Ницше Ф., К генеалогии морали

Пер. К.А. Свасьяна

AP

Zur Genealogie der Moral (1887)
Eine Streitschrift

Vorrede

1

Wir sind uns unbekannt, wir Erkennenden, wir selbst uns selbst: das hat seinen guten Grund. Wir haben nie nach uns gesucht,—wie sollte es geschehn, dass wir eines Tags uns fänden? Mit Recht hat man gesagt: "wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz"; unser Schatz ist, wo die Bienenkörbe unsrer Erkenntniss stehn. Wir sind immer dazu unterwegs, als geborne Flügelthiere und Honigsammler des Geistes, wir kümmern uns von Herzen eigentlich nur um Eins—Etwas "heimzubringen." Was das Leben sonst, die sogenannten "Erlebnisse" angeht,—wer von uns hat dafür auch nur Ernst genug? Oder Zeit genug? Bei solchen Sachen waren wir, fürchte ich, nie recht "bei der Sache": wir haben eben unser Herz nicht dort—und nicht einmal unser Ohr! Vielmehr wie ein Göttlich-Zerstreuter und In-sich-Versenkter, dem die Glocke eben mit aller Macht ihre zwölf Schläge des Mittags in's Ohr gedröhnt hat, mit einem Male aufwacht und sich fragt "was hat es da eigentlich geschlagen?" so reiben auch wir uns mitunter hinterdrein die Ohren und fragen, ganz erstaunt, ganz betreten, "was haben wir da eigentlich erlebt?" mehr noch: "wer sind wir eigentlich?" und zählen nach, hinterdrein, wie gesagt, alle die zitternden zwölf Glockenschläge unsres Erlebnisses, unsres Lebens, unsres Seins—ach! und verzählen uns dabei ... Wir bleiben uns eben nothwendig fremd, wir verstehn uns nicht, wir müssen uns verwechseln, für uns heisst der Satz in alle Ewigkeit "Jeder ist sich selbst der Fernste"—für uns sind wir keine "Erkennenden" ...

2

— Meine Gedanken über die Herkunft unsrer moralischen Vorurtheile—denn um sie handelt es sich in dieser Streitschrift—haben ihren ersten, sparsamen und vorläufigen Ausdruck in jener Aphorismen-Sammlung erhalten, die den Titel trägt "Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister," und deren Niederschrift in Sorrent begonnen wurde, während eines Winters, welcher es mir erlaubte, Halt zu machen, wie ein Wandrer Halt macht, und das weite und gefährliche Land zu überschauen, durch das mein Geist bis dahin gewandert war. Dies geschah im Winter 1876-77; die Gedanken selbst sind älter. Es waren in der Hauptsache schon die gleichen Gedanken, die ich in den vorliegenden Abhandlungen wieder aufnehme—hoffen wir, dass die lange Zwischenzeit ihnen gut gethan hat, dass sie reifer, heller, stärker, vollkommner geworden sind! Dass ich aber heute noch an ihnen festhalte, dass sie sich selber inzwischen immer fester an einander gehalten haben, ja in einander gewachsen und verwachsen sind, das stärkt in mir die frohe Zuversichtlichkeit, sie möchten von Anfang an in mir nicht einzeln, nicht beliebig, nicht sporadisch entstanden sein, sondern aus einer gemeinsamen Wurzel heraus, aus einem in der Tiefe gebietenden, immer bestimmter redenden, immer Bestimmteres verlangenden Grundwillen der Erkenntniss. So allein nämlich geziemt es sich bei einem Philosophen. Wir haben kein Recht darauf, irgend worin einzeln zu sein: wir dürfen weder einzeln irren noch einzeln die Wahrheit treffen. Vielmehr mit der Nothwendigkeit, mit der ein Baum seine Früchte trägt, wachsen aus uns unsre Gedanken, unsre Werte, unsre Ja's und Nein's und Wenn's und Ob's—verwandt und bezüglich allesammt unter einander und Zeugnisse Eines Willens, Einer Gesundheit, Eines Erdreichs, Einer Sonne.— Ob sie euch schmecken, diese unsre Früchte?— Aber was geht das die Bäume an! Was geht das uns an, uns Philosophen! ...

3

Bei einer mir eignen Bedenklichkeit, die ich ungern eingestehe—sie bezieht sich nämlich auf die Moral, auf Alles, was bisher auf Erden als Moral gefeiert worden ist—, einer Bedenklichkeit, welche in meinem Leben so früh, so unaufgefordert, so unaufhaltsam, so in Widerspruch gegen Umgebung, Alter, Beispiel, Herkunft auftrat, dass ich beinahe das Recht hätte, sie mein "A priori" zu nennen,—musste meine Neugierde ebenso wie mein Verdacht beizeiten an der Frage Halt machen, welchen Ursprung eigentlich unser Gut und Böse habe. In der That gieng mir bereits als dreizehnjährigem Knaben das Problem vom Ursprung des Bösen nach: ihm widmete ich, in einem Alter, wo man "halb Kinderspiele, halb Gott im Herzen" hat, mein erstes literarisches Kinderspiel, meine erste philosophische Schreibübung—und was meine damalige "Lösung" des Problems anbetrifft, nun, so gab ich, wie es billig ist, Gott die Ehre und machte ihn zum Vater des Bösen. Wollte es gerade so mein "A priori" von mir? jenes neue unmoralische, mindestens immoralistische "A priori" und der aus ihm redende ach! so anti-Kantische, so räthselhafte "kategorische Imperativ," dem ich inzwischen immer mehr Gehör und nicht nur Gehör geschenkt habe? ... Glücklicher Weise lernte ich bei Zeiten das theologische Vorurtheil von dem moralischen abscheiden und suchte nicht mehr den Ursprung des Bösen hinter der Welt. Etwas historische und philologische Schulung, eingerechnet ein angeborner wählerischer Sinn in Hinsicht auf psychologische Fragen überhaupt, verwandelte in Kürze mein Problem in das andre: unter welchen Bedingungen erfand sich der Mensch jene Werthurtheile gut und böse? und welchen Werth haben sie selbst? Hemmten oder förderten sie bisher das menschliche Gedeihen? Sind sie ein Zeichen von Nothstand, von Verarmung, von Entartung des Lebens? Oder umgekehrt, verräth sich in ihnen die Fülle, die Kraft, der Wille des Lebens, sein Muth, seine Zuversicht, seine Zukunft?— Darauf fand und wagte ich bei mir mancherlei Antworten, ich unterschied Zeiten, Völker, Ranggrade der Individuen, ich spezialisirte mein Problem, aus den Antworten wurden neue Fragen, Forschungen, Vermuthungen, Wahrscheinlichkeiten: bis ich endlich ein eignes Land, einen eignen Boden hatte, eine ganze verschwiegene wachsende blühende Welt, heimliche Gärten gleichsam, von denen Niemand Etwas ahnen durfte ... Oh wie wir glücklich sind, wir Erkennenden, vorausgesetzt, dass wir nur lange genug zu schweigen wissen! ...

4

Den ersten Anstoss, von meinen Hypothesen über den Ursprung der Moral Etwas zu verlautbaren, gab mir ein klares, sauberes und kluges, auch altkluges Büchlein, in welchem mir eine umgekehrte und perverse Art von genealogischen Hypothesen, ihre eigentlich englische Art, zum ersten Male deutlich entgegentrat, und das mich anzog—mit jener Anziehungskraft, die alles Entgegengesetzte, alles Antipodische hat. Der Titel des Büchleins war "; sein Verfasser Dr. Paul Rée; das Jahr seines Erscheinens 1877. Vielleicht habe ich niemals Etwas gelesen, zu dem ich dermaassen, Satz für Satz, Schluss für Schluss, bei mir nein gesagt hätte wie zu diesem Buche: doch ganz ohne Verdruss und Ungeduld. In dem vorher bezeichneten Werke, an dem ich damals arbeitete, nahm ich gelegentlich und ungelegentlich auf die Sätze jenes Buches Bezug, nicht indem ich sie widerlegte—was habe ich mit Widerlegungen zu schaffen!—sondern, wie es einem positiven Geiste zukommt, an Stelle des Unwahrscheinlichen das Wahrscheinlichere setzend, unter Umständen an Stelle eines Irrthums einen andern. Damals brachte ich, wie gesagt, zum ersten Male jene Herkunfts-Hypothesen an's Tageslicht, denen diese Abhandlungen gewidmet sind, mit Ungeschick, wie ich mir selbst am letzten verbergen möchte, noch unfrei, noch ohne eine eigne Sprache für diese eignen Dinge und mit mancherlei Rückfälligkeit und Schwankung. Im Einzelnen vergleiche man, was ich Menschl. Allzumenschl. S. 51 [Menschliches, Allzumenschliches, §45], über die doppelte Vorgeschichte von Gut und Böse sage (nämlich aus der Sphäre er Vornehmen und der der Sklaven); insgleichen S. 119 ff. [§136] über Werth und Herkunft der asketischen Moral; insgleichen S. 78. 82. [§§96 und 99] II, 35 [Vermischte Meinungen und Sprüche, §89] über die "Sittlichkeit der Sitte," jene viel ältere und ursprünglichere Art Moral, welche toto coelo von der altruistischen Werthungsweise abliegt (in der Dr. Rée, gleich allen englischen Moralgenealogen, die moralische Werthungsweise an sich sieht); insgleichen S.74. [Menschliches, Allzumenschliches, §92] Wanderer S. 29. [Der Wanderer und sein Schatten, §26] Morgenr. S. 99 [Morgenröthe, §112] über die Herkunft der Gerechtigkeit als eines Ausgleichs zwischen ungefähr Gleich-Mächtigen (Gleichgewicht als Voraussetzung aller Verträge, folglich alles Rechts); insgleichen über die Herkunft der Strafe Wand. S. 25. 34. [Der Wanderer und sein Schatten, §§22 und 33], für die der terroristische Zweck weder essentiell noch ursprünglich ist (wie Dr. Rée meint:—er ist ihr vielmehr erst eingelegt, unter bestimmten Umständen, und immer als ein Nebenbei, als etwas Hinzukommendes).

5

Im Grunde lag mir gerade damals etwas viel Wichtigeres am Herzen als eigenes oder fremdes Hypothesenwesen über den Ursprung der Moral (oder, genauer: letzteres allein um eines Zweckes willen, zu dem es eins unter vielen Mitteln ist). Es handelte sich für mich um den Werth der Moral,—und darüber hatte ich mich fast allein mit meinem grossen Lehrer Schopenhauer auseinanderzusetzen, an den wie an einen Gegenwärtigen jenes Buch, die Leidenschaft und der geheime Widerspruch jenes Buchs sich wendet (—denn auch jenes Buch war eine "Streitschrift"). Es handelte sich in Sonderheit um den Werth des "Unegoistischen," der Mitleids-, Selbstverleugnungs-, Selbstopferungs-Instinkte, welche gerade Schopenhauer so lang vergoldet, vergöttlicht und verjenseitigt hatte, bis sie ihm schliesslich ah die "Werthe an sich" übrig blieben, auf Grund deren er zum Leben, auch zu sich selbst, Nein sagte. Aber gerade gegen diese Instinkte redete aus mir ein immer grundsätzlicherer Argwohn, eine immer tiefer grabende Skepsis! Gerade hier sah ich die grosse Gefahr der Menschheit, ihre sublimste Lockung und Verführung—wohin doch? in's Nichts?—gerade hier sah ich den Anfang vom Ende, das Stehenbleiben, die zurückblickende Müdigkeit, den Willen gegen das Leben sich wendend, die letzte Krankheit sich zärtlich und schwermüthig ankündigend: ich verstand die immer mehr um sich greifende Mitleids-Moral, welche selbst die Philosophen ergriff und krank Machte, als das unheimlichste Symptom unsrer unheimlich gewordnen europäischen Cultur, als ihren Umweg zu einem neuen Buddhismus? zu einem Europäer-Buddhismus? zum—Nihilismus? ... Diese moderne Philosophen-Bevorzugung und Überschätzung des Mitleidens ist nämlich etwas Neues: gerade über den Unwerth des Mitleidens waren bisher die Philosophen übereingekommen. Ich nenne nur Plato, Spinoza, La Rochefoucauld und Kant, vier Geister so verschieden von einander als möglich, aber in Einem Eins: in der Geringschätzung des Mitleidens. —

6

Dies Problem vom Werthe des Mitleids und der Mitleids-Moral (—ich bin ein Gegner der schändlichen modernen Gefühlsverweichlichung—) scheint zunächst nur etwas Vereinzeltes, ein Fragezeichen für sich; wer aber einmal hier hängen bleibt, hier fragen lernt, dem wird es gehn, wie es mir ergangen ist:—eine ungeheure neue Aussicht thut sich ihm auf, eine Möglichkeit fasst ihn wie ein Schwindel, jede Art Misstrauen, Argwohn, Furcht springt hervor, der Glaube an die Moral, an alle Moral wankt,—endlich wird eine neue Forderung laut. Sprechen wir sie aus, diese neue Forderung: wir haben eine Kritik der moralischen Werthe nöthig, der Werth dieser Werthe ist selbst erst einmal in Frage zu stellen—und dazu thut eine Kenntniss der Bedingungen und Umstände noth, aus denen sie gewachsen, unter denen sie sich entwickelt und verschoben haben (Moral als Folge, als Symptom, als Maske, als Tartüfferie, als Krankheit, als Missverständniss; aber auch Moral als Ursache, als Heilmittel, als Stimulans, als Hemmung, als Gift), wie eine solche Kenntniss weder bis jetzt da war, noch auch nur begehrt worden ist. Man nahm den Werth dieser "Werthe" als gegeben, als thatsächlich, als jenseits aller In-Frage-Stellung; man hat bisher auch nicht im Entferntesten daran gezweifelt und geschwankt, "den Guten" für höherwerthig als "den Bösen" anzusetzen, höherwerthig im Sinne der Förderung, Nützlichkeit, Gedeihlichkeit in Hinsicht auf den Menschen überhaupt (die Zukunft des Menschen eingerechnet). Wie? wenn das Umgekehrte die Wahrheit wäre? Wie? wenn im "Guten" auch ein Rückgangssymptom läge, insgleichen eine Gefahr, eine Verführung, ein Gift, ein Narcoticum, durch das etwa die Gegenwart auf Kosten der Zukunft lebte? Vielleicht behaglicher, ungefährlicher, aber auch in kleinerem Stile, niedriger? ... So dass gerade die Moral daran Schuld wäre, wenn eine an sich mögliche höchste Mächtigkeit und Pracht des Typus Mensch niemals erreicht würde? So dass gerade die Moral die Gefahr der Gefahren wäre? ...

7

Genug, dass ich selbst, seitdem mir dieser Ausblick sich öffnete, Gründe hatte, mich nach gelehrten, kühnen und arbeitsamen Genossen umzusehn (ich thue es heute noch). Es gilt, das ungeheure, ferne und so versteckte Land der Moral—der wirklich dagewesenen, wirklich gelebten Moral—mit lauter neuen Fragen und gleichsam mit neuen Augen zu bereisen: und heisst dies nicht beinahe soviel als dieses Land erst entdecken? ... Wenn ich dabei, unter Anderen, auch an den genannten Dr. Rée dachte, so geschah es, weil ich gar nicht zweifelte, dass er von der Natur seiner Fragen selbst auf eine richtigere Methodik, um zu Antworten zu gelangen, gedrängt werden würde. Habe ich mich darin betrogen? Mein Wunsch war es jedenfalls, einem so scharfen und unbetheiligten Auge eine bessere Richtung, die Richtung zur wirklichen Historie der Moral zu geben und ihn vor solchem englischen Hypothesenwesen in's Blaue noch zur rechten Zeit zu warnen. Es liegt ja auf der Hand, welche Farbe für einen Moral-Genealogen hundert Mal wichtiger sein muss als gerade das Blaue: nämlich das Graue, will sagen, das Urkundliche, das Wirklich-Feststellbare, das Wirklich-Dagewesene, kurz die ganze lange, schwer zu entziffernde Hieroglyphenschrift der menschlichen Moral-Vergangenheit!— Diese war dem Dr. Rée unbekannt; aber er hatte Darwin gelesen:—und so reichen sich in seinen Hypothesen auf eine Weise, die zum Mindesten unterhaltend ist, die Darwin'sche Bestie und der allermodernste bescheidene Moral-Zärtling, der "nicht mehr beisst," artig die Hand, letzterer mit dem Ausdruck einer gewissen gutmüthigen und feinen Indolenz im Gesicht, in die selbst ein Gran von Pessimismus, von Ermüdung eingemischt ist: als ob es sich eigentlich gar nicht lohne, alle diese Dinge—die Probleme der Moral—so ernst zu nehmen. Mir nun scheint es umgekehrt gar keine Dinge zu geben, die es mehr lohnten, dass man sie ernst nimmt; zu welchem Lohne es zum Beispiel gehört, dass man eines Tags vielleicht die Erlaubniss erhält, sie heiter zu nehmen. Die Heiterkeit nämlich oder, um es in meiner Sprache zu sagen, die fröhliche Wissenschaft—ist ein Lohn: ein Lohn für einen langen, tapferen, arbeitsamen und unterirdischen Ernst, der freilich nicht Jedermanns Sache ist. An dem Tage aber, wo wir aus vollem Herzen sagen: "vorwärts! auch unsre alte Moral gehört in die Komödie!" haben wir für das dionysische Drama vom "Schicksal der Seele" eine neue Verwicklung der Möglichkeit entdeckt—: und er wird sie sich schon zu Nutze machen, darauf darf man wetten, er, der grosse alte ewige Komödiendichter unsres Daseins! ...

8

— Wenn diese Schrift irgend Jemandem unverständlich ist und schlecht zu Ohren geht, so liegt die Schuld, wie mich dünkt, nicht nothwendig an mir. Sie ist deutlich genug, vorausgesetzt, was ich voraussetze, dass man zuerst meine früheren Schriften gelesen und einige Mühe dabei nicht gespart hat: diese sind in der That nicht leicht zugänglich. Was zum Beispiel meinen "Zarathustra" anbetrifft, so lasse ich Niemanden als dessen Kenner gelten, den nicht jedes seiner Worte irgendwann einmal tief verwundet und irgendwann einmal tief entzückt hat: erst dann nämlich darf er des Vorrechts geniessen, an dem halkyonischen Element, aus dem jenes Werk geboren ist, an seiner sonnigen Helle, Ferne, Weite und Gewissheit ehrfürchtig Antheil zu haben. In andern Fällen macht die aphoristische Form Schwierigkeit: sie liegt darin, dass man diese Form heute nicht schwer genug nimmt. Ein Aphorismus, rechtschaffen geprägt und ausgegossen, ist damit, dass er abgelesen ist, noch nicht "entziffert"; vielmehr hat nun erst dessen Auslegung zu beginnen, zu der es einer Kunst der Auslegung bedarf. Ich habe in der dritten Abhandlung dieses Buchs ein Muster von dem dargeboten, was ich in einem solchen Falle "Auslegung" nenne:—dieser Abhandlung ist ein Aphorismus vorangestellt, sie selbst ist dessen Commentar. Freilich thut, um dergestalt das Lesen als Kunst zu üben, Eins vor Allem noth, was heutzutage gerade am besten verlernt worden ist—und darum hat es noch Zeit bis zur "Lesbarkeit" meiner Schriften—, zu dem man beinahe Kuh und jedenfalls nicht "moderner Mensch" sein muss: das Wiederkäuen ... Sils-Maria, Oberengadin, im Juli 1887.

Erste Abhandlung
"Gut und Böse," "Gut und Schlecht."

1

— Diese englischen Psychologen, denen man bisher auch die einzigen Versuche zu danken hat, es zu einer Entstehungsgeschichte der Moral zu bringen—sie geben uns mit sich selbst kein kleines Räthsel auf; sie haben sogar, dass ich es gestehe, eben damit, als leibhaftige Räthsel, etwas Wesentliches vor ihren Büchern voraus—sie selbst sind interessant! Diese englischen Psychologen was wollen sie eigentlich? Man findet sie, sei es nun freiwillig oder unfreiwillig, immer am gleichen Werke, nämlich die partie honteuse unsrer inneren Welt in den Vordergrund zu drängen und gerade dort das eigentlich Wirksame, Leitende, für die Entwicklung Entscheidende zu suchen, wo der intellektuelle Stolz des Menschen es am letzten zu finden wünschte (zum Beispiel in der vis inertiae der Gewohnheit oder in der Vergesslichkeit oder in einer blinden und zufälligen Ideen-Verhäkelung und -Mechanik oder in irgend etwas Rein-Passivem, Automatischem, Reflexmässigem, Molekularem und Gründlich-Stupidem)—was treibt diese Psychologen eigentlich immer gerade in diese Richtung? Ist es ein heimlicher, hämischer, gemeiner, seiner selbst vielleicht uneingeständlicher Instinkt der Verkleinerung des Menschen? Oder etwa ein pessimistischer Argwohn, das Misstrauen von enttäuschten, verdüsterten, giftig und grün gewordenen Idealisten? Oder eine kleine unterirdische Feindschaft und Rancune gegen das Christenthum (und Plato), die vielleicht nicht einmal über die Schwelle des Bewusstseins gelangt ist? Oder gar ein lüsterner Geschmack am Befremdlichen, am Schmerzhaft-Paradoxen, am Fragwürdigen und Unsinnigen des Daseins? Oder endlich—von Allem Etwas, ein wenig Gemeinheit, ein wenig Verdüsterung, ein wenig Antichristlichkeit, ein wenig Kitzel und Bedürfniss nach Pfeffer? ... Aber man sagt mir, dass es einfach alte, kalte, langweilige Frösche seien, die am Menschen herum, in den Menschen hinein kriechen und hüpfen, wie als ob sie da so recht in ihrem Elemente wären, nämlich in einem Sumpfe. Ich höre das mit Widerstand, mehr noch, ich glaube nicht daran; und wenn man wünschen darf, wo man nicht wissen kann, so wünsche ich von Herzen, dass es umgekehrt mit ihnen stehen möge,—dass diese Forscher und Mikroskopiker der Seele im Grunde tapfere, grossmüthige und stolze Thiere seien, welche ihr Herz wie ihren Schmerz im Zaum zu halten wissen und sich dazu erzogen haben, der Wahrheit alle Wünschbarkeit zu opfern, jeder Wahrheit, sogar der schlichten, herben, hässlichen, widrigen, unchristlichen, unmoralischen Wahrheit ... Denn es giebt solche Wahrheiten.—

2

Alle Achtung also vor den guten Geistern, die in diesen Historikern der Moral walten mögen! Aber gewiss ist leider, dass ihnen der historische Geist selber abgeht, dass sie gerade von allen guten Geistern der Historie selbst im Stich gelassen worden sind! Sie denken allesammt, wie es nun einmal alter Philosophen-Brauch ist, wesentlich unhistorisch; daran ist kein Zweifel. Die Stümperei ihrer Moral-Genealogie kommt gleich am Anfang zu Tage, da, wo es sich darum handelt, die Herkunft des Begriffs und Urtheils "gut" zu ermitteln. "Man hat ursprünglich"—so dekretieren sie—"unegoistische Handlungen von Seiten Derer gelobt und gut genannt, denen sie erwiesen wurden, also denen sie nützlich waren; später hat man diesen Ursprung des Lobes vergessen und die unegoistischen Handlungen einfach, weil sie gewohnheitsmässig immer als gut gelobt wurden, auch als gut empfunden—wie als ob sie an sich etwas Gutes wären." Man sieht sofort: diese erste Ableitung enthält bereits alle typischen Züge der englischen Psychologen-Idiosynkrasie,—wir haben "die Nützlichkeit," "das Vergessen," "die Gewohnheit" und am Schluss "den Irrthum," Alles als Unterlage einer Werthschätzung, auf welche der höhere Mensch bisher wie auf eine Art Vorrecht des Menschen überhaupt stolz gewesen ist. Dieser Stolz soll gedemüthigt, diese Werthschätzung entwerthet werden: ist das erreicht? ... Nun liegt für mich erstens auf der Hand, dass von dieser Theorie der eigentliche Entstehungsherd des Begriffs "gut" an falscher Stelle gesucht und angesetzt wird: das Urtheil "gut" rührt nicht von Denen her, welchen "Güte" erwiesen wird! Vielmehr sind es "die Guten" selber gewesen, das heisst die Vornehmen, Mächtigen, Höhergestellten und Hochgesinnten, welche sich selbst und ihr Thun als gut, nämlich als ersten Ranges empfanden und ansetzten, im Gegensatz zu allem Niedrigen, Niedrig-Gesinnten, Gemeinen und Pöbelhaften. Aus diesem Pathos der Distanz heraus haben sie sich das Recht, Werthe zu schaffen, Namen der Werthe auszuprägen, erst genommen: was gieng sie die Nützlichkeit an! Der Gesichtspunkt der Nützlichkeit ist gerade in Bezug auf ein solches heisses Herausquellen oberster rang-ordnender, rang-abhebender Werthurtheile so fremd und unangemessen wie möglich: hier ist eben das Gefühl bei einem Gegensatze jenes niedrigen Wärmegrades angelangt, den jede berechnende Klugheit, jeder Nützlichkeits-Calcul voraussetzt,—und nicht für einmal, nicht für eine Stunde der Ausnahme, sondern für die Dauer. Das Pathos der Vornehmheit und Distanz, wie gesagt, das dauernde und dominirende Gesammt- und Grundgefühl einer höheren herrschenden Art im Verhältniss zu einer niederen Art, zu einem "Unten"—das ist der Ursprung des Gegensatzes "gut" und "schlecht." (Das Herrenrecht, Namen zu geben, geht so weit, dass man sich erlauben sollte, den Ursprung der Sprache selbst als Machtäusserung der Herrschenden zu fassen: sie sagen "das ist das und das," sie siegeln jegliches Ding und Geschehen mit einem Laute ab und nehmen es dadurch gleichsam in Besitz.) Es liegt an diesem Ursprunge, dass das Wort "gut" sich von vornherein durchaus nicht nothwendig an "unegoistische" Handlungen anknüpft: wie es der Aberglaube jener Moralgenealogen ist. Vielmehr geschieht es erst bei einem Niedergange aristokratischer Werthurtheile, dass sich dieser ganze Gegensatz "egostisch" "unegoistisch" dem menschlichen Gewissen mehr und mehr aufdrängt,—es ist, um mich meiner Sprache zu bedienen, der Herdeninstinkt, der mit ihm endlich zu Worte (auch zu Worten) kommt. Und auch dann dauert es noch lange, bis dieser Instinkt in dem Maasse Herr wird, dass die moralische Werthschätzung bei jenem Gegensatze geradezu hängen und stecken bleibt (wie dies zum Beispiel im gegenwärtigen Europa der Fall ist: heute herrscht das Vorurtheil, welches "moralisch," "unegoistisch," "désintéressé" als gleichwerthige Begriffe nimmt, bereits mit der Gewalt einer "fixen Idee" und Kopfkrankheit).

3

Zweitens aber: ganz abgesehen von der historischen Unhaltbarkeit jener Hypothese über die Herkunft des Werthurtheils "gut," krankt sie an einem psychologischen Widersinn in sich selbst. Die Nützlichkeit der unegoistischen Handlung soll der Ursprung ihres Lobes sein, und dieser Ursprung soll vergessen worden sein:—wie ist dies Vergessen auch nur möglich? Hat vielleicht die Nützlichkeit solcher Handlungen irgend wann einmal aufgehört? Das Gegentheil ist der Fall: diese Nützlichkeit ist vielmehr die Alltagserfahrung zu allen Zeiten gewesen, Etwas also, das fortwährend immer neu unterstrichen wurde; folglich, statt aus dem Bewusstsein zu verschwinden, statt vergessbar zu werden, sich dem Bewusstsein mit immer grösserer Deutlichkeit eindrücken musste. Um wie viel vernünftiger ist jene entgegengesetzte Theorie (sie ist deshalb nicht wahrer—), welche zum Beispiel von Herbert Spencer vertreten wird: der den Begriff "gut" als wesensgleich mit dem Begriff "nützlich," "zweckmässig" ansetzt, so dass in den Urtheilen "gut" und "schlecht" die Menschheit gerade ihre unvergessnen und unvergessbaren Erfahrungen über nützlich-zweckmässig, über schädlich-unzweckmässig aufsummirt und sanktionirt habe. Gut ist, nach dieser Theorie, was sich von jeher als nützlich bewiesen hat: damit darf es als "werthvoll im höchsten Grade," als "werthvoll an sich" Geltung behaupten. Auch dieser Weg der Erklärung ist, wie gesagt, falsch, aber wenigstens ist die Erklärung selbst in sich vernünftig und psychologisch haltbar.

4

— Den Fingerzeig zum rechten Wege gab mir die Frage, was eigentlich die von den verschiedenen Sprachen ausgeprägten Bezeichnungen des "Guten" in etymologischer Hinsicht zu bedeuten haben: da fand ich, dass sie allesammt auf die gleiche Begriffs-Verwandlung zurückleiten,—dass überall "vornehm," "edel" im ständischen Sinne der Grundbegriff ist, aus dem sich "gut" im Sinne von "seelisch-vornehm," "edel," von "seelisch-hochgeartet," "seelisch-privilegirt" mit Nothwendigkeit heraus entwickelt: eine Entwicklung, die immer parallel mit jener anderen läuft, welche "gemein," "pöbelhaft," "niedrig" schliesslich in den Begriff "schlecht" übergehen macht. Das beredteste Beispiel für das Letztere ist das deutsche Wort "schlecht" selber: als welches mit "schlicht" identisch ist—vergleiche "schlechtweg," "schlechterdings"—und ursprünglich den schlichten, den gemeinen Mann noch ohne einen verdächtigenden Seitenblick, einfach im Gegensatz zum Vornehmen bezeichnete. Um die Zeit des dreissigjährigen Kriegs ungefähr, also spät genug, verschiebt sich dieser Sinn in den jetzt gebräuchlichen.— Dies scheint mir in Betreff der Moral-Genealogie eine wesentliche Einsicht; dass sie so spät erst gefunden wird, liegt an dem hemmenden Einfluss, den das demokratische Vorurtheil innerhalb der modernen Welt in Hinsicht auf alle Fragen der Herkunft ausübt. Und dies bis in das anscheinend objektivste Gebiet der Naturwissenschaft und Physiologie hinein, wie hier nur angedeutet werden soll. Welchen Unfug aber dieses Vorurtheil, einmal bis zum Hass entzügelt, in Sonderheit für Moral und Historie anrichten kann, zeigt der berüchtigte Fall Buckle's; der Plebejismus des modernen Geistes, der englischer Abkunft ist, brach da einmal wieder auf seinem heimischen Boden heraus, heftig wie ein schlammichter Vulkan und mit jener versalzten, überlauten, gemeinen Beredtsamkeit, mit der bisher alle Vulkane geredet haben. —

5

In Hinsicht auf unser Problem, das aus guten Gründen ein stilles Problem genannt werden kann und sich wählerisch nur an wenige Ohren wendet, ist es von keinem kleinen Interesse, festzustellen, dass vielfach noch in jenen Worten und Wurzeln, die "gut" bezeichnen, die Hauptnuance durchschimmert, auf welche hin die Vornehmen sich eben als Menschen höheren Ranges fühlten. Zwar benennen sie sich vielleicht in den häufigsten Fällen einfach nach ihrer Überlegenheit an Macht (als "die mächtigen," "die Herren," "die Gebietenden") oder nach dem sichtbarsten Abzeichen dieser Überlegenheit, zum Beispiel als "die Reichen," "die Besitzenden" (das ist der Sinn von arya; und entsprechend im Eranischen und Slavischen). Aber auch nach einem typischen Charakterzuge: und dies ist der Fall, der uns hier angeht. Sie heissen sich zum Beispiel "die Wahrhaftigen": voran der griechische Adel, dessen Mundstück der Megarische Dichter Theognis ist. Das dafür ausgeprägte Wort ἐσθλός bedeutet der Wurzel nach Einen, der ist, der Realität hat, der wirklich ist, der wahr ist; dann, mit einer subjektiven Wendung, den Wahren als den Wahrhaftigen: in dieser Phase der Begriffs-Verwandlung wird es zum Schlag- und Stichwort des Adels und geht ganz und gar in den Sinn "adelig" über, zur Abgrenzung vom lügenhaften gemeinen Mann, so wie Theognis ihn nimmt und schildert,—bis endlich das Wort, nach dem Niedergange des Adels, zur Bezeichnung der seelischen noblesse übrig bleibt und gleichsam reif und süss wird. Im Worte κακός wie in δειλός (der Plebejer im Gegensatz zum ἀγαθός) ist die Feigheit unterstrichen: dies giebt vielleicht einen Wink, in welcher Richtung man die etymologische Herkunft des mehrfach deutbaren ἀγαθός zu suchen hat. Im lateinischen malus (dem ich μέλας zur Seite stelle) könnte der gemeine Mann als der Dunkelfarbige, vor allem als der Schwarzhaarige ("hic niger est—") gekennzeichnet sein, als der vorarische Insasse des italischen Bodens, der sich von der herrschend gewordnen blonden, nämlich arischen Eroberer-Rasse durch die Farbe am deutlichsten abhob; wenigstens bot mir das Gälische den genau entsprechenden Fall,—fin (zum Beispiel im Namen Fin-Gal) das abzeichnende Wort des Adels, zuletzt der Gute, Edle, Reine, ursprünglich der Blondkopf, im Gegensatz zu den dunklen, schwarzhaarigen Ureinwohnern. Die Kelten, beiläufig gesagt, waren durchaus eine blonde Rasse; man thut Unrecht, wenn man jene Streifen einer wesentlich dunkelhaarigen Bevölkerung, die sich auf sorgfältigeren ethnographischen Karten Deutschlands bemerkbar machen, mit irgend welcher keltischen Herkunft und Blutmischung in Zusammenhang bringt, wie dies noch Virchow thut: vielmehr schlägt an diesen Stellen die vorarische Bevölkerung Deutschlands vor. (Das Gleiche gilt beinahe für ganz Europa: im Wesentlichen hat die unterworfene Rasse schliesslich daselbst wieder die Oberhand bekommen, in Farbe, Kürze des Schädels, vielleicht sogar in den intellektuellen und socialen Instinkten: wer steht uns dafür, ob nicht die moderne Demokratie, der noch modernere Anarchismus und namentlich jener Hang zur "Commune," zur primitivsten Gesellschafts-Form, der allen Socialisten Europa's jetzt gemeinsam ist, in der Hauptsache einen ungeheuren Nachschlag zu bedeuten hat—und dass die Eroberer- und Herren-Rasse, die der Arier, auch physiologisch im Unterliegen ist? ...) Das lateinische bonus glaube ich als "den Krieger" auslegen zu dürfen: vorausgesetzt, dass ich mit Recht bonus auf ein älteres duonus zurückführe (vergleiche bellum = duellum = duen-lum worin mir jenes duonus erhalten scheint). Bonus somit als Mann des Zwistes, der Entzweiung (duo), als Kriegsmann: man sieht, was im alten Rom an einem Manne seine "Güte" ausmachte. Unser deutsches "Gut" selbst: sollte es nicht "den Göttlichen," den Mann "göttlichen Geschlechts" bedeuten? Und mit dem Volks- (ursprünglich Adels-) Namen der Gothen identisch sein? Die Gründe zu dieser Vermuthung gehören nicht hierher. —

6

Von dieser Regel, dass der politische Vorrangs-Begriff sich immer einen seelischen Vorrangs-Begriff auslöst, macht es zunächst noch keine Ausnahme (obgleich es Anlass zu Ausnahmen giebt), wenn die höchste Kaste zugleich die priesterliche Kaste ist und folglich zu ihrer Gesammt-Bezeichnung ein Prädikat bevorzugt, das an ihre priesterliche Funktion erinnert. Da tritt zum Beispiel "rein" und "unrein" sich zum ersten Male als Ständeabzeichen gegenüber; und auch hier kommt später ein "gut" und ein "schlecht" in einem nicht mehr ständischen Sinne zur Entwicklung. Im Übrigen sei man davor gewarnt, diese Begriffe "rein" und "unrein" nicht von vornherein zu schwer, zu weit oder gar symbolisch zu nehmen: alle Begriffe der älteren Menschheit sind vielmehr anfänglich in einem uns kaum ausdenkbaren Maasse grob, plump, äusserlich, eng, geradezu und insbesondere unsymbolisch verstanden worden. Der "Reine" ist von Anfang an bloss ein Mensch, der sich wäscht, der sich gewisse Speisen verbietet, die Hautkrankheiten nach sich ziehen, der nicht mit den schmutzigen Weibern des niederen Volkes schläft, der einen Abscheu vor Blut hat,—nicht mehr, nicht viel mehr! Andrerseits erhellt es freilich aus der ganzen Art einer wesentlich priesterlichen Aristokratie, warum hier gerade frühzeitig sich die Werthungs-Gegensätze auf eine gefährliche Weise verinnerlichen und verschärfen konnten; und in der That sind durch sie schliesslich Klüfte zwischen Mensch und Mensch aufgerissen worden, über die selbst ein Achill der Freigeisterei nicht ohne Schauder hinwegsetzen wird. Es ist von Anfang an etwas Ungesundes in solchen priesterlichen Aristokratien und in den daselbst herrschenden, dem Handeln abgewendeten, theils brütenden, theils gefühls-explosiven Gewohnheiten, als deren Folge jene den Priestern aller Zeiten fast unvermeidlich anhaftende intestinale Krankhaftigkeit und Neurasthenie erscheint; was aber von ihnen selbst gegen diese ihre Krankhaftigkeit als Heilmittel erfunden worden ist,—muss man nicht sagen, dass es sich zuletzt in seinen Nachwirkungen noch hundert Mal gefährlicher erwiesen hat, als die Krankheit, von der es erlösen sollte? Die Menschheit selbst krankt noch an den Nachwirkungen dieser priesterlichen Kur-Naivitäten! Denken wir zum Beispiel an gewisse Diätformen (Vermeidung des Fleisches), an das Fasten, an die geschlechtliche Enthaltsamkeit, an die Flucht "in die Wüste" (Weir Mitchell'sche Isolirung, freilich ohne die darauf folgende Mastkur und Überernährung, in der das wirksamste Gegenmittel gegen alle Hysterie des asketischen Ideals besteht): hinzugerechnet die ganze sinnenfeindliche faul- und raffinirtmachende Metaphysik der Priester, ihre Selbst-Hypnotisirung nach Art des Fakirs und Brahmanen—Brahman als gläserner Knopf und fixe Idee benutzt—und das schliessliche, nur zu begreifliche allgemeine Satthaben mit seiner Radikalkur, dem Nichts (oder Gott:—das Verlangen nach einer unio mystica mit Gott ist das Verlangen des Buddhisten in's Nichts, Nirvâna—und nicht mehr!). Bei den Priestern wird eben Alles gefährlicher, nicht nur Kurmittel und Heilkünste, sondern auch Hochmuth, Rache, Scharfsinn, Ausschweifung, Liebe, Herrschsucht, Tugend, Krankheit;—mit einiger Billigkeit liesse sich allerdings auch hinzufügen, dass erst auf dem Boden dieser wesentlich gefährlichen Daseinsform des Menschen, der priesterlichen, der Mensch überhaupt ein interessantes Thier geworden ist, dass erst hier die menschliche Seele in einem höheren Sinne Tiefe bekommen hat und böse geworden ist—und das sind ja die beiden Grundformen der bisherigen Überlegenheit des Menschen über sonstiges Gethier! ..

7

— Man wird bereits errathen haben, wie leicht sich die priesterliche Werthungs-Weise von der ritterlich-aristokratischen abzweigen und dann zu deren Gegensatz fortentwickeln kann; wozu es in Sonderheit jedes Mal einen Anstoss giebt, wenn die Priesterkaste und die Kriegerkaste einander eifersüchtig entgegentreten und über den Preis mit einander nicht einig werden wollen. Die ritterlich-aristokratischen Werthurtheile haben zu ihrer Voraussetzung eine mächtige Leiblichkeit, eine blühende, reiche, selbst überschäumende Gesundheit, sammt dem, was deren Erhaltung bedingt, Krieg, Abenteuer, Jagd, Tanz, Kampfspiele und Alles überhaupt, was starkes, freies, frohgemuthes Handeln in sich schliesst. Die priesterlich-vornehme Werthungs-Weise hat—wir sahen es—andere Voraussetzungen: schlimm genug für sie, wenn es sich um Krieg handelt! Die Priester sind, wie bekannt, die bösesten Feinde—weshalb doch? Weil sie die ohnmächtigsten sind. Aus der Ohnmacht wächst bei ihnen der Hass in's Ungeheure und Unheimliche, in's Geistigste und Giftigste. Die ganz grossen Hasser in der Weltgeschichte sind immer Priester gewesen, auch die geistreichsten Hasser:—gegen den Geist der priesterlichen Rache kommt überhaupt aller übrige Geist kaum in Betracht. Die menschliche Geschichte wäre eine gar zu dumme Sache ohne den Geist, der von den Ohnmächtigen her in sie gekommen ist:—nehmen wir sofort das grösste Beispiel. Alles, was auf Erden gegen "die Vornehmen," "die Gewaltigen," "die Herren," "die Machthaber" gethan worden ist, ist nicht der Rede werth im Vergleich mit dem, was die Juden gegen sie gethan haben: die Juden, jenes priesterliche Volk, das sich an seinen Feinden und Überwältigern zuletzt nur durch eine radikale Umwerthung von deren Werthen, also durch einen Akt der geistigsten Rache Genugthuung zu schaffen wusste. So allein war es eben einem priesterlichen Volk gemäss, dem Volke der zurückgetretensten priesterlichen Rachsucht. Die Juden sind es gewesen, die gegen die aristokratische Werthgleichung (gut = vornehm = mächtig = schön = glücklich = gottgeliebt) mit einer furchteinflössenden Folgerichtigkeit die Umkehrung gewagt und mit den Zähnen des abgründlichsten Hasses (des Hasses der Ohnmacht) festgehalten haben, nämlich "die Elenden sind allein die Guten, die Armen, Ohnmächtigen, Niedrigen sind allein die Guten, die Leidenden, Entbehrenden, Kranken, Hässlichen sind auch die einzig Frommen, die einzig Gottseligen, für sich allein giebt es Seligkeit,—dagegen ihr, ihr Vornehmen und Gewaltigen, ihr seid in alle Ewigkeit die Bösen, die Grausamen, die Lüsternen, die Unersättlichen, die Gottlosen, ihr werdet auch ewig die Unseligen, Verfluchten und Verdammten sein!" ... Man weiss, wer die Erbschaft dieser jüdischen Umwerthung gemacht hat ... Ich erinnere in Betreff der ungeheuren und über alle Maassen verhängnissvollen Initiative, welche die Juden mit dieser grundsätzlichsten aller Kriegserklärungen gegeben haben, an den Satz, auf den ich bei einer anderen Gelegenheit gekommen bin ("Jenseits von Gut und Böse" p. 118 [§195])—dass nämlich mit den Juden der Sklavenaufstand in der Moral beginnt: jener Aufstand, welcher eine zweitausendjährige Geschichte hinter sich hat und der uns heute nur deshalb aus den Augen gerückt ist, weil er—siegreich gewesen ist ...

8

— Aber ihr versteht das nicht? Ihr habt keine Augen für Etwas, da zwei Jahrtausende gebraucht hat, um zum Siege zu kommen? ... Daran ist Nichts zum Verwundern: alle langen Dinge sind schwer zu sehn, zu übersehn. Das aber ist das Ereigniss: aus dem Stamme jenes Baums der Rache und des Hasses, des jüdischen Hasses—des tiefsten und sublimsten, nämlich Ideale schaffenden, Werthe umschaffenden Hasses, dessen Gleichen nie auf Erden dagewesen ist—wuchs etwas ebenso Unvergleichliches heraus, eine neue Liebe, die tiefste und sublimste aller Arten Liebe:—und aus welchem andern Stamme hätte sie auch wachsen können? ... Dass man aber ja nicht vermeine, sie sei etwa als die eigentliche Verneinung jenes Durstes nach Rache, als der Gegensatz des jüdischen Hasses emporgewachsen! Nein, das Umgekehrte ist die Wahrheit! Die Liebe wuchs aus ihm heraus, als seine Krone, als die triumphirende, in der reinsten Helle und Sonnenfülle sich breit und breiter entfaltende Krone, welche mit demselben Drange gleichsam im Reiche des Lichts und der Höhe auf die Ziele jenes Hasses, auf Sieg, auf Beute, auf Verführung aus war, mit dem die Wurzeln jenes Hasses sich immer gründlicher und begehrlicher in Alles, was Tiefe hatte und böse war, hinunter senkten. Dieser Jesus von Nazareth, als das leibhafte Evangelium der Liebe, dieser den Armen, den Kranken, den Sündern die Seligkeit und den Sieg bringende "Erlöser"—war er nicht gerade die Verführung in ihrer unheimlichsten und unwiderstehlichsten Form, die Verführung und der Umweg zu eben jenen jüdischen Werthen und Neuerungen des Ideals? Hat Israel nicht gerade auf dem Umwege dieses "Erlösers," dieses scheinbaren Widersachers und Auflösers Israel's, das letzte Ziel seiner sublimen Rachsucht erreicht? Gehört es nicht in die geheime schwarze Kunst einer wahrhaft grossen Politik der Rache, einer weitsichtigen, unterirdischen, langsam-greifenden und vorausrechnenden Rache, dass Israel selber das eigentliche Werkzeug seiner Rache vor aller Welt wie etwas Todfeindliches verleugnen und an's Kreuz schlagen musste, damit "alle Welt," nämlich alle Gegner Israel's unbedenklich gerade an diesem Köder anbeissen konnten? Und wüsste man sich andrerseits, aus allem Raffinement des Geistes heraus, überhaupt noch einen gefährlicheren Köder auszudenken? Etwas, das an verlockender, berauschender, betäubender, verderbender Kraft jenem Symbol des "heiligen Kreuzes" gleichkäme, jener schauerlichen Paradoxie eines "Gottes am Kreuze," jenem Mysterium einer unausdenkbaren letzten äussersten Grausamkeit und Selbstkreuzigung Gottes zum Heile des Menschen? ... Gewiss ist wenigstens, dass sub hoc signo Israel mit seiner Rache und Umwerthung aller Werthe bisher über alle anderen Ideale, über alle vornehmeren Ideale immer wieder triumphirt hat. — —

9

— "Aber was reden Sie noch von vornehmeren Idealen! Fügen wir uns in die Thatsachen: das Volk hat gesiegt—oder 'die Sklaven' oder 'der Pöbel' oder 'die Herde' oder wie Sie es zu nennen belieben—wenn dies durch die Juden geschehen ist, wohlan! so hatte nie ein Volk eine welthistorischere Mission. 'Die Herren' sind abgethan; die Moral des gemeinen Mannes hat gesiegt. Man mag diesen Sieg zugleich als eine Blutvergiftung nehmen (er hat die Rassen durch einander gemengt)—ich widerspreche nicht; unzweifelhaft ist aber diese Intoxikation gelungen. Die 'Erlösung' des Menschengeschlechts (nämlich von 'den Herren') ist auf dem besten Wege; Alles verjüdelt oder verchristlicht oder verpöbelt sich zusehends (was liegt an Worten!). Der Gang dieser Vergiftung, durch den ganzen Leib der Menschheit hindurch, scheint unaufhaltsam, ihr Tempo und Schritt darf sogar von nun an immer langsamer, feiner, unhörbarer, besonnener sein—man hat ja Zeit ... Kommt der Kirche in dieser Absicht heute noch eine nothwendige Aufgabe, überhaupt noch ein Recht auf Dasein zu? Oder könnte man ihrer entrathen? Quaeritur. Es scheint, dass sie jenen Gang eher hemmt und zurückhält, statt ihn zu beschleunigen? Nun, eben das könnte ihre Nützlichkeit sein ... Sicherlich ist sie nachgerade etwas Gröbliches und Bäurisches, das einer zarteren Intelligenz, einem eigentlich modernen Geschmacke widersteht. Sollte sie sich zum Mindesten nicht etwas raffinieren? ... Sie entfremdet heute mehr, als dass sie verführte ... Wer von uns würde wohl Freigeist sein, wenn es nicht die Kirche gäbe? Die Kirche widersteht uns, nicht ihr Gift ... Von der Kirche abgesehn lieben auch wir das Gift ..."— Dies ist der Epilog eines "Freigeistes" zu meiner Rede, eines ehrlichen Thiers, wie er reichlich verrathen hat, überdies eines Demokraten; er hatte mir bis dahin zugehört und hielt es nicht aus, mich schweigen zu hören. Für mich nämlich giebt es an dieser Stelle viel zu schweigen. —

10

Der Sklavenaufstand in der Moral beginnt damit, dass das Ressentiment selbst schöpferisch wird und Werthe gebiert: das Ressentiment solcher Wesen, denen die eigentliche Reaktion, die der That, versagt ist, die sich nur durch eine imaginäre Rache schadlos halten. Während alle vornehme Moral aus einem triumphirenden Ja-sagen zu sich selber herauswächst, sagt die Sklaven-Moral von vornherein Nein zu einem "Ausserhalb," zu einem "Anders," zu einem "Nicht-selbst": und dies Nein ist ihre schöpferische That. Diese Umkehrung des werthesetzenden Blicks—diese nothwendige Richtung nach Aussen statt zurück auf sich selber—gehört eben zum Ressentiment: die Sklaven-Moral bedarf, um zu entstehn, immer zuerst einer Gegen- und Aussenwelt, sie bedarf, physiologisch gesprochen, äusserer Reize, um überhaupt zu agiren,—ihre Aktion ist von Grund aus Reaktion. Das Umgekehrte ist bei der vornehmen Werthungsweise der Fall: sie agirt und wächst spontan, sie sucht ihren Gegensatz nur auf, um zu sich selber noch dankbarer, noch frohlockender Ja zu sagen,—ihr negativer Begriff "niedrig," "gemein," "schlecht" ist nur ein nachgebornes blasses Contrastbild im Verhältniss zu ihrem positiven, durch und durch mit Leben und Leidenschaft durchtränkten Grundbegriff "wir Vornehmen, wir Guten, wir Schönen, wir Glücklichen!" Wenn die vornehme Werthungsweise sich vergreift und an der Realität versündigt, so geschieht dies in Bezug auf die Sphäre, welche ihr nicht genügend bekannt ist, ja gegen deren wirkliches Kennen sie sich spröde zur Wehr setzt: sie verkennt unter Umständen die von ihr verachtete Sphäre, die des gemeinen Mannes, des niedren Volks; andrerseits erwäge man, dass jedenfalls der Affekt der Verachtung, des Herabblickens, des Überlegen-Blickens, gesetzt dass er das Bild des Verachteten fälscht, bei weitem hinter der Fälschung zurückbleiben wird, mit der der zurückgetretene Hass, die Rache des Ohnmächtigen, sich an seinem Gegner—in effigie natürlich—vergreifen wird. In der That ist in der Verachtung zu viel Nachlässigkeit, zu viel Leicht-Nehmen, zu viel Wegblicken und Ungeduld mit eingemischt, selbst zu viel eignes Frohgefühl, als dass sie im Stande wäre, ihr Objekt zum eigentlichen Zerrbild und Scheusal umzuwandeln. Man überhöre doch die beinahe wohlwollenden nuances nicht, welche zum Beispiel der griechische Adel in alle Worte legt, mit denen er das niedere Volk von sich abhebt; wie sich fortwährend eine Art Bedauern, Rücksicht, Nachsicht einmischt und anzuckert, bis zu dem Ende, dass fast alle Worte, die dem gemeinen Manne zukommen, schliesslich als Ausdrücke für "unglücklich," "bedauernswürdig" übrig geblieben sind (vergleiche δειλός, δείλαιος, πονηρός, μοχθηρός letztere zwei eigentlich den gemeinen Mann als Arbeitssklaven und Lastthier kennzeichnend)—und wie andrerseits "schlecht," "niedrig," "unglücklich" nie wieder aufgehört haben, für das griechische Ohr in Einen Ton auszuklingen, mit einer Klangfarbe, in der "unglücklich" überwiegt: dies als Erbstück der alten edleren aristokratischen Werthungsweise, die sich auch im Verachten nicht verleugnet (—Philologen seien daran erinnert, in welchem Sinne ὀϊζυρός, ἄνολβος, τλήμων, δυστυχεῖν, ξυμφορά gebraucht werden). Die "Wohlgeborenen" fühlten sich eben als die "Glücklichen"; sie hatten ihr Glück nicht erst durch einen Blick auf ihre Feinde künstlich zu construiren, unter Umständen einzureden, einzulügen (wie es alle Menschen des Ressentiment zu thun pflegen); und ebenfalls wussten sie, als volle, mit Kraft überladene, folglich nothwendig aktive Menschen, von dem Glück das Handeln nicht abzutrennen,—das Thätigsein wird bei ihnen mit Nothwendigkeit in's Glück hineingerechnet (woher εὖ πράττειν seine Herkunft nimmt)—Alles sehr im Gegensatz zu dem "Glück" auf der Stufe der Ohnmächtigen, Gedrückten, an giftigen und feindseligen Gefühlen Schwärenden, bei denen es wesentlich als Narcose, Betäubung, Ruhe, Frieden, "Sabbat," Gemüths-Ausspannung und Gliederstrecken, kurz passivisch auftritt. Während der vornehme Mensch vor sich selbst mit Vertrauen und Offenheit lebt (γενναῖος "edelbürtig" unterstreicht die nuance "aufrichtig" und auch wohl "naiv"), so ist der Mensch des Ressentiment weder aufrichtig, noch naiv, noch mit sich selber ehrlich und geradezu. Seine Seele schielt; sein Geist liebt Schlupfwinkel, Schleichwege und Hinterthüren, alles Versteckte muthet ihn an als seine Welt, seine Sicherheit, sein Labsal; er versteht sich auf das Schweigen, das Nicht-Vergessen, das Warten, das vorläufige Sich-verkleinern, Sich-demüthigen. Eine Rasse solcher Menschen des Ressentiment wird nothwendig endlich klüger sein als irgend eine vornehme Rasse, sie wird die Klugheit auch in ganz andrem Maasse ehren: nämlich als eine Existenzbedingung ersten Ranges, während die Klugheit bei vornehmen Menschen leicht einen feinen Beigeschmack von Luxus und Raffinement an sich hat:—sie ist eben hier lange nicht so wesentlich als die vollkommne Funktions-Sicherheit der regulirenden unbewussten Instinkte oder selbst eine gewisse Unklugheit, etwa das tapfre Drauflosgehn, sei es auf die Gefahr, sei es auf den Feind, oder jene schwärmerische Plötzlichkeit von Zorn, Liebe, Ehrfurcht, Dankbarkeit und Rache, an der sich zu allen Zeiten die vornehmen Seelen wiedererkannt haben. Das Ressentiment des vornehmen Menschen selbst, wenn es an ihm auftritt, vollzieht und erschöpft sich nämlich in einer sofortigen Reaktion, es vergiftet darum nicht: andrerseits tritt es in unzähligen Fällen gar nicht auf, wo es bei allen Schwachen und Ohnmächtigen unvermeidlich ist. Seine Feinde, seine Unfälle, seine Unthaten selbst nicht lange ernst nehmen können—das ist das Zeichen starker voller Naturen, in denen ein Überschuss plastischer, nachbildender, ausheilender, auch vergessen machender Kraft ist (ein gutes Beispiel dafür aus der modernen Welt ist Mirabeau, welcher kein Gedächtniss für Insulte und Niederträchtigkeiten hatte, die man an ihm begieng, und der nur deshalb nicht vergeben konnte, weil er—vergass). Ein solcher Mensch schüttelt eben viel Gewürm mit Einem Ruck von sich, das sich bei Anderen eingräbt; hier allein ist auch das möglich, gesetzt dass es überhaupt auf Erden möglich ist—die eigentliche "Liebe zu seinen Feinden." Wie viel Ehrfurcht vor seinen Feinden hat schon ein vornehmer Mensch!—und eine solche Ehrfurcht ist schon eine Brücke zur Liebe ... Er verlangt ja seinen Feind für sich, als seine Auszeichnung, er hält ja keinen andren Feind aus, als einen solchen, an dem Nichts zu verachten und sehr Viel zu ehren ist! Dagegen stelle man sich "den Feind" vor, wie ihn der Mensch des Ressentiment concipirt—und hier gerade ist seine That, seine Schöpfung: er hat "den bösen Feind" concipirt, "den Bösen," und zwar als Grundbegriff, von dem aus er sich als Nachbild und Gegenstück nun auch noch einen "Guten" ausdenkt—sich selbst! ...

