что не имело бы к нему никакого отношения, то есть без внутреннего принуждения (а ведь, кажется, оно основано на личной потребности?). Как эго смогло бы совершать поступки без эго? — А вот бог, эта, как порою считают, сплошная любовь, не был бы способен ни на один неэгоистический поступок, что заставляет вспомнить об одной мысли Лихтенберга, правда, относящейся к более низкой сфере: «Мы не можем чувствовать за других, как обыкновенно говорят; мы чувствуем только за себя. Эта мысль звучит сурово, но коли толком вдуматься, то она не такова. Мы любим не отца, не мать, не жену, не детей, а приятные впечатления, которые они нам доставляют», или, как говорит Ларошфуко, «si on croit aimer sa maîtresse pour l’amour d’elle, on est bien trompé»27«Если кто-то думает, что любит свою возлюбленную из любви к ней, то он жестоко ошибается» (фр.).. Почему поступки, совершённые из любви, ценятся выше других, а именно не в силу их сути, а в силу их полезности, — об этом смотри уже упоминавшиеся выше исследования «о происхождении нравственных чувств». Но если бы, скажем, человек захотел, совсем как бог, всецело быть любовью, делать, желать всё для других и ничего для себя, то последнее невозможно уже потому, что для того, чтобы вообще быть способным совершать поступки в угоду другим, он должен очень многое делать для себя. Во-вторых, идея такого существа предполагает, что другой достаточно эгоистичен, чтобы всё снова и снова принимать жертвы, принесённые ради него, жизнь, положенную за него: поэтому люди любви и самопожертвования заинтересованы в сохранении безлюбых и неспособных на самопожертвование эгоистов, и чтобы могла существовать высшая нравственность, она должна была бы буквально требовать существования безнравственности (чем, разумеется, и упразднила бы самое себя). — Далее: представление о Боге беспокоит и принижает людей до тех пор, пока в него верят, но вот относительно того, как оно возникло, при нынешнем уровне развития этнографии не может быть больше никаких сомнений; а с пониманием его возникновения рушится и вера в него. В душе христианина, сравнивающего свою природу с божественной, творится то же, что в душе Дон-Кихота, недооценивающего собственную храбрость, поскольку у него в голове — легендарные подвиги героев рыцарских романов; мерка, которую прикладывают в обоих случаях, относится к области басни. Но если упразднится представление о Боге, то с ним вместе исчезнет и ощущение «греха» как преступления против божественных предписаний, как пятно на твари, посвящённой Богу. Тогда, вероятно, ещё останется та подавленность, которая сильно срослась со страхом перед карами земного суда или презрением окружающих и им родственна; и всё-таки подавленность от угрызений совести, острейшее жало в чувстве вины, прекращается, если человек понимает, что своими поступками он, конечно, прегрешил перед человеческими традициями, человеческими установлениями и порядками, но ещё не поставил этим под угрозу «вечное благо души» и её связь с Божеством. А если человеку напоследок ещё удастся приобрести философское убеждение в безусловной необходимости всех поступков и их полной безответственности, восприняв его плотью и кровью, то исчезнет и этот остаток угрызений совести.

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Если христианин, как уже говорилось, в силу кое-каких заблуждений, то есть в силу ложного, ненаучного истолкования своих поступков и ощущений, оказался втянутым в чувство презрения к себе, то с величайшим изумлением он невольно замечает, что это душевное состояние презрения, угрызений совести, недовольства вообще, не удерживается в нём, что иногда бывают часы, когда всё это сдувается с души прочь, и он снова чувствует себя свободным и смелым. На самом деле здесь одержало победу удовольствие от себя, наслаждение собственною силой в союзе с неизбежным ослаблением всех сильных возбуждений; человек снова любит себя, он это чувствует, — но как раз эту-то любовь, эту возобновлённую гордость за себя он встречает с недоверием, он может видеть в ней только совершенно незаслуженный поток благодатного света свыше. Если раньше во всех событиях он видел предостережения, угрозы, кары и все разновидности знамений Божьего гнева, то теперь он толкует свои переживания как связанные с проявлениями Божьей милости: одно событие кажется ему знаком благосклонности, другое — указующим перстом помощи, третье, а в особенности всё его радужное настроение, — доказательством того, что Господь милостив. Если прежде, в состоянии подавленности, он превратно истолковывал прежде всего свои поступки, то теперь — прежде всего свои переживания; он воспринимает своё умиротворённое настроение как следствие силы, правящей где-то вне его, а любовь, которую он, в сущности, испытывает к себе сам, предстаёт перед ним как божественная любовь; то, что он называет милостью и прологом к спасению, на самом деле есть самопомилование, самоспасение.

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Подведём итог: определённого рода превратная психология, известного сорта фантастика в истолковании мотивов и переживаний — необходимая предпосылка для того, чтобы человек стал христианином и ощутил потребность в спасении. Поняв это заблуждение разума и воображения, он перестанет быть христианином.

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О христианской аскезе и святости. — Как бы отдельные мыслители ни старались выставить чудом редкие явления нравственности, обычно называемые аскезой и святостью, чудо, подносить к лику которого светоч разумного объяснения — чуть ли не святотатство и кощунство, искушение совершить такое святотатство всё-таки очень велико. Мощное побуждение природы во все времена приводило к протесту против таких явлений вообще; наука, поскольку она, как уже говорилось, представляет собою подражание природе, позволяет себе возражать по крайней мере против утверждений об их необъяснимости, даже недоступности. Правда, до сих пор ей это не удавалось: такие явления всё ещё не объяснены, к вящей радости упомянутых почитателей моральных чудес. Ведь, вообще говоря, необъяснённое должно быть совершенно необъяснимым, необъяснимое — совершенно неестественным, сверхъестественным, чудесным: таково требование, звучащее в душах всех верующих и метафизиков (в том числе людей искусства, если они одновременно выступают как мыслители); человек же научного склада видит в этом требовании «порочный принцип». — Первое общее предположение, к которому прежде всего приходишь при рассмотрении аскезы и святости, гласит, что их природа сложна: ведь почти всюду, и в физическом мире, и в моральном, мнимые чудеса успешно объяснялись сложностью и многократной обусловленностью. Так рискнём же для начала выделить отдельные побуждения в душе святых и аскетов, а в заключение представить их себе в органическом единстве.

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Существует стремление поступать наперекор себе, к наиболее сублимированным проявлениям которого относятся определённые формы аскезы. У некоторых людей бывает такая настоятельная потребность обнаруживать свою силу и властолюбие, что за неимением других объектов или поскольку иначе это никогда им не удавалось, им в голову в конце концов приходит проявлять насилие над некоторыми частями собственной души, как бы над её фрагментами или уровнями. К примеру, одни мыслители исповедуют воззрения, явно не предназначенные для укрепления и умножения их репутации; иные прямо-таки намеренно вызывают на себя презрение других, хотя без труда могли бы остаться уважаемыми людьми, просто кое о чём умалчивая; третьи отказываются от своих прежних мнений, не страшась, что отныне прослывут непоследовательными: они, наоборот, хлопочут об этом и ведут себя подобно безрассудным всадникам, которым конь по нраву, лишь если он понёс, покрылся пеной, не слушается узды. Так человек по опасным тропкам поднимается в высочайшие горы, чтобы поиздеваться над своей робостью и дрожащими коленями; так философ исповедует аскезу, самоуничижение и святость, в сиянии которых его собственный облик ужасно обезображивается. Это саморазрушение, это глумление над собственной природой, это spernere se sperni28презирать <чужое> презрение к себе (лат.).175, столь важное для религий, — на самом деле есть высшая степень тщеславия. Сюда относится вся мораль Нагорной проповеди: человек получает настоящее наслаждение в том, чтобы насиловать себя чрезмерными требованиями, а потом обожествлять эти тиранические требования в своей душе. В любой аскетической морали человек поклоняется одной части себя самого как Богу, а для этого вынужден дьяволизировать всё остальное в себе. —

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Известно, что человек не бывает постоянно моральным в одной и той же степени: если он судит о своей нравственности по способности к великой жертвенной решимости и самоотречению (каковая, будучи постоянной и превратившись в привычку, становится святостью), то наиболее нравственным он бывает в аффекте; более сильное возбуждение даёт ему совершенно новые мотивы, на которые он, может быть, даже не считал себя способным в обычном, трезвом и холодном состоянии души. Откуда всё это берётся? Вероятно, от соседства всего величественного с сильным возбуждением; оказавшись в состоянии чрезвычайного напряжения, человек с равным успехом может решиться и на ужасную месть, и на ужасную ломку своей потребности в мщении. Под воздействием мощной эмоции он непременно стремится ко всему великому, огромному, чудовищному, а случайно приметив, что самопожертвование приносит ему такое же или ещё большее удовлетворение, чем принесение в жертву других, он его и выбирает. Значит, на самом деле для него важна только разрядка своей эмоции; тогда, чтобы снять напряжение, он того и гляди соберёт воедино вражеские копья и разом вонзит их в свою грудь. Что нечто величественное заключено не только в мщении, но и в самоотречении, человечество должно было усвоить лишь в результате длительного привыкания; наиболее сильным и эффективным символом такого рода величия было божество, приносящее себя в жертву. Победою над самым неодолимым врагом, внезапным торжеством над аффектом — вот чем предстаёт это отречение; и в таком смысле оно признаётся вершиною всякой нравственности. В действительности это отречение означает подмену одного представления другим, в то время как чувство остаётся на той же самой высоте, на той же самой отметке прилива. Люди отрезвевшие, отдохнувшие от аффекта уже не понимают нравственности таких мгновений, но их заставляет оставаться в строю восхищение всех тех, кто пережил такие моменты вместе с ними; гордость — их утешение, когда аффект расходится с пониманием совершённого ими в аффекте. Итак: неморальны, по сути дела, и поступки, продиктованные самоотречением, поскольку они совершены не точно по отношению к другим людям; скорее, другой человек только даёт сильно напряжённому чувству возможность испытать облегчение — посредством названного отречения.

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В некотором отношении и аскет пытается облегчить себе жизнь — обычно через полное подчинение себя чуждой воле или всеобъемлющему закону и ритуалу; так поступает брахман, который вообще ничего не делает по собственному усмотрению, а каждую минуту подчиняет себя священному предписанию. Это подчинение — мощное средство держать себя в руках; человек занят, то есть не скучает, но при этом не ощущает побуждений, продиктованных своеволием и страстью; сделав дело, он не испытывает чувства ответственности, а, значит, и мук раскаяния. Человек раз и навсегда отказался от собственной воли, а это легче, чем отказываться от неё лишь от случая к случаю; так же как легче совсем отречься от желания, чем соблюдать в нём меру. Если мы вспомним о нынешнем отношении человека к государству, то и тут обнаружим, что безусловное послушание удобней, чем ограниченное. Итак, святой облегчает себе жизнь таким полным отказом от собственной личности, и тот, кто восхищается этим феноменом как наивысшим героическим достижением нравственности, обманывает себя. В любом случае труднее реализовать свою личность без колебаний и тумана, чем подобным образом избавлять себя от неё; кроме того, для этого требуется куда больше решимости и ума.

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Обнаружив проявления наслаждения эмоцией как таковой во множестве труднообъяснимых поступков, я хочу и в презрении к себе, относящемся к признакам святости, а равным образом и в различных формах самоистязания (голодом и самобичеванием, вывихами рук и ног, симуляцией сумасшествия) разглядеть способ, которым такие натуры борются с общим истощением своей воли к жизни (своих нервов): они пользуются самыми болезненными возбуждающими средствами и лютыми приёмами, чтобы хоть иногда выныривать из состояний тупости и скуки, в которые святых так часто повергает их огромная умственная инертность и упомянутое подчинение чуждой воле.

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Самый обычный способ, который аскеты и святые употребляют, чтобы сделать свою жизнь сносной и интересной, заключается в ведении войн и перипетиях побед и поражений в них. Для этого они нуждаются в противниках, находя их в виде так называемого «врага внутри себя». Чтобы получить возможность смотреть на свою жизнь как на непрекращающуюся битву, а на себя — как на поле битвы, где с переменным успехом бьются духи добра и зла, они используют главным образом свою склонность к тщеславию, честолюбию и властолюбию, а также свои чувственные страсти. Известно, что чувственные фантазии утишаются, а то и почти подавляются благодаря регулярной половой жизни, — и наоборот, становятся необузданными и беспутными из-за воздержания или нарушений. Фантазия многих христианских святых была чрезвычайно грязной; при этом они не слишком-то чувствовали себя ответственными за неё в силу теории, гласящей, что подобные страсти суть подлинные демоны, бесчинствующие в них; такому ощущению мы обязаны весьма поучительной откровенности их признаний. В их интересах было то, что эта битва поддерживалась более или менее постоянно, ведь благодаря ей, как уже упоминалось, их безотрадная жизнь становилась содержательной. А чтобы битва казалась достаточно важной для возбуждения устойчивого внимания и восхищения со стороны не-святых, надо было всё сильнее очернять и клеймить чувственность, ведь угроза вечного проклятья была так тесно привязана к этой сфере, что, скорее всего, на протяжении целой эпохи христиане зачинали детей с нечистой совестью; а это, разумеется, нанесло человечеству большой ущерб. Но истина здесь полностью поставлена с ног на голову: для истины же это положение сугубо неприличное. Правда, христианство говорило: каждый человек зачат и рождён во грехе, а в невыносимом суперлативном христианстве Кальдерона эта идея связалась в узел заново, так что в известных строках он осмелился на самый извращённый парадокс, какой только бывает:человека величайший грех
в том, что он на свет родился.{28}

Во всех пессимистических религиях акт зачатия воспринимается как скверна в чистом виде, но это восприятие никоим образом не является общечеловеческим; даже не все пессимисты говорят об этом одинаково. Эмпедокл, например, не замечает во всём эротическом ровно ничего постыдного, дьявольского, греховного; напротив, на великом лугу злополучья{29} он видит одно-единственное благодатное и многообещающее явление — Афродиту; она в его глазах — ручательство за то, что вражда будет длиться не вечно, а скипетр когда-нибудь перейдёт к более милосердному демону. Практикующие христианские пессимисты, как уже говорилось, заинтересованы в том, чтобы продолжало господствовать другое мнение; чтобы сохранять уединение и духовную пустыню своей жизни, они нуждаются во всегда свежем враге, и притом враге общепризнанном: борясь с ним, одолевая его, они всякий раз заново изображают себя перед толпою не-святых существами наполовину непостижимыми, сверхъестественными. Если этот враг — вследствие их образа жизни и разрушенного здоровья — наконец навсегда обращался в бегство, они тотчас же научались видеть глубины своей души населёнными новыми демонами. Колебания чаш весов, называемых высокомерием и самоуничижением, так же хорошо развлекали их погружённые в самокопание умы, как и перипетии чувственности и душевного покоя. Психология в те времена использовалась для того, чтобы не только презирать всё человеческое, но и порочить, бичевать, распинать его; люди хотели видеть себя как можно более скверными и злыми, они искали состояний страха ради спасения души, отчаяния в собственных силах. Всё естественное, с чем человек связывает представление о скверном, греховном (от чего он не отучился даже в наши дни в отношении эротической сферы), обременяет, омрачает его воображение, заставляет робко опускать глаза, вступать с собою в разлад, делает его неуверенным и недоверчивым; даже его сновидения приобретают некоторый привкус истерзанной совести. Но ведь это болезненное переживание всего естественного не имеет ничего общего с реальностью вещей: оно есть просто эффект мнений относительно вещей. Не составляет труда понять, каким образом люди становятся сквернее оттого, что считают скверным всё неизбежно-естественное, а потом всегда именно таким его и воспринимают. Это уловка религии и тех метафизиков, которые стремятся выдать человека за злого и греховного от природы, сделать природу подозрительной для него, а его самого таким образом — скверным: ведь на такой лад он приучается ощущать себя скверным, поскольку не может сбросить с себя одеяние природы. Мало-помалу, долгое время живя в естестве, он начинает чувствовать себя придавленным тяжким бременем грехов, так что для избавления от этого бремени становятся нужны сверхъестественные силы; и вот на сцене появляется уже обсуждавшаяся потребность в спасении, относящаяся не к реальной, а лишь к воображаемой греховности. Проверим различные моральные идеи, содержащиеся в первоисточниках христианства, — повсюду мы обнаружим в них чрезмерные требования, такие, чтобы человек не мог им соответствовать; цель тут заключалась не в том, чтобы он становился более нравственным, а в том, чтобы он чувствовал себя как можно более грешным. Если бы это чувство не было приятно человеку, то зачем тогда он породил подобное представление и так долго был ему привержен? Если в эпоху античности неимоверные силы ума и изобретательности были потрачены, чтобы посредством культовых празднеств приумножить радость жизни, то в эпоху христианства столь же неизмеримые запасы ума были пожертвованы ради другой цели: человека надо было любым способом заставить чувствовать себя грешным, а благодаря этому он вообще должен был оказаться более возбуждённым, оживлённым, одушевлённым. Возбуждение, оживление, одушевление, и любою ценой, — разве не это девиз истощённой, перезрелой, переразвитой эпохи? Круг всех естественных ощущений был пройден сто раз, душа уже устала от них: и тогда святые и аскеты изобрели новый вид прелестей жизни. Они выставили их на всеобщее обозрение, и не столько в качестве образца для подражания многих, сколько как отвратительное, но всё же восхитительное представление, разыгранное на тех границах между этим миром и потусторонним, где в те времена каждому мнились то лучи света небесного, то жуткие, пылающие из глубин языки пламени. Взор святых, обращённый на страшный в любом отношении смысл краткой земной жизни, на близость последнего суда над бесконечными новыми жизнями, этот прожигающий насквозь взор из полуистлевшей плоти, заставлял людей древности трепетать до глубины души; внимательно глядеть туда, содрогаясь, отводить глаза, снова ощущать всю прелесть представления, отдаваться ему, насыщаться им, пока душа не задрожит от жара и мороза, словно в лихорадке, — вот каково было последнее наслаждение, изобретённое античностью, когда она сделалась равнодушной даже к зрелищу борьбы между животными и между людьми.

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Подытожим сказанное: то состояние души, которое свойственно святым или стремящимся к святости людям, складывается из элементов, хорошо нам всем известных, с тою только разницей, что под влиянием других, нерелигиозных представлений они приобретают другую окраску и тогда обычно порицаются людьми с тою же силой, с какой в обрисованном выше сращении с религией и конечным смыслом существования могут рассчитывать на восхищение, даже поклонение, — по крайней мере, могли рассчитывать на них в прежние времена. Святой то проявляет упомянутое стремление поступать наперекор себе, каковое близко родственно властолюбию и даже самому одинокому даёт ощущение власти, то его разбухшее чувство под сильным напором гордой души внезапно переходит от потребности дать волю своим страстям к потребности заставить их покориться, словно диких жеребцов, то хочет полного прекращения всех вызывающих беспокойство, мучительных, возбуждающих ощущений, хочет спать наяву, хочет постоянной праздности в лоне тупой, животной и растительной бесчувственности, то ищет битвы и разжигает её в себе, потому что скука кажет ему своё зевающее лицо: он бичует своё самообожествление презрением к себе и жестокостью, он ликует от дикого мятежа своих страстей, от острой боли греха, даже от мысли о своей вечной гибели, он знает толк в ловушках для своих аффектов, к примеру, для аффекта крайнего властолюбия, так что тот превращается в аффект крайнего самоуничижения, и этот контраст валит с ног его затравленную душу; и напоследок: когда он страстно жаждет видений, бесед с покойниками и божественными существами, то жаждет он, по сути дела, какого-то редкостного вида вожделения — вероятно, того вожделения, в котором переплелись узлом все другие его виды. Новалис, в силу опыта и инстинкта один из авторитетов в вопросах святости, однажды с наивной радостью выдал всю её тайну: «Достаточно странно, что связь вожделения, религии и жестокости уже давно не обратила внимания людей на их внутреннее родство и общую направленность».

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Всемирно-историческое значение придаёт фигуре святого не её суть, а её значение в глазах не-святых. Необычайную силу, с помощью которой она завладела воображением целых народов, целых эпох, эта фигура получила благодаря тому, что люди ошибались относительно неё, неверно объясняя себе душевные состояния святых и насколько возможно дистанцируясь от них как от чего-то выходящего за все рамки и чужеродно-сверхчеловеческого. Сами святые себя не знали; сами они понимали письмена своих настроений, склонностей, поступков, пользуясь искусством истолкования, столь же сумасбродным и неестественным, как и пневматическое истолкование Библии. Странность и болезненность их натуры, в которой соединялись их духовная нищета, скверные познания, испорченное здоровье, взвинченные нервы, остались скрытыми и от их собственных глаз, и от глаз зрителей. Они не были людьми необычно добрыми, а ещё того менее — необычно мудрыми: зато они воплощали в себе что-то выходящее за человеческие рамки доброты и мудрости. Вера в них поддерживала веру в божественное и чудесное, в религиозный смысл всего сущего, в предстоящий Судный день. В вечернем солнечном свете мирового заката, бросавшего свои лучи на христианские народы, химерическая фигура святого разрослась до чудовищных размеров: мало того, до такой высоты, что даже в нашу эпоху, которая уже в Бога не верит, ещё существует достаточно мыслителей, верящих в святых.

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Само собою понятно, что этой схематической характеристике святых, набросанной как усреднённый портрет всего типа, можно противопоставить другие характеристики, которые могут вызвать более приятные ощущения. Выделяются отдельные исключения из этого типа: либо великим милосердием и человеколюбием, либо волшебством необычной энергии; другие в высшей степени привлекательны потому, что всё их существо заливает поток света, идущий от известных иллюзорных представлений: таков, к примеру, случай знаменитого основателя христианства, считавшего себя единорожденным сыном Божьим, а потому чувствовавшего себя безгрешным, так что посредством воображения — которое не стоит судить слишком сурово, ведь вся античность кишит сынами божьими, — он достиг той же самой цели, ощущения полной безгрешности, полной безответственности, к какому теперь всякий может прийти посредством науки. — Я не рассмотрел здесь и индийских святых, находящихся на промежуточной ступени между христианскими святыми и греческими философами, а потому не представляющих чистый тип: познание, наука — уж какой она тогда была, — вознесённость над другими людьми, достигнутая благодаря логической дисциплине и выучке мышления, были у буддистов настолько же необходимым признаком святости, насколько в христианском мире те же самые качества отвергаются и порицаются как признаки чего-то противоположного святости.

Четвёртый раздел. О внутреннем мире художников и писателей


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Совершенство, будто бы упавшее с небес. — Перед лицом всякого совершенства мы приучены забывать о вопросе его происхождения — и просто наслаждаться моментом, словно волшебная палочка заставила его выскочить из земли. Тут мы, вероятно, всё ещё испытываем на себе воздействие древнейшего мифологического восприятия. На душе у нас всё ещё почти так (к примеру, в греческом храме наподобие пестумского), будто однажды утром какой-то бог играючи выстроил себе жилище из таких вот чудовищных тяжестей — а иной раз, будто какую-то душу вдруг заколдовали в камень, и вот ей захотелось из этого камня говорить. Художники знают, что их творения оказывают полное воздействие, только если вызывают веру в импровизацию, в чудотворную внезапность их возникновения; а потому они, разумеется, поддерживают эту иллюзию, внедряя в своё искусство соответствующие элементы вдохновенной взволнованности, слепого хаотического нащупывания, чуткой грёзы, предваряющей творчество — эти миражи нужны ему, чтобы настроить душу зрителя или слушателя на веру во внезапно явившееся совершенство. — Наука об искусстве должна, как само собою понятно, самым решительным образом опровергнуть эту иллюзию, показав ошибочные заключения и избалованность интеллекта, в силу которых он попадает в сети художников.

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Чувство правды художника. — В отношении познания истин художник нравственно более слаб, нежели мыслитель; он отнюдь не желает отказываться от блестящих, глубокомысленных толкований жизни и отвергает трезвые, простые методы и выводы. Он только по видимости борется за высшее достоинство и значение человека; на самом же деле он не хочет расстаться с предпосылками, наиболее эффективными для своего искусства, то есть от всего фантастического, мифического, неясного, крайнего, от вкуса к символическому, от переоценки личности, от веры в чудесную природу гениальности: стало быть, он считает сохранение своего вида творчества более важным, чем научная преданность правде во всех её формах, пусть даже эта преданность кажется уж очень невзрачной.

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Искусство как заклинание духов. — Искусство, помимо всего прочего, выполняет задачу консервации, а также, при случае, лёгкого подкрашивания потерявших силу, поблекших представлений; решая эту задачу, оно накладывает оковы на различные эпохи и заставляет их духов явиться вновь. Правда, благодаря этому мы видим только призрачную жизнь, какая бывает над могилами или какую ведут вернувшиеся к нам любимые усопшие в наших сновидениях, но хотя бы на мгновения вновь оживает старое чувство и сердце бьётся на такой лад, который воскресает в памяти лишь тут. Так вот, самому художнику ради общей пользы искусства следует прощать, если он не стоит в первых рядах просвещения и поступательного омужествления человечества: он во всю свою жизнь остаётся ребёнком или отроком, задерживаясь на той позиции, на которой был застигнут своим влечением к искусству; но ощущения первых шагов жизни, как известно, гораздо ближе ощущениям прежних времён, нежели ощущениям нынешнего столетия. Его задачей волей-неволей становится погружение человечества во младенчество; в этом его слава и его ограниченность.

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Когда поэты облегчают жизнь. — Поэты, поскольку они тоже хотят облегчить жизнь людям, либо отвращают их взор от тягостного настоящего, либо, высекая свет из прошлого, сообщают настоящему новые краски. Чтобы суметь это сделать, они и сами должны быть в некоторых отношениях существами, обращёнными вспять: поэтому ими можно пользоваться как мостами, ведущими к очень далёким эпохам и представлениям, к отмирающим или уже отмершим религиям и культурам. По сути дела, они всегда и неизбежно — эпигоны. Правда, об их способах облегчать жизнь можно сказать кое-что для них неприятное: утишают и исцеляют они только временно, только на мгновенье; они даже мешают людям трудиться над реальным улучшением условий своей жизни, поскольку упраздняют или паллиативно разряжают как раз страстное состояние неудовлетворённости, побуждающее к действию.

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Медлительная стрела красоты. — Благороднейший вид красоты — тот, который пленяет нас не вдруг, который захватывает нас не бурным, упоительным натиском (такая красота вызывает лёгкое отвращение), а другой — это красота, медленно просачивающаяся в нас, которую почти нечувствительно уносишь с собою, а потом однажды снова находишь в сновидении, и которая, наконец, после того, как она долго и со всею скромностью ютилась в нашем сердце, совершенно овладевает нами, наполняя наши глаза слезами, а сердце тоской. — Так по чему же мы тоскуем, глядя на прекрасное? По тому, чтобы быть прекрасными: нам мнится, будто с этим связано огромное счастье. — Но это заблуждение.

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Когда искусство наливается жизнью. — Искусство подымает голову там, где слабеют религии. Оно наследует множество порождённых религией чувств и настроений, усваивает их и само становится глубже, сердечней, обретая способность сообщать воодушевление и восторг, которою дотоле ещё не владела. Огромный запас религиозного чувства, вздувшийся рекою, то и дело переливается через край, стремясь захватить новые сферы: но крепнущее просвещение уже потрясло догмы религии, внушив фундаментальное недоверие к ней, и тогда чувство, вытесненное просвещением из религиозной сферы, перекидывается на искусство, а в отдельных случаях и на политическую жизнь, мало того, даже прямо-таки на науку. Всюду, где в человеческих устремлениях обнаруживаются возвышенно-мрачные нотки, можно предположить, что в них остаются следы страха перед духами, запах ладана и тени церквей.

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Чем приукрашивает размер. — Стихотворный размер окутывает действительность пеленой; он вызывает некоторую искусственность речи и туманность мышления; тень, которую он бросает на мысль, то скрывает, то резко выделяет её содержания. Как тень нужна, чтобы приукрашивать, так «смутность» нужна, чтобы разъяснять. — Искусство делает зрелище жизни выносимым, окутывая его пеленою туманного мышления.

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Искусство, творимое безобразной душой. — Требовать от искусства, чтобы оно давало возможность выразить себя только нормальной, нравственно уравновешенной душе, — значит загонять его в слишком узкие рамки. В музыке и поэзии, как и в изобразительных искусствах, наряду с искусством прекрасной души есть искусство безобразной души; и, быть может, именно этому искусству лучше всего удавались наиболее сильные эффекты — оно потрясало души, заставляло двигаться камни и очеловечивало животных.

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Как искусство удручает мыслителей. — Насколько сильна метафизическая потребность и с какими мучениями расстаётся с нею в конце концов природа, можно видеть на примере того, что даже в свободном уме, уже избавившемся от всего метафизического, самые возвышенные эффекты искусства без труда заставляют звучать в унисон давно умолкшую, даже порвавшуюся метафизическую струну; к примеру, когда он, слушая одно место из Девятой симфонии Бетховена, чувствует себя парящим над землёю в каком-то звёздном соборе, грезя в душе о бессмертии: ему кажется, будто все звёзды сияют вокруг него, а земля уходит всё глубже вниз. — Если он сознаёт своё состояние, то ощущает колющую боль в сердце и томится по человеку, который вернул бы ему утраченную возлюбленную, называй её религией или метафизикой. В такие мгновения проходит проверку качество его интеллекта.

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Игра в жизнь. — Непринуждённость и легкомыслие гомеровской фантазии были нужны, чтобы унять и на время отключить чрезмерно страстный нрав и слишком острый рассудок греков. А когда рассудок начинает в них говорить — какой горькой и жестокой кажется им тогда жизнь! Они не обманываются, но намеренно обыгрывают жизнь ложью. Симонид советовал своим землякам воспринимать жизнь как игру; серьёзность была слишком хорошо знакома им в виде боли (ведь человеческие беды — та тема, песнь на которую так любят слушать боги), и они знали, что только искусство может превратить в наслаждение даже беду. В наказание за такое понимание их так донимало удовольствие сочинять сказки, что в повседневной жизни им стало трудно удерживаться от обмана, — вот как и всё племя поэтов получает такого рода удовольствие от лжи, да ещё вдобавок наслаждается чистой совестью. Видимо, порой это доводило соседние народы до отчаяния.

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Вера в инспирацию. — Художники заинтересованы в том, чтобы люди верили во внезапное вдохновение, в так называемую инспирацию, как будто идея произведения искусства, поэзии, основная мысль философской системы нисходит с небес, словно луч благодатного света. На самом же деле фантазия хорошего художника или мыслителя постоянно производит хорошее, посредственное или плохое, а его разум, до предела отточенный и опытный, отбрасывает, отбирает, связывает; скажем, сейчас по записным книжкам Бетховена стало ясно, что самые чудесные мелодии он подбирал постепенно, в определённой степени выбирая их из множества набросков. Тот, кто отбирает не так строго и любит предаваться воспроизводящей памяти, иногда может сделаться великим импровизатором; но художественная импровизация стоит куда ниже художественной мысли, проделавшей серьёзный и трудный отбор. Все великие художники были великими тружениками, неустанными не только в изобретениях, но и в отборе, отсеве, реорганизации, организации.

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И снова инспирация. — Если творческая сила долгое время скапливалась и что-то мешало ей свободно излиться, то в конце концов она прорывается настолько внезапно, что создаётся впечатление прямой инспирации, которой не предшествовала никакая внутренняя подготовка, то есть свершившегося чуда. Это порождает известную иллюзию, в сохранении которой, как уже сказано, несколько чрезмерно заинтересованы все художники. Но здесь речь идёт именно только о скоплении капитала — он вовсе не падает с неба вдруг. Такого рода мнимая инспирация встречается, кстати, и в других сферах, к примеру, в сферах доброты, добродетели, порока.

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Страдания гения и их ценность. — Художественный гений хочет доставлять людям радость, но если он стоит на очень высокой ступени, то его радостью часто некому наслаждаться; он предлагает яства, но их никто не хочет. Иногда это придаёт его творчеству забавно-трогательный пафос; ведь, в сущности, у него нет никакого права принуждать людей к удовольствию. Он играет на дуде, но никто не желает плясать; может ли это быть трагичным? — Всё-таки, наверное, да. В конечном счёте в виде компенсации за такую нужду он получает от своего творчества куда больше удовольствия, чем остальные — от любых других родов деятельности. Его горе воспринимается как преувеличенное, потому что жалобы его звучат громче, а уста красноречивей; а порою страдания его и впрямь неимоверны, но только оттого, что столь неимоверны его тщеславие и зависть. Гении знания, какими были Кеплер и Спиноза, обычно бывают не столь алчными и не поднимают такой шумихи вокруг своих действительно чрезмерных страданий и лишений. Они с большею уверенностью могут положиться на мнение потомков, отвернувшись от современников; а вот если так поступает художник, то он всегда ведёт отчаянную игру, которая может надорвать ему душу. В исключительно редких случаях — когда в одном человеке гений творчества и познания сплавлен воедино с нравственным гением — к упомянутым страданиям добавляется ещё тот род страданий, который следует считать самым странным исключением на свете: это ощущения вне- и сверхличные, обращённые на народ, на человечество, на всю культуру, на всё страдающее бытие; они обретают свою ценность благодаря связи с особенно труднодоступными познаниями (само по себе сострадание мало чего стоит). — Каким же мерилом, на каких весах для золота можно определить их подлинность? Ведь, кажется, чуть ли не обязательно проявлять недоверие к каждому, кто говорит об ощущениях такого рода у себя?

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Роковое влияние величия. — Вслед за любым великим явлением идёт вырождение, особенно в сфере искусства. Великие образцы побуждают более мелкие души к внешнему подражанию или к попыткам превзойти их; да и все великие дарования несут в себе роковую способность подавлять множество более слабых сил и зародышей и словно бы опустошать природу вокруг себя. Самая удачная комбинация в развитии искусства — та, при которой несколько гениев взаимно сдерживают друг друга; во время такой борьбы немного света и воздуха обычно достаётся и натурам более слабым, хрупким.

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Искусство, опасное для людей искусства. — Искусство, со всею силой овладев индивидом, влечёт его назад, к воззрениям тех времён, когда искусство цвело самым пышным цветом, — тогда оно вызывает регресс. Художник начинает всё больше почитать внезапные приливы волнения, верит в богов и демонов, одушевляет природу, ненавидит науку, становится переменчивым в настроениях, как люди древности, и жаждет уничтожения всех условий, неблагоприятных для искусства, причём этого последнего — с горячностью и несправедливостью, свойственных детям. Человек искусства уже и сам-то по себе — существо отсталое, ведь он застыл в состоянии игры, присущем юности и детству: а тут ещё к тому же он постепенно захватывается регрессивным движением к иным эпохам. Поэтому в конце концов возникает сильнейший антагонизм между ним и современными ему сверстниками — и печальный конец; вот так, по рассказам древних, Гомер и Эсхил доживали свою жизнь и умерли в меланхолии.

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Сотворённые люди. — Когда говорят, что драматурги (и художники вообще) по-настоящему творят характеры, то это красивый обман и преувеличение, существование и распространение которого означает один из невольных и как бы непредусмотренных триумфов искусства. На самом деле мы не слишком-то хорошо понимаем реального живого человека и, приписывая ему тот или иной характер, обобщаем весьма поверхностно: так вот, этой нашей весьма несовершенной точке зрения на человека соответствует художник, создавая настолько же поверхностные эскизы человека («творя» его в этом смысле), насколько поверхностно наше знание человека. В таких сотворённых художниками характерах много иллюзорного; это совсем не полнокровные продукты природы, а, подобно нарисованным людям, нечто уж слишком бледное: они не выдерживают крупных планов. А уж когда говорят, что характер обычного живого человека часто бывает противоречив, зато сотворённый драматургом характер — прообраз, по которому творит природа, то это совсем неверно. Реальный человек — нечто абсолютно необходимое (даже со своими так называемыми противоречиями), просто эту необходимость мы не всегда можем познать. Выдуманный человек, призрак, призван означать что-то необходимое — но лишь для того, кто и реального человека понимает только в грубом, неестественном упрощении: его ожиданиям полностью соответствуют несколько выпуклых, не раз проведённых черт, залитых ярким светом и окружённых густою тенью и полутенью. Поэтому он с такой лёгкостью готов принять художественный призрак за реального, необходимого человека — ведь он приучен воспринимать в реальном человеке призрачное, схематичное, результат произвольного сокращения как его полную реальность. — А уж то, что живописцы и ваятели выражают «идею» человека, — просто пустая выдумка и обман чувств: если кто-то утверждает подобное, значит, он поддался тирании зрения, ведь во всём человеческом теле оно видит только поверхность, кожу; но внутреннее тело относится к сфере идеи в точно такой же мере. Изобразительные искусства стремятся воплотить характеры на коже; словесное искусство для той же цели использует слово — оно отображает характер в звуке. Искусство исходит из естественной неосведомлённости человека о собственных глубинах: оно существует на свете не для физиков и философов.

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Преувеличенная самооценка у верящих в художников и философов. — Все мы думаем, что если уж художник, его творение нас захватывает, потрясает, то это говорит о его высоком достоинстве. Но говорить-то это должно бы лишь о высоком достоинстве нашего собственного суждения и восприятия: а его нет и в помине. Кто захватывал и восхищал в сфере изобразительных искусств больше, чем Бернини, кто воздействовал на души сильнее, чем тот ритор{30}, который после Демосфена{31} ввёл азианский стиль{32}, господствовавший два столетия{33}? Это господство на протяжении целых столетий ничего не говорит в пользу высоких достоинств и долговечной ценности стиля; поэтому не стоит быть слишком уж крепким в своей вере в того или другого художника: ведь это вера не только в правдивость нашего восприятия, но и в непогрешимость нашего суждения, однако суждение или восприятие либо то и другое вместе сами могут оказаться слишком грубыми или слишком тонкими, слишком эксцентричными или слишком поспешными. Об их верности ничего не говорят и благословения, одобрения со стороны какой-нибудь философии, какой-нибудь религии: точно так же счастье, которое сумасшедший получает от своей навязчивой идеи, не доказывает, что эта идея разумна.

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Тщеславие как источник культа гения. — Мы о себе высокого мнения, но отнюдь не считаем себя способными создать что-нибудь равноценное наброску картины Рафаэля или сцене из Шекспировой драмы, а потому внушаем себе, что такая способность — выходящее из ряду вон чудо, редчайшая случайность или, если мы всё ещё в плену религиозного чувства, — благословение свыше. Так наше тщеславие, наше самолюбие поощряют культ гения: ведь чужая гениальность для нас не оскорбительна, только если между гением и нами — огромное расстояние, если он для нас — miraculum29нечто чудесное (лат.). (даже Гёте, лишённый зависти, называл Шекспира своей звездой далёкой высоты{34}; при этом на память приходит такая строка: «Звёзды, по которым не томятся»{35}). Но если отвлечься от этих нашёптываний нашего тщеславия, то деятельность гения по своей природе решительно ничем не отличается от деятельности изобретателя механизмов, учёного-астронома или историка, мастера тактики. Все эти виды деятельности объяснимы, если уяснить себе людей, чьё мышление работает в одном и том же направлении, — людей, которые всё используют как материал, которые ревностно следят за своей и чужой внутренней жизнью, которые во всём усматривают примеры и вызовы, которые не устают комбинировать способы своей работы. Гений ничего и не делает, как только учится сначала класть камни, потом строить, постоянно ищет материал и постоянно перерабатывает его. На удивление сложна любая деятельность человека, а не только деятельность гения: но ни одна из них не являет собою «чуда». — Так откуда же берётся вера в то, что гениальными бывают только художники, ораторы и философы? что только у них имеется «интуиция»? (Эта вера приписывает им своего рода магические очки, через которые они смотрят прямо в «сущность».) Люди явно говорят о гении только там, где им наиболее приятны результаты деятельности крупного интеллекта, а сами они, со своей стороны, отказываются от зависти. Когда кого-то называют «божественным», это означает «нам с ним всё равно не тягаться». Далее: всё готовое, законченное вызывает изумление, всё становящееся недооценивается. И никто не хочет присмотреться, как возникло произведение художника; это только ему на руку, ведь всюду, где можно заметить становление, зритель расхолаживается. Законченное искусство изображения отклоняет всякую мысль о становлении; оно{36} подавляет, будучи наличным совершенством. Поэтому гениальными слывут главным образом мастера изобразительности, но не представители науки. На самом деле и первая оценка, и вторая недооценка — всего лишь ребячество разума.

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Ремесло — дело важное. — Только не говорите о даровании, о прирождённых талантах! Можно назвать великих людей всех видов деятельности, которые не были высоко одарёнными. Однако они обрели величие, стали «гениями» (как говорится) благодаря качествам, в нехватке коих не любит признаваться всякий, кто сознаёт их в себе: всем им свойственна прилежная серьёзность ремесленника, который сначала учится в совершенстве обрабатывать части и только потом отваживается создать из них какую-то большую вещь; этому они уделяли много времени, ведь гораздо большее удовольствие они получали, доводя до ума мелочи, всё второстепенное, чем глядя на эффектный блеск готового изделия. К примеру, легко дать рецепт того, как сделаться хорошим новеллистом, но сама процедура предполагает качества, которые игнорируют, когда говорят: «Мне не хватит таланта». Надо только написать сотню или больше набросков новелл, каждый не больше двух страниц, но они должны быть настолько ясными, чтобы каждое слово в них было незаменимым; надо во всякий день записывать анекдоты, пока не нащупаешь их наиболее точную, эффектную форму; надо без устали собирать и прорисовывать человеческие типы и характеры, а главным образом надо как можно чаще рассказывать и слушать рассказы, пристально всматриваясь и вслушиваясь в реакции других присутствующих, надо путешествовать, подобно пейзажистам и рисовальщикам костюмов, надо конспектировать для себя из книг по разным наукам всё то, что при хорошем изложении может произвести художественное впечатление, надо, наконец, размышлять о мотивах человеческих поступков, не пренебрегая ни одним поучением на этот счёт, и коллекционировать подобные вещи и днём и ночью. Пусть в этих разнообразных упражнениях пройдёт лет десять: а тогда созданное в мастерской не стыдно будет показать и на улице. — А что же делают почти все? Они начинают не с частей, а с целого. Иногда им, может быть, и удаётся ловкий приём, они привлекают к себе внимание, но потом всё больше начинают фальшивить — по хорошо понятным и естественным причинам. — Порою, когда человеку не хватает ума и характера, чтобы разработать такой художнический план жизни, их место занимает судьба и нужда, шаг за шагом знакомя будущего мастера со всеми необходимыми предпосылками его ремесла.

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Опасность и польза от культа гения. — Вера в великие, выдающиеся, плодотворные умы не обязательно, но ещё очень часто бывает связана с целиком или частично религиозным суеверием, гласящим, будто эти умы — сверхчеловеческого происхождения и обладают некоторыми чудесными способностями, с помощью которых получают свои знания совсем иным путём, нежели остальные люди. Им даже приписывают прямое проникновение в суть мира, словно сквозь прореху в оболочке явления, и верят, что благодаря такому чудесному ясновидению они без трудов и обуздывающих строгостей науки способны рассказать о человеке и мире нечто окончательное и решающе важное. Покуда чудо в области познания ещё находит верующих, можно, наверное, согласиться с тем, что сами верующие извлекают из своей ситуации пользу, поскольку благодаря своему безусловному подчинению великим умам они приобретают для собственного ума наилучшую дисциплину и выучку на время его развития. Зато по меньшей мере сомнительно, полезно ли самому гению суеверие о гениях, об их привилегиях и особых способностях, когда оно пускает в нём корни. Как бы там ни было, когда человека охватывает трепет перед самим собой, будь то пресловутый трепет мании величия или рассматриваемый здесь трепет перед гением, когда дым от жертвоприношений, по справедливости причитающийся только Богу, проникает в мозг гения и тот начинает пошатываться, считая себя существом сверхчеловеческим, то это опасный признак. Мало-помалу в нём проявляются последствия: ощущение безответственности, своих исключительных прав, вера в то, что уже только знакомство с ним — милость для людей, безумная ярость при попытках сравнивать его с другими, а не то даже и ставить ниже их, и вытаскивать на свет Божий огрехи его творений. Он перестаёт применять критику к себе самому — и в итоге из его оперения одно за другим выпадают маховые перья: названное суеверие подтачивает корни его силы, а когда сила его покидает, то и вовсе превращает его, что вполне вероятно, в лицемера. Стало быть, для самих же великих умов, видимо, полезнее получить представление о своей силе и её происхождении, то есть понять, какие чисто человеческие качества слились в них, какие благоприятные для них условия сложились: а это, во-первых, неиссякаемый запас энергии, решительная устремлённость к определённым целям, великое личное мужество, и, во-вторых, удачное воспитание, уже в ранние годы предоставившее им лучших учителей, лучшие примеры для подражания, лучшие методы. Правда, если они ставили перед собою цель оказывать как можно более сильное воздействие, то для них всегда многое значило туманное представление о себе с придачей того полубезумия, о котором шла речь; ведь во все времена ими восхищались и завидовали им как раз из-за той силы, благодаря которой они подчиняли себе людей, зажигая их бредовой идеей, будто они следуют за вождями сверхъестественного происхождения. Действительно, людей укрепляет и воодушевляет вера в то, что кто-то обладает сверхъестественными способностями: и в этом смысле исступление{37}, как говорит Платон, принесло людям величайшие блага. — В отдельных редких случаях эта доля безумия могла, видимо, быть и средством, удерживавшим подобные абсолютно эксцессивные натуры в твёрдых границах: в жизни индивидов бредовые представления и впрямь часто служат лекарством, хотя сами по себе они — яды; но в конце концов в каждом гении, который верит в свою божественность, яд действует в той степени, в какой этот «гений» стареет: в качестве примера можно вспомнить о Наполеоне, чей характер кристаллизовался, став мощным монолитом, безусловно, именно под воздействием его веры в себя и свою звезду и вытекающего из такой веры презрения к людям — этот-то сплав и отличает его от всех современных людей, — пока, наконец, та же самая вера не перешла у него в чуть ли не безумный фатализм, не отняла у него быстрый ум и проницательность и не стала причиной его гибели.

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Гениальность и ничтожество. — Вещи абсолютно пустые и поверхностные иногда могут получаться как раз у оригинальных художнических умов, тех, что черпают всё из себя, в то время как натуры более зависимые, так называемые таланты, набитые воспоминаниями обо всём хорошем в искусстве, создают что-то сносное даже в состоянии слабости. А вот если оригинальные умы расстаются с собственной природой, им не поможет никакое воспоминание: они становятся пустыми.

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Публика. — От трагедии народ на самом деле не хочет ничего, кроме того, чтобы на славу растрогаться: надо ведь как-нибудь и поплакать; а вот артист, который смотрит трагедию впервые, наслаждается остроумными техническими нововведениями и приёмами, ходом и развитием темы, новыми поворотами старых мотивов, старых идей. Его точка зрения — это эстетическая точка зрения творческого человека на произведение искусства; первая же из названных, та, для которой важен только сюжет, — это точка зрения народа. О каком-то среднем случае нечего и говорить: такой человек — ни народ, ни артист и сам не знает, чего хочет, а потому и наслаждение его неопределённо и невелико.

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Артистическое воспитание публики. — Если один и тот же мотив не разрабатывается на сто ладов различными мастерами, то публика не приучается к иным интересам, кроме сюжета; но в итоге она и сама сможет воспринять нюансы, тонкие новые находки в трактовке этого мотива и насладиться ими, если давно знает мотив по многочисленным обработкам и притом уже не чувствует прелести новизны, не испытывает напряжённого интереса.

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Художник и его присные должны идти в ногу. — Переход от одной ступени стиля к другой должен совершаться настолько медленно, чтобы не только художники, но и слушатели, зрители участвовали в нём, хорошо понимая, что тут происходит. Иначе между художником, творящим свои произведения на отдалённой вершине, и публикой, которой уже не добраться до той вершины и которая в конце концов с досадой снова опускается ещё ниже, разверзается огромная пропасть. Ведь если художник больше не поднимает свою публику, то она быстро опускается, причём падение её тем глубже и опасней, чем выше вознёс её гений: художник подобен в этом орлу, из когтей которого падает, на свою беду, черепаха, вознесённая им под облака.

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Происхождение комического. — Если принять в соображение, что на протяжении нескольких сотен тысяч лет человек был животным, в высшей степени подверженным страху, и что всё внезапное, неожиданное заставляло его быть готовым к борьбе, а то и к смерти, мало того, что даже позднее, в условиях общественной жизни, вся безопасность покоилась на ожидаемом, на традиционном в словах и поступках, то не покажется удивительным, что человек расслабляется, переходит к противоположности страха, при виде всего внезапного, неожиданного в слове и деле, если оно вдруг появляется, не неся с собою угрозы и вреда: тогда дрожащее от страха, сжавшееся в комок существо вскакивает на ноги, расправляется — человек смеётся. Этот переход от временного страха к кратковременному веселью называют комическим. Напротив, в феномене трагического человек от великого, длительного веселья быстро переходит к великому страху; но поскольку великое длительное веселье среди смертных встречается куда реже, чем поводы для страха, то на свете куда больше комического, чем трагического; люди много чаще смеются, чем испытывают потрясение.

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Художническое честолюбие. — Греческие художники, к примеру трагики, творили, чтобы побеждать; всё их искусство немыслимо вне соревнования: Гесиодова добрая Эрида{38}, воплощение честолюбия, давала крылья их гению. И это честолюбие требовало в первую очередь, чтобы их творчество сохраняло своё высшее великолепие в их собственных глазах, а, значит, в соответствии с тем, как понимали великолепие они, не считаясь с господствующим вкусом и общепринятым мнением о великолепии в произведениях искусства; потому-то Эсхил и Еврипид долгое время не имели успеха, пока, наконец, не воспитали для себя критиков, которые оценивали их творения по меркам, заданным ими самими. Значит, победы над соперниками они домогаются по своим собственным правилам, перед своим собственным судом, — они и на самом деле хотят быть более великолепными; а после они требуют, чтобы извне одобрили эти их правила, подтвердили их суждения. Домогаться чести означает тут «стараться стать выдающимися и желать, чтобы так казалось и публике». Если нет первого, но несмотря на это есть жажда второго, то говорят о тщеславии. Если нет последнего, но его отсутствие нарочно игнорируют, то говорят о гордости.

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Необходимое в произведении искусства. — Те, что так много рассуждают о необходимом в произведении искусства, преувеличивают, если сами они художники, in majorem artis gloriam30к вящей славе искусства (лат.)., или же по невежеству, если они профаны. Формы художественного произведения, выражающие заложенные в нём идеи, то есть представляющие собою его способ говорить, всегда несут в себе что-то необязательное, как и язык во всех своих видах. Ваятель может добавить множество мелких черт или опустить: то же касается исполнителя, будь он актёром или, если говорить о музыке, виртуозом либо дирижёром. Эти многочисленные мелкие нюансы и тонкости полировки сегодня доставляют ему наслаждение, а завтра нет, они делаются больше ради художника, чем ради художества, ведь и ему, при всей строгости и самодисциплине, которых требует от него выражение основной идеи, порою хочется полакомиться да поиграть, чтобы не сделаться сычом.

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Заставить забыть об авторе. — Пианист, исполняющий произведение того или иного композитора, сыграет лучше всего, если заставит забыть об авторе и если будет казаться, что он рассказывает какую-то историю из своей жизни или переживает что-то прямо сейчас. Конечно, если сам он не является чем-то значительным, то любой слушатель освищет болтливость, с какой он рассказывает нам что-то из своей жизни. Значит, он должен суметь завладеть воображением слушателя. Сказанное ещё раз объясняет все изъяны и глупости «виртуозничанья».

173

Corriger la fortune31Исправлять судьбу (фр.).. — В жизни великих художников бывают злосчастные случайности, вынуждающие, к примеру, живописца главную свою картину набросать в виде мимолётной идеи или, к примеру, вынудившие Бетховена оставить миру в некоторых своих великих сонатах (скажем, в великой си-бемоль-мажорной сонате) лишь черновой клавираусцуг какой-то симфонии. Тогда более позднему художнику приходится пробовать задним числом исправлять жизнь великого: так, например, поступил бы тот, кто, будучи мастером всевозможных оркестровых эффектов, пробудил бы для нас к жизни ту самую симфонию, обречённую на мнимую смерть в фортепиано.

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Миниатюризация. — Некоторые вещи, события или лица не переносят перспективного сокращения. Невозможно уменьшить группу Лаокоона до размеров фарфоровой безделушки; без своих собственных размеров она обойтись не может. И куда реже случается, что от природы мелкая вещь переносит увеличение; по этой-то причине биографам всё-таки скорее будет удаваться уменьшенный портрет великого человека, чем увеличенный — малого.

175

Чувственность в современном искусстве. — Нынешние художники часто совершают промах, делая ставку на чувственное воздействие своих произведений, ведь у их слушателей и зрителей нет уже всей полноты чувств, и произведение, совершенно вразрез с замыслом художника, подводит их к «безгрешным» переживаниям, очень близким к скуке. — Их чувственность, может быть, начинается как раз там, где заканчивается чувственность художников, и, стало быть, сходятся те и другие самое большее в одном пункте.

176

Шекспир как моралист. — Шекспир много размышлял о страстях и, вероятно, благодаря своему темпераменту был очень близко знаком со многими из них (драматурги в общем-то — люди довольно злые). Но он не мог говорить о них, подобно Монтеню, а только вкладывал в уста страстных персонажей наблюдения о страстях: это, правда, противоречит природе, но делает его драмы столь содержательными, что все остальные кажутся в сравнении с ними пустыми и с лёгкостью вызывают всеобщее отвращение. — Сентенции Шиллера (в основе которых почти всегда лежат мысли неверные или незначительные) суть как раз сентенции театральные и как таковые воздействуют очень сильно: сентенции же Шекспира делают честь его образцу, Монтеню, поскольку в отточенной форме содержат в себе вполне глубокие мысли, но оттого они слишком далеки и слишком тонки для глаз театральной публики, то есть не оказывают воздействия.

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Искусство быть услышанным. — Надо хорошо владеть не только исполнительским искусством, но и искусством быть услышанным. Если зал слишком велик, скрипка издаст только жалкий писк даже в руках величайшего мастера; тогда легко спутать мастера с первым попавшимся халтурщиком.

178

Неполнота как сильнодействующее средство. — Фигуры на рельефах воздействуют на воображение так сильно потому, что словно собираются выйти из стены, но какое-то внезапно появившееся препятствие мешает им это сделать: вот так же иногда подобное рельефу, неполное представление идеи, целой философской системы воздействует сильнее, чем их исчерпывающее изложение, — здесь больше дела предоставлено работе зрителя, он получает стимул продолжить, додумать до конца то, что выступает перед ним в резкой светотени и самостоятельно преодолеть то препятствие, которое пока мешало выйти наружу всей картине целиком.

179

Против оригиналов. — Искусство наиболее ярко проявляется там, где облачается в одежды самых избитых тем.

180

Коллективный ум. — Хороший писатель располагает не только собственным умом, но и умами своих друзей.

181

Двоякая недооценка. — Беда глубоких и ясных писателей в том, что их принимают за поверхностных и потому не тратят на них усилий: а счастье неясных — в том, что читатель бьётся над ними и засчитывает в их пользу радость, которую ему доставляет собственное рвение.

182

Отношение к науке. — Настоящего интереса к той или иной науке нет у тех, кто начинают испытывать к ней энтузиазм, лишь когда сами сделали в ней открытия.

183

Ключ. — Та одна мысль, которой, на осмеяние и поношение людей незначительных, придаёт большой вес человек значительный, представляет собою для последнего ключ к потайным сокровищницам, для первых же — не более чем кусок старого железа.

184

Непереводимое. — То, что в книге переводу не поддаётся, — ни самое лучшее в ней, ни самое худшее.

185

Парадоксы у автора. — Так называемые авторские парадоксы, от которых коробит читателя, часто находятся вовсе не в книге автора, а в голове читателя.

186

Остроумие. — Самые остроумные из авторов вызывают едва заметную улыбку.

187

Антитеза. — Антитеза — узкие врата, сквозь которые заблуждению легче всего прокрасться в истину.

188

Мыслители как стилисты. — Мыслители, как правило, пишут плохо, потому что передают нам не только свои мысли, но и способ, каким они их мыслили.

189

Идеи в поэзии. — Поэты торжественно подвозят нам свои идеи — на колеснице ритма: обыкновенно потому, что те не умеют ходить пешком.

190

Грех против ума читателя. — Когда автор отрекается от своего таланта только для того, чтобы стать на одну доску с читателем, то совершает единственный смертный грех, которого тот ему никогда не простит: конечно, в случае, если заподозрит хоть что-то подобное. Вообще-то о человеке можно говорить что угодно плохое, но в способе, каким это говоришь, надо уметь снова поставить на ноги его тщеславие.

191

Предел честности. — Даже самый честный писатель употребляет на одно слово меньше, чем надо, когда хочет закруглить период.

192

Лучший автор. — Лучшим автором будет тот, кто стыдится стать писателем.

193

Драконовский закон против писателей. — К любому писателю следовало бы относиться как к преступнику, который лишь в редчайших случаях заслуживает оправдания или помилования: вот это был бы способ справиться с растущим избытком книг.

194

Шуты современной культуры. — Средневековым придворным шутам соответствуют наши фельетонисты; это всё та же порода людей — они живут вполразума, они остроумны, они не знают меры, они придурковаты, порой они нужны лишь для того, чтобы первыми подвернувшимися под руку идеями и болтовнёй смягчить пафос настроения и заглушить воплями слишком мрачный и торжественный колокольный звон великих событий; прежде они прислуживали монархам и знати, теперь прислуживают партиям (так в партийном духе и партийной дисциплине всё ещё продолжает жить добрая доля старого верноподданнического духа, присущего общению народа с монархами. Но и всё сословие современных литераторов ушло от фельетонистов очень недалеко — это «шуты современной культуры», которых можно судить не так строго, если смотреть на них как на не вполне вменяемых. Идея писательства как профессии по справедливости должна бы считаться своего рода сумасшествием.

195

Вслед за греками. — В наше время большая помеха познанию — то, что все слова сделались туманными и надутыми из-за многовековой преувеличенности чувства. Высшая ступень культуры, подчиняющаяся господству (но не тирании) познания, нуждается в великом отрезвлении чувства и большой сжатости языка; пример такой сжатости нам оставили греки эпохи Демосфена. Преувеличенность свойственна всем современным сочинениям; и даже если они написаны просто, их слова всё равно переживаются как чересчур эксцентричные. Строгая рассудительность, сжатость, холодность, простота, даже преднамеренно доводимые до предела, вообще сдержанность чувства и молчаливость — только всё это и может тут помочь. — Кстати, в качестве контраста эта холодная манера писать и чувствовать сделалась сейчас весьма привлекательной: правда, в этом заключена другая опасность. Ведь жгучий холод может служить возбуждающим средством не хуже, чем высокая температура.

196

Хорошие рассказчики — плохие разгадчики. — Изумительная психологическая достоверность и последовательность, насколько она может проявляться в поступках персонажей хороших рассказчиков, нередко находится в прямо-таки смехотворном противоречии с неопытностью психологического мышления этих последних: поэтому их культура кажется настолько же замечательно высокой в один момент, насколько плачевно низкой — в следующий. Уж слишком часто им случается явно неверно объяснять собственных героев и их поступки, — это просто бросается в глаза, настолько невероятной звучит в их устах суть дела. Величайший пианист, возможно, не слишком-то много за свою жизнь думал о технике игры, — о специальных добродетелях, пороках, полезности и возможностях воспитания каждого пальца (о дактилической этике{39}), а, говоря о подобных вещах, делает грубые ошибки.

197

Сочинения наших знакомых и их читатели. — Мы читаем сочинения знакомых (друзей и недругов) надвое, в том смысле, что наше знание о них постоянно нашёптывает нам сбоку: «Это его сочинение, это знак его внутренней жизни, его жизненного опыта, его дарования», а другой вид знания при этом в свой черёд пытается установить, каков же итог произведения сам по себе, какой оценки оно заслуживает вообще, независимо от своего автора, насколько оно обогащает знание в целом. Оба эти способа чтения и оценки, естественно, только мешают друг другу. Да и беседа с другом даст хорошие плоды познания лишь в том случае, если оба в конечном счёте думают только о сути дела, позабыв, что они друзья.

198

Ритмические жертвы. — Хорошие писатели изменяют ритм некоторых периодов просто потому, что не признают за обычным читателем способности понимать изначальное тактовое строение периода: потому-то они и облегают участь читателя, отдавая предпочтение более знакомым ритмам. — Эта оглядка на ритмическую тупость нынешних читателей исторгла уже немало стенаний, ведь многое уже пало жертвой ради неё. — А хорошие композиторы — разве с ними не происходит чего-то подобного?

199

Неполнота как эстетическое возбуждающее средство. — Неполнота часто воздействует сильнее, чем законченность — главным образом, например, в панегириках: в них нужна именно некоторая возбуждающая неполнота (как иррациональный элемент, преподносящий воображению слушателя мираж моря и, подобно туману, скрывающий противолежащее побережье), то есть ограниченность восхваляемого. Подробные и масштабные упоминания об известных заслугах человека всегда оставляют простор подозрению в том, что этим его заслуги и исчерпываются. Тот, кто хвалит сполна, ставит себя над хвалимым, и кажется, будто он смотрит на него сверху вниз. Поэтому полнота создаёт эффект ослабления.

200

Сочинять и учить с предусмотрительностью. — Тот, кто написал впервые и вошёл во вкус сочинительства, почти из всего, чем занимается и что переживает, усваивает лишь то, о чём можно профессионально рассказать. Он думает уже не о себе, а о писателе и его публике; он стремится понимать, но не для собственного употребления. Тот, кто учит, как правило, неспособен заниматься чем-то особенным для собственного блага, он постоянно думает о благе своих учеников, и любое новое знание радует его лишь в той мере, в какой он может передать его им. Под конец он смотрит на себя как на кладезь всяческого знания и вообще как на средство, махнув рукой на себя как человека.

201

Плохие писатели нужны. — Плохие писатели должны быть всегда, ведь они удовлетворяют вкусы неразвитых, незрелых возрастных категорий, у которых тоже есть свои потребности, как и у более взрослых людей. Будь человеческая жизнь длиннее, число созревших индивидов оказалось бы большим или по крайней мере равным числу незрелых; а так намного больше людей умирают слишком молодыми, иными словами, неразвитые умы с плохим вкусом всегда в большинстве. Вдобавок они с куда большим напором, свойственным юности, жаждут удовлетворения своей потребности — и добывают себе плохих авторов.

202

Недолёт и перелёт. — Читатель и автор часто не понимают друг друга оттого, что автор слишком хорошо знает свою тему и считает её чуть ли не скучной, а потому избавляет себя от примеров, которые ему известны сотнями; читателю же предмет незнаком, и если ему не предоставляют примеров, он с лёгкостью поддаётся соблазну думать, что тема трактуется не слишком удачно.

203

Исчезнувшая подготовительная школа искусства. — Наиболее ценным, чем занимались в гимназиях, были упражнения в латинской стилистике: ведь они-то и были упражнением в искусстве, в то время как целью всех остальных занятий было всего лишь получение знаний. Ставить на первое место немецкое сочинение — варварство, ведь у нас нет образцового, взрощенного на публичном красноречии немецкого стиля; но уж если целью немецкого сочинения ставить помощь в развитии мышления, то, разумеется, будет лучше до поры до времени игнорировать при этом стиль вообще, то есть разделить между собой упражнения в мышлении и упражнения в изложении. Последние должны состоять в том, чтобы на разные лады варьировать заданное содержание, а не в том, чтобы самостоятельно выдумывать его. Простое изложение заданного содержания было задачей латинской стилистики, на которую у прежних учителей был давно утраченный тонкий слух. Тот, кто раньше выучивался хорошо писать на каком-нибудь современном языке, был обязан этим таким упражнениям (теперь поневоле приходится идти учиться к старым французам); и более того: он получал представление о высотах и сложностях формы и приобретал подготовку к искусству вообще единственно правильным способом — через практику.

204

Темнота и избыток света вперемешку. — Писатели, которые в общем не умеют ясно излагать свои мысли, в частностях питают пристрастие к самым сильным, преувеличенным характеристикам и суперлативам: благодаря чему возникают эффекты освещения, какие бывают на запутанных лесных тропинках при свете факелов.

205

Живопись в литературе. — Предмет значительный лучше всего изображать, беря для картины краски от самого предмета, подобно химику, а затем пользуясь ими, подобно артисту: тогда рисунок проступает из границ и переходов красок. При таком методе картина обретёт прелесть природной стихии, придающей значительность самому предмету.

206

Книги, которые учат плясать. — Есть писатели, которые, представляя невозможное как возможное и говоря о нравственности и гениальности так, будто то и другое зависит лишь от настроения, от желания, порождают в читателе чувство весёлой свободы, словно человек поднялся на цыпочки и пустился в пляс исключительно от одного только душевного удовольствия.

207

Недозревшие мысли. — И недозревшие мысли обладают своей ценностью, подобно тому как ценны сами по себе не только зрелый возраст, но и юность и детство, вовсе не заслуживающие оценки лишь как переходы и мосты. Поэтому не стоит мучить того или иного поэта утончёнными толкованиями — надо радоваться смутности его горизонта, словно для него ещё открыт путь к другим мыслям. Тут стоишь на пороге; ждёшь, словно из земли сейчас покажется клад: и на душе у тебя так, будто вот-вот повезёт, и раскроются какие-то глубины мысли. Поэты отчасти предвосхищают радость мыслителей, ухватывающих нить главной идеи, и тем самым разжигают наше любопытство, отчего мы начинаем гоняться за ней: а та порхает над нашею головой, показывая красивейшие крылья мотылька, — и всё-таки ускользает от нас.

208

Почти вочеловечившаяся книга. — Всякий писатель каждый раз заново поражается тому, как книга, только от него отделившись, начинает жить собственной жизнью; ему так и чудится, будто оторванная ножка какого-то насекомого отныне идёт себе своим путём. Бывает, что он почти забывает о ней, бывает, что поднимается над изложенными в ней взглядами, а бывает, что и сам больше не понимает её, потеряв те крылья, на которых летал, сочиняя эту книгу: а она меж тем ищет себе читателей, заново воспламеняет жизнь, внушает ощущение счастья или страх, порождает новые творения, становится душою замыслов и поступков — короче говоря, она живёт, словно существо, наделённое разумом и душой, не будучи всё же человеком. — Счастливейший жребий вытянул тот автор, который в старости может сказать, что все жизнетворные, дающие силу, поднимающие ввысь, просветляющие мысли и переживания, какие в нём были, продолжают жить в его сочинениях, а сам он — не более чем седой пепел, в то время как огонь не угас нигде и передаётся дальше. — Если же и вовсе рассудить, что любой человеческий поступок, а не только книга, на какой-то лад становится поводом к другим поступкам, решениям, мыслям, что всё происходящее связано нерушимою скрепой со всем, чему ещё только суждено произойти, то возникнет понимание настоящего бессмертия, какое только и бывает, — бессмертия в движении: то, что однажды приводило в движение, уже включено в целостную связь всего сущего, подобно насекомому в янтаре, и увековечено.

209

Найти радость в старости. — Мыслители, равно как и люди искусства, укрывшие лучшие стороны своей личности в произведениях, ощущают чуть ли не злорадство, наблюдая, как время медленно подтачивает и разрушает их тело и ум: они словно видят сквозь щель вора, вскрывающего их шкатулку для денег, но сами-то знают, что шкатулка пуста, а все ценности укрыты в надёжном месте.

210

Плодотворный покой. — Прирождённые аристократы духа не слишком усердны; их творения появляются и падают с дерева в тихий осенний вечер, а новые приходят без торопливой алчности и усилий стряхнуть их. Жажда во что бы то ни стало сотворить что-нибудь — вещь пошлая, говорящая о ревности, зависти, честолюбии. Если человек что-то собою представляет, то он, в общем-то, не горит желанием что-нибудь сделать — и всё-таки делает очень многое. Есть порода людей, стоящая ещё выше «продуктивных».

211

Ахилл и Гомер. — Тип связи между Ахиллом и Гомером воспроизводится постоянно: один переживает и ощущает, другой это описывает. Подлинный писатель лишь облекает в слова чужие аффекты и опыт жизни; на то он и художник, чтобы на основании своих ограниченных ощущений догадываться о многом. Художники — отнюдь не люди сильных страстей, но нередко они выдают себя за таких, бессознательно чувствуя, что нарисованным ими страстям будет больше веры, если собственная их жизнь подтвердит их опыт в этой области. Ведь стоит только дать себе волю, потерять контроль над собой, спустить с цепи свой гнев, своё вожделение, как все немедленно завопят: какие страсти в нём играют! Совсем иное дело — со страстью глубоко укрытой, гложущей и часто поглощающей личность: кто её переживает, тот уж точно не описывает её в драмах, музыке или романах. Художники часто бывают распущенны — в той мере, в какой они как раз не художники: но это уже другая тема.

212

Древние сомнения в действенной силе искусства. — Неужто сострадание и страх и впрямь, как считал Аристотель, находят свою разрядку в трагедии, и слушатель возвращается домой более холодным и спокойным? Неужто истории с привидениями делают людей менее боязливыми и суеверными? Для некоторых физических процессов, к примеру, для удовлетворения любовной страсти, верно, что с утолением потребности наступает успокоение и временное отступление влечения. Но страх и сострадание — не потребности определённых органов в этом смысле, требующие своего облегчения. А в принципе и удовлетворение каждого влечения можно усилить упражнением, несмотря на его периодические ослабления. Сострадание и страх в каждом отдельном случае могли, вероятно, смягчаться и находить разрядку в трагедии: но в целом под общим воздействием трагедии они, видимо, возрастали, и Платон всё-таки оказался прав, полагая, что слушатель трагедии в общем становился более боязливым и сентиментальным. Тогда сам трагик неизбежно был наделён мрачным, исполненным ужаса миросозерцанием и мягкой, возбудимой, слезливой душою, и если трагические поэты, равно как и население целых городов, особенно сильно ими восхищавшееся, вырождались, становясь всё более неумеренными и невоздержанными, то это вполне соответствовало бы мнению Платона. — Но какое вообще право имеет наша эпоха давать ответ на великий вопрос Платона о моральном воздействии искусства? Даже если бы у нас и было искусство — то откуда мы взяли бы воздействие, хоть какое-нибудь воздействие искусства?

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Радость от бессмыслицы. — Может ли человек радоваться бессмыслице? Но ведь он радуется ей, с тех самых пор на свете и смеются; мало того, можно утверждать, что почти всюду, где есть счастье, есть и радость от бессмыслицы. Если жизненный опыт выворачивается наизнанку, целесообразное обращается в бесцельное, необходимое — в произвольное, но только так, чтобы такая операция не вредила, а была лишь шаловливым представлением, то это приводит нас в восхищение, потому что разом освобождает от давления всего необходимого, целесообразного и сообразного с опытом, в чём мы обычно видим своих неумолимых хозяев; мы играем и смеёмся, когда ожидаемое (которое почти всегда внушает робость и заставляет напрягаться) так и не происходит, но нам это ничем не вредит. Это радость рабов во время сатурналий.

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Облагораживание действительности. — В любовном влечении люди видели божество и чувствовали на себе его воздействие с благоговейной благодарностью — и с ходом времени этот аффект оказался пронизанным высокими представлениями, а, значит, фактически сильно облагородился. Таким путём некоторые народы, пользуясь этим искусством идеализации, сделали болезни великими вспомогательными силами культуры: к примеру, греки, в раннюю эпоху страдавшие от крупных нервных эпидемий (вроде эпилепсии и пляски святого Витта) и создавшие себе из этой ситуации великолепный тип вакханки. — Ведь греки вовсе не были наделены мужицким здоровьем: их секрет заключался в том, что они почитали как бога даже болезнь, если только в ней крылась сила.

215

Музыка. — Музыка сама по себе имеет не столь уж большую значимость для глубин нашей души, она не так уж глубоко волнует, чтобы считаться непосредственным языком чувства; всё дело в том, что её древнейшая связь с поэзией вложила в ритмику, то есть в усиление и ослабление тона, так много символики, что теперь мы воображаем, будто она обращается прямо к душе и исходит из души. Драматическая музыка возможна лишь в том случае, если музыкальное искусство освоило огромную область символических средств, работая с жанрами песни, оперы и разнообразнейшими экспериментами из сферы звукоподражания. «Абсолютная музыка»{40} — это либо чистая форма — для грубого музыкального восприятия, где удовольствие доставляет звучание, в принципе подчинённое такту и динамике, либо символика форм, сделавшаяся доступной пониманию уже без поэзии в результате длительного развития обоих искусств, связанных между собою, когда, наконец, музыкальная форма оказалась насквозь пронизанной нитями понятий и чувств. Люди, отставшие в своём музыкальном развитии, могут воспринять чисто формалистически ту же самую пьесу, которую более развитые поймут как целиком символическую. Музыка как таковая никогда ни глубока, ни полна значимости, она не говорит ни о «воле», ни о «вещи самой по себе»; такое интеллект мог вообразить лишь в эпоху, захватившую для музыкальной символики всю совокупность внутренней жизни. Сам же интеллект и вложил эту многозначительность в звук, совершенно так же, как в пропорции архитектурных линий и масс он вложил значительность, в принципе абсолютно чуждую законам механики.

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Жест и язык. — Древнее языка — подражание жестами, происходящее непроизвольно; оно ещё и сейчас, когда язык жестов повсюду оттеснён на задний план и цивилизованные люди владеют своими мускулами, настолько сильно́, что мы не в состоянии глядеть на движения чужого лица без иннервации собственного (можно подметить, как симуляция зевка вызывает настоящий зевок у того, кто это видит). Подражательный жест вызывал у подражающего то же ощущение, какое этот жест выражал в лице или теле того, кому подражали. Таким образом люди учились понимать друг друга: так и дитя учится понимать свою мать. В общем болезненные ощущения, вероятно, могли выражаться и жестами, которые сами вызывали боль (скажем, когда рвут на себе волосы, бьют себя в грудь, через силу искривляют и напрягают лицевые мышцы). И наоборот: жесты удовольствия сами доставляли удовольствие и потому хорошо годились для сигнализации о понимании (смех как проявление чувства щекотки, доставляющего удовольствие, в свою очередь служил выражением других доставляющих удовольствие ощущений). — Как только люди научились понимать друг друга с помощью жестов, в свою очередь появилась символика жеста: иными словами, люди сумели договориться о языке ударений — сперва звук и жест (который он символически замещал) производились одновременно, а потом остался только звук. — Вероятно, в древности в этом смысле часто делалось то же самое, что происходит нынче перед нашими глазами и ушами в развитии музыки, главным образом драматической: если изначально музыка без интерпретирующего её танца (жестикуляции) — просто шум, то благодаря длительному привыканию к упомянутому соседству музыки и движений слух приучается к мгновенному истолкованию звуковых рисунков и, наконец, взбирается на высоту быстрого понимания, где уже вовсе не нужно видеть движение глазами, а можно понимать композитора и без этого. Тогда говорят об абсолютной музыке, то есть о музыке, в которой всё тотчас понимается символически без посторонней помощи.

217

Утрата высшим искусством чувственной конкретности. — Наш интеллект благодаря художественному развитию музыки в новое время приобрёл исключительную опытность — и наш слух становился всё более интеллектуальным. Поэтому сейчас мы спокойно воспринимаем куда большую звучность, более сильный «шум», ведь мы научились прислушиваться к разумному началу в нём гораздо лучше, нежели наши предки. И вот все наши чувства фактически несколько притупились именно потому, что тотчас интересуются разумом, то есть тем, «что это значит», а не тем, «что это такое»: такое притупление можно усматривать, к примеру, в безусловном господстве темперации тонов; ведь слух, которому ещё доступны более тонкие различия, скажем, между до-диез и ре-бемоль, теперь составляет исключение.{41} В этом отношении наш слух огрубел. Кроме того, музыке покорилась безобразная, изначально враждебная чувствам сторона мира; вместе с этим на удивление расширилась сфера её власти, в особенности способность выражать всё возвышенное, ужасное, таинственное; наша музыка наделяет теперь даром речи те вещи, что прежде были немыми. На такой же лад некоторые живописцы сделали более интеллектуальным наше зрение, выйдя далеко за пределы того, что раньше считали удовольствием от цвета и формы. И здесь та сторона мира, которая всегда слыла безобразной, оказалась освоена художественным рассудком. — Так к чему же всё это привело? Чем более тренированными в мышлении становятся зрение и слух, тем ближе они подходят к той границе, за которой утрачивают чувственную конкретность: удовольствие перемещается в головной мозг, а сами органы чувств становятся невосприимчивыми и слабыми, и символическое всё больше заступает место сущего, — вот этим-то путём мы так уверенно подходим к варварству, как подходили бы и каким-нибудь другим. Покамест всё ещё твердят: мир абсолютно безобразен, но означает он некий более прекрасный мир, чем любой из существовавших. Но чем больше рассеивается и улетучивается аромат амбры, исходящий от значения, тем реже встречаются те, которые ещё воспринимают его: остальные же в конце концов обращаются лицом к безобразному, пробуя вкушать его непосредственно, что, однако, никогда им, видимо, не удаётся. Например, в Германии поток развития музыки — сдвоенный: на одной стороне десятитысячная толпа с всё более высокими и утончёнными запросами, всё внимательнее вслушивающаяся в «это означает», на другой — неимоверное количество людей, которые с каждым годом всё менее способны понимать значимое хотя бы в виде наглядно-чувственного безобразия, а потому с возрастающим наслаждением научаются хвататься за безобразное и отвратительное в музыке само по себе, то есть за низменно-чувственное.

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Камень — больше камень, чем прежде. — Мы в целом уже не понимаем архитектуру, по крайней мере далеко не так, как понимаем музыку. Мы переросли символику линий и фигур, так же как отвыкли от звуковых эффектов риторики, и этот вид материнского молока образования уже не был для нас тем, что мы всасывали с первых мгновений своей жизни. В греческом или христианском здании всё изначально что-то означало, и притом в отношении некоего высшего порядка вещей: и это ощущение неисчерпаемой значительности словно окутывало здание волшебным покрывалом. Красота входила в общее целое лишь мимоходом, но не наносила существенного ущерба основному ощущению жуткой возвышенности, освящённой близостью богов и магии; красота самое большее смягчала ужас, — но этот-то ужас и был фундаментом всего. — Что для нас нынче означает красота здания? То же, что красивое лицо бездушной женщины: нечто сходное с маской.

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Религиозное происхождение музыки нового времени. — Музыка чувства возникла в недрах восстановленного католицизма, после Тридентского собора, благодаря Палестрине, который выразил в звуках вновь пробудившийся сердечный, полный глубокого волнения дух; позже, в лице Баха, — и в протестантизме, насколько последний был углублён пиетистами и избавился от своего изначально догматического характера. Предпосылкой и необходимой предварительной ступенью того и другого процесса возникновения были музыкальные штудии в эпоху Ренессанса и Проторенессанса, и главным образом — распространённые тогда учёные занятия музыкой и, в сущности, научное удовольствие от трюков гармонии и голосоведения. С другой стороны, её предшественницей была, видимо, и опера: профаны выражали в ней свой протест против музыки, ставшей уж чересчур учёной и холодной, и хотели вернуть душу Полигимнии. — Без такой глубоко религиозной перенастройки, без музыкального излияния глубоко взволнованной души музыка осталась бы в учёном или оперном русле; дух контрреформации — это дух современной музыки (ведь упомянутый пиетизм в музыке Баха — тоже своего рода контрреформация). Вот как глубоко мы увязли в долгу перед религиозной жизнью. — В сфере искусства музыка была Контрренессансом, сюда же относится несколько более поздняя живопись Мурильо{42}, а, вероятно, и барочный стиль вообще — во всяком случае, больше, чем зодчество Ренессанса или древности. И в нашу эпоху позволительно спросить так: если бы наша новейшая музыка могла двигать камни, то сложила бы она из них что-нибудь в стиле античной архитектуры? Сильно сомневаюсь в этом. Ведь движущая сила этой музыки — аффект, наслаждение от повышенных, надрывных настроений, желание любой ценой подхлестнуть себя, сильный эффект рельефной светотени, сочетание экстатического и первобытного, — всё это уже однажды было движущей силой изобразительных искусств и породило новые каноны стиля: но этого не было ни в античности, ни в эпоху Ренессанса.

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Потустороннее в искусстве. — Не без глубокой боли начинаешь понимать, что художники всех эпох на высшем подъёме своего творчества возносили до ранга мистического преображения как раз те представления, которые сегодня мы признаём ложными: они возвеличивали религиозные и философские заблуждения человечества, и делать это они не смогли бы без веры в их абсолютную истинность. А если вера в такую истинность вообще приходит теперь в упадок, если радужные краски по краям полосы человеческого познания и фантазий выцветают, то никогда больше не расцвести тому роду искусства, который, подобно divina commedia32«Божественной комедии» (ит.)., картинам Рафаэля, фрескам Микеланджело, готическим монастырям, предполагает не только космическую, но и метафизическую значимость объектов искусства. Это когда-нибудь породит трогательную легенду, будто были на свете подобное искусство, подобная художественная вера.

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Революция в поэзии. — Строгая узда, которую французские драматурги наложили на себя в отношении единства действия, места и времени, в отношении стиля, стихосложения и синтаксиса, отбора слов и мыслей, была столь же важной школой, как школа контрапункта и фуги в становлении современной музыки или как Горгиевы фигуры в греческом красноречии. Такая тугая узда может показаться абсурдом; тем не менее нет другого способа выбраться из натурализма, кроме как сперва до крайности (возможно, до степени крайнего произвола) ограничивать себя. На такой лад мало-помалу люди искусства учились с изяществом продвигаться даже по самым узким мостикам, перекинутым через головокружительные бездны, и в виде добычи приносили домой величайшую гибкость движений: очевидное доказательство этого предоставляет любому ныне живущему история музыки. Здесь-то и видно, как оковы шаг за шагом слабеют, пока, наконец, не кажутся сброшенными совсем: эта видимость — наивысший результат необходимого развития искусства. В современной поэзии не было столь удачного выпутывания из добровольно наложенных на себя оков. Французский образец формы, то есть единственный современный образец формы в искусстве, Лессинг сделал в Германии посмешищем, а ссылался на Шекспира; таким-то образом оказалась утрачена постепенность упомянутого высвобождения и сделан скачок к натурализму — иными словами, назад, к первоистокам искусства. Гёте попробовал освободиться от него, найдя в себе силы всё снова на разный лад себя связывать; но раз уж нить развития однажды оборвалась, то и у самого одарённого художника дело доходит лишь до беспрестанного экспериментирования. Большей или меньшей точностью своих формальных средств Шиллер был обязан модели французской трагедии, модели, которую он бессознательно чтил, хотя и отрицал, и держался довольно независимо от Лессинга (чьи опыты в драме он, как известно, не признавал). У самих французов после Вольтера в одночасье исчезли крупные таланты, которые сумели бы продолжить развитие трагедии от необходимости к упомянутой видимости свободы; позже они по немецкому образцу тоже переметнулись к своего рода руссоистскому естественному состоянию искусства, взявшись за эксперименты. Стоит время от времени перечитывать хотя бы Вольтерова «Магомета», чтобы со всею ясностью представить себе, что́ оказалось раз и навсегда утраченным для европейской культуры в результате названного внезапного прекращения традиции. Вольтер был последним из великих драматургов, который обуздал греческою мерой свою многоликую, не поддающуюся даже величайшим трагическим бурям душу, — ему по плечу оказалось то, что ещё не бывало по плечу ни одному немцу, поскольку французская натура много родственнее греческой, нежели натура немецкая; был он и последним великим писателем, в обращении с прозаической речью обладавшим греческим слухом, греческой художнической добросовестностью, греческой прелестью и простотой; мало того, он был одним из последних людей, способных сочетать в себе величайшую свободу ума с безусловно нереволюционным умонастроением, не будучи переменчивыми и трусливыми. С той поры во всех сферах возобладал современный склад ума с его метаниями, с его ненавистью к мере и границам, сначала разнузданный революционной лихорадкой, а потом, когда им овладел страх и ужас перед собою, снова наложивший на себя узду, — но это была уже узда логики, а не эстетической меры. Правда, благодаря названному развязыванию уз мы можем наслаждаться поэзией всех народов, всем, что выросло в потаённых местах, всем первозданным, дикорастущим, экзотически-прекрасным и исполински-произвольным, начиная с народной песни и заканчивая «великим варваром» Шекспиром; мы, смакуя, лакомимся местным колоритом и костюмами эпохи, — эти удовольствия до сих пор были чужды всем эстетически развитым народам; мы обильно пользуемся «преимуществами варварства»{43}, свойственными нашей эпохе, которые Гёте пускал в ход против Шиллера, чтобы выставить в наиболее благоприятном освещении бесформенность своего «Фауста». Но надолго ли всё это? Ведь прорвавшийся поток поэзии всех стилей всех народов мало-помалу неизбежно смоет ту почву, на которой ещё был бы возможен тихий сокровенный рост; ведь все поэты неизбежно сделаются экспериментирующими подражателями, очертя голову копирующими прежнее, какой бы огромной ни была их изначальная сила; наконец, публика, разучившаяся видеть настоящее достижение художника в обуздании изобразительной способности, в организующем овладении всеми средствами искусства, неизбежно будет всё больше ценить силу ради силы, цвет ради цвета, идею ради идеи, мало того, вдохновение ради вдохновения, а потому отнюдь не станет наслаждаться исходными принципами и условиями художественного произведения, если они не будут представлены ей в изолированном виде, а напоследок выдвинет естественное требование, чтобы сам же художник непременно преподнёс их ей в изолированном виде. Да, «бессмысленные» оковы французско-греческого искусства сброшены, но незаметно мы привыкли считать бессмысленными любые оковы, любые ограничения, — и вот искусство прямиком движется к разложению, затрагивая при этом (что, правда, в высшей степени поучительно) все фазы своих начатков, своего детства, своего несовершенства, своих былых авантюр и эксцессов: оно, разрушаясь, интерпретирует своё зарождение, своё становление. Один из великих художников, на чей инстинкт можно положиться со спокойной совестью и чьей теории не хватило всего лишь ещё тридцати лет практики, лорд Байрон, изрёк однажды: «Что касается поэзии в целом, то чём больше я над этим размышляю, тем крепче во мне такое убеждение: все мы идём по ложному пути, все без исключения. Все мы следуем до основания ложной революционной системе, — наше или следующее поколение ещё придёт к тому же убеждению». И это тот самый Байрон, который говорит: «Шекспир для меня — самый скверный образец, хотя и самый выдающийся из поэтов». А разве зрелое эстетическое сознание Гёте второй половины его жизни не свидетельствует, в сущности, о том же самом? То сознание, которое позволило ему настолько опередить целый ряд поколений, что в общем и целом можно сказать: влияние Гёте ещё и не начиналось, его время ещё впереди? Именно потому, что его натура долгое время удерживала его в русле революции в поэзии, именно потому, что он в полной мере испытал на себе, сколько новых находок, перспектив, вспомогательных средств было косвенно обнаружено и словно выкопано из-под руин искусства вследствие упомянутого крушения традиции, его преображение и обращение в зрелые годы оказались столь весомыми: они означают, что он ощутил в себе глубочайшую потребность снова найти традицию в искусстве и силой своего воображения заставить снова увидеть в сохранившихся развалинах и колоннадах храма по меньшей мере древнее совершенство и полноту, если уж силы рук было слишком мало, чтобы строить там, где для одного только разрушения понадобилось такое неимоверное могущество. Поэтому он жил в искусстве, как в воспоминании об истинном искусстве: его поэтическое творчество сделалось подмогой воспоминанию, пониманию древних, давно исчезнувших эпох искусства. Конечно, его требования к силам новой эпохи были невыполнимы; но печаль по этому поводу с лихвою умерялась радостью от того, что некогда они были выполнены и что даже мы ещё способны участвовать в этом выполнении. Не индивидуальные характеры, а более или менее идеализированные маски; не реальность, а аллегорическая абстракция; приметы времени, местный колорит, выцветшие чуть ли не до неразличимости, сделавшиеся мифическими; нынешние настроения и проблемы нынешнего общества, втиснутые в простейшие формы, лишённые своего возбуждающего, тревожащего, патологического качества, ставшие пассивными во всех отношениях, кроме эстетического; никаких новых сюжетов и характеров, а только старые, давно обжитые — и их беспрестанное оживление и перелицовка: вот искусство, каким его понимал Гёте в поздние годы, каким его созидали греки, да и французы тоже.

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Что остаётся от искусства. — Верно, что если стоять на точке зрения определённых метафизических предпосылок, то ценность искусства сильно возрастает, — к примеру, если верить в неизменность характера и в то, что глубинные основы мироздания беспрестанно выражаются во всех характерах и поступках: тогда творение художника становится образом постоянно пребывающего начала, в то время как для наших глаз художник всегда может придавать своему образу значимость лишь на какой-то срок, ведь человек как род подвержен становлению и изменчив, да и отдельный человек не бывает чем-то застывшим и неизменным. — Таким же образом дело обстоит и при другой метафизической предпосылке: положим, наш зримый мир — только явление, как считают метафизики, тогда искусство оказалось бы стоящим довольно близко к реальному миру: ведь между миром явлений и миром сновидений было бы тогда слишком много общего; а остающееся различие делало бы значимость искусства большей, нежели значимость природы, поскольку искусство изображает неизменную форму, типы и образцы природы. — Но обе предпосылки ложны: какое же место остаётся ещё теперь для искусства, если это признать? Прежде всего, оно тысячелетиями учило с интересом и удовольствием глядеть на жизнь в любом её проявлении и давать нам такое ощущение жизни, чтобы мы в конце концов воскликнули: «Какой бы ни была жизнь, она хороша!»{44}. Эта заповедь искусства — получать от своего существования удовольствие и воспринимать человеческую жизнь как часть природы, но без чрезмерного сочувствия, просто как закономерно развивающийся объект, — эта заповедь глубоко пустила в нас корни, а нынче она снова является на свет дня в виде всемогущей потребности познания. Можно было бы отречься от искусства, но это не нанесло бы ущерба заповеданной им способности: точно так же отказ от религии не привёл к потере приобретённых благодаря ей подъёмов чувств и воспарений духа. Как изобразительное искусство и музыка служат мерилом эмоционального богатства, действительно добытого и приумноженного религией, так же и привитые искусством интенсивность и многообразие жизнерадостных ощущений всё ещё будут, вероятно, требовать своего удовлетворения и после его исчезновения. Человек научный — эволюционная ступень, которая придёт на смену человеку эстетическому.

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Вечерняя заря искусства. — Как старость, вспоминая о своей юности, справляет праздники памяти, так и всё человечество вскорости станет относиться к искусству — оно послужит поводом для трогательных воспоминаний о радостях юности. Возможно, никогда прежде искусство не понималось так глубоко и прочувствованно, как теперь, когда так и кажется, что вокруг него витают чары смерти. Вспомним о том греческом городе на юге Италии, который раз в году ещё справлял свои греческие празднества в скорби и слезах оттого, что иноземное варварство всё больше торжествует над его традиционными нравами; никогда, верно, люди так не смаковали эллинское начало, нигде не упивались этим золотым нектаром с таким сладострастием, как эти вымирающие эллины. Пройдёт немного времени, и на художника будут смотреть как на великолепный пережиток и оказывать ему почести, словно какому-то дивному чужеземцу, сила и красота которого излучают счастье ушедших эпох, — почести, какие мы неохотно воздаём таким же, как мы сами. Быть может, лучшее в нас — наследие строя чувств прежних эпох, получить прямой доступ к которым мы теперь уже не умеем; солнце уже зашло, но небеса нашей жизни ещё пылают и светятся его светом, хотя мы больше и не видим его.

Пятый раздел. Признаки высшей и низшей культуры


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Облагораживание через вырождение. — История учит, что у всех народов лучше всего сохраняется то племя, где у большинства людей есть ярко выраженное чувство солидарности, возникшее вследствие тождества привычных для них и непререкаемых принципов, то есть вследствие общей для них веры. Здесь крепнут хорошие, дельные нравы, здесь индивид учится подчинению, а его характер получает стойкость уже в виде подарка, который потом закрепляется воспитанием. Такие крепкие, построенные из однородных, норовистых индивидов сообщества подвержены опасности постепенно закрепляемого наследованием отупения, подобно тени сопровождающего любого рода стабильность. Интеллектуальный прогресс в подобных сообществах — дело индивидов более распущенных, более ненадёжных и морально менее стойких: это те люди, которые пробуют всё новое и вообще разнообразное. Огромное их множество гибнет по своей слабости, не оказав заметного влияния; но в общем, особенно если такие люди оставляют потомство, они вызывают ослабляющее воздействие, а время от времени наносят стабильному элементу сообщества рану. Как раз в размякшем месте этой раны обществу как бы окулируется что-то новое; но чтобы впустить эту новизну в свою кровь и ассимилироваться к ней, совокупная сила общества должна быть достаточно большой. Всюду, где назревает прогресс, величайшее значение получают вырождающиеся натуры. Частичное ослабление в целом должно предшествовать всякому прогрессу. Самые сильные натуры сохраняют тип, а слабые содействуют его развитию. — Что-то похожее на это относится и к отдельному человеку; вырождение, уродство, даже порок и вообще телесный или нравственный изъян редко не сказываются преимуществом в каком-нибудь другом отношении. К примеру, хворый человек, живущий в воинственном и беспокойном племени, возможно, получит больше стимулов для уединения и потому станет спокойнее и мудрее, у одноглазого будет лучше видеть уцелевший глаз, слепец станет глубже глядеть в душу и уж во всяком случае острее слышать. Поэтому пресловутая борьба за существование кажется мне не единственной точкой зрения, с которой можно объяснить развитие или усиление человека, целой породы людей. Скорее, должно иметь место сочетание двух факторов: это, во-первых, рост стабильной силы благодаря связыванию умов в вере и чувстве солидарности; во-вторых, возможность продвижения к высшим целям благодаря тому, что появляются выродившиеся натуры и вследствие этого — локальные ослабления и ранения стабильной силы; всякое продвижение вперёд делает вообще возможным именно натура более слабая как более тонкая и свободная. Народ, который где-то даёт трещину и слабеет, но в целом ещё силён и здоров, может получить инфекцию новизны, усвоив её себе на пользу. Задача воспитания отдельного человека гласит: сделать его настолько твёрдым и уверенным в себе, чтобы уже ничто не могло сбить его с пути в целом. Но в таком случае воспитатель должен наносить ему раны или использовать раны, наносимые ему судьбой, и вот когда его уже гложет боль и он чувствует нужду, тогда-то и можно окулировать в его раны что-то новое и первосортное. Его целостная природа воспримет их в себя, а позднее даст почувствовать облагораживание в своих плодах. — Что касается государства, то Макиавелли говорит, что «как устроено правление, совсем не так-то уж и важно, хотя люди полуобразованные мыслят иначе. Великой целью искусства управления государством должна быть долговечность, которая компенсирует всё другое, поскольку она куда важнее, нежели свобода». Неуклонное развитие и облагораживающая окулировка могут зиждиться только на прочно заложенном фундаменте гарантированной величайшей долговечности. Правда, этому, как водится, будет противиться опасный напарник всякой долговечности — авторитет.

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Свободный ум — понятие относительное. — Свободным умом называют того, кто мыслит иначе, чем от него ждут на основании его происхождения, среды, его сословия и должности, или же на основании господствующих воззрений эпохи. Он — исключение, а умы пленные — правило; последние упрекают его в том, что его свободные принципы либо порождаются маниакальным стремлением поражать, либо и вовсе говорят о свободном образе действий, то есть о таком, который несовместим с пленной моралью. Ещё иногда утверждают, что те или иные свободные принципы надо выводить из чудаковатого и сумасбродного склада ума; но это говорит только злоба, которая и сама не верит в то, что говорит, а просто хочет этим уязвить: ведь признаки превосходящей добротности и проницательности интеллекта обыкновенно написаны на лице свободного ума столь отчётливо, что умы пленные довольно хорошо их читают. Но оба других объяснения свободомыслия добросовестны; многие свободные умы в действительности и появляются первым или вторым путём. Но потому-то принципы, к которым они приходят этими путями, могут всё же быть более верными и надёжными, чем принципы пленных умов. В познании истины важно её получить и не важно, каким мотивом руководствовался ищущий и на каком пути он её нашёл. Если свободные умы правы, то пленные не правы, и это верно независимо от того, что первые пришли к правде, исходя из своей безнравственности, а другие, исходя из нравственности, до сих пор коснели в неправде. — И вообще суть свободного ума не в том, что он придерживается более верных взглядов, а скорее в том, что он отрешился от общепринятого, всё равно, одержал ли он при этом победу или потерпел поражение. Но всё-таки, как правило, на его стороне окажется истина или по крайней мере дух исследования истины: ведь он доискивается причин, а остальные — веры.

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Откуда берётся вера. — Выбирая ту или иную установку, пленный ум руководствуется не причинами, а привычкой; к примеру, он христианин — не потому, что получил знания о различных религиях и на этом основании сделал свой выбор; он англичанин — не потому, что принял решение в пользу Англии; просто быть христианином и быть англичанином — состояния, которые он нашёл в готовом виде и согласился жить в них без всякой причины, подобно тому как человек, родившийся в винодельческой местности, приучается пить вино. Потом, побыв христианином и англичанином, он, возможно, даже разыскал кое-какие причины держаться своей привычки; эти причины можно опровергнуть, но общая его установка всё равно останется прежней. Давайте, скажем, заставим пленный ум привести свои основания против бигамии — тут-то мы и узнаем, зиждется ли его истовая защита моногамии на причинах или на привычке. Привычка к умственным принципам без всяких на то оснований и называется верой.{45}

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Обратный вывод от следствий к причинам и беспричинности. — Все государства и общественные институты — сословия, брак, воспитание, право — все они сильны и устойчивы только благодаря вере в них пленных умов, то есть благодаря отсутствию причин, по крайней мере благодаря активному неприятию вопросов о причинах. Признаваться в этом пленные умы не любят, хорошо чувствуя, что есть тут нечто постыдное. Христианство, в большой мере невиновное в своих интеллектуальных находках, совсем не замечало этой постыдности, требовало веры и ничего, кроме веры, и страстно отвергало потребность в причинах; оно указывало на успешные результаты веры: уж вы на себе почувствуете все выгоды веры, давало оно понять, вы непременно достигнете с её помощью блаженства. Фактически так же поступает и государство, и каждый отец подобным же образом воспитывает сына: ты просто считай это истиной, говорит он, и тогда на себе узнаешь, как будет от этого хорошо. Но это означает, что личная польза от такого-то мнения должна доказывать его истинность, а благотворность такого-то учения должна гарантировать его интеллектуальную надёжность и обоснованность. Это всё равно как если бы обвиняемый сказал судьям: мой адвокат говорит безусловную истину, а потому уж давайте учтите, что́ следует из его речи, — а именно, что я безусловно должен быть оправдан. — Пленные умы выбирают себе принципы ради их полезности — вот они и предполагают, что и свободный ум тоже пытается извлечь для себя пользу с помощью своих взглядов и считает истинным только то, что наверняка идёт ему впрок. Но поскольку ему, кажется, полезно как раз нечто противоположное тому, что полезно его землякам и товарищам по сословию, то они думают, будто его принципы для них опасны; они говорят или ощущают так: он не смеет быть правым, поскольку он для нас вреден.

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Сильный, хороший характер. — Пленные взгляды, благодаря привычке ставшие инстинктом, ведут к тому, что называют силою характера. Когда человек действует, исходя из немногих, но неизменно одних и тех же мотивов, его поступки приобретают большую энергию; а если эти поступки созвучны принципам пленных умов, то они признаются ценными и заодно вызывают у того, кто их совершает, ощущение чистой совести. Немногочисленность мотивов, большая энергия поступков и чистая совесть и есть то, что называют силой характера. У человека с сильным характером отсутствует знание о многообразных возможностях и направлениях поступков; его интеллект несвободен, пленён, поскольку для одного данного случая показывает ему только, может быть, две возможности; между ними-то ему тогда и приходится неизбежно выбирать в соответствии со всей своей натурой, и он делает это легко и быстро, потому что ему не надо выбирать одну из пятидесяти возможностей. Воспитующая среда стремится из каждого человека сделать невольника, поскольку всегда показывает ему минимальное число возможностей. Воспитатели обращаются с индивидом так, словно он — хотя и нечто новое, но обязан сделаться повторением. Если человек вначале предстаёт перед ними как что-то незнакомое, никогда не бывавшее, то они должны сделать его знакомым, бывавшим. Хорошим характером у ребёнка называют проявление пленённости бывавшим; ребёнок, становясь на сторону пленных умов, первым делом демонстрирует пробуждающееся чувство солидарности; а позже на почве этого чувства солидарности он и становится полезным своему государству или сословию.

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Мера вещей у пленных умов. — Пленные умы говорят о четырёх родах оправданных вещей. Во-первых, оправданны все долговечные вещи; во-вторых, оправданны все вещи, которые нам не досаждают; в-третьих, оправданны все вещи, которые нам полезны; в-четвёртых, оправданны все вещи, ради которых мы пошли на жертвы. Последнее объясняет, к примеру, почему война, начатая против воли народа, продолжается с воодушевлением, как только приводит к первым жертвам. — Свободные умы, выносящие своё дело на суд пленных умов, обязаны доказать, что свободные умы были всегда, то есть что свободомыслие долговечно, далее, что они не хотели бы никому досаждать, и, наконец, что в целом они приносят пленным умам пользу; но поскольку они не в состоянии убедить пленные умы в этом последнем, то доказательства в пользу первого и второго пунктов ничего им не дадут.

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Esprit fort33Сильный ум (фр.).. — В сравнении с тем человеком, на стороне которого традиция и который поэтому не нуждается ни в каких основаниях для своих поступков, свободный ум всегда слаб, особенно, когда надо действовать; ведь ему известно слишком много мотивов и точек зрения, а потому рука его неуверенна, неопытна. Какие же есть способы сделать его всё-таки относительно сильным, чтобы он по крайней мере смог добиться успеха, а не сгинуть без следа? Как появляется сильный ум (esprit fort)? В частном случае это вопрос о происхождении гениальности. Откуда берётся энергия, несгибаемая сила, упорство, с которыми человек страстно стремится добыть себе совершенно индивидуальное понимание мира вопреки традиции?

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Возникновение гениальности. — Находчивость узника, с какой он ищет способов вырваться из плена, самое хладнокровное и терпеливое использование любой мельчайшей зацепки могут показать, к каким возможностям прибегает подчас природа, чтобы создать гения — это слово я прошу понимать без всякого мифологического и религиозного привкуса: она бросает его в тюрьму и до крайней степени разжигает в нём жажду свободы. — Можно выразить это и с помощью другого образа: человек шёл по лесу своим путём и окончательно заплутал, но с неимоверной энергией стремится выбраться, взяв какое-нибудь одно направление, — иногда такой человек обнаруживает новую дорогу, которой никто доселе не знал: так возникают гении, которых превозносят за оригинальность. — Уже упоминалось, что стимул для этого часто даёт увечье, уродство, заметный дефект какого-нибудь органа, что тогда на удивление хорошо развивается какой-нибудь другой орган, поскольку ему приходится выполнять и свою собственную работу, и, заодно, чужую. Отсюда можно догадаться о происхождении некоторых случаев блистательных дарований. — Пусть читатель приложит эти общие соображения о возникновении гениальности к специальному случаю — к возникновению полностью свободного ума.

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Догадка о происхождении свободомыслия. — Как растут в размерах глетчеры, когда солнце в местностях близ экватора посылает вниз, на моря, больший жар, чем прежде, так же, вероятно, и ярко выраженное, распространяющееся свободомыслие может говорить о том, что где-то необычайно усилился жар чувств.

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Глас истории. — В общем история, кажется, выдаёт относительно того, как возникает гениальность, следующую рекомендацию: истязайте и мучайте людей, — взывает она к страстям зависти, ненависти и соперничества, — со страшной силой натравливайте их, человека на человека, народ на народ, и притом на протяжении целых столетий, и тогда, возможно, словно от отлетевшей в сторону искры зажжённой всем этим ужасающей энергии вдруг возгорится светоч гения; тогда воля, словно скакун, понёсший от шпоры всадника, разбушуется и перекинется на какую-нибудь другую сферу. — Тот, кто уяснит себе вопрос о возникновении гениальности, а также захочет на практике применить способ, каким обыкновенно пользуется тут природа, поневоле окажется как раз в точности таким же злым и беззастенчивым, как природа. — Но, быть может, мы ослышались.

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Чем ценна середина пути. — А может быть, право порождать гениальность принадлежит человечеству лишь на протяжении какого-то ограниченного исторического периода. Ведь от будущего человечества нельзя ожидать сразу всего того, что были способны произвести только совершенно определённые условия какой-нибудь эпохи прошлого; нельзя, например, ожидать поразительных эффектов религиозного чувства. Для этого последнего было своё время, и много чего очень хорошего никогда не вырастет снова потому, что могло вырасти только из него. Например, никогда больше не бывать религиозно ограниченному горизонту жизни и культуры. Вероятно, даже тип святого возможен лишь при известной пристрастности интеллекта, с которой, видимо, уже раз и навсегда покончено. Вот и высокая разумность, быть может, была припасена для одного этапа истории человечества: она возникла — и возникает, поскольку мы ещё живём в этот период, — когда необычайная, долгое время скапливавшаяся энергия воли в виде исключения переключилась на умственные задачи наследственным способом. С этой высокой разумностью будет покончено, когда такая необузданность и энергия перестанут взращиваться. Человечество, возможно, на середине своего пути, в среднюю эпоху своего существования, подходит к подлинной своей цели ближе, чем в конце. Силы, которые, к примеру, вызывают к жизни искусство, могут прямо-таки перевестись; наслаждение ложью, неточностью, символикой, опьянением, экстазом может стать презренным. Мало того, как только жизнь будет упорядочена в совершенном государстве, настоящее перестанет предоставлять стимулы для выдумки, и лишь отсталые люди станут жаждать поэтических небывальщин. Тогда уж они, конечно, будут с тоскою всматриваться в прошлое, во времена несовершенного государства, полуварварского общества — в наши времена.

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Гениальность и идеальное государство противоречат друг другу. — Социалисты жаждут добиться благополучия для как можно большего числа людей. Как только они и впрямь доведут людей до неизменной родины такого благополучия — идеального государства, благополучие разрушит ту почву, из которой вырастает большой интеллект и развитая личность вообще: я имею в виду могучую энергию. Когда появится такое государство, человечество станет слишком слабым, чтобы производить гениальность. Так не стоит ли желать, чтобы жизнь сохранила свой насильственный характер и чтобы постоянно всё снова нарождались необузданные силы и энергии? А вот душа тёплая, сердобольная хочет как раз устранения этого насильственного и необузданного характера, и именно этого будет со всей страстью жаждать теплейшая душа, какую только можно себе представить: а ведь как раз этот-то необузданный и насильственный характер жизни и дал её страсти огонь, теплоту, да и само существование; следовательно, теплейшая душа хочет устранения своего фундамента, своего собственного уничтожения: но это означает, что она хочет чего-то нелогичного, что она неразумна. Высший разум и теплейшее сердце не могут ужиться в одной личности, и мудрец, выносящий жизни приговор, занимает позицию и над добротой, рассматривая её лишь в качестве того, что следует учесть при подведении общего баланса жизни. Мудрец должен сопротивляться названным распутным желаниям неразумной доброты, поскольку для него важно сохранение его собственного типа, а в конечном счёте — возникновение высочайшего разума; по крайней мере, он не станет содействовать появлению «совершенного государства», поскольку в таковом найдётся место лишь для ослабевших индивидов. А вот Христос, которого мы должны считать теплейшим из сердец, требовал оболванивания людей, принял сторону нищих духом и препятствовал появлению величайшего разума: и это было с его стороны только логично. Его антипод, совершенный мудрец — это, вероятно, можно утверждать заранее, — столь же логично будет помехой появлению очередного Христа. — Государство — это умное учреждение для защиты индивидов друг от друга: если совершенствовать его чрезмерно, то оно в конце концов ослабит, даже разрушит индивида — иными словами, окончательно сорвёт достижение изначальной цели государства.

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Климатические пояса культуры. — Метафорически можно утверждать, что эпохи культуры соответствуют различным климатическим поясам,{46} с тою только разницей, что они расположены последовательно друг за другом, а не рядом, как географические пояса. В сравнении с умеренным поясом культуры, перебраться в который — наша задача, пояс прошлого в общем и целом производит впечатление тропического климата. Насильственные антагонизмы, резкая смена дня и ночи, жар и буйство красок, почтение ко всему внезапному, таинственному, ужасному, быстро надвигающиеся бури, повсюду расточительный преизбыток рогов изобилия природы: а тут, в нашей культуре, светлое, но не сияющее небо, чистый, довольно неподвижный воздух, свежесть, а порою и холод: так два эти пояса контрастируют друг другу. Если мы поглядим, как там метафизические представления со страшной силой швыряют на землю и растаптывают самые бешеные страсти, то нам покажется, будто на наших глазах кольца чудовищных змей раздавливают в тропических зарослях ревущих тигров; такие события не происходят в нашем духовном климате, наше воображение умеренно, и нам даже во сне не снилось то, что народы прошлого видели наяву. Но не стоит ли нам ощущать счастье от такой перемены, даже если признать, что художники претерпели серьёзный ущерб от исчезновения тропической культуры и считают нас, нехудожников, немного слишком трезвыми? В этом смысле у художников, вероятно, есть право отрицать «прогресс», ведь и в самом деле: можно по меньшей мере сомневаться в том, что последние три тысячелетия демонстрируют поступательное развитие искусств; совершенно так же у какого-нибудь философа-метафизика наподобие Шопенгауэра не будет оснований признать прогресс, оглядываясь на четыре последних тысячелетия с точки зрения развития метафизической философии и религии. — Для нас же и само существование умеренного пояса культуры — это уже прогресс.

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Ренессанс и Реформация. — В итальянском Ренессансе уже крылись все позитивные властные силы, которым мы обязаны современной культурой: это освобождение мысли, презрение к авторитетам, торжество образованности над аристократическим чванством, горячий интерес к науке и к прошлым научным достижениям человечества, раскрепощение личности, пафос правдивости и отвращение к видимости и пустому эффекту (каковой пафос воспылал в целом сонме артистических натур, с величайшею нравственной чистотой требовавших от себя совершенства в творчестве и ничего, кроме совершенства); мало того, в Ренессансе были позитивные силы, которые до сих пор так и не достигли столь великой мощи в нашей культуре. То был золотой век нынешнего тысячелетия — несмотря на все его пятна и пороки. Зато немецкая Реформация выделяется как энергичный протест ретроградных умов, ещё отнюдь не насытившихся средневековым мировоззрением и с глубоким недовольством, а не с ликованием, как подобало бы, воспринявших признаки его разложения — необычайное обмеление и уплощение религиозной жизни. Они со своей северной силой и жестоковыйностью отбросили людей назад, жестокостями осадного положения вызвали к жизни контрреформацию, то есть католическое христианство в состоянии самообороны, и на два-три столетия насколько задержали полное пробуждение и торжество наук, настолько же, может быть, навсегда сделали невозможным слияние античного и современного типа мышления. Великая задача Ренессанса не была решена окончательно — этому помешал протест отставшего тем временем немецкого нрава (у которого в средние века хватало ума постоянно ходить за Альпы себе на благо). Случайное и чрезвычайное стечение политических условий позволило тогда Лютеру уцелеть, а названному протесту набрать силу: ведь император его защитил, чтобы использовать его реформу как орудие давления на папу, а с другой стороны, ему тайком покровительствовал папа, чтобы использовать протестантских имперских князей в качестве противовеса императору. Без такого редкостного наложения намерений Лютера сожгли бы, как Гуса, — и тогда заря Просвещения взошла бы, наверное, несколько раньше и в более прекрасных лучах, чем мы можем себе представить сейчас.

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Справедливое отношение к Богу в становлении. — Когда вся история культуры предстаёт перед нашими глазами как хаос подлых и благородных, истинных и ложных представлений, и при виде этого волнующегося моря мы близки к ощущению морской болезни, становится ясно, насколько утешительным может быть представление о Боге в становлении: таковой всё больше открывается в перемене декораций и судеб человечества, и всё это не слепая механика, бессмысленное, бесцельное и беспорядочное взаимодействие сил. Обожествление становления — метафизическая перспектива, подобная виду с маяка вниз, на море истории, — которой утешалось поколение слишком ревностно историзирующих учёных; и не стоит на это досадовать, каким бы ошибочным ни было названное представление. Лишь тот, кто подобно Шопенгауэру отрицает развитие, не почувствует, насколько убого это морское волнение истории, а поскольку он ничего не ведает о Боге в становлении и не ощущает никакой потребности в его признании, по праву может разразиться язвительными насмешками.

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Плоды не по сезону. — Любое лучшее будущее, которого желают для человечества, в некотором отношении по необходимости есть заодно и худшее будущее: ведь думать, будто новая, более высокая ступень в развитии человечества объединит в себе все преимущества прежних ступеней и, к примеру, должна породить в том числе высшую форму искусства, — это болезненное мечтательство. Наоборот, у всякого времени года есть свои преимущества и прелести, которые исключают преимущества и прелести других сезонов. То, что выросло из религии и рядом с нею, не сможет вырасти снова, если она разрушена; самое большее — её сбитые с толку, запоздалые потомки могут соблазнять к заблуждению на этот счёт, так же как и время от времени прорывающиеся воспоминания о древнем искусстве: такое состояние говорит, конечно, об ощущении утраты, нужды, но не служит свидетельством силы, способной породить новое искусство.

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Растущая серьёзность мира. — Чем выше культура человека, тем большее число сфер оказывается недоступным для шутки, насмешки. Вольтер выражал небесам горячую благодарность за изобретение брака и церкви — и тем отменно нас повеселил. Но он и его эпоха, а до них семнадцатое столетие, высмеяли все эти темы до предела; всё, о чём в этой области ещё пытаются острить, запоздало, но главное — слишком уж банально, чтобы соблазнить возможных покупателей. Нынче интересуются причинами; настал век всего серьёзного. Теперь уже никому неохота шутить над различиями между действительностью и притязательной видимостью, между тем, что́ человек есть, и тем, чем он хочет казаться; ощущение этих контрастов совершенно изменяется, как только возникает интерес к причинам. Чем глубже человек понимает жизнь, тем меньше он будет шутить, разве что ещё пошутит, может быть, самое большее над «глубиной своего понимания».

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Гений культуры. — Если попробовать представить себе гения культуры, то каким он будет? Он настолько уверенно, как свои орудия, использует ложь, насилие, самое беззастенчивое корыстолюбие, что заслуживает только имени злобного демонического существа; но цели его, которые угадываются там и сям, велики и добры. Это некий кентавр, полуживотное, получеловек — а вдобавок у него на голове ангельские крылья.

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Чудотворное воспитание. — Интерес к воспитанию резко возрастает лишь с того момента, когда человек отказывается от веры в Бога и в его попечение, так же как медицина расцвела лишь тогда, когда исчезла вера в чудотворные исцеления. Но всё ещё до сих пор верят в чудотворное воспитание: ведь люди видели, как наиболее плодотворные и могущественные представители человеческого рода появлялись на фоне величайшей путаницы, неразберихи целей, неблагоприятных условий, — так разве это могло быть естественным процессом? — Теперь, скоро и в таких случаях, они будут присматриваться внимательнее, проверять тщательнее: но никаких чудес при этом не обнаружат. Великое множество людей в тех же самых обстоятельствах беспрестанно гибло, зато отдельные спасшиеся индивиды обыкновенно становились от этого сильнее, поскольку переносили эти плохие условия благодаря несокрушимой врождённой силе, только закалив и приумножив свою силу: вот и всё объяснение чуда. Воспитание, которое больше не верит в чудеса, должно учитывать три вещи: во-первых, сколько энергии унаследовал воспитанник? во-вторых, каким образом можно разжечь в нём дополнительную энергию? в-третьих, как приспособить индивида к неимоверно разнообразным требованиям культуры, так, чтобы они не сбивали его с толку и не разрушали его своеобразия? Короче говоря, как включить индивида в контрапункт личной и общей культуры, чтобы он смог одновременно и вести тему, и быть побочною темой?

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Врач в будущем. — Сейчас нет другой профессии, предполагающей такой большой профессиональный рост, как профессия врача: это в особенности сделалось актуальным после того, как духовным врачам, так называемым духовникам, стало уже нельзя практиковать своё заклинательское искусство при общественном одобрении, и люди образованные их уже избегают. Высшая стадия умственного формирования современного врача ещё не достигнута, если он изучил наилучшие, новейшие методы лечения, приобрёл в них опыт и научился делать те мгновенные заключения от следствий к причинам, которыми так славятся диагносты: он должен, сверх того, владеть красноречием, подходящим к каждой личности больного и способным его убедить, мужеством, уже один вид которого изгонял бы малодушие (червоточину всех больных), дипломатической гибкостью в посредничестве между теми, кому для выздоровления нужна радость, и теми, кто должен (и может) давать радость, чтобы помочь в выздоровлении, ловкостью полицейского агента и адвоката, позволяющей выведать душевные тайны, не разглашая их, — одним словом, хорошему современному врачу нужны приёмы и достижения искусств всех других родов профессий: с таким снаряжением он окажется в состоянии сделаться благодетелем всего общества, приумножая добрые дела, умственные наслаждения и творческие способности, предотвращая дурные мысли, намерения, махинации (отвратительным источником коих так часто бывает нижняя часть живота), помогая сложиться умственно-телесной аристократии (когда благословляет или предотвращает браки), благожелательно пресекая все так называемые душевные терзания и угрызения совести: лишь таким путём из «знахаря» он превратится в спасителя, и ему не нужно будет творить чудеса — так же как не нужно будет принимать распятие на кресте.

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По соседству с безумием. — Сумма ощущений, знаний, переживаний, то есть всё бремя культуры, настолько возросла, что чрезмерное возбуждение нервных и умственных сил сделалось опасным для всех и что, более того, цивилизованные классы в европейских странах сплошь подвержены неврозам, и почти в каждой многочисленной семье найдётся человек, близкий к сумасшествию. Правда, люди сейчас всячески идут навстречу здоровью, но, по существу, необходимостью остаётся уменьшение этого напряжения чувств, этого давящего бремени культуры, уменьшение, которое, если оно будет приобретено даже ценою тяжких потерь, всё-таки даст нам возможность для великой надежды на новый Ренессанс. Надо быть благодарными христианству, философам, поэтам, композиторам за избыток глубоко волнующих чувств: но чтобы они нас не захлестнули, нам следует призвать на помощь дух науки, который в целом даёт более холодную и скептическую установку, а в особенности остужает раскалённый поток веры в окончательные истины; последний же разбушевался преимущественно благодаря христианству.

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Отливка колокола культуры. — Культура возникла подобно колоколу, в оболочке из более грубого, низменного вещества: этою оболочкой были неправда, насилие, безграничное расширение всех индивидуальных «я», всех отдельных народов. Не пора ли уже снять её? Застыло ли жидкое ядро, сделались ли хорошие, полезные влечения, привычки благородного строя души настолько надёжными и всеобщими, чтобы исчезла нужда в опоре на метафизику и религиозные заблуждения, в жестокостях и насилиях как сильнейшем связующем звене между человеком и человеком, между народом и народом? — Для ответа на этот вопрос нам уже не в помощь указания кого-нибудь из богов: тут всё должна решать наша собственная проницательность. Управление земной жизнью человека в целом человек должен взять в свои руки, и его «всеведение» должно бдительно охранять дальнейшие судьбы культуры.

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Циклопы культуры. — Кто видит те покрытые складками горные котловины, в которых лежат глетчеры, не может себе и представить, что придёт время, когда на этом же самом месте водворятся долины с лугами, лесами и ручьями. Так же и с человеческой историей; в ней пробивают себе дорогу самые необузданные силы, поначалу разрушительно, но всё-таки оказывается, что их деятельность была необходимой, чтобы потом здесь поселилась более мягкая цивилизованность. Ужасающие энергии — то, что называют злом, — это циклопические архитекторы и путепрокладчики гуманности.

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Круговорот человечества. — Может быть, всё человечество — лишь фаза развития определённого вида животных с ограниченным сроком существования: человек возник из обезьяны и в обезьяну же обратится, причём не существует никого, кто был бы хоть как-то заинтересован в столь странном конце комедии. Как вместе с упадком римской культуры и его важнейшей причиной, распространением христианства, верх в Римской империи взяло всеобщее обезображивание человека, так же в силу грядущего упадка всей земной культуры может наступить куда большее обезображивание и в конце концов озверение человека вплоть до обезьяноподобия. — Будучи в состоянии учитывать такую перспективу, мы, возможно, как раз и окажемся в силах предотвратить подобный исход в будущем.

248

Утешительное слово безнадёжного прогресса. — Наше время производит впечатление переходного состояния; старые миросозерцания, старые культуры ещё частично сохранились, новые ещё некрепки, не сделались привычными и потому лишены законченности и последовательности. Дело выглядит так, словно всё превратилось в хаос, старое погибло, новое не годится и всё больше хиреет. Но именно это происходит и с новобранцем, впервые отправившимся в поход; какое-то время он более неуверен и неуклюж, чем обычно, потому что его мускулы приводятся в движение то по старой системе, то по новой, и ни одна из них ещё не может решительно взять верх над другой. Нас пошатывает, но этого не стоит пугаться и, скажем, отказываться от новых достижений. Кроме того, мы не в состоянии вернуться к старому, мы сожгли корабли; нам остаётся только быть посмелее, и будь что будет. — Так давайте же шагать, давайте хоть сдвинемся с места! Возможно, наш образ действий всё-таки когда-нибудь будет выглядеть как прогресс; а если нет, то пусть слова Фридриха Великого окажутся сказаны и нам, причём в утешение: «Ah, mon cher Sulzer, vous ne connaissez pas assez cette race maudite, á laquelle nous appartenons»34«Ах, мой дорогой Зульцер, плохо Вы знаете эту проклятую породу, к которой мы принадлежим!» (фр.)..

249

Болеть от прошлого культуры. — Кто уяснил себе проблему культуры, испытывает потом болезненное ощущение, как человек, унаследовавший добытое неправедным путём богатство, или как монарх, оказавшийся у власти в результате насильственных действий своих предков. С горечью думает он о своём происхождении, то устыжённый, то озлобленный. Весь запас силы, жизненной воли, радости, который он прилагает к своему достоянию, нередко компенсируется глубокой усталостью: он не может забыть о своём происхождении. На будущее он глядит с унынием: его потомки — он уже предвидит это — станут болеть от прошлого, как и он сам.

250

Манеры. — Хорошие манеры исчезают в той мере, в какой уменьшается влияние придворных кругов и замкнутой аристократии: хорошо заметить, как оно слабеет каждое десятилетие, может тот, у кого намётанный глаз на публичные церемонии: видно, как они становятся всё более вульгарными. Никто уже не умеет тонко преклоняться и льстить; этим объясняется тот смехотворный факт, что в случаях, когда в наши дни приходится выражать почтение (к примеру, в адрес крупного политического деятеля или художника), то от смущения, от нехватки ума и грации ораторы заимствуют язык глубочайших чувств, чистосердечной, беспорочной добропорядочности. Поэтому общественные торжественные собрания людей кажутся всё более неуклюжими, но зато сердечными и добропорядочными, не будучи таковыми. — Так, значит, дело с манерами обстоит всё хуже и хуже? Скорее, мне кажется, манеры идут глубоко вниз по кривой, и мы приближаемся к её низшей точке. Лишь когда в обществе окончательно закрепятся его цели и принципы, став формообразующими (в то время как теперь усвоенные через подражание манеры прежних его формообразующих состояний наследуются и усваиваются со всё большим трудом), появятся манеры общения, жесты и выражения межчеловеческих отношений, которые, вероятно, окажутся столь же необходимыми, простыми и естественными, как и эти цели и принципы. Всё это принесут с собою лучшее распределение времени и труда, гимнастические упражнения, приспособленные так, чтобы сопровождать всякий хороший досуг, усиленное и более строгое мышление, даже телу придающее ум и гибкость. — Здесь, конечно, можно бы вспомнить о наших учёных с некоторой насмешкой: правда ли, что они, как-никак претендующие на роль отцов этой новой культуры, отличаются тонкими манерами? Это, кажется, не так: хотя умом они довольно сознательно к этому стремятся, но плоть их слаба. Прошлое ещё слишком сильно в их мускулах: учёные всё ещё находятся в зависимом положении, будучи наполовину светским духовенством, наполовину наёмными воспитателями аристократов и аристократии, а помимо того, педантизм науки, устаревшие бездарные методы искалечили их, отняли жизненную силу. Стало быть, они, во всяком случае своей плотью, а нередко на три четверти и умом, всё ещё остаются придворными старой, даже дряхлой культуры, а потому и сами дряхлы; новый дух, который порою потрескивает в этих старых скорлупках, покамест годится лишь для того, чтобы внушать им неуверенность и робость. В них бродят и призраки прошлого, и призраки будущего: так что ж удивительного, если они при этом не умеют придать своему лицу любезность, не владеют приятными манерами?

251

Будущее науки. — Много удовольствия доставляет наука тому, кто в ней трудится и исследует, и совсем мало — тому, кто усваивает её результаты. А поскольку все важные научные истины мало-помалу поневоле становятся будничными и общераспространёнными, то исчезает даже такое небольшое удовольствие: вот так мы давным-давно перестали радоваться, выучивая наизусть столь восхитительную таблицу умножения. Если же наука доставляет всё меньше радости, отнимая всё больше удовольствия своими подозрениями в адрес утешительной метафизики, религии и искусства, то иссякает тот величайший источник наслаждения, которому человечество обязано чуть ли не всей своей человечностью. Поэтому высшая культура должна дать человеку двойной головной мозг, как бы два мозговых желудочка{47}, один для восприятия науки, а другой — для восприятия всего ненаучного: и пусть они лежат рядом, но не смешиваются друг с другом, пусть будут отдельными, изолированными; этого требует здоровье. В одной сфере помещается источник энергии, в другой — регулятор: в растопку пойдут иллюзии, однобокие мнения, страсти, а предотвращаться злокачественные и опасные последствия перегрева будут с помощью познающей науки. — Если это требование высшей культуры выполнено не будет, то дальнейший ход развития человечества можно предсказать с почти полной уверенностью: интерес к истине станет исчезать по мере того, как она будет давать всё меньше наслаждения; иллюзия, заблуждение, фантастика, поскольку они связаны с наслаждением, шаг за шагом отвоюют себе принадлежавшую им некогда землю: ближайшим следствием этого будет упадок науки, обратное погружение в варварство; человечеству придётся заново ткать свою ткань, распущенную им за ночь, как это делала Пенелопа. Но кто поручится нам за то, что оно всегда будет находить в себе силы для этого?

252

Радость познания. — Отчего познание, эта родная стихия исследователей и философов, связано с наслаждением? Во-первых и главным образом, оттого, что человек ощущает при этом свою силу, то есть по той же самой причине, по какой гимнастические упражнения доставляют удовольствие даже без зрителей. Во-вторых, потому что, познавая, человек поднимается над прежними взглядами и их представителями, побеждает их или хотя бы думает победить. В-третьих, потому что даже благодаря совсем незначительному новому знанию мы поднимаемся над всеми, чувствуя себя единственными, кто туг разбирается. Это три важнейших причины наслаждения, но в зависимости от натуры познающего имеется ещё множество побочных причин. — Немаленький их список — в том месте, где никто не ожидает его найти, — даёт моё паренетическое{48} сочинение о Шопенгауэре: её формулировками сможет довольствоваться любой бывалый слуга познания, пусть даже ему будет неприятен налёт иронии, лежащий, кажется, на упомянутых страницах. Ведь если верно, что для появления учёного «нужно, чтобы слилось воедино множество весьма человеческих влечений и влеченьиц»{49}, что учёный — правда, весьма благородный, но отнюдь не чистый металл, «состоящий из запутанного сплетения совершенно разных побуждений и импульсов», то это точно так же относится к появлению и характеру художников, философов, гениев нравственности и всех прославленных в упомянутом сочинении великих имён. Всё человеческое в отношении его возникновения заслуживает иронического подхода: потому-то ирония так мало пользуется у людей почётом.

253

Доверие как доказательство обоснованности. — Совершенно достаточный признак добротности теории — то обстоятельство, что её автору на протяжении сорока лет не выказывали никакого недоверия к ней; я же утверждаю, что не бывало ещё философа, который не смотрел бы свысока, а под конец и с пренебрежением, по меньшей мере с подозрением, на систему, созданную им в юные годы. — Возможно, однако, что публично он не говорил об этой смене своих убеждений — из тщеславия или, что вероятнее у натур благородных, из милосердного стремления щадить своих приверженцев.

254

Прирост интересного. — В ходе своего высшего образования человеку становится интересным всё, он умеет быстро находить в каждой теме её поучительную сторону и указывать ту точку, где она способна заполнить брешь в его мышлении или подтвердить его идею. При этом скука всё больше исчезает, исчезает и чрезмерная возбудимость чувства. Тогда он начинает ходить среди людей, как ботаник — среди растений, а себя самого воспринимает как феномен, который сильно возбуждается только своим влечением к познанию.

255

Синхронность как предмет суеверия. — Люди думают, будто между синхронными событиями есть какая-то связь. Где-то вдалеке умирает родственник и в это же время мы видим его во сне — ну так, значит... Но бесчисленные родственники умирают, а во сне мы их не видим. Так терпящие кораблекрушение творят обеты — а в храме потом что-то не видно вотивных табличек тех, что погибли. — Человек умирает, сова кричит, часы останавливаются — и всё это в один и тот же ночной час: так неужто тут нет никакой связи? Такого рода фамильярные отношения с природой, которые предполагает это ощущение, льстят людям. — Подобный вид суеверия, только в утончённой форме, можно обнаружить у историков и жанровых живописцев — они обычно испытывают своего рода водобоязнь перед всеми бессмысленными совпадениями, которыми как-никак столь богата жизнь людей и народов.

256

Наука развивает умение, а не знание. — Ценность того, что человек какое-то время строго занимался какой-нибудь строгой наукой, определяется как раз не полученными от этого результатами: ведь они будут бесконечно малой каплей в сравнении с морем всего достойного познания. Нет, итогом бывает прирост энергии, способности делать выводы, упорного терпения; человек научился целесообразно достигать цели. Поэтому очень полезно побыть человеком научного склада в отношении всего, чем станешь заниматься позже.

257

Юношеская привлекательность науки. — Поиски истины сейчас всё ещё привлекательны потому, что всюду сильно контрастируют с заблуждением, ставшим серым и скучным; однако эта привлекательность всё больше сходит на нет. Правда, мы пока ещё живём в эпоху юности науки и имеем обыкновение преследовать истину, словно молодую красавицу; а что будет, если в один прекрасный день она превратится в стареющую, угрюмую бабу? Исходный принцип почти во всех науках либо обнаружен в самое последнее время, либо ещё не найден; наука привлекает совсем иначе, если всё самое важное найдено, и исследователю осталось подобрать только жалкие осенние паданцы (с каковым ощущением можно познакомиться благодаря некоторым историческим дисциплинам).

258

Статуя человечества. — Гений культуры ведёт себя, подобно Челлини, когда тот отливал своего «Персея»: расплавленного металла не хватало, но его должно было хватить — тогда мастер бросил в огонь блюда, тарелки и всё, что попало ему под руки. Точно так же этот гений бросает в огонь заблуждения, пороки, надежды, химеры и другие вещи — из металла и похуже, и получше; ведь статуя человечества должна получиться, отливка должна быть безупречной; и что за дело, если там и сям в ход пошёл материал более низкого сорта?{50}

259

Культура мужчин. — Греческая культура классической поры — это культура мужчин. Что касается женщин, то Перикл в своей надгробной речи сказал о них всё словами: они лучше всего, если среди мужчин разговор о них заходит как можно реже. — Эротическое отношение мужчин к юношам — в степени, недоступной нашему пониманию, — было единственной и необходимой предпосылкой всякого мужского воспитания (примерно так же, как у нас долгое время всякое приличное женское воспитание было основано только на любовных отношениях и браке), все идеальные представления о силе, свойственные греческой натуре, были ориентированы на это отношение, и, вероятно, с молодыми людьми никогда больше не обращались с таким вниманием, с такой любовью, с такою заботой о лучшем в них (virtus35доблесть (лат.).), как в шестом и пятом столетиях, — иными словами, в соответствии с прекрасными словами Гёльдерлина «ведь смертный может души своей богатство расточать с любовью щедрой»{51}. Чем более высоким воспринималось это отношение, тем на более низкую ступень сходили сношения с женщинами: здесь учитывались только деторождение и телесное наслаждение, больше ничего; никакого умственного общения с ними не было, не было даже настоящих любовных отношений. Если же, кроме того, вспомнить, что их не пускали даже ни на какие соревнования и представления, то единственным необыденным развлечением для женщин остаётся только их участие в религиозных обрядах. — Но когда в трагедии выводилась фигура Электры или Антигоны, то в искусстве это было ещё терпимо, хотя в жизни неприемлемо: вот так и мы сейчас не выносим никакой патетики в жизни, а в искусстве любим на неё смотреть. — У женщин не было никакой другой задачи, кроме как рожать прекрасные, могучие тела, в которых характер отца сохранялся бы как можно более неизменным, и тем самым противостоять растущей нервной перевозбуждённости столь высокоразвитой культуры. Это сравнительно долго поддерживало молодость греческой культуры; ведь греческий гений всё снова возвращался к природе в греческих матерях.

260

Предрассудок работает на величие. — Люди явно переоценивают всё большое и поражающее воображение. Происходит это от их сознательной или бессознательной убеждённости в том, что очень полезно, когда кто-то бросает все свои силы на какое-нибудь одно дело, как бы превращая себя в один чудовищный орган. Для самого же этого человека, несомненно, полезнее и благотворнее равномерное развитие его сил; ведь любой талант — это вампир, высасывающий кровь и силу из всех других сил, а чрезмерная продуктивность способна довести самого одарённого человека чуть ли не до безумия. Да и в искусствах крайние натуры привлекают к себе слишком много внимания; но чтобы плениться ими, нужна и гораздо более низкая культура. Люди по привычке подчиняются всему, что стремится к власти.

261

Тиранны{52} мысли. — Жизнь греков освещена лишь там, куда падает луч мифа; в других местах она мрачна. А греческие философы как раз этого-то мифа себя и лишают: не выглядит ли это так, словно они хотели уйти от солнечного света в тень, во мрак? Но ни одно растение не избегает света; эти философы, по сути дела, просто искали более светлого солнца, миф был для них недостаточно чистым и сияющим. Этот свет они находили в своём познании, в том, что каждый из них называл своей «истиной». Тогда, однако, познание сияло ярче; оно было ещё юным и мало что знало обо всех тяготах и опасностях на своём пути; тогда оно ещё могло надеяться одним махом попасть в средоточие всего бытия и оттуда разгадать мировую загадку. Эти философы свято верили в себя и свою «истину», ниспровергая ею всех своих соседей и предшественников; каждый из них был воинственным тиранном-насильником. Может быть, никогда на земле счастье верить в обладание истиной не было бо́льшим, но никогда не бывали более сильными и грубость, высокомерие, самодурство и злобность, подогреваемые такой верой. Они были тираннами, то есть тем, чем хотел быть каждый грек и чем он и бывал, когда мог. Исключение составляет, пожалуй, только Солон; в своих стихах он рассказывает, как отверг личную тираннию. Но он сделал это из любви к своему творению — законодательству; а быть законодателем — это утончённая форма тирании. Парменид тоже давал законы, а, вероятно, и Пифагор с Эмпедоклом; Анаксимандр основал город. Платон был воплощённым желанием стать величайшим законодателем в философии и основателем государств; он, видимо, ужасно страдал от того, что не реализовал главное в себе, и душа его под конец жизни была полна самой чёрной желчи. Чем больше греческое философствование теряло власть, тем больше внутренне страдало этой желчностью и озлобленностью; когда же различные секты вышли отстаивать свои истины на улицах, души всех этих женихов истины оказались целиком залитыми тиной ревности и бешенства, а стихия самодурства теперь ядом полыхала в их телах. Эти многочисленные мелкие тиранны готовы были сожрать друг друга живьём; в них не осталось ни следа любви, а собственное познание доставляло им слишком мало радости. — Да и вообще тот принцип, который гласит, что тиранны, как правило, гибнут насильственной смертью, а жизнь их потомства коротка, относится и к тираннам мысли. Их история недолга и полна насилия, их влияние быстро прекращается. Почти обо всех великих эллинах можно сказать, что они будто родились слишком поздно, — таковы Эсхил, Пиндар, Демосфен, Фукидид; для следующего поколения они уже полностью не существуют. Всё это — тревожная и жуткая сторона греческой истории. Сейчас, правда, не нарадуются на евангелие от черепахи. Мыслить исторически сейчас означает примерно то, что история во все времена делалась согласно положению: «Как можно меньше событий за как можно большее время!». Ах, греческая история так быстротечна! Жизнь никогда не была столь расточительной, столь безудержной, как в ней. Я не могу заставить себя поверить, будто история греков протекала естественно, чем она так славится. Их одарённость была слишком многообразна, чтобы идти вперёд медленными шажками, постепенно, как черепаха идёт в состязании с Ахиллом: а ведь именно это и называется естественным ходом развития. У греков всё быстро движется вперёд, но так же быстро движется и вспять; работа всей машины так ускорена, что стоит в её колёса попасть хоть одному камню, и она разлетится вдребезги. Таким камнем был, к примеру, Сократ; развитие философской науки, дотоле шедшее на диво равномерно, хотя, правда, слишком поспешно, за одну ночь было разрушено. Напрашивается отнюдь не праздный вопрос: нашёл бы Платон ещё более развитый тип человека-философа, навсегда для нас потерянный, если б остался неподвластным чарам сократизма? На доплатоновскую эпоху можно глядеть, как на мастерскую ваятеля таких типов. Но шестое и пятое столетия, кажется, обещали всё же нечто ещё большее и более высокое, чем дали в действительности; дело, однако, не пошло дальше обещаний и предвозвестий. И всё-таки нет потери более тяжёлой, нежели потеря некоторого типа — новой, так и не изведанной высочайшей возможности философской жизни. Даже большая часть более древних типов известна нам плохо; всех философов от Фалеса до Демокрита, мне кажется, понять необычайно затруднительно; но тот, кому удастся воссоздать эти фигуры, окажется посреди картин самого сильного и чистого типа. Правда, такая способность встречается редко, её не было даже у греков позднейшей поры, занимавшихся историей своей более древней философии; в особенности Аристотель глядел мимо, стоя перед названными фигурами. Вот и складывается впечатление, что эти великолепные философы прожили свою жизнь напрасно, а не то и вообще, что их предназначением была только подготовка задиристых и болтливых толп сократических школ. Здесь, как уже говорилось, зияет брешь, разрыв в ткани развития; видимо, стряслась какая-то большая беда, и единственное изваяние, по какому можно было бы понять смысл и цель упомянутого великого ваятельского эскиза, разбилось или не удалось: что случилось на самом деле, навсегда осталось тайной цеха. — То, что сбылось у греков — а именно, что всякий крупный мыслитель становился тиранном, веря в обладание абсолютною истиной, почему и вся история мысли у греков приобрела тот же насильственный, поспешный и опасный характер, который демонстрирует их политическая история, — такой тип событий этим ещё не исчерпан: много подобного совершалось вплоть до самого последнего времени, хотя и всё реже, а теперь уже — вряд ли с чистой, наивной совестью греческих философов. Ведь в целом сейчас опровергающие теории и скепсис заявляют о себе с большей силой и громче. Период тираннов мысли закончился. Правда, в сферах высокой культуры, видимо, кто-то всегда будет господствовать — но отныне такое господство находится в руках олигархов мысли. Несмотря на все пространственные и политические границы, они образуют сплочённое сообщество, члены которого знают и признают друг друга, какие бы благосклонные или неблагосклонные оценки ни пускали в оборот общественное мнение и суждения влиятельных среди масс газетчиков и журналистов. Умственное превосходство, прежде разделявшее мыслителей, заставлявшее их враждовать, теперь обычно связывает: ведь как иначе одиночки смогли бы держаться на волнах, плывя по жизни собственным путём вопреки всем течениям, если бы там и сям не видели подобных себе в тех же обстоятельствах и не брались с ними за руки в борьбе как против охлократического характера полудуховности и полуобразованности, так и против иногда имеющих место попыток установить тираннию посредством массового влияния? Олигархи друг другу нужны, они как нельзя более рады друг другу, они понимают друг друга с полуслова — но несмотря на это, каждый из них свободен, он сражается и побеждает на своём месте и предпочитает погибнуть, но не подчиниться.

262

Гомер. — И всё-таки величайшим фактом греческой образованности остаётся то, что Гомер так рано стал панэллинским. На этом факте зиждется вся умственная и человеческая свобода, которой достигли греки. Но в то же время это было настоящим роком греческой образованности, ведь Гомер, сведя всё воедино, всё нивелировал — и тем самым разрушил более глубокие инстинкты независимости. Время от времени из глубочайших недр эллинской натуры поднимался протест против Гомера; но последний неизменно выходил победителем. Всякая большая духовная власть наряду с освободительным воздействием оказывает и порабощающее; правда, есть разница в том, кто порабощает людей — Гомер, Библия или наука.

263

Дарование. — В столь высокоразвитом человечестве, каково наше нынешнее, каждый получает от природы доступ к множеству талантов. У всякого есть врождённый талант, но лишь у немногих врождённость и привитость приводят к такой степени упорства, выдержки, энергии, что они и впрямь становятся талантами, а, стало быть, становятся тем, чем являются{53}: то есть разряжают свой талант в произведениях и поступках.

264

Переоценка или недооценка умственной одарённости. — Люди, далёкие от науки, но одарённые ценят любой признак ума, всё равно, идёт ли он по верному или по неверному пути; от человека, с которым они общаются, эти люди прежде всего ждут, чтобы он был занимателен для них, чтобы он их побуждал, воодушевлял, увлекал серьёзной беседой или шуткой и уж во всяком случае защищал их от скуки, словно мощнейший амулет. Люди же научного склада знают, что дар всевозможных озарений должен быть строжайшим образом обуздан духом науки; не то, что блистает, имеет вид, возбуждает, а истина, нередко бывающая невзрачной, — вот тот плод, который он жаждет снять с древа познания. Он не имеет права проводить, подобно Аристотелю, различия между «скучным» и «занимательным», его даймон ведёт его и по пустыням, и по тропическим зарослям, чтобы повсюду он наслаждался только реальным, прочным, подлинным. — Отсюда у третьеразрядных учёных возникает пренебрежение и подозрительность в отношении умственной одарённости вообще, а умственно одарённые люди, в свой черёд, нередко испытывают отвращение к науке: пример тому — почти все люди искусства.

265

Научение разумности. — У школы нет более важной задачи, чем научить строгому мышлению, осторожному суждению, умению делать логические выводы: поэтому она обязана отказаться от всего, что непригодно для этих операций, к примеру, от религии. Ведь ей приходится считаться с тем, что человеческая непонятливость, привычка и нужда потом снова ослабят слишком сильно натянутый лук мышления. Однако насколько хватает её возможностей, она должна добиваться того, что является в человеке существенным и определяющим: «ум да знанья светлый луч — всё высшее, чем человек могуч»{54}, как по крайней мере считает Гёте. — Великий естествоиспытатель фон Бэр{55} считает, что превосходство всех европейцев над азиатами состоит в привитом школою умении первых приводить основания для своих мыслей, на что последние попросту неспособны. Европа ходила в школу логического и критического мышления, Азия всё ещё не научилась отделять правду от вымысла и не понимает, идут ли её убеждения от собственных наблюдений и правильного мышления или же от фантазий. — Европу сделало Европой научение разумности: хотя в Средние века она чуть было снова не сделалась частью и привеском Азии, — то есть чуть было не лишилась духа науки, которым обязана грекам.

266

Недооценка воздействия гимназического образования. — Ценность гимназии редко видят в тех вещах, которым там действительно научаются и прочно усваивают: её видят, скорее, в том, чему там обучают, но что гимназисты усваивают с отвращением, а потом как можно быстрее избавляются от усвоенного. Чтение классиков — с этим согласится каждый, кто получил образование, — в том виде, в каком оно практикуется повсюду, процедура просто чудовищная: с молодыми людьми, ни в каком отношении к этому не готовыми, её проделывают учителя, которые каждым своим словом, а часто уже одним своим появлением делают хороших авторов тошнотворными. Но в этом и заключается ценность, которой обычно не признают: что эти учителя говорят на абстрактном языке высокой культуры, который сам по себе тяжеловесен и труден для понимания, но зато представляет собою высокую гимнастику для ума; что в их языке постоянно встречаются понятия, специальные выражения, методы, аллюзии, которых молодые люди почти никогда не слышат в семейных и уличных разговорах. Пускай ученики их только слышат — разум их уже невольно принимает в себя семена научного подхода. После такой дрессировки невозможно остаться чистым продуктом природы, нисколько не прикосновенным к абстрактному мышлению.

267

Изучение иностранных языков. — Изучение нескольких языков заполняет память словами, а не фактами и мыслями, а ведь это такой ларец, который у каждого человека может вместить лишь ограниченное количество содержимого. В итоге изучение языков вредит в том смысле, что внушает веру в приобретение навыков, да и на самом деле придаёт человеку некоторую сбивающую с толку авторитетность в общении с другими; но косвенно оно вредит ещё и тем, что препятствует приобретению основательных знаний и стремлению заслужить уважение людей честным путём. Наконец, оно пагубно для тонкого языкового чутья в собственном языке: благодаря изучению иностранных языков таковое необратимо портится и гибнет. Два народа, давшие величайших мастеров стиля, греки и французы, не изучали чужих языков. — Но поскольку общение между людьми будет, вероятно, всё более космополитичным, а, к примеру, уже сейчас заправский лондонский купец должен уметь объясняться на восьми языках письменно и устно, то изучение иностранных языков — это неизбежное зло; однако, дойдя в конце концов до крайней степени, оно вынудит человечество найти и соответствующее лекарство: в каком-нибудь отдалённом будущем у всех будет некий новый язык, поначалу — язык торговли, а потом и язык духовного общения вообще, и это так же верно, как то, что когда-нибудь появится воздухоплавание. Зачем же иначе филология на протяжении целого столетия изучала законы языка, определяя в каждом отдельном языке всё необходимое, ценное, удавшееся?

268

К военной истории индивида. — В отдельной человеческой жизни, проходящей через несколько культур, мы в сжатом виде обнаруживаем битву, которая вообще-то разыгрывается между двумя поколениями, между отцом и сыном: близкое родство обостряет эту битву, поскольку каждая сторона беспощадно вовлекает в неё столь коротко ей знакомую внутреннюю жизнь другой стороны; поэтому такая битва в отдельном индивиде будет всего ожесточённей; здесь каждая новая её фаза перешагивает через предыдущие с лютой несправедливостью, не признавая их средств и целей.

269

На четверть часа раньше. — Время от времени можно увидеть человека, который опередил в своих взглядах эпоху, но всё-таки лишь настолько, что предвосхищает вульгарные воззрения следующего десятилетия. Он обладает общественным мнением прежде, чем оно сделалось общественным, то есть он на четверть часа прежде других пал в объятия воззрения, заслуживающего сделаться тривиальным. Но и слава его обыкновенно громче, чем слава людей истинно великих и опередивших эпоху.

270

Искусство читать. — Всякое сильное направление односторонне; оно похоже на направление прямой линии и, подобно ей, исключительно, то есть не соприкасается с множеством других направлений, как делают слабые партии и натуры, волнообразно шатаясь туда-сюда: а потому и филологам надо простить, что они односторонни. Восстановление и содержание в чистоте текстов, равно как и их объяснение, практиковавшееся столетиями в пределах цеха, теперь, наконец, привело к верным методам; всё средневековье было абсолютно неспособно к строго филологическим объяснениям, то есть к простому желанию понять, что говорит автор, — найти эти методы было сложнейшей задачей, и надо оценить её выполнение по достоинству. Наука в целом обрела качества последовательности и непрерывности лишь благодаря тому, что искусство правильно читать, иначе говоря, филология, оказалось на высоте положения.

271

Искусство делать выводы. — Величайший прогресс, который проделали люди, заключается в том, что они учатся правильно делать выводы. Это далеко не что-то естественное, как считает Шопенгауэр, говоря: «делать выводы способны все, строить суждения — немногие»: научиться делать выводы людям удалось не так уж и давно, да и сейчас это умение ещё не возобладало. Неверные выводы были правилом в прежние эпохи: и неиссякаемым источником доказанности этого тезиса служат мифологии всех народов, их магия и суеверия, их религиозные культы, их системы права.

272

Годовые кольца индивидуальной культуры. — Сила и слабость умственной продуктивности зависят далеко не столько от наследственной одарённости, сколько от данной человеку величины энергии. Большинство молодых образованных людей тридцатилетнего возраста в этот первый солнцеворот своей жизни идут вниз и потом уже питают отвращение к новым умственным поворотам. Поэтому-то в интересах постоянно нарождающейся культуры всегда тотчас требуется новое поколение, которое, однако, тоже уходит недалеко: ведь чтобы наверстать культуру отца, сыну приходится почти целиком израсходовать унаследованную энергию, какой сам отец обладал в том возрасте, когда произвёл на свет сына; если у него есть небольшой избыток энергии, он продвинется дальше (поскольку здесь путь проделывается во второй раз, дело идёт вперёд немного скорее; чтобы выучить то же, что усвоил отец, сыну нужно уже не так много сил). Люди очень энергичные, как, к примеру, Гёте, проделывают путь, какой не проделать и четырём поколениям подряд; но поэтому они слишком скоро забегают вперёд, и другие люди догоняют их только в следующем столетии, и, может быть, даже не вполне, поскольку целостность культуры, непрерывность развития оказываются нарушенными из-за частых перерывов. — Люди всё скорее навёрстывают обычные фазы мыслительной культуры, достигнутые в ходе истории. Сейчас они начинают своё приобщение к культуре религиозно настроенными детьми, и примерно на десятом году жизни эти настроения доходят в них до своего пика, а потом переходят в смягчённые формы (пантеизм) по мере того, как они знакомятся с наукой; они вконец порывают с Богом, бессмертием и тому подобными вещами, но подпадают чарам метафизической философии. В конце концов и она становится для них недостоверной; зато искусство кажется им всё более обещающим, а метафизика ещё на какое-то время остаётся и сохраняется разве что преобразившись в искусство или в виде художественно просветлённого настроения. Но дух науки всё громче заявляет о себе — и уводит человека к естествознанию и истории, а особенно к наиболее строгим методам познания, в то время как искусство довольствуется всё более второстепенной и скромной ролью. Всё это обыкновенно разыгрывается в первые тридцать лет жизни. И всё это — повторение урока, над которым человечество работало, может быть, тридцать тысяч лет.

273

Отступить, но не отстать. — Кто нынче всё ещё начинает своё развитие с религиозных чувств, а потом, возможно, долгое время продолжает жизнь в метафизике и искусстве, тот, безусловно, проделал добрую часть попятного пути и вступает в гонку с другими современными людьми в неблагоприятных условиях: он словно проигрывает в пространстве и времени. Но благодаря тому, что он побыл в тех сферах, где вольно лучатся жар и энергия и где из неиссякаемого источника вулканическим потоком постоянно извергается сила, он, если только вовремя отошёл от этих сфер, тем быстрее продвигается потом вперёд, его ноги становятся стремительными, его грудь научилась дышать спокойно, ровно, выносливо. — Он отошёл назад лишь затем, чтобы как следует разогнаться для прыжка: потому-то в таком регрессе может крыться даже что-то устрашающее, грозное.

274

Фрагмент нашего «я» как художественный объект. — Признак высшей культуры — сознательно удерживать в себе и быть способными нарисовать точную картину тех фаз своего развития, которые люди более низкие проживают почти бездумно, а потом стирают с доски своей души: ведь это и есть высший вид живописного искусства, доступный лишь немногим. Для этого необходимо искусственно изолировать такие фазы. Занятия историей вырабатывают способность к подобной живописи, поскольку, приковывая наше внимание к какому-то отрезку истории, жизни народа или человека, постоянно побуждают нас сосредотачиваться на совершенно определённом горизонте мыслей, на определённой интенсивности чувств, на преобладании одних, отступлении назад других. Чувство истории заключается в умении быстро реконструировать такие системы мыслей и чувств на основании имеющихся данных — вот как от вида случайно уцелевших одиночных колонн да остатков стен в уме складывается картина разрушенного храма. Ближайший результат этого — то, что мы начинаем смотреть на наших ближних как на подобные, совершенно определённые, системы, как на представителей различных культур, то есть как на нечто необходимое, но изменчивое. А, с другой стороны, — то, что мы выделяем фрагменты истории нашего собственного становления и научаемся рассматривать их самостоятельно.

275

Киники и эпикурейцы. — Киники распознают связь между учащением и усилением страданий цивилизованных людей и умножением их потребностей; значит, они понимают, что избыток мнений о прекрасном, приличном, подобающем, отрадном должен порождать изобильные источники наслаждения, но равным образом и источники отвращения. В соответствии с этим пониманием они умаляют себя, отказываясь от множества таких мнений и уклоняясь от некоторых требований культуры; тем самым они обретают ощущение свободы и прилива сил; и мало-помалу, когда привычка делает их образ жизни выносимым для них, чувство отвращения в них и впрямь начинает встречаться реже и бывает слабее, нежели у цивилизованных людей, и они уподобляются домашнему животному; кроме того, все их ощущения сопровождаются прелестью контраста — да и глумиться они тоже умеют от сердца, так что благодаря этому они снова высоко поднимаются над сферой ощущений, свойственных животным. — У эпикурейцев та же позиция, что и у киников; обычно те и другие отличаются только темпераментом. Но эпикурейцы используют свою более высокую культуру, чтобы добиться независимости от расхожих мнений; они возвышаются над этими мнениями, в то время как киники ограничиваются своим негативизмом. Они как бы идут по безветренным, надёжно закрытым, полутёмным проходам, а над ними, на ветру, шумят верхушки деревьев, давая им понять, какой бурный мир находится снаружи. А киники словно расхаживают там, снаружи, на бурном ветру, голыми, закаляясь до бесчувственности.

276

Микрокосм и макрокосм культуры. — Лучшие открытия относительно культуры человек делает в себе самом, когда обнаруживает, что в ней правят две разнородные силы. Положим, кто-то настолько же сильно любит изобразительное искусство или музыку, насколько увлечён духом науки, и не видит возможности разрешить это противоречие, уничтожив одну силу и дав полную свободу другой: тогда ему останется только выстроить из себя такое большое здание культуры, чтобы в нём могли обитать обе эти силы, хотя и в разных его концах, а между ними гостили примиряющие, посредничающие силы, много большие, нежели те, поскольку в случае необходимости им предстоит уладить вспыхнувшую ссору. Но такое здание культуры в отдельном человеке будет обладать величайшим сходством со строением культуры в целые эпохи истории и постоянно давать полезные сведения об этом последнем путём аналогии. Ведь всюду, где расцветала великая архитектура культуры, её задачей было принуждать к согласию противоборствующие силы путём ещё более могущественного сосредоточения остальных, не столь непримиримых сил, благодаря чему противоречия в ней не подавляются и не сковываются.

277

Счастье и культура. — Вспоминая обстановку своего детства, мы бываем потрясены: летний домик, церковь с кладбищем, пруд и лес — на всё это мы смотрим снова, страдая. Нас охватывает жалость к себе — ведь чего только мы не выстрадали с тех пор! А тут все вещи ещё полны такого покоя, такой вечности: мы сами так изменились, так далеко ушли; мы встречаем даже кое-кого из тех, над кем время поработало не больше, чем над каким-нибудь дубом: крестьян, рыбаков, лесных жителей, — они все те же. — Потрясение, жалость к себе при виде более низкой культуры есть признак культуры более высокой; откуда следует, что счастья эта последняя отнюдь не прибавила. Кто хочет снять с жизни именно урожай счастья и удовольствия, тому достаточно всего лишь неизменно уклоняться от высокой культуры.

278

Аллегория танца. — Нынче надо считать главным признаком большой культуры вот что: когда человек обладает такой силой и гибкостью, чтобы, с одной стороны, сохранять чистоту и строгость в познании, а с другой, в иные моменты, — уметь признать как бы преимущество в сто шагов за поэзией, религией и метафизикой и глубоко ощущать их властную силу и красоту. Занимать подобную позицию между двумя столь различными интересами — дело очень трудное, ведь наука требует абсолютного господства своего метода, а если это требование не удовлетворять, то возникает другая опасность — безвольных шатаний между двумя различными побуждениями. Так вот: можно на мгновение приоткрыть решение этой трудной проблемы хотя бы с помощью аллегории: для этого надо припомнить, что танец — не то же самое, что вялое шатание между двумя различными побуждениями. Высокая культура будет выглядеть подобной отважному танцу: потому-то, как уже говорилось, для неё и нужно так много силы и гибкости.

279

Об облегчении жизни. — Главный способ облегчить себе жизнь — идеализация всех её событий; но на примере живописи стоит уяснить себе, что значит идеализация. Живописец ждёт, что зритель не станет вглядываться в картину слишком дотошно, слишком детально, он принуждает его отойти несколько назад и смотреть уже оттуда; живописец поневоле рассчитывает на совершенно определённое расстояние между зрителем и картиной; мало того, ему приходится предполагать даже столь же определённую остроту зрения у этого последнего; он не может себе позволить ни малейших колебаний в оценке таких вещей. Стало быть, всякий, кто стремится идеализировать свою жизнь, не должен стремиться так уж пристально в неё вглядываться — ему надо всегда удерживать взгляд на известном расстоянии от неё. Этим приёмом владел, к примеру, Гёте.

280

Осложнение как облегчение и наоборот. — Многое из того, что на некоторых ступенях развития человека осложняет ему жизнь, на более высоких ступенях служит к её облегчению, потому что такого рода люди познали в жизни осложнения и похуже. Но бывает и обратное: так, например, у религии два лица, что зависит от того, смотрит ли на неё человек снизу вверх, ожидая от неё облегчения своего бремени и нужды, или же сверху вниз, как на оковы, надетые на него, чтобы он не поднялся в воздух слишком высоко.

281

Неизбежное непонимание высшей культуры. — Тот, кто оснастил свой инструмент лишь двумя струнами, подобно учёным, у которых кроме влечения к знанию есть только ещё привитое воспитанием религиозное влечение, не понимает людей, способных играть больше чем на двух струнах. Таково уж свойство более высокой, более многострунной культуры, что культура более низкая всегда истолковывает её превратно; это, к примеру, имеет место, когда искусство считают скрытой формой религиозных переживаний. А люди, у которых кроме религии нет за душой ничего, даже науку понимают как поиск религиозных переживаний, — так глухонемые не знают, что такое музыка, если не зримое движение.

282

Жалобные песни. — Возможно, к преимуществам наших времён относится то, что они приносят с собою отступление в тень, а подчас пренебрежение к vita contemplativa36созерцательность, созерцательная жизнь (лат.).176. Однако приходится признать, что наше время бедно великими моралистами, что Паскаля, Эпиктета, Сенеку, Плутарха уже почти не читают, что труд и прилежание — вообще-то сопровождающие великую богиню здоровья — порой, кажется, свирепствуют, словно болезнь. У людей нет времени на раздумье и на задумчивый покой — поэтому они больше не оценивают взгляды, отличные от собственных: им достаточно такие взгляды ненавидеть. При нынешнем чудовищном ускорении жизни ум и глаза привыкают смотреть и судить только наполовину или неверно, и каждый становится похожим на пассажиров железной дороги, которые знакомятся со страной и народом, не выходя из вагона. Самостоятельная и осторожная позиция в познании расценивается чуть ли не как своего рода сумасшествие, свободный ум дискредитирован, и в особенности учёными, которые не чувствуют, что его искусству подходить к вещам свойственны их основательность, их муравьиное прилежание, а потому больше всего на свете хотели бы загнать его в какой-нибудь отдельный уголок науки: а ведь его задача другая и более высокая — стоя на отдельном месте, командовать всем войском научных работников и просто учёных людей и указывать им пути и цели культуры. — Время для жалоб, подобных спетой здесь, ещё впереди: но однажды, когда со всею силой вернётся дух созерцательности, они умолкнут сами собою.

283

Главный недостаток активных людей. — У людей активных обычно нет высшего вида активности: я имею в виду активность личностную. Они активны в качестве служащих, купцов, учёных, то есть как существа видовые, а отнюдь не в качестве совершенно определённых, отдельных и единственных людей; в этом смысле они лентяи. — Беда людей активных в том, что их активность почти всегда несколько бессмысленна. Не стоит, к примеру, спрашивать у накопителя денег банкира, какова цель его неустанной активности: она бессмысленна. Активные люди катятся, как катятся камни, согласно глупости законов механики. — Все люди во все времена, да и сейчас тоже, делились и делятся на рабов и свободных; ведь тот, кто не использует две трети своего времени для себя, — это раб, и тут вообще не важно, кто он такой: государственный деятель, купец, чиновник или учёный.

284

В пользу праздных. — Учёные нынче состязаются с активными людьми в своего рода торопливом наслаждении — и, значит, кажется, ценят этот род наслаждения выше, нежели тот, который для них в действительности естествен и который на самом деле много более интенсивен: это признак того, что созерцательную жизнь ценят всё меньше. Учёные стыдятся otium37праздности, покоя (лат.).. Но досуг и праздность — дело благородное. — Если праздность и впрямь есть мать всех пороков, то, стало быть, она находится по меньшей мере в ближайшем родстве со всеми добродетелями; однако человек праздный всё-таки получше, чем человек активный. — Вы, надеюсь, не думаете, что словами о досуге и праздности я метил в вас, ленивцы?

285

Неупокоенность современного человека. — Чем дальше на запад, тем всё сильнее современная непоседливость, и американцам обитатели Европы в целом представляются лежебоками и сластолюбцами, а ведь те и сами жужжат роями, словно пчёлы и осы. Эта непоседливость растёт так быстро, что плоды высшей культуры уже не успевают созреть; кажется, будто времена года стали сменять друг друга слишком скоро. Из-за нехватки покоя наша цивилизация выкипает в новое варварство. Ещё ни в одну эпоху люди активные, то есть неупокоенные, не имели такого большого веса. Поэтому одной из необходимых поправок, которые надо внести в характер человечества, будет очень серьёзное усиление его созерцательных качеств. Ведь уже каждый отдельный человек, в уме и душе которого царят покой и неизменность, имеет право думать о себе, что обладает не только хорошим темпераментом, но и общеполезной добродетелью, а храня эту добродетель, даже выполняет более высокую задачу.

286

В каком смысле активные люди ленивы. — Я думаю, что каждый человек должен иметь своё собственное мнение по поводу любого предмета, о котором возможно иметь мнение, ведь он и сам — особый, совершенно уникальный предмет, занимающий по отношению ко всем другим предметам новую, небывалую позицию. Но леность, лежащая на дне души деловитых людей, мешает им черпать воду из собственного колодца. — Со свободою мнений дело обстоит так же, как со здоровьем: то и другое индивидуальны, то и другое не может быть предметом общепринятых суждений. То, что одному человеку необходимо для здоровья, для другого — уже причина болезни, а некоторые пути к свободе ума для натур более развитых могут оказаться путями к неволе.

287

Censor vitae38Строгий судья жизни (лат.).. — Смена любви и ненависти устойчиво характеризует внутреннее состояние человека, стремящегося к свободе в суждениях о жизни; он ничего не забывает и припоминает вещам всё, и хорошее, и плохое. В конце концов, когда вся доска его души оказывается целиком покрыта письменами опыта, у него уже нет ни презрения, ни ненависти к существованию, но нет и любви к нему: он парит над ним, глядя то с радостью, то с печалью, и, подобно природе, настроен то по-летнему, то по-осеннему.

288

Побочный результат. — Кто всерьёз хочет стать свободным, утратит при этом заодно и склонность к заблуждениям и порокам без всякого принуждения; даже раздражение и досада будут одолевать его всё реже. Ведь его воля ни к чему не стремится настойчивей, чем к познанию и ведущим к нему путям, иными словами: к устойчивому состоянию, в котором он познаёт наиболее эффективно.

289

Ценность болезни. — Человек, лёжа в кровати и болея, иногда догадывается, что болен большей частью своею службой, делами или своим обществом и что благодаря им-то и потерял всякую осмотрительность в отношении себя: эту мудрость ему даёт праздность, на которую он обречён своей болезнью.

290

Загородные ощущения. — Если горизонт жизни человека не ограничен твёрдыми, спокойными линиями, подобными очертаниям гор и лесов, то глубинный исток его воли и сам становится беспокойным, рассеянным и алчным, как характер горожанина: он не испытывает счастья и не даёт счастья.

291

Осторожность свободных умов. — Свободомыслящие люди, живущие только познанием, очень скоро начинают считать достигнутыми цель своей внешней жизни, свою окончательную позицию в отношении общества и государства и, к примеру, охотно довольствуются мелкой должностью или доходом, которого хватает только на жизнь; ведь они приноравливаются жить так, что заметные изменения в системе внешних благ, даже перевороты в политической жизни не могут сильно повлиять на их жизнь. На всё это они тратят как можно меньше энергии, чтобы, собрав все свои силы и словно надолго задержав дыхание, погрузиться в стихию познания. Тогда у них появляется надежда погрузиться глубоко, а то и достать до самого дна. — Такие умы предпочитают брать происходящее лишь за край, им не по нраву вещи во всю их ширь и с растянутыми складками: ведь в этих складках можно запутаться. — Знакомы им и будни неволи, зависимости и подчинения. Но время от времени у них должны выпадать воскресные дни свободы, иначе жизнь станет для них невыносимой. — Вполне возможно, что даже их любовь к людям станет осмотрительной и немного одышливой, ведь с миром симпатий и слепоты они стремятся соприкасаться только в той мере, в какой их принуждают к этому задачи познания. Им приходится полагаться на то, что когда обвиняющие голоса назовут их безлюбыми, то гений справедливости заступится за своих учеников и подопечных. — Есть в их образе жизни и мышления какой-то утончённый героизм, не считающий нужным домогаться поклонения толп, как это делает его более грубый брат, и привыкший идти по миру и уходить из мира без шума. Какими бы лабиринтами они ни пробирались, сквозь какие бы скалы ни просачивался временами ток их жизни, — выходя на открытое место, они идут своей дорогой светло, легко и почти бесшумно, давая солнцу пронизать себя до дна.

292

Вперёд. — А потому вперёд, по тропе мудрости, бодрой поступью, с верою в душе! Каким бы ты ни был, будь для себя источником знаний сам! Отбрось недовольство собственным характером, прости себе собственное «я», ведь в любом случае лестница с сотней перекладин, по которым ты можешь взобраться к познанию, — в тебе самом. Эпоха, в которую ты с сожалением чувствуешь себя заброшенным, считает тебя беспредельно счастливым этим счастьем; она призывает тебя пока не поздно приобщиться к знаниям, которых, вероятно, будет недоставать людям позднейших эпох. Не презирай себя за то, что одно время ещё был верующим; выясни полностью, почему ты ещё нашёл верный подход к искусству. Разве ты не можешь с большею ясностью понять чудовищные этапы пути прежнего человечества как раз с помощью этого рода познаний? Разве множество великолепнейших плодов прежней культуры не произросло как раз на той почве, которая иногда так тебе претит, — на почве нечистого мышления? Нужно было полюбить религию и искусство, как мать и кормилицу, — иначе обрести мудрость нельзя. Но нужно уметь смотреть и за их пределы, перерасти их; оставаясь под их чарами, их не поймёшь. Так же близка должна быть тебе история и осторожная игра с чашами весов, которые называются «с одной стороны — с другой стороны». Иди вспять, ступая по следам, которые человечество оставило в своём злосчастном великом шествии через пустыню прошлого: тогда ты вернее всего научишься понимать, куда не сможет или не будет иметь права зайти снова всё будущее человечество. А раз ты изо всех своих сил стремишься разглядеть издали, в каком месте ещё только завязывается узел будущего, то твоя собственная жизнь обретает ценность инструмента и способа познания. Ты должен добиться, чтобы всё пережитое — попытки, тупики, ошибки, иллюзии, страсти, твоя любовь и твоя надежда — без остатка растворились в твоей цели. Цель эта — самому сделаться необходимою цепью из колец культуры и, исходя из этой необходимости, сделать вывод о необходимости в развитии всеобщей культуры. Если твой взгляд стал достаточно зорким, чтобы разглядеть дно в тёмном колодце своего характера и познания, то хотя бы на его поверхности для тебя, быть может, окажутся различимыми далёкие созвездия будущих культур. Ты думаешь, что такая жизнь, снабжённая такою целью, слишком утомительна, слишком очищена от всяческих приятностей? Значит, ты ещё не понял, что нет мёда слаще, чем мёд познания, и что нависшие над тобою тучи скорби ещё послужат тебе выменем, из которого ты надоишь себе молока, чтобы подкрепиться им. И лишь когда придёт старость, ты заметишь, что был послушен голосу природы, той природы, которая властвует над всем миром через наслаждение: та самая жизнь, что достигает своей вершины в старости, достигает её и в мудрости, в мягком солнечном сиянии нескончаемого умственного восторга; то и другое, старость и мудрость, ты встретишь на одном горном хребте жизни — так уж распорядилась природа. Тогда настаёт пора надвинуться туману смерти, но нет причин досадовать на это. К свету — вот твоё последнее побуждение; радостный возглас познания — твой последний звук.

Шестой раздел. Человек в общении


293

Благожелательное притворство. — Общаясь с человеком, нам часто приходится благожелательно притворяться, будто мы не видим насквозь мотивов его поведения.

294

Копии. — Копии людей выдающихся можно встретить нередко; большинству и здесь, как и в картинах, копии нравятся больше оригиналов.

295

Оратор. — Можно говорить в высшей степени убедительно, но так, что все будут против: это бывает, когда оратор обращается не ко всем.

296

Нехватка доверительности. — Нехватка доверительности между друзьями — ошибка, которую невозможно порицать, не делая её неисправимой.

297

Кое-что об искусстве дарить. — Если нам приходится отвергнуть дар только потому, что преподнесён он не так, то это озлобляет нас против дарителя.

298

Самый опасный член партии. — В каждой партии есть человек, который, слишком истово высказывая основные принципы партии, склоняет остальных к отпадению.

299

Дающий советы больному. — Тот, кто даёт советы больному, приобретает чувство превосходства над ним, всё равно, приняты советы или отвергнуты. Поэтому ранимые и гордые больные ненавидят советчиков больше, чем свою болезнь.

300

Двоякое равенство. — Страсть к равенству может проявляться так, что человек хочет либо низвести всех других до себя (умаляя их, замалчивая их, ставя им подножку), либо подняться вместе со всеми (путём признания, помощи, радости от чужих удач).

301

Против смущения. — Лучший способ прийти на помощь очень стеснительным людям, успокоить их, заключается в их откровенном восхвалении.

302

Пристрастие к отдельным добродетелям. — Обладание такой-то добродетелью становится для нас особенно ценным не раньше, чем мы убедимся в её полном отсутствии у нашего противника.

303

Отчего люди возражают. — Люди часто возражают против чужого мнения, хотя на самом деле им неприятен только тон, каким оно высказано.

304

Доверие и доверительность. — Тот, кто умышленно пытается установить доверительные отношения с другим человеком, обычно не уверен в том, пользуется ли его доверием. Тот, кто не сомневается в доверии, придаёт доверительности мало значения.

305

Равновесие дружбы. — В нашем отношении к другому человеку иногда бывает так, что полное равновесие дружбы устанавливается снова, когда на нашу собственную чашу весов мы кладём несколько крупиц несправедливости.

306

Самые опасные из врачей. — Самые опасные из врачей — это те, что, будучи прирождёнными актёрами, подражают прирождённым врачам, в совершенстве владея иллюзионистским искусством.

307

Когда уместны парадоксы. — Подчас, чтобы убедить умных людей в справедливости какой-нибудь мысли, бывает достаточно просто представить её в виде чудовищного парадокса.

308

Как повлиять на мужественных. — Мужественных людей можно подтолкнуть к определённому поступку, изобразив его более опасным, чем он есть.

309

Любезности. — Любезности, оказанные нам несимпатичными людьми, мы засчитываем им как прегрешения.

310

Заставить себя ждать. — Верное средство вывести людей из себя и посеять в них озлобление — заставить их долго ждать себя. Это делает их безнравственными.

311

Против доверчивых. — Люди, дарящие нас своим полным доверием, думают таким путём получить право на наше доверие. Это ошибочное заключение; подарки не наделяют правами.

312

Способ загладить ущерб. — Чтобы доставить личное удовлетворение человеку, которому нанесён ущерб, чтобы даже настроить его в нашу пользу, часто бывает достаточно дать ему возможность отпустить остроту на наш счёт.

313

Тщеславие языка. — Скрывает ли человек свои скверные качества и пороки или откровенно в них признаётся, в обоих случаях его тщеславие всё равно хочет получить свою выгоду: стоит только обратить внимание на то, как тонко он различает, перед кем ему эти самые качества скрывать, а перед кем быть честным и искренним.

314

Предупредительность. — Желание никого не обидеть, никому не навредить с равным успехом может свидетельствовать и о справедливом, и о робком складе души.

315

Что необходимо в спорах. — Кто не умеет класть свои мысли на лёд, не должен выходить на пекло спора.

316

Круг знакомств и самонадеянность. — Человек забывает о самонадеянности, когда постоянно находится среди людей заслуженных; одиночество внушает высокомерие. Молодые люди самонадеянны, потому что вращаются в кругу равных себе, и все они ничего из себя не представляют, но хотят быть значительными.

317

Повод для нападения. — Нападения совершаются не только для того, чтобы причинить кому-то боль, одолеть его, но и, возможно, только чтобы убедиться в своих силах.

318

Лесть. — Люди, стремящиеся усыпить нашу бдительность в общении с ними с помощью льстивых заверений, используют опасное средство, как бы снотворное: но если оно не усыпляет, то тем сильнее укрепляет бдительность.

319

Хорошо писать письма. — Тот, кто не пишет книг, много мыслит и живёт в условиях нехватки общения, обычно становится автором хороших писем.

320

Всего отвратительней. — Сомнительно, чтобы человек много поездивший по свету, нашёл где-нибудь более отвратительные местности, чем те, что бывают на человеческом лице.

321

Сострадательные. — Натуры сострадательные и всегда готовые помочь в беде редко бывают в то же время способны радоваться вместе с другими: когда другие испытывают счастье, им делать нечего, они не нужны, они не ощущают своего превосходства и потому склонны выказывать своё неудовольствие.

322

Родственники самоубийцы. — Родственники самоубийцы ставят ему в вину, что он не остался жить из уважения к их репутации.

323

Предвидеть неблагодарность. — Тот, кто дарит что-то большое, не встречает благодарности; ведь одарённому слишком тяжело даже взять этот дар в руки.

324

В обществе скучных людей. — Никто не испытывает благодарности к умному человеку за учтивость, когда он встаёт на одну доску с обществом, в котором невежливо обнаруживать ум.

325

Присутствие свидетелей. — На помощь утопающему бросаются вдвойне охотней, если рядом люди, которые на это не отваживаются.

326

Молчание. — Самый неприятный для обеих сторон способ возражать в ходе полемики — надуться и молчать: ведь атакующий обычно толкует молчание как знак презрения.

327

Секреты друзей. — Мало найдётся таких, которые не выложили бы секреты своих друзей, когда нет темы для разговора.

328

Гуманность. — Гуманность прославленных умов состоит в том, чтобы, общаясь с умами безвестными, из любезности держаться ошибочных мнений.

329

Смущённые. — Люди, которые чувствуют себя в обществе неловко, используют любую возможность, чтобы публично, перед всеми, показать своё превосходство над соседом, над которым они чувствуют своё превосходство, — показать, к примеру, насмешкой.

330

Благодарность. — Душу тонкую удручает сознание того, что кто-то обязан ей благодарностью; грубую душу — что кому-то обязана благодарностью она сама.

331

Признак отчуждённости. — Сильнейший симптом отчуждённости во взглядах двух людей — то, что в разговоре они подшучивают, но никому из них при этом не смешно.

332

Высокомерие заслуженных. — Высокомерие людей заслуженных оскорбляет больше, чем высокомерие людей без заслуг: ведь оскорбительны уже сами заслуги.

333

Опасность, скрытая в голосе. — Бывает, что во время разговора нас заставляет смутиться звук собственного голоса — и подталкивает нас к утверждениям, вовсе не соответствующим нашему подлинному мнению.

334

В разговоре. — Считать в разговоре другого в основном правым или в основном неправым — исключительно дело привычки: имеет смысл и то и другое.

335

Страх перед ближним. — Мы боимся враждебного настроения нашего ближнего, потому что опасаемся, как бы благодаря этому настроению он не распознал наши тайны.

336

Упрёк как отличие. — Люди весьма уважаемые даже упрёк преподносят так, что заметно их желание нас отличить. Это должно показать нам, как внимательно они нами занимаются. Мы понимаем их совершенно неверно, когда воспринимаем их упрёк по существу и начинаем оправдываться; тем самым мы раздражаем их и вызываем у них охлаждение к себе.

337

Досада, вызванная чужой благожелательностью. — Мы ошибаемся относительно степени, в какой нас ненавидят или боятся: ведь хотя нам самим хорошо известно, насколько сильно мы расходимся с человеком, направлением, партией, но они-то знают нас очень поверхностно, а потому и ненавидят нас очень поверхностно. Мы часто встречаем в людях благожелательность, для нас необъяснимую; но если мы поймём её причины, такое понимание будет для нас оскорбительно, потому что покажет, что нас воспринимают не вполне всерьёз, как людей не слишком-то значительных.

338

Тщеславие против тщеславия. — Когда сходятся двое, чьё тщеславие одинаково по силе, оба производят друг на друга скверное впечатление, ведь каждый был так занят впечатлением, которое хотел оставить в другом, что другой не произвёл на него никакого впечатления; наконец, оба замечают, что их усилия оказались бесплодными, и каждый сваливает вину за это на другого.

339

Невоспитанность как хороший признак. — Человек высокого ума радуется, видя что-то бестактное, заносчивое, даже враждебное в отношении к себе честолюбивых юношей; это невоспитанность норовистых коней, на которых ещё не садился всадник, но которые вскоре с гордостью дадут ему сесть на себя.

340

Когда лучше остаться неправым. — Лучше всего без возражений принимать предъявленные обвинения, даже если они несправедливы, в случае, если обвиняющий увидел бы ещё большую несправедливость с нашей стороны в том, что мы ему противоречим, а не то даже и опровергаем. Правда, если следовать этому правилу, кто-то всегда будет неправым, но всегда будет оказываться правым, а в конце концов с самой чистой совестью на свете сделается самым несносным тираном и мучителем; при этом то, что относится к отдельному человеку, может произойти с целыми классами общества.

341

Слишком мало почтения. — Люди очень чванные, получив от других знаки меньшего внимания, чем ожидали, долго стараются вводить на этот счёт в заблуждение себя и других и становятся изощрёнными психологами, чтобы выжать из себя вывод: другой всё-таки почтил их достаточно; если же они своей цели не достигают и пелена иллюзии рвётся, то они впадают в тем более сильное бешенство.

342

Отзвуки древнейших душевных состояний в речи. — В манере современных мужчин делать заявления на людях, часто можно расслышать отзвук тех времён, когда они лучше, чем в чём-нибудь другом, разбирались в оружии: то они орудуют своими заявлениями, словно прицеливающиеся ружейные стрелки, то кажется, будто слышишь скрежет и звон клинков; а у иных мужчин заявление падает со стуком, точно крепкая дубина. — А вот женщины говорят так, как говорили бы существа, тысячи лет просидевшие у ткацкого станка, или шившие иглою, или сюсюкавшие с детьми.

343

Рассказчик. — По рассказчику нетрудно заметить, рассказывает ли он потому, что его интересует событие или потому, что хочет вызвать интерес к своему рассказу. В последнем случае он будет преувеличивать, пользоваться суперлативами и делать тому подобное. Тогда его рассказ обычно бывает плохим, ведь думает он не столько о сути дела, сколько о себе.

344

Чтец-декламатор. — Тот, кто публично читает драматические произведения, совершает открытия о своём характере: он обнаруживает, что его голос звучит для выражения определённых настроений и сцен естественней, чем для выражения других, скажем, для выражения всего патетического или гротескного, — просто в обычной жизни у него, может быть, не было случая проявить свойственную ему склонность к патетическому или гротескному.

345

Сцена из комедии, разыгранная в жизни. — Человек придумывает умное замечание на какую-то тему, чтобы потом высказать его в обществе. Тогда, словно перед нами разыгрывается комедия, можно видеть и слышать, как он на всех парусах несётся к намеченному пункту, стараясь направить общество туда, где мог бы сделать своё замечание; как он мало-помалу подталкивает беседу к одной цели, то и дело теряет направление, снова выходит на курс и, наконец, дожидается нужного момента: он уже открывает рот — и вдруг кто-то из присутствующих высказывает его собственное замечание. Что тут прикажете ему делать? Опровергать своё же мнение?

346

Невольная невежливость. — Когда кто-нибудь невольно обходится с другим невежливо, скажем, не здоровается с ним, потому что не узнал, ему бывает досадно, хотя упрекнуть он себя за это не может; ему обидно, что он стал причиной плохого мнения о себе у этого другого, или он боится последствий вызванного им дурного настроения того человека, или его огорчает, что он его задел, — стало быть, тут в нём могут проявиться тщеславие, страх или сострадание, а, может быть, и всё это вместе.

347

Шедевр предательства. — Высказать оскорбительное подозрение в предательстве против одного из соучастников заговора как раз в тот момент, когда клеветник сам совершает предательство, — шедевр злобы, ведь это связывает оклеветанного лично и заставляет его какое-то время вести себя так, чтобы не навлечь на себя подозрений, совершенно открыто: а настоящий предатель развязывает себе руки.

348

Наносить оскорбления и получать оскорбления. — Куда приятней оскорбить, а потом попросить прощения, чем получить оскорбление и дать прощение. Тот, кто делает первое, проявляет свою силу, а после — добрый нрав. Оскорблённый обязан простить, если не хочет прослыть бесчеловечным; из-за такого принуждения наслаждение от унижения другого невелико.

349

В ходе диспута. — Когда оспаривают чужое мнение и в то же время излагают своё собственное, то постоянное внимание к чужому мнению обычно сбивает естественную позу собственного: оно предстаёт более нарочитым, более угловатым, может быть, несколько преувеличенным.

350

Приём. — Тому, кто хочет добиться от другого чего-то трудновыполнимого, вообще не следует излагать своё дело как проблему, а просто представить свой план, будто он — единственно возможный; ему надо уловить момент, когда в глазах партнёра мелькнёт возражение, несогласие, а тогда сразу оборвать изложение, не дав тому времени на них.

351

Угрызения совести по возвращении из общества. — Почему нас мучает совесть, когда мы возвращаемся домой из обыкновенного общества? Потому что легкомысленно отнеслись к серьёзным вещам, потому что в разговоре об определённых лицах высказались без полной откровенности или потому что смолчали, когда должны были говорить, потому что не вскочили и не кинулись вон, когда для этого была причина, короче говоря, потому что вели себя в обществе так, словно к нему принадлежали.

352

Быть неверно оценённым. — Тем, кто постоянно старается понять, как о нём судят, постоянно владеет досада. Ведь уже самые близкие к нам люди (которые нас «знают лучше всех») судят о нас неверно. Даже наши добрые друзья порой дают волю своей досаде в недоброжелательных словах; так остались бы они нашими друзьями, если б знали нас до дна? — Суждения людей, к нам равнодушных, для нас болезненны, потому что звучат очень непредвзято, чуть ли не объективно. А уж когда мы замечаем, что человек, настроенный к нам враждебно, знает один из тайных уголков нашей души не хуже нас самих, то насколько же тогда это для нас мучительно!

353

Тирания портрета. — Художники и государственные деятели, которые быстро составляют себе полную картину человека или события из его отдельных черт, как правило, впадают в заблуждение, задним числом требуя, чтобы событие или человек и впрямь оказались такими, какими они его себе нарисовали; они прямо требуют, чтобы человек был таким талантливым, таким хитрым или таким неправым, каков он по их представлениям.

354

Родственник как лучший друг. — Греки, так хорошо знавшие, что такое друг, — а они одни из всех народов занимались глубокими и многосторонними философскими исследованиями дружбы, и друг для них первых и доселе последних предстал проблемой, достойной решения, — эти самые греки называли родственников тем же словом, которое является суперлативом от слова «друг».{56} Это остаётся для меня загадкой.

355

Непризнанная честность. — Когда кто-то в разговоре цитирует себя («я тогда сказал», «я обычно говорю»), то это производит впечатление высокомерия, хотя чаще всего порождается прямо-таки противоположной причиной, — по меньшей мере честностью, которая не хочет украшать и прихорашивать настоящие мгновения находками, сделанными в какие-то из прошлых.

356

Паразит. — Если человек предпочитает жить в зависимости, за чужой счёт, лишь бы не работать, и обычно со скрытой злобой к тем, от кого зависит, то это говорит о полном отсутствии у него душевного благородства. — Такой строй души чаще встречается у женщин, чем у мужчин, но это и куда простительней для первых (по историческим причинам).

357

На алтарь примирения. — Бывают обстоятельства, когда от человека можно требовать какой-то вещи только в форме, для него оскорбительной и означающей ссору: ощущение того, что перед ним враг, настолько мучительно для него, что первый же признак более мягкого отношения к себе он с радостью использует для примирения и кладёт на алтарь этого примирения ту самую вещь, которая раньше была для него настолько важна, что он никогда не расстался бы с нею.

358

Требование сострадания как признак наглости. — Встречаются люди, которые, оскорбляя других в припадке ярости, требуют при этом, во-первых, чтобы на них не сердились, и, во-вторых, чтобы их пожалели — за то, что они подвержены таким сильным припадкам. Вот как далеко заходит человеческая наглость.

359

Наживка. — «У каждого человека своя цена»{57} — это неправда. Но, пожалуй, для каждого найдётся наживка, на которую он должен клюнуть. Например, чтобы привлечь человека к какому-то делу, достаточно придать этому делу блеск человеколюбия, благородства, милосердия, самопожертвования, — а какому же делу нельзя его придать? — Это сласти и лакомства для их душ; у других людей — свои сласти и лакомства.

360

Чем отвечать на похвалы. — Когда хорошие друзья хвалят человека одарённого, он — из вежливости и благожелательности — частенько показывает, что рад этому, хотя на самом деле ему это безразлично. Его внутреннее существо совершенно нечувствительно к этому, и похвалами его ни на шаг не вытащишь из света или из тени, в которых оно лежит; но люди хотят похвалою доставить удовольствие, и зачем же их огорчать, не показывая им своей радости от похвалы?

361

Что узнал Сократ. — Если человек стал мастером в каком-нибудь деле, то обыкновенно именно поэтому в большей части всех других дел он останется полным профаном; но сам думает об этом прямо противоположное, что и узнал уже Сократ. Вот то зло, которое делает неприятным общение с мастерами.

362

Способ озвереть. — В борьбе с глупостью самые справедливые и мягкосердечные люди в конце концов звереют. Для них это, возможно, подходящий метод обороны; ведь для медных лбов естественным образом в качестве аргумента нужен сжатый кулак. Но поскольку, как уже сказано, характером первые мягкосердечны и справедливы, то сами получают от этого способа необходимой обороны больше боли, чем тот причиняет боли глупцам.

363

Любопытство. — Если бы не было на свете любопытства, мало что можно было бы сделать на благо ближнего. Но любопытство прокрадывается в дом несчастных и нуждающихся под именем долга или сострадания. — Может быть, даже в пресловутой материнской любви есть добрая доля любопытства.

364

Просчёты в обществе. — Этот хочет вызвать к себе интерес своими суждениями, тот — симпатиями и антипатиями, третий — своими связями, четвёртый — своим одиночеством: и все их расчёты неверны. Ведь тот, для кого разыгрывается представление, сам думает быть единственно важной персоной в этом представлении.

365

Дуэль. — В пользу всяческих дел чести и дуэлей можно сказать: когда человек настолько раздражителен, что и жить не захочет, если такой-то скажет или подумает о нём то-то и то-то, то он имеет право поставить на карту жизнь и смерть — свою или другого. С тем, что он настолько раздражителен, ничего не поделаешь, тут мы — наследники прошлого, как его величия, так и его излишеств, без которых не было бы и величия. И если уж существует закон чести, по которому пролитие крови равнозначно смерти, так что если дуэль состоялась по всем правилам, то душа испытывает облегчение, и это великое благодеяние, ведь иначе множество человеческих жизней оказалось бы в опасности. — Такого рода установление вообще внушает людям осторожность в поведении и делает общение с ними возможным.

366

Благородство и благодарность. — Благородная душа с радостью почувствует себя обязанной кому-то благодарностью и не станет трусливо избегать обстоятельств, связанных с такой обязанностью; и в изъявлениях благодарности она будет умеренной; низкие же души противятся всякой обязанности или, проявляя потом благодарность, делают это чрезмерно и чересчур усердно. Кстати, это последнее встречается и у лиц низкого происхождения или зависимого положения: оказанная по отношению к ним благосклонность кажется им чудом милосердия.

367

Уроки красноречия. — Одному, чтобы говорить хорошо, нужен кто-то превосходящий его решительно и общепризнанно, другому по-настоящему раскрепощённая речь и удачные ораторские приёмы даются только в присутствии того, кого превосходит он: в обоих случаях причина одна и та же; каждый из них говорит хорошо только тогда, когда говорит sans gêne39без стеснения (фр.)., один — потому что в присутствии вышестоящего не чувствует побуждения к конкуренции, соперничеству, с другим то же самое происходит в присутствии нижестоящего. — Но есть и совсем иная порода людей, которые говорят хорошо, лишь если говорят, соревнуясь, — с целью победить. Так какая же из этих пород честолюбивей: те люди, что говорят хорошо, побуждаемые тщеславием, или те, что как раз из этого же побуждения говорят плохо или вообще не говорят?

368

Талант к дружбе. — Среди людей, обладающих особенной одарённостью к дружбе, выделяется два типа. Один находится в постоянном росте и для каждой фазы своего развития находит подходящего к ней друга. Друзья из числа тех, которых он приобретает таким образом, редко бывают связаны друг с другом тесными узами, порой между ними царят разлад и раздор: в полном соответствии с тем, что более поздние фазы развития отменяют или ущемляют более ранние. Такого человека в шутку можно назвать лестницей. — Другой тип представляет человек, обладающий способностью притягивать к себе очень разные характеры и дарования: пользуясь этой способностью, он приобретает целый круг друзей; а благодаря этому они и сами вступают во взаимные дружеские отношения несмотря на все свои несходства. Назовём такого человека кругом: ведь такая сопряжённость столь различных склонностей и натур должна каким-то образом содержаться в нём заранее. — Кстати, дар иметь хороших друзей у некоторых людей сильнее дара быть хорошим другом.

369

Тактика в разговоре. — После разговора с кем-нибудь человек лучше всего отзывается о своём собеседнике, если воспользовался случаем блеснуть перед ним своим умом, своей любезностью. Люди смышлёные, стремящиеся вызвать чьё-то расположение, пользуются этим, во время разговора создавая для него наиболее удобные ситуации, в которых тот смог бы удачно пошутить и т. п. Можно вообразить потешную беседу двух очень смышлёных людей, каждый из которых стремится расположить другого к себе, а потому подбрасывающих друг другу в разговоре там и сям такие прекрасные возможности, но при этом ни один их не использует: вот вся беседа так и протекает без ума и без любезности — как раз потому, что каждый предоставляет другому случай показать ум и любезность.

370

Разрядка недовольства. — Человек, у которого что-то не ладится, предпочитает отнести эту незадачу к злой воле другого, но только не к случайности. Его возбуждённое состояние смягчается, если причиною своей неудачи он считает лицо, а не положение дел; ведь лицам можно отомстить, а бесчинства случая приходится проглатывать. Поэтому присные монархов, когда у тех что-то не ладится, обычно указывают им в качестве мнимой причины неудачи на какого-нибудь человека, жертвуя им в интересах всего двора, поскольку иначе монарх выместил бы своё недовольство на них на всех, раз уж он не может отомстить самой богине судьбы.

371

Принять цвета окружения. — Почему ощущения симпатии и антипатии так заразительны, что невозможно жить рядом с человеком сильных чувств, не наполняясь, словно сосуд, всеми его за и против? Во-первых, очень трудно, а порой прямо-таки невыносимо для нашего тщеславия полностью удерживаться от оценок: оно принимает тогда тот же цвет, что скудость мыслей и ощущений или робость, немужественность; и вот нас по меньшей мере тянет выступить, может быть, против линии окружающих, если такая позиция доставляет нашей гордости больше удовольствия. Но обычно — и это во-вторых — мы вообще не осознаём перехода от равнодушия к симпатии или антипатии, а мало-помалу приучаемся воспринимать так же, как окружающие, а поскольку нам так приятны одобрительная симпатия и взаимопонимание, то вскоре мы начинаем носить все эмблемы и партийные цвета нашего окружения.

372

Ирония. — Ирония как педагогический метод уместна только со стороны учителя в любого рода общении с учениками: её цель — унизить, пристыдить, но таким целебным способом, чтобы разбудить хорошие устремления и побудить нас к почтению и благодарности в отношении того, кто нас таким образом полечил, словно он и впрямь врач. Употребляющий иронию разыгрывает неосведомлённость, да так ловко, что вводит в заблуждение беседующих с ним учеников, а те, будучи полностью уверены в своём превосходстве, смелеют и всячески обнаруживают своё невежество; они теряют осторожность и раскрываются до нутра, — пока в один прекрасный момент светильник, который они подносили к лицу учителя, не начинает очень унизительно для них бросать лучи на них же самих. — Там, где нет таких отношений, как между учителем и учениками, ирония становится невоспитанностью, пошлым аффектом. Все писатели-ироники рассчитывают на глупую породу людей, которым очень нравится чувствовать своё превосходство над всеми другими вместе с автором, а на него смотрят как на рупор своего высокомерия. — Привычка к иронии, а равным образом и к сарказму, вообще портит характер, она мало-помалу вырабатывает в человеке постоянное злорадное ощущение своего превосходства: в конце концов он уподобляется кусачей собаке, которая научилась не только кусаться, но и смеяться.

373

Высокомерие. — Нет ничего более опасного, чем прорастание того сорняка, что зовётся высокомерием и губит все добрые плоды наших усилий; есть ведь высокомерие в сердечности, в демонстрациях почтения, в благожелательной искренности, в ласке, в дружеских советах, в признании своих ошибок, в сочувствии к другим, и все эти прекрасные вещи возбуждают отвращение, если между ними растёт этот сорняк. Человек высокомерный, то есть тот, кто хочет означать нечто большее, чем он есть или считается, неизменно делает ложный расчёт. Да, он пользуется минутным успехом, поскольку люди, с которыми он высокомерен, обычно из страха или по инерции оказывают ему тот почёт, которого он от них требует; но за это они жестоко ему мстят, вычитая из значительности, которой до сих пор его наделяли, как раз столько, сколько он требовал для себя сверх меры. Нет ничего, за что люди заставляют расплачиваться с собой дороже, чем унижение. Высокомерный человек может поставить под сомнение и умалить в глазах других свои действительно большие заслуги настолько, что те станут втаптывать их в грязь. — Даже гордое поведение следует разрешать себе лишь в том случае, если есть полная уверенность, что его поймут правильно, не считая высокомерием, к примеру, в общении с друзьями и жёнами. Ведь нет в обхождении с людьми большей глупости, чем стяжать себе славу человека высокомерного; это ещё хуже, чем не уметь вежливо лгать.

374

Диалог. — Разговор двух людей — это разговор совершенный, ведь всё, что говорит каждый из них, получает свою определённую окраску, своё звучание, свой сопровождающий жест в точном расчёте на другого собеседника, а, значит, в соответствии с тем, что происходит при обмене письмами, когда один и тот же человек демонстрирует десяток разных выражений души в зависимости от того, к кому пишет. В диалоге лучи мысли преломляются лишь одним-единственным образом: это-то преломление собеседник и ставит перед нами, словно зеркало, в котором нам хочется увидеть отражение своих мыслей как можно более красивым. А как обстоит дело, если в разговоре участвуют два, три и больше других собеседников? Тогда беседа неизбежно теряет в тонких индивидуальных нюансах, различные расчёты скрещиваются и упраздняют друг друга; оборот, приятный слуху одного, не укладывается в образ мыслей другого. Поэтому в беседе с участием нескольких людей человек вынужден сдерживать себя, излагать факты без прикрас и потому лишать предметы той дымки гуманности, которая делает диалог одной из приятнейших вещей на свете. Стоит только прислушаться к тону, в каком мужчины обычно говорят в общении с целыми группами мужчин, — он таков, будто басовый голос{58} всей речи гласит: «Это я, это говорю я, а там думайте что угодно!». Вот причина, по какой глубокомысленные женщины вызывают недоумение, чувство неловкости и отторжения у того, кто видел их в обществе: они обращаются к множеству, вещают перед множеством, что напрочь лишает их учтивости ума и только бросает яркий свет на их сознательное упорство в своём мнении, их тактику и расчёт на публичную победу: а ведь в диалоге те же самые женщины снова становятся просто женщинами и вновь обретают свойственную им прелесть ума.

375

Посмертная слава. — Расчёт на признание в отдалённом будущем имеет смысл лишь при допущении того, что человечество существенно не изменится и что всё великое непременно будет считаться великим не в одну эпоху, а во все. Но это заблуждение; человечество очень сильно меняется в своих ощущениях и суждениях о том, что прекрасно и хорошо; нелепо фантазировать о том, будто мы опередили остальных на милю пути и будто всё человечество идёт именно нашей дорогой. Кроме того, непризнанный учёный сейчас определённо может рассчитывать на то, что его открытие повторят и другие и что в лучшем случае какой-нибудь историк потом признает: да, ему тоже было известно о том-то и о том-то, но он не сумел внушить другим веру в своё утверждение. Непризнанность всегда истолковывается потомками как слабость. — Короче говоря, не стоит так уж сразу бросаться на защиту высокомерного одиночества. Впрочем, тут бывают исключения; но признанию наших великих достоинств, как правило, мешают наши собственные ошибки, слабости и глупости.

376

О друзьях. — Порассуждай-ка однажды с самим собой о том, насколько различны оценки, насколько розны мнения даже в кругу ближайших знакомых; о том, что даже те же самые мнения в умах твоих друзей занимают совсем другое место или обладают иной силой, чем в твоём собственном уме; о том, сколь многообразны причины для превратного толкования, для враждебного разлада. Закончив, ты скажешь себе: как же зыбка почва, на которой строятся все наши союзы и дружеские связи, как близки холодные ливни или непогода, как одинок всякий человек! Если человек понимает это, а к тому же ещё и то, что все мнения его ближних, их своеобразие и сила столь же неизбежны и не влекут за собою ответственности, как и их поступки, то начинает видеть, что эти мнения с внутренней неизбежностью выросли из нерасторжимого сочетания характера, рода деятельности, дарований, среды, — и вот тогда-то он, возможно, избавится от горечи и острого жала того чувства, с которым некий мудрец воскликнул: «Друзья, друзей не бывает!». Он, напротив, признается себе: да, друзья бывают, но их привело к тебе заблуждение, иллюзия о тебе; и чтобы остаться твоими друзьями, им понадобилось научиться молчанию; ведь такие человеческие связи почти всегда основаны на том, что о некоторых вещах никогда не говорят, мало того, их даже не затрагивают; а если эти камешки приходят в движение, то вся дружба катится за ними и терпит крушение. Существуют ли на свете люди, которые не ощутили бы смертельную рану, узнав, что́ думают о них в глубине души ближайшие друзья? — Познавая себя, учась воспринимать собственное наше существо как изменчивую сферу мнений и настроений, а, значит, в какой-то мере относиться к ним пренебрежительно, мы восстанавливаем своё равновесие с остальными людьми. У нас, несомненно, есть хорошие основания не считать важным никого из наших знакомых, даже самых значительных из них; но есть и столь же хорошие основания обратить такое ощущение на себя самих. — Так давайте же держаться этого во взаимных отношениях, если уж держимся этого в отношении к себе самим; тогда, возможно, для каждого настанут и более светлые часы, когда он сможет сказать себе:


«Друзья, друзей не бывает!» — воскликнул мудрец, умирая; «Враги, не бывает врага!» — кричу я, безумец живой.{59}

Седьмой раздел. Брак и семья


377

Совершенная женщина. — Совершенная женщина — более высокий человеческий тип, нежели совершенный мужчина: зато и нечто куда более редкостное. — Естественная наука о животных предоставит способ сделать это положение достоверным.

378

Дружба и брак. — Человеку, больше других умеющему быть другом, достанется, вероятно, и лучшая супруга, ведь хороший брак основан на таланте к дружбе.

379

Продолжение родителей. — Неразрешённые диссонансы в характере и умонастроении родителей продолжают звучать в глубинах души ребёнка и образуют её крестный путь.

380

С материнской стороны. — Каждый носит в себе образ женщины, воспринятый с материнской стороны: этот образ и предопределяет, будет ли он уважать женщин вообще, презирать их или в целом относиться к ним равнодушно.

381

Подправить природу. — Если у человека нет хорошего отца, ему следует раздобыть себе такого.

382

Отцы и сыновья. — Отцам надо много потрудиться, чтобы искупить свой грех — рождение сыновей.

383

Заблуждение знатных дам. — Знатные дамы думают, будто вещи не существует в природе, если нельзя говорить о ней в обществе.

384

Мужская болезнь. — Самое верное средство от мужской болезни, от презрения к себе, — это любовь умной женщины.

385

Разновидность ревности. — Матери очень склонны ревновать своих сыновей к их друзьям, когда те демонстрируют особые успехи. Мать обычно больше любит в сыне себя, чем самого сына.

386

Разумное безрассудство. — Когда человек достигает зрелой поры своей жизни и разума, его охватывает чувство, что отец ошибся, дав ему жизнь.

387

Материнская ласка. — Иным матерям нужны дети счастливые, уважаемые, иным — несчастные: иначе не сможет проявиться их ласка как матерей.

388

Такие разные вздохи. — Некоторые мужчины вздыхали о том, что их жён умыкнули, но большинство — о том, что умыкнуть их так никто и не захотел.

389

Брак по любви. — Браки, которые заключаются по любви (их называют женитьбой по любви), порождаются отцом-заблуждением и матерью-нуждой (потребностью).

390

Дружба с женщинами. — Женщины прекрасно могут вступить в дружбу с мужчиной; но вот чтобы её сохранить, безусловно, требуется лёгкая физическая антипатия.

391

Скука. — Многие люди, особенно женщины, не чувствуют скуки, потому что так толком и не научились работать.

392

Составляющая часть любви. — В любой разновидности женской любви всегда бывает и что-то от материнской любви.

393

Единство места и драма. — Если бы супруги не жили вместе, то счастливые браки встречались бы чаще.

394

Обычные последствия брака. — Любое общение, которое не возвышает, тянет вниз, и наоборот; поэтому женившиеся мужчины обычно немного опускаются, а их жёны немного поднимаются. Мужчины, ведущие напряжённую умственную жизнь, настолько же нуждаются в браке, насколько отталкивают его, как противное лекарство.

395

Учить приказывать. — Воспитывая детей из скромных семей, следует так же строго учить их приказывать, как других детей — учить повиноваться.

396

Желание влюбиться. — Женихи и невесты, которых свели вместе соображения удобства и пристойности, часто стараются сделаться влюблёнными, чтобы избегнуть упрёка в холодной, рассудочной расчётливости. Совершенно так же те, что свернули к христианству из соображений выгоды, искренне стараются стать набожными; ведь так им легче удаётся религиозная мимика.

397

Любовь не ведает застоев. — Музыкант, который любит медленный темп, с каждым разом будет воспринимать одни и те же пьесы как всё более медленные. Так что никакая любовь не ведает застоев.

398

Застенчивость. — Чем женщина красивее, тем, как правило, она и застенчивее.

399

Брак с запасом прочности. — Вполне прочным бывает брак, в котором каждый хочет достичь своей индивидуальной цели через другого, к примеру, когда жена хочет добиться через мужа известности, а муж благодаря жене хочет быть любимым.

400

Протеевская натура. — Из любви женщины целиком становятся такими, какими живут в воображении мужчин, которые их любят.

401

Любить и обладать. — Женщины, как правило, любят значительного мужчину на такой лад: они хотят владеть им одни. Они с удовольствием заперли бы его на замок, если б этому не противилось их тщеславие, которое хочет, чтобы он предстал значительным и перед другими.

402

Проба на добротный брак. — Брак докажет свою добротность, если разок выдержит «исключение из правил».{60}

403

Способ довести всех до чего угодно. — Любого можно так измотать и ослабить неурядицами, страхами, избытком работы и мыслей, что он перестаёт грудью встречать дело, имеющее хоть видимость сложного, а начинает отступать перед ним, — это известно дипломатам и женщинам.

404

Честь и честность. — Те барышни, которые думают обеспечить себя благосостоянием на всю жизнь благодаря только блеску своей молодости и чьё лукавство поддерживает ещё и шёпот опытных матерей, хотят совершенно того же, что и гетеры, разве что они хитрее и бесчестнее этих последних.

405

Маски. — Есть женщины, у которых, как в них ни ищи, нет собственной глубины; они — исключительно маски. Можно только пожалеть мужчину, который связывается с такими почти призрачными, неизбежно разочаровывающими существами, но именно они в состоянии возбудить в мужчине самое сильное желание: он ищет в них душу — и продолжает искать её без конца.

406

Брак как долгий разговор. — Вступая в брак, следует спросить себя: думаешь ли ты, что до конца жизни сможешь говорить с этою женщиной по душам? Всё иное в браке преходяще — ведь большая часть общей жизни приходится на разговоры.

407

Девичьи грёзы. — Неопытные девушки льстят себе мыслью, будто в их власти осчастливить собою мужчину; позже они начинают понимать, что это означает: считать, что для счастья мужчине нужна только девушка, значит не уважать его. — Тщеславие жён требует, чтобы муж был чем-то большим, нежели просто счастливым супругом.

408

Фауст и Гретхен вымирают. — По весьма проницательному замечанию одного учёного{61}, в современной Германии образованные мужчины уподобляются некоей помеси Мефистофеля и Вагнера, но только не Фауста: наши деды (по крайней мере в молодости) ещё чувствовали в себе его урчанье{62}. Но тогда — чтобы достроить это положение — им по двум причинам никак не подходят представительницы типа Гретхен. А поскольку этих последних никто не домогается, то, по всей видимости, они вымирают.

409

Девушки как гимназисты. — Ни в коем случае нельзя распространять на девушек ещё и наше гимназическое образование! Которое часто превращает умных, жаждущих знания, пламенных юношей — в копии их учителей!

410

Без соперниц. — Женщины без труда замечают, взято ли уже в плен сердце мужчины; они не терпят в любви соперниц и ставят мужчине в вину устремления его честолюбия, его политические интересы, его занятия наукой и искусством, если он питает страсть к подобным вещам. Но, положим, он в них блистает, — тогда они надеются, что, вступив с ним в любовную связь, заодно усилят свой блеск; если так оно и получается, то они дарят поклонника благосклонностью.

411

Женский разум. — Интеллект женщин проявляется как полное самообладание, присутствие духа, использование всех преимуществ. Они передают его детям как основное своё качество, а уж отец добавляет к нему более тёмный задний план воли. Её воздействие как бы задаёт ритм и гармонию, с которыми будет звучать новая жизнь; но мелодия этой жизни порождается женщиной. — А вот это для тех, кто кое-что смыслит: женщины обладают разумом, мужчины — душой и страстью. Этому не противоречит то соображение, что фактически столь многого добиваются своим разумом именно мужчины: их движущие силы более глубоки и могущественны; они-то и придают столь сильные импульсы их разуму, который сам по себе есть нечто пассивное. Женщины втихомолку часто удивляются тому огромному преклонению, с каким мужчины относятся к женской душе. Если при выборе будущего партнёра по браку мужчины ищут для себя прежде всего существо, наделённое глубокою душой, а женщины — существо смышлёное, рассуждающее хладнокровно и выдающееся, то это, по сути дела, ясно показывает, что мужчина ищет идеализированного мужчину, женщина — идеализированную женщину, а, стало быть, не дополнения своих ведущих качеств, а их доведения до совершенства.

412

К подтверждению одной мысли Гесиода{63}. — Свидетельство смышлёности женщин — то, что они чуть ли не всюду умели заставлять себя кормить, словно трутни в пчелином улье. Но подумаем, что́ это, в сущности, значит и почему мужчины не заставляют женщин себя кормить. Разумеется, потому, что мужское тщеславие и честолюбие больше, чем женская смышлёность; ведь женщинам удалось, подчинившись, всё-таки обеспечить себе преобладающее преимущество и даже господство. Женская смышлёность изначально сумела даже заботу о детях использовать как предлог, чтобы по возможности избежать работы. И в наши дни, если женщины действительно работают, например, домохозяйками, они умеют поднимать вокруг этого так много сбивающего с толку шума, что мужчины, как правило, ценят заслугу их занятости раз в десять выше, чем следует.

413

Влюблены близорукие. — Подчас бывает довольно только дать влюблённому очки посильнее, чтобы излечить его от влюблённости; а если у человека хватило бы фантазии, чтобы представить себе фигуру, лицо любимой такими, какими они будут через двадцать лет, то ему, наверное, жилось бы много спокойнее.

414

Женская ненависть. — Впадая в ненависть, женщины бывают опаснее мужчин; первым делом, потому, что их не сдерживают соображения справедливости или несправедливости вдруг вспыхнувшего в них чувства враждебности, и они без помех дают вырасти своей ненависти до крайних пределов, а кроме того, потому что они поднаторели находить уязвимые места (которые есть у каждого человека, у каждой стороны спора) и растравливать их: а уж в этом деле им прекрасно служит их острый как бритва рассудок (в то время как мужчины при виде ран ведут себя сдержанно и часто настроены великодушно или примирительно).