11

Gerade umgekehrt also wie bei dem Vornehmen, der den Grundbegriff "gut" voraus und spontan, nämlich von sich aus concipirt und von da aus erst eine Vorstellung von "schlecht" sich schafft! Dies "schlecht" vornehmen Ursprungs und jenes "böse" aus dem Braukessel des ungesättigten Hasses—das erste eine Nachschöpfung, ein Nebenher, eine Complementärfarbe, das zweite dagegen das Original, der Anfang, die eigentliche That in der Conception einer Sklaven-Moral—wie verschieden stehen die beiden scheinbar demselben Begriff "gut" entgegengestellten Worte "schlecht" und "böse" da! Aber es ist nicht derselbe Begriff "gut": vielmehr frage man sich doch, wer eigentlich "böse" ist, im Sinne der Moral des Ressentiment. In aller Strenge geantwortet: eben der "Gute" der andren Moral, eben der Vornehme, der Mächtige, der Herrschende, nur umgefärbt, nur umgedeutet, nur umgesehn durch das Giftauge des Ressentiment. Hier wollen wir Eins am wenigsten leugnen: wer jene "Guten" nur als Feinde kennen lernte, lernte auch nichts als böse Feinde kennen, und dieselben Menschen, welche so streng durch Sitte, Verehrung, Brauch, Dankbarkeit, noch mehr durch gegenseitige Bewachung, durch Eifersucht inter pares in Schranken gehalten sind, die andrerseits im Verhalten zu einander so erfinderisch in Rücksicht, Selbstbeherrschung, Zartsinn, Treue, Stolz und Freundschaft sich beweisen,—sie sind nach Aussen hin, dort wo das Fremde, die Fremde beginnt, nicht viel besser als losgelassene Raubthiere. Sie geniessen da die Freiheit von allem socialen Zwang, sie halten sich in der Wildniss schadlos für die Spannung, welche eine lange Einschliessung und Einfriedung in den Frieden der Gemeinschaft giebt, sie treten in die Unschuld des Raubthier-Gewissens zurück, als frohlockende Ungeheuer, welche vielleicht von einer scheusslichen Abfolge von Mord, Niederbrennung, Schändung, Folterung mit einem Übermuthe und seelischen Gleichgewichte davongehen, wie als ob nur ein Studentenstreich vollbracht sei, überzeugt davon, dass die Dichter für lange nun wieder Etwas zu singen und zu rühmen haben. Auf dem Grunde aller dieser vornehmen Rassen ist das Raubthier, die prachtvolle nach Beute und Sieg lüstern schweifende blonde Bestie nicht zu verkennen; es bedarf für diesen verborgenen Grund von Zeit zu Zeit der Entladung, das Thier muss wieder heraus, muss wieder in die Wildniss zurück:—römischer, arabischer, germanischer, japanesischer Adel, homerische Helden, skandinavische Wikinger—in diesem Bedürfniss sind sie sich alle gleich. Die vornehmen Rassen sind es, welche den Begriff "Barbar" auf all den Spuren hinterlassen haben, wo sie gegangen sind; noch aus ihrer höchsten Cultur heraus verräth sich ein Bewusstsein davon und ein Stolz selbst darauf (zum Beispiel wenn Perikles seinen Athenern sagt, in jener berühmten Leichenrede, "zu allem Land und Meer hat unsre Kühnheit sich den Weg gebrochen, unvergängliche Denkmale sich überall im Guten und Schlimmen aufrichtend". Diese "Kühnheit" vornehmer Rassen, toll, absurd, plötzlich, wie sie sich äussert, das Unberechenbare, das Unwahrscheinliche selbst ihrer Unternehmungen—Perikles hebt die ῥᾳθυμία der Athener mit Auszeichnung hervor—ihre Gleichgültigkeit und Verachtung gegen Sicherheit, Leib, Leben, Behagen, ihre entsetzliche Heiterkeit und Tiefe der Lust in allem Zerstören, in allen Wollüsten des Siegs und der Grausamkeit—Alles fasste sich für Die, welche daran litten, in das Bild des "Barbaren," des "bösen Feindes," etwa des "Gothen," des "Vandalen" zusammen. Das tiefe, eisige Misstrauen, das der Deutsche erregt, sobald er zur Macht kommt, auch jetzt wieder—ist immer noch ein Nachschlag jenes unauslöschlichen Entsetzens, mit dem Jahrhunderte lang Europa dein Wüthen der blonden germanischen Bestie zugesehn hat (obwohl zwischen alten Germanen und uns Deutschen kaum eine Begriffs-, geschweige eine Blutsverwandtschaft besteht). Ich habe einmal auf die Verlegenheit Hesiods aufmerksam gemacht, als er die Abfolge der Cultur-Zeitalter aussann und sie in Gold, Silber, Erz auszudrücken suchte: er wusste mit dem Widerspruch, den ihm die herrliche, aber ebenfalls so schauerliche, so gewaltthätige Welt Homer's bot, nicht anders fertig zu werden, als indem er aus Einem Zeitalter zwei machte, die er nunmehr hinter einander stellte—einmal das Zeitalter der Helden und Halbgötter von Troja und Theben, so wie jene Welt im Gedächtniss der vornehmen Geschlechter zurückgeblieben war, die in ihr die eignen Ahnherrn hatten; sodann das eherne Zeitalter, so wie jene gleiche Weit den Nachkommen der Niedergetretenen, Beraubten, Misshandelten, Weggeschleppten, Verkauften erschien: als ein Zeitalter von Erz, wie gesagt, hart, kalt, grausam, gefühl- und gewissenlos, Alles zermalmend und mit Blut übertünchend. Gesetzt, dass es wahr wäre, was jetzt jedenfalls als "Wahrheit" geglaubt wird, dass es eben der Sinn aller Cultur sei, aus dem Raubthiere "Mensch" ein zahmes und civilisirtes Thier, ein Hausthier herauszuzüchten, so müsste man unzweifelhaft alle jene Reaktions- und Ressentiment-Instinkte, mit deren Hilfe die vornehmen Geschlechter sammt ihren Idealen schliesslich zu Schanden gemacht und überwältigt worden sind, als die eigentlichen Werkzeuge der Cultur betrachten; womit allerdings noch nicht gesagt wäre, dass deren Träger zugleich auch selber die Cultur darstellten. Vielmehr wäre das Gegentheil nicht nur wahrscheinlich—nein! es ist heute augenscheinlich! Diese Träger der niederdrückenden und vergeltungslüsternen Instinkte, die Nachkommen alles europäischen und nicht europäischen Sklaventhums, aller vorarischen Bevölkerung in Sonderheit—sie stellen den Rückgang der Menschheit dar! Diese "Werkzeuge der Cultur" sind eine Schande des Menschen, und eher ein Verdacht, ein Gegenargument gegen "Cultur" überhaupt! Man mag im besten Rechte sein, wenn man vor der blonden Bestie auf dem Grunde aller vornehmen Rassen die Furcht nicht los wird und auf der Hut ist: aber wer möchte nicht hundertmal lieber sich fürchten, wenn er zugleich bewundern darf, als sich nicht fürchten, aber dabei den ekelhaften Anblick des Missrathenen, Verkleinerten, Verkümmerten, Vergifteten nicht mehr los werden können? Und ist das nicht unser Verhängniss? Was macht heute unsern Widerwillen gegen "den Menschen"?—denn wir leiden am Menschen, es ist kein Zweifel.— Nicht die Furcht; eher, dass wir Nichts mehr am Menschen zu fürchten haben; dass das Gewürm "Mensch" im Vordergrunde ist und wimmelt; dass der "zahme Mensch," der Heillos-Mittelmässige und Unerquickliche bereits sich als Ziel und Spitze, als Sinn der Geschichte, als "höheren Menschen" zu fühlen gelernt hat;—ja dass er ein gewisses Recht darauf hat, sich so zu fühlen, insofern er sich im Abstande von der Überfülle des Missrathenen, Kränklichen, Müden, Verlebten fühlt, nach dem heute Europa zu stinken beginnt, somit als etwas wenigstens relativ Gerathenes, wenigstens noch Lebensfähiges, wenigstens zum Leben Ja-sagendes ...

12

— Ich unterdrücke an dieser Stelle einen Seufzer und eine letzte Zuversicht nicht. Was ist das gerade mir ganz Unerträgliche? Das, womit ich allein nicht fertig werde, was mich ersticken und verschmachten macht? Schlechte Luft! Schlechte Luft! Dass etwas Missrathenes in meine Nähe kommt; dass ich die Eingeweide einer missrathenen Seele riechen muss! ... Was hält man sonst nicht aus von Noth, Entbehrung, bösem Wetter, Siechthum, Mühsal, Vereinsamung? Im Grunde wird man mit allem Übrigen fertig, geboren wie man ist zu einem unterirdischen und kämpfenden Dasein; man kommt immer wieder einmal an's Licht, man erlebt immer wieder seine goldene Stunde des Siegs,—und dann steht man da, wie man geboren ist, unzerbrechbar, gespannt, zu Neuem, zu noch Schwererem, Fernerem bereit, wie ein Bogen, den alle Noth immer nur noch straffer anzieht.— Aber von Zeit zu Zeit gönnt mir—gesetzt, dass es himmlische Gönnerinnen giebt, jenseits von Gut und Böse—einen Blick, gönnt mir Einen Blick nur auf etwas Vollkommnes, zu-Ende-Gerathenes, Glückliches, Mächtiges, Triumphirendes, an dem es noch Etwas zu fürchten giebt! Auf einen Menschen, der den Menschen rechtfertigt, auf einen complementären und erlösenden Glücksfall des Menschen, um desswillen man den Glauben an den Menschen festhalten darf! ... Denn so steht es: die Verkleinerung und Ausgleichung des europäischen Menschen birgt unsre grösste Gefahr, denn dieser Anblick macht müde ... Wir sehen heute Nichts, das grösser werden will, wir ahnen, dass es immer noch abwärts, abwärts geht, in's Dünnere, Gutmüthigere, Klügere, Behaglichere, Mittelmässigere, Gleichgültigere, Chinesischere, Christlichere—der Mensch, es ist kein Zweifel, wird immer "besser" ... Hier eben liegt das Verhängniss Europa's—mit der Furcht vor dem Menschen haben wir auch die Liebe zu ihm, die Ehrfurcht vor ihm, die Hoffnung auf ihn, ja den Willen zu ihm eingebüsst. Der Anblick des Menschen macht nunmehr müde—was ist heute Nihilismus, wenn er nicht das ist? ... Wir sind des Menschen müde ...

13

— Doch kommen wir zurück: das Problem vom andren Ursprung des "Guten," vom Guten, wie ihn der Mensch des Ressentiment sich ausgedacht hat, verlangt nach seinem Abschluss.— Dass die Lämmer den grossen Raubvögeln gram sind, das befremdet nicht: nur liegt darin kein Grund, es den grossen Raubvögeln zu verargen, dass sie sich kleine Lämmer holen. Und wenn die Lämmer unter sich sagen "diese Raubvögel sind böse; und wer so wenig als möglich ein Raubvogel ist, vielmehr deren Gegenstück, ein Lamm,—sollte der nicht gut sein?" so ist an dieser Aufrichtung eines Ideals Nichts auszusetzen, sei es auch, dass die Raubvögel dazu ein wer spöttisch blicken werden und vielleicht sich sagen: "wir sind ihnen gar nicht gram, diesen guten Lämmern, wir lieben sie sogar: nichts ist schmackhafter als ein zartes Lamm."— Von der Stärke verlangen, dass sie sich nicht als Stärke äussere, dass sie nicht ein Überwältigen-Wollen, ein Niederwerfen-Wollen, ein Herrwerden-Wollen, ein Durst nach Feinden und Widerständen und Triumphen sei, ist gerade so widersinnig als von der Schwäche verlangen, dass sie sich als Stärke äussere. Ein Quantum Kraft ist ein eben solches Quantum Trieb, Wille, Wirken—vielmehr, es ist gar nichts anderes als eben dieses Treiben, Wollen, Wirken selbst, und nur unter der Verführung der Sprache (und der in ihr versteinerten Grundirrthümer der Vernunft), welche alles Wirken als bedingt durch ein Wirkendes, durch ein "Subjekt" versteht und missversteht, kann es anders erscheinen. Ebenso nämlich, wie das Volk den Blitz von seinem Leuchten trennt und letzteres als Thun, als Wirkung eines Subjekts nimmt, das Blitz heisst, so trennt die Volks-Moral auch die Stärke von den Äusserungen der Stärke ab, wie als ob es hinter dem Starken ein indifferentes Substrat gäbe, dem es freistünde, Stärke zu äussern oder auch nicht. Aber es giebt kein solches Substrat; es giebt kein "Sein" hinter dem Thun, Wirken, Werden; "der Thäter" ist zum Thun bloss hinzugedichtet,—das Thun ist Alles. Das Volk verdoppelt im Grunde das Thun, wenn es den Blitz leuchten lässt, das ist ein Thun-Thun: es setzt dasselbe Geschehen einmal als Ursache und dann noch einmal als deren Wirkung. Die Naturforscher machen es nicht besser, wenn sie sagen "die Kraft bewegt, die Kraft verursacht" und dergleichen,—unsre ganze Wissenschaft steht noch, trotz aller ihrer Kühle, ihrer Freiheit vom Affekt, unter der Verführung der Sprache und ist die untergeschobnen Wechselbälge, die "Subjekte" nicht losgeworden (das Atom ist zum Beispiel ein solcher Wechselbalg, insgleichen das Kantische "Ding an sich"): was Wunder, wenn die zurückgetretenen, versteckt glimmenden Affekte Rache und Hass diesen Glauben für sich ausnützen und im Grunde sogar keinen Glauben inbrünstiger aufrecht erhalten als den, es stehe dem Starken frei, schwach, und dem Raubvogel, Lamm zu sein:—damit gewinnen sie ja bei sich das Recht, dem Raubvogel es zuzurechnen, Raubvogel zu sein ... Wenn die Unterdrückten, Niedergetretenen, Vergewaltigten aus der rachsüchtigen List der Ohnmacht heraus sich zureden: "lasst uns anders sein als die Bösen, nämlich gut! Und gut ist Jeder, der nicht vergewaltigt der Niemanden verletzt, der nicht angreift, der nicht vergilt, der die Rache Gott übergiebt, der sich wie wir im Verborgenen hält, der allem Bösen aus dem Wege geht und wenig überhaupt vom Leben verlangt, gleich uns den Geduldigen, Demüthigen, Gerechten"—so heisst das, kalt und ohne Voreingenommenheit angehört, eigentlich nichts weiter als: "wir Schwachen sind nun einmal schwach; es ist gut, wenn wir nichts thun, wozu wir nicht stark genug sind"—aber dieser herbe Thatbestand, diese Klugheit niedrigsten Ranges, welche selbst Insekten haben (die sich wohl todt stellen, um nicht "zu viel" zu thun, bei grosser Gefahr), hat sich Dank jener Falschmünzerei und Selbstverlogenheit der Ohnmacht in den Prunk der entsagenden stillen abwartenden Tugend gekleidet, gleich als ob die Schwäche des Schwachen selbst—das heisst doch sein Wesen, sein Wirken, seine ganze einzige unvermeidliche, unablösbare Wirklichkeit—eine freiwillige Leistung, etwas Gewolltes, Gewähltes, eine That, ein Verdienst sei. Diese Art Mensch hat den Glauben an das indifferente wahlfreie "Subjekt" nöthig aus einem Instinkte der Selbsterhaltung, Selbstbejahung heraus, in dem jede Lüge sich zu heiligen pflegt. Das Subjekt (oder, dass wir populärer reden, die Seele) ist vielleicht deshalb bis jetzt auf Erden der beste Glaubenssatz gewesen, weil er der Überzahl der Sterblichen, den Schwachen und Niedergedrückten jeder Art, jene sublime Selbstbetrügerei ermöglichte, die Schwäche selbst als Freiheit, ihr So- und So-sein als Verdienst auszulegen.

14

— Will Jemand ein wenig in das Geheimniss hinab und hinunter sehn, wie man auf Erden Ideale fabrizirt? Wer hat den Muth dazu? ... Wohlan! Hier ist der Blick offen in diese dunkle Werkstätte. Warten Sie noch einen Augenblick, mein Herr Vorwitz und Wagehals: Ihr Auge muss sich erst an dieses falsche schillernde Licht gewöhnen ... So! Genug! Reden Sie jetzt! Was geht da unten vor? Sprechen Sie aus, was Sie sehen, Mann der gefährlichsten Neugierde—jetzt bin ich der, welcher zuhört. —
— "Ich sehe Nichts, ich höre um so mehr. Es ist ein vorsichtiges tückisches leises Munkeln und Zusammenflüstern aus allen Ecken und Winkeln. Es scheint mir, dass man lügt; eine zuckrige Milde klebt an jedem Klange. Die Schwäche soll zum Verdienste umgelogen werden, es ist kein Zweifel—es steht damit so, wie Sie es sagten." —

— Weiter!
— "und die Ohnmacht, die nicht vergilt, zur 'Güte'; die ängstliche Niedrigkeit zur 'Demuth'; die Unterwerfung vor Denen, die man hasst, zum 'Gehorsam' (nämlich gegen Einen, von dem sie sagen, er befehle diese Unterwerfung,—sie heissen ihn Gott). Das Unoffensive des Schwachen, die Feigheit selbst, an der er reich ist, sein An-der-Thür-stehn, sein unvermeidliches Warten-müssen kommt hier zu guten Namen, als 'Geduld,' es heisst auch wohl die Tugend; das Sich-nicht-rächen-Können heisst Sich-nicht-rächen-Wollen, vielleicht selbst Verzeihung ('denn sie wissen nicht, was sie thun—wir allein wissen es, was sie thun!'). Auch redet man von der 'Liebe zu seinen Feinden' —und schwitzt dabei."

— Weiter!
— "Sie sind elend, es ist kein Zweifel, alle diese Munkler und Winkel-Falschmünzer, ob sie schon warm beieinander hokken—aber sie sagen mir, ihr Elend sei eine Auswahl und Auszeichnung Gottes, man prügele die Hunde, die man am liebsten habe; vielleicht sei dies Elend auch eine Vorbereitung, eine Prüfung, eine Schulung, vielleicht sei es noch mehr—Etwas, das einst ausgeglichen und mit ungeheuren Zinsen in Gold, nein! in Glück ausgezahlt werde. Das heissen sie 'die Seligkeit.'"

— Weiter!
— "Jetzt geben sie mir zu verstehen, dass sie nicht nur besser seien als die Mächtigen, die Herrn der Erde, deren Speichel sie lecken müssen (nicht aus Furcht, ganz und gar nicht aus Furcht! sondern weil es Gott gebietet, alle Obrigkeit zu ehren)—dass sie nicht nur besser seien, sondern es auch 'besser hätten,' jedenfalls einmal besser haben würden. Aber genug! genug! Ich halte es nicht mehr aus. Schlechte Luft! Schlechte Luft! Diese Werkstätte, wo man Ideale fabrizirt—mich dünkt, sie stinkt vor lauter Lügen."

— Nein! Noch einen Augenblick! Sie sagten noch nichts von dem Meisterstücke dieser Schwarzkünstler, welche Weiss, Milch und Unschuld aus jedem Schwarz herstellen:—haben Sie nicht bemerkt, was ihre Vollendung im Raffinement ist, ihr kühnster, feinster, geistreichster, lügenreichster Artisten-Griff? Geben Sie acht! Diese Kellerthiere voll Rache und Hass—was machen sie doch gerade aus Rache und Hass? Hörten Sie je diese Worte? Würden Sie ahnen, wenn Sie nur ihren Worten trauten, dass Sie unter lauter Menschen des Ressentiment sind? ...

— "Ich verstehe, ich mache nochmals die Ohren auf (ach! ach! ach! und die Nase zu). Jetzt höre ich erst, was sie so oft schon sagten: 'Wir Guten—wir sind die Gerechten'—was sie verlangen, dass heissen sie nicht Vergeltung, sondern 'den Triumph der Gerechtigkeit'; was sie hassen, das ist nicht ihr Feind, nein! sie hassen das 'Unrecht,' die 'Gottlosigkeit'; was sie glauben und hoffen, ist nicht die Hoffnung auf Rache, die Trunkenheit der süssen Rache (—'süsser als Honig' nannte sie schon Homer, sondern der Sieg Gottes, des gerechten Gottes über die Gottlosen; was ihnen zu lieben auf Erden übrig bleibt, sind nicht ihre Brüder im Hasse, sondern ihre 'Brüder in der Liebe,' wie sie sagen, alle Guten und Gerechten auf der Erde."

— Und wie nennen sie das, was ihnen als Trost wider alle Leiden des Lebens dient—ihre Phantasmagorie der vorweggenommenen zukünftigen Seligkeit?
— "Wie? Höre ich recht? Sie heissen das 'das jüngste Gericht,' das Kommen ihres Reichs, des 'Reichs Gottes'—einstweilen aber leben sie 'im Glauben,' 'in der Liebe,' 'in der Hoffnung.'"
— Genug! Genug!

15

Im Glauben woran? In der Liebe wozu? In der Hoffnung worauf?— Diese Schwachen—irgendwann einmal nämlich wollen auch sie die Starken sein, es ist kein Zweifel, irgendwann soll auch ihr "Reich" kommen—"das Reich Gottes" heisst es schlechtweg bei ihnen, wie gesagt: man ist ja in Allem so demüthig! Schon um das zu erleben, hat man nöthig, lange zu leben, über den Tod hinaus—ja man hat das ewige Leben nöthig, damit man sich auch ewig im "Reiche Gottes" schadlos halten kann für jenes Erden-Leben "im Glauben, in der Liebe, in der Hoffnung." Schadlos wofür? Schadlos wodurch? ... Dante hat sich, wie mich dünkt, gröblich vergriffen, als er, mit einer schreckeneinflössenden Ingenuität, jene Inschrift über das Thor zu seiner Hölle setzte "auch mich schuf die ewige Liebe":—über dem Thore des christlichen Paradieses und seiner "ewigen Seligkeit" würde jedenfalls mit besserem Rechte die Inschrift stehen dürfen "auch mich schuf der ewige Hass"—gesetzt, dass eine Wahrheit über dem Thor zu einer Lüge stehen dürfte! Denn was ist die Seligkeit jenes Paradieses? ... Wir würden es vielleicht schon errathen; aber besser ist es, dass es uns eine in solchen Dingen nicht zu unterschätzende Autorität ausdrücklich bezeugt, Thomas von Aquino, der grosse Lehrer und Heilige. "Beati in regno coelesti," sagt er sanft wie ein Lamm, "videbunt poenas damnatorum, ut beatitudo illis magis complaceat." Oder will man es in einer stärkeren Tonart hören, etwa aus dem Munde eines triumphirenden Kirchenvaters, der seinen Christen die grausamen Wollüste der öffentlichen Schauspiele widerrieth—warum doch? "Der Glaube bietet uns ja viel mehr"—sagt er, de spectac. c. 29 ss.—"viel Stärkeres; dank der Erlösung stehen uns ja ganz andre Freuden zu Gebote; an Stelle der Athleten haben wir unsre Märtyrer; wollen wir Blut, nun, so haben wir das Blut Christi ... Aber was erwartet uns erst am Tage seiner Wiederkunft, seines Triumphes!"—und nun fährt er fort, der entzückte Visionär: "At enim supersunt alia spectacula, ille ultimus et perpetuus judicii dies, ille nationibus insperatus, ille derisus, cum tanta saeculi vetustas et tot eius nativitates uno igne haurientur. Quae tunc spectaculi latitudo! Quid admirer! Quid rideam! Ubi gaudeam! Ubi exultem, spectans tot et tantos reges, qui in coelum recepti nuntiabantur, cum ipso Jove et ipsis suis testibus in imis tenebris congemescentes! Item praesides" (die Provinzialstatthalter) "persecutores dominici nominis saevioribus quam ipsi flammis saevierunt insultantibus contra Christianos liquescentes! Quos praeterea sapientes illos philosophos coram discipulis suis una conflagrantibus erubescentes, quibus nihil ad deum pertinere suadebant, quibus animas aut nullas aut non in pristina corpora redituras affirmabant! Etiam poetas non ad Rhadamanti nec ad Minois, sed ad inopinati Christi tribunal palpitantes! Tunc magis tragoedi audiendi, magis scilicet vocales" (besser bei Stimme, noch ärgere Schreier) "in sua propria calamitate; tunc histriones cognoscendi, solutiores multo per ignem; tunc spectandus auriga in flammea rota totus rubens, tunc xystici contemplandi non in gymnasiis, sed in igne jaculati, nisi quod ne tunc quidem illos velim vivos, ut qui malim ad eos potius conspectum insatiabilem conferre, qui in dominum desaevierunt. 'Hic est ille, dicam, fabri aut quaestuariae filius'" (wie alles Folgende und insbesondere auch diese aus dem Talmud bekannte Bezeichnung der Mutter Jesu zeigt, meint Tertullian von hier ab die Juden), "'sabbati destructor, Samarites et daemonium habens. Hic est, quem a Juda redemistis, hic est ille arundine et colaphis diverberatus, sputamentis dedecoratus, felle et aceto potatus. Hic est, quem clam discentes subripuerunt, ut resurrexisse dicatur vel hortulanus detraxit, ne lactucae suae frequentia commeantium laederentur.' Ut talia spectes, ut talibus exultes, quis tibi praetor aut consul aut quaestor aut sacerdos de sua liberalitate praestabit? Et tamen haec jam habemus quodammodo per fidem spiritu imaginante repraesentata. Ceterum qualia illa sunt, quae nec oculus vidit nec auris audivit nec in cor hominis ascenderunt?" (1. Cor. 2, 9.) "Credo circo et utraque cavea" (erster und vierter Rang oder, nach Anderen, komische und tragische Bühne) "et omni stadio gratiora." — Per fidem: so steht's geschrieben.

16

Kommen wir zum Schluss. Die beiden entgegengesetzten Werthe "gut und schlecht," "gut und böse" haben einen furchtbaren, Jahrtausende langen Kampf auf Erden gekämpft; und so gewiss auch der zweite Werth seit langem im Übergewichte ist, so fehlt es doch auch jetzt noch nicht an Stellen, wo der Kampf unentschieden fortgekämpft wird. Man könnte selbst sagen, dass er inzwischen immer höher hinauf getragen und eben damit immer tiefer, immer geistiger geworden sei: so dass es heute vielleicht kein entscheidenderes Abzeichen der "höheren Natur," der geistigeren Natur giebt, als zwiespältig in jenem Sinne und wirklich noch ein Kampfplatz für jene Gegensätze zu sein. Das Symbol dieses Kampfes, in einer Schrift geschrieben, die über alle Menschengeschichte hinweg bisher lesbar blieb, heisst "Rom gegen Judäa, Judäa gegen Rom":—es gab bisher kein grösseres Ereigniss als diesen Kampf, diese Fragestellung, diesen todfeindlichen Widerspruch. Rom empfand im Juden Etwas wie die Widernatur selbst, gleichsam sein antipodisches Monstrum; in Rom galt der Jude "des Hasses gegen das ganze Menschengeschlecht überführt": mit Recht, sofern man ein Recht hat, das Heil und die Zukunft des Menschengeschlechts an die unbedingte Herrschaft der aristokratischen Werthe, der römischen Werthe anzuknüpfen. Was dagegen die Juden gegen Rom empfunden haben? Man erräth es aus tausend Anzeichen; aber es genügt, sich einmal wieder die Johanneische Apokalypse zu Gemüthe zu führen, jenen wüstesten aller geschriebenen Ausbrüche, welche die Rache auf dem Gewissen hat. (Unterschätze man übrigens die tiefe Folgerichtigkeit des christlichen Instinktes nicht, als er gerade dieses Buch des Hasses mit dem Namen des Jüngers der Liebe überschrieb, desselben, dem er jenes verliebt-schwärmerische Evangelium zu eigen gab—: darin steckt ein Stück Wahrheit, wie viel litterarische Falschmünzerei auch zu diesem Zwecke nöthig gewesen sein mag.) Die Römer waren ja die Starken und Vornehmen, wie sie stärker und vornehmer bisher auf Erden nie dagewesen, selbst niemals geträumt worden sind; jeder Überrest von ihnen, jede Inschrift entzückt, gesetzt dass man erräth, was da schreibt. Die Juden umgekehrt waren jenes priesterliche Volk des Ressentiment par excellence, dem eine volksthümlich-moralische Genialität sonder Gleichen innewohnte: man vergleiche nur die verwandt-begabten Völker, etwa die Chinesen oder die Deutschen, mit den Juden, um nachzufühlen, was ersten und was fünften Ranges ist. Wer von ihnen einstweilen gesiegt hat, Rom oder Judäa? Aber es ist ja gar kein Zweifel: man erwäge doch, vor wem man sich heute in Rom selber als vor dem Inbegriff aller höchsten Werthe beugt—und nicht nur in Rom, sondern fast auf der halben Erde, überall wo nur der Mensch zahm geworden ist oder zahm werden will,—vor drei Juden, wie man weiss, und Einer Jüdin (vor Jesus von Nazareth, dem Fischer Petrus, dem Teppichwirker Paulus und der Mutter des anfangs genannten Jesus, genannt Maria). Dies ist sehr merkwürdig: Rom ist ohne allen Zweifel unterlegen. Allerdings gab es in der Renaissance ein glanzvoll-unheimliches Wiederaufwachen des klassischen Ideals, der vornehmen Werthungsweise aller Dinge: Rom selber bewegte sich wie ein aufgeweckter Scheintoter unter dem Druck des neuen, darüber gebauten judaisirten Rom, das den Aspekt einer ökumenischen Synagoge darbot und "Kirche" hiess: aber sofort triumphirte wieder Judäa, Dank jener gründlich pöbelhaften (deutschen und englischen) Ressentiment-Bewegung, welche man die Reformation nennt, hinzugerechnet, was aus ihr folgen musste, die Wiederherstellung der Kirche,—die Wiederherstellung auch der alten Grabesruhe des klassischen Rom. In einem sogar entscheidenderen und tieferen Sinne als damals kam Judäa noch einmal mit der französischen Revolution zum Siege über das klassische Ideal: die letzte politische Vornehmheit, die es in Europa gab, die des siebzehnten und achtzehnten französischen Jahrhunderts, brach unter den volksthümlichen Ressentiment-Instinkten zusammen,—es wurde niemals auf Erden ein grösserer Jubel, eine lärmendere Begeisterung gehört! Zwar geschah mitten darin das Ungeheuerste, das Unerwartetste: das antike Ideal selbst trat leibhaft und mit unerhörter Pracht vor Auge und Gewissen der Menschheit,—und noch einmal, stärker, einfacher, eindringlicher als je, erscholl, gegenüber der alten Lügen-Losung des Ressentiment vom Vorrecht der Meisten, gegenüber dem Willen zur Niederung, zur Erniedrigung, zur Ausgleichung, zum Abwärts und Abendwärts des Menschen, die furchtbare und entzückende Gegenlosung vom Vorrecht der Wenigsten! Wie ein letzter Fingerzeig zum andren Wege erschien Napoleon, jener einzelnste und spätestgeborne Mensch, den es jemals gab, und in ihm das fleischgewordne Problem des vornehmen Ideals an sich—man überlege wohl, was es für ein Problem ist: Napoleon, diese Synthesis von Unmensch und Übermensch ...

17

— War es damit vorbei? Wurde jener grösste aller Ideal-Gegensätze damit für alle Zeiten ad acta gelegt? Oder nur vertagt, auf lange vertagt? ... Sollte es nicht irgendwann einmal ein noch viel furchtbareres, viel länger vorbereitetes Auflodern des alten Brandes geben müssen? Mehr noch: wäre nicht gerade das aus allen Kräften zu wünschen? selbst zu wollen? selbst zu fördern? ... Wer an dieser Stelle anfängt, gleich meinen Lesern, nachzudenken, weiter zu denken, der wird schwerlich bald damit zu Ende kommen,—Grund genug für mich, selbst zu Ende zu kommen, vorausgesetzt dass es längst zur Genüge klar geworden ist, was ich will, was ich gerade mit jener gefährlichen Losung will, welche meinem letzten Buche auf den Leib geschrieben ist: "Jenseits von Gut und Böse" ... Dies heisst zum Mindesten nicht "Jenseits von Gut und Schlecht." — —

Anmerkung. Ich nehme die Gelegenheit wahr, welche diese Abhandlung mir giebt, um einen Wunsch öffentlich und förmlich auszudrücken, der von mir bisher nur in gelegentlichem Gespräche mit Gelehrten geäussert worden ist: dass nämlich irgend eine philosophische Fakultät sich durch eine Reihe akademischer Preisausschreiben um die Förderung moralhistorischer Studien verdient machen möge:—vielleicht dient dies Buch dazu, einen kräftigen Anstoss gerade in solcher Richtung zu geben. In Hinsicht auf eine Möglichkeit dieser Art sei die nachstehende Frage in Vorschlag gebracht sie verdient ebenso sehr die Aufmerksamkeit der Philologen und Historiker als die der eigentlichen Philosophie-Gelehrten von Beruf.

"Welche Fingerzeige giebt die Sprachwissenschaft,insbesondere die etymologische Forschung, für die Entwicklungsgeschichte der moralischen Begriffe ab?"

— Andrerseits ist es freilich ebenso nöthig, die Theilnahme der Physiologen und Mediciner für diese Probleme (vom Werthe der bisherigen Werthschätzung) zu gewinnen: wobei es den Fach-Philosophen überlassen sein mag, auch in diesem einzelnen Falle die Fürsprecher und Vermittler zu machen, nachdem es ihnen im Ganzen gelungen ist, das ursprünglich so spröde, so misstrauische Verhältniss zwischen Philosophie, Physiologie und Medicin in den freundschaftlichsten und fruchtbringendsten Austausch umzugestalten. In der That bedürfen alle Gütertafeln, alle "du sollst," von denen die Geschichte oder die ethnologische Forschung weiss, zunächst der physiologischen Beleuchtung und Ausdeutung, eher jedenfalls noch als der psychologischen; alle insgleichen warten auf eine Kritik von seiten der medicinischen Wissenschaft. Die Frage: was ist diese oder jene Gütertafel und "Moral" werth? will unter die verschiedensten Perspektiven gestellt sein; man kann namentlich das "werth wozu?" nicht fein genug aus einander legen. Etwas zum Beispiel, das ersichtlich Werth hätte in Hinsicht auf möglichste Dauerfähigkeit einer Rasse (oder auf Steigerung ihrer Anpassungskräfte an ein bestimmtes Klima oder auf Erhaltung der grössten Zahl), hätte durchaus nicht den gleichen Werth, wenn es sich etwa darum handelte, einen stärkeren Typus herauszubilden. Das Wohl der Meisten und das Wohl der Wenigsten sind entgegengesetzte Werth-Gesichtspunkte: an sich schon den ersteren für den höherwerthigen zu halten, wollen wir der Naivität englischer Biologen überlassen ... Alle Wissenschaften haben nunmehr der Zukunfts-Aufgabe des Philosophen vorzuarbeiten: diese Aufgabe dahin verstanden, dass der Philosoph das Problem vom Werthe zu lösen hat, dass er die Rangordnung der Werthe zu bestimmen hat. —

Zweite Abhandlung
"Schuld," "schlechtes Gewissen," und Verwandtes.

1

Ein Thier heranzüchten, das versprechen darf— ist das nicht gerade jene paradoxe Aufgabe selbst, welche sich die Natur in Hinsicht auf den Menschen gestellt hat? ist es nicht das eigentliche Problem vom Menschen? ... Dass dies Problem bis zu einem hohen Grad gelöst ist, muss Dem um so erstaunlicher erscheinen, der die entgegen wirkende Kraft, die der Vergesslichkeit, vollauf zu würdigen weiss. Vergesslichkeit ist keine blosse vis inertiae, wie die Oberflächlichen glauben, sie ist vielmehr ein aktives, im strengsten Sinne positives Hemmungsvermögen, dem es zuzuschreiben ist, dass was nur von uns erlebt, erfahren, in uns hineingenommen wird, uns im Zustande der Verdauung (man dürfte ihn "Einverseelung" nennen) ebenso wenig in's Bewusstsein tritt, als der ganze tausendfältige Prozess, mit dem sich unsre leibliche Ernährung, die sogenannte "Einverleibung" abspielt. Die Thüren und Fenster des Bewusstseins zeitweilig schliessen; von dem Lärm und Kampf, mit dem unsre Unterwelt von dienstbaren Organen für- und gegen einander arbeitet, unbehelligt bleiben; ein wenig Stille, ein wenig tabula rasa des Bewusstseins, damit wieder Platz wird für Neues, vor Allem für die vornehmeren Funktionen und Funktionäre, für Regieren, Voraussehn, Vorausbestimmen (denn unser Organismus ist oligarchisch eingerichtet)—das ist der Nutzen der, wie gesagt, aktiven Vergesslichkeit, einer Thürwärterin gleichsam, einer Aufrechterhalterin der seelischen Ordnung, der Ruhe, der Etiquette: womit sofort abzusehn ist, inwiefern es kein Glück, keine Heiterkeit, keine Hoffnung, keinen Stolz, keine Gegenwart geben könnte ohne Vergesslichkeit. Der Mensch, in dem dieser Hemmungsapparat beschädigt wird und aussetzt, ist einem Dyspeptiker zu vergleichen (und nicht nur zu vergleichen—) er wird mit Nichts "fertig" ... Eben dieses nothwendig vergessliche Thier, an dem das Vergessen eine Kraft, eine Form der starken Gesundheit darstellt, hat sich nun ein Gegenvermögen angezüchtet, ein Gedächtniss, mit Hülfe dessen für gewisse Fälle die Vergesslichkeit ausgehängt wird,—für die Fälle nämlich, dass versprochen werden soll: somit keineswegs bloss ein passivisches Nicht-wieder-los-werden-können des einmal eingeritzten Eindrucks, nicht bloss die Indigestion an einem ein Mal verpfändeten Wort, mit dem man nicht wieder fertig wird, sondern ein aktives Nicht-wieder-los-werden-wollen, ein Fort- und Fortwollen des ein Mal Gewollten, ein eigentliches Gedächtniss des Willens: so dass zwischen das ursprüngliche "ich will," "ich werde thun" und die eigentliche Entladung des Willens, seinen Akt, unbedenklich eine Welt von neuen fremden Dingen, Umständen, selbst Willensakten dazwischengelegt werden darf, ohne dass diese lange Kette des Willens springt. Was setzt das aber Alles voraus! Wie muss der Mensch, um dermaassen über die Zukunft voraus zu verfügen, erst gelernt haben, das nothwendige vom zufälligen Geschehen scheiden, causal denken, das Ferne wie gegenwärtig sehn und vorwegnehmen, was Zweck ist, was Mittel dazu ist, mit Sicherheit ansetzen, überhaupt rechnen, berechnen können,—wie muss dazu der Mensch selbst vorerst berechenbar, regelmässig, nothwendig geworden sein, auch sich selbst für seine eigne Vorstellung, um endlich dergestalt, wie es ein Versprechender thut, für sich als Zukunft gut sagen zu können!

2

Eben das ist die lange Geschichte von der Herkunft der Verantwortlichkeit. Jene Aufgabe, ein Thier heranzuzüchten, das versprechen darf, schliesst, wie wir bereits begriffen haben, als Bedingung und Vorbereitung die nähere Aufgabe in sich, den Menschen zuerst bis zu einem gewissen Grade nothwendig, einförmig, gleich unter Gleichen, regelmässig und folglich berechenbar zu machen. Die ungeheure Arbeit dessen, was von mir "Sittlichkeit der Sitte" genannt worden ist (vergl. Morgenröthe S. 7, 13, 16)—die eigentliche Arbeit des Menschen an sich selber in der längsten Zeitdauer des Menschengeschlechts, seine ganze vorhistorische Arbeit hat hierin ihren Sinn, ihre grosse Rechtfertigung, wie viel ihr auch von Härte, Tyrannei, Stumpfsinn und Idiotismus innewohnt: der Mensch wurde mit Hülfe der Sittlichkeit der Sitte und der socialen Zwangsjacke wirklich berechenbar gemacht. Stellen wir uns dagegen an's Ende des ungeheuren Prozesses, dorthin, wo der Baum endlich seine Früchte zeitigt, wo die Societät und ihre Sittlichkeit der Sitte endlich zu Tage bringt, wozu sie nur das Mittel war: so finden wir als reifste Frucht an ihrem Baum das souveraine Individuum, das nur sich selbst gleiche, das von der Sittlichkeit der Sitte wieder losgekommene, das autonome übersittliche Individuum (denn "autonom" und "sittlich" schliesst sich aus), kurz den Menschen des eignen unabhängigen langen Willens, der versprechen darf—und in ihm ein stolzes, in allen Muskeln zuckendes Bewusstsein davon, was da endlich errungen und in ihm leibhaft geworden ist, ein eigentliches Macht- und Freiheits-Bewusstsein, ein Vollendungs-Gefühl des Menschen überhaupt. Dieser Freigewordne, der wirklich versprechen darf, dieser Herr des freien Willens, dieser Souverain—wie sollte er es nicht wissen, welche Überlegenheit er damit vor Allem voraus hat, was nicht versprechen und für sich selbst gut sagen darf, wie viel Vertrauen, wie viel Furcht, wie viel Ehrfurcht er erweckt—er "verdient" alles Dreies—und wie ihm, mit dieser Herrschaft über sich, auch die Herrschaft über die Umstände, übe die Natur und alle willenskürzeren und unzuverlässigeren Creaturen nothwendig in die Hand gegeben ist? Der "freie" Mensch, der Inhaber eines langen unzerbrechlichen Willens, hat in diesem Besitz auch sein Werthmaass: von sich aus nach den Andern hinblickend, ehrt er oder verachtet er; und eben so nothwendig als er die ihm Gleichen, die Starken und Zuverlässigen (die welche versprechen dürfen) ehrt,—also Jedermann, der wie ein Souverain verspricht, schwer, selten, langsam, der mit seinem Vertrauen geizt, der auszeichnet, wenn er vertraut, der sein Wort giebt als Etwas, auf das Verlass ist, weil er sich stark genug weiss, es selbst gegen Unfälle, selbst "gegen das Schicksal" aufrecht zu halten—: eben so nothwendig wird er seinen Fusstritt für die schmächtigen Windhunde bereit halten, welche versprechen, ohne es zu dürfen, und seine Zuchtruthe für den Lügner, der sein Wort bricht, im Augenblick schon, wo er es im Munde hat. Das stolze Wissen um das ausserordentliche Privilegium der Verantwortlichkeit, das Bewusstsein dieser seltenen Freiheit, dieser Macht über sich und das Geschick hat sich bei ihm bis in seine unterste Tiefe hinabgesenkt und ist zum Instinkt geworden, zum dominirenden Instinkt:—wie wird er ihn heissen, diesen dominirenden Instinkt, gesetzt, dass er ein Wort dafür bei sich nöthig hat? Aber es ist kein Zweifel: dieser souveraine Mensch heisst ihn sein Gewissen ...

3

Sein Gewissen? ... Es lässt sich voraus errathen, dass der Begriff "Gewissen," dem wir hier in seiner höchsten, fast befremdlichen Ausgestaltung begegnen, bereits eine lange Geschichte und Form-Verwandlung hinter sich hat. Für sich gut sagen dürfen und mit Stolz, also auch zu sich Ja sagen dürfen—das ist, wie gesagt, eine reife Frucht, aber auch ein späte Frucht:—wie lange musste diese Frucht herb und sauer am Baum hängen! Und eine noch viel längere Zeit war von einer solchen Frucht gar nichts zu sehn,—Niemand hätte sie versprechen dürfen, so gewiss auch Alles am Baume vorbereitet und gerade auf sie hin im Wachsen war!— "Wie macht man dem Menschen-Thiere ein Gedächtniss? Wie prägt man diesem theils stumpfen, theils faseligen Augenblicks-Verstande, dieser leibhaften Vergesslichkeit Etwas so ein, dass es gegenwärtig bleibt?" ... Dies uralte Problem ist, wie man denken kann, nicht gerade mit zarten Antworten und Mitteln gelöst worden; vielleicht ist sogar nichts furchtbarer und unheimlicher an der ganzen Vorgeschichte des Menschen, als seine Mnemotechnik. "Man brennt Etwas ein, damit es im Gedächtniss bleibt: nur was nicht aufhört, weh zu thun, bleibt im Gedächtniss"—das ist ein Hauptsatz aus der allerältesten (leider auch allerlängsten) Psychologie auf Erden. Man möchte selbst sagen, dass es überall, wo es jetzt noch auf Erden Feierlichkeit, Ernst, Geheimniss, düstere Farben im Leben von Mensch und Volk giebt, Etwas von der Schrecklichkeit nachwirkt, mit der ehemals überall auf Erden versprochen, verpfändet, gelobt worden ist: die Vergangenheit, die längste tiefste härteste Vergangenheit, haucht uns an und quillt in uns herauf, wenn wir "ernst" werden. Es gieng niemals ohne Blut, Martern, Opfer ab, wenn der Mensch es nöthig hielt, sich ein Gedächtniss zu machen; die schauerlichsten Opfer und Pfänder (wohin die Erstlingsopfer gehören), die widerlichsten Verstümmelungen (zum Beispiel die Castrationen), die grausamsten Ritualformen aller religiösen Culte (und alle Religionen sind auf dem untersten Grunde Systeme von Grausamkeiten)—alles Das hat in jenem Instinkte seinen Ursprung, welcher im Schmerz das mächtigste Hülfsmittel der Mnemonik errieth. In einem gewissen Sinne gehört die ganze Asketik hierher: ein paar Ideen sollen unauslöschlich, allgegenwärtig, unvergessbar, "fix" gemacht werden, zum Zweck der Hypnotisirung des ganzen nervösen und intellektuellen Systems durch diese "fixen Ideen"—und die asketischen Prozeduren und Lebensformen sind Mittel dazu, um jene Ideen aus der Concurrenz mit allen übrigen Ideen zu lösen, um sie "unvergesslich" zu machen. Je schlechter die Menschheit "bei Gedächtniss" war, um so furchtbarer ist immer der Aspekt ihrer Bräuche; die Härte der Strafgesetze giebt in Sonderheit einen Maassstab dafür ab, wie viel Mühe sie hatte, gegen die Vergesslichkeit zum Sieg zu kommen und ein paar primitive Erfordernisse des socialen Zusammenlebens diesen Augenblicks-Sklaven des Affektes und der Begierde gegenwärtig zu erhalten. Wir Deutschen betrachten uns gewiss nicht als ein besonders grausames und hartherziges Volk, noch weniger als besonders leichtfertig und in-den-Tag-hineinleberisch; aber man sehe nur unsre alten Strafordnungen an, um dahinter zu kommen, was es auf Erden für Mühe hat, ein "Volk von Denkern" heranzuzüchten (will sagen: das Volk Europa's, unter dem auch heute noch das Maximum von Zutrauen, Ernst, Geschmacklosigkeit und Sachlichkeit zu finden ist und das mit diesen Eigenschaften ein Anrecht darauf hat, alle Art von Mandarinen Europa's heran zu züchten). Diese Deutschen haben sich mit furchtbaren Mitteln ein Gedächtniss gemacht, um über ihre pöbelhaften Grund-Instinkte und deren brutale Plumpheit Herr zu werden: man denke an die alten deutschen Strafen, zum Beispiel an das Steinigen (—schon die Sage lässt den Mühlstein auf das Haupt des Schuldigen fallen), das Rädern (die eigenste Erfindung und Spezialität des deutschen Genius im Reich der Strafe!), das Werfen mit dem Pfahle, das Zerreissen- oder Zertretenlassen durch Pferde (das "Viertheilen"), das Sieden des Verbrechers in Öl oder Wein (noch im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert), das beliebte Schinden ("Riemenschneiden"), das Herausschneiden des Fleisches aus der Brust; auch wohl dass man den Übelthäter mit Honig bestrich und bei brennender Sonne den Fliegen überliess. Mit Hülfe solcher Bilder und Vorgänge behält man endlich fünf, sechs "ich will nicht" im Gedächtnisse, in Bezug auf welche man sein Versprechen gegeben hat, um unter den Vortheilen der Societät zu leben,—und wirklich! mit Hülfe dieser Art von Gedächtniss kam man endlich "zur Vernunft"!— Ah, die Vernunft, der Ernst, die Herrschaft über die Affekte, diese ganze düstere Sache, welche Nachdenken heisst, alle diese Vorrechte und Prunkstücke des Menschen: wie theuer haben sie sich bezahlt gemacht! wie viel Blut und Grausen ist auf dem Grunde aller "guten Dinge"! ...