415

Любовь. — Идол, в которого женщины превращают любовь, — это в своей основе и изначально изобретение хитрого ума, в том смысле, что они благодаря всем упомянутым идеализациям любви усиливают свою власть и рисуют себя в глазах мужчин всё более желанными. Но в силу закреплявшейся веками привычки к такой чрезмерной оценке любви вышло так, что женщины попались в собственные сети и забыли её источник. Нынче они сами обманываются ещё больше, чем мужчины, а потому и больше страдают от разочарования, которое почти неизбежно наступает в жизни каждой женщины — если у них вообще достанет воображения и ума, чтобы обманываться и разочаровываться.

416

О женской эмансипации. — Могут ли женщины вообще быть справедливыми, если они так привыкли любить, сразу проникаться чувством «за» или «против»? Потому-то они и реже питают интерес к вещам, а чаще — к лицам: а уж если они питают его к вещам, то немедля становятся их горячими сторонницами и тем самым портят их чистое, невинное воздействие. Отсюда возникает немалая опасность в случае, если им будут вверены политика и отдельные отрасли науки (к примеру, история). Разве есть на свете что-то более редкостное, чем женщина, которая и впрямь знает, что такое наука? Лучшие из них даже испытывают к ней тайное презрение, словно в чём-то превосходят её. Может быть, всё это ещё изменится, но пока что дело обстоит именно так.

417

Вдохновение в суждениях женщин. — Те внезапные решения за и против, которые обычно принимают женщины, молниеносные разъяснения личных отношений, даваемые благодаря вдруг прорвавшимся в них симпатиям и антипатиям, короче говоря, доказательства женской несправедливости любящие мужчины окружили неким сиянием, будто все женщины обладают наитиями мудрости, даже без дельфийского треножника и лаврового венка: а их изречения ещё долго после интерпретируются и объясняются, словно сивиллин оракул. Однако если подумать о том, что для любого человека, для любой вещи можно найти доводы за, но с равным успехом и кое-что против, что у всех вещей есть не только две, а три и четыре стороны, то выйдет, что, принимая такие внезапные решения, довольно трудно уж вовсе промахнуться; мало того, можно, пожалуй, даже сказать: такова уж природа вещей, что женщины всегда оказываются правыми.

418

Заставить себя любить. — На том основании, что в любви одна из сторон обычно любит, а другая любима, сложилась вера, будто во всякой любовной сделке существует некоторая неизменная мера любви: чем больше любви одна сторона берёт себе, тем меньше достаётся на долю другой. В виде исключения бывает и так, что тщеславие убеждает каждую сторону, будто она и есть та, которая должна быть любима; поэтому обе стороны хотят заставить себя любить: а отсюда, особенно в браке, возникает множество наполовину забавных, наполовину абсурдных сцен.{64}

419

Противоречия в женском уме. — Женщины до такой степени настроены больше на лица, чем на вещи, что в круге их мышления уживаются направления, находящиеся во взаимном логическом противоречии: обычно они увлекаются по очереди всеми представителями этих самых направлений и огульно принимают их системы, но делают это так, что в них возникает пустое пространство повсюду там, где когда-нибудь потом получит перевес какая-то новая личность. Вероятно, бывает и так, что целая философия в голове какой-нибудь пожилой дамы состоит исключительно из такого рода пустых пространств.

420

Кто страдает сильнее? — После ссоры и перебранки между женою и мужем одна сторона больше другой страдает от мысли, что причинила боль другой, а другая больше той страдает от мысли, что причинила ей недостаточно боли, а потому слезами, всхлипываньями и расстроенным выражением лица старается испортить ей настроение ещё и задним числом.

421

Повод для женского великодушия. — Оградив однажды мысли от притязаний обычая, можно, пожалуй, задуматься о том, не толкают ли мужчину природа и разум на несколько последовательных браков, скажем, таким образом, что сперва он в возрасте двадцати двух лет женится на девушке старше себя, которая превосходит его в умственном и нравственном отношении и может стать его водительницей через опасности, подстерегающие его до тридцатилетнего возраста (честолюбие, ненависть, презрение к себе, всевозможные страсти). Позже её любовь могла бы стать целиком подобной материнской и не только стерпела бы, но и самым благотворным образом помогала бы ему в случае, если бы между тридцатью и сорока годами он вступил в связь с совсем юной девушкой, теперь уже сам взяв в свои руки её воспитание. — Между двадцатью и тридцатью брак — институт необходимый, между тридцатью и сорока — полезный, но не обязательный: а для всей оставшейся жизни он часто бывает пагубным и ускоряет умственную деградацию мужчины.

422

Трагедия детства. — Вероятно, не так уж редко случается, что людям, стремящимся к благородству, стремящимся ввысь, приходится выдерживать самую жестокую битву своей жизни в детстве: это бывает, скажем, если они вынуждены отстаивать свой образ мыслей в противостоянии с низменным образом мыслей отца, с его привычкой к ложному блеску и вранью, или, как лорд Байрон, жить, постоянно сражаясь с инфантильной и подверженной вспышкам ярости матерью. Если человеку довелось пережить что-то подобное, то во всю оставшуюся жизнь он не забудет о том, кто на самом деле был ему величайшим, самым опасным врагом.

423

Родительская глупость. — Оценивая человека, наиболее грубые ошибки делают его родители: это факт, но как его объяснить? Может быть, у родителей избыток впечатлений от своего ребёнка, и им не удаётся свести эти впечатления в единство? Известно, что путешественники, оказавшиеся среди незнакомых народов, верно подмечают общие отличительные особенности каждого народа только в самом начале; а чем ближе знакомятся с народом, тем больше разучиваются видеть в нём типическое и отличительное. Как только они начинают разглядывать народ вблизи, глаза их теряют способность глядеть издалека. Так может, родители неверно судят о ребёнке потому, что никогда не отходили от него подальше? — Совсем другое возможное объяснение таково: люди обычно уже не рассуждают обо всём наиболее близком, а просто принимают его как должное. Возможно, вошедшая в привычку бездумность родителей и есть причина того, что если уж им приходится судить о своих детях, то судят они так криво.

424

Кое-что о будущем брака. — Благородным, либерально настроенным дамам, ставящим своей задачей воспитание и возвышение женского пола, стоило бы не упустить из виду такую точку зрения: брак в его высоком понимании, как душевный союз двух людей разного пола, то есть в том виде, в каком он задуман для будущего, как заключаемый в целях рождения и воспитания нового поколения, — такой брак, который использует чувственность как бы лишь в качестве редко, от случая к случаю употребляемого средства для достижения цели, более высокой, чем он сам, будет, вероятно, как следует опасаться, нуждаться в естественной подмоге — в конкубинате; ведь если жена в интересах здоровья мужа должна будет одна и удовлетворять его половую потребность, то при выборе супруги решающей будет уже неверная, противоречащая заявленным целям точка зрения: получение потомства будет случайным, его удачное воспитание — в высшей степени невероятным. Хорошая супруга, которая должна быть подругой, помощницей, родительницей, матерью, главой семьи, домоправительницей и которой, мало того, возможно, придётся отдельно от мужа вести собственное дело и службу, не может одновременно быть наложницей: это значило бы в целом требовать от неё слишком многого. Стало быть, в будущем может появиться нечто противоположное тому, что творилось в Афинах эпохи Перикла: мужчины, которые тогда рассматривали своих жён как нечто не намного большее, чем наложниц, ходили ещё и к Аспазиям, поскольку жаждали прелестей общения, облегчающего ум и душу, а дать его могли только грация и умственная гибкость женщин. Все человеческие институты, как и брак, допускают лишь умеренную степень практической идеализации, в противном же случае незамедлительно требуются спасательные меры.

425

Женский период бури и натиска. — В трёх или четырёх цивилизованных европейских странах из женщин за несколько столетий путём воспитания можно сделать всё что угодно, даже мужчин, — конечно, не в половом отношении, но уж во всяком случае в любом другом. Под таким воздействием они когда-нибудь воспримут все мужские добродетели и сильные стороны, но при этом, разумеется, им придётся заодно взять на себя и их слабые стороны и пороки: всего этого, повторю, можно добиться. Но как нам выдержать вызванный этим процессом переходный период, который и сам может продлиться, наверное, несколько столетий, когда женская глупость и кривые суждения, этот их исконный дар, всё ещё будут преобладать над всем полученным и привитым через воспитание? То будет период, когда гнев станет главным мужским аффектом, гнев на то, что все искусства и науки затоплены и забиты илом неслыханного дилетантизма, философия погублена сводящей с ума болтовнёй, политика сделалась более химерической и партийной, чем когда-либо, общество дошло до полного разложения, потому что блюстительницы старинных нравов стали смешными сами себе и во всех отношениях стремятся стать вне нравов. Ведь если величайшая власть женщин доселе заключалась в нравах, то за что им теперь схватиться, чтобы снова обрести подобную полноту власти после того, как они упразднили нравы?

426

Свободный ум и брак. — Будут ли свободные умы жениться? В целом, я думаю, они, подобно вещающим истину птицам античности, будучи теми, кто мыслит истину, высказывает истину для современности, предпочтут, должно быть, летать в одиночку.

427

Счастье брака. — Всё привычное затягивает нас во всё более тугую паучью сеть; и скоро мы замечаем, что нити стали верёвками, а мы сами сидим в середине, подобно пауку, связавшему себя здесь и вынужденному пить собственную кровь. Поэтому свободный ум ненавидит всякое привыкание и все правила, всё прочное и окончательное, поэтому он всё снова с болью разрывает сеть вокруг себя: хотя в результате он будет страдать от многочисленных мелких и крупных ран — ведь эти нити ему приходится отрывать от себя, от своей плоти, от своей души. Он должен научиться любить то, что доселе ненавидел — и наоборот. Мало того, для него не может быть ничего невозможного в том, чтобы сеять драконовы зубы на то же самое поле, на которое прежде он изливал рога изобилия своей доброты. — Отсюда можно понять, создан ли он для счастья брака.

428

Слишком близко. — Если мы ведём совместную жизнь с человеком в излишней близости, то получается так, словно мы всё снова трогаем пальцами хорошую гравюру на меди: в один прекрасный день в наших руках окажется плохая испачканная бумага, и больше ничего. Вот и душа человеческая в конце концов пачкается от беспрестанных прикосновений; она по крайней мере предстаёт перед нами такой в конце концов, — мы уже больше не увидим её изначальный рисунок и красоту. — В излишне доверительных отношениях с женщинами и друзьями мы всегда теряем; и порой мы теряем здесь жемчуг своей жизни.

429

Сладкая колыбель. — Свободный ум всегда вздохнёт с облегчением, решившись наконец избавиться от материнской заботы и попечения, которыми его подавляют женщины. Какой ему будет вред от более крепкого сквознячка, который от него с такою опаской отводили, и чуть больше или чуть меньше будет в его жизни реального ущерба, утрат, несчастья, болезней, долгов, обольщения — разве это так уж важно в сравнении с неволей сладкой колыбели, опахала из павлиньих перьев и гнетущего ощущения, что он, сверх того, ещё и должен быть благодарным, раз уж за ним ухаживают, балуют его, словно грудного младенца? Вот почему молоко, которое ему достаётся от материнского настроя окружающих женщин, с такой лёгкостью может превратиться в желчь.

430

Добровольная жертва. — Выдающиеся женщины больше всего облегчают жизнь своим знаменитым и великим мужьям, если становятся как бы сосудом для всеобщей неблагосклонности и временного недоброжелательства остальных людей. Современники обычно прощают великим людям своей эпохи много промахов и глупостей, даже откровенно несправедливых поступков, если только находят себе кого-то, кого для облегчения своей души могут истязать и заклать в качестве самого настоящего жертвенного животного. Женщины нередко находят в себе достаточно честолюбия, чтобы предложить себя для такого жертвоприношения, и тогда уж, конечно, мужчина может быть очень доволен, — если у него хватает эгоизма терпеть возле себя подобные добровольные громо-, буре- и дождеотводы.

431

Приятные противницы. — Естественная склонность женщин к спокойному, ровному, удачно слаженному существованию и общежитию, масляная гладь и умиротворение, изливаемые их действиями на житейское море, даже помимо их воли идут вразрез с более героической внутренней тягой свободного ума. Сами того не ведая, женщины ведут себя так, как если бы убирали камни с дороги путешественника-минеролога, чтобы он не споткнулся, — а он-то как раз затем и вышел в путь, чтобы на эти камни наткнуться.

432

Когда два консонанса не в ладу. — Женщины хотят служить и находят в этом своё счастье; свободный ум не хочет, чтобы ему служили, и находит в этом своё счастье.

433

Ксантиппа. — Сократ нашёл себе такую жену, какая была ему нужна, — но и он не искал бы её, если б только узнал её получше: так далеко не зашёл бы даже героизм этого свободного ума. Фактически Ксантиппа всё больше загоняла Сократа в его специфическое ремесло, превращая для него дом в нежилой, а очаг в неуютный: она приучила его жить на улицах и везде, где можно было болтать в праздности, а тем самым сформировала из него величайшего в Афинах уличного диалектика, который напоследок и сам был вынужден сравнить себя с назойливым оводом, посаженным каким-то богом на загривок прекрасному коню — Афинам, чтобы не давать ему покоя.{65}

434

Не видеть вдали. — Как матери по-настоящему понимают и видят только понятные и очевидные страдания своих детей, так и жёны мужей с большими притязаниями не могут заставить себя увидеть своих супругов страдающими, нуждающимися, а тем более презираемыми, — а ведь, может быть, всё это — не только приметы верного выбора их жизненного пути, но уже и ручательство в том, что их высокие цели когда-нибудь непременно будут достигнуты. Женщины всегда втайне интригуют против высших частей души своих мужей; они хотят обманом отнять у этих частей будущее в угоду безбольному, уютному настоящему.

435

Власть и свобода. — Как бы высоко ни почитали жёны своих мужей, но ещё больше они всё равно почитают признанные обществом правящие силы и представления: тысячелетия истории приучили их приближаться ко всему господствующему согнувшись, прижав руки к груди, и порицать всякий протест против публичной власти. Поэтому они, даже нимало не отдавая себе в этом отчёта, скорее как бы инстинктивно, подобно тормозному башмаку, виснут на колёсах вольной тяги свободных умов, а иногда доводят своих супругов до белого каления, и тем более, если те ещё и внушают себе, что, в сущности, это любовь заставляет женщин так себя вести. Отвергать женские способы, но великодушно уважать мотивы этих способов, — вот особенность мужчин, но довольно часто и отчаяние мужчин.

436

Ceterum censeo40А кроме того, я утверждаю (лат.).177. — Смеху подобно, когда общество голодранцев заявляет об отмене наследственного права, и не меньше смеху подобно, когда бездетные работают над практическим законодательством страны: — ведь в их судне не хватает балласта, чтобы уверенно выйти на парусах в океан будущего. Но столь же нелепо выглядит дело, когда тот, кто выбрал своим заданием наиболее общее познание и оценку бытия как такового, обременяет себя личными соображениями по поводу семьи, питания, обеспечения, хорошей репутации членов семьи, и натягивает перед своим телескопом ту мутную завесу, сквозь которую с трудом могут просочиться отдельные лучи из мира дальних светил. Вот и я склонен утверждать, что в вопросах высших разделов философии все женатые внушают подозрение.

437

Напоследок. — Есть на свете много видов цикуты, и обычно судьба находит возможность поднести к губам свободного ума чашу с этим ядовитым зельем — чтобы, как принято говорить в таких случаях, «наказать» его. А что в таких случаях делать рядом с ним женщинам? Рыдать и причитать, и, может быть, нарушить закатный покой мыслителя: именно это они и делали в афинской темнице. «Критон, вели же кому-нибудь увести отсюда прочь этих женщин!»{66} — сказал напоследок Сократ. —

Восьмой раздел. Вид на государство


438

Просить слова. — Демагогический характер и цель — повлиять на массы — нынче суть общие свойства всех политических партий: все они ради названной цели вынуждены превращать свои принципы в великие глупости в стиле альфреско и размалёвывать ими стены. Тут уж ничего не поделаешь, мало того, не стоит ради этого и пальцем шевельнуть; ведь к этой сфере целиком и полностью относятся слова Вольтера: quand la populace se mêle de raisonner, tout est perdu41Когда чернь пускается в умствования, всё пропало (фр.).. С тех пор как разразилась эта беда, приходится мириться с новыми условиями, как мирятся с последствиями землетрясения, передвинувшего старые межи и форму участка и изменившего ценность земельного надела. Сверх того, если уж во всякой политике речь идёт о том, чтобы сделать сносной жизнь для как можно большего числа людей, то пусть тогда по крайней мере это как можно большее число и определит, что оно понимает под сносной жизнью; если оно считает, что способно с помощью собственного ума найти ещё и правильные способы для достижения такой цели, то что толку ставить это под сомнение? Эти люди так или иначе хотят быть кузнецами своего счастья и несчастья; и если это чувство самоопределения, гордость за те пять-шесть понятий, которые прячет и обнаруживает их ум, и впрямь делают их жизнь настолько приятной, что они с лёгкостью переносят фатальные последствия своей ограниченности, — то на это мало что можно возразить, полагая, что их ограниченность всё же не доходит до требований, чтобы всё стало в этом смысле политикой, чтобы каждый жил и действовал по такому мерилу. Ведь, во-первых, некоторым должно быть более чем когда-либо дозволено воздерживаться от политики и стоять несколько в стороне от неё: их тоже влечёт к этому отрада самоопределения, да и небольшая гордость может быть связана с удовольствием молчать, когда говорят слишком многие или вообще только многие. Во-вторых, этим немногим следует прощать, что они не придают такого уж большого значения счастью многих, понимать ли под ними целые народы или слои населения, там и сям позволяя себе ироническую мину; ведь они серьёзны в другом, и счастье для них — понятие иное, а их цель не ухватить каждой грубой руке, в которой только и есть, что пять пальцев. Наконец — что, правда, признают за ними с наибольшим трудом, но что тоже должно быть за ними признано, — время от времени наступает момент, когда они выходят из своих молчаливых одиноких жилищ, чтобы ещё раз испытать силу своей глотки: а уж тогда они окликают друг друга, словно заплутавшие в лесу, желая назваться друг другу и приободрить друг друга; конечно, при этом получает огласку кое-что звучащее скверно для ушей, для которых оно не предназначено. — Ну а вскоре в лесу опять становится тихо, так тихо, что снова можно хорошо различить посвисты, жужжанье и трепетанье бесчисленных насекомых, живущих в нём, над ним и под ним. —

439

Культура и каста. — Культура более высокого типа может сложиться лишь там, где в обществе есть две разных касты: работающих и праздных, способных правильно использовать свободное время, или, в более энергичных выражениях, каста людей принудительного труда и каста людей свободного труда. Точка зрения распределения благ несущественна, когда речь идёт о созидании более высокой культуры; но во всяком случае люди праздной касты лучше переносят страдание, более терпеливы, они находят в наличном существовании меньше удовольствия и ставят себе более высокую цель. А уж если имеет место диффузия двух каст, когда менее восприимчивые и одухотворённые семьи и индивиды из высшей касты перемещаются в низшую и наоборот, более свободные люди из низшей получают доступ в высшую, то наступает состояние, открывающее вид на целое открытое море самых разных возможностей. — Вот о чём говорит нам затихающий голос древности; да где же теперь уши, чтобы его услышать?

440

Родовитые. — Превосходство родовитых мужчин и женщин над другими и то, что даёт им неоспоримое право на более высокий статус, заключается во владении двумя искусствами, которое становится всё более изощрённым благодаря наследованию: это искусство приказывать и искусство повиноваться, не теряя лица. — И вот теперь всюду, где приказания отдаются ежедневно (например, в мире крупной торговли и промышленности), появляется нечто похожее на эти семьи «хорошего рода», но тут нет благородства в повиновении, каковое у тех составляет наследие феодальных порядков, а в климате нашей культуры никак не растёт.

441

Субординация. — Субординация, столь высоко ценимая в военном и чиновничьем государстве, скоро станет для нас такой же невероятной, какой уже стала единая тактика иезуитов; а когда эта субординация станет уже невозможной, то будет недостижимо и великое множество самых удивительных результатов, и мир обеднеет. Она обречена на исчезновение, потому что исчезает её фундамент: вера в безусловный авторитет, в окончательную истину; даже в военных государствах её поддерживает не физическое принуждение, а врождённое преклонение перед монархией как чем-то сверхчеловеческим. — В государствах более либеральных люди подчиняются лишь на определённых условиях, вследствие обоюдного соглашения, иными словами, со всеми оговорками своекорыстия.

442

Народные ополчения. — Величайший вред от столь превозносимых нынче народных ополчений состоит в напрасной растрате наиболее цивилизованных людей; такие вообще существуют только при благоприятном стечении всех обстоятельств, — и как же бережно и осторожно следует с ними обращаться, ведь чтобы создались случайные условия для возникновения таких тонко организованных умов, нужны большие периоды времени! Но как греки купались в крови греков, так теперь европейцы — в крови европейцев: при чём жертвами сравнительно чаще всегда бывают люди наиболее образованные, те, что обеспечивают обильное и хорошее потомство; они-то во время сражения стоят на переднем крае, будучи командирами, да и, кроме того, больше всех подвергают себя опасности из-за своего повышенного честолюбия. — Грубый патриотизм на римский лад нынче, когда выдвинуты другие задачи, более высокие, нежели patria и honor42родина <и> честь (лат.)., становится либо ложью, либо признаком отсталости.

443

Надежда как самонадеянность. — Наш общественный порядок медленно растает, как это было со всеми прежними порядками, едва лишь светила новых мнений с новым жаром засияют над людьми. Желать такого таяния можно только с надеждой: а надеяться, будучи в здравом уме, можно, лишь признавая за собой и себе подобными бо́льшую силу души и ума, нежели за представителями статус-кво. Стало быть, эта надежда в общем случае будет самонадеянностью, завышенной самооценкой.

444

Война. — Не в пользу войны можно утверждать: победителя она оглупляет, побеждённого — озлобляет. В пользу войны: обоими только что названными следствиями она варваризирует, а тем самым сообщает большую естественность; для культуры она — состояние сна или зимней спячки, человек выходит из неё более сильным и для хороших дел, и для плохих.

445

Служа монарху. — Чтобы действовать совершенно бесцеремонно, государственным деятелям лучше всего делать своё дело не для себя, а для монарха. Глаза наблюдателя будут ослеплены блеском этого общеполезного бескорыстия, и он не заметит тех козней и жестокостей, которые сопровождают дела политиков.

446

Вопрос силы, а не права. — Когда речь идёт о социализме — если он и впрямь есть восстание тысячелетиями угнетавшихся, подавлявшихся против своих угнетателей, — то для людей, во всяком деле имеющих в виду высшую пользу, не существует проблемы права (сопровождаемой смехотворным, сентиментальным вопросом: «Насколько следует уступить его требованиям?»), а есть только проблема силы («Как далеко можно зайти в использовании его требований?»); совершенно то же бывает, когда речь идёт о какой-либо природной силе, к примеру, о паре, который либо принуждается человеком служить ему в качестве бога из машины, либо, при сбоях машины, то есть ошибках человеческих расчётов в её изготовлении, разрушает и её, и человека. Чтобы разрешить этот вопрос о силе, следует знать, насколько силён социализм, в какой модификации он может быть использован даже как мощный рычаг в игре нынешних политических сил; а при определённых условиях нужно было бы даже сделать всё, чтобы усилить его. В отношении любой большой силы, пусть даже самой опасной, человечество должно думать о том, как превратить её в инструмент для достижения своих целей. — Право социализм получит лишь тогда, когда между обеими силами, то есть представителями старого и нового, дело уже, кажется, дошло до войны, но умный расчёт на оптимальное самосохранение и пользу вызывает в обеих партиях стремление к договору. Нет права без договора. Но до сих пор в названной области нет ни войны, ни договоров, а, стало быть, и никаких прав, никаких «обязательств».

447

Использование самой мелкой нечестности. — Сила прессы заключается в том, что каждый, кто ей служит, чувствует себя обязанным и связанным обязательствами лишь в очень малой степени. Обычно он высказывает своё мнение, но может и не высказать его, чтобы оказаться полезным своей партии, политике своей страны или, наконец, самому себе. Такие мелкие проступки нечестности или, может быть, лишь нечестного умалчивания нетрудно вынести совести отдельного человека, но очень серьёзными бывают их последствия, когда эти мелкие преступления совершаются сразу многими. Каждый из них говорит себе: «Я живу лучше за столь малые услуги, нахожу себе пропитание; а без таких мелких знаков внимания с моей стороны меня терпеть не станут». Поскольку написать лишнюю строчку, да к тому же, бывает, и без подписи, или, наоборот, чего-то не написать — кажется делом чуть ли не нравственно нейтральным, то человек, располагающий деньгами и влиянием, в состоянии сделать публичным любое мнение. Тут человек, который знает, что большинство людей податливо в мелочах, и через эти мелочи стремится достичь собственных целей, всегда бывает опасен.

448

Слишком громкие жалобы. — Когда дают сильно преувеличенное изображение непорядков (к примеру, изъянов в управлении, продажности и кумовства в политических или научных сообществах), то, правда, на людей проницательных такое изображение не действует, зато действует тем сильнее на людей недалёких (каковые безучастно восприняли бы тщательно взвешенное, сдержанное изображение). Но поскольку последних неизмеримо больше и в них гнездится бо́льшая сила воли, более буйная тяга к действию, то эти преувеличения создают повод для выяснения обстоятельств, наказаний, обещаний и реорганизаций. — В этом смысле полезно изображать непорядки в преувеличенном виде.

449

Мнимые заклинатели дождя в политике. — Насчёт людей, хорошо разбирающихся в погоде и умеющих предсказывать её на день вперёд, простой народ втихомолку думает, будто они-то и делают погоду, — вот точно так же даже образованные и учёные люди с издержками суеверных представлений приписывают великим государственным деятелям в качестве их собственноручных творений все важные изменения и конъюнктуры, произошедшие во время их правления, если только очевидно, что те знали о некоторых из них прежде, чем другие, и строили на этом свои расчёты: тогда их тоже считают заклинателями дождя — и эта вера становится немаловажным орудием их власти.

450

Новое и старое понятие правительства. — Проводить различие между правительством и народом так, словно тут вели переговоры и договорились две отдельные сферы власти, более сильная и высокая с более слабой и низкой, — это пережиток наследственного политического чувства, и по сей день в большинстве государств точно соответствующий исторически установившемуся соотношению сил. Когда, к примеру, Бисмарк называет конституционную форму правления сделкой между правительством и народом, то он руководствуется принципом, разумность которого обоснована исторически (но именно поэтому, конечно, обоснована и примесь неразумности, без которой не может быть ничего человеческого). Зато теперь следует усвоить — в соответствии с принципом, который возник исключительно из головы и вот уж вроде бы творит историю, — что правительство есть не что иное, как некий орган народа, а не заботливый, достопочтенный «верх» в сравнении с приученным к скромности «низом». Прежде чем принять эту поныне неисторическую и произвольную, хотя и более логичную формулировку понятия правительства, стоило бы всё же взвесить последствия этого: ведь отношения между народом и правительством — сильнейшее типическое отношение, по образцу которого непроизвольно выстраиваются сношения между учителем и учеником, хозяевами и слугами, отцом и членами семьи, командиром и солдатом, мастером и подмастерьем. Сейчас, под воздействием господствующей конституционной формы правления, эти отношения постепенно перестраиваются: они становятся сделками. Но как же им вступать в сношения и торговаться, обмениваться именами и сущностями, когда умами повсюду овладеет упомянутое самоновейшее понятие (для чего, правда, может понадобиться целое столетие)! Здесь не может быть ничего более желательного, чем осторожность и постепенность в развитии.

451

Справедливость как рекламный лозунг партий. — Благородные (хотя и не самые проницательные) представители господствующего класса могут, конечно, клясться себе: «Будем относиться к людям как к равным, признаем за ними равные права»; в этом смысле возможен социалистический образ мысли, основанный на справедливости, но, как уже сказано, только внутри господствующего класса, который в таком случае реализует справедливость путём жертв и самоограничений. А вот требование равных прав, которое выдвигают социалисты из угнетённой касты, всегда оказывается проявлением не справедливости, а алчности. — Если подносить кровавые куски мяса поближе к хищному животному, а потом снова отодвигать, пока оно, наконец, не зарычит, — неужто, по-вашему, этот рык и есть справедливость?

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Владение собственностью и справедливость. — Когда социалисты говорят, что распределение собственности в нынешнем человечестве есть следствие бесчисленных несправедливостей и насилий, и отрицают всякие обязательства в отношении чего-то приобретённого столь неправедным путём, то просто-напросто видят лишь что-то частное. Всё прошлое старой культуры построено на насилии, рабстве, обмане, заблуждении; но мы, наследники всех этих условий, даже сгустки всего этого прошлого, не можем отменить сами себя и не должны выдёргивать из него отдельные части. Несправедливый строй чувств гнездится и в душах неимущих, они ничем не лучше имущих и не имеют никаких моральных преимуществ, ведь когда-то их предки были имущими. Нужен не насильственный передел собственности, а постепенное преобразование сознания, справедливость должна во всех людях усилиться, а инстинкт насилия — ослабеть.

453

Рулевой страстей. — Государственные деятели возбуждают публичные страсти, чтобы получить выигрыш от порождённой этим ответной страсти. Вот только один пример: некоему немецкому государственному деятелю хорошо известно, что у католической церкви никогда не будет тех же целей, что и у России, мало того — что первая даже скорее связалась бы с турками, чем с нею; равным образом известно ему и то, что вся опасность для Германии исходит от союза Франции с Россией. И если он сумеет подвести дело к тому, чтобы Франция стала очагом и оплотом католической церкви, то надолго устранит такую опасность. В этом смысле он заинтересован в том, чтобы демонстрировать ненависть к католикам и всякого рода недружелюбными проявлениями превращать верующих в авторитет папы в страстную политическую силу, враждебную немецкой политике и естественным образом стремящуюся к союзу с Францией как противником Германии: его целью неизбежно является католизация Франции, точно так же как Мирабо усматривал благо своего отечества в декатолизации. — Итак, одно государство хочет замутить миллионы умов в другом государстве, чтобы из такого замутнения извлечь для себя выгоду. Это тот самый образ мыслей, который поддерживает республиканскую форму правления в соседнем государстве — le désordre organisé43Организованный беспорядок (фр.)., как говорит Мериме, — по одной-единственной причине: потому что предполагает, что она ослабляет народ, разобщает его и делает менее способным воевать.

454

Опасные люди среди революционеров. — Тех, кто умышляет общественный переворот, надо разделять на таких, которые хотят добиться чего-то для себя лично, и таких, что радеют о своих детях и внуках. Последние из них более опасны, ведь у них есть вера и чистая совесть бескорыстия. От других можно отделаться подачками: для этого господствующий класс всё ещё достаточно богат и умён. Опасность возникает, как только цели становятся неличными; люди, ставшие революционерами из неличных соображений, имеют право рассматривать всех защитников статус-кво как лично заинтересованных в нём, а потому чувствуют своё превосходство над ними.

455

Ценность отцовства в политическом смысле. — Если у человека нет сыновей, то он не имеет полного права участвовать в обсуждении потребностей отдельного государства. Тут нужно самому, вместе с другими, подвергать опасности всё наиболее дорогое для себя; только это накрепко связывает человека с государством; тут нужно принимать в расчёт благо своих потомков, то есть прежде всего иметь потомков, чтобы обладать своей законной, естественной долей во всех общественных установлениях и их изменениях. Повышение уровня нравственности зависит от того, есть ли у человека сыновья; это настраивает его на неэгоистический лад или, вернее, это расширяет его эгоизм во времени и даёт ему возможность ревностно преследовать цели, выходящие за пределы срока его личной жизни.{67}

456

Дворянская спесь. — Можно по праву гордиться непрерывным рядом хороших предков вплоть до отца, — но не самим этим рядом, ведь он есть у всякого. Происхождение от хороших предков создаёт аристократию крови; значит, один-единственный разрыв в этой цепи, один скверный предок отменяет аристократию крови. Всякого, кто говорит о своём благородном происхождении, следует спросить: а не было ли среди твоих предков человека, творившего насилие, корыстолюбивого, распутного, злобного, жестокого? Если он с чистой совестью ответит, что не было, тогда надо добиваться его дружбы.

457

Рабы и рабочие. — Тот факт, что мы придаём куда большее значение удовлетворению тщеславия, чем любому другому виду хорошего самочувствия (безопасности, устроенности, всякого рода удовольствиям), в смехотворных масштабах обнаруживается, когда каждый (вне политических соображений) желает отмены рабства и питает сильнейшее отвращение к порабощению людей: а ведь каждый должен признать, что рабы во всех отношениях живут более надёжно и счастливо, нежели нынешние рабочие, что рабский труд в сравнении с трудом «рабочих» — труд в очень небольшой степени. Во имя «человеческого достоинства» против него протестуют: но ведь это, попросту говоря, то драгоценное тщеславие, в глазах которого неравенство, публичная приниженность — самая злая участь. — Киники относились к этому иначе, потому что презирали честь: потому-то Диоген одно время был рабом, домашним учителем.

458

Лидеры и их инструменты. — Крупные государственные деятели и вообще те, кому приходится использовать многих людей для осуществления своих планов, поступают, как мы видим, или одним, или другим способом: либо скрупулёзно и очень тщательно отбирают подходящих для их целей людей и уж тогда предоставляют им сравнительно большую свободу действий, зная, что эти избранники уже по своей природе склонны к тому, чего хотят от них они сами; либо выбирают плохо, да попросту берут, что под руку попадётся, но из всякого сорта глины лепят что-то пригодное для своих целей. Последний вид лидеров отличается большей насильственностью, им позарез нужны и более покорные инструменты; обычно они гораздо хуже разбираются в людях и больше их презирают, нежели лидеры первого вида, но построенная ими машина работает, как правило, лучше, чем машина, созданная теми.

459

Необходимость волюнтаристского права. — Юристы спорят о том, какое право должно возобладать у такого-то народа, — то, которое лучше продумано, или то, которое легче понять. Первое, высочайшим образцом коего является римское право, кажется профанам непонятным и потому не выражающим их правосознания. Естественные системы права, к примеру, германские, были грубыми, суеверными, нелогичными, отчасти нелепыми, но зато соответствовали совершенно определённым исконным народным нравам и чувствам. — Там же, где, как у нас, право уже не является традиционным, оно может быть только предписанием, принуждением; у нас у всех уже нет традиционного правового чувства, а потому нам приходится мириться с волюнтаристскими системами права, выражающими необходимость существования права вообще. Тогда, конечно, наиболее логичная из них и наиболее предпочтительна, поскольку наименее предвзята: даже если согласиться с тем, что наименьшая единица измерения в соотношении преступления и наказания в каждом случае была задана волевым путём.

460

Великий человек во вкусе толпы. — Рецепт для получения того, что́ толпа называет великим человеком, дать нетрудно. Надо во что бы то ни стало раздобыть для толпы то, что ей очень приятно, или сначала внушить ей, что то или другое, наверное, приятно, а уж потом дать ей это. Только ни в коем случае не сразу: нужно с величайшим трудом завоёвывать желаемое или создавать видимость трудного завоевания. У толпы должно сложиться впечатление, что тут действует могучая, даже неодолимая сила воли; по крайней мере, должно казаться, что она тут действует. Каждый восхищается сильной волей, потому что ни у кого её нет, и каждый говорит себе, что вот если бы она у него была, то границ для него и его эгоизма не существовало бы. А когда оказывается, что такая сильная воля добывает что-то весьма приятное для толпы, вместо того, чтобы следовать желаниям своей алчности, то этим восхищаются вдвойне, поздравляя себя с такой удачей. В остальном великий человек должен обладать всеми качествами, присущими толпе: тогда она тем менее стыдится перед ним, а он тем более популярен. Стало быть, он должен быть человеком жестоким, завистливым, хищным, он должен интриговать, льстить, пресмыкаться, проявлять надменность, а по возможности делать всё это вместе.

461

Царь и Бог. — Люди во многом относятся к своим царям так же, как к своим богам, как ведь и цари во многом были представителями бога, по меньшей мере его первосвященниками. Это было чуть ли не тяжёлое настроение, состоящее из почитания, страха и стыда, которое теперь стало значительно слабее, но иногда разгорается и направляется на могущественных лиц вообще. Культ гениев — отзвук такого почитания царей и богов. Всюду, где есть стремление повысить отдельных людей до сверхчеловеческого ранга, возникает и склонность представлять себе целые слои населения более грубыми, низкими, чем они есть на самом деле.

462

Моя утопия. — При более совершенном общественном устройстве тяжёлая работа и житейские заботы будут предоставлены тем, кто меньше всего от них страдает, то есть наиболее тупым людям, и так понемногу вверх, вплоть до тех, кто восприимчивей всего к высшим, утончённейшим формам страдания, а потому страдает даже при наиболее благоприятных условиях жизни.

463

Одна иллюзия в учении об общественном перевороте. — Есть страстно увлечённые политической и социальной фантастикой люди, которые пламенно и красноречиво призывают к перевороту всех общественных порядков, веря в то, что в таком случае как бы сам собою немедленно воздвигнется самый величественный храм прекрасной гуманности. В этих опасных грёзах ещё слышны отзвуки суеверия Руссо, который верит в чудесную, изначальную, но как бы заваленную доброту человеческой природы, возлагая всю вину за это на установления культуры в обществе, государстве, воспитании. Увы, опыт истории показывает, что каждый такой переворот всякий раз воскрешает самые первобытные энергии в виде давно похороненных ужасов и разнузданности самых отдалённых эпох и что поэтому переворот, правда, может оказаться источником силы для утомлённого человечества, но никогда не будет привносить порядок, не будет зодчим, художником, усовершенствователем человеческой природы. — Оптимистический дух революции пробудили к жизни страстные глупости и полуложь Руссо, а не умеренная, склонная к упорядочиванию, очищению и перестройке натура Вольтера, — тот оптимистический дух, против которого я призываю: «Ecrasez l’infâme!»44«Раздавите гадину!» (фр.).. Это он надолго отогнал дух просвещения и постепенного развития: посмотрим-ка — каждый про себя, — можно ли ещё призвать его обратно!

464

Мера. — Полная решимость в мышлении и исследовании, то есть свободомыслие, став свойством характера, делает человека умеренным в действиях: ведь она ослабляет напористую алчность, притягивает к себе большое количество наличной энергии, позволяя решать умственные задачи, и вскрывает недостаточную пользу или бесполезность и опасность всех внезапных перемен.

465

Когда воскресает дух. — На политическом одре болезни народ обычно омолаживается сам собой, вновь обретая свой дух, который постепенно утратил в стяжании и укреплении власти. Культура обязана наивысшими своими достижениями временам политической слабости.

466

Новые мнения в старом доме. — Переворот в общественных институтах следует за переворотом во мнениях не сразу — нет, новые мнения долго живут в опустевшем и неуютном доме своих предшественников и даже консервируют его из-за нужды в жилище.

467

Школьное образование. — В больших государствах школьное образование будет самое большее посредственным — по той же причине, по какой в лучшем случае посредственно готовят на больших кухнях.

468

Невинная коррупция. — Во всех учреждениях, куда не доходит свежий воздух публичной критики, вырастает, словно гриб, невинная коррупция (как, к примеру, в научных сообществах и учёных советах).

469

Учёные в качестве политиков. — Учёным, которые становятся политиками, обычно выпадает комическая роль — им приходится быть чистой совестью своего политического направления.

470

Волк в овечьей шкуре. — В известных обстоятельствах почти каждому политику вдруг оказывается до того нужен один честный человек, что он, подобно изголодавшемуся волку, врывается в овчарню: но не затем, чтобы потом сожрать похищенного овна, а чтобы скрыться за его пушистою спиной.

471

Счастливые времена. — Счастливые времена в принципе невозможны потому, что людям по душе только желать их, но не жить в них, и каждому человеку, как только ему выпадают удачные дни, буквально приходится молить о тревогах и лишениях. Судьба человека уготовила ему счастливые мгновения — они бывают в каждой жизни, — но не счастливые времена. И всё-таки последние продолжают существовать в человеческом воображении в виде представления о том, что́ находится «за горами, за долами», этого наследия праотцев; ведь, вероятно, понятие счастливых времён с древнейшей поры выводилось из того состояния, когда человек предаётся отдыху, отчаянно устав на охоте и на войне, растягивается на земле и слышит вокруг себя трепет крыльев сна. Если человек, согласно этой древней привычке, думает, будто и после целых периодов нужды и трудов сможет приобщиться к такому состоянию счастья соответствующей интенсивности и длительности, то это ошибочное заключение.

472

Религия и правительство. — До тех пор, пока государство, или, точнее, правительство присваивает себе роль опекуна при несовершеннолетней толпе и в её интересах рассматривает вопрос, сохранять ли религию или покончить с нею, — в высшей степени вероятно, что оно всегда будет решать его в пользу сохранения религии. Ведь религия удовлетворяет потребности отдельных душ во времена утрат, лишений, страха, неуверенности в себе, то есть там, где правительство чувствует себя бессильным сделать что-нибудь непосредственно для облегчения душевных страданий частных лиц: ведь даже тогда, когда разражаются всеобщие, неизбежные и поначалу неотвратимые бедствия (массовый голод, денежные кризисы, войны), религия обеспечивает спокойное, терпеливое, доверчивое поведение толпы. Всюду, где человек проницательный замечает неизбежные или случайные изъяны в управлении государством либо опасные последствия династических интересов и где всё это ему претит, люди недалёкие увидят перст Божий и терпеливо подчинятся распоряжениям свыше (в каковом понятии обыкновенно сплавлены воедино человеческий и божественный образ правления): вот тогда-то и будет сохранено общественное согласие и непрерывность развития. Власть, основанная на единстве народного сознания, на одинаковых для всех мнениях и целях, защищена и санкционирована религией, не считая тех редких случаев, когда клир не может сойтись в цене с правительством и начинает с ним воевать. Как правило, государству удаётся перетянуть клир на свою сторону, поскольку оно нуждается в приватнейшем и глубочайшем воспитании душ, которым тот занимается, и умеет ценить слуг, по видимости и мнимо преследующих совершенно иную цель, нежели оно само. Без поддержки клира даже в наши дни никакой власти не стать «легитимной»: это понимал и Наполеон. — Таким-то образом абсолютное правление с опекунской функцией и заботливое сохранение религии неизбежно идут рука об руку. При этом можно предположить, что правящие лица и классы просвещены относительно пользы, которую приносит им религия, а, значит, в определённой степени чувствуют своё превосходство над нею, поскольку используют её как средство: по этой причине здесь и возникло свободомыслие. — А что, если верх начнёт брать то совершенно другое представление о правительстве, какое насаждается в демократических государствах? Если в нём видят не что иное как инструмент народной воли, не отличая верха от низа, а понимают его исключительно как функцию единственного суверена — народа? Тогда правительство может занять в отношении религии только ту же самую позицию, какую занимает народ; любое распространение просвещения непременно отзовётся и на представителях правительства, а использование и эксплуатация религиозных движущих сил и способов утешения в государственных целях станет делом не таким уж легко доступным (разве что могущественные партийные вожди будут какое-то время пользоваться влиянием, напоминающим влияние просвещённого деспотизма). Но когда государство уже не сможет себе позволить извлекать никакой пользы из самой религии или народ станет относиться к религиозным предметам уж очень по-разному, чтобы разрешать правительству один и тот же, единый подход в отношении религии, — то выходом неизбежно будет рассматривать религию как частное дело, доверив её совести и привычке каждого человека. Первым следствием этого окажется то, что религиозное чувство усилится, поскольку его потайные и подавленные порывы, которые государство сознательно или бессознательно душило, теперь прорываются на поверхность и доходят до крайних проявлений. Позднее получится так, что религия заглушена разросшимися сектами и что драконовы зубы будут в изобилии посеяны в тот момент, когда религию сделают частным делом. Зрелище раздоров, взаимное враждебное разоблачение всех изъянов различных конфессий не оставит в конце концов для всякого, кто получше и одарённей, другого выхода, чем сделать своим частным делом иррелигиозность: такой образ мыслей возьмёт верх и в умах правящих лиц и почти против их воли придаст их распоряжениям враждебный религии характер. Как только это произойдёт, настроение всё ещё остающихся религиозными людей, которые прежде поклонялись государству как чему-то наполовину или полностью священному, превратится в решительно враждебное государству; они станут внимательно следить за действиями правительства, пытаться мешать им, пресекать их, сеять смуту, насколько смогут, и таким путём, то есть своим яростным протестом, доведут противную, иррелигиозную сторону до чуть ли не фанатичной поддержки государства; а подспудно это усилится ещё и тем, что с момента разрыва с религией души в этих кругах чувствуют в себе какую-то пустоту и своей преданностью государству пытаются создать паллиатив, своего рода заполнитель такой пустоты. После этих промежуточных боёв, вероятно, весьма длительных, наконец-то определится, достаточно ли ещё сильны религиозные партии, чтобы воскресить старое состояние и повернуть назад колесо: в таком случае просвещённый деспотизм (возможно, менее просвещённый и более пугливый, чем прежде) неизбежно приберёт к рукам государство, — или же безрелигиозные партии пробьют себе путь, подорвут и в конце концов за несколько поколений (скажем, через школу и воспитание) сделают невозможным распространение враждебного себе направления. Но тогда и у них ослабнет упомянутое стремление поддерживать государство: станет всё яснее, что вместе с тем религиозным преклонением, для которого государство было таинством, надмирным установлением, будет подорвано даже самое почтительное, трепетное отношение к нему. Отныне частные лица будут видеть в нём лишь ту сторону, где оно может быть для них полезным либо вредным, и всеми способами стараться приобрести влияние на него. Но вскоре эта конкуренция станет чрезмерной, люди и партии будут сменять друг друга слишком скоро, слишком яростно свергать друг друга с вершины, едва взобравшись наверх. Всем мерам, предпринимаемым правительством, не будет хватать гарантий долговечности; людей будут отпугивать те начинания, которые должны тихо осуществляться десятилетиями, столетиями, чтобы дать созревшие плоды. Никто не станет чувствовать перед законом иного обязательства, кроме того, чтобы на миг подчиниться властной силе, издавшей этот закон: но сразу после этого начнут предприниматься попытки подорвать его с помощью какой-нибудь новой силы, вновь образованного большинства. Напоследок — можно утверждать это с уверенностью — недоверие ко всякому управлению, понимание бесполезности и изнурительности этих одышливых схваток подтолкнут людей к совершенно новому решению: к упразднению понятия государства, к устранению противоположности «частное — общественное». Самодеятельные сообщества мало-помалу возьмут на себя дела государства: даже самый неподатливый элемент, который ещё останется от старой административной работы (скажем, те меры, которые должны обезопасить одних частных лиц от других), когда-нибудь в конце концов перейдёт под контроль частных предпринимателей. Презрение к государству, его упадок и смерть государства, раскрепощение частных лиц (не хочу говорить «индивидуума») — логическое следствие демократического понятия государства; в этом и состоит его миссия. Как только оно выполнит свою задачу — в коей, как и во всём человеческом, скрывается много разумного и неразумного, — исчезнут все рецидивы старой болезни и откроется новая страница в книге басен человечества, где можно будет прочесть всевозможные причудливые истории, а, может быть, и кое-что хорошее. — А теперь кратко подытожим всё сказанное: интересы правительства-опекуна и интересы религии идут рука об руку, так что когда последняя начинает отмирать, сотрясаются и основы государства. Вера в божественный порядок политических дел, в таинство, заключённое в существовании государства, — религиозного происхождения: когда исчезнет религия, государство неминуемо потеряет своё древнее покрывало Изиды и перестанет возбуждать почтение к себе. Суверенитет народа при ближайшем рассмотрении оказывается пригодным, чтобы развеять остатки чар и суеверий в сфере этих чувств; современная демократия — это историческая форма гибели государства. — Но перспектива, которую открывает эта верная гибель, злосчастна отнюдь не в любом отношении: смышлёность и корыстолюбие людей — самые сильные из их свойств; когда государство перестанет отвечать требованиям этих качеств, хаос наступит с наименьшей вероятностью, — напротив, победу над государством одержит ещё более целесообразная выдумка, чем та, какой было государство. Человечество уже видело гибель нескольких организующих властных сил — к примеру, силы половых корпораций, которая на протяжении тысячелетий была куда более могущественной, нежели сила семьи, и правила, вносила порядок уже задолго до её возникновения. Мы и сами видим, как та важная идея семейного права, семейной власти, которая некогда господствовала всюду в жизни римлян, становится всё бледнее и бессильнее. Так и какое-нибудь из будущих поколений увидит, как в отдельных регионах планеты государство теряет своё значение, — идея, которая внушает страх и отвращение у многих современных людей. Работать над распространением и реализацией этой идеи — дело, правда, совсем другое: надо с большим самомнением относиться к своему разуму и скверно разбираться в истории, чтобы уже сейчас браться за плуг, — сейчас, когда ещё никто не в состоянии показать, какие же семена следует бросить потом во вспоротую почву. Так доверимся же «смышлёности и корыстолюбию людей», благодаря которым государство сейчас пока ещё сохраняется на порядочный срок, а разрушительные попытки слишком ревностных и опрометчивых дилетантов отражаются!

473

Социализм в отношении своих средств. — Социализм — впавший в фантастику младший брат почти уже отмершего деспотизма, которому он хочет наследовать; стало быть, его устремления в глубочайшем смысле слова реакционны. Ведь он жаждет такой полноты государственной власти, какая была когда-то только у деспотизма, мало того, он ещё ревностнее всех своих предшественников в том, что добивается прямо-таки уничтожения индивида: последний кажется ему как бы неоправданной роскошью природы, и социализм чувствует себя обязанным исправить его, превратив в целесообразный орган общества. В силу родственных связей он всегда крутится возле власти во всех её крайних проявлениях, как древний типичный социалист Платон — при дворе сицилийского тиранна; он одобряет цезарианское государство силы нынешнего века (а при случае и помогает ему), поскольку, как уже сказано, хотел бы наследовать ему. Но даже этого наследства не хватило бы ему, чтобы добиться своих целей: ему нужно всеверноподданейшее раболепие всех граждан перед абсолютным государством, какому ещё не было примеров в истории; а поскольку ему уже не приходится рассчитывать даже на древний религиозный пиетет перед государством, напротив, он невольно вынужден беспрестанно радеть о его устранении — ведь он радеет о устранении всех существующих государств, — то он смеет надеяться лишь на краткое существование там и сям с помощью крайнего терроризма. Поэтому втихомолку он готовится к власти через террор и вбивает полуобразованным массам в голову слово «справедливость», словно гвоздь, чтобы совершенно лишить их рассудка (а этот рассудок уже и так сильно пострадал от полуобразованности) и дать им чистую совесть в грязной игре, которую они должны сыграть. — Социализм может пригодиться для того, чтобы вполне брутально и убедительно показать опасность любой концентрации государственной власти и в этом смысле даже внушить недоверие к государству. Когда его сиплый голос вольётся в общий боевой клич «как можно больше государства», этот последний поначалу становится громче, чем когда-либо прежде; но вскоре с тем большею силой вместе с ним начинает звучать и противоположный клич: «как можно меньше государства».

474

Государство боится умственного прогресса. — Греческий полис, как и всякая организующая политическая власть, недоверчиво отстранялся от роста образованности; его основное властное стремление оказывалось почти парализующим и тормозящим в отношении последнего. Он не желал признавать истории, развития в сфере образования; закреплённое в государственном законе воспитание было обязательным для всех поколений и удерживало их на одной ступени. Позднее и Платон не предусматривал для своего идеального государства ничего иного. Стало быть, образование развилось вопреки полису: правда, косвенно и против своей воли последний тоже содействовал ему, ведь индивидуальное честолюбие поощрялось в полисе в величайшей степени, и гражданин, раз оказавшись на стезе умственного совершенствования, стремился продвинуться как можно дальше и по ней. Ссылаться для опровержения этого на панегирик Перикла нельзя: ведь он — всего лишь великая оптимистическая грёза о якобы неизбежной связи полиса и афинской культуры; прямо перед тем, как ночь сошла на Афины (чума и разрыв традиции), Фукидид дал ещё раз просиять ей, словно просветляющему закату, заставляющему забыть о предшествовавшем ему скверном дне.

475

Европейцы и упразднение наций. — Торговля и промышленность, обращение книг и писем, общность всей высшей культуры, быстрая смена мест и местностей, нынешняя кочевническая жизнь всех, кто не владеет земельным наделом, — эти условия неизбежно влекут за собою подрыв и в перспективе упразднение наций, по крайней мере европейских: поэтому вследствие постоянных скрещиваний из них из всех должна возникнуть смешанная раса — раса европейцев. Нынче этой перспективе сознательно или бессознательно противодействует обособление наций как результат раздувания национальной розни, но тем не менее этот процесс смешения медленно идёт вперёд вопреки названным временным противоположным тенденциям: этот искусственный национализм, кстати, столь же опасен, как некогда был опасен искусственный католицизм, ведь он по своей сути есть насильно введённое чрезвычайное, осадное положение, объявленное немногими для многих, и чтобы сохранить респектабельность, нуждается в коварстве, лжи и насилии. К этому национализму толкает не интерес многих (то есть народов), как, пожалуй, говорят, а прежде всего интерес определённых монархических династий, затем — определённых торговых и общественных слоёв; тот, кто уже понял это, должен, не робея, показывать себя хорошим европейцем и на деле способствовать слиянию наций: а помочь в этом благодаря своей издревле засвидетельствованной способности быть толмачами и посредниками народов могут немцы. — Между прочим: вся еврейская проблема существует только в рамках национальных государств, поскольку там их энергичность и более высокие умственные способности, капитал ума и воли, скоплённый ими из поколения в поколение в исторически длительной школе страданий, повсюду, очевидно, дают им преимущество, возбуждая зависть и ненависть, почему почти во всех теперешних нациях всё растёт литературное бесчинство — причём чем более национальными они себя опять-таки выставляют — стремление заклать евреев как козлов отпущения за всевозможное явное и тайное зло. Как только речь пойдёт уже не о консервации наций, а о возникновении как можно более сильной европейской общей расы, евреи в качестве её ингредиента будут пригодны для этого и желательны, так же как и остатки любой другой нации. Неприятные, даже опасные качества есть у каждой нации, у каждого человека; было бы жестоко требовать, чтобы евреи составляли тут исключение. У них эти качества могут быть опасными и отталкивающими даже в особенной степени, и, возможно, тип молоденького еврея-биржевика — самое отвратительное изобретение человеческого рода вообще. И всё-таки хотел бы я знать, сколь многое следует, подводя итог его истории, простить народу, который, не без нашей общей вины, страдал больше других народов и которому людской род обязан самым благородным человеком (Христом), самым чистым мудрецом (Спинозой), самой могучей книгой и самым действенным нравственным законом в мире. И вот что ещё: в мрачнейшие времена средневековья, когда над Европой тяжко нависли азиатские тучи, именно еврейские свободомыслящие, учёные и врачи, невзирая на жесточайший персональный гнёт, твёрдо держали знамя просвещения и духовной независимости и обороняли Европу от Азии; не в последнюю очередь их усилиям мы обязаны тем, что в конце концов снова восторжествовало более естественное, более разумное и уж во всяком случае немифическое объяснение мира и что круг культуры, связывающий нас сейчас с просвещением греко-римской античности, остался неразорванным. Если христианство сделало всё, чтобы превратить Запад в Восток, то еврейская культура много содействовала его постоянному возвращению к себе: а это в определённом смысле значит то же, что превращение задания и истории Европы в продолжение задания и истории греков.

476

Мнимое превосходство Средних веков. — Церковь средневековья была институтом с абсолютно универсальной, объемлющей собою всё человечество целью, да к тому же такой, которая — иллюзорно — относилась к наивысшим его интересам: в сравнении с нею цели государств и наций, очевидные из новейшей истории, производят гнетущее впечатление; они кажутся мелочными, низменными, материальными, пространственно ограниченными. Но это различное впечатление, производимое на воображение, отнюдь не должно определять наше суждение; ведь названный универсальный институт соответствовал выдуманным, основанным на фикциях потребностям, каковые ему приходилось порождать там, где их ещё не было (потребность в спасении); новые институты помогают выходить из реальных бед; и придёт время, когда возникнут институты, которые будут служить общим подлинным потребностям всех людей и вытеснят в тень и забвение свой фантастический прообраз — католическую церковь.

477

Войны неизбежны. — Только болезненное мечтательство и прекраснодушие могут ждать от человечества ещё многого (а не то и: как раз многого), если оно разучится вести войны. Покамест мы не знаем никакого другого способа, которым можно так же сильно и уверенно, как делает всякая большая война, сообщить утомлённым народам такую грубую энергию бивака, такую глубокую безличную ненависть, такое хладнокровие убийцы с чистой совестью, такой коллективный, организующий пыл в уничтожении врага, такое гордое безразличие к великим утратам, к собственной жизни и к жизням приятелей, такое глубинное, подобное подземным толчкам, потрясение души: пробивающиеся отсюда ручьи и реки, правда, катящие с собою камни и всякого рода нечистоты и уничтожающие луга нежных культур, потом, при благоприятных обстоятельствах, будут с новой силой вращать приводные колёса в мастерских духа. Культура никак не может обходиться без страстей, пороков и зла. — Когда римляне при императорах несколько устали от войн, они попробовали обрести новые силы в травле зверей, гладиаторских боях и гонениях на христиан. Нынешние англичане, которые в общем тоже, кажется, отреклись от войны, хватаются за другое средство, чтобы воскресить эти исчезающие силы: все эти исследовательские экспедиции, мореплаванья, горовосхождения, предпринимаемые как будто бы в научных целях, на самом деле нужны им для того, чтобы в числе прочего привезти домой силу, возросшую во всякого рода приключениях и опасностях. Отыщется ещё множество подобных суррогатов войны, но, вероятно, благодаря им будет всё яснее, что такое высоко цивилизованное, а потому неизбежно утомлённое человечество, которое представляют сегодняшние европейцы, нуждается не просто в войнах, а в войнах величайших и ужаснейших, то есть во временных рецидивах варварства, чтобы, совершенствуя инструменты культуры, не лишиться своей культуры и самого своего существования.

478

Трудолюбие северян и южан. — Трудолюбие возникает двумя совершенно различными способами. На Юге ремесленники становятся трудолюбивыми не из желания разбогатеть, а от постоянной бедности других. Кузнец прилежен, потому что всегда приходит человек, чтобы подковать лошадь или починить телегу. Если бы не пришёл никто, он слонялся бы по рынку. Прокормиться в плодородной стране нетрудно, трудиться для этого надо очень немного и уж во всяком случае не нужно трудолюбие; в конце концов, там можно попрошайничать и быть довольным жизнью. — А вот за трудолюбием английских рабочих стоит стремление заработать больше: оно понимает себя и свою цель и через обладание стремится к силе, через силу — к максимальной свободе и личной респектабельности.

479

Богатство как источник аристократии. — Богатство неизбежно порождает в расе аристократию, потому что позволяет выбирать самых красивых женщин, оплачивать лучших учителей, даёт человеку возможность соблюдать опрятность, время для физических упражнений и главным образом помогает избегать отупляющего физического труда. В этом смысле оно создаёт все условия, чтобы за несколько поколений научить людей благородным и красивым движениям, даже поступкам: у них более свободные чувства, в их поведении нет убогой мелочности, унижённости перед работодателем, экономии на грошах. — Именно эти негативные качества — самый щедрый дар судьбы молодым людям; ведь человек совсем уж бедный обычно губит себя душевным благородством, он не преуспевает и ничего не зарабатывает, а потому его род нежизнеспособен. — Тут, правда, надо учесть, что богатство оказывает почти то же воздействие на человека, тратит ли он три сотни или тридцать тысяч талеров в год: тогда благоприятствующие условия уже существенно не улучшаются. Но иметь меньше средств, попрошайничать, словно мальчишка, и унижаться — это ужасно: хотя для таких, что ищут своё счастье в блеске дворов, в подчинении людям могущественным и влиятельным или стремятся стать церковными иерархами, это может быть верным началом пути. (— Тогда они учатся, согнувшись, пролезать в тайные коридоры покровительства.)

480

Зависть и косность в разных направлениях. — Две враждебные партии, социалистическая и националистическая — или как там они ещё называются в разных европейских странах, — друг друга стоят: зависть и леность — движущие силы той и другой. В одном лагере хотят как можно меньше работать руками, в другом — головой; в последнем ненавидят выдающихся, самородных одиночек и завидуют им — одиночкам, которые по своей воле не встанут в общий строй, чтобы усилить массовое воздействие; в первом — лучшую, стоящую в более благоприятных внешних условиях общественную касту, чья подлинная задача, производство высших культурных благ, делает внутреннюю жизнь тем более тяжкой и болезненной. Правда, если удастся сделать упомянутый дух массового воздействия духом высших классов общества, то социалистические толпы будут совершенно правы, если и внешне попытаются уравнять себя с теми, ведь внутренне, умом и душой, они уже уравнялись друг с другом. — Будьте высшими людьми и постоянно творите дела высшей культуры — тогда всё живое признает вашу правоту, а общественный порядок, который вы возглавляете, будет неуязвим ни для злого взгляда, ни для злой руки!

481

Большая политика и убытки от неё. — Как народы несут величайшие убытки, какие несёт с собою война и подготовка к войне, не вследствие военных издержек, остановок в торговле и жизни вообще, а также не из-за содержания постоянных армий — как бы ни были велики эти убытки теперь, когда восемь европейских государств тратят на это сумму от двух до трёх миллиардов, — а в результате того, что огромное число самых дельных, сильных, работящих мужчин каждый год отрываются от своих дел и профессий, чтобы стать солдатами: таким же образом народ, замахивающийся на большую политику, на ведущую роль среди могущественных держав, несёт величайшие убытки не в том, в чём их обыкновенно видят. Несомненно, что начиная с этого момента он постоянно жертвует на «алтарь отечества» или в пользу национального честолюбия множество самых отборных талантов, в то время как прежде перед этими талантами, которых теперь поглощает политика, были открыты другие сферы деятельности. Но в стороне от этих общественных гекатомб идёт куда более ужасная, нежели они, драма, беспрестанно разыгрывающаяся одновременно в сотнях тысяч актов: каждым дельным, работящим, умным, честолюбивым мужчиной в таком вожделеющем политических лавров народе овладевает это вожделение, и он уже не отдаётся своему собственному делу полностью, как раньше: ежедневно возникающие новые проблемы и заботы общественного блага поглощают ежедневную прибыль от умственного и душевного капитала каждого гражданина — и сумма всех этих жертв и убытков индивидуальной энергии и труда настолько чудовищна, что политическое процветание народа почти неизбежно влечёт за собою умственное обнищание и утомление, снижает эффективность работы, требующей большой концентрации и специализации. Наконец, можно задаться вопросом: окупается ли всё это пышное процветание национального коллектива (а ведь оно проявляется лишь в виде страха других государств перед новым колоссом и их принуждения к благоприятствованию национальной торговле и финансам), если этому грубому и пёстро-переливающемуся цветку нации должны приноситься в жертву всё более благородные, нежные, умственно развитые растения и насаждения, которых доселе в таком изобилии порождала её земля?

482

Ради повторения. — Разделять общественные мнения — значит лениться душой.{68}

Девятый раздел. Человек наедине с собой


483

Враги истины. — Убеждения — более опасные враги истины, чем ложь.

484

Шиворот-навыворот. — Когда мыслитель выдвигает неприятное для нас положение, его критикуют сильнее; а ведь разумней делать это, когда его тезис нам льстит.

485

С характером. — Куда чаще кажется, что у человека сильный характер, если он всегда следует своему темпераменту, чем если всегда следует своим принципам.

486

То одно, что только и нужно. — Нужно, чтобы было одно: либо характер, лёгкий от природы, либо характер, полегчавший от искусства и знания.

487

Страсть к делу. — Кто направляет свою страсть на дело (науки, государственное благо, интересы культуры, искусства), тот отнимает много жара у своей страсти к людям (даже если они представляют названные дела, как, скажем, государственные деятели, философы, художники — представители своих творений).

488

Покой в деятельности. — Подобно тому как водопад по мере своего падения становится более медленным и плавным, и великие деятели обычно действуют с большим спокойствием, чем можно было ждать, глядя на их бурную жажду дела перед делом.

489

Не слишком глубоко. — Люди, которые постигают свой предмет на всю его глубину, редко хранят ему верность навсегда. Ведь они вывели глубину на поверхность, а в таких случаях всегда становится видно много скверного.

490

Иллюзия идеалистов. — Все идеалисты воображают, будто дело, которому они служат, значительно лучше, чем все другие дела в мире, и не могут поверить, что если бы их делу вообще суждено было сбыться, то для этого понадобился бы точно тот же дурно пахнущий навоз, который необходим и для всех других человеческих начинаний.

491

Самонаблюдение. — Человек очень надёжно защищён от самого себя, от разведки и осады себя самого, и обычно в состоянии воспринять не больше, чем свои передовые укрепления. Сама крепость ему недоступна, даже незрима, разве что друзья и враги сыграют роль предателей и проведут его внутрь потайными ходами.

492

Верно выбранная профессия. — Мужчины редко уживаются с профессией, относительно которой не верят или не слишком-то верят, что она, по сути, важнее всех прочих. Так же дело обстоит у женщин с их любовниками.

493

Благородный образ мыслей. — Благородный образ мыслей состоит по большей части из добродушия и дефицита недоверия — значит, он содержит в себе как раз то, о чём так любят с чувством превосходства и с издёвкой распространяться люди корыстолюбивые и удачливые.

494

Цель и пути. — Многие упорствуют в отношении однажды проложенного пути, немногие — в отношении цели.

495

Что возмущает в индивидуальном образе жизни. — Все явно индивидуальные поступки в жизни настраивают людей против того, кто их совершает; необычное поведение, которое тот себе позволяет, заставляет их как существ обычных чувствовать унижение.

496

Привилегия великих. — Дать людям почувствовать себя на седьмом небе от счастья, одарив их малым, — вот привилегия великих.

497

Невольно благородный. — Человек даже невольно ведёт себя благородно, если привык ничего не требовать от людей, а только давать им.

498

Условие героизма. — Если кто-то решил сделаться героем, то надо, чтобы сначала змея стала драконом, иначе у него не будет настоящего противника.{69}

499

Друг. — Разделять с другим радости, а не сострадать ему, — вот что делает человека другом.

500

Использовать приливы и отливы. — В целях познания нужно уметь использовать тот внутренний поток, который влечёт нас к предмету, а через какое-то время — и тот, который нас от предмета уносит.

501

Радость сама по себе. — Говорят: «Радоваться сделанному делу»; но в действительности это просто радость посредством дела.

502

Скромник. — Кто скромен с людьми, тот проявляет тем больше высокомерия к предметам (городу, государству, обществу, эпохе, человечеству). На такой лад он мстит.

503

Зависть и ревность. — Зависть и ревность — срамные части человеческой души. Можно, очевидно, развивать это сравнение и дальше.

504

Самый благородный лицемер. — Никогда не говорить о себе — это очень благородное лицемерие.

505

Досада. — Досада — телесная болезнь, которая отнюдь не проходит только от того, что повод досадовать устранён задним числом.

506

Представители истины. — Правда реже всего находит себе представителей не тогда, когда говорить её опасно, а тогда, когда делать это скучно.

507

Ещё тягостней, чем враги. — Люди, в чьём благосклонном отношении к нам мы уверены не всегда, в то время как некоторые причины (к примеру, благодарность) обязывают нас поддерживать видимость безусловной симпатии к ним, мучают наше воображение куда сильнее, чем наши враги.

508

На природе. — Мы так любим бывать на природе потому, что у неё нет никакого мнения о нас.{70}

509

Каждый лучше в одном деле. — В условиях цивилизации каждый чувствует себя выше каждого другого хотя бы в одном деле: на этом и основана всеобщая благожелательность, ведь каждый человек — тот, кто при определённых обстоятельствах может помочь, а потому без стыда принимает чужую помощь и сам.

510

Основания для утешения. — Когда умирают близкие, основания для утешения бывают нужны человеку не столько для смягчения властной силы своей боли, сколько для извинения за то, что он утешился с такой лёгкостью.

511

Верность убеждениям. — Люди очень занятые хранят свои общие взгляды и точки зрения почти неизменными. То же и с каждым, кто служит идее: эту самую идею он не станет проверять никогда, для этого у него нет времени; мало того, идёт вразрез с его интересом даже вообще считать её подлежащей обсуждению.

512

Нравственность и количество. — Более высокая нравственность одного человека в сравнении с нравственностью другого сплошь да рядом состоит только в том, что цели первой количественно больше. А второго оставляют внизу занятия мелочами, в узком кругу жизни.

513

Жизнь как доход от жизни. — Как бы далеко человек ни раздвигал границы своего познания, каким бы объективным ни казался себе, в конце концов он не получает от жизни ничего, кроме собственной биографии.

514

Железная необходимость. — Железная необходимость — это такая вещь, что в ходе истории люди начинают понимать: она ни железная, ни необходимая.

515

Обосновано опытом. — Абсурдность вещи — ещё не довод против её существования, а, скорее, его условие.

516

Истина. — Теперь уж никто не умирает от смертоносных истин: есть слишком много противоядий.

517

Фундаментальное убеждение. — Нет никакой предустановленной гармонии между отстаиванием истины и благом человечества.

518

Человеческий жребий. — Кто мыслит поглубже, тот знает, что всегда не прав, как бы ни поступал и ни судил.

519

Истина как Цирцея. — Заблуждение превратило животное в человека; так может, истина в состоянии снова превратить человека в животное?

520

Угроза для нашей культуры. — Мы живём в эпоху, культуре которой угрожает гибель от инструментария культуры.

521

Быть великим — значит задавать направление. — Нет реки, которая была бы великой и полноводной сама по себе: такой её делает множество принимаемых и влекомых ею дальше притоков. То же и со всеми великими умами. Важно только, чтобы такой человек задавал направление, которому потом будут следовать многочисленные притоки, а не то, насколько его дар был скуден или изобилен с самого начала.

522

Немощная совесть.{71} — У людей, рассуждающих о своём значении для человечества, совесть немощна в отношении общей гражданской законопослушности в соблюдении договоров и обещаний.

523

Желание быть любимым. — Требование любви к себе — крайняя разновидность высокомерия.

524

Презрение к людям. — Самый недвусмысленный признак неуважения человека к другим людям состоит в том, что каждого он признаёт только как средство для достижения своих целей — или не признаёт вообще.

525

Сторонники из чувства противоречия. — Тот, кто довёл людей до белого каления против себя, тем самым получил и партию своих сторонников.

526

Забвение переживаний. — Кто много мыслит, и притом мыслит объективно, с лёгкостью забывает собственные переживания, но не с такой же лёгкостью — мысли, вызванные ими.

527

Устоявшееся мнение. — Один держится за мнение потому, что мнит, будто сам дошёл до него, другой — потому, что усвоил его с трудом и теперь гордится тем, что понял его: стало быть, оба делают это из тщеславия.

528

Светобоязнь. — Хороший поступок так же робко сторонится света, как и плохой: последний боится, что если о нём узнают, это повлечёт за собой боль (как наказание), первый — что исчезнет наслаждение (а именно то чистое наслаждение от самого себя, которое прекращается сразу, как только к нему добавляется удовлетворение тщеславия).

529

Долгота дня. — Когда человеку нужно многое рассовать, у дня появляется сотня карманов.

530

Гений тиранства. — Когда у человека в крови пылает неутолимая жажда пробиться в жизни путём тиранства и это пламя не угасает, то даже небольшое дарование (у политиков, художников) мало-помалу превращается в почти неодолимую природную силу.

531

Жизнь врага. — Тому, кто поддерживает в себе жизнь битвой с врагом, необходимо, чтобы тот оставался жив.

532

Что важнее. — Дело тёмное, необъяснённое кажется более важным, нежели светлое, объяснённое.

533

Оценка полученных услуг. — Услуги, оказанные нам кем-то, мы ценим по той значимости, какую им придаёт он, а не по той, какую они имеют для нас самих.

534

Несчастье. — Отличие, которое даёт человеку несчастье (как будто чувствовать себя счастливым — признак пошлости, непритязательности, дюжинности) так велико, что мы обыкновенно протестуем, когда нам говорят: «Как же Вы счастливы!».

535

У страха глаза велики. — Воображение страха — тот злобный обезьяноподобный бесёнок, что вспрыгивает человеку на спину как раз тогда, когда он уж и так несёт тяжелейший груз.

536

Чем ценны пошлые противники. — Иной раз не бросаешь дело только потому, что его противники продолжают быть пошлыми.

537

Ценность профессии. — Профессия делает человека бездумным; и в этом её величайшее благо. Ведь она — прикрытие, за которое можно законным образом отступить, когда нападают сомнения и заботы общего характера.

538

Талант. — У некоторых людей талант кажется меньшим, чем есть на самом деле, потому что они всегда ставили перед собою слишком большие задачи.

539

Юность. — Юность малоприятна, ведь в эту пору жизни невозможно или не нужно быть продуктивным в том или ином смысле.

540

Непомерные цели. — У того, кто публично ставит перед собой великие цели, но потом молча понимает, что сил у него не хватит, обычно не хватает сил и на то, чтобы публично отказаться от этих целей, и он неизбежно становится лицемером.

541

В потоке. — Сильные потоки волочат с собою много каменьев и веток, сильные умы — много глупых и путаных голов.

542

Опасности освобождения ума. — Когда человек всерьёз планирует освободить свой ум, то его страсти и вожделения тоже втихомолку надеются на этом выгадать.

543

Воплощение духа. — Если кто-то мыслит много и умно, то умным становится выражение не только его лица, но и тела.

544

Плохо видеть и плохо слышать. — Кто видит мало, видит всё меньше; кто плохо слышит, всегда слышит что-то в придачу.

545

Самодовольство тщеславия. — Человек тщеславный хочет не столько быть выдающимся, сколько чувствовать себя выдающимся, а потому не пренебрегает ни одним способом обмануть себя, перехитрить себя. Для него важнее всего на свете не мнение других, а своё мнение об их мнении.

546

Тщеславие в виде исключения. — Человек, обычно скромный, в виде исключения бывает тщеславным и падким на славу и восхваления, если болен телесно. В той мере, в какой он себя теряет, ему приходится восстанавливать себя из чужого мнения, извне.

547

«Одухотворённые». — Нет духа у того, кто взыскует духовности.

548

Намёк для партийных главарей. — Если оказывается возможным подтолкнуть людей к публичным признаниям в пользу чего-то, значит, их уже почти подвели и к внутреннему согласию с этим; ведь теперь они хотят, чтобы их считали последовательными.

549

Презрение. — Презрение других к себе человек переносит хуже, чем собственное презрение к себе.

550

Петля благодарности. — Есть рабские душонки, которые доводят свою признательность за оказанные им благодеяния до того, что сами удушают себя петлёю благодарности.

551

Приём для пророков. — Дабы предугадать образ действий обычных людей, нужно знать, что для избавления от неприятностей они всегда тратят минимум ума.

552

Единственное право человека. — Кто отклоняется от традиционного, становится жертвой чрезвычайного; кто хранит верность традиционному, становится его рабом. Гибнет человек в обоих случаях.

553

Опуститься ниже животного. — Когда человек ржёт со смеху, в пошлости он превосходит всех животных.

554

Дилетантизм. — Тот, кто плохо говорит на иностранном языке, получает от этого больше наслаждения, чем тот, кто владеет им хорошо. Так что удовольствие — привилегия дилетантов.

555

Опасная услужливость. — Есть люди, стремящиеся усложнить другим жизнь не по иной какой причине, а только чтобы после предложить им свои рецепты облегчения жизни, к примеру, своё христианство.

556

Прилежание и добросовестность. — Прилежание и добросовестность нередко оказываются антагонистами потому, что прилежание хочет сорвать плоды с деревьев кислыми, а добросовестность не трогает их слишком долго, так что они падают сами и разбиваются.

557

Подозревать. — Мы стараемся представить себе подозрительными людей, которых терпеть не можем.

558

Когда нет условий. — Многие всю жизнь ждут случая сделаться добрыми на свой лад.

559

Дефицит друзей. — Дефицит друзей у человека заставляет думать о его завистливости или высокомерии. Некоторые обязаны своими друзьями лишь тому счастливому обстоятельству, что не находят поводов для зависти.

560

Опасность избытка. — Обладая одним лишним талантом, человек часто чувствует себя более неуверенно, чем одного таланта недосчитываясь: вот так и стол лучше держится на трёх ножках, чем на четырёх.

561

Другим в пример. — Кто хочет дать хороший пример, должен добавлять к своей доблести чуточку шутовства: тогда ему можно подражать и в то же время чувствовать себя выше образца — людям это нравится.

562

Быть мишенью. — Злые слова других о нас часто относятся на самом деле не к нам самим, это проявления досады, раздражения, вызванных совсем иными причинами.

563

Лёгкое сожаление. — Неутолённые желания вызывают лишь лёгкое сожаление, если воображение приучилось обезображивать прошлое.

564

В опасности. — Ты только что пропустил перед собой карету — вот тут-то больше всего и рискуешь попасть под другую.

565

По голосу и роль. — Кому приходится говорить громче, чем он привык (скажем, обращаясь к человеку плохо слышащему или к большой аудитории), тот обычно преувеличивает то, о чём ему надо сообщить. — А кое-кто становится заговорщиком, злобным сплетником, интриганом только потому, что его голос лучше всего годится для нашёптыванья.

566

Любовь и ненависть. — Любовь и ненависть не слепы — они только ослеплены пламенем, которое несут с собою.

567

Выгодная вражда. — Люди, которые не умеют полностью раскрыть перед миром свои заслуги, пытаются навлечь на себя сильную вражду. Тогда для них утешение думать, что она стоит между заслугами и их признанием — и что некоторые другие тоже так думают: а это очень выгодно для их хорошей репутации.

568

Исповедь. — Исповедавшись другому, человек забывает свою вину, но этот другой её обычно не забывает.

569

Самодовольство. — Золотое руно самодовольства защищает от палок, но не от шпилек.

570

Тьма в пламени. — Себе пламя светит не так ярко, как другим, для которых горит: то же и с мудрецами.

571

Собственные мысли. — Первая же мысль, которая приходит нам в голову, когда нас неожиданно о чём-то спрашивают, обыкновенно бывает не нашей собственной, а расхожей, свойственной нашей касте, должности, происхождению; собственные мысли всплывают наверх редко.

572

Откуда берётся мужество. — Человек дюжинный мужествен и неуязвим, как герой, когда не видит опасности, когда он слеп на неё. И наоборот: единственное уязвимое место у героя — на спине, то есть там, где у него нет глаз.

573

Опасность во враче. — Надо быть рождённым для своего врача, иначе от своего врача и погибнешь.

574

Тщеславие от чудесного. — Кто трижды смело предсказал погоду, и предсказание сбылось, в глубине души немного верит в свой пророческий дар. Мы допускаем чудесное, иррациональное, если оно льстит нашей самооценке.

575

Профессия. — Профессия — костяк жизни.

576

Опасность личного влияния. — Тот, кто чувствует, что оказывает на другого сильное внутреннее влияние, должен предоставлять ему полную свободу, мало того, при случае смотреть сквозь пальцы на его неприязнь к себе и даже вызывать её: иначе он неизбежно наживёт себе врага.

577

Признать наследников. — Кто с самоотверженным чувством заложил основы чего-то великого, заботится воспитать себе наследников. Если во всех возможных продолжателях своего труда человек видит своих врагов и живёт в состоянии самообороны, это признак деспотической и неблагородной натуры.

578

Дилетантизм. — Дилетантизм покоряет людей сильнее, чем профессионализм: вещи известны ему более простыми, чем они есть, а потому его мнения оказываются более доходчивыми и убедительными.

579

Не годится в члены партии. — Кто много мыслит, не годится в члены партии: он слишком быстро выйдет из неё своими мыслями.

580

Скверная память. — Преимущество скверной памяти в том, что можно, словно впервые, много раз наслаждаться одними и теми же хорошими вещами.

581

Причинять себе боль. — Беспощадность мышления часто бывает признаком душевного беспокойства, жаждущего наркоза.

582

Мученики. — Последователи мучеников страдают больше, чем сами мученики.

583

Отсталое тщеславие. — Тщеславие некоторых людей, которым не следовало бы быть тщеславными, — это уцелевшая и пошедшая в рост привычка, сохранившаяся с той поры, когда у них ещё не было права верить в себя и они по грошику выклянчивали эту веру у других.

584

Punctum saliens45Суть (лат.).178 страсти. — Тот, кто вот-вот впадёт в гнев или в сильный любовный аффект, достигает точки, где душа полна, как сосуд: и всё-таки в него суждено влиться ещё одной капле воды — доброй воле к страсти (которую обычно называют также и злой). Достаточно этой крошечной точки — и сосуд переполнится.

585

Говорит негодование. — Люди — они что костры углежогов в лесу. Молодые люди становятся полезными, лишь после того как отпылают и обуглятся, подобно дровам. Пока они чадят и дымятся, они, возможно, интереснее, но бесполезны и уж слишком часто неприятны. — Человечество без пощады использует каждого индивида как топливо для своих великих машин: но на что тогда и машины, если все индивиды (то есть человечество) нужны только для того, чтобы они работали? Машины как самоцель — не это ли umana commedia46Человеческая комедия (ит.).?

586

О часовой стрелке жизни. — Жизнь состоит из редких отдельных моментов высочайшей ценности и из бессчётного числа промежутков между ними, когда в лучшем случае вокруг нас витают лишь тени тех моментов. Любовь, весна, всякая красивая мелодия, горы, луна, море — всё только раз говорит сердцу внятно, если вообще внятно говорит. Ведь у многих людей совсем не бывает таких моментов: они сами — промежутки и паузы в симфонии подлинной жизни.

587

Нападать или влиять. — Мы нередко совершаем ошибку, с лютой враждою относясь к тенденции, партии или эпохе, потому что случайно нам стали видны лишь их внешние стороны, их слабости или неизбежно присущие им «грехи их добродетелей», — возможно, по той причине, что мы прежде всего и сами были причастны к ним. Тогда мы отворачиваемся от них и пробуем идти в противоположном направлении; а ведь лучше всего было бы изыскивать в них либо формировать в себе сильные, хорошие стороны. Разумеется, чтобы содействовать становящемуся и несовершенному, требуется более проницательный взгляд и больше доброй воли, чем чтобы разглядеть его несовершенство и отречься от него.

588

Скромность. — Есть на свете истинная скромность (то есть понимание того, что мы не сами себя создали); и больше всего она подобает великому уму, ведь именно он-то и в состоянии постичь мысль о полной безответственности (даже за то хорошее, что он творит). Нескромность великого человека вызывает к себе ненависть не потому, что он сознаёт свою силу, а по той причине, что лишь хочет испытать свои силы, задевая других, обращаясь с ними, как с холопами, и посмотреть, сколько те будут терпеть. Обыкновенно это даже изобличает нехватку уверенности в своих силах, а потому заставляет людей сомневаться в его величии. В этом смысле нескромность — вещь весьма вредная с точки зрения благоразумия.

589

Первая мысль с утра. — Лучший способ хорошо начинать каждый день таков: проснувшись, подумать о том, нельзя ли за этот день доставить радость хоть одному человеку. Если бы это смогло заменить собою религиозную привычку молиться, ближние от такой замены получили бы только выгоду.

590

Высокомерие как последнее утешение. — Если неудачу, собственный умственный изъян, свою болезнь человек объясняет себе, усматривая в них предначертанную ему судьбу, ниспосланное ему испытание или таинственную кару за содеянное прежде, то тем самым делается интересным в собственных глазах и в своём воображении возвышается над ближними. Возгордившийся грешник — фигура, известная во всех религиозных сектах.

591

Как вырастает счастье. — Прямо возле мировой скорби, а сплошь да рядом на её вулканической почве, человек разбил свои крошечные садики счастья; и глядеть ли на жизнь глазами того, кто ищет в существовании одного лишь познания, или того, кто капитулировал перед нею и признаёт своё бессилие, или того, кто радуется, преодолев её тяжесть, — всюду рядом с бедою он обнаружит несколько всходов счастья — причём счастья будет тем больше, чем более вулканическая под ним почва, — и было бы даже смешно сказать здесь, что этим счастьем оправдано и само страдание.

592

Дорогой предков. — Человек поступает правильно, если развивает в себе талант, на который его отец или дед потратили столько усилий, не обращая его на что-то совсем другое; иначе он лишает себя возможности достичь совершенства в каком-нибудь ремесле. Поэтому пословица и гласит: «Какой дорогой тебе скакать? — Дорогой предков».

593

Тщеславие и честолюбие как воспитатели. — Покуда человек ещё не сделался орудием всеобщей человеческой пользы, его может мучить честолюбие; но как только эта цель достигнута, он, словно машина, неизбежно начинает работать на всеобщее благо, и тогда может стать тщеславным; когда честолюбие закончит грубую работу над ним (сделает его полезным), тщеславие сделает его более человечным в мелких масштабах, более общительным, более терпимым, более снисходительным.

594

Новички в философии. — Человек только что усвоил мудрость какого-нибудь философа — и вот уже расхаживает по улицам с чувством, будто родился заново и сделался великим; ведь он видит вокруг только таких, которым эта мудрость неведома, и, стало быть, должен изложить какое-то новое, дотоле неизвестное мнение обо всём на свете: признав свод законов, он теперь думает, будто обязан и держать себя, как судья.

595

Симпатия через антипатию. — Люди, предпочитающие выделяться, вызывая к себе антипатию, жаждут того же самого, что и те, которые не хотят выделяться, но хотят нравиться, — только в гораздо большей степени и косвенно, через этап, когда мнимо отдаляются от своей цели. Они хотят влияния и власти, а потому демонстрируют своё превосходство, даже таким образом, что кажутся неприятными; ведь им известно, что тот, кто наконец оказывается у власти, нравится людям чуть ли не во всех своих делах и словах, и что даже если не нравится, всё равно кажется симпатичным. — Свободные умы, также как и верующие, хотят власти, чтобы когда-нибудь благодаря ей понравиться; если им из-за их доктрины грозят злосчастья, преследования, темница, казнь, они ликуют при мысли о том, что этим путём их доктрина запечатлеется в человечестве навсегда; они примиряются с мучениями как с болезненным, но сильным, хотя и поздно подействовавшим способом всё-таки добиться власти.

596

Casus belli47повод для объявления войны (лат.). и тому подобное. — Монарх, изыскивающий какой-нибудь casus belli для уже заранее принятого решения начать с соседом войну, подобен отцу, приводящему к своему ребёнку мачеху, которая отныне должна считаться его матерью. А не такие же вот мачехи — и почти все публично объявленные мотивы наших поступков?

597

Страсть и право. — Никто не говорит о своих правах с большею страстью, чем человек, в глубине души сомневающийся в них. Привлекая страсть на свою сторону, он хочет усыпить разум и его сомнения: таким путём он обретает чистую совесть, а с нею вместе и успех среди ближних.

598

Уловка отречения. — Тот, кто протестует против брака на манер католических священников, хочет понимать его в самом низменном и пошлом смысле. Точно так же тот, кто отклоняет от себя воздаваемую современниками честь, придаёт ей низкий смысл; таким путём он облегчает себе отказ от неё и сопротивление. Да и вообще, тот, кто в целом отказывает себе во многом, в мелочах с лёгкостью отпускает себе грехи. Вполне вероятно, что тот, кто поднялся над одобрением современников, всё-таки не станет отказывать себе в удовлетворении мелкого тщеславия.

599

Возрастные ступени высокомерия. — У людей одарённых период настоящего высокомерия лежит в возрасте между двадцатью шестью и тридцатью годами; это пора первой зрелости, но ещё с очень заметным кислым привкусом. Исходя из своего самоощущения, они требуют почёта и смирения от людей, которые мало или вообще ничего не знают об их внутреннем богатстве, и поскольку те поначалу никак не реагируют, то они мстят теми взглядами, теми жестами высокомерия, тем тоном голоса, что тонкий слух и зрение распознают во всех достижениях этого возраста, будь то поэтические, философские, живописные или музыкальные творения. Люди постарше, бывалые, при этом усмехаются, с умилением вспоминая этот прекрасный возраст, когда человек злится на свой удел — быть таким значительным и казаться таким невзрачным. Позже он и впрямь начинает казаться чем-то большим — но утратив добрую веру в то, что является чем-то значительным: так пускай же он на всю жизнь останется неисправимым шутом тщеславия.

600

Иллюзия опоры. — Бывает, чтобы пройти по краю пропасти или перейти по доске через глубокий ручей, нужны какие-то перила — но не для того, чтобы ухватиться за них, ведь тогда они обрушатся, и мы вместе с ними, — а чтобы дать глазам ощущение надёжной опоры: вот так же в ранней юности нам нужны такие люди, которые бессознательно могут послужить нам такими перилами. Нет никакого сомнения — они не помогли бы нам, если бы мы в минуту большой опасности и впрямь захотели бы на них опереться, но они дают успокоительное ощущение того, что защита близко (это, к примеру, отцы, учителя, друзья, какими все они обычно и бывают).

601

Учиться любить. — Надо учиться любить, учиться доброте, и притом с юных лет; если воспитание и случай не дают нам возможности развить в себе эти чувства, то душа наша сохнет и становится неспособной даже хотя бы понимать эти нежные выдумки людей мягких. Точно так же нужно обучать и кормить ненависть, если человек хочет стать порядочным ненавистником: иначе мало-помалу погибнет даже зародыш ненависти.

602

Руины как украшение. — Люди, прошедшие через множество духовных трансформаций, сохраняют некоторые взгляды и привычки прежнего состояния своей души, которые потом высятся среди их нового мышления и поведения, словно остатки баснословной древности и замшелых каменных стен: нередко они украшают собою весь ландшафт.

603

Любовь и честь. — Любовь жаждет, страх избегает. Вот почему невозможно, чтобы один и тот же человек зараз любил и почитал другого — по крайней мере, в один и тот же период времени. Ведь тот, кто чтит, признаёт власть, а это значит, что боится её: он находится в состоянии почитания{72}. А любовь не признаёт власти, не признаёт ничего, что разделяет, выделяет, ставит выше или ниже. Она не знает почтения, и потому честолюбивые люди тайком или открыто противятся тому, чтобы их любили.

604

Предубеждение в пользу холодных людей. — Люди, которые быстро воспламеняются, быстро и остывают, а потому в целом ненадёжны. По этой причине сложилось предубеждение, благоприятное для всех, кто неизменно холоден или таким представляется, — будто эти люди внушают сугубое доверие, будто они надёжны: их путают с теми, кто воспламеняется долго, но долго и горит.

605

Опасное в свободе мнений. — Лёгкая доступность свободы мнений сообщает раздражение, как бы некий зуд; если человек поддаётся ему, он принимается чесаться, пока, наконец, не начешет себе открытую болезненную рану, иными словами, пока свобода мнений не начнёт сминать, терзать нашу жизненную позицию, наши человеческие связи.

606

Жажда сильной боли. — Страсть, миновав, оставляет по себе смутную тоску по себе самой и в последний миг бросает взгляд, полный соблазна. Видимо, всё-таки это было своего рода наслаждением — испытывать на себе удары её бича. Ощущения более умеренные в сравнении с нею кажутся пресными; ярая мука нам, вероятно, всё же милее, чем вялое наслаждение.

607

Досада на других и на мир. — Когда мы, что случается так часто, вымещаем свою досаду на другом, хотя на самом-то деле досадуем на себя, то, по сути, хотим напустить туману и обмануть собственный разум: мы a posteriori48основанный на опыте (лат.). стремимся мотивировать эту досаду ошибками, изъянами других и таким образом не смотреть на себя самих. — Люди истово верующие, себе самим неумолимые судьи, в то же время больше всех говорили о сквернах человечества вообще; не бывало ещё на свете ни одного святого, который оставлял за собою право на грехи, а за другими — на добродетели, как не бывало и человека, который, согласно предписанию Будды, скрывал бы от людей свои хорошие стороны и выставлял бы на обозрение только плохие.

608

Смешение причины и следствия. — Бессознательно мы ищем принципы и догмы, соответствующие нашему темпераменту, и дело в конце концов выглядит так, будто эти принципы и догмы создали наш характер, придали ему устойчивость и определённость: а ведь произошло-то как раз обратное. Наше мышление и суждения должны, как нам представляется, сделаться задним числом причиной нашего характера: но фактически наш характер — причина того, что мы мыслим и судим так-то и так-то. — А что принуждает нас играть эту почти бессознательную комедию? Косность и леность, не в последнюю же очередь — тщеславное желание казаться абсолютно цельными, едиными в характере и мышлении: ведь это завоёвывает уважение, даёт доверие к себе и власть.

609

Возраст и истина. — Молодые люди любят интересное и особенное, всё равно, истинно оно или ложно. Умам более зрелым нравится в истине то, что в ней есть интересного и особенного. Наконец, вполне зрелые умы любят истину даже там, где она кажется скромной и простой — и вызывает зевоту у людей дюжинных, — поскольку заметили, что высшее, чем она владеет в уме, истина обыкновенно высказывает с наивным видом.

610

Люди как плохие поэты. — Как плохие поэты во второй половине стиха подыскивают мысль для рифмы, так люди во второй половине жизни, обычно становясь боязливей, выбирают поступки, позиции, отношения, подходящие к поступкам, позициям, отношениям своей прежней жизни, чтобы добиваться внешней благозвучной гармонии: но жизнью их уже не руководит одна сильная мысль, всё вновь направляя её, — место этой мысли заступает желание подыскать рифму.

611

Скука и игра. — Потребность принуждает нас к труду, результатами которого она удовлетворяется; всё новое пробуждение потребностей приучает нас к труду. В промежутках же, когда потребности удовлетворены и как бы спят, на нас нападает скука. Что она такое? Это привычка к труду вообще, которая сейчас заявляет о себе как новая, дополнительная потребность; она будет тем сильнее, чем больше человек привык трудиться, а возможно даже — чем больше он страдал от потребностей. Чтобы избежать скуки, человек либо работает больше, чем нужно для удовлетворения его обычных потребностей, либо изобретает игру, то есть труд, призванный удовлетворять никакую иную потребность, как только потребность в труде вообще. Тем, кому надоело играть, а новые потребности не побуждают его к труду, иногда овладевает жажда какого-то третьего состояния, которое относится к игре так же, как парение к танцу, как танец к ходьбе, — жажда блаженно-покойной подвижности: таким художники и философы представляют себе счастье.

612

Чему учат портреты. — Разглядывая ряд своих изображений от раннего отроческого возраста до возраста первой зрелости, с приятным изумлением обнаруживаешь, что мужчина больше похож на ребёнка, чем на юношу: так что, вероятно, в соответствии с этим обстоятельством, в промежутке наступало временное отчуждение от собственного природного характера, преодолённое затем сосредоточенной, сжатой в кулак силой мужчины. Этому ощущению соответствует и другое: что все эти сильные влияния страстей, учителей, политических событий, окружавшие нас в юношеском возрасте, позднее вновь оказываются в надёжном русле: правда, они живут в нас и продолжают действовать, но наши законные чувства и взгляды всё же берут верх и используют их, видимо, как источники энергии, а уже не как основные ориентиры, как это, пожалуй, было в возрасте от двадцати до тридцати. Вот и выходит, что и мышление, чувства зрелого мужчины опять-таки больше похожи на те, которые были у него в детстве, — и этот внутренний факт выражается в упомянутом внешнем.

613

Звук голоса и возраст. — Голос, которым юноши говорят, хвалят, порицают, читают стихи, вызывает антипатию у людей постарше: он слишком громок и в то же время глух, неясен, как голос, раздающийся под куполом и благодаря царящей там пустоте получающий такую вот гулкую звучность; ведь бо́льшая часть юношеских мыслей не проистекает из полноты их собственной натуры, а бывает откликом, отзвуком того, что мыслилось, говорилось, хвалилось, порицалось рядом с ними. Но поскольку чувства (симпатии и антипатии) отзываются в их душах гораздо сильнее, чем обоснования этих чувств, то когда юноши в очередной раз высказывают своё чувство, возникает тот глухой, гулкий звук голоса, который свидетельствует об отсутствии или скудости обоснований. Голос людей постарше звучит строго, чётко, умеренно громко, но, как и всё, что хорошо артикулировано, весьма солидно. Наконец, в голосе старости часто звучит некоторая мягкость и снисходительность, которая словно добавляет в него сахару: правда, иногда она добавляет туда и кислоты.

614

Люди отставшие и забежавшие вперёд. — Характер неприятный, исключительно недоверчивый, с завистью воспринимающий все успехи своих соперников и ближних, проявляющий насилие и вспыльчивость в случае несогласия, свидетельствует о том, что его носитель принадлежит к одной из прежних ступеней культуры, то есть является пережитком: ведь способ, каким он вступает в отношения с людьми, был правильным и подобающим в условиях эпохи кулачного права; такой человек — отставший. Другой характер, сочувствующий чужой радости, всюду находит друзей, с любовью воспринимает всё, что растёт и развивается, радуется вместе с другими их успехам и оказанным им почестям и не претендует на привилегию одному знать правду, а со всею скромностью не доверяет себе, — это человек, забежавший вперёд, идущий навстречу более высокой человеческой культуре. Характер неприятный порождён эпохой, когда ещё только начал вчерне закладываться фундамент межчеловеческих отношений, другой — живёт на их самых высоких этажах, максимально далёкий от дикого животного, которое беснуется и ревёт в затворе погребов, под самым дном культуры.

615

Утешение для ипохондриков. — Когда на великого мыслителя иногда нападает ипохондрическое самоистязание, он может говорить себе: «Этот паразит питается и растёт исключительно за счёт моей же собственной великой силы; была б она поменьше, меньше пришлось бы мне и страдать». То же самое может говорить государственный деятель, когда ревность и мстительность, вообще настроение bellum omnium contra omnes49война всех против всех (лат., Т. Гоббс)., к которому он как представитель своей нации непременно должен иметь большой дар, время от времени вторгаются и в его личную жизнь и отравляют её.

616

Вдали от современности. — Есть большие преимущества в том, чтобы однажды почувствовать очень сильную отчуждённость от своего времени, как бы ощутить, что тебя несёт вдаль от его берегов, назад в океан мировоззрений прошлого. Глядя оттуда на побережье, ты, вероятно, впервые видишь все его очертания, а приблизившись к нему снова, получаешь преимущество — понимать его как целое лучше, чем те, что никогда его не покидали.

617

Сев и жатва на почве личных изъянов. — Люди, подобные Руссо, знают, как использовать собственные слабости, изъяны, пороки в качестве удобрений для своего таланта. Когда Руссо сетует на испорченность и вырождение общества как плачевный итог культуры, то исходит при этом из личного опыта; горечь этого опыта придаёт резкость его общему приговору и отравляет стрелы, коими он стреляет; и прежде всего он облегчает себе ношу как личности, думая отыскать какое-то лекарство, которое непосредственно помогло бы обществу, а косвенно и через это общество — и ему самому.

618

Глядеть на жизнь философски. — Люди обычно стараются выработать в себе единый строй чувств, единый род воззрений для всех жизненных ситуаций и событий — главным образом это-то и называется «глядеть на жизнь философски». Однако для приращения познания, вероятно, полезнее не унифицировать себя на такой манер, а прислушиваться к тихому голосу разных жизненных ситуаций; каждая из них принесёт с собою собственные воззрения. Тогда человек будет интеллектуально соучаствовать в жизни многих, поскольку не станет считать себя застывшим, неизменным, всегда одним и тем же индивидом.

619

В огне презрения. — Очередной шаг на пути к самостановлению человек делает, когда отваживается открыто высказывать взгляды, придерживаться которых считается постыдным; тут обычно пугаются даже друзья и знакомые. Натуре одарённой предстоит пройти и сквозь этот огонь; тогда она даже ещё больше принадлежит себе.

620

Самопожертвование. — Когда есть выбор, большое самопожертвование мы предпочитаем малому: ведь за большое мы вознаграждаем себя, восхищаясь собой, чего не смогли бы делать при малом.

621

Любовь как уловка. — Тому, кто на самом деле хочет узнать что-то новое (будь то человек, событие или книга), лучше всего принимать это новое со всей возможной любовью, быстро закрывать глаза на всё, что кажется ему в нём враждебным, возмутительным, превратным, даже забывать об этом: к примеру, давать максимальную фору автору какой-нибудь книги и прямо-таки, словно на скачках, с бьющимся сердцем желать, чтобы он добился своего. Поступая так, мы проникаем в самое сердце новой вещи, в её прыгающую точку{73}: а именно это-то и значит узнать её. Если мы это сделали, разум вдогонку производит свои ограничения; а наша прежняя переоценка, прежняя временная остановка маятника критики оказались только уловкой, чтобы выманить душу нового.

622

Переоценивать и недооценивать мир. — Думаем ли о вещах слишком хорошо или слишком плохо, из этого мы всегда извлекаем выгоду большего наслаждения: ведь наше предвзятое слишком хорошее мнение вкладывает обычно в вещи (переживания) больше сладости, чем они содержат в себе на самом деле. Предвзятое слишком плохое мнение влечёт за собою некое приятное разочарование: к тому приятному, что уже и так заключалось в вещах, добавляется приятность, состоящая в неожиданности. — Мрачный темперамент, кстати, в обоих случаях испытывает прямо противоположные ощущения.

623

Люди с глубиной. — Люди, сила которых заключается в том, чтобы делать впечатления глубокими — их обычно называют людьми с глубиной, — при любых внезапных переменах бывают более или менее спокойными и решительными: ведь в первый момент впечатление ещё было плоским — оно станет глубоким только потом. А вот вещи или лица давно предвиденные, долгожданные волнуют таких людей сильнее всего, делая их почти неспособными хранить присутствие духа, когда те наконец появляются.

624

Отношения с нашим лучшим «я». — В жизни всякого человека бывает счастливый день, когда он находит своё лучшее «я»; и подлинная человечность требует подходить к каждому с оценкой только в этом его состоянии, а не в будни его неволи и порабощения. К примеру, художника надо оценивать и уважать по лучшим образам, какие ему довелось узреть и изобразить. Но сами люди совершенно по-разному вступают в отношения с этим своим лучшим «я» и сплошь да рядом оказываются сами себе актёрами, поскольку позже неизменно подражают тому, чем бывают в эти мгновения. Многие живут в страхе и смирении перед собственным идеальным состоянием, они предпочли бы отречься от него: они боятся своего лучшего «я», потому что когда оно говорит, оно говорит требовательно. К тому же оно, словно никому не подотчётное привидение, является и остаётся, как ему заблагорассудится; поэтому его нередко называют даром богов, хотя дар богов (то есть случая) на самом деле — всё что угодно иное: а здесь это сам же человек.

625

Одинокие люди. — Некоторые люди настолько привыкли быть наедине с собою, что вообще не сравнивают себя с другими, а спокойно и радостно продолжают строить свою монологическую жизнь, ведя с собою мирные разговоры, даже смеясь. А если надоумить их сравнить себя с другими, то они склонны с сомнениями недооценивать себя: поэтому их надо принуждать к тому, чтобы они впервые узнали хорошее, справедливое мнение о себе от других: но они неизменно будут стремиться вычесть что-нибудь даже из этого усвоенного мнения, умалить его. — Так что некоторых людей следует предоставлять их одиночеству и не проявлять к ним глупой жалости, как это нередко делают.

626

Без мелодии. — Есть на свете люди, которым до того свойственны постоянная самодостаточность и гармоничное сочетание всех способностей, что им претит всякая целеполагающая деятельность. Они подобны музыке, состоящей из одних только продолжительных гармонических аккордов, в которой нет и намёка на артикулированно проведённую мелодию. Всякое внешнее воздействие заканчивается только тем, что челнок тотчас снова выпрямляется в волнах гармонического благозвучия. Современные люди обычно оказываются в безвыходном тупике, встречая такие натуры, из которых ничего не выходит, но которым невозможно сказать, что они и есть ничто. Однако в некоторых обстоятельствах их вид заставляет задаться странным вопросом: «Да зачем вообще нужна мелодия? Неужто нам не довольно того, чтобы жизнь спокойно отражалась в глубоком озере?». — В средневековье таких натур было куда больше, чем в наше время. Как редко нынче наталкиваешься на человека, который мирно и радостно может жить, довлея себе, даже в толпе, и приговаривать, подобно Гёте: «Всего лучше глубокая тишина, в которой я живу и расту к миру, обретая то, чего они не могут отнять у меня огнём и мечом»{74}.

627

Жизнь и переживание жизни. — Наблюдая, как некоторые люди умеют обращаться со своими переживаниями — своими незначительными будничными переживаниями, — превращая их в пашню, трижды в год приносящую урожай, в то время как других — великое множество других! — влекут бурные волны самых отчаянных судеб, разнообразнейших течений эпохи и общества, но они всегда легки, всегда плывут себе сверху, словно сделаны из пробки, в конце концов начинаешь испытывать искушение разделить человечество на меньшинство (абсолютное) таких, которые из малого умеют сделать многое, и большинство тех, что из многого умеют делать малое; мало того, наталкиваешься на тех чародеев наизнанку, которые из мира творят ничто, вместо того, чтобы творить мир из ничто.