4

Aber wie ist denn jene andre "düstre Sache," das Bewusstsein der Schuld, das ganze "schlechte Gewissen" auf die Welt gekommen?— Und hiermit kehren wir zu unsern Genealogen der Moral zurück. Nochmals gesagt—oder habe ich's noch gar nicht gesagt?—sie taugen nichts. Eine fünf Spannen lange eigne, bloss "moderne" Erfahrung; kein Wissen, kein Wille zum Wissen des Vergangnen; noch weniger ein historischer Instinkt, ein hier gerade nöthiges "zweites Gesicht"—und dennoch Geschichte der Moral treiben: das muss billigerweise mit Ergebnissen enden, die zur Wahrheit in einem nicht bloss spröden Verhältnisse stehn. Haben sich diese bisherigen Genealogen der Moral auch nur von Ferne Etwas davon träumen lassen, dass zum Beispiel jener moralische Hauptbegriff "Schuld" seine Herkunft aus dem sehr materiellen Begriff "Schulden" genommen hat? Oder dass die Strafe als eine Vergeltung sich vollkommen abseits von jeder Voraussetzung über Freiheit oder Unfreiheit des Willens entwickelt hat?—und dies bis zu dem Grade, dass es vielmehr immer erst einer hohen Stufe der Vermenschlichung bedarf, damit das Thier "Mensch" anfängt, jene viel primitiveren Unterscheidungen "absichtlich," "fahrlässig," "zufällig," "zurechnungsfähig" und deren Gegensätze zu machen und bei der Zumessung der Strafe in Anschlag zu bringen. Jener jetzt so wohlfeile und scheinbar so natürliche, so unvermeidliche Gedanke, der wohl gar zur Erklärung, wie überhaupt das Gerechtigkeitsgefühl auf Erden zu Stande gekommen ist, hat herhalten müssen, "der Verbrecher verdient Strafe, weil er hätte anders handeln können," ist thatsächlich eine überaus spät erreichte, ja raffinirte Form des menschlichen Urtheilens und Schliessens; wer sie in die Anfänge verlegt, vergreift sich mit groben Fingern an der Psychologie der älteren Menschheit. Es ist die längste Zeit der menschlichen Geschichte hindurch durchaus nicht gestraft worden, weil man den Übelanstifter für seine That verantwortlich machte, also nicht unter der Voraussetzung, dass nur der Schuldige zu strafen sei:—vielmehr, so wie jetzt noch Eltern ihre Kinder strafen, aus Zorn über einen erlittenen Schaden, der sich am Schädiger auslässt,—dieser Zorn aber in Schranken gehalten und modifizirt durch die Idee, dass jeder Schaden irgend worin sein Äquivalent habe und wirklich abgezahlt werden könne, sei es selbst durch einen Schmerz des Schädigers. Woher diese uralte, tiefgewurzelte, vielleicht jetzt nicht mehr ausrottbare Idee ihre Macht genommen hat, die Idee einer Äquivalenz von Schaden und Schmerz? Ich habe es bereits verrathen: in dem Vertragsverhältniss zwischen Gläubiger und Schuldner, das so alt ist als es überhaupt "Rechtssubjekte" giebt und seinerseits wieder auf die Grundformen von Kauf, Verkauf, Tausch, Handel und Wandel zurückweist.

5

Die Vergegenwärtigung dieser Vertragsverhältnisse weckt allerdings, wie es nach dem Voraus-Bemerkten von vornherein zu erwarten steht, gegen die ältere Menschheit, die sie schuf oder gestattete, mancherlei Verdacht und Widerstand. Hier gerade wird versprochen; hier gerade handelt es sich darum, Dem, der verspricht, ein Gedächtniss zu machen; hier gerade, so darf man argwöhnen, wird eine Fundstätte für Hartes, Grausames, Peinliches sein. Der Schuldner, um Vertrauen für sein Versprechen der Zurückbezahlung einzuflössen, um eine Bürgschaft für den Ernst und die Heiligkeit seines Versprechens zu geben, um bei sich selbst die Zurückbezahlung als Pflicht, Verpflichtung seinem Gewissen einzuschärfen, verpfändet kraft eines Vertrags dem Gläubiger für den Fall, dass er nicht zahlt, Etwas, das er sonst noch "besitzt," über das er sonst noch Gewalt hat, zum Beispiel seinen Leib oder sein Weib oder seine Freiheit oder auch sein Leben (oder, unter bestimmten religiösen Voraussetzungen, selbst seine Seligkeit, sein Seelen-Heil, zuletzt gar den Frieden im Grabe: so in Ägypten, wo der Leichnam des Schuldners auch im Grabe vor dem Gläubiger keine Ruhe fand,—es hatte allerdings gerade bei den Ägyptern auch etwas auf sich mit dieser Ruhe). Namentlich aber konnte der Gläubiger dem Leibe des Schuldners alle Arten Schmach und Folter anthun, zum Beispiel so viel davon herunterschneiden, als der Grösse der Schuld angemessen schien:—und es gab frühzeitig und überall von diesem Gesichtspunkte aus genaue, zum Theil entsetzlich in's Kleine und Kleinste gehende Abschätzungen, zu Recht bestehende Abschätzungen der einzelnen Glieder und Körperstellen. Ich nehme es bereits als Fortschritt, als Beweis freierer, grösser rechnender, römischerer Rechtsauffassung, wenn die Zwölftafel-Gesetzgebung Rom's dekretierte, es sei gleichgültig, wie viel oder wie wenig die Gläubiger in einem solchen Falle herunterschnitten "si plus minusve secuerunt, ne fraude esto." Machen wir uns die Logik dieser ganzen Ausgleichsform klar: sie ist fremdartig genug. Die Äquivalenz ist damit gegeben, dass an Stelle eines gegen den Schaden direkt aufkommenden Vortheils (also an Stelle eines Ausgleichs in Geld, Land, Besitz irgend welcher Art) dem Gläubiger eine Art Wohlgefühl als Rückzahlung und Ausgleich zugestanden wird,—das Wohlgefühl, seine Macht an einem Machtlosen unbedenklich auslassen zu dürfen, die Wollust "de faire le mal pour plaisir de le faire," der Genuss in der Vergewaltigung: als welcher Genuss um so höher geschätzt wird, je tiefer und niedriger der Gläubiger der Ordnung der Gesellschaft steht, und leicht ihm als köstlichster Bissen, ja als Vorgeschmack eines höheren Rangs erscheinen kann. Vermittelst der "Strafe" am Schuldner nimmt der Gläubiger an einem Herren-Rechte theil: endlich kommt auch er ein Mal zu dem erhebenden Gefühle, ein Wesen als ein "Unter-sich" verachten und misshandeln zu dürfen—oder wenigstens, im Falle die eigentliche Strafgewalt, der Strafvollzug schon an die "Obrigkeit" übergegangen ist, es verachtet und misshandelt zu sehen. Der Ausgleich besteht also in einem Anweis und Anrecht auf Grausamkeit. —

6

In dieser Sphäre, im Obligationen-Rechte also, hat die moralische Begriffswelt "Schuld," "Gewissen," "Pflicht," "Heiligkeit der Pflicht" ihren Entstehungsheerd,—ihr Anfang ist, wie der Anfang alles Grossen auf Erden, gründlich und lange mit Blut begossen worden. Und dürfte man nicht hinzufügen, dass jene Welt im Grunde einen gewissen Geruch von Blut und Folter niemals wieder ganz eingebüsst habe? (selbst beim alten Kant nicht: der kategorische Imperativ riecht nach Grausamkeit ...) Hier ebenfalls ist jene unheimliche und vielleicht unlösbar gewordne Ideen-Verhäkelung "Schuld und Leid" zuerst eingehäkelt worden. Nochmals gefragt: in wiefern kann Leiden eine Ausgleichung von "Schulden" sein? Insofern Leiden-machen im höchsten Grade wohl that, insofern der Geschädigte für den Nachtheil, hinzugerechnet die Unlust über den Nachtheil, einen ausserordentlichen Gegen-Genuss eintauschte: das Leiden-machen—ein eigentliches Fest, Etwas, das, wie gesagt, um so höher im Preise stand, je mehr es dem Range und der gesellschaftlichen Stellung des Gläubigers widersprach. Dies vermuthungsweise gesprochen: denn solchen unterirdischen Dingen ist schwer auf den Grund zu sehn, abgesehn davon, dass es peinlich ist; und wer hier den Begriff der "Rache" plump dazwischen wirft, hat sich den Einblick eher noch verdeckt und verdunkelt, als leicht gemacht (—Rache selbst führt ja eben auf das gleiche Problem zurück: "wie kann Leiden-machen eine Genugthuung sein?"). Es widersteht, wie mir scheint, der Delikatesse, noch mehr der Tartüfferie zahmer Hausthiere (will sagen moderner Menschen, will sagen uns), es sich in aller Kraft vorstellig zu machen, bis zu welchem Grade die Grausamkeit die grosse Festfreude der älteren Menschheit ausmacht, ja als Ingredienz fast jeder ihrer Freuden zugemischt ist; wie naiv andrerseits, wie unschuldig ihr Bedürfniss nach Grausamkeit auftritt, wie grundsätzlich gerade die "uninteressirte Bosheit" (oder, mit Spinoza zu reden, die sympathia malevolens) von ihr als normale Eigenschaft des Menschen angesetzt wird—: somit als Etwas, zu dem das Gewissen herzhaft Ja sagt! Für ein tieferes Auge wäre vielleicht auch jetzt noch genug von dieser ältesten und gründlichsten Festfreude des Menschen wahrzunehmen; im "Jenseits von Gut und Böse" S. 117 ff. [§229] (früher schon in der "Morgenröthe" S. 17.68.102 [§§ 18.77.113]) habe ich mit vorsichtigem Finger auf die immer wachsende Vergeistigung und "Vergöttlichung" der Grausamkeit hingezeigt, welche sich durch die ganze Geschichte der höheren Cultur hindurchzieht (und, in einem bedeutenden Sinne genommen, sie sogar ausmacht). Jedenfalls ist es noch nicht zu lange her, dass man sich fürstliche Hochzeiten und Volksfeste grössten Stils ohne Hinrichtungen, Folterungen oder etwa ein Autodafé nicht zu denken wusste, insgleichen keinen vornehmen Haushalt ohne Wesen, an denen man unbedenklich seine Bosheit und grausame Neckerei auslassen konnte (—man erinnere sich etwa Don Quixote's am Hofe der Herzogin: wir lesen heute den ganzen Don Quixote mit einem bittren Geschmack auf der Zunge, fast mit einer Tortur und würden damit seinem Urheber und dessen Zeitgenossen sehr fremd, sehr dunkel sein,—sie lasen ihn mit allerbestem Gewissen als das heiterste der Bücher, sie lachten sich an ihm fast zu Tod). Leiden-sehn thut wohl, Leiden-machen noch wohler—das ist ein harter Satz, aber ein alter mächtiger menschlich-allzumenschlicher Hauptsatz, den übrigens vielleicht auch schon die Affen unterschreiben würden: denn man erzählt, dass sie im Ausdenken von bizarren Grausamkeiten den Menschen bereits reichlich ankündigen und gleichsam "vorspielen." Ohne Grausamkeit kein Fest: so lehrt es die älteste, längste Geschichte des Menschen—und auch an der Strafe ist so viel Festliches! —

7

— Mit diesen Gedanken, nebenbei gesagt, bin ich durchaus nicht Willens, unsren Pessimisten zu neuem Wasser auf ihre misstönigen und knarrenden Mühlen des Lebensüberdrusses zu verhelfen; im Gegentheil soll ausdrücklich bezeugt sein, dass damals, als die Menschheit sich ihrer Grausamkeit noch nicht schämte, das Leben heiterer auf Erden war als jetzt, wo es Pessimisten giebt. Die Verdüsterung des Himmels über dem Menschen hat immer im Verhältniss dazu überhand genommen, als die Scham des Menschen vor dem Menschen gewachsen ist. Der müde pessimistische Blick, das Misstrauen zum Räthsel des Lebens, das eisige Nein des Ekels am Leben—das sind nicht die Abzeichen der bösesten Zeitalter des Menschengeschlechts: sie treten vielmehr erst an das Tageslicht, als die Sumpfpflanzen, die sie sind, wenn der Sumpf da ist, zu dem sie gehören,—ich meine die krankhafte Verzärtlichung und Vermoralisirung, vermöge deren das Gethier "Mensch" sich schliesslich aller seiner Instinkte schämen lernt. Auf dem Wege zum "Engel" (um hier nicht ein härteres Wort zu gebrauchen) hat sich der Mensch jenen verdorbenen Magen und jene belegte Zunge angezüchtet, durch die ihm nicht nur die Freude und Unschuld des Thiers widerlich, sondern das Leben selbst unschmackhaft geworden ist:—so dass er mitunter vor sich selbst mit zugehaltener Nase dasteht und mit Papst Innozenz dem Dritten missbilligend den Katalog seiner Widerwärtigkeiten macht ("unreine Erzeugung, ekelhafte Ernährung im Mutterleibe, Schlechtigkeit des Stoffs, aus dem der Mensch sich entwickelt, scheusslicher Gestank, Absonderung von Speichel, Urin und Koth"). Jetzt, wo das Leiden immer als erstes unter den Argumenten gegen das Dasein aufmarschieren muss, als dessen schlimmstes Fragezeichen, thut man gut, sich der Zeiten zu erinnern, wo man umgekehrt urtheilte, weil man das Leiden-machen nicht entbehren mochte und in ihm einen Zauber ersten Rangs, einen eigentlichen Verführungs-Köder zum Leben sah. Vielleicht that damals—den Zärtlingen zum Trost gesagt—der Schmerz noch nicht so weh wie heute; wenigstens wird ein Arzt so schliessen dürfen, der Neger (diese als Repräsentanten des vorgeschichtlichen Menschen genommen—) bei schweren inneren Entzündungsfällen behandelt hat, welche auch der bestorganisirten Europäer fast zur Verzweiflung bringen;—bei Negern thun sie dies nicht. (Die Curve der menschlichen Schmerzfähigkeit scheint in der That ausserordentlich und fast plötzlich zu sinken, sobald man erst die oberen Zehn-Tausend oder Zehn-Millionen der Übercultur hinter sich hat; und ich für meine Person zweifle nicht, dass, gegen eine schmerzhafte Nacht eines einzigen hysterischen Bildungs-Weibchens gehalten, die Leiden aller Thiere insgesammt, welche bis jetzt zum Zweck wissenschaftlicher Antworten mit dem Messer befragt worden sind, einfach nicht in Betracht kommen.) Vielleicht ist es sogar erlaubt, die Möglichkeit zuzulassen, dass auch jene Lust an der Grausamkeit eigentlich nicht ausgestorben zu sein brauchte: nur bedürfte sie, im Verhältniss dazu, wie heute der Schmerz mehr weh thut, einer gewissen Sublimirung und Subtilisirung, sie müsste namentlich in's Imaginative und Seelische übersetzt auftreten und geschmückt mit lauter so unbedenklichen Namen, dass von ihnen her auch dem zartesten hypokritischen Gewissen kein Verdacht kommt (das "tragische Mitleiden" ist ein solcher Name; ein andrer ist "les nostalgies de la croix"). Was eigentlich gegen das Leiden empört, ist nicht das Leiden an sich, sondern das Sinnlose des Leidens: aber weder für den Christen, der in das Leiden eine ganze geheime Heils-Maschinerie hineininterpretirt hat, noch für den naiven Menschen älterer Zeiten, der alles Leiden sich in Hinsicht auf Zuschauer oder auf Leiden-Macher auszulegen verstand, gab es überhaupt ein solches sinnloses Leiden. Damit das verborgne, unentdeckte, zeugenlose Leiden aus der Welt geschafft und ehrlich negirt werden konnte, war man damals beinahe dazu genöthigt, Götter zu erfinden und Zwischenwesen aller Höhe und Tiefe, kurz Etwas, das auch im Verborgnen schweift, das auch im Dunklen sieht und das sich nicht leicht ein interessantes schmerzhaftes Schauspiel entgehen lässt. Mit Hülfe solcher Erfindungen nämlich verstand sich damals das Leben auf das Kunststück, auf das es sich immer verstanden hat, sich selbst zu rechtfertigen, sein "Übel" zu rechtfertigen; jetzt bedürfte es vielleicht dazu andrer Hülfs-Erfindungen (zum Beispiel Leben als Räthsel, Leben als Erkenntnissproblem). "Jedes Übel ist gerechtfertigt, an dessen Anblick ein Gott sich erbaut": so klang die vorzeitliche Logik des Gefühls—und wirklich, war es nur die vorzeitliche? Die Götter als Freunde grausamer Schauspiele gedacht—oh wie weit ragt diese uralte Vorstellung selbst noch in unsre europäische Vermenschlichung hinein! man mag hierüber etwa mit Calvin und Luther zu Rathe gehn. Gewiss ist jedenfalls, dass noch die Griechen ihren Göttern keine angenehmere Zukost zu ihrem Glücke zu bieten wussten, als die Freuden der Grausamkeit. Mit welchen Augen glaubt ihr denn, dass Homer seine Götter auf die Schicksale der Menschen niederblicken liess? Welchen letzten Sinn hatten im Grunde trojanische Kriege und ähnliche tragische Furchtbarkeiten? Man kann gar nicht daran zweifeln: sie waren als Festspiele für die Götter gemeint: und, insofern der Dichter darin mehr als die übrigen Menschen "göttlich" geartet ist, wohl auch als Festspiele für die Dichter ... Nicht anders dachten sich später die Moral-Philosophen Griechenlands die Augen Gottes noch auf das moralische Ringen, auf den Heroismus und die Selbstquälerei des Tugendhaften herabblicken: der "Herakles der Pflicht" war auf einer Bühne, er wusste sich auch darauf; die Tugend ohne Zeugen war für dies Schauspieler-Volk etwas ganz Undenkbares. Sollte nicht jene so verwegene, so verhängnissvolle Philosophen-Erfindung, welche damals zuerst für Europa gemacht wurde, die vom "freien Willen," von der absoluten Spontaneität des Menschen im Guten und im Bösen, nicht vor Allem gemacht sein, um sich ein Recht zu der Vorstellung zu schaffen, dass das Interesse der Götter am Menschen, an der menschlichen Tugend sich nie erschöpfen könne? Auf dieser Erden-Bühne sollte es niemals an wirklich Neuem, an wirklich unerhörten Spannungen, Verwicklungen, Katastrophen gebrechen: eine vollkommen deterministisch gedachte Welt würde für Götter errathbar und folglich in Kürze auch ermüdend gewesen sein,—Grund genug für diese Freunde der Götter, die Philosophen, ihren Göttern eine solche deterministische Welt nicht zuzumuthen! Die ganze antike Menschheit ist voll von zarten Rücksichten auf "den Zuschauer," als eine wesentlich öffentliche, wesentlich augenfällige Welt, die sich das Glück nicht ohne Schauspiele und Feste zu denken wusste.— Und, wie schon gesagt, auch an der grossen Strafe ist so viel Festliches! ...

8

Das Gefühl der Schuld, der persönlichen Verpflichtung, um den Gang unsrer Untersuchung wieder aufzunehmen, hat, wie wir sahen, seinen Ursprung in dem ältesten und ursprünglichsten Personen-Verhältniss, das es giebt, gehabt, in dem Verhältniss zwischen Käufer und Verkäufer, Gläubiger und Schuldner: hier trat zuerst Person gegen Person, hier mass sich zuerst Person an Person. Man hat keinen noch so niedren Grad von Civilisation aufgefunden, in dem nicht schon Etwas von diesem Verhältnisse bemerkbar würde. Preise machen, Werthe abmessen, Äquivalente ausdenken, tauschen—das hat in einem solchen Maasse das allererste Denken des Menschen präoccupirt, dass es in einem gewissen Sinne das Denken ist: hier ist die älteste Art Scharfsinn herangezüchtet worden, hier möchte ebenfalls der erste Ansatz des menschlichen Stolzes, seines Vorrangs-Gefühls in Hinsicht auf anderes Gethier zu vermuthen sein. Vielleicht drückt noch unser Wort "Mensch" (manas) gerade etwas von diesem Selbstgefühl aus: der Mensch bezeichnete sich als das Wesen, welches Werthe misst, werthet und misst, als das "abschätzende Thier an sich." Kauf und Verkauf, sammt ihrem psychologischen Zubehör, sind älter als selbst die Anfänge irgend welcher gesellschaftlichen Organisationsformen und Verbände: aus der rudimentärsten Form des Personen-Rechts hat sich vielmehr das keimende Gefühl von Tausch, Vertrag, Schuld, Recht, Verpflichtung, Ausgleich erst auf die gröbsten und anfänglichsten Gemeinschafts-Complexe (in deren Verhältniss zu ähnlichen Complexen) übertragen, zugleich mit der Gewohnheit, Macht an Macht zu vergleichen, zu messen, zu berechnen. Das Auge war nun einmal für diese Perspektive eingestellt: und mit jener plumpen Consequenz, die dem schwerbeweglichen, aber dann unerbittlich in gleicher Richtung weitergehenden Denken der älteren Menschheit eigenthümlich ist, langte man alsbald bei der grossen Verallgemeinerung an "jedes Ding hat seinen Preis; Alles kann abgezahlt werden"—dem ältesten und naivsten Moral-Kanon der Gerechtigkeit, dem Anfange aller "Gutmüthigkeit," aller "Billigkeit," alles "guten Willens," aller "Objektivität" auf Erden. Gerechtigkeit auf dieser ersten Stufe ist der gute Wille unter ungefähr Gleichmächtigen, sich mit einander abzufinden, sich durch einen Ausgleich wieder zu "verständigen"—und, in Bezug auf weniger Mächtige, diese unter sich zu einem Ausgleich zu zwingen. —

9

Immer mit dem Maasse der Vorzeit gemessen (welche Vorzeit übrigens zu allen Zeiten da ist oder wieder möglich ist): so steht auch das Gemeinwesen zu seinen Gliedern in jenem wichtigen Grundverhältnisse, dem des Gläubigers zu seinen Schuldnern. Man lebt in einem Gemeinwesen, man geniesst die Vortheile eines Gemeinwesens (oh was für Vortheile! wir unterschätzen es heute mitunter), man wohnt geschützt, geschont, im Frieden und Vertrauen, sorglos in Hinsicht auf gewisse Schädigungen und Feindseligkeiten, denen der Mensch ausserhalb, der "Friedlose," ausgesetzt ist—ein Deutscher versteht, was "Elend," êlend ursprünglich besagen will—, wie man sich gerade in Hinsicht auf diese Schädigungen und Feindseligkeiten der Gemeinde verpfändet und verpflichtet hat. Was wird im andren Fall geschehn? Die Gemeinschaft, der getäuschte Gläubiger, wird sich bezahlt machen, so gut er kann, darauf darf man rechnen. Es handelt sich hier am wenigsten um den unmittelbaren Schaden, den der Schädiger angestiftet hat: von ihm noch abgesehn, ist der Verbrecher vor allem ein "Brecher," ein Vertrags- und Wortbrüchiger gegen das Ganze, in Bezug auf alle Güter und Annehmlichkeiten des Gemeinlebens, an denen er bis dahin Antheil gehabt hat. Der Verbrecher ist ein Schuldner, der die ihm erwiesenen Vortheile und Vorschüsse nicht nur nicht zurückzahlt, sondern sich sogar an seinem Gläubiger vergreift: daher geht er von nun an, wie billig, nicht nur aller dieser Güter und Vortheile verlustig,—er wird vielmehr jetzt daran erinnert, was es mit diesen Gütern auf sich hat. Der Zorn des geschädigten Gläubigers, des Gemeinwesens, giebt ihn dem wilden und vogelfreien Zustande wieder zurück, vor dem er bisher behütet war: es stösst ihn von sich,—und nun darf sich jede Art Feindseligkeit an ihm auslassen. Die "Strafe" ist auf dieser Stufe der Gesittung einfach das Abbild, der Mimus des normalen Verhaltens gegen den gehassten, wehrlos gemachten, niedergeworfnen Feind, der nicht nur jedes Rechtes und Schutzes, sondern auch jeder Gnade verlustig gegangen ist; also das Kriegsrecht und Siegesfest des vae victis! in aller Schonungslosigkeit und Grausamkeit:—woraus es sich erklärt, dass der Krieg selbst (eingerechnet der kriegerische Opferkult) alle die Formen hergegeben hat, unter denen die Strafe in der Geschichte auftritt.

10

Mit erstarkender Macht nimmt ein Gemeinwesen die Vergehungen des Einzelnen nicht mehr so wichtig, weil sie ihm nicht mehr in gleichem Maasse wie früher für das Bestehn des Ganzen als gefährlich und umstürzend gelten dürfen: der Übelthäter wird nicht mehr "friedlos gelegt" und ausgestossen, der allgemeine Zorn darf sich nicht mehr wie früher dermaassen zügellos an ihm auslassen,—vielmehr wird von nun an der Übelthäter gegen diesen Zorn, sonderlich den der unmittelbar Geschädigten, vorsichtig von seiten des Ganzen vertheidigt und in Schutz genommen. Der Compromiss mit dem Zorn der zunächst durch die Übelthat Betroffenen; ein Bemühen darum, den Fall zu lokalisieren und einer weiteren oder gar allgemeinen Betheiligung und Beunruhigung vorzubeugen; Versuche, Äquivalente zu finden und den ganzen Handel beizulegen (die compositio); vor allem der immer bestimmter auftretende Wille, jedes Vergehn als in irgend einem Sinne abzahlbar zu nehmen, also, wenigstens bis zu einem gewissen Maasse, den Verbrecher und seine That von einander zu isoliren— das sind die Züge, die der ferneren Entwicklung des Strafrechts immer deutlicher aufgeprägt sind. Wächst die Macht und das Selbstbewusstsein eines Gemeinwesens, so mildert sich immer auch das Strafrecht; jede Schwächung und tiefere Gefährdung von jenem bringt dessen härtere Formen wieder an's Licht. Der "Gläubiger" ist immer in dem Grade menschlicher geworden, als er reicher geworden ist; zuletzt ist es selbst das Maass seines Reichthums, wie viel Beeinträchtigung er aushalten kann, ohne daran zu leiden. Es wäre ein Machtbewusstsein der Gesellschaft nicht undenkbar, bei dem sie sich den vornehmsten Luxus gönnen dürfte, den es für sie giebt,—ihren Schädiger straflos zu lassen. "Was gehen mich eigentlich meine Schmarotzer an? dürfte sie dann sprechen. Mögen sie leben und gedeihen: dazu bin ich noch stark genug!" ... Die Gerechtigkeit, welche damit anhob "Alles ist abzahlbar, Alles muss abgezahlt werden," endet damit, durch die Finger zu sehn und den Zahlungsunfähigen laufen zu lassen,—sie endet wie jedes gute Ding auf Erden, sich selbst aufhebend. Diese Selbstaufhebung der Gerechtigkeit: man weiss, mit welch schönem Namen sie sich nennt—Gnade; sie bleibt, wie sich von selbst versteht, das Vorrecht des Mächtigsten, besser noch, sein Jenseits des Rechts.

11

— Hier ein ablehnendes Wort gegen neuerdings hervorgetretene Versuche, den Ursprung der Gerechtigkeit auf einem ganz andren Boden zu suchen,—nämlich auf dem des Ressentiment. Den Psychologen voran in's Ohr gesagt, gesetzt dass sie Lust haben sollten, das Ressentiment selbst einmal aus der Nähe zu studieren: diese Pflanze blüht jetzt am schönsten unter Anarchisten und Antisemiten, übrigens so wie sie immer geblüht hat, im Verborgnen, dem Veilchen gleich, wenn schon mit andrem Duft. Und wie aus Gleichem nothwendig immer Gleiches hervorgehn muss, so wird es nicht überraschen, gerade wieder aus solchen Kreisen Versuche hervorgehen zu sehn, wie sie schon öfter dagewesen sind—vergleiche oben Seite 30—, die Rache unter dem Namen der Gerechtigkeit zu heiligen—wie als ob Gerechtigkeit im Grunde nur eine Fortentwicklung vom Gefühle des Verletzt-seins wäre—und mit der Rache die reaktiven Affekte überhaupt und allesammt nachträglich zu Ehren zu bringen. An Letzterem selbst würde ich am wenigsten Anstoss nehmen: es schiene mir sogar in Hinsicht auf das ganze biologische Problem (in Bezug auf welches der Werth jener Affekte bisher unterschätzt worden ist) ein Verdienst. Worauf ich allein aufmerksam mache, ist der Umstand, dass es der Geist des Ressentiment selbst ist, aus dem diese neue Nuance von wissenschaftlicher Billigkeit (zu Gunsten von Hass, Neid, Missgunst, Argwohn, Rancune, Rache) herauswächst. Diese "wissenschaftliche Billigkeit" nämlich pausirt sofort und macht Accenten tödtlicher Feindschaft und Voreingenommenheit Platz, sobald es sich um eine andre Gruppe von Affekten handelt, die, wie mich dünkt, von einem noch viel höheren biologischen Werthe sind als jene reaktiven, und folglich erst recht verdienten, wissenschaftlich abgeschätzt und hochgeschätzt zu werden: nämlich die eigentlich aktiven Affekte, wie Herrschsucht, Habsucht und dergleichen. (E. Dühring, Werth des Lebens; im Grunde überall.) So viel gegen diese Tendenz im Allgemeinen: was aber gar den einzelnen Satz Dühring's angeht, dass die Heimat der Gerechtigkeit auf dem Boden des reaktiven Gefühls zu suchen sei, so muss man ihm, der Wahrheit zu Liebe, mit schroffer Umkehrung diesen andren Satz entgegenstellen: der letzte Boden, der vom Geiste der Gerechtigkeit erobert wird, ist der Boden des reaktiven Gefühls! Wenn es wirklich vorkommt, dass der gerechte Mensch gerecht sogar gegen seine Schädiger bleibt (und nicht nur kalt, massvoll, fremd, gleichgültig: Gerecht-sein ist immer ein positives Verhalten), wenn sich selbst unter dem Ansturz persönlicher Verletzung, Verhöhnung, Verdächtigung die hohe, klare, ebenso tief als mildblickende Objektivität des gerechten, des richtenden Auges nicht trübt, nun, so ist das ein Stück Vollendung und höchster Meisterschaft auf Erden,—sogar Etwas, das man hier kluger Weise nicht erwarten, woran man jedenfalls nicht gar zu leicht glauben soll. Gewiss ist durchschnittlich, dass selbst bei den rechtschaffensten Personen schon eine kleine Dosis von Angriff, Bosheit, Insinuation genügt, um ihnen das Blut in die Augen und die Billigkeit aus den Augen zu jagen. Der aktive, der angreifende, übergreifende Mensch ist immer noch der Gerechtigkeit hundert Schritte näher gestellt als der reaktive; es ist eben für ihn durchaus nicht nöthig, in der Art, wie es der reaktive Mensch thut, thun muss, sein Objekt falsch und voreingenommen abzuschätzen. Thatsächlich hat deshalb zu allen Zeiten der aggressive Mensch, als der Stärkere, Muthigere, Vornehmere, auch das freiere Auge, das bessere Gewissen auf seiner Seite gehabt: umgekehrt erräth man schon, wer überhaupt die Erfindung des "schlechten Gewissens" auf dem Gewissen hat,—der Mensch des Ressentiment! Zuletzt sehe man sich doch in der Geschichte um: in welcher Sphäre ist denn bisher überhaupt die ganze Handhabung des Rechts, auch das eigentliche Bedürfniss nach Recht auf Erden heimisch gewesen? Etwa in der Sphäre der reaktiven Menschen? Ganz und gar nicht: vielmehr in der der Aktiven, Starken, Spontanen, Aggressiven. Historisch betrachtet, stellt das Recht auf Erden—zum Verdruss des genannten Agitator's sei es gesagt (der selber einmal über sich das Bekenntniss ablegt: "die Rachelehre hat sich als der rothe Gerechtigkeitsfaden durch alle meine Arbeiten und Anstrengungen hindurchgezogen")—den Kampf gerade wider die reaktiven Gefühle vor, den Krieg mit denselben seitens aktiver und aggressiver Mächte, welche ihre Stärke zum Theil dazu verwendeten, der Ausschweifung des reaktiven Pathos Halt und Maass zu gebieten und einen Vergleich zu erzwingen. Überall, wo Gerechtigkeit geübt, Gerechtigkeit aufrecht erhalten wird, sieht man eine stärkere Macht in Bezug auf ihr unterstehende Schwächere (seien es Gruppen, seien es Einzelne) nach Mitteln suchen, unter diesen dem unsinnigen Wüthen des Ressentiment ein Ende zu machen, indem sie theils das Objekt des Ressentiment aus den Händen der Rache herauszieht, theils an Stelle der Rache ihrerseits den Kampf gegen die Feinde des Friedens und der Ordnung setzt, theils Ausgleiche erfindet, vorschlägt, unter Umständen aufnöthigt, theils gewisse Äquivalente von Schädigungen zur Norm erhebt, an welche von nun an das Ressentiment ein für alle Mal gewiesen ist. Das Entscheidendste aber, was die oberste Gewalt gegen die Übermacht der Gegen- und Nachgefühle thut und durchsetzt—sie thut es immer, sobald sie irgendwie stark genug dazu ist—ist die Aufrichtung des Gesetzes, die imperativische Erklärung darüber, was überhaupt unter ihren Augen als erlaubt, als recht, was als verboten, als unrecht zu gelten habe: indem sie nach Aufrichtung des Gesetzes Übergriffe und Willkür-Akte Einzelner oder ganzer Gruppen als Frevel am Gesetz, als Auflehnung gegen die oberste Gewalt selbst behandelt, lenkt sie das Gefühl ihrer Untergebenen von dem nächsten durch solche Frevel angerichteten Schaden ab und erreicht damit auf die Dauer das Umgekehrte von dem, was alle Rache will, welche den Gesichtspunkt des Geschädigten allein sieht, allein gelten lässt—: von nun an wird das Auge für eine immer unpersönlichere Abschätzung der That eingeübt, sogar das Auge des Geschädigten selbst (obschon dies am allerletzten, wie voran bemerkt wurde).— Demgemäss giebt es erst von der Aufrichtung des Gesetzes an "Recht" und "Unrecht" (und nicht, wie Dühring will, von dem Akte der Verletzung an). An sich von Recht und Unrecht reden entbehrt alles Sinns; an sich kann natürlich ein Verletzen, Vergewaltigen, Ausbeuten, Vernichten nichts "Unrechtes" sein, insofern das Leben essentiell, nämlich in seinen Grundfunktionen verletzend, vergewaltigend, ausbeutend, vernichtend fungirt und gar nicht gedacht werden kann ohne diesen Charakter. Man muss sich sogar noch etwas Bedenklicheres eingestehn: dass, vom höchsten biologischen Standpunkte aus, Rechtszustände immer nur Ausnahme-Zustände sein dürfen, als theilweise Restriktionen des eigentlichen Lebenswillens, der auf Macht aus ist, und sich dessen Gesammtzwecke als Einzelmittel unterordnend: nämlich als Mittel, grössere Macht-Einheiten zu schaffen. Eine Rechtsordnung souverain und allgemein gedacht, nicht als Mittel im Kampf von Macht-Complexen, sondern als Mittel gegen allen Kampf überhaupt, etwa gemäss der Communisten-Schablone Dühring's, dass jeder Wille jeden Willen als gleich zu nehmen habe, wäre ein lebensfeindliches Princip, eine Zerstörerin und Auflöserin des Menschen, ein Attentat auf die Zukunft des Menschen, ein Zeichen von Ermüdung, ein Schleichweg zum Nichts. —

12

Hier noch ein Wort über Ursprung und Zweck der Strafe—zwei Probleme, die auseinander fallen oder fallen sollten: leider wirft man sie gewöhnlich in Eins. Wie treiben es doch die bisherigen Moral-Genealogen in diesem Falle? Naiv, wie sie es immer getrieben haben—: sie machen irgend einen "Zweck" in der Strafe ausfindig, zum Beispiel Rache oder Abschreckung, setzen dann arglos diesen Zweck an den Anfang, als causa fiendi der Strafe, und—sind fertig. Der "Zweck im Rechte" ist aber zu allerletzt für die Entstehungsgeschichte des Rechts zu verwenden: vielmehr giebt es für alle Art Historie gar keinen wichtigeren Satz als jenen, der mit solcher Mühe errungen ist, aber auch wirklich errungen sein sollte, —dass nämlich die Ursache der Entstehung eines Dings und dessen schliessliche Nützlichkeit, dessen thatsächliche Verwendung und Einordnung in ein System von Zwecken toto coelo auseinander liegen; dass etwas Vorhandenes, irgendwie Zu-stande-Gekommenes immer wieder von einer ihm überlegnen Macht auf neue Ansichten ausgelegt, neu in Beschlag genommen, zu einem neuen Nutzen umgebildet und umgerichtet wird; dass alles Geschehen in der organischen Welt ein Überwältigen, Herrwerden und dass wiederum alles Überwältigen und Herrwerden ein Neu-Interpretieren, ein Zurechtmachen ist, bei dem der bisherige "Sinn" und "Zweck" nothwendig verdunkelt oder ganz ausgelöscht werden muss. Wenn man die Nützlichkeit von irgend welchem physiologischen Organ (oder auch einer Rechts-Institution, einer gesellschaftlichen Sitte, eines politischen Brauchs, einer Form in den Künsten oder im religiösen Cultus) noch so gut begriffen hat, so hat man damit noch nichts in Betreff seiner Entstehung begriffen: so unbequem und unangenehm dies älteren Ohren klingen mag,—denn von Alters her hatte man in dem nachweisbaren Zwecke, in der Nützlichkeit eines Dings, einer Form, einer Einrichtung auch deren Entstehungsgrund zu begreifen geglaubt, das Auge als gemacht zum Sehen, die Hand als gemacht zum Greifen. So hat man sich auch die Strafe vorgestellt als erfunden zum Strafen Aber alle Zwecke, alle Nützlichkeiten sind nur Anzeichen davon, dass ein Wille zur Macht über etwas weniger Mächtiges Herr geworden ist und ihm von sich aus den Sinn einer Funktion aufgeprägt hat; und die ganze Geschichte eines "Dings" eines Organs, eines Brauchs kann dergestalt eine fortgesetzte Zeichen-Kette von immer neuen Interpretationen und Zurechtmachungen sein, deren Ursachen selbst unter sich nicht im Zusammenhange zu sein brauchen, vielmehr unter Umständen sich bloss zufällig hinter einander folgen und ablösen. "Entwicklung" eines Dings, eines Brauchs, eines Organs ist demgemäss nichts weniger als sein progressus auf ein Ziel hin, noch weniger ein logischer und kürzester, mit dem kleinsten Aufwand von Kraft und Kosten erreichter progressus,—sondern die Aufeinanderfolge von mehr oder minder tiefgehenden, mehr oder minder von einander unabhängigen, an ihm sich abspielenden Überwältigungsprozessen, hinzugerechnet die dagegen jedes Mal aufgewendeten Widerstände, die versuchten Form-Verwandlungen zum Zweck der Vertheidigung und Reaktion, auch die Resultate gelungener Gegenaktionen. Die Form ist flüssig, der "Sinn" ist es aber noch mehr ... Selbst innerhalb jedes einzelnen Organismus steht es nicht anders: mit jedem wesentlichen Wachsthum des Ganzen verschiebt sich auch der "Sinn" der einzelnen Organe,—unter Umständen kann deren theilweises Zu-Grunde-Gehn, deren Zahl-Verminderung (zum Beispiel durch Vernichtung der Mittelglieder) ein Zeichen wachsender Kraft und Vollkommenheit sein. Ich wollte sagen: auch das theilweise Unnützlichwerden, das Verkümmern und Entarten, das Verlustiggehn von Sinn und Zweckmässigkeit, kurz der Tod gehört zu den Bedingungen des wirklichen progressus: als welcher immer in Gestalt eines Willens und Wegs zu grösserer Macht erscheint und immer auf Unkosten zahlreicher kleinerer Mächte durchgesetzt wird. Die Grösse eines "Fortschritts" bemisst sich sogar nach der Masse dessen, was ihm Alles geopfert werden musste; die Menschheit als Masse dem Gedeihen einer einzelnen stärkeren Spezies Mensch geopfert—das wäre ein Fortschritt ...— Ich hebe diesen Haupt-Gesichtspunkt der historischen Methodik hervor, um so mehr als er im Grunde dem gerade herrschenden Instinkte und Zeitgeschmack entgegen geht, welcher lieber sich noch mit der absoluten Zufälligkeit, ja mechanistischen Unsinnigkeit alles Geschehens vertragen würde, als mit der Theorie eines in allem Geschehen sich abspielenden Macht-Willens. Die demokratische Idiosynkrasie gegen Alles, was herrscht und herrschen will, der moderne Misarchismus (um ein schlechtes Wort für eine schlechte Sache zu bilden) hat sich allmählich dermaassen in's Geistige, Geistigste umgesetzt und verkleidet, dass er heute Schritt für Schritt bereits in die strengsten, anscheinend objektivsten Wissenschaften eindringt, eindringen darf; ja er scheint mir schon über die ganze Physiologie und Lehre vom Leben Herr geworden zu sein, zu ihrem Schaden, wie sich von selbst versteht, indem er ihr einen Grundbegriff, den der eigentlichen Aktivität, eskamotirt hat. Man stellt dagegen unter dem Druck jener Idiosynkrasie die "Anpassung" in den Vordergrund, das heisst eine Aktivität zweiten Ranges, eine blosse Reaktivität, ja man hat das Leben selbst als eine immer zweckmässigere innere Anpassung an äussere Umstände definirt (Herbert Spencer). Damit ist aber das Wesen des Lebens verkannt, sein Wille zur Macht; damit ist der principielle Vorrang übersehn, den die spontanen, angreifenden, übergreifenden, neu-auslegenden, neu-richtenden und gestaltenden Kräfte haben, auf deren Wirkung erst die "Anpassung" folgt; damit ist im Organismus selbst die herrschaftliche Rolle der höchsten Funktionäre abgeleugnet, in denen der Lebenswille aktiv und formgebend erscheint. Man erinnert sich, was Huxley Spencern zum Vorwurf gemacht hat,—seinen "administrativen Nihilismus": aber es handelt sich noch um mehr als um's "Administriren" ...

13

— Man hat also, um zur Sache, nämlich zur Strafe zurückzukehren, zweierlei an ihr zu unterscheiden: einmal das relativ Dauerhafte an ihr, den Brauch, den Akt, das "Drama," eine gewisse strenge Abfolge von Prozeduren, andrerseits das Flüssige an ihr, den Sinn, den Zweck, die Erwartung, welche sich an die Ausführung solcher Prozeduren knüpft. Hierbei wird ohne weiteres vorausgesetzt, per analogiam, gemäss dem eben entwickelten Hauptgesichtspunkte der historischen Methodik, dass die Prozedur selbst etwas Älteres, Früheres als ihre Benützung zur Strafe sein wird, dass letztere erst in die (längst vorhandene, aber in einem anderen Sinne übliche) Prozedur hineingelegt, hineingedeutet worden ist, kurz, dass es nicht so steht, wie unsre naiven Moral- und Rechtsgenealogen bisher annahmen, welche sich allesammt die Prozedur erfunden dachten zum Zweck der Strafe, so wie man sich ehemals die Hand erfunden dachte zum Zweck des Greifens. Was nun jenes andre Element an der Strafe betrifft, das flüssige, ihren "Sinn," so stellt in einem sehr späten Zustande der Cultur (zum Beispiel im heutigen Europa) der Begriff "Strafe" in der That gar nicht mehr Einen Sinn vor, sondern eine ganze Synthesis von "Sinnen": die bisherige Geschichte der Strafe überhaupt, die Geschichte ihrer Ausnützung zu den verschiedensten Zwecken, krystallisirt sich zuletzt in eine Art von Einheit, welche schwer löslich, schwer zu analysiren und, was man hervorheben muss, ganz und gar undefinirbar ist. (Es ist heute unmöglich, bestimmt zu sagen, warum eigentlich gestraft wird: alle Begriffe, in denen sich ein ganzer Prozess semiotisch zusammenfasst, entziehn sich der Definition; definirbar ist nur Das, was keine Geschichte hat.) In einem früheren Stadium erscheint dagegen jene Synthesis von "Sinnen" noch löslicher, auch noch verschiebbarer; man kann noch wahrnehmen, wie für jeden einzelnen Fall die Elemente der Synthesis ihre Werthigkeit verändern und sich demgemäss umordnen, so dass bald dies, bald jenes Element auf Kosten der übrigen hervortritt und dominirt, ja unter Umständen Ein Element (etwa der Zweck der Abschreckung) den ganzen Rest von Elementen aufzuheben scheint. Um wenigstens eine Vorstellung davon zu geben, wie unsicher, wie nachträglich, wie accidentiell "der Sinn" der Strafe ist und wie ein und dieselbe Prozedur auf grundverschiedne Absichten hin benützt, gedeutet, zurechtgemacht werden kann: so stehe hier das Schema, das sich mir selbst auf Grund eines verhältnissmässig kleinen und zufälligen Materials ergeben hat. Strafe als Unschädlichmachen, als Verhinderung weiteren Schädigens. Strafe als Abzahlung des Schadens an den Geschädigten, in irgend einer Form (auch in der einer Affekt-Compensation). Strafe als Isolirung einer Gleichgewichts-Störung, um ein Weitergreifen der Störung zu verhüten. Strafe als Furchteinflössen vor Denen, welche die Strafe bestimmen und exekutiren. Strafe als eine Art Ausgleich für die Vortheile, welche der Verbrecher bis dahin genossen hat (zum Beispiel wenn er als Bergwerkssklave nutzbar gemacht wird). Strafe als Ausscheidung eines entartenden Elementes (unter Umständen eines ganzen Zweigs, wie nach chinesischem Rechte: somit als Mittel zur Reinerhaltung der Rasse oder zur Festhaltung eines socialen Typus). Strafe als Fest, nämlich als Vergewaltigung und Verhöhnung eines endlich niedergeworfnen Feindes. Strafe als ein Gedächtnissmachen, sei es für Den, der die Strafe erleidet—die sogenannte "Besserung," sei es für die Zeugen der Exekution. Strafe als Zahlung eines Honorars, ausbedungen Seitens der Macht, welche den Übelthäter vor den Ausschweifungen der Rache schützt. Strafe als Compromiss mit dem Naturzustand der Rache, sofern letzterer durch mächtige Geschlechter noch aufrecht erhalten und als Privilegium in Anspruch genommen wird. Strafe als Kriegserklärung und Kriegsmaassregel gegen einen Feind des Friedens, des Gesetzes, der Ordnung, der Obrigkeit, den man als gefährlich für das Gemeinwesen, als vertragsbrüchig in Hinsicht auf dessen Voraussetzungen, als einen Empörer, Verräther und Friedensbrecher bekämpft, mit Mitteln, wie sie eben der Krieg an die Hand giebt. —

14

Diese Liste ist gewiss nicht vollständig; ersichtlich ist die Strafe mit Nützlichkeiten aller Art überladen. Um so eher darf man von ihr eine vermeintliche Nützlichkeit in Abzug bringen, die allerdings im populären Bewusstsein als ihre wesentlichste gilt,—der Glaube an die Strafe, der heute aus mehreren Gründen wackelt, findet gerade an ihr immer noch seine kräftigste Stütze. Die Strafe soll den Werth haben, das Gefühl der Schuld im Schuldigen aufzuwecken, man sucht in ihr das eigentliche instrumentum jener seelischen Reaktion, welche "schlechtes Gewissen," "Gewissensbiss" genannt wird. Aber damit vergreift man sich selbst für heute noch an der Wirklichkeit und der Psychologie: und wie viel mehr für die längste Geschichte des Menschen, seine Vorgeschichte! Der ächte Gewissensbiss ist gerade unter Verbrechern und Sträflingen etwas äusserst Seltenes, die Gefängnisse, die Zuchthäuser sind nicht die Brutstätten, an denen diese Species von Nagewurm mit Vorliebe gedeiht:—darin kommen alle gewissenhaften Beobachter überein, die in vielen Fällen ein derartiges Urtheil ungern genug und wider die eigensten Wünsche abgeben. In's Grosse gerechnet, härtet und kältet die Strafe ab; sie concentrirt; sie verschärft das Gefühl der Entfremdung; sie stärkt die Widerstandskraft. Wenn es vorkommt, dass sie die Energie zerbricht und eine erbärmliche Prostration und Selbsterniedrigung zu Wege bringt, so ist ein solches Ergebniss sicherlich noch weniger erquicklich als die durchschnittliche Wirkung der Strafe: als welche sich durch einen trocknen düsteren Ernst charakterisirt. Denken wir aber gar an jene Jahrtausende vor der Geschichte des Menschen, so darf man unbedenklich urtheilen, dass gerade durch die Strafe die Entwicklung des Schuldgefühls am kräftigsten aufgehalten worden ist,—wenigstens in Hinsicht auf die Opfer, an denen sich die strafende Gewalt ausliess Unterschätzen wir nämlich nicht, inwiefern der Verbrecher gerade durch den Anblick der gerichtlichen und vollziehenden Prozeduren selbst verhindert wird, seine That, die Art seiner Handlung, an sich als verwerflich zu empfinden: denn er sieht genau die gleiche Art von Handlungen im Dienst der Gerechtigkeit verübt und dann gut geheissen, mit gutem Gewissen verübt: also Spionage, Überlistung, Bestechung, Fallenstellen, die ganze kniffliche und durchtriebne Polizisten- und Anklägerkunst, sodann das grundsätzliche, selbst nicht durch den Affekt entschuldigte Berauben, Überwältigen, Beschimpfen, Gefangennehmen, Foltern, Morden, wie es in den verschiednen Arten der Strafe sich ausprägt,—Alles somit von seinen Richtern keineswegs an sich verworfene und verurtheilte Handlungen, sondern nur in einer gewissen Hinsicht und Nutzanwendung. Das "schlechte Gewissen," diese unheimlichste und interessanteste Pflanze unsrer irdischen Vegetation, ist nicht auf diesem Boden gewachsen,—in der That drückte sich im Bewusstsein der Richtenden, der Strafenden selbst die längste Zeit hindurch Nichts davon aus, dass man mit einem "Schuldigen" zu thun habe. Sondern mit einem Schaden-Anstifter, mit einem unverantwortlichen Stück Verhängniss. Und Der selber, über den nachher die Strafe, wiederum wie ein Stück Verhängniss, herfiel, hatte dabei keine andre "innere Pein," als wie beim plötzlichen Eintreten von etwas Unberechnetem, eines schrecklichen Naturereignisses, eines herabstürzenden, zermalmenden Felsblocks, gegen den es keinen Kampf mehr giebt.

15

Dies kam einmal auf eine verfängliche Weise Spinoza zum Bewusstsein (zum Verdruss seiner Ausleger, welche sich ordentlich darum bemühen, ihn an dieser Stelle misszuverstehn, zum Beispiel Kuno Fischer), als er eines Nachmittags, wer weiss, an was für einer Erinnerung sich reibend, der Frage nachhieng, was eigentlich für ihn selbst von dem berühmten morsus conscientiae übrig geblieben sei—er, der Gut und Böse unter die menschlichen Einbildungen verwiesen und mit Ingrimm die Ehre seines "freien" Gottes gegen jene Lästerer vertheidigt hatte, deren Behauptung dahin gieng, Gott wirke Alles sub ratione boni ("das aber hiesse Gott dem Schicksale unterwerfen und wäre fürwahr die grösste aller Ungereimtheiten"—). Die Welt war für Spinoza wieder in jene Unschuld zurückgetreten, in der sie vor der Erfindung des schlechten Gewissens dalag: was war damit aus dem morsus conscientiae geworden? "Der Gegensatz des gaudium," sagte er sich endlich,—"eine Traurigkeit, begleitet von der Vorstellung einer vergangnen Sache, die gegen alles Erwarten ausgefallen ist." Eth. III propos. XVIII schol. I. II. Nicht anders als Spinoza haben die von der Strafe ereilten Übel-Anstifter Jahrtausende lang in Betreff ihres "Vergehens" empfunden: "hier ist Etwas unvermuthet schief gegangen," nicht: "das hätte ich nicht thun sollen"—,sie unterwarfen sich der Strafe, wie man sich einer Krankheit oder einem Unglücke oder dem Tode unterwirft, mit jenem beherzten Fatalismus ohne Revolte, durch den zum Beispiel heute noch die Russen in der Handhabung des Lebens gegen uns Westländer im Vortheil sind. Wenn es damals eine Kritik der That gab, so war es die Klugheit, die an der That Kritik übte: ohne Frage müssen wir die eigentliche Wirkung der Strafe vor Allem in einer Verschärfung der Klugheit suchen, in einer Verlängerung des Gedächtnisses, in einem Willen fürderhin vorsichtiger, misstrauischer, heimlicher zu Werke zu gehn, in der Einsicht, dass man für Vieles ein-für-alle-Mal zu schwach sei, in einer Art Verbesserung der Selbstbeurtheilung. Das, was durch die Strafe im Grossen erreicht werden kann, bei Mensch und Thier, ist die Vermehrung der Furcht, die Verschärfung der Klugheit, die Bemeisterung der Begierden: damit zähmt die Strafe den Menschen, aber sie macht ihn nicht "besser,"—man dürfte mit mehr Recht noch das Gegentheil behaupten. ("Schaden macht klug," sagt das Volk: soweit er klug macht, macht er auch schlecht. Glücklicher Weise macht er oft genug dumm.)