628

Игра всерьёз. — В Генуе, в час вечерних сумерек, я слышал, как с башни длительно поют колокола: песнь не желала кончаться и летела, словно не могла вдосталь насладиться собою, над уличным шумом в вечернее небо и воздушную бездну моря, и зловещая, и детски-простая зараз, щемящая душу. Тут припомнил я слова Платона и как-то разом проникся ими до самой глубины: ничто из человеческих дел не заслуживает особо серьёзного к себе отношения; но всё же — —{75}

629

Об убеждении и справедливости. — То, что человек говорит, обещает, решает в горячке страсти, необходимо выполнять потом, когда он охладится и отрезвеет, — это требование относится к наиболее тяжким ношам, обременяющим человечество. Необходимость навсегда признать справедливыми результаты сделанного во гневе, в пылающей огнём мести, в энтузиазме самоотверженности способна вызвать тем большее ожесточение против этих чувств, чем больше именно перед ними повсюду слепо преклоняются, особенно художники. Последние поощряют и всегда поощряли высокую оценку страстей; правда, они прославляют и устрашающие способы утоления страсти, к каким прибегает человек, — порывы мстительности, влекущие за собою смерть, увечье, добровольное изгнание, и отречение разбитых сердец. Как бы там ни было, когда художники поддерживают любопытство к страстям, они словно хотят сказать этим: без страстей вы так ничего и не испытали. — Если мы поклялись кому-то в верности, возможно, и вовсе чисто воображаемому существу, скажем, какому-нибудь богу, если отдали кому-то своё сердце, скажем, монарху, партии, женщине, церковному ордену, художнику, мыслителю, сделав это в состоянии ослеплённой иллюзии, вызвавшей в нас восторг и представившей эти существа достойными любого почитания, любой жертвы, — то неужто мы неизбежно оказались в плену? Разве мы не поддались тогда самообману? Не было ли это гипотетическим обещанием, данным, правда, при молчаливой предпосылке, что те существа, которым мы себя посвятили, и на самом деле таковы, какими мы их себе представляем? Обязаны ли мы хранить верность своим заблуждениям, даже осознавая, что этою верностью чиним вред своему лучшему «я»? — Нет, не существует никакого закона, никакого обязательства этого рода, и мы должны стать предателями, проявлять неверность, всё снова и снова отрекаться от своих идеалов. Нам не перешагнуть из одной поры своей жизни в другую, не причиняя этих страданий предательства, да и самим от этого не страдая. Может быть, нам надо было укрощать порывы нашего чувства, чтобы избежать этих страданий? Но тогда, наверное, мир сделался бы для нас слишком уж безрадостным, слишком призрачным? Нет уж, давайте лучше спросим себя, являются ли эти страдания неизбежными при смене убеждений и не зависят ли они от ошибочного мнения или оценки. Почему люди восхищаются тем, кто хранит верность своему убеждению, и презирают того, кто его меняет? Боюсь, ответ должен гласить: потому что каждый думает, что такую смену вызывают лишь соображения низкой выгоды или личного страха. Иными словами: люди, по сути, думают, что никто не меняет своих мнений, покуда они для него выгодны или по крайней мере — покуда они для него безвредны. Но если дело обстоит так, то это свидетельствует далеко не в пользу интеллектуальной значимости всех убеждений вообще. Давайте исследуем, как возникают убеждения, и посмотрим, не переоцениваются ли они сверх меры: тогда получится, что и к смене убеждений в любом случае прилагается неверная мерка и что доселе мы имели обыкновение страдать от этой смены чрезмерно.

630

Убеждение — это вера в то, что ты обладаешь безусловной истиной в каком-либо виде знания. Стало быть, эта вера предполагает, что бывают безусловные истины, а равно и то, что найдены совершенные методы для их отыскания, и, наконец, что всякий имеющий убеждения пользуется этими совершенными методами. Все эти три утверждения тотчас показывают, что человек убеждений — это не человек научного мышления; он предстаёт перед нами в возрасте теоретической невинности, он — ребёнок, сколь взрослым ни был бы в иных отношениях. А меж тем при таких детских предпосылках прошла жизнь целых тысячелетий, и именно оттуда били мощнейшие ключи энергии человечества. Великое множество людей, пожертвовавших собою за свои убеждения, думали, будто делают это ради безусловной истины. Все они в этом ошибались: вероятно, ещё ни один человек не пожертвовал собою за истину; по крайней мере, догматическое выражение его веры было, видимо, ненаучным или полунаучным. А на самом деле люди хотели оказаться правыми, потому что полагали, будто должны быть правыми. Дать отнять у себя эту свою веру означало для них, наверное, поставить под вопрос своё вечное блаженство. В деле такой исключительной важности «воля» слишком явно оказывалась суфлёром разума. Каждый верующий любого толка исходил из предпосылки, что опровергнуть его невозможно; а уж если контраргументы оказывались очень сильными, то у него всегда оставалась в запасе возможность клеветать на разум вообще, а не то и, может быть, поднять «credo quia absurdum est»50«Верую, ибо это нелепо» (лат.).179 как знамя крайнего фанатизма. Историю сделала такой жестокой не битва мнений, а битва веры в мнения, то есть убеждений. А ведь если бы все, кто так гордился своими убеждениями, приносил им любые жертвы, не щадил ради них чести и самой жизни, посвятили только половину своих сил исследованию того, по какому праву они придерживались того или иного убеждения, каким путём они к нему пришли, — то какой миролюбивой выглядела бы тогда человеческая история! Насколько более обильные плоды принесло бы тогда познание! Мы не увидели бы тогда всех этих страшных сцен травли любого вида еретиков по двум причинам: во-первых, потому что расследователи-инквизиторы расследовали бы себя самих и избавились бы от незаконных притязаний на защиту безусловной истины, и, во-вторых, потому что сами еретики, исследовав столь скверно обоснованные положения, каковы положения всех религиозных сектантов и «правоверных», отказались бы их разделять.

631

Со времён, когда люди были приучены верить в обладание безусловной истиной, продолжается глубокое недовольство всеми скептическими и релятивистскими установками в отношении к тем или иным вопросам познания; чаще всего люди предпочитают сдаться на милость убеждениям, разделяемым авторитетными лицами (отцами, друзьями, учителями, монархами), а если этого не делают, испытывают своего рода угрызения совести. Эта склонность вполне понятна, а её результаты не дают никакого права выдвигать суровые упрёки эволюции человеческого разума. Но дух науки должен мало-помалу помочь вызреванию в человеке добродетели осторожной сдержанности, той мудрой умеренности, что больше знакома нам по практической жизни, чем по теоретической, — её, к примеру, Гёте показал в образе Антонио как причину озлобленности всех Тассо, то есть натур ненаучного склада и вместе с тем бездеятельных. Человек убеждений субъективно прав, когда не понимает человека осторожного мышления, этого теоретического Антонио; человек же научного склада, со своей стороны, не имеет никакого права порицать за это первого, он смотрит на него сквозь пальцы, в определённом случае зная к тому же, что тот ещё будет цепляться за него, как это в конце концов делает Тассо в отношении Антонио.

632

Кто не продрался сквозь различные убеждения, а так и увяз в той вере, в сети которой попался вначале, тот в любом случае — именно в силу своей косной неизменности — представитель отставших культур; в соответствии с этим дефицитом образованности (которая всегда предполагает способность получить образование) он человек твердолобый, непонятливый, упрямый, негибкий, вечно во всём сомневающийся, безапелляционный, хватающийся за все способы настоять на своём мнении, поскольку ему и не снилось, что, должно быть, есть и другие мнения; в этом смысле он, возможно, выступает источником энергии, а в культурах слишком распущенных и вялых даже оказывает благотворное действие, но лишь потому, что сильно побуждает противоречить себе: ведь нежные ростки новой культуры, вынужденные бороться с ним, крепнут при этом и сами.

633

Мы во многом всё ещё те же самые люди, что и люди эпохи Реформации: да и могло ли быть иначе? Однако если мы уже не позволяем себе кое-каких средств добиваться победы своего мнения, то это отличает нас от той эпохи и доказывает, что мы принадлежим к более высокой культуре. Тот, кто сегодня ещё, подобно людям эпохи Реформации, сражается с чужими мнениями и ниспровергает их, подверженный подозрительности и припадкам ярости, явственно показывает, что сжигал бы своих противников, живи он в иные времена, и что, будь он тогда противником Реформации, прибегал бы к любым методам инквизиции. В те времена эта инквизиция была резонной, ведь означала-то она не что иное, как всеобщее осадное положение, вынужденно объявленное на всей территории церкви: как и всякое осадное положение, оно оправдывало самые крайние средства, если исходить из предпосылки (которая нам теперь уже чужда), что человек обладает истиной в лице церкви и обязан сберечь её для спасения человечества любой ценою, каких бы жертв это ни стоило. Но в наши дни уже ни за кем так уж легко не признают права на обладание истиной: строгие научные методы посеяли в душах достаточно недоверия и осторожности, и всякий, кто отстаивает свои мнения, применяя насилие словом и делом, воспринимается как враг нашей нынешней культуры или по меньшей мере как человек отсталый. Да и впрямь: пафос обладания истиной сегодня мало что значит в сравнении с, конечно, куда более терпимым и молчаливым пафосом поиска истины, не устающим заново учиться и заново проверять.

634

Правда, и сам методический поиск истины — это плод тех времён, когда враждовали между собой различные убеждения. Если бы отдельным людям не была так важна своя «истина», то есть сохранение своей правоты, то никакого исследовательского метода не было бы и в помине; а тут, в вечной борьбе притязаний разных людей на безусловную истину, дело шаг за шагом продвигалось вперёд, к отысканию бесспорных принципов, по которым можно установить справедливость притязаний и уладить спор. Поначалу решения ориентировались на авторитеты, позднее началась обоюдная критика путей и способов, какими была найдена мнимая истина; в промежутке был период, когда противники доводили чужие тезисы до логического конца и, может быть, придумывали, что они пагубны и злосчастны: тогда отсюда всякий должен был сделать вывод, будто убеждение противника содержит заблуждение. Личная вражда мыслителей в конце концов сделала методы столь отточенными, что ими и впрямь стало возможно открывать истины, а плутания прежних методов оказывались ясными, как день, для любого наблюдателя.

635

В целом научные методы — по меньшей мере столь же важный результат исследования, как и всякий другой его итог: ведь дух научности зиждется на понимании метода, и все результаты науки не смогли бы предотвратить нового торжества суеверия и бессмыслицы, если бы эти методы были утрачены. Умные люди могут сколько угодно усваивать результаты науки: но по их разговору и особенно по звучащим в его ходе гипотезам всё же заметно, что духа науки им не хватает — у них нет того инстинктивного недоверия к ложным путям мышления, которое укоренилось в душе любого человека науки в ходе длительного опыта. Им довольно найти какую-нибудь гипотезу о предмете в общем — и вот они уже с жаром отстаивают её, думая, будто на этом дело кончено. Иметь мнение — значит у них фанатично упорствовать в нём и впредь твёрдо держаться его как убеждения. Сталкиваясь с необъяснённым делом, они загораются первой же пришедшей им на ум мыслью, которая выглядит похожей на его объяснение: а отсюда беспрестанно проистекают скверные последствия, особенно в области политики. — Поэтому в наши дни каждый должен был бы основательно изучить хотя бы одну науку: вот тогда-то он и поймёт, что такое метод и насколько необходима крайняя осмотрительность. В особенности это рекомендуется женщинам; ведь они сейчас — беспомощные жертвы всех подряд гипотез, тем более если те производят впечатление блестящих, увлекательных, освежающих душу и укрепляющих дух. Мало того, приглядевшись ближе, можно заметить, что огромное большинство всех образованных людей даже сегодня жаждет услышать от мыслителей убеждения, и ничего кроме убеждений, и что лишь ничтожно малая их часть требует достоверности. Первые стремятся к сильной увлечённости, чтобы и самим ощутить приток сил; последние, немногие, питают тот объективный интерес, которому нет дела до личной выгоды, в том числе и до упомянутого притока сил. На первый, куда более многочисленный класс людей рассчитывают повсюду, где мыслители ведут как гении и соответственно преподносят себя, то есть принимают вид некоего высшего существа, наделённого авторитетом. Поскольку гении такого рода поддерживают жар убеждений и недоверие к осторожному и скромному духу науки, они являются врагами науки, как бы ни мнили они себя её женихами.

636

Конечно, существует и совсем иной род гениальности — гениальность справедливости; и я никак не могу оценить её ниже, чем любую гениальность в сфере философии, политики или искусства. Ей свойственно с решительным отвращением избегать всего, что ослепляет и туманит суждение о вещах; стало быть, она — противница убеждений, ведь она хочет воздать всему своей мерой, будь то живое или мёртвое, реальное или идеальное; а для этого её познание всего должно быть чистым; поэтому она освещает каждую вещь как можно лучше и обходит её кругом, тщательно осматривая. А в конце концов она даже своему противнику, слепому и близорукому «убеждению» (как его называют мужчины — у женщин оно зовётся «верой») воздаст то, чего стоит убеждение, — ради истины.

637

Из страстей вырастают мнения; косный ум позволяет им оцепенеть, превратившись в убеждения. — Но тот, кто чувствует в себе свободный, неутомимо живущий ум, может предотвратить такое оцепенение беспрестанными переменами; а если он — и вовсе мыслящий снежный ком, то в его уме вообще будут уже не мнения, но лишь достоверности и точно отмеренные вероятности. — Мы же, существа смешанной природы, пронизанные то жаром огня, то холодом ума, хотим преклонять колена перед Справедливостью — единственною богиней, которую признаём над собою. Наш огонь делает нас обычно несправедливыми и, на вкус этой богини, нечистыми; в таком состоянии мы не посмеем припасть к её руке, и не обратится тогда на нас серьёзная улыбка её благосклонности. Мы поклоняемся ей как закутанной покрывалом Исиде нашей жизни; со стыдом преподносим мы ей свою боль в виде покаянной жертвы, когда огонь сжигает нас и вот-вот пожрёт. А ум — это как раз то, что не даёт нам догореть и обуглиться; то и дело он выхватывает нас с жертвенного алтаря Справедливости или укутывает нас в рогожу из асбеста. Тогда, спасшись из огня, мы перешагиваем, влекомые умом, от мнения к мнению, через чехарду партий, становясь благородными предателями всего того, что вообще может быть предано, — но делаем это без чувства вины.

638

Странник. — Тот, кто хотя бы в некоторой степени пришёл к свободе ума, не может чувствовать себя на этой земле иначе, чем странником, — хотя и не путешественником, добирающимся до пункта конечного назначения: ведь такого пункта не бывает. И ему, конечно, хочется с полным пониманием посмотреть, что же, собственно, творится в мире; поэтому у него нет никакого права слишком сильно привязываться ко всему отдельному; в нём самом должно быть что-то странническое, наслаждающееся переменами и бренностью. Правда, в жизни такого человека будут злосчастные ночи, когда он, уставший брести, обнаруживает перед собою закрытыми ворота города, где мог бы найти кров; да ещё к тому же, возможно, как на Востоке, пустыня начинается от самых ворот, и хищники рычат то ближе, то дальше, поднимается сильный ветер, а разбойники уводят его вьючных животных. Вот тогда-то его и накрывает страшная ночь, словно вторая пустыня над пустыней, и сердце его устаёт от странствий. А взойдёт утреннее солнце, пылая, как божество гнева, откроются городские ворота — и в лицах здешних жителей он увидит, возможно, ещё больше пустыни, грязи, обмана, опасности, чем их было за воротами, — и день покажется ему чуть ли не хуже ночи. Вот что может однажды случиться со странником; а потом, в виде возмещения, наступают отрадные утра иных мест и дни, когда он уже на рассвете видит, как мимо него, совсем рядом, окутанный горным туманом, в танце проходит сонм муз, а потом, когда он неспешно, в гармонии предполуденного настроения, проходит под деревьями, то с верхушек и из тайников их листвы к нему спадают сплошь хорошие и светлые вещи — дары всех тех свободных умов, для которых родной дом — это горы, лес и уединение и которые, подобно ему самому, на свой то весёлый, то задумчивый лад, живут странниками и философами. Рождённые из таинств раннего утра, они размышляют о том, при каких условиях день между десятым и двенадцатым ударами колокола мог бы обрести чистый, прозрачный, просветлённо-ясный лик: — они ищут предполуденной философии.

Между друзьями. Постлюдия{76}


1

Славно — помолчать с друзьями,
Лучше — с ними посмеяться,
Шёлком неба любоваться,
К мшистым букам прислоняться,
Громко вместе посмеяться,
Скалясь белыми зубами.
Сделал я добро — ни слова;
Сделал зло — смеяться будем —
Больше зла тогда разбудим
И всё злей смеяться будем
Мы до гроба, вновь и снова.
Мы достигли пониманья?
Ну, аминь и до свиданья!

2

Не нужны мне извиненья!
Не нужны мне отпущенья!
Лучше в сердце, полном счастья,
Книге этой безрассудной
Дайте место в стороне!
И поверьте — не злосчастьем
Безрассудство стало мне!
Поиски её, решенья —
Все мои без исключенья!
Чтите в ней игру саму!
Книги этой поученье —
Разум привести — «к уму»!
Так пришли мы к пониманью?
Ну, аминь и до свиданья!

Том второй

Предисловие


1

Говорить надо лишь тогда, когда невмоготу молчать; и говорить лишь о том, с чем ты уже совладал, — всё прочее болтовня, «литература», расхлябанность. Мои сочинения говорят лишь о том, с чем я совладал: в них живу «я сам» — со всем тем, от чего я уже отрёкся, ego ipsissimus51я сам (лат.)., а не то даже, если прибегнуть к более гордому выражению, ego ipsissimum52само «я» (лат.).. Нетрудно догадаться, о чём идёт речь: уже многое в моих глазах сделалось ниже меня... Но охота задним числом вылущивать, выпрастывать, выкладывать на стол, «изображать» (назовите это как угодно) в целях познания нечто пережитое и оставленное за спиной, какой-нибудь личный мой фактум или фатум, всегда начинала шевелиться во мне лишь спустя некоторое время, и для того потребны были выздоровление, отстранённость, дистанция. В этом смысле все мои сочинения, за одним-единственным, но, разумеется, важным исключением, следует датировать от настоящего к прошлому — ведь они всегда говорят о том, что у меня «за спиною», — а некоторые, как, к примеру, три первых «Несвоевременных размышления», даже временем прежде периода моей жизни, отмеченного книгою, вышедшей в свет до них (в данном случае — прежде «Рождения трагедии», что будет ясно всякому сколько-нибудь тонкому наблюдателю и толкователю). Яростный выпад против немечества, неуклюжести и языковой измочаленности, свойственных состарившемуся Давиду Штраусу (что и было содержанием первого «Несвоевременного»), дал волю настроениям, владевшим мною задолго до того, ещё когда я был студентом в обстановке немецкого образования и образовательного мещанства (я претендую на авторство ныне весьма расхожего и уже избитого словца «образовательное мещанство»{77} —); и мои слова против «болезни историцизма» были словами того, кто долго и с трудом от неё оправлялся, но отнюдь не намеревался впредь чураться «духа исторической науки» только потому, что однажды им переболел. Когда позже, в третьем «Несвоевременном размышлении», я выразил почтение своему первому и единственному воспитателю, великому Артуру Шопенгауэру — нынче я выразил бы его куда сильнее и к тому же на гораздо более личный лад, — я сам уже оказался глубоко погружённым в стихию морального скепсиса и смятения, иными словами, оказался настолько же в стихии критики, насколько и углубления всего прежнего пессимизма, — и не верил отныне «ни во что вообще», как говорят в народе, в том числе и в Шопенгауэра: как раз в ту пору и появился на свет оставленный мною под спудом фрагмент сочинения «об истине и лжи во внеморальном смысле»{78}. Даже моя триумфальная и торжественная речь в честь Рихарда Вагнера по случаю его байрейтского триумфа (Байрейт, 1876){79} равнозначна величайшему торжеству, достигнутому когда-либо художником, — это творение, несущее на себе ярчайшие видимые признаки «актуальности», в своей глубине было благодарностью и преклонением перед одним участком пройденного мною пути, перед самым прекрасным, но и самым опасным морским штилем за всё моё плавание... а фактически — разрывом, прощаньем. (Питал ли насчёт этого иллюзии сам Рихард Вагнер? Не думаю. Пока человек ещё любит, он, конечно, не рисует никаких подобных картин; он ещё не «размышляет» и потому не отходит на дальнее расстояние, как полагается размышляющему. «Размышлять — это уже значит втайне враждовать, как враждуют, гордо встречая кого-то взглядом»{80}, говорится на с. 46 самого́ же этого сочинения, причём употребляется предательский и меланхолический оборот, который был рассчитан, может быть, далеко не на всякие уши.) Хладнокровие, потребное, чтобы суметь заговорить после долгих промежуточных лет глубочайшего уединения и неудовлетворённости, пришло ко мне лишь с книгой «Человеческое, слишком человеческое», которой пусть и будет посвящено{81} это второе за- и предисловие{82}.{83} Эта книга — «для свободных умов», а потому ей свойственна некая чуть ли не весёлая и любознательная холодность психолога, задним числом замечающая и словно прикалывающая каким-то игольным остриём целую кучу болезненных вещей, оставленных психологом под собой, за собой: так что же удивительного, если при столь колкой и щекотливой работе подчас выступает и кровь, если кровь сочится тогда у психолога из пальцев, да и не всегда только из пальцев?...

2

«Смешанные мнения и изречения», равно как и «Странник и его тень», вышли первым изданием по отдельности, будучи продолжениями и приложениями только что упомянутой человеческой, слишком человеческой «Книги для свободных умов»: а заодно продолжением и удвоением умственного излечения, то есть антиромантического самолечения, прямо-таки изысканного для меня, прямо-таки прописанного мне моим незатронутым инстинктом против временного заболевания самой опасною формой романтизма. Так пускай же теперь, спустя шесть лет после начала моего выздоровления, читатель будет получать однородные эти сочинения вместе, пусть они составят второй том «Человеческого, слишком человеческого»: может быть, вместе они будут делать своё дело, а именно учить, сильнее и выразительней, — учить здоровью, что и можно порекомендовать в видах disciplina voluntatis53закаливания воли (лат.). натурам более развитым умственно из состава только что пошедшего в рост поколения. В них звучит голос пессимиста, довольно часто выходившего из своей шкуры, но неизменно влезавшего в неё снова, иными словами, пессимиста с доброй волей к пессимизму, а, стало быть, уж во всяком случае больше не романтика. Так что же, неужто ум, опытный в этом змеином знании того, как менять шкуру, не может дать урок нынешним пессимистам, над которыми всё ещё нависает опасность романтизма? И хотя бы показать им, как это делается?...

3

— В то время и впрямь настала пора расставанья: и уже очень скоро я в этом окончательно убедился. Рихард Вагнер, по видимости победоносный как никто, а на самом деле напрочь прогнивший, отчаявшийся романтик, внезапно, беспомощно и сокрушённо пал ниц перед христианским крестом... Неужто тогда не нашлось ни одного немца, чтобы разглядеть глазами души эту ужасающую драму, чтобы прочувствовать её всей своей совестью? Неужто я оказался единственным, кто страдал от этого зрелища? Как бы там ни было, это неожиданное событие, словно молния, ясно показала мне место, которое я уже оставил, — но заодно внушило мне тот ужас, что прошибает задним числом всякого, кто, сам того не ведая, миновал чудовищную опасность. Когда я продолжил свой путь в одиночестве, меня лихорадило; ещё немного, и я оказался болен, даже более чем болен — утомлён от неудержимого разочарования по поводу всего, что ещё способно воодушевлять нас, современных людей, по поводу повсеместно бросаемой на ветер силы, труда, надежды, молодости, любви; я устал от отвращения к феминистской и горячечно-восторженной распущенности этого романтизма, от всего идеалистического вранья и размягчения совести, которое тут вдруг снова одолело одного из храбрейших; и — последнее, но не самое малое — я устал от беспросветности неумолимого подозрения, говорившего мне, что после такого разочарования я осуждён на более глубокое недоверие, более глубокое презрение, более глубокое одиночество, чем когда-либо прежде. Моё задание — где оно теперь было? Разве не казалось теперь, будто моё задание отвернулось от меня, будто теперь я надолго утратил на него право? Что было делать, чтобы пережить эту величайшую потерю? — Я начал с того, что основательно и радикально запретил себе всю романтическую музыку, это двусмысленное, кичливое, одурманивающее искусство, убивающее чёткость и радость мысли и заставляющее расти как на дрожжах все сорта смутной тоски, расплывчатых вожделений. «Cave musicam»54«Берегись музыки» (лат.).180 — таков и сегодня мой совет всем, у кого достаёт мужества соблюдать чистоплотность в вопросах умственных; такая музыка развинчивает нервы, размягчает, обабливает, а её «вечная женственность» сносит нас — вниз!...{84} Моё первое подозрение, моя самонужнейшая осторожность развернулись тогда в направлении романтической музыки; и если я вообще возлагал ещё на музыку какие-то надежды, то лишь в ожидании появления на сцене композитора, достаточно отважного, тонкого, злобного, южного и сверхздорового, чтобы на веки вечные отомстить той музыке. —

4

Отныне в одиночестве, в мучительном недоверии к себе и не без ярости я взял на такой вот лад сторону, противную моей, сторону всего того, что терзало и ставило в тупик именно меня: так я снова отыскал дорогу к тому отважному пессимизму, который противоположен всей романтической лживости, а заодно, как мне сдаётся нынче, и дорогу ко «мне» самому, к моему заданию. То потаённое и самовластное Неизвестное, имени которому мы долго не можем найти, покуда наконец оно не выявит себя в качестве нашего задания, — этот тиран в нас требует ужасного возмещения за любую нашу попытку уклониться или ускользнуть от него, за любую преждевременную остановку, за любое уравнивание с теми, к кому мы не принадлежим, за любую даже вполне достойную деятельность, если она отклоняет нас от нашего главного дела, мало того, и за любую добродетель, желающую защитить нас от всей суровости, свойственной глубочайшей внутренней ответственности. А если нам вздумается сомневаться в своём праве на собственное задание, если мы начинаем искать себе каких-нибудь поблажек, то ответом всякий раз будет болезнь. Как это странно и в то же время страшно! Наше потакание себе — вот за что нам приходится расплачиваться самым суровым образом! И когда потом мы хотим вернуть себе здоровье, то у нас не остаётся выбора: мы должны взвалить на себя более тяжкий груз, чем несли когда-либо прежде...

5

— Лишь тогда я стал учиться говорить на тот отшельнический лад, в котором знают толк лишь самые молчаливые и больные: без свидетелей или, скорее, даже не думая о свидетелях, я говорил, чтобы не страдать от молчания, я высказывался исключительно о вещах, до которых мне не было дела, но так, словно дело мне до них было. Тогда я стал учиться искусству обнаруживать весёлость, объективность, любознательность, но прежде всего здоровье и злобность — а ведь для человека страждущего, сдаётся мне, это и есть «хороший вкус», не так ли? Но от взгляда и сочувствия более разборчивого всё-таки не укроется, в чём, может быть, состоит подлинная прелесть этих сочинений: в них страждущий и нуждающийся говорит так, словно он — не страждущий и нуждающийся. Это должно обеспечить равновесие, хладнокровие, даже благодарность к жизни, здесь всем правит суровая, гордая, всегда бдящая, всегда отзывчивая воля, выбравшая своим заданием защищать жизнь наперекор боли и отсекать напрочь все выводы, которые имеют обыкновение из боли, разочарованности, раздражительности, изолированности и иных болотных причин взращивать одинаково ядовитую плесень. Может быть, это и есть полезное указание, как испытать себя, именно для наших пессимистов? — А ведь им оно и было в то время, когда я раздобыл себе максиму: «Страждущий ещё не имеет никакого права на пессимизм!», когда назло себе я двинулся в затяжной, терпеливый поход против ненаучной коренной тяги любого романтического пессимизма раздувать, перетолковывать отдельные личные переживания до степени общезначимых суждений, даже мироосуждений... короче говоря, когда я повернулся лицом в противоположную сторону. Оптимизм с целью восстановления — чтобы когда-нибудь однажды снова осмелиться на пессимизм: в состоянии ли вы понять такое? Как врач перемещает больного в целиком чуждую тому обстановку, дабы он отбросил всё своё «былое», свои заботы, своих друзей, свои письма, обязанности, глупости и муки памяти и научился тянуть руки и чувства к новому питанию, новому солнцу, новому будущему, — совершенно так же и я, врач и больной в одном лице, вынудил себя войти в контрастный, ещё неизведанный душевный климат, а в особенности в состояние эмиграции на чужбину, во всё чуждое, в состояние любопытства ко всем разновидностям чуждого... Следствием было то, что я стал бродить, искать, менять место, стал противиться всяческой окончательности, любому безоглядному «да» и «нет»; другим следствием была разборчивость в питании и дисциплина, направленная на создание для духа всех возможностей далеко бежать, высоко летать, а главным образом — неизменно улетать прочь. Фактически сведение жизни к минимуму, разрыв со всеми наиболее низменными страстями, независимость в обстановке всяческого внешнего злополучья вкупе с гордостью за то, что при таком злополучье ещё можно жить; может быть, некоторый цинизм, некоторая «беспардонность», но точно так же и много птичьего счастья, птичьей весёлости, много тишины, света, утончённого сумасбродства, тайных горячечных грёз — всё это наконец дало мне заметно окрепнуть духом, а моему наслаждению жизнью и здоровью произрасти в изобилии. Сама жизнь вознаграждает нас за упорное желание жить, за такую затяжную войну, какую я вёл тогда с собою против пессимистической усталости от жизни, даже за любой внимательный взгляд благодарности, не упускающий и самых мелких, бренных и эфемерных даров жизни. За всё это мы получаем в конце концов её великие дары, а, может быть, и величайший дар, какой она только может преподнести нам: мы получаем наше утраченное задание. — —

6

— Суждено ли было моему опыту — истории болезни и выздоровления, поскольку дело-то кончилось выздоровлением, — остаться лишь моим личным опытом? И притом — только чем-то моим «человеческим, слишком человеческим»? Нынче я предпочитаю думать, что нет; доверие всё снова наводит меня на мысль, что книги моих странствий были написаны всё-таки не просто для себя, как порою казалось. — Отважусь ли я теперь, по прошествии шести лет растущей уверенности, попытаться снова послать их в путь? Отважусь ли предложить их душе и слуху в особенности тех, кто обременён каким-нибудь «прошлым», но в ком ещё хватает духа, чтобы болеть хотя бы духом своего прошлого? И в первую очередь — вам, кому приходится туже всего, самым редким, стоящим под величайшим риском, самым духовным, отважным, призванным быть совестью современной души, а в качестве таковых призванным её знать,{85} вам, в ком сошлось воедино то, что только может быть сегодня больного, ядовитого и опасного, — вам, чей жребий требует, чтобы вы были больнее, чем отдельный человек, потому что вы не «просто отдельные люди»..., и радость ваша в том, чтобы знать пути к новому здоровью, знать и идти к здоровью завтрашнего и послезавтрашнего дня, вы, призванные, победоносные, одолевающие эпоху, самые здоровые, самые сильные, вы, хорошие европейцы! — —

7

— И чтобы напоследок свести всё-таки в одну формулу то, что я противопоставляю романтическому пессимизму, то есть пессимизму обделённых, неудавшихся, низложенных: существует на свете воля к трагическому и к пессимизму, способная быть признаком как суровости, так и силы ума (вкуса, чувства, совести). С такою волей в душе можно не бояться страшного и сомнительного, присущего всякой жизни; можно, напротив, даже вызывать их на себя. За такой волей стоит мужество, гордость, требование великого противника. — Такою и была с самого начала моя пессимистическая перспектива, — перспектива, сдаётся мне, новая — она и сегодня ещё нова и неизведанна. Я никогда не отклонялся от неё вплоть до нынешней поры, причём, если угодно, обращал её как в свою пользу, так и, по меньшей мере иногда, против себя... Может быть, хотите убедиться в этом? А такое длинное предисловие — в чём же ещё оно может убедить?
Зильс-Мария, Верхний Энгадин,
сентябрь 1886

Первый раздел. Смешанные мнения и изречения


1

К разочарованным философам. — Если прежде вы верили в высшую ценность жизни, а теперь чувствуете себя разочарованными в ней, неужто надо в одночасье сбывать её по самой бросовой цене?

2

Избалованность. — Бывает избалованность и в отношении ясности понятий: как омерзительно тогда иметь дело со всем смутным, туманным, томительным, гадательным! Каким смешным, но безрадостным кажется, что они вечно порхают у самой земли и пускаются вдогонку, но так и не могут взлететь и схватить добычу!

3

Женихи реальности. — Тот, кто наконец замечает, как много и как долго его дурачили, из упрямства обнимает даже самую омерзительную реальность:{86} поэтому ей, если поглядеть на историю в целом, во все времена доставались наилучшие женихи — ведь лучшие всегда бывали обмануты лучше всего и оставались обманутыми дольше всего.

4

Прогресс свободомыслия. — Нельзя лучше показать различие между прежним и нынешним свободомыслием, чем процитировав тот тезис, для познания и выражения которого понадобилась вся неустрашимость прошлого столетия и который по меркам современного познания низводится до уровня невольной наивности, — я имею в виду тезис Вольтера «croyez moi, mon ami, l’erreur aussi a son mérite»55«Поверьте мне, друг мой, и в заблуждении есть своя прелесть» (фр.)..

5

Наследный грех философов. — Философы во все времена присваивали и портили изречения испытателей сердец (моралистов), поскольку воспринимали их всерьёз, пытаясь доказать необходимость того, что для тех было лишь неточным намёком, а то и вовсе сельской или городской вассальной истиной десятилетия, меж тем как они как раз этим думали над ними возвыситься. Например, можно обнаружить, что основу знаменитых Шопенгауэровых учений о примате воли над интеллектом, о неизменности характера, о негативной сущности наслаждения — а все они при его подходе суть заблуждения, — составляют популярные истины, выведенные моралистами. Уже слово «воля», которое Шопенгауэр модифицировал для общей характеристики множества человеческих состояний, заполнив пробел в языке, к великой выгоде для себя самого как моралиста — ведь теперь ему стало дозволено говорить о «воле» в том же духе, в каком говорил о ней Паскаль, — уже Шопенгауэрова «воля» под руками своего творца сделалась бедою для науки из-за философской болезни обобщения: ведь эта воля стала поэтической метафорой в утверждении, будто в природе всё наделено волей; наконец, этим словом злоупотребили для ложной конкретизации, чтобы можно было использовать его во всякого рода мистическом бесчинстве, — и вот все модные философы воспроизводят его так, будто бы совершенно определённо знают, что всё сущее наделено единой волей, мало того, будто оно и есть эта единая воля (а это в соответствии с тем, как они изображают ту самую всеединую волю, равнозначно желанию во что бы то ни стало сделать своим богом дурачка{87}).

6

Против мечтателей. — Мечтатели отрицают правду перед собой, лжецы — только перед другими.

7

Светобоязнь. — Стоит разъяснить кому-нибудь, что он, строго говоря, никогда и никак не мог говорить об истине, а всегда говорил только о вероятности и её степенях, как по неприкрытой радости вразумлённого на такой лад обычно сразу бывает видно, насколько милее людям зыбкость умственного горизонта и насколько в глубине души они ненавидят истину из-за её определённости. — Может быть, все они втайне даже боятся, что кто-нибудь однажды направит на них слишком яркий луч истины? Они хотят чем-то казаться, следовательно, никто не должен точно знать, чем они являются? Или они и должны ненавидеть свет только потому, что боятся его слишком ярких лучей, к которым не приучены их сумрачные, немедленно закрывающие глаза души летучих мышей?

8

Скепсис христиан. — Пилата с его вопросом: «Что есть истина?» нынче любят выставлять адвокатом Христа, чтобы поставить под сомнение всё познанное и познаваемое в качестве мнимого и воздвигнуть крест на жутком фоне абсолютной невозможности знать.

9

«Закон природы» как суеверие. — Если вы с таким восхищением говорите о закономерности в природе, то уж придётся вам либо предположить, что всё в природе следует своим законам добровольным повиновением — и тогда вы, значит, восхищаетесь нравственностью природы; либо вас поражает представление о творце-механике, смастерившем искуснейшие часы с богатой отделкою в виде всего живого. — Выражение «закономерность» очеловечивает необходимость в природе, предоставляя последнее убежище для мифологического фантазёрства.

10

Во власти истории. — На философов, наводящих на мир туман и помрачающих его, то есть на всех метафизиков мелкого и крупного калибра, нападает глазная, ушная и зубная боль, когда они начинают подозревать, что тезис «вся философия отныне переходит под власть истории» справедлив. Ради их страданий им следует простить, что они швыряют камни и нечистоты во всякого, кто это утверждает: но само соответствующее учение может в результате на время оказаться запачканным и неприглядным, а его убедительность ослабнуть.

11

Пессимизм в отношении разума. — Ум истинно свободный будет свободно мыслить даже и о самом уме, не закрывая глаза на кое-что устрашающее в его происхождении и целях. Поэтому другие, вполне возможно, назовут его злейшим врагом свободомыслия и обложат его ругательством и пугательством «пессимист разума»: ведь они привыкли называть человека в соответствии не с отличающими его сильными сторонами и добродетелями, а с тем, что в нём наиболее для них чуждо.

12

В котомке у метафизиков. — Всем тем, кто столь хвастливо вещает о научности своей метафизики, и отвечать-то не следует; достаточно подёргать пожитки, которые они несколько робко прячут за спиною; и если получится развернуть их, то на свет дня, к стыду метафизиков, покажутся результаты их научности: крохотный Господь Бог, умилительное бессмертие, может быть, немного спиритизма и, уж конечно, целая тесная связка нищих-грешных-обездоленных и фарисейское высокомерие.

13

Познание иногда вредит. — Польза, которую несёт с собою непреклонная разведка истинного, будет постоянно сызнова подтверждаться в таком изобилии, что придётся без колебаний мириться с менее заметным и более редкостным вредом, ради неё навлекаемым на себя отдельными людьми. Химики в своих экспериментах неизбежно будут время от времени получать отравления и ожоги. — Что верно для химиков, верно и для всей нашей культуры: отсюда, кстати, со всей очевидностью явствует, что ей надо очень и очень позаботиться о мазях против ожогов и о постоянном наличии противоядий.

14

Естественная надобность филистеров. — Филистерам кажется, будто всего нужнее им — пурпурный лоскут или тюрбан метафизики, и они вовсю стараются, чтобы те с них не сползли: а ведь без этого украшения они выглядели бы не так смешно.

15

Болезненное мечтательство. — Всем, что мечтатели говорят в пользу своего евангелия или учителя, они защищаются, как бы ни выставляли они себя судьями (а не обвиняемыми), поскольку невольно и чуть ли не в каждое мгновение их поведение напоминает о том, что они — исключения, которым надо себя узаконить.

16

Всё хорошее соблазняет к жизни. — Все хорошие вещи — сильные возбуждающие средства для жизни, даже всякая хорошая книга, написанная против жизни.

17

Счастье историка. — «Услышав речи хитроумных метафизиков и замирников{88}, мы, не такие, правда, почувствуем, что мы — “нищие духом”, но зато почувствуем и то, что наше — царствие небесное перемен, с весной и осенью, зимой и летом, а их царствие — замирье с его седыми, ледяными, бесконечными туманами и тенями.» — Так говорил некто себе самому, прогуливаясь под утренним солнцем: некто, у кого в занятиях историей всё снова преображается не только ум, но и сердце, и кто, в противоположность метафизикам, счастлив тем, что в нём находит себе приют не «одна бессмертная душа», а множество смертных душ.

18

Три вида мыслителей. — Есть минеральные источники, изливающиеся широким потоком, льющиеся ручейком и сочащиеся по каплям — и соответственно этому есть три вида мыслителей. Профаны оценивают их по объёму воды, знатоки же — по её содержанию, то есть по тому, что́ в них — как раз не вода.

19

Картина жизни. — Задача создать определённую картину жизни в целом, с какою бы настойчивостью ни ставили её перед собою поэты и философы, тем не менее бессмысленна: даже под руками величайших живописцев-мыслителей всегда возникали всего лишь картины и картинки одной жизни, а именно их собственной жизни, — да ничего другого и создать нельзя. Становящийся не может отражаться в становящемся как нечто прочное и устойчивое, как некая «определённость».{89}

20

Истина не терпит рядом с собою других богов. — Вера в истину начинается с сомнения во всех «истинах», в которые верили доселе.

21

О чём следует молчать. — Когда о свободомыслии говорят как о крайне опасном путешествии по глетчерам и полярным морям, то те, что не желают идти этим путём, чувствуют себя обиженными, будто им предъявили упрёк в робости и слабости ног. О трудных задачах, до которых мы чувствуем себя не доросшими, при нас не следует даже упоминать.

22

Historia in nuce56Историческая наука в свёрнутом виде (лат.).. — Самая серьёзная пародия, какую я слышал в своей жизни, звучит так: «В начале был абсурд, и абсурд был, ей-богу, и Бог (божественно) был абсурдом».{90}

23

Неисцелимый. — Идеалист неисправим: если сбросить его с неба, он соорудит себе идеал из ада. Разочаруй его и — глядь! — он станет обнимать разочарование не менее страстно, чем ещё совсем недавно обнимал надежду. Это его влечение принадлежит к великим неисцелимым влечениям человеческой природы — потому оно может ввергнуть человека в трагические обстоятельства, а после сделаться сюжетом для трагедий: а они-то как раз и имеют дело со всем неисцелимым, неотвратимым, неизбежимым в человеческой участи и человеческом характере.

24

Аплодисменты как продолжение спектакля. — Лучащиеся глаза и благосклонная улыбка — это своего рода аплодисменты, которыми люди награждают всю великую комедию мира и жизни, — но в то же время это и комедия внутри комедии, которая должна соблазнить других зрителей к «plaudite amici»57Рукоплещите, друзья! (лат.) — по Светонию, последние слова умирающего Августа..

25

Решимость быть скучным. — У кого нет решимости на то, чтобы его самого и его труд признали скучными, тот, безусловно, не принадлежит к умам первого ранга, будь то в искусствах или науках. — Какой-нибудь насмешник, который в виде исключения оказался бы заодно и мыслителем, мог бы добавить относительно мира и истории в целом: «У Бога такой решимости не было; он хотел сотворить все вещи слишком интересными — и сотворил».

26

Из самого потаённого опыта мыслителя. — Нет для человека на свете ничего труднее, чем подходить к делу безлично: я хочу сказать — чем видеть в нём именно дело, а не личность; мало того, можно даже спросить, а в состоянии ли он вообще хоть на мгновение остановить часовой механизм своей наделяющей личностью, выдумывающей личность склонности. Ведь даже с идеями, в том числе и с самыми абстрактными, он обходится так, как если бы они были индивидами, так что с ними надо сражаться, к ним надо примыкать, надо охранять их, заботиться о них, вскармливать их. Подкараулим-ка, подслушаем-ка хотя бы себя самих — в те мгновения, когда слышим или обнаруживаем новое для себя положение. Может быть, оно нам не понравится, потому что выглядит таким своенравным, таким самовластным: и мы бессознательно спрашиваем себя, а нельзя ли как-нибудь уравновесить его враждебной противоположностью, нельзя ли добавить к нему какое-нибудь «как знать?», какое-нибудь «не всегда»; нам доставляет удовлетворение даже словечко «вероятно», потому что оно пресекает лично для нас тягостную тиранию безусловного. Если же это новое положение, напротив, подойдёт к нам в более мягкой форме, совсем терпимым и кротким, словно отдаваясь в руки противоречию, то мы попробуем испытать своё самовластие по-другому: не получится ли у нас помочь этому слабому созданию, приласкать и накормить его, сделать его сильным и тучным, сделать его истинным и даже безусловным? Не получится ли у нас поступить с ним, как поступают родители, или рыцарски, или проявить к нему сострадание? — Тогда мы снова увидим одно суждение тут, а другое — там, но на таком расстоянии, что им друг друга не увидеть, друг к другу не приблизиться: и вот уж нас щекочет мысль, а нельзя ли их как-нибудь поженить, устроить какой-нибудь союз, и мы уже предвкушаем, что если вдруг у такого союза будут какие-нибудь последствия, то в чести окажутся не только оба брачующихся суждения, но и их сват. А вот если с такой идеей ничего не удастся поделать (считая её истинной —) ни на пути сопротивления и недоброжелательства, ни на пути доброжелательства, тогда мы покоряемся ей, тогда присягаем ей на верность как своему вождю и предводителю, сажаем на почётное место и говорим о ней не без пышности и гордости: ведь её блеск бросает свой отблеск и на нас самих. И горе тому, кто захочет ослабить его; разве только в один прекрасный день этот блеск и сам по себе покажется нам сомнительным: тогда мы, неутомимо «проводящие во власть» (king-makers58влиятельные лица (от которых зависит назначение на высокий пост) (англ.).) в истории духа, свергаем её с трона и тут же возносим её противницу. Всё это надо взвесить и дополнительно продумать ещё кое-что: естественно, тут уже не может идти никакой речи о «познавательном влечении самом по себе»! — Почему же тогда человек истинное предпочитает неистинному в этой своей потаённой битве с идеями-личностями, в этом по большей части скрытом сватовстве идей, в основании государств из идей, в воспитании идей, в заботе о бедных и больных идеях? По той же самой причине, по какой в сношениях с реальными личностями соблюдает справедливость: он делает это сейчас — из привычки, исходя из унаследованных и привитых воспитанием форм поведения, а изначально — потому что истинное, так же как справедливое и правильное, полезнее и почётнее, нежели неистинное. Ведь в сфере мышления плохо держатся власть и репутация, основанные на заблуждении или лжи: ощущение, что такого рода постройка в один прекрасный момент может обрушиться, снижает самооценку зодчего; он стыдится хрупкости своего материала и хотел бы — поскольку считает себя более важным, чем все остальные, — делать только то, что было бы долговечнее, чем сделанное всеми остальными. В своей жажде истины он хватается за веру в личное бессмертие, иными словами, за самую высокомерную и строптивую мысль, какая только бывает на свете, кровно связанную, как это ей свойственно, с задней мыслью «pereat mundus, dum ego salvus sim»59«Пусть погибнет мир, лишь бы я был благополучен» (лат.).! Его труд превратился для него в собственное «я», он и самого себя пытается сделать чем-то непреходящим, ничему не поддающимся. Его непомерная гордыня — это и есть то, что хочет пускать в дело только лучшие, самые твёрдые камни, иными словами, истины или то, что он принимает за истины. «Пороком мудрецов» во все времена справедливо называли высокомерие — и всё же без движущих сил этого порока плачевно обстояли бы дела с истиной и её признанием на земле. В том, что мы боимся своих собственных мыслей, но что даже в них уважаем себя, невольно приписывая им способность награждать нас, презирать, хвалить и порицать, в том, следовательно, что мы сносимся с ними как со свободными духовными личностями, с независимыми силами, как равные с равными, — во всём этом коренится тот необычный феномен, который я назвал «интеллектуальной совестью». — Так что и здесь некая нравственность высшего рода даёт цвет от чёрного корня{91}.

27

Обскуранты. — Главное в чёрной магии обскурантизма — не то, что она стремится помрачить умы, а то, что хочет очернить картину мира, наше представление о существовании. Для этого она, правда, часто пользуется известным средством — препятствовать просветлению умов: но иногда прибегает и к средству прямо противоположному, путём наивысшего развития интеллекта стараясь вызвать пресыщенность его плодами. Хитроумные метафизики, которые готовят почву для скепсиса и своей чрезмерной проницательностью вызывают недоверие к проницательности, — хорошие орудия в руках утончённого обскурантизма. — Может ли быть, что в этих целях можно использовать даже Канта; мало того, может ли быть, что он, по собственному его пресловутому заявлению, хотел чего-то в этом роде, по крайней мере, в течение какого-то времени: проторить путь вере, положив границы знанию?{92} — Это, правда, ему не удалось, ему не больше, чем его последователям на волчьих и лисьих тропах этого крайне утончённого и опасного обскурантизма, даже наиболее опасного: ведь чёрная магия является здесь под покровами света.

28

От какого рода философии портится искусство. — Когда туманам метафизико-мистической философии удаётся сделать все эстетические феномены непрозрачными, то они становятся неразличимыми, поскольку каждый из них оказывается необъяснённым. Но если их уже даже нельзя сравнивать друг с другом, чтобы оценивать, то в конце концов возникает состояние полной некритичности, слепой неопределённости; а отсюда, в свой черёд, — неуклонное снижение удовольствия от искусства (каковое удовольствие отличается от грубого утоления потребности лишь в высшей степени обострёнными вкусовыми ощущениями и различением). А чем сильнее снижается удовольствие от искусства, тем больше жажда искусства преобразуется и обратно превращается в пошлый голод, который художники теперь пытаются унять всё более грубой пищей.

29

В Гефсимании. — Наиболее мучительные слова, которые художники могут услышать от мыслителя, гласят: «Разве вы не можете хоть час бодрствовать со мною{93}

30

У ткацкого станка. — Тем немногим, для кого в радость распутывать узлы вещей и распускать свою ткань, противодействуют многие (к примеру, все художники и женщины), которые всё вновь связывают распущенные нити, спутывая их, и таким образом понятое превращают в непонятое, а по возможности — в непонятное. И что бы из этого ни вышло, сотканное и связанное всегда будет поневоле выглядеть как-то неприглядно, ведь над ним работает и теребит его слишком много рук.

31

В пустыне науки. — В скромных и утомительных странствиях, которые довольно часто невольно превращаются в путешествия по пустыне, человеку науки являются те блистающие атмосферные феномены, что зовутся «философскими системами»: с колдовскою силой обмана они показывают решения всех головоломок и свежайший напиток истинной воды жизни поблизости; душа истомлённого путника ликует, и он, кажется, вот-вот коснётся губами цели всего своего научного терпения и лишений, почему и несётся вперёд как бы в самозабвении. Правда, иные натуры, словно оглушённые прекрасным миражом, остаются на месте: их глотает пустыня, и для науки они потеряны. Наконец, третьи натуры, те, что уже не раз переживали такие субъективные утешения, испытывают крайнюю досаду и клянут вкус соли, остающийся во рту от названных феноменов и вызывающий бешеную жажду, — но притом всё это ни на шаг не приближает путника к какому-нибудь колодцу.

32

Мнимая «подлинная реальность». — Поэты, изображая представителей разных профессий, скажем, полководца, шёлкопрядильщика, моряка, делают вид, будто досконально знают эти предметы, будто они в них знатоки; мало того, объясняя человеческие поступки и судьбы, они ведут себя так, словно лично присутствовали при создании всей великой ткани мира: и в этом смысле они — обманщики. Причём обманывают они исключительно людей несведущих — а потому обман им удаётся: последние воздают поэтам хвалы за их подлинное и глубокое знание предмета и тем самым в конце концов склоняют к иллюзии, будто те и впрямь знают дело так же хорошо, как и конкретные знатоки и умельцы, мало того, как сама великая ткань мира. А напоследок обманщик становится честным и верит в собственную правдивость. Люди чувства даже говорят ему прямо в лицо, что он обладает высшей истиной и правдивостью, — ведь они порою устают от реальности и воспринимают поэтический вымысел как благодатный отдых и ночь для головы и сердца. Картины этого вымысла кажутся им теперь более ценными, поскольку они, как сказано, воспринимают их как благодетельные: да люди и всегда мнили, что чем более ценна видимость, тем более она истинна, тем более реальна. Поэты, чувствующие за собою эту власть, намеренно идут на то, чтобы порочить то, что обычно называют реальностью, превращая его в нечто неверное, мнимое, ненастоящее, полное греха, страданий и обмана; они используют все сомнения по поводу границ познания, все эксцессы скептицизма, чтобы набросить на вещи спутанное покрывало ненадёжности: ведь тогда потом, после этого затемнения, их колдовство, их магические манипуляции с душой без всяких колебаний будут поняты как путь к «настоящей истине», к «подлинной реальности».

33

Желание быть справедливым и желание быть судьёй. — Шопенгауэр, чья большая осведомлённость относительно человеческого и слишком человеческого, чьё изначальное чувство фактического понесли немалый ущерб от пёстрой леопардовой шкуры его метафизики (каковую шкуру надо с него стянуть, чтобы только потом обнаружить под нею истинный гений моралиста), — Шопенгауэр делает то меткое различение, в котором оказывается прав куда больше, чем сам мог на это рассчитывать: «Понимание строгой необходимости человеческих поступков — та разграничительная линия, которая отделяет философские умы от прочих». Этому могучему пониманию, что открывалось ему временами, он сам же и противодействовал, давая волю предрассудку, который ещё разделял с моральными людьми (а не с моралистами), совершенно бесхитростно и доверчиво выражая его таким образом: «Последнее и истинное объяснение внутренней сущности целокупности вещей необходимо должно быть тесно связано с объяснением этической значимости человеческого поведения», — что как раз совершенно не «необходимо», а, наоборот, прямо-таки отменяется положением о строгой необходимости человеческих поступков, иными словами, об абсолютной несвободе и безответственности воли. Стало быть, философские умы отличаются от прочих неверием в метафизическую значимость морали: а это должно разверзнуть между ними такую пропасть, какую вряд ли можно представить себе, глядя на пропасть между «образованными» и «необразованными», о которой сегодня так сетуют. Разумеется, бесполезными следует признать и ещё несколько лазеек, которые оставляли для себя «философские умы», подобно самому Шопенгауэру: ни одна из них не ведёт в просторы, на воздух свободной воли; и за каждой, через которую доселе удавалось прошмыгнуть, снова высилась посверкивающая железом стена рока: мы живём в темнице, мы можем только грезить о своей свободе, но сделать себя свободными не можем. Такому пониманию невозможно долго сопротивляться — об этом говорят отчаянные, немыслимые позиции и выкрутасы тех, что наскакивают на него, всё ещё продолжая попытки повалить его наземь. — Теперь у них получается примерно так: «Значит, никто не несёт ни за что ответственности? Но всё пропитано виной и чувством вины? Однако кто-то ведь должен быть грешником: если уже невозможно и не позволено обвинять и судить отдельного человека, эту бедную волну в необходимой игре волн становления, — ну что ж, тогда грешник — сама игра волн, становление: именно тут есть свободная воля, тут возможны обвинение, осуждение, кара и искупление; тогда грешник — Бог, а спаситель — человек; тогда весь мировой процесс — сам и вина, и самоосуждение, и самоубийство; тогда злодей становится собственным судьёй, судья — собственным палачом». — Это поставленное с ног на голову христианство — а чем оно ещё может быть? — последний фехтовальный выпад в битве учения о безусловной моральности с учением о безусловной несвободе, — жуткая вещь, если бы она была чем-то большим, нежели логической гримасой, большим, чем жалкий жест поверженной мысли, — это что-то вроде конвульсий отчаявшегося и жаждущего спасения сердца, которому безумие нашёптывает: «Пойми, ты агнец, грех Бога взявший на себя». — Заблуждение заключается не только в ощущении, гласящем «я несу ответственность», но совершенно таким же образом и в его противоположности — «я-то — нет, но кто-то ведь должен её нести». — Но это как раз и неверно: а значит, философ, подобно Христу, должен сказать «Не судите!», а окончательное отличие философских умов от прочих состояло бы в том, что первые хотят быть справедливыми, а вторые — судьями.

34

Самопожертвование. — Вы думаете, что самопожертвование — признак морального поступка? — Поразмыслите-ка о том, не в любом ли поступке, который совершается обдуманно, присутствует самопожертвование, — в самом скверном так же, как в самом хорошем.

35

Против тех, кто испытует утробы на предмет нравственности. — Чтобы судить о том, насколько сильна нравственная природа того или другого человека и насколько она усилилась, надо знать о лучшем и о худшем, на что этот человек способен — и в воображении, и на деле. Но узнать об этом невозможно.

36

Змеиный зуб. — Есть ли у тебя змеиный зуб, ты узнаешь лишь после того, как кто-нибудь попрёт тебя своей пятой.{94} Жёны или матери сказали бы: после того, как кто-нибудь попрёт нашего любимого, наше дитя.{95} — Наш характер куда больше определяет нехватка некоторых переживаний, чем то, что мы реально переживаем.

37

Обман, заключённый в любви. — Мы забываем кое-что из своего прошлого и намеренно выбрасываем это из головы: иначе говоря, мы хотим, чтобы наше представление о себе, опирающееся на прошлое, обманывало нас, льстило нашему самомнению, — и мы постоянно работаем над этим самообманом. — И вот вы, которые так много говорите и шумите о «необходимости забывать себя в любви», о «растворении своего я в личности другого», думаете, будто это по своей сути что-то другое? Тогда разбейте зеркало, влезьте в шкуру человека, которым восхищаетесь, и наслаждайтесь новым образом своего «я», хоть назовите его именем другого человека, — и всё это не должно быть самообманом, не должно быть эгоизмом, вы, чудаки! — Я думаю, те, которые таят от себя какие-то части себя самих, и те, которые таят себя от себя целиком, равны в том, что совершают кражу из сокровищницы познания: это проливает свет на то, от какого проступка предостерегает изречение «познай себя самого».

38

К не признающимся в тщеславии. — Тот, кто не признаётся в тщеславии, обычно наделён им в столь брутальной форме, что инстинктивно закрывает на него глаза, дабы не пришлось презирать себя.

39

Отчего глупые так часто ожесточаются. — На возражения оппонента, отразить которые нам, мы чувствуем, не хватает ума, наше сердце отвечает подозрением относительно мотивов этих возражений.

40

Искусство исключений в морали. — Прислушиваться к искусству, которое изображает и возвеличивает исключительные случаи в мире морали — там, где доброе превращается в скверное, несправедливость оборачивается справедливостью, — стоит очень редко: вот так изредка покупаешь что-нибудь у цыган, но со страхом, не крадут ли они куда больше, чем ты выигрываешь на покупке.

41

Что нравится и не нравится в ядах. — Единственным веским аргументом, во все времена удерживавшим людей от решения выпить яд, было не то, что яд убивает, а то, что он невкусен.

42

Мир без ощущений греховности. — Если бы совершались только такие поступки, которые не вызывают нечистой совести, то человеческий мир всё равно выглядел бы довольно скверным и подлым: но зато не таким хворым и жалким, как сейчас. — Во все времена было достаточно злых людей без совести — а у множества добрых и честных нет отрадного чувства чистой совести.

43

Совестливые. — Следовать своей совести удобнее, чем рассудку: ведь при любой неудаче у неё наготове извинение и ободрение, — поэтому людей совестливых всё-таки куда больше, чем людей рассудительных.

44

Противоположные способы избегать ожесточения. — Людям одного темперамента бывает полезно избавляться от досады с помощью слов: когда они говорят, досада смягчается. Другой темперамент, только выговариваясь, и достигает полного ожесточения: такие люди поступили бы благоразумнее, удержавшись от слов, — если они налагают на себя такие узы перед лицом врагов или начальников, это улучшает их характер, не допуская в нём излишней резкости и кислоты.

45

Не принимать слишком близко к сердцу. — Неприятно смертельно устать от лежания в кровати, но это ещё не аргумент против правильности лечения, предписавшего тебе постельный режим. — Люди, которые долго жили вне себя и наконец обратились к философской внутренней, сосредоточенной на себе жизни, знают, что бывает и душевно-умственная смертельная усталость от лежания. Значит, она — ещё не аргумент против избранного человеком образа жизни в целом, но делает необходимыми кое-какие мелкие исключения и мнимые рецидивы.

46

Человеческая «вещь сама по себе». — Вещь самая уязвимая, но и самая непобедимая, — это человеческое тщеславие: ведь, будучи уязвлено, оно только усиливается, а в конце концов может сделаться гигантским.

47

Фарс множества трудолюбцев. — Чрезмерными усилиями они добиваются для себя лишнего досуга, а потом не знают, что с ним делать, кроме как отсчитывать часы, покуда те не выйдут до конца.

48

Много радоваться. — Кто много радуется, тот, вероятно, человек хороший: но, вероятно, не самый смышлёный, хотя достигает как раз того же, чего самый смышлёный добивается всей своей смышлёностью.

49

В зеркале природы. — Не описывают ли какого-то человека довольно точно, говоря, что он любит бродить по жёлтым полям высокой пшеницы, что краски леса и луга в конце пылающей и уже пожелтевшей осени он предпочитает всем другим, поскольку они свидетельствуют нечто более прекрасное, чем то, что удаётся природе в другую пору, что под раскидистыми ореховыми деревьями с сочною листвой он чувствует себя совсем как дома, как бы среди ближайших родных, что в горах больше всего он рад, находя малые уединённые озёра, из которых, кажется, на него глядит само одиночество, что он любит тот серый покой туманных сумерек, который вечерами осени и ранней весны подкрадывается к окнам, как бы окутывая бархатными завесами любой бездушный шорох, что неотёсанные каменья он ощущает и с детских лет почитает как доживших от седой древности до наших дней свидетелей, жаждущих рассказать о ней, и, наконец, что море с его подвижной змеиной шкурой и красотою хищника остаётся для него чужим? — Конечно, кое-что от этого человека такое описание ухватывает: но зеркало природы ничего не говорит о том, что этот же самый человек при всей своей идиллической впечатлительности (и даже не «вопреки ей») может быть довольно холодным, мелочным и спесивым. Гораций, знавший толк в подобных вещах, вложил нежнейшую любовь к сельской жизни в уста и душу какого-то римского ростовщика — в своём знаменитом «beatus ille qui procul negotiis»60«Блажен тот, кто вдали от дел...» (Гораций, «Эподы», II, 1)..

50

Мощь без победы. — Наиболее сильное познание (а именно, полной несвободы человеческой воли) приводит, однако, к самым скромным успехам: ведь против него всегда бьётся самый сильный враг — человеческое тщеславие.

51

Наслаждение и заблуждение. — Один непроизвольно воздействует на друзей благотворно самой своей натурой, другой — произвольно и отдельными поступками. Хотя первое считается чем-то более высоким, но только второе связано с чистой совестью и с наслаждением — а именно, с наслаждением святости своего дела, которое зиждется на вере в произвольность наших добрых и скверных дел, то есть на заблуждении.

52

Глупо чинить несправедливость. — Несправедливость, которую мы причинили другим, переживается нами куда тяжелее, чем несправедливость, причинённая нам самим (и, кстати, как раз не из моральных соображений — ); ведь тот, кто её совершает, на самом-то деле всегда страдает, если он доступен либо для угрызений совести, либо для понимания того, что своим поступком настроил против себя общество и таким образом оказался в изоляции. Поэтому уже хотя бы ради собственного внутреннего благополучия, то есть чтобы не расставаться с хорошим самочувствием, не обращая внимания на всё, чего требуют религия и мораль, надо беречься совершать несправедливость ещё больше, чем претерпевать её: ведь это последнее может утешаться чистой совестью, чаяньем мести, сострадания и одобрения со стороны людей справедливых, мало того, со стороны всего общества, опасающегося преступника. — Немалое число людей знают толк в том, как можно нечистоплотно перехитрить себя, чтобы любую собственную несправедливость перетолковать как причинённую им самим и в оправдание того, что сделали сами, оставить за собой право самообороны для исключительных случаев: ведь таким образом гораздо легче нести своё бремя.

53

Зависть с голосом или без. — Зависть обычная имеет привычку начинать кудахтать, как только курица — предмет зависти — сносит яйцо: такая зависть при этом испытывает облегчение и смягчается. Но есть зависть более глубокая: в подобном случае она хранит гробовое молчанье и, желая, чтобы сейчас все рты оказались на замке, всё больше бесится оттого, что как раз этого-то и не происходит. Зависть молчаливая в молчании только растёт.

54

Гнев как шпион. — Гнев иссушает душу до дна, обнажая и самый её осадок. Вот почему, если ты не можешь иначе уяснить, как обстоят дела, надо доводить до белого каления своих близких, своих сторонников и противников — тогда ты и увидишь всё, что они творят и замышляют против тебя в глубине души.

55

Обороняться нравственно труднее, чем нападать. — Истинный подвиг и шедевр хорошего человека состоит не в том, что он нападает на дело, но продолжает любить защищающую его личность, а в том куда более трудном, что он защищает собственное дело, не вызывая и не желая вызывать ожесточённой горечи у того, на кого нападает. Атакующий меч честен и широк, меч обороны на конце обычно бывает не шире иглы.

56

Честно в отношении честности. — Человек, на людях честный в отношении себя, наконец и сам начинает воображать Бог весть что относительно этой честности: ему-то отлично известно, почему он честен, — по той же самой причине, по какой другие предпочитают игру и притворство.

57

Вогнать в краску. — Когда кто-то хочет вогнать другого в краску своим благородством, это, как правило, понимается превратно и потому не удаётся, ведь другой-то тоже чувствует своё полное право на это и со своей стороны подумывает о том же.{96}

58

Опасные книги. — Вот человек говорит: «По себе знаю — эта книга пагубна». Но подожди он ещё — и в один прекрасный день возможно, признается себе, что эта самая книга сослужила ему большую службу, выгнав наружу и явив взору тайную болезнь его сердца. — Если человек меняет свои мнения, это не изменяет его характера (или изменяет его совсем немного); может быть, они заставляют светиться отдельные стороны созвездия его личности, которые прежде, при иной констелляции мнений, оставались тёмными и неразличимыми.

59

Разыгранное сострадание. — Когда человек хочет показать, что возвысился над чувством враждебности, он разыгрывает сострадание: но, как правило, напрасно. Другие замечают это не без значительного прилива как раз этих самых враждебных чувств.

60

Откровенное возраженье часто примиряет. — В тот момент, когда человек публично выражает известному партийному вождю или учителю своё несогласие с догмой, все думают, что он, должно быть, питает к тому злобу. Но бывает, что как раз тогда он и перестаёт питать злобу: он отваживается стать рядом с тем и избавляется от мучений молчаливой ревности.

61

Видеть, как светит твой свет. — В помрачённом состоянии уныния, болезни, долгов нам по нраву замечать, что мы ещё светим другим и они видят в нас светлый диск луны. Этим окольным путём мы причащаемся своей собственной способности озарять.

62

Радость за других. — Змея, которая нас жалит, думает сделать нам больно и при этом радуется; и самое низкое животное в состоянии представить себе чужую боль. А вот представлять себе чужую радость и при этом радоваться — высшая привилегия высших животных, а среди них, в свой черёд, доступная лишь избранным особям, — то есть редкостное humanum61человеческое качество (лат.).: потому-то и бывали на свете философы, отрицавшие радость за других.

63

Послеродовая беременность. — Те, что пришли к своим трудам и деяниям, сами не зная как, обыкновенно тем больше бывают беременны ими задним числом: как бы для того, чтобы постфактум доказать, что это их дети, а не дети случая.

64

Бессердечность из тщеславия. — Как справедливость столь часто бывает личиной слабости, так и люди, мыслящие справедливо, но слабые, порой из честолюбия прибегают к притворству — они ведут себя явно несправедливо и жестоко, чтобы произвести на зрителей впечатление силы.

65

Унижение. — Иной человек, находя в куче дарёных привилегий хоть крупицу униженья, всё равно делает плохую мину при хорошей игре.

66

Верх геростратства. — Возможны геростраты — поджигатели собственного храма, в котором поклоняются их изваяниям.

67

Мир уменьшительных форм. — То обстоятельство, что всё слабое и нуждающееся в помощи взывает к состраданию, создаёт привычку называть всё, что взывает к состраданию, уменьшительными и ласкательными словами, — то есть делать его слабым и нуждающимся в помощи для нашего чувства.

68

Скверное свойство сострадания. — В способности сострадать как наперснице есть какая-то наглость: ведь сострадание во что бы то ни стало хочет помогать, но толком не знает ни способов лечения, ни вида и причины болезни, — вот оно и пускается очертя голову в знахарство за счёт здоровья и репутации своего пациента.

69

Фамильярность. — Случается, что люди проявляют фамильярность и к произведениям; и если кто уже юношей, копируя других, к сиятельнейшим творениям всех времён подходит с развязным обращением на ты, то это говорит о полном отсутствии стыда. — Другие фамильярны только по невежеству: они не ведают, с кем имеют дело, — такими нередко бывают молодые и старые филологи в своём отношении к творениям греков.

70

Воля стыдится интеллекта. — Со всею холодностью мы делаем разумные расчёты относительно своих аффектов: а потом совершаем здесь грубейшие промахи, ведь в тот момент, когда настаёт пора осуществить свой план, мы часто стыдимся той холодности и рассудочности, с которыми его замышляли. Вот тогда-то мы и творим прямо-таки безрассудство — и движет нами при этом своего рода упрямое великодушие, которое несёт с собою каждый аффект.

71

Почему скептики не по нраву морали. — Тот, кто высоко ценит свою нравственность и принимает её близко к сердцу, сердится на скептиков в сфере морали: ведь в этой сфере, в которую он вкладывает все свои силы, следует выражать восхищение, а не исследовать и сомневаться. — Помимо этого, бывают натуры, последний остаток нравственности которых — как раз вера в мораль: они относятся к скептикам точно так же, а может быть, даже более пристрастно.

72

Робость. — Все моралисты робки, потому что знают, что их путают с соглядатаями и предателями, когда замечают за ними эту склонность. Тогда они и сами чувствуют, насколько слабы в практической деятельности: ведь в разгар дела мотивы их поступков почти целиком отвлекают их внимание от дела.

73

Опасность, грозящая общественной нравственности. — Люди, благородные и одновременно честные, доводят до обожествления любую чертовщину, которую измышляет их честность, так что стрелка весов моральных суждений замирает на месте.

74

Самое жестокое заблуждение. — До ожесточения оскорбительно обнаружить, что мы думали, будто нас любят, а нас считали только домашней утварью и комнатным убранством, на котором хозяин дома может дать волю своему тщеславию перед гостями.

75

Любовь и двойственность. — Что иное любовь, чем состояние, в котором понимаешь и радуешься тому, что другой живёт, трудится и чувствует другим, может быть, прямо противоположным образом, нежели мы сами? Любви, чтобы связывать противоположности через радость, нельзя их устранять, отрицать. — Даже любовь к себе содержит в себе как предпосылку неслиянную двойственность (или множественность) в одном лице.

76

Толкование на основе сновидений. — То, чего в состоянии бодрствования мы подчас не знаем и не чувствуем определённо — а именно, чиста или нечиста у нас совесть в отношении того или иного человека, — совершенно недвусмысленно разъясняет нам сновидение.

77

Разврат. — Мать разврата — не радость, а безрадостность.

78

Кара и награда. — Никто не выступает с обвинениями без задней мысли о каре и мести, даже если обвиняемый — собственная судьба, а то и ты сам. — Всякая жалоба — это обвинение, всякая радость — хвала: и делаем ли мы то или другое, кто-то у нас всегда оказывается ответственным.

79

Дважды несправедливо. — Подчас мы содействуем истине, совершая двойную несправедливость, а именно тогда, когда мы рассматриваем и изображаем одну вслед за другой две стороны дела, которые не в состоянии рассматривать зараз, но делаем это так, что всякий раз не признаём или отрицаем другую сторону, питая иллюзию, будто видимое нами и есть целая истина.

80

Недоверие. — Недоверие не всегда ходит внутри себя неуверенно и робко — подчас оно похоже на бешеную водобоязнь: это значит, оно напилось допьяна, чтобы не дрожать.

81

Философия выскочки. — Хочешь сделаться личностью — уважай и свою тень.

82

Уметь отмыться добела. — Надо научиться, как выбираться из нечистых обстоятельств более чистым, а если нужда заставит — то как умываться и грязною водой.

83

Распускаться. — Чем больше человек распускается, тем меньше его отпускают другие.

84

Невинный подлец. — К пороку и всякого рода мошенничеству, бывает, ведёт долгий, шаг за шагом, путь. Того, кто по нему идёт, в конце концов совсем оставляют насекомьи рои нечистой совести, и он бредёт дальше, хотя и полный скверны, зато невинный.

85

Строить планы. — Строить планы и вынашивать замыслы — занятие очень приятное, и тот, у кого достало бы сил всю свою жизнь только и делать, что строить планы, был бы человеком вполне счастливым: но ведь и ему надо будет иногда отдыхать от этого занятия, выполняя какой-нибудь план, — вот тогда-то и придут досада и отрезвление.

86

Откуда мы глядим на идеал. — Каждый порядочный человек помешан на своей порядочности и не может выглянуть из неё на свободу. И если бы не добрая доля несовершенства в нём, то из-за своей добродетельности он не смог бы прийти к духовно-нравственной свободе. Наши изъяны — вот те глаза, которыми мы глядим на идеал.

87

Недобросовестная хвала. — Недобросовестная хвала оставляет после себя в нас куда больше угрызений совести, чем недобросовестная хула, — и, вероятно, лишь потому, что когда нас перехваливают, мы компрометируем свой ум куда больше, чем когда нас чрезмерно, пусть даже несправедливо порицают.

88

Как умирать, безразлично. — Как человек в разгар своей жизни, в полном цвете сил, думает о своей смерти, — это, конечно, очень симптоматично и многое говорит о том, что называют его характером; но самый его смертный час, его поведение на смертном ложе в этом смысле почти совершенно безразличны. Истощённость нисходящей жизни, особенно когда умирают старые люди, нерегулярное или недостаточное питание головного мозга в это последнее время, порой мучительные боли, неизведанность и новизна всего этого состояния, а очень часто — припадки и рецидивы суеверных впечатлений и запугиваний, гласящих, что момент смерти неимоверно важен, потому что тогда человек должен перейти мосты самого ужасного свойства, — всё это не позволяет рассматривать умирание как свидетельство о человеке. Неправда и то, что умирающий в целом честнее живущего: торжественный вид окружающих, сдерживаемые или текущие ручьи слёз и чувств склоняют его разыгрывать то сознательную, то бессознательную комедию тщеславия. Серьёзность, с какою обращаются с каждым умирающим, и вовсе бывает для иного презренного бедняги изысканным наслаждением, какого он не испытывал за всю свою жизнь, и своего рода возмещением ущерба и платой за множество лишений.

89

Обычай и его жертвы. — Обычай происходит от двух идей: «Община важнее индивида» и «Длительную выгоду следует предпочесть мимолётной»; а отсюда следует вывод, что длительной выгоде общины безусловно следует отдавать предпочтение перед выгодой индивида, в особенности перед его сиюминутным хорошим самочувствием, но и перед его длительной выгодой и даже перед его дальнейшим существованием. А страдает ли индивид от установления, полезного общине, чахнет ли он от него, гибнет ли из-за него, — обычай должен быть сохранён, жертва должна быть принесена. Но такое умонастроение возникает только у тех, которые не бывают жертвой, — ведь если бы они были в её шкуре, то оказалось бы, что индивид может быть более важным, чем множество, а равно и то, что сиюминутное наслаждение, это райское мгновение, ценится, возможно, больше, чем тусклое продление безбольных и благополучных состояний. Но философия жертвенного животного всегда обретает голос слишком поздно, а потому дело не идёт дальше обычая и нравственности: а она — всего лишь переработанное в чувство воплощение обычаев, при которых люди живут, в которых они были воспитаны — и воспитаны не как индивиды, а как члены целого, как цифры в составе большинства. — Таким образом беспрестанно получается, что индивид посредством своей нравственности превращает в большинство самого себя.

90

Добро и чистая совесть. — Вы думаете, что всё доброе во все времена ходило с чистой совестью? — Наука, то есть безусловно что-то очень доброе, явилась в мир без таковой и совершенно лишённой всякого пафоса, скорее тайно, окольными путями, входя с укутанной головою или в маске, словно преступница, и всегда по меньшей мере с чувствами контрабандистки. Предварительной ступенью, а не противоположностью чистой, доброй совести была нечистая, злая совесть: ведь всякое добро было некогда новым, а, следовательно, необычным, шедшим вразрез с обычаем, безнравственным, и глодало сердце счастливого первооткрывателя, словно червь.

91

Результат оправдывает намерения. — Не стоит бояться пути к той или иной добродетели, даже если хорошо понимаешь, что побудительные мотивы, толкающие на этот путь, не что иное, как эгоизм — то есть польза, личное удобство, страх, оглядка на здоровье, репутацию или славу. Эти мотивы называют неблагородными и эгоистичными: хорошо, но если они побуждают нас к какой-нибудь добродетели, скажем, самоотверженности, верности долгу, порядку, бережливости, мере и умеренности, то надо им следовать, какими бы эпитетами их ни награждали! Если человек достигает того, к чему они его ведут, то достигнутая добродетель беспрерывно облагораживает дальнейшие мотивы наших поступков — благодаря чистому воздуху, которым она даёт дышать, и душевному благополучию, которое она сообщает, и потом мы совершаем эти поступки, исходя уже не из тех самых, более грубых мотивов, толкавших нас на это прежде. — Поэтому воспитание по мере возможности должно принуждать к добродетелям, в зависимости от натуры воспитанника: тогда пусть сама добродетель, этот солнечный и летний воздух души, делает своё дело, добавляя спелости и сладости.

92

Христианисты, а не христиане. — Вот вам ваше христианство! Чтобы досадить людям, вы восхваляете «Бога и святых его»; а уж если хотите восхвалить людей, то доводите дело до того, что досадовать приходится Богу и святым его. — Желаю вам научиться хотя бы христианской пристойности, раз уж вам так не хватает учтивости христианского сердца.

93

Душевные ландшафты благочестивых и нечестивых. — Совершенно благочестивый человек должен быть для нас предметом почитания: но то же самое относится и к законченному честному, убеждённому нечестивцу. Если вблизи от человека такого типа чувствуешь себя, как вблизи высокогорья, где берут начало самые полноводные реки, то рядом с благочестивым — как под крепкими, тенистыми, спокойными деревьями.

94

Судебные убийства. — Два величайших судебных убийства в мировой истории суть, говоря без околичностей, скрытые, и хорошо скрытые само-убийства. В обоих случаях было желание умереть; в обоих случаях меч направлялся в собственную грудь, будучи вложен в руку человеческой несправедливости.

95

«Любовь». — Тончайшая уловка, в которой христианство превосходит прочие религии, — некое слово: оно говорило о любви.{97} Так оно стало лирической религией (в то время как в двух других своих творениях семиты подарили миру героико-эпические религии). Есть в слове «любовь» нечто столь многозначительное, волнующее, обращённое к памяти и надежде, что даже нижайший разум и самое холодное сердце чуют какой-то отблеск этого слова. Самая смышлёная женщина и самый пошлый мужчина думают при этом о сравнительно наиболее бескорыстных моментах своей совместной жизни, даже если Эрос взлетал у них совсем невысоко; а для тех бесчисленных людей, которым недостаёт любви — со стороны ли родителей, детей или возлюбленных, но в особенности — для людей утончённой сексуальности, христианство — это настоящая находка.

96

Осуществлённое христианство. — И в христианстве есть эпикурейское умонастроение, исходящее из идеи, что от человека, своего творения и подобия, Бог может требовать лишь возможного, а, следовательно, что христианская добродетельность и совершенство достижимо и нередко достигается. Тогда, к примеру, вера в то, что любишь своих врагов — даже если это всего лишь вера, плод воображения, а вовсе не психологическая действительность (то есть не сама любовь), — безусловно, дарует счастье, покуда человек её действительно питает (а вот почему, на этот счёт психологи и христиане, разумеется, будут судить различно). А потому земная жизнь посредством такой веры, я имею в виду воображение, хотела бы удовлетворять не только требованию любить своих врагов, но и всем остальным христианским требованиям, и на самом деле усвоить и воплотить в себе божественное совершенство согласно призыву «Итак будьте совершенны, как совершён Отец ваш Небесный»{98}, на деле стать блаженной жизнью. Стало быть, заблуждение может сделать истиной обетование Христа.

97

О будущем христианства. — Можно позволить себе предположение о том, как исчезнет христианство, и о том, в каких местностях оно будет отступать дольше всего, если принять в расчёт, по каким причинам и где так бурно распространился протестантизм. Как известно, он обещал дать людям всё то же самое, что давала старая церковь, но куда дешевле, то есть без дорогостоящих панихид, паломничеств, роскоши и великолепия священников; особенно широко он распространился среди северных народов, не так сильно, как южные, укоренённых в символике и наслаждении формами, свойственных старой церкви: ведь у южан в христианстве ещё продолжало свою жизнь много более могучее религиозное язычество, в то время как на Севере христианство означало резкий контраст и разрыв с коренной традицией, а потому с самого начала в нём было больше умственного, чем чувственного, но именно поэтому же — в условиях опасности — больше фанатизма и твердолобости. Если удастся лишить христианство почвы в мышлении, то очевидно, где оно начнёт исчезать: как раз там, где оно и обороняться будет наиболее упорно. В других местах оно будет сгибаться, но не ломаться, терять листву, но снова выпускать новые листья, — потому что там на той же самой стороне были чувства, а не мысли. А именно чувства-то поддерживают и веру в то, что со всеми издержками церкви хозяйствовать будет всё-таки дешевле и удобнее, чем со строгими условиями труда и вознаграждения: ведь какую только цену не отдашь за праздность (или полулень), если уже к ней привык! Чувства протестуют против мира без христианства, потому что в нём нужно слишком много трудиться, а рента праздности слишком мала; они берут сторону магии, иными словами — они предпочитают, чтобы за них работал Бог (oremus nos, deus laboret!62Нам — молиться, а Богу — трудиться! (лат.).).

98

Притворство и честность неверующих. — Нет на свете другой книги, которая в таком изобилии содержит, с такой искренностью выражает то, что бывает столь приятно каждому человеку — горячечно-восторженную блаженную задушевность, готовую на жертвы и смерть, в вере и лицезрении своей «истины» как последней истины, чем книга, повествующая о Христе: человек смышлёный может усвоить из неё все способы, какими книгу можно превратить во всемирную книгу, в неразлучного друга каждого человека, а в особенности — венец всех способов, состоящий в том, чтобы представить всё уже окончательно найденным и ничего — становящимся и ещё зыбким. Все влиятельные книги пытаются оставить такое же впечатление — будто в них очерчен широчайший умственный и душевный горизонт и будто вокруг сияющего из них солнца должны вращаться все нынешние и будущие видимые светила. — Не обречена ли любая чисто научная книга на невлиятельность по той же самой причине, по какой влиятельны названные книги? Не суждено ли ей жить в унижении и среди униженных, а в конце концов претерпеть распятие, но так и не восстать из мёртвых? Не являют ли собою все честные люди науки «нищих духом» в сравнении с тем, что́ люди верующие провозглашают о своём «знании», о своём «святом» духе, уме? Может ли какая-нибудь религия требовать большего самоотречения, более неумолимо выталкивать из себя эгоистов, нежели наука? — — Так или подобным образом, но во всяком случае с некоторой долей притворства хотелось бы говорить нам, если уж придётся защищаться перед лицом верующих: ведь вряд ли можно защищаться без некоторой доли притворства. А в собственной своей среде мы будем говорить честнее: ведь тут мы пользуемся свободой, которой тем, другим, не понять даже ради соблюдения собственного интереса. Стало быть, долой клобук самоотречения! Мину смирения! Куда больше и куда лучше: так звучит наша истина! Если бы наука не была связана с наслаждением от познания, с пользой от познания, что толку нам было бы в науке? Что иное влекло бы нас к науке, если бы нашу душу не вела к познанию чуточка веры, любви и надежды? И хотя «я» в науке не должно значить ничего, но в республике людей науки очень многое означает находчивое, удачливое «я», да что там, уже даже любое честное и прилежное «я». Уважение со стороны уважающих, радость тех, кто нам симпатичен или кого мы почитаем, подчас слава и умеренное бессмертие личности — приемлемая цена за обезличенность, не говоря уж о более скромных перспективах и наградах, хотя большинство как раз ради них-то и присягнуло законам упомянутой республики и науки вообще и имеет обыкновение присягать им постоянно. Если бы мы в какой-то мере не оставались людьми ненаучными, какой прок был бы для нас и в науке! В общем и целом, если выражаться кругло, гладко и откровенно: для существа чисто познающего познание было бы безразлично. — От благочестивых и верующих нас отличает не количество, а качество веры и благочестия: мы бываем довольны куда меньшим. А если те станут увещевать нас — так и будьте довольны, ну и ведите себя, как довольные! — то на это нам было бы легко ответить: «На самом деле мы не относимся к самым недовольным! А вы, если ваша вера даёт вам блаженство, и ведите себя, как блаженные! Ваши лица всегда вредили вашей вере больше, чем наши доводы! Если бы благая весть вашей Библии была написана на ваших лицах, не пришлось бы вам так упорно требовать веры в авторитет этой книги: ваши слова, ваши поступки должны были бы постоянно делать Библию излишней, и благодаря вам постоянно должна была бы возникать некая новая Библия! А так вся ваша апология христианства коренится в вашем нехристианстве; защищая христианство, вы пишете своё собственное обвинительное заключение. Но если вам будет угодно выбраться из этой вашей неудовлетворённости христианством, то примите во внимание опыт двух тысячелетий: каковой, если облачить его в скромную вопросительную форму, звучит так: “Если Христос действительно собирался спасти мир, неужели это у него получилось?”»

99

Поэты как указатели пути в будущее. — Вся избыточная энергия поэтического творчества, ещё оставшаяся у современных людей, энергия, которая не уходит на организацию жизни, без остатка должна быть посвящена одной цели — не копированию настоящего, не воскрешению и консервации прошлого, а указанию пути к будущему: и не в том смысле, что поэт, словно какой-то фантазирующий политэконом, должен предвосхищать в образе более благоприятные для народа и общества условия жизни и способы их добиться. Напротив, подобно тому, как художники прошлого неустанно работали над созданием образов богов, он будет неустанно работать над созданием прекрасного образа человека, чутко улавливая те случаи, где посреди нашего современного мира и реальности, где без какой бы то ни было искусной обороны и уклонения от них, ещё возможна прекрасная великая душа, там, где она ещё и сегодня в состоянии воплотиться в гармоничных, соразмерных формах, где она благодаря им обретает зримый образ, долговечность и качество модели для будущего, а, значит, помогает созидать будущее, возбуждая стремление подражать и зависть. Творения таких поэтов отличались бы тем, что представали бы закрытыми для воздуха и жара страстей и защищёнными от них: неисправимая ошибка — дробление звука целостного человеческого инструмента, язвительный смех и зубовный скрежет, да и всё трагическое и комическое в старом, привычном смысле слова — вблизи этого нового искусства воспринималась бы как докучливое архаизирующее огрубление человеческого образа. Сила, доброта, снисходительность, чистота и безыскусная, врождённая мера в характере действующих лиц и в их поступках; хорошо утоптанная земля, дающая ногам ощущение покоя и наслаждение; сияющее небо, отражающееся на лицах и событиях; знание и искусство, слившиеся в новом единстве; дух без высокомерия и ревности, сожительствующий со своей сестрою, душой, и выманивающий из антагонизмов грацию весомости, а не ожесточённость раздора: — всё это было бы чем-то объемлющим, всеобщим, составляющим золотой фон, на котором лишь тогда нерезкие различия воплощённых идеалов составили бы настоящую картину — картину неуклонно растущего человеческого величия. — В эту поэзию будущего ведёт некоторый путь от Гёте: но нужны хорошие разведчики такого пути и прежде всего — куда большая сила, чем у нынешних поэтов, то есть законченных изобразителей полуживотного и незрелости, неумеренности, принимаемых за силу и природу.{99}

100

Муза в качестве Пентесилеи{100}. — «Уж лучше погибнуть, чем быть непривлекательной женщиной». Если уж так мыслит Муза, то снова близок конец её искусства. Однако развязка бывает не только у трагедий, но и у комедий.

101

Каков окольный путь к прекрасному. — Если прекрасное равнозначно отрадному{101} — а ведь некогда так и пели Музы, — то полезное нередко бывает окольным путём, с необходимостью приводящим к прекрасному, и в состоянии с полным правом отвести близорукий упрёк живущих только сегодняшним днём людей, не желающих ждать и думающих получить всё хорошее без окольных путей.

102

В извинение кое-какой вины. — Безусловная воля к созиданию и пристальное внимание ко всему внешнему, свойственные художникам, не дают им стать прекрасней и лучше как личностям, то есть созидать самих себя, — пусть даже их честолюбие достаточно велико, чтобы вынуждать их и в общении с другими всегда проявлять себя доросшими до растущей красоты и величия своих творений. В любом случае им дана лишь строго определённая мера силы: сколько её они используют на себя — а как это могло бы пойти на пользу и их творениям? — И наоборот.

103

Удовлетворять вкусам элиты. — Если чьим-то искусством «довольны лучшие его эпохи», то это верный признак того, что вкусам лучших следующей эпохи оно не удовлетворит: правда, он «жил для всех времён»{102} — одобрение лучших гарантирует славу.

104

Из одного куска. — Если в своей книге или творении искусства автор предстаёт как бы сделанным из одного куска, он совершенно искренне верит, что это превосходно, и бывает оскорблён, когда другие находят это отвратительным, пересоленным или хвастливым.

105

Язык и чувство. — Язык дан нам не для того, чтобы передавать чувство — это видно по тому факту, что все простые люди стыдятся подыскивать слова для выражения своих самых сильных волнительных состояний: они передают их только с помощью действий, да и тут краснеют, если другие, как им кажется, угадывают их мотивы. Среди поэтов, которым божество в общем отказало в такого рода стыде, наиболее благородные очень скупы на слова в выражении чувства, и можно заметить у них некоторую принуждённость, в то время как те, которые и пишут-то ради чувства, в практической жизни, как правило, бывают бесстыжими.

106

Заблуждение по поводу одного лишения. — Кто не отходил надолго от какого-нибудь искусства целиком и полностью, а постоянно жил в нём, тот не может даже примерно представить себе, сколь малого лишается человек, живущий без этого искусства.

107

В три четверти силы. — Автор, создавая творение, которое хочет производить впечатление здорового, должен вкладывать в него самое большее три четверти своей силы. А вот если он подошёл к крайним пределам этой силы, то творение возбуждает воспринимающего и отпугивает его своей напряжённостью. Все хорошие вещи немного небрежны и лежат, словно коровы на лугу.

108

Выпроваживать голод из дому. — Тончайшие яства для голодного ничем не отличаются от самой грубой пищи — поэтому художники более притязательные не станут и думать о том, чтобы приглашать на свои трапезы голодающих.

109

Жизнь без искусства и вина. — С творениями искусства дело обстоит так же, как с вином: а ещё лучше оно обстоит, если не нуждаться ни в том, ни в другом, пить только воду и если вода сама по себе всё вновь превращается в вино из внутреннего огня, из внутренней сладости души.

110

Гений-хищник. — Хищный гений в искусствах, способный вводить в заблуждение даже самые тонкие умы, появляется, когда кто-то смолоду без колебаний смотрит на всё хорошее как на предоставленную любому охотнику добычу, если только оно прямо не защищено законом как собственность определённого лица. А ведь всё хорошее, что создали прежние времена и мастера, свободно лежит кругом, огороженное и охраняемое только почтительной робостью немногих понимающих: этим немногим в силу нехватки стыда и даёт отпор такой гений, собирая в кучу богатство, которое уже само по себе в свою очередь вызывает почтение и робость.

111

К поэтам, воспевающим большие города. — По садам нынешней поэзии можно заметить, как близко от них находятся клоаки больших городов: к аромату цветов тут примешано то, что говорит о мерзости и гнили. — Я с болью задаю вопросы: так ли уж нужно вам, поэты, всё время приглашать в крёстные отцы язвительные остроты и грязь, когда крестить должны какое-нибудь невинное и прекрасное ощущение? Неужто надо непременно нахлобучивать на вашу благородную богиню шутовской, балаганный колпак? Но почему эта нужда, эта необходимость? — Как раз потому, что вы живёте слишком близко от клоак.

112

О солёной речи. — Ещё никто не объяснил, почему греческие писатели употребляли выразительные средства, в столь неслыханном изобилии и силе находившиеся в их распоряжении, с такою невероятной скупостью, что в сравнении с ними любая написанная после греков книга кажется кричащей, пёстрой и натянутой. — Говорят, что в местах возле льдов Северного полюса, так же как и в самых жарких странах, солью пользуются более скупо, зато жители равнин и морских побережий в зонах, умеренней нагреваемых солнцем, употребляют её в очень больших количествах. Так, может быть, и грекам соль и приправы нужны были не в такой степени, как нам, по двойной причине — потому что хотя их интеллект был холоднее и яснее, но их страстный природный характер — намного более тропическим, нежели наши?

113

Самый свободный из писателей. — Как же можно в книге для свободных умов оставить без упоминания Лоренса Стерна, его, которого Гёте чтил как свободнейший ум своей эпохи! Пусть же он довольствуется здесь честью быть названным свободнейшим из писателей всех времён, в сравнении с которым все остальные кажутся неповоротливыми, неотёсанными, нетерпимыми и мужицки-прямолинейными. И достохвальна в нём, пожалуй, не законченная, ясная, а «бесконечная мелодия» — если этим словом обозначить стилистическое направление в искусстве, в котором определённая форма постоянно ломается, сдвигается, переводится в неопределённую, а потому означает одно, но в то же самое время и другое. Стерн — великий мастер двусмысленности, если это слово, как и следует, понимать гораздо шире, чем делают обычно, подразумевая отношения между полами. Можно считать пропавшим того читателя, который в любой момент хочет точно знать, что́ Стерн думает о том или ином предмете на самом деле, смеётся ли он над ним или сохраняет серьёзную мину: он-то ведь умеет выразить то и другое одной складкой своего лица; он и сам это понимает и даже хочет быть одновременно и правым и неправым, связать в один узел глубокомыслие и фарс. Его отступления от темы — зараз продолжение рассказа и дальнейшее развитие истории; его сентенции содержат в себе одновременно иронию по поводу всего сентенциозного, его отвращение ко всему серьёзному связано со склонностью избегать поверхностного, верхоглядного подхода к любой теме. Поэтому у настоящего читателя он вызывает чувство неуверенности в том, идёт ли он, стоит или лежит: чувство, больше всего похожее на ощущение парения. Самый гибкий из авторов, он сообщает гибкость и своему читателю. Мало того, Стерн внезапно меняет роли и тут же превращается в читателя, не переставая быть автором; его книга{103} подобна спектаклю внутри спектакля, театральной публике, сидящей напротив другой театральной публики. Читателю приходится отдаваться на милость или немилость Стерновского настроения — хотя, впрочем, можно ожидать, что оно будет милостивым, всегда будет милостивым. — Странно и поучительно отношение к этой коренной двусмысленности Стерна такого большого писателя, как Дидро: оно тоже было двусмысленным — а как раз это и есть подлинно Стерновский сверх-юмор. Подражал ли он ему в своём «Жаке-фаталисте», восхищался ли им, издевался ли над ним, пародировал ли его? — этого до конца не разобрать, да, возможно, как раз этого и хотел автор. Именно такое сомнение внушает французам несправедливость в отношении этого творения их первого мастера (которому не приходится краснеть перед лицом любого древнего и нового). Именно юмор — и в особенности это юмористическое отношение к самому юмору — французы воспринимают слишком серьёзно.{104} — Надо ли добавлять, что среди всех великих писателей Стерн — наихудший образец и истинно неподражаемый автор и что даже Дидро пришлось поплатиться за свою отважную попытку подражания? То, чего хотели и что умели хорошие французы, а до них — некоторые греки как прозаики, прямо противоположно тому, чего хотел и что умел Стерн: как именно мастерское исключение он возвышается над тем, чего требовали от себя все художники в литературе: дисциплины, законченности, характера, неизменного плана, обозримости, простоты, сдержанности в походке и выражении лица. — Увы, человек Стерн, кажется, был только родственником писателя Стерна: его беличья душа скакала с ветки на ветку с необузданной возбуждённостью; ему было знакомо всё, что лежит между возвышенным и подлым; он сиживал на всяком месте, всегда с бесстыжими водянистыми глазами и сентиментальным выраженьем лица. Он обладал, если язык не устрашится такого словосочетания, жестоким добродушием и в усладах затейливого, даже испорченного воображения отличался чуть ли не слабоумной грацией невинности. Такой плотской и душевной двусмысленности, такого свободомыслия, доходящего вплоть до всех жилок и мускулов тела, как у него, не было, наверное, ни у одного другого человека.

114

Отборная реальность. — Как хороший прозаик употребляет только те слова, что входят в обиходный язык, но далеко не все входящие в него слова, — именно благодаря этому и возникает отборный стиль, — так и хороший поэт будущего станет изображать только реальное, целиком откинув все фантастические, полные суеверий, наполовину достоверные, ослабшие сюжеты, на которых прежние поэты пытали свои силы. Только реальность, но далеко не всякая реальность! А лишь отборная реальность!

115

Подвиды искусства. — Наряду с подлинными видами искусства — искусством великого покоя и искусством великого движения — есть ещё его подвиды: ищущее покоя, чванное искусство и искусство возбуждённое; оба хотят, чтобы их слабость принимали за силу, а их самих — за виды подлинного искусства.

116

Нынешняя нехватка красок для героического. — Истинные поэты и художники современности любят писать свои картины на фоне, переливающемся красной, зелёной, серой и золотой красками — на фоне возбуждённо-нервозной чувственности: уж в ней-то дети века сего знают толк. И в этом есть отрицательная сторона — конечно, если глядеть на их картины не глазами века сего, — ведь так и кажется, что в величайших из изображённых ими образов присутствует нечто мелькающее, подрагивающее, мельтешащее: вот и не веришь, что эти герои способны на героические деяния, — в лучшем случае они способны на героизирующие, хвастливые злодеяния.

117

Перегруженный стиль. — Перегруженный стиль в искусстве — результат оскудения организующей силы при расточительном изобилии средств и замыслов. — В первоначальной стадии искусства иногда можно обнаружить прямую противоположность этому.

118

Pulchrum est paucorum hominum63Понимать прекрасное дано немногим (лат.) — Гораций. Сатиры, I 9, 44.. — Историческая наука и опыт говорят нам, что всё многозначительно-чудовищное, таинственно возбуждающее фантазию и уносящее её за пределы реального и будничного, старше и растёт изобильнее, чем прекрасное в искусстве и преклонение перед ним, — и что оно снова распускается в преизбытке, как только помрачается чувство прекрасного. Видимо, для подавляющего большинства оно представляет собою более сильную потребность, чем прекрасное: и, вероятно, оттого, что оказывает более сильное наркотическое воздействие.

119

Истоки удовольствия от произведений искусства. — Если задуматься о самых первых зародышах художественного вкуса и задаться вопросом о том, какие различные виды наслаждения порождали первенцы искусства, к примеру, у первобытных народов, то первым делом обнаруживается наслаждение от понимания того, что имеет в виду другой; искусство тут — своего рода предложение загадок, которое даёт отгадывающему насладиться своей быстрой сообразительностью и проницательностью. — Затем, рассматривая самое примитивное произведение искусства, вспомним о том, что́ человеку было приятно при его восприятии, а потому вызывало у него наслаждение, — к примеру, когда художник указывал на охоту, победу, свадьбу. — С другой стороны, изображённое вызывает чувства возбуждения, растроганности, воодушевления — скажем, если воспевается мщение и опасность. Тогда наслаждение заключается в самом возбуждении, в победе над скукой. — Нам может доставлять большое наслаждение, которое мы в таком случае относим на счёт искусства, и воспоминание о неприятности, оставшейся позади, или если она как тема произведения искусства представляет нас самих слушателям интересными (например, когда певец описывает злоключения отважного морехода). — Более тонкий вид наслаждения — уже та радость, что возникает при виде всего правильного и симметричного в линиях, моментах, ритмах; ведь благодаря известному подобию пробуждается чувство всего упорядоченного и правильного в жизни, а только ему одному мы и обязаны хорошим самочувствием: в культе симметрии человек, стало быть, бессознательно почитает правило и равномерность как источник всего полученного в жизни счастья; это наслаждение — своего рода благодарственная молитва. Лишь при известном пресыщении этим последним видом наслаждения возникает ещё более тонкое чувство того, что радость может доставлять и нарушение симметрии и упорядоченности; это бывает, к примеру, когда соблазняет поиск разумного в том, что кажется абсурдом, — тогда, как форма эстетического разгадывания загадок, возникает какой-то более высокий вид упомянутого вначале наслаждения от искусства. — Тот, кто продолжит эти размышления, поймёт, от какого типа гипотез, призванных объяснить эстетические явления, здесь совершён радикальный отказ.

120

Не вплотную. — Хорошим мыслям вредит, если они следуют друг за другом слишком скоро; тогда они заслоняют друг другу перспективу. — Поэтому величайшие художники и писатели так обильно пользовались посредственным.

121

Грубость и слабость. — Художники всех эпох обнаруживали, что в грубости заключается какая-то сила и что не всякий может быть грубым, даже если этого хочет; и точно так же на чувство сильно воздействуют некоторые формы слабости. Отсюда возникло немало суррогатных эстетических приёмов, полностью удержаться от которых бывает трудно даже самым великим и добросовестным художникам.

122

Хорошая память. — Иной человек только потому не становится мыслителем, что его память слишком хороша.

123

Возбуждение голода вместо утоления. — Великие художники мнят, будто целиком и полностью захватывают и удовлетворяют своим искусством душу: а на самом деле, и сплошь да рядом, к их горестному разочарованию, эта самая душа благодаря их трудам становится тем более широкой и неудовлетворённой, так что десяток самых больших художников могут броситься в её глубины, но так и не насытить её.

124

Чего боятся художники. — Страх перед тем, что в жизненность их персонажей не поверят, может соблазнить художников с пониженным вкусом на создание таких типов, которые ведут себя как бешеные: так же как, с другой стороны, греческие художники начального периода в искусстве, движимые тем же самым страхом, даже умирающих и тяжелораненых изображали с тою улыбкой, что казалась им живейшим признаком жизни, — не заботясь о том, какие черты придаёт природа людям с еле теплящейся жизнью, уже почти расставшимся с нею.

125

Круг должен замкнуться. — Тот, кто следует путями какой-нибудь философии или вида искусства до самого их конца, да ещё и обдумывает этот конец, на основании своего внутреннего опыта понимает, почему последующие мастера и наставники отвращались от них к какому-то новому пути, и нередко с пренебрежительным выраженьем лица. Ведь круг обязан замкнуться, — но отдельные люди, пусть даже самые великие, прочно сидят на своей точке окружности с неумолимою миной упорства, словно этот круг замкнуться не имеет права.

126

Старое искусство и современная душа. — Каждое искусство становится всё более пригодным для выражения душевных состояний — более взволнованных, более нежных, более решительных, более страстных, — а потому более поздние художники, избалованные этими выразительными средствами, ощущают некоторое неудобство, имея дело с творениями искусства прежних эпох, словно древним не хватало как раз только средств ясного выражения своей души, а может быть, даже некоторых технических предпосылок; и они полагают, что обязаны тут помочь делу, — потому что верят в подобие, даже тождество душ. В действительности же души самих этих старых мастеров ещё были какими-то другими, может быть, и более великими, но более холодными и ещё питавшими отвращение ко всему возбуждающе-оживлённому: мера, симметрия, пренебрежение ко всему милому и прелестному, бессознательная терпкость и утренняя свежесть, уклонение от страсти, словно искусству суждено от неё погибнуть, — всё это составляет образ мыслей и нравственность всех старых мастеров, отбиравших свои выразительные средства и одухотворявших их в рамках этой же нравственности не случайным, а необходимым образом. — Но можно ли, понимая всё это, отказывать всем более поздним художникам в праве одушевлять древние творения на лад своей собственной души? Нет, ведь те способны продолжать свою жизнь лишь потому, что мы наделяем их своей душою: только наша кровь и подталкивает их к тому, чтобы заговаривать с нами. Их истинно «историческое» прочтение обращалось бы к призракам на языке призраков. — Воздать честь великим художникам прошлого можно, не столько проявляя ту неплодотворную робость, которая старается точно воспроизвести каждое слово, каждую ноту так, как они были написаны, сколько делая энергичные попытки помогать им всё снова возвращаться к жизни. — И то сказать: представим себе, что Бетховен вдруг явился среди нас и слушает одно из своих произведений, исполняемое в манере новейшей проникновенности и нервной утончённости, прославившей наших мастеров интерпретации, — вероятно, он долго стоял бы, не зная, что сказать и поднять ли руку для проклятья или для благословения, но наконец, возможно, произнёс бы: «Да-а, ну и дела... Это ни моё, ни не моё, а что-то третье, — по мне, так есть в этом и кое-что верное, хотя это не то верное. Но смотрите сами, как с этим быть,{105} ведь слушать в любом случае вам, — а правы-то живые, как говорит наш Шиллер{106}. Ну так и будьте себе правыми, а мне позвольте ретироваться».

127

Против порицающих краткость. — Краткословие может быть плодом и урожаем обильного долгомыслия; но читатель, если он новичок на этой ниве и ещё совсем не размышлял тут, видит во всяком краткословии что-то подобное эмбриону — не без укоризненного жеста в сторону автора: а зачем тот ставит ему на пиршественный стол ещё и что-то недоросшее, незрелое?

128

Против близоруких. — Уж не думаете ли вы, что если вам всё дают (и должны давать) по кусочкам, так, значит, и никакого целого нет?

129

Читатели сентенций. — Самые плохие читатели сентенций — друзья их автора, в том случае, если они ревностно стараются из всеобщего догадкою вывести особенное, которому сентенция обязана своим возникновением: ведь таким разнюхиваньем они сводят на нет все усилия автора; вот они и получают в награду — и по заслугам — не философское настроение и поучение, а в лучшем или худшем случае не больше, чем удовлетворение вульгарного любопытства.

130

Читательская невоспитанность. — Двойная невоспитанность читателя в отношении автора заключается в том, чтобы вторую его книгу хвалить (или наоборот) за счёт первой, да ещё и ждать от него за это благодарности.