16

An dieser Stelle ist es nun nicht mehr zu umgehn, meiner eignen Hypothese über den Ursprung des "schlechten Gewissens" zu einem ersten vorläufigen Ausdrucke zu verhelfen: sie ist nicht leicht zu Gehör zu bringen und will lange bedacht, bewacht und beschlafen sein. Ich nehme das schlechte Gewissen als die tiefe Erkrankung, welcher der Mensch unter dem Druck jener gründlichsten aller Veränderungen verfallen musste, die er überhaupt erlebt hat,—jener Veränderung, als er sich endgültig in den Bann der Gesellschaft und des Friedens eingeschlossen fand. Nicht anders als es den Wasserthieren ergangen sein muss, als sie gezwungen wurden, entweder Landthiere zu werden oder zu Grunde zu gehn, so gieng es diesen der Wildniss, dem Kriege, dem Herumschweifen, dem Abenteuer glücklich angepassten Halbthieren,—mit Einem Male waren alle ihre Instinkte entwerthet und "ausgehängt." Sie sollten nunmehr auf den Füssen gehn und "sich selber tragen," wo sie bisher vom Wasser getragen wurden: eine entsetzliche Schwere lag auf ihnen. Zu den einfachsten Verrichtungen fühlten sie sich ungelenk, sie hatten für diese neue unbekannte Welt ihre alten Führer nicht mehr, die regulirenden unbewusst-sicherführenden Triebe,—sie waren auf Denken, Schliessen, Berechnen, Combiniren von Ursachen und Wirkungen reduzirt, diese Unglücklichen, auf ihr "Bewusstsein," auf ihr ärmlichstes und fehlgreifendstes Organ! Ich glaube, dass niemals auf Erden ein solches Elends-Gefühl, ein solches bleiernes Missbehagen dagewesen ist,—und dabei hatten jene alten Instinkte nicht mit Einem Male aufgehört, ihre Forderungen zu stellen! Nur war es schwer und selten möglich, ihnen zu Willen zu sein: in der Hauptsache mussten sie sich neue und gleichsam unterirdische Befriedigungen suchen. Alle Instinkte, welche sich nicht nach Aussen entladen, wenden sich nach Innen—dies ist das, was ich die Verinnerlichung des Menschen nenne: damit wächst erst das an den Menschen heran, was man später seine "Seele" nennt. Die ganze innere Welt, ursprünglich dünn wie zwischen zwei Häute eingespannt, ist in dem Maasse aus einander- und aufgegangen, hat Tiefe, Breite, Höhe bekommen, als die Entladung des Menschen nach Aussen gehemmt worden ist. Jene furchtbaren Bollwerke, mit denen sich die staatliche Organisation gegen die alten Instinkte der Freiheit schützte—die Strafen gehören vor Allem zu diesen Bollwerken—brachten zu Wege, dass alle jene Instinkte des wilden freien schweifenden Menschen sich rückwärts, sich gegen den Menschen selbst wandten. Die Feindschaft, die Grausamkeit, die Lust an der Verfolgung, am Überfall, am Wechsel, an der Zerstörung—Alles das gegen die Inhaber solcher Instinkte sich wendend: das ist der Ursprung des "schlechten Gewissens." Der Mensch, der sich, aus Mangel an äusseren Feinden und Widerständen, eingezwängt in eine drückende Enge und Regelmässigkeit der Sitte, ungeduldig selbst zerriss, verfolgte, annagte, aufstörte, misshandelte, dies an den Gitterstangen seines Käfigs sich wund stossende Thier, das man "zähmen" will, dieser Entbehrende und vom Heimweh der Wüste Verzehrte, der aus sich selbst ein Abenteuer, eine Folterstätte, eine unsichere und gefährliche Wildniss schaffen musste—dieser Narr, dieser sehnsüchtige und verzweifelte Gefangne wurde der Erfinder des "schlechten Gewissens." Mit ihm aber war die grösste und unheimlichste Erkrankung eingeleitet, von welcher die Menschheit bis heute nicht genesen ist, das Leiden des Menschen am Menschen, an sich: als die Folge einer gewaltsamen Abtrennung von der thierischen Vergangenheit, eines Sprunges und Sturzes gleichsam in neue Lagen und Daseins-Bedingungen, einer Kriegserklärung gegen die alten Instinkte, auf denen bis dahin seine Kraft, Lust und Furchtbarkeit beruhte. Fügen wir sofort hinzu, dass andrerseits mit der Thatsache einer gegen sich selbst gekehrten, gegen sich selbst Partei nehmenden Thierseele auf Erden etwas so Neues, Tiefes, Unerhörtes, Räthselhaftes, Widerspruchsvolles und Zukunftsvolles gegeben war, dass der Aspekt der Erde sich damit wesentlich veränderte. In der That, es brauchte göttlicher Zuschauer, um das Schauspiel zu würdigen, das damit anfieng und dessen Ende durchaus noch nicht abzusehen ist,—ein Schauspiel zu fein, zu wundervoll, zu paradox, als dass es sich sinnlos-unvermerkt auf irgend einem lächerlichen Gestirn abspielen dürfte! Der Mensch zählt seitdem mit unter den unerwartetsten und aufregendsten Glückswürfen, die das "grosse Kind" des Heraklit, heisse es Zeus oder Zufall, spielt,—er erweckt für sich ein Interesse, eine Spannung, eine Hoffnung, beinahe eine Gewissheit, als ob mit ihm sich Etwas ankündige, Etwas vorbereite, als ob der Mensch kein Ziel, sondern nur ein Weg, ein Zwischenfall, eine Brücke, ein grosses Versprechen sei ...

17

Zur Voraussetzung dieser Hypothese über den Ursprung des schlechten Gewissens gehört erstens, dass jene Veränderung keine allmähliche, keine freiwillige war und sich nicht als ein organisches Hineinwachsen in neue Bedingungen darstellte, sondern als ein Bruch, ein Sprung, ein Zwang, ein unabweisbares Verhängniss, gegen das es keinen Kampf und nicht einmal ein Ressentiment gab. Zweitens aber, dass die Einfügung einer bisher ungehemmten und ungestalteten Bevölkerung in eine feste Form, wie sie mit einem Gewaltakt ihren Anfang nahm, nur mit lauter Gewaltakten zu Ende geführt wurde,—dass der älteste "Staat" demgemäss als eine furchtbare Tyrannei, als eine zerdrückende und rücksichtslose Maschinerie auftrat und fortarbeitete, bis ein solcher Rohstoff von Volk und Halbthier endlich nicht nur durchgeknetet und gefügig, sondern auch geformt war. Ich gebrauchte das Wort "Staat": es versteht sich von selbst, wer damit gemeint ist—irgend ein Rudel blonder Raubthiere, eine Eroberer- und Herren-Rasse, welche, kriegerisch organisirt und mit der Kraft, zu organisiren, unbedenklich ihre furchtbaren Tatzen auf eine der Zahl nach vielleicht ungeheuer überlegene, aber noch gestaltlose, noch schweifende Bevölkerung legt. Dergestalt beginnt ja der "Staat" auf Erden: ich denke, jene Schwärmerei ist abgethan, welche ihn mit einem "Vertrage" beginnen liess.Wer befehlen kann, wer von Natur "Herr" ist, wer gewaltthätig in Werk und Gebärde auftritt—was hat der mit Verträgen zu schaffen! Mit solchen Wesen rechnet man nicht, sie kommen wie das Schicksal, ohne Grund, Vernunft, Rücksicht, Vorwand, sie sind da wie der Blitz da ist, zu furchtbar, zu plötzlich, zu überzeugend, zu "anders," um selbst auch nur gehasst zu werden. Ihr Werk ist ein instinktives Formen-Schaffen, Formen-aufdrücken, es sind die unfreiwilligsten, unbewusstesten Künstler, die es giebt:—in Kürze steht etwas Neues da, wo sie erscheinen, ein Herrschafts-Gebilde, das lebt, in dem Theile und Funktionen abgegrenzt und bezüglich gemacht sind, in dem Nichts überhaupt Platz findet, dem nicht erst ein "Sinn" in Hinsicht auf das Ganze eingelegt ist. Sie wissen nicht, was Schuld, was Verantwortlichkeit, was Rücksicht ist, diese geborenen Organisatoren; in ihnen waltet jener furchtbare Künstler-Egoismus, der wie Erz blickt und sich im "Werke," wie die Mutter in ihrem Kinde, in alle Ewigkeit voraus gerechtfertigt weiss. Sie sind es nicht, bei denen das "schlechte Gewissen" gewachsen ist, das versteht sich von vornherein,—aber es würde nicht ohne sie gewachsen sein, dieses hässliche Gewächs, es würde fehlen, wenn nicht unter dem Druck ihrer Hammerschläge, ihrer Künstler-Gewaltsamkeit ein ungeheures Quantum Freiheit aus der Welt, mindestens aus der Sichtbarkeit geschafft und gleichsam latent gemacht worden wäre. Dieser gewaltsam latent gemachte Instinkt der Freiheit— wir begriffen es schon—dieser zurückgedrängte, zurückgetretene, in's Innere eingekerkerte und zuletzt nur an sich selbst noch sich entladende und auslassende Instinkt der Freiheit: das, nur das ist in seinem Anbeginn das schlechte Gewissen.

18

Man hüte sich, von diesem ganzen Phänomen deshalb schon gering zu denken, weil es von vornherein hässlich und schmerzhaft ist. Im Grunde ist es ja dieselbe aktive Kraft, die in jenen Gewalt-Künstlern und Organisatoren grossartiger am Werke ist und Staaten baut, welche hier, innerlich, kleiner, kleinlicher, in der Richtung nach rückwärts, im "Labyrinth der Brust,", um mit Goethe zu reden, sich das schlechte Gewissen schafft und negative Ideale baut, eben jener Instinkt der Freiheit (in meiner Sprache geredet: der Wille zur Macht): nur dass der Stoff, an dem sich die formbildende und vergewaltigende Natur dieser Kraft auslässt, hier eben der Mensch Selbst, sein ganzes thierisches altes Selbst ist—und nicht, wie in jenem grösseren und augenfälligeren Phänomen, der andre Mensch, die andren Menschen. Diese heimliche Selbst-Vergewaltigung, diese Künstler-Grausamkeit, diese Lust, sich selbst als einem schweren widerstrebenden leidenden Stoffe eine Form zu geben, einen Willen, eine Kritik, einen Widerspruch, eine Verachtung, ein Nein einzubrennen, diese unheimliche und entsetzlich-lustvolle Arbeit einer mit sich selbst willig-zwiespältigen Seele, welche sich leiden macht, aus Lust am Leidenmachen, dieses ganze aktivische "schlechte Gewissen" hat zuletzt—man erräth es schon—als der eigentliche Mutterschooss idealer und imaginativer Ereignisse auch eine Fülle von neuer befremdlicher Schönheit und Bejahung an's Licht gebracht und vielleicht überhaupt erst die Schönheit ... Was wäre denn "schön," wenn nicht erst der Widerspruch sich selbst zum Bewusstsein gekommen wäre, wenn nicht erst das Hässliche zu sich selbst gesagt hätte: "ich bin hässlich"? ... Zum Mindesten wird nach diesem Winke das Räthsel weniger räthselhaft sein, in wiefern in widersprüchlichen Begriffen, wie Selbstlosigkeit, Selbstverleugnung, Selbstopferung ein Ideal, eine Schönheit angedeutet sein kann; und Eins weiss man hinfort, ich zweifle nicht daran—, welcher Art nämlich von Anfang an die Lust ist, die der Selbstlose, der Sich-selbst-Verleugnende, Sich-selber-Opfernde empfindet: diese Lust gehört zur Grausamkeit.— Soviel vorläufig zur Herkunft des "Unegoistischen" als eines moralischen Werthes und zur Absteckung des Bodens, aus dem dieser Werth gewachsen ist: erst das schlechte Gewissen, erst der Wille zur Selbstmisshandlung giebt die Voraussetzung ab für den Werth des Unegoistischen. —

19

Es ist eine Krankheit, das schlechte Gewissen, das unterliegt keinem Zweifel, aber eine Krankheit, wie die Schwangerschaft eine Krankheit ist. Suchen wir die Bedingungen auf, unter denen diese Krankheit auf ihren furchtbarsten und sublimsten Gipfel gekommen ist:—wir werden sehn, was damit eigentlich erst seinen Eintritt in die Welt gemacht hat. Dazu aber bedarf es eines langen Athems,—und zunächst müssen wir noch einmal zu einem früheren Gesichtspunkte zurück. Das privatrechtliche Verhältniss des Schuldners zu seinem Gläubiger, von dem des längeren schon die Rede war, ist noch einmal, und zwar in einer historisch überaus merkwürdigen und bedenklichen Weise, in ein Verhältniss hineininterpretirt worden, worin es uns modernen Menschen vielleicht am unverständlichsten ist: nämlich in das Verhältniss der Gegenwärtigen zu ihren Vorfahren. Innerhalb der ursprünglichen Geschlechtsgenossenschaft—wir reden von Urzeiten—erkennt jedes Mal die lebende Generation gegen die frühere und in Sonderheit gegen die früheste, geschlecht-begründende eine juristische Verpflichtung an (und keineswegs eine blosse Gefühls-Verbindlichkeit: man dürfte diese letztere sogar nicht ohne Grund für die längste Dauer des menschlichen Geschlechts überhaupt in Abrede stellen). Hier herrscht die Überzeugung, dass das Geschlecht durchaus nur durch die Opfer und Leistungen der Vorfahren besteht,—und dass man ihnen diese durch Opfer und Leistungen zurückzuzahlen hat: man erkennt somit eine Schuld an, die dadurch noch beständig anwächst, dass diese Ahnen in ihrer Fortexistenz als mächtige Geister nicht aufhören, dem Geschlechte neue Vortheile und Vorschüsse seitens ihrer Kraft zu gewähren. Umsonst etwa? Aber es giebt kein "Umsonst" für jene rohen und "seelenarmen" Zeitalter. Was kann man ihnen zurückgeben? Opfer (anfänglich zur Nahrung, im gröblichsten Verstande), Feste, Kapellen, Ehrenbezeigungen, vor Allem Gehorsam—denn alle Bräuche sind, als Werke der Vorfahren, auch deren Satzungen und Befehle—: giebt man ihnen je genug? Dieser Verdacht bleibt übrig und wächst: von Zeit zu Zeit erzwingt er eine grosse Ablösung in Bausch und Bogen, irgend etwas Ungeheures von Gegenzahlung an den "Gläubiger" (das berüchtigte Erstlingsopfer zum Beispiel, Blut, Menschenblut in jedem Falle). Die Furcht vor dem Ahnherrn und seiner Macht, das Bewusstsein von Schulden gegen ihn nimmt nach dieser Art von Logik nothwendig genau in dem Maasse zu, in dem die Macht des Geschlechts selbst zunimmt, in dem das Geschlecht selbst immer siegreicher, unabhängiger, geehrter, gefürchteter dasteht. Nicht etwa umgekehrt! Jeder Schritt zur Verkümmerung des Geschlechts, alle elenden Zufälle, alle Anzeichen von Entartung, von heraufkommender Auflösung vermindern vielmehr immer auch die Furcht vor dem Geiste seines Begründers und geben eine immer geringere Vorstellung von seiner Klugheit, Vorsorglichkeit und Macht-Gegenwart. Denkt man sich diese rohe Art Logik bis an ihr Ende gelangt: so müssen schliesslich die Ahnherrn der mächtigsten Geschlechter durch die Phantasie der wachsenden Furcht selbst in's Ungeheure gewachsen und in das Dunkel einer göttlichen Unheimlichkeit und Unvorstellbarkeit zurückgeschoben worden sein:—der Ahnherr wird zuletzt nothwendig in einen Gott transfigurirt. Vielleicht ist hier selbst der Ursprung der Götter, ein Ursprung also aus der Furcht! ... Und wem es nöthig scheinen sollte hinzuzufügen: "aber auch aus der Pietät!" dürfte schwerlich damit für jene längste Zeit des Menschengeschlechts Recht behalten, für seine Urzeit. Um so mehr freilich für die mittlere Zeit, in der die vornehmen Geschlechter sich herausbilden:—als welche in der That ihren Urhebern, den Ahnherren (Heroen, Göttern) alle die Eigenschaften mit Zins zurückgegeben haben, die inzwischen in ihnen selbst offenbar geworden sind, die vornehmen Eigenschaften. Wir werden auf die Veradligung und Veredelung der Götter (die freilich durchaus nicht deren "Heiligung" ist) später noch einen Blick werfen: führen wir jetzt nur den Gang dieser ganzen Schuldbewusstseins-Entwicklung vorläufig zu Ende.

20

Das Bewusstsein, Schulden gegen die Gottheit zu haben, ist, wie die Geschichte lehrt, auch nach dem Niedergang der blutverwandtschaftlichen Organisationsform der "Gemeinschaft" keineswegs zum Abschluss gekommen; die Menschheit hat, in gleicher Weise, wie sie die Begriffe "gut und schlecht" von dem Geschlechts-Adel (sammt dessen psychologischem Grundhange, Rangordnungen anzusetzen) geerbt hat, mit der Erbschaft der Geschlechts- und Stammgottheiten auch die des Drucks von noch unbezahlten Schulden und des Verlangens nach Ablösung derselben hinzubekommen. (Den Übergang machen jene breiten Sklaven- und Hörigen-Bevölkerungen, welche sich an den Götter-Cultus ihrer Herren, sei es durch Zwang, sei es durch Unterwürfigkeit und mimicry, angepasst haben: von ihnen aus fliesst dann diese Erbschaft nach allen Seiten über.) Das Schuldgefühl gegen die Gottheit hat mehrere Jahrtausende nicht aufgehört zu wachsen, und zwar immer fort im gleichen Verhältnisse, wie der Gottesbegriff und das Gottesgefühl auf Erden gewachsen und in die Höhe getragen worden ist. (Die ganze Geschichte des ethnischen Kämpfens, Siegens, Sich-versöhnens, Sich-verschmelzens, Alles was der endgültigen Rangordnung aller Volks-Elemente in jeder grossen Rassen-Synthesis vorangeht, spiegelt sich in dem Genealogien-Wirrwarr ihrer Götter, in den Sagen von deren Kämpfen, Siegen und Versöhnungen ab; der Fortgang zu Universal-Reichen ist immer auch der Fortgang zu Universal-Gottheiten, der Despotismus mit seiner Überwältigung des unabhängigen Adels bahnt immer auch irgend welchem Monotheismus den Weg.) Die Heraufkunft des christlichen Gottes, als des Maximal-Gottes, der bisher erreicht worden ist, hat deshalb auch das Maximum des Schuldgefühls auf Erden zur Erscheinung gebracht. Angenommen, dass wir nachgerade in die umgekehrte Bewegung eingetreten sind, so dürfte man mit keiner kleinen Wahrscheinlichkeit aus dem unaufhaltsamen Niedergang des Glaubens an den christlichen Gott ableiten, dass es jetzt bereits auch schon einen erheblichen Niedergang des menschlichen Schuldbewusstseins gäbe; ja die Aussicht ist nicht abzuweisen, dass der vollkommne und endgültige Sieg des Atheismus die Menschheit von diesem ganzen Gefühl, Schulden gegen ihren Anfang, ihre causa prima zu haben, lösen dürfte. Atheismus und eine Art zweiter Unschuld gehören zu einander. —

21

Dies vorläufig im Kurzen und Groben über den Zusammenhang der Begriffe "Schuld," "Pflicht" mit religiösen Voraussetzungen: ich habe absichtlich die eigentliche Moralisirung dieser Begriffe (die Zurückschiebung derselben in's Gewissen, noch bestimmter, die Verwicklung des schlechten Gewissens mit dem Gottesbegriffe) bisher bei Seite gelassen und am Schluss des vorigen Abschnittes sogar geredet, wie als ob es diese Moralisirung gar nicht gäbe, folglich, wie als ob es mit jenen Begriffen nunmehr nothwendig zu Ende gienge, nachdem deren Voraussetzung gefallen ist, der Glaube an unsern "Gläubiger," an Gott. Der Thatbestand weicht davon in einer furchtbaren Weise ab. Mit der Moralisirung der Begriffe Schuld und Pflicht, mit ihrer Zurückschiebung in's schlechte Gewissen ist ganz eigentlich der Versuch gegeben, die Richtung der eben beschriebenen Entwicklung umzukehren, mindestens ihre Bewegung stillzustellen: jetzt soll gerade die Aussicht auf eine endgültige Ablösung ein-für-alle-Mal sich pessimistisch zuschliessen, jetzt soll der Blick trostlos vor einer ehernen Unmöglichkeit abprallen, zurückprallen, jetzt sollen jene Begriffe "Schuld" und "Pflicht" sich rückwärts wenden—gegen wen denn? Man kann nicht zweifeln: zunächst gegen den "Schuldner," in dem nunmehr das schlechte Gewissen sich dermaassen festsetzt, einfrisst, ausbreitet und polypenhaft in jede Breite und Tiefe wächst, bis endlich mit der Unlösbarkeit der Schuld auch die Unlösbarkeit der Busse, der Gedanke ihrer Unabzahlbarkeit (der "ewigen Strafe") concipirt ist—; endlich aber sogar gegen den "Gläubiger," denke man dabei nun an die causa prima des Menschen, an den Anfang des menschlichen Geschlechts, an seinen Ahnherrn, der nunmehr mit einem Fluche behaftet wird ("Adam," "Erbsünde," "Unfreiheit des Willens"), oder an die Natur, aus deren Schooss der Mensch entsteht und in die nunmehr das böse Princip hineingelegt wird ("Verteufelung der Natur"), oder an das Dasein überhaupt, das als unwerth an sich übrig bleibt (nihilistische Abkehr von ihm, Verlangen in's Nichts oder Verlangen in seinen "Gegensatz," in ein Anders-sein, Buddhismus und Verwandtes)—bis wir mit Einem Male vor dem paradoxen und entsetzlichen Auskunftsmittel stehn, an dem die gemarterte Menschheit eine zeitweilige Erleichterung gefunden hat, jenem Geniestreich des Christenthums: Gott selbst sich für die Schuld des Menschen opfernd, Gott selbst sich an sich selbst bezahlt machend, Gott als der Einzige, der vom Menschen ablösen kann, was für den Menschen selbst unablösbar geworden ist—der Gläubiger sich für seinen Schuldner opfernd, aus Liebe (sollte man's glauben?—), aus Liebe zu seinem Schuldner! ...

22

Man wird bereits errathen haben, was eigentlich mit dem Allen und unter dem Allen geschehen ist: jener Wille zur Selbstpeinigung, jene zurückgetretene Grausamkeit des innerlich gemachten, in sich selbst zurückgescheuchten Thiermenschen, des zum Zweck der Zähmung in den "Staat" Eingesperrten, der das schlechte Gewissen erfunden hat, um sich wehe zu thun, nachdem der natürlichere Ausweg dieses Weh-thun-wollens verstopft war,—dieser Mensch des schlechten Gewissens hat sich der religiösen Voraussetzung bemächtigt um seine Selbstmarterung bis zu ihrer schauerlichsten Härte und Schärfe zu treiben. Eine Schuld gegen Gott: dieser Gedanke wird ihm zum Folterwerkzeug. Er ergreift in "Gott" die letzten Gegensätze, die er zu seinen eigentlichen und unablöslichen Thier-Instinkten zu finden vermag, er deutet diese Thier-Instinkte selbst um als Schuld gegen Gott (als Feindschaft, Auflehnung, Aufruhr gegen den "Herrn" den "Vater," den Urahn und Anfang der Welt), er spannt sich in den Widerspruch "Gott" und "Teufel," er wirft alles Nein, das er zu sich selbst, zur Natur, Natürlichkeit, Thatsächlichkeit seines Wesens sagt, aus sich heraus als ein Ja, als seiend, leibhaft, wirklich, als Gott, als Heiligkeit Gottes, als Richterthum Gottes, als Henkerthum Gottes, als Jenseits, als Ewigkeit, als Marter ohne Ende, als Hölle, als Unausmessbarkeit von Strafe und von Schuld. Dies ist eine Art Willens-Wahnsinn in der seelischen Grausamkeit, der schlechterdings nicht seines Gleichen hat: der Wille des Menschen, sich schuldig und verwerflich zu finden bis zur Unsühnbarkeit, sein Wille, sich bestraft zu denken, ohne dass die Strafe je der Schuld äquivalent werden könne, sein Wille, den untersten Grund der Dinge mit dem Problem von Strafe und Schuld zu inficiren und giftig zu machen, um sich aus diesem Labyrinth von "fixen Ideen" ein für alle Mal den Ausweg abzuschneiden, sein Wille, ein Ideal aufzurichten—das des "heiligen Gottes"—, um Angesichts desselben seiner absoluten Unwürdigkeit handgreiflich gewiss zu sein. Oh über diese wahnsinnige traurige Bestie Mensch! Welche Einfälle kommen ihr, welche Widernatur, welche Paroxysmen des Unsinns, welche Bestialität der Idee bricht sofort heraus, wenn sie nur ein wenig verhindert wird, Bestie der That zu sein! ... Dies Alles ist interessant bis zum Übermaass, aber auch von einer schwarzen düsteren entnervenden Traurigkeit, dass man es sich gewaltsam verbieten muss, zu lange in diese Abgründe zu blicken. Hier ist Krankheit, es ist kein Zweifel, die furchtbarste Krankheit, die bis jetzt im Menschen gewüthet hat:—und wer es noch zu hören vermag (aber man hat heute nicht mehr die Ohren dafür!—), wie in dieser Nacht von Marter und Widersinn der Schrei Liebe, der Schrei des sehnsüchtigsten Entzückens, der Erlösung in der Liebe geklungen hat, der wendet sich ab, von einem unbesieglichen Grausen erfasst ... Im Menschen ist so viel Entsetzliches! ... Die Erde war zu lange schon ein Irrenhaus! ...

23

Dies genüge ein für alle Mal über die Herkunft des "heiligen Gottes."— Dass an sich die Conception von Göttern nicht nothwendig zu dieser Verschlechterung der Phantasie führen muss, deren Vergegenwärtigung wir uns für einen Augenblick nicht erlassen durften, dass es vornehmere Arten giebt, sich der Erdichtung von Göttern zu bedienen, als zu dieser Selbstkreuzigung und Selbstschändung des Menschen, in der die letzten Jahrtausende Europa's ihre Meisterschaft gehabt haben,—das lässt sich zum Glück aus jedem Blick noch abnehmen, den man auf die griechischen Götter wirft, diese Wiederspiegelungen vornehmer und selbstherrlicher Menschen, in denen das Thier im Menschen sich vergöttlicht fühlte und nicht sich selbst zerriss, nicht gegen sich selber wüthete! Diese Griechen haben sich die längste Zeit ihrer Götter bedient, gerade um sich das "schlechte Gewissen" vom Leibe zu halten, um ihrer Freiheit der Seele froh bleiben zu dürfen: also in einem umgekehrten Verstande als das Christenthum Gebrauch von seinem Gotte gemacht hat. Sie giengen darin sehr weit, diese prachtvollen und löwenmüthigen Kindsköpfe; und keine geringere Autorität als die des homerischen Zeus selbst giebt es ihnen hier und da zu verstehn, dass sie es sich zu leicht machen. "Wunder!" sagt er einmal—es handelt sich um den Fall des Ägisthos, um einen sehr schlimmen Fall— "Wunder, wie sehr doch klagen die Sterblichen wider die Götter!
"Nur von uns sei Böses, vermeinen sie; aber sie selber
"Schaffen durch Unverstand, auch gegen Geschick, sich das Elend."

Doch hört und sieht man hier zugleich, auch dieser olympische Zuschauer und Richter ist ferne davon, ihnen deshalb gram zu sein und böse von ihnen zu denken: "was sie thöricht sind!" so denkt er bei den Unthaten der Sterblichen,—und "Thorheit," "Unverstand," ein wenig "Störung im Kopfe," so viel haben auch die Griechen der stärksten, tapfersten Zeit selbst bei sich zugelassen als Grund von vielem Schlimmen und Verhängnissvollen:—Thorheit, nicht Sünde! versteht ihr das? ... Selbst aber diese Störung im Kopfe war ein Problem—"ja, wie ist sie auch nur möglich? woher mag sie eigentlich gekommen sein, bei Köpfen, wie wir sie haben, wir Menschen der edlen Abkunft, des Glücks, der Wohlgerathenheit, der besten Gesellschaft, der Vornehmheit, der Tugend?"—so fragte sich Jahrhunderte lang der vornehme Grieche Angesichts jedes ihm unverständlichen Greuels und Frevels, mit dem sich Einer von seines Gleichen befleckt hatte. "Es muss ihn wohl ein Gott bethört haben," sagte er sich endlich, den Kopf schüttelnd ... Dieser Ausweg ist typisch für Griechen ... Dergestalt dienten damals die Götter dazu, den Menschen bis zu einem gewissen Grade auch im Schlimmen zu rechtfertigen, sie dienten als Ursachen des Bösen—damals nahmen sie nicht die Strafe auf sich, sondern, wie es vornehmer ist, die Schuld ...

24

— Ich schliesse mit drei Fragezeichen, man sieht es wohl. "Wird hier eigentlich ein Ideal aufgerichtet oder eins abgebrochen?" so fragt man mich vielleicht ... Aber habt ihr euch selber je genug gefragt, wie theuer sich auf Erden die Aufrichtung jedes Ideals bezahlt gemacht hat? Wie viel Wirklichkeit immer dazu verleumdet und verkannt, wie viel Lüge geheiligt, wie viel Gewissen verstört, wie viel "Gott" jedes Mal geopfert werden musste? Damit ein Heiligthum aufgerichtet werden kann, muss ein Heiligthum zerbrochen werden: das ist das Gesetz—man zeige mir den Fall, wo es nicht erfüllt ist! ... Wir modernen Menschen, wir sind die Erben der Gewissens-Vivisektion und Selbst-Thierquälerei von Jahrtausenden: darin haben wir unsre längste Übung, unsre Künstlerschaft vielleicht, in jedem Fall unser Raffinement, unsre Geschmacks-Verwöhnung. Der Mensch hat allzulange seine natürlichen Hänge mit "bösem Blick" betrachtet, so dass sie sich in ihm schliesslich mit dem "schlechten Gewissen" verschwistert haben. Ein umgekehrter Versuch wäre an sich möglich—aber wer ist stark genug dazu?—nämlich die unnatürlichen Hänge, alle jene Aspirationen zum Jenseitigen, Sinnenwidrigen, Instinktwidrigen, Naturwidrigen, Thierwidrigen, kurz die bisherigen Ideale, die allesammt lebensfeindliche Ideale, Weltverleumder-Ideale sind, mit dem schlechten Gewissen zu verschwistern. An wen sich heute mit solchen Hoffnungen und Ansprüchen wenden? ... Gerade die guten Menschen hätte man damit gegen sich; dazu, wie billig, die bequemen, die versöhnten, die eitlen, die schwärmerischen, die müden ... Was beleidigt tiefer, was trennt so gründlich ab, als etwas von der Strenge und Höhe merken zu lassen, mit der man sich selbst behandelt? Und wiederum—wie entgegenkommend, wie liebreich zeigt sich alle Welt gegen uns, so bald wir es machen wie alle Welt und uns "gehen lassen" wie alle Welt! ... Es bedürfte zu jenem Ziele einer andren Art Geister, als gerade in diesem Zeitalter wahrscheinlich sind: Geister, durch Kriege und Siege gekräftigt, denen die Eroberung, das Abenteuer, die Gefahr, der Schmerz sogar zum Bedürfniss geworden ist; es bedürfte dazu der Gewöhnung an scharfe hohe Luft, an winterliche Wanderungen, an Eis und Gebirge in jedem Sinne, es bedürfte dazu einer Art sublimer Bosheit selbst, eines letzten selbstgewissesten Muthwillens der Erkenntniss, welcher zur grossen Gesundheit gehört, es bedürfte, kurz und schlimm genug, eben dieser grossen Gesundheit! ... Ist diese gerade heute auch nur möglich? ... Aber irgendwann, in einer stärkeren Zeit, als diese morsche, selbstzweiflerische Gegenwart ist, muss er uns doch kommen, der erlösende Mensch der grossen Liebe und Verachtung, der schöpferische Geist, den seine drängende Kraft aus allem Abseits und Jenseits immer wieder wegtreibt, dessen Einsamkeit vom Volke missverstanden wird, wie als ob sie eine Flucht vor der Wirklichkeit sei—: während sie nur seine Versenkung, Vergrabung, Vertiefung in die Wirklichkeit ist, damit er einst aus ihr, wenn er wieder an's Licht kommt, die Erlösung dieser Wirklichkeit heimbringe: ihre Erlösung von dem Fluche, den das bisherige Ideal auf sie gelegt hat. Dieser Mensch der Zukunft, der uns ebenso vom bisherigen Ideal erlösen wird, als von dem, was aus ihm wachsen musste, vom grossen Ekel, vom Willen zum Nichts, vom Nihilismus, dieser Glockenschlag des Mittags und der grossen Entscheidung, der den Willen wieder frei macht, der der Erde ihr Ziel und dem Menschen seine Hoffnung zurückgiebt, dieser Antichrist und Antinihilist, dieser Besieger Gottes und des Nichts—er muss einst kommen ...

25

— Aber was rede ich da? Genug! Genug! An dieser Stelle geziemt mir nur Eins, zu schweigen: ich vergriffe mich sonst an dem, was einem Jüngeren allein freisteht, einem "Zukünftigeren," einem Stärkeren, als ich bin,—was allein Zarathustra freisteht, Zarathustra dem Gottlosen ...

Dritte Abhandlung
Was bedeuten asketische Ideale?

Unbekümmert, spöttisch, gewaltthätig—so will uns die Weisheit: sie ist ein Weib, sie liebt immer nur einen Kriegsmann. Also sprach Zarathustra

1

Was bedeuten asketische Ideale?— Bei Künstlern Nichts oder zu Vielerlei; bei Philosophen und Gelehrten Etwas wie Witterung und Instinkt für die günstigsten Vorbedingungen hoher Geistigkeit; bei Frauen, besten Falls, eine Liebenswürdigkeit der Verführung mehr, ein wenig morbidezza auf schönem Fleische, die Engelhaftigkeit eines hübschen fetten Thiers; bei physiologisch Verunglückten und Verstimmten (bei der Mehrzahl der Sterblichen) einen Versuch, sich "zu gut" für diese Welt vorzukommen, eine heilige Form der Ausschweifung, ihr Hauptmittel im Kampf mit dem langsamen Schmerz und der Langenweile; bei Priestern den eigentlichen Priesterglauben, ihr bestes Werkzeug der Macht, auch die "allerhöchste" Erlaubniss zur Macht; bei Heiligen endlich einen Vorwand zum Winterschlaf, ihre novissima gloriae cupido, ihre Ruhe im Nichts ("Gott"), ihre Form des Irrsinns. Dass aber überhaupt das asketische Ideal dem Menschen so viel bedeutet hat, darin drückt sich die Grundthatsache des menschlichen Willens aus, sein horror vacui: er braucht ein Ziel—und eher will er noch das Nichts wollen, als nicht wollen.— Versteht man mich? ... Hat man mich verstanden? ... "Schlechterdings nicht! mein Herr!"— Fangen wir also von vorne an.

2

Was bedeuten asketische Ideale?— Oder, dass ich einen einzelnen Fall nehme, in Betreff dessen ich oft genug um Rath gefragt worden bin, was bedeutet es zum Beispiel, wenn ein Künstler wie Richard Wagner in seinen alten Tagen der Keuschheit eine Huldigung darbringt? In einem gewissen Sinne freilich hat er dies immer gethan; aber erst zu allerletzt in einem asketischen Sinne. Was bedeutet diese "Sinnes"-Änderung, dieser radikale Sinnes-Umschlag?—denn ein solcher war es, Wagner sprang damit geradewegs in seinen Gegensatz um. Was bedeutet es, wenn ein Künstler in seinen Gegensatz umspringt? ... Hier kommt uns, gesetzt, dass wir bei dieser Frage ein wenig Halt machen wollen, alsbald die Erinnerung an die beste, stärkste, frohmüthigste, muthigste Zeit, welche es vielleicht im Leben Wagner's gegeben hat: das war damals, als ihn innerlich und tief der Gedanke der Hochzeit Luther's beschäftigte. Wer weiss, an welchen Zufällen es eigentlich gehangen hat, dass wir heute an Stelle dieser Hochzeits-Musik die Meistersinger besitzen? Und wie viel in diesen vielleicht noch von jener fortklingt? Aber keinem Zweifel unterliegt es, dass es sich auch bei dieser "Hochzeit Luther's" um ein Lob der Keuschheit gehandelt haben würde. Allerdings auch um ein Lob der Sinnlichkeit:—und gerade so schiene es mir in Ordnung, gerade so wäre es auch "Wagnerisch" gewesen. Denn zwischen Keuschheit und Sinnlichkeit giebt es keinen nothwendigen Gegensatz; jede gute Ehe, jede eigentliche Herzensliebschaft ist über diesen Gegensatz hinaus. Wagner hätte, wie mir scheint, wohlgethan, diese angenehme Thatsächlichkeit seinen Deutschen mit Hülfe einer holden und tapferen Luther-Komödie wieder einmal zu Gemüthe zu führen, denn es giebt und gab unter den Deutschen immer viele Verleumder der Sinnlichkeit; und Luther's Verdienst ist vielleicht in Nichts grösser als gerade darin, den Muth zu seiner Sinnlichkeit gehabt zu haben (—man hiess sie damals, zart genug, die "evangelische Freiheit" ...) Selbst aber in jenem Falle, wo es wirklich jenen Gegensatz zwischen Keuschheit und Sinnlichkeit giebt, braucht es glücklicher Weise noch lange kein tragischer Gegensatz zu sein. Dies dürfte wenigstens für alle wohlgeratheneren, wohlgemutheren Sterblichen gelten, welche ferne davon sind, ihr labiles Gleichgewicht zwischen "Thier und Engel" ohne Weiteres zu den Gegengründen des Daseins zu rechnen,—die Feinsten und Hellsten, gleich Goethe, gleich Hafis, haben darin sogar einen Lebensreiz mehr gesehn. Solche "Widersprüche" gerade verführen zum Dasein ... Andrerseits versteht es sich nur zu gut, dass wenn einmal die verunglückten Schweine dazu gebracht werden, die Keuschheit anzubeten—und es giebt solche Schweine!—sie in ihr nur ihren Gegensatz, den Gegensatz zum verunglückten Schweine sehn und anbeten werden—oh mit was für einem tragischen Gegrunz und Eifer! man kann es sich denken—jenen peinlichen und überflüssigen Gegensatz, den Richard Wagner unbestreitbar am Ende seines Lebens noch hat in Musik setzen und auf die Bühne stellen wollen. Wozu doch? wie man billig fragen darf. Denn was giengen ihn, was gehen uns die Schweine an? —

3

Dabei ist freilich jene andre Frage nicht zu umgehn, was ihn eigentlich jene männliche (ach, so unmännliche) "Einfalt vom Lande" angieng, jener arme Teufel und Naturbursch Parsifal, der von ihm mit so verfänglichen Mitteln schliesslich katholisch gemacht wird—wie? war dieser Parsifal überhaupt ernst gemeint? Man könnte nämlich versucht sein, das Umgekehrte zu muthmaassen, selbst zu wünschen,—dass der Wagner'sche Parsifal heiter gemeint sei, gleichsam als Schlussstück und Satyrdrama, mit dem der Tragiker Wagner auf eine gerade ihm gebührende und würdige Weise von uns, auch von sich, vor Allem von der Tragödie habe Abschied nehmen wollen, nämlich mit einem Excess höchster und muthwilligster Parodie auf das Tragische selbst, auf den ganzen schauerlichen Erden-Ernst und Erden-Jammer von Ehedem, auf die endlich überwundene gröbste Form in der Widernatur des asketischen Ideals. So wäre es, wie gesagt, eines grossen Tragikers gerade würdig gewesen: als welcher, wie jeder Künstler, erst dann auf den letzten Gipfel seiner Grösse kommt, wenn er sich und seine Kunst unter sich zu sehen weiss,—wenn er über sich zu lachen weiss. Ist der "Parsifal" Wagner's sein heimliches Überlegenheits-Lachen über sich selbst, der Triumph seiner errungenen letzten höchsten Künstler-Freiheit, Künstler-Jenseitigkeit? Man möchte es, wie gesagt, wünschen: denn was würde der ernstgemeinte Parsifal sein? Hat man wirklich nöthig, in ihm (wie man sich gegen mich ausgedrückt hat) "die Ausgeburt eines tollgewordenen Hasses auf Erkenntniss, Geist und Sinnlichkeit" zu sehn? Einen Fluch auf Sinne und Geist in Einem Hass und Athem? Eine Apostasie und Umkehr zu christlich-krankhaften und obskurantistischen Idealen? Und zuletzt gar ein Sich-selbst-Verneinen, Sich-selbst-Durchstreichen von Seiten eines Künstlers, der bis dahin mit aller Macht seines Willens auf das Umgekehrte, nämlich auf höchste Vergeistigung und Versinnlichung seiner Kunst aus gewesen war? Und nicht nur seiner Kunst: auch seines Lebens. Man erinnere sich, wie begeistert seiner Zeit Wagner in den Fusstapfen des Philosophen Feuerbach gegangen ist: Feuerbach's Wort von der "gesunden Sinnlichkeit"—das klang in den dreissiger und vierziger Jahren Wagner'n gleich vielen Deutschen (—sie nannten sich die "jungen Deutschen") wie das Wort der Erlösung. Hat er schliesslich darüber umgelernt? Da es zum Mindesten scheint, dass er zuletzt den Willen hatte, darüber umzulehren ... Und nicht nur mit den Parsifal-Posaunen von der Bühne herab:—in der trüben, ebenso unfreien als rathlosen Schriftstellerei seiner letzten Jahre giebt es hundert Stellen, in denen sich ein heimlicher Wunsch und Wille, ein verzagter, unsicherer, uneingeständlicher Wille verräth, ganz eigentlich Umkehr, Bekehrung, Verneinung, Christenthum, Mittelalter zu predigen und seinen Jüngern zu sagen "es ist Nichts! Sucht das Heil wo anders!" Sogar das "Blut des Erlösers" wird einmal angerufen ...

4

Dass ich in einem solchen Falle, der vieles Peinliche hat, meine Meinung sage—und es ist ein typischer Fall—: man thut gewiss am besten, einen Künstler in so weit von seinem Werke zu trennen, dass man ihn selbst nicht gleich ernst nimmt wie sein Werk. Er ist zuletzt nur die Vorausbedingung seines Werks, der Mutterschoos, der Boden, unter Umständen der Dünger und Mist, auf dem, aus dem es wächst,—und somit, in den meisten Fällen, Etwas, das man vergessen muss, wenn man sich des Werks selbst erfreuen will. Die Einsicht in die Herkunft eines Werks geht die Physiologen und Vivisektoren des Geistes an: nie und nimmermehr die ästhetischen Menschen, die Artisten! Dem Dichter und Ausgestalter des Parsifal blieb ein tiefes, gründliches, selbst schreckliches Hineinleben und Hinabsteigen in mittelalterliche Seelen-Contraste, ein feindseliges Abseits von aller Höhe, Strenge und Zucht des Geistes, eine Art intellektueller Perversität (wenn man mir das Wort nachsehen will) ebensowenig erspart als einem schwangeren Weibe die Widerlichkeiten und Wunderlichkeiten der Schwangerschaft: als welche man, wie gesagt, vergessen muss, um sich des Kindes zu erfreuen. Man soll sich vor der Verwechselung hüten, in welche ein Künstler nur zu leicht selbst geräth, aus psychologischer contiguity, mit den Engländern zu reden: wie als ob er selber das wäre, was er darstellen, ausdenken, ausdrücken kann. Thatsächlich steht es so, dass, wenn er eben das wäre, er es schlechterdings nicht darstellen, ausdenken, ausdrücken würde; ein Homer hätte keinen Achill, ein Goethe keinen Faust gedichtet, wenn Homer ein Achill und wenn Goethe ein Faust gewesen wäre. Ein vollkommner und ganzer Künstler ist in alle Ewigkeit von dem "Realen," dem Wirklichen abgetrennt; andrerseits versteht man es, wie er an dieser ewigen "Unrealität" und Falschheit seines innersten Daseins mitunter bis zur Verzweiflung müde werden kann,—und dass er dann wohl den Versuch macht, einmal in das gerade ihm Verbotenste, in's Wirkliche überzugreifen, wirklich zu sein. Mit welchem Erfolge? Man wird es errathen ... Es ist das die typische Velleität des Künstlers: dieselbe Velleität, welcher auch der altgewordne Wagner verfiel und die er so theuer, so verhängnissvoll hat büssen müssen (—er verlor durch sie den werthvollen Theil seiner Freunde). Zuletzt aber, noch ganz abgesehn von dieser Velleität, wer möchte nicht überhaupt wünschen, um Wagner's selber willen, dass er anders von uns und seiner Kunst Abschied genommen hätte, nicht mit einem Parsifal, sondern siegreicher, selbstgewisser, Wagnerischer,—weniger irreführend, weniger zweideutig in Bezug auf sein ganzes Wollen, weniger Schopenhauerisch, weniger nihilistisch? ...

5

— Was bedeuten also asketische Ideale? Im Falle eines Künstlers, wir begreifen es nachgerade: gar Nichts! ... Oder so Vielerlei, dass es so gut ist wie gar Nichts! ... Eliminiren wir zunächst die Künstler: dieselben stehen lange nicht unabhängig genug in der Welt und gegen die Welt, als dass ihre Werthschätzungen und deren Wandel an sich Theilnahme verdiente! Sie waren zu allen Zeiten Kammerdiener einer Moral oder Philosophie oder Religion; ganz abgesehn noch davon, dass sie leider oft genug die allzugeschmeidigen Höflinge ihrer Anhänger- und Gönnerschaft und spürnasige Schmeichler vor alten oder eben neu heraufkommenden Gewalten gewesen sind. Zum Mindesten brauchen sie immer eine Schutzwehr, einen Rückhalt, eine bereits begründete Autorität: die Künstler stehen nie für sich, das Alleinstehn geht wider ihre tiefsten Instinkte. So nahm zum Beispiel Richard Wagner den Philosophen Schopenhauer, als "die Zeit gekommen war," zu seinem Vordermann, zu seiner Schutzwehr:—wer möchte es auch nur für denkbar halten, dass er den Muth zu einem asketischen Ideal gehabt hätte, ohne den Rückhalt, den ihm die Philosophie Schopenhauer's bot, ohne die in den siebziger Jahren in Europa zum Übergewicht gelangende Autorität Schopenhauer's? (dabei noch nicht in Anschlag gebracht, ob im neuen Deutschland ein Künstler ohne die Milch frommer, reichsfrommer Denkungsart überhaupt möglich gewesen wäre).— Und damit sind wir bei der ernsthafteren Frage angelangt: was bedeutet es, wenn ein wirklicher Philosoph dem asketischen Ideale huldigt, ein wirklich auf sich gestellter Geist wie Schopenhauer, ein Mann und Ritter mit erzenem Blick, der den Muth zu sich selber hat, der allein zu stehn weiss und nicht erst auf Vordermänner und höhere Winke wartet?— Erwägen wir hier sofort die merkwürdige und für manche Art Mensch selbst fascinirende Stellung Schopenhauer's zur Kunst: denn sie ist es ersichtlich gewesen, um derentwillen zunächst Richard Wagner zu Schopenhauer übertrat (überredet dazu durch einen Dichter, wie man weiss, durch Herwegh), und dies bis zu dem Maasse, dass sich damit ein vollkommner theoretischer Widerspruch zwischen seinem früheren und seinem späteren ästhetischen Glauben aufriss,—ersterer zum Beispiel in "Oper und Drama" ausgedrückt, letzterer in den Schriften, die er von 1870 an herausgab. In Sonderheit änderte Wagner, was vielleicht am meisten befremdet, von da an rücksichtslos sein Urtheil über Werth und Stellung der Musik selbst: was lag ihm daran, dass er bisher aus ihr ein Mittel, ein Medium, ein "Weib" gemacht hatte, das schlechterdings eines Zweckes, eines Manns bedürfe um zu gedeihn—nämlich des Drama's! Er begriff mit Einem Male, dass mit der Schopenhauer'schen Theorie und Neuerung mehr zu machen sei in majorem musicae gloriam,—nämlich mit der Souverainetät der Musik, so wie sie Schopenhauer begriff: die Musik abseits gestellt gegen alle übrigen Künste, die unabhängige Kunst an sich, nicht, wie diese, Abbilder der Phänomenalität bietend, vielmehr die Sprache des Willens selbst redend, unmittelbar aus dem "Abgrunde" heraus, als dessen eigenste, ursprünglichste, unabgeleitetste Offenbarung. Mit dieser ausserordentlichen Werthsteigerung der Musik, wie sie aus der Schopenhauer'schen Philosophie zu erwachsen schien, stieg mit Einem Male auch der Musiker selbst unerhört im Preise: er wurde nunmehr ein Orakel, ein Priester, ja mehr als ein Priester, eine Art Mundstück des "An-sich" der Dinge, ein Telephon des Jenseits,—er redete fürderhin nicht nur Musik, dieser Bauchredner Gottes,—er redete Metaphysik: was Wunder, dass er endlich eines Tags asketische Ideale redete? ...

6

Schopenhauer hat sich die Kantische Fassung des ästhetischen Problems zu Nutze gemacht,—obwohl er es ganz gewiss nicht mit Kantischen Augen angeschaut hat. Kant gedachte der Kunst eine Ehre zu erweisen, als er unter den Prädikaten des Schönen diejenigen bevorzugte und in den Vordergrund stellte, welche die Ehre der Erkenntniss ausmachen: Unpersönlichkeit und Allgemeingültigkeit. Ob dies nicht in der Hauptsache ein Fehlgriff war, ist hier nicht am Orte zu verhandeln; was ich allein unterstreichen will, ist, dass Kant, gleich allen Philosophen, statt von den Erfahrungen des Künstlers (des Schaffenden) aus das ästhetische Problem zu visiren, allein vom "Zuschauer" aus über die Kunst und das Schöne nachgedacht und dabei unvermerkt den "Zuschauer" selber in den Begriff "schön" hinein bekommen hat. Wäre aber wenigstens nur dieser "Zuschauer" den Philosophen des Schönen ausreichend bekannt gewesen!—nämlich als eine grosse persönliche Thatsache und Erfahrung, als eine Fülle eigenster starker Erlebnisse, Begierden, Überraschungen, Entzückungen auf dem Gebiete des Schönen! Aber das Gegentheil war, wie ich fürchte, immer der Fall: und so bekommen wir denn von ihnen gleich von Anfang an Definitionen, in denen, wie in jener berühmten Definition, die Kant vom Schönen giebt, der Mangel an feinerer Selbst-Erfahrung in Gestalt eines dicken Wurms von Grundirrthum sitzt. "Schön ist," hat Kant gesagt, "was ohne Interesse gefällt." Ohne Interesse! Man vergleiche mit dieser Definition jene andre, die ein wirklicher "Zuschauer" und Artist gemacht hat—Stendhal, der das Schöne einmal une promesse de bonheur nennt. Hier ist jedenfalls gerade Das abgelehnt und ausgestrichen, was Kant allein am ästhetischen Zustande hervorhebt: le désintéressement. Wer hat Recht, Kant oder Stendhal?— Wenn freilich unsre Aesthetiker nicht müde werden, zu Gunsten Kants' in die Wagschale zu werfen, dass man unter dem Zauber der Schönheit sogar gewandlose weibliche Statuen "ohne Interesse" anschauen könne, so darf man wohl ein wenig auf ihre Unkosten lachen:—die Erfahrungen der Künstler sind in Bezug auf diesen heiklen Punkt "interessanter," und Pygmalion war jedenfalls nicht nothwendig ein "unästhetischer Mensch." Denken wir um so besser von der Unschuld unsrer Aesthetiker, welche sich in solchen Argumenten spiegelt, rechnen wir es zum Beispiel Kant zu Ehren an, was er über das Eigenthümliche des Tastsinns mit landpfarrermässiger Naivität zu lehren weiss!— Und hier kommen wir auf Schopenhauer zurück, der in ganz andrem Maasse als Kant den Künsten nahestand und doch nicht aus dem Bann der Kantischen Definition herausgekommen ist: wie kam das? Der Umstand ist wunderlich genug: das Wort "ohne Interesse" interpretirte er sich in der allerpersönlichsten Weise, aus einer Erfahrung heraus, die bei ihm zu den regelmässigsten gehört haben muss. Über wenig Dinge redet Schopenhauer so sicher wie über die Wirkung der ästhetischen Contemplation: er sagt ihr nach, dass sie gerade der geschlechtlichen "Interessirtheit" entgegenwirke, ähnlich also wie Lupulin und Kampher, er ist nie müde geworden, dieses Loskommen vom "Willen" als den grossen Vorzug und Nutzen des ästhetischen Zustandes zu verherrlichen. Ja man möchte versucht sein zu fragen, ob nicht seine Grundconception von "Willen und Vorstellung," der Gedanke, dass es eine Erlösung vom "Willen" einzig durch die "Vorstellung" geben könne, aus einer Verallgemeinerung jener Sexual-Erfahrung ihren Ursprung genommen habe. (Bei allen Fragen in Betreff der Schopenhauer'schen Philosophie ist, anbei bemerkt, niemals ausser Acht zu lassen, dass sie die Conception eines sechsundzwanzigjährigen Jünglings ist; so dass sie nicht nur an dem Spezifischen Schopenhauer's, sondern auch an dem Spezifischen jener Jahreszeit des Lebens Antheil hat.) Hören wir zum Beispiel eine der ausdrücklichsten Stellen unter den zahllosen, die er zu Ehren des ästhetischen Zustandes geschrieben hat (Welt als Wille und Vorstellung, I 231), hören wir den Ton heraus, das Leiden, das Glück, die Dankbarkeit, mit der solche Worte gesprochen worden sind. "Das ist der schmerzenslose Zustand, den Epikuros als das höchste Gut und als den Zustand der Götter pries; wir sind, für jenen Augenblick, des schnöden Willensdranges entledigt, wir feiern den Sabbat der Zuchthausarbeit des Wollens, das Rad des Ixion steht still!" ... Welche Vehemenz der Worte! Welche Bilder der Qual und des langen Überdrusses! Welche fast pathologische Zeit-Gegenüberstellung "jenes Augenblicks" und des sonstigen "Rads des Ixion," der "Zuchthausarbeit des Wollens," des "Schnöden Willensdrangs"!— Aber gesetzt, dass Schopenhauer hundert Mal für seine Person Recht hätte, was wäre damit für die Einsicht in's Wesen des Schönen gethan? Schopenhauer hat Eine Wirkung des Schönen beschrieben, die willen-calmirende,—ist sie auch nur eine regelmässige? Stendhal, wie gesagt, eine nicht weniger sinnliche, aber glücklicher gerathene Natur als Schopenhauer, hebt eine andre Wirkung des Schönen hervor: "das Schöne verspricht Glück," ihm scheint gerade die Erregung des Willens ("des Interesses") durch das Schöne der Thatbestand. Und könnte man nicht zuletzt Schopenhauer selber einwenden, dass er sehr mit Unrecht sich hierin Kantianer dünke, dass er ganz und gar nicht die Kantische Definition des Schönen Kantisch verstanden habe,—dass auch ihm das Schöne aus einem "Interesse" gefalle, sogar aus dem allerstärksten, allerpersönlichsten Interesse: dem des Torturirten, der von seiner Tortur loskommt? ... Und, um auf unsre erste Frage zurückzukommen "was bedeutet es, wenn ein Philosoph dem asketischen ideale huldigt?", so bekommen wir hier wenigstens einen ersten Wink: er will von einer Tortur loskommen. —

7

Hüten wir uns, bei dem Wort "Tortur" gleich düstere Gesichter zu machen: es bleibt gerade in diesem Falle genug dagegen zu rechnen, genug abzuziehn,—es bleibt selbst etwas zu lachen. Unterschätzen wir es namentlich nicht, dass Schopenhauer, der die Geschlechtlichkeit in der That als persönlichen Feind behandelt hat (einbegriffen deren Werkzeug, das Weib, dieses "instrumentum diaboli"), Feinde nöthig hatte, um guter Dinge zu bleiben; dass er die grimmigen galligen schwarzgrünen Worte liebte; dass er zürnte, um zu zürnen, aus Passion; dass er krank geworden wäre, Pessimist geworden wäre (—denn er war es nicht, so sehr er es auch wünschte) ohne seine Feinde, ohne Hegel, das Weib, die Sinnlichkeit und den ganzen Willen zum Dasein, Dableiben. Schopenhauer wäre sonst nicht dageblieben, darauf darf man wetten, er wäre davongelaufen: seine Feinde aber hielten ihn fest, seine Feinde verführten ihn immer wieder zum Dasein, sein Zorn war, ganz wie bei den antiken Cynikern, sein Labsal, seine Erholung, sein Entgelt, sein remedium gegen den Ekel, sein Glück. So viel in Hinsicht auf das Persönlichste am Fall Schopenhauer's; andrerseits ist an ihm noch etwas Typisches,—und hier erst kommen wir wieder auf unser Problem. Es besteht unbestreitbar, so lange es Philosophen auf Erden giebt und überall, wo es Philosophen gegeben hat (von Indien bis England, um die entgegengesetzten Pole der Begabung für Philosophie zu nehmen), eine eigentliche Philosophen-Gereiztheit und -Rancune gegen die Sinnlichkeit—Schopenhauer ist nur deren beredtester und, wenn man das Ohr dafür hat, auch hinreissendster und entzückendster Ausbruch—; es besteht insgleichen eine eigentliche Philosophen-Voreingenommenheit und -Herzlichkeit in Bezug auf das ganze asketische Ideal, darüber und dagegen soll man sich nichts vormachen. Beides gehört, wie gesagt, zum Typus; fehlt Beides an einem Philosophen, so ist er—dessen sei man sicher—immer nur ein "sogenannter." Was bedeutet das? Denn man muss diesen Thatbestand erst interpretiren: an sich steht er da dumm in alle Ewigkeit, wie jedes "Ding an sich." Jedes Thier, somit auch la bête philosophe, strebt instinktiv nach einem Optimum von günstigen Bedingungen, unter denen es seine Kraft ganz herauslassen kann und sein Maximum im Machtgefühl erreicht; jedes Thier perhorreszirt ebenso instinktiv und mit einer Feinheit der Witterung, die "höher ist als alle Vernunft," alle Art Störenfriede und Hindernisse, die sich ihm über diesen Weg zum Optimum legen oder legen könnten (—es ist nicht sein Weg zum "Glück," von dem ich rede, sondern sein Weg zur Macht, zur That, zum mächtigsten Thun, und in den meisten Fällen thatsächlich sein Weg zum Unglück). Dergestalt perhorreszirt der Philosoph die Ehe sammt dem, was zu ihr überreden möchte,—die Ehe als Hinderniss und Verhängniss auf seinem Wege zum Optimum. Welcher grosse Philosoph war bisher verheirathet? Heraklit, Plato, Descartes, Spinoza, Leibniz, Kant, Schopenhauer—sie waren es nicht; mehr noch, man kann sie sich nicht einmal denken als verheirathet. Ein verheiratheter Philosoph gehört in die Komödie, das ist mein Satz: und jene Ausnahme Sokrates, der boshafte Sokrates hat sich, scheint es, ironice verheirathet, eigens um gerade diesen Satz zu demonstriren. Jeder Philosoph würde sprechen, wie einst Buddha sprach, als ihm die Geburt eines Sohnes gemeldet wurde: "Râhula ist mir geboren, eine Fessel ist mir geschmiedet" (Râhula bedeutet hier "ein kleiner Dämon"); jedem "freien Geiste" müsste eine nachdenkliche Stunde kommen, gesetzt, dass er vorher eine gedankenlose gehabt hat, wie sie einst demselben Buddha kam—"eng bedrängt," dachte er bei sich, "ist das Leben im Hause, eine Stätte der Unreinheit; Freiheit ist im Verlassen des Hauses": "dieweil er also dachte, verliess er das Haus." Es sind im asketischen Ideale so viele Brücken zur Unabhängigkeit angezeigt, dass ein Philosoph nicht ohne ein innerliches Frohlocken und Händeklatschen die Geschichte aller jener Entschlossnen zu hören vermag, welche eines Tages Nein sagten zu aller Unfreiheit und in irgend eine Wüste giengen: gesetzt selbst, dass es bloss starke Esel waren und ganz und gar das Gegenstück eines starken Geistes. Was bedeutet demnach das asketische Ideal bei einem Philosophen? Meine Antwort ist—man wird es längst errathen haben: der Philosoph lächelt bei seinem Anblick einem Optimum der Bedingungen höchster und kühnster Geistigkeit zu,—er verneint nicht damit "das Dasein," er bejaht darin vielmehr sein Dasein und nur sein Dasein, und dies vielleicht bis zu dem Grade, dass ihm der frevelhafte Wunsch nicht fern bleibt: pereat mundus, fiat philosophia, fiat philosophus, fiam! ...

8

Man sieht, das sind keine unbestochnen Zeugen und Richter über den Werth des asketischen Ideals, diese Philosophen! Sie denken an sich—was geht sie "der Heilige" an! Sie denken an Das dabei, was ihnen gerade das Unentbehrlichste ist: Freiheit von Zwang, Störung, Lärm, von Geschäften, Pflichten, Sorgen; Helligkeit im Kopf; Tanz, Sprung und Flug der Gedanken; eine gute Luft, dünn, klar, frei, trocken, wie die Luft auf Höhen ist, bei der alles animalische Sein geistiger wird und Flügel bekommt; Ruhe in allen Souterrains; alle Hunde hübsch an die Kette gelegt; kein Gebell von Feindschaft und zotteliger Rancune; keine Nagewürmer verletzten Ehrgeizes; bescheidene und unterthänige Eingeweide, fleissig wie Mühlwerke, aber fern; das Herz fremd, jenseits, zukünftig, posthum,—sie denken, Alles in Allem, bei dem asketischen Ideal an den heitern Ascetismus eines vergöttlichten und flügge gewordnen Thiers, das über dem Leben mehr schweift als ruht. Man weiss, was die drei grossen Prunkworte des asketischen Ideals sind: Armuth, Demuth, Keuschheit: und nun sehe man sich einmal das Leben aller grossen fruchtbaren erfinderischen Geister aus der Nähe an,—man wird darin alle drei bis zu einem gewissen Grade immer wiederfinden. Durchaus nicht, wie sich von selbst versteht, als ob es etwa deren "Tugenden" wären—was hat diese Art Mensch mit Tugenden zu schaffen!—sondern als die eigentlichsten und natürlichsten Bedingungen ihres besten Daseins, ihrer schönsten Fruchtbarkeit. Dabei ist es ganz wohl möglich, dass ihre dominirende Geistigkeit vorerst einem unbändigen und reizbaren Stolze oder einer muthwilligen Sinnlichkeit Zügel anzulegen hatte oder dass sie ihren Willen zur "Wüste" vielleicht gegen einen Hang zum Luxus und zum Ausgesuchtesten, insgleichen gegen eine verschwenderische Liberalität mit Herz und Hand schwer genug aufrecht erhielt. Aber sie that es, eben als der dominirende Instinkt, der seine Forderungen bei allen andren Instinkten durchsetzte—sie thut es noch; thäte sie's nicht, so dominirte sie eben nicht. Daran ist also nichts von "Tugend." Die Wüste übrigens, von welcher ich eben sprach, in die sich die starken, unabhängig gearteten Geister zurückziehn und vereinsamen—oh wie anders sieht sie aus, als die Gebildeten sich eine Wüste träumen!—unter Umständen sind sie es nämlich selbst, diese Gebildeten. Und gewiss ist es, dass alle Schauspieler des Geistes es schlechterdings nicht in ihr aushielten,—für sie ist sie lange nicht romantisch und syrisch genug, lange nicht Theater-Wüste genug! Es fehlt allerdings auch in ihr nicht an Kameelen: darauf aber beschränkt sich die ganze Ähnlichkeit. Eine willkürliche Obskurität vielleicht; ein Aus-dem-Wege-Gehn vor sich selber; eine Scheu vor Lärm, Verehrung, Zeitung, Einfluss; ein kleines Amt, ein Alltag, Etwas, das mehr verbirgt als an's Licht stellt; ein Umgang gelegentlich mit harmlosem heitrem Gethier und Geflügel, dessen Anblick erholt; ein Gebirge zur Gesellschaft, aber kein todtes, eins mit Augen (das heisst mit Seen); unter Umständen selbst ein Zimmer in einem vollen Allerwelts-Gasthof, wo man sicher ist, verwechselt zu werden, und ungestraft mit Jedermann reden kann,—das ist hier "Wüste": oh sie ist einsam genug, glaubt es mir! Wenn Heraklit sich in die Freihöfe und Säulengänge des ungeheuren Artemis-Tempels zurückzog, so war diese "Wüste" würdiger, ich gebe es zu: weshalb fehlen uns solche Tempel? (—sie fehlen uns vielleicht nicht: eben gedenke ich meines schönsten Studirzimmers, der Piazza di San Marco, Frühling vorausgesetzt, insgleichen Vormittag, die Zeit zwischen 10 und 12). Das aber, dem Heraklit auswich, ist das Gleiche noch, dem wir jetzt aus dem Wege gehn: der Lärm und das Demokraten-Geschwätz der Ephesier, ihre Politik, ihre Neuigkeiten vom "Reich" (Persien, man versteht mich), ihr Markt-Kram von "Heute,"—denn wir Philosophen brauchen zu allererst vor Einem Ruhe: vor allem "Heute." Wir verehren das Stille, das Kalte, das Vornehme, das Ferne, das Vergangne, Jegliches überhaupt, bei dessen Aspekt die Seele sich nicht zu vertheidigen und zuzuschnüren hat,—Etwas, mit dem man reden kann, ohne laut zu reden. Man höre doch nur auf den Klang, den ein Geist hat, wenn er redet: jeder Geist hat seinen Klang, liebt seinen Klang. Das dort zum Beispiel muss wohl ein Agitator sein, will sagen ein Hohlkopf, Hohltopf: was auch nur in ihn hineingeht, jeglich Ding kommt dumpf und dick aus ihm zurück, beschwert mit dem Echo der grossen Leere. Jener dort spricht selten anders als heiser: hat er sich vielleicht heiser gedacht? Das wäre möglich—man frage die Physiologen—, aber wer in Worten denkt, denkt als Redner und nicht als Denker (es verräth, dass er im Grunde nicht Sachen, nicht sachlich denkt, sondern nur in Hinsicht auf Sachen, dass er eigentlich sich und seine Zuhörer denkt). Dieser Dritte da redet aufdringlich, er tritt zu nahe uns an den Leib, sein Athem haucht uns an,—unwillkürlich schliessen wir den Mund, obwohl es ein Buch ist, durch das er zu uns spricht: der Klang seines Stils sagt den Grund davon,—dass er keine Zeit hat, dass er schlecht an sich selber glaubt, dass er heute oder niemals mehr zu Worte kommt. Ein Geist aber, der seiner selbst gewiss ist, redet leise; er sucht die Verborgenheit, er lässt auf sich warten. Man erkennt einen Philosophen daran, dass er drei glänzenden und lauten Dingen aus dem Wege geht, dem Ruhme, den Fürsten und den Frauen: womit nicht gesagt ist, dass sie nicht zu ihm kämen. Er scheut allzuhelles Licht: deshalb scheut er seine Zeit und deren "Tag." Darin ist er wie ein Schatten: je mehr ihm die Sonne sinkt, um so grösser wird er. Was seine "Demuth" angeht, so verträgt er, wie er das Dunkel verträgt, auch eine gewisse Abhängigkeit und Verdunkelung: mehr noch, er fürchtet sich vor der Störung durch Blitze, er schreckt vor der Ungeschütztheit eines allzu isolirten und preisgegebenen Baums zurück, an dem jedes schlechte Wetter seine Laune, jede Laune ihr schlechtes Wetter auslässt. Sein "mütterlicher" Instinkt, die geheime Liebe zu dem, was in ihm wächst, weist ihn auf Lagen hin, wo man es ihm abnimmt, an sich zu denken; in gleichem Sinne, wie der Instinkt der Mutter im Weibe die abhängige Lage des Weibes überhaupt bisher festgehalten hat. Sie verlangen zuletzt wenig genug, diese Philosophen, ihr Wahlspruch ist "wer besitzt, wird besessen"—: nicht, wie ich wieder und wieder sagen muss, aus einer Tugend, aus einem verdienstlichen Willen zur Genügsamkeit und Einfalt, sondern weil es ihr oberster Herr so von ihnen verlangt, klug und unerbittlich verlangt: als welcher nur für Eins Sinn hat und Alles, Zeit, Kraft, Liebe, Interesse nur dafür sammelt, nur dafür aufspart. Diese Art Mensch liebt es nicht, durch Feindschaften gestört zu werden, auch durch Freundschaften nicht: sie vergisst oder verachtet leicht. Es dünkt ihr ein schlechter Geschmack, den Märtyrer zu machen; "für die Wahrheit zu leiden"— das überlässt sie den Ehrgeizigen und Bühnenhelden des Geistes und wer sonst Zeit genug dazu hat (—sie selbst, die Philosophen, haben Etwas für die Wahrheit zu thun). Sie machen einen sparsamen Verbrauch von grossen Worten; man sagt, dass ihnen selbst das Wort "Wahrheit" widerstehe: es klinge grossthuerisch ... Was endlich die "Keuschheit" der Philosophen anbelangt, so hat diese Art Geist ihre Fruchtbarkeit ersichtlich wo anders als in Kindern; vielleicht wo anders auch das Fortleben ihres Namens, ihre kleine Unsterblichkeit (noch unbescheidener drückte man sich im alten Indien unter Philosophen aus "wozu Nachkommenschaft Dem, dessen Seele die Welt ist?"). Darin ist Nichts von Keuschheit aus irgend einem asketischen Skrupel und Sinnenhass, so wenig es Keuschheit ist, wenn ein Athlet oder Jockey sich der Weiber enthält: so will es vielmehr, zum Mindesten für die Zeiten der grossen Schwangerschaft, ihr dominirender Instinkt. Jeder Artist weiss, wie schädlich in Zuständen grosser geistiger Spannung und Vorbereitung der Beischlaf wirkt; für die mächtigsten und instinktsichersten unter ihnen gehört dazu nicht erst die Erfahrung, die schlimme Erfahrung,—sondern eben ihr "mütterlicher" Instinkt ist es, der hier zum Vortheil des werdenden Werkes rücksichtslos über alle sonstigen Vorräthe und Zuschüsse von Kraft, von vigor des animalen Lebens verfügt: die grössere Kraft verbraucht dann die kleinere.— Man lege sich übrigens den oben besprochenen Fall Schopenhauer's nach dieser Interpretation zurecht: der Anblick des Schönen wirkte offenbar bei ihm als auslösender Reiz auf die Hauptkraft seiner Natur (die Kraft der Besinnung und des vertieften Blicks); so dass diese dann explodirte und mit einem Male Herr des Bewusstseins wurde. Damit soll durchaus die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sein, dass jene eigenthümliche Süssigkeit und Fülle, die dem ästhetischen Zustande eigen ist, gerade von der Ingredienz "Sinnlichkeit" ihre Herkunft nehmen könnte, (wie aus derselben Quelle jener "Idealismus" stammt, der mannbaren Mädchen eignet)—dass somit die Sinnlichkeit beim Eintritt des ästhetischen Zustandes nicht aufgehoben ist, wie Schopenhauer glaubt, sondern sich nur transfigurirt und nicht als Geschlechtsreiz mehr in's Bewusstsein tritt. (Auf diesen Gesichtspunkt werde ich ein andres Mal zurückkommen, im Zusammenhang mit noch delikateren Problemen der bisher so unberührten, so unaufgeschlossenen Physiologie der Ästhetik.)

9

Ein gewisser Ascetismus, wir sahen es, eine harte und heitre Entsagsamkeit besten Willens gehört zu den günstigen Bedingungen höchster Geistigkeit, insgleichen auch zu deren natürlichsten Folgen: so wird es von vornherein nicht Wunder nehmen, wenn das asketische Ideal gerade von den Philosophen nie ohne einige Voreingenommenheit behandelt worden ist. Bei einer ernsthaften historischen Nachrechnung erweist sich sogar das Band zwischen asketischem Ideal und Philosophie als noch viel enger und strenger. Man könnte sagen, dass erst am Gängelbande dieses Ideals die Philosophie überhaupt gelernt habe, ihre ersten Schritte und Schrittchen auf Erden zu machen—ach, noch so ungeschickt, ach, mit noch so verdrossnen Mienen, ach, so bereit, umzufallen und auf dem Bauch zu liegen, dieser kleine schüchterne Tapps und Zärtling mit krummen Beinen! Es ist der Philosophie anfangs ergangen wie allen guten Dingen,—sie hatten lange keinen Muth zu sich selber, sie sahen sich immer um, ob ihnen Niemand zu Hülfe kommen wolle, mehr noch, sie fürchteten sich vor Allen, die ihnen zusahn. Man rechne sich die einzelnen Triebe und Tugenden des Philosophen der Reihe nach vor—seinen anzweifelnden Trieb, seinen verneinenden Trieb, seinen abwartenden ("ephektischen") Trieb, seinen analytischen Trieb, seinen forschenden, suchenden, wagenden Trieb, seinen vergleichenden, ausgleichenden Trieb, seinen Willen zu Neutralität und Objektivität, seinen Willen zu jedem "sine ira et studio"—: hat man wohl schon begriffen, dass sie allesammt die längste Zeit den ersten Forderungen der Moral und des Gewissens entgegen giengen? (gar nicht zu reden von der Vernunft überhaupt, welche noch Luther Fraw Klüglin die kluge Hur zu nennen liebte). Dass ein Philosoph, falls er sich zum Bewusstsein gekommen wäre, sich geradezu als das leibhafte "nitimur in vetitum" hätte fühlen müssen—und sich folglich hütete, "sich zu fühlen," sich zum Bewusstsein zu kommen? ... Es steht, wie gesagt, nicht anders mit allen guten Dingen, auf die wir heute stolz sind; selbst noch mit dem Maasse der alten Griechen gemessen, nimmt sich unser ganzes modernes Sein, soweit es nicht Schwäche, sondern Macht und Machtbewusstsein ist, wie lauter Hybris und Gottlosigkeit aus: denn gerade die umgekehrten Dinge, als die sind, welche wir heute verehren, haben die längste Zeit das Gewissen auf ihrer Seite und Gott zu ihrem Wächter gehabt. Hybris ist heute unsre ganze Stellung zur Natur, unsre Natur-Vergewaltigung mit Hülfe der Maschinen und der so unbedenklichen Techniker- und Ingenieur-Erfindsamkeit; Hybris ist unsre Stellung zu Gott, will sagen zu irgend einer angeblichen Zweck- und Sittlichkeits-Spinne hinter dem grossen Fangnetz-Gewebe der Ursächlichkeit—wir dürften wie Karl der Kühne im Kampfe mit Ludwig dem Elften sagen "je combats l'universelle araignée"—; Hybris ist unsre Stellung zu uns,—denn wir experimentiren mit uns, wie wir es uns mit keinem Thiere erlauben würden, und schlitzen uns vergnügt und neugierig die Seele bei lebendigem Leibe auf: was liegt uns noch am "Heil" der Seele! Hinterdrein heilen wir uns selber: Kranksein ist lehrreich, wir zweifeln nicht daran, lehrreicher noch als Gesundsein,—die Krankmacher scheinen uns heute nöthiger selbst als irgend welche Medizinmänner und "Heilande." Wir vergewaltigen uns jetzt selbst, es ist kein Zweifel, wir Nussknacker der Seele, wir Fragenden und Fragwürdigen, wie als ob Leben nichts Anderes sei, als Nüsseknacken; ebendamit müssen wir nothwendig täglich immer noch fragwürdiger, würdiger zu fragen werden, ebendamit vielleicht auch würdiger—zu leben? ... Alle guten Dinge waren ehemals schlimme Dinge; aus jeder Erbsünde ist eine Erbtugend geworden. Die Ehe zum Beispiel schien lange eine Versündigung am Rechte der Gemeinde; man hat einst Busse dafür gezahlt, so unbescheiden zu sein und sich ein Weib für sich anzumaassen (dahin gehört zum Beispiel das jus primae noctis, heute noch in Cambodja das Vorrecht der Priester, dieser Bewahrer "alter guter Sitten"). Die sanften, wohlwollenden, nachgiebigen, mitleidigen Gefühle—nachgerade so hoch im Werthe, dass sie fast "die Werthe an sich" sind—hatten die längste Zeit gerade die Selbstverachtung gegen sich: man schämte sich der Milde, wie man sich heute der Härte schämt (vergl. "Jenseits von Gut und Böse" S. 232 [§260]). Die Unterwerfung unter das Recht: —oh mit was für Gewissens-Widerstande haben die vornehmen Geschlechter überall auf Erden ihrerseits Verzicht auf Vendetta geleistet und dem Recht über sich Gewalt eingeräumt! Das "Recht" war lange ein vetitum, ein Frevel, eine Neuerung, es trat mit Gewalt auf, als Gewalt, der man sich nur mit Scham vor sich selber fügte. Jeder kleinste Schritt auf der Erde ist ehedem mit geistigen und körperlichen Martern erstritten worden: dieser ganze Gesichtspunkt, "dass nicht nur das Vorwärtsschreiten, nein! das Schreiten, die Bewegung, die Veränderung ihre unzähligen Märtyrer nöthig gehabt hat," klingt gerade heute uns so fremd,—ich habe ihn in der "Morgenröthe" S. 17 ff. an's Licht gestellt. "Nichts ist theurer erkauft," heisst es daselbst S. 19 [§18], "als das Wenige von menschlicher Vernunft und vom Gefühle der Freiheit, was jetzt unsern Stolz ausmacht. Dieser Stolz aber ist es, dessentwegen es uns jetzt fast unmöglich wird, mit jenen ungeheuren Zeitstrecken der 'Sittlichkeit der Sitte' zu empfinden, welche der 'Weltgeschichte' vorausliegen, als die wirkliche und entscheidende Hauptgeschichte, welche den Charakter der Menschheit festgestellt hat: wo das Leiden als Tugend, die Grausamkeit als Tugend, die Verstellung als Tugend, die Rache als Tugend, die Verleugnung der Vernunft als Tugend, dagegen das Wohlbefinden als Gefahr, die Wissbegierde als Gefahr, der Friede als Gefahr, das Mitleiden als Gefahr, das Bemitleidetwerden als Schimpf, die Arbeit als Schimpf, der Wahnsinn als Göttlichkeit, die Veränderung als das Unsittliche und Verderbenschwangere an sich überall in Geltung war!" —

10

In demselben Buche S. 39 [§42] ist auseinandergesetzt, in welcher Schätzung, unter welchem Druck von Schätzung das älteste Geschlecht contemplativer Menschen zu leben hatte,—genau so weit verachtet, als es nicht gefürchtet wurde! Die Contemplation ist in vermummter Gestalt, in einem zweideutigen Ansehn, mit einem bösen Herzen und oft mit einem geängstigten Kopfe zuerst auf der Erde erschienen: daran ist kein Zweifel. Das Inaktive, Brütende, Unkriegerische in den Instinkten contemplativer Menschen legte lange ein tiefes Misstrauen um sie herum: dagegen gab es kein anderes Mittel als entschieden Furcht vor sich erwecken. Und darauf haben sich zum Beispiel die alten Brahmanen verstanden! Die ältesten Philosophen wussten ihrem Dasein und Erscheinen einen Sinn, einen Halt und Hintergrund zu geben, auf den hin man sie fürchten lernte: genauer erwogen, aus einem noch fundamentaleren Bedürfnisse heraus, nämlich um vor sich selbst Furcht und Ehrfurcht zu gewinnen. Denn sie fanden in sich alle Werthurtheile gegen sich gekehrt, sie hatten gegen "den Philosophen in sich" jede Art Verdacht und Widerstand niederzukämpfen. Dies thaten sie als Menschen furchtbarer Zeitalter, mit furchtbaren Mitteln: die Grausamkeit gegen sich, die erfinderische Selbstkasteiung—das war das Hauptmittel dieser machtdurstigen Einsiedler und Gedanken-Neuerer, welche es nöthig hatten, in sich selbst erst die Götter und das Herkömmliche zu vergewaltigen, um selbst an ihre Neuerung glauben zu können. Ich erinnere an die berühmte Geschichte des Königs Viçvamitra, der aus tausendjährigen Selbstmarterungen ein solches Machtgefühl und Zutrauen zu sich gewann, dass er es unternahm, einen neuen Himmel zu bauen: das unheimliche Symbol der ältesten und jüngsten Philosophen-Geschichte auf Erden,—Jeder, der irgendwann einmal einen "neuen Himmel" gebaut hat, fand die Macht dazu erst in der eignen Hölle ... Drücken wir den ganzen Thatbestand in kurze Formeln zusammen: der philosophische Geist hat sich zunächst immer in die früher festgestellten Typen des contemplativen Menschen verkleiden und verpuppen müssen, als Priester, Zauberer, Wahrsager, überhaupt als religiöser Mensch, um in irgend einem Maasse auch nur möglich zu sein: das asketische Ideal hat lange Zeit dem Philosophen als Erscheinungsform, als Existenz-Voraussetzung gedient,—er musste es darstellen, um Philosoph sein zu können, er musste an dasselbe glauben, um es darstellen zu können. Die eigenthümlich weltverneinende, lebensfeindliche, sinnenungläubige, entsinnlichte Abseits-Haltung der Philosophen, welche bis auf die neuste Zeit festgehalten worden ist und damit beinahe als Philosophen-Attitüde an sich Geltung gewonnen hat,—sie ist vor Allem eine Folge des Nothstandes von Bedingungen, unter denen Philosophie überhaupt entstand und bestand: insofern nämlich die längste Zeit Philosophie auf Erden gar nicht möglich gewesen wäre ohne eine asketische Hülle und Einkleidung, ohne ein asketisches Selbst-Missverständniss. Anschaulich und augenscheinlich ausgedrückt: der asketische Priester hat bis auf die neuste Zeit die widrige und düstere Raupenform abgegeben, unter der allein die Philosophie leben durfte und herumschlich ... Hat sich das wirklich verändert? Ist das bunte und gefährliche Flügelthier, jener "Geist," den diese Raupe in sich barg, wirklich, Dank einer sonnigeren, wärmeren, aufgehellteren Welt, zuletzt doch noch entkuttet und in's Licht hinausgelassen worden? Ist heute schon genug Stolz, Wagniss, Tapferkeit, Selbstgewissheit, Wille des Geistes, Wille zur Verantwortlichkeit, Freiheit des Willens vorhanden, dass wirklich nunmehr auf Erden "der Philosoph"—möglich ist? ...

11

Jetzt erst, nachdem wir den asketischen Priester in Sicht bekommen haben, rücken wir unsrem Probleme: was bedeutet das asketische Ideal? ernsthaft auf den Leib,—jetzt erst wird es "Ernst": wir haben nunmehr den eigentlichen Repräsentanten des Ernstes überhaupt uns gegenüber. "Was bedeutet aller Ernst?"—diese noch grundsätzlichere Frage legt sich vielleicht hier schon auf unsre Lippen: eine Frage für Physiologen, wie billig, an der wir aber einstweilen noch vorüberschlüpfen. Der asketische Priester hat in jenem Ideale nicht nur seinen Glauben, sondern auch seinen Willen, seine Macht, sein Interesse. Sein Recht zum Dasein steht und fällt mit jenem Ideale: was Wunder, dass wir hier auf einen furchtbaren Gegner stossen, gesetzt nämlich, dass wir die Gegner jenes Ideales wären? einen solchen, der um seine Existenz gegen die Leugner jenes Ideales kämpft? ... Andrerseits ist es von vornherein nicht wahrscheinlich, dass eine dergestalt interessirte Stellung zu unsrem Probleme diesem sonderlich zu Nutze kommen wird; der asketische Priester wird schwerlich selbst nur den glücklichsten Vertheidiger seines Ideals abgeben, aus dem gleichen Grunde, aus dem es einem Weibe zu misslingen pflegt, wenn es "das Weib an sich" vertheidigen will,—geschweige denn den objektivsten Beurtheiler und Richter der hier aufgeregten Controverse. Eher also werden wir ihm noch zu helfen haben—so viel liegt jetzt schon auf der Hand—sich gut gegen uns zu vertheidigen, als dass wir zu fürchten hätten, zu gut von ihm widerlegt zu werden ... Der Gedanke, um den hier gekämpft wird, ist die Werthung unsres Lebens seitens der asketischen Priester: dasselbe wird (sammt dem, wozu es gehört, "Natur," "Welt," die gesammte Sphäre des Werdens und der Vergänglichkeit) von ihnen in Beziehung gesetzt zu einem ganz andersartigen Dasein, zu dem es sich gegensätzlich und ausschliessend verhält, es sei denn, dass es sich etwa gegen sich selber wende, sich selbst verneine: in diesem Falle, dem Falle eines asketischen Lebens, gilt das Leben als eine Brücke für jenes andre Dasein. Der Asket behandelt das Leben wie einen Irrweg, den man endlich rückwärts gehn müsse, bis dorthin, wo er anfängt; oder wie einen Irrthum, den man durch die That widerlege—widerlegen solle: denn er fordert, dass man mit ihm gehe, er erzwingt, wo er kann, seine Werthung des Daseins. Was bedeutet das? Eine solche ungeheuerliche Werthungsweise steht nicht als Ausnahmefall und Curiosum in die Geschichte des Menschen eingeschrieben: sie ist eine der breitesten und längsten Thatsachen, die es giebt. Von einem fernen Gestirn aus gelesen, würde vielleicht die Majuskel-Schrift unsres Erden-Daseins zu dem Schluss verführen, die Erde sei der eigentlich asketische Stern, ein Winkel missvergnügter, hochmüthiger und widriger Geschöpfe, die einen tiefen Verdruss an sich, an der Erde, an allem Leben gar nicht loswürden und sich selber so viel Wehe thäten als möglich, aus Vergnügen am Wehethun:—wahrscheinlich ihrem einzigen Vergnügen. Erwägen wir doch, wie regelmässig, wie allgemein, wie fast zu allen Zeiten der asketische Priester in die Erscheinung tritt; er gehört keiner einzelnen Rasse an; er gedeiht überall; er wächst aus allen Ständen heraus. Nicht dass er etwa seine Werthungsweise durch Vererbung züchtete und weiterpflanzte: das Gegentheil ist der Fall,—ein tiefer Instinkt verbietet ihm vielmehr, in's Grosse gerechnet, die Fortpflanzung. Es muss eine Necessität ersten Ranges sein, welche diese lebensfeindliche Species immer wieder wachsen und gedeihen macht,—es muss wohl ein Interesse des Lebens selbst sein, dass ein solcher Typus des Selbstwiderspruchs nicht ausstirbt. Denn ein asketisches Leben ist ein Selbstwiderspruch: hier herrscht ein Ressentiment sonder Gleichen, das eines ungesättigten Instinktes und Machtwillens, der Herr werden möchte, nicht über Etwas am Leben, sondern über das Leben selbst, über dessen tiefste, stärkste, unterste Bedingungen; hier wird ein Versuch gemacht, die Kraft zu gebrauchen, um die Quellen der Kraft zu verstopfen; hier richtet sich der Blick grün und hämisch gegen das physiologische Gedeihen selbst, in Sonderheit gegen dessen Ausdruck, die Schönheit, die Freude; während am Missrathen, Verkümmern, am Schmerz, am Unfall, am Hässlichen, an der willkürlichen Einbusse, an der Entselbstung, Selbstgeisselung, Selbstopferung ein Wohlgefallen empfunden und gesucht wird. Dies ist Alles im höchsten Grade paradox: wir stehen hier vor einer Zwiespältigkeit, die sich selbst zwiespältig will, welche sich selbst in diesem Leiden geniesst und in dem Maasse sogar immer selbstgewisser und triumphirender wird, als ihre eigne Voraussetzung, die physiologische Lebensfähigkeit, abnimmt. "Der Triumph gerade in der letzten Agonie": unter diesem superlativischen Zeichen kämpfte von jeher das asketische Ideal; in diesem Räthsel von Verführung, in diesem Bilde von Entzücken und Qual erkannte es sein hellstes Licht, sein Heil, seinen endlichen Sieg. Crux, nux, lux—das gehört bei ihm in Eins. —

12

Gesetzt, dass ein solcher leibhafter Wille zur Contradiktion und Widernatur dazu gebracht wird, zu philosophiren: woran wird er seine innerlichste Willkür auslassen? An dem, was am allersichersten als wahr, als real empfunden wird: er wird den Irrthum gerade dort suchen, wo der eigentliche Lebens-Instinkt die Wahrheit am unbedingtesten ansetzt. Er wird zum Beispiel, wie es die Asketen der Vedânta-Philosophie thaten, die Leiblichkeit zur Illusion herabsetzen, den Schmerz insgleichen, die Vielheit, den ganzen Begriffs-Gegensatz "Subjekt" und "Objekt" Irrthümer, Nichts als Irrthümer! Seinem Ich den Glauben versagen, sich selber seine "Realität" verneinen—welcher Triumph!—schon nicht mehr bloss über die Sinne, über den Augenschein, eine viel höhere Art Triumph, eine Vergewaltigung und Grausamkeit an der Vernunft: als welche Wollust damit auf den Gipfel kommt, dass die asketische Selbstverachtung, Selbstverhöhnung der Vernunft dekretirt: "es giebt ein Reich der Wahrheit und des Seins, aber gerade die Vernunft ist davon ausgeschlossen!" ... (Anbei gesagt: selbst noch in dem Kantischen Begriff "intelligibler Charakter der Dinge" ist Etwas von dieser lüsternen Asketen-Zwiespältigkeit rückständig, welche Vernunft gegen Vernunft zu kehren liebt: "intelligibler Charakter" bedeutet nämlich bei Kant eine Art Beschaffenheit der Dinge, von der der Intellekt gerade soviel begreift, dass sie für den Intellekt—ganz und gar unbegreiflich ist.)— Seien wir zuletzt, gerade als Erkennende, nicht undankbar gegen solche resolute Umkehrungen der gewohnten Perspektiven und Werthungen, mit denen der Geist allzulange scheinbar freventlich und nutzlos gegen sich selbst gewüthet hat: dergestalt einmal anders sehn, anders-sehn-wollen ist keine kleine Zucht und Vorbereitung des Intellekts zu seiner einstmaligen "Objektivität"—letztere nicht als "interesselose Anschauung" verstanden (als welche ein Unbegriff und Widersinn ist), sondern als das Vermögen, sein Für und Wider in der Gewalt zu haben und aus- und einzuhängen: so dass man sich gerade die Verschiedenheit der Perspektiven und der Affekt-Interpretationen für die Erkenntniss nutzbar zu machen weiss. Hüten wir uns nämlich, meine Herrn Philosophen, von nun an besser vor der gefährlichen alten Begriffs-Fabelei, welche ein "reines, willenloses, schmerzloses, zeitloses Subjekt der Erkenntniss" angesetzt hat, hüten wir uns vor den Fangarmen solcher contradiktorischen Begriffe wie "reine Vernunft," "absolute Geistigkeit," "Erkenntniss an sich":—hier wird immer ein Auge zu denken verlangt, das gar nicht gedacht werden kann, ein Auge, das durchaus keine Richtung haben soll, bei dem die aktiven und interpretirenden Kräfte unterbunden sein sollen, fehlen sollen, durch die doch Sehen erst ein Etwas-Sehen wird, hier wird also immer ein Widersinn und Unbegriff vom Auge verlangt. Es giebt nur ein perspektivisches Sehen, nur ein perspektivisches "Erkennen"; und je mehr Affekte wir über eine Sache zu Worte kommen lassen, je mehr Augen, verschiedne Augen wir uns für dieselbe Sache einzusetzen wissen, um so vollständiger wird unser "Begriff" dieser Sache, unsre "Objektivität" sein. Den Willen aber überhaupt eliminiren, die Affekte sammt und sonders aushängen, gesetzt, dass wir dies vermöchten: wie? hiesse das nicht den Intellekt castriren? ...

13

Aber kehren wir zurück. Ein solcher Selbstwiderspruch, wie er sich im Asketen darzustellen scheint, "Leben gegen Leben" ist—so viel liegt zunächst auf der Hand—physiologisch und nicht mehr psychologisch nachgerechnet, einfach Unsinn. Er kann nur scheinbar sein; er muss eine Art vorläufigen Ausdrucks, eine Auslegung, Formel, Zurechtmachung, ein psychologisches Missverständniss von Etwas sein, dessen eigentliche Natur lange nicht verstanden, lange nicht an sich bezeichnet werden konnte,—ein blosses Wort, eingeklemmt in eine alte Lücke der menschlichen Erkenntniss. Und dass ich kurz den Thatbestand dagegen stelle: das asketische ideal entspringt dem Schutz- und Heil-Instinkte eines degenerirenden Lebens, welches sich mit allen Mitteln zu halten sucht und um sein Dasein kämpft; es deutet auf eine partielle physiologische Hemmung und Ermüdung hin, gegen welche die tiefsten, intakt gebliebenen Instinkte des Lebens unausgesetzt mit neuen Mitteln und Erfindungen ankämpfen. Das asketische Ideal ist ein solches Mittel: es steht also gerade umgekehrt als es die Verehrer dieses Ideals meinen,—das Leben ringt in ihm und durch dasselbe mit dem Tode und gegen den Tod, das asketische Ideal ist ein Kunstgriff in der Erhaltung des Lebens. Dass dasselbe in dem Maasse, wie die Geschichte es lehrt, über den Menschen walten und mächtig werden konnte, in Sonderheit überall dort, wo die Civilisation und Zähmung des Menschen durchgesetzt wurde, darin drückt sich eine grosse Thatsache aus, die Krankhaftigkeit im bisherigen Typus des Menschen, zum Mindesten des zahm gemachten Menschen, das physiologische Ringen des Menschen mit dem Tode (genauer: mit dem Überdrusse am Leben, mit der Ermüdung, mit dem Wunsche nach dem "Ende"). Der asketische Priester ist der fleischgewordne Wunsch nach einem Anders-sein, Anderswo-sein, und zwar der höchste Grad dieses Wunsches, dessen eigentliche Inbrunst und Leidenschaft: aber eben die Macht seines Wünschens ist die Fessel, die ihn hier anbindet; eben damit wird er zum Werkzeug, das daran arbeiten muss, günstigere Bedingungen für das Hiersein und Mensch-sein zu schaffen,—eben mit dieser Macht hält er die ganze Heerde der Missrathnen, Verstimmten, Schlechtweggekommnen, Verunglückten, An-sich-Leidenden jeder Art am Dasein fest, indem er ihnen instinktiv als Hirt vorangeht. Man versteht mich bereits: dieser asketische Priester, dieser anscheinende Feind des Lebens, dieser Verneinende,—er gerade gehört zu den ganz grossen conservirenden und Ja-schaffenden Gewalten des Lebens ... Woran sie hängt, jene Krankhaftigkeit? Denn der Mensch ist kränker, unsicherer, wechselnder, unfestgestellter als irgend ein Thier sonst, daran ist kein Zweifel,—er ist das kranke Thier: woher kommt das? Sicherlich hat er auch mehr gewagt, geneuert, getrotzt, das Schicksal herausgefordert als alle übrigen Thiere zusammen genommen: er, der grosse Experimentator mit sich, der Unbefriedigte, Ungesättigte, der um die letzte Herrschaft mit Thier, Natur und Göttern ringt,—er, der immer noch Unbezwungne, der ewig-Zukünftige, der vor seiner eignen drängenden Kraft keine Ruhe mehr findet, so dass ihm seine Zukunft unerbittlich wie ein Sporn im Fleische jeder Gegenwart wühlt:—wie sollte ein solches muthiges und reiches Thier nicht auch das am meisten gefährdete, das am Längsten und Tiefsten kranke unter allen kranken Thieren sein? ... Der Mensch hat es satt, oft genug, es giebt ganze Epidemien dieses Satthabens (—so um 1348 herum, zur Zeit des Todtentanzes): aber selbst noch dieser Ekel, diese Müdigkeit, dieser Verdruss an sich selbst—Alles tritt an ihm so mächtig heraus, dass es sofort wieder zu einer neuen Fessel wird. Sein Nein, das er zum Leben spricht, bringt wie durch einen Zauber eine Fülle zarterer Ja's an's Licht; ja wenn er sich verwundet, dieser Meister der Zerstörung, Selbstzerstörung,—hinterdrein ist es die Wunde selbst, die ihn zwingt, zu leben ...

14

Je normaler die Krankhaftigkeit am Menschen ist—und wir können diese Normalität nicht in Abrede stellen—, um so höher sollte man die seltnen Fälle der seelisch-leiblichen Mächtigkeit, die Glücksfälle des Menschen in Ehren halten, um so strenger die Wohlgerathenen vor der schlechtesten Luft, der Kranken-Luft behüten. Thut man das? ... Die Kranken sind die grösste Gefahr für die Gesunden; nicht von den Stärksten kommt das Unheil für die Starken, sondern von den Schwächsten. Weiss man das? ... In's Grosse gerechnet, ist es durchaus nicht die Furcht vor dem Menschen, deren Verminderung man wünschen dürfte: denn diese Furcht zwingt die Starken dazu, stark, unter Umständen furchtbar zu sein,—sie hält den wohlgerathenen Typus Mensch aufrecht. Was zu fürchten ist, was verhängnissvoll wirkt wie kein andres Verhängniss, das wäre nicht die grosse Furcht, sondern der grosse Ekel vor dem Menschen; insgleichen das grosse Mitleid mit dem Menschen. Gesetzt, dass diese beiden eines Tages sich begatteten, so würde unvermeidlich sofort etwas vom Unheimlichsten zur Welt kommen, der "letzte Wille" des Menschen, sein Wille zum Nichts, der Nihilismus. Und in der That: hierzu ist Viel vorbereitet. Wer nicht nur seine Nase zum Riechen hat, sondern auch seine Augen und Ohren, der spürt fast überall, wohin er heute auch nur tritt, etwas wie Irrenhaus-, wie Krankenhaus-Luft,—ich rede, wie billig, von den Culturgebieten des Menschen, von jeder Art "Europa," das es nachgerade auf Erden giebt. Die Krankhaften sind des Menschen grosse Gefahr: nicht die Bösen, nicht die "Raubthiere." Die von vornherein Verunglückten, Niedergeworfnen, Zerbrochenen—sie sind es, die Schwächsten sind es, welche am Meisten das Leben unter Menschen unterminiren, welche unser Vertrauen zum Leben, zum Menschen, zu uns am gefährlichsten vergiften und in Frage stellen. Wo entgienge man ihm, jenem verhängten Blick, von dem man eine tiefe Traurigkeit mit fortträgt, jenem zurückgewendeten Blick des Missgebornen von Anbeginn, der es verräth, wie ein solcher Mensch zu sich selber spricht,—jenem Blick, der ein Seufzer ist. "Möchte ich irgend Jemand Anderes sein!" so seufzt dieser Blick: "aber da ist keine Hoffnung. Ich bin, der ich bin: wie käme ich von mir selber los? Und doch—habe ich mich satt!" ... Auf solchem Boden der Selbstverachtung, einem eigentlichen Sumpfboden, wächst jedes Unkraut, jedes Giftgewächs, und alles so klein, so versteckt, so unehrlich, so süsslich. Hier wimmeln die Würmer der Rach- und Nachgefühle; hier stinkt die Luft nach Heimlichkeiten und Uneingeständlichkeiten; hier spinnt sich beständig das Netz der bösartigsten Verschwörung,—der Verschwörung der Leidenden gegen die Wohlgerathenen und Siegreichen, hier wird der Aspekt des Siegreichen gehasst. Und welche Verlogenheit, um diesen Hass nicht als Hass einzugestehn! Welcher Aufwand an grossen Worten und Attitüden, welche Kunst der "rechtschaffnen" Verleumdung! Diese Missrathenen: welche edle Beredsamkeit entströmt ihren Lippen! Wie viel zuckrige, schleimige, demüthige Ergebung schwimmt in ihren Augen! Was wollen sie eigentlich? Die Gerechtigkeit, die Liebe, die Weisheit, die Überlegenheit wenigstens darstellen—das ist der Ehrgeiz dieser "Untersten," dieser Kranken! Und wie geschickt macht ein solcher Ehrgeiz! Man bewundere namentlich die Falschmünzer-Geschicklichkeit, mit der hier das Gepräge der Tugend, selbst der Klingklang, der Goldklang der Tugend nachgemacht wird. Sie haben die Tugend jetzt ganz und gar für sich in Pacht genommen, diese Schwachen und Heillos-Krankhaften, daran ist kein Zweifel: "wir allein sind die Guten, die Gerechten," so sprechen sie, "wir allein sind die homines bonae voluntatis." Sie wandeln unter uns herum als leibhafte Vorwürfe, als Warnungen an uns,—wie als ob Gesundheit, Wohlgerathenheit, Stärke, Stolz, Machtgefühl an sich schon lasterhafte Dinge seien, für die man einst büssen, bitter büssen müsse: oh wie sie im Grunde dazu selbst bereit sind, büssen zu machen, wie sie darnach dürsten, Henker zu sein! Unter ihnen giebt es in Fülle die zu Richtern verkleideten Rachsüchtigen, welche beständig das Wort "Gerechtigkeit" wie einen giftigen Speichel im Munde tragen, immer gespitzten Mundes, immer bereit, Alles anzuspeien, was nicht unzufrieden blickt und guten Muths seine Strasse zieht. Unter ihnen fehlt auch jene ekelhafteste Species der Eitlen nicht, die verlognen Missgeburten, die darauf aus sind, "schöne Seelen" darzustellen und etwa ihre verhunzte Sinnlichkeit, in Verse und andere Windeln gewickelt, als "Reinheit des Herzens" auf den Markt bringen: die Species der moralischen Onanisten und "Selbstbefriediger." Der Wille der Kranken, irgend eine Form der Überlegenheit darzustellen, ihr Instinkt für Schleichwege, die zu einer Tyrannei über die Gesunden führen,—wo fände er sich nicht, dieser Wille gerade der Schwächsten zur Macht! Das kranke Weib in Sonderheit: Niemand übertrifft es in Raffinements, zu herrschen, zu drükken, zu tyrannisiren. Das kranke Weib schont dazu nichts Lebendiges, nichts Todtes, es gräbt die begrabensten Dinge wieder auf (die Bogos sagen: "das Weib ist eine Hyäne"). Man blicke in die Hintergründe jeder Familie, jeder Körperschaft, jedes Gemeinwesens: überall der Kampf der Kranken gegen die Gesunden,—ein stiller Kampf zumeist mit kleinen Giftpulvern, mit Nadelstichen, mit tückischem Dulder-Mienenspiele, mitunter aber auch mit jenem Kranken-Pharisäismus der lauten Gebärde, der am liebsten "die edle Entrüstung" spielt. Bis in die geweihten Räume der Wissenschaft hinein möchte es sich hörbar machen, das heisere Entrüstungsgebell der krankhaften Hunde, die bissige Verlogenheit und Wuth solcher "edlen" Pharisäer (—ich erinnere Leser, die Ohren haben, nochmals an jenen Berliner Rache-Apostel Eugen Dühring, der im heutigen Deutschland den unanständigsten und widerlichsten Gebrauch vom moralischen Bumbum macht: Dühring, das erste Moral-Grossmaul, das es jetzt giebt, selbst noch unter seines Gleichen, den Antisemiten). Das sind alles Menschen des Ressentiment, diese physiologisch Verunglückten und Wurmstichigen, ein ganzes zitterndes Erdreich unterirdischer Rache, unerschöpflich, unersättlich in Ausbrüchen gegen die Glücklichen und ebenso in Maskeraden der Rache, in Vorwänden zur Rache: wann würden sie eigentlich zu ihrem letzten, feinsten, sublimsten Triumph der Rache kommen? Dann unzweifelhaft, wenn es ihnen gelänge, ihr eignes Elend, alles Elend überhaupt den Glücklichen in's Gewissen zu schieben: so dass diese sich eines Tags ihres Glücks zu schämen begönnen und vielleicht unter einander sich sagten "es ist eine Schande, glücklich zu sein! es giebt zu viel Elend!" ... Aber es könnte gar kein grösseres und verhängnissvolleres Missverständniss geben, als wenn dergestalt die Glücklichen, die Wohlgerathenen, die Mächtigen an Leib und Seele anfiengen, an ihrem Recht auf Glück zu zweifeln. Fort mit dieser "verkehrten Welt"! Fort mit dieser schändlichen Verweichlichung des Gefühls! Dass die Kranken nicht die Gesunden krank machen—und dies wäre eine solche Verweichlichung—das sollte doch der oberste Gesichtspunkt auf Erden sein:—dazu aber gehört vor allen Dingen, dass die Gesunden von den Kranken abgetrennt bleiben, behütet selbst vor dem Anblick der Kranken, dass sie sich nicht mit den Kranken verwechseln. Oder wäre es etwa ihre Aufgabe, Krankenwärter oder Ärzte zu sein? ... Aber sie könnten ihre Aufgabe gar nicht schlimmer verkennen und verleugnen,—das Höhere soll sich nicht zum Werkzeug des Niedrigeren herabwürdigen, das Pathos der Distanz soll in alle Ewigkeit auch die Aufgaben aus einander halten! Ihr Recht, dazusein, das Vorrecht der Glocke mit vollem Klange vor der misstönigen, zersprungenen, ist ja ein tausendfach grösseres: sie allein sind die Bürgen der Zukunft, sie allein sind verpflichtet für die Menschen-Zukunft. Was sie können, was sie sollen, das dürften niemals Kranke können und sollen: aber damit sie können, was nur sie sollen, wie stünde es ihnen noch frei, den Arzt, den Trostbringer, den "Heiland" der Kranken zu machen? ... Und darum gute Luft! gute Luft! und weg jedenfalls aus der Nähe von allen Irren- und Krankenhäusern der Cultur! Und darum gute Gesellschaft, unsre Gesellschaft! Oder Einsamkeit, wenn es sein muss! Aber weg jedenfalls von den üblen Dünsten der innewendigen Verderbniss und des heimlichen Kranken-Wurmfrasses! ... Damit wir uns selbst nämlich, meine Freunde, wenigstens eine Weile noch gegen die zwei schlimmsten Seuchen vertheidigen, die gerade für uns aufgespart sein mögen,—gegen den grossen Ekel am Menschen! gegen das grosse Mitleid mit dem Menschen! ...