131

Захватывающие моменты в истории искусства. — Изучая историю какого-нибудь искусства, к примеру, историю греческого красноречия, и переходя от одного мастера к другому, при виде этой неуклонно усиливающейся рассудительности и при необходимости выслушать старые законы и самоограничения ораторов вкупе с вновь появившимися, в конце концов оказываешься в мучительно-напряжённом состоянии: понимаешь, что лук должен сломаться и что так называемая неорганическая композиция, занавешенная и замаскированная самыми удивительными средствами выражения — в данном случае затейливый азианский стиль, — некогда была необходимостью и чуть ли не благодеянием.

132

К великанам искусства. — Из-за той страстной увлечённости каким-нибудь предметом, которую ты, великан, вносишь в мир, уродуется разум множества людей. И знать об этом тебе горестно. Но с гордостью и наслаждением носит свой горб увлечённый тобою человек: посему утешься тем, что благодаря тебе счастья в мире стало больше.

133

Эстетически бессовестные. — Истинные фанатики той или иной партии в искусстве — это те совершенно нехудожественные натуры, которым недоступны даже элементарные основы искусствознания и ремесленной стороны искусства, но которых сильнейшим образом захватывают все элементарные воздействия искусства. Для них не существует эстетической совести — а потому нет ничего, что могло бы удержать их от фанатизма.

134

Как в современной музыке должна двигаться душа. — Эстетическую задачу, которую современная музыка{107} пытается решить в том, что нынче очень внушительно, но туманно называют «бесконечной мелодией», можно уяснить себе, если входить в море, постепенно теряя дно под ногами и наконец предавшись на волю волнующейся стихии: тут уж нужно плыть. Во всей прежней, старой музыке, нужно было плясать, грациозно, торжественно или страстно двигаясь в более быстром или более медленном ритме, причём нужное для этого мерило — соблюдение определённых уравновешивающих темповых и динамических соотношений — вынуждало душу слушателя к постоянной рассудительности: и очарование той музыки зиждилось на контрасте этого прохладного сквознячка, которым тянуло от такой рассудительности, и согревающего дыхания, исходившего от восхищения музыкой. — Рихард Вагнер выбрал иной род движения души, который, как уже сказано, родствен плаванию и парению. Это, вероятно, важнейшая из всех его новаций. Его знаменитое художественное средство, возникшее от такого выбора и ему соответствующее — «бесконечная мелодия», — стремится нарушать всякую темповую и динамическую соразмерность, порою даже поиздеваться над нею, и он неистощим в изобретении таких эффектов, которые на слух прежних времён звучали бы как ритмический абсурд и кощунство. Он страшится застывания, кристаллизации, превращения музыки в архитектуру — и вот сталкивает двухтактный ритм с трёхтактным, нередко вводя пяти- и семитакты, сразу повторяет фразу, но в увеличении, растягивая её во времени в два или в три раза. Некритическое подражание такому искусству может поставить музыку в очень опасное положение: одичание, упадок ритмики всегда ждали своего часа в тайнике рядом с чрезмерно развитым чувством ритма. Эта опасность станет особенно большой, если такая музыка будет всё теснее смыкаться с не воспитанным и не пронизанным более высокой выразительностью сценическим искусством и языком жестов, лишённым всякой меры, да и не способным сообщить никакой меры льнущей к нему стихии — слишком женской сущности музыки.

135

Поэт и действительность. — Муза поэта, не влюблённого в действительность, и сама не будет действительностью — она родит ему детей с пустыми глазами и уж слишком худосочных.

136

Средства и цель. — Цель в искусстве не оправдывает средства: но оправданные средства могут здесь оправдать цель.

137

Самые скверные из читателей. — Самые скверные из читателей — те, которые ведут себя, как мародёрствующие солдаты: они отбирают себе то, что им нужно, мажут грязью и переворачивают вверх дном оставшееся, а потом ещё сквернословят по поводу всего вместе.

138

Признаки хорошего писателя. — Всем хорошим писателям присущи два качества: они предпочитают, чтобы их понимали, а не дивились на них; и они не пишут для читателей колких и слишком острых.

139

Смешанные жанры. — Смешанные жанры в искусствах — свидетельства недоверия, какое их творцы испытывали в отношении своих сил; они искали вспомогательных сил, заступников, укрытий; таковы поэты, которые призывают на помощь философию, композиторы — драму, мыслители — риторику.

140

Помалкивать. — Автор должен держать язык за зубами, когда открывает рот его творение.

141

Знак различия. — Все поэты и писатели, влюблённые в превосходную степень, хотят большего, чем могут.

142

Холодные книги. — Хороший мыслитель рассчитывает на читателей, способных разделить чувством счастье, заключённое в хорошем мышлении: при таком условии книга, которая выглядит холодно и трезво, если глядеть на неё под нужным углом, играет в солнечном блеске светлого умственного веселья и может оказаться истинной отрадою души.

143

Уловка неуклюжих. — Неуклюжий мыслитель обычно выбирает в наперсницы болтливость или напыщенность: с помощью первой он думает придать себе подвижность и лёгкую поступь, с помощью второй создаёт видимость, будто его натура есть проявление свободной воли, художественного замысла, — чтобы не терять достоинства, требующего медлительности движений.

144

О барочном стиле. — Если мыслитель и писатель не чувствует себя рождённым или воспитанным для диалектики и чёткой артикуляции идей, он непроизвольно хватается за риторику и драматические приёмы: ведь в конечном счёте речь для него идёт о том, чтобы сделать себя понятным и посредством этого обрести власть, всё равно как — то ли ведя к себе чувство гладкою тропой, словно пастух, то ли внезапно нападая, словно разбойник. Это относится как к изобразительным, так и к мусическим искусствам, где ощущение нехватки диалектики или слабости выразительных и повествовательных возможностей вместе с избыточным, напирающим инстинктом формообразования извлекают на свет божий тот род стиля, который называют барочным стилем. — Впрочем, это слово сразу вызывает пренебрежительное чувство только у людей мало осведомлённых и высокомерных. Барочный стиль возникает всякий раз в пору упадка всякого большого искусства, когда непомерно возрастают требования к классическим выразительным средствам искусства, это — естественное событие, и смотреть на него надо, конечно, с печалью — ведь оно предшествует ночи, но одновременно восхищаясь свойственными ему выразительными и повествовательными возможностями. Сюда относится уже хотя бы выбор сюжетов и тем высшей драматической напряжённости, которые заставляют биться сердце и без искусства, ведь чувству поразительно близки небеса и преисподняя; затем — красноречие сильных аффектов и жестов, возвышенно-ужасного, больших масс, вообще количества как такового, как всё это возвещает о себе уже у Микеланджело, отца или деда итальянских художников барокко: сумрачные, просветлённые или пламенные блики на таких крепко сбитых формах; помимо этого, беспрерывные новации в сфере средств и целей, новаций, которые энергично акцентируются художниками для художников, тогда как профану приходится воображать, будто он видит перед собою беспрестанное непроизвольное излияние всех рогов изобилия какого-то исконного, естественного искусства: все эти качества, которыми славится барочный стиль, невозможны, непозволительны в более ранние, предклассическую и классическую эпохи каждого вида искусства — такого рода изысканные лакомства долго висят на дереве запретными плодами. — Как раз в наши дни, когда музыка вступает в эту последнюю эпоху, можно ознакомиться с феноменом барочного стиля в его сугубой пышности и путём сравнения узнать отсюда многое о прежних эпохах: ведь начиная с времён греков барочный стиль появлялся уже не раз, в поэзии, красноречии, прозе, скульптуре, а также в известном смысле и в архитектуре, — и всякий раз этот стиль, хотя ему не хватает высшего благородства, благородства невинного, бессознательного, победоносного совершенства, доставлял удовольствие и многим из числа лучших и серьёзнейших людей своей эпохи: потому-то, ещё раз будь сказано, было бы высокомерием без околичностей судить о нём пренебрежительно, каким бы счастливым ни считал себя всякий, чей вкус благодаря ему не оказался невосприимчивым к стилю более чистому и значительному.

145

Ценность честных книг. — Честные книги внушают читателю честность — по меньшей мере тем, что вызывают на себя его ненависть и отвращение, которые в противном случае хитрое благоразумие предпочло бы припрятать. Можно ведь ополчиться против книги, изо всех сил удерживаясь от этого в отношении человека.

146

Каким образом искусство создаёт партию. — Отдельные красоты, общий волнующий ход действия, увлекательные и потрясающие настроения финала — столь многое в художественном произведении будет ещё доступно и большей части профанов: и в эпоху искусства, когда большую массу профанов стараются перетянуть на сторону художников, то есть создать партию, возможно, чтобы сохранить искусство, натурам творческим лучше всего будет большего и не давать — они не должны разбрасывать свои силы на поприще, где никто не скажет им спасибо. Выходить за эти пределы — подражать природе, органически допускающей формообразование и рост, — означало бы в данном случае бросать семена на камни.

147

Как величие достигается в ущерб истории. — Каждый более поздний мастер, вовлекающий вкус ценителей искусства в свою орбиту, невольно становится причиной отбора и переоценки прежних мастеров и их творений: то, что в них созвучно и близко ему, то, что в них предвосхищает и предвозвещает его, считается отныне по-настоящему значительным в них и в их творениях — плод, в котором обычно скрывается червь великого заблуждения.

148

Как искусство ловит на крючок эпоху. — Стоит только с помощью всех ухищрений художников и мыслителей обучить людей испытывать почтение к своим изъянам, к своей умственной нищете, к своим бессмысленным иллюзиям и страстям — а это можно сделать, — стоит только показывать им лишь возвышенную сторону преступления и безумия, сентиментальное и душещипательное — в состоянии слабости всех безвольных и слепо преданных, а довольно часто бывало и такое, — и вот уже применён способ внушить даже эпохе, совершенно чуждой искусству и философии, горячечную любовь к философии и искусству (а особенно — к художникам и мыслителям как личностям), а при скверных обстоятельствах это, может быть, и единственный способ сохранить существование столь нежных и уязвимых созданий.

149

Критика и радость. — Критика, односторонняя и несправедливая, равно как и разумная, доставляет критикующему так много удовольствия, что каждому делу, каждому поступку, вызывающему много критики со стороны множества людей, мир обязан благодарностью: ведь за критикой тянется блистательный шлейф из радости, остроумия, восхищения собой, гордости, нравоучения, желания исправить. — Бог радости сотворил плохое и посредственное по той же самой причине, что и хорошее.

150

Прыгнуть выше головы. — Когда художник хочет быть больше чем художником, к примеру, набатом нравственности для своего народа, то в конце концов, себе в наказание, влюбляется в чудовище из морали — и Муза смеётся над ним: ведь из ревности эта вообще-то очень добродушная богиня может и осерчать. Вспомним о Мильтоне и Клопштоке.

151

Стеклянный глаз. — Направленность таланта на моральные темы, личности, мотивы, на прекрасную душу произведения искусства — это порой всего лишь стеклянный глаз, который вставляет себе художник, лишённый прекрасной души: результат оказывается весьма странным — этот глаз в конце концов становится-таки живою природой, хотя и глядящей как-то криво, но и обычным такой результат оказывается тоже — все думают, будто видят перед собою природу, а не холодное стекло.

152

Писательство и воля к победе. — Писательство, очевидно, всегда свидетельствует о победе, а точнее, о преодолении себя, которое нужно сообщить другим для их пользы; есть, правда, авторы-диспептики, пишущие как раз только потому, что не могут чего-то переварить или даже потому, что оно уже навязло у них в зубах: своим раздражением они непроизвольно пытаются вызвать досаду и у читателя, а, значит, подчинить его себе; это говорит о том, что и они хотят побеждать — но только других.

153

«Хорошая книга спешки не любит».{108} — У любой хорошей книги терпкий вкус, когда она выходит в свет: на ней лежит грех новизны. К тому же книге вредит её живой автор, если он известен и о нём говорят: ведь все обычно путают автора с его произведением, аромату, сладости и золотому блеску которого предстоит проявиться лишь спустя годы — от заботливого попечения со стороны нарастающего, потом старого и наконец традиционного почитания. Не один час должен пролететь над книгой, не один паук — соткать на ней свою паутину. Хорошие читатели делают книгу всё лучше, а хорошие противники дают ей отстояться, словно вину.

154

Необузданность как художественный приём. — Художники хорошо понимают, что значит использовать необузданность как художественный приём, чтобы создать впечатление богатства. Это входит в число невинных хитростей для соблазнения душ, хитростей, в которых должны знать толк художники: ведь в их мире, ориентированном на видимость, и приёмы создания видимости тоже не обязательно должны быть настоящими.

155

Спрятанная шарманка. — Гении лучше, чем таланты, разбираются в том, как прятать шарманку, поскольку располагают более пышной драпировкой: но, в сущности, и они могут только переигрывать заново все те же свои старые семь пьес.

156

Имя на титульном листе. — Если имя автора напечатано на книге, то это, конечно, нынче обычай и чуть ли не долг, но это и главная причина того, что книги так мало воздействуют на умы. Ведь коли они хороши, то они более ценны, нежели личности, будучи квинтэссенциями последних; но как только автор даёт о себе знать через титульный лист, эта квинтэссенция снова разбавляется со стороны читателя стихией личного, даже слишком личного, а, значит, книга не достигает своей цели. Честолюбие интеллекта проявляется в том, чтобы казаться уже неличным.

157

Самая острая критика. — Острее всего та критика человека или книги, которая показывает их идеал.

158

Недостаток и отсутствие любви. — Всякая хорошая книга написана для определённого читателя и его характера и как раз поэтому не пользуется расположением всех остальных читателей, подавляющего их большинства: вот почему у её доброго имени узкая опора, и для укрепления ему нужно много времени. Книга посредственная и плохая такова именно потому, что хочет нравиться многим — и нравится им.

159

Музыка и болезнь. — Опасность новой музыки заключается в том, что она подносит к нашим губам чашу блаженства и великолепия с такой настойчивостью и с видимостью нравственного экстаза, что даже люди умеренные и благородные всегда отпивают из неё на несколько капель больше, чем следовало бы. Такое минимальное излишество, повторяясь постоянно, в конце концов может, однако, привести к более глубокому потрясению и подрыву духовного здоровья, чем какой-нибудь грубый эксцесс: поэтому не остаётся ничего другого, как только в один прекрасный день бежать из этого грота нимф, через морские волны и опасности держа путь к дыму Итаки и объятьям более простой и человечной супруги.

160

Выгода для противников. — Книга, полная ума, сообщает его и своим противникам.

161

Юность и критика. — Критиковать книгу — для юношей это значит всего лишь не подпускать к себе ни одной её продуктивной мысли, защищаясь руками и ногами. Юноши живут в состоянии самообороны от всего нового, чего они не могут полюбить целиком и полностью, и при этом всякий раз, как только у них есть такая возможность, совершают ненужное преступление.

162

Эффект количества. — Величайший парадокс в истории поэтического искусства заключается в том, что во всём составлявшем славу древних поэтов иной поэт может быть варваром, то есть полным изъянов и кривым с головы до пят, и всё-таки остаётся величайшим поэтом. Ведь так дело и обстоит с Шекспиром, который в сравнении с Софоклом подобен руднику, ломящемуся от золота, свинца и гальки, тогда как тот — не просто золото, а золото благороднейших очертаний, почти заставляющих забыть о его ценности как металла. Но количество в своих высших проявлениях действует как качество — и это идёт Шекспиру на пользу.

163

Всякое начало опасно. — У поэтов есть выбор: либо поднимать чувство со ступени на ступень и, наконец, вознести его очень высоко — либо попытать счастья в атаке и сразу же со всею силой потянуть за верёвку колокола. В том и другом есть свои опасности: в первом случае слушатели, возможно, сбегут от него от скуки, во втором — от ужаса.

164

В пользу критиков. — Насекомые кусаются — не из злобы, а потому, что тоже хотят жить: то же и наши критики; им нужна наша кровь, а не боль.

165

Успех сентенций. — Люди неопытные всегда думают, будто если какая-то сентенция сразу понятна им благодаря простоте своей истины, то, значит, она старая и известная, и при этом косятся на их авторов, словно те хотят похитить общее достояние: зато они восхищаются солёным полуправдам, давая знать об этом автору. А уж тот умеет оценить такой намёк и без труда угадывает, где у него всё вышло хорошо, а где плохо.

166

Жажда победы. — Если художник во всём, что бы он ни делал, работает сверх своих сил, то в конце концов увлечёт за собою толпу зрелищем тяжкой борьбы: ведь успех не всегда приносит сама победа — подчас его даёт уже одна только жажда победы.

167

Sibi scribere64Писать для себя (лат.).181. — Автор благоразумный пишет не для иных каких потомков, а для своих собственных, иными словами, для своей старости, чтобы получать от себя удовольствие даже в этом возрасте.

168

Похвала сентенции. — Хорошая сентенция — для зубов времени материал слишком твёрдый, не дающийся и тысячелетиям, хотя служит питанием всем эпохам: поэтому она — великий парадокс в литературе, непреходящее среди перемен, всегда высоко ценимая пища, словно соль, и, подобно ей, никогда не приедается.

169

Второсортная потребность в искусстве. — У народа, конечно, есть нечто такое, что можно назвать потребностью в искусстве, но удовлетворять её следует скупо и дёшево. В сущности, для этого достаточно упадка искусства: необходимо честно в этом себе признаться. Надо подумать, к примеру, хотя бы только о том, в каких мелодиях и песнях находят нынче свою великую отраду наиболее энергичные, неиспорченные, чистые душой слои нашего населения, надо пожить среди пастухов, горцев-крестьян, крестьян вообще, охотников, солдат, моряков, — и дать себе ответ. А разве самую плохую музыку, какую вообще производят в наши дни, любят, даже лелеют, не в глубокой провинции, и именно в домах, где угнездилась старинная бюргерская добродетель? Кто в применении к народу, как он есть, говорит о глубокой потребности, о неудовлетворённой жажде искусства, тот мелет вздор или врёт. Давайте будем честными! — Высокая потребность в искусстве есть сейчас лишь у людей, составляющих исключение, — ведь искусство в целом снова идёт на спад, а человеческие способности и надежды на некоторый срок вложены в другие вещи. — Помимо этого, и притом вне народа, в высоких и высших слоях общества, существует ещё, правда, некоторая более широкая и ёмкая потребность в искусстве, но она второсортна: тут намечается что-то вроде эстетического сообщества, принимающего её всерьёз. Но присмотримся к составляющим его элементам! Это в общем утончённого склада неудовлетворённые люди, не находящие в себе подлинной радости: образованные, которые стали свободными недостаточно для того, чтобы отречься от утешений религии, но находят её елей не слишком благоуханным; наполовину облагородившиеся, которые слишком слабы, чтобы перечеркнуть главный изъян своей жизни или губительные склонности своего характера, совершив героический поворот к лучшему либо отказ; высоко одарённые, ощущающие себя слишком благородными, чтобы приносить пользу скромной деятельностью, и слишком вялые для большой и самоотверженной работы; девушки, которые не умеют найти для себя удовлетворительный круг обязанностей; женщины, которые связали себя легкомысленным или неестественным браком, но не чувствуют себя достаточно связанными им; учёные, врачи, купцы, служащие, которые преждевременно отдались конкретному делу, так и не дав в себе ходу полноте своих способностей, но зато с занозою в душе всё-таки добросовестно выполняющие свою работу; и, наконец, все неполноценные художники — все они сейчас испытывают всё ещё подлинную потребность в искусстве! А чего они так страстно хотят от искусства? Оно должно на несколько часов или мгновений отогнать от них недовольство и скуку, наполовину нечистую совесть и насколько можно придать основному пороку их жизни и характера величественный смысл порочности мировых судеб — совсем не так, как греки, видевшие в своём искусстве излияние и бьющую через край полноту собственного благополучия и здоровья и любившие ещё раз увидеть своё совершенство вне себя: их вело к искусству наслаждение собою, а наших современников приводит к нему недовольство собой.

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Немцы в театре. — Первостепенным театральным талантом у немцев был Коцебу; он составлял одно нерасторжимое целое со своими немцами — немцами и из высшего общества, и из среднего сословия, и современники имели полное право всерьёз говорить о нём: «Мы им живём, им дышим и без него жить не можем». Тут не было ничего навязанного, усвоенного, всунутого в рот и в глотку: всё, чего он хотел и что он делал, зрители понимали — мало того, и до сего дня честный театральный успех на немецких сценах принадлежит стыдливым или бесстыжим наследникам приёмов и эффектов Коцебу, и притом в той степени, в какой комедия ещё кое-как процветает; отсюда следует, что многое от тогдашнего немецкого духа всё ещё продолжает жить, главным образом вне больших городов. Добродушные, не знающие удержу в мелких удовольствиях, легко проливающие слёзы, рассчитывающие хотя бы в театре избавиться от врождённой трезвости, основанной на строжайшем чувстве долга, и проявить там улыбчивую, даже смеющуюся терпимость, смешивающие и сплавляющие воедино доброту и сострадание — а это и есть самая суть немецкой сентиментальности, — чувствующие себя на седьмом небе от счастья при виде прекрасного, великодушного поступка, а в остальном пресмыкающиеся перед властью, завидующие друг другу, но в глубине души довольствующиеся собой — вот такими они были, таким был он. — Вторым театральным талантом был Шиллер: он открыл класс слушателей, которых до той поры в расчёт не брали; он обнаружил их среди представителей незрелого возраста — среди немецких девушек и юношей. Своей драматургией он пошёл навстречу их более высоким, более благородным, более бурным, хотя и более смутным порывам, их наслаждению звоном нравственных слов (обыкновенно пропадающему после тридцати) и в силу пылкости и пристрастности, присущих этому возрасту, добился успеха, постепенно к его выгоде распространившегося и на более зрелые возрасты: Шиллер в целом омолодил немцев. — Гёте во всех отношениях стоял над немцами, стоит над ними и до сей поры: он никогда к ним не принадлежал. Да и мог ли целый народ дорасти до гётевской духовности в ощущении внутреннего благополучия и благожелательности! Как Бетховен творил музыку над головами немцев, как Шопенгауэр философствовал над их головами, так же и Гёте сочинял своего «Тассо», свою «Ифигению» над головами немцев. За ним следовал очень узкий круг высокообразованных людей, воспитанных древностью, жизнью и путешествиями, переросших немецкий характер: да он и сам не хотел, чтобы было иначе. — Когда затем романтики учредили свой сознательный культ Гёте, когда их изумительная ловкость в запихивании в глотку перешла потом к ученикам Гегеля, подлинным воспитателям немцев этого столетия, когда пробуждающееся национальное честолюбие сыграло на руку и к славе немецких поэтов, а истинный показатель того, может ли народ честно любоваться чем-то, неумолимо подчинился суждению отдельных людей и названному национальному честолюбию — иными словами, когда люди ощутили обязанность любоваться, — тогда и появилась на свет та лживость и поддельность немецкого образования, которая устыдилась Коцебу, которая вывела на сцену Софокла, Кальдерона и даже продолжение гётевского «Фауста» и которая из-за своего обложенного языка, своего испорченного желудка в конце концов уже не знает, что ей по вкусу, а что вызывает скуку. — Блаженны те, у кого есть вкус, хотя бы даже и плохой вкус! — А благодаря уже одному этому свойству можно стать не только блаженным, но и мудрым: поэтому греки, знавшие толк в подобных вещах, называли мудреца словом, которое означает человека со вкусом, а мудрость, как художественную, так и познавательную, именовали просто «вкусом» (sophia{109}).

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Музыка как поздний плод всякой культуры. — Из всех искусств, имеющих обыкновение всякий раз вырастать на определённой культурной почве, при определённых социальных и политических условиях, музыка является на свет последним из всех растений, в осеннюю пору, в пору увядания относящейся к ней культуры: в это время обычно уже становятся заметными первые предвестия и признаки новой весны; мало того, иногда музыка звучит в удивлённом и новом мире, как язык исчезнувшей эпохи, доходя до неё с запозданием. Душа христианского средневековья зазвучала в полную силу лишь в искусстве нидерландских композиторов: их музыка-зодчество — посмертно рождённая, но настоящая и полноправная сестра готики. Лишь в музыке Генделя отозвалась лучшая часть духа Лютера и родственных ему душ, великая иудейско-героическая тенденция, создавшая всё реформаторское движение. Лишь Моцарт вернул эпохе Людовика Четырнадцатого, искусству Расина и Клода Лоррена сдачу звучащим золотом. Лишь в музыке Бетховена и Россини допелось до конца восемнадцатое столетие, столетие горячечного мечтательства, разбитых идеалов и мимолётной удачи. Поэтому иной любитель чувствительных сравнений сказал бы, что всякая по-настоящему значительная музыка — это лебединая песнь. — Музыка — вовсе не всеобщий, вневременный язык, как часто утверждали к её чести; нет, она точно соответствует мере чувства, теплоты и времени, которую в качестве внутреннего закона несёт в себе совершенно определённая, отдельная, ограниченная в пространстве и времени культура: музыка Палестрины была бы абсолютно недоступна грекам, а Палестрина, в свой черёд, ничего не услышал бы в музыке Россини. — Вполне вероятно, что за короткий срок станет непонятной и наша новейшая немецкая музыка, хоть она и властвует, и властолюбива: ведь возникла-то она из недр культуры, обречённой на скорое исчезновение; её почва — тот период реакции и реставрации, когда, разливая над Европой смешанный аромат, расцвета достигли как известный католицизм чувства, так и наслаждение всем, что связано с почвеннически-национальным характером и исконной сущностью: оба направления чувства, воспринятые в их максимальной интенсивности и доведённые до самых последних границ, в конце концов зазвучали в искусстве Вагнера. Приверженность Вагнера стародавним отечественным сказаниям, его облагораживающее самовластие среди их столь чуждых богов и героев — каковые на самом деле суть никому не подвластные хищники с приступами глубокомыслия, великодушия и пресыщенности жизнью, — наделение новой жизнью этих фигур, которым он придал ещё одно качество, христианско-средневековую жажду экстатической чувственности и бесчувствия, всё вагнеровское творчество в области сюжетов, душ, действующих лиц и слов ясно выражают и дух его музыки, если та, как и всякая музыка, не может говорить о себе совершенно недвусмысленно: этот дух предводительствует самым последним походом войны и реакции против духа просвещения, которым веяло из прошлого столетия на нынешнее, равно как и против наднациональных идей французской революционной горячки и англо-американской трезвости в перестройке государства и общества. — Но разве не очевидно, что круги мыслей и ощущений, здесь — у Вагнера и его поклонников — кажущиеся ещё оттеснёнными, уже давно снова обрели могущество и что этот запоздалый музыкальный протест против них направлен, как правило, в уши тем, кто предпочитает иные, противоположные звучания? И что в один прекрасный день это чудесное и высокое искусство внезапно может сделаться совершенно непонятным и обрасти паутиной и забвением? — Относительно такого положения дел нельзя давать сбивать себя с толку тем мимолётным колебаниям, которые предстают как реакция внутри реакции, как временное падение гребня волны посреди всеобщего волнения; и нынешнее десятилетие национальных войн, ультрамонтанного мученичества{110}, страхов по поводу социализма может, в качестве одного из своих утончённых последствий, облечь внезапной славой и названное искусство — отнюдь не гарантируя этим, что «будущее за ним» или даже что у него вообще есть какое-нибудь будущее. — Неотъемлемая черта музыки — то, что плоды её великих урожайных сезонов культуры рано становятся несъедобными и портятся быстрее, чем плоды изобразительного искусства, не говоря уж о тех, что выросли на древе познания: среди всех произведений человеческого художественного чутья именно мысли — произведения наиболее долговечные и стойкие.

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Поэты — уже не учители. — Как ни странно это прозвучит в наше время, но жили на свете поэты и художники, чьи души были выше страстей, их судорог и экстазов, а потому наслаждались более опрятными сюжетами, более достойными людьми, более тонкими завязками и развязками. Если нынешние великие художники по большей части — люди, расковывающие волю, и подчас именно поэтому освободители жизни, те были укротителями воли, они преображали животное, творили человека и вообще придавали жизни форму, пересоздавали её, вели её всё выше: нынешние же славятся тем, что распрягают, снимают путы, разбивают вдребезги. — Греки самой древней поры требовали от художника, чтобы он был учителем взрослых: а разве не пришлось бы теперешнему поэту устыдиться, если бы этого потребовали от него, который не был хорошим учителем для себя и потому не сделал из себя хорошую поэму, прекрасный образ, а в лучшем случае стал робкой, привлекательной кучей развалин храма, но в то же время логовищем страстей, поросшим цветами, терновником, ядовитыми травами, обитаемым и посещаемым змеями, червями, пауками и птицами, — предметом для печальных раздумий о том, почему сегодня всё самое благородное и ценное обречено сразу вырастать в виде руины, без прошлой и будущей цельности? —

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При взгляде вперёд и назад. — Искусство, каким оно излучается от Гомера, Софокла, Феокрита, Кальдерона, Расина, Гёте, как сверхполнота мудрого и гармоничного образа жизни, вот верное мерило, которым мы в конце концов научаемся пользоваться, сами став мудрее и гармоничнее, — в отличие от того варварского, хотя пока столь восхитительного извержения всего горячечного и беспорядочного из необузданного, хаотического состояния души, прежде, в юношеском возрасте, принимавшегося нами за искусство. И всё же само собой понятно, что искусство, несущее в себе экстравагантность, возбуждённость, протест против всего упорядоченного, однообразного, простого, логичного, — это в определённом возрасте необходимая потребность, которую художники обязаны удовлетворять, чтобы психика в этом возрасте не находила себе разрядку на ином пути — во всякого рода бесчинстве и безобразии. Поэтому в таком искусстве восхитительного беспорядка нуждаются юноши, какими они обыкновенно бывают, — полные сил и внутреннего брожения, для которых нет горшей муки, чем скука, — нуждаются женщины, лишённые хорошей, дающей пищу для души работы: тем больше их терзает жгучая тоска по удовлетворённости без перемен, по счастью без дурмана и хмеля.

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Против искусства произведений искусства. — Искусство должно прежде всего и в первую очередь делать жизнь более красивой, а, значит, делать нас самих сносными, а лучше приятными для других: выполняя эту задачу, оно смягчает нас, держит в узде, создаёт формы общения, обуздывает невоспитанных законом приличия, опрятности, учтивости, умения говорить и молчать в нужное время. Кроме того, искусство должно прикрывать или перетолковывать всё безобразное, то мучительное, отпугивающее, отвратительное, что, несмотря на все усилия, всё снова прорывается наружу в силу особенностей человеческой природы: оно должно это делать главным образом в виду страстей, душевных терзаний и страхов, позволяя значительному проглядывать сквозь неизбежно или непреодолимо отвратительное. В сравнении с этой великой, даже величайшей задачей искусства так называемое «собственно» искусство, представленное произведениями искусства, — всего лишь придаток: человек, ощущающий в себе избыток таких облагораживающих, прикрывающих и перетолковывающих способностей, в конце концов попытается найти разрядку для этого избытка и в произведениях искусства; то же, при особых условиях, делают и целые народы. — Но в наши дни искусство обычно начинает с конца, оно хватает себя за хвост и думает, будто искусство произведений искусства и есть нечто настоящее, а на его основе жизнь должна улучшиться и преобразиться. А мы-то, глупцы! Если мы начинаем трапезу с десерта, жадно поглощая одну сладость за другой, то разве удивительно, что мы портим себе желудок и даже аппетит для хорошей, укрепляющей, питательной трапезы, к которой нас приглашает искусство!

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Дальнейшее существование искусства. — За счёт чего, в сущности, искусство произведений искусства продолжает нынче своё существование? За счёт того, что большинство тех, у кого есть досуг — а ведь такое искусство существует только для них, — не знают, что делать со своим временем без музыки, посещения театров и галерей, без чтения романов и стихов. А если, предположим, не давать им удовлетворять эту потребность, то либо они перестали бы так жадно стремиться к досугу, и богачи куда реже вызывали бы зависть своим видом — большой плюс для общественной стабильности; либо у них был бы досуг, но они стали бы учиться размышлять — в той мере, в какой можно научиться и разучиться, — к примеру, о своей работе, о своих связях, об удовольствиях, которые они могут доставить; все люди, за исключением художников, в обоих случаях от этого не прогадали бы. — Есть, конечно, иные полные сил и мыслящие читатели, которые смогли бы выдвинуть тут сильное возражение. Ну а читателям неповоротливым и злонамеренным надо уж всё-таки сказать, что здесь, да и довольно часто в этой книге вообще, автору важны как раз возраженья, и что надо читать в книге много такого, чего в ней как раз и не написано.

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Рупор богов. — Поэты высказывают общие мнения высшего порядка, имеющие хождение в народе; они — его рупоры и флейты, но высказывают они их, в силу применения метра и всех других художественных приёмов, так, что народ воспринимает их как нечто совершенно новое и дивное, и вполне серьёзно думает о поэтах, будто те — рупоры богов. Мало того, в пылу творчества и сами поэты забывают, откуда почерпнули всю свою духовную премудрость, — от отца и матери, от учителей и из книг всякого рода, на улице, а особенно от священников; собственное искусство вводит их в заблуждение, и они, в минуты душевной простоты, действительно мнят, будто их устами вещает какой-то бог, будто они творят в состоянии религиозного озарения: а на самом-то деле они говорят лишь то, чему научились, народную мудрость и народную глупость вперемешку. Итак: в той мере, в какой поэт и впрямь являет собою vox populi65глас народа (лат.)., его считают vox dei66гласом Божьим (лат.)..

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Чего хочет и не может всякое искусство. — Самая трудная и высшая задача художника — изображение неизменного, самодовлеющего, высокого, простого, абсолютно равнодушного к конкретным прелестям; поэтому те художники, что послабее, избегают высочайших образов нравственного совершенства прямо-таки как нехудожественных тем и дискредитируют их, ведь один только вид этих плодов совершенно невыносим для их честолюбия: они видят их блеск из самых нижних веток искусства, но у них нет приставной лестницы, мужества и хватки, чтобы рискнуть забираться так высоко. Какой-нибудь новый Фидий как поэт сам по себе вполне возможен, но, принимая во внимание силы наших дней, чуть ли не только в том смысле слова, в каком говорят, что для Бога нет ничего невозможного. Ведь уже одно желание быть каким-нибудь Клодом Лорреном в поэзии выглядит нынче нескромностью, как бы сильно сердце этого ни жаждало. — До сих пор ни одному художнику не было по силам изобразить высшего человека, то есть наиболее простого и в то же время наиболее цельного; может быть, из всех живших доселе людей только грекам, создавшим идеал Афины, довелось бросить на него самый глубокий взгляд.

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Искусство и реставрация. — Попятные движения в истории, так называемые периоды реставрации, пытающиеся дать новую жизнь духовному и социальному состоянию, непосредственно предшествовавшему только что пройденному, которым, кажется, и впрямь удаётся на короткий срок воскресить мёртвых, обладают прелестью трогательного воспоминания, страстной тоски по почти уже утраченному, торопливого прижимания к груди минутного счастья. В силу этой странной концентрации настроения искусство и поэзия находят для себя естественную почву как раз в таких ускользающих, почти баснословных временах — так самые деликатные и редкостные цветы растут на самых крутых горных склонах. — Итак, иногда бывают хорошие художники, которых незаметно тянет к реставраторскому образу мыслей в политической и общественной сфере, — для него они на свой страх и риск готовят у себя тихие уголки и садики: там они собирают вокруг себя человеческие реликты родной для них исторической эпохи и играют на своих струнах исключительно для мёртвых, полумёртвых и смертельно уставших — возможно, с упомянутым результатом краткосрочного воскрешения мёртвых.

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Счастье эпохи. — Нашу эпоху следует провозгласить счастливой в двух отношениях. В отношении прошлого мы вкушаем все культуры и их плоды, впускаем в себя благороднейшую кровь всех эпох, мы ещё находимся достаточно близко от сил, из недр которых они родились, чтобы на время подчиниться им с наслаждением и ужасом: а прежние культуры были в состоянии наслаждаться лишь самими собою и не выглядывали за свои края — они, напротив, были как бы накрыты колпаком большего или меньшего размера: он, правда, излучал на них свет, но был совершенно непроницаем для взглядов вовне. В отношении будущего перед нами впервые в истории раскрываются необозримые перспективы человечески-экуменических, охватывающих всю населённую Землю целей. В то же время мы чувствуем, что способны без высокомерия и сами справиться с этой новой задачей, не нуждаясь в сверхъестественной поддержке; пусть наше предприятие окончится чем угодно, пусть мы переоценили свои силы — в любом случае нет никого, кому мы были бы обязаны отчётом, кроме нас самих: отныне человечество может уверенно делать с собою всё, что захочет. — Правда, существуют особого сорта люди-пчёлы, знающие толк в том, как всегда высасывать из цветочных чашечек всех вещей только самое горькое и неприятное на вкус; но ведь во всех вещах и впрямь содержится и кое-что отнюдь не медовое. Пусть такие люди на свой лад чувствуют изображённое здесь счастье нашей эпохи, летая над нею, и продолжают работу над своим ульем недовольства.

180

Видение. — Уроки и часы самостоятельных занятий для взрослых, созревших и полностью зрелых, на которые ходит каждый, ежедневно, без принуждения, а просто повинуясь заповеди обычая; церкви как самые достойные и насыщенные памятью места для этого; словно бы каждодневные торжественные празднования достигнутого и достижимого достоинства человеческого разума; какие-то более новые и полные расцвет и отцветание идеала учителя, идеала, в котором слились воедино духовник, художник и врач, знаток и мудрец, так же как их отдельные достоинства должны проявиться в качестве общего достоинства и в самом учении, в его преподавании, в его методике, — вот какое видение встаёт у меня перед глазами всё снова и снова, и я твёрдо уверен в том, что оно подняло краешек покрывала с будущего.

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Воспитание как искривление. — Неимоверная ненадёжность всего учебного дела, в силу которой у каждого взрослого в наши дни остаётся чувство, что его единственным воспитателем был случай, — и если педагогические методы и цели подобны флюгеру, то это объясняется тем, что самые древние и самые новые силы культуры хотят нынче быть больше услышанными, чем понятыми, словно в первобытном народном собрании, и своим голосом, своими воплями любой ценою доказать, что они ещё существуют либо что они уже существуют. Такой бессмысленный шум сначала оглушает бедных учителей и воспитателей, потом заставляет их говорить тише и, наконец, совсем умолкнуть, терпеливо снося всё, как, в свой черёд, сейчас они заставляют терпеливо сносить всё своих воспитанников. Они и сами не воспитаны — так как же им воспитывать других? Они и сами совсем не похожи на прямые, мощные, полные соков стволы: поэтому тот, кто захочет к ним прислониться, будет непременно гнуться и искривляться, а напоследок окажется искривлённым и скрюченным.

182

Философы и художники эпохи. — Распутность и хладнокровие, пожар страстей, охлаждение сердца — такую отвратительную мешанину можно обнаружить в картине современного высшего общества Европы. Тут художникам кажется, что они уже сделают много, если рядом с пожаром страстей своим искусством заставят пылать и пожар сердца: таков же удел и философов, если, нося в своей груди холодное сердце, то же, что и у эпохи, они своими мироотрицающими выводами охлаждают жар страстей в себе и в этом самом обществе.

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Не быть солдатом культуры без необходимости. — Наконец, наконец-то мы учимся понимать то, незнание чего приносит человеку так много неприятностей в юные годы: что сначала надо делать что-то прекрасное, а уж потом допытываться, что такое прекрасное, где бы и под какими именами оно ни встречалось; что нужно без колебаний избегать всего скверного и посредственного, не борясь с ним, и что одно только сомнение в добротности дела — а оно при тренированном вкусе возникает скоро — может служить для нас аргументом против него и поводом совершенно от него уклоняться, — рискуя при этом иной раз и ошибиться, спутать трудно различимую добротность со скверным и несовершенным. Кто не может ничего лучшего, должен наброситься на все скверны мира, как солдат культуры. Но если он захочет взяться за оружие и тревогами, ночными бдениями и зловещими сновидениями обратить мир своей профессии и дома в тревожное безмирие, то пропадёт его способность кормить и учить.

184

Как следует излагать естественную историю. — Естественную историю как историю войны и победы нравственно-умственной силы в походе против страхов, фантазий, косности, суеверий, глупости следовало бы излагать так, чтобы каждый слушатель неудержимо стремился к умственному и телесному здоровью и цветению, к радостному чувству, что он наследник и продолжатель человеческого начала в человеке, и к потребности совершать всё более благородные дела. Она ещё не обрела своего верного языка, ведь созидающие язык и красноречивые люди искусства — а здесь-то они и нужны — не избавились от закоренелого недоверия к ней и прежде всего не желают основательно учиться у неё. Правда, надо признать за англичанами, что в своих учебниках естествознания для низших слоёв населения они сделали достойный восхищения шаг в направлении указанного идеала: но ведь в этом участвуют и их самые отборные учёные — натуры цельные, полные и наполняющие, — а не посредственные исследователи, как у нас.

185

Гениальность человечества. — Если гениальность, согласно замечанию Шопенгауэра, заключается в связном и живом воспоминании о пережитом собственном опыте, то, вероятно, в стремлении к познанию всей прошедшей истории — которое всё резче отделяет новое время от всех предшествующих эпох и впервые снесло древние стены, стоявшие между природой и духом, человеком и животным, моралью и физикой — можно распознать стремление к гениальности человечества в целом. История, продуманная до конца, была бы космическим самосознанием.

186

Культ культуры. — Великим умам присущи отталкивающие слишком человеческие свойства, проявляющиеся в их характере, их слепых пятнах, их неверных оценках, их необузданных страстях — они даны им для того, чтобы мало-помалу, путём недоверия, которое вызывают эти качества, ограничивать их мощное, легко становящееся слишком мощным воздействие. Ведь система всего того, в чём человечество нуждается для своего дальнейшего существования, столь всеобъемлюща и требует столь многообразных и многочисленных сил, что за всякое одностороннее предпочтение, будь то предпочтение науки, государства, искусства или торговли, к которому его толкают эти личности, человечеству как целому приходится платить слишком большую пеню. Величайшим проклятьем культуры всегда было преклонение перед людьми: в таком смысле можно даже почувствовать что-то верное в изречении Моисеева закона, которое запрещает поклоняться другим богам, кроме Бога. — Культу гениев и властной силы в качестве дополнения и лекарства всегда нужно приводить на помощь культ культуры, который способен даровать разумное достоинство и грубому, невзрачному, низменному, непризнанному, слабому, несовершенному, однобокому, половинчатому, неверному, мнимому, даже злому и ужасающему, и согласиться с тем, что всё это необходимо; ведь гармония и мелодия всего человеческого, достигнутые удивительными трудами и счастливыми случаями — работа циклопов и муравьёв в не меньшей степени, чем гениев, — не должны быть утрачены: и разве можем мы тут обойтись без общего, глубокого, часто жуткого басового голоса, без которого никакая мелодия не может быть мелодией?

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Древний мир и радость. — Люди древнего мира умели радоваться лучше: а мы — мы умеем меньше печалиться; первые, вооружившись всеми своими богатыми запасами проницательности и мысли, постоянно изыскивали новые причины, чтобы чувствовать себя хорошо и отмечать праздники: мы же тратим весь свой ум на решение задач, нацеленных скорее на безбольное существование, на устранение источников неудовольствия. Древние старались забыть моменты страдания в своей жизни или как-то повернуть чувство в сторону приятного: стало быть, они искали в этом паллиативной помощи, в то время как мы берёмся за причины страданий и в целом предпочитаем действовать профилактически. — Может быть, мы лишь закладываем фундамент, на котором грядущие поколения вновь отстроят храм радости.

188

Музы как лгуньи. — «Мы знаем толк в том, как говорить много лжи» — так некогда пели Музы, когда предстали перед Гесиодом.{111} Посмотрев однажды на художников как на обманщиков, можно прийти к важным открытиям.

189

Насколько парадоксальным может быть Гомер. — Есть ли на свете что-нибудь более отважное, жуткое, невероятное, что, подобно зимнему солнцу, бросает свои лучи на человеческую судьбу, чем мысль, которую можно найти у Гомера:Боги назначили эту судьбу им и выпряли гибель
Людям, чтоб песнями стали они и для дальних потомков.{112}
Значит, мы страдаем и гибнем, чтобы у поэтов не было недостатка в сюжетах, — и устраивают это именно так боги Гомера, которым, казалось бы, было важно увеселение грядущих поколений, но совсем не было дела до нас, нынешних. — И как только подобные мысли могли прийти в голову греку!

190

Оправдание существования постфактум. — Иные мысли пришли в мир как заблуждения и вымыслы, но стали истинами, потому что задним числом люди снабдили их реальным субстратом.

191

Необходимость про и контра. — Кто не понял, что всякого великого человека следует не только поощрять, но и бороться с ним — ради общего благополучия, тот, конечно, всё ещё большой ребёнок — или сам великий человек.

192

Несправедливость гения. — Наиболее несправедливо гений относится к другим гениям, если они — его современники: во-первых, он думает, что ему они не нужны, а потому рассматривает их как ненужных вообще, ведь без них он есть то, что он есть; во-вторых, их влияние уничтожает эффективность его электрического тока: по этой причине он считает их прямо-таки пагубными.

193

Самая злая судьба пророка. — Он двадцать лет работал над тем, чтобы обратить в свою веру современников, — и наконец это ему удалось; но меж тем это же удалось и его противникам: потому что веру в себя он успел потерять.

194

Три мыслителя, подобных пауку. — В любой философской секте три мыслителя сменяют друг друга в такой последовательности: первый выделяет из себя соки и семя, второй вытягивает их в нити и плетёт хитроумную сеть, третий подкарауливает с этой сетью жертв, которые в ней запутываются, и хочет жить за счёт философии.

195

Кое-что об общении с авторами. — Схватить автора за нос — столь же скверный способ общаться с ним, как и схватить его за рога, — ведь у каждого автора есть свои рога.

196

Два коня в упряжке. — Неясное мышление и горячечное фантазёрство чувства столь же часто бывают связаны с беззастенчивым стремлением любыми способами пробиться в жизни наверх, считаться только с собой, как искреннее желание помочь, доброжелательство и благосклонность — с инстинктивным влечением к ясности и опрятности мышления, к умеренности и сдержанности чувства.

197

Связующее и разделяющее. — Разве не в уме заключено то, что связует людей, — взаимопонимание по поводу общей пользы и общего вреда, а в душе — то, что их разделяет, — слепой выбор и нашаривание в любви и ненависти, предпочтение одного за счёт всех и возникающее отсюда презрение к всеобщей пользе?

198

Стрелки и мыслители. — Есть на свете курьёзные стрелки — хотя они не поражают цель, но покидают стрельбище с тайной гордостью за то, что их пуля всё-таки залетела далеко (конечно, за цель) или за то, что они попали пусть и не в цель, так во что-то другое. Есть и точно такие же мыслители.

199

С двух сторон. — Мы проявляем враждебность к духовным направлениям и движениям, если превосходим их или отвергаем их цели, либо если эти цели слишком высоки и неразличимы для наших глаз, то есть если они превосходят нас. Поэтому одну и ту же партию можно атаковать с двух сторон — сверху и снизу; и атакующие, руководимые общей ненавистью, нередко заключают между собою союз, более отвратительный, нежели всё то, что они ненавидят.

200

Оригинальность. — Истинно оригинальные умы отличает не то, что они первыми видят что-то новое, а то, что они по-новому видят старое, давным-давно известное, виданное и перевиданное. Первооткрывателем же вообще-то бывает совершенно банальный и неумный выдумщик — случай.

201

Заблуждение философов. — Философы думают, что ценность их философии заключена в её целом, в системе; потомки видят её в камне, из которого она построена и из которого отныне можно строить ещё не раз и лучше: иными словами, в том, что систему можно разрушить, но она всё равно будет представлять собою ценность как материал.

202

Остро́та. — Остро́та — это эпиграмма на смерть чувства.

203

За миг до решения. — В науке то и дело случается, что кто-нибудь останавливается перед решением в полной уверенности, будто вот сейчас все его усилия пошли прахом, — подобно тому, кто, развязывая петлю, медлит в тот миг, когда она вот-вот распустится: ведь как раз тут она больше всего похожа на узел.

204

Побывать в обществе мечтателей. — Рассудительный и уверенный в своём разуме человек может с пользою для себя с десяток лет повращаться в кругу фантастов, предаваясь в этом горячем местечке скромному сумасбродству. Тем самым он проделает добрую часть пути, приводящему в конце концов к умственному космополитизму, который имеет право без высокомерия сказать: «Вот теперь ничто умственное мне не чуждо».

205

Морозный воздух. — Лучшее и наиболее здоровое в науке, как и в горах, — это морозный воздух, веющий в них. — Люди духовно изнеженные (к примеру, художники) боятся науки и бранят её из-за этого воздуха.

206

Почему учёные благороднее художников. — Наука требует натур более благородных, чем поэзия: они должны быть более простыми, менее честолюбивыми, более сдержанными, спокойными, меньше жаждать посмертной славы и самозабвенно предаваться вещам, которые в глазах большинства редко предстают достойными подобного жертвоприношения личности. К тому же есть и другой недостаток, который они знают за собой: род их занятий, постоянное требование величайшей трезвости ослабляет их волю, огонь поддерживается не таким сильным, как в очаге поэтических натур: а потому они часто теряют свою наибольшую и лучшую силу в более ранние годы жизни, чем те, — и, как уже сказано, знают об этой опасности. Во всяком случае, они покажутся менее одарёнными, поскольку меньше блистают, и будут слыть за меньшее, чем они суть.

207

Насколько пиетет затемняет дело. — Люди последующих столетий дарят великим деятелям прошлого все великие качества и добродетели своего века — и потому всё лучшее постоянно затемняется пиететом, глядящим на него как на священное изваяние, на которое навешивают всевозможные жертвенные дары, пока, наконец, оно не скрывается под ними полностью, заслоняется ими и впредь выступает больше предметом поклонения, чем лицезрения.

208

Стоя на голове. — Переворачивая истину на голову, мы обыкновенно не замечаем, что наша голова тоже стоит не там, где должна стоять.

209

Происхождение и польза моды. — Явно выраженная удовлетворённость отдельных людей своим внешним видом возбуждает подражание и мало-помалу создаёт внешний вид многих, то есть моду: эти многие посредством моды стремятся как раз к той самой благотворной удовлетворённости своей внешностью и добиваются её. — Если подумать о том, как много оснований для робости и боязливой стыдливости есть у каждого человека, и о том, что три четверти его энергии и доброй воли могут быть парализованы и стерилизованы этими основаниями, то надо сказать моде большое спасибо, ведь она раскрепощает эти три четверти, сообщает веру в себя и радостное взаимопонимание у людей, ощущающих, что связаны друг с другом её законами. Свободу и уверенность в себе дают даже глупые законы, если только им подчиняются многие.

210

Что развязывает языки. — Ценность некоторых людей и книг заключается только в одном их свойстве — они могут всякого заставить высказать самое своё тайное и заветное, потому что развязывают языки и разжимают наиболее крепко стиснутые зубы. Той же ценностью и пользой обладают даже иные события и злодеяния, происходящие, казалось бы, лишь на беду человечества.

211

Умы, не связанные местом{113}. — Кто из нас отважился бы назвать себя свободным умом, если бы на свой лад, принимая на свои плечи часть бремени общественного неодобрения и поношения, не хотел выразить своё почтение тем людям, которым это имя присваивают, чтобы оскорбить их? Но всё же мы, наверное, имеем право всерьёз (и без этого высокомерного и великодушного упрямства) называть себя «умами, не связанными местом», поскольку чувствуем тягу к свободе как сильнейший инстинкт своего ума и в противоположность разумам связанным и прочно укоренённым видим свой идеал как бы в некоем умственном кочевничестве — пользуясь выражением скромным и чуть ли не пренебрежительным.

212

Такова благосклонность Муз! — То, что говорит об этом Гомер, хватает за душу, настолько оно правдиво и страшно: «Муза его возлюбила, но злом и добром одарила: зренья лишила его, но дала ему сладкие песни»{114}. — Для человека мыслящего это текст без конца: она даёт зло и добро, такова уж её сердечная любовь! И каждый по-своему объяснит себе, почему мы, мыслители и поэты, должны пожертвовать своими глазами.

213

Против попечения о музыке. — Эстетическое развитие зрения с детских лет посредством занятий рисованием и живописью, ландшафтных, портретных и жанровых набросков несёт с собою, помимо всего прочего, неоценимую для жизни выгоду — оно делает глаз острым, спокойным и терпеливым в наблюдении людей и ситуаций. Подобная побочная выгода не следует за эстетическим попечением о слухе: вот почему народные школы поступят в целом правильно, отдавая предпочтение искусству зрения перед искусством слуха.

214

Открыватели тривиальностей. — Утончённые умы, для которых нет ничего более чуждого, чем тривиальность, нередко, после всяческих блужданий и горных тропинок, натыкаются на какую-нибудь из них и, к изумлению умов не утончённых, этим наслаждаются.

215

Нравственность учёных. — Правильный и быстрый прогресс наук возможен, лишь если каждый учёный не слишком недоверчив, чтобы перепроверять любое вычисление и утверждение других в областях, не столь уж ему близких: но тут существует и условие, что в своей собственной области у каждого есть конкуренты, крайне недоверчивые и ревностно следящие за ним. Из такого сочетания «не слишком большой недоверчивости» и «крайнего недоверия» в республике учёных рождается порядочность.

216

Причина бесплодия. — Есть на свете умы чрезвычайно одарённые, но неизменно бесплодные только потому, что по слабости своего темперамента они слишком нетерпеливы, чтобы дождаться разрешения от бремени.

217

Извращённый мир слёз. — Многочисленные неудобства, которые доставляют человеку требования высшей культуры, в конце концов извращают природу настолько, что он по большей части начинает вести себя скованно и стоически, оставляя слёзы разве что для редких наплывов счастья, мало того, настолько, что иные люди плачут, видимо, уже только от наслаждения отсутствием боли: их сердце бьётся лишь от счастья.

218

Греки как толмачи. — Рассуждая о греках, мы в то же время поневоле рассуждаем о сегодняшнем и вчерашнем дне истории: их общеизвестная история — это чистое зеркало, которая всегда отражает то, чего нет в самом зеркале. Свободой говорить о них мы пользуемся для того, чтобы иметь возможность промолчать о других, — в надежде, что они сами шепнут что-нибудь на ухо вдумчивому читателю. Поэтому греки облегчают современному человеку разговор о некоторых неудобосказуемых и сомнительных вещах.

219

О приобретённом характере греков. — Знаменитые греческие светозарность, прозрачность, простота и порядок, кристальная естественность и одновременно кристальное искусство их творений без труда соблазняют нас думать, будто всё это упало грекам с неба: они, к примеру, не умели писать иначе, чем хорошо, как однажды заметил Лихтенберг. Но нет ничего более опрометчивого и несостоятельного. История прозы от Горгия до Демосфена свидетельствует о труде и борениях выбраться из неясности, перегруженности, безвкусицы к свету, труде и борениях, напоминающих об усилиях героев, прокладывавших первые пути через леса и болота. Трагический диалог из-за своей необычайной прозрачности и определённости в условиях национальной предрасположенности к наслаждению символами и намёками, к тому же ещё нарочно закреплявшейся великой хоровой лирикой, — настоящий подвиг драматургов: так же как подвигом Гомера было освобождение греков от азиатской помпезности и неопределённости и достижение прозрачности структуры в целом и в частностях. Сказать что-нибудь совершенно правильно и ярко отнюдь не считалось лёгким делом, иначе трудно объяснить огромное восхищение эпиграммами Симонида, которые выглядят такими непритязательными, без раззолочённых кружев, без арабесок острот, но говорят то, что хотят сказать, ясно, с покоем солнца, а не с погоней за эффектом молнии. Напряжённое стремление к свету из словно врождённого сумрака — черта сугубо греческая, вот почему народ ликовал, выслушивая лаконичные сентенции, элегические декламации, изречения семи мудрецов. Поэтому предписания, дававшиеся к стихам, для нас возмутительные, оказались так милы эллинскому уму, будучи для него подлинно аполлоновской задачей — одержать победу над опасностями метра, над темнотою, вообще свойственной поэзии. Простота, гибкость, трезвость были силой вырваны для национальной предрасположенности, а не были даны ей изначально — опасность скатиться назад, в азиатчину, постоянно грозила грекам, да и впрямь время от времени нависала над ними, словно тёмный широкий разлив мистических ощущений, элементарной дикости и темноты. Мы видим, как они погружались в него, мы видим, как Европу словно смывало, захлёстывало — ведь тогда Европа была очень маленькой, — но они всякий раз снова выплывали, эти хорошие пловцы и ныряльщики, этот народ Одиссея.

220

Подлинное язычество. — Для того, кто бросает взгляд на мир греков, нет, может быть, ничего более странного, чем обнаружить, что греки время от времени словно устраивали праздники всем своим страстям и тёмным естественным склонностям и даже налаживали своего рода государственную организацию празднований своего слишком человеческого начала: это и есть подлинное язычество их мира, которое христианство не понимало и понимать не хотело, а всегда сурово с ним боролось и третировало его. — Они относились к этому слишком человеческому как к чему-то неизбежному и предпочитали не оскорблять его, а наделять, так сказать, второстепенными правами, включая его в обиходную жизнь общества и в культ: мало того, они считали божественным и возводили на высшую ступень всё, что обладает в человеке силой. Природное влечение, которое выражается в скверных качествах, они не отвергали, а встраивали в целое и ограничивали определёнными видами культа и днями, придумав достаточно мер предосторожности, чтобы отвести эти бушующие воды в как можно более безобидное русло. Вот где корень всего нравственного либерализма античности. Злому и опасному, животноотсталому, так же как варвару, догреческому автохтону и азиату, ещё жившим в глубинах греческой души, греки предоставляли возможность умеренной разрядки и не стремились к их полному уничтожению. Государство, построенное в расчёте не на отдельных индивидов или на отдельные касты, а на обычные человеческие качества, включало в себя всю систему подобных установлений. Строя его, греки продемонстрировали то изумительное чутьё на всё типически-фактическое, которое позже позволило им сделаться естествоиспытателями, историками, географами и философами. При учреждении государства и культа государства решающую роль должен был сыграть не ограниченный — жреческий или кастовый — нравственный закон, а широчайший учёт всего человеческого в его реальности. — Откуда же взяли греки эту свободу, это чутьё на реальность? Может быть, от Гомера и догомеровских поэтов; ведь как раз те поэты, которые обычно обладают характером не самым справедливым и мудрым, проявляют зато это наслаждение всякого рода действительным, действующим и не хотят целиком отвергнуть даже зло: им хватает того, чтобы оно не бушевало, губя всё подряд, или чтобы не отравляло изнутри, — иными словами, они мыслят примерно так же, как греческие ваятели государства: они-то и были их наставниками и пролагателями путей.

221

Греки-исключения. — Умы глубокие, основательные, серьёзные были в Греции исключением: инстинкт народных масс сводился скорее к тому, чтобы переживать серьёзность и основательность как своего рода извращение. Заимствовать формы издалека, не созидать, а только придавать прекрасную видимость — это по-гречески: подражать не для практических дел, а для художественного обмана, всё снова одерживать верх над навязанной серьёзностью, упорядочивать, приукрашивать, выравнивать — всё это продолжается от Гомера до софистов третьего и четвёртого веков нового летоисчисления, всецело представлявших собою поверхность, напыщенное слово, театральный жест и обращавшихся исключительно к душам изнурённым, падким на видимость, звучание и эффекты. — А теперь отдадим должное величию тех греков-исключений, которые создали науку! Кто из них повествует, тот повествует самую героическую историю человеческого ума!

222

Простое — не первое и не последнее по времени. — В историю религиозных представлений привносится много придуманной эволюции и постепенности относительно вещей, на самом деле выросших не друг из друга и не другом вслед за другом, а рядом и по отдельности; простое в особенности всё ещё слишком серьёзно считается старейшим и изначальным. Немало человеческого возникает в результате вычитания и деления, а как раз не удвоения, прибавления, сращивания. — К примеру, всё ещё верят в постепенную эволюцию изображения богов от грубых кусков дерева и камней вплоть до полного человекоподобия: но дело всё-таки обстоит как раз так, что в те времена, когда люди мысленно помещали богов в деревья, куски дерева, камни и животных и ощущали их там, они страшились очеловечивать их образы, словно это безбожие. Лишь поэтам, остававшимся в стороне от культа и от чар религиозного стыда, приходилось приучать к этому очеловечиванию глубинную фантазию людей, заставлять их соглашаться с ним: но как только снова перевешивали более религиозные настроения и состояния, это освобождающее воздействие поэтов вновь отступало, и переживание священного, как и прежде, оставалось на стороне чудовищного, жуткого, истинно нечеловеческого. Но даже многое из того, что отваживается создавать для себя глубинная фантазия, всё-таки ещё вызывало бы неприятные ощущения, если бы оказалось переведённым во внешнее, телесное изображение: внутреннее зрение куда более отважно и менее стыдливо, чем внешнее (отсюда возникает известная трудность и отчасти невозможность превращения эпических сюжетов в драматические). Религиозная фантазия в течение долгого времени вообще не желает верить в тождество бога с каким-нибудь образом: образ должен дать нумену{115} божества проявиться здесь некоторым таинственным способом, который невозможно выдумать полностью, в качестве действующего, в качестве привязанного к данному месту. Древнейшее изображение бога должно оберегать и одновременно прятать бога — возвещать о нём, но не выставлять на обозрение. Ни один грек никогда внутренне не рассматривал своего Аполлона как деревянный обелиск, своего Эрота как каменную глыбу; это были символы, которые должны были вызывать прямо-таки страх перед наглядным представлением. Точно так же дело обстоит ещё с теми кусками дерева, в которых самой грубой резьбой обозначались отдельные члены, иногда в чрезмерном количестве: таков лаконский Аполлон о четырёх руках и четырёх ушах. В неполноте, в намёке или в излишней полноте заключено нечто ужасающе священное, которое, очевидно, отвергает всякую мысль о человеческом, человекоподобном. Ступень искусства, на которой творят нечто похожее, отнюдь не является эмбриональной: разве в эпохи, когда люди поклонялись таким образам, они не могли бы говорить более ясно, создавать более осмысленные изображения? Тут, напротив, пугает только одно: прямое высказывание. Целла{116} скрывает святое святых, настоящий нумен божества, и прячет его в таинственном полумраке, но не целиком; периптерический{117} храм, в свою очередь, скрывает целлу, словно защищает её от нескромных взглядов ширмой и покрывалом, но не целиком: то же относится к образам божеств, одновременно выступающим укрытиями для божеств. — И лишь когда вне культа, в профанном мире состязательности, ликование, относившееся к победителям в борьбе, поднялось так высоко, что поднятые им волны перехлестнулись в озеро религиозных чувств, лишь когда изваяния победителей начали выставляться в храмовых дворах, а благочестивым посетителям храма волей-неволей приходилось приучать свои глаза и души к этому неизбежному зрелищу человеческой красоты и превосходящей обычную силы, так что почитание людей и богов в условиях пространственного и душевного соседства отзывались друг в друге эхом, — начала исчезать и робость перед настоящим очеловечиванием божественных образов и открылась великая арена для великой пластики: но ещё и тогда действовало ограничение — всюду, где должно быть истовое поклонение, сохранялись и осторожно воссоздавались исконно-древние формы и уродливость. Но теперь эллины, приносившие жертвы и дары, могли блаженно предаваться своей страсти превращать бога в человека.

223

Куда надо путешествовать. — Прямого самонаблюдения далеко не достаточно, чтобы себя узнать: нам нужна история, ведь прошлое множеством струй вливается в нас и течёт дальше; да и сами-то мы — не более чем то из этого дальнейшего течения, что мы ощущаем в каждый момент. Но изречение Гераклита «нельзя войти в одну реку дважды» справедливо даже здесь, когда мы хотим войти в реку нашей якобы самой сокровенной и личной сущности. — Это мудрость, которая, правда, уже постепенно зачерствела, но тем не менее осталась всё такой же крепкой и питательной, какой и была: точно так же, как и та, что, дабы постичь историю, надо отыскивать живые остатки исторических эпох, — что следует путешествовать, посещать разные народы, как путешествовал патриарх Геродот, ведь народы — это всего лишь застывшие более древние ступени культуры, на которые можно стать ногами, а в особенности посещать так называемые дикие и полудикие племена, обитающие там, где человек снял или ещё не надел европейское платье. Но существуют и другие, более утончённые искусство и цель путешествий, не всегда заставляющие переезжать с места на место за тысячи миль. Очень вероятно, что три последних тысячелетия во всех своих нюансах и преломлениях культуры ещё продолжают жить даже вблизи нас: их надо только открыть. В некоторых семьях, даже в отдельных людях эти слои всё ещё во всей чистоте и обозримости лежат друг над другом: в иных же местах сбросы пород распознать труднее. Правда, в отдалённых местностях, в редко посещаемых горных долинах, в более закрытых общинах достопочтенный образец много более древних ощущений мог сохраниться легче, тут его и надо искать — в то время как сделать подобные открытия, к примеру, в Берлине, где человек является на свет выщелоченным и ошпаренным, невозможно. Кто после длительных упражнений в этом искусстве путешествовать превратился в стоглазого Аргуса, тот в конце концов будет всюду сопровождать свою Ио — я хочу сказать, своё эго — и вновь открывать для себя авантюру странствий этого становящегося и преображающегося эго в Египте и Греции, в Византии и Риме, во Франции и Германии, во временах кочевников и оседлых народов, в Ренессансе и Реформации, дома и на чужбине, даже в море, в лесу, среди растений и в горах. — Так самопознание становится универсальным познанием в отношении всего прошлого: и так же после некоей другой череды созерцаний, на которую здесь можно только намекнуть, определение задач для себя и самовоспитание в умах самых свободных и проницательных может когда-нибудь стать универсальным определением задач в отношении всего будущего человечества.

224

Бальзам и яд. — Сколько ни думай, не исчерпаешь до дна вот какую мысль: христианство есть религия состарившейся античности, а его предпосылка — выродившиеся старые культурные народы; оно могло действовать и действовало на них, как бальзам. В эпохи, когда уши и глаза «полны ила» и потому уже не могут расслышать голоса разума и философии, разглядеть мудрость во плоти, какое бы имя она ни носила — Эпиктета или Эпикура: тут, чтобы толкнуть подобные народы к хоть сколько-нибудь пристойному существованию, могут подействовать, может быть, разве только отвесно стоящий крест мученичества да «трубы Страшного Суда». Вспомним о Риме времён Ювенала, об этой ядовитой жабе с глазами Венеры: вот тогда-то и понимаешь, что значит распинаться перед «всем миром», тогда-то и начнёшь уважать смиренную христианскую общину и говорить спасибо за то, что она, разросшись, покрыла собою всю греко-римскую почву. Если в те времена большинство людей сразу рождалось с рабской душою, со стариковской чувственностью, то какое блаженство встретить создания, которые были скорее душами, чем телами, и которые, казалось, воплотили в жизнь греческое представление о душах в Аиде: робкие, улепётывающие, тонко стрекочущие, безобидные фигуры, ждущие вакансии на «лучшую жизнь» и потому сделавшиеся такими непритязательными, полными такого молчаливого презрения, такой гордой терпеливости! — Это христианство как вечерний звон хорошей античности на треснувших, усталых, но всё-таки благозвучных колоколах, — бальзам всё ещё даже для слуха того, кто в наши дни лишь как историк бродит по тем столетиям: а чем же оно, должно быть, казалось самим людям той эпохи! Зато для юных, свежих варварских народов христианство было ядом; к примеру, внедрить в героические, детские и звериные души древних германцев учение о грехопадении и проклятии значило не что иное, как отравить их; следствием этого должно было стать совершенно чудовищное химическое брожение и разложение, чехарда чувств и суждений, буйное разрастание и формирование всего самого рискованного, а в дальнейшем, стало быть, — серьёзное ослабление таких варварских народов. — Правда, надо признать — что у нас осталось бы от греческой культуры без такого ослабления? Что осталось бы от всего культурного прошлого человеческого рода? Ведь незатронутые христианством варвары очень основательно умели разбираться со старыми культурами: это, к примеру, с ужасающей ясностью доказали языческие завоеватели романизированной Британии. Христианству против своей воли пришлось помочь в увековечении античного «мира». — Но и тут, опять-таки, ещё остаётся встречный вопрос и возможность встречного расчёта: а что, если те или иные из упомянутых свежих племён, скажем, германские, и без этого ослабления названным выше ядом оказались бы в состоянии мало-помалу самостоятельно обрести высшую культуру, какую-то свою собственную, новую? О которой, стало быть, человечество утратило бы и малейшее представление? — Дело тут, как и всюду, обстоит так: неизвестно, говоря на христианский лад, кто кого должен больше благодарить за то, что всё случилось так, как оно случилось: Бог чёрта или чёрт Бога.

225

Вера даёт благословение и проклятье. — Христианин, примерившийся к недозволенным ходам мысли, мог бы, вероятно, однажды спросить себя: а нужно ли, в сущности, чтобы на самом деле существовал какой-то Бог, да ещё и замещающий его агнец отпущения, если одной веры в бытие этих существ достаточно, чтобы вызывать те же следствия? А если они всё же, положим, существуют, то не являются ли излишними? Ведь всё благодетельное, утешительное, укрепляющее нравственность, равно как и всё омрачающее и удручающее, что даёт человеческой душе христианская религия, исходит от указанной веры, а не от объектов этой веры. Дело здесь обстоит не иначе, чем в известном случае: хотя никаких ведьм на свете не было, но ужасающие последствия веры в ведьм были точно такими же, как если бы ведьмы и впрямь существовали. Во всех делах, в которых христианин ждёт прямого вмешательства Бога, но ждёт тщетно — ведь никакого Бога нет, — его религия достаточно изобретательна в лазейках и причинах для успокоения: тут эта религия уж точно умна. — Вера, правда, до сей поры не смогла сдвинуть с места ни одной настоящей горы, хотя это и утверждал незнамо кто, — но сумела взгромоздить горы туда, где нет ни одной горы.

226

Регенсбургская трагикомедия. — Там и сям можно с ужасающей ясностью видеть балаганный фарс фортуны — она привязывает канат, ведущий в следующие столетия, к нескольким дням, к одному месту, к внутренним состояниям и настроениям одного ума и хочет, чтобы они, эти столетия, на нём плясали. Так злосчастные судьбы новой истории Германии заложены в днях, когда разыгрался известный Регенсбургский религиозный диспут: казалось, уже обеспечен мирный исход церковных и нравственных проблем, без религиозных войн, контрреформации — а, значит, обеспечено и единство немецкой нации; над бранью теологов какой-то момент победоносно парил глубокий и кроткий дух Контарини — представитель более зрелого итальянского благочестия, на крылах которого отражалась утренняя заря духовной свободы. Но ему противилась костяная голова Лютера, полная подозрений и тайных страхов: поскольку оправдание верой{118} казалось ему собственной величайшей находкой и девизом, он не верил тому же тезису, звучащему из уст итальянцев, а ведь они, как известно, обнаружили его куда раньше и в глубокой тишине разнесли по всей Италии. В этом мнимом согласии Лютер видел козни дьявола и как только мог препятствовал мирному соглашению: благодаря этому он серьёзно содействовал целям врагов империи. — А теперь, чтобы ещё усилить впечатление жуткой балаганности, дополнительно предположим, что истины или хотя бы только следа истины нет ни за одним из тезисов, о которых спорили тогда в Регенсбурге, — за положением о наследном грехе, о спасении через посредничество, об оправдании верой, и что все они нынче признаны не заслуживающими обсуждения: и всё равно из-за них весь мир оказался в огне — из-за мнений, которым не соответствуют никакие вещи и реальности, в то время как относительно чисто филологических вопросов, к примеру, объяснения интерполяций в тексте о тайной вечере, по крайней мере дозволены споры, потому что здесь можно высказать истину. А где ничего нет, там теряет свои права и истина. — В конечном счёте остаётся сказать лишь одно: тогда, правда, забили родники энергии, и столь мощно, что без них все мельницы современного мира работали бы не так сильно. И, значит, всё дело в первую очередь в силе и только во вторую — в истине, да и то далеко не сразу, — не так ли, дорогие любители современности?

227

Заблуждения Гёте. — Среди великих художников Гёте — великое исключение в том, что он не жил в ограниченности своих реальных возможностей, так, будто они должны быть главным и определяющим, безусловным и окончательным в нём самом и для всех остальных. Он думал, что обладает чем-то вдвое более высоким, чем на самом деле, — а во второй половине своей жизни, когда он был полностью проникнут этим убеждением, заблуждался, считая, будто представляет собою одного из величайших открывателей и светочей в науке. Но так же дело обстояло уже в первой половине его жизни: он ждал от себя чего-то более высокого, нежели то, чем ему казалось искусство, — и уже в этом заблуждался. Природа хотела сделать из него художника в изобразительной сфере — это была тайна, пылавшая и сжигавшая его изнутри и пославшая его в конце концов в Италию, чтобы он как следует отбушевал в этой своей иллюзии, принеся ей все возможные жертвы. Наконец он, человек осмотрительный, которому искренне претило в себе всё образующее иллюзии, обнаружил, что морочащий бес алчности подтолкнул его к вере в это призвание и что он обязан избавиться от своего величайшего страстного желания и распрощаться с ним. Болезненно режущее и гложущее убеждение в необходимости распрощаться полностью выражено в настроениях его Тассо: над ним, «Вертером вдвойне»{119}, витает предчувствие чего-то похуже, чем смерть, словно человек говорит себе: «Ну вот и всё — прощание позади; как же жить дальше, не сойдя с ума!» — Оба этих главных заблуждения его жизни дали Гёте, если говорить о чисто литературном отношении к поэзии, а мир знал тогда только его, столь непринуждённую, но кажущуюся чуть ли не сознательной манеру держаться. Не говоря о времени, когда Шиллер — бедный Шиллер, у которого времени не было и который спешил, — выгнал его из воздержанной робости перед поэзией, из страха перед любой литературной деятельностью и перед литературным ремеслом, Гёте предстаёт подобным какому-то греку, там и сям навещающему очередную возлюбленную в сомнениях, не богиня ли это, для которой он только не находит верного имени. Во всём его поэтическом творчестве заметна дышащая близость пластики и природы: черты этих парящих перед ним образов — а он, видимо, всегда представляет себе, что идёт по следам перевоплощений какой-нибудь богини, — без его воли и ведома стали чертами всех чад его искусства. Без окольных путей заблуждения он не стал бы Гёте: иными словами, единственным и по сей день не устаревшим немецким художником слова — именно потому, что он так же мало хотел быть писателем, как и немцем по профессии.

228

Путешественники и их ранги. — Среди путешествующих следует различать пять рангов: путешественники первого, низшего ранга — это те, что ездят и при этом их видно: по сути, их возят, но они как бы слепы; следующий ранг — те, что и впрямь сами глядят на мир; третий ранг, увидев, что-то переживает; четвёртый принимает пережитое в свою жизнь и несёт его с собою дальше; наконец, есть на свете немногочисленные люди высшей силы, которые, пережив и впустив в свою жизнь всё увиденное, в итоге непременно должны ещё и выпустить его наружу в виде поступков и произведений, как только возвращаются домой. — Подобно этим пяти видам путешественников совершают своё странствование по жизни все люди вообще — низший их ранг как чистые passiva{120}, высший — как действующие и без остатка выпускающие в жизнь уже пережитые внутренние процессы.

229

Поднимаясь всё выше. — Человек, который поднимается выше тех, что прежде им восхищались, именно им-то и кажется теперь опустившимся и упавшим: ведь они при любых обстоятельствах мнили, будто доселе были на одной высоте с нами (пусть даже и благодаря нам).

230

Мера и середина. — Люди избегают говорить о двух очень важных предметах: мере и середине. Их силы и признаки известны немногим избранным, прошедшим по тропинкам мистерий внутренних переживаний и обращений: эти чтят в них нечто божественное и потому страшатся говорить вслух. Все остальные пропускают разговор о них мимо ушей, думая, будто речь идёт о скуке и посредственности: исключение составляют разве что те, которые однажды расслышали дальний отзвук из того царства, но заткнули уши, не желая слушать дальше. А воспоминание об этом злит их и выводит из себя.

231

Гуманность дружбы и учительства. — «Если ты пойдёшь на восток, то я двинусь на запад»{121}: такой образ мыслей — высокий признак гуманности в тесном общении людей. Без этого образа мыслей любая дружба, любое ученичество рано или поздно превращается в лицемерие.

232

Глубокие. — Люди, мыслящие глубоко, в общении с другими кажутся себе комедиантами, ведь чтобы в этих случаях их понимали, им всегда приходится прикидываться поверхностными.

233

Презирающим «стадное человечество». — Того, кто глядит на людей как на стадо, убегая от него изо всех сил, это стадо наверняка догонит и забодает.

234

Главное преступление против тщеславия. — Тот, кто в обществе даёт другому возможность блеснуть своими знаниями, чувствами, опытом, ставит себя над ним и таким образом, если только тот не воспринимает его как безусловно вышестоящего, совершает покушение на его тщеславие — а ведь он-то как раз думал это тщеславие удовлетворить.

235

Разочарование. — Если долгая жизнь и деятельность, включая речи и письма, оставляет о какой-то личности публичное свидетельство, то общение с нею обыкновенно разочаровывает по двойной причине: во-первых, потому что от краткого времени общения люди ждут слишком многого, а именно всего того, что делают зримым лишь тысячи житейских событий, и, во-вторых, потому что всякий признанный человек не даёт себе труда домогаться признания ещё и в мелочах. Он слишком равнодушен — а мы слишком нетерпеливы.

236

Два источника доброты. — Обращаться со всеми людьми с одинаковой доброжелательностью и проявлять доброту невзирая на лица — с равным успехом это может быть следствием как глубокого презрения к людям, так и настоящего человеколюбия.

237

Странствующий по горам — самому себе. — Есть верные признаки того, что ты ушёл вперёд и выше в гору: теперь вокруг тебя стало свободнее, а перспектив — больше, чем прежде, тебя овевает воздух более прохладный, но менее резкий, — ведь ты отучился от глупости путать смягчение с теплотой, — твоя поступь стала энергичнее, твёрже, слились воедино мужество и осторожность: по всем этим причинам путь твой станет теперь, наверное, более одиноким и уж во всяком случае более опасным, чем оставленный тобою за спиной, хотя, конечно, и не в такой степени, как думают те, что из чадной долины видят тебя, странник, шагающим по горам.

238

За исключением ближнего. — Моя голова явно плохо держится только на моей собственной шее; ведь, как известно, любой другой лучше знает, что мне делать, а чего не делать: а я, бедняга, ничем не могу помочь только себе самому. Так, может, все мы — как бы постаменты, на которые взгромоздили не те головы? — не правда ли, милый мой сосед? — Ах нет, ведь как раз ты — исключение!

239

Осторожность. — Не следует вступать в общение с людьми, которые не робеют перед всем личностным, — или же перед общением следует неумолимо надевать на них наручники общепризнанной дозволенности.

240

Желание казаться тщеславным. — Высказывать в разговоре с незнакомыми и малознакомыми людьми только избранные мысли, говорить о своих громких знакомствах, важных переживаниях и поездках — признак того, что такой человек не страдает гордыней или по меньшей мере что он не хотел бы произвести подобное впечатление. Тщеславие — это маска вежливости, которую носит человек гордый.

241

Хорошая дружба. — Хорошая дружба складывается, когда один сильно уважает другого, и притом больше, чем себя самого, если он его ещё и любит, хотя и не так сильно, как себя, и если, наконец, умеет добавить тонкую окраску и налёт близости — чтобы облегчить общение, но в то же время мудро воздерживается от настоящей и полной близости и смешения я и ты.

242

Призрачные друзья. — Когда мы сильно изменяемся, наши не изменившиеся друзья становятся призраками нашего собственного прошлого: голоса их доносятся до нас искажённо-нечёткими, будто мы слышим себя самих — только более молодых, более негибких, более незрелых.

243

Одна пара глаз и два взгляда. — Те же самые люди, чей взгляд от природы создаёт впечатление заискивающего, из-за частых унижений и мстительных побуждений, которые они испытывают, обычно смотрят наглым взглядом.

244

Голубая даль. — «Большой ребёнок»{122} — это звучит весьма трогательно, но так можно судить только издалека; а если разглядеть и почувствовать человека вблизи, то это всегда означает «большой глупец».

245

Равное непонимание выгод и невыгод. — Смущённое молчание умного человека человек неумный обычно толкует как молчаливое превосходство и очень сильно пугается: а ведь смущённый вид должен вызывать благожелательные чувства.

246

Мудрец, выдающий себя за дурака. — Человеколюбие мудрого иногда толкает его на то, чтобы выставить себя возбуждённым, разгневанным или обрадованным, чтобы не обидеть окружающих холодностью и разумностью своей подлинной сути.

247

Вынуждать себя к любезности. — Как только мы замечаем, что в обращении и разговорах с нами кому-то приходится принуждать себя к любезности, нам становится окончательно ясно: этот человек нас не любит или успел разлюбить.

248

Путь к одной христианской добродетели. — Учиться у своих врагов — лучший способ их полюбить: ведь тогда мы начинаем питать к ним благодарность.

249

Военная хитрость фамильярных. — Фамильярные люди дают сдачу на нашу монету условности чистым золотом, желая задним числом принудить нас смотреть на условности как на ошибку, а на них — как на исключения.

250

Причина для отвращения. — Мы начинаем испытывать антипатию к иному художнику или писателю не потому, что наконец замечаем, что он нас обманул, а потому, что он не счёл необходимыми более тонкие способы поймать нас в свои сети.

251

Разлучаясь. — Родство и единодушие одной души с другой я вижу не в том, как она с ней сближается, а в том, как от неё отдаляется.

252

Silentium67Молчание (лат.).. — О своих друзьях говорить не надо: иначе чувство дружбы уйдёт через разговоры.

253

Неучтивость. — Неучтивость часто бывает признаком неловкой скромности, которая теряет голову от какой-нибудь неожиданности и пытается скрыть это грубостью.

254

Встречный расчёт на честность. — Когда мы о чём-то до поры умалчивали, первыми узнают о нём подчас именно наши самые недавние знакомые: при этом мы глупейшим образом думаем, будто проявление доверия с нашей стороны — крепчайшие оковы, которыми мы можем их сдержать, — но они-то знают о нас недостаточно, чтобы полностью оценить жертву, какую мы принесли своей откровенностью, и выдают наши тайны другим, не думая о предательстве, а мы, бывает, теряем из-за этого своих давних знакомых.

255

В приёмной расположенности. — Все люди, которых долго заставляют ждать в приёмной своей расположенности, начинают бродить или скисают.

256

Совет презираемым. — Если кто-то явно погрузился в пучины людского презрения, то в общении должен крепко держаться зубами за стыд: иначе он покажет другим, что упал и в собственном мнении. Цинизм в общении — признак того, что наедине с собою человек смотрит на себя как на собак.{123}

257

Порой облагораживает и неведение. — В смысле уважения тех, кто оказывает уважение, предпочтительнее намеренно не понимать некоторых вещей. Неведение тоже даёт преимущества.

258

Противники грации. — Люди нетерпимые и высокомерные не любят грацию, воспринимая её как зримый укор себе; ведь грация — это терпимость сердца в движении и жесте.

259

При встрече. — Когда старые друзья встречаются после долгой разлуки, часто бывает так, что они показывают себя заинтересованными вещами, к которым уже совершенно утратили всякий интерес: иногда оба это и замечают, но не отваживаются снять покрывало — из какого-то печального сомнения. Так рождаются разговоры словно в царстве мёртвых.

260

Выбирать трудолюбивых друзей. — Праздные люди опасны для своих друзей: ведь, не будучи достаточно занятыми, они обсуждают, чем заняты и чем не заняты их друзья, наконец вмешиваются в их дела и становятся обременительными. Поэтому умно поступит тот, кто будет вступать в дружбу только с трудолюбивыми.

261

Одно оружие вдвое сильнее, чем два. — Неравная битва завязывается, когда один отстаивает своё дело умом и душой, а другой — одним лишь умом: первый словно сражается с солнцем и ветром, и оба его оружия мешают друг другу; он теряет в цене — в глазах истины. Зато, правда, победа второго, одержанная с помощью его единственного оружия, редко приходится по сердцу всем другим зрителям и вызывает у них антипатию.

262

Глубина и муть. — Публика с лёгкостью путает того, кто ловит рыбу в мутной воде, с тем, кто черпает из глубины.

263

Показывать своё тщеславие друзьям и врагам. — Один из тщеславия терзает даже своих друзей, если рядом свидетели, которым он хочет продемонстрировать своё превосходство, — а другой преувеличивает значение своих врагов, чтобы с гордостью указать на то, что таких врагов достоин.

264

Охлаждение. — Нагревание сердца бывает обычно связано с болезнью ума и мышления. Кому на какое-то время становится важным здоровье последнего, тому следует знать о том, что́ он должен охладить — не заботясь о будущем сердца! Ведь если уж человек вообще способен к нагреванию, он непременно снова нагреется и обретёт своё лето.

265

О смешении чувств. — Женщины и эгоистичные художники испытывают к науке антипатию, составленную из зависти и сентиментальности.

266

В наибольшей опасности. — Покуда человек с трудом бредёт по жизни вверх, он редко ломает себе ноги, но опасность растёт для него, когда он начинает облегчать себе жизнь, выбирая более удобные пути.

267

Не слишком рано. — Нужно следить за тем, чтобы не стать острым слишком рано, — ведь в этом случае становишься заодно и слишком тонким.

268

Когда можно радоваться упрямству. — Хорошим воспитателям случается гордиться тем, что их воспитанники остаются верными себе им вопреки: это бывает, когда юноша не смеет понять мужчину или смог бы понять его только себе в ущерб.

269

Попытка быть честным. — Юноши, которые хотят стать более честными, чем были, ищут себе в жертву какого-нибудь общепризнанно честного человека и первым делом на эту жертву нападают, пытаясь бранью дотянуться до его высот, — а про себя лелеют мысль, что эта первая попытка, конечно же, не опасна: ведь не может же тот наказать за наглость человека честного.

270

Вечное дитя. — Мы думаем, будто сказка и игра принадлежат к миру детства: но как же мы наивны! Разве мы можем жить без сказки и игры хоть в каком-нибудь возрасте? Мы, правда, называем и ощущаем их иначе, но как раз это-то и свидетельствует о том, что оно — то же самое: ведь и ребёнок ощущает игру как свою работу, а сказку — как свою правду. Краткость жизни должна бы предостеречь нас от педантичного различения возрастов, словно каждый из них несёт с собою что-то новое, а какой-нибудь поэт — показать нам человека двухсот лет от роду, который и впрямь живёт без сказки и игры.

271

Всякая философия есть философия своего возраста. — Возраст жизни, в котором философ сформулировал своё учение, сказывается на этом последнем, и он не может тут ничего поделать, сколь бы поднявшимся над своей эпохой и моментом он себя ни чувствовал. Так философия Шопенгауэра остаётся зеркальным отражением горячей и меланхоличной юности — этот образ мыслей не для людей более зрелого возраста; так философия Платона ассоциируется с возрастом между тридцатью и сорока, когда обыкновенно горячее и холодное течения с силой сталкиваются друг с другом, вызывая к жизни водяную пыль и лёгкие облачка пара, а при благоприятных условиях и солнечных лучах — очаровательную радугу.

272

О женском уме. — Умственные способности женщин лучше всего проявляются в том, что из любви к мужчине и его уму они приносят в жертву свой собственный ум, но несмотря на это, у них тотчас вырастает второй ум — в той изначально чуждой им области, в которую их влечёт умственный склад мужчины.

273

Возвышение и унижение в сфере пола. — Буря страстей иногда увлекает мужчину на высоту, где смолкает всякая страсть: туда, где он действительно любит и живёт скорее более сильным бытием, чем более сильным желанием. А хорошая женщина, в свой черёд, нередко, испытывая настоящую любовь, нисходит к страсти и тем унижает себя в своих глазах. Главным образом последнее относится к числу наиболее трогательных вещей, которые может вызвать представление об удачном браке.

274

Женщина исполняет, мужчина обещает. — Женщиной природа показывает, с чем она уже управилась к этому моменту, работая над образом человека; мужчиной она показывает, что́ ей при этом надо ещё преодолеть, но ещё и всё остальное, что́ она задумала сделать с человеком. — Совершенная женщина каждой эпохи — праздность творца в каждый седьмой день культуры, отдых художника в работе над произведением.

275

Пересадка. — Если человек употребляет свой ум, чтобы стать хозяином над безудержностью аффектов, то тут возможен и досадный исход: безудержность переносится на ум и впредь бесчинствует в мышлении и жажде познания.

276

Смех как предательство. — Как и когда смеётся женщина, — это говорит о её образовании: но в звучании смеха её природа обнажается, а у очень образованных женщин обнажаются, возможно, даже последние не разрушенные остатки её природы. — Поэтому испытатель человеческой природы скажет, подобно Горацию, но по другой причине: ridete puellae68Смейтесь, девушки! (лат.).182.

277

Кое-что о юношеской душе. — В отношении одного и того же человека юноши проявляют то преданность, то заносчивость: ведь, по сути дела, они чтут и презирают в другом только себя, и им приходится колебаться между двумя этими чувствами в отношении себя самих, покуда они на опыте не найдут верную меру желаемого и возможного.

278

Об исправлении мира. — Если бы некогда предотвратили размножение недовольных, брюзжащих и ворчащих, то жизнь на земле, как по волшебству, теперь уже стала бы райским садом. — Это положение входит в учебник практической философии для женского пола.

279

Отринуть недоверие к чувству. — Женственное выражение, гласящее, что следует отринуть недоверие к своему чувству, означает не многим большее, чем максима: надо есть то, что нравится. Оно может быть также хорошим житейским правилом, особенно для натур умеренных. Но другие натуры должны жить по другому правилу: «Ты должен есть не только ртом, но и головой, чтобы не испортить себе способности лакомиться ртом».

280

Зверское озарение любви. — Всякая большая любовь несёт с собою лютую мысль — убить предмет любви, чтобы раз и навсегда спасти его от страшной игры перемен: ведь перемен любовь боится больше, чем уничтожения.

281

Двери. — Во всём, что он переживает, чему научается, ребёнок, так же как и взрослый, видит двери: но для него они — входы, а для взрослого — всегда только проходы.

282

Сердобольные женщины. — Женское сострадание, когда оно болтливо, выносит одр болезни на рыночную площадь.

283

Ранняя заслуга. — Тот, кто уже в юности добивается заслуги, обыкновенно забывает из-за этого о стыде перед старостью и старшими и тем самым, к своей величайшей невыгоде, исключает себя из общества людей зрелых, помогающих созреть, так что, несмотря на свою раннюю заслугу, дольше других остаётся зелёным, фамильярным и инфантильным.

284

Огульные души. — Женщины и художники думают, будто если им в чём-то не противоречат, то, значит, противоречить им в этом нельзя; полное почтение и молчаливое неодобрение, тоже полное, кажутся им несовместимыми, поскольку их души умеют принимать всё только огульно.

285

Молодые таланты. — С молодыми талантами нужно обращаться, строго следуя максиме Гёте, гласящей, что нередко не стоит наносить ущерб заблуждению, чтобы не нанести ущерба истине.{124} Их состояние похоже на недомогания во время беременности и вызывает странные прихоти: эти их прихоти нужно по возможности удовлетворять и смотреть на них сквозь пальцы ради результата, которого от них ждут. Конечно, если уж ты — санитар, присматривающий за этими странными больными, ты должен знать толк в трудном искусстве добровольного самоуничижения.

286

Отвращение к правде. — Так уж устроены женщины, что всякая правда (о мужьях, любви, детях, обществе, смысле жизни) вызывает их отвращение, а потому они стараются мстить любому, кто открывает им глаза.

287

Источник большой любви. — Откуда берутся внезапные страстные чувства мужчины к женщине, глубокие, истинные? Меньше всего из одной только чувственности: но когда мужчина обнаруживает слитыми в одном существе слабость, нужду в помощи и одновременно шаловливость, в нём начинается такое, что душа его словно вот-вот выплеснется наружу, — в один и тот же миг он и растроган, и уязвлён. Из этой-то точки и бьёт источник большой любви.

288

Опрятность. — Нужно развивать у ребёнка вкус к опрятности, доводя его до страсти: позднее он, преображаясь всякий раз заново, возвысится чуть ли не до любой добродетели и в конце концов, будучи компенсацией за отсутствие таланта, даст как бы море света, состоящего из чистоты, умеренности, доброты, характера, — неся в себе счастье, излучая счастье.

289

О тщеславии старых мужчин. — Глубокомыслие принадлежит юности, ясность мысли — старости: и если, несмотря на это, старые мужчины иногда говорят и пишут в глубокомысленной манере, то делают это из тщеславия, думая, будто таким способом обретают прелесть юности, мечтательности, роста, полного предчувствий и надежд.

290

Как используют новое. — Мужчины пользуются только что усвоенным или пережитым как лемехом, а бывает, и как оружием; женщины же тотчас делают себе из него наряд.

291

Чувство своей правоты у мужчин и у женщин. — Если согласиться с женщиной в том, что она права, то она не откажет себе в удовольствии с торжеством попрать выю поверженного, — она должна насладиться своей победой; мужчина же в таком случае обыкновенно испытывает стыд перед другим мужчиной за то, что оказался прав. Зато мужчина привык побеждать, для женщины же такое переживание — исключение.

292

Самоограничение в жажде красоты. — Чтобы стать прекрасными, женщины не должны стремиться слыть хорошенькими: иными словами, в девяноста девяти случаях, когда они могли бы понравиться, им следует делать всё, чтобы не понравиться, дабы в одном только случае стяжать восхищение того, врата души которого достаточно велики для приёма чего-то великого.

293

Непонятливый, несносный. — Иной юнец не может понять, как это старший уже умудрился оставить за спиной свои восторги, утренние зори чувства, перипетии и взлёты мысли: ему обидно хотя бы представить себе, что они могут повторяться, — но полную его враждебность вызовет идея о том, что не быть ему плодотворным, если он не сбросит эти цветы, не лишится их аромата.

294

Партия с обиженным выражением лица. — Всякая партия, умеющая придавать своему лицу обиженное выражение, привлекает к себе сердца людей добродушных и в результате сама получает мину добродушия — к своей величайшей выгоде.

295

Утверждения надёжнее доказательств. — Утверждение воздействует сильнее, чем аргумент, — по крайней мере, на большинство людей; ведь аргументы возбуждают недоверие. Поэтому демагоги стараются защитить аргументы своих партий утверждениями.

296

Лучшие укрыватели краденого. — Всем людям, постоянно добивающимся успеха, свойственна глубоко коренящаяся в них хитрость: они неизменно преподносят свои ошибки и слабости как якобы свои сильные стороны — в силу чего создают впечатление, будто очень хорошо знают и понимают их.

297

Время от времени. — Он уселся у городских ворот и заявил человеку, который как раз через них проходил, что это — не что иное, как городские ворота. Тот отвечал: «Допустим, так оно и есть, но если хочешь, чтобы тебе сказали спасибо, вовсе не обязательно так явно показывать, что ты прав». «Да я и не жду никакой благодарности, — сказал первый; — но всё-таки время от времени бывает чертовски приятно не только быть правым, но и заставить других это признать».

298

Доблесть придумали не немцы. — Аристократизм и отсутствие зависти Гёте, благородный отшельнический пессимизм Бетховена, душевное изящество и грация Моцарта, непреклонная мужественность и обузданная законом свобода Генделя, углублённая внутренняя жизнь Баха, невозмутимая и просветлённая, которой даже не нужно отказываться от блеска и успеха, — разве всё это немецкие качества? — А если нет, то это по меньшей мере показывает, к чему немцы должны стремиться и чего они способны достичь.

299

Pia fraus69благочестивая ложь (лат.). или что-то другое. — Я могу ошибаться, но мне кажется, что в нынешней Германии для каждого человека ежеминутным долгом сделался двойной вид ханжества: из имперско-политических опасений требуют немечества, а из страхов социального порядка — христианства, того и другого — лишь на словах и в плоскости жестов, но главным образом в способности молчать. И всё это — видимость, которая столь многого стоит, так дорого обходится; и всё это — зрители, ради которых нация корчит немецко-христианскую мину.

300

Насколько и в хорошем половина может быть больше целого. — Во всём, что организуется в расчёте на долгий срок и постоянно требует участия множества людей, что-то не слишком хорошее должно стать правилом, хотя организатору прекрасно известно и лучшее (а заодно более трудное): он, однако, рассчитывает на то, что никогда не будет недостатка в людях, способных соответствовать требованиям правила, — а он знает, что правило — это способности среднего уровня. — Юноши редко это понимают и потому, оказываясь в роли новичков, думают, будто они невесть как правы, и удивляются слепоте других.

301

Член партии. — Истинный член партии уже не учится — он только разузнаёт и судит: а вот Солон, никогда не бывший членом партии, но добивавшийся своей цели обок партий и над ними или вопреки им, характерным образом является отцом той скромной фразы, в которой выражаются здоровье и неисчерпаемые возможности Афин: «Я состарился, но не перестал учиться»{125}.

302

Что, по Гёте, присуще немцам. — Только поистине невыносимые люди, в которых невозможно даже представить себе ничего хорошего, обладают свободой убеждений, не замечая, что у них нет свободы вкуса и ума. Но именно это, согласно хорошо взвешенному суждению Гёте, и присуще немцам.{126} — Его голос и его пример указывают на то, что немцы должны быть чем-то большим, чем просто немцами, если хотят стать полезными или хотя бы выносимыми для других наций, — и в каком направлении им нужно двигаться, чтобы подняться над собою и выйти за свои пределы.

303

В каком случае следует остановиться. — Когда массы начинают бесчинствовать, а разум помрачается, лучше всего, если ты не вполне уверен в своём душевном здоровье, спуститься в подворотню и посмотреть, какая там на дворе погода.

304

Умы бунтарские и умы собственнические. — Единственное средство против социализма, какое ещё у вас осталось, таково: не дразнить его, иными словами, самим жить умеренно и скромно, всеми силами противиться демонстрациям изобилия и содействовать государству, когда оно облагает чувствительными налогами всяческие излишества и всё напоминающее роскошь. Не хотите такого средства? Тогда, богатые мещане, называющие себя «либеральными», вам остаётся только признать: то, что вы находите в социалистах столь страшным и угрожающим, а в себе самих считаете законным, будто там это что-то совсем другое, — не что иное, как ваш собственный глубинный образ мыслей. Если бы у вас, каковы вы сейчас, не было достатка и забот о его сохранении, то этот ваш образ мыслей сделал бы вас социалистами: вас отличает от них только собственность. И если вы хотите как-нибудь одолеть врагов своего благосостояния, то вам надо сначала победить самих себя. — Если бы это благосостояние и впрямь было благосостоянием! Тогда оно было бы не столь броским, не так вызывало бы зависть, оно было бы более открытым, благожелательным, более уравнивающим, покровительственным. Но фальшь и лицедейство ваших увеселений, состоящих больше в ощущении контраста (в ощущении, что другие их лишены и завидуют вам), чем в ощущении игры сил и роста сил, — ваши жилища, одежды, экипажи, витрины, потребности утробы и стола, ваше шумное восхищение оперными спектаклями и музыкой, наконец, ваши женщины, хорошо вылепленные и образованные, но из металла неблагородного, раззолочённые, но без золотого звона, выбранные вами как образцы для витрины и сами преподносящие себя как образцы для витрины: всё это сеющие заразу разносчики той народной болезни, которая нынче всё быстрее овладевает массами как социалистический душевный зуд, но которая впервые возникла и вызрела в вас. И разве кто-нибудь ещё сможет сейчас остановить эту чуму? —

305

Партийная тактика. — Когда какая-нибудь партия замечает, что прежний приверженец из безусловного подданного сделался условным, то это для неё настолько невыносимо, что, всячески провоцируя и оскорбляя его, она пытается довести его до полного отпадения, сделать его своим врагом: ведь она питает подозрение, что стремление видеть в её вероисповедании нечто относительно ценное, допускающее доводы за и против, взвешивание и отбрасывание, для неё более опасны, чем огульная вражда.

306

Об укреплении партий. — Тот, кто хочет укрепить свою партию изнутри, пусть предоставит ей повод претерпеть явную несправедливость: тем самым она обретёт чистую совесть, которой ей, возможно, прежде не хватало.

307

Заботиться о своём прошлом. — Люди по-настоящему уважают только всё возникшее в старину, прошедшее долгую историю — поэтому тот, кто хочет, чтобы память о нём не стёрлась после смерти, должен заботиться не только о грядущих поколениях, но ещё больше о прошлом: вот почему тираны всякого рода (в том числе тиранствующие художники и политики) любят чинить над историей насилие, дабы она предстала как подготовка и постепенное восхождение к ним самим.

308

Партийный писатель. — Удар литавр, которым молодой писатель снискал к себе такую симпатию на службе партии, для того, кто к ней не принадлежит, звучит, как звон цепей, и возбуждает скорее сострадание, чем восхищение.

309

Выступать против себя. — Наши последователи не прощают нам, когда мы выступаем против себя самих: ведь в их глазах это значит не только отвергнуть их любовь, но и скомпрометировать их разум.

310

Богатство — это опасность.Собственностью должен обладать лишь тот, у кого есть ум: иначе собственность становится общественно опасной. А собственник, не умеющий распорядиться свободным временем, которое может дать ему обладание собственностью, всегда будет продолжать стремиться к обладанию: это стремление становится его развлечением, его военной хитростью в битве со скукой. Так в конце концов из небольшой собственности, которой хватило бы человеку разумному, возникает настоящее богатство: и притом как блистательный результат умственной несамостоятельности и нищеты. Вот только кажется оно чем-то совсем другим, нежели позволяет ожидать его жалкое происхождение, поскольку умеет маскироваться образованием и искусством: точнее, оно умеет покупать себе эту маску. Этим оно возбуждает зависть у более бедных и необразованных — а они, в сущности, всегда завидуют образованности и в маске не видят маски, — и мало-помалу готовит социальный переворот: ведь раззолочённая грубость и лицедейское чванство в мнимом «потреблении культуры» внушают социалистам мысль о том, что «всё дело только в деньгах», — в то время как, разумеется, от денег зависит кое-что, но куда большее зависит от ума.

311

Радость приказывать и подчиняться. — Приказывать доставляет такую же радость, как и подчиняться, — первое, когда оно ещё не превратилось в привычку, второе, наоборот, когда оно вошло в привычку. Старые слуги среди новых начальников невольно помогают друг другу испытывать радость.

312

Честолюбие безнадёжного дела. — Есть честолюбие безнадёжного дела, заставляющее партию идти на крайний риск.

313

Когда без ослов не обойтись. — Толпу можно довести до кликов «осанна», только въехав в город верхом на осле.

314

У партий в обычае. — Каждая партия старается выставить чем-то незначительным то значительное, что явилось на свет не в ней самой; а если уж это у неё не получается, то она нападает на значительное тем более ожесточённо, чем более оно превосходно.

315

Опустошение. — По мере того как человек посвящает себя текущим делам, от него остаётся всё меньше. Поэтому великие политики могут сделаться людьми абсолютно пустыми, хотя некогда были полными и богатыми.

316

Желанные враги. — Социалистические порывы нынче всё же скорее возбуждают у династических правительств симпатию, чем страх, потому что благодаря им эти правительства получают в свои руки право и меч для экстраординарных мер, а уж с их помощью могут покарать настоящие свои пугала — демократов и антидинастические движения. — Ко всему, что такие правительства публично ненавидят, они теперь питают тайную приязнь и задушевные чувства: ведь им приходится скрывать своё подлинное нутро.

317

Владение овладевает. — Владение собственностью делает человека более независимым, свободным лишь до известной степени; один шаг дальше — и владение становится хозяином, владелец — рабом: он должен приносить в жертву владению своё время, свои раздумья и отныне чувствует себя обязанным вступать в отношения, пригвождённым к месту, принадлежащим государству: и всё это, возможно, вопреки своей глубочайшей и главнейшей потребности.

318

О господстве знающих. — Легко, до смешного легко представить образчик для выбора какой-нибудь законодательной коллегии. Сначала честные и заслуживающие доверия люди этой страны, а одновременно — мастера и знатоки в каком-нибудь деле, должны, разузнавая друг о друге и признавая друг друга, произвести конкурсный отбор: а из их более узкого круга, в свой черёд, должны выбрать друг друга специалисты и сведущие люди первого ранга в каждой отдельной отрасли, опять-таки путём взаимного признания и поручительства. Если они образуют законодательную коллегию, то, наконец, в каждом отдельном случае решающими должны быть только голоса и суждения самых сведущих специалистов, а честность всех остальных — достаточно велика, став просто делом приличия, чтобы предоставить голосование по этим вопросам тоже лишь им: тогда закон в строжайшем смысле слова возник бы из разума наиболее разумных. — Нынче голосуют партии: и в любом голосовании должны участвовать сотни людей с очень нечистой совестью — с нечистой совестью плохой осведомлённости, неспособности строить заключения, стремления повторять за другими, несамостоятельности мышления, желания плыть по течению. Ничто не унижает достоинство любого нового закона так, как эта стойкая краска стыда за нечестность, которую вызывает всякое партийное голосование. Но, как уже сказано, легко, до смешного легко представить образчик чего-то подобного: нет сейчас в мире власти, достаточно сильной, чтобы провести в жизнь что-нибудь получше, — пусть даже вера в высшую полезность науки и людей науки осенит, наконец, и самых упрямых, количественно превзойдя господствующую нынче веру. Пусть дух такого будущего и выразит наш лозунг: «Больше почтения знающим! И долой все партии!»