15

Hat man in aller Tiefe begriffen—und ich verlange, dass man hier gerade tief greift, tief begreift—inwiefern es schlechterdings nicht die Aufgabe der Gesunden sein kann, Kranke zu warten, Kranke gesund zu machen, so ist damit auch eine Nothwendigkeit mehr begriffen,—die Nothwendigkeit von Ärzten und Krankenwärtern, die selber krank sind: und nunmehr haben und halten wir den Sinn des asketischen Priesters mit beiden Händen. Der asketische Priester muss uns als der vorherbestimmte Heiland, Hirt und Anwalt der kranken Heerde gelten: damit erst verstehen wir seine ungeheure historische Mission. Die Herrschaft über Leidende ist sein Reich, auf sie weist ihn sein Instinkt an, in ihr hat er seine eigenste Kunst, seine Meisterschaft, seine Art von Glück. Er muss selber krank sein, er muss den Kranken und Schlechtweggekommenen von Grund aus verwandt sein, um sie zu verstehen,—um sich mit ihnen zu verstehen; aber er muss auch stark sein, mehr Herr noch über sich als über Andere, unversehrt namentlich in seinem Willen zur Macht, damit er das Vertrauen und die Furcht der Kranken hat, damit er ihnen Halt, Widerstand, Stütze, Zwang, Zuchtmeister, Tyrann, Gott sein kann. Er hat sie zu vertheidigen, seine Heerde—gegen wen? Gegen die Gesunden, es ist kein Zweifel, auch gegen den Neid auf die Gesunden; er muss der natürliche Widersacher und Verächter aller rohen, stürmischen, zügellosen, harten, gewaltthätig-raubthierhaften Gesundheit und Mächtigkeit sein. Der Priester ist die erste Form des delikateren Thiers, das leichter noch verachtet als hasst. Es wird ihm nicht erspart bleiben, Krieg zu führen mit den Raubthieren, einen Krieg der List (des "Geistes") mehr als der Gewalt, wie sich von selbst versteht,—er wird es dazu unter Umständen nöthig haben, beinahe einen neuen Raubthier-Typus an sich herauszubilden, mindestens zu bedeuten, —eine neue Thier-Furchtbarkeit, in welcher der Eisbär, die geschmeidige kalte abwartende Tigerkatze und nicht am wenigsten der Fuchs zu einer ebenso anziehenden als furchteinflössenden Einheit gebunden scheinen. Gesetzt, dass die Noth ihn zwingt, so tritt er dann wohl bärenhafternst, ehrwürdig, klug, kalt, trügerisch-überlegen, als Herold und Mundstück geheimnissvollerer Gewalten, mitten unter die andere Art Raubthiere selbst, entschlossen, auf diesem Boden Leid, Zwiespalt, Selbstwiderspruch, wo er kann, auszusäen und, seiner Kunst nur zu gewiss, über Leidende jederzeit Herr zu werden. Er bringt Salben und Balsam mit, es ist kein Zweifel; aber erst hat er nöthig, zu verwunden, um Arzt zu sein; indem er dann den Schmerz stillt, den die Wunde macht, vergiftet er zugleich die Wunde—darauf vor Allem nämlich versteht er sich, dieser Zauberer und Raubthier-Bändiger, in dessen Umkreis alles Gesunde nothwendig krank und alles Kranke nothwendig zahm wird. Er vertheidigt in der That gut genug seine kranke Heerde, dieser seltsame Hirt,—er vertheidigt sie auch gegen sich, gegen die in der Heerde selbst glimmende Schlechtigkeit, Tücke, Böswilligkeit und was sonst allen Süchtigen und Kranken unter einander zu eigen ist, er kämpft klug, hart und heimlich mit der Anarchie und der jederzeit beginnenden Selbstauflösung innerhalb der Heerde, in welcher jener gefährlichste Spreng- und Explosivstoff, das Ressentiment, sich beständig häuft und häuft. Diesen Sprengstoff so zu entladen, dass er nicht die Heerde und nicht den Hirten zersprengt, das ist ein eigentliches Kunststück, auch seine oberste Nützlichkeit; wollte man den Werth der priesterlichen Existenz in die kürzeste Formel fassen, so wäre geradewegs zu sagen: der Priester ist der Richtungs-Veränderer des Ressentiment. Jeder Leidende nämlich sucht instinktiv zu seinem Leid eine Ursache; genauer noch, einen Thäter, noch bestimmter, einen für Leid empfänglichen schuldigen Thäter,—kurz, irgend etwas Lebendiges, an dem er seine Affekte thätlich oder in effigie auf irgend einen Vorwand hin entladen kann: denn die Affekt-Entladung ist der grösste Erleichterungs- nämlich Betäubungs-Versuch des Leidenden, sein unwillkürlich begehrtes Narcoticum gegen Qual irgend welcher Art. Hierin allein ist, meiner Vermuthung nach, die wirkliche physiologische Ursächlichkeit des Ressentiment, der Rache und ihrer Verwandten, zu finden, in einem Verlangen also nach Betäubung von Schmerz durch Affekt: —man sucht dieselbe gemeinhin, sehr irrthümlich, wie mich dünkt, in dem Defensiv-Gegenschlag, einer blossen Schutzmaassregel der Reaktion, einer "Reflexbewegung" im Falle irgend einer plötzlichen Schädigung und Gefährdung, von der Art, wie sie ein Frosch ohne Kopf noch vollzieht, um eine ätzende Säure loszuwerden. Aber die Verschiedenheit ist fundamental: im einen Falle will man weiteres Beschädigtwerden hindern, im anderen Falle will man einen quälenden, heimlichen, unerträglich-werdenden Schmerz durch eine heftigere Emotion irgend welcher Art betäuben und für den Augenblick wenigstens aus dem Bewusstsein schaffen,—dazu braucht man einen Affekt, einen möglichst wilden Affekt und, zu dessen Erregung, den ersten besten Vorwand. "Irgend Jemand muss schuld daran sein, dass ich mich schlecht befinde"—diese Art zu schliessen ist allen Krankhaften eigen, und zwar je mehr ihnen die wahre Ursache ihres Sich-Schlecht-Befindens, die physiologische, verborgen bleibt (—sie kann etwa in einer Erkrankung des nervus sympathicus liegen oder an einer übermässigen Gallen-Absonderung oder an einer Armuth des Blutes an schwefel- und phosphorsaurem Kali oder in Druckzuständen des Unterleibes, welche den Blutumlauf stauen, oder in Entartung der Eierstöcke und dergleichen). Die Leidenden sind allesammt von einer entsetzlichen Bereitwilligkeit und Erfindsamkeit in Vorwänden zu schmerzhaften Affekten; sie geniessen ihren Argwohn schon, das Grübeln über Schlechtigkeiten und scheinbare Beeinträchtigungen, sie durchwühlen die Eingeweide ihrer Vergangenheit und Gegenwart nach dunklen fragwürdigen Geschichten, wo es ihnen freisteht, in einem quälerischen Verdachte zu schwelgen und am eignen Gifte der Bosheit sich zu berauschen—sie reissen die ältesten Wunden auf, sie verbluten sich an längst ausgeheilten Narben, sie machen Übelthäter aus Freund, Weib, Kind und was sonst ihnen am nächsten steht. "Ich leide: daran muss irgend Jemand schuld sein"—also denkt jedes krankhafte Schaf. Aber sein Hirt, der asketische Priester, sagt zu ihm: "Recht so, mein Schaf! irgend wer muss daran schuld sein: aber du selbst bist dieser Irgend-Wer, du selbst bist daran allein schuld,—du selbst bist an dir allein schuld!" ... Das ist kühn genug, falsch genug: aber Eins ist damit wenigstens erreicht, damit ist, wie gesagt, die Richtung des Ressentiment—verändert.

16

Man erräth nunmehr, was nach meiner Vorstellung der Heilkünstler-Instinkt des Lebens durch den asketischen Priester zum Mindesten versucht hat und wozu ihm eine zeitweilige Tyrannei solcher paradoxer und paralogischer Begriffe wie "Schuld," "Sünde," "Sündhaftigkeit," "Verderbniss," "Verdammniss" hat dienen müssen: die Kranken bis zu einem gewissen Grade unschädlich zu machen, die Unheilbaren durch sich selbst zu zerstören, den Milder-Erkrankten streng die Richtung auf sich selbst, eine Rückwärtsrichtung ihres Ressentiment zu geben ("Eins ist noth"—) und die schlechten Instinkte aller Leidenden dergestalt zum Zweck der Selbstdisciplinirung, Selbstüberwachung, Selbstüberwindung auszunützen. Es kann sich, wie sich von selbst versteht, mit einer "Medikation" dieser Art, einer blossen Affekt-Medikation, schlechterdings nicht um eine wirkliche Kranken-Heilung im physiologischen Verstande handeln; man dürfte selbst nicht einmal behaupten, dass der Instinkt des Lebens hierbei irgendwie die Heilung in Aussicht und Absicht genommen habe. Eine Art Zusammendrängung und Organisation der Kranken auf der einen Seite (—das Wort "Kirche" ist dafür der populärste Name), eine Art vorläufiger Sicherstellung der Gesünder-Gerathenen, der Voller-Ausgegossenen auf der andern, die Aufreissung einer Kluft somit zwischen Gesund und Krank—das war für lange Alles! Und es war Viel! es war sehr Viel! ... [Ich gehe in dieser Abhandlung, wie man sieht, von einer Voraussetzung aus, die ich in Hinsicht auf Leser, wie ich sie brauche, nicht erst zu begründen habe: dass "Sündhaftigkeit" am Menschen kein Thatbestand ist, vielmehr nur die Interpretation eines Thatbestandes, nämlich einer physiologischen Verstimmung,—letztere unter einer moralisch-religiösen Perspektive gesehn, welche für uns nichts Verbindliches mehr hat.— Damit, dass Jemand sich "schuldig," "sündig" fühlt, ist schlechterdings noch nicht bewiesen, dass er sich mit Recht so fühlt; so wenig Jemand gesund ist, bloss deshalb, weil er sich gesund fühlt. Man erinnere sich doch der berühmten Hexen-Prozesse: damals zweifelten die scharfsichtigsten und menschenfreundlichsten Richter nicht daran, dass hier eine Schuld vorliege; die "Hexen" selbst zweifelten nicht daran, —und dennoch fehlte die Schuld.— Um jene Voraussetzung in erweiterter Form auszudrücken: der "seelische Schmerz" selbst gilt mir überhaupt nicht als Thatbestand, sondern nur als eine Auslegung (Causal-Auslegung) von bisher nicht exakt zu formulirenden Thatbeständen: somit als Etwas, das vollkommen noch in der Luft schwebt und wissenschaftlich unverbindlich ist,—ein fettes Wort eigentlich nur an Stelle eines sogar spindeldürren Fragezeichens. Wenn Jemand mit einem "seelischen Schmerz" nicht fertig wird, so liegt das, grob geredet, nicht an seiner "Seele"; wahrscheinlicher noch an seinem Bauche (grob geredet, wie gesagt: womit noch keineswegs der Wunsch ausgedrückt ist, auch grob gehört, grob verstanden zu werden ...) Ein starker und wohlgerathener Mensch verdaut seine Erlebnisse (Thaten, Unthaten eingerechnet) wie er seine Mahlzeiten verdaut, selbst wenn er harte Bissen zu verschlucken hat. Wird er mit einem Erlebnisse "nicht fertig," so ist diese Art Indigestion so gut physiologisch wie jene andere—und vielfach in der That nur eine der Folgen jener anderen.— Mit einer solchen Auffassung kann man, unter uns gesagt, immer noch der strengste Gegner alles Materialismus sein ...]

17

Ist er aber eigentlich ein Arzt, dieser asketische Priester?— Wir begriffen schon, inwiefern es kaum erlaubt ist, ihn einen Arzt zu nennen, so gern er auch selbst sich als "Heiland" fühlt, als "Heiland" verehren lässt. Nur das Leiden selbst, die Unlust des Leidenden wird von ihm bekämpft, nicht deren Ursache, nicht das eigentliche Kranksein,—das muss unsren grundsätzlichsten Einwand gegen die priesterliche Medikation abgeben. Stellt man sich aber erst einmal in die Perspektive, wie der Priester sie allein kennt und hat, so kommt man nicht leicht zu Ende in der Bewunderung, was er unter ihr Alles gesehn, gesucht und gefunden hat. Die Milderung des Leidens, das "Trösten" jeder Art,—das erweist sich als sein Genie selbst; wie erfinderisch hat er seine Tröster-Aufgabe verstanden, wie unbedenklich und kühn hat er zu ihr die Mittel gewählt! Das Christenthum in Sonderheit dürfte man eine grosse Schatzkammer geistreichster Trostmittel nennen, so viel Erquickliches, Milderndes, Narkotisirendes ist in ihm gehäuft, so viel Gefährlichstes und Verwegenstes zu diesem Zweck gewagt, so fein, so raffinirt, so südländisch-raffinirt ist von ihm insbesondere errathen worden, mit was für Stimulanz-Affekten die tiefe Depression, die bleierne Ermüdung, die schwarze Traurigkeit der Physiologisch-Gehemmten wenigstens für Zeiten besiegt werden kann. Denn allgemein gesprochen: bei allen grossen Religionen handelte es sich in der Hauptsache um die Bekämpfung einer gewissen, zur Epidemie gewordnen Müdigkeit und Schwere. Man kann es von vornherein als wahrscheinlich ansetzen, dass von Zeit zu Zeit an bestimmten Stellen der Erde fast nothwendig ein physiologisches Hemmungsgefühl über breite Massen Herr werden muss, welches aber, aus Mangel an physiologischem Wissen, nicht als solches in's Bewusstsein tritt, so dass dessen "Ursache," dessen Remedur auch nur psychologisch-moralisch gesucht und versucht werden kann (—dies nämlich ist meine allgemeinste Formel für das, was gemeinhin eine "Religion" genannt wird). Ein solches Hemmungsgefühl kann verschiedenster Abkunft sein: etwa als Folge der Kreuzung von zu fremdartigen Rassen (oder von Ständen—Stände drücken immer auch Abkunfts- und Rassen-Differenzen aus: der europäische "Weltschmerz," der "Pessimismus" des neunzehnten Jahrhunderts, ist wesentlich die Folge einer unsinnig plötzlichen Stände-Mischung); oder bedingt durch eine fehlerhafte Emigration—eine Rasse in ein Klima gerathen, für das ihre Anpassungskraft nicht ausreicht (der Fall der Inder in Indien); oder die Nachwirkung von Alter und Ermüdung der Rasse (Pariser Pessimismus von 1850 an); oder einer falschen Diät (Alkoholismus des Mittelalters; der Unsinn der Vegetarians, welche freilich die Autorität des Junker Christoph bei Shakespeare für sich haben); oder von Blutverderbniss, Malaria, Syphilis und dergleichen (deutsche Depression nach dem dreissigjährigen Kriege, welcher halb Deutschland mit schlechten Krankheiten durchseuchte und damit den Boden für deutsche Servilität, deutschen Kleinmuth vorbereitete). In einem solchen Falle wird jedes Mal im grössten Stil ein Kampf mit dem Unlustgefühl versucht; unterrichten wir uns kurz über dessen wichtigste Praktiken und Formen. (Ich lasse hier, wie billig, den eigentlichen Philosophen- Kampf gegen das Unlustgefühl, der immer gleichzeitig zu sein pflegt, ganz bei Seite—er ist interessant genug, aber zu absurd, zu praktisch-gleichgültig, zu spinneweberisch und eckensteherhaft, etwa wenn der Schmerz als ein Irrthum bewiesen werden soll, unter der naiven Voraussetzung, dass der Schmerz schwinden müsse, wenn erst der Irrthum in ihm erkannt ist—aber siehe da! er hütete sich, zu schwinden ...) Man bekämpft erstens jene dominirende Unlust durch Mittel, welche das Lebensgefühl überhaupt auf den niedrigsten Punkt herabsetzen. Womöglich überhaupt kein Wollen, kein Wunsch mehr; Allem, was Affekt macht, was "Blut" macht, ausweichen (kein Salz essen: Hygiene des Fakirs); nicht lieben; nicht hassen; Gleichmuth; nicht sich rächen; nicht sich bereichern; nicht arbeiten; betteln; womöglich kein Weib, oder so wenig Weib als möglich; in geistiger Hinsicht das Princip Pascal's "il faut s'abêtir." Resultat, psychologisch-moralisch ausgedrückt: "Entselbstung," "Heiligung"; physiologisch ausgedrückt: Hypnotisirung,—der Versuch Etwas für den Menschen annähernd zu erreichen, was der Winterschlaf für einige Thierarten, der Sommerschlaf für viele Pflanzen der heissen Klimaten ist, ein Minimum von Stoffverbrauch und Stoffwechsel, bei dem das Leben gerade noch besteht, ohne eigentlich noch in's Bewusstsein zu treten. Auf dieses Ziel ist eine erstaunliche Menge menschlicher Energie verwandt worden—umsonst etwa? ... Dass solche sportsmen der "Heiligkeit," an denen alle Zeiten, fast alle Völker reich sind, in der That eine wirkliche Erlösung von dem gefunden haben, was sie mit einem so rigorösen training bekämpften, daran darf man durchaus nicht zweifeln,—sie kamen von jener tiefen physiologischen Depression mit Hülfe ihres Systems von Hypnotisirungs-Mitteln in unzähligen Fällen wirklich los: weshalb ihre Methodik zu den allgemeinsten ethnologischen Thatsachen zählt. Insgleichen fehlt jede Erlaubniss dazu, um schon an sich eine solche Absicht auf Aushungerung der Leiblichkeit und der Begierde unter die Irrsinns-Symptome zu rechnen (wie es eine täppische Art von Roastbeef-fressenden "Freigeistern" und Junker Christophen zu thun beliebt). Um so sicherer ist es, dass sie den Weg zu allerhand geistigen Störungen abgiebt, abgeben kann, zu "inneren Lichtern" zum Beispiel, wie bei den Hesychasten vom Berge Athos, zu Klang- und Gestalt-Hallucinationen, zu wollüstigen Überströmungen und Ekstasen der Sinnlichkeit (Geschichte der heiligen Therese). Die Auslegung, welche derartigen Zuständen von den mit ihnen Behafteten gegeben wird, ist immer so schwärmerisch-falsch wie möglich gewesen, dies versteht sich von selbst: nur überhöre man den Ton überzeugtester Dankbarkeit nicht, der eben schon im Willen zu einer solchen Interpretations-Art zum Erklingen kommt. Der höchste Zustand, die Erlösung selbst, jene endlich erreichte Gesammt-Hypnotisirung und Stille, gilt ihnen immer als das Geheimniss an sich, zu dessen Ausdruck auch die höchsten Symbole nicht ausreichen, als Ein- und Heimkehr in den Grund der Dinge, als Freiwerden von allem Wahne, als "Wissen," als "Wahrheit," als "Sein," als Loskommen von jedem Ziele, jedem Wunsche, jedem Thun, als ein Jenseits auch von Gut und Böse. "Gutes und Böses," sagt der Buddhist,—"Beides sind Fesseln: über Beides wurde der Vollendete Herr"; "Gethanes und Ungethanes," sagt der Gläubige des Vedânta, "schafft ihm keinen Schmerz; das Gute und das Böse schüttelt er als ein Weiser von sich; sein Reich leidet durch keine That mehr; über Gutes und Böses, über Beides gieng er hinaus": —eine gesammt-indische Auffassung also, ebenso brahmanistisch als buddhistisch. (Weder in der indischen, noch in der christlichen Denkweise gilt jene "Erlösung" als erreichbar durch Tugend, durch moralische Besserung, so hoch der Hypnotisirungs-Werth der Tugend auch von ihnen angesetzt wird: dies halte man fest,—es entspricht dies übrigens einfach dem Thatbestande. Hierin wahr geblieben zu sein, darf vielleicht als das beste Stück Realismus in den drei grössten, sonst so gründlich vermoralisirten Religionen betrachtet werden. "Für den Wissenden giebt es keine Pflicht." ... "Durch Zulegung von Tugenden kommt Erlösung nicht zu Stande: denn sie besteht im Einssein mit dem keiner Zulegung von Vollkommenheit fähigen Brahman; und ebenso wenig in der Ablegung von Fehlern: denn das Brahman, mit dem Eins zu sein Das ist, was Erlösung ausmacht, ist ewig rein"—diese Stellen aus dem Commentare des Çankara, citirt von dem ersten wirklichen Kenner der indischen Philosophie in Europa, meinem Freunde Paul Deussen.) Die "Erlösung" in den grossen Religionen wollen wir also in Ehren halten; dagegen wird es uns ein wenig schwer, bei der Schätzung, welche schon der tiefe Schlaf durch diese selbst für das Träumen zu müd gewordnen Lebensmüden erfährt, ernsthaft zu bleiben,—der tiefe Schlaf nämlich bereits als Eingehen in das Brahman, als erreichte unio mystica mit Gott. "Wenn er dann eingeschlafen ist ganz und gar"—heisst es darüber in der ältesten und ehrwürdigsten "Schrift"—"und völlig zur Ruhe gekommen, dass er kein Traumbild mehr schaut, alsdann ist er, oh Theurer, vereinigt mit dem Seienden, in sich selbst ist er eingegangen,—von dem erkenntnissartigen Selbst umschlungen, hat er kein Bewusstsein mehr von dem, was aussen oder innen ist. Diese Brücke überschreiten nicht Tag und Nacht, nicht das Alter, nicht der Tod, nicht das Leiden, nicht gutes Werk, noch böses Werk." "Im tiefen Schlafe," sagen insgleichen die Gläubigen dieser tiefsten der drei grossen Religionen, "hebt sich die Seele heraus aus diesem Leibe, geht ein in das höchste Licht und tritt dadurch hervor in eigener Gestalt: da ist sie der höchste Geist selbst, der herumwandelt, indem er scherzt und spielt und sich ergötzt, sei es mit Weibern oder mit Wagen oder mit Freunden, da denkt sie nicht mehr zurück an dieses Anhängsel von Leib, an welches der prâna (der Lebensodem) angespannt ist wie ein Zugthier an den Karren." Trotzdem wollen wir auch hier wie im Falle der "Erlösung" uns gegenwärtig halten, dass damit im Grunde, wie sehr auch immer in der Pracht orientalischer Übertreibung, nur die gleiche Schätzung ausgedrückt ist, welche die des klaren, kühlen, griechisch-kühlen, aber leidenden Epikur war: das hypnotische Nichts-Gefühl, die Ruhe des tiefsten Schlafes, Leidlosigkeit kurzum—das darf Leidenden und Gründlich-Verstimmten schon als höchstes Gut, als Werth der Werthe gelten, das muss von ihnen als positiv abgeschätzt, als das Positive selbst empfunden werden. (Nach derselben Logik des Gefühls heisst in allen pessimistischen Religionen das Nichts Gott.)

18

Viel häufiger als eine solche hypnotistische Gesammtdämpfung der Sensibilität, der Schmerzfähigkeit, welche schon seltnere Kräfte, vor Allem Muth, Verachtung der Meinung, "intellektuellen Stoicismus" voraussetzt, wird gegen Depressions-Zustände ein anderes training versucht, welches jedenfalls leichter ist: die machinale Thätigkeit. Dass mit ihr ein leidendes Dasein in einem nicht unbeträchtlichen Grade erleichtert wird, steht ausser allem Zweifel: man nennt heute diese Thatsache, etwas unehrlich, "den Segen der Arbeit." Die Erleichterung besteht darin, dass das Interesse des Leidenden grundsätzlich vom Leiden abgelenkt wird,—dass beständig ein Thun und wieder nur ein Thun in's Bewusstsein tritt und folglich wenig Platz darin für Leiden bleibt: denn sie ist eng, diese Kammer des menschlichen Bewusstseins! Die machinale Thätigkeit und was zu ihr gehört—wie die absolute Regularität, der pünktliche besinnungslose Gehorsam, das Ein-für-alle-Mal der Lebensweise, die Ausfüllung der Zeit, eine gewisse Erlaubniss, ja eine Zucht zur "Unpersönlichkeit," zum Sich-selbst-Vergessen, zur "incuria sui"—: wie gründlich, wie fein hat der asketische Priester sie im Kampf mit dem Schmerz zu benutzen gewusst! Gerade wenn er mit Leidenden der niederen Stände, mit Arbeitssklaven oder Gefangenen zu thun hatte (oder mit Frauen: die ja meistens Beides zugleich sind, Arbeitssklaven und Gefangene), so bedurfte es wenig mehr als einer kleinen Kunst des Namenwechselns und der Umtaufung, um sie in verhassten Dingen fürderhin eine Wohlthat, ein relatives Glück sehn zu machen:—die Unzufriedenheit des Sklaven mit seinem Loos ist jedenfalls nicht von den Priestern erfunden worden.— Ein noch geschätzteres Mittel im Kampf mit der Depression ist die Ordinirung einer kleinen Freude, die leicht zugänglich ist und zur Regel gemacht werden kann; man bedient sich dieser Medikation häufig in Verbindung mit der eben besprochnen. Die häufigste Form, in der die Freude dergestalt als Kurmittel ordinirt wird, ist die Freude des Freude-Machens (als Wohlthun, Beschenken, Erleichtern, Helfen, Zureden, Trösten, Loben, Auszeichnen); der asketische Priester verordnet damit, dass er "Nächstenliebe" verordnet, im Grunde eine Erregung des stärksten, lebensbejahendsten Triebes, wenn auch in der vorsichtigsten Dosirung,—des Willens zur Macht. Das Glück der "kleinsten Überlegenheit," wie es alles Wohlthun, Nützen, Helfen, Auszeichnen mit sich bringt, ist das reichlichste Trostmittel, dessen sich die Physiologisch-Gehemmten zu bedienen pflegen, gesetzt dass sie gut berathen sind: im andern Falle thun sie einander weh, natürlich im Gehorsam gegen den gleichen Grundinstinkt. Wenn man nach den Anfängen des Christenthums in der römischen Welt sucht, so findet man Vereine zu gegenseitiger Unterstützung, Armen-, Kranken-, Begräbniss-Vereine, aufgewachsen auf dem untersten Boden der damaligen Gesellschaft, in denen mit Bewusstsein jenes Hauptmittel gegen die Depression, die kleine Freude, die des gegenseitigen Wohlthuns gepflegt wurde,—vielleicht war dies damals etwas Neues, eine eigentliche Entdeckung? In einem dergestalt hervorgerufnen "Willen zur Gegenseitigkeit," zur Heerdenbildung, zur "Gemeinde," zum "Cönakel" muss nun wiederum jener damit, wenn auch im Kleinsten, erregte Wille zur Macht, zu einem neuen und viel volleren Ausbruch kommen: die Heerdenbildung ist im Kampf mit der Depression ein wesentlicher Schritt und Sieg. Im Wachsen der Gemeinde erstarkt auch für den Einzelnen ein neues Interesse, das ihn oft genug über das Persönlichste seines Missmuths, seine Abneigung gegen sich (die "despectio sui" des Geulinx) hinweghebt. Alle Kranken, Krankhaften streben instinktiv, aus einem Verlangen nach Abschüttelung der dumpfen Unlust und des Schwächegefühls, nach einer Heerden-Organisation: der asketische Priester erräth diesen Instinkt und fördert ihn; wo es Heerden giebt, ist es der Schwäche-Instinkt, der die Heerde gewollt hat, und die Priester-Klugheit, die sie organisirt hat. Denn man übersehe dies nicht: die Starken streben ebenso naturnothwendig aus einander, als die Schwachen zu einander; wenn erstere sich verbinden, so geschieht es nur in der Aussicht auf eine aggressive Gesammt-Aktion und Gesammt-Befriedigung ihres Willens zur Macht, mit vielem Widerstande des Einzel-Gewissens; letztere dagegen ordnen sich zusammen, mit Lust gerade an dieser Zusammenordnung,—ihr Instinkt ist dabei ebenso befriedigt, wie der Instinkt der geborenen "Herren" (das heisst der solitären Raubthier-Species Mensch) im Grunde durch Organisation gereizt und beunruhigt wird. Unter jeder Oligarchie liegt—die ganze Geschichte lehrt es—immer das tyrannische Gelüst versteckt; jede Oligarchie zittert beständig von der Spannung her, welche jeder Einzelne in ihr nöthig hat, Herr über dies Gelüst zu bleiben. (So war es zum Beispiel griechisch: Plato bezeugt es an hundert Stellen, Plato, der seines Gleichen kannte—und sich selbst ...)

19

Die Mittel des asketischen Priesters, welche wir bisher kennen lernten—die Gesammt-Dämpfung des Lebensgefühls, die machinale Thätigkeit, die kleine Freude, vor Allem die der "Nächstenliebe," die Heerden-Organisation, die Erweckung des Gemeinde-Machtgefühls, demzufolge der Verdruss des Einzelnen an sich durch seine Lust am Gedeihen der Gemeinde übertäubt wird—das sind, nach modernem Maasse gemessen, seine unschuldigen Mittel im Kampfe mit der Unlust: wenden wir uns jetzt zu den interessanteren, den "schuldigen." Bei ihnen allen handelt es sich um Eins: um irgend eine Ausschweifung des Gefühls,—diese gegen die dumpfe lähmende lange Schmerzhaftigkeit als wirksamstes Mittel der Betäubung benutzt; weshalb die priesterliche Erfindsamkeit im Ausdenken dieser Einen Frage geradezu unerschöpflich gewesen ist: "wodurch erzielt man eine Ausschweifung des Gefühls?" ... Das klingt hart: es liegt auf der Hand, dass es lieblicher klänge und besser vielleicht zu Ohren gienge, wenn ich etwa sagte "der asketische Priester hat sich jederzeit die Begeisterung zu Nutze gemacht, die in allen starken Affekten liegt." Aber wozu die verweichlichten Ohren unsrer modernen Zärtlinge noch streicheln? Wozu unsrerseits ihrer Tartüfferie der Worte auch nur einen Schritt breit nachgeben? Für uns Psychologen läge darin bereits eine Tartüfferie der That; abgesehn davon, dass es uns Ekel machen würde. Ein Psychologe nämlich hat heute darin, wenn irgend worin, seinen guten Geschmack (—Andre mögen sagen: seine Rechtschaffenheit), dass er der schändlich vermoralisirten Sprechweise widerstrebt, mit der nachgerade alles moderne Urtheilen über Mensch und Ding angeschleimt ist. Denn man täusche sich hierüber nicht: was das eigentlichste Merkmal moderner Seelen, moderner Bücher ausmacht, das ist nicht die Lüge, sondern die eingefleischte Unschuld in der moralistischen Verlogenheit. Diese "Unschuld" überall wieder entdecken müssen—das macht vielleicht unser widerlichstes Stück Arbeit aus, an all der an sich nicht unbedenklichen Arbeit, deren sich heute ein Psychologe zu unterziehn hat; es ist ein Stück unsrer grossen Gefahr,—es ist ein Weg, der vielleicht gerade uns zum grossen Ekel führt ... Ich zweifle nicht daran, wozu allein moderne Bücher (gesetzt, dass sie Dauer haben, was freilich nicht zu fürchten ist, und ebenfalls gesetzt, dass es einmal eine Nachwelt mit strengerem härterem gesünderen Geschmack giebt)—wozu alles Moderne überhaupt dieser Nachwelt dienen würde, dienen könnte: zu Brechmitteln,—und das vermöge seiner moralischen Versüsslichung und Falschheit, seines innerlichsten Femininismus, der sich gern "Idealismus" nennt und jedenfalls Idealismus glaubt. Unsre Gebildeten von Heute, unsre "Guten" lügen nicht—das ist wahr; aber es gereicht ihnen nicht zur Ehre! Die eigentliche Lüge, die ächte resolute "ehrliche" Lüge (über deren Werth man Plato hören möge) wäre für sie etwas bei weitem zu Strenges, zu Starkes; es würde verlangen, was man von ihnen nicht verlangen darf, dass sie die Augen gegen sich selbst aufmachten, dass sie zwischen "wahr" und "falsch" bei sich selber zu unterscheiden wüssten. Ihnen geziemt allein die unehrliche Lüge; Alles, was sich heute als "guter Mensch" fühlt, ist vollkommen unfähig, zu irgend einer Sache anders zu stehn als unehrlich-verlogen, abgründlich-verlogen, aber unschuldig-verlogen, treuherzig-verlogen, blauäugig-verlogen, tugendhaft-verlogen. Diese "guten Menschen,"—sie sind allesammt jetzt in Grund und Boden vermoralisirt und in Hinsicht auf Ehrlichkeit zu Schanden gemacht und verhunzt für alle Ewigkeit: wer von ihnen hielte noch eine Wahrheit "über den Menschen" aus! ... Oder, greiflicher gefragt: wer von ihnen ertrüge eine wahre Biographie! ... Ein paar Anzeichen: Lord Byron hat einiges Persönlichste über sich aufgezeichnet, aber Thomas Moore war "zu gut" dafür: er verbrannte die Papiere seines Freundes. Dasselbe soll Dr. Gwinner gethan haben, der Testaments-Vollstrecker Schopenhauer's: denn auch Schopenhauer hatte Einiges über sich und vielleicht auch gegen sich (εἰς ἑαυτόν) aufgezeichnet. Der tüchtige Amerikaner Thayer, der Biograph Beethoven's, hat mit Einem Male in seiner Arbeit Halt gemacht: an irgend einem Punkte dieses ehrwürdigen und naiven Lebens angelangt, hielt er dasselbe nicht mehr aus ... Moral: welcher kluge Mann schriebe heute noch ein ehrliches Wort über sich?—er müsste denn schon zum Orden der heiligen Tollkühnheit gehören. Man verspricht uns eine Selbstbiographie Richard Wagner's: wer zweifelt daran, dass es eine kluge Selbstbiographie sein wird? ... Gedenken wir noch des komischen Entsetzens, welches der katholische Priester Janssen mit seinem über alle Begriffe viereckig und harmlos gerathenen Bilde der deutschen Reformations-Bewegung in Deutschland erregt hat; was würde man erst beginnen, wenn uns Jemand diese Bewegung einmal anders erzählte, wenn uns einmal ein wirklicher Psycholog einen wirklichen Luther erzählte, nicht mehr mit der moralistischen Einfalt eines Landgeistlichen, nicht mehr mit der süsslichen und rücksichtsvollen Schamhaftigkeit protestantischer Historiker, sondern etwa mit einer Taine'schen Unerschrockenheit, aus einer Stärke der Seele heraus und nicht aus einer klugen Indulgenz gegen die Stärke? ... (Die Deutschen, anbei gesagt, haben den klassischen Typus der letzteren zuletzt noch schön genug herausgebracht,—sie dürfen ihn sich schon zurechnen, zu Gute rechnen: nämlich in ihrem Leopold Ranke, diesem gebornen klassischen advocatus jeder causa fortior, diesem klügsten aller klugen "Thatsächlichen.")

20

Aber man wird mich schon verstanden haben:—Grund genug, nicht wahr, Alles in Allem, dass wir Psychologen heutzutage einiges Misstrauen gegen uns selbst nicht los werden? ... Wahrscheinlich sind auch wir noch "zu gut" für unser Handwerk, wahrscheinlich sind auch wir noch die Opfer, die Beute, die Kranken dieses vermoralisirten Zeitgeschmacks, so sehr wir uns auch als dessen Verächter fühlen,—wahrscheinlich inficirt er auch noch uns. Wovor warnte doch jener Diplomat, als er zu seines Gleichen redete? "Misstrauen wir vor Allem, meine Herrn, unsren ersten Regungen!" sagte er, "sie sind fast immer gut" ... So sollte auch jeder Psycholog heute zu seines Gleichen reden ... Und damit kommen wir zu unserm Problem zurück, das in der That von uns einige Strenge verlangt, einiges Misstrauen in Sonderheit gegen die "ersten Regungen." Das asketische Ideal im Dienste einer Absicht auf Gefühls-Ausschweifung: —wer sich der vorigen Abhandlung erinnert, wird den in diese neun Worte gedrängten Inhalt des nunmehr Darzustellenden im Wesentlichen schon vorwegnehmen. Die menschliche Seele einmal aus allen ihren Fugen zu lösen, sie in Schrecken, Fröste, Gluthen und Entzückungen derartig unterzutauchen, dass sie von allem Kleinen und Kleinlichen der Unlust, der Dumpfheit, der Verstimmung wie durch einen Blitzschlag loskommt: welche Wege führen zu diesem Ziele? Und welche von ihnen am sichersten? ... Im Grunde haben alle grossen Affekte ein Vermögen dazu, vorausgesetzt, dass sie sich plötzlich entladen, Zorn, Furcht, Wollust, Rache, Hoffnung, Triumph, Verzweiflung, Grausamkeit; und wirklich hat der asketische Priester unbedenklich die ganze Meute wilder Hunde im Menschen in seinen Dienst genommen und bald diesen, bald jenen losgelassen, immer zu dem gleichen Zwecke, den Menschen aus der langsamen Traurigkeit aufzuwecken, seinen dumpfen Schmerz, sein zögerndes Elend für Zeiten wenigstens in die Flucht zu jagen, immer auch unter einer religiösen Interpretation und "Rechtfertigung." Jede derartige Ausschweifung des Gefühls macht sich hinterdrein bezahlt, das versteht sich von selbst—sie macht den Kranken kränker—: und deshalb ist diese Art von Remeduren des Schmerzes, nach modernem Maasse gemessen, eine "schuldige" Art. Man muss jedoch, weil es die Billigkeit verlangt, um so mehr darauf bestehen, dass sie mit gutem Gewissen angewendet worden ist, dass der asketische Priester sie im tiefsten Glauben an ihre Nützlichkeit, ja Unentbehrlichkeit verordnet hat,—und oft genug selbst vor dem Jammer, den er schuf, fast zerbrechend; insgleichen, dass die vehementen physiologischen Revanchen solcher Excesse, vielleicht sogar geistige Störungen, im Grunde dem ganzen Sinne dieser Art Medikation nicht eigentlich widersprechen: als welche, wie vorher gezeigt worden ist, nicht auf Heilung von Krankheiten, sondern auf Bekämpfung der Depressions-Unlust, auf deren Linderung, deren Betäubung aus war. Dies Ziel wurde auch so erreicht. Der Hauptgriff, den sich der asketische Priester erlaubte, um auf der menschlichen Seele jede Art von zerreissender und verzückter Musik zum Erklingen zu bringen, war damit gethan—Jedermann weiss das—, dass er sich das Schuldgefühl zu Nutze machte. Dessen Herkunft hat die vorige Abhandlung kurz angedeutet—als ein Stück Thierpsychologie, als nicht mehr: das Schuldgefühl trat uns dort gleichsam in seinem Rohzustande entgegen. Erst unter den Händen des Priesters, dieses eigentlichen Künstlers in Schuldgefühlen, hat es Gestalt gewonnen—oh was für eine Gestalt! Die "Sünde"—denn so lautet die priesterliche Umdeutung des thierischen "schlechten Gewissens" (der rückwärts gewendeten Grausamkeit)—ist bisher das grösste Ereigniss in der Geschichte der kranken Seele gewesen: in ihr haben wir das gefährlichste und verhängnissvollste Kunststück der religiösen Interpretation. Der Mensch, an sich selbst leidend, irgendwie, jedenfalls physiologisch, etwa wie ein Thier, das in den Käfig gesperrt ist, unklar, warum, wozu? begehrlich nach Gründen—Gründe erleichtern—, begehrlich auch nach Mitteln und Narkosen, beräth sich endlich mit Einem, der auch das Verborgene weiss—und siehe da! er bekommt einen Wink, er bekommt von seinem Zauberer, dem asketischen Priester, den ersten Wink über die "Ursache" seines Leidens: er soll sie in sich suchen, in einer Schuld, in einem Stück Vergangenheit, er soll sein Leiden selbst als einen Strafzustand verstehn ... Er hat gehört, er hat verstanden, der Unglückliche: jetzt geht es ihm wie der Henne, um die ein Strich gezogen ist. Er kommt aus diesem Kreis von Strichen nicht wieder heraus: aus dem Kranken ist "der Sünder" gemacht ... Und nun wird man den Aspekt dieses neuen Kranken, "des Sünders," für ein paar Jahrtausende nicht los,—wird man ihn je wieder los?—wohin man nur sieht, überall der hypnotische Blick des Sünders, der sich immer in der Einen Richtung bewegt (in der Richtung auf "Schuld," als der einzigen Leidens-Causalität); überall das böse Gewissen, dies "grewliche thier," mit Luther zu reden; überall die Vergangenheit zurückgekäut, die That verdreht, das "grüne Auge" für alles Thun; überall das zum Lebensinhalt gemachte Missverstehen-Wollen des Leidens, dessen Umdeutung in Schuld-, Furcht- und Strafgefühle; überall die Geissel, das härene Hemd, der verhungernde Leib, die Zerknirschung; überall das Sich-selbst-Rädern des Sünders in dem grausamen Räderwerk eines unruhigen, krankhaft-lüsternen Gewissens; überall die stumme Qual, die äusserste Furcht, die Agonie des gemarterten Herzens, die Krämpfe eines unbekannten Glücks, der Schrei nach "Erlösung." In der That, mit diesem System von Prozeduren war die alte Depression, Schwere und Müdigkeit gründlich überwunden, das Leben wurde wieder sehr interessant: wach, ewig wach, übernächtig, glühend, verkohlt, erschöpft und doch nicht müde—so nahm sich der Mensch aus, "der Sünder," der in diese Mysterien eingeweiht war. Dieser alte grosse Zauberer im Kampf mit der Unlust, der asketische Priester—er hatte ersichtlich gesiegt, sein Reich war gekommen: schon klagte man nicht mehr gegen den Schmerz, man lechzte nach dem Schmerz; "mehr Schmerz! mehr Schmerz!" so schrie das Verlangen seiner Jünger und Eingeweihten Jahrhunderte lang. Jede Ausschweifung des Gefühls, die wehe that, Alles was zerbrach, umwarf, zermalmte, entrückte, verzückte, das Geheimniss der Folterstätten, die Erfindsamkeit der Hölle selbst—Alles war nunmehr entdeckt, errathen, ausgenützt, Alles stand dem Zauberer zu Diensten, Alles diente fürderhin dem Siege seines Ideals, des asketischen Ideals ... "Mein Reich ist nicht von dieser Welt"—redete er nach wie vor: hatte er wirklich das Recht noch, so zu reden? ... Goethe hat behauptet, es gäbe nur sechs und dreissig tragische Situationen: man erräth daraus, wenn man's sonst nicht wüsste, dass Goethe kein asketischer Priester war. Der—kennt mehr ...

21

In Hinsicht auf diese ganze Art der priesterlichen Medikation, die "schuldige" Art, ist jedes Wort Kritik zu viel. Dass eine solche Ausschweifung des Gefühls, wie sie in diesem Falle der asketische Priester seinen Kranken zu verordnen pflegt (unter den heiligsten Namen, wie sich von selbst versteht, insgleichen durchdrungen von der Heiligkeit seines Zwecks), irgend einem Kranken wirklich genützt habe, wer hätte wohl Lust, eine Behauptung der Art aufrecht zu halten? Zum Mindesten sollte man sich über das Wort "nützen" verstehn. Will man damit ausdrücken, ein solches System von Behandlung habe den Menschen verbessert, so widerspreche ich nicht: nur dass ich hinzufüge, was bei mir "verbessert" heisst—ebenso viel wie "gezähmt," "geschwächt," "entmuthigt," "raffinirt," "verzärtlicht," "entmannt" (also beinahe so viel als geschädigt ...) Wenn es sich aber in der Hauptsache um Kranke, Verstimmte, Deprimirte handelt, so macht ein solches System den Kranken, gesetzt selbst, dass es ihn "besser" machte, unter allen Umständen kränker; man frage nur die Irrenärzte, was eine methodische Anwendung von Buss-Quälereien, Zerknirschungen und Erlösungskrämpfen immer mit sich führt. Insgleichen befrage man die Geschichte: überall, wo der asketische Priester diese Krankenbehandlung durchgesetzt hat, ist jedes Mal die Krankhaftigkeit unheimlich schnell in die Tiefe und Breite gewachsen. Was w ar immer der "Erfolg"? Ein zerrüttetes Nervensystem, hinzu zu dem, was sonst schon krank war; und das im Grössten wie im Kleinsten, bei Einzelnen wie bei Massen. Wir finden im Gefolge des Buss- und Erlösungs-training ungeheure epileptische Epidemien, die grössten, von denen die Geschichte weiss, wie die der St. Veit- und St. Johann-Tänzer des Mittelalters; wir finden als andre Form seines Nachspiels furchtbare Lähmungen und Dauer-Depressionen, mit denen unter Umständen das Temperament eines Volks oder einer Stadt (Genf, Basel) ein für alle Mal in sein Gegentheil umschlägt;—hierher gehört auch die Hexen-Hysterie, etwas dem Somnambulismus Verwandtes (acht grosse epidemische Ausbrüche derselben allein zwischen 1564 und 1605)—; wir finden in seinem Gefolge insgleichen jene todsüchtigen Massen-Delirien, deren entsetzlicher Schrei "evviva la morte" über ganz Europa weg gehört wurde, unterbrochen bald von wollüstigen, bald von zerstörungswüthigen Idiosynkrasien: wie der gleiche Affektwechsel, mit den gleichen Intermittenzen und Umsprüngen auch heute noch überall beobachtet wird, in jedem Falle, wo die asketische Sündenlehre es wieder einmal zu einem grossen Erfolge bringt (die religiöse Neurose erscheint als eine Form des "bösen Wesens": daran ist kein Zweifel. Was sie ist? Quaeritur.) In's Grosse gerechnet, so hat sich das asketische Ideal und sein sublim-moralischer Cultus, diese geistreichste, unbedenklichste und gefährlichste Systematisirung aller Mittel der Gefühls-Ausschweifung unter dem Schutz heiliger Absichten auf eine furchtbare und unvergessliche Weise in die ganze Geschichte des Menschen eingeschrieben; und leider nicht nur in seine Geschichte ... Ich wüsste kaum noch etwas Anderes geltend zu machen, was dermaassen zerstörerisch der Gesundheit und Rassen-Kräftigkeit, namentlich der Europäer, zugesetzt hat als dies Ideal; man darf es ohne alle Übertreibung das eigentliche Verhängniss in der Gesundheitsgeschichte des europäischen Menschen nennen. Höchstens, dass seinem Einflusse noch der spezifisch-germanische Einfluss gleichzusetzen wäre: ich meine die Alkohol-Vergiftung Europa's, welche streng mit dem politischen und Rassen-Übergewicht der Germanen bisher Schritt gehalten hat (—wo sie ihr Blut einimpften, impften sie auch ihr Laster ein).— Zudritt in der Reihe wäre die Syphilis zu nennen,—magno sed proxima intervallo.

22

Der asketische Priester hat die seelische Gesundheit verdorben, wo er auch nur zur Herrschaft gekommen ist, er hat folglich auch den Geschmack verdorben in artibus et litteris,—er verdirbt ihn immer noch. "Folglich?"— Ich hoffe, man giebt mir dies Folglich einfach zu; zum Mindesten will ich es nicht erst beweisen. Ein einziger Fingerzeig: er gilt dem Grundbuche der christlichen Litteratur, ihrem eigentlichen Modell, ihrem "Buche an sich." Noch inmitten der griechisch-römischen Herrlichkeit, welche auch eine Bücher-Herrlichkeit war, Angesichts einer noch nicht verkümmerten und zertrümmerten antiken Schriften-Welt, zu einer Zeit, da man noch einige Bücher lesen konnte, um deren Besitz man jetzt halbe Litteraturen eintauschen würde, wagte es bereits die Einfalt und Eitelkeit christlicher Agitatoren—man heisst sie Kirchenväter—zu dekretiren: "auch wir haben unsre klassische Litteratur, wir brauchen die der Griechen nicht,"— und dabei wies man stolz auf Legendenbücher, Apostelbriefe und apologetische Traktätlein hin, ungefähr so, wie heute die englische "Heilsarmee" mit einer verwandten Litteratur ihren Kampf gegen Shakespeare und andre "Heiden" kämpft. Ich liebe das "neue Testament" nicht, man erräth es bereits; es beunruhigt mich beinahe, mit meinem Geschmack in Betreff dieses geschätztesten, überschätztesten Schriftwerks dermaassen allein zu stehn (der Geschmack zweier Jahrtausende ist gegen mich): aber, was hilft es! "Hier stehe ich, ich kann nicht anders,"—ich habe den Muth zu meinem schlechten Geschmack. Das alte Testament—ja das ist ganz etwas Anderes: alle Achtung vor dem alten Testament! In ihm finde ich grosse Menschen, eine heroische Landschaft und Etwas vom Allerseltensten auf Erden, die unvergleichliche Naivität des starken Herzens; mehr noch, ich finde ein Volk. Im neuen dagegen lauter kleine Sekten-Wirthschaft, lauter Rokoko der Seele, lauter Verschnörkeltes, Winkliges, Wunderliches, lauter Conventikel-Luft, nicht zu vergessen einen gelegentlichen Hauch bukolischer Süsslichkeit, welcher der Epoche (und der römischen Provinz) angehört und nicht sowohl jüdisch als hellenistisch ist. Demuth und Wichtigthuerei dicht nebeneinander; eine Geschwätzigkeit des Gefühls, die fast betäubt; Leidenschaftlichkeit, keine Leidenschaft; peinliches Gebärdenspiel; hier hat ersichtlich jede gute Erziehung gefehlt. Wie darf man von seinen kleinen Untugenden so viel Wesens machen, wie es diese frommen Männlein thun! Kein Hahn kräht danach; geschweige denn Gott. Zuletzt wollen sie gar noch "die Krone des ewigen Lebens" haben, alle diese kleinen Leute der Provinz: wozu doch? wofür doch? man kann die Unbescheidenheit nicht weiter treiben. Ein "unsterblicher" Petrus: wer hielte den aus! Sie haben einen Ehrgeiz, der lachen macht: das käut sein Persönlichstes, seine Dummheiten, Traurigkeiten und Eckensteher-Sorgen vor, als ob das An-sich-der-Dinge verpflichtet sei, sich darum zu kümmern; das wird nicht müde, Gott selber in den kleinsten Jammer hinein zu wickeln, in dem sie drin stecken. Und dieses beständige Auf-du-und-du mit Gott des schlechtesten Geschmacks! Diese jüdische, nicht bloss jüdische Zudringlichkeit gegen Gott mit Maul und Tatze! ... Es giebt kleine verachtete "Heidenvölker" im Osten Asien's, von denen diese ersten Christen etwas Wesentliches hätten lernen können, etwas Takt der Ehrfurcht; jene erlauben sich nicht, wie christliche Missionare bezeugen, den Namen ihres Gottes überhaupt in den Mund zu nehmen. Dies dünkt mich delikat genug; gewiss ist, dass es nicht nur für "erste" Christen zu delikat ist: man erinnere sich doch etwa, um den Gegensatz zu spüren, an Luther, diesen "beredtesten" und unbescheidensten Bauer, den Deutschland gehabt hat, und an die Lutherische Tonart, die gerade ihm in seinen Zwiegesprächen mit Gott am besten gefiel. Luther's Widerstand gegen die Mittler-Heiligen der Kirche (insbesondere gegen "des Teuffels Saw den Bapst") war, daran ist kein Zweifel, im letzten Grunde der Widerstand eines Rüpels, den die gute Etiquette der Kirche verdross, jene Ehrfurchts-Etiquette des hieratischen Geschmacks, welche nur die Geweihteren und Schweigsameren in das Allerheiligste einlässt und es gegen die Rüpel zuschliesst. Diese sollen ein für alle Mal gerade hier nicht das Wort haben,—aber Luther, der Bauer, wollte es schlechterdings anders, so war es ihm nicht deutsch genug: er wollte vor Allem direkt reden, selber reden, "ungenirt" mit seinem Gotte reden ... Nun, er hat's gethan.— Das asketische Ideal, man erräth es wohl, war niemals und nirgendswo eine Schule des guten Geschmacks, noch weniger der guten Manieren,—es war im besten Fall eine Schule der hieratischen Manieren—: das macht, es hat selber Etwas im Leibe, das allen guten Manieren todfeind ist,—Mangel an Maass, Widerwillen gegen Maass, es ist selbst ein "non plus ultra."

23

Das asketische Ideal hat nicht nur die Gesundheit und den Geschmack verdorben, es hat noch etwas Drittes, Viertes, Fünftes, Sechstes verdorben—ich werde mich hüten, zu sagen was Alles (wann käme ich zu Ende!). Nicht was dies Ideal gewirkt hat, soll hier von mir an's Licht gestellt werden; vielmehr ganz allein nur, was es bedeutet, worauf es rathen lässt, was hinter ihm, unter ihm, in ihm versteckt liegt, wofür es der vorläufige, undeutliche, mit Fragezeichen und Missverständnissen überladne Ausdruck ist. Und nur in Hinsicht auf diesen Zweck durfte ich meinen Lesern einen Blick auf das Ungeheure seiner Wirkungen, auch seiner verhängnissvollen Wirkungen nicht ersparen: um sie nämlich zum letzten und furchtbarsten Aspekt vorzubereiten, den die Frage nach der Bedeutung jenes Ideals für mich hat. Was bedeutet eben die Macht jenes Ideals, das Ungeheure seiner Macht? Weshalb ist ihm in diesem Maasse Raum gegeben worden? weshalb nicht besser Widerstand geleistet worden? Das asketische Ideal drückt einen Willen aus: wo ist der gegnerische Wille, in dem sich ein gegnerisches Ideal ausdrückte? Das asketische Ideal hat ein Ziel, —dasselbe ist allgemein genug, dass alle Interessen des menschlichen Daseins sonst, an ihm gemessen, kleinlich und eng erscheinen; es legt sich Zeiten, Völker, Menschen unerbittlich auf dieses Eine Ziel hin aus, es lässt keine andere Auslegung, kein andres Ziel gelten, es verwirft, verneint, bejaht, bestätigt allein im Sinne seiner Interpretation (—und gab es je ein zu Ende gedachteres System von Interpretation?); es unterwirft sich keiner Macht, es glaubt vielmehr an sein Vorrecht vor jeder Macht, an seine unbedingte Rang-Distanz in Hinsicht auf jede Macht,—es glaubt daran, dass Nichts auf Erden von Macht da ist, das nicht von ihm aus erst einen Sinn, ein Daseins-Recht, einen Werth zu empfangen habe, als Werkzeug zu seinem Werke, als Weg und Mittel zu seinem Ziele, zu Einem Ziele ... Wo ist das Gegenstück zu diesem geschlossenen System von Wille, Ziel und Interpretation? Warum fehlt das Gegenstück? ... Wo ist das andre "Eine Ziel"? ... Aber man sagt mir, es fehle nicht, es habe nicht nur einen langen glücklichen Kampf mit jenem Ideale gekämpft, es sei vielmehr in allen Hauptsachen bereits über jenes Ideal Herr geworden: unsre ganze moderne Wissenschaft sei das Zeugniss dafür,—diese moderne Wissenschaft, welche, als eine eigentliche Wirklichkeits-Philosophie, ersichtlich allein an sich selber glaube, ersichtlich den Muth zu sich, den Willen zu sich besitze und gut genug bisher ohne Gott, Jenseits und verneinende Tugenden ausgekommen sei. Indessen mit solchem Lärm und Agitatoren-Geschwätz richtet man Nichts bei mir aus: diese Wirklichkeits-Trompeter sind schlechte Musikanten, ihre Stimmen kommen hörbar genug nicht aus der Tiefe, aus ihnen redet nicht der Abgrund des wissenschaftlichen Gewissens—denn heute ist das wissenschaftliche Gewissen ein Abgrund—, das Wort "Wissenschaft" ist in solchen Trompeter-Mäulern einfach eine Unzucht, ein Missbrauch, eine Schamlosigkeit. Gerade das Gegentheil von dem, was hier behauptet wird, ist die Wahrheit: die Wissenschaft hat heute schlechterdings keinen Glauben an sich, geschweige ein Ideal über sich,—und wo sie überhaupt noch Leidenschaft, Liebe, Gluth, Leiden ist, da ist sie nicht der Gegensatz jenes asketischen Ideals, vielmehr dessen jüngste und vornehmste Form selber. Klingt euch das fremd? ... Es giebt ja genug braves und bescheidnes Arbeiter-Volk auch unter den Gelehrten von Heute, dem sein kleiner Winkel gefällt, und das darum, weil es ihm darin gefällt, bisweilen ein wenig unbescheiden mit der Forderung laut wird, man solle überhaupt heute zufrieden sein, zumal in der Wissenschaft,—es gäbe da gerade so viel Nützliches zu thun. Ich widerspreche nicht; am wenigsten möchte ich diesen ehrlichen Arbeitern ihre Lust am Handwerk verderben: denn ich freue mich ihrer Arbeit. Aber damit, dass jetzt in der Wissenschaft streng gearbeitet wird und dass es zufriedne Arbeiter giebt, ist schlechterdings nicht bewiesen, dass die Wissenschaft als Ganzes heute ein Ziel, einen Willen, ein Ideal, eine Leidenschaft des grossen Glaubens habe. Das Gegentheil, wie gesagt, ist der Fall: wo sie nicht die jüngste Erscheinungsform des asketischen Ideals ist,—es handelt sich da um zu seltne, vornehme, ausgesuchte Fälle, als dass damit das Gesammturtheil umgebogen werden könnte—ist die Wissenschaft heute ein Versteck für alle Art Missmuth, Unglauben, Nagewurm, despectio sui, schlechtes Gewissen,—sie ist die Unruhe der Ideallosigkeit selbst, das Leiden am Mangel der grossen Liebe, das Ungenügen an einer unfreiwilligen Genügsamkeit. Oh was verbirgt heute nicht Alles Wissenschaft! wie viel soll sie mindestens verbergen! Die Tüchtigkeit unsrer besten Gelehrten, ihr besinnungsloser Fleiss, ihr Tag und Nacht rauchender Kopf, ihre Handwerks-Meisterschaft selbst—wie oft hat das Alles seinen eigentlichen Sinn darin, sich selbst irgend Etwas nicht mehr sichtbar werden zu lassen! Die Wissenschaft als Mittel der Selbst-Betäubung: kennt ihr das? ... Man verwundet sie—Jeder erfährt es, der mit Gelehrten umgeht—mitunter durch ein harmloses Wort bis auf den Knochen, man erbittert seine gelehrten Freunde gegen sich, im Augenblick, wo man sie zu ehren meint, man bringt sie ausser Rand und Band, bloss weil man zu grob war, um zu errathen, mit wem man es eigentlich zu thun hat, mit Leidenden, die es sich selbst nicht eingestehn wollen, was sie sind, mit Betäubten und Besinnungslosen, die nur Eins fürchten: zum Bewusstsein zu kommen ...

24

— Und nun sehe man sich dagegen jene seltneren Fälle an, von denen ich sprach, die letzten Idealisten, die es heute unter Philosophen und Gelehrten giebt: hat man in ihnen vielleicht die gesuchten Gegner des asketischen Ideals, dessen Gegen-Idealisten? In der That, sie glauben sich als solche, diese "Ungläubigen" (denn das sind sie allesammt); es scheint gerade Das ihr letztes Stück Glaube, Gegner dieses Ideals zu sein, so ernsthaft sind sie an dieser Stelle, so leidenschaftlich wird da gerade ihr Wort, ihre Gebärde:—brauchte es deshalb schon wahr zu sein, was sie glauben? ... Wir "Erkennenden" sind nachgerade misstrauisch gegen alle Art Gläubige; unser Misstrauen hat uns allmählich darauf eingeübt, umgekehrt zu schliessen, als man ehedem schloss: nämlich überall, wo die Stärke eines Glaubens sehr in den Vordergrund tritt, auf eine gewisse Schwäche der Beweisbarkeit, auf Unwahrscheinlichkeit selbst des Geglaubten zu schliessen. Auch wir leugnen nicht, dass der Glaube "selig macht": eben deshalb leugnen wir, dass der Glaube Etwas beweist, —ein starker Glaube, der selig macht, ist ein Verdacht gegen Das, woran er glaubt, er begründet nicht "Wahrheit," er begründet eine gewisse Wahrscheinlichkeit—der Täuschung. Wie steht es nun in diesem Falle?— Diese Verneinenden und Abseitigen von Heute, diese Unbedingten in Einem, im Anspruch auf intellektuelle Sauberkeit, diese harten, strengen, enthaltsamen, heroischen Geister, welche die Ehre unsrer Zeit ausmachen, alle diese blassen Atheisten, Antichristen, Immoralisten, Nihilisten, diese Skeptiker, Ephektiker, Hektiker des Geistes (letzteres sind sie sammt und sonders, in irgend einem Sinne), diese letzten Idealisten der Erkenntniss, in denen allein heute das intellektuelle Gewissen wohnt und leibhaft ward,—sie glauben sich in der That so losgelöst als möglich vom asketischen Ideale, diese "freien, sehr freien Geister": und doch, dass ich ihnen verrathe, was sie selbst nicht sehen können—denn sie stehen sich zu nahe—dies Ideal ist gerade auch ihr Ideal, sie selbst stellen es heute dar, und Niemand sonst vielleicht, sie selbst sind seine vergeistigtste Ausgeburt, seine vorgeschobenste Krieger- und Kundschafter-Schaar, seine verfänglichste, zarteste, unfasslichste Verführungsform:—wenn ich irgend worin Räthselrather bin, so will ich es mit diesem Satze sein! ... Das sind noch lange keine freien Geister: denn sie glauben noch an die Wahrheit ... Als die christlichen Kreuzfahrer im Orient auf jenen unbesiegbaren Assassinen-Orden stiessen, jenen Freigeister-Orden par excellence, dessen unterste Grade in einem Gehorsame lebten, wie einen gleichen kein Mönchsorden erreicht hat, da bekamen sie auf irgend welchem Wege auch einen Wink über jenes Symbol und Kerbholz-Wort, das nur den obersten Graden, als deren Secretum, vorbehalten war: "Nichts ist wahr, Alles ist erlaubt" ... Wohlan, das war Freiheit des Geistes, damit war der Wahrheit selbst der Glaube gekündigt ... Hat wohl je schon ein europäischer, ein christlicher Freigeist sich in diesen Satz und seine labyrinthischen Folgerungen verirrt? kennt er den Minotauros dieser Höhle aus Erfahrung? ... Ich zweifle daran, mehr noch, ich weiss es anders:—Nichts ist diesen Unbedingten in Einem, diesen sogenannten "freien Geistern" gerade fremder als Freiheit und Entfesselung in jenem Sinne, in keiner Hinsicht sind sie gerade fester gebunden, im Glauben gerade an die Wahrheit sind sie, wie Niemand anders sonst, fest und unbedingt. Ich kenne dies Alles vielleicht zu sehr aus der Nähe: jene verehrenswürdige Philosophen-Enthaltsamkeit, zu der ein solcher Glaube verpflichtet, jener Stoicismus des Intellekts, der sich das Nein zuletzt eben so streng verbietet wie das Ja, jenes Stehenbleiben-Wollen vor dem Thatsächlichen, dem factum brutum, jener Fatalismus der "petits faits" (ce petit faitalisme, wie ich ihn nenne), worin die französische Wissenschaft jetzt eine Art moralischen Vorrangs vor der deutschen sucht, jenes Verzichtleisten auf Interpretation überhaupt (auf das Vergewaltigen, Zurechtschieben, Abkürzen, Weglassen, Ausstopfen, Ausdichten, Umfälschen und was sonst zum Wesen alles Interpretirens gehört)—das drückt, in's Grosse gerechnet, ebensogut Ascetismus der Tugend aus, wie irgend eine Verneinung der Sinnlichkeit (es ist im Grunde nur ein modus dieser Verneinung). Was aber zu ihm zwingt, jener unbedingte Wille zur Wahrheit, das ist der Glaube an das asketische Ideal selbst, wenn auch als sein unbewusster Imperativ, man täusche sich hierüber nicht,—das ist der Glaube an einen metaphysischen Werth, einen Werth an sich der Wahrheit, wie er allein in jenem Ideal verbürgt und verbrieft ist (er steht und fällt mit jenem ideal). Es giebt, streng geurtheilt, gar keine "voraussetzungslose" Wissenschaft, der Gedanke einer solchen ist unausdenkbar, paralogisch: eine Philosophie, ein "Glaube" muss immer erst da sein, damit aus ihm die Wissenschaft eine Richtung, einen Sinn, eine Grenze, eine Methode, ein Recht auf Dasein gewinnt. (Wer es umgekehrt versteht, wer zum Beispiel sich anschickt, die Philosophie "auf streng wissenschaftliche Grundlage" zu stellen, der hat dazu erst nöthig, nicht nur die Philosophie, sondern auch die Wahrheit selber auf den Kopf zu stellen: die ärgste Anstands-Verletzung, die es in Hinsicht auf zwei so ehrwürdige Frauenzimmer geben kann!) Ja, es ist kein Zweifel—und hiermit lasse ich meine "fröhliche Wissenschaft" zu Worte kommen, vergl. deren fünftes Buch S. 263 [§344]—"der Wahrhaftige, in jenem verwegenen und letzten Sinne, wie ihn der Glaube an die Wissenschaft voraussetzt, bejaht damit eine andre Welt als die des Lebens, der Natur und der Geschichte; und insofern er diese 'andre Welt' bejaht, wie? muss er nicht eben damit ihr Gegenstück, diese Welt, unsre Welt—verneinen? ... Es ist immer noch ein metaphysischer Glaube, auf dem unser Glaube an die Wissenschaft ruht,—auch wir Erkennenden von Heute, wir Gottlosen und Antimetaphysiker, auch wir nehmen unser Feuer noch von jenem Brande, den ein Jahrtausende alter Glaube entzündet hat, jener Christen-Glaube, der auch der Glaube Plato's war, dass Gott die Wahrheit ist, dass die Wahrheit göttlich ist ... Aber wie, wenn dies gerade immer mehr unglaubwürdig wird, wenn Nichts sich mehr als göttlich erweist, es sei denn der Irrthum, die Blindheit, die Lüge,—wenn Gott selbst sich als unsre längste Lüge erweist?"— — An dieser Stelle thut es Noth, Halt zu machen und sich lange zu besinnen. Die Wissenschaft selber bedarf nunmehr einer Rechtfertigung (womit noch nicht einmal gesagt sein soll, dass es eine solche für sie giebt). Man sehe sich auf diese Frage die ältesten und die jüngsten Philosophien an: in ihnen allen fehlt ein Bewusstsein darüber, inwiefern der Wille zur Wahrheit selbst erst einer Rechtfertigung bedarf, hier ist eine Lücke in jeder Philosophie—woher kommt das? Weil das asketische Ideal über alle Philosophie bisher Herr war, weil Wahrheit als Sein, als Gott, als oberste Instanz selbst gesetzt wurde, weil Wahrheit gar nicht Problem sein durfte. Versteht man dies "durfte"?— Von dem Augenblick an, wo der Glaube an den Gott des asketischen Ideals verneint ist, giebt es auch ein neues Problem: das vom Werthe der Wahrheit.— Der Wille zur Wahrheit bedarf einer Kritik—bestimmen wir hiermit unsre eigene Aufgabe—, der Werth der Wahrheit ist versuchsweise einmal in Frage zu stellen ... (Wem dies zu kurz gesagt scheint, dem sei empfohlen, jenen Abschnitt der "fröhlichen Wissenschaft" nachzulesen, welcher den Titel trägt: "Inwiefern auch wir noch fromm sind" S. 260 ff [§344], am besten das ganze fünfte Buch des genannten Werks, insgleichen die Vorrede zur "Morgenröthe.")

25

Nein! Man komme mir nicht mit der Wissenschaft, wenn ich nach dem natürlichen Antagonisten des asketischen Ideals suche, wenn ich frage: "wo ist der gegnerische Wille, in dem sich sein gegnerisches Ideal ausdrückt?" Dazu steht die Wissenschaft lange nicht genug auf sich selber, sie bedarf in jedem Betrachte erst eines Werth-Ideals, einer wertheschaffenden Macht, in deren Dienste sie an sich selber glauben darf, —sie selbst ist niemals wertheschaffend. Ihr Verhältniss zum asketischen Ideal ist an sich durchaus noch nicht antagonistisch; sie stellt in der Hauptsache sogar eher noch die vorwärtstreibende Kraft in dessen innerer Ausgestaltung dar. Ihr Widerspruch und Kampf bezieht sich, feiner geprüft, gar nicht auf das Ideal selbst, sondern nur auf dessen Aussenwerke, Einkleidung, Maskenspiel, auf dessen zeitweilige Verhärtung, Verholzung, Verdogmatisirung—sie macht das Leben in ihm wieder frei, indem sie das Exoterische an ihm verneint. Diese Beiden, Wissenschaft und asketisches Ideal, sie stehen ja auf Einem Boden—ich gab dies schon zu verstehn—: nämlich auf der gleichen Überschätzung der Wahrheit (richtiger: auf dem gleichen Glauben an die Unabschätzbarkeit, Unkritisirbarkeit der Wahrheit), eben damit sind sie sich nothwendig Bundesgenossen,—so dass sie, gesetzt, dass sie bekämpft werden, auch immer nur gemeinsam bekämpft und in Frage gestellt werden können. Eine Werthabschätzung des asketischen Ideals zieht unvermeidlich auch eine Werthabschätzung der Wissenschaft nach sich: dafür mache man sich bei Zeiten die Augen hell, die Ohren spitz! (Die Kunst, vorweg gesagt, denn ich komme irgendwann des Längeren darauf zurück,—die Kunst, in der gerade die Lüge sich heiligt, der Wille zur Täuschung das gute Gewissen zur Seite hat, ist dem asketischen Ideale viel grundsätzlicher entgegengestellt als die Wissenschaft: so empfand es der Instinkt Plato's, dieses grössten Kunstfeindes, den Europa bisher hervorgebracht hat. Plato gegen Homer: das ist der ganze, der ächte Antagonismus—dort der "Jenseitige" besten Willens, der grosse Verleumder des Lebens, hier dessen unfreiwilliger Vergöttlicher, die goldene Natur. Eine Künstler-Dienstbarkeit im Dienste des asketischen Ideals ist deshalb die eigentlichste Künstler-Corruption, die es geben kann, leider eine der allergewöhnlichsten: denn Nichts ist corruptibler, als ein Künstler.) Auch physiologisch nachgerechnet, ruht die Wissenschaft auf dem gleichen Boden wie das asketische Ideal: eine gewisse Verarmung des Lebens ist hier wie dort die Voraussetzung,—die Affekte kühl geworden, das tempo verlangsamt, die Dialektik an Stelle des Instinktes, der Ernst den Gesichtern und Gebärden aufgedrückt (der Ernst, dieses unmissverständlichste Abzeichen des mühsameren Stoffwechsels, des ringenden, schwerer arbeitenden Lebens). Man sehe sich die Zeiten eines Volkes an, in denen der Gelehrte in den Vordergrund tritt: es sind Zeiten der Ermüdung, oft des Abends, des Niederganges,—die überströmende Kraft, die Lebens-Gewissheit, die Zukunfts- Gewissheit sind dahin. Das Übergewicht des Mandarinen bedeutet niemals etwas Gutes: so wenig als die Heraufkunft der Demokratie, der Friedens-Schiedsgerichte an Stelle der Kriege, der Frauen-Gleichberechtigung, der Religion des Mitleids und was es sonst Alles für Symptome des absinkenden Lebens giebt. (Wissenschaft als Problem gefasst; was bedeutet Wissenschaft?—vergl. darüber die Vorrede zur "Geburt der Tragödie.")— Nein! diese "moderne Wissenschaft"—macht euch nur dafür die Augen auf!—ist einstweilen die beste Bundesgenossin des asketischen Ideals, und gerade deshalb, weil sie die unbewussteste, die unfreiwilligste, die heimlichste und unterirdischste ist! Sie haben bis jetzt Ein Spiel gespielt, die "Armen des Geistes" und die wissenschaftlichen Widersacher jenes Ideals (man hüte sich, anbei gesagt, zu denken, dass sie deren Gegensatz seien, etwa als die Reichen des Geistes:—das sind sie nicht, ich nannte sie Hektiker des Geistes). Diese berühmten Siege der letzteren: unzweifelhaft, es sind Siege—aber worüber? Das asketische Ideal wurde ganz und gar nicht in ihnen besiegt, es wurde eher damit stärker, nämlich unfasslicher, geistiger, verfänglicher gemacht, dass immer wieder eine Mauer, ein Aussenwerk, das sich an dasselbe angebaut hatte und seinen Aspekt vergröberte, seitens der Wissenschaft schonungslos abgelöst, abgebrochen worden ist. Meint man in der That, dass etwa die Niederlage der theologischen Astronomie eine Niederlage jenes Ideals bedeute? ... Ist damit vielleicht der Mensch weniger bedürftig nach einer Jenseitigkeits-Lösung seines Räthsels von Dasein geworden, dass dieses Dasein sich seitdem noch beliebiger, eckensteherischer, entbehrlicher in der sichtbaren Ordnung der Dinge ausnimmt? Ist nicht gerade die Selbstverkleinerung des Menschen, sein Wille zur Selbstverkleinerung seit Kopernikus in einem unaufhaltsamen Fortschritte? Ach, der Glaube an seine Würde, Einzigkeit, Unersetzlichkeit in der Rangabfolge der Wesen ist dahin,—er ist Thier geworden, Thier, ohne Gleichniss, Abzug und Vorbehalt, er, der in seinem früheren Glauben beinahe Gott ("Kind Gottes," "Gottmensch") war ... Seit Kopernikus scheint der Mensch auf eine schiefe Ebene gerathen,—er rollt immer schneller nunmehr aus dem Mittelpunkte weg—wohin? in's Nichts? in's "durchbohrende Gefühl seines Nichts"? ... Wohlan! dies eben wäre der gerade Weg—in's alte Ideal? ... Alle Wissenschaft (und keineswegs nur die Astronomie, über deren demüthigende und herunterbringende Wirkung Kant ein bemerkenswerthes Geständniss gemacht hat, "sie vernichtet meine Wichtigkeit"...), alle Wissenschaft, die natürliche sowohl, wie die unnatürliche— so heisse ich die Erkenntniss-Selbstkritik—ist heute darauf aus, dem Menschen seine bisherige Achtung vor sich auszureden, wie als ob dieselbe Nichts als ein bizarrer Eigendünkel gewesen sei; man könnte sogar sagen, sie haben ihren eigenen Stolz, ihre eigene herbe Form von stoischer Ataraxie darin, diese mühsam errungene Selbstverachtung des Menschen als dessen letzten, ernstesten Anspruch auf Achtung bei sich selbst aufrecht zu erhalten (mit Recht, in der That: denn der Verachtende ist immer noch Einer, der "das Achten nicht verlernt hat" ...) Wird damit dem asketischen Ideale eigentlich entgegengearbeitet? Meint man wirklich alles Ernstes noch (wie es die Theologen eine Zeit lang sich einbildeten), dass etwa Kant's Sieg über die theologische Begriffs-Dogmatik ("Gott," "Seele," "Freiheit," "Unsterblichkeit") jenem Ideale Abbruch gethan habe?—wobei es uns einstweilen Nichts angehen soll, ob Kant selber etwas Derartiges überhaupt auch nur in Absicht gehabt hat. Gewiss ist, dass alle Art Transcendentalisten seit Kant wieder gewonnenes Spiel haben,—sie sind von den Theologen emancipirt: welches Glück!—er hat ihnen jenen Schleichweg verrathen, auf dem sie nunmehr auf eigne Faust und mit dem besten wissenschaftlichen Anstande den "Wünschen ihres Herzens" nachgehen dürfen. Insgleichen: wer dürfte es nunmehr den Agnostikern verargen, wenn sie, als die Verehrer des Unbekannten und Geheimnissvollen an sich, das Fragezeichen selbst jetzt als Gott anbeten? (Xaver Doudan spricht einmal von den ravages, welche "l'habitude d'admirer l'inintelligible an lieu de rester tout simplement dans l'inconnu" angerichtet habe; er meint, die Alten hätten dessen entrathen.) Gesetzt, dass Alles, was der Mensch "erkennt," seinen Wünschen nicht genug thut, ihnen vielmehr widerspricht und Schauder macht, welche göttliche Ausflucht, die Schuld davon nicht im "Wünschen," sondern im "Erkennen" suchen zu dürfen! ... "Es giebt kein Erkennen: folglich—giebt es einen Gott": welche neue elegantia syllogismi! welcher Triumph des asketischen Ideals! —

26

— Oder zeigte vielleicht die gesammte moderne Geschichtsschreibung eine lebensgewissere, idealgewissere Haltung? Ihr vornehmster Anspruch geht jetzt dahin, Spiegel zu sein; sie lehnt alle Teleologie ab; sie will Nichts mehr "beweisen"; sie verschmäht es, den Richter zu spielen, und hat darin ihren guten Geschmack,—sie bejaht so wenig, als sie verneint, sie stellt fest, sie "beschreibt" ... Dies Alles ist in einem hohen Grade asketisch; es ist aber zugleich in einem noch höheren Grade nihilistisch, darüber täusche man sich nicht! Man sieht einen traurigen, harten, aber entschlossenen Blick,—ein Auge, das hinausschaut, wie ein vereinsamter Nordpolfahrer hinausschaut (vielleicht um nicht hineinzuschauen? um nicht zurückzuschauen? ...) Hier ist Schnee, hier ist das Leben verstummt; die letzten Krähen, die hier laut werden, heissen "Wozu?," "Umsonst!," "Nada!"—hier gedeiht und wächst Nichts mehr, höchstens Petersburger Metapolitik und Tolstoi'sches "Mitleid." Was aber jene andre Art von Historikern betrifft, eine vielleicht noch "modernere" Art, eine genüssliche, wollüstige, mit dem Leben ebenso sehr als mit dem asketischen Ideal liebäugelnde Art, welche das Wort "Artist" als Handschuh gebraucht und heute das Lob der Contemplation ganz und gar für sich in Pacht genommen hat: oh welchen Durst erregen diese süssen Geistreichen selbst noch nach Asketen und Winterlandschaften! Nein! dies "beschauliche" Volk mag sich der Teufel holen! Um wie viel lieber will ich noch mit jenen historischen Nihilisten durch die düstersten grauen kalten Nebel wandern!—ja, es soll mir nicht darauf ankommen, gesetzt, dass ich wählen muss, selbst einem ganz eigentlich Unhistorischen, Widerhistorischen Gehör zu schenken (wie jenem Dühring, an dessen Tönen sich im heutigen Deutschland eine bisher noch schüchterne, noch uneingeständliche Species "schöner Seelen" berauscht, die Species anarchistica innerhalb des gebildeten Proletariats). Hundert Mal schlimmer sind die "Beschaulichen"—: ich wüsste Nichts, was so sehr Ekel machte, als solch ein "objektiver" Lehnstuhl, solch ein duftender Genüssling vor der Historie, halb Pfaff, halb Satyr, Parfum Renan, der schon mit dem hohen Falsett seines Beifalls verräth, was ihm abgeht, wo es ihm abgeht, wo in diesem Falle die Parze ihre grausame Schere ach! allzu chirurgisch gehandhabt hat! Das geht mir wider den Geschmack, auch wider die Geduld: behalte bei solchen Aspekten seine Geduld, wer Nichts an ihr zu verlieren hat,—mich ergrimmt solch ein Aspekt, solche "Zuschauer" erbittern mich gegen das "Schauspiel," mehr noch als das Schauspiel (die Historie selbst, man versteht mich), unversehens kommen mir dabei anakreontische Launen. Diese Natur, die dem Stier das Horn, dem Löwen das χάσμ᾿ ὀδόντων gab, wozu gab mir die Natur den Fuss? ... Zum Treten, beim heiligen Anakreon! und nicht nur zum Davonlaufen; zum Zusammentreten der morschen Lehnstühle, der feigen Beschaulichkeit, des lüsternen Eunuchenthums vor der Historie, der Liebäugelei mit asketischen Idealen, der Gerechtigkeits-Tartüfferie der Impotenz! Alle meine Ehrfurcht dem asketischen Ideale, sofern es ehrlich ist! so lange es an sich selber glaubt und uns keine Possen vormacht! Aber ich mag alle diese koketten Wanzen nicht, deren Ehrgeiz unersättlich darin ist, nach dem Unendlichen zu riechen, bis zuletzt das Unendliche nach Wanzen riecht; ich mag die übertünchten Gräber nicht, die das Leben schauspielern; ich mag die Müden und Vernutzten nicht, welche sich in Weisheit einwickeln und "objektiv" blicken; ich mag die zu Helden aufgeputzten Agitatoren nicht, die eine Tarnkappe von Ideal um ihren Strohwisch von Kopf tragen; ich mag die ehrgeizigen Künstler nicht, die den Asketen und Priester bedeuten möchten und im Grunde nur tragische Hanswürste sind; ich mag auch sie nicht, diese neuesten Spekulanten in Idealismus, die Antisemiten, welche heute ihre Augen christlich-arisch-biedermännisch verdrehn und durch einen jede Geduld erschöpfenden Missbrauch des wohlfeilsten Agitationsmittels, der moralischen Attitüde, alle Hornvieh-Elemente des Volkes aufzuregen suchen (—dass jede Art Schwindel-Geisterei im heutigen Deutschland nicht ohne Erfolg bleibt, hängt mit der nachgerade unableugbaren und bereits handgreiflichen Verödung des deutschen Geistes zusammen, deren Ursache ich in einer allzuausschliesslichen Ernährung mit Zeitungen, Politik, Bier und Wagnerischer Musik suche, hinzugerechnet, was die Voraussetzung für diese Diät abgiebt: einmal die nationale Einklemmung und Eitelkeit, das starke, aber enge Princip "Deutschland, Deutschland über alles," sodann aber die Paralysis agitans der "modernen Ideen"). Europa ist heute reich und erfinderisch vor Allem in Erregungsmitteln, es scheint Nichts nöthiger zu haben als Stimulantia und gebrannte Wasser: daher auch die ungeheure Fälscherei in Idealen, diesen gebranntesten Wassern des Geistes, daher auch die widrige, übelriechende, verlogne, pseudo-alkoholische Luft überall. Ich möchte wissen, wie viel Schiffsladungen von nachgemachtem Idealismus, von Helden-Kostümen und Klapperblech grosser Worte, wie viel Tonnen verzuckerten spirituosen Mitgefühls (Firma: la religion de la souffrance), wie viel Stelzbeine "edler Entrüstung" zur Nachhülfe geistig Plattfüssiger, wie viel Komödianten des christlich-moralischen Ideals heute aus Europa exportirt werden müssten, damit seine Luft wieder reinlicher röche ... Ersichtlich steht in Hinsicht auf diese Überproduktion eine neue Handels-Möglichkeit offen, ersichtlich ist mit kleinen Ideal-Götzen und zugehörigen "Idealisten" ein neues "Geschäft" zu machen—man überhöre diesen Zaunpfahl nicht! Wer hat Muth genug dazu?—wir haben es in der Hand, die ganze Erde zu "idealisiren"! ... Aber was rede ich von Muth: hier thut Eins nur Noth, eben die Hand, eine unbefangne, eine sehr unbefangne Hand ...

27

— Genug! Genug! Lassen wir diese Curiositäten und Complexitäten des modernsten Geistes, an denen ebensoviel zum Lachen als zum Verdriessen ist: gerade unser Problem kann deren entrathen, das Problem von der Bedeutung des asketischen Ideals,—was hat dasselbe mit Gestern und Heute zu thun! Jene Dinge sollen von mir in einem andren Zusammenhange gründlicher und härter angefasst werden (unter dem Titel "Zur Geschichte des europäischen Nihilismus"; ich verweise dafür auf ein Werk, das ich vorbereite: Der Wille zur Macht, Versuch einer Umwerthung aller Werthe). Worauf es mir allein ankommt, hier hingewiesen zu haben, ist dies: das asketische Ideal hat auch in der geistigsten Sphäre einstweilen immer nur noch Eine Art von wirklichen Feinden und Schädigern: das sind die Komödianten dieses Ideals,—denn sie wecken Misstrauen. Überall sonst, wo der Geist heute streng, mächtig und ohne Falschmünzerei am Werke ist, entbehrt er jetzt überhaupt des Ideals—der populäre Ausdruck für diese Abstinenz ist "Atheismus"—: abgerechnet seines Willens zur Wahrheit. Dieser Wille aber, dieser Rest von Ideal, ist, wenn man mir glauben will, jenes Ideal selbst in seiner strengsten, geistigsten Formulirung, esoterisch ganz und gar, alles Aussenwerks entkleidet, somit nicht sowohl sein Rest, als sein Kern. Der unbedingte redliche Atheismus (—und seine Luft allein athmen wir, wir geistigeren Menschen dieses Zeitalters!) steht demgemäss nicht im Gegensatz zu jenem Ideale, wie es den Anschein hat; er ist vielmehr nur eine seiner letzten Entwicklungsphasen, eine seiner Schlussformen und inneren Folgerichtigkeiten,—er ist die Ehrfurcht gebietende Katastrophe einer zweitausendjährigen Zucht zur Wahrheit, welche am Schlusse sich die Lüge im Glauben an Gott verbietet. (Derselbe Entwicklungsgang in Indien, in vollkommner Unabhängigkeit und deshalb Etwas beweisend; dasselbe Ideal zum gleichen Schlusse zwingend; der entscheidende Punkt fünf Jahrhunderte vor der europäischen Zeitrechnung erreicht, mit Buddha, genauer: schon mit der Sankhyam-Philosophie, diese dann durch Buddha popularisirt und zur Religion gemacht.) Was, in aller Strenge gefragt, hat eigentlich über den christlichen Gott gesiegt? Die Antwort steht in meiner "fröhlichen Wissenschaft" S. 290 [§357]: "die christliche Moralität selbst, der immer strenger genommene Begriff der Wahrhaftigkeit, die Beichtväter-Feinheit des christlichen Gewissens, übersetzt und sublimirt zum wissenschaftlichen Gewissen, zur intellektuellen Sauberkeit um jeden Preis. Die Natur ansehn, als ob sie ein Beweis für die Güte und Obhut eines Gottes sei; die Geschichte interpretiren zu Ehren einer göttlichen Vernunft, als beständiges Zeugniss einer sittlichen Weltordnung und sittlicher Schlussabsichten; die eignen Erlebnisse auslegen, wie sie fromme Menschen lange genug ausgelegt haben, wie als ob Alles Fügung, Alles Wink, Alles dem Heil der Seele zu Liebe ausgedacht und geschickt sei: das ist nunmehr vorbei, das hat das Gewissen gegen sich, das gilt allen feineren Gewissen als unanständig, unehrlich, als Lügnerei, Feminismus, Schwachheit, Feigheit,—mit dieser Strenge, wenn irgend womit, sind wir eben gute Europäer und Erben von Europa's längster und tapferster Selbstüberwindung" ... Alle grossen Dinge gehen durch sich selbst zu Grunde, durch einen Akt der Selbstaufhebung: so will es das Gesetz des Lebens, das Gesetz der nothwendigen "Selbstüberwindung" im Wesen des Lebens,—immer ergeht zuletzt an den Gesetzgeber selbst der Ruf: "patere legem, quam ipse tulisti." Dergestalt gieng das Christenthum als Dogma zu Grunde, an seiner eignen Moral; dergestalt muss nun auch das Christenthum als Moral noch zu Grunde gehn,—wir stehen an der Schwelle dieses Ereignisses. Nachdem die christliche Wahrhaftigkeit einen Schluss nach dem andern gezogen hat, zieht sie am Ende ihren stärksten Schluss, ihren Schluss gegen sich selbst; dies aber geschieht, wenn sie die Frage stellt "was bedeutet aller Wille zur Wahrheit?" ... Und hier rühre ich wieder an mein Problem, an unser Problem, meine unbekannten Freunde (—denn noch weiss ich von keinem Freunde): welchen Sinn hätte unser ganzes Sein, wenn nicht den, dass in uns jener Wille zur Wahrheit sich selbst als Problem zum Bewusstsein gekommen wäre? ... An diesem Sich-bewusst-werden des Willens zur Wahrheit geht von nun an—daran ist kein Zweifel—die Moral zu Grunde: jenes grosse Schauspiel in hundert Akten, das den nächsten zwei Jahrhunderten Europa's aufgespart bleibt, das furchtbarste, fragwürdigste und vielleicht auch hoffnungsreichste aller Schauspiele ...

28

Sieht man vom asketischen Ideale ab: so hatte der Mensch, das Thier Mensch bisher keinen Sinn. Sein Dasein auf Erden enthielt kein Ziel; "wozu Mensch überhaupt?"—war eine Frage ohne Antwort; der Wille für Mensch und Erde fehlte; hinter jedem grossen Menschen-Schicksale klang als Refrain ein noch grösseres "Umsonst!" Das eben bedeutet das asketische Ideal: dass Etwas fehlte, dass eine ungeheure Lücke den Menschen umstand,—er wusste sich selbst nicht zu rechtfertigen, zu erklären, zu bejahen, er litt am Probleme seines Sinns. Er litt auch sonst, er war in der Hauptsache ein krankhaftes Thier: aber nicht das Leiden selbst war sein Problem, sondern dass die Antwort fehlte für den Schrei der Frage "wozu leiden?" Der Mensch, das tapferste und leidgewohnteste Thier, verneint an sich nicht das Leiden: er will es, er sucht es selbst auf, vorausgesetzt, dass man ihm einen Sinn dafür aufzeigt, ein Dazu des Leidens. Die Sinnlosigkeit des Leidens, nicht das Leiden, war der Fluch, der bisher über der Menschheit ausgebreitet lag,—und das asketische Ideal bot ihr einen Sinn! Es war bisher der einzige Sinn; irgend ein Sinn ist besser als gar kein Sinn; das asketische Ideal war in jedem Betracht das "faute de mieux" par excellence, das es bisher gab. In ihm war das Leiden ausgelegt; die ungeheure Leere schien ausgefüllt; die Thür schloss sich vor allem selbstmörderischen Nihilismus zu. Die Auslegung—es ist kein Zweifel—brachte neues Leiden mit sich, tieferes, innerlicheres, giftigeres, am Leben nagenderes: sie brachte alles Leiden unter die Perspektive der Schuld ... Aber trotzalledem—der Mensch war damit gerettet, er hatte einen Sinn, er war fürderhin nicht mehr wie ein Blatt im Winde, ein Spielball des Unsinns, des "Ohne-Sinns," er konnte nunmehr Etwas wollen,—gleichgültig zunächst, wohin, wozu, womit er wollte: der Wille selbst war gerettet. Man kann sich schlechterdings nicht verbergen, was eigentlich jenes ganze Wollen ausdrückt, das vom asketischen Ideale her seine Richtung bekommen hat: dieser Hass gegen das Menschliche, mehr noch gegen das Thierische, mehr noch gegen das Stoffliche, dieser Abscheu vor den Sinnen, vor der Vernunft selbst, diese Furcht vor dem Glück und der Schönheit, dieses Verlangen hinweg aus allem Schein, Wechsel, Werden, Tod, Wunsch, Verlangen selbst—das Alles bedeutet, wagen wir es, dies zu begreifen, einen Willen zum Nichts, einen Widerwillen gegen das Leben, eine Auflehnung gegen die grundsätzlichsten Voraussetzungen des Lebens, aber es ist und bleibt ein Wille! ... Und, um es noch zum Schluss zu sagen, was ich Anfangs sagte: lieber will noch der Mensch das Nichts wollen, als nicht wollen ...

К генеалогии морали (1887)
Полемическое сочинение

Предисловие

1

Мы чужды себе, мы, познающие, мы сами чужды себе: на то имеется своя веская причина. Мы никогда не искали себя — как же могло случиться, чтобы мы однажды нашли себя? Справедливо сказано: "где сокровище ваше, там и сердце ваше"; наше сокровище там, где стоят улья нашего познания. Как прирожденные пчелы и медоносны духа мы всегда попутно заняты одним; в сердце нашем гнездится одна лишь забота — что бы "принести домой". Что до жизни вообще, до так называемых «переживаний» — кто из нас достаточно серьезен для этого? Или достаточно празден? С этими делами, боюсь, мы никогда не бывали действительно "у дел": к этому не лежит наше сердце — и даже наши уши! Скорее, как некто блаженно рассеянный и погруженный в себя мигом просыпается, когда часы изо всей силы бьют над его ухом свои полуденные двенадцать ударов, и спрашивает себя: "сколько же, собственно, пробило?", так и мы временами протираем себе задним числом уши и спрашиваем совсем удивленно, совсем озадаченно: "что же, собственно, такое мы пережили?" больше того: "кто, собственно, мы такие?", и пересчитываем задним, как сказано, числом все вибрирующие двенадцать часовых ударов наших переживаний, нашей жизни, нашего существования — ах! и обсчитываемся при этом… Мы по необходимости остаемся чуждыми себе, мы не понимаем себя, мы должны путать себя с другими, извечным пребывает для нас положение: "Каждый наиболее далек самому себе" — в отношении самих себя мы не являемся «познающими»…

2

— Мои мысли о происхождении наших моральных предрассудков — ибо о них идет речь в этом полемическом сочинении — получили свое первое, все еще оглядчивое и предварительное выражение в том собрании афоризмов, которое озаглавлено "Человеческое, слишком человеческое. Книга для свободных умов" и которое было начато в Сорренто, зимою, позволившею мне сделать привал, как делает привал странник, и окинуть взором обширную и опасную страну, по которой до той поры странствовал мой дух. Это случилось зимою 1876-77 года; сами мысли старше. По существу, это были те же мысли, которые я снова возобновляю в предлежащих рассмотрениях, — будем надеяться, что долгий промежуток пошел им на пользу, что они стали более зрелыми, ясными, сильными, совершенными! Что, однако, я придерживаюсь их еще и сегодня, что и сами они тем временем все крепче прилегали друг к другу, даже вросли друг в друга и срослись, — это усиливает во мне радостную уверенность, что они с самого начала возникли во мне не разрозненно, не по прихоти и не спорадически, а из одного общего корня, из некой повелевающей в глубинах, все определенней изъявляющей себя, требующей все большей определенности радикальной воли познания. Так единственно это и подобает философу. Мы не имеем права быть в чем-либо разрозненными: нам негоже ни заблуждаться в розницу, ни в розницу настигать истину. Скорее, с тою же необходимостью, с каковою дерево приносит свои плоды, растут из нас наши мысли, наши ценности, наши «да» и «нет» и «если» да «или» — совокупно родственные и связанные друг с другом свидетельства одной воли, одного здоровья, одной почвы, одного солнца. — По вкусу ли они вам, эти наши плоды? — Но что до этого деревьям! Что до этого нам, философам!..

3

При свойственной мне недоверчивости, в коей я неохотно сознаюсь, — она относится как раз к морали, ко всему, что доселе чествовалась на земле как мораль, — недоверчивости, которая выступила в моей жизни столь рано, столь незванно, столь неудержимо, в таком противоречии с окружением, возрастом, примером, происхождением, что я чуть ли не вправе был бы назвать ее своим "A priori", — мое любопытство, равно как и мое подозрение должны были со временем остановиться на вопросе, откуда, собственно, берут свое начало наши добро и зло. В самом деле, уже тринадцатилетним мальчиком я был поглощен проблемой происхождения зла: ей я посвятил в возрасте, когда "сердце принадлежит наполовину детским играм, наполовину Богу", свою первую литературную детскую игру, свою первую философскую пробу пера, — что же касается моего тогдашнего «решения» проблемы — ну, я воздал, как и следовало, честь Богу и сделал его Отцом зла. Требовало ли именно этого от меня мое "A priori"? то новое, неморальное, по меньшей мере, имморалистическое "A priori" и глаголящий из него, ах! столь антикантовский, столь загадочный "категорический императив", которому я тем временем дарил все больше внимания, и не только внимания?.. По счастью, я заблаговременно научился отделять теологический предрассудок от морального и не искал более истоков зла позади мира. Небольшая историческая и филологическая выучка, включая врожденную разборчивость по части психологических вопросов вообще, обратили вскоре мою проблему в другую проблему: при каких условиях изобрел человек себе эти суждения ценности — добро и зло? и какую ценность имеют сами они? Препятствовали они или содействовали до сих пор человеческому процветанию? Являются ли они признаком бедственного состояния, истощения, вырождения жизни? Или, напротив, обнаруживается ли в них полнота, сила, воля к жизни, ее смелость, уверенность, будущность? — На это я нашел и рискнул дать разные ответы, я исследовал времена, народы, ранговые ступени индивидов, я специализировал свою проблему, ответы оборачивались новыми вопросами, исследованиями, догадками, вероятностями, покуда я не обрел наконец собственную страну, собственную почву, целый безмолвный, растущий, цветущий мир, как бы тайные сады, о которых никто и не смел догадываться… О, как мы счастливы, мы, познающие, допустив, что нам впору лишь достаточно долго молчать!..

4

Первый толчок огласить кое-что из своих гипотез относительно происхождения морали дала мне ясная, опрятная и умная, даже старчески умная книжка, в которой я впервые отчетливо набрел на вывернутую наизнанку и извращенную разновидность генеалогических гипотез, их собственно английскую разновидность, и это привлекло меня — тою притягательной силою, каковая присуща всему противоположному, всему противостоящему. Заглавие книжки было: "Происхождение моральных чувств", автор д-р Пауль Рэ; год издания 1877. Мне, пожалуй, никогда не доводилось читать что-либо, чему бы я в такой степени говорил про себя «нет» — фразе за фразой, выводу за выводом, — как этой книге: но без малейшей досады и нетерпения. В названном раньше произведении, над которым я тогда работал, я при случае и без случая ссылался на положения этой книги, не опровергая их — какое мне дело до опровержений! — но, как и подобает положительному уму, заменяя неправдоподобное более правдоподобным, а при известных условиях и одно заблуждение другим. Тогда, как сказано, я впервые извлек из-под спуда те гипотезы происхождения, которым посвящены эти рассмотрения, — весьма неловко (что мне меньше всего хотелось бы скрыть от самого себя), все еще несвободно, не обладая еще собственным языком для этих собственных вещей, полный всяческих рецидивов прошлого и колебаний. В частностях сравните сказанное мною в "Человеческом, слишком человеческом" (I 483 сл.) [I 270] о двойной предыстории добра и зла (именно из сферы благородных и из сферы рабов); равным образом (там же 535 сл.) [1315 сл. ] о ценности и происхождении аскетической морали; равным образом (там же 504 сл. и 770) [I 289 сл. ] о "нравсгвенности нравов", той гораздо более старой и изначальной разновидности морали, которая toto coelo отстоит от альтруистического способа оценки (в каковом д-р Рэ, подобно всем английским генеалогам морали, усматривает способ моральной оценки в себе); равным образом (там же 501 сл.) [I 286 сл. ], а также в «Страннике» (там же 885 сл.) и "Утренней заре" (там же 1084 сл.) — о происхождении справедливости как баланса между приблизительно равномощными натурами (равновесие как предпосылка всех договоров, стало быть, всяческого права); равным образом о происхождении наказания ("Странник" — там же 881 сл. и 890 сл.), для которого террористическая цель не является ни существенной, ни изначальной (как полагает д-р Рэ, — она скорее инкрустирована сюда позднее, при известных обстоятельствах и всегда как нечто побочное и привходящее).

5

В сущности, душа моя была полна тогда чем-то гораздо более важным, нежели собственными или чужими гипотезами о происхождении морали (или, точнее: последнее было только одним из многих средств для достижения некой цели). Речь шла у меня о ценности морали, — а по этой части мне приходилось сталкиваться едва ли не исключительным образом с моим великим учителем Шопенгауэром, к которому, как к некоему современнику, обращается та книга, страсть и скрытый антагонизм той книги (- ибо и она была "полемическим сочинением"). Речь в особенности шла о ценности «неэгоистического», об инстинктах сострадания, самоотречения, самопожертвования, которые именно Шопенгауэр так долго озолачивал, обожествлял и опотустороннивал, покуда они наконец не остались у него подобием "ценностей в себе", на основании каковых он и сказал нет жизни, как и самому себе. Но именно против этих инстинктов выговаривалась из меня все более основательная подозрительность, все глубже роющий скепсис! Именно здесь видел я великую опасность, грозящую человечеству, его утонченнейшую приманку и соблазн, — но куда? в Ничто? именно здесь видел я начало конца, остановку, озирающуюся усталость, волю, замахивающуюся на жизнь, воркующе и меланхолично предвещающую себе последнюю болезнь; мораль сострадания, все более расширяющаяся вокруг себя, охватывающая даже философов и делающая их больными, открылась мне как самый жуткий симптом нашей жутью обернувшейся европейской культуры, как ее окольный путь — к новому буддизму? к буддизму европейцев? к — нигилизму?.. Это современное предпочтение и переоценка сострадания со стороны философов есть нечто совершенно новое: именно в признании никчемности сострадания сходились до сих пор философы. Назову лишь Платона, Спинозу, Ларошфуко и Канта, четыре ума, как нельзя различные во всем, но согласные в одном: в низкой оценке сострадания.

6

Эта проблема ценности сострадания и морали сострадания (- я враг омерзительной современной изнеженности чувств — ) кажется поначалу лишь чем-то изолированным, неким вопросительным знаком про себя; кто, однако, застрянет однажды здесь, кто научится здесь вопрошать, с ним случится то, что случилось со мной, — ему откроется чудовищный новый вид, некая возможность нападет на него головокружением, всплывет всякого рода недоверчивость, подозрительность, страх, пошатнется вера в мораль, во всякую мораль, — наконец раздастся новое требование. Выскажем его, это новое требование: нам необходима критика моральных ценностей, сама ценность этих ценностей должна быть однажды поставлена под вопрос, — а для этого необходимо знание условий и обстоятельств, из которых они произросли, среди которых они развивались и изменялись (мораль как следствие, как симптом, как маска, как тартюфство, как болезнь, как недоразумение; но также и мораль как причина, как снадобье, как стимул, как препятствие, как яд), — знание, которое отсутствовало до сих пор и в котором даже не было нужды. Ценность этих «ценностей» принимали за данность, за факт, за нечто проблематически неприкосновенное: до сих пор ни капельки не сомневались и не колебались в том, чтобы оценивать «доброго» по более высоким ставкам, чем «злого», более высоким в смысле всего содействующего, полезного, плодотворного с точки зрения человека вообще (включая и будущее человека). Как? а если бы истиной было обратное? Как? а если бы в «добром» лежал симптом упадка, равным образом опасность, соблазн, яд, наркотик, посредством которого настоящее, скажем, представало бы нахлебником будущего? С большими, должно быть, видами на уют и безопасность, но и в более мелком стиле, низменнее?.. Так что именно мораль была бы виновна в том, окажись навеки недостижимой возможная сама по себе высочайшая могущественность и роскошность типа человек? Так что именно мораль была бы опасностью из всех опасностей?..

7

Достаточно и того, что сам я, когда мне открылась эта перспектива, имел основания высматривать себе ученых, смелых и трудолюбивых товарищей (я и сегодня еще делаю это). Настало время, снарядившись исключительно новыми вопросами и как бы новыми глазами, пуститься в странствие по чудовищному, далекому и столь таинственному материку морали — действительно существовавшей, действительно бывшей морали: и не значит ли это почти открыть впервые названный материк?.. Если я думал при этом, среди прочих, и об упомянутом д-ре Рэ, то оттого лишь, что нисколько не сомневался в том, что сама природа его вопросов натолкнула бы его на более верную методику обретения ответов. Обманулся ли я в этом? Таковым было во всяком случае мое желание — дать этому столь острому и нейтральному взору лучшее направление, обратить его к действительной истории морали и вовремя предостеречь его от подобного рода английских гипотез, растворяющихся в лазури. Ведь вполне очевидно, какой цвет во сто крат важнее для генеалога морали, чем именно голубой: именно серый, я хочу сказать, документальный, действительно поддающийся констатации, действительно бывший, короче, весь длинный, трудно дешифрируемый иероглифический свиток прошлого человеческой морали! — Это прошлое было неизвестно д-ру Рэ; но он читал Дарвина — и, таким образом, в его гипотезах забавным, по меньшей мере, способом учтиво подают друг другу руку дарвиновская бестия и наисовременнейший скромный маменькин сынок морали, который "больше не кусается"; последний делает это с выражением явно добродушного и утонченного безразличия на лице, к которому примешивается крупица пессимизма, усталости, словно бы это не стоило и гроша ломаного столь серьезно принимать все эти вещи — проблемы морали. Мне же вот сдается, напротив, что нет вообще вещей, которые стоили бы большего к себе серьезного отношения; вознаграждением, например, стало бы однажды дозволение отнестись к ним весело. Как раз веселость или, говоря на моем языке, веселая наука и есть награда: награда за долгую, смелую, трудолюбивую и подземную серьезность, которая, разумеется, не каждому по плечу. Но в тот день, когда мы от всего сердца скажем: "вперед! и старая наша мораль есть всего лишь комедия!) — мы откроем новую интригу и новую возможность для дионисической драмы "Участь души": а он-то уж сумеет использовать ее, можно побиться об заклад, он, великий, старый, извечный комедиограф нашего существования!..