319

О «народе мыслителей» (или плохого мышления). — Неясность, незавершённость, склонность к предчувствиям, ко всему элементарному, интуитивному (если вещи неясные неясно же и выразить), то, что говорят о немецком характере, — если бы и впрямь ещё существовало, служило бы доказательством того, что немецкая культура отстала на много шагов и всё ещё остаётся в русле и в атмосфере средневековья. — Правда, в такой отсталости заключены и кое-какие преимущества: обладая этими качествами — если, повторю, они ещё ими действительно обладают, — немцы были бы способны на некоторые вещи, и главным образом на понимание некоторых вещей, для понимания которых другие нации потеряли всякую способность. И многое, несомненно, утрачивается, когда утрачивается нехватка разумности — то есть именно то общее, что входит во все названные качества: но тут нет и никакой потери без величайшего ответного выигрыша, так что нет и никакой причины для стенаний — конечно, если мы не хотим, подобно детям и лакомкам, одновременно наслаждаться плодами всех времён года.

320

Лить воду в колодец. — Правительства крупных государств имеют в своём распоряжении два средства держать свои народы в зависимости от себя, в страхе и послушании: более грубое — армию и более мягкое — школу. С помощью первого они привлекают на свою сторону честолюбие высших и силу низших слоёв общества, насколько те и другие обычно располагают энергичными и крепкими мужчинами средних и низших способностей: а с помощью второго средства они получают одарённую бедноту, в особенности взыскательную в умственном отношении полубедноту средних сословий. Прежде всего из учителей всех рангов они делают интеллектуальных придворных, ориентирующихся на «верхи»: вставляя палку за палкой в колёса частной школы, не говоря уж о вовсе неугодном частном воспитании, они обеспечивают себе распоряжение весьма значительным числом учительских мест, на которые неизменно устремлены взоры голодных и преданных глаз, числом наверняка раз в пять больше, чем имеется свободных мест. Но эти должности могут давать своим обладателям лишь скудное пропитание: поэтому у них постоянно держится лихорадочная жажда продвижения, ещё прочнее привязывая их к целям правительства. Ведь поддержание умеренного недовольства всегда выгоднее, чем удовлетворённости, этой матери мужества, бабушки свободомыслия и задиристости. При помощи этого телесно и умственно приручённого учительского сословия вся молодёжь страны по возможности поднимается на некоторую высоту образованности, полезную для государства и целесообразно ранжированную: но прежде всего на незрелые и честолюбивые умы во всех сословиях почти незаметно распространяется образ мыслей, подразумевающий, что только признанное и одобренное государством направление жизни сразу же влечёт за собою общественное отличие. Воздействие этой веры в государственные экзамены и звания заходит так далеко, что даже независимые, поднявшиеся благодаря торговле или ремеслу мужчины чувствуют в душе укол неудовлетворённости до тех пор, пока и их место в обществе не будет замечено и признано свыше благосклонным дарованием рангов и орденов, — пока будет «не стыдно выйти на люди». Наконец, государство связывает все эти сотни и тысячи принадлежащих ему должностей и доходных мест обязательством получать образование и аттестаты в государственных школах, если они хотят когда-нибудь попасть на эти места: общественный почёт, кусок хлеба, возможность завести семью, защита со стороны властей, чувство общности получивших одинаковое образование — всё это образует сеть чаяний, в которую попадает каждый молодой человек: так откуда же возьмётся у него недоверие? А если напоследок обязанность несколько лет послужить в армии и вовсе станет для каждого, по смене двух-трёх поколений, автоматической привычкой и условием, на которое человек с юных лет ориентирует свои жизненные планы, то государство может отважиться даже на мастерский трюк — через выгоды переплести друг с другом школу и армию, способности, честолюбие и силу, то есть, предоставляя более благоприятные условия, приманивать в армию более способных и образованных и внушать им воинский дух восторженного послушания, чтобы они, возможно, так и остались на военной службе и заслужили своим дарованием новую, ещё более светлую славу. — Тогда для больших войн будет не хватать только одного — повода: а уж об этом профессионально, то есть с совершенно невинным видом, похлопочут дипломаты вместе с газетами и биржами. Ведь у «нации», если она — нация солдат, во время войны всегда чистая совесть, её даже не надо ей заранее внушать.

321

Пресса. — Если подумать, что и сейчас все великие политические процессы тайком и скрытно прокрадываются на представление, что они заслоняются незначительными событиями и рядом с ними кажутся мелкими, что их глубинное воздействие сказывается и сотрясает почву лишь спустя много времени после того, как они прошли, — то какую же роль следует признать тогда за прессой, нынешней прессой с её ежедневным истошным воплем, призванным перекричать, поразить, ужаснуть, — не равна ли она просто перманентному отвлекающему шуму, ориентирующему слух и умы людей в ложном направлении?

322

После великого события. — Народ и человек, чьи души вышли на яркий свет во время великого события, обычно чувствует после этого потребность в ребячестве или в жестокости, как из стыда, так и для того, чтобы прийти в себя.

323

Быть хорошим немцем значит перестать им быть. — То, в чём усматривают национальные различия, есть нечто большее, чем понималось до сих пор, — а именно, это различие между разными ступенями культуры и в минимальной степени — что-то неизменное (да и то не в строгом смысле слова). Поэтому всякая аргументация, исходящая из национального характера, столь мало обязательна для того, кто работает над пересозданием убеждений, то есть над культурой. Если, к примеру, задуматься над тем, что уже было немецким, то теоретический вопрос: «Что является немецким?»{127} тотчас должен быть поправлен встречным вопросом: «Что является немецким сейчас?», — и любой хороший немец разрешит его на практике, а именно преодолевая свои немецкие качества. Ведь когда народ идёт вперёд и растёт, он всякий раз разрывает на себе пояс, дотоле придававший ему национальный вид: но если он остаётся в прежнем виде, отстаёт в росте, то его душу охватывает ещё один пояс; всё больше застывающая корка как бы выстраивает вокруг него темницу, стены которой постоянно растут. Стало быть, если в народе есть так много жёсткого, неизменного, то это говорит о том, что он стремится окаменеть и целиком и полностью хотел бы превратиться в памятник: это в определённый исторический момент и произошло с египтянами. Поэтому тот, кто желает немцам блага, должен подумать о том, как ему самому всё больше расти за пределы того, что является немецким. Вот почему поворот в сторону не немецкого всегда был признаком всех дельных людей нашего народа.

324

Суждения иностранца. — Один иностранец, путешествовавший по Германии, вызывал к себе антипатию и симпатию некоторыми своими мнениями в зависимости от местности, в которой останавливался. Все умные швабы, говаривал он, кокетливы. — Но другие швабы всё ещё полагали, что Уланд был поэт, а Гёте был безнравственным. — Самое большое достоинство немецких романов, получивших нынче известность, говорил он, состоит в том, что их не надо читать: их содержание уже и так известно. — Берлинцы-де кажутся более добродушными, чем южные немцы, потому что уж слишком насмешливы, а потому сносят насмешки и сами: а у южан такого не найдёшь. — Ум немцев подавляется, по его мнению, их пивом и газетами: он-де рекомендует им чай и памфлеты, разумеется, в виде лечения. — Присмотримся, советовал он, к различным народам состарившейся Европы на предмет того, как каждый из них с особым достоинством выставляет напоказ определённое качество старости, к удовольствию тех, что сидят перед этой великою сценой: как удачно представляют французы присущие старости благоразумие и любезность, англичане — её опытность и сдержанность, итальянцы — невинность и непринуждённость. Куда же девались другие маски старости? Где старость высокомерная? Где — властолюбивая? Где — алчная? — Самая опасная местность в Германии, по его мнению, — Саксония и Тюрингия: нигде нет большей умственной подвижности и знания людей наряду со свободомыслием, и всё это так скромно прикрыто ужасным языком и истовой услужливостью тамошних жителей, что и не замечаешь: ведь они — интеллектуальные фельдфебели Германии и её наставники в хорошем и в плохом. — Высокомерие северных немцев, говорил он, сдерживается их склонностью к послушанию, южных — склонностью к уюту. — Далее, ему показалось, что немецкие женщины достались немецким мужчинам в качестве домохозяек, неумелых, но очень самоуверенных: они-де так упорно говорят о себе только хорошее, что чуть ли не весь мир и уж во всяком случае их мужья убеждены в существовании специфически немецкой доблести домохозяек. — Когда разговор затем переходил к немецкой внешней и внутренней политике, он имел обыкновение рассказывать — в его устах это звучало как «выдавать», — что величайший государственный деятель Германии не верит в великих государственных деятелей. — Будущее немцев он нашёл опасным для них и для других: ведь они разучились радоваться (что так хорошо удаётся итальянцам), зато в результате великой карточной игры войн и династических революций приучились к эмоции, а, значит, в один прекрасный день у них будет восстание{128}. Ведь это последнее-де — самая сильная эмоция, какую может раздобыть себе народ. — Потому-то, по его словам, немецкие социалисты — самые опасные из всех: ведь ими не движет никакая определённая нужда; их недуг — не знать, чего они хотят; поэтому, даже добиваясь больших успехов, они будут томиться от жажды и в самом наслаждении, совсем как Фауст, хотя, вероятно, как Фауст очень плебейский. «Ведь Фауста-дьявола, — воскликнул он напоследок, — которым были так измучены образованные немцы, Бисмарк из них изгнал: тогда дьявол вселился в свиней{129} и стал хуже, чем когда бы то ни было.»

325

Мнения. — Подавляющее большинство людей суть ничтожества и считаются ничтожествами, покуда облачаются в общепринятые убеждения и публичные мнения согласно философии портных: платье делает человека. А о людях-исключениях нужно говорить: платье создаёт тот, кто его носит; мнения тут перестают быть публичными и становятся чем-то иным, нежели маски, уборы и облицовки.

326

Два рода трезвости. — Чтобы не путать трезвость от умственной усталости с трезвостью из сдержанности, надо обратить внимание на то, что первой свойственно скверное настроение, а второй — радостное.

327

Поддельная радость. — Не одобрять вещь ни днём больше, чем она кажется нам доброй, но прежде всего — ни днём раньше, — вот единственный способ поддерживать в себе подлинную радость: иначе она слишком легко становится пресной и гнилой на вкус, а в наше время относится к поддельным продуктам питания для целых слоёв народа.

328

Козёл добродетели. — Во всём наилучшем, что делает человек, другие, благоволящие ему, но не доросшие до его дела, немедля начинают искать какого-нибудь козла, чтобы принести его в жертву, думая, будто это козёл отпущения, — но это козёл добродетели.

329

Суверенность. — Чтить даже плохое и признавать свою связь с ним, если оно нравится, не имея никакого понятия о том, как можно стыдиться того, что доставляет удовольствие, — вот признак суверенности в большом и в малом.

330

Воздействие — фантом, а не действительность. — Человек значительный мало-помалу усваивает, что когда он оказывает воздействие, то оказывается фантомом в головах других людей и, возможно, подвергает себя изощрённой душевной пытке — задавать себе вопрос, не стоит ли ему поддерживать существование этого своего фантома ради блага ближних.

331

Брать и давать. — Когда у человека отнимают (или выхватывают перед его носом) пустяк, он не замечает, что ему дали куда большее, а может, и самое большое.

332

Быть хорошим землепашцем. — Всякое отклонение и отрицание говорит о нехватке плодотворности: в сущности, если бы мы только были хорошей пашней, у нас всё шло бы в дело без остатка, и в любой вещи, в любом событии или человеке мы видели бы желанные удобрения, дожди или тёплые лучи солнца.

333

Общение как наслаждение. — Если человек с чувством отрешённости в душе намеренно держится одиночества, то благодаря этому он может сделать редкое удовольствие от общения с людьми изысканным лакомством для себя.

334

Уметь страдать на людях. — Надо афишировать своё злополучье и время от времени вздыхать так, чтобы было слышно вокруг, лить слёзы так, чтобы было видно: ведь если показывать другим, как ты уверен в себе и счастлив несмотря на боль и лишения, то спровоцируешь их на зависть и злобу! — А нам следует заботиться о том, чтобы не портить своих ближних; да и, кроме того, в названном случае они заставили бы нас жестоко поплатиться, так что если мы выносим свои страдания на публику, то это в любом случае даёт нам и личные выгоды для себя.

335

Теплота вершин. — На вершинах теплее, чем полагают внизу, и особенно теплее зимой. Мыслящим людям понятно, что означает эта парабола.

336

Хотеть доброго, уметь прекрасное. — Делать добро — этого ещё недостаточно, нужно иметь желание делать добро и, по выражению поэта, воспринять Божество в свою волю{130}. Но прекрасного хотеть нельзя, надо уметь его, в невинности и слепоте, без всякой душевной жажды новизны. Кто зажигает свой фонарь, чтобы найти совершенных людей, пусть обращает внимание на такой вот признак: это те, которые всегда действуют ради добра и при этом всегда создают что-то прекрасное, не думая об этом. Множество людей превосходных и благородных со всей их доброй волей и всеми их добрыми делами по неспособности и нехватке прекрасной души неизменно выглядят безотрадно и безобразно; их вид отталкивает и вредит самой добродетели из-за отвратительных одеяний, которыми облекает её их скверный вкус.

337

Опасность для отрешившихся. — Надо остерегаться строить свою жизнь на слишком узкой основе алчности: ведь если отказывать себе в радостях, которые несут с собою должности, знаки почёта, связи, чувственные наслаждения, комфорт, искусства, то наступит день, когда ты увидишь, что вместо мудрости в результате отречения получил в соседи пресыщенность жизнью.

338

Окончательное мнение о мнениях. — Следует либо скрывать свои мнения, либо скрываться за своими мнениями. Кто поступает иначе, тот не умеет жить или принадлежит к ордену святых сорвиголов.

339

«Gaudeamus igitur»70«Итак, будем веселиться!» (лат.).. — Радость, верно, даёт освежающие и исцеляющие силы и для нравственной природы человека: иначе почему душа наша, нежась в солнечных лучах радости, невольно решается «быть доброй» и «достичь совершенства», и при этом её охватывает, подобно трепету блаженства, предчувствие совершенства?

340

Когда тебя хвалят. — Пока тебя хвалят, думай только о том, что ты ещё не на своей собственной дороге, а на дороге того, кто хвалит.

341

Любовь к мастеру. — Подмастерье любит мастера так, мастер мастера — иначе.

342

Слишком прекрасное и человеческое. — «Природа слишком прекрасна для тебя, несчастного смертного» — такое чувство встречается в людях нередко: но несколько раз, пристально созерцая всё человеческое, его полноту, силу, нежность, сложность, я испытывал чувство, будто должен со всем смирением заявить: «Да и человек слишком прекрасен для того, кто его рассматривает!» — причём не только человек нравственный, а всякий.

343

Подвижная собственность и латифундия. — Если жизнь обошлась с человеком прямо-таки как грабитель и, сколько могла, отняла у него честь, радость, близких, здоровье, имущество любого рода, то, возможно, задним числом, после первого испуга, он обнаружит, что стал богаче, чем дотоле. Ведь только теперь он и узнает, какая собственность принадлежит ему настолько, что ни один грабитель и пальцем до неё не сможет дотронуться: тогда, возможно, он выйдет из любого грабежа и смятения с гордо поднятой головою крупного латифундиста.

344

Невольно возникающие идеальные образы. — Самое неловкое чувство, какое бывает на свете, — обнаружить, что тебя неизменно принимают за нечто более возвышенное, чем ты есть. Ведь надо признаться себе в том, что нечто в тебе — ложь и обман: твои слова, выражение лица, жесты, взгляды, действия, и это обманчивое нечто, столь же неизбежное, как и твоя честность во всём остальном, мало-помалу упраздняет её действующую силу и ценность.

345

Идеалист и лжец. — Нельзя давать в себе воли и самому утончённому удовольствию — возведению вещей в идеал: иначе в один прекрасный день истина покинет нас с проклятьем на устах: «Ты лжец с головы до ног, я и знать тебя не желаю!»

346

Быть превратно понятым. — Когда тебя превратно понимают в целом, невозможно окончательно устранить какое-нибудь отдельное недоразумение. Это надо понимать, если не хочешь тратить лишних сил на свою защиту.

347

Слова трезвенника. — Пей себе своё вино, услаждавшее тебя всю жизнь, — какое тебе дело до того, что мне приходится быть трезвенником? Разве вино и вода — не миролюбивые, братские стихии, уживающиеся без перекоров?

348

В стране людоедов. — В одиночестве одинокий пожирает сам себя, на людях его пожирают люди. Вот и выбирай.

349

В точке замерзания воли. — «В конце концов он когда-нибудь всё же наступит — тот час, который укутает тебя золотым облаком безбольности, когда душа наслаждается собственной усталостью и в терпеливой игре со своим терпением уподобляется морским волнам, что плещутся о берег тихим летним днём, в отблесках цветного вечереющего неба, плещутся и снова стихают — без конца, без цели, без утоления, без нужды, — вся покой в радости от перемен, вся прилив и отлив в пульсирующей жизни природы.» Так чувствуют и говорят все больные: но как только этот час для них настаёт, так, после кратковременного наслаждения, приходит скука. Однако эта скука — тёплый ветер для заледеневшей воли: воля пробуждается, шевелится и снова рождает одно желание за другим. — Испытывать желания — вот первый признак выздоровления или улучшения.

350

Отвергнутый идеал. — В виде исключения бывает, что человек достигает вершин лишь после того, как отвергнет свой идеал: ведь прежде этот идеал подгонял его слишком быстро, так что он всякий раз сбивался с дыхания и невольно останавливался в середине пути.

351

Предательская склонность. — Признак человека завистливого, но стремящегося подняться выше, возьмём себе это на заметку, — что его притягивает мысль, будто в столкновении с другим, превосходящим его, есть только один выход — любовь.{131}

352

Лестничное счастье. — Как остроумие иных людей не поспевает за случаем, так что случай уже ускользнул в дверь, а остроумие всё ещё стоит на лестнице, — так у других людей встречается своего рода лестничное счастье, бегущее слишком медленно, чтобы всегда поспевать за быстротекущим временем: лучшее, чем они могут насладиться от какого-нибудь переживания, от целого этапа жизни, выпадает им на долю лишь долгое время спустя, нередко лишь как слабый пряный аромат, пробуждающий тоску и печаль, — как будто когда-нибудь можно было как следует напиться в этой стихии. Но теперь слишком поздно.

353

Пунктики. — Если у человека есть несколько пунктиков, это ещё не признак его умственной незрелости.

354

Сидеть с победоносным видом. — Если ты хорошо сидишь на лошади, то противник теряет мужество, зритель отдаёт тебе своё сердце — так зачем же ещё и нападать? Сиди себе, как человек, одержавший победу!

355

Опасность восхищения. — Слишком сильно восхищаясь чужими добродетелями, можно утратить вкус к своим собственным, а в конце концов, по неопытности, утратить и их самих, а чужие как замену своим не сохранить.

356

Польза от слабого здоровья. — Кто часто болеет, тот не только из-за частых выздоровлений куда больше наслаждается здоровьем, но и обладает в высшей степени обострённым чутьём на всё здоровое и болезненное в произведениях и поступках, своих и чужих: поэтому, к примеру, именно хворые писатели — а почти все великие, увы, среди них — обычно выдерживают в своих сочинениях много более уверенный и ровный тон здоровья, ведь они лучше, чем люди крепкие телом, знают философию душевного здоровья и выздоровления, а также её наставников: предполуденного часа, солнечного света, леса и родника.

357

Измена, условие мастерства. — Тут уж ничего не поделаешь: у каждого мастера есть лишь один ученик — да и тот ему изменяет: ведь ему тоже суждено стать мастером.

358

Никогда не бывает напрасным. — На горы истины ты никогда не взбираешься напрасно: либо уже сегодня ты подымешься ещё выше, либо укрепишь силы, чтобы подняться выше завтра.

359

За мутным стеклом. — Неужели та часть мира, которую вы видите через это окно, так прекрасна, что вы ни за что не желаете смотреть в любое другое, — и, мало того, даже пытаетесь воспрепятствовать в этом другим людям?

360

Признак больших перемен. — Когда человек обращается в мечтах к давно забытым или умершим, то это знак того, что он пережил большую перемену в себе и что почва, на которой он живёт, полностью перерыта: тогда воскресают мёртвые, а наша старина становится новью.

361

Лекарство для души. — Лежать в покое и мало думать — общедоступное лекарственное средство для всех болезней души, и если ты применяешь его добросовестно, то оно час от часу становится только приятнее.

362

К иерархии умов. — Много ниже другого тебя ставит то, что ты стараешься устанавливать исключения, а он — правило.

363

Фаталист. — Ты должен верить в фатум — к этому тебя может принудить наука. А уж что вырастет в тебе из этой веры — трусость и смирение или величие и прямодушие, — будет свидетельствовать о той почве, в какую было посеяно то семя, но не о самом семени: ведь оно может стать чем угодно.

364

Причина большой досады. — Тот, кто всю жизнь красивое предпочитает полезному, в конце концов, словно ребёнок, предпочитающий пирожные хлебу, испортит себе желудок и будет глядеть на окружающее с кислой миной.

365

Избыточность как лекарство. — Собственное дарование можно снова сделать для себя привлекательным, долгое время сверх всякой меры почитая противоположное и наслаждаясь им. Пользоваться избыточностью как лекарством — один из самых утончённых приёмов в искусстве жить.

366

«Желай подлинного я». — Натуры деятельные и успешные действуют не согласно изречению «познай себя», а так, словно ощущают неслышный приказ: «Желай подлинного я — и станешь подлинным я». — Судьба, кажется, всё ещё предоставляет им выбор; а вот натуры недеятельные и созерцательные размышляют о том, как они сделали свой единственный выбор, вступая в жизнь.

367

Жить по возможности без последователей. — Как мало должны значить последователи, понимаешь лишь после того, как перестаёшь быть последователем своих последователей.

368

Облечься мрачностью. — Нужно уметь облекаться мрачностью, чтобы избавляться от комариных роёв слишком назойливых почитателей.

369

Скука. — Есть скука, какую терпят умы самые утончённые и образованные, — лучшее, что предлагает земля, потеряло для них всякий вкус: привыкнув вкушать лишь изысканные и всё более изысканные блюда, а от более грубых воротить нос, они оказываются в опасности умереть с голоду. Ведь отборное встречается крайне редко, а подчас оно недоступно или уже сделалось чёрствым, как камень, так что его не разгрызть и самым крепким зубам.

370

Опасность восхищения. — Восхищение каким-нибудь качеством или искусством может достичь в нас такой силы, что будет удерживать нас от стремления им обладать.

371

Чего ждут от искусства. — Один посредством искусства хочет наслаждаться собою, другой с его помощью хочет на время подняться над собой, выйти за свои пределы. Двум этим потребностям отвечают два рода искусства и художников.

372

Измена. — Тот, кто нам изменяет, возможно, не оскорбит нас этим, но уж точно оскорбит этим наших последователей.

373

После смерти. — Обыкновенно мы лишь спустя долгое время после смерти человека обнаруживаем, что его не хватает: если это люди безусловно великие, то, бывает, лишь спустя десятилетия. Кто честен, тот обычно думает на похоронах, что на самом деле потеря не так уж и велика, а оратор, произносящий надгробную речь, — ханжа. Лишь нужда внушает, что ушедший нам нужен, а истинная эпитафия ему — запоздалый вздох.

374

Оставить в Аиде. — Множество разных вещей следует оставлять в Аиде полуосознанных ощущений и не стремиться вызволять из их призрачного существования, ведь иначе они в качестве мысли и слова станут нашими демоническими хозяевами, люто жаждая нашей крови.

375

Под угрозой нищенства. — Даже самый богатый ум, бывает, теряет ключ от комнаты, где хранятся накопленные им сокровища, и тогда ничем не отличается от последнего бедняка, вынужденного попрошайничать ради сохранения своей жизни.

376

Цепной мыслитель. — Человеку, много мыслившему, всякая новая мысль, которую он услышит или прочтёт, тотчас предстаёт в виде цепи.

377

Сострадание. — В золочёных ножнах сострадания порою прячется клинок зависти.

378

Что такое гениальность. — Стремление к высокой цели и к средствам её достижения.

379

Тщеславие борцов. — Кто потерял надежду победить в схватке или уже явно повержен, тем сильнее жаждет, чтобы зрители восхищались его манерой борьбы.

380

Жизнь философа толкуется превратно. — В тот самый миг, когда человек начинает принимать философию всерьёз, все думают об этом прямо противоположное.

381

Подражание. — Подражая, плохое зарабатывает авторитет, а хорошее его теряет, — особенно в искусстве.

382

Последний урок истории. — «Эх, если б я жил в те времена!» — это речи людей глупых и несерьёзных. Напротив, серьёзно рассмотрев каждый этап истории, пусть даже это обетованный край былого, надо в конце концов воскликнуть: «Только бы оно не повторилось! Дух той эпохи стал бы давить на тебя весом в сотню атмосфер, ты не смог бы усвоить её добрые и прекрасные стороны, не смог бы переварить всё плохое в ней». — Потомки наверняка будут точно так же судить о нашей эпохе: она-де невыносима, а жить в ней было невозможно. — Но ведь всё-таки каждый человек выдерживает жизнь в своей эпохе? — Да, и притом потому, что дух его эпохи не только лежит на нём, но и заключён в нём самом. Дух эпохи сам себе оказывает сопротивление, сам себя и поддерживает.

383

Великодушие как маска. — Великодушным поведением люди ожесточают своих врагов, завистью, которую дают заметить, почти замиряют их: ведь зависть уравнивает, ставит на одну доску, зависть — вынужденная и ноющая разновидность скромности. — Не применялась ли там и сям, ради упомянутого преимущества, зависть как маска — теми, кто не были завистниками? Возможно; но великодушное поведение определённо нередко используется как маска зависти — людьми честолюбивыми, которые предпочтут потерпеть ущерб и нарочно ожесточить своих врагов, чем дадут заметить, что в душе они стали с ними на одну доску.

384

Непростительно. — Ты дал ему повод проявить великодушие, а он им не воспользовался. Этого он тебе никогда не простит.{132}

385

Тезисы-антиподы. — Самое старческое, что когда-либо мыслилось о человеке, заключается в знаменитом тезисе «“Я” всегда достойно ненависти»{133}; самое детское — в ещё более знаменитом «Возлюби ближнего своего, как себя самого». — В одном знание людей уже прекратилось, в другом ещё и не начиналось.

386

Отсутствующие уши. — «Покуда человек всегда перекладывает вину на других, он ещё плебей; человек на пути мудрости, если всегда берёт ответственность на себя; мудрый же не винит никого, ни себя, ни других.» — Кто это говорит? — Эпиктет, восемнадцать столетий тому назад. — Это расслышали, но позабыли. — Нет, этого не расслышали и не позабыли: не всякая вещь забывается. Просто не было ушей, чтобы расслышать это, ушей Эпиктета. — Так, значит, он сказал это для собственных ушей? — Так оно и есть: мудрость — это шушуканье одинокого с самим собою на многолюдном рынке.

387

Изъян точки зрения, а не глаз. — Человек всегда видит себя с расстояния на несколько шагов ближе, чем надо, а ближнего — на несколько шагов дальше, чем надо. Поэтому и получается, что о нём он судит чересчур огульно, а о себе самом — слишком ревностно принимая в расчёт отдельные случайные и незначительные черты и происшествия.

388

Вооружённое невежество. — С какою лёгкостью мы предполагаем, что кто-то разбирается в чём-то или не разбирается, — в то время как он панически боится уже одной мысли, что его сочтут в этом деле невежей. Мало того, встречаются исключительные дураки, постоянно расхаживающие с колчаном, полным анафем и приказов, и готовые застрелить всякого, кто даст понять, что есть вещи, в которых тот ничего не смыслит.

389

За пиршественным столом опыта. — Лица, которые из врождённой умеренности любой стакан оставляют наполовину недопитым, не хотят признать, что у каждой вещи в мире есть своё дно и свои подонки.

390

Певчие птицы. — Последователи великих людей обычно ослепляют себя, чтобы лучше петь свои хвалы.

391

Не доросшие. — Хорошее нам не нравится, если мы до него не доросли.

392

Правило как мать или как дитя. — Одно дело — положение, порождающее правило, другое — им порождаемое.

393

Комедия. — Подчас мы пожинаем любовь и честь за дела или творения, которые мы уже давным-давно сбросили с себя, словно кожу: тогда мы с лёгкостью поддаёмся соблазну разыгрывать из себя комедиантов собственного прошлого и снова натягивать на себя старую шкуру — и не только из тщеславия, но и из расположенности к нашим поклонникам.

394

Ошибка биографов. — Малую силу, которая нужна, чтобы столкнуть челнок в реку, не следует путать с силой самой реки, отныне несущей челнок: однако так поступают авторы почти всех жизнеописаний.

395

Покупать не слишком дорого. — То, что куплено за слишком дорогую цену, обычно и используют плохо, поскольку делают это без любви и с заставляющей краснеть памятью, — вот и несут от этого двойной ущерб.

396

Какая философия всегда нужна обществу. — Столп общественного порядка зиждется на том основании, что каждый весело смотрит на то, что он есть, что делает и к чему стремится, на своё здоровье или болезнь, бедность или состоятельность, видное или скромное положение, испытывая при этом ощущение «а всё-таки я не поменяюсь местами ни с кем». — Тому, кто рассчитывает на общественный порядок, надо только постоянно вселять в души эту философию весёлого отказа от обмена и отсутствия зависти.

397

Признаки благородной души. — Благородная душа — не та, что способна на высочайшие порывы, а та, что поднимается и падает не намного, но всегда живёт в более открытых и пронизанных лучами воздухе и высоте.

398

Великое и его зритель. — Наиболее ценное воздействие великого состоит в том, что оно даёт зрителю глаза, которые увеличивают и сообщают увиденному завершённость.

399

Ограничивать себя. — Достигнутая человеком зрелость ума выражается в том, что он больше не ходит туда, где посреди ужасно колючих изгородей познания стоят редкие цветы, и довольствуется садом, лесом, лугом и полем, принимая во внимание, что жизнь чересчур коротка для редкого и необычного.

400

Преимущество лишения. — Тому, кто всегда живёт в теплоте и полноте сердца и как бы в летнем воздухе души, невозможно и представить себе ту дрожь восторга, какая охватывает более зимние натуры, которых в виде исключения касаются лучи любви и слабое тепло солнечного февральского дня.

401

Рецепт для страдальцев. — Бремя жизни стало слишком тяжёлым для тебя? — Так приумножь бремя своей жизни. Если страдалец наконец жаждет и ищет реки Леты, ему придётся стать героем, чтобы наверняка её найти.

402

Судья. — Кто увидел чей-то идеал, тот становится его неумолимым судьёй и как бы его нечистой совестью.

403

Польза от великого отречения. — Самая большая польза, заключённая в великом отречении, состоит в том, что оно даёт нам ту оправданную гордость, с которой мы отныне с лёгкостью добиваемся от себя множества малых отречений.

404

Как позолотить чувство долга. — Способ превратить в глазах всех твой железный долг в золотой таков: всегда выполняй немного больше, чем обещаешь.

405

Молитва к человеку. — «Прости нам добродетели наши» — так следует молиться человеку.

406

Творцы и потребители. — Каждый потребитель думает, что для дерева самое важное — фрукт; а важно для него было семя. — В том-то и заключается разница между всеми творцами и потребителями.

407

Слава всего великого. — Какой толк был бы от гения, если бы он не давал изучающим и почитающим его такую свободу и высоту чувства, что гений был бы им уже не нужен! — Сделать себя излишним — вот что составляет славу всего великого.

408

Сошествие в Аид. — И я спускался в преисподнюю, подобно Одиссею, не раз буду спускаться туда и впредь; а чтобы говорить с несколькими мертвецами, я принёс в жертву не только барана, но и собственной крови не пощадил. Было их четыре пары, тех, что не отказали мне, жертвователю: Эпикур и Монтень, Гёте и Спиноза, Платон и Руссо, Паскаль и Шопенгауэр. С ними мне и придётся вести споры, после долгих одиноких блужданий, от них я жду суда, справедливого и несправедливого, их хочу внимательно выслушать, если при этом они и друг о друге судят справедливо и несправедливо. Что бы я ни говорил, какие бы выводы ни делал, какие бы выходы для себя и других ни намечал, — я устремляю взгляд на тех восьмерых и вижу устремлённый на меня их взгляд. — Да простят мне живые, если подчас они кажутся мне как бы тенями, такими тусклыми и досадными, такими беспокойными и — увы! — исполненными такой похоти к жизни, в то время как те представляются мне столь живыми, как будто теперь, после смерти, уже никогда не устанут от жизни. Но речь-то и идёт о вечной жизненности: разве дело было в «вечной жизни» или в жизни вообще!

Второй раздел. Странник и его тень

Второе и последнее добавление к вышедшему ранее собранию мыслей «Человеческое, слишком человеческое. Книга для свободных умов» [К первому изданию 1880]

Тень: Давненько я тебя не слышала — вот и решила дать тебе повод поговорить.

Странник: Она говорит — но где? и кто это? Так и кажется, будто говорю я сам, только более тихим голосом.

Тень (выждав немного): А тебя разве не радует, что появился повод поговорить?

Странник: Богом клянусь — и всем, во что я не верю, — это говорит моя тень; слышу её, но поверить в это не могу.

Тень: А ты потерпи и больше об этом не раздумывай — через какой-нибудь час всё кончится.

Странник: Именно так я себе и представлял, когда в лесу под Пизой видел сначала двух, а потом пятерых верблюдов.

Тень: Славно, что оба мы так одинаково снисходительны друг к другу, когда у обоих ум одинаково за разум заходит: потому мы и в разговоре не станем друг на друга сердиться и сразу приставать с ножом к горлу, если чьи-то слова вдруг окажутся непонятны другому. А если кто-то не будет знать, что ответить, то достаточно сказать хотя бы что-нибудь: это справедливое условие, на котором я вообще веду разговор с человеком. И если беседа затягивается, то и самый мудрый успеет стать однажды дураком и трижды — простофилей.

Странник: Твоя скромность не льстит тому, кому высказана.

Тень: А я разве льстила?

Странник: Я-то думал, тень человека — это его тщеславие; а уж оно никогда не спросит, льстило ли оно.

Тень: Человеческое тщеславие, насколько мне известно, не осведомляется, как я делала это дважды, и о том, можно ли ему вступить в разговор: оно просто вступает в него.

Странник: Да, неучтиво я с тобой разговаривал, дражайшая моя тень: ведь я ещё ни словом не обмолвился о том, как рад тебя слышать, а не просто видеть. Так знай, я люблю тени, как люблю и свет. Тень не меньше, чем свет, нужна, чтобы лицо было красиво, речь — ясна, характер — добротен и стоек. Они друг другу не враги, напротив, они нежно держатся за руки, и если свет исчезает, то вслед за ним скрывается и тень.

Тень: И я ненавижу то же, что и ты, — ночь; я люблю людей, поскольку они — ученики света, и наслаждаюсь сиянием их глаз, когда они узнают новое и открывают, не уставая узнавать и открывать. Та тень, которую отбрасывают все вещи, когда на них падает солнечный луч познания, — это тоже я.

Странник: Кажется, я тебя понимаю, хотя сейчас ты и выразилась несколько призрачно. Но ты правду сказала: хорошие друзья там и сям обмениваются тёмными словами как знаками общего знания, которое должно остаться загадкой для любого постороннего. А мы с тобой хорошие друзья. Поэтому довольно предисловий! Несколько сотен вопросов давят мне на душу, а времени, отпущенного тебе на ответы, нам, может быть, и не хватит. Давай же посмотрим, насчёт чего мы с тобой сойдёмся со всей поспешностью и миролюбием.

Тень: Но ведь тени застенчивее людей: так не сообщай же никому о том, как мы с тобою говорили!

Странник: О том, как мы с тобою говорили? Да хранит меня небо от долгого плетения письменных бесед! Если бы Платон не так сильно увлекался хитросплетениями, его читатели сильнее увлекались бы Платоном. Беседа, восхитительная в жизни, будучи записанной и прочитанной, становится картиной со сплошь неверными перспективами: всё или слишком близко, или чересчур далеко. — Но вот о чём мы с тобой договоримся-то, мне можно будет сообщить?

Тень: На это я согласна, ведь все увидят тут только твои взгляды: о тени же никто и не подумает.

Странник: Ты, вероятно, ошибаешься, дружище! Покамест в моих взглядах видели скорее мою тень, а меня самого — нет.

Тень: Твою тень, а не свет?{134} Как это так?

Странник: Давай серьёзно, милый мой шут! Серьёзности потребует уже мой первый вопрос. —

1

О древе познания. — Правдоподобие, но не правда; свободоподобие, но не свобода — по этим двум плодам можно безошибочно отличить древо познания от древа жизни.

2

Разумность мироустройства. — Что мир не является воплощением некоей вечной разумности, можно окончательно доказать так: та часть мира, которую мы знаем — я имею в виду наш человеческий разум, — не слишком-то разумна. А если она не всегда и не всецело мудра и рациональна, то таков же и весь остальной мир; тут имеет силу вывод a minori ad majus, a parte ad totum71от меньшей части к большей, от части к целому (лат.)., причём силу обязывающую.

3

«В начале было». — Возвеличивать самое начало — это остаточное метафизическое влечение, снова пускающее ростки при изучении истории и во что бы то ни стало велящее думать, будто в начале всех вещей всегда бывает что-то самое ценное и самое подлинное.

4

Мерило ценности истины. — Трудность восхождения — отнюдь не мерило высоты гор. А в науке должно быть не так! — говорят нам некоторые, желающие прослыть посвящёнными в неё, — как раз трудность достижения истины и должна быть решающей в определении её ценности! Эта сумасшедшая мораль отталкивается от мысли, что «истины» — не более чем физкультурные снаряды, с которыми нам пришлось честно упражняться до одури, — мораль для атлетов и силачей от ума.

5

Словоупотребление и реальность. — Существует деланое пренебрежение ко всем тем вещам, которые люди воспринимают на самом деле как важнейшие для себя, — ко всем насущнейшим вещам. К примеру, утверждают, что положение «человек ест лишь для того, чтобы жить» — это гнусная ложь, как и то, что зачатие — подлинная цель всякого сладострастия. И наоборот, почтение к «важнейшим вещам» почти никогда не бывает вполне непритворным: священники и метафизики, правда, хорошо приучили нас в этих сферах к лицемерно-преувеличивающему словоупотреблению, но не перенастроили чувство, которое эти важнейшие вещи воспринимает не такими важными, как те, презираемые насущнейшие вещи. — Плачевным следствием этого двойного лицемерия, однако, всегда бывает то, что эти насущнейшие вещи, к примеру, еда, жильё, одежда, половые сношения, не становятся объектом постоянного непредвзятого всеобщего обдумыванья и изменения, а, поскольку это считается унизительным, изымаются из сферы серьёзного интеллектуального и эстетического изучения; вот почему привычка и фривольность без труда берут верх над людьми легкомысленными, в особенности над неопытной молодёжью. А с другой стороны, наши постоянные прегрешения против простейших законов тела и ума приводят всех нас, и молодых и старых, к постыдной зависимости и неволе — я имею в виду ту, по сути, ненужную зависимость от врачей, учителей и духовников, гнёт которой и сейчас всё ещё лежит на всём обществе.

6

Земная бренность и её главная причина. — Куда ни глянешь, всюду видишь людей, которые всю жизнь ели яйца, не замечая, что продолговатые — самые вкусные, которые не знают, что гроза полезна для чрева, что ароматы благоухают сильнее в прохладном тихом воздухе, что чувство вкуса неодинаково в разных местах рта, что всякая трапеза, во время которой остро говорят или внимательно слушают, чинит вред желудку. Можно воротить нос от этих примеров нехватки наблюдательности, но тем больше причин сознаться в том, что большинство людей очень плохо видят, очень редко замечают наинасущнейшие вещи. А разве это должно быть безразлично? — Тогда подумаем о том, что из такой нехватки проистекают почти все телесные и душевные людские недуги: не знать, что нам полезно, а что вредно; быть неразборчивым и близоруким в мелочах повседневной жизни — в организации образа жизни, распорядка дня, времени и выборе партнёров для общенья, в работе и отдыхе, в приказывании и подчинении, в ощущении природы и искусства, в еде, сне и умственной деятельности — всё это то самое, что для столь многих превращает землю в «юдоль слёз». И пусть не говорят, что дело здесь, как и везде, в человеческом неразумии: напротив, разума тут более чем достаточно, просто он неверно ориентирован и искусственно отвращён от упомянутых насущнейших мелочей. Священники и учителя, а также утончённое властолюбие идеалистов любого сорта, и более грубых, и более возвышенных, уже ребёнку внушают, что важно что-то совсем другое: спасение души, государственная служба, содействие науке либо же престиж и собственность — как средства оказать услугу всему человечеству, а вот личные потребности, крупные и мелкие нужды человека в каждый час суток — это нечто презренное или безразличное. — Уже Сократ всеми силами ополчился против этого высокомерного пренебрежения всем человеческим в пользу человека{135} и любил, перефразируя выражение Гомера, напоминать о реальном круге и воплощении всех человеческих забот и раздумий: важно оно, и только оно, говорит он, — то, «что в твоём доме плохого ль, хорошего ль было»{136}.

7

Два средства утешения. — Эпикур, утолитель душ для поздней античности, обладал чудной проницательностью, которая в наши дни всё ещё очень редка и которая гласит, что для успокоения чувств совсем не нужно решать последние и самые острые теоретические вопросы. К примеру, ему достаточно было сказать тем, кого мучил «страх перед богами»: «Если боги и есть, они о нас не заботятся» — вместо того, чтобы бесплодно и издалека обсуждать последний вопрос о том, есть ли боги вообще. Такая позиция куда более удобна и сильна: отход на несколько шагов от слушателя заставляет его быть внимательней и благосклонней. Но как только слушатель собирается доказать противоположное — что боги о нас заботятся, — в какие только недоразумения и дебри не приходится забраться ему, бедолаге, совершенно самостоятельно, без всякого коварства со стороны собеседника, которому нужно проявлять немало гуманности и понимания, чтобы, наблюдая эту драму, скрывать своё сострадание! Наконец бедолагой овладевает отвращение, этот сильнейший довод против любого тезиса, отвращение к собственному утверждению: он успокаивается и уходит прочь в том же настроении, какое свойственно и чистому атеисту: «Да что мне за дело до этих богов! Чёрт бы их всех побрал!» — В других случаях, особенно когда душу слушателей омрачала какая-нибудь наполовину физическая, наполовину моральная гипотеза, он эту гипотезу не опровергал, а, напротив, признавал, что, должно быть, так оно и есть, но что для объяснения того же самого явления существует и ещё одна гипотеза, а потому, возможно, стоило бы подойти к делу как-то иначе. И в наши дни достаточно наличия нескольких гипотез, скажем, о происхождении угрызений совести, чтобы снять с души тень, которая с такой лёгкостью возникает от тяжких раздумий над одной-единственной умещающейся в поле зрения и потому чрезмерно переоценённой гипотезой. — Итак, тот, кто желает дать утешение людям в беде, злодеям, ипохондрикам, умирающим, пусть вспомнит о двух успокоительных приёмах Эпикура, применимых в решении столь многих проблем. В своей простейшей форме они звучали бы так: во-первых: если дело и обстоит так, то нас это не касается; во-вторых: может быть так, но может быть и иначе.

8

В ночи. — Спускается ночь — и мы начинаем иначе ощущать всё окружающее. Вот ветер, ходящий как бы запретными путями, шепчущий: он словно чего-то ищет, никак не находит и оттого сердится. Вот лампа, дающая тусклый красноватый свет, глядящая утомлённо, неохотно противостоящая ночи, нетерпеливая рабыня неспящего человека. Вот дыхание спящих с его жутким ритмом, к которому, кажется, подсвистывает свою мелодию какая-то неутихающая забота, — мы её не слышим, но когда вздымается грудь спящего, наше сердце стесняется, а когда грудь его падает, а дыхание замирает как бы в смертной тишине, мы говорим про себя: «Отдохни немного, несчастная, истерзанная душа!» — и всем живущим, чья жизнь так тяжела, мы желаем вечного покоя: ночь соблазняет к смерти. — Если бы у людей не было солнца и они боролись бы с ночью лунным светом и ламповым маслом, то что за философия окутала бы их своим покрывалом! Ведь уже слишком очевидно, что умственное и душевное существо человека в целом наполовину закрыто тьмой и отсутствием солнца, отуманивающим взор жизни.

9

Где возникло учение о свободе воли.Необходимость распоряжается одним человеком в образе его страстей, другим — в виде привычки слушать и слушаться, третьим — как логика совести, четвёртым — как каприз и озорное удовольствие от интрижек. Но каждый из этих четверых ищет свободу своей воли как раз там, где каждый из них закабалён сильнее всего: это похоже на то, как если бы гусеница шелкопряда искала свободу своей воли как раз в плетении паутины. Отчего это так? Очевидно, оттого, что каждый считает себя свободным по большей части там, где сильнее всего его ощущение жизни, то есть, как уже сказано, то в страсти, то в долге, то в познании, то в озорстве. То, благодаря чему силён тот или иной человек, в чём его жизненные силы расширяются, всегда должно быть, как он непроизвольно думает, и стихией его свободы: зависимость и отупляющая скука, независимость и яркость жизни для него — неизбежно связанные друг с другом пары. — Жизненный опыт, полученный человеком в общественно-политической сфере, здесь ошибочно переносится на сферу последних метафизических вопросов: ведь в первой из них сильный человек — это свободный человек, а яркое ощущение радости и горя, взлёта надежд, отважного желания, могучей ненависти — неотъемлемые признаки людей властвующих и независимых, в то время как человек подчинённый, раб, живёт жизнью придавленной и тусклой. — Учение о свободе воли — изобретение господствующих сословий.

10

Не чувствовать новых цепей. — Покуда мы не чувствуем, что от чего-то зависим, мы и считаем себя независимыми: ложное заключение, показывающее, насколько горд и властолюбив человек. Ведь он думает об этом, будто при любых обстоятельствах заметит и распознает зависимость, как только начнёт её испытывать, считая за верное, что обыкновенно живёт в независимости и почувствует противоположное состояние сразу же, как только в виде исключения её потеряет. — А что, если верно как раз обратное: что он постоянно живёт в многообразной зависимости, но считает себя свободным, когда в силу укоренившейся привычки больше не чувствует, как давит на него цепь? Страдает же он от новых цепей: — обладать «свободной волей» значит на самом деле всего лишь не чувствовать новых цепей.

11

Свобода воли и обособление фактов. — Обычное наше неточное наблюдение воспринимает группу явлений как некоторое единство и называет её фактом: а между ним и другим фактом оно домысливает про себя некое пустое пространство — каждый факт оно обособляет. Но в действительности всё, что бы мы ни делали и ни узнавали, — вовсе не следствие фактов и пустых промежутков, а непрерывный поток. Так вот, вера в свободу воли несовместима именно с представлением о непрерывном, однородном, нераздельном и неделимом течении: она предполагает, что всякое отдельное действие обособленно и неделимо; это своего рода атомистика в области воления и познания. — Если мы неточно понимаем характеры, то так же поступаем и с фактами: мы говорим об одинаковых характерах, об одинаковых фактах, но ни того, ни другого не бывает. Но ведь хвалим-то мы и порицаем, исходя лишь из той ложной предпосылки, что существуют одинаковые факты, что виды фактов упорядочены по категориям и что такому порядку соответствует некоторая иерархия ценностей: иными словами, мы обособляем не только отдельные факты, но и группы мнимо одинаковых фактов (добрых, злых, сострадательных, завистливых поступков и т.д.), — и в обоих случаях впадаем в заблуждение. Термин и понятие — очевиднейшая причина того, что мы верим в эту обособленность групп фактов: мы не только обозначаем ими вещи, но думаем, будто изначально постигаем с их помощью суть этих вещей. Слова и понятия и сейчас постоянно соблазняют нас представлять себе вещи более простыми, чем они есть, обособленными друг от друга, неделимыми, существующими независимо друг от друга. В языке скрыта философская мифология, прорывающаяся из него всё снова, несмотря на всю предусмотрительность. Вера в свободу воли, то есть одинаковых фактов и обособленных фактов, в языке обретает своего неизменного евангелиста и заступника.

12

Фундаментальные заблуждения. — Человеку, чтобы чувствовать какое-либо душевное удовольствие или неудовольствие, необходимо впадать в одну из двух иллюзий: либо он верит в одинаковость некоторых фактов, некоторых ощущений — и тогда испытывает какое-либо душевное удовольствие или неудовольствие, сравнивая нынешние свои состояния с предшествующими и устанавливая их одинаковость или неодинаковость (зафиксированные всей его памятью); либо верит в свободу воли, думая: «Не надо мне было этого делать», «Это могло кончиться иначе», и тоже получает от этого удовольствие или неудовольствие. Человечество не возникло бы без этих заблуждений, участвующих во всяком душевном удовольствии или неудовольствии, — ведь исходным переживанием человечества было и остаётся то, что человек — свободное существо в мире несвободы, вечный чудотворец, что бы он ни делал, добро или зло, изумительное исключение, сверхживотное, почти бог, смысл творения, отсутствие которого попросту невозможно, ключ к загадке космоса, великий повелитель природы, попирающий её с презрением, существо, именующее свою историю мировой историей! — Vanitas vanitatum homo72Ничтожнейшее существо — человек (лат.)..

13

Сказать дважды. — Хорошо и правильно сразу же говорить об одной вещи надвое, давая ей левую и правую ногу. Истина, конечно, может стоять и на одной ноге, но с двумя ногами она может ходить и узнавать много нового.

14

Человек, комедиант мира. — Если бы в мире были существа поумнее человека, то они хотя бы могли насладиться юмором, заключённым в том, что человек считает себя конечным пунктом всего мироздания, а человечество по-настоящему довольствуется лишь мыслью о своей космической миссии. Если мир сотворил Бог, то человека он сотворил обезьяною Бога, как неизменный объект для увеселения в своих затяжных эонах. Тогда музыка сфер, звучащая вокруг Земли, — это, вероятно, издевательский смех всех остальных созданий, звучащий вокруг человека. Этот заскучавший бессмертный щекочет своё животное-любимчика болью, чтобы потешить себя его трагически-гордыми жестами и толкованиями своих страданий и вообще умственной изобретательностью самого тщеславного из созданий — будучи изобретателем этого изобретателя. Ведь тот, кто придумал человека для потехи, был умнее его, а заодно и больше наслаждался умом. — Но даже тут, где наша человечность вдруг собралась смириться по своей собственной воле, наше тщеславие играет с нами шутку, поскольку мы, люди, хотим быть чем-то вполне несравненным и восхитительным хотя бы в этом тщеславии. Наше уникальное место в мире! Ах, это дело в высшей степени невероятное. Астрономы, которым иногда в действительности становится доступным поле зрения далеко за пределами Земли, дают понять, что капля жизни в мире ничего не значит в общем существовании чудовищного океана становления и гибели, что в бессчётных созвездиях имеются те же условия возникновения жизни, что и на Земле, то есть очень многие, — и это, уж конечно, всего лишь горсточка в сравнении с бесконечно многими, никогда не имевшими ни малейших признаков жизни или давным-давно выздоровевшими от неё; что жизнь на каждом из этих созвездий в сравнении со сроком их существования есть миг, мгновенная вспышка, а между ними — долгие, долгие промежутки, то есть никак не цель и окончательный замысел их бытия. Может быть, муравьи в лесу так же охотно воображают себе, будто они — цель и замысел леса, как это делаем мы, почти невольно связывая в своей фантазии конец человечества с гибелью всей земли: мало того, мы ещё проявляем скромность, когда на этом и останавливаемся, не пытаясь дать распоряжение об общей гибели мира и богов, чтобы отметить ею поминки по последнему человеку. Даже самый хладнокровный астроном может представить себе Землю без жизни только в качестве сияющего и парящего в пространстве могильного холма для человечества.

15

Человеческая скромность. — Как мало удовольствия хватает большинству, чтобы находить жизнь хорошей, насколько же скромен человек!

16

В каких делах требуется безразличие. — Нет ничего более превратного, чем выжидать, пока наука не выведет когда-нибудь окончательное решение относительно начала и конца каждой вещи на свете, а покуда мыслить (и особенно верить) на традиционный лад — как это столь часто нам рекомендуют. Влечение, состоящее в желании иметь в этой сфере сплошь одни гарантии, есть остаточное религиозное влечение, не более того, — скрытая и лишь мнимо скептическая разновидность «метафизической потребности», спаренная с задней мыслью, что никаких перспектив получить эти окончательные гарантии ещё долгое время не будет, а до той поры «верующий» вправе не тревожиться обо всей этой сфере. Нам совсем не нужны эти гарантии относительно крайних пределов, чтобы вести полную и дельную человеческую жизнь, точно так же как не нужны они муравью, чтобы быть хорошим муравьём. Напротив, мы должны уяснить себе, откуда, собственно, берётся то фатально большое значение, какое мы так долго придавали этим вещам, а для этого нам нужна история моральных и религиозных чувств. Ведь упомянутые острейшие вопросы познания сделались для нас столь значительными и ужасными только благодаря воздействию этих чувств: такие понятия, как вина и кара (и притом вечная кара!), протащили в самые крайние области, куда ещё стремится проникнуть, но не проникает умственный взор, — и оказались в этом тем менее предусмотрительны, чем темнее были эти области. Люди издревле отчаянно фантазировали там, где невозможно установить ничего определённого, убеждая потомков с полной серьёзностью воспринимать свои фантазии как истину, напоследок козырнув отвратительным доводом: что вера обладает большею ценностью, нежели знание. Лишь теперь в отношении этих последних вопросов требуется не знание о вере, а равнодушие к вере и к мнимому знанию в этих областях! — Нам должно быть важнее всё другое, а не то, что доселе нам усердно преподносили как наиважнейшее — я имею в виду вопросы: «для чего существует человек?», «каков его удел после смерти?», «как ему примириться с Богом?» и другие подобные курьёзы. Столь же мало, как эти вопросы верующих, нас касаются и вопросы философов-догматиков, кем бы они ни были — идеалистами, материалистами или реалистами. Все они так и думают, как бы толкнуть нас к выбору в областях, где не нужны ни вера, ни знание; даже для самых отчаянных любителей познания полезнее, если всё, что можно исследовать, всё доступное разуму будет окружать источающее туманы, обманное болото, зона непроницаемого, постоянно текущего и неуловимого. Светлый и близкий, насущнейший мир знания неизменно растёт в ценности именно через сравнение с царством тьмы на краю земель знания. — Мы снова должны стать добрыми соседями насущнейшим вещам и не глядеть с таким презрением к ним, как прежде, поверх них, разинув рот, на облака и ночных чудищ. В лесах и пещерах, в болотистых местностях и под сумрачными небесами — там, как на ступенях культуры целых тысячелетий, человек жил слишком долго, и жил скудно. Там он научился презирать настоящее, соседнее, жизнь и себя самого — а мы, обитатели более светлых полей природы и духа, и до сих пор по наследству носим в своей крови частицу этого яда презрения ко всему насущному.

17

Глубокие объяснения. — Тот, кто даёт какому-то месту из автора «более глубокое объяснение», чем тот имел в виду, не разъясняет автора, а затемняет. Так, только ещё хуже, наши метафизики относятся к тексту природы. Ведь чтобы пристроить свои глубокие объяснения, они нередко сначала прилаживают текст для себя: иными словами, они его портят. В качестве курьёзного примера порчи текста и затемнения автора можно привести здесь мысли Шопенгауэра о беременности женщин. Признак постоянного наличия воли к жизни, говорит он, это соитие; признак света познания, снова присоединившегося к этой воле и оставляющего возможность спасения, причём света в высшей степени ясного, это возобновляющееся вочеловечение воли к жизни. Знак такого вочеловечения — беременность, которая поэтому и не скрывает себя, а даже с гордостью показывает, в то время как соитие прячется, словно преступник. Он утверждает, что всякая женщина, застигнутая при совокуплении, от стыда готова провалиться сквозь землю, но «свою беременность выставляет напоказ без малейших следов стыда, мало того, с какою-то гордостью»{137}. Прежде всего, это состояние не так-то легко выставлять напоказ больше, чем оно выставляется напоказ само; но поскольку, однако, Шопенгауэр подчёркивает как раз только преднамеренность этого выставления напоказ, то он готовит для себя текст, чтобы тот подходил к уже выбранному «объяснению». Кроме того, то, что он говорит об универсальности объясняемого феномена, неверно — ведь он ведёт речь о «всякой женщине»; но многие женщины, особенно те, что помоложе, в этом состоянии даже перед ближайшими родственниками часто страдают мучительной стыдливостью; и если женщины более зрелого и самого зрелого возраста, а особенно из низших слоёв народа, и впрямь гордятся таким состоянием, то они, видимо, дают этим понять, что всё ещё желанны для своих мужей. Когда, завидев её, сосед, соседка или случайный прохожий говорит или думает: «Господи, да неужели...», — то женское тщеславие при низком умственном уровне всё ещё охотно принимает такую милостыню. И наоборот, если бы утверждения Шопенгауэра были верны, то как раз самые умные и духовно развитые женщины, как правило, публично выражали бы ликование по поводу своего состояния: ведь в большинстве случаев они собираются родить вундеркинда интеллекта, человека, в котором «воля» вдруг снова может «отказаться от себя» в пользу общего блага; зато у глупых женщин были бы все основания скрывать свою беременность с ещё большей стыдливостью, чем всё, что они скрывают. — Нельзя сказать, что ничего этого в реальной жизни не бывает. Но если бы, положим, в целом Шопенгауэр был совершенно прав в том, что в состоянии беременности женщины показывают своё самодовольство больше, чем делают это обычно, то всё-таки сподручней было бы взять другое объяснение, чем его. Можно было бы осмыслить квохтанье курицы даже ещё до кладки яйца, содержания, как восклицание: «Глядите, глядите! Я сейчас снесу яйцо! Я сейчас снесу яйцо!»

18

Современный Диоген. — Прежде чем искать человека, найди фонарь. — Может, это будет фонарь циника? —

19

Имморалисты. — Нынешним моралистам придётся смириться с бранной кличкой имморалистов: ведь они вскрывают мораль. Но кто хочет вскрывать, должен убивать: однако лишь для того, чтобы лучше знать, лучше делать выводы, лучше жить, а не для того, чтобы просто заниматься вскрытием. Однако люди, увы, всё ещё думают, будто всякий моралист — пример для подражания и во всех своих поступках: они путают моралистов с проповедниками морали. Моралисты прежних времён недостаточно занимались вскрытием и слишком много проповедовали: поэтому упомянутая путаница и названное неприятное следствие и относятся к нынешним моралистам.

20

Не следует путать. — Моралисты, которые рассматривают великодушный, сильный, самоотверженный характер, скажем, такой, как у героев Плутарха, или чистое, просветлённое, дышащее теплом душевное состояние по-настоящему добрых мужчин и женщин как сложные проблемы познания и исследуют их зарождение, обнаруживая простоту в мнимой сложности и направляя взор на сплетение мотивов, на вплетённые в них тонкие подмены понятий и от века наследственные, постепенно закрепляющиеся индивидуальные и групповые чувства, — эти моралисты по большей части отличаются как раз от тех, с кем их тем не менее по большей части путают: от умов мелкотравчатых, вообще не верящих в подобные характеры и душевные состояния и мнящих, будто спрятали собственное убожество за блеском величия и чистоты. Моралисты говорят: «Тут есть проблемы», а те убожества говорят: «Тут обманщики и обманы»; стало быть, они отрицают существование именно того, что те пытаются объяснить.

21

Человек как измеряющий. — Возможно, вся нравственность человечества берёт своё начало от того чудовищного внутреннего возбуждения, которое охватило первобытных людей, когда они открыли меру и измерение, весы и взвешивание (ведь слово «человек» означает «измеряющий»{138}, и им захотелось именовать себя согласно своему величайшему открытию!). Овладев такими представлениями, они взобрались в сферы, совершенно не поддающиеся измерению и взвешиванию, но изначально такими не казавшиеся.

22

Принцип равновесия. — Разбойники и могущественные люди, сулящие общине защиту от разбойников, вероятно, в сущности, очень похожи, разве что вторые извлекают свою выгоду иначе, чем первые: а именно регулярной данью, которую платит им община, а уже не шантажируя её пожаром. (Это те же самые отношения, что и между купцами и пиратами, которые долгое время занимались одним и тем же: когда один род деятельности кажется им нецелесообразным, они выбирают другой. Вообще-то даже и сейчас вся купеческая мораль — всего лишь более хитрая версия пиратской морали: купить как можно дешевле, по возможности за цену, меньшую, чем предпринимательские затраты, — а продать как можно дороже.) Суть дела вот в чём: люди могущественные обещают поддерживать равновесие в отношениях с разбойниками; с точки зрения слабых людей, это возможность хоть как-то жить. Ведь им либо приходится самим объединиться в уравновешивающую силу, либо подчиниться кому-то уравновешивающему (и оказывать ему услуги за его дела). Последнему способу отдают предпочтение, поскольку он, по сути, держит под постоянной угрозой два вида опасных существ: первых посредством вторых, вторых — соображениями их выгоды; ведь последним выгодно обращаться с подчинёнными милостиво или сносно, чтобы те могли кормить не только себя, но и своих владык. На самом деле и тогда в какой-то мере не исключаются суровость и жестокость, но если сравнить с всегда возможным прежде полным уничтожением, при таких обстоятельствах люди всё-таки уже дышат с облегчением. — Вначале община — это организация слабых для поддержания равновесия с угрожающими опасностью силами. Организация, предназначенная для перевеса в силах, была бы целесообразнее, если бы оказалась настолько сильной, чтобы навсегда уничтожить противостоящую силу: а если речь идёт об одном отдельно взятом могущественном вредителе, то такие попытки и предпринимаются. Но если этот один — вождь племени или у него много сторонников, то его быстрое, окончательное уничтожение немыслимо, и тогда следует ожидать длительной, затяжной распри: она, однако, приносит с собой общине менее всего желательное состояние, потому что из-за неё она теряет время, нужное, чтобы с необходимой регулярностью заботиться о своём пропитании, и постоянно ощущает угрозу для всех результатов своего труда. Поэтому община предпочитает поднять свою способность обороняться и нападать на точно такую же высоту, на какой стоит сила опасного соседа, и дать ему понять, что на её чаше весов сейчас ровно столько же меди: так почему бы не сделаться добрыми друзьями? — Итак, равновесие — очень важное понятие в истории древнейших учений о праве и морали; равновесие — основа справедливости. Когда в эпохи более примитивные последняя говорит: «око за око, зуб за зуб», она предполагает достигнутое равновесие и стремится сохранить его посредством такого возмещения: поэтому если теперь кто-то совершает проступок в отношении другого, этот другой уже не осуществляет свою месть со слепой яростью. А благодаря jus talionis73право на равное возмездие (лат.). нарушенное равновесие сил восстанавливается: ведь в тогдашних первобытных условиях глаз, кисть руки — это скорее элемент силы, скорее вес на весах. — В общине, где все считают себя в равновесии, к проступкам, то есть к нарушениям принципа равновесия, применяются позор и кара: позор — это вес, поставленный на весы против индивида, хватившего через край и этим добывшего себе выгоды: теперь позор заставляет его потерпеть ущерб, упраздняющий и перевешивающий его былые выгоды. Точно так же дело обстоит и с наказанием: против перевеса, который присваивает себе любой преступник, она выставляет куда больший противовес: против насилия — тюрьму, против воровства — компенсацию ущерба плюс штраф. Так нарушителям напоминают, что своим деянием они отмежевались от общины и её моральных выгод: она рассматривает их как неравных, слабых, отброшенных в сторону; поэтому наказание — это не только возмещение ущерба, оно несёт с собой нечто большее, элемент суровости естественного состояния; именно о нём-mo община и хочет напомнить.

23

Имеют ли право наказывать приверженцы учения о свободе воли? — Люди, которые осуждают и наказывают в силу своей профессии, в каждом таком случае пытаются установить, несёт ли вообще преступник ответственность за своё злодеяние, мог ли он действовать разумно, руководствуясь какими-либо основаниями — или же действовал бессознательно либо под принуждением. Если его наказывают, то наказывают за то, что худшие основания он предпочёл лучшим: стало быть, он должен был их знать. Там, где такого знания нет, человек, согласно господствующему воззрению, несвободен и невменяем: но допустим, что его незнание, скажем, ignorantia legis74незнание закона (лат.)., есть следствие преднамеренного нежелания знать; тогда, значит, он предпочитал худшие основания лучшим уже в то время, когда не желал узнать то, что должен был узнать, а теперь обязан поплатиться последствиями своего неверного выбора. Но вот если он не понимал этих лучших оснований, скажем, по тупоумию или идиотизму, то его обычно не наказывают: у него, как говорят в таком случае, не было выбора, он действовал, как животное. Умышленный отказ от благонамеренной разумности поступка — критерий, с которым подходят нынче к подлежащим наказанию преступникам. Но каким образом кто-то может быть умышленно более неразумным, чем должен быть? Откуда берётся его решение, когда на чашах весов лежат хорошие и плохие мотивы? Значит, не из заблуждения, не из слепоты, не из внешнего, а также и не из внутреннего принуждения (кстати, подумаем о том, что любое так называемое «внешнее принуждение» — это не что иное, как внутреннее принуждение посредством страха и боли). Так откуда же (спрашивают снова и снова)? Значит, дело, видимо, не в разуме, если он и не мог выбрать лучшие основания? Вот тут-то и призывают на помощь «свободную волю»: выбирает, должно быть, полный произвол, наступает, видимо, момент, когда не действует никакой мотив, когда деяние происходит чудесным образом, из ничего. В случае, где не должно быть никакого произвола — ведь разум, осведомлённый о законе, о запрещённом и разрешённом, не мог, как полагают, оставить никакого выбора, а должен был сработать как принуждение и высшая власть, — наказывают эту мнимую произвольность. Стало быть, преступника наказывают, потому что он воспользовался «свободной волей», то есть потому что действовал без оснований, хотя должен был действовать на каких-то основаниях. Но почему же он это сделал? Вот об этом-то нельзя даже и спрашивать: это был поступок без «потому», без мотива, без истории, нечто бесцельное и бессмысленное. — Но за такой поступок, согласно первому из упомянутых условий всякой наказуемости, даже нельзя наказывать! Нельзя признать и такой вид наказуемости, который предполагает, будто тут что-то не было сделано, что-то не исполнено, а разум не был использован; ведь неисполнение в любом случае произошло без умысла, а наказуемым считается только умышленное неисполнение требований закона. Преступник действительно предпочёл плохие основания хорошим, но без основания и умысла; он действительно не воспользовался своим разумом, но не для того, чтобы им не пользоваться. Критерий, по которому оценивают наказуемость преступника — умышленный отказ от разумности поступка, — как раз он-то и упраздняется гипотезой «свободной воли». Приверженцы учения о «свободной воле», вы не имеете права наказывать — согласно своим же собственным принципам! — А эти принципы — в сущности, не что иное, как очень странная понятийная мифология; курица же, которая её высидела, сидела на своих яйцах в стороне от всякой реальности.

24

Об оценке преступника и его судьи. — Преступник, знающий весь ход событий, не считает своё деяние таким уж выходящим за пределы порядка и нормальной жизни, как те, кто его судят и порицают; но наказание они определяют ему, исходя из степени удивления, охватывающего их при виде этого деяния как чего-то ненормального. — Если сведения, имеющиеся у адвоката преступника относительно всего дела и его предыстории, достаточно обширны, то так называемые смягчающие обстоятельства, которые он приводит одно за другим, в конце концов должны смягчить всю вину без остатка. Или, выражаясь ещё яснее: адвокат шаг за шагом будет смягчать упомянутое осуждающее и определяющее наказание удивление и наконец совершенно его устранит, вынуждая всякого честного слушателя дела сказать себе: «Ему пришлось действовать так, как он действовал; если мы его накажем, то наказана будет вечная необходимость». — Определять степень наказания по степени осведомлённости об истории преступления или по в принципе достижимой степени осведомлённости вообще, — разве это не противоречит всякой справедливости? —

25

Обмен и справедливость. — Обмен будет честным и законным, лишь если каждый из его участников будет запрашивать столько, насколько ценной ему кажется его вещь, насколько он включает в свой счёт усилия, которых она ему стоила, её редкость, затраченное время и т.д., а также цену для любителей. Но если он запрашивает цену, думая о максимуме, какой сможет заплатить другой, то он — изощрённый разбойник и вымогатель. — Если объект обмена — деньги, то надо принять во внимание, что один и тот же франконский талер{139} в руках богатого наследника, батрака, купца, студента — совершенно разные вещи: каждый будет иметь право получить за него много или мало смотря по тому, сколько он сделал, чтобы его добыть, — почти ничего или много: это было бы справедливо; в действительности же, как известно, всё наоборот. В великом мире денег талер самого ленивого богача даёт больше прибыли, чем талер человека бедного и работящего.

26

Правовые состояния как средства. — Право, основанное на соглашении равных, существует, пока сила договорившихся сторон в точности или примерно равна; право создано благоразумием, чтобы положить конец вражде и бесполезному расточительству примерно равных силами. Но столь же непреложно ему кладётся конец, когда одна сторона оказывается заметно слабее другой: тогда она подчиняется, а право прекращается, но результат будет тот же, что и достигнутый посредством права. Ведь теперь благоразумие взявшего верх советует ему щадить силы подчинившегося и не расточать их понапрасну: и положение подчинившегося нередко бывает более благоприятным, чем было во времена равновесия. — Стало быть, правовые состояния суть временные средства, продиктованные благоразумием, а вовсе не цели. —

27

Объяснение злорадства. — Злорадство возникает оттого, что каждый в каком-нибудь хорошо известном ему отношении чувствует себя плохо, ощущая тревогу, раскаяние или боль: зло, касающееся другого, уравнивает его с нами, утоляет нашу зависть. — А если мы чувствуем себя хорошо, то всё равно накапливаем в себе несчастья другого, словно капитал, чтобы, если уж беда постигнет нас самих, погасить её им; мы и тут испытываем «злорадство». Умонастроение, ориентированное на равенство, прикладывает, стало быть, свои мерки к сфере удачи и случая: злорадство — самое обыкновенное проявление торжества и восстановления равенства, даже в пределах высшего миропорядка. Злорадство существует лишь с той поры, когда человек научился видеть в другом человеке равного себе, то есть со времён появления общества.

28

Произвол в определении наказаний. — Большинство преступников относятся к своему наказанию, как женщины — к зачатию своих детей. Они проделали то же самое и десять, и сто раз, не подозревая о худых последствиях: но вот их ловят, а потом наказывают. Привычка как будто должна была бы сделать более извинительной вину, за которую их наказывают; ведь речь идёт о постоянной склонности, а ей противиться труднее. Однако если возникло подозрение в рецидивизме, преступника, наоборот, наказывают более сурово; привычка считается основанием для отказа от снисходительности. Образцовый образ жизни, который преступник вёл до совершения своего деяния и на фоне которого его преступление предстаёт тем более ужасным, должно, как будто бы, повышать меру наказания! Но он обычно его смягчает. Таким образом, все мерки подгоняются не к преступнику, а к обществу, к его ущербу и опасности: прежняя полезность человека погашается вредом, нанесённым им один раз, прежний вред суммируется с обнаруженным теперь, а потому и наказание определяется максимальное. Но если уж на такой манер прошлое человека наказывают или награждают (это относится к первому случаю, где меньшее наказание — награда) вместе с настоящим, то надо было пойти ещё дальше в прошлое, наказывая и награждая за причину того или иного прошлого, — я имею в виду родителей, воспитателей преступника, общество, в котором он рос, и т.д.; тогда во множестве случаев обнаружилась бы та или иная причастность к вине и судей. Произвол — останавливаться только на преступнике, наказывая прошлое: уж если нет желания признать абсолютную простительность всякой вины, то нужно останавливаться на каждом конкретном случае, не заглядывая дальше в прошлое: иными словами, изолировать вину, никак не связывая её больше с прошлым, — в противном случае будет совершён грех против логики. Вы, свободно волящие, — вам, напротив, следует сделать необходимый вывод из своего учения о «свободной воле» и отважно заявить: «Ни одно преступное деяние не имеет прошлого».

29

Зависть и её более благородный брат. — Там, где равенство обосновалось действительно прочно и надолго, возникает та склонность, в целом слывущая безнравственной, которая была бы немыслима в естественном состоянии: зависть. Завистник чувствует любое возвышение другого над уровнем общей массы и хочет, чтобы тот понизился до этого уровня — либо хочет подняться до него сам. Отсюда — два различных образа действия, которые Гесиод описал как добрую Эриду и злую{140}. Точно так же в состоянии равенства возникает возмущение по поводу того, что кому-то приходится худо, потому что он оказался ниже подобающего ему равного уровня, а другому живётся привольно потому, что он оказался выше равных себе: это аффекты натур более благородных. В вещах, не зависящих от человеческого произвола, они видят отсутствие права и справедливости, иными словами, они требуют, чтобы равенство, признаваемое человеком, было признано природою и случаем, и досадуют, что людям равного положения достаётся неравная участь.

30

Зависть богов. — «Зависть богов» возникает, когда человек менее уважаемый в чём-то уравнивает себя с вышестоящим (подобно Аяксу) или же уравнивается с ним благодаря милости судьбы (подобно Ниобе, этой более чем плодовитой матери). В рамках общественной иерархии эта зависть предъявляет требование, чтобы заслуги каждого не превышали уровень его сословия, мало того, чтобы в таком же положении была его удача, а в особенности — чтобы его самооценка не выходила за пределы этих границ. «Зависть богов» часто выпадает на долю генералов-победителей, а также учеников, создавших мастерское произведение.

31

Тщеславие как остаточное влечение необщественного состояния. — Поскольку люди установили между собой равенство ради собственной безопасности, чтобы основать общину, однако такой подход к делу, по сути, направлен против природы индивида и является чем-то навязанным, то, по мере того как всеобщая безопасность становилась всё более гарантированной, добивались перевеса новые ростки старого влечения: это проявляется в размежевании сословий, в притязаниях на профессиональные звания и привилегии, в тщеславии вообще (манеры, костюм, язык и т.д.). Но как только снова начинает ощущаться опасность, грозящая обществу, более многочисленные индивиды, не сумевшие добиться перевеса в состоянии всеобщего спокойствия, снова пытаются установить состояние равенства: тогда абсурдные исключительные права и проявления тщеславия на некоторое время исчезают. Но когда общество рушится совершенно и всё оказывается в анархии, тотчас вырывается наружу естественное состояние — беспечное и беззастенчивое неравенство, как, согласно сообщению Фукидида, случилось на Коркире.{141} Не существует ни естественного права, ни естественного бесправия.

32

Нравственная справедливость. — Нравственная справедливость — это усовершенствованная правовая справедливость, возникающая среди людей, не нарушающих равенства в общине: на те случаи, для которых закон не предусматривает ничего, переносится та тонкая осторожность равновесия, что оглядывается назад и заглядывает вперёд; её максима гласит: «Как ты со мной, так и я с тобой». Aequum75ровное место; правда, справедливость (лат.). означает в точности вот что: «дело соответствует нашему равенству; таковое смягчает и наши маленькие различия до видимости равенства и требует, чтобы мы прощали друг другу многое из того, чего прощать не должны».

33

Составные части мести. — Слово «месть» такое короткое — так и кажется, что в него не может уместиться ничего, кроме единого корня понятия и чувства. Вот люди всё ещё и стараются найти такой корень: так, к примеру, наши экономисты ещё не устали вынюхивать такое единство в слове «ценность», разыскивая изначальное корневое понятие ценности. А ведь на самом деле все слова — карманы, куда можно вдруг засунуть то одно, то другое, то сразу многое! Так и «месть» — то одно, то другое, то нечто очень сложносоставное. Надо различать в нём, во-первых, тот оборонительный ответный удар, который мы почти непроизвольно наносим даже неживым предметам, причинившим нам вред (например, движущимся машинам): смысл нашего ответного движения в том, чтобы предотвратить повреждение, остановив машину. Иногда, чтобы добиться этого, ответный удар должен быть настолько силён, что неизбежно разрушает машину; но если она слишком крепка, чтобы один человек мог разрушить её сразу, тот всё равно нанесёт самый сильный удар, на какой только способен, — как бы совершая последнюю попытку. Так же люди ведут себя и в отношении других людей, наносящих им вред, при непосредственном ощущении этого вреда; если угодно, можно назвать это действие актом мести; только нужно помнить, что здесь приводит в действие свой разумный механизм исключительно самосохранение и что при этом человек думает на самом деле не о вредящем ему, а только о самом себе: мы поступаем так, не желая нанести ответный вред, а лишь для того, чтобы без вреда для здоровья и жизни выбраться из передряги. — Требуется время, если человек переносит мысли с себя на противника, решая вопрос о том, как можно нанести ему наиболее чувствительный удар. Так бывает при втором виде мести: его условие — мысленное определение того, насколько раним и уязвим другой; тут человек хочет сделать другому больно. Зато предохранение себя от дальнейшего вреда так мало занимает мысли мстящего, что он чуть ли не систематически допускает нанесение себе вреда и дальше, очень часто хладнокровно идя ему навстречу. Если при первом виде мести ответный удар, предваряющий следующий из возможных, делал максимально сильным страх, то здесь царит почти полное равнодушие к тому, что сделает противник; сила ответного удара определяется только тем, что он нам сделал. — А что же он сделал? И что нам толку от того, если он сейчас страдает, заставив страдать нас прежде? Речь идёт о некоем восстановлении, в то время как акт мести первого рода служит лишь самосохранению. Скажем, действия противника отняли у нас имущество, звание, друзей, детей — эти потери не вернёшь назад местью, и восстановление касается только какой-то побочной потери, не затрагивая всех упомянутых. Месть для восстановления не предохраняет мстителя от получения дальнейшего вреда, она не заглаживает перенесённого вреда — за исключением одного случая. Если в результате действий противника пострадала наша честь, то месть может восстановить её. Однако она претерпевала ущерб в каждом случае, когда нас заставляли страдать умышленно: ведь противник доказывал этим, что он нас не боялся. Осуществляя месть, мы доказываем, что тоже его не боимся: в этом и заключается выравнивание, восстановление. (Намерение продемонстрировать полное отсутствие страха у некоторых лиц идёт так далеко, что опасность мести (потеря здоровья, жизни или иной какой ущерб) для них же самих они считают неизбежным условием всякой мести. Поэтому они идут путём дуэли, хотя суды дают им возможность получить удовлетворение за оскорбление: но восстановления чести в условиях безопасности им недостаточно, поскольку оно не может показать их бесстрашие.) — В первой из упомянутых разновидностей мести именно страх заставляет нанести ответный удар: а здесь это бесстрашие, которое, как уже сказано, хочет проявить себя через ответный удар. — Нет, стало быть, казалось бы, ничего более различного, чем внутренняя мотивировка того и другого образа действия, которую называют одним словом «месть»: тем не менее очень часто случается, что мстящему не ясно, что именно толкнуло его совершить соответствующий поступок; может быть, он нанёс удар из страха и ради самосохранения, но потом, когда у него появилось время поразмышлять о позиции ущемлённой чести, убеждает себя, что должен был отомстить ради своей чести: — этот мотив, кстати, во всяком случае более благороден, чем другой. При этом ещё важно, воспринимает ли он свою честь оскорблённой в глазах других (света) или только в глазах оскорбившего: в последнем случае он предпочтёт тайную месть, в первом же — публичную. В зависимости от того, мыслит ли он себя сильным или слабым в восприятии оскорбителя и свидетелей, месть его будет более жестокой или более мягкой; если же он лишён всякого воображения на этот счёт, то он вообще не будет думать о мести; ведь тогда у него не будет чувства «чести», а, значит, это чувство невозможно будет и оскорбить. Не думал бы он о мести и в том случае, если бы презирал оскорбителя и свидетелей оскорбления: ведь они, будучи презренными, не могут дать ему чести, а потому не смогут её и лишить. Наконец, он откажется от мести в том не таком уж и редкостном случае, если любит нанёсшего оскорбление: правда, тогда он потеряет честь в его глазах и, возможно, в результате станет менее достойным ответной любви. Но ведь и отказ от всякой ответной любви — это жертва, на которую готова любовь, если только запрещает себе причинение боли любимому человеку: это значило бы причинить себе самому больше боли, чем причиняет её такая жертва. — Подведём итог: мстить будет всякий человек, если он не бесчестен, или не презирает причинившего ему вред и оскорбившего его, или не любит от всего сердца. А если он обращается в суд, то ищет там мести как частное лицо: но, кроме того, будучи дальновидным и предусмотрительным членом общества, — ищет мести со стороны общества человеку, который общество не уважает. Таким образом судебное наказание восстанавливает как личную, так и общественную честь: это значит, что наказание есть мщение. — В наказании, безусловно, заключён и другой, названный первым элемент мести: ведь с его помощью общество достигает самосохранения и наносит ответный удар ради необходимой самообороны. Наказание призвано предотвращать дальнейший ущерб, остужать головы. На такой лад наказание и впрямь связывает между собой два столь различных элемента мести — это-то, наверное, как правило, и поддерживает упомянутую путаницу в понятиях, в силу которой мстящий человек обычно не знает, чего хочет добиться на самом деле.

34

Добродетели ущерба. — Как члены общества мы не позволяем себе практиковать некоторые добродетели, которые нам как частным лицам приносят величайшую честь и кое-какое удовольствие, к примеру, проявление милости и снисходительности в отношении людей, совершивших промахи всякого рода, — в принципе любой образ действий, при котором выгода для общества пострадала бы от нашей добродетели. Никакая судейская коллегия перед лицом своей совести не может позволить себе актов милости: такой привилегией наделён лишь король как личность; отрадно, когда он ею пользуется, давая пример того, что оказывать милость — дело желательное, но только не для общества. Последнее, стало быть, признаёт лишь выгодные для себя или хотя бы безвредные добродетели (которые не наносят ущерба, а то и приносят проценты, — такова, к примеру, справедливость). Упомянутые добродетели ущерба, значит, не могли возникнуть в обществе, ведь ещё и в наши дни, стоит только сложиться любому крохотному обществу, их встречают там в штыки. Стало быть, это добродетели, присущие людям, не стоящим в равном с другими положении, изобретённые человеком высокопоставленным, обособленным, это добродетели господские, с задней мыслью, гласящей: «Я достаточно могуществен, чтобы позволить себе претерпеть очевидный ущерб, это доказательство моей власти», — иными словами, добродетели, родственные гордости.

35

Казуистика выгоды. — Если бы на свете не было казуистики выгоды, то не существовало бы и казуистики морали. Нередко случается, что и самого свободного и утончённого разума не хватит, чтобы из двух вещей безошибочно выбрать ту, которая несёт наибольшую выгоду. В таких случаях выбирают потому, что выбирать приходится, а после страдают своего рода морской болезнью чувства.

36

Как становятся лицемером. — Лицемером становится всякий нищий; так же бывает с каждым, кто делает своей профессией какой-нибудь изъян, какое-нибудь бедственное положение (личной или общественной природы). — Нищий воспринимает этот изъян далеко не так остро, как ему приходится заставлять воспринимать его же других, если он хочет кормиться нищенством.

37

Разновидность культа страстей. — Вы, очковтиратели и философские ящерицы, отбрасывающие хвост, говорите об ужасном характере человеческих страстей, чтобы обвинить характер всего мироздания. Уж будто бы всюду, где имела место страсть, имело место и нечто ужасающее! Уж будто бы в мире неизменно должен иметь место этот тип ужасного! — Это вы сами своим пренебрежением к мелочам, своей нехваткой самонаблюдения и наблюдения над теми, которые подлежат воспитанию, дали страстям превратиться в таких чудовищ, что теперь одно только слово «страсть» приводит вас в ужас! Вашим делом было — а сейчас это наше дело — лишить страсти их ужасающего характера и этим помешать им сделаться опустошительным горным потоком. — Не стоит раздувать свои ошибки до масштабов неизбежной фатальности; лучше давайте честно поучаствуем в разрешении задачи — превратить все страсти человечества в радости.

38

Угрызения совести. — Когда нас грызёт совесть, это такая же глупость, как когда собака грызёт камень.

39

Происхождение прав. — Права восходят в первую очередь к обычаю, обычай — к однажды достигнутому соглашению. Две стороны когда-то остались довольны итогами заключённого соглашения, но, с другой стороны, слишком ленивы, чтобы формально возобновлять его; так вот люди и жили, словно оно непрестанно возобновлялось, и мало-помалу, когда его происхождение укутал туман забвения, они стали верить, что достигли священного, незыблемого состояния, которое должно служить основой для каждого следующего поколения. Теперь обычай стал принуждением, даже если уже не приносил той пользы, ради которой соглашение и было заключено изначально. — Люди слабые нашли здесь себе надёжное убежище на все времена: им хочется увековечить единожды достигнутое соглашение как дарованную благодать.

40

Значение забвения в моральном чувстве. — Те же поступки, которые в изначальном обществе прежде всего внушали мысль об общей пользе, позже совершались другими поколениями по другим мотивам: из страха или почтения перед теми, что их требовали или рекомендовали, или из привычки, поскольку каждый с детства видел, как их совершают другие, или из доброжелательности, поскольку они были причиной общей радости и одобрения на лицах, или из тщеславия, поскольку за них хвалили. Такие поступки, глубинный мотив которых — польза — оказался забыт, были впоследствии названы моральными: и не потому, что они совершались из названных других мотивов, а потому, что они не совершались с осознанием их полезности. — Откуда берётся эта ненависть к пользе, ставшая явственной здесь, где всякое похвальное поведение прямо-таки отрывается от поведения, ориентированного на пользу? — Очевидно, что обществу, этому очагу всяческой морали и всяческих славословий в адрес морального поведения, пришлось слишком долго и слишком сурово сражаться со своекорыстием и эгоизмом отдельных людей, чтобы любой другой мотив в итоге оценивать в нравственном отношении выше, чем пользу. Так возникает видимость того, что мораль выросла не из пользы: а ведь изначально она есть общественная польза, приложившая немало сил, чтобы взять верх над всякой частной пользой и приобрести больший вес.

41

Богатые наследники нравственности. — Своё наследственное богатство есть и в сфере нравственности: им обладают люди кроткие, добродушные, сердобольные, милосердные, получившие от своих предков добрый образ действий, но не разум (их источник). Отрадная сторона этого богатства состоит в том, что оно принципиально осязаемо, только если его преподносят и раздают, и что таким образом оно невольно способствует сокращению дистанций между людьми нравственно богатыми и нравственно бедными: причём — и это самое замечательное и ценное в нём — не в пользу будущего нивелирования богатства и бедности, а в пользу всеобщего обогащения и сверхобогащения. — Изложенным можно подытожить господствующий взгляд на нравственное наследственное богатство: но мне кажется, такой взгляд исповедуют больше in majorem gloriam76к вящей славе (лат.). нравственности, чем в честь истины. По крайней мере, опыт выдвигает положение, которое надо считать если не опровержением, то во всяком случае существенным ограничением названной всеобщности. Не обладая отборным разумом, говорит нам этот опыт, не обладая способностью к точнейшему выбору и сильной тягой к соблюдению меры, богатые наследники нравственности становятся расточителями нравственности: безудержно предаваясь своим сердобольным, милосердным, примиряющим, успокоительным влечениям, они делают всех вокруг себя более распущенными, алчными и сентиментальными. Поэтому дети таких в высшей степени нравственных расточителей легко становятся — и, как, к сожалению, приходится сказать, в лучшем случае — приятными слабосильными негодниками.

42

Судья и основания для снисходительности. — «Даже с чёртом надо быть честным и платить ему свои долги, — сказал один старый солдат, когда ему в подробностях изложили историю Фауста. — Место Фауста в пекле!» — «Ох уж эти ужасные мужчины! — воскликнула его жена. — Ну разве так можно? Да ведь он ничего и не сделал, у него только не нашлось в чернильнице ни капли чернил! Писать кровью, конечно, грешно, но зачем же из-за этого гореть в аду такому прекрасному мужчине?»

43

Долг говорить правду как проблема. — Долг — принуждающее, толкающее к поступкам чувство, которое мы называем хорошим и считаем, что обсуждать тут нечего (— мы не желаем говорить сами и не хотим, чтобы другие говорили о его происхождении, границах и правомочности). Но человек мыслящий считает, что у всего есть своя история и что всякую историю можно обсуждать, стало быть, он ни к чему не обязан — покуда, конечно, он мыслит. Будучи мыслящим, он не признаёт и долга видеть и говорить правду, не испытывает и самого этого чувства; он задаётся вопросами: «Откуда взялся долг? Для чего он нужен?», но и сами эти вопросы считает подлежащими обсуждению. Однако не вызовет ли такая позиция сбой в работе мыслительной машины, раз мыслитель, совершая акт познания, и впрямь смог почувствовать себя ни к чему не обязанным? В этом смысле кажется, что для топки здесь необходим тот самый элемент, который должен исследоваться посредством машины. — Решением тут могло бы быть вот что: положим, существовал бы долг познавать правду, — что гласила бы тогда правда относительно любого другого вида долга? — Но не является ли абсурдом гипотетическое чувство долга? —

44

Ступени морали. — Мораль — это прежде всего способ сохранить общину вообще и предотвратить её гибель; во-вторых, это способ поддерживать общину на определённом уровне жизни и в определённой доброкачественности. Её движущие мотивы — страх и надежда: и они бывают тем более напористыми, могучими и грубыми, когда ещё слишком сильна тяга ко всему извращённому, однобокому, личностному. До тех пор, пока не срабатывают способы более мягкие и названного двойного сохранения не удаётся достичь иными (к наиболее сильнодействующим из них относятся изобретение потустороннего мира с вечным пеклом), здесь должны идти в ход самые ужасные средства устрашения. А для этого нужны палачи души со своими помощниками. Следующие ступени морали и соответственно способы достижения указанной цели — приказы какого-нибудь бога (как, например, закон Моисея); дальнейшие, более высокие — приказы абсолютного понятия долга с его «ты должен». Всё это ещё довольно грубо вырубленные, но зато широкие ступени, поскольку люди пока не умеют стать на ступени потоньше, поуже. Затем появляется мораль склонности, вкуса, а наконец и мораль понимания, которая выходит за рамки всех иллюзорных мотивов морали, уяснив себе, что человечество на протяжении долгих эпох и не могло иметь никаких других.

45

Мораль сострадания в устах не знающих меры. — Все люди, недостаточно владеющие собой и незнакомые с нравственностью как постоянным самообладанием и самопреодолением в большом и малом, невольно начинают возвеличивать добрые, сострадательные, благожелательные порывы души, ту инстинктивную нравственность, что живёт без головы, а состоит, кажется, лишь из сердца и готовых помогать рук. Мало того, в её интересах — с подозрением относиться к нравственности разумной, а другие её виды представлять единственно существующими.

46

Клоаки души. — И в душе неизбежно имеются известные клоаки, в которые она сливает свои нечистоты: для этого годятся люди, отношения, сословия, или родина, или весь мир, или, наконец, для тех, чьё самомнение неизмеримо (я имею в виду наших драгоценных современных пессимистов), — Господь Бог.

47

Какими бывают покой и созерцательность. — Берегись, чтобы твои покой и созерцательность не были похожи на чувства собаки, сидящей перед мясной лавкой: страх не даёт собаке подойти поближе, а алчность — уйти; вот она и разевает глаза, будто это две пасти.

48

Запрет без причины. — Запрет, причину которого мы не понимаем или не признаём, — это чуть ли не приказание не только для упрямцев, но и для жаждущих познания: дело тут доходит до попытки нарушить его, чтобы таким путём узнать, ради чего он введён. Нравственные запреты, каковы, к примеру, запреты Десятослова, годятся лишь для эпохи порабощённого разума: в наши дни запрет «не убий», «не прелюбодействуй», введённый без причины, привёл бы скорее к вредному, чем к полезному результату.

49

Портрет. — Каков же на самом деле человек, способный сказать о себе: «Я очень склонен презирать, но никогда не поддаюсь ненависти. В каждом человеке я сразу выделяю то, что стоит уважать и за что я его уважаю; и меня мало привлекают так называемые приятные качества»?

50

Сострадание и презрение. — Проявления сострадания воспринимаются как знак презрения, поскольку человек явно перестаёт быть объектом страха, как только ему начинают сострадать. Он опускается ниже уровня равновесия, а ведь его уже недостаточно человеческому тщеславию, потому что самое желанное из всех чувств оно испытывает, лишь ощущая превосходство и внушая страх. Поэтому нерешённым остаётся вопрос о том, как появилось уважительное отношение к состраданию, а также, как объяснить, почему в наши дни хвалят бескорыстие: ведь изначально его презирали или боялись как проявления коварства.

51

Уметь быть маленьким. — Надо быть близкими к цветам, травам и бабочкам, хотя бы как дети, которые едва возвышаются над ними. А мы, взрослые, переросли их, и нам приходится снисходить к ним; думаю, травы нас ненавидят, когда мы признаёмся в своей любви к ним. — Кто хочет быть причастным ко всему хорошему, должен уметь хотя бы на время становиться маленьким.

52

Из чего состоит совесть. — Содержанием нашей совести является всё то, чего в детские наши годы от нас без оснований регулярно требовали люди, которых мы уважали или боялись. Значит, совесть возбуждает в нас то чувство обязанности («это я обязан делать, а того обязан не делать»), которое не спрашивает: «Почему я обязан?» — Во всех случаях, когда человек делает дело, исходя из «поскольку» и «почему», он действует без совести; но это ещё не значит, что он действует вопреки ей. — Вера в авторитеты — вот источник совести: стало быть, она — не глас Божий в сердце человеческом, а звучащий в нём голос некоторых людей.

53

Победа над страстями. — Человек, победивший свои страсти, становится владельцем плодороднейшей земли — он словно колонист, одолевший леса и болота. Тогда его настоятельной ближайшей задачей становится посев добрых дел ума в почву укрощённых страстей. Само преодоление — не цель, а только средство; если оно понимается не так, то на распаханной жирной земле быстро вырастают всевозможные сорняки и чертовщина, и скоро на ней всё становится ещё гуще и пуще, чем когда-либо прежде.

54

Способность быть слугой. — Все так называемые деловые люди обладают способностью служить: именно это и делает их деловыми, будь то в отношении других или себя самих. Робинзон имел слугу ещё получше Пятницы: то был Крузо.

55

Опасность языка для умственной свободы. — Всякое слово есть предрассудок.

56

Ум и скука. — Пословица «венгры слишком ленивы, чтобы скучать» заставляет задуматься. Скуку испытывают лишь самые хитроумные и активные животные. — Упрёком в адрес великого художника была бы скука Творца в седьмой день творения.

57

Обращение с животными. — Возникновение морали ещё можно наблюдать в нашем отношении к животным. Там, где в соображение не принимаются польза и вред, мы полностью чувствуем себя безответственными; к примеру, мы убиваем и калечим насекомых или не трогаем их, обыкновенно вообще ни о чём при этом не думая. Мы настолько неуклюжи, что уже наше любезное поведение в отношении цветов и мелких созданий почти всегда для них смертельно, что ничуть не вредит удовольствию, которое мы получаем от них. — Нынче праздник для мелких тварей, самый знойный день в году: они кишат и копошатся вокруг нас, и мы, не желая этого, но и не обращая на это никакого внимания, то там, то сям раздавливаем червячка или крылатого жучка. — Если же животные причиняют нам вред, то мы любым способом стараемся их уничтожить, часто применяя при этом довольно лютые средства, по-настоящему этого и не желая: мы проявляем бездумную жестокость. Если они полезны, то мы эксплуатируем их: пока более тонкое благоразумие не научит нас, что некоторые животные обильно вознаграждают за какое-то другое обращение, а именно то, которое имеет в виду уход за ними и их разведение. Лишь тут возникает ответственность. Мы избегаем мучить домашних животных; один человек возмущается, когда другой жестоко обращается со своей коровой, в полном соответствии с моралью первобытной общины, которая чувствует угрозу для общей пользы, как только проступок совершает отдельный её член. Тот из членов общины, кто усматривает в чём-нибудь проступок, боится косвенного ущерба для себя: так и мы, видя плохое обращение с животными, боимся за качество мяса, земледелия и транспорта. К тому же тот, кто жесток к животным, возбуждает подозрение, что он жесток и с людьми слабыми, нижестоящими, не способными отомстить за себя; такой слывёт человеком низким, лишённым гордости высокого толка. Так возникает зачаток моральных суждений и чувств: а суеверие делает всю остальную работу. Некоторые животные взглядами, звуками и жестами соблазняют людей придумывать о себе сказки, а некоторые религии говорят, что животные иногда становятся обиталищем душ богов и людей, а потому и вообще рекомендуют более благородную осмотрительность, даже почтительную робость в обращении с животными. Даже когда это суеверие исчезает, пробуждённые им чувства продолжают воздействовать, дозревают и расцветают. — Христианство в этом отношении, как известно, проявило себя как религия бедная и отсталая.

58

Новый актёрский состав. — Нет среди человеческих дел большей банальности, чем смерть; на втором месте стоит рождение, ведь если умирает каждый, то рождаются не все; затем следует женитьба.{142} Но все эти маленькие отыгранные трагикомедии всё снова разыгрываются новым актёрским составом в каждой из своих бесчисленных и неисчислимых постановок, а потому не перестают привлекать интерес зрителей, — а ведь следовало бы думать, что все зрители этого земного театра давным-давно повесились от наводимой им скуки. Значит, их интересуют новые актёры, а не сама пьеса.

59

Что значит «быть упорным». — Кратчайший путь — не тот, что прямее всех, а тот, на котором наши паруса раздуваются самыми благоприятными ветрами: так говорит наука кораблевождения. Не следовать ей и значит быть упорным: твёрдость характера тут загрязняется глупостью.

60

Слово «тщеславие». — Как досадно, что некоторые слова, без которых нам, моралистам, никак не обойтись, уже заключают в себе своего рода нравственную цензуру, идущую от тех эпох, когда очернялись насущнейшие и естественнейшие человеческие побуждения. Так глубинное убеждение, что по волнам общества мы плывём благополучно или терпим крушение гораздо скорее благодаря тому, чем мы слывём, нежели тому, что собою представляем — убеждение, которое должно быть кормилом всякого поведения в обществе, — обозначается и клеймится распространённейшим словом «тщеславие», «vanitas»77бесплодность, бесцельность, пустое дело (лат.)., иначе говоря, одно из самых значительных и интересных явлений — выражением, придающим ему смысл настоящей пустоты и ничтожности, нечто крупное — именем уменьшительным, мало того, примитивной карикатурой. Тут уж ничего не поделаешь, нам приходится пользоваться такими словами, но при этом затыкать уши от внушений древней привычки.

61

Фатализм турка. — Коренной порок в фатализме турка состоит в том, что он противопоставляет друг другу человека и рок как две разные вещи: человек, говорит он, может противиться року, пытаться избежать его, но в конце концов рок всё равно одержит верх; а потому самое разумное — смириться или жить, как придётся. На самом же деле всякий человек сам несёт в себе часть рока; если он думает противиться року заданным образом, то именно этим и даёт року свершиться; борьба с ним существует лишь в воображении, но равным образом является и упомянутым смирением перед его лицом; все эти виды воображения заключены в самом роке. — Страх, который большинство людей испытывают перед учением о несвободе воли, это страх перед фатализмом турка: им кажется, будто человек, не в состоянии изменить что-либо в своём будущем, так и застынет перед ним бессильным, смирившимся, с покорно сложенными на груди руками, либо будто он даст полную волю своим страстям, поскольку и это не приведёт к худшему, чем заранее предопределено. Глупости человеческие — такая же часть рока, как и благоразумие: рок — это в том числе и названный страх перед верой в рок. Ты сам, несчастный трус, и есть царящая и над богами неумолимая Мойра для всего, что с тобою свершится; ты — благословение или проклятье, а уж в любом случае — цепи, которыми связан и сильнейший; в тебе предначертано всё будущее человеческого мира, и бесполезно ужасаться, глядя на себя.

62

Адвокат дьявола. — «Человек учится только на своих ошибках, а благодаря чужим ошибкам добреет» — так гласит та странная философия, которая выводит всякую нравственность из сострадания, а всякую разумность — из изоляции: тем самым она бессознательно защищает интересы всех человеческих ошибок. Ведь для сострадания нужно страдание, а для изоляции — презрение других.

63

Моральные характерные маски. — В эпохи, когда сословные характерные маски считались совершенно незыблемыми, как сами сословия, моралисты поддаются соблазну считать и называть абсолютными и моральные характерные маски. К примеру, Мольер естествен как современник Людовика XIV; в нашем же обществе переходных состояний и средних школьных классов он показался бы гениальным занудой.

64

Самая благородная добродетель. — В первую эпоху развития высшей человечности самой благородной из добродетелей считалась храбрость, во вторую — справедливость, в третью — умеренность, в четвёртую — мудрость. В какой эпохе живём мы? В какой — ты?

65

Что необходимо в первую очередь. — Человек, не желающий стать хозяином своим вспышкам гнева, своей язвительности и мстительности, своего сладострастия, но пытающийся стать хозяином чего-то другого, так же глуп, как землепашец, распахавший землю рядом с горным потоком, но не оградивший её от затопления.

66

Что есть истина?Шварцердт (Меланхтон){143}: «Свою веру нередко проповедуют так, будто потеряли её и ищут по всем закоулкам, — и уж тогда проповедуют её не худшим образом!» — Лютер: «Нынче, брат, ты говоришь, прямо как ангел!» — Шварцердт: «Но это идея твоих недругов, и они используют её против тебя.» — Лютер: «Так то была ложь дьявольская.»

67

Привычка видеть контрасты. — Всюду распространённое неточное наблюдение везде в природе видит противоположности (к примеру, тёплого и холодного), в то время как там нет противоположностей, а есть лишь различия в степени. Эта скверная привычка соблазнила нас понимать и стараться расчленять в соответствии с такими противоположностями и внутреннюю природу, духовно-нравственный мир. Вместо переходов люди видели контрасты — поэтому человеческие чувства впитали в себя неимоверно много всего мучительного, самомнения, жестокости, отчуждённости, холодности.

68

Можно ли прощать? — Как можно вообще им прощать, если они не ведают, что творят! Не надо прощать ровным счётом ничего. — Но разве человек когда-нибудь осознаёт полностью, что творит? И если даже это всегда остаётся по меньшей мере под вопросом, то, значит, люди никогда не должны прощать друг другу ничего, а для самого разумного из них акт милосердия — вещь невозможная. И напоследок: если бы злодеи действительно ведали, что творят, — то и мы имели бы право прощать, если бы имели право обвинять и наказывать. Но такого права у нас нет.

69

Привычный стыд. — Почему мы чувствуем стыд, когда нам делают добро и награждают отличием, которых мы, как говорится, «не заслужили»? Тогда нам кажется, будто мы вторглись в область, где мы чужие, откуда нас должны прогнать, — как бы в святилище или в святая святых, куда мы не имеем права входить. Но нас всё-таки пустили туда по недосмотру: и теперь нами владеет то страх, то почтение, то смущение, и мы не знаем, бежать ли нам или наслаждаться блаженным мигом и его милостями. Всякий стыд сопровождается неким таинством, оскверняемом нами или словно находящимся под угрозой осквернения; всякая милость порождает стыд. — Но как задумаешься над тем, что мы вообще никогда ничего «не заслужили», то чувство стыда станет привычным, если предаваться ему в рамках общего христианского понимания вещей: ведь, по-видимому, такому стыду неизменно должны доставаться благословения и милость Бога. Однако и вне пределов этого христианского толкования состояние привычного стыда возможно и для мудреца совершенно безбожного, уверенного в принципиальной безответственности и незаслуженности любого действия и любого существа: если к нему отнесутся так, словно он заслужил то или другое, то ему покажется, будто он занёсся в какой-то высший порядок существ, в принципе заслуживающих чего-то, существ свободных и действительно способных нести ответственность за свои желания и возможности. И когда кто-то скажет ему «ты это заслужил», то он услышит в этом «ты не человек, а бог».

70

Самый неумелый воспитатель. — У одного все его подлинные добродетели растут на почве духа противоречия, у другого — на почве неспособности сказать нет, которая для него будет духом согласия; вся нравственность третьего происходит от его одинокой гордости, четвёртый растит свою на основе сильного стадного инстинкта. А теперь допустим, что из-за неумелых воспитателей и случайностей семена добродетели у этих четверых не были засеяны в почву их натур, в их отборный и жирный чернозём: тогда они были бы лишёнными всякой нравственности, слабыми и неприятными людьми. А кто оказался бы тогда самым неумелым из всех воспитателей и злым роком для этих четырёх людей? Моральный фанатик, полагающий, что добро может вырасти только из добра, на почве добра.

71

Манера писать, присущая осторожности. — A: Но если бы все это знали, то вышел бы вред для большинства. Ведь ты и сам называешь эти мысли опасными для лиц из группы риска, но всё равно публикуешь их? B: Я пишу так, чтобы меня не хотелось читать ни черни, ни populi78широким массам (лат.)., ни партиям любого толка. Следовательно, эти мысли никогда и не будут публичными. A: Но как же ты пишешь? B: Ни для пользы, ни для удовольствия — этих трёх.

72

Божественные посланцы. — Вот и Сократ чувствует себя божественным посланцем: но я не знаю, не следует ли тут улавливать какого-то налёта аттической иронии и даже глумливости, которые смягчают это полное рока и надменности понятие. Он говорит об этом без прикрас: выбранные им образы овода и коня{144} просты и лишены жреческой пышности, а собственно религиозная задача, которую он чувствует как свою — подвергнуть бога разнообразнейшей проверке на предмет того, сказал ли он правду, — позволяет догадываться об отваге и прямодушии, с которыми миссионер переходит здесь на сторону своего бога. Это испытание бога — один из тончайших компромиссов между благочестием и свободой ума, какие когда-либо выдумывались. — Теперь нам не нужен и такой компромисс.

73

Честная живопись. — Рафаэль, которому важнее была церковь (насколько она могла платить), чем, как и лучшим людям его эпохи, предметы церковной веры, ни на шаг не уступал требовательному экстатическому благочестию многих своих заказчиков: он не терял своей честности, даже в той картине-исключении, которая изначально была задумана как хоругвь, — в «Сикстинской Мадонне». Здесь ему вдруг захотелось написать видение — но такое, которое могло быть и было и у молодых дворян без «веры», видение будущей супруги, женщины умной, с благородною душой, молчаливой и очень красивой, держащей на руках их первенца. Пускай старики, привыкшие молиться и преклоняться, чтят в этом образе, подобно старцу слева, нечто сверхчеловеческое: а мы, что помоложе — так, кажется, взывает к нам Рафаэль, — станем по правую руку, подле прекрасной девушки, которая своим приглашающим, отнюдь не подобострастным взглядом говорит зрителям: «Не правда ли — эта мать и её дитя являют собою зрелище приятное и притягательное?» Этот лик и этот взор отражают радость, возникшую в лицах зрителей; создавший всё это художник наслаждается на такой лад и сам, добавляя свою радость к радости адресатов искусства. — Что касается черт «спасителя» в лице младенца, то Рафаэль, честный человек, который не желал писать душевное состояние, в существование которого не верил, учтиво обманывает своих верующих зрителей; он написал игру природы, не такую уж и редкую — взгляд мужчины, идущий из глаз младенца, и притом взгляд честного, готового прийти на помощь мужчины, видящего бедственное положение. Такой взгляд обычно сочетается с бородой; если бороды тут нет и одно и то же лицо несёт на себе выражения двух разных возрастов жизни, то это приятный парадокс, который верующие растолковали себе в духе своей веры в чудеса, — чего и следовало ожидать художнику от их искусства толкования и вкладывания.

74

Молитва. — Всякое моление — этот ещё не совсем угасший обычай древних времён — имело смысл лишь при двух условиях: надо было думать, что можно расположить к себе божество или изменить его настроение, и надо было думать, что молящийся и сам лучше всех знает свою нужду, то, чего ему и впрямь следует желать. Оба условия, принятые и установившиеся во всех других религиях, были, однако, отвергнуты как раз христианством; если оно тем не менее сохраняет молитву при своей вере во всё знающий и всё предвидящий разум Бога, благодаря которым эта молитва как раз и становится, по сути, бессмысленной, даже кощунственной, — то и тут оно ещё раз проявляет свою достойную изумления змеиную премудрость; ведь ясно выраженный запрет «ты не должен молиться» привёл бы христиан через скуку к нехристианству. В христианском «ora et labora»79Молись и трудись (лат.). ora заменяет собою удовольствие: чем же без этого ora было бы заняться тем несчастным, которые отказались от labora, святым, — а вот беседовать с Господом, домогаться от него разных приятных вещей, самим немного потешаться над тем, как можно быть таким глупым, чтобы при таком превосходном Отце ещё иметь желания, — для святых это было отличнейшим изобретением.

75

Святая ложь. — Ложь, с которой на устах умерла Аррия (Paete, non dolet80Пет, это не больно (лат.).183), омрачает все истины, когда-либо высказанные умирающими. Это единственная святая ложь, которая была прославлена, тогда как дурная слава святости во всех остальных случаях досталась лишь заблуждениям.

76

Самый нужный из апостолов. — Среди двенадцати апостолов лишь одному нужно было всегда быть твёрдым, как камень, дабы на нём могла быть построена новая Церковь.{145}

77

Что более бренно — дух или плоть? — В правовых, моральных и религиозных феноменах наиболее долговечно, как правило, самое внешнее, зримое, то есть обычай, жест, церемония: всё это — плоть, в которую постоянно привходит новая душа. Культ всё снова истолковывается как неизменный словесный текст; понятия и чувства играют роль жидкого элемента, обычаи — твёрдого.

78

Вера в болезнь как болезнь. — Лишь христианство накликало на мир беду; лишь христианство ввело в мир грех. Но вот вера в лекарство, которое оно предложило от греха, мало-помалу оказалась подорвана до глубочайших своих корней: и всё-таки ещё существует вера в болезнь, вера, которую оно внушило и распространило.

79

Как говорят и пишут верующие. — Если человека верующего не выдают уже его священнический стиль и общий тон, как в разговоре, так и на письме, то с его мнениями о религии и в её пользу считаться уже не стоит. Они не имеют силы для самого их обладателя, если ему, как о том говорит его стиль, присущи ирония, надменность, злоба, ненависть и все перипетии настроений, — в точности как человеку самому неверующему. — Так насколько же не имеющими силы они покажутся его слушателям и читателям! Короче говоря, он будет делать их ещё более неверующими.

80

Опасность, заключённая в личности. — Чем больше Бога считали личностью как таковой, тем меньше хранили ему верность. Человек куда больше привержен своим мысленным образам, чем самым любимым из людей: потому-то он и способен жертвовать собой за государство, за церковь, даже за Бога — в той мере, в какой последний выступает именно его порождением, его идеей, а не воспринимается человеком в слишком личностном ключе. В последнем случае человек почти всегда ссорится с Богом: ведь и с уст самого благочестивого из людей сорвался горький возглас: «Боже мой, для чего Ты оставил Меня!»

81

Мирское правосудие. — Есть возможность перевернуть мирское правосудие вверх дном — с помощью учения о полной безответственности и невинности каждого человека: шаг в том же направлении уже и был сделан, и притом на основе противоположного учения о полной ответственности и подсудности каждого. Основатель христианства был тем, кто хотел искоренить мирское правосудие и уничтожить суд и наказание. Ведь всякую вину он понимал как «грех», то есть как кощунство против Бога, а не против мира, с другой же стороны каждого человека считал грешником величайшего масштаба и почти во всех отношениях. Но виновные не должны быть судьями над равными себе — так решила его справедливость. Поэтому все судьи, отправлявшие мирское правосудие, были в его глазах так же виновны, как и те, кого они осуждали, а их мина невинности казалась ему ханжеством и фарисейством. Кроме того, он смотрел на мотивы поступков, а не на их результаты, а для осуждения за мотивы считал достаточно проницательным только одного: самого себя (или, как он выражался, Бога).

82

Аффектация при расставании. — Человек, желающий расстаться с партией или религией, думает, что теперь ему необходимо их опровергнуть. Но такое намерение очень высокомерно. Нужно только, чтобы он ясно представлял себе, какие скрепы соединяли его до сих пор с этой партией или религией, а теперь больше не соединяют, что за цели привели его туда, а теперь ведут в другом направлении. Мы примыкаем к партиям и религиям, не стоя на почве строгого познания: поэтому, расставаясь с ними, мы не должны и аффектировать это.

83

Спаситель и врачеватель. — Как знаток человеческих душ основатель христианства был, как само собой понятно, не без величайших изъянов и предрассудков, а как врачеватель душ исповедовал пользующуюся столь дурной славой и дилетантскую веру в панацею от всех бед. Своими методами он иногда напоминает зубного врача, который любую боль лечит удалением зуба; так, например, он борется с чувственностью советом: «Если глаз твой соблазняет тебя, вырви его».{146} — Однако между ними всё-таки есть кое-какая разница: упомянутый дантист хотя бы достигает своей цели — пациенту больше не больно; правда, его метод туп до смехотворности; тогда как христианин, который следует названному совету, думая умертвить этим свою чувственность, как нельзя больше промахивается: она продолжает жить в нём на какой-то жутко-вампирический лад, терзая его отвратительными масками.

84

Узники. — Однажды утром узники вышли на работный двор; а стража не было. Некоторые по своей привычке сразу приступили к работе, другие праздно стояли и строптиво оглядывались. Тут один из них вышел вперёд и громко сказал: «Работайте, сколько хотите, или ничего не делайте: это всё равно. Ваши тайные крамольные замыслы раскрыты — надзиратель недавно вас подслушал и в ближайшие дни учинит над вами ужасный суд. Вы его знаете — он жесток и злопамятен. А теперь слушайте: до сих пор вы не за того меня принимали; я не тот, кем кажусь, а куда важнее: я — сын надзирателя, который души во мне не чает. Я могу вас спасти и хочу вас спасти; но, учтите, я спасу только тех из вас, которые верят моим словам, что я сын надзирателя; все прочие пусть пожинают плоды своего неверия». «Ну, — сказал, немного помолчав, старший из узников, — и какой же тебе может быть прок от того, поверим мы тебе или не поверим? Коли ты и впрямь тот самый сын и можешь сделать то, о чём говоришь, тогда замолви за нас за всех доброе словечко: вот и взаправду сделаешь хорошее дело. А болтовню о вере и неверии оставь-ка лучше при себе.» «А я, — встрял узник помоложе, — вообще ему не верю: он просто вбил себе что-то в голову. Бьюсь об заклад, и через неделю с нами будет так же, как и сейчас, а надзиратель ничего не знает». «А если он о чём-то и знал, то больше не знает, — сказал последний из узников, который лишь сейчас вышел на двор. — Надзиратель только что внезапно умер.» — «Эй, эге-гей, господин сын, господин сын! — завопило тут наперебой множество голосов. — А как насчёт прав наследования? Мы что, теперь твои узники?» — «Я уже сказал вам, — кротко отвечал спрошенный, — я отпущу на свободу всякого, кто верит в меня, и это так же верно, как то, что отец мой жив.» — Узники смеяться не стали, а просто пожали плечами и отвернулись.

85

Гонитель Божий. — Эту идею выдумал Павел, а Кальвин выдумал её снова, — идею, что бесчисленные люди с самого начала мира осуждены на проклятье и что этот чудный промысл сооружён для того, чтобы через него открылось величие Божье; стало быть, небеса, преисподняя и человечество существуют, дабы потрафить Божьему тщеславию! Какое же лютое и ненасытное тщеславие должно было гореть в душе того, кто выдумал нечто подобное в первый или во второй раз! — Стало быть, Павел всё-таки так и остался Савлом — гонителем Божьим.

86

Сократ. — Если всё пойдёт хорошо, то настанет время, когда, чтобы подняться в нравственно-интеллектуальном отношении, люди будут брать в руки лучше уж воспоминания о Сократе, чем Библию, и когда Монтеня и Горация будут использовать как предварительные ступени и путевые знаки для понимания самого простого и непреходящего мудреца-посредника — Сократа. Назад к нему ведут дороги самых разных философских образов жизни, каковые, по сути, являются образами жизни различных темпераментов, установленными разумом и привычкой, — и все они без исключения нацелены на возможность радоваться жизни и своему подлинному «я». Отсюда хотелось бы сделать вывод, что самой характерной чертой Сократа была его сопричастность ко всем темпераментам. — Преимущество Сократа перед основателем христианства — серьёзность на весёлый лад и та полная проделок мудрость, которая бывает лучшим состоянием человеческой души. Кроме того, он был намного умнее.

87

Учиться хорошо писать. — Время хороших ораторов прошло, потому что прошло время городских культур. Крайний предел, который Аристотель допускал для большого города — глашатая, согласно ему, должна была слышать вся собравшаяся община — этот предел заботит нас так же мало, как городские общины вообще, нас, не желающих замечать массы и добиваться их понимания. Поэтому в наши дни всякий, кто благонамерен на европейский лад, должен учиться писать хорошо и всё лучше: и неважно, если он родился даже в Германии, где плохое умение писать рассматривают как национальную привилегию. Но писать лучше значит в то же время и лучше мыслить; это значит уметь находить что-то всё более интересное и доносить его до других; это значит быть доступным для перевода на языки соседних народов, для понимания тех иностранцев, что учат наш язык; содействовать тому, чтобы всё хорошее стало всеобщим достоянием и всё было в распоряжении людей свободных; наконец, заниматься подготовкой того пока ещё далёкого от нас положения вещей, когда хорошим европейцам попадёт в руки их великая задача: руководить всей земной культурой и охранять её. — Кто проповедует противоположное — не думать о хорошем письме и хорошем чтении (а обе эти добродетели неотделимы друг от друга и вместе переживают упадок), — тот фактически указывает народам путь к тому, как стать ещё более национальными: он усугубляет болезнь этого столетия и выступает врагом хороших европейцев, врагом свободных умов.

88

Учение о совершенном стиле. — Учение о стиле может, во-первых, быть учением о том, как находить выражение, с помощью которого до читателя и слушателя дойдёт всякое настроение; во-вторых, учением о том, как выразить самое ценное для человека настроение, сообщить о котором и передать его — тоже по большей части дело желательное: настроение человека с энергичной душой, с неунывающим умом, ясного и искреннего, преодолевшего свои страсти. Это и будет учением о совершенном стиле: а он соответствует хорошему человеку.

89

Следить за связностью изложения. — Связь между фразами показывает, утомился ли автор писать; отдельные выражения всё-таки могут быть сильными и пригодными независимо от этого, поскольку раньше он нащупал их отдельно — в тот момент, когда мысль впервые забрезжила перед автором. Это нередко встречается у Гёте, слишком часто прибегавшего к диктовке в минуты усталости.

90

Уже и ещё. — A: «Немецкая проза ещё очень молода: Гёте полагал, что её отцом был Виланд».{147} B: «Так молода и уже так безобразна!» C: «Простите — насколько мне известно, немецкую прозу писал ещё епископ Ульфила{148}; стало быть, ей уже около тысячи пятисот лет.» B: «Так стара, но всё ещё так безобразна!»

91

Исконно немецкое. — Немецкая проза, которая не скроена по какому-то готовому образцу и, видимо, должна считаться оригинальным творением немецкого вкуса, ревностным адвокатам некоей будущей оригинальной немецкой культуры могла бы дать намёк насчёт того, как приблизительно будет выглядеть настоящая немецкая национальная одежда, немецкая манера общения, немецкая домашняя обстановка, немецкий обед, не следующие никаким образцам. — Некто, немало поломавший голову над подобными перспективами, наконец в полном ужасе воскликнул: «Господи Боже ты мой, да у нас, видимо, уже есть эта оригинальная культура, — только о ней не любят говорить!»

92

Запрещённые книги. — Никогда не читать того, что пишут те надменные всезнайки и путаники, у которых имеется эта отвратительная манера создавать логические парадоксы: они применяют логические приёмы именно там, где всё, по сути, дерзко сымпровизировано и висит в воздухе. («Следовательно» у них, видимо, значит: «Читатель, осёл, для тебя этого “следовательно” не существует, зато оно существует для меня». Ответ на это таков: «Писатель, осёл, зачем ты тогда пишешь?»)

93

Показывать своё остроумие. — По всякому, кто стремится показать своё остроумие, заметно, что он обильно наделён и противоположным качеством. Эта дурная манера остроумных французов придавать своим самым удачным мыслям оттенок dédain81презрения (фр.). идёт от желания казаться богаче, чем они есть: им нравится небрежно одаривать, словно они уже устали беспрестанно раздавать богатства из переполненных сокровищниц.

94

Немецкая и французская литература. — Беда немецкой и французской литературы последних ста лет состоит в том, что немцы слишком рано сбежали из школы французов — а французы впоследствии слишком рано пришли в немецкую школу.

95

Наша проза. — Ни у одного из нынешних культурных народов нет такой плохой прозы, как у немцев; и если остроумные и избалованные французы говорят, что никакой немецкой прозы нет, то сердиться, в общем-то, не стоит, ведь сказано это более вежливо, чем мы того заслуживаем. А если поискать причины этого, то в конце концов придёшь к странному выводу: немцам известна лишь импровизированная проза, а о любой другой они и представления не имеют. И когда итальянцы говорят, что проза труднее поэзии ровно настолько же, насколько изображение обнажённой красоты даётся ваятелю труднее, чем изображение красоты одетой, то немцы просто не понимают этого. Честно корпеть над стихом, образом, ритмом и рифмой — это понятно и немцам, хотя они и не склонны как-то особенно высоко ценить импровизацию в стихах. Но работать над одной страницей прозы, как над статуей? — Тут им кажется, будто кто-то описывает какую-то сказочную страну.

96

Величественный стиль. — Величественный стиль возникает, когда прекрасное одерживает победу над чудовищным.

97

Объезды. — В чём изюминка такого-то выражения и оборота у кого-то из умов выдающихся, понимаешь, только определив, каким словом неминуемо воспользовался бы любой посредственный писатель, чтобы выразить то же самое. Все великие художники, правя своим экипажем, обнаруживают склонность к объездам, к отклонениям, — но отнюдь не к опрокидыванию.

98

Наподобие хлеба. — Хлеб нейтрализует вкус других кушаний, стирает его; поэтому он необходим при любой длительной трапезе. Во всех произведениях искусства должно быть что-то наподобие хлеба, чтобы в них могли проявляться различные эффекты: а вот следуя друг за другом непосредственно, без такого рода периодов отдыха и покоя, они вызывали бы быстрое утомление и отвращение, и сколько-нибудь длительная трапеза искусства была бы невозможна.

99

Жан-Поль. — Жан-Поль знал очень много, но у него не было науки, он разбирался во всевозможных приёмах множества искусств, но у него не было искусства, он почти всё пробовал, но у него не было вкуса, он обладал чувством и искренностью, но, угощая ими, выливал на них отвратительный отвар слёз; у него был даже юмор — но, к сожалению, в слишком малых количествах для его волчьего голода по юмору: почему он и доводит читателя до отчаяния своей угрюмостью. В целом он был цветастым, сильно пахнущим сорняком, за ночь вымахавшим на мягких плодородных нивах Шиллера и Гёте; он был приятным и хорошим человеком, но всё-таки злым роком — роком в домашнем халате.

100

Умение пробовать и противоположное. — Чтобы насладиться произведением прошлого так, как его воспринимали современники, нужно иметь на языке господствовавший тогда вкус, с которым оно шло вразрез.

101

Спиртовые авторы. — Иные писатели — ни дух, ни вино, а винный дух: они могут загореться и тогда дают тепло.

102

Чувство-посредник. — Чувство вкуса как истинное чувство-посредник нередко убеждало другие чувства принять своё ви́дение вещей и внушало им свои законы и привычки. Сидя за столом, можно раскрыть для себя сокровеннейшие таинства искусства: надо внимательно наблюдать, что́ вкусно, когда оно вкусно, после чего оно вкусно и как долго сохраняется его вкус.

103

Лессинг. — Лессингу свойственна чисто французская добротность, да и вообще как писатель он усерднейшим образом учился у французов: он хорошо умеет расставить свои товары на обозрение в витрине. Без этого самого настоящего искусства его мысли, равно как и их предметы, оставались бы довольно неясными, причём без заметного ущерба для читателей. Но его искусство учило многих (особенно последние поколения немецких учёных) и дало отраду неисчислимому множеству людей. — Правда, этим ученикам не стоило бы, как это часто бывало, усваивать у него и его неприятную манерность тона, состоящую из сварливости и простодушия. О Лессинге как лирике уже сложилось единое мнение: как драматурга все его тоже скоро оценят. —

104

Нежеланные читатели. — Как мучат авторов те молодцеватые читатели с раздобревшими, неуклюжими душами, которые, натыкаясь на что-нибудь, сразу падают и всегда вопят от боли!

105

Мысли поэтов. — Настоящие мысли настоящих поэтов всегда ходят закутанными, как египтянки: а сквозь покрывало выглядывает только глубинный глаз мысли. — Мысли поэтов в среднем не настолько ценны, как считается: ведь люди переплачивают за покрывало да собственное любопытство.

106

Пишите просто и для пользы. — Переходы, разработки темы, красочные игры аффектов — всё это мы дарим автору, потому что всё это есть у нас, и мы украшаем этим его книгу, если и сам он доставляет нам какое-то удовольствие.

107

Виланд. — Виланд лучше всех других писал по-немецки и испытывал при этом подлинное удовольствие и недовольство мастера (его переводы писем Цицерона и вещей Лукиана — лучшие немецкие переводы); но его мысли не дают нам совсем никакой пищи. Его весёлые морали для нас так же невыносимы, как и его весёлые прегрешения против морали: это у него одно и то же. Люди, которые ими наслаждались, были, наверное, всё же получше нас — но и куда неповоротливее нас: им был необходим именно такой писатель. — Гёте не был необходим немцам, потому-то они и не знали, что с ним делать. В этом смысле достаточно приглядеться к лучшим нашим государственным деятелям и художникам: все они не получили Гёте в свои воспитатели — не могли получить.

108

Редкие праздники. — Ядрёная сжатость, покой и зрелость — там, где ты обнаружишь у автора эти качества, сделай привал и справляй долгий праздник посреди пустыни: так хорошо тебе не будет тут ещё долго.

109

Сокровища немецкой прозы. — Если не считать сочинений Гёте и особенно «Разговоров Гёте с Эккерманом», лучшей немецкой книги, какая только есть, то что же заслуживающего постоянного перечитывания, собственно, останется от немецкой литературной прозы? Афоризмы Лихтенберга, первая книга автобиографии Юнг-Штиллинга, «Бабье лето» Адальберта Штифтера и «Люди из Зельдвилы» Готфрида Келлера — да вот пока что и всё.

110

Стиль письма и стиль речи. — Искусство писать требует прежде всего способности заменять те виды выразительности, что свойственны лишь говорящему человеку, то есть жесты, ударения, тон голоса, взгляд. Поэтому стиль письма радикально отличается от стиля речи и даётся намного труднее — ему приходится объясняться так же понятно, но более скупо. Демосфен произносил свои речи иначе, чем мы их читаем сейчас; и только для чтения с листа он их перерабатывал. — Речи Цицерона демосфенизировались для той же цели: а нынче в них куда больше римского Форума, чем может вынести читатель.

111

Осторожность в цитации. — Молодым авторам неизвестно, что хорошее выражение, хорошая мысль выглядят хорошо лишь среди себе подобных, что превосходная цитата способна уничтожить целые страницы, даже всю книгу, словно предостерегая читателя таким обращением: «Вникни: я — самоцвет, а вокруг меня всё сплошь свинец, бледный, постыдный свинец». Любое слово, любая мысль хочет жить только в обществе равных: вот это и есть мораль отменного стиля.

112

Как надо высказывать заблуждения? — Можно спорить о том, что вреднее — высказывать заблуждения нескладно или так же хорошо, как самые чистые истины. Ясно одно — что в первом случае они наносят уму двойной вред и их труднее искоренить; но зато они действуют не так сильно, как во втором случае, потому что не так заразительны.

113

Ограничить и увеличить. — Гомер ограничил и уменьшил свой сюжет в объёме, но вырастил и увеличил отдельные сцены — позднейшие трагики тоже поступают так всё снова и снова: каждый дробит сюжет на всё меньшие кусочки, чем его предшественники, но каждый добивается более обильного цветения внутри этих отмежёванных, отгороженных участков сада.

114

Литература и нравственность бросают свет друг на друга. — На примере греческой литературы можно показать, благодаря каким способностям развернулся греческий ум, как он пошёл различными путями и отчего обессилел. Всё это даёт картину того, что, в сущности, случилось и с греческой нравственностью и что случается с любой нравственностью: как сначала она была принуждением, и суровым принуждением, как потом мало-помалу смягчилась, как, наконец, возникло удовольствие от некоторых поступков, некоторых соглашений и форм поведения, а отсюда, в свой черёд, — тяга к их исключительному использованию, к единоличному обладанию ими: как этот путь заполняется и переполняется конкурентами, как наступает перенасыщение и отыскиваются новые объекты для борьбы и честолюбия, а в устаревшие вливаются новые силы, как всё представление повторяется, а зрители устают и смотреть на происходящее, потому что теперь, кажется, весь круг уже замкнулся, — а потом наступает затишье, передышка: ручьи теряются в песке. И это конец, по крайней мере какой-то конец.

115

Какие ландшафты долго дарят отрадой. — У этой местности есть важные черты, уподобляющие её картине, но я не могу отыскать для такой картины формулу, и в целом она остаётся для меня непостижимой. Я замечаю, что всем местностям, которые постоянно мне нравятся, при всём их разнообразии свойственна какая-то простая геометрически-линейная схематичность. Без такого математического субстрата никакая местность не сможет стать эстетической отрадой. И вполне возможно, что это правило в некотором метафорическом смысле применимо и к людям.

116

Чтение вслух. — Умение читать вслух предполагает умение исполнять вещь: везде нужно пользоваться бледными красками, но при этом определять точные соотношения градаций бледности с общей картиной, всегда удерживаемой в уме и дирижирующей, окрашенной в яркие и глубокие тона, а это значит — определять их в соответствии с исполнением этой же части. Вот этим-то последним и надо, стало быть, овладеть.

117

Драматическое чувство. — Если у человека нет четырёх более тонких чувств, необходимых в искусстве, то он старается подойти ко всему на основе самого грубого из них, пятого: это-то и есть драматическое чувство.

118

Гердер. — Гердер — всё что угодно, только не то, чем он хотел представляться другим (да и себе самому тоже): то есть отнюдь не великий мыслитель и новатор, не плодородная целина, полная нетронутых, первобытно-свежих сил. Зато он обладал в высшей степени острым чутьём, он замечал и пожинал первенцы всех времён года раньше всех остальных, предоставляя им думать, будто он-то их и вырастил: ум его лежал в засаде, подобно охотнику, между светлым и тёмным, старым и молодым и вообще повсюду, где были переходы, ослабления, потрясения — признаки внутреннего набухания и роста: брожение весны заставляло его носиться туда и сюда, но сам он весною не был! — Иногда, наверное, он это смутно чувствовал, но не хотел себе верить — он, честолюбивый жрец, которому так хотелось быть папой римским для всех умов своей эпохи! В том-то и была его печаль: казалось, он долго вёл жизнь претендента на множество царских титулов, даже титула монарха какой-то вселенской империи, имея приверженцев, которые в него верили, — среди них был и молодой Гёте. Но всюду, где в конце концов действительно раздавались короны, ему ничего не доставалось: Кант, Гёте и настоящие немецкие историки и филологи первого ранга отнимали у него то, что он чаял навсегда оставить за собой, — хотя часто в самой глубине души и не чаял. Как раз тогда, когда Гердер в себе сомневался, он отбрасывал свою сановность и свой энтузиазм: слишком часто они бывали у него одеяниями, которые много чего прикрывали, обманывали его же самого и были призваны утешать. У него и впрямь был и энтузиазм, и огонь, но честолюбие его было куда больше! Оно нетерпеливо раздувало этот огонь, и тот метался, трещал и чадил — мечется, трещит и чадит его стиль, — но ему-то хотелось великого пламени, а оно так и не разгорелось! Он не сидел за трапезой подлинных творцов: его честолюбие же не допускало, чтобы он скромно уселся среди тех, кто только вкушает творчество. Так что был он беспокойным гостем, который первым отведывал все умственные яства, за половину столетия собранные немцами из всех мировых империй и мировых эпох. Никогда не испытывая настоящей сытости и довольства, Гердер к тому же слишком часто болел; в такие моменты его ложе порою навещала зависть, захаживало в гости и лицемерие. В его натуре есть что-то болезненное и скованное: и больше, чем кому-либо из наших так называемых классиков, ему не хватает простой порядочной мужественности.

119

Запах слов. — Всякое слово пахнет по-своему: существует гармония и дисгармония запахов, а, значит, и слов.

120

Изысканный стиль. — Стиль найденный — это оскорбление для друзей изысканного стиля.

121

Зарок. — Я больше не стану читать ни одного автора, если будет заметно, что он хотел создать книгу: стану читать лишь тех, чьи мысли нежданно-негаданно сделались книгой.

122

Эстетическая конвенция. — Три четверти Гомера — это конвенция; примерно так же дело обстоит и у всех греческих художников, не имевших никаких оснований испытывать современную жажду оригинальности. Конвенциональность их ничуть не страшила, ведь благодаря ей они вступали в связь со своей публикой. Конвенции — это же художественные приёмы, завоёванные художниками для понимания слушателей, с трудом усвоенный общий язык, с помощью которого художник действительно может передать своё послание. К тому же если он, как было принято у греческих поэтов и музыкантов, стремится тотчас добиться победы каждым из своих произведений, поскольку привык публично бороться с одним или двумя другими соискателями, то первое условие такой победы — мгновенное понимание: а оно возможно лишь благодаря конвенции. А то, что художник сочиняет помимо конвенции, он раздаёт по своему почину, на свой страх и риск, в лучшем случае с тем результатом, что создаёт новую конвенцию. Оригинальному обыкновенно изумляются, подчас даже поклоняются, но редко понимают его; упорно избегать конвенций значит не желать, чтобы тебя понимали. Так на что же, стало быть, указывает нынешняя жажда оригинальности?

123

Аффектированная научность у художников. — Шиллер, подобно другим немецким художникам, думал, будто если у человека есть ум, то он может позволить себе импровизации пером по поводу всевозможных трудных предметов. Отсюда и его прозаические статьи — эти во всех отношениях образцы того, как не надо подходить к научным проблемам эстетики и морали, а заодно опасный соблазн для молодых читателей, которые, восхищаясь Шиллером как поэтом, никак не наберутся духа низко оценить Шиллера как мыслителя и писателя. — Искушение, которое овладевает художниками так легко и так понятно, — хотя бы разок пройтись по лугу, запретному как раз для них, сказав своё слово в науке — ведь самые дельные из них временами находят своё ремесло и свои мастерские невыносимыми, — это искушение заводит художников так далеко, чтобы показывать всем то, чего никому видеть не нужно, а именно, что в каморке их мышления теснота и беспорядок — а почему бы и нет? ведь они там не живут! —, что в закромах их познаний, с одной стороны, пустота, а с другой, они забиты всяким хламом — а почему бы и нет? ведь это, в сущности, ничуть не вредит художнику-ребёнку —, но в особенности, что их суставы слишком непривычны и неуклюжи даже для простейших приёмов научного метода исследования, которыми отлично владеют и новички, — но и этого им, ей-богу, стыдиться нечего! — Зато они частенько прикладывают немало искусных стараний в подражании всем ошибкам, дурным манерам и скверным учёным привычкам, встречающимся в научном цеху, думая, что как раз это-то и требуется если не для дела, так хоть для видимости дела. В подобных трактатах художников то-то и увеселительно, что художники, сами того не желая, всё равно делают именно своё профессиональное дело: они пародируют натуры научные, нехудожественные. И если художник хочет быть только художником, то у него и не должно быть никакого другого отношения к науке, кроме пародийного.

124

Идея «Фауста». — Маленькую швею соблазняют и делают несчастной; злодей же — большой учёный всех четырёх факультетов. Могло ли тут дело быть чистым? Разумеется, нет! Без поддержки чёрта во плоти большому учёному с таким было не совладать. — Так вот это и есть величайшая немецкая «трагическая идея», как можно слышать в разговорах немцев? — Но в глазах Гёте и эта идея была всё же слишком страшной; его мягкая душа не могла обойтись без того, чтобы не поместить поблизости от святых после её недобровольной смерти «эту неповинную, в жизни только раз единый согрешившую по незнанью»{149}; мало того, посредством шутки, сыгранной с чёртом в решающий момент, он как раз в нужное время приводит на небеса даже большого учёного, «чистую душу в её исканье смутном»{150}: и там-то, на небесах, любящие встречаются вновь. — Гёте однажды сказал, что для настоящей трагедии его натура была слишком обходительной.{151}

125

Существуют ли «немецкие классики»? — Сент-Бёв однажды заметил, что слово «классики» совсем не подходит к характеру некоторых национальных литератур: кому-де пришло бы в голову говорить, к примеру, о «немецких классиках»!{152} — Что скажут на это наши немецкие книготорговцы, собирающиеся к пятидесяти немецким классикам, в которых мы уже должны верить, добавить ещё пятьдесят других? Так и кажется, что требуется лишь лет этак тридцать побыть мёртвым и полежать на публике в виде дозволенного трофея, чтобы нежданно услышать трубный звук восстания из мёртвых, вдруг сделавшись классиком! И это в такую эпоху и среди такого народа, что даже из шестерых великих родоначальников литературы пятеро недвусмысленно устаревают или устарели — а эпоха и народ именно этого не стыдятся! Ведь те шестеро отступили перед лицом силачей этой эпохи — только поразмыслим над этим, полностью соблюдая справедливость! — Гёте, как я дал понять, из их числа исключается: он принадлежит к виду литератур, более высокому, нежели «национальные»; поэтому он и со своей нацией никак не соотносится ни в смысле жизни, ни в смысле новизны, ни в смысле устарелости. Он жил лишь для немногих — живёт для немногих и сейчас: для большинства же он — не более чем фанфара тщеславия, звуки которой время от времени разносятся и за пределы Германии. Гёте, не просто хороший и великий человек, но целая культура, Гёте в истории немцев — инцидент без последствий: да разве смог бы кто-нибудь, скажем, в немецкой политической жизни последних семидесяти лет навести на след Гёте! (А вот след Шиллера и даже край следа Лессинга в ней уж точно были.) Но что же с теми, другими пятью? Клопшток весьма достопочтенным образом устарел ещё при жизни, да так основательно, что глубокомысленную книгу его поздних лет, «Республику учёных»{153}, вплоть до наших дней так никто всерьёз и не воспринимал. Гердер имел несчастье всегда писать книги либо новые, либо устаревшие; для умов более утончённых и сильных (например, для Лихтенберга), скажем, даже главное творение Гердера, «Идеи к истории человечества»{154}, устарело, только что выйдя в свет. Виланд, который более чем достаточно жил сам и жить давал другим, будучи человеком разумным, собственной смертью опередил утрату своего влияния. Лессинг, возможно, жив и до сих пор — но только среди молодых и всё более молодых учёных! А Шиллер в наши дни из рук юношей уже перешёл в руки мальчиков, всех немецких мальчиков! Ведь если книга постоянно спускается по лестнице возрастов жизни к её началу, то это значит, что она тоже на некоторый лад устаревает. — А что потеснило эту пятёрку, почему люди хорошо образованные и работящие их уже не читают? Лучший вкус, лучшие знания, большее внимание ко всему правдивому и реальному; иными словами, сплошь добродетели, опять же впервые насаженные в Германии именно этой пятёркой (а также десятью или двадцатью другими, менее именитыми умами); эти добродетели, превратившись нынче в высокий лес, наряду с тенью почтения бросают на их могилы что-то вроде тени забвения. — Но классики — не насадители интеллектуальных и литературных добродетелей, а их завершители и высочайшие освещённые вершины, продолжающие стоять над народами, даже когда те гибнут: ведь они легче, свободней, чище народов. Возможно, человечество когда-нибудь окажется в высоком состоянии — Европа нынешних наций погрузится в полное забвение, но Европа будет ещё жива в тридцати очень древних, никогда не устаревающих книгах: в классиках.

126

Интересно, но не прекрасно. — Эта местность скрывает свой смысл, но есть в ней такой, который хочется разгадать: там, куда я смотрю, я читаю слова и намёки на слова, но не знаю, где начинается фраза, способная дать разгадку всех этих кивков, и превращаюсь в вертишейку в смысле поисков того, где начинать чтение — здесь или там.

127

Против языковых новаторов. — Новаторствовать или архаизировать в языке, предпочитать редкостное и экзотическое, стремиться к обогащению словарного запаса, а не к его ограничению, — это всегда бывает признаком незрелого или испорченного вкуса. Греческих художников речи отличает благородная скудность, но мастерская свобода в рамках небогатых запасов: они хотели владеть меньшим, чем народ — ведь его язык битком набит и старым и новым, — но зато владеть этим меньшим лучше. Без труда можно подсчитать их немногочисленные архаизмы и заимствования, но нет конца изумлению, если умеешь оценить лёгкость и изящество их обращения с обыденными и, казалось бы, давно затёртыми словами и оборотами.

128

Авторы печальные и авторы серьёзные. — Тот, кто переносит на бумагу свои страдания,{155} становится печальным автором; но тот, кто говорит нам о том, что́ перестрадал и почему сейчас отдыхает от страданий в радости, — это автор серьёзный.

129

Здоровье вкуса. — Почему состояния здоровья не так заразительны, как болезненные, — и вообще, и в особенности в сфере вкуса? Или, может быть, существуют эпидемии здоровья? —

130

Решение. — Больше не читать ни одной книги, которая одновременно появилась на свет и была крещена (чернилами).

131

Правка мыслей. — Править стиль — значит править мысли, и ничего больше! — Кто не согласится с этим немедля, того никогда уже в этом не убедить.

132

Классические книги. — Наиболее слабая сторона любой классической книги — это то, что она уж чересчур написана на родном языке её автора.

133

Плохие книги. — Книга должна требовать пера, чернил и письменного стола: но обычно перо, чернила и письменный стол требуют книги. Потому-то сейчас с книгами так плохо.

134

Присутствие чутья. — Публика, размышляя над картиной, становится от этого поэтом, а размышляя над стихотворением, — исследователем. В тот миг, когда художник апеллирует к ней, ему всегда не хватает верного чутья, то есть не присутствия духа, а присутствия чутья.

135

Изысканные мысли. — Изысканный стиль значительной эпохи изыскивает не только слова, но и мысли, причём то и другое — из ходового и господствующего: мысли рискованные и пахнущие слишком свежо претят зрелому вкусу не меньше, чем новые, неслыханно смелые образы и выражения. Позже то и другое — изысканные мысли и изысканный слог — с лёгкостью приобретают запах посредственности, ведь изысканный аромат быстро улетучивается, и в них остаётся лишь привкус ходового и будничного.

136

Главная причина порчи стиля. — Желание показать, что чувствуешь вещь сильнее, чем делаешь это в действительности, портит стиль — и в языке, и во всех искусствах. Всякое великое искусство питает, скорее, обратную склонность: оно, подобно всякому нравственно значительному человеку, любит задерживать чувство на его пути, не давая ему сразу добежать до конца. Лучше всего этот стыд наполовину скрытого чувства можно наблюдать у Софокла; это словно просветляет черты чувства, когда оно представляет себя более трезвым, чем есть.

137

В извинение тяжеловесных стилистов. — Легко сказанное редко проникает в уши с той же весомостью, какой предмет действительно обладает — но всё дело тут в плохо вышколенных ушах, которым следует перейти из заведения, где учат тому, что до сих пор звалось музыкой, в школу высшего композиторского искусства, то есть речи.

138

С высоты птичьего полёта. — Здесь с разных сторон в пропасть низвергаются горные потоки: их падение так бурно, с такою силой оно приковывает к себе глаз, что голые и заросшие лесом горные склоны кругом, кажется, не снижаются, а сбегают вниз. Зрелище заставляет напрягаться в страхе, словно за всем этим скрыто что-то враждебное, от которого всё должно бежать, а единственную защиту предоставляет нам бездна. Эту местность нельзя написать красками на холсте, разве что художник будет парить над нею в воздухе, как птица. Уж здесь-то так называемая птичья перспектива — не художественный произвол, а единственная возможность.

139

Рискованные сравнения. — Если рискованные сравнения — не доказательства озорства писателя, тогда они — доказательства его исчерпанной фантазии. Но в обоих случаях они — доказательства его плохого вкуса.

140

Танец в цепях. — Говоря о любом греческом художнике, поэте и прозаике, следует задаться вопросом: каковы новые ограничения, которые он налагает на себя, увлекая ими своих современников (так что находятся и подражатели)? Ведь то, что называют находкой (к примеру, в области метрики), — это всегда такие вот наложенные на себя оковы. «Танцевать в цепях»{156}, усложняя себе задачу, и создавать на этой почве иллюзию лёгкости — вот фокус, который они хотят нам показать. Уже у Гомера можно увидеть множество традиционных формул и законов эпического повествования, в рамках которых ему приходилось танцевать: но и сам он создал для потомков новые конвенции. То была воспитательная школа греческих поэтов: сначала принять на себя от прежних поэтов многообразные ограничения, а потом изобрести ещё какое-нибудь новое ограничение, наложить его на себя и грациозно преодолеть: так, чтобы все заметили и ограничение, и победу, и восхитились ими.

141

Писательская полнота. — Последнее, что обретают хорошие писатели, — это полнота; тому, кто с неё начинает, никогда не стать хорошим писателем. Самые резвые скаковые лошади худы, пока не получают право отдохнуть от своих побед.

142

Пыхтящие герои. — Поэты и художники, страдающие узкогрудостью чувства, как правило, заставляют своих героев пыхтеть от натуги: в лёгком дыхании они ничего не смыслят.

143

Полуслепые. — Полуслепые читатели — заклятые враги всех авторов, которые не знают никаких границ. Последним следовало бы понимать ту ярость, с какой такие читатели закрывают книгу, убедившись в том, что её автору понадобилось пятьдесят страниц для изложения пяти мыслей: ярость из-за того, что им пришлось подвергнуть остаток своего слабого зрения опасности, взамен почти ничего не получив. — Один полуслепой читатель сказал: «Все авторы не знают никаких границ». — «Что, даже Святой Дух?» — «Даже Святой Дух. Но он мог себе это позволить — ведь и писал-то он для совсем слепых.»

144

Стиль бессмертия. — Фукидид, равно как и Тацит, — оба они, задумывая свои творения, рассчитывали на их неумирающую жизнь: об этом, даже не зная точно, можно догадаться уже по их стилю. Первый хотел придать своим мыслям долговечность, засаливая их, второй — вываривая; и оба, сдаётся, в этом не просчитались.

145

Против образов и уподоблений. — Образами и уподоблениями можно убедить, но не доказать. Поэтому люди науки и питают такую неприязнь к образам и уподоблениям; в науке избегают как раз всего убедительного, заставляющего поверить, и посредством хотя бы уже только стиля и голых стен вызывают, напротив, самый холодный скепсис: ведь скепсис — это пробный камень для золота достоверности.

146

Осторожность. — Кому не хватает основательных познаний, тому в Германии лучше поостеречься писать. Ведь нормальные немцы не скажут: «Он невежда», они скажут: «У него сомнительный характер». — Это опрометчивое заключение, кстати, делает немцам честь.

147

Размалёванный костяк. — Размалёванный костяк: это те писатели, которые неестественными красками стремятся возместить нехватку у себя плоти.

148

Монументальный стиль и возвышенное. — Писатели скорее усваивают манеру писать в монументальном стиле, нежели в стиле лёгком и простом. Причины этого явления затеряны в области нравственности.

149

Себастьян Бах. — Если мы слушаем музыку Баха, не будучи совершенными и умудрёнными знатоками контрапункта и всех видов фугированного стиля, а потому вынуждены обходиться без подлинного артистического наслаждения, то нам как слушателям его музыки будет казаться (выражаясь на торжественный лад вместе с Гёте), будто мы присутствовали при сотворении мира Богом. Иными словами: мы чувствуем, что здесь появляется, но ещё не появилось что-то великое: это наша великая современная музыка. Она уже преодолела мир, преодолев церковь, нации и контрапункт. В Бахе ещё слишком много сырой христианскости, сырого немечества, сырой схоластики; он стоит на пороге европейской (современной) музыки, но оглядывается оттуда на средневековье.

150

Гендель. — Гендель, в тематическом сочинении своей музыки отважный, новаторский, правдивый, мощный, родственный и близкий тому героическому, на что способен народ, — в разработке часто бывал скован и холоден, даже уставал от самого себя; тогда он применял некоторые опробованные методы проведения темы, писал быстро и много и вздыхал с облегчением, закончив, — но это не была радость того рода, какую испытывали Бог и другие творцы вечером, после рабочего дня.

151

Гайдн. — Насколько гениальность может вселяться в исключительно хорошего человека, она была присуща Гайдну. Он вплотную подходит к границе, отделяющей нравственность от интеллекта; он пишет только ту музыку, у которой «нет прошлого».

152

Бетховен и Моцарт. — Музыка Бетховена часто кажется глубоко взволнованным переживанием человека, вновь слушающего «невинность в звуках»{157}, будто бы уже давным-давно утраченную; это музыка, рассказывающая о музыке. В песнях нищих и детей на улицах, в монотонных напевах странствующих итальянцев, в танцевальных ритмах деревенских кабачков или карнавальных ночей — вот откуда он черпал свои «мелодии»: он приносит их отовсюду, подобно пчеле, подслушивая там и сям то один звук, то короткий мотив. Для него это — преображённые воспоминания о «лучшем мире»: так и Платон представлял себе свои «идеи». — Моцарт стоит к своим мелодиям в совсем другом отношении: он черпает вдохновение не в звуках музыки, а в наблюдении за жизнью, оживлённейшей южной жизнью — он грезил об Италии всегда, когда там не был.

153

Речитатив. — Прежде речитатив был сухим; сейчас мы живём в эпоху влажного речитатива{158}: он свалился в воду, и волны влекут его по своей воле.

154

«Веселящая» музыка. — Если человек долго не слышал музыки, то потом она неимоверно быстро всасывается в кровь, подобно крепкому южному вину, сообщая душе наркотический дурман, полусон, желание заснуть; и в особенности таково действие как раз веселящей музыки, дающей зараз горечь и раны, пресыщение и ностальгию и заставляющей пить всё это снова и снова, как приправленный сахаром ядовитый напиток. При этом зал весело шумящей радости, кажется, съёживается, люстры расплываются в море света, а пламя их свечей темнеет: наконец, чувствуешь, что звуки словно летят в темницу, где какой-то бедолага никак не может заснуть от ностальгии.

155

Франц Шуберт. — Франц Шуберт, художник менее значительный, чем другие великие композиторы, всё же унаследовал от всех них величайшее музыкальное богатство. Он разбрасывал его полными пригоршнями и от доброго сердца, так что музыканты будут питаться его мыслями и находками ещё несколько столетий. Для нас его творения — сокровищница неисчерпаемых находок; другие изведают её величину, черпая из неё. — Если Бетховена можно назвать идеальным слушателем народного музыканта, то Шуберт сам имеет право зваться идеальным народным музыкантом.

156

Новейшая манера музыкального исполнения. — Великая трагико-драматическая манера музыкального исполнения отмечена своеобразием благодаря подражанию жестам великого грешника, каким его предпочитает представлять себе христианство: медлительно шагающего, мучительно размышляющего, мечущегося от угрызений совести, в ужасе убегающего, лихорадочно хватающего, в отчаянии застывающего — и какие там есть ещё признаки, присущие великим грешникам. Можно оправдать применение этого исполнительского стиля ко всей музыке, лишь исходя из христианской предпосылки, гласящей, что все люди — великие грешники и ничем иным не занимаются, кроме греха: тогда музыка была бы отражением всей человеческой деятельности и как таковая должна была бы беспрестанно говорить на языке жестов великого грешника. Слушатель, если он проникнут христианством недостаточно, чтобы понять эту логику, после такого исполнения мог бы, пожалуй, испуганно вскричать: «Ради всего святого, каким это образом грех проник в музыку!»

157

Феликс Мендельсон. — Музыка Феликса Мендельсона — это музыка хорошего вкуса во всём хорошем, что было: она всегда указывает на то, что позади. Разве у неё может быть много чего впереди, какое-то большое будущее! — Но хотел ли он, чтобы оно было? Он обладал одной добродетелью, которая редко встречается у художников — добродетелью благодарности без задних мыслей: эта добродетель тоже всегда указывает на то, что позади.

158

Тоже мать искусств. — В нашу скептическую эпоху для настоящей покорности нужен чуть ли не зверский героизм честолюбия; фанатичного опускания глаз и преклонения колен уже не хватает. И вполне возможно, что это честолюбивое желание быть последним на все времена в покорности породит некую последнюю католическую церковную музыку, как оно уже породило последний церковный зодческий стиль (его называют иезуитским).

159

Свобода в цепях — царская свобода. — Последний из композиторов нового времени, который созерцал красоту и поклонялся ей, подобно Леопарди, — поляк Шопен, Неподражаемый — ни один композитор до и после него не имеет права на этот титул, — Шопен обладал тем самым царским благородством конвенции, какое Рафаэль обнаруживает в обращении с традиционными простейшими красками, — но в отношении не красок, а традиционных мелодических и ритмических приёмов. Он воспринимает их как порождения церемониала, но играет и пляшет в этих оковах как самый свободный и грациозный ум — и притом нимало над ними не издеваясь.

160

«Баркарола» Шопена. — Почти во всех душевных состояниях и образах жизни есть свой момент блаженства. Хорошие художники умеют его вылавливать. Такие моменты есть даже в жизни приморских местечек, жизни такой скучной, грязной, нездоровой, проходящей поблизости от самой шумной и алчной черни; — эти-то моменты блаженства Шопен воплотил в звуках своей «Баркаролы» так, что мог бы даже богам внушить желание полежать в лодке долгими летними вечерами.

161

Роберт Шуман. — Тип «юноши», о котором грезили писавшие стихи для песен романтики Германии и Франции в первой трети нынешнего столетия, — этот тип целиком выражен вокально-инструментальными средствами, и сделал это Роберт Шуман, вечный юноша, покуда он чувствовал себя в полном обладании своими силами: но бывают моменты, когда его музыка напоминает о вечной «старой деве».

162

Певцы драматического жанра. — «Зачем этот нищий поёт?» — «Вероятно, он не умеет стенать.» — «Тогда он правильно делает: ну а наши драматические певцы, которые стенают, потому что не умеют петь, — они тоже правильно делают?»

163

Драматическая музыка.{159} — Для человека, который не видит, что происходит на сцене, драматическая музыка — это абсурд; точно так же был бы абсурдом непрекращающийся комментарий к утерянному тексту. Она совершенно недвусмысленно требует, чтобы наши уши были на том же месте, где и наши глаза; но это явное насилие над Евтерпой: несчастной музе хотелось бы, чтобы её уши и глаза оставили бы там же, где они и у всех других муз.

164

Победа и разум. — К сожалению, и в эстетических войнах, которые художники развязывают своими произведениями и их апологиями, дело в конечном счёте решает сила, а не разум. Нынче все воспринимают как исторический факт, что Глюк был прав в споре с Пиччини: ведь во всяком случае он победил; сила стояла на его стороне.

165

О принципе музыкального исполнения. — Неужели нынешние художники музыкального исполнения и впрямь думают, будто высочайшая заповедь их искусства — придавать каждой пьесе как можно большую выпуклость и любою ценой заставить её говорить на языке драмы? Если применить такой принцип, скажем, к Моцарту, то разве это не настоящий грех против духа, ясного, солнечного, нежного, легкомысленного духа Моцарта, серьёзность которого была добродушной, а не страшной, образы которого не выскакивали из стен, чтобы повергнуть зрителя в ужас и бегство? Или вам кажется, что моцартовская музыка — это всегда «музыка Каменного гостя»? Да и не только моцартовская, а всякая музыка? — Но вы возражаете, что в пользу вашего принципа говорит более сильное воздействие — и вы были бы правы, если бы только не оставался встречный вопрос, на кого же оказано это воздействие и на кого вообще имеет право желать воздействовать художник аристократического толка! Только не на народ! Только не на людей, не созревших для искусства! Только не на людей сентиментальных! Только не на людей болезненных! Но прежде всего: только не на людей отупевших!

166

Музыка наших дней. — Эта современная музыка с её сильными лёгкими и слабыми нервами всегда пугает в первую очередь самое себя.

167

Где музыка чувствует себя как дома. — Музыка добивается наибольшей власти лишь среди людей, которые не умеют или не имеют права спорить. Поэтому её покровители первого ранга — монархи, которые хотят, чтобы поблизости от них не занимались слишком много критикой и даже чтобы не слишком много думали. Во вторую очередь это различные общества, которым под каким-нибудь давлением (монарха или религии) приходится привыкать к молчанию, но искать тем более сильные палочки-выручалочки против скуки чувства (обыкновенно это «вечная влюблённость» и «вечная музыка»); в третью — целые народы, в которых нет никакого «общества», но тем больше отдельных личностей с тягой к одиночеству, к сумеречным мыслям и к почитанию всего невыразимого: это и есть подлинные музыкальные души. — Поэтому греки, будучи любителями поговорить и поспорить, выносили музыку только как гарнир к искусствам, о которых можно по-настоящему поговорить и поспорить, в то время как о музыке невозможно мыслить чётко. — Пифагорейцы, во многом исключения среди греков, как известно, были и великими музыкантами: это они изобрели пятилетнее молчание, а не диалектику.

168

Сентиментальность в музыке. — Человек, до глубины души растроганный серьёзной и богатой музыкой, порой, может быть, подпадает под власть и очарование её антипода, почти целиком в нём растворяясь; я имею в виду: под власть тех простейших мелизмов итальянских опер, которые, несмотря на всё их ритмическое однообразие и гармонический примитивизм, так и кажется, порой поют для нас, как душа самой музыки. Согласитесь ли вы, фарисеи хорошего вкуса, или нет, но это так, а моё дело теперь — посоветовать вам разгадать загадку того, почему это так, и немного постараться над этим самому. — Ещё в детстве мы впервые попробовали мёд множества вещей, и мёд этот никогда не был так сладок, как в то время, он манил нас к жизни, к самой долгой жизни, принимая вид первой весны, первых цветов, первых бабочек, первой дружбы. Тогда — это было, наверное, на девятом году нашей жизни — мы впервые услышали музыку, и это была та музыка, которую мы впервые поняли, то есть простейшая и детская, не слишком далёкая от развития тем колыбельных или песен уличных музыкантов. (Нужно всё-таки сначала получить подготовку и выучку для восприятия даже самых примитивных «откровений» искусства: ведь никакого «непосредственного» воздействия искусства не бывает, какие бы красивые сказки ни рассказывали об этом философы.) К тем первым музыкальным восторгам, самым сильным в нашей жизни, и обращается наше чувство, когда мы слышим итальянские мелизмы: блаженство детства и утрата детства, ощущение невосполнимости как ценнейшего нашего достояния — всё это трогает тогда струны нашей души так сильно, как их не тронуть самому богатому и серьёзному искусству. — Такая смесь эстетической радости с нравственной печалью, которую обыкновенно называют теперь просто «сентиментальностью», несколько, как мне кажется, слишком помпезно — смесь, характерная для настроения Фауста в конце первой сцены, — эта «сентиментальность» слушателя играет на руку итальянской музыке, которую иначе предпочли бы игнорировать бывалые гастрономы искусства, чистые «эстеты». — Кстати, почти всякая музыка оказывает волшебное воздействие, лишь когда мы слышим в ней звуки речи нашего собственного прошлого: в этом смысле профанам кажется, будто вся старая музыка становится всё лучше, а только что написанная — малозначительна: ведь она ещё не пробуждает чувства «сентиментальности», каковое, как уже говорилось, есть важнейший элемент счастья в музыке для каждого, кто не в состоянии наслаждаться этим искусством исключительно как художник.

169

Скажем это как друзья музыки. — В конце концов, мы храним и будем хранить верность музыке, как храним её лунному свету. Ведь оба они не метят на место солнца — они только хотят освещать наши ночи так хорошо, как могут. Но разве, несмотря на это, мы не имеем права шутить и смеяться над ними? Ну хоть немножечко? Хоть иногда? Смеяться над человеком на луне! Над женщиной в музыке!

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Искусство в век труда. — В нас живёт совесть трудолюбивого века: и это не позволяет нам посвящать искусству лучшие часы перед полуднем, каким бы великим и почтенным ни было само это искусство. Мы считаем его делом досуга, отдыха: поэтому уделяем ему остатки нашего времени, наших сил. — Таков общий для всех факт, изменивший отношение искусства к жизни: предъявляя свои великие требования к времени и силам любителей искусства, оно обратило против себя совесть людей трудолюбивых и старательных и теперь вынуждено довольствоваться бессовестными и ленивыми, которым, однако, по самой их природе, нет дела до большого искусства, и его требования они воспринимают как незаконные. Поэтому, вероятно, оно обречено, ведь ему перекрыт воздух для дыхания; другая возможность такова — большое искусство пытается приютиться в своего рода огрублении и маскировке, прижиться в том другом воздухе (или хотя бы не умирать в нём), который, собственно, является естественной стихией только для мелкого искусства, для искусства, рассчитанного на отдых, на восхитительное увеселение. В наши дни это происходит повсюду; даже художники большого искусства сулят отдых и увеселение, даже они обращаются к усталым, даже они выпрашивают у них вечерние часы их рабочего дня — совсем как художники развлекающего искусства, довольствующиеся победами, одержанными над каменной серьёзностью лиц, над померкшими взглядами. А к каким же уловкам прибегают их более великие сотоварищи? В их жестяных кружках — самые мощные стимуляторы, способные вызвать дрожь даже у умирающих; они запаслись оглушающими, опьяняющими, потрясающими, исторгающими рыдания средствами: с их помощью они одолевают усталых, повергая их в состояние лихорадочно возбуждённой бледности бессонных ночей, заставляя их проявлять внешние признаки восторга и ужаса. Можно ли сердиться на большое искусство наших дней, живущее в опере, трагедии и музыке, из-за того, что эти средства опасны, а их применение — коварный грех? Конечно, нет: ведь оно и само явно предпочло бы жить в чистой стихии утренней тишины, обращаясь к ожидающим, свежим, полным сил утренним душам зрителей и слушателей. Так будем же благодарны ему за то, что оно предпочитает жить так, а не бежать прочь; но согласимся и с тем, что наше большое искусство будет непригодно для века, который снова введёт в жизнь привольные дни, полные праздника и радости.

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Служащие от науки и другие. — Учёных по-настоящему дельных и успешных можно назвать в целом «служащими» в ней. Если в молодости такой учёный развил в себе достаточно сообразительности, достаточно многое усвоил, когда добился надёжной работы своих рук и глаз, то старшие учёные ставят его на такое место в науке, где его качества могут принести пользу; позже, когда учёный сам начинает замечать в своей науке пробелы и провалы, он самостоятельно занимает место, где в нём есть нужда. Все такие натуры занимаются наукой ради неё самой: но есть и натуры более редкие, редко реализующие себя, но полностью зрелые, «ради которых существует наука» — по крайней мере, так кажется им самим: это люди часто неприятные, часто с большим самомнением, часто строптивые, но почти всегда в той или другой степени обаятельные. Это не служащие, но и не те, кто определяют на службу, они пользуются тем, что первыми разработано и точно установлено, с какою-то царской небрежностью, редко и мало хваля их, словно те относятся к какому-то низшему виду существ. И всё-таки они наделены только теми же качествами, которые присущи тем, другим, да и эти качества иногда бывают развиты у них недостаточно: к тому же им свойственна ограниченность, какой лишены те, почему их невозможно поставить на ту или иную должность и разглядеть в них полезные инструменты, — они могут жить только в своём собственном воздухе, на своей собственной почве. Благодаря этой ограниченности они отбирают для себя как «относящееся к ним» всё, что есть в их науке, иными словами всё, что они могут забрать к себе, в свой воздух и своё жилище; они думают, что только собирают свою рассеянную «собственность». Если им не дают свить собственное гнездо, они гибнут, как птицы, оставшиеся без крова; неволя для них что чахотка. Если они и возделывают отдельные местности науки на манер тех, других, то только такие, на которых урождаются как раз нужные им плоды и семена; какое им дело до того, что в науке как целом останутся невозделанные или плохо ухоженные местности? Они совершенно лишены чувства безличной причастности к той или иной проблеме познания: если сами они — в высшей степени личности, то и все их понятия и познания сливаются в одну личность, в единое живое многообразие, отдельные части которого зависят друг от друга, проникают друг в друга, вместе получают питание, и у этого целого есть собственная атмосфера, собственный запах. — Такие натуры, производя эти свои личностные продукты познания, вызывают иллюзию того, что отдельная наука (а не то и вся философия) завершена или достигла своего предела; это волшебство творит жизнь в их облике: в одни эпохи оно бывало роковым для науки и сбивало с толку вышеописанных, по-настоящему дельных работников ума, в другие же, когда царили засуха и истощение, оно действовало как освежающий напиток и словно бы дыхание прохладного, отрадного оазиса. — Подобных людей обыкновенно называют философами.

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Признание таланта. — Когда я проходил через деревню З., какой-то мальчишка принялся изо всех своих сил щёлкать бичом — видно, он уже далеко продвинулся в этом искусстве и знал об этом. Я бросил ему взгляд признания — но на самом деле мне было очень больно. — Так мы поступаем, признавая множество талантов. Мы делаем им добро, когда они делают нам больно.

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Смех и улыбка. — Чем больше ум человека полон радости и уверенности в себе, тем больше он отучается от громкого смеха; зато на его устах неизменно витает умная улыбка, знак его удивлённого приятия бесчисленных потайных радостей своей добротной жизни.

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Поддержка для больных. — Если, испытывая душевное горе, человек рвёт на себе волосы, бьёт себя по лбу, расцарапывает щёки или, подобно Эдипу, выкалывает себе глаза, то при сильных телесных страданиях он иногда призывает себе на помощь сильное чувство горечи, вспоминая о тех, кто его оклеветал и поверил клевете, с безнадёжностью думая о своём будущем, посылая в уме молнии и нанося удары кинжалом отсутствующим. И подчас это срабатывает: ведь тут одного дьявола изгоняют с помощью другого — но это же значит, что другой дьявол есть в человеке. — Поэтому больным лучше обращаться к другому утешению, при котором их страдания, возможно, смягчатся: размышлять о благодеяниях и любезностях, которые они могут оказать друзьям и врагам.

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Посредственность как маска. — Посредственность — самая удачная маска, какую может надеть на себя ум выдающийся, — ведь она не вызывает мыслей о маскировке у огромного множества людей, то есть у посредственности: но надевают-то её как раз ради посредственности, чтобы не раздражать её, а нередко даже из сострадания и милосердия.

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Терпеливые. — Пиния, кажется, прислушивается, ель — ожидает; но ни та, ни другая не проявляют нетерпеливости: они не думают о маленьком человеке внизу, пожираемом нетерпением и любопытством.

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Самые весёлые шутки. — Самая желанная шутка для меня — та, что приходит на смену тяжёлой, полной сомнений мысли, и подобна жесту пальца и подмигиванью.

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Непременный атрибут почтения. — Всюду, где почитают прошлое, должно запрещать вход чистым и чистящимся. Пиетет не будет полным без толики пыли, грязи и нечистот.

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Великая опасность, грозящая учёным. — Как раз самые дельные и основательные из учёных находятся в опасности увидеть, как всё менее значительной становится цель их жизни, и, предчувствуя это, делаться всё более угрюмыми и несносными. Сначала они вплывают в свою науку с обширными надеждами, определяя себе задачи посмелее, конечные цели которых порой уже предвосхищают своей фантазией: потом наступают моменты, какие бывают в жизни великих мореплавателей-первопроходцев, — знание, предчувствие и сила подымают друг друга всё выше, пока вдали вдруг не замаячит новый берег. Но тогда человек требовательный от года к году всё глубже понимает, насколько важно как можно сильнее ограничивать отдельные задачи исследования, чтобы появилась возможность разрешить их без остатка, избежав того немыслимого расточения сил, от которого страдали ранние периоды науки: тогда все работы повторялись десять раз, а последнее и самое верное слово всегда принадлежало только одиннадцатому. Но чем больше учёный узнаёт и практикует это разрешение загадки без остатка, тем сильнее и его наслаждение от этого: однако вместе с тем растёт и строгость его требований к тому, что названо здесь «разрешением без остатка». Он отметает в сторону всё то, что в этом смысле не может обрести завершённый вид, у него появляется какое-то отвращение и какое-то чутьё ко всему, что можно решить только наполовину, — ко всему, что способно дать какую-то достоверность лишь в общем и очень неопределённо. Его юношеские планы рушатся у него на глазах: из них осталось лишь несколько узлов и узелочков, развязывание которых сейчас доставляет удовольствие мастеру, даёт ему проявить свою силу. И вот, в разгар этих столь полезных, столь неустанных трудов, на него, состарившегося, внезапно, а потом всё чаще и всё вновь наваливается глубокое недовольство, своего рода терзания совести: он глядит на себя как на заколдованного, как будто он уменьшен, унижен, превращён в искусного карлика, и его мучает мысль, не является ли это мастерское хозяйничанье в мелочах проявлением тяги к покою, попыткой увильнуть от призыва к величию в жизни и творчестве. Но он уже не может вырваться из этого заколдованного круга — его время ушло.

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Учителя в век книг. — Самообразование и самостоятельное совместное обучение всё больше входят в нашу жизнь — поэтому учителя в их теперешнем обычном виде становятся чуть ли не излишними. Пытливые мыслью друзья, стремящиеся овладеть знанием совместно, в наш книжный век находят к нему более короткий и естественный путь, чем «школа» и «учитель».

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Великая польза тщеславия. — Сильные одиночки первобытной эпохи не только на природу, но и на общество и на более слабых одиночек смотрят как на объект хищнической эксплуатации: они выжимают их досуха и идут себе дальше. В условиях ненадёжности, то голодая, то не зная, куда деть излишки, они убивают больше животных, чем могут съесть, грабят и истязают людей больше, чем необходимо. Проявления их власти — это в то же самое время и проявления мести за мучительное, полное страха состояние; кроме того, они хотят казаться более могущественными, чем есть, и потому используют обстоятельства, чтобы творить зло: внушая больше страха, они получают больше власти. Они быстро усваивают: им помогает быть на коне или валит их на землю не то, что они есть, а то, чем кажутся. Отсюда и происходит тщеславие. Люди могущественные всеми способами стремятся укрепить веру в своё могущество. — А угнетённые, дрожащие перед могущественными и служащие им, в свой черёд знают, что ценны в глазах тех ровно настолько, насколько кажутся им ценными: потому-то они и стремятся к такой внешней ценности, а не к собственному одобрению самих себя. Тщеславие известно нам лишь в его самых ослабленных формах, в утончённом виде и малых дозах, поскольку мы живём в развитых и сильно смягчённых общественных условиях: но изначально оно приносило величайшую пользу и было мощнейшим средством самосохранения. Причём тщеславие будет тем большим, чем умнее его носитель, — ведь укрепления веры в своё могущество ему добиться легче, чем укрепления самого могущества: но это относится лишь к тем, у кого хватает на это духу, или, как, наверное, считали в первобытную эпоху, — к людям хитрым и коварным.

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Погодные признаки культуры. — На свете так мало несомненных погодных признаков культуры, что надо радоваться, если в руки тебе попадёт хотя бы один верный признак для дома и сада. Чтобы проверить, принадлежит ли кто-нибудь к нам — я имею в виду к свободным умам, — надо испытать его отношение к христианству. Если он относится к нему иначе, чем критически, то мы обращаем к нему тыл: он приносит с собой несвежий воздух и плохую погоду. — Теперь уже не наша задача учить таких людей, что такое сирокко; у них есть свои Моисеи и предсказатели погоды и просвещения: если они не желают их слушать, то —

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Хватит сердиться и наказывать. — Мы получили гнев и кару в подарок от своей животной природы. Человек созреет, лишь когда вернёт животным этот колыбельный дар. — Здесь таится одна из величайших мыслей, на которые только способны люди, — мысль о прогрессе всех прогрессов. — Мысленно пройдёмте вместе вперёд, на несколько тысячелетий, друзья! Людей ждёт впереди ещё очень много радости, о которой мы, нынешние, не имеем ни малейшего представления! Причём мы вправе уже сейчас сулить себе эту радость, даже предсказывать её как нечто неизбежное и поклясться в том, что это сбудется, — правда, лишь в том случае, если развитие человеческого разума не остановится! На совершение логического греха, скрытого в гневе и каре, будь то индивидуальных или общественных, когда-нибудь никто уже не решится в сердце своём: когда-нибудь, когда голова и сердце научатся так же жить во взаимной близости, как сейчас они ещё очень далеки друг от друга. Что они уже не так далеки друг от друга, как было изначально, довольно хорошо заметно при взгляде на весь ход человеческой истории; и человек, которому придётся сделать обзор внутренней работы своей жизни, с гордой радостью осознает, что преодолел их отчуждение и достиг сближения достаточно, чтобы смотреть вперёд с ещё большими надеждами.

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Происхождение «пессимистов». — Смотрим ли мы в будущее потухшим взором или с радостной надеждой, нередко решает кусок хорошей еды: он поднимает нас в высшие сферы интеллекта. Недовольство и пессимизм унаследованы нынешним поколением от голодавших предков. Глядя и на наших художников и поэтов, пусть даже сами они живут в роскоши, нередко можно заметить, что они ведут свой род не от хороших семей, что от предков, живших в угнетении и плохо питавшихся, в их кровь и мозг перешло многое, воскресающее в сюжетах их произведений и в выбранных ими красках. Греческая культура — это культура людей состоятельных, и притом состоятельных издавна: на протяжении нескольких столетий греки жили лучше нас (лучше в любом смысле, а особенно куда проще в еде и питье) — и в конце концов их мозг заполнился и в то же время достиг утончённости, тогда кровь потекла через него так быстро, подобно светлому вину радости, что хорошее и самое хорошее стало проявляться у них уже не в мрачности, экстазе и насилии, а в красоте и солнечном свете.

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О разумной смерти. — Что разумнее — остановить машину, когда она сделала своё дело, или оставить её работать, покуда она не остановится сама, то есть покуда она не разрушится? Разве это последнее — не разбазаривание средств, затраченных на её содержание, не злоупотребление силами и вниманием работающего на ней? Разве тут не бросается на ветер то, что могло бы очень пригодиться где-нибудь в другом месте? Разве не распространяется даже своего рода неуважение к машинам вообще, если многие из них содержатся и обслуживаются столь бесполезно? — Я говорю о недобровольной (естественной) и добровольной (разумной) смерти. Смерть естественная никак не зависит от разума, это смерть абсолютно неразумная, при которой жалкая субстанция оболочки решает, какой срок существования отпущен ядру, и при которой, стало быть, всем заправляет чахлый, нередко больной и тупоумный тюремный сторож, определяющий тот миг, когда должен умереть его благородный узник. Естественная смерть — это самоубийство природы, то есть уничтожение разумного существа неразумным, привязанным к первому. Лишь в свете религии может казаться, что всё наоборот: ведь тогда, как водится, высший разум (Божий) отдаёт приказ, которого должен слушаться разум низший. Вне религиозного образа мыслей естественная смерть не стоит никакого восславления. — Мудрое решение о смерти и его выполнение входят в сферу той нынче совершенно непостижимой и звучащей безнравственно нравственности будущего, увидеть утреннюю зарю которой — должно быть, несказанное счастье.

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Двигаясь вспять. — Все преступники заставляют общество отступать назад, к более ранним ступеням культуры, чем та, на которой оно стоит: они способствуют его попятному развитию. Вспомним об инструментах, которые обществу приходится создавать и поддерживать для самообороны: о хитрых полицейских, о тюремщиках, о палачах; не забудем и об общественных обвинителях и защитниках; наконец, спросим себя: разве сами судьи, судебные наказания и судебная система в целом не оказывают скорее гнетущее, нежели возвышающее воздействие на тех, кто преступлений не совершает? Ведь самообороне и мщению никогда не удастся придать невинный вид; и всякий раз, как человека используют и приносят в жертву в качестве средства для достижения целей общества, всякая высшая человечность об этом скорбит.

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Война как лекарство. — Народам, которым грозит истощение и убогая жизнь, в качестве лекарства можно рекомендовать войну: правда, если они вообще хотят ещё существовать — ведь для чахоточных народов есть и зверские методы излечения. Но уже само желание жить вечно и никогда не умирать — признак старческого жизнеощущения: чем более насыщенной и дельной жизнью живёт человек, тем скорее он готов отдать её за одно-единственное ценное переживание. Народу, который живёт и чувствует жизнь так, войны не нужны.

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Пересадка души и тела как лекарство. — Различные культуры — это различные духовные климаты, каждый из которых преимущественно губителен или целителен для того или иного организма. История в целом как знание о различных культурах есть фармакология, но не сама медицинская наука. Тем более нужен врач, который пользуется этой фармакологией, чтобы посылать каждого в наиболее благоприятный для него климат — на время или навсегда. Жить в настоящем, в пределах одной-единственной культуры, — такого принципа недостаточно, чтобы быть рецептом для всех: тогда вымерло бы слишком много в высшей степени полезных типов людей, здоровье которых не предназначено для атмосферы настоящего. Создавать для них воздух и пытаться его сохранять — это и есть дело исторической науки; по-своему ценны и люди отсталых культур. — Такое лечение для душ будет способствовать человечеству с помощью некоей медицинской географии пробовать догадаться, к каким уродствам и болезням в телесном отношении даёт повод каждая местность и, наоборот, какие целительные факторы она предоставляет: а уж тогда, вероятно, народы, семейства и отдельные люди мало-помалу будут подвергаться пересадке так долго и на столь долгий срок, покуда не получат власть над наследственными физическими недугами. И в конце концов вся планета станет сплошной сетью санаториев.

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Дерево человечества и разум. — Перенаселённость земли, которой вы боитесь в своей старческой близорукости, даст человеку, глядящему на мир с большей надеждой, именно эту великую задачу: когда-нибудь человечество должно стать одним деревом, осеняющим всю землю и покрытым многими миллиардами цветов, которым суждено превратиться в плоды, не мешая друг другу, а сама земля должна быть подготовлена, чтобы обеспечить это дерево питанием. Сделать так, чтобы нынешние ещё малые зачатки этого дела получали всё больше соков и сил, чтобы по бесчисленным каналам заструился сок для питания и всего дерева, и каждой его частицы, — эти ли и им подобные задачи ставит перед собою отдельный нынешний человек, позволяет определить, полезен он или бесполезен. Задача неизмеримо велика и отважна, и все мы должны делать всё, чтобы это дерево не загнило раньше срока! Историкам хорошо удаётся представлять себе человеческую природу и деятельность в масштабах всей истории так же, как все мы можем видеть перед собой жизнь муравьёв в их искусно построенном муравейнике. Если мыслить поверхностно, то и вся человеческая природа, как и природа муравьиная, позволяет как будто бы говорить об «инстинкте». Но, заглянув глубже, мы увидим, как целые народы, целые столетия неутомимо стараются отыскать и испробовать новые средства, несущие благополучие человечеству как великому целому, а в конечном итоге великому общему плодовому дереву человечества; и какой бы ущерб при таких пробах ни несли отдельные люди, народы и эпохи, отдельные люди всякий раз от такого ущерба становились более сообразительными, и эта сообразительность медленно переходила от них на меры, предпринимаемые целыми народами, целыми эпохами. Заблуждаются, выбирая не то, и муравьи; человечество преспокойно может раньше времени испортиться и зачахнуть из-за глупых средств — безошибочно ведущего вперёд инстинкта не существует ни для тех, ни для него. И всё-таки мы должны глядеть в лицо великой задаче — подготовить землю для великого растения, максимально плодородного и радостного, — задаче, которую разум задал разуму.

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Восхваление бескорыстия и его происхождение. — Уже несколько лет вожди двух соседних племён враждовали между собой: затаптывались посевы, сводился скот, сжигались дома, а решающего перевеса не было ни на одной стороне — силы племён были примерно равны. Наконец, вождь третьего племени, который мог держаться в стороне от этой распри, потому что его владения были расположены в недоступном месте, но имел основания опасаться того дня, когда один из этих задиристых соседей получит решающий перевес, благожелательно и торжественно взялся мирить стороны, став между ними: но в глубине души он придавал важное значение своему мирному предложению, дав понять каждой из сторон, что объединится с другой стороной против того, кто будет противиться миру. Оба вождя подошли к нему, оба, помедлив, вложили в его руки свои, доселе бывшие орудиями и очень часто — причиною ненависти: и действительно, оба сделали серьёзную попытку помириться. Каждый с удивлением убедился в том, что его благосостояние и хорошее самочувствие внезапно возросли, что сосед теперь из коварного или открыто издевающегося злодея сделался готовым продавать и покупать торговцем и даже что при непредвиденных трудностях соседи вытаскивают друг друга из беды, вместо того, чтобы, как прежде, использовать бедственное положение соседа и доводить его до крайности. Мало того, стало казаться, будто в этих местах с той поры начала облагораживаться человеческая порода: заблестели глаза, разгладились лбы, доверие к будущему поселилось во всех сердцах — а ведь нет ничего более благотворного для людских душ и тел, чем такое доверие. В годовщину заключения мира вожди вместе со свитами сходились для встреч, и делали это в присутствии посредника: и чем большей оказывалась польза, которой они были обязаны его образу действий, тем больше они изумлялись этому последнему и чтили его. Они назвали его бескорыстным — и слишком пристально направляли свои взоры на полученную с того времени пользу, чтобы разглядеть в образе действий соседа больше, чем то, что его положение вследствие этого образа действий изменилось не настолько, насколько изменилось их собственное: оно, скорее, осталось тем же, вот и казалось, будто тот не обращал на пользу никакого внимания. В первый раз они сказали себе, что бескорыстие — это добродетель: правда, в мелких и частных делах подобные вещи могли случаться у них не раз, но внимание на эту добродетель они обратили лишь тогда, когда она впервые оказалась написанной на стене очень большими буквами, доступными для прочтения всей общине. Понятые как добродетели, получившие добрую славу, уважаемые, рекомендуемые для усвоения, нравственные качества существуют лишь с того мгновения, когда они стали зримой причиной счастья или злого рока для обществ в целом: именно тогда чувства и возбуждение внутренних творческих сил у множества людей достигли такого высокого уровня, что каждый начал отдавать этому качеству лучшее, чем владел. Серьёзный подносит ему свою серьёзность, достойный — своё достоинство, женщины — своё мягкосердечие, юноши — все свои запасы надежд и мечтаний о будущем; поэты наделяют его словами и именами, включают его в хоровод сходных качеств, придумывают для него родословное древо и в конце концов, как подобает художникам, поклоняются образу собственного воображения, словно новому божеству, — они учат других поклоняться ему. Так добродетель, поскольку всеобщая любовь и благодарность работают над нею, словно над изваянием, в конце концов становится суммой всего хорошего и достопочтенного, своего рода храмом и божественной личностью зараз. Отныне она высится как единственная добродетель, как некое самостоятельное создание, которым дотоле не была, пользуясь правами и властью освящённой сверхчеловечности. — Греческие города поздней эпохи были битком набиты такими обогочеловеченными abstractis82отвлечёнными сущностями (лат.).184 (да простится мне необычное слово ради необычного понятия); народ на свой лад соорудил себе на своей земле некое платоновское «небо идей», и я не думаю, что он чувствовал его обитателей менее живо, чем какое-нибудь древнегомеровское божество.

191

Полярные ночи.{160} — «Полярными» в Норвегии называют такие ночи, когда солнце весь день остаётся ниже линии горизонта: при этом температура всё время медленно падает. — Прекрасная метафора для всех мыслителей, которым порою кажется, будто солнце человеческого будущего исчезло.

192

Философ роскоши. — Садик, смоквы, немного сыру и три-четыре хороших друга — вот и вся роскошь для Эпикура.

193

Эпохи жизни. — Настоящие эпохи в жизни — это те короткие моменты затишья, которые наступают между подъёмом и спадом какой-нибудь руководящей мысли или чувства. Здесь вдруг появляется ощущение насыщенности: всё иное есть жажда и голод — или пресыщенность.

194

Сновидение. — Наши сновидения, если уж они в виде исключения удаются, оказываясь отшлифованными до блеска (а обыкновенно сновидение — работа халтурщика), это цепочки символических сцен и картин, но не речь искусного рассказчика; они описывают наши переживания, ожидания или отношения с поэтической отвагой и точностью, — и по утрам мы неизменно дивимся себе, вспоминая свои сновиденья. Во сне мы издерживаем слишком много художнического огня — потому-то днём нам так часто его не хватает.

195

Природа и наука. — Совсем так же, как в природе, в науке сначала хорошо возделываются те местности, что похуже, покаменистей — ведь как раз для этого примерно достаточно средств молодой науки. Обработка местностей самых плодородных предполагает хорошо сформировавшуюся, огромную силу методов, полученные отдельные результаты и организованное войско рабочих, прекрасно обученных рабочих; всё это образуется лишь на поздних ступенях. — Часто нетерпение и честолюбие слишком рано набрасываются на эти самые плодородные местности; но тогда результаты бывают равны нулю. В природе такого рода попытки кончились бы тем, что колонисты стали бы умирать с голоду.

196

Жить в простоте. — Вести простой образ жизни нынче трудно: для этого требуется куда больше раздумий и изобретательности, чем те, которыми располагают даже люди весьма толковые. Самые честные из них скажут, пожалуй, разве что: «У меня нет времени размышлять об этом так долго. Простой образ жизни для меня — цель слишком уж высокая; я лучше подожду, пока его не найдут люди помудрее меня».

197

Горные пики и зубцы. — В общем хозяйстве человечества важную роль играют меньшая плодовитость, частое безбрачие и вообще половая холодность высочайших и наиболее развитых умов, а также относящихся к ним классов; в крайней точке умственного развития весьма велика опасность нервного потомства, разум это познаёт и делает выводы: такие люди суть горные пики человечества — и они не вправе заканчиваться зубцами.

198

Никакая природа не делает скачков. — Как бы далеко ни шёл человек вперёд в своём развитии, создавая видимость перескакивания из одной противоположности в другую, при более точном наблюдении всё же обнаруживаются места скрепления там, где новое здание выросло из старого. Вот задача всякого биографа: он должен мыслить о жизни согласно её основному закону, гласящему, что никакая природа не делает скачков.

199

Хотя и чисто. — Если человек одевается в хорошо отстиранные лохмотья, он одевается, правда, чисто, но всё-таки в лохмотья.

200

Речь одинокого. — В виде награды за пресыщение, отвращение, скуку, которые невольно несёт с собою одиночество без друзей, книг, обязанностей и страстей, человеку на какие-нибудь четверть часа достаётся иногда полное погружение в себя и в природу. Кто надёжно отгородился от скуки, тот отгородился и от самого себя: ему никогда не напиться крепчайшим живительным напитком из собственного глубочайшего родника.

201

Ложная слава. — Ненавижу те мнимые красоты природы, которые на самом деле что-то значат лишь благодаря познаниям, главным образом в географии, но сами по себе мало что дают чувству, жаждущему красоты: так, к примеру, вид на Монблан со стороны Женевы — нечто незначительное без спешащего на помощь энтузиазма, порождённого знанием; все горы там, что поближе, выглядят живописней и выразительней, — но они «далеко не так высоки», как, чтобы ослабить впечатление от них, спешит добавить это абсурдное знание. Зрение противоречит тут знанию: и разве оно может по-настоящему наслаждаться, противореча!

202

Путешествующие ради развлечения. — Они, как животные, карабкаются на гору, в глупости и поту; им позабыли сказать, что по дороге встречаются красивые виды.

203

Слишком много и слишком мало. — Все люди теперь слишком много переживают и слишком мало передумывают: они страдают от волчьего голода и от переедания зараз, а потому постоянно худеют, сколько бы ни съедали. — Кто в наши дни говорит: «Я ничего не пережил», слывёт дураком.

204

Конец и цель. — Не всякий конец — это цель. Конец мелодии — это не её цель, и тем не менее: если мелодия не дошла до конца, то она не достигла и своей цели. Парабола.

205

Безразличие великих природных явлений. — Безразличие великих природных явлений (в горах, на море, в лесу и пустыне) нам нравится, но лишь ненадолго: вскоре мы начинаем испытывать раздражение. «Неужто все эти явления не хотят нам ничего сказать? Неужто мы для них не существуем?» И у нас появляется чувство crimen laesae majestatis humanae83оскорбления человеческого величия (лат.)..

206

Забвение замыслов. — Путешествуя, люди обычно забывают о конечном пункте поездки. Почти всякую профессию избирают как средство достижения какой-то цели; такова она и вначале, но затем превращается в самоцель. Забвение замыслов — глупость, которую совершают чаще всего.

207

Солнечная орбита идеи. — Когда идея только восходит над горизонтом, душа обычно ещё холодна к ней. И лишь восходя выше, идея постепенно начинает излучать всё больше тепла, а наивысшего жара достигает (то есть оказывает наиболее сильное влияние), когда вера в идею уже снова падает.

208

Чем можно настроить всех против себя. — Если в наши дни кто-то отважится сказать: «Кто не со мной, тот против меня», то все немедленно ополчатся против него. — Такое чувство делает честь нашей эпохе.

209

Стыдиться своего богатства. — Наша эпоха мирится лишь с одним-единственным видом богачей — с теми, что стыдятся своего богатства. Если о ком-то говорят: «Он очень богат», то немедленно испытываешь при этом такое же чувство, как при виде какой-нибудь отвратительно раздувшейся болезни, ожирения или водянки: приходится насильственно призывать себя к гуманности, чтобы в общении с ним такой богач не заметил, что вызывает наше отвращение. А уж если он кичится своим богатством, то к нашему чувству примешивается чуть ли не сострадательное изумление по поводу столь высокой степени человеческого безрассудства, так что хочется воздеть руки к небу и воскликнуть: «Несчастный калека, обременённый непосильной ношей, закованный сотнею цепей, которому каждый час приносит или вот-вот принесёт что-то неприятное, в руках и ногах которого любое событие, случившееся в одной из двадцати стран, отзывается дрожью, неужто ты можешь заставить нас поверить, что чувствуешь себя в своём положении хорошо! Как только ты появляешься в обществе, мы сразу понимаем: для тебя это — всё равно что пройти через строй под взглядами, выражающими лишь ледяную ненависть, назойливость или молчаливую издёвку. Пусть ты получаешь свои деньги легче, чем другие, — но это деньги излишние, они доставляют тебе мало радости, и уж во всяком случае сохранить все свои деньги тебе сейчас куда тяжелее, чем прежде было их добыть. Ты постоянно страдаешь, потому что постоянно тратишь. И если в тебя вливают всё новую, искусственную кровь, то это тебе не помогает: ведь сидящие у тебя на загривке кровососы, неизменно сидящие там, причиняют тебе боли не меньше! — Но будем справедливы: тебе трудно и, наверное, невозможно не быть богатым — ты вынужден сохранять своё богатство, вынужден постоянно приумножать его, наследственная склонность твоей природы для тебя — ярмо; но поэтому не обманывай нас, а честно и открыто стыдись ярма, которое на себе несёшь, ведь в глубине своей души ты устал и больше не хочешь его нести. Такой стыд — не позор».

210

Необузданность в высокомерии. — Некоторые люди настолько высокомерны, что не умеют иначе хвалить что-то ценное, которому выражают публичное восхищение, чем изображая его первым шагом, переходом к самим себе.

211

На почве позора. — Человек, который стремится отнять у людей какое-либо представление, обычно не довольствуется его опровержением и изгнанием сидящего в нём червя нелогичности: нет, он, убив червя, ещё и швыряет яблоко в грязь, чтобы сделать его непривлекательным для людей и внушить им отвращение к нему. Действуя так, он думает, будто нашёл способ сделать невозможным столь обычное «воскресение на третий день» опровергнутых представлений. — Но он заблуждается, ведь плодовое семя представления быстро выпускает новые ростки как раз на почве позора, посреди нечистот. — Следовательно: надо отнюдь не глумиться над тем, что хочешь окончательно искоренить, не осквернять его, а с уважением класть его на лёд, принимая во внимание, что представления очень упорно цепляются за жизнь. Здесь нужно действовать согласно максиме: «Одно опровержение — это вообще не опровержение».

212

Жребий нравственности. — Когда несвобода умов слабеет, то, несомненно, слабеет и их нравственность (наследственный, традиционный, инстинктивный образ действий, основанный на нравственных чувствах), — но не отдельные добродетели (умеренность, справедливость, спокойствие): ведь наибольшая свобода сознающего себя ума прямо-таки непроизвольно подводит его к ним, а уж тогда объясняет ему и то, что они полезны.

213

Фанатик недоверия и его ручательство.Старик: Ты замахнулся на неслыханное — хочешь поучать людей в целом? А в чём твоё ручательство? — Пиррон: Вот в чём: я буду предостерегать людей от себя самого, я буду публично признаваться во всех пороках своей природы и на глазах у всех разоблачать свои опрометчивые выводы, противоречия и глупости. Не слушайте меня, скажу я им, пока я не сравняюсь с самым ничтожным из вас, пока не стану даже более ничтожным, чем он; отвергайте истину, насколько можете, из отвращения к её заступнику. Я буду вашим соблазнителем и обманщиком, если вы увидите во мне хоть что-нибудь достойное почтения и уважения. — Старик: Ты обещаешь слишком много; не вынести тебе такое бремя. — Пиррон: Тогда я скажу людям и об этом — что я слишком слаб и не смогу сдержать своих обещаний. Чем менее я буду достойным в их глазах, тем большее недоверие у них будет вызывать истина, выходящая из моих уст. — Старик: Так ты хочешь сделаться проповедником недоверия к собственной истине? — Пиррон: Да, недоверия, какого ещё и на свете не бывало, недоверия ко всему и вся. Это единственный путь к истине. Правый глаз пусть не верит левому, а свет пусть некоторое время зовётся тьмою: вот тот путь, которым вы должны идти. Не думайте, что он приведёт вас к плодовым деревьям и прекрасным пастбищам. Мелкие затвердевшие зёрнышки — вот что вы на нём найдёте: это и есть истины — десятками лет вам придётся пригоршнями глотать ложь, чтобы не умереть с голоду, хотя вам и будет известно, что это ложь. Но те зёрнышки будут посеяны и посажены, и может быть, может быть, однажды наступит день жатвы: обещать, что он наступит, не посмеет никто, кроме фанатиков. — Старик: Друг мой, да ты и сам говоришь, как фанатик! — Пиррон: Ты прав! Я не собираюсь верить ни одному слову. — Старик: Тогда придётся тебе молчать. — Пиррон: Я скажу людям, что должен молчать и чтобы они не доверяли моему молчанию. — Старик: Так, значит, ты отказываешься от своего намерения? — Пиррон: Напротив — ты только что показал мне ворота, через которые мне надо пройти. — Старик: Не знаю, понимаем ли мы ещё друг друга вполне... — Пиррон: Вероятно, нет. — Старик: Да ты сам-то понимаешь себя вполне? — Пиррон отворачивается и смеётся. — Старик: Ах, дружище, молчать и смеяться — вот теперь и вся твоя философия? — Пиррон: Да и не самая скверная. —

214

Европейские книги. — Читая Монтеня, Ларошфуко, Лабрюйера, Фонтенеля (особенно его dialogues des morts84«Dialogues des Morts» («Диалоги мёртвых»), 1683.), Вовенарга, Шамфора, оказываешься ближе к античности, чем при чтении любой группы из шести писателей других народов. Благодаря первым шести воскрес дух последних столетий до нашей эры — они образуют важное звено в великой и ещё не прерванной цепи Возрождения. Их книги возвышаются над перипетиями национальных вкусов и оттенков философии, которыми сейчас обыкновенно переливается и обязана переливаться каждая книга, чтобы получить известность: они содержат в себе больше подлинных мыслей, чем все книги немецких философов, вместе взятые, — это мысли того рода, которые порождают другие мысли и которые... я стесняюсь сформулировать до конца; достаточно того, что они кажутся мне авторами, писавшими ни для детей, ни для мечтательных идеалистов, ни для девственниц, ни для христиан, ни для немцев, ни для... я снова стесняюсь завершить мой список. — Но чтобы высказать похвалу яснее: если бы эти книги были написаны по-гречески, их поняли бы и греки. А многое ли вообще смог бы понять даже какой-нибудь Платон из сочинений наших лучших немецких мыслителей, к примеру, Гёте, Шопенгауэра? Не говоря уж об отвращении, которое внушил бы ему их стиль, его неясность, преувеличенность, а иногда и пересушенность — пороки, которыми последние страдают меньше, чем кто бы то ни был из немцев, и всё-таки ещё слишком много (Гёте как мыслитель обнимал облака больше, чем нужно, а Шопенгауэр почти неизменно бродит среди метафор вещей, а не среди самих вещей, что не проходит ему безнаказанно). — Зато какая ясность и искусная определённость у тех французов! Их искусство одобрили бы даже греки с самым тонким слухом, а кое-чему восхитились и преклонились бы перед ним — французскому стилистическому остроумию: такое они очень ценили, не будучи, правда, особенно сильны в нём.

215

Мода и модное. — Всюду, где ещё в ходу невежество, неопрятность, суеверие, где плохо с путями сообщения, где жалкое сельское хозяйство, а клир могуществен, всё ещё есть место национальным костюмам. Зато там, где есть признаки противоположного, царит мода. Значит, моду можно найти рядом с добродетелями современной Европы: так разве может она быть их теневой стороной? — Прежде всего, мужская одежда, если она модная, уже не национальная, говорит о том, кто её носит, что европеец не хочет бросаться в глаза ни как отдельная личность, ни как представитель сословия или народа, что он вменил себе в обязанность намеренное ослабление этих видов тщеславия; затем — что он трудолюбив и не тратит много времени на одежду и прихорашивание, а на всё драгоценное и роскошное в ткани и драпировке смотрит как на помеху работе; наконец, что его костюм указывает на профессии, больше связанные с учёностью и умом, как на такие, к которым он в качестве европейца ближе всего или хотел бы быть как можно ближе: а вот сквозь ещё носимые национальные костюмы разбойник, пастух или солдат проглядывают как занятия самые желательные и задающие тон. В рамках этого общего характера мужской моды встречаются и те мелкие отклонения, которые производит на свет тщеславие молодых людей, щёголей и бездельников больших городов, то есть тех, что ещё не созрели в качестве европейцев. — Европейские женщины ещё куда менее зрелы, а потому и отклонения у них куда более заметны: они тоже избегают всего национального, они ненавидят, если по платью их опознают как немок, француженок, русских, но им очень хочется бросаться в глаза в качестве отдельных личностей; и никто в их представлении, глядя только на их одежду, не смеет сомневаться в их принадлежности к уважаемым общественным классам (к «хорошему», «лучшему» обществу или к «большому свету»), причём они желают подчеркнуть эту сторону тем более пристрастно, чем менее принадлежат к тем классам или совсем к ним не принадлежат. Но главным образом молодые женщины не хотят носить то, что носят женщины постарше, поскольку думают, будто их станут меньше ценить, подозревая, что они старше; а те, что постарше, в свой черёд, хотят, одеваясь, как молодые, продлить обман, насколько могут так одеваться, — такое соперничество постоянно порождает временную моду, подчёркивающую настоящую молодость совершенно недвусмысленно и неподдельно. Если юные искусницы какое-то время поупражняют свою изобретательность в такого рода разоблачениях юности или, чтобы уж сказать всю правду: если когда-нибудь они обратятся к изобретательности старых придворных культур, равно как и ещё существующих наций и всей одевающейся земли вообще, соединив для демонстрации красивой плоти, скажем, испанцев, турок и древних греков, то в конце концов все снова будут обнаруживать, что не там искали свою выгоду и что производить на мужчин наиболее выгодное впечатление куда лучше, играя в прятки красивой плоти, а не честно обнажая её почти полностью или наполовину. Вот тут-то колесо вкуса и тщеславия вдруг опять начнёт крутиться в обратном направлении: те молодые женщины, что постарше, почувствуют себя хозяйками положения, и соперничество самых миловидных и самых нелепых созданий разгорится сызнова. Но чем большей будет душевная зрелость женщин, чем меньше они будут признавать первенство незрелых возрастов, как делали это прежде, тем меньшими будут и отклонения в их одежде, тем проще их уборы: о них по справедливости надо судить не по античным образцам, то есть не по меркам одеяний жительниц средиземноморских побережий, а учитывая климатические условия средней и северной Европы, иными словами, тех мест, которые сейчас стали самыми родными для умственного и изобретающего формы гения Европы. — В целом, следовательно, характерным признаком моды и модного будет как раз не изменчивость, поскольку именно перемены суть нечто отсталое, отличающее ещё незрелых мужчин и женщин Европы, — а отказ от национального, сословного и индивидуального тщеславия. Соответственно похвально (поскольку бережёт силы и время), что отдельные города и местности в Европе думают и изобретают в области модной одежды за все остальные, если принять во внимание, что обычно чувством формы наделён не каждый: да и не такое уж это на самом деле большое честолюбие, если, к примеру, Париж — до тех пор, пока ещё существуют отклонения в моде, — претендует на место единственного изобретателя и новатора в этой сфере. Если какой-нибудь немец, принимающий в штыки подобные притязания какого-нибудь французского города, захочет одеваться иначе, скажем, так, как Альбрехт Дюрер, то пусть поразмыслит о том, что в таком случае у него будет такой костюм, какие немцы в прежние времена носили, но не сами их придумали, — наряд, характерный только для немцев, не существовал никогда; кстати, пусть он посмотрит, как выглядит в этом костюме и гармонирует ли с Дюреровым одеянием совершенно современное лицо со всей письменностью черт и складок, оставленной на нём девятнадцатым столетием. — Тут, где понятия «современный» и «европейский» почти равнозначны, под Европою понимается куда большее пространство, чем географическая Европа, занимающая маленький полуостров Азии: в особенности сюда относится Америка — в той мере, в какой она является дочерней страной именно нашей культуры. С другой стороны, далеко не вся Европа подпадает под понятие «европейская культура», а лишь те народы и части народов, общее прошлое которых восходит к греко-римской античности, иудаизму и христианству.

216

«Немецкая добродетель». — Невозможно отрицать, что с конца прошлого столетия по Европе побежал ток нравственного пробуждения. Лишь тогда добродетель снова заговорила в полный голос; она научилась находить непринуждённые жесты, соответствующие возвышенным и умилённым состояниям души, она перестала стыдиться себя и стала выдумывать для самовозвеличения философские теории и поэмы. Если поискать источники этого тока, то, во-первых, можно обнаружить Руссо — но Руссо мифического, которого сочинили, исходя из впечатления от его произведений (так и хочется сказать: его мифически истолкованных произведений) да из указаний, оставленных им самим (он и его публика постоянно работали над этой идеальною фигурой). Другой источник заключён в том воскрешении стоически-величественного римского духа, благодаря которому французы достойнейшим образом продолжили дело Ренессанса. От воспроизведения античных форм они с отменным успехом перешли к воспроизведению античных характеров, навсегда сохранив за собой право на высшие почести как народ, давший современному человечеству пока что лучшие книги и лучших людей. Как этот двойной образец для подражания — мифический Руссо и вновь проснувшийся римский дух — воздействовал на более слабых соседей, особенно хорошо видно на примере Германии: она вследствие своего нового и совсем непривычного для неё порыва к серьёзности и величию волеизъявления и моральной автономии в конце концов сама же изумилась своей новой добродетели и пустила гулять по миру понятие «немецкая добродетель», так, словно ничего более исконного, коренного, нежели эта её добродетель, и быть не могло. Первые великие мужи, которые усвоили тот исходивший от французов импульс к величию и осознанности нравственного волеизъявления, были честнее и не забывали о благодарности. Морализм Канта — откуда он взялся? Он даёт это понять всё снова и снова: из Руссо и возрождённого стоического Рима. Морализм Шиллера: тот же источник, то же восславление источника. Морализм Бетховена в звуках: это вечная хвалебная песнь Руссо, античным французам и Шиллеру. И лишь «немецкий юноша»{161} забыл о благодарности, в то время как немцы склонили свой слух к проповедникам франкофобии: это тот немецкий юноша, который временно вышел на первый план с большей самоуверенностью, чем считается дозволенным у других юношей. Если бы он чуял, от каких отцов явился на свет, то по праву мог бы думать о близости Шиллера, Фихте и Шлейермахера: но дедов своих ему пришлось бы искать в Париже, в Женеве, и было большой наивностью верить в то, во что верил он: что добродетель родилась не более чем за тридцать лет до того{162}. Тогда-то немцы и приучились ожидать, что под словом «немецкий» как-то так, кстати, подразумевается заодно и добродетель, — и не разучились этому вполне вплоть до сего дня. — Попутно замечу, что последствиями вышеназванного нравственного пробуждения для познания моральных явлений, как нетрудно догадаться, были только ущерб и регресс. Что такое вся немецкая философия морали начиная с Канта со всеми её французскими, английскими и итальянскими отрогами и отростками? Наполовину теологическое покушение на Гельвеция, отказ от завоёванных с таким длительным упорством перспектив или указующих знаков верного пути, которые тот в конце концов так удачно выразил и свёл воедино. Из всех хороших моралистов и хороших людей Гельвеций в Германии вплоть до наших дней подвергается самой суровой брани.

217

Классическое и романтическое.{163} — Умы, настроенные как классически, так и романтически, какими оба эти типа всё ещё существуют, носятся со своей химерой будущего: но первые выражают в ней силу своей эпохи, а вторые — её слабость.

218

Машина как наставница. — Машины учат своим примером тому, как людям взаимодействовать в больших скоплениях, во время тех акций, когда каждый должен делать только какое-то своё дело: они служат образцами партийной организации и ведения войны. Зато они не учат суверенности индивида: из множества они делают одну машину, а из каждого индивида — орудие для достижения одной цели. Наиболее общее воздействие машин — внушать пользу централизации.

219

Без прочных корней. — Мы любим жить в маленьких городах; но время от времени именно они гонят нас в самую дикую, незнакомую природу: это бывает, когда те однажды снова становятся слишком хорошо знакомыми. В конце концов мы возвращаемся в большой город, чтобы снова отдохнуть от этой природы. Сделав несколько глотков, мы догадываемся, что́ там, на дне его чаши, — и круговорот, начавшийся с маленького города, возвращается к своей исходной точке. — Вот так живут современные люди, которые во всём чересчур основательны, чтобы быть оседлыми, как люди других эпох.

220

Реакция на машинную культуру. — Машина, сама продукт напряжённейшей интеллектуальной работы, почти всегда заставляет обслуживающего её человека работать низшими, бездумными силами души. Она освобождает неимоверные силы вообще, силы, которые иначе оставались бы втуне, — это верно; но она не даёт стимулов к развитию, к совершенствованию, к превращению человека в художника. Она заставляет его работать, и работать монотонно, — но это вызывает у него стойкую ответную реакцию, отчаянную скуку души, внушающую жажду разнообразного досуга.

221

Опасность Просвещения. — Всё полубезумное, лицедейское, зверски-жестокое, сладострастное, а особенно сентиментальное, самоопьяняющееся, что в совокупности составляет подлинно революционную субстанцию и что перед революцией воплотилось в Руссо, — весь этот характерный тип с подлым энтузиазмом принял на свою фанатичную голову ещё и Просвещение, так что благодаря ему эта голова начала испускать как бы блеск просветлённости: Просвещение, по своей сути столь чуждое этому характеру и, взятое отдельно, само по себе, подобно солнечному свету тихо проходило бы сквозь облака, долгое время довольствуясь лишь преобразованием отдельных личностей; заодно оно преобразовывало бы нравы и институты целых народов, но только очень постепенно. Теперь же, будучи привязано к характеру, полному насилия и буйства, Просвещение и само сделалось насильственным и буйным. Потому-то и исходящая от него опасность стала чуть ли не большей, чем исходящая от него же и доставшаяся великому революционному движению польза, состоящая в освобождении и освещении. Кто это понимает, тот поймёт и то, от какой смеси его следует отделить, от какого загрязнения очистить, чтобы потом, приняв его в собственную душу, продолжить дело Просвещения и задним числом удушить революцию в колыбели, сделать её небывшей.

222

Страсть в Средние века. — Средневековье — эпоха сильнейших страстей. Ни античность, ни современность не знают такого расширения души: никогда её пространство не было таким ёмким, никогда она не измерялась столь большими мерами. Физическая первобытная телесность варварских народов — и потусторонний, бдительный, ярко сияющий взгляд адептов христианских мистерий, нечто младенческое — и в то же самое время перезрелое, старчески-утомлённое, грубость хищника — и умственная изнеженность, утончённость поздней античности: всё это тогда нередко соединялось в одной и той же личности. Потому-то, если уж эту личность охватывала страсть, то излияние чувства было мощнее, его водоворот — бурнее, а низвержение — глубже, чем когда-либо. — Нам, современным людям, впору быть довольными потерей, которую мы понесли в этой области.

223

Грабить и копить. — Успешно развиваются все умственные течения, вследствие которых великие могут надеяться грабить, а малые — копить. Поэтому, например, имела успех немецкая Реформация.

224

Весёлые сердца. — Когда хотя бы издали намекали на хмель, опьянение и какой-нибудь зловонный вид нечистот, сердца немцев прежних времён веселились; в остальное время они были удручёнными, тут же на свой лад испытывали задушевное понимание.

225

Эти развратные Афины. — Даже когда на рыбном рынке Афин появились свои мыслители и поэты, греческий разврат всё равно выглядел более идиллическим и утончённым, чем разврат римский или немецкий в любую эпоху. Голос Ювенала прозвучал бы там, как глухая труба: ответом ему был бы вежливый, почти детский смех.

226

Сообразительность греков. — Поскольку желание победить и выделиться — неискоренимое природное качество человека, более древнее и исконное, чем почтение и радость равенства, то греческое государство санкционировало гимнастические и мусические соревнования для равных, то есть обозначило границы арены, где тот первый инстинкт мог находить себе разрядку, не угрожая политическому порядку. С окончательным упадком гимнастических и мусических соревнований непорядок и разложение затронули и греческое государство.

227

«Вечно живущий Эпикур». — Эпикур жил во все времена и всё ещё живёт, оставаясь неизвестным тем, что называли и называют себя эпикурейцами, и не пользуясь признанием у философов. Да он и сам позабыл, как его зовут: это была самая тяжкая ноша, какую он когда-либо с себя сваливал.

228

Стиль превосходства. — Студенческий немецкий язык, манера выражаться, свойственная немецким студентам, зародились среди тех студентов, которые не учатся; эти пытаются добиться своего рода превосходства над своими более серьёзными товарищами, показывая всю маскарадность образованности, благовоспитанности, учёности, порядка, умеренности и всегда произнося слова из этих сфер так же, как это делают более успешные и учёные, но с вызовом в глазах и сопроводительной гримасой. На таком языке превосходства — единственном, что есть в Германии оригинального, — нынче бессознательно заговорили и государственные деятели, газетные критики: это беспрестанное ироническое цитирование, беспокойная, задиристая стрельба глазами направо и налево, это немецкий язык кавычек и гримас.

229

Зарытые в землю. — Мы отступаем в неизвестность: но не по причине личного недовольства чем-нибудь, как если бы нас не удовлетворяли современные политические и социальные условия, а потому что своим отступлением хотим сберечь и скопить силы, которые когда-нибудь позже будут позарез нужны культуре, и нужны тем больше, чем больше это настоящее является этим настоящим и как таковое выполняет свою задачу. Мы образуем капитал и хотим надёжно его вложить: но, как и в любую эпоху повышенного риска, делаем это, зарывая его в землю.

230

Тираны в сфере ума. — Всякого, кто в наше время совершенно воплощал бы собою какое-нибудь одно моральное качество, как это делают герои Теофраста и Мольера, сочли бы больным и говорили бы, что у него «навязчивая идея». Если бы мы могли погостить в Афинах третьего века, нам показалось бы, что они населены идиотами. Теперь в каждой голове царит демократия понятий — властвуют сразу многие: а одно отдельно взятое понятие, которое захотело бы царить безраздельно, называется нынче, как уже сказано, «навязчивой идеей». Это наша манера убивать тиранов — мы отсылаем их в сумасшедший дом.

231

Самый опасный вид эмиграции. — В России существует эмиграция интеллигенции: люди едут за границу, чтобы читать и писать там хорошие книги. Но этим они способствуют тому, что их покинутая умом родина всё больше превращается в разинутый зев Азии, жаждущий проглотить маленькую Европу.

232

Одураченные идеей государства. — Чуть ли не религиозная любовь к царю перешла у греков на полис, когда с царями было покончено. А поскольку понятие переносит любовь лучше, чем личность, и, главное, не так часто обижает любящих, как это делают любимые люди (— ведь чем больше они уверены в чужой любви к себе, тем, как правило, больше наглеют, пока в конце концов не теряют право на любовь и наступает настоящий разлад), то почитание полиса и государства было у них больше, чем их прежнее преклонение перед монархом. Греки были в древней истории сильнее других одурачены идеей государства — в новой истории эту роль играют другие народы.

233

Не пренебрегать своим зрением. — Нельзя ли доказать, что каждые десять лет у образованных классов Англии, читающих «Таймс», ухудшается зрение?

234

Большие дела и большая вера. — Один вершил большие дела, а второй питал большую веру в эти дела. Они были неразлучны: но первый явно полностью зависел от второго.

235

Общительный. — «Мне от себя нету прока», — сказал один человек, чтобы объяснить свою тягу к обществу. «У общества желудок крепче моего — он меня переваривает».

236

Смыкание глаз ума. — Если человек привык размышлять о совершённых поступках и поднаторел в этом, то, совершая сами поступки (будь то даже просто писание письма или еда и питьё), нужно закрывать глаза ума. Мало того, в разговоре с человеком посредственным нужно уметь думать с закрытыми глазами мышления — как раз для того, чтобы спуститься до посредственного мышления и понять его. Это смыкание глаз — акт, который можно почувствовать и выполнить волевым усилием.

237

Самая страшная месть. — Если хочешь сполна отомстить своему врагу, то жди до тех пор, пока твои руки не наполнятся истинами и законными правами, — тогда ты сможешь хладнокровно пустить их против него в ход, и мщение станет равнозначно правосудию. Это самый страшный вид мести, потому что над нею нет никакой инстанции, к которой можно было бы апеллировать. Так Вольтер отомстил Пирону — пятью строками, в которых вынесен приговор всей его жизни, творчеству и устремлениям: и сколько было в них слов, столько было и истин; так он же отомстил Фридриху Великому (в одном письме к нему из Фернея{164}).

238

Налог на роскошь. — Люди покупают в лавках необходимое и насущное и вынуждены переплачивать, потому что платят заодно и за то, что хотя и выставлено на продажу, но покупается редко: это предметы роскоши, товары для любителей. Так роскошь облагает постоянным налогом простого человека, который вообще-то без неё обходится.

239

Почему ещё есть нищие. — Если бы милостыню подавали только из сострадания, все нищие умерли бы с голоду.

240

Почему ещё есть нищие. — Самую щедрую милостыню раздаёт трусость.

241

Как мыслители используют разговор. — Можно многое услышать, не вслушиваясь, — если умеешь хорошо видеть, но на время терять из виду самого себя. Но люди не умеют использовать разговор; слишком много внимания они тратят на то, что говорят сами и чем хотят возразить, в то время как настоящий слушатель нередко довольствуется тем, чтобы ответить скупо, сказав что-нибудь вообще в виде дани вежливости, но удержать в чуткой памяти всё, что произнёс другой, вместе с его манерой интонировать и жестикулировать, с тем, как он это произнёс. — В обычном разговоре каждый мнит ведущим себя, как если бы два корабля, плывя рядом и то и дело слегка сталкиваясь бортами, простодушно полагали бы, что сосед плывёт следом или даже тащится за ним на буксире.

242

Искусство извиняться. — Когда кто-то перед нами извиняется, он должен делать это очень хорошо: иначе у нас появляется соблазн считать виноватыми себя и испытывать неприятные чувства.

243

Неловкость в общении. — Корабль твоих мыслей сидит в воде слишком глубоко, чтобы ты мог на нём плавать по водам этих дружелюбных, порядочных, предупредительных людей. Там слишком много мелей и песчаных банок: тебе пришлось бы крутиться и вертеться, постоянно смущаясь, а те тоже сразу же смутились бы — из-за твоего смущения, причин которого они никак не могли бы понять.

244

Лиса из лис. — Настоящая лиса называет кислым не только тот виноград, которого не может достать, но и тот, который достаёт из-под носа у других.

245

В самом тесном общении. — Как бы тесно ни были люди связаны друг с другом, а всё равно в их общем горизонте останутся все четыре стороны света, и подчас они это чувствуют.

246

Молчать из отвращения. — Вот кто-то как мыслитель и человек претерпевает глубокие и болезненные изменения, а потом публично в этом признаётся. А слушатели ничего не замечают! Думают, будто он ничуть не изменился! — Это обычное зрелище у иных писателей уже вызывало отвращение: они слишком высоко оценили человеческую разумность и, поняв свою ошибку, дали обет молчания.

247

Серьёзность в делах. — Для иных богатых и знатных людей дела — своего рода отдых от слишком долгой и вошедшей в привычку праздности: потому-то они и относятся к делам так серьёзно и со страстью, как другие люди — к своим редким часам досуга и любимых занятий.

248

Двойной смысл взгляда. — Как бывает, что на воды у твоих ног внезапно набегает чешуйчатая рябь, так и в человеческом взгляде встречается такая внезапная зыбкость и двусмысленность, замечая которые, спрашиваешь себя: что это — ужас? улыбка? или то и другое вместе?

249

Позитивное и негативное. — Этому мыслителю не нужны ничьи возражения: для такого дела ему достаточно самого себя.

250

Месть пустых сетей. — Надо быть осторожным со всеми людьми, которыми владеет горькое чувство рыбака, после трудного дня возвращающегося домой с пустыми сетями.

251

Не заявлять о своих правах. — Проявлять свою власть — это стоит труда и требует отваги. Поэтому многие люди не заявляют о своих совершенно законных правах, ведь эти права — своего рода власть, а они слишком ленивы или трусливы, чтобы пустить её в ход. Добродетели, прикрывающие этот порок, называются снисходительностью и терпимостью.

252

Светочи. — В обществе не было бы солнечного света, если бы его не приносили прирождённые подлизы, я имею в виду так называемых угодников.

253

Всего милосерднее. — Только что снискав себе почёт и немного поев, человек бывает всего милосерднее.

254

К свету. — Люди теснятся к свету не для того, чтобы лучше видеть, а чтобы ярче сиять. — Перед кем они сияют, того и считают светом.

255

Ипохондрики. — Ипохондрик — это человек, у которого как раз достаточно ума и желания пускать его в ход, чтобы глубоко вникать в свои страдания, свои потери, свои ошибки: но лужок, на котором он кормится, слишком мал; он объедает на нём всю траву, так что в конце концов вынужден искать отдельные стебельки. Тогда он превращается в завистника и скрягу — и становится совершенно невыносим.

256

Возмещение. — Гесиод советует сразу, как только у нас появляется возможность, вдоволь и как можно обильней отдаривать соседа, выручившего нас из беды.{165} Тогда сосед очень доволен — ведь единожды проявленная доброта приносит ему проценты; доволен и тот, кто отдаривает, поскольку как даритель небольшим избытком выкупает небольшое унижение от единожды принятой посторонней помощи.

257

Тоньше, чем нужно. — Мы проявляем куда более тонкую наблюдательность относительно того, замечают ли другие наши слабости, чем относительно слабостей этих других: отсюда следует, что она тоньше, чем нужно.

258

Светящаяся тень. — Совсем рядом с людьми, тёмными, как ночь, почти всегда находится, словно привязанная к ним, светлая душа. Она — как бы негативная тень, которую те отбрасывают.

259

Можно ли не мстить за себя? — Существует так много утончённых видов мести, что человек, у которого есть повод к мщению, может, в сущности, делать что угодно или не делать ничего: всё равно спустя какое-то время все сойдутся в мнении, что он за себя отомстил. Стало быть, вряд ли человек волен не мстить за себя: он даже не смеет сказать, что не хочет этого, ведь пренебрежение к мести истолкуют и почувствуют как некую утончённую, весьма чувствительную месть. — Откуда следует, что не стоит делать ничего сверх необходимого — —

260

Заблуждение почитателей. — Каждый думает, будто выражает мыслителю приятное для него почтение, показывая, как самостоятельно пришёл к точно такой же мысли и даже к точно такому же её выражению; и всё же, выслушивая подобные сообщения, мыслители редко приходят в восхищение, зато часто начинают испытывать недоверие к собственной мысли и её выражению: про себя они решаются их пересмотреть. — Если хочешь выразить кому-нибудь своё почтение, надо удерживаться от выражений единомыслия: они ставят на один уровень. — Во множестве случаев дело пристойного поведения в обществе выслушать мнение так, как будто оно не совпадает с нашим собственным, мало того, как будто оно выходит за пределы нашего кругозора: к примеру, когда человек старый, бывалый вдруг в виде исключения раскрывает перед слушателями ларец своих познаний.

261

Письмо. — Письмо — это визит без приглашения, а почтальон — посредник неучтивых набегов. Каждую неделю надо бы один час уделять приёму корреспонденции, а потом принимать ванну.

262

Предвзятый. — Некто сказал: «У меня предвзятое отношение к себе с самого детства: поэтому в любом порицании я вижу что-то верное, а в любой похвале — что-то глупое. Похвалы я обычно ценю слишком мало, а порицания — слишком высоко».

263

Путь к равенству. — Несколько часов восхождения в горы — и вот уже негодяй и святой становятся довольно похожими друг на друга существами. Усталость — кратчайший путь к равенству и братству, а сон наконец добавляет к ним свободу.

264

Клевета. — Если ты почувствуешь, что тебя касается по-настоящему подлое подозрение, не ищи его источник у своих честных и простодушных врагов; ведь если бы они наплели о нас что-то подобное, то как наши враги не нашли бы себе ни у кого веры. А вот те, которым мы долгое время приносили наибольшую пользу, но которые по какой-то причине тайком могут быть уверены в том, что больше ничего от нас не получат, — такие люди в состоянии пустить о нас подлый слух: и им поверят, во-первых, потому что невозможно представить себе, чтобы они причиняли вред самим себе, а, значит, и выдумывать им о нас нечего; во-вторых, потому что они знают нас лучше. — Человек, которого так подло оклеветали, может утешиться, говоря себе: клевета — это чужая болезнь, разразившаяся в моём теле; она доказывает, что общество — это единое (моральное) тело, так что я могу опробовать на себе лечение, которое должно пойти впрок другим.

265

Царствие небесное детства. — Блаженное состояние детей — точно такой же миф, как и блаженство гиперборейцев, о котором рассказывали греки. Если на земле вообще есть блаженство, думали они, то уж, конечно, где-то как можно дальше от нас, где-то там, на краю земли. Точно так же думают и люди постарше: если уж человек вообще может быть счастлив, то уж, конечно, в возрасте, как можно более далёком от нашего, у самого порога жизни. Кое для кого из людей величайшее счастье, которого он может сподобиться, — вид детей сквозь покрывало этого мифа: он сам доходит тогда до преддверия царствия небесного, говоря: «пустите детей приходить ко Мне, ибо таковых есть Царствие Божие»{166}. — Миф о царствии небесном детей в ходу повсюду, где в нынешнем мире есть место сентиментальности.

266

Нетерпеливые. — Именно растущие не хотят роста: они для этого слишком нетерпеливы. Подростки не хотят ждать момента, когда, после долгих занятий, страданий и лишений, их картина людей и вещей достигнет полноты; поэтому они принимают на веру какую-нибудь другую, уже стоящую наготове, напрашивающуюся, — как будто линии и краски их картины должны быть даны им заранее; они бросаются на грудь какому-нибудь философу или поэту, после чего вынуждены долго отрабатывать барщину, изменяя себе. Тут они многое усваивают, но часто забывают из-за этого самое достойное изучения и познания — самих себя; на всю жизнь они остаются приверженцами какой-нибудь партии. Ах, как много скуки надо перетерпеть, как много пота пролить, пока не найдёшь свои краски, свою кисть, свой холст! — Да и тогда ты ещё далеко не мастер в искусстве своей жизни — но по крайней мере уже хозяин в своей мастерской.

267

Воспитателей не бывает. — Человек мыслящий может говорить только о самовоспитании. Воспитание молодёжи со стороны взрослых — либо эксперимент над кем-то ещё неизвестным, непознаваемым, либо полное нивелирование, предназначенное для того, чтобы приспособить новое существо, каким бы оно ни было, к господствующим привычкам и обычаям: стало быть, в том и другом случае нечто недостойное мыслителя, творение родителей и учителей, то, что один из отважно-честных мыслителей назвал nos ennemis naturels85наших естественных врагов (фр.).185. — В один прекрасный день, когда, по общему мнению, человек уже давно воспитан, он открывает самого себя: тогда-то и начинается дело мыслителя, тогда-то и настаёт пора звать его на помощь — не в качестве воспитателя, а как воспитавшего себя человека, обладающего опытом.

268

Сострадание юности. — Нам бывает жалко, когда мы слышим, что у одного юноши уже выпадают зубы, а другой слепнет. А если бы мы знали обо всём необратимом и безнадёжном во всей его натуре — насколько же велико было бы тогда наше сожаление! — Но отчего мы при этом, в сущности, страдаем? Оттого, что юность должна продолжать то, что мы начали, а всякий вред и надлом её сил, того и гляди, нанесёт ущерб нашему делу, которое вот-вот перейдёт в её руки. Это сожаление о плохой гарантии нашему бессмертию: или, если мы чувствуем себя лишь исполнителями миссии, возложенной на нас человечеством, сожаление о том, что эта миссия перейдёт в руки более слабые, чем наши.

269

Возрасты жизни. — Сравнение четырёх времён года с четырьмя возрастами жизни — это достопочтенная глупость. Никакому времени года не соответствуют ни первые, ни последние двадцать лет жизни — если, конечно, проводя такое сравнение, не довольствоваться представлением о белизне волос и снега и подобными играми красок. Первые двадцать лет — это подготовка к жизни вообще, ко всему году жизни, своего рода затяжной новогодний праздник; а последние двадцать лет огладываются, осознают, приводят к строю и гармонии всё пережитое до сих пор: вот так же, только в миниатюре, мы делаем в каждый новогодний праздник с ушедшим годом. Но между ними и впрямь простирается время, которое напрашивается на сравнение с временами года: время между двадцатью и пятьюдесятью годами (если вести счёт целыми десятилетиями, хотя само собой понятно, что каждый должен уточнить для себя эти грубые рамки, сообразуясь со своим опытом). Эти три десятилетия соответствуют трём временам года: лету, весне и осени — зимы в человеческой жизни не бывает, если только не называть зимой, увы, нередко наступающие суровые, холодные, одинокие, мало обещающие, бесплодные полосы болезни. Годы от двадцатого до тридцатого: горячие, душные, грозовые, пышно произрастающие, утомляющие, годы, когда человек восхваляет прожитый день, утирая со лба пот: годы, когда работа кажется нам тяжёлой, но такой нужной, — эти годы от двадцати до тридцати суть лето жизни. Зато следующие десять — это весна: воздух то слишком тёпел, то слишком холоден, постоянно движется и возбуждает, повсюду течёт сок, дружно растут листья, благоухают цветущие деревья и кусты, много пленительных утр и ночей, работа, для которой нас пробуждают птичьи песни, настоящая работа по душе, своего рода наслаждение собственным здоровьем, усиленное предвкушающими надеждами. И, наконец, годы от сорока до пятидесяти: таинственные, как всё замершее; подобные высокой и широкой горной равнине, по которой гуляет свежий ветер; ясное безоблачное небо над нею, неизменно глядящее с тою же кротостью весь день вплоть до ночи: время урожая и глубочайшего веселья — это осень жизни.

270

Женский ум в нынешнем обществе. — Как женщины нынче думают о мужском уме, можно судить по тому, что при всём своём умении украшаться они думают сначала о чём угодно, только не о том, чтобы специально подчеркнуть присутствие ума в выражении своего лица или его отдельных чертах: наоборот, они всё это прячут, зато хорошо умеют придавать себе выражение жадной чувственности и глуповатости, к примеру, зачёсывая волосы на лоб, — особенно если этих качеств им не хватает. Их уверенность в том, что ум в женщине отпугивает мужчин, доходит до того, что они сами предпочитают отрицать у себя остроту ума и нарочно навлекать на себя славу недалёких; этим они, вероятно, пытаются сделать мужчин более доверчивыми: тогда вокруг них словно ширится мягкий приглашающий сумрак.

271

Величие и бренность. — Наблюдающего трогает до слёз мечтательно-блаженный взгляд, которым молодая красивая жена смотрит на своего супруга. При этом его охватывает осенняя грусть — по поводу как величия, так и бренности человеческого счастья.

272

Жертвенность. — Иные женщины обладают intelletto del sacrifizio86разум (душевный склад) жертвы (ит.).186 и не рады жизни, если супруг не хочет приносить их в жертву: ведь тогда они не знают, что делать со своим разумом, — и неожиданно из жертвенного животного превращаются в жреца, творящего жертвы.

273

Неженское. — «Глупа, как мужчина», говорят женщины; «труслив, как баба», говорят мужчины. Глупость в женщине — неженское качество.

274

Мужской и женский темпераменты и смертность. — У мужского пола темперамент хуже, чем у женского, — это следует из того, что дети мужского пола больше подвержены смертности, чем дети женского пола, очевидно, потому, что они с большей лёгкостью «выходят из себя»: их необузданность и неуживчивость обостряют любой недуг, и он становится смертельным для них.

275

Эпоха циклопических построек. — Европа неудержимо демократизируется, и кто этому противится, всё равно использует здесь те самые средства, которые каждому предоставила лишь идея демократии, делая такие средства даже более удобными и сильными: а самые заклятые враги демократии (то есть революционные умы), кажется, существуют только для того, чтобы страхом, который они внушают, всё быстрее подгонять различные партии вперёд по пути демократии. Да и впрямь можно струхнуть перед теми, кто теперь сознательно и честно готовит такое будущее: есть в их лицах что-то безотрадное и однообразное и, кажется, даже их мозг занесён серой пылью. И всё же может случиться, что потомки когда-нибудь посмеются над этими нашими страхами, думая о демократической работе ряда поколений примерно так же, как мы — о строительстве каменных дамб и оборонительных стен, — как о деятельности, которая неизбежно оставляет на одеждах и лицах много пыли и неминуемо делает немного тупоумными и самих рабочих; но кто из-за этого захочет, чтобы такое дело осталось несделанным? Кажется, что демократизация Европы — звено в цепи тех чудовищных профилактических мероприятий, какие представляет собою идея нового времени и какими мы отличаемся от средневековья. Вот и настала эпоха циклопических построек! Наконец-то стал надёжным фундамент для безопасного строительства будущего! Плодоносные поля культуры впредь не могут быть смыты за одну ночь дикими и бессмысленными горными потоками! Идёт постройка каменных дамб и оборонительных стен против варваров, против эпидемий, против телесного и умственного порабощения! И всё это поначалу понимается буквально и грубо, но мало-помалу начинает пониматься во всё более возвышенном и духовном виде, так что все указанные здесь мероприятия предстают глубокомысленными общими приготовлениями наилучшего мастера садового искусства, который сможет приступить к своей настоящей задаче лишь тогда, когда будут полностью решены те задачи! — Правда, при огромных временных расстояниях, отделяющих тут средство от цели, при отчаянном, неимоверном труде, напрягающем силы и ум целых столетий, труде, нужном уже только для того, чтобы создать или раздобыть каждое отдельное средство, нельзя предъявлять нынешним рабочим слишком суровых требований, если они во всеуслышание заявляют, что стена и шпалеры уже и есть предел и последняя цель; ведь пока никто не видит садовника и плодовые деревья, ради которых существуют эти шпалеры.

276

Право всеобщего голосования. — Народ не давал себе права на всеобщее голосование: всюду, где оно действует, он его получил и принял на время. Но в любом случае у него есть право отказаться от этого права, если оно не отвечает надеждам народа. Кажется, сейчас это всюду и происходит: ведь когда при решении какого-нибудь вопроса, где оно применяется, к избирательным урнам приходит едва две трети имеющих право голоса, а иногда не является и простое большинство голосующих, то это — вотум недоверия ко всей системе голосования. — Тут надо судить даже ещё намного строже. Закон, гласящий, что простое большинство выносит окончательное решение по вопросам общественного блага, не может стоять на том же фундаменте, который благодаря ему же ещё только должен быть построен: он безусловно нуждается в фундаменте более широком, а таким фундаментом выступает полное единогласие. Всеобщее избирательное право не может быть только выражением воли простого большинства: изъявить свою волю должна вся страна. Поэтому чтобы снова отказаться от него как негодного, достаточно уже несогласия ничтожного меньшинства: и как раз таким несогласием является неучастие в голосовании, которое рушит всю систему голосования. «Абсолютное вето» отдельного человека, или, чтобы уж не мелочиться, вето нескольких тысяч человек нависает над этой системой, как непреклонность правосудия: пользуясь им, каждый раз следует, в соответствии с долей голосующих от общего числа избирателей, сперва доказать, что эта система ещё легитимна.

277

Скверная логика. — Как скверно люди пользуются логикой в незнакомых им областях, даже если, будучи учёными, они прекрасно освоились с нею в своей! Это просто позор! Вот почему именно этой плохой логике принадлежит последнее слово во всемирных процессах, в политике, во всём неожиданном и настоятельном, что приносит с собою почти каждый день: ведь никто досконально не разбирается в том новом, что появилось за ночь; все политические спекуляции, даже если в них пускаются величайшие государственные деятели, — не более чем импровизации на авось.

278

Предпосылки машинного века. — Пресса, машина, железные дороги, телеграф — предпосылки, извлечь из которых выводы на тысячу лет вперёд ещё никто не отваживался.

279

Тормоз для культуры. — Когда мы слышим, что там у мужчин нет времени на продуктивные занятия; учения и парады отнимают у них весь день, а остальное население должно их кормить и одевать, их же костюмы крикливы, часто пёстры и нелепы; там признаются лишь немногие отличительные особенности, а люди подобны друг другу больше, чем где-либо ещё, либо же с ними обращаются как с подобными; там требуют послушания и слушаются без рассуждений: отдают приказы, но как огня боятся убеждать; там немного наказаний, но эти немногие суровы и быстро доходят до последнего, самого страшного; величайшим преступлением там считается предательство, а критиковать недостатки решаются только самые смелые; отдельные человеческие жизни ценятся там дёшево, а честолюбие нередко принимает такие формы, что угрожает жизни; — тот, кто всё это услышит, тотчас скажет: «Это картина общества варварского, находящегося в опасности». Возможно, кто-то добавит: «Тут изображена Спарта»; но кто-нибудь призадумается и сделает ошибочный вывод, будто тут описана наша современная армия, какой она существует посреди нашей культуры и общества, имеющих другую природу, — как живой анахронизм, как изображение варварского, находящегося в опасности общества (которое уже упоминалось), как посмертное творение прошлого, способное послужить колёсам настоящего лишь тормозом. — Между тем и тормоз для культуры бывает в высшей степени необходим: а именно, когда всё дело слишком быстро катится под гору или, как, возможно, в данном случае, слишком быстро идёт в гору.

280

Больше уважения к знающим! — При конкуренции труда и продавцов публика сделалась судьёй над ремеслом: но у неё нет строгой компетентности, и она судит по внешнему виду товаров. Следовательно, при господстве конкуренции будет возрастать искусство видимости (и, возможно, вкуса), зато, вероятно, упадёт качество всех продуктов. Следовательно, если только разум не упадёт в цене, когда-нибудь такой конкуренции будет положен конец, а победу над нею одержит какой-то новый принцип. О ремесле должен судить лишь мастер-ремесленник, а публика должна зависеть от своей веры в личность и честность того, кто выносит суждение. Поэтому не должно быть никакой анонимной работы! Поручителем за неё должен быть как минимум какой-нибудь знаток дела, и если имени производителя на товаре не будет или оно ни о чём не говорит публике, он должен в виде залога ставить своё имя. Доступность продукта — ещё одна разновидность видимости и обмана для профанов, ведь только долговечность решает, что вещь доступна — и насколько она доступна; но судить о ней трудно, а уж профану в ремесле и подавно невозможно. — Итак: приоритет нынче отдаётся тому, что бьёт в глаза и стоит недорого, — а это, естественно, продукты машинной работы. Зато машина со своей стороны как причина величайшей скорости и небрежности изготовления благоприятствует самым продаваемым товарам: в противном случае она не дала бы заметной прибыли; она употреблялась бы слишком мало и слишком часто останавливалась бы. Но что будет самым продаваемым — об этом, как уже сказано, судить публике: оно должно быть как можно более обманчивым, то есть тем, что сначала кажется хорошим, а затем кажется и доступным. Стало быть, и в сфере труда нашим лозунгом должно быть: «Больше уважения к знающим!»

281

Опасность для монархов. — У демократии есть способ сделать бессмысленной королевскую и императорскую власть без всякого насилия, только с помощью постоянного законного давления, — оно будет оказываться до тех пор, пока от этой власти не останется нуль, или, возможно, если угодно, пока она не будет иметь смысл любого нуля, который, сам по себе будучи ничем, в десятки раз увеличивает число, если подставить его к нему с правой стороны. Императорская и королевская власть останется в таком случае роскошным украшением на простом и функциональном одеянии демократии, красивым излишком, который она себе позволяет, пережитком всего исторически достопочтенного убранства праотцев, даже символом самой истории, — и это её уникальное положение окажется чем-то в высшей степени действенным, если, как уже сказано, она не останется сама по себе, а будет поставлена на правильное место. — Чтобы избежать опасности такого обессмысливания, нынешние короли прочно держатся зубами за своё положение военных князей: а для этого им нужны войны, то есть исключительные условия, при которых не действует упомянутое медленное законное давление демократических властей.

282

Учителя — необходимое зло. — Между умами продуктивными и голодными, воспринимающими должно быть как можно меньше людей! Ведь посредники почти непроизвольно фальсифицируют питание, которое передают: кроме того, за своё посредничество они хотят слишком большого вознаграждения для себя, и этот излишек, стало быть, отнимается у оригинальных, продуктивных умов, а заключается он в интересе, восхищении, времени, деньгах и прочем. — Итак: учителей надо считать на худой конец необходимым злом, точь-в-точь как торговцев: злом, которое следует уменьшать, насколько возможно! — И если главная причина нынешнего бедственного состояния Германии состоит, видимо, в том, что слишком многие живут и хотят жить хорошо торговлей (то есть стремятся насколько возможно снизить цену для производителя и насколько возможно увеличить её для потребителя, чтобы извлечь прибыль от как можно большего ущерба для обоих), то главную причину бедственного состояния в сфере интеллекта, безусловно, можно усматривать в преизбытке учителей: из-за него-то они и учат так мало и так плохо.

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Налог на уважение. — Людям, которых мы лично знаем и уважаем, будь то врачи, художники, ремесленники, которые делают какую-то работу для нас, мы охотно платим так много, как только можем, а нередко даже больше, чем можем: зато людям неизвестным — так мало, как только получится. Тут идёт борьба, в которой каждый борется и заставляет бороться с собой за пядь земли. Когда для нас работают знакомые, в их работе есть что-то неоплатное — чувство и изобретательность, вложенные в неё ради нас: и нам кажется, что мы не можем выразить своё признание этого иначе, чем своего рода самопожертвованием с нашей стороны. — Самый большой налог — это налог на уважение. Чем больше воцаряется конкуренция и люди покупают у незнакомых, работают для незнакомых, тем этот налог ниже, — а ведь именно он-то и является показателем высокого уровня, на котором общаются человеческие души.

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Средство для достижения подлинного мира. — Ни одно правительство нынче не признается, что содержит армию, чтобы удовлетворять свои случайные завоевательские прихоти; оно хочет показать, что армия нужна ему для обороны. В качестве адвоката оно призывает мораль, которая санкционирует самооборону. Но это означает: себе мы приписываем нравственность, а соседу — безнравственность, потому что его нужно представить охочим до нападений и завоеваний, в то время как нашему государству неминуемо приходится думать о средствах самообороны; кроме того, мы, объясняя, почему нам нужно войско, объявляем его, точно так же, как и наше государство, отрицающего наступательную политику и в свой черёд содержащего армию якобы только в оборонительных целях, лицемером и коварным преступником, который спит и во сне видит, как бы напасть на невинную и неловкую жертву без всяких сражений. Вот так нынче все государства и противостоят друг другу: они предполагают плохой образ мыслей у соседа и хороший — у себя. Но такая предпосылка бесчеловечна, она так же плоха, как война, и даже ещё хуже: мало того, в своей основе она — уже призыв к войне и её причина, ведь, как говорилось выше, она приписывает соседу безнравственность, а потому, видимо, провоцирует враждебное к нему умонастроение и враждебность на деле. От доктрины армии как средства самообороны необходимо отречься так же основательно, как и от завоевательских поползновений. И, возможно, придёт когда-нибудь великий день, когда народ, отличившийся в войнах и победах, в самой эффективной постановке военного дела и военной науки и привыкший приносить всему этому самые тяжёлые жертвы, по собственной воле воскликнет: «Мы ломаем свой меч!» — и вся его военная организация рухнет до последних оснований. Добровольно лишиться обороны, быв самой обороноспособной нацией, и сделать это совершенно сознательно — вот средство для достижения подлинного мира, который неизменно должен зиждиться на мирном образе мыслей: в то время как так называемый вооружённый мир, который теперь популярен во всех странах, есть образ мыслей раздора, не доверяющий ни себе, ни соседям и не кладущий оружия и из ненависти, и из страха. Лучше погибнуть, чем ненавидеть и бояться, и вдвойне лучше погибнуть, чем заставлять ненавидеть и бояться себя, — когда-нибудь это должно стать даже самым категоричным правилом для каждого общества, обладающего государством! — У наших народных избранников, как известно, не хватает времени на раздумья о природе человека: иначе они поняли бы, что трудятся напрасно, когда трудятся над «постепенным снижением бремени вооружений». Наоборот: лишь когда такого рода нужда обостряется до предела, ближе всего становится и своего рода Бог — только он и может тут помочь. Знамя войны может быть уничтожено лишь одним махом, ударом молнии: но молнии, как вам известно, падают из облаков — и с вышины. —

285

Компенсируется ли собственность справедливостью. — Когда люди начинают остро переживать несправедливость, порождаемую собственностью — а стрелка великих часов регулярно возвращается на то же место, — то говорят о двух способах помочь этой беде: это, во-первых, равное распределение собственности и, во-вторых, упразднение частной собственности и её обобществление. Последнее средство особенно по нраву нашим социалистам, которые никак не могут простить одному древнему иудею слов «не укради». Согласно их учению, седьмой закон, наоборот, должен звучать так: «не обладай». — Попытки воспользоваться первым рецептом часто предпринимались в старые времена — правда, всегда только в миниатюре, но зато так неудачно, что и мы можем извлечь из этого поучительные выводы. Легко сказать «равные земельные наделы»; но сколько ожесточённости порождают необходимые для этого разделы и межевания, потеря издавна почитавшегося владения, сколько священных чувств получают при этом жестокие раны и приносятся в жертву! Перекапывая межевые камни, люди перекапывают и нравственность. И, опять-таки, сколько новой ожесточённости среди новых владельцев, сколько ревности и косых взглядов, ведь двух по-настоящему равных наделов не бывает, а если бы и были, то человеческая зависть к соседу не поверила бы в их равенство. А ведь как долго сохранялось это отравленное уже в корне и нездоровое равенство! На протяжении немногих поколений в одном месте один надел, переходя по наследству, приходился на пять человек, в другом — пять наделов на одного: а в случае, если благодаря жёстким законам о наследовании таких неполадок удавалось избежать, хозяева равных земельных наделов хотя и встречались, но между ними были бедные и недовольные, у которых не было ничего, кроме зависти к родственникам и соседям, а также страстного желания перевернуть порядок вещей. — А если, следуя второму рецепту, обобществить частную собственность, превратив отдельного человека всего лишь во временного арендатора, то пахотная земля пропадёт вообще. Ведь ко всему, чем человек владеет лишь на время, он относится без заботы и самоотдачи, он обращается с такой собственностью эксплуататорски, как хищник или как безалаберный мот. Если Платон думает, будто корысть исчезнет вместе с собственностью, то ему надо возразить, что после упразднения корысти у человека в любом случае не останется и его четырёх кардинальных добродетелей{167}, и приходится сказать: самая страшная чума не нанесла бы человечеству такого вреда, как тот, что в один прекрасный день причинило бы ему исчезновение тщеславия. Без тщеславия и эгоизма — чем были бы человеческие добродетели? Это прозрачный намёк на то, что последние — лишь имена и маски первых. Платонов утопический основной мотив, на который всё ещё продолжают петь нынешние социалисты, зиждется на недостаточном знании человека: ему не хватало знания истории моральных чувств, понимания происхождения хороших, полезных качеств человеческой души. Добро и зло представлялись ему, как и всей древности, наподобие чёрного и белого, то есть он верил в радикальное отличие добрых и злых людей, хороших и плохих качеств. — Чтобы внушить на будущее больше доверия к собственности, чтобы сделать её более нравственной, нужно дать возможность приобретать небольшой достаток путём труда, но препятствовать быстрому обогащению без усилий; нужно забрать все виды транспорта и торговли, благоприятствующие накоплению большого достатка, а это значит, главным образом — торговлю деньгами, из рук частных собственников и частных обществ, и считать угрозой обществу как чрезмерно имущих, так и неимущих.

286

Стоимость труда. — Если определять стоимость труда, исходя из того, сколько на него затрачено времени, прилежания, добросовестности или небрежности, упорства, находчивости или лености, честности или показного усердия, то найденная стоимость никогда не будет справедливой; ведь на чашу весов нужно поставить всю личность человека, а это невозможно. Тут вполне уместно сказать «не судите». Но ведь оценкой труда недовольны те, чьё требование справедливости мы слышим сегодня. Размышляя дальше, мы обнаружим, что ни один человек не несёт ответственности за свой продукт — свой труд: стало быть, отсюда никак не следует и заслуга, а всякий труд хорош или плох настолько, насколько и должен быть при таком-то или таком-то соотношении сил и слабостей, знаний и потребностей. Рабочий не выбирает, работать ли ему и если работать, то как. Высокая оценка труда создана лишь более широким и более узким пониманием пользы. То, что мы нынче называем справедливостью, в этой области весьма уместно как хорошо усовершенствованная полезность, не только учитывающая момент и эксплуатирующая обстоятельства, но думающая и об устойчивости всех условий, а потому имеющая в виду и благо рабочих, их телесную и душевную удовлетворённость, — с тем, чтобы они и их потомки хорошо работали и на наших потомков, оставаясь надёжными на время, превышающее срок одной человеческой жизни. Эксплуатация рабочих, как сейчас понимают, была глупостью, хищническим отношением за счёт будущего, угрозой обществу. Теперь уже дело чуть ли не дошло до войны: и во всяком случае издержки на поддержание мира, на заключение соглашений и достижение доверия отныне будут очень велики, поскольку была очень велика и длилась очень долго глупость эксплуататоров.

287

Об изучении общества как тела. — Для тех, кто сейчас в Европе, а особенно в Германии, хочет изучать экономику и политику, самое скверное состоит в том, что фактические условия иллюстрируют не правила, а исключения или переходные и начальные стадии. Поэтому нужно сначала научиться закрывать глаза на фактическое положение вещей и, к примеру, направлять взгляд вдаль, на Северную Америку, туда, где ещё можно видеть своими глазами и застать на месте начальные и нормальные движения общественного тела, если будет на то желание, — в то время как в Германии для этого потребуются трудные исторические разыскания или, как уже упоминалось, бинокль.

288

В каком смысле машина унижает. — Машина безлична, она лишает труд чести, того индивидуально удачного и ошибочного, что присуще любому ручному труду, то есть заключённой в нём капли человечности. Прежде любая покупка ремесленных товаров была отличием изготовивших их ремесленников, знаками которых мы себя окружали: домашняя утварь и одежда становились поэтому символическим выражением взаимного уважения и личной связи — а нынче мы живём, сдаётся, исключительно в условиях анонимного и безличного рабства. — Не следует платить слишком дорого за облегчение труда.

289

Карантин на столетия. — Демократические институты — это карантины против старой чумы тиранических влечений: в качестве таковых они чрезвычайно полезны и чрезвычайно скучны.

290

Самый опасный из сторонников. — Самый опасный из сторонников — тот, отпадение которого приведёт к гибели всей партии: иными словами, это наилучший сторонник.

291

Судьба и желудок. — Одним бутербродом больше или меньше в желудке жокея — и, бывает, от этого зависят результаты скачки и ставок, то есть счастье или несчастье для тысяч людей. — Покуда судьбы народов зависят от дипломатов, желудки дипломатов всегда будут предметом патриотических забот. Quousque tandem87Доколе же <, о Катилина?> (лат.) — См.: Цицерон. Против Каталины, I, 1.

292

Победа демократии. — В наши дни все политические силы пытаются эксплуатировать страх перед социализмом, чтобы укрепить собственные позиции. Но длительную выгоду отсюда извлекает всё же только демократия: ведь все партии вынуждены сейчас льстить «народу», предоставляя ему всяческие льготы и свободы, благодаря чему он в конце концов сделается всемогущим. Народ как нельзя более далёк от социализма как учения об изменении условий приобретения собственности: а если только он когда-нибудь подавляющим большинством голосов в своих парламентах получит инструмент для завинчивания налоговых гаек, то с помощью прогрессивного налога набросится на верхушку капиталистов, купцов и биржевиков и действительно постепенно создаст среднее сословие, которое сможет забыть о социализме, как о побеждённой болезни. — Практическим результатом этой распространяющейся демократизации будет прежде всего союз европейских народов, в котором каждый отдельный народ получит границы, соответствующие географической целесообразности, и будет иметь положение кантона с его особыми правами: а с историческими воспоминаниями прежних народов при этом будут считаться очень мало, поскольку пиетет по отношению к ним мало-помалу будет до основания искоренён при господстве демократического принципа с его страстью к нововведениям и экспериментам. Исправления границ, которые окажутся при этом необходимыми, будут проводиться так, чтобы идти на пользу больших кантонов и одновременно на пользу всего союза, а не ради памяти о какой-нибудь седой старине. Найти основания для таких исправлений будет задачей будущих дипломатов, которые в то же время должны быть исследователями культуры, агрономами, экспертами в области сообщений и опираться не на армии, а на причины и соображения пользы. Лишь тогда внешняя политика будет неразрывно связана с внутренней: в то время как сейчас последняя всё ещё поспевает вслед за своей гордой повелительницей, собирая в жалкую корзинку отдельные колосья, оставшиеся после жатвы первой.

293

Цель и средство при демократии. — Демократия стремится создать и гарантировать независимость для как можно большего количества человек — независимость мнений, образа жизни и заработка. Для этого ей необходимо отказать в политическом праве голоса как неимущим, так и сверхбогатым, этим двум незаконным классам людей, над устранением которых она должна постоянно работать, поскольку они всё снова ставят под вопрос решение её задачи. Равным образом она должна препятствовать всему, что, как кажется, нацелено на организацию партий. Ведь три великих врага независимости в указанном тройном значении суть неимущие, богачи и партии. — Я говорю о демократии будущего. То, что называется так уже сейчас, отличается от более старых государственных форм лишь тем, что едет с новыми лошадьми: улицы всё ещё старые, и колёса тоже ещё старые. — Действительно ли опасность для народного блага уменьшилась при езде на таких экипажах?

294

Благоразумие и успех. — Благоразумие, великое качество, в сущности, добродетель всех добродетелей, их прабабка и царица, в обычной жизни отнюдь не всегда пользуется успехом, и жених, который домогался бы этой добродетели лишь ради успеха, почувствовал бы себя обманутым. А люди практические считают его подозрительным и путают с коварством и ханжеской хитростью: а тот, кому благоразумия, напротив, явно не хватает — человек, который без раздумий берётся за дело да и промахивается, — пользуется славой честного, надёжного малого. Стало быть, практические люди не любят благоразумных, считая, что те представляют для них опасность. С другой стороны, благоразумных часто воспринимают как людей боязливых, робких, педантичных — непрактичные сибариты находят их как раз неприятными, поскольку те не живут, подобно им самим, на авось, не думая о своём поведении и об обязанностях: благоразумные появляются в среде непрактичных как их воплощённая совесть, и ясный день при виде первых меркнет в глазах вторых. И когда успех и любовь окружающих обходят благоразумных людей стороной, они всегда могут говорить себе в утешение: «Такие уж высокие налоги приходится мне платить за обладание самым ценным благом среди людей — но дело того стоит!»

295

Et in Arcadia ego88И я был в Аркадии (лат.).187. — Я глядел вниз, поверх волнующихся складок холмов, на молочно-зелёное озеро, сквозь пихты и мрачные от старости ели: всевозможного вида обломки скал вокруг меня, пестреющая цветами и травами земля. Стадо двигалось передо мной, растягиваясь и рассыпаясь; отдельные коровы и их группы подальше, в резком свете вечерней зари, рядом с хвойником; другие ближе, темнее; всё — в спокойствии и вечерней сытости. Часы показывали половину шестого. Бык стада вошёл в белопенный ручей и медленно двинулся по его бурному току, противясь и поддаваясь: так он, видно, доставлял себе какое-то яростное удовольствие. Пастухами были два спалённых солнцем создания с Бергамских Альп: девочка одета почти так же, как мальчик. Слева стены скал и снежные поля над широкими полосами леса, справа два чудовищных обледенелых зубца, высоко надо мною, плывущих в дымке солнечного воздуха, — всё велико, тихо и светло. Вся эта красота вызывала дрожь и немое благоговение перед моментом своего откровения; невольно, так, будто нет ничего более естественного, мысленно видишь в этом чистом, чётком мире света (в котором нет никакого томления, ожидания, где не надо глядеть ни в прошлое, ни в будущее) греческих героев; тут нужно ощущать ту же атмосферу, что ощущал Пуссен, ощущать как его ученик, — героическую и в то же время идиллическую. — Вот так некоторые люди и жили, так они постоянно вчувствовались в мир, а мир вчувствовали в себя, и был среди них один из величайших людей, открывший героико-идиллический вид философствования: Эпикур.

296

Считать и измерять. — Видеть сразу много вещей, соотносить их друг с другом, подводить им общий баланс и быстро извлекать из них вывод, достаточно надёжно высчитывая их конечный итог, — такое умение составляет решающее качество великих политиков, полководцев, купцов: коротко говоря, это умение быстро считать в уме. Видеть пред собой одно дело, находить в нём единственный мотив своих поступков и судью всех остальных — это решающее качество героев, равно как и фанатиков; иными словами, это сноровка в измерении одною меркой.

297

Не смотреть не вовремя. — Пока что-то переживаешь, надо полностью отдаваться переживанию, закрывая глаза, то есть не быть внутри переживания ещё и наблюдателем. Ведь это нарушит хорошее пищеварение переживания, и вместо мудрости ты получишь только индижестию{168}.

298

Из практики мудрецов. — Чтобы стать мудрым, нужно намеренно идти на некоторые переживания, иначе говоря, бросаться им в пасть. Разумеется, это куда как опасно; иные «мудрецы» оказывались при этом съеденными.

299

Умственное переутомление. — Бывает, мы проявляем к людям равнодушие и холодность, что воспринимается как жестокость, как изъян характера, но часто оказывается только результатом умственного переутомления: из-за него нам безразличны или противны и другие, и мы сами.

300

«Одно только нужно».{169} — Если ты умён, для тебя важно только одно: сохранять веселие души. — Эх, добавил некто, если ты умён, то лучше всего тебе быть мудрым.

301

Проявление любви. — Некто сказал: «Я никогда не размышлял глубоко о двух людях: и это говорит о моей любви к ним».

302

Как люди пытаются исправлять плохие аргументы. — Иные подбрасывают вслед своим плохим аргументам частицы своей личности, словно благодаря этому те пойдут более верным путём, превратившись в аргументы прямые и хорошие: совсем как игроки в кегли, которые, бросив шар, стараются подправить его траекторию, жестикулируя и размахивая руками.

303

Законность. — Мало быть образцовым человеком в отношении прав и собственности, к примеру, если мальчишка не крадёт фрукты в чужом саду, а взрослый не бегает по некошеным лугам, — чтобы привести здесь мелочи, которые, как известно, дают лучшие демонстрации образцовости этого рода, чем вещи более важные. Этого мало: тогда человек — всё ещё «юридическое лицо», обладающее той степенью нравственности, на какую способно даже «общество», то есть сбитая воедино людская куча.

304

Человек! — Что такое тщеславие самого тщеславного человека в сравнении с тщеславием самого скромного, когда он чувствует себя «человеком» посреди природы и общества!

305

Самонужнейшая гимнастика. — Способность быть себе хозяином в больших делах дробится и исчезает, если человеку не хватает её в малых. Каждый день испорчен и грозит порчей следующему, если хотя бы раз в день не отказываешь себе в какой-нибудь мелочи: такая гимнастика необходима, если хочешь доставлять себе удовольствие быть себе хозяином.

306

Способность терять себя. — Как только ты себя нашёл, нужно научиться время от времени себя терять — а потом находить снова: если, конечно, ты человек мыслящий. Ведь такому вредно навсегда быть привязанным к одной и той же личности.

307

Когда необходимо расставаться. — Надо уметь хотя бы на время расставаться с тем, что ты хочешь познать и измерить. Лишь отойдя от города, ты увидишь, насколько его башни возвышаются над домами.

308

В полдень. — Странная мания покоя, которая может длиться месяцы и годы, в полдень жизни овладевает тем, кому было даровано её кипучее и бурное утро. Вокруг него ширится тишина, голоса звучат глухо, всё глуше; отвесные лучи солнца падают на него. На укромной лесной лужайке он видит спящего великого Пана; все вещи природы заснули вместе с ним, храня на лицах выражение вечности, — так ему кажется. Он ничего не хочет, он ни о чём не заботится, сердце его замерло, и только глаза его живут — это смерть с неспящими глазами. Тогда человек видит много такого, чего прежде не видел, и на всё, что он видит, наброшена сеть из света, под которой оно словно погребено. Он ощущает при этом счастье, но счастье это тяжёлое-тяжёлое. — Тут, наконец, деревья начинает шевелить ветер, полдень минует, жизнь снова становится для него привлекательной, жизнь с незрячими глазами, а за нею шумно несётся её свита: желания, обман, забвение, наслаждение, уничтожение, тление. И вот уж наступает вечер, ещё более кипучий и бурный, чем утро. — Длительные состояния познания кажутся человеку подлинно деятельному почти жуткими и болезненными, но никак не неприятными.

309

Остерегаться своего портретиста. — Большому живописцу, схватившему и изобразившему в портрете лицо и глаза человека в их наивысшей выразительности, в жизни, позднее, этот же человек почти всегда представляется всего лишь карикатурой.

310

Два основных закона новой жизни.Первый основной закон: следует ориентировать жизнь на самое надёжное, доказуемое, а не на самое отдалённое, неопределённое, расплывающееся облаками на горизонте, как делалось прежде. Второй основной закон: прежде чем наладить свою жизнь, придав ей окончательное направление, необходимо установить градацию ближайшего и близкого, надёжного и менее надёжного.

311

Опасная возбудимость. — Люди одарённые, но вялые, всегда кажутся несколько возбуждёнными, увидев, что кто-то из их друзей справился с порядочной работой. У них пробуждается ревность, они стыдятся своей лености — или, наоборот, боятся, что человек деятельный теперь станет презирать их ещё больше, чем всегда. В таком настроении они критикуют их новую работу — и критика их превращается в месть, к величайшему изумлению её автора.

312

Разрушение иллюзий. — Иллюзии — конечно, удовольствия дорогостоящие: но разрушение иллюзий — вещь ещё более дорогостоящая, если смотреть на него как на удовольствие, которым оно, несомненно, для некоторых людей и является.

313

Монолитность мудрого. — У коров бывает иногда выражение удивления, застывшего на пути к вопросу. А в глазах разума более высокого можно увидеть сплошное nil admirari89ничему не удивляться (лат.) — См.: Гораций. Послания. I, 6, 1., похожее на монолитность безоблачного неба.

314

Быть больным не слишком долго. — Избегайте слишком долго быть больными: ведь зрителям скоро надоест отдавать свой обычный долг — проявлять сострадание, потому что долго поддерживать в себе это состояние стоит им слишком больших усилий; потом они просто начнут презирать ваш характер, сделав вывод: «Вы заслуживаете того, чтобы быть больными, и нам больше не нужно носиться вокруг вас со своим состраданием».

315

Совет энтузиастам. — Кому по нраву увлекаться и с лёгкостью возноситься к небесам, тот должен остерегаться чересчур отяжелеть, то есть, к примеру, слишком много учиться и особенно наполнять себя наукой. Наука делает ум неповоротливым — мотайте на ус, энтузиасты!

316

Заставать себя врасплох. — Кто хочет видеть, каков он на самом деле, должен научиться заставать себя врасплох — с факелом в руке. Ведь с умственным началом в человеке дело обстоит так же, как и с телесным: тот, кто привык смотреться в зеркало, постоянно забывает о своём безобразии, и только живописец способен вернуть ему эту память. Но он привыкает и к портрету, забывая о своём безобразии ещё раз. — Тут действует общий закон: человек не переносит неизменного безобразия, разве только на мгновение; он забывает о нём или отрицает в каждом случае. — Моралистам следует улавливать это мгновение, чтобы успеть преподнести свои истины.

317

Мнения и рыбы. — Своими мнениями человек владеет так же, как владеет рыбами, — если, конечно, у него есть рыбный пруд. Достаточно пойти ловить рыбу и действовать удачно — и получишь свою рыбу, свои мнения. Я говорю здесь о живых мнениях, о живой рыбе. Другие люди довольствуются посещением музея ископаемых — и соответственно, в своей голове, «убеждениями». —

318

Признаки свободы и неволи. — Удовлетворять свои насущные потребности самому, насколько можешь, пускай и не до конца, — это путь к свободе ума и личности. Если ты допускаешь, чтобы множество твоих потребностей, в том числе и не насущных, удовлетворяли другие, и притом так хорошо, как только возможно, — то это заводит тебя в неволю. Софист Гиппий, который сам добыл, сам изготовил всё, что носил и на себе, и в себе, именно поэтому шёл по пути к высочайшей свободе ума и личности. И не нужно, чтобы всё было сработано одинаково хорошо и совершенно: гордость уж как-нибудь залатает прорехи.

319

Вера в себя. — В наше время люди не доверяют всякому, кто верит в себя; в иные времена было достаточно заставить поверить в себя других. Рецепт получения веры сейчас гласит: «Не щади себя! Если хочешь, чтобы твоё мнение явилось другим в свете достоверности, сначала подожги свою хижину!»

320

Богаче и беднее зараз. — Я знаю одного человека, который с детства привык хорошо думать о человеческом уме, то есть о подлинном интересе людей к умственным предметам, о бескорыстном предпочтении, отдаваемом ими тому, что они познали как истину, и ему подобном, но о своём собственном уме (логическом мышлении, памяти, присутствии духа, фантазии) имевшего скромное, даже низкое мнение. Он ничего о себе не воображал, сравнивая себя с другими. Но вот с течением времени он был вынужден переучиваться в этом отношении — сначала один раз, а потом постоянно; можно было бы подумать, к своей величайшей радости и удовлетворению. Что-то подобное у него и впрямь было; но, как он однажды сказал, «сюда примешивалась горечь самого горького сорта, какой я не знал во всю мою прежнюю жизнь: ведь с тех пор как я начал более справедливо судить об умственных потребностях людей и своих собственных, мой ум стал казаться мне мало пригодным; не думаю, что способен сделать с его помощью что-то хорошее, поскольку ум других людей не может его воспринять: сейчас я постоянно вижу перед собою ужасающую пропасть между людьми щедрыми на помощь и нуждающимися в помощи. Потому-то и мучает меня необходимость скрывать свой ум и наслаждаться им в одиночку, насколько им можно наслаждаться. Но блаженнее давать, нежели принимать:{170} и что такое самый богатый в одиночестве пустыни!»

321

Как следует атаковать. — Основания, на которых держится вера или неверие во что-то, сильны настолько, насколько возможно, у очень и очень немногих людей вообще. Обычно, чтобы потрясти какую-либо веру, отнюдь не требуется сразу прибегать к тяжёлым наступательным орудиям; многим достаточно атаковать, произведя не слишком большой шум, нередко просто хлопушкой. В обхождении с людьми очень тщеславными бывает довольно сделать мину, выражающую самую ожесточённую атаку: они видят, что к ним относятся весьма серьёзно, и легко уступают.

322

Смерть. — Более точный взгляд на смерть мог бы подмешать в каждую жизнь драгоценную, благоухающую каплю легкомыслия — а теперь вы, диковинные аптекарские души, сделали из смерти зловонную каплю ада, отравляющую всю жизнь!

323

Раскаяние. — Никогда не давать места раскаянию, а тотчас говорить себе: это значило бы послать вдогонку первой глупости вторую. — Если ты причинил вред, подумай о том, как сделать что-то хорошее. — Если ты за свои поступки понёс наказание, переноси его с чувством, что оно уже само заключает в себе что-то ценное: твоё наказание предостерегает других от совершения подобной глупости. Всякий наказанный злодей вправе чувствовать себя благодетелем человечества.

324

Научиться мыслить. — Как человек может научиться мыслить, если он не будет как минимум третью часть каждого дня проводить без страстей, людей и книг?

325

Лучшее лекарство. — Время от времени немножечко здоровья — вот лучшее лекарство для больных.

326

Не прикасаться! — Есть на свете ужасные люди, которые не решают, а только запутывают и делают более трудной проблему для всех, кто хочет участвовать в её решении. Того, кто не может попасть молотком по шляпке гвоздя, нужно попросить вообще не прикасаться к молотку.

327

Забытая природа. — Мы говорим о природе, забывая при этом о себе: а ведь мы и сами — природа, quand même90несмотря ни на что (фр.).. — Следовательно, природа есть нечто совершенно другое, чем то, что мы чувствуем, произнося «природа».

328

Глубокие и скучные. — То, что падает в глубоких людей, как и в глубокие колодцы, падает очень долго, прежде чем достигнет самого дна. Зрители, которые обычно не могут дождаться конца, весьма склонны считать таких людей неповоротливыми и косными — а то и скучными.

329

Когда пора клясться в верности себе. — Бывает, мы движемся в направлении ума, которое никак не соответствует нашему дарованию; какое-то время мы героически плывём против ветра и волн, а, в сущности, против себя самих: мы теряем силы, задыхаемся; то, чего мы достигаем, не доставляет нам настоящей радости, и нам кажется, что эти достижения обошлись нам слишком дорогой ценой. Мало того, мы отчаиваемся в своей плодотворности, в своём будущем — иногда, наверное, и в разгар своего торжества. И вот наконец-то мы поворачиваем в обратную сторону — теперь ветер дует в наши паруса, направляя нас в наше русло. Какое счастье! Как мы уверены в своей победе! Только теперь мы понимаем, кто мы и чего хотим — и клянёмся теперь уже не изменять себе, да и вправе не изменять себе — как знающие.

330

Предсказатели погоды. — Как облака подсказывают нам, куда высоко над нами дуют ветры, так и умы самые лёгкие и свободные, двигаясь по своим направлениям, заранее указывают нам погоду будущего. Ветры долин и рыночные суждения на злобу дня что-то значат лишь для того, что было, а не для того, что будет.

331

Постоянное ускорение. — Люди, которые медленно начинают дело и с трудом в него втягиваются, затем подчас демонстрируют качество постоянного ускорения — так что в конце концов никто уже не знает, куда понесёт их поток.

332

Три хороших вещи. — Величие, покой, солнечный свет — эти три вещи заключают в себе всё, чего мыслитель для себя желает и чего от себя требует: его надежды и обязанности, его притязания в интеллектуальной и моральной сфере, даже в повседневной жизни и ландшафтных условиях его жилища. Им соответствуют, во-первых, возвышенные мысли, во-вторых, мысли умиротворяющие, в-третьих, просветляющие, — но, в-четвёртых, мысли, причастные ко всем трём качествам, в которых преображается всё земное: это сфера, где царит великая троица радости.

333

Умереть за «истину». — Мы не позволили бы сжечь себя за свои мнения: не настолько уж мы в них уверены. Но, возможно, позволили бы сжечь себя за то, чтобы иметь право на свои мнения и на то, чтобы их изменять.

334

Иметь свою цену. — Если человек хочет, чтобы его расценивали как именно то, чем он является, он должен быть чем-то, что имеет свою цену. Но цену имеет только обыкновенное. Значит, названное желание — следствие либо проницательной скромности, либо глупой нескромности.

335

Мораль для строителей домов. — Когда дом построен, надо убрать строительные леса.

336

На лад Софокла. — Кто больше греков доливал воды в вино! Соединять трезвость с грацией — это была привилегия афинской знати во времена Софокла и после него. Попробуй делать так же, кто может! В жизни и в творчестве!

337

Героизм. — Героизм состоит в том, чтобы совершать великие дела (или величественно отказываться от чего-нибудь), не чувствуя, что соревнуешься с другими, перед другими. Куда бы ни пошёл герой, его всегда окружает глушь и священно-закрытая пограничная область.

338

Двойничество природы. — В иных уголках природы мы с приятным ужасом вновь обнаруживаем себя, и это прекраснейший вид двойничества. — Насколько же счастливым, наверное, может быть тот, кто чувствует это именно здесь, в этом неизменно солнечном октябрьском воздухе, в этой плутовской, беззаботной игре сквознячков с утра до вечера, в этой чистейшей ясности и мягчайшей прохладе, в общем изящно-серьёзном характере этой высокогорной долины с её холмами, озёрами и лесами, в местности, которая бесстрашно расположилась рядом с ужасами вечных снегов, здесь, где сошлись, чтобы заключить союз, Финляндия и Италия, и которая кажется родиной всех оттенков серебра, — насколько же счастлив тот, кто может сказать: «В природе есть, конечно, много более величественного и прекрасного, но к этому я чувствую близость и родство, кровное родство, и даже более того».

339

Снисходительная приветливость мудрого. — В общении с другими людьми мудрый невольно проявляет снисходительную приветливость, словно князь, и весьма склонен обходиться с ними совершенно одинаково, не глядя на все различия в их способностях, положении и воспитанности: а люди, заметив это, очень обижаются на него.

340

Золото. — Всё, что золото, не блестит. Самые благородные металлы испускают мягкое сияние.

341

Колесо и тормоз. — У колеса и у тормоза задачи разные, но одна всё-таки общая — делать друг другу больно.

342

Помехи мышлению. — На всё, что прерывает течение мыслей (как говорится, мешает), нужно смотреть добродушно, как на новую модель, которая показалась в дверях, чтобы предложить себя живописцу. Такие перерывы — во́роны, что приносят еду отшельнику.

343

Много ума. — У кого много ума, тот сохраняет молодость: но именно из-за этого ему приходится мириться со славой человека более старого, чем он есть. Ведь люди воспринимают печать ума на лице как следы житейского опыта, то есть множества пережитых хороших и плохих событий, страданий, заблуждений, сожалений. Стало быть, если человек наделён большим умом и он его не скрывает, то люди считают его как более старым, так и более скверным, чем он есть.

344

Как надо побеждать. — Не следует стремиться к победе, если рассчитываешь обогнать соперника только на волосок. Хорошая победа должна внушать побеждённому радость, в ней должно быть что-то божественное, избавляющее от стыда.

345

Иллюзия выдающихся умов. — Выдающиеся умы изо всех сил стараются избавиться от одной иллюзии: они воображают, будто люди посредственные им завидуют и воспринимают их как исключительных. Но на самом-то деле те воспринимают их как нечто лишнее, как то, отсутствие чего осталось бы незаметным.

346

Требование опрятности. — Если человек меняет свои мнения, то для одних натур это такое же требование опрятности, как и смена белья; для других же — всего лишь требование их тщеславия.

347

Тоже достойно героя. — Вот герой, который всего-то и сделал, что потряс дерево, на котором уже созрели плоды. Вам кажется, этого мало? Тогда сперва поглядите на дерево, которое он потряс.

348

Чем можно измерить мудрость. — Рост мудрости можно точно определить по убавлению желчи.

349

Неприятный способ высказывать заблуждения. — Не всякому по нраву, если кто-то высказывает истину в приятной форме. Но пусть по крайней мере никто не думает, что заблуждение превратится в истину, если высказать его в неприятном виде.

350

Золотое решение.{171} — Много цепей наложено на человека, чтобы он отучился вести себя, как животное: человек и впрямь стал более милосердным, умным, дружелюбным, рассудительным, чем любое животное. Но и теперь он ещё страдает от того, что слишком долго носил свои цепи, что ему так долго не хватало свежего воздуха и движения на воле: — цепи же эти, я повторяю снова и снова, суть тяжёлые и осознанные заблуждения в сфере моральных, религиозных, метафизических представлений, заблуждения, о которых здесь шла речь. Лишь когда мы победим и болезнь этих цепей, будет полностью достигнута первая великая цель: отделение человека от животных. — Сейчас наша работа по избавлению от цепей в самом разгаре, и в ней нам требуется наивозможнейшая осторожность. Свобода ума может достаться лишь человеку облагороженному; лишь к нему подойдёт облегчение жизни и смажет его раны; он первым будет вправе сказать, что живёт на свете, чтобы радоваться, и больше ни для чего; и в любых других устах будет опасным его девиз: мир вокруг меня и благоволение всему насущному. — Обращая эти слова к одиночкам, он вспомнит одно древнее, величественное и трогательное выражение, относящееся ко всем и оставшееся стоять над всем человечеством как некий девиз и символ, от которого должен погибнуть каждый, кто раньше времени украсит им своё знамя, — от которого погибло христианство. Всё ещё, кажется, не настала пора, когда со всеми людьми может случиться подобное тому, что случилось с теми пастухами, которые увидели над собою в небе сияние и услышали эти слова: «и на земле мир, в человеках благоволение!»{172} — Сейчас всё ещё время одиночек.

* * *

Тень: Из всего, что ты тут высказал, мне больше всего по нраву обетование: вы хотите снова стать добрыми соседями всем насущным вещам. Это пойдёт на пользу и нам, бедным теням. Ведь, стоит признать, до сей поры вам нравилось только очернять нас.

Странник: Очернять? А почему вы никогда не защищались? Ведь наши уши всегда были поблизости от вас.

Тень: Нам-то казалось, что мы как раз слишком близки к вам, чтобы говорить о себе.

Странник: Деликатно! Очень деликатно! Ах, вижу я, что вы, тени — более «совершенные люди», чем мы.

Тень: А вы ещё называете нас «навязчивыми» — нас, которые хорошо умеют делать по крайней мере одно: молчать и ждать — ни один англичанин не сумеет этого лучше. Верно — нас часто, очень часто видят в хвосте у человека, но всё-таки не в рабстве у него. Если человек чурается света, то мы чураемся человека: вот насколько хватает нашей свободы.

Странник: Эх, куда чаще свет чурается человека, а уж тогда и вы его оставляете.

Тень: Я часто оставляла тебя с болью: мне, такой любознательной, многое в человеке осталось неясным, ведь я не всегда могу быть возле него. Я хотела бы быть и твоей рабыней, только для того, чтобы целиком познать человека.

Странник: Да разве ты знаешь, да разве я знаю, не превратишься ли ты внезапно из рабыни в госпожу? Или, хотя и останешься рабыней, но из презрения к своему господину станешь жить в унижении, в мерзости? Так будем же оба довольны свободой, насколько её тебе хватает, — тебе и мне! Ведь вид невольника отравил бы мне все мгновения моей высшей радости; и самое сладостное мне опротивело бы, если бы кто-то был вынужден делить его со мною, — я не хочу видеть возле себя рабов. Поэтому не нужна мне и собака, эта ленивая, обмахивающаяся хвостом прихлебательница, которая, будучи слугою человека, сначала сделалась «собачьи преданной» ему, а потом люди ещё обыкновенно и хвалят её за то, что она хранит верность своему хозяину и следует за ним, как —

Тень: Как тень — так ведь у вас говорят? Может быть, сегодня я тоже слишком долго следовала за тобой? Это был самый долгий день, но мы уже на его исходе, ты уж ещё немного потерпи. Трава в росе, и меня знобит.

Странник: Ох, так уже время расставаться? А я напоследок ещё тебя невольно обидел — я видел, ты от этого потемнела.

Тень: Я покраснела, приняв тот цвет, на который только способна. Мне пришло в голову, что я часто ложилась у твоих ног, как собака, и что ты тогда —

Странник: А я не мог как можно быстрее оказать тебе какую-нибудь любезность? Есть у тебя сейчас какое-нибудь желание?

Тень: Нет, никакого, кроме, пожалуй, того, какое выразила «собака»-философ Александру Великому: немного отойди, не заслоняй мне солнце, а то я мёрзну.

Странник: Что я могу для тебя сделать?

Тень: Зайди под сень вон тех елей и погляди на горы вокруг; солнце садится.

Странник: — Эй, куда ты пропала? Где ты?

Первый том «Человеческого, слишком человеческого» вышел в свет в конце апреля 1878 г. в Хемнице в издательстве Э. Шмайцнера. В 1886 г. книга вышла вторым изданием; для него Ницше добавил предисловие и заключительное стихотворение, но убрал посвящение Вольтеру и «Вместо предисловия». Текст афоризмов остался во втором издании тем же, поскольку оно не печаталось заново, а было сброшюровано из складских остатков первого издания. Второй том книги выходил в свет двумя частями (обе в том же издательстве, что и первый том): первая — в начале марта 1879 г. под названием «Человеческое, слишком человеческое. Книга для свободных умов. Приложение: Смешанные мнения и изречения», вторая — в середине декабря того же года (хотя годом издания в ней указан 1880-й) под названием «Странник и его тень» как «второе добавление». В 1886 г. складские остатки обеих частей были переплетены под одной крышкой и вышли в свет с предисловием Ницше как «новое издание с вводным предисловием» второго тома «Человеческого, слишком человеческого».Примечания
1 мрачного настроения (лат.).2 Дикая матерь страстей (лат.). — У Горация (Carmina I, XIX) это Венера.3 праздном покое (лат.).{173}4 вечной истине (лат.).5 вечные истины (лат.).6 причина (лат.).7 причина (лат.).8 Памятник вековечнее меди (лат.), слова из знаменитого стихотворения Горация («Послания» 3, 30).9 «Моральных изречений и максим» (фр.).{174}10 «То, что называют добродетелью, — обыкновенно не более чем фантом, образованный нашими страстями, коему дают почтенное имя, дабы безнаказанно вытворять всё что угодно» (фр.).11 бытия (лат.).12 совершение действий (лат.).13 Здесь: постыдном обстоятельстве (лат.).14 «А ещё знайте: самая обычная вещь на свете — причинять боль ради удовольствия это делать» (фр.).15 индивидуум (лат.), букв. «нераздельное».16 разделённое (лат.).17 пережиток (англ.).18 святая простота (лат.).19 Трогающая до слёз нравственность (фр.).20 «Каждый обладает правом настолько, насколько обладает могуществом» (...) «насколько его считают могущественным» (лат.) (Спиноза, «Богословско-политический трактат», 2, VIII).21 Скорбь — знание, и тот, кто им богаче,
Тот должен был в страданиях постигнуть,
Что древо знания — не древо жизни.
Байрон. Манфред, Акт первый, сцена 1. Перевод И. А. Бунина22 Зачем же душу ты терзаешь
Думой, что́ ей не под силу будет?
Пока есть силы, здесь вот под пинией
Иль под чинарой стройной прилечь бы нам...
Гораций. Оды. Кн. 2, 11, 11–14. Перевод Г. Ф. Церетели23 в аллегорическом смысле (лат.).24 аллегорический смысл (лат.).25 согласие (общее мнение) народов <и> людей (лат.).26 общее мнение всех мудрецов (лат.).27 «Если кто-то думает, что любит свою возлюбленную из любви к ней, то он жестоко ошибается» (фр.).28 презирать <чужое> презрение к себе (лат.).{175}29 нечто чудесное (лат.).30 к вящей славе искусства (лат.).31 Исправлять судьбу (фр.).32 «Божественной комедии» (ит.).33 Сильный ум (фр.).34 «Ах, мой дорогой Зульцер, плохо Вы знаете эту проклятую породу, к которой мы принадлежим!» (фр.).35 доблесть (лат.).36 созерцательность, созерцательная жизнь (лат.).{176}37 праздности, покоя (лат.).38 Строгий судья жизни (лат.).39 без стеснения (фр.).40 А кроме того, я утверждаю (лат.).{177}41 Когда чернь пускается в умствования, всё пропало (фр.).42 родина <и> честь (лат.).43 Организованный беспорядок (фр.).44 «Раздавите гадину!» (фр.).45 Суть (лат.).{178}46 Человеческая комедия (ит.).47 повод для объявления войны (лат.).48 основанный на опыте (лат.).49 война всех против всех (лат., Т. Гоббс).50 «Верую, ибо это нелепо» (лат.).{179}51 я сам (лат.).52 само «я» (лат.).53 закаливания воли (лат.).54 «Берегись музыки» (лат.).{180}55 «Поверьте мне, друг мой, и в заблуждении есть своя прелесть» (фр.).56 Историческая наука в свёрнутом виде (лат.).57 Рукоплещите, друзья! (лат.) — по Светонию, последние слова умирающего Августа.58 влиятельные лица (от которых зависит назначение на высокий пост) (англ.).59 «Пусть погибнет мир, лишь бы я был благополучен» (лат.).60 «Блажен тот, кто вдали от дел...» (Гораций, «Эподы», II, 1).61 человеческое качество (лат.).62 Нам — молиться, а Богу — трудиться! (лат.).63 Понимать прекрасное дано немногим (лат.) — Гораций. Сатиры, I 9, 44.64 Писать для себя (лат.).{181}65 глас народа (лат.).66 гласом Божьим (лат.).67 Молчание (лат.).68 Смейтесь, девушки! (лат.).{182}69 благочестивая ложь (лат.).70 «Итак, будем веселиться!» (лат.).71 от меньшей части к большей, от части к целому (лат.).72 Ничтожнейшее существо — человек (лат.).73 право на равное возмездие (лат.).74 незнание закона (лат.).75 ровное место; правда, справедливость (лат.).76 к вящей славе (лат.).77 бесплодность, бесцельность, пустое дело (лат.).78 широким массам (лат.).79 Молись и трудись (лат.).80 Пет, это не больно (лат.).{183}81 презрения (фр.).82 отвлечёнными сущностями (лат.).{184}83 оскорбления человеческого величия (лат.).84 «Dialogues des Morts» («Диалоги мёртвых»), 1683.85 наших естественных врагов (фр.).{185}86 разум (душевный склад) жертвы (ит.).{186}87 Доколе же <, о Катилина?> (лат.) — См.: Цицерон. Против Каталины, I, 1.88 И я был в Аркадии (лат.).{187}89 ничему не удивляться (лат.) — См.: Гораций. Послания. I, 6, 1.90 несмотря ни на что (фр.).Комментарии
{1} Обращено к Вольтеру (Ницше указал здесь дату именно его смерти). Эта фраза написана в нарочито безличной форме, отсюда её стилистическая искусственность. Как и текст «Вместо предисловия», посвящение Вольтеру было снято Ницше во втором издании «Человеческого, слишком человеческого» (возможно, Ницше заметил, что выставленный здесь мотив теряет свой смысл для всех последующих изданий).{2} Цитата из латинского перевода «Рассуждения о методе» (гл. 3) Р. Декарта. Ницше даёт немецкий перевод, и данный русский перевод местами, естественно, расходится с имеющимися прямыми русскими переводами с французского оригинала. Ницше отказался от этого текста во 2-м издании «Человеческого, слишком человеческого», вероятно, потому, что иначе вслед за «Вместо предисловия» у него шло бы «Предисловие».{3} То есть «По ту сторону добра и зла» (1886).{4} Ср. «Утренняя заря», 552.{5} Здесь и ниже (аф. 20, а особенно аф. 292 и 368 1-го тома) Ницше пользуется образом приставной или верёвочной лестницы (и соответствующими словами Leiter и Sprossen) — предназначенной для штурма, а не для плавного подъёма.{6} Цитата из книги Африкана Шпира (1837–1890) Denken und Wirklichkeit: Versuch einer Erneuerung der kritischen Philosophie. Leipzig, 1877. Bd. 2, S. 177.{7} См. 36-й параграф Кантовых «Пролегомен». У Канта после «законы» стоит в кавычках и скобках («a priori»), далее текст набран вразрядку.{8} объявляя её — вариант в чистовой рукописи: «объявляя её, как это делает Ф. Майнлендер с Шопенгауэровской философией».{9} Пауль Ре (1849–1901), философ, одно время друг Ницше; его книга вышла в свет в 1875 г.{10} Двузначные (zweideutig) в логическом смысле, то есть «дизъюнктивные» — либо добрые, либо злые — стало быть, абсолютно определённые.{11} Одно и то же слово «gut» здесь и ниже переводится по-разному в зависимости от смысла, задаваемого контекстом: «добрый», «хороший», «благородный», а иногда двумя словами зараз («хороший, добрый»).{12} На самом деле фраза принадлежит соотечественнику и младшему современнику Свифта Александру Попу.{13} Мф. 5, 45.{14} В черновом варианте этот афоризм заканчивался словами: «Так Гесиод понимал надежду; но филологи не поняли этого старого беотийца. Ну так кто же теперь беотиец?» (У Ницше игра слов: в немецком «беотиец», то есть житель Беотии, означает также «простофиля»).{15} Точнее, афинских послов и мелосских уполномоченных («История», кн. 5, 85 слл.).{16} Адитон в древнегреческой традиции — сакрально недоступное для непосвящённых место.{17} в её немифической форме — В издании К. Шлехты и всех основанных на нём изданиях — «в мифической форме».{18} Строки из стихотворения И. В. Гёте «Коптская песнь».{19} Сэр Джон Лаббок (1834–1913), английский историк.{20} Ницше имеет в виду сцены, изображённые на сосудах соответствующего назначения.{21} См. Гал. 5, 11 («τὸ σκάνδαλον τοῦ σταυροῦ»).{22} Симмахия — военный союз у греков.{23} новинки — в издании К. Шлехты и всех основанных на нём изданиях — «ощущения» (результат опечатки: «Empfindungen» вместо нужного «Erfindungen»).{24} Ср. 1 Кор. 2: 4. В греческом оригинале: «ἐν ἀποδείξει πνεύματος καὶ δυνάμεως». Апостол имеет в виду не доказательство в логическом смысле, а «предъявление» духа и силы путём рассказа о них, «свидетельствование духа и силы». По-гречески «апо́дейксис» значит не только «доказательство», но и «рассказ, повествование, свидетельство»; немецкая Библия употребляет тут не «Beweis», как запомнилось Ницше, а «Beweisung»; латинский перевод критического места точен — «ostensio», «показ». Русский синодальный перевод — «в явлении духа и силы» — также точен, если подразумевать в слове «явление» смысл «явить (кому — что), показать». Ницше вообще часто приводит это выражение, всегда понимая его неправильно (в «Антихристе» 50 он, что-то заподозрив, даже добавляет «если я не ослышался»).{25} Шопенгауэр. «Мир как воля и представление» (Собр. соч. в 6 тт. М., 2011. Т. 1, с. 349).{26} ради первых — Это, вероятно, либо никем не замеченная опечатка (возможно, основанная на описке Ницше), либо стилистическая ошибка Ницше («um der ersteren [sc. den Dogmen] willen»): по смыслу (в переводе) должно быть «в пользу своего негодования», то есть «им досадно отказываться от религиозного чувства, что должно было бы иметь место, раз уж они отвергают сами догмы». «Ради догм» отказываться от чувства свободные умы никак не могут — ведь догмы вызывают у них негодование.{27} Ницше опять, как и в афоризме 18 цитирует Африкана Шпира.{28} Из пьесы Кальдерона «Жизнь есть сон», акт I, сцена 2. Цитируется в 3-й книге «Мира как воли и представления».{29} См. фр. 121 Эмпедокла (DK) — «Ἄτησἀν λειμῶνα», «лугами Аты» (Ата — божество злополучия у греков). Это выражение, приблизительно эквивалентное выражению «юдоль скорби», Ницше (в немецком переводе с греческого) приводит в своих сочинениях не раз (см. «Человеческое, слишком человеческое», 141; «Человеческое, слишком человеческое» («Смешанные мнения и изречения»), 2; «Человеческое, слишком человеческое» («Странник и его тень»), 6; «Утренняя заря», 77).{30} Гегесий из Магнесии (3-й в. до н. э.).{31} Противопоставление аттическому стилю красноречия (Демосфен — его главный представитель), отличавшемуся простотой и естественностью.{32} Азианский (то есть азиатский, от лат. «asianus» с таким значением) стиль — на «азиатский», варварский лад переусложнённый, напыщенный и искусственный.{33} До Цицерона, подвергшего азианский стиль уничтожающей критике.{34} У Гёте «звезда прекрасной высоты» (стихотворение «Меж двух миров»).{35} Строка из стихотворения Гёте «Утешение в слезах».{36} оно — «Es» в оригинале — явная ошибка; следует читать «sie» (die Kunst), иначе подлежащим окажется «мысль о становлении».{37} В русском переводе Платона (А. Н. Егунов) употребляется слово «неистовство» («Федр», 244a).{38} Эрида — богиня раздора в греческой мифологии (от греческого существительного со значением «спор, вражда, раздор»). У Гесиода («Труды и дни», 11 слл.) речь идёт о двух Эридах — доброй и злой.{39} «Дактилический» — пальцевый (от греч. «дактюлос» — палец).{40} Термин, введённый Р. Вагнером (1846) для обозначения музыки как самодовлеющего искусства, призванного выражать «бесконечное».{41} В современном равномерно-темперированном строе различия между названными Ницше тонами нет; но оно существовало, например, в более древнем пифагоровом строе.{42} В переданной в типографию рукописи и корректурных гранках корректуры вместо «Мурильо» значился «Карраччи», он же поименован вместе с Караваджо в издании 1894 г., причём в таком виде («Карраччи и Караваджо») это место воспроизводится в некоторых немецких изданиях по сей день.{43} См. у Гёте в «Замечаниях по поводу лиц и предметов, выведенных в диалоге «Племянник Рамо».{44} Заключительная строка стихотворения Гёте «Жених».{45} В черновом варианте этого афоризма вместо «Англия» и «англичанин» стояло «Германия» и «немец».{46} Формальным прототипом этой метафоры можно, вероятно, считать рассуждения Витрувия о «климатах» (см.: «Десять книг об архитектуре». Кн. 6, гл. 1, 2 слл.).{47} «Hirnkammer»: это ошибка Ницше — желудочков в одном головном мозге четыре. Возможно, Ницше имел в виду «два набора желудочков» или, скорее, что-то другое — эти желудочки не имеют прямого отношения к процессам восприятия.{48} Увещевательное, назидательное, то есть педагогическое (имеется в виду «Шопенгауэр как воспитатель») (от греч. «paraenesis» — увещевание, указание).{49} Эта и следующая цитаты — из работы Ницше «Шопенгауэр как воспитатель», гл. 6.{50} Во время отливки «Персея» бронза грозила застыть, не залив форму полностью; чтобы сделать расплав более жидким, Челлини спешно побросал туда всю свою домашнюю оловянную посуду. Статуя была отлита — не вышла только пятка Персея.{51} Ф. Гёльдерлин. «Смерть Эмпедокла». Действие первое. Сцена четвёртая. Пер. Е. Эткинда. Реплика Эмпедокла.{52} В отличие от принятой формы этого слова (с одним «н») и в соответствии с греческой его формой, означает захватчиков верховной власти (узурпаторов) у греков, о которых идёт тут речь.{53} становятся тем, чем являются — это часто цитируемое Ницше, а здесь слегка перефразированное изречение принадлежит Пиндару (II Пифийская песнь, 72): «γένοι οἷος ἐσσὶ μαθών». Соответствующее место у Пиндара можно понимать по-разному. Ф. Ф. Зелинский переводит: «Сделайся тем, что ты есть, узнав это». М. Л. Гаспаров переводит: «Будь, каков есть: а ты знаешь, каков ты есть». К. П. Янц переводит: «Стань таким, каким ты учишься быть» и указывает на то, что Ницше в своём переводе опускает и не учитывает последнее слово (именно так — «γένοι οἷος ἐσσὶ» — он цитирует место в своих ранних письмах), получая смысл: «Стань тем (таким), кто (каков) ты есть». Этот смысл он не раз воспроизводит в своих сочинениях (в «Весёлой науке», аф. 335, в подзаголовке «Ecce homo» и в других местах), между тем как смысл изречения Пиндара в его полном виде таков: «Будь таким, каким себя представляешь» (видишь, знаешь), т.е. «оставайся таким, каков есть», «не изменяй себе» (это льстивое обращение поэта к всемогущему тиранну Гиерону Сиракузскому, а не абстрактное увещевание). Ср. «Человеческое, слишком человеческое» («Смешанные мнения и изречения»), 366; «Человеческое, слишком человеческое» («Странник и его тень»), 329.{54} Гёте. «Фауст». Часть первая. Кабинет Фауста 2. Пер. Н. А. Холодковского. Реплика Мефистофеля.{55} Карл Эрнст фон Бэр (1792–1876).{56} родственников ... «друг» — В черновом варианте: «Φίλτατοι — родственники!»{57} Высказывание Оливера Кромвеля (1599–1658).{58} Музыкальный термин — то же, что цифрованный бас. Ницше имеет в виду идеальный (неслышный) опорный звук гармонии, определяющий её структуру. Поэтому следует понимать «подразумеваемый басовый голос». Ср.: «Человеческое, слишком человеческое» («Странник и его тень»), 186.{59} Цитата из басни французского поэта Ж. П. Флориана (1755–1794).{60} В этом афоризме Ницше перефразирует реплику Ганса Закса из «Нюрнбергских мейстерзингеров» Вагнера: «Хорошо ли правило, узнаешь по тому, что оно может разок вытерпеть и исключение».{61} Немецкий историк-востоковед Пауль де Лагард (1827–1891) в своей книге «Über die gegenwärtige lage des deutschen reichs. Ein bericht, erstattet von Paul de Lagarde» (Göttingen, 1876. S. 44–45).{62} Нем. «rumoren», обозначающее сравнительно грубые звуки и здесь явно употреблённое ради иронии. Вполне мыслим даже перевод «бурчанье».{63} «Теогония», 585–602.{64} Вместо этого предложения в чистовике рукописи в скобках значилось: «(Морето, Судья)», — Ницше имеет в виду пьесу испанского драматурга Морето-и-Каванья (1618-1669) «Доблестный кастильский судья».{65} См.: Платон. «Апология Сократа», 30e. Ср. также «Человеческое, слишком человеческое» («Странник и его тень») 72.{66} Платон. «Федон», 60a. «Критон, пусть кто-нибудь уведёт её домой» (Ксантиппу), пер. С. Маркиша.{67} В этом афоризме Ницше излагает и по-своему обосновывает традиционную точку зрения римлян, закреплённую в их праве: гражданин, не имеющий детей, особенно сыновей, относительно неполноправен — он не имеет права занимать некоторые государственные должности; многодетные граждане, напротив, поощряются («право троих сыновей»).{68} Ницше повторяет здесь свою мысль из «Несвоевременных размышлений» («Шопенгауэр как воспитатель», I). Указание Д. Колли и М. Монтинари на подзаголовок «Басни о пчёлах» Мандевиля не представляется убедительным.{69} См.: А. Шопенгауэр. «Мир как воля и представление», пар. 27 (serpens, nisi serpentem comederit, non fit draco).{70} Ср. письмо П. Ре конца июня 1877 (Ф. Ницше. Письма. М., 2007. С. 133).{71} Выражение из Нового Завета (по-немецки — в переводе Лютера; см. 1 Кор. 8: 7; здесь — русский синодальный перевод).{72} В оригинале здесь игра слов, основанная на том, что слово «почитание» (Ehrfurcht) в немецком языке состоит из элементов со значениями «честь» (Ehre) и «страх» (Furcht) и этимологически имеет исходный смысл «честь ради страха».{73} См. «Человеческое, слишком человеческое» 584 и прим {178}. Здесь Ницше переводит на немецкий латинское «punctum saliens», видимо, не желая употреблять слово «сущность».{74} См.: И. В. Гёте. Дневниковая запись от 13 мая 1780 г.{75} Контаминация двух мест из Платона: «Законы» 803b и «Государство» 604b (здесь в переводе А. Н. Егунова). Два тире у Ницше намекают, видимо, на опущенное им продолжение второго из этих мест: «(но всё же) необходимо о них заботиться, хотя счастья в этом нет». Этот афоризм первоначально носил заголовок «Эпилог» и должен был завершать книгу.{76} Два стихотворных наброска, из которых составлена эта «Постлюдия», сочинены Ницше летом 1882 г., а переработаны и объединены осенью 1884 г. Под «книгой» здесь исходно подразумевалось не «Человеческое, слишком человеческое», а планировавшееся в 1882 г. собрание стихов и афоризмов, из которого затем родилась «Прелюдия» к «Весёлой науке» «Шутка, хитрость и месть». При переводе этого стихотворения пришлось отказаться от выполнения обычных требований версификационной точности (а именно, пойти на локальное нарушение системы рифм и добавление лишней строки), предпочтя ей смысловую точность. Причины этого отказа — сжатый метр (4-стопный хорей), большая монотонность рифм в оригинале и обязательность передачи смысла.{77} Это выражение, хотя и стало нарицательным благодаря Ницше, встречается в немецкой литературе уже в 60-х годах XIX века (в этимологическом словаре немецкого языка под ред. Ф. Клуге в качестве одного из первых примеров использования приводится фраза из «Исследований» Й. Шерра, датированных 1866 г.: «Люди, для которых придумано удачное выражение “мещанин от образования”».{78} Большой фрагмент с таким названием (написанный в 1873 г.) был опубликован только в 1903 г. («Großoktav-Ausgabe»).{79} То есть четвёртое «Несвоевременное размышление».{80} «Несвоевременные размышления», IV, 7. Ницше, цитируя себя, переставил местами слова, выделил курсивом слово «враждовать», а главное, опустил начальное слово этой части фразы, несколько, но определённо изменяющее её общий смысл, — слово «даже». Вот как это место звучит там: «...и всякому, кто заглянет в себя поглубже, станет ясно, что даже для размышления потребна тайная вражда, вражда встречного взгляда» (перевод разный из-за разных контекстов).{81} Возможно, лишь здесь Ницше решил, как распорядиться начатым текстом: в поздние годы у него была манера начинать писать, руководствуясь лишь расплывчатым замыслом (к примеру, один из черновиков он озаглавливает «Предисловие к чему-нибудь» — см.: ПСС 13, 15 [13]). Набросок к данному предисловию, сперва задуманный как предисловие к «По ту сторону добра и зла», см. в ПСС 12, 6 [4]. Предисловие это — второе, поскольку первое было написано Ницше тогда же (1886) для первого тома «Человеческого, слишком человеческого».{82} за- и предисловие — игра слов, основанная на устаревшем значении слова «Fürwort» (ходатайство: «за» в смысле «в пользу»).{83} Между последним из «Несвоевременных» и первым томом «Человеческого, слишком человеческого» прошло меньше четырёх лет, так что эпитет «долгие» выражает скорее их внутреннюю интенсивность, чем число.{84} Пародия двух последних стихов из «Фауста» Гёте («Вечная женственность // Ввысь нас влечёт», пер. В. М. Бакусева) и игра слов («сносит вниз» по-немецки звучит как «губит»). Ницше не был первым, кто пародировал знаменитые строки: Р. Вагнер в 1849 г. в шуточном стихотворении («Лола Монтес») сделал примерно то же («вечная женственность // изводит нас»).{85} Ницше обыгрывает однокорневость немецких слов со значениями «совесть» и «знание», очевидную по-латыни (conscientia — scientia) и по-русски, если заменить слово «знание» архаичным «ве́дение».{86} Возможно, намёк на место из Платона («Софист» 246a), где говорится о материалистах, которые «как бы обнимают руками дубы и скалы».{87} дурачка — игра слов: букв. «глупого чёрта».{88} замирников — эта калька не передаёт всей замысловатой игры ницшевского «Hinterweltler», которое может мыслиться, во-первых, как пародия слова «Hinterwäldler» (провинциал, деревенщина), во-вторых, как возможный игровой (поэтический) буквальный перевод слова «метафизика» (если на правах ассоциации предположить исходным в его составе не physikā, а physis в обобщительном значении «бытие, мир»). Сам Ницше в «Так говорил Заратустра» («О старых и новых скрижалях» § 15 аб. [1]) говорит, что «замирники» — это те, что видят мир «с задней стороны» («sehen die Welt von hinten»), в силу чего перевод Ю. Антоновского «мечтающие об ином мире» представляется более красивым, но несколько менее точным.{89} Продолжение в рукописном варианте: «Наука [?] стремится получить не образ, а законы, по которым те образы возникли [?]».{90} Пародия заимствована из письма Карла Фукса к Ницше (конец июня 1878 г.). «Ей-богу» — то есть «у Бога» (игра слов: «bei Gott»).{91} Собственно говоря, это растение козелец (нем. Schwarzwurzel), корень которого считается съедобным овощем. Ницше смещает акцент на смысл, кроющийся в звучании слова.{92} См. Предисловие ко второму изданию «Критики чистого разума».{93} См.: Мф. 26: 38.{94} Этот образ обыгрывает текст Быт. 3: 14–15.{95} Переписчицей черновой рукописи «Смешанных мнений и изречений» была знакомая Ницше Мария Баумгартнер. Именно с её подсказки перед самой отправкой книги в типографию было добавлено это предложение. В письме Ницше от 13 ноября 1878 г. она пишет: «К Вашему замечательному изречению ... я бы охотно прибавила: “Жена или мать сказала бы: после того, как кто-нибудь попрёт их любимого или их дитя”. Потому что в отношении них она бы не стерпела того, что в большинстве случаев молча терпит в отношении себя».{96} Этот афоризм — пародия текста Рим. 12: 20, основанная на обыгрывании буквального значения («собрать уголья на чью-либо голову») употреблённого там выражения, а здесь — фразеологизма с переносным значением «заставить покраснеть кого-либо, показав своё благородство».{97} В черновике после этой фразы стояла следующая: «Как это было уже уловкой Платона в “Пире”».{98} См. Мф. 5: 48.{99} По словам немецкого германиста и писателя, много писавшего о Ницше, Эрнста Бертрама (1884–1957), этот афоризм, «вне всякого сомнения, написан под впечатлением “Бабьего лета” Штифтера» (см.: Ariadne. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft. München, 1925. S. 8).{100} Пентесилея в греческой мифологии — царица амазонок, убитая под Троей Ахиллом, который восхитился красотой мёртвой.{101} Снова филологическая игра слов, основанная на одном из значений глагола «(sich) erfreuen» (пользоваться в смысле «вкушать» — славу, почести и т. п.), от которого образовано существительное, выбранное Ницше («das Erfreuende»).{102} «Ведь кем довольны лучшие <люди> его эпохи», «тот жил для всех времён». — Цитаты из Ф. Шиллера («Лагерь Валленштейна», Пролог; пер. В. М. Бакусева).{103} Это, несомненно, «Жизнь и мнения Тристрама Шенди, джентльмена» (а не «Сентиментальное путешествие»).{104} Вариант этого предложения в черновике: «Рационалистический дух французов не позволяет такой свободы письма; они слишком серьёзно относятся к юмору, — что первым открыл Ст<ендаль>».{105} Эта распространённая в немецкой литературе цитата (здесь неточная) — из стихотворения Гёте «Beherzigung» («На заметку»).{106} В стихотворении «К друзьям».{107} современная музыка — в черновике: «Вагнер».{108} Парафраз немецкой пословицы «gut Ding will Weile haben», отсюда кавычки.{109} Более детально Ницше разъясняет это слово ещё в своём сочинении «Философия в трагический век эллинов» (1873), гл. 3.{110} Ультрамонтанами называли проводников политического влияния католической церкви в Германии; против них боролся Бисмарк.{111} См.: «Теогония», 22–28.{112} «Одиссея», VIII, 579–580. Пер. В. А. Жуковского.{113} Дополнительное значение этого слова (freizügig) — «не связанный условностями (морали)».{114} «Одиссея», VIII, 63–64. Пер. В. А. Жуковского.{115} Нумен — воля богов (лат.).{116} Целла — в античных храмах — внутреннее святилище, где хранились изображения божеств.{117} Окружённый рядом колонн.{118} Оправдание верой — одно из главных положений богословия Лютера — принцип «sola fide» (спасение одной только верой и милостью Божьей, а не делами). Лютер, однако, не участвовал в Регенсбургском диспуте (5 апреля — 22 мая 1541); протестантскую сторону представляли на нём Мартин Буцер, Кальвин, Меланхтон и Писториус, католическую — Иоганн Экк, Иоганн Гроппер и Юлиус фон Пфлуг; кардинал Гаспаро Контарини (1483–1542) участвовал в диспуте на правах папского легата.{119} Цитата из Гёте («Разговоры с Эккерманом», 3 мая 1827), который, в свою очередь, приводит выражение Ж. Ж. Ампера.{120} Страдательные (пассивные) грамматические формы, каковы намеренно употреблённые Ницше выше обороты, переведённые здесь безличными конструкциями «их видно», «их возят».{121} Ср.: Быт. 13, 9.{122} «большой ребёнок» — в черновике: «“Гений всю жизнь остаётся ребёнком”». Неточная цитата из «Мира как воли и представления».{123} Игра слов: название греческой философской школы киников (циников) происходит от слова κύων (собака).{124} См.: «Максимы и размышления», 149.{125} См.: Солон, фр. 22, 7 (Diehl).{126} См.: «Максимы и размышления», 978.{127} Вероятно, подразумевается статья Р. Вагнера с таким названием, вышедшая в «Байройтских листках» в феврале 1878.{128} Игра слов: для «восстания» Ницше использует французское слово «emeute», этимологически связанное со словом «emotion».{129} См.: Мф. 8, 32.{130} Шиллер, стихотворение «Идеал и жизнь» (1795).{131} Ср. Гёте, «Максимы и рефлексии», 45: «Перед лицом большого превосходства есть только одно спасительное средство — любовь».{132} Ср. в письме Г. Кезелицу: «Прекрасную возможность проявить благородство натуры Вагнер оставил неиспользованной». (Ф. Ницше. Письма. М., 2007. С. 145).{133} Паскаль. «Мысли». Часть первая. Гл. II, 4, 136: «Пристрастие к собственному “я” заслуживает ненависти».{134} мою тень ... а не свет? — игра слов, основанная на повторе слов и (неточной) рифме, в оригинале несколько более очевидных («mich» — «Licht»).{135} См. Диоген Лаэртский II, 21.{136} «Одиссея», IV, 392 (пер. В. А. Жуковского).{137} Шопенгауэр, «Parerga» 2, 338 слл.{138} Ницше устанавливает здесь связь между нем. «Mensch» и «messen». Современная филология предполагает таковую между «Mensch» и древневерхненемецкими «mannisco», «man» (означавшего «мыслящий», ср. лат. «mens», «ум»). То и другое объяснения, однако, не противоречат, а дополняют друг друга (ср. лат. «mensura», «мера»).{139} Монета стоимостью пять марок.{140} См. «Человеческое, слишком человеческое» 170 и прим {38}.{141} См.: Фукидид. «История». Книга третья, 70–85.{142} См. письмо К. фон Герсдорфу от 21 дек. 1877 г. (Ф. Ницше. Письма. М., 2007. С. 142).{143} Мела́нхтон — псевдоним знаменитого гуманиста, являющийся переводом на греческий его настоящей фамилии (Schwartzerdt); то и другое по-русски означает «чёрная земля».{144} См. «Человеческое, слишком человеческое» 433 и прим {65}.{145} См.: Мф. 16, 18.{146} См.: Мф. 18, 9.{147} См.: «Разговоры с Эккерманом», 18 января 1825 г.{148} Западноготский епископ (ок. 310–383 гг.) Ульфила (Вульфила) — переводчик Библии на готский язык (первый перевод на один из языков германской группы).{149} «Фауст», 12065 сл. (пер. Б. Пастернака).{150} «Фауст», 328 (пер. Н. Холодковского).{151} В письме к Цельтеру от 31 октября 1831.{152} См.: Les Cahiers de Sainte-Beuve. Paris, 1876, p. 108–109.{153} «Немецкая республика учёных» (1774), созданная в жанре утопии, вышла по подписке, но не встретила понимания публики, и запланированное продолжение написано не было. Из именитых авторов до Ницше сочинение Клопштока упоминают только Жан-Поль и Теодор Мундт.{154} То есть «Идеи к философии истории человечества», 1784–1791 (4 части).{155} См.: Гёте. «Торквато Тассо», V 5, 3431 сл.{156} Выражение заимствовано Ницше у Вольтера (из его письма к Деодати де Товацци от 24 января 1761): в ницшевском экземпляре оно дважды подчёркнуто.{157} Вероятнее всего, отсылка к В. Г. Вакенродеру — см. его «Фантазии об искусстве для друзей искусства» (1797), разд. 2, гл. 2 (у Ницше цитата неточная).{158} «Сухой речитатив» (recitativo secco) — итальянский музыкальный термин, означающий характер исполнения в диалогических оперных сценах, в музыкальном смысле построенных на напевной рецитации певцов в сопровождении аккордов чембало и лишённых собственно мелодического начала. Кроме secco, применялся recitativo accompagnato (аккомпанированный, или, у Ницше, «влажный»), когда диалог сопровождался аккомпанементом оркестра. Эту тему Ницше повторяет в «Весёлой науке», 80 (особенно в зачёркнутом им окончании черновика).{159} В черновике: «музыка Вагнера».{160} Mørketiden (норв.); Ницше перевёл это слово на немецкий буквально как «тёмные времена».{161} Выражение из стихотворения Макса Шнекенбургера «Стража на Рейне» (1840), положенного на музыку Карлом Вильхельмом (1854) и ставшего неофициальным немецким гимном. Стихотворение отражает стремление тогдашней Германии перенести границы с Францией за Рейн, по которому они в то время проходили, и связанный с этим стремлением националистический энтузиазм многих немцев. Ссылка на соответствующее выражение Р. Вагнера, относящееся к Шиллеру, которую делают Д. Колли и М. Монтинари, может иметь здесь лишь второстепенное значение, поскольку не учитывает всего контекста, в особенности авторского указания «не более чем за тридцать лет до того» (см. прим. {162}).{162} То есть во время наполеоновской оккупации Германии, вызвавшей общенациональное освободительное движение немцев (1810–1813).{163} Ср.: Гёте. «Максимы и рефлексии», 1031 («Классическое — это здоровое, романтическое — больное»).{164} В письме Вольтера к Фридриху II от 21 апреля 1760 (отправлено из Турне, а не из Фернея).{165} См.: «Труды и дни», 349–351.{166} Мк. 10, 14.{167} Кардинальными добродетелями в европейской этике называются сформулированные Платоном в «Государстве» (427e–432b) качества: мудрость, мужество, умеренность и справедливость.{168} Лёгкое несварение (фр.) — в русском и немецком языках архаизм с ироническим оттенком.{169} См.: Лк. 10, 42.{170} Деян., 20, 35. В тексте Ницше вместо «принимать» синодального перевода — «иметь», повторяющее оборот из начала этой фразы, переведённый тут как «скрывать свой ум» (в буквальном переводе «иметь свой ум для себя»).{171} «Die goldene Loosung», переведено как «Lösung», основываясь на черновиках, где смысл однозначен (загадка и её решение) и где Ницше несколько раз пишет именно «lösen, Lösung» (в старину эти два написания могли быть вариантами одного и того же слова). В окончательном тексте смысл, правда, двузначен: второй — «разрешение от цепей». Возможны и ещё два смысла: слово «Losung» имеет и значения «лозунг, девиз» (о котором у Ницше идёт речь в конце афоризма) и «библейская цитата на определённый день» (выбранная из Библии наугад — у гернгутеров). Ницше, скорее всего, хотел обыграть в одном слове все эти смыслы.{172} Лк. 2, 14.{173} Один из идеалов правильной жизни согласно римским стоикам.{174} Речь идёт о первом издании книги (1664); второе (1665) носило изменённое название «Моральные размышления, или изречения и максимы»; эпиграф к нему тоже звучал иначе.{175} Ницше заимствовал это выражение из «Итальянского путешествия» Гёте, который, рассказывая о «забавном святом» XVI века Филиппо Нери, в свою очередь, цитирует св. Бернарда (в новейшем издании Собрания сочинений Ницше под редакцией Петера Пютца утверждается, что сентенция «spernere se sperni» принадлежит Хильдеберту Лаварденскому, 1056–1134, — «Carmina miscellanea» CXXIV). См. также «Утренняя заря», аф. 56.{176} Представление, парное к vita activa — деятельности, деятельной жизни. Распространённое средневековое сопоставление жизни созерцательной и деятельной восходит к Августину (см. «О Граде Божьем», VIII, 4). Ср. «Утренняя заря», 41.{177} Начало знаменитой (гипотетической) фразы Катона Старшего, который после взятия Карфагена завершал ею все свои речи в сенате — «Ceterum censeo Carthaginem esse delendam» («А кроме того, я утверждаю, что Карфаген должен быть разрушен» — см. Плутарх, «Катон Старший», 27).{178} Ницше, очевидно, обыгрывает здесь буквальное значение этого выражения — «прыгающая точка» (по Аристотелю, кровяная точка, образующаяся в птичьем яйце, «которая прыгает и движется, как нечто одушевлённое», — это зародыш птицы). См. «Человеческое, слишком человеческое» 621.{179} Высказывание, приписываемое Тертуллиану на основании близких по смыслу слов из его трактата «О плоти Христовой».{180} Пародия древнеримской таблички у ворот «cave canem» — «берегись (злой) собаки».{181} Ницше заимствовал этот обороту Валентина Розе (в «Aristoteles pseudepigraphus». Leipzig, 1863, S. 717: «sibi quisque scribit» — «каждый пишет для себя»). Он несколько раз комментировал и цитировал его уже в заметках осени 1867 — весны 1868 гг. В это же время он записал себе цитату из Эмерсона: «Тот, кто пишет для себя, пишет для бессмертной публики».{182} Неточная цитата из Горация («Песни» I, 9, 21) и несколько более точная — из цитирующего Горация Шопенгауэра («Parerga» 2, 454).{183} Слова Аррии, жены Кекины Пета, которому грозила смерть за участие в заговоре против императора Клавдия (42 г.), — Аррия пыталась ободрить мужа и подала ему пример, заколовшись кинжалом (см.: Плиний Младший. Письма, III, 16).{184} Имеются в виду, очевидно, святилища и алтари, посвящённые отдельным добродетелям — Справедливости, Правосудию и т. п.; в 346 г. до н. э. в Афинах был учреждён даже культ Демократии (и Харит!).{185} Один из афоризмов Стендаля, согласно указанию Проспера Мериме («Наши родители и учителя, говорил он, суть наши естественные враги, когда мы входим в мир»).{186} Выражение образовано Ницше от распространённого итальянского оборота sacrifizio dell’intelletto («жертвоприношение разума»).{187} Выражение, которое первым употребил итальянский художник Бартоломмео Шидоне (ок. 1559–1615); Ницше имеет в виду аналогичное название двух картин Никола Пуссена (1593–1665), упоминаемого им ниже. На всех этих картинах изображены череп или могилы.