8

— Если это сочинение кому-либо непонятно и плохо усваивается на слух, то вина за это, как мне кажется, не обязательно ложится на меня. Оно достаточно ясно, если предположить — что я и предполагаю, — что предварительно прочитаны мои более ранние сочинения и что при этом не поскупились на некоторые усилия: эти сочинения и в самом деле не легко доступны. Что, например, до моего «Заратустры», то я никому не позволю слыть его знатоком, кто хоть однажды не был бы ранен глубоко и хоть однажды глубоко не восхищен каждым его словом: лишь тогда вправе он наслаждаться преимуществом быть благоговейным пайщиком халкионической стихии, из которой родилось это произведение, ее солнечной ясности, дали, широты и достоверности. В других случаях трудность возникает в связи с афористической формой: трудность в том, что к форме этой относятся сегодня недостаточно весомо. Афоризм, по-настоящему отчеканенный и отлитый, вовсе еще не «дешифрован» оттого лишь, что он прочитан; скорее, именно здесь должно начаться его толкование, для которого потребно целое искусство толкования. В третьем рассмотрении этой книги я преподнес образец того, что я в подобном случае называю "толкованием", — этому рассмотрению предпослан афоризм, само оно — комментарий к нему. Конечно, дабы практиковать таким образом чтение как искусство, необходимо прежде всего одно свойство, от которого на сегодняшний день вполне основательно отвыкли — и оттого сочинения мои еще не скоро станут "разборчивыми", — необходимо быть почти коровой и уж во всяком случае не "современным человеком": необходимо пережевывание жвачки…Сильс-Мария, Верхний Энгадин, в июле 1887 года

Рассмотрение первое
"Добро и зло", "хорошее и плохое"

1

— Эти английские психологи, которым мы до сих пор обязаны единственными попытками создать историю возникновения морали, — сами задают нам тем, что они собою представляют, немалую загадку; они имеют даже — признаюсь в этом в качестве воплощенной загадки некоторое существенное преимущество перед своими книгами — они и сами интересны! Эти английские психологи — чего они, собственно, хотят? Добровольно или недобровольно, всегда застаешь их за одним и тем же занятием, именно, они заняты тем, что вытесняют на передний план partie honteuse нашего внутреннего мира и ищут наиболее действенные, руководящие, решающие для развития факторы как раз там, где меньше всего желала бы находить их интеллектуальная гордость человека (скажем, в vis inertiae привычки, или в забывчивости, или в слепом и случайном сцеплении и механике идей, или в чем-нибудь чисто пассивном, автоматичном, рефлекторном, молекулярном и основательно тупоумном), — что же, собственно, влечет всегда названных психологов именно в этом направлении? Тайный ли, коварный ли, пошлый ли, быть может, не сознающий самого себя инстинкт умаления человека? Или пессимистическая подозрительность, недоверчивость разочарованных, помраченных, отравленных и позеленевших идеалистов? Или мелкая подземная враждебность и rancune к христианству (и Платону), которая, должно быть, не достигла даже порога сознания? Или же похотливый вкус к неприятно-странному, к болезненно-парадоксальному, к сомнительному и бессмысленному в существовании? Или, наконец, — всего понемногу, малость пошлости, малость помрачения, малость антихристианства, малость щекотки и потребности в перце?.. Но мне говорят, что это просто старые, холодные, скучные лягушки, которые ползают и прыгают вокруг человека, в человеке, словно бы там они были вполне в своей стихии — в болоте. Я внемлю этому с сопротивлением, больше того, я не верю в это; и ежели позволительно желать там, где нельзя знать, то я от сердца желаю, чтобы с ними все обстояло наоборот — чтобы эти исследователи и микроскописты души были в сущности храбрыми, великодушными и гордыми животными, способными обуздывать как свое сердце, так и свою боль и воспитавшими себя к тому, чтобы жертвовать истине всякими желаниями — каждой истине, даже простой, горькой, безобразной, отвратительной, нехристианской, неморальной истине… Ибо есть ведь и такие истины.

2

Итак, всяческое уважение добрым духам, царящим в этих историках морали! Но достоверно, к сожалению, и то, что им недостает как раз исторического духа, что они покинуты как раз всеми добрыми духами истории! Все они без исключения, как это и свойственно староколенным философам, мыслят неисторически по существу; в этом нет никакого сомнения. Халтурность их генеалогии морали проявляется сразу же там, где речь идет о внесении ясности в происхождение понятия и суждения «хорошо». "Первоначально, — так постановляют они, — неэгоистические поступки расхваливались и назывались хорошими со стороны тех, кто пожинал их плоды, стало быть, тех, кому они были полезны; позднее источник этой похвалы был предан забвению, и неэгоистические поступки, просто потому, что их по обыкновению превозносили всегда как хорошие, стали и восприниматься таковыми — как если бы они и сами по себе были чем-то хорошим". Сразу видно: это первое выведение содержит уже все типичные черты идиосинкразии английских психологов — мы имеем «полезность», "забвение", «обыкновение» и под конец «заблуждение», все это в качестве подкладки для той расценки ценностей, каковой до сих пор гордился высший человек как своего рода преимуществом человека вообще. Эта гордость должна быть унижена, эта расценка — обесценена: достигнуто ли это?.. Ну так вот, прежде всего для меня очевидно, что самый очаг возникновения понятия «хорошо» ищется и устанавливается этой теорией на ложном месте: суждение «хорошо» берет свое начало не от тех, кому причиняется «добро»! То были, скорее, сами «добрые», т.е. знатные, могущественные, высокопоставленные и возвышенно настроенные, кто воспринимал и оценивал себя и свои деяния как хорошие, как нечто первосортное, в противоположность всему низкому, низменно настроенному, пошлому и плебейскому. Из этого пафоса дистанции они впервые заняли себе право творить ценности, выбивать наименования ценностей: что им было за дело до пользы! Точка зрения полезности как раз в максимальной степени чужда и несоизмерима с таким горячим источником высших суждений ценности, учреждающих и определяющих табель о рангах: именно здесь температура чувства подскочила до прямого контраста к тому низкому градусу тепла, который предполагает всякая расчетливая смышленость, всякая смета полезности — и не в смысле разовости, не на одни час — в порядке исключения, а надолго. Пафос знатности и дистанции, как сказано, длительное и доминирующее общее и коренное чувство высшего господствующего рода в отношении низшего рода, «низа» — таково начало противоположности между «хорошим» и «плохим». (Право господ давать имена заходит столь далеко, что позволительно было бы рассматривать само начало языка как проявление власти господствующих натур; они говорят: "это есть то-то и то-то", они опечатывают звуком всякую вещь и событие и тем самым как бы завладевают ими.) Из этого начала явствует, что слово «хорошо» вовсе не необходимым образом заранее связуется с «неэгоистическими» поступками, как это значится в суеверии названных генеалогов морали. Скорее, это случается лишь при упадке аристократических суждений ценности, когда противоположность «эгоистического» и «неэгоистического» все больше и больше навязывается человеческой совести — с нею вместе, если пользоваться моим языком, берет слово (и словоблудие) стадный инстинкт. Но и тогда еще долгое время названный инстинкт не обретает такого господства, при котором моральная расценка ценностей буквально застревает и вязнет в этой противоположности (как то имеет место, например, в современной Европе: предрассудок, согласно которому «моральный», "неэгоистический", «desinteresse» суть равноценные понятия, царит нынче уже с силой "навязчивой идеи" и душевного расстройства).

3

Во-вторых, однако, — совершенно отвлекаясь от исторической несостоятельности этой гипотезы о происхождении оценки «хорошо», заметим: она страдает внутренней психологической бессмыслицей. Полезность неэгоистического поступка должна быть источником его превознесения, и источник этот должен был быть забыт — как же возможно подобное забвение? Следует ли отсюда, что полезность таких поступков однажды прекратилась? Действительно как раз обратное: эта полезность, скорее, во все времена была повседневным опытом, стало быть, чем-то непрерывно и наново подчеркиваемым; следовательно, не исчезнуть должна была она из сознания, не погрузиться в забвение, но все отчетливее вдавливаться в сознание. Насколько разумнее та противоположная теория (это, впрочем, не делает ее более истинной), которая, например, защищается Гербертом Спенсером: он, в сущности, приравнивает понятие «хороший» к понятию «полезный», "целесообразный", так что в суждениях «хорошо» и «плохо» человечество суммировало-де и санкционировало как раз свой незабытый и незабываемый опыт о полезно-целесообразном и вредно-нецелесообразном. Хорошо, согласно этой теории, то, что с давних пор оказывалось полезным: тем самым полезное может претендовать на значимость "в высшей степени ценного", "ценного самого по себе". И этот путь объяснения, как сказано, ложен, но, по крайней мере, само объяснение разумно и психологически состоятельно.

4

— Ориентиром, выводящим на правильный путь, стал мне вопрос, что, собственно, означают в этимологическом отношении обозначения «хорошего» в различных языках: я обнаружил тут, что все они отсылают к одинаковому преобразованию понятия — что «знатный», "благородный" в сословном смысле всюду выступают основным понятием, из которого необходимым образом развивается «хороший» в смысле "душевно знатного", «благородного», "душевно породистого", "душевно привилегированного": развитие, всегда идущее параллельно с тем другим, где «пошлое», "плебейское", «низменное» в конце концов переходит в понятие «плохое». Красноречивейшим примером последнего служит само немецкое слово schlecht (плохой), тождественное с schlicht (простой) — сравни schlechtweg (запросто), schlechterdings (просто-напросто) — и обозначавшее поначалу простого человека, простолюдина, покуда без какого-либо подозрительно косящегося смысла, всего лишь как противоположность знатному. Приблизительно ко времени Тридцатилетней войны, стало быть, довольно поздно, смысл этот смещается в нынешний расхожий. Относительно генеалогии морали это кажется мне существенным усмотрением; его столь позднее открытие объясняется тормозящим влиянием, которое демократический предрассудок оказывает в современном мире на все вопросы, касающиеся происхождения. И это простирается вплоть до объективнейшей, на внешний взгляд, области естествознания и физиологии, что здесь может быть только отмечено. Но какие бесчинства способен учинить этот предрассудок, разнузданный до ненависти, особенно в сфере морали и истории, показывает пресловутый случай Бокля; плебейство современного духа, несущее на себе печать английского происхождения, снова прорвалось на родной почве, запальчивое, как вулкан, извергающий грязь, с пересоленным, назойливым, пошлым красноречием, присущим до сих пор всем вулканам.

5

Относительно нашей проблемы, которая из веских соображений может быть названа безмолвной проблемой и которая выборочно обращается лишь к немногим ушам, отнюдь небезынтересно установить, что в словах и корнях, обозначающих «хорошее», часто еще просвечивают существенные нюансы, на основании которых знатные как раз и ощущали себя людьми высшего ранга. Хотя в большинстве случаев они, пожалуй, именуют себя просто сообразно своему превосходству по силе (в качестве «могущественных», "господ", "повелевающих") или сообразно явственному знаку этого превосходства, например в качестве «богатых», "владетельных" (таков смысл слова arya; и соответственно в иранских и славянских языках). Но процесс наименования связан также с типичным характерным признаком, и именно этот случай интересует нас здесь. Они называют себя, например, «истинными»; прежде всего греческая знать, выразителем которой был мегарский поэт Феогнид. Отчеканенное для этого слово […] по корню своему означает того, кто есть, кто обладает реальностью, кто действителен, кто истинен; затем, в субъективном обороте, истинного как правдивого: в этой фазе преобразования понятия оно становится лозунгом и девизом знати и без остатка переходит в смысл слова «знатный», отделяясь от лживого простолюдина, как его понимает и изображает Феогнид, — покуда наконец, с упадком знати, не сохраняется для обозначения душевного благородства и не наливается как бы зрелостью и сладостью. В слове [злой], как и в [низменный] (плебей в противоположность [добрый]), подчеркнута трусость: это, по-видимому, служит намеком, в каком направлении следует искать этимологическое происхождение многозначно толкуемого [добрый]. В латинском языке malus (с которым я сопоставляю [черный]) могло бы характеризовать простолюдина как темнокожего, прежде всего как темноволосого ("hic niger est — "), как доарийского обитателя италийской почвы, который явственно отличался по цвету от возобладавшей белокурой, именно арийской расы завоевателей; по крайней мере, галльский язык дал мне точно соответствующий случай — fin (например, в имени Fin-Gal), отличительное слово, означающее знать, а под конец — доброго, благородного, чистого, первоначально блондина, в противоположность темным черноволосым аборигенам. Кельты, между прочим, были совершенно белокурой расой; напрасно тщатся привести в связь с каким-либо кельтским происхождением и примесью крови те полосы типично темноволосого населения, которые заметны на более тщательных этнографических картах Германии, что позволяет себе еще и Вирхов: скорее, в этих местах преобладает доарийское население Германии. (Аналогичное сохраняет силу почти для всей Европы: главным образом покоренная раса именно здесь окончательно возобладала по цвету, укороченности черепа, быть может, даже по интеллектуальным и социальным инстинктам: кто поручился бы за то, что современная демократия, еще более современный анархизм и в особенности эта тяга к «commune», к примитивнейшей форме общества, свойственная теперь всем социалистам Европы, не означает, в сущности, чудовищного рецидива — и что раса господ и завоевателей, раса арийцев, не потерпела крах даже физиологически?..) Латинское bonus, сдается мне, позволительно толковать в значении "воин", — предположив, что я с основанием возвожу bonus к более древнему duonus (сравни: bellum — duellum — duen-lum, где, как мне кажется, наличествует и duonus). Отсюда bonus как человек раздора, раздвоения (duo), как воин: ясное дело, что в древнем Риме составляло для человека его «доброту». Да и само наше немецкое «Gut»: не должно ли было оно означать «божественного» ("den Gottlichen"), человека "божественного рода"? И не идентично ли оно названию народа (поначалу дворянства) готов? Здесь не место приводить обоснования этого предположения.

6

Исключением из того правила, что понятие политического первенства всегда рассасывается в понятии душевного первенства, не служит и то обстоятельство (хотя оно и дает повод к исключениям), что высшая каста оказывается одновременно и жреческой кастой и, стало быть, предпочитает для своего общего обозначения предикат, напоминающий о ее жреческой функции. Здесь, например, впервые соотносятся в качестве сословных отличительных признаков понятия «чистый» и «нечистый»; и здесь же позднее развиваются понятия «хороший» и «плохой» уже не в сословном смысле. Следует, впрочем, заведомо остерегаться брать эти понятия «чистый» и «нечистый» в слишком тяжелом, слишком широком или даже символическом смысле — напротив, все понятия древнего человечества понимались первоначально в едва ли вообразимой для нас степени грубо, неотесанно, внешне, узко, топорно и в особенности несимволично. «Чистый» поначалу — это просто человек, который моется, который воспрещает себе известного рода пищу, влекущую за собой кожные заболевания, — который не спит с грязными бабами простонародья, который чувствует отвращение к крови — не больше того, не многим больше того! С другой стороны, разумеется, из самой породы преимущественно жреческой аристократии становится ясным, отчего как раз здесь крайности оценок могли столь рано принять опасно углубленный и обостренный характер; и в самом деле, с их помощью наконец разверзлись пропасти между человеком и человеком, через которые даже Ахилл свободомыслия перепрыгнет не без дрожи ужаса. Есть нечто изначально нездоровое в таких жреческих аристократиях и в господствующих здесь же привычках, враждебных деятельности, частично высиженных на размышлениях, частично на пароксизмах чувств, следствием чего предстает почти неизбежная у священников всех времен интестинальная болезненность и неврастения; что же касается снадобий, измышленных ими самими против собственной болезненности, то не впору ли сказать, что по своим последствиям они оказываются в конце концов во сто крат более опасными, нежели сама болезнь, от которой они должны были избавить? Само человечество еще страдает последствиями этой жреческой лечебной наивности! Подумаем, например, об известных формах диеты (воздержание от мясной пищи), о постах, о половом воздержании, о бегстве "в пустыню" (вейр-митчелловское изолирование — разумеется, без последующего режима усиленного питания и откармливания, в котором содержится эффективнейшее средство от всяческой истерии аскетического идеала): включая сюда и всю враждебную чувственности, гнилую и изощренную метафизику священников, ее самогипноз на манер факиров и браминов — где Брама используется в качестве стеклянной пуговицы и навязчивой идеи, — и напоследок слишком понятное всеобщее пресыщение с его радикальным лечением — через Ничто (или Бога — стремление к unio mystica с Богом есть стремление буддиста в Ничто, в Нирвану — не больше!). У жрецов именно все становится опаснее: не только целебные средства и способы врачевания, но и высокомерие, месть, остроумие, распутство, любовь, властолюбие, добродетель, болезнь — с некоторой долей справедливости можно, конечно, прибавить к сказанному, что лишь на почве этой принципиально опасной формы существования человека, жреческой формы, человек вообще стал интересным животным, что только здесь душа человеческая в высшем смысле приобрела глубину и стала злою, — а это суть как раз две основные формы превосходства, ставившие до сих пор человека над прочими животными!..

7

Вы угадали уже, с какой легкостью может жреческий способ оценки ответвиться от рыцарски-аристократического и вырасти затем в его противоположность; повод для этого в особенности случается всякий раз, когда каста жрецов и каста воинов ревниво сталкиваются друг с другом и не желают столковаться о цене. Предпосылкой рыцарски-аристократических суждений ценности выступает мощная телесность, цветущее, богатое, даже бьющее через край здоровье, включая и то, что обусловливает его сохранность, — войну, авантюру, охоту, танец, турниры и вообще все, что содержит в себе сильную, свободную, радостную активность. Жречески-знатный способ оценки — мы видели это — имеет другие предпосылки: для него дело обстоит достаточно скверно, когда речь заходит о войне! Священники, как известно, — злейшие враги. Отчего же? Оттого, что они суть бессильнейшие. Ненависть вырастает у них из бессилия до чудовищных и жутких размеров, до самых духовных и самых ядовитых форм. Величайшими ненавистниками в мировой истории всегда были священники, также и остроумнейшими ненавистниками — в сравнении с духом священнической мести всякий иной дух едва ли заслуживает вообще внимания. Человеческая история была бы вполне глупой затеей без духа, который проник в нее через бессильных, — возьмем сразу же величайший пример. Все, что было содеяно на земле против «знатных», "могущественных", «господ», не идет ни в малейшее сравнение с тем, что содеяли против них евреи; евреи, этот жреческий народ, умевший в конце концов брать реванш над своими врагами и победителями лишь путем радикальной переоценки их ценностей, стало быть, путем акта духовной мести. Так единственно и подобало жреческому народу, народу наиболее вытесненной жреческой мстительности. Именно евреи рискнули с ужасающей последовательностью вывернуть наизнанку аристократическое уравнение ценности (хороший = знатный = могущественный = прекрасный = счастливый = боговозлюбленный) — и вцепились в это зубами бездонной ненависти (ненависти бессилия), именно: "только одни отверженные являются хорошими; только бедные, бессильные, незнатные являются хорошими; только страждущие, терпящие лишения, больные, уродливые суть единственно благочестивые, единственно набожные, им только и принадлежит блаженство, — вы же, знатные и могущественные, вы, на веки вечные злые, жестокие, похотливые, ненасытные, безбожные, и вы до скончания времен будете злосчастными, проклятыми и осужденными!"…Известно, кто унаследовал эту еврейскую переоценку… Я напомню, в связи с чудовищной и сверх всякой меры пагубной инициативой, которую выказали евреи этим радикальнейшим из всех объявлений войны, положение, к которому я пришел по другому поводу ("По ту сторону добра и зла" II 653) — [II 315], - именно, что с евреев начинается восстание рабов в морали, — восстание, имеющее за собою двухтысячелетнюю историю и ускользающее нынче от взора лишь потому, что оно — было победоносным…

8

— Но вы не понимаете этого? У вас нет глаз для того, чему потребовалось две тысячи лет, дабы прийти к победе?.. Здесь нечему удивляться: все долгосрочные вещи с трудом поддаются зрению, обозрению. Но вот само событие: из ствола того дерева мести и ненависти, еврейской ненависти — глубочайшей и утонченнейшей, создающей идеалы и пересоздающей ценности, ненависти, никогда не имевшей себе равных на земле, — произросло нечто столь же несравненное, новая любовь, глубочайшая и утонченнейшая из всех родов любви, — из какого еще другого ствола могла бы она произрасти?.. Но пусть и не воображают, что она выросла как прямое отрицание той жажды мести, как противоположность еврейской ненависти! Нет, истинно как раз обратное! Любовь выросла из этой ненависти, как ее крона, как торжествующая, все шире и шире раскидывающаяся в чистейшую лазурь и солнечную полноту крона, которая тем порывистее влеклась в царство света и высоты — к целям той ненависти, к победе к добыче, к соблазну, чем глубже и вожделеннее впивались корни самой ненависти во все, что имело глубину и было злым. Этот Иисус из Назарета, как воплощенное Евангелие любви, этот «Спаситель», приносящий бедным, больным, грешникам блаженство и победу, — не был ли он самим соблазном в наиболее жуткой и неотразимой его форме, соблазном и окольным путем, ведущим именно к тем иудейским ценностям и обновлениям идеала? Разве не на окольном пути этого «Спасителя», этого мнимого противника и отменителя Израиля достиг Израиль последней цели своей утонченной мстительности? Разве не тайным черным искусством доподлинно большой политики мести, дальнозоркой, подземной, медленно настигающей и предусмотрительной в расчетах мести, является то, что сам Израиль должен был перед всем миром отречься от орудия собственной мести, как от смертельного врага, и распять его на кресте, дабы "весь мир" и главным образом все противники Израиля могли не моргнув глазом клюнуть как раз на эту приманку? Да и слыханное ли дело, с другой стороны, при всей изощренности ума измыслить вообще более опасную приманку? Нечто такое, что по силе прельстительности, дурмана, усыпления, порчи равнялось бы этому символу "святого креста", этому ужасному парадоксу "Бога на кресте", этой мистерии немыслимой, последней, предельной жестокости и самораспинания Бога во спасение человека?.. Несомненно, по крайней мере, то, что Израиль sub hoc signo до сих пор все наново торжествовал своей местью и переоценкой всех ценностей над всеми прочими идеалами, над всеми более преимущественными идеалами.

9

— "Но что такое говорите вы еще о более преимущественных идеалах! Покоримся фактам: победил народ — «рабы» ли, или «плебеи», или «стадо», или как вам угодно еще назвать это, — и если это случилось благодаря евреям, ну так что же! в таком случае никогда еще ни один народ не имел более всемирно-исторической миссии. «Господа» упразднены; победила мораль простолюдина. Если соизволят сравнить эту победу с отравлением крови (она смешала расы), — я не буду ничего иметь против; несомненно, однако, что интоксикация эта удалась. «Спасение» рода человеческого (именно от "господ") на верном пути; все заметно обиудеивается, охристианивается, оплебеивается (что проку в словах). Ход этого отравления по всему телу человечества выглядит безудержным, отныне темп его и течение могут даже позволить себе большую медлительность, тонкость, невнятность, осмотрительность — во времени ведь нет недостатка… Предстоит ли еще церкви в этой перспективе необходимая задача, вообще право на существование? Можно ли обойтись без нее? Quaeritur. Кажется, что она скорее тормозит и задерживает этот ход, вместо того чтобы ускорять его. Что ж, в этом-то и могла бы быть ее полезность… Несомненно, что она постепенно делается чем-то грубым и мужицким, что перечит более деликатному уму, действительно современному вкусу. Не следовало бы ей, по меньшей мере, стать чуточку более рафинированной?.. Нынче она отталкивает в большей степени, чем соблазняет… Кто бы из нас стал еще свободомыслящим, не будь церкви? Нам противна церковь, а не ее яд… Не считая церкви, и мы любим яд…" — Таков эпилог "свободного ума" к моей речи — честного животного, каковым он с избытком засвидетельствовал себя, к тому же демократа; он слушал меня до сих пор и не вытерпел, слыша меня молчащим. Мне же в этом месте есть о чем умолчать.

10

Восстание рабов в морали начинается с того, что ressentiment сам становится творческим и порождает ценности: ressentiment таких существ, которые не способны к действительной реакции, реакции, выразившейся бы в поступке, и которые вознаграждают себя воображаемой местью. В то время как всякая преимущественная мораль произрастает из торжествующего самоутверждения, мораль рабов с самого начала говорит Нет «внешнему», "иному", «несобственному»: это Нет и оказывается ее творческим деянием. Этот поворот оценивающего взгляда — это необходимое обращение вовне, вместо обращения к самому себе — как раз и принадлежит к ressentiment: мораль рабов всегда нуждается для своего возникновения прежде всего в противостоящем и внешнем мире, нуждается, говоря физиологическим языком, во внешних раздражениях, чтобы вообще действовать, — ее акция в корне является реакцией. Обратное явление имеет место при аристократическом способе оценки: последний действует и произрастает спонтанно, он ищет своей противоположности лишь для того, чтобы с большей благодарностью, с большим ликованием утверждать самое себя, — его негативное понятие «низкий», "пошлый", «плохой» есть лишь последовый блеклый контрастный образ по отношению к его положительному, насквозь пропитанному жизнью и страстью основному понятию: "мы преимущественные, мы добрые, мы прекрасные, мы счастливые!" Если аристократический способ оценки ошибается и грешит против реальности, то только в той сфере, которая недостаточно ему известна и знакомства с которой он чопорно чурается: при известных обстоятельствах он недооценивает презираемую им сферу, сферу простолюдина, простонародья; с другой стороны, пусть обратят внимание на то, что во всяком случае аффект презрения, взгляда свысока, высокомерного взгляда — допустив, что он фальсифицирует образ презираемого, — далеко уступает той фальшивке, которою — разумеется, in effigie — грешит в отношении своего противника вытесненная ненависть, месть бессильного. На деле к презрению примешивается слишком много нерадивости, слишком много легкомыслия, слишком много глазения по сторонам и нетерпения, даже слишком много радостного самочувствия, чтобы оно было в состоянии преобразить свой объект в настоящую карикатуру и в пугало. Не следует пропускать мимо ушей те почти благожелательные nuances, которые, например, греческая знать влагает во все слова, каковыми она выделяет себя на фоне простонародья; как сюда постоянно примешивается и прислащивается сожаление, тактичность, терпимость, пока наконец почти все слова, подходящие простолюдину, не оборачиваются выражениями «несчастного», "прискорбного", и как, с другой стороны, «плохой», "низкий", «несчастный» никогда не переставали звучать для греческого уха в одной тональности, в одном тембре, в коем преобладал оттенок «несчастного»: таково наследство древнего, более благородного, аристократического способа оценки, который не изменяет самому себе даже в презрении. «Высокородные» чувствовали себя как раз «счастливыми»; им не приходилось искусственно конструировать свое счастье лицезрением собственных врагов, внушать себе при случае это и лгать самим себе (как это по обыкновению делают все люди ressentiment); они умели в равной степени, будучи цельными, преисполненными силы, стало быть, неотвратимо активными людьми, не отделять деятельности от счастья деятельное существование необходимым образом включается у них в счастье все это в решительной противоположности к «счастью» на ступени бессильных, угнетенных, гноящихся ядовитыми и враждебными чувствами людей, у которых оно выступает, в сущности, как наркоз, усыпление, покой, согласие, «шабаш», передышка души и потягивание конечностей, короче, пассивно. В то время как благородный человек полон доверия и открытости по отношению к себе, человек ressentiment лишен всякой откровенности, наивности, честности и прямоты к самому себе. Его душа косит, ум его любит укрытия, лазейки и задние двери; все скрытое привлекает его как его мир, его безопасность, его услада; он знает толк в молчании, злопамятстве, ожидании, в сиюминутном самоумалении и самоуничижении. Раса таких людей ressentiment в конце концов неизбежно окажется умнее, нежели какая-либо знатная раса; она и ум-то будет почитать в совершенно иной мере, именно, как первостепенное условие существования, тогда как ум у благородных людей слегка отдает тонким привкусом роскоши и рафинированности — как раз здесь он и отступает на задний план, освобождая место для полной уверенности в функционировании бессознательно управляющих инстинктов или даже для известного безрассудства, храбро пускающегося во все нелегкие — на опасность ли, на врага ли; или для той мечтательной внезапности гнева, любви, благоговения, благодарности и мести, по которой во все времена узнавались благородные души. Сам ressentiment благородного человека, коль скоро он овладевает им, осуществляется и исчерпывается в немедленной реакции; оттого он не отравляет; с другой стороны, его, как правило, и вовсе не бывает там, где он неизбежен у всех слабых и немощных. Неумение долгое время всерьез относиться к своим врагам, к своим злоключениям, даже к своим злодеяниям — таков признак крепких и цельных натур, в которых преизбыточествует пластическая, воспроизводящая, исцеляющая и стимулирующая забывчивость сила (хорошим примером этому в современном мире является Мирабо, который был начисто лишен памяти на оскорбления и подлости в свой адрес и который лишь оттого не мог прощать, что — забывал). Такой человек одним рывком стряхивает с себя множество гадов, которые окапываются у других; только здесь и возможна, допустив, что это вообще возможно на земле, — настоящая "любовь к врагам своим". Как много уважения к своим врагам несет в себе благородный человек! — а такое уважение и оказывается уже мостом к любви… Он даже требует себе своего врага, в качестве собственного знака отличия; он и не выносит иного врага, кроме такого, в котором нечего презирать и есть очень много что уважать! Представьте же теперь себе «врага», каким измышляет его человек ressentiment, — и именно к этому сведется его деяние, его творчество: он измышляет "злого врага", «злого» как раз в качестве основного понятия, исходя из которого и как послеобраз и антипод которого он выдумывает и «доброго» — самого себя!..

11

Итак, в прямом контрасте благородному, который заведомо и спонтанно, из самого себя измышляет основное понятие «хороший», "добрый" (gut) и лишь затем создает себе представление о «плохом»! Это «плохое» и то «злое», выкипевшее из пивоваренного котла ненасытной ненависти: первое — отголосок, побочье, дополнительный цвет, второе, напротив, — оригинал, начало, чистое деяние в концепции морали рабов — как различны они, противопоставленные мнимо одинаковому понятию «хороший», "добрый", оба этих слова — «плохой» и «злой»! Но понятие «хороший», "добрый" не одинаково — пусть скорее спросят себя, кто, собственно, есть «злой» в смысле морали ressentiment. Если ответить со всей строгостью: как раз «добрый» другой морали, как раз благородный, могущественный, господствующий, только перекрашенный, только переиначенный, только пересмотренный ядовитым зрением ressentiment. Здесь меньше всего хотелось бы нам отрицать одно: кто узнал тех «добрых» лишь в качестве врагов, тот узнал их не иначе как злых врагов, и те же самые люди, которые inter pares столь строго придерживаются правил, надиктованных нравами, уважением, привычкой, благодарностью, еще более взаимным контролем и ревностью, которые, с другой стороны, выказывают в отношениях друг с другом такую изобретательность по части такта, сдержанности, чуткости, верности, гордости и дружбы, — эти же люди за пределами своей среды, стало быть, там, где начинается чужое, чужбина, ведут себя немногим лучше выпущенных на волю хищных зверей. Здесь они смакуют свободу от всякого социального принуждения; в диких зарослях вознаграждают они себя за напряжение, вызванное долгим заключением и огороженностью в мирном сожительстве общины; они возвращаются к невинной совести хищного зверя как ликующие чудовища, которые, должно быть, с задором и душевным равновесием идут домой после ужасной череды убийств, поджогов, насилий, пыток, точно речь шла о студенческой проделке, убежденные в том, что поэтам надолго есть теперь что воспевать и восхвалять. В основе всех этих благородных рас просматривается хищный зверь, роскошная, похотливо блуждающая в поисках добычи и победы белокурая бестия; этой скрытой основе время от времени потребна разрядка, зверь должен наново выходить наружу, наново возвращаться в заросли — римская, арабская, германская, японская знать, гомеровские герои, скандинавские викинги — в этой потребности все они схожи друг с другом. Благородные расы, именно они всюду, где только ни ступала их нога, оставили за собою следы понятия «варвар»; еще и на высших ступенях их культуры обнаруживается сознание этого и даже надмевание (когда, например, Перикл говорит своим афинянам в той прославленной надгробной речи: "Ко всем странам и морям проложила себе путь наша смелость, всюду воздвигая себе непреходящие памятники в хорошем и плохом"). Эта «смелость» благородных рас, безумная, абсурдная, внезапная в своих проявлениях, сама непредвиденность и неправдоподобность их предприятий — Перикл особенно выделяет беспечность афинян, — их равнодушие и презрение к безопасности, телу, жизни, удобствам; их ужасная веселость и глубина радости, испытываемой при всяческих разрушениях, всяческих сладострастиях победы и жестокости, — все это сливалось для тех, кто страдал от этого, в образ «варвара», "злого врага", скажем «гота», "вандала". Глубокое ледяное недоверие, еще и теперь возбуждаемое немцем, стоит только ему прийти к власти, — является все еще неким рецидивом того неизгладимого ужаса, с которым Европа на протяжении столетий взирала на свирепства белокурой германской бестии (хотя между древними германцами и нами, немцами, едва ли существует какое-либо идейное родство, не говоря уже о кровном). Однажды я обратил внимание на затруднение Гесиода, когда он измыслил последовательность культурных эпох и силился выразить их в золоте, серебре, меди: ему удалось справиться с противоречием, на которое он натолкнулся в великолепном и в то же время столь ужасном, столь насильственном мире Гомера, не иначе как сделав из одной эпохи две и заставив их следовать друг за другом — сначала век героев и полубогов Трои и Фив, каковым мир этот и сохранился в памяти благородных поколений, имевших в нем собственных предков; затем медный век, каковым тот же мир предстал потомкам растоптанных, ограбленных, поруганных, угнанных в рабство и проданных: век меди, как было сказано, твердый, холодный, жестокий, бесчувственный и бессовестный, раздавливающий все и залитый кровью. Если принять за истину то, что во всяком случае нынче принимается за «истину», а именно, что смыслом всякой культуры является выведение из хищного зверя «человек» некой ручной и цивилизованной породы животного, домашнего животного, то следовало бы без всякого сомнения рассматривать все те инстинкты реакции и ressentiment, с помощью которых были окончательно погублены и раздавлены благородные поколения со всеми их идеалами, как собственно орудия культуры; из чего, разумеется, не вытекало бы еще, что носители этих инстинктов одновременно представляли саму культуру. Скорее, противоположное было бы не только вероятным — нет! но и очевидным нынче! Эти носители гнетущих и вожделеющих к отмщению инстинктов, отпрыски всего европейского и неевропейского рабства, в особенности всего доарийского населения — представляют движение человечества вспять! Эти "орудия культуры" — позор человека и, больше того, подозрение, падающее на «культуру» вообще, контраргумент против нее! Может быть, совершенно правы те, кто не перестает страшиться белокурой бестии, таящейся в глубинах всех благородных рас, и держит перед нею ухо востро, — но кто бы не предпочел стократный страх, при условии что здесь в то же время есть чем восхищаться, просто отсутствию страха, окупаемому невозможностью избавиться от гадливого лицезрения всего неудачливого, измельченного, чахлого, отравленного? И разве это не наша напасть? Чем нынче подстрекается наше отвращение к "человеку"? — ибо мы страдаем человеком, в этом нет сомнения. — Не страхом; скорее, тем, что нам нечего больше страшиться в человеке; что пресмыкающееся «человек» занимает авансцену и кишмя кишит на ней; что "ручной человек", неисцелимо посредственный и тщедушный, уже сноровился чувствовать себя целью и вершиной, смыслом истории, "высшим человеком", — что он не лишен даже некоторого права чувствовать себя таким образом относительно того избытка неудачливости, болезненности, усталости, изжитости, которым начинает нынче смердеть Европа, стало быть, чувствовать себя чем-то по крайней мере сравнительно удачным, по крайней мере еще жизнеспособным, по крайней мере жизнеутверждающим…

12

— Я не могу подавить на этом месте вздоха и последнего проблеска надежды. Что же мне именно столь невыносимо здесь? С чем я в одиночку не в состоянии справиться, что душит меня и доводит до изнеможения? Скверный воздух! Скверный воздух! То, что ко мне приближается нечто неудавшееся; то, что я вынужден обонять потроха неудавшейся души!.. Чего только не вынесешь из нужды, лишений, ненастья, хвори, невзгод, изоляции? В сущности, со всем этим удается справиться, если ты рожден для подземного и ратного существования; все снова и снова выходишь на свет, снова переживаешь золотой час победы — и тогда стоишь там, первородный, несокрушимый, напряженный, изготовившийся к новому, к более трудному, более далекому, точно лук, который лишь туже натягивается всяческой нуждой. — Но время от времени дайте же мне — допустив, что существуют небесные воздаятельницы, по ту сторону добра и зла, — взглянуть, лишь одни раз взглянуть на что-либо совершенное, до конца удавшееся, счастливое, могущественное, торжествующее, в чем было бы еще чего страшиться! На какого-либо человека, который оправдывает человека, на окончательный и искупительный счастливый случай человека, ради которого можно было бы сохранить веру в человека!.. Ибо так обстоит дело: измельчание и нивелирование европейского человека таит в себе величайшую нашу опасность, ибо зрелище это утомляет… Нынче мы не видим ничего, что хотело бы вырасти; мы предчувствуем, что это будет скатываться все ниже и ниже, в более жидкое, более добродушное, более смышленое, более уютное, более посредственное, более безразличное, более китайское, более христианское — человек, без всякого сомнения, делается все «лучше»… Здесь и таится рок Европы — вместе со страхом перед человеком мы утратили и любовь к нему, уважение к нему, надежду на него, даже волю к нему. Вид человека отныне утомляет — что же такое сегодня нигилизм, если не это?.. Мы устали от человека…

13

— Но вернемся назад: проблема другого источника «добра», добра, как его измыслил себе человек ressentiment, требует подведения итогов. — Что ягнята питают злобу к крупным хищным птицам, это не кажется странным; но отсюда вовсе не следует ставить в упрек крупным хищным птицам, что они хватают маленьких ягнят. И если ягнята говорят между собой: "Эти хищные птицы злы; и тот, кто меньше всего является хищной птицей, кто, напротив, является их противоположностью, ягненком, — разве не должен он быть добрым?" — то на такое воздвижение идеала нечего и возразить, разве что сами хищные птицы взглянут на это слегка насмешливым взором и скажут себе, быть может: "Мы вовсе не питаем злобы к ним, этим добрым ягнятам, мы их любим даже: что может быть вкуснее нежного ягненка". — Требовать от силы, чтобы она не проявляла себя как сила, чтобы она не была желанием возобладания, желанием усмирения, желанием господства, жаждою врагов, сопротивлений и триумфов, столь же бессмысленно, как требовать от слабости, чтобы она проявляла себя как сила. Некий квантум силы является таким же квантумом порыва, воли, действования — более того, он и есть не что иное, как само это побуждение, желание, действование, и лишь вследствие языкового обольщения (и окаменевших в нем коренных заблуждений разума), которое по недоразумению понимает всякое действование как нечто обусловленное действующим, «субъектом», может это представляться иначе. Совершенно так же, как народ отделяет молнию от ее сверкания и принимает последнее за акцию, за действие некоего субъекта, именуемого молнией, так же и народная мораль отделяет силу от проявлений силы, как если бы за сильным наличествовал некий индифферентный субстрат, который был бы волен проявлять либо не проявлять силу. Но такого субстрата нет; не существует никакого «бытия», скрытого за поступком, действованием, становлением; «деятель» просто присочинен к действию — действие есть все. По сути, народ удваивает действие, вынуждая молнию сверкать: это действие-действие; одно и то же свершение он полагает один раз как причину и затем еще один раз как ее действие. Естествоиспытатели поступают не лучше, когда они говорят: "сила двигает, сила причиняет" и тому подобное, — вся наша наука, несмотря на ее расчетливость, ее свободу от аффекта, оказывается еще обольщенной языком и не избавилась от подсунутых ей ублюдков, «субъектов» (таким ублюдком является, к примеру, атом, равным образом кантовская "вещь в себе"); что же удивительного в том, если вытесненные, скрыто тлеющие аффекты мести и ненависти используют для себя эту веру и не поддерживают, в сущности, ни одной веры с большим рвением, чем веру в то, что сильный волен быть слабым, а хищная птица — ягненком; ведь тем самым они занимают себе право вменять в вину хищной птице то, что она — хищная птица… Когда угнетенные, растоптанные, подвергшиеся насилию увещевают себя из мстительной хитрости бессилия: "будем иными, чем злые, именно, добрыми! А добр всякий, кто не совершает насилия, кто не оскорбляет никого, кто не нападает, кто не воздает злом за зло, кто препоручает месть Богу, кто подобно нам держится в тени, кто уклоняется от всего злого, и вообще немногого требует от жизни, подобно нам, терпеливым, смиренным, праведным", — то холодному и непредубежденному слуху это звучит, по сути, не иначе как: "мы, слабые, слабы, и нечего тут; хорошо, если мы не делаем ничего такого, для чего мы недостаточно сильны"; но эта въедливая констатация, эта смышленость самого низшего ранга, присущая даже насекомым (которые в случае большой опасности прикидываются дохлыми, чтобы избежать "слишком многих" действий), вырядилась, благодаря указанной фабрикации фальшивых монет и самоодурачиванию бессилия, в роскошь самоотверженной, умолкшей, выжидающей добродетели, точно слабость самого слабого — т.е. сама его сущность, его деятельность, вся его единственная неизбежная, нераздельная действительность — представляла бы собою некую добровольную повинность, нечто поволенное, предпочтенное, некое деяние, некую заслугу. Этот сорт людей из инстинкта самосохранения, самоутверждения нуждается в вере в индифферентного факультативного «субъекта», в котором по обыкновению освящается всякая ложь. Субъект (или, говоря популярнее, душа), должно быть, оттого и был доселе лучшим догматом веры на земле, что он давал большинству смертных, слабым и угнетенным всякого рода, возможность утонченного самообмана — толковать саму слабость как свободу, а превратности ее существования — как заслугу.

14

Хочет ли кто-нибудь посмотреть вниз и вглядеться в секрет, как на земле фабрикуются идеалы? У кого хватит духу на это?.. Ну, так что ж! Здесь открытый вид в эту темную мастерскую. Подождите еще с мгновение, господин любосластец и сорвиголова: Ваш глаз должен сперва привыкнуть к этому фальшивому переливчатому свету… Так! Довольно! Говорите теперь! Что происходит там, внизу? Рассказывайте, что Вы видите, человек опаснейшего любопытства, — теперь я тот, кто будет Вас слушать.
— "Я ничего не вижу, но я тем больше слышу. Это вкрадчивый, коварный, едва различимый шепот и шушуканье во всех углах и закоулках. Мне кажется, что здесь лгут; каждый звук липнет от обсахаренной нежности. Слабость следует перелгать в заслугу, это бесспорно — с этим обстоит так, как Вы говорили",

— Дальше!
— "а бессилие, которое не воздает, — в «доброту»; трусливую подлость в «смирение»; подчинение тем, кого ненавидят, — в «послушание» (именно тому, о ком они говорят, что он предписывает это подчинение, — они именуют его Богом). Безобидность слабого, сама трусость, которой у него вдосталь, его попрошайничество, его неизбежная участь быть всегда ожидающим получает здесь слишком ладное наименование — «терпение», она столь же ладно зовется добродетелью; неумение отомстить за себя называется нежеланием мстить, может быть, даже прощением ("ибо они не ведают, что творят, — только мы ведаем, что они творят!"). Говорят также о "любви к врагам своим" — и потеют при этом".

— Дальше!
— "Они убоги, нет никакого сомнения, все эти шептуны и подпольные фальшивомонетчики, хотя им и тепло на корточках друг возле друга, — но они говорят мне, что их убожество есть знак Божьего избранничества и отличия, что бьют как раз тех собак, которых больше всего любят; это убожество, может статься, есть также некая подготовка, экзамен, выучка, может статься, и нечто большее — нечто такое, что однажды будет возмещено и с огромными процентами выплачено золотом, нет! счастьем. Это называют они "блаженством"".

— Дальше!
— "Теперь они дают мне понять, что они не только лучше, чем сильные мира сего, господа земли, чьи плевки им надлежит лизать (не из страха, вовсе не из страха! но понеже Бог велит почитать всякое начальство), — что они не только лучше, но что и им «лучше», во всяком случае однажды будет лучше. Но довольно! довольно! Я не выношу больше этого. Скверный воздух! Скверный воздух! Эта мастерская, где фабрикуют идеалы, — мне кажется, она вся провонялась ложью".

— Нет! Еще мгновение! Вы ничего еще не сказали о шедевре этих чернокнижников, которые из всякой сажи изготовляют белила, молоко и невинность, — разве Вы не заметили, в чем состоит у них верх утонченности, самая смелая, самая тонкая, самая остроумная, самая лживая их артистическая уловка? Слушайте же внимательно! Эти подвальные крысы, набитые местью и ненавистью, — что же именно делают они из мести и ненависти? Слышали ли Вы когда-либо эти слова? Разве пришло бы Вам в голову, доверяя лишь их словам, что Вы находитесь сплошь и рядом среди людей ressentiment?..

— "Я понимаю, я снова навостряю уши (ах! ах! ах! и зажимаю нос). Только теперь и слышу я, что они столь часто уже говорили: "Мы, добрые, — мы праведны", — то, чего они требуют, они называют не возмездием, но "торжеством справедливости"; то, что они ненавидят, это не враг их, нет! они ненавидят «несправедливость», "безбожие"; то, во что они верят и на что надеются, есть не надежда на месть, не упоение сладкой местью (- "сладкой, как мед", называл ее уже Гомер), но победа Бога, справедливого Бога над безбожниками; то, что остается им любить на земле, это не их братья в ненависти, но их "братия во любви", как говорят они, все добрые и праведные на земле".

— А как называют они то, что служит им утешением от всех жизненных страданий, — свою фантасмагорию оговоренного будущего блаженства?
— "Как? Не ослышался ли я? Они именуют это "Страшным судом", пришествием их царства, "Царства Божия", — а пока что они живут "в вере", "в любви", "в надежде"".
— Довольно! Довольно!

15

В вере во что? В любви к чему? В надежде на что? — Эти слабые когда-нибудь и они захотят быть сильными, — это бесспорно, когда-нибудь грядет и их «Царствие» — как сказано, оно называется у них просто "Царствие Божие": на то ведь и предстаешь во всем столь смиренным! Уже для того, чтобы пережить это, потребна долгая жизнь, сверх смерти — потребна даже вечная жизнь, чтобы можно было вечно вознаграждать себя в "Царствии Божьем" за ту земную жизнь "в вере, в любви, в надежде". Вознаграждать за что? Вознаграждать чем?.. Данте, сдается мне, жестоко ошибся, когда он с вгоняющей в оторопь откровенностью проставил над вратами своего Ада надпись: "и меня сотворила вечная любовь", — над вратами христианского Рая с его "вечным блаженством" могла бы, во всяком случае с большим правом, стоять надпись: "и меня сотворила вечная ненависть" — допустив, что над вратами, ведущими ко лжи, могла бы стоять истина! Ибо что есть блаженство того рая?.. Мы, должно быть, сумели бы уже угадать это; но лучше, если нам выразительно засвидетельствует это авторитет, не подлежащий в таких вещах никакому пренебрежению, Фома Аквинский, великий учитель и святой. "Beati in regno coelesti, — говорит он кротко, точно агнец, — videbunt poenas damnatorum, ut beatitudo illis magis complaceat". Или угодно ли услышать это в более концентрированной тональности, из уст торжествующего отца церкви, который не рекомендовал своим христианам жестокие наслаждения публичных зрелищ — отчего же? "Ведь вера дает нам гораздо больше, — говорит он (de spectac. с. 29 ss.), — гораздо более сильное; благодаря искуплению нам ведь заповеданы совсем иные радости; вместо атлетов у нас есть свои мученики; а хочется нам крови, что ж, мы имеем кровь Христову… А что ждет нас в день Его пришествия, Его торжества!" — и вот же, он продолжает, сей восхищенный визионер: "At enim supersunt alia spectacula, ille ultimus et perpetuus judicii dies, ille nationibus insperatus, ille derisus, cum tanta saeculi vetustas et tot ejus nativitates uno igne haurientur. Quae tunc spectaculi latitudo! Quid admirer! Quid rideam! Ubi gaudeam! Ubi exultem, spectans tot et tantos reges, qui ein coelum recepti nuntiabantur, cum ipso Jove et ipsis suis testibus in imis tenebris congemescentes! Item praesides (наместники провинций) persecutores dominici nominis saevioribus quam ipsi flammis saevierunt insultantibus contra Christianos liquescentes! Quos praeterea sapientes illos philosophos coram discipulis suis una conflagrantibus erubescentes, quibus nihil ad deum pertinere suadebant, quibus animas aut nullas aut non in pristina corpora redituras affirabant! Etiam poеtas non ad Rhadamanti nec ad Minois, sed ad inopinati Christi tribunal palpitantes! Tunc magis tragoedi audiendi, magis scilicet vocales (голосом выше обычного, неисправимые крикуны) in sua propria calamitate; tunc histriones cognoscendi, solutiores multo per ignem; tunc spectandus auriga in flammea rota totus rubens, tunc xystici contemplandi non in gymnasiis, sed in igne jaculati, nisi quod ne tunc quidem illos velim vivos, ut qui malim ad eos potius conspectum insatiabilem conferre, qui in dominum desaevierunt. "Hic est ille", dicam, "fabri aut quaestuariae filius (как показывает все последующее, а в особенности это известное из Талмуда обозначение матери Иисуса, с этого места Тертуллиан имеет в виду евреев) sabbati destructor, Samarites et daemonium habens. Hic est, quem a Juda redemistis, hic est ille arundine et colaphis diverberatus, sputamentis dedecoratus, felle et aceto potatus. Hic est, quem clam discentes subripuerunt, ut resurrexisse dicatur vel hortulanus detraxit, ne lactucae suae frequentia commeantium laederentur". Ut talia spectes, ut talibus exultes, quis tibi praetor aut consul aut quaestor aut sacerdos de sua liberalitate praestabit? Et tamen haec jam habemus quodammodo per fidem spiritu imaginante repraesentata. Ceterum qualia illa sunt, quae nec oculus vidit nec auris audivit nec in cor hominis ascenderunt? (1 Кор. 2, 9). Credo circo et utraque cavea (в первом и четвертом ярусе или, по мнению других, на комической и трагической сцене) et omni stadio gratiora". - Per fidem; так и написано.

16

Подведем итоги. Обе противопоставленные ценности — "хорошее и плохое", "доброе и злое" — бились на земле тысячелетним смертным боем; и хотя несомненно то, что вторая ценность давно уже взяла верх, все-таки и теперь еще нет недостатка в местах, где борьба продолжается вничью. Можно бы было сказать даже, что она тем временем вознеслась все выше и оттого стала все глубже, все духовнее: так что нынче, должно быть, нет более решающего признака "высшей натуры", натуры более духовной, нежели представлять собою разлад в этом смысле и быть все еще действительной ареной борьбы для названных противоположностей. Символ этой оорьиы, запечатленный в письменах, которые поверх всей человеческой истории сохранили до настоящего времени разборчивость, называется: "Рим против Иудеи, Иудея против Рима" — до сих пор не было события более великого, чем эта борьба, эта постановка вопроса, это смертельное противоречие. В еврее Рим ощутил нечто вроде самой противоестественности, как бы своего монстра-антипода; в Риме еврей считался "уличенным в ненависти ко всему роду человеческому": и с полным правом, поскольку есть полное право на то, чтобы связывать благополучие и будущность рода человеческого с безусловным господством аристократических ценностей, римских ценностей. Что же, напротив, чувствовали к Риму евреи? Это угадывается по тысяче симптомов; но достаточно и того, чтобы снова принять во внимание иоановский Апокалипсис, этот наиболее опустошительный из всех приступов словесности, в которых повинна месть. (Не будем, впрочем, недооценивать глубинную последовательность христианского инстинкта, приписавшего авторство этой книги ненависти как раз ученику любви, тому самому, которому он подарил влюбленно-мечтательное Евангелие: здесь есть доля правды, сколько бы литературного мошенничества ни было затрачено для этой цели). Ведь римляне были сильны и знатны в такой степени, как до сих пор не только не было, но и не грезилось никогда на земле. Каждый след, оставленный ими, каждая надпись восхищает, если допустить, что удается отгадать, что именно пишет тут. Евреи, напротив, были тем священническим народом ressentiment par excellence, в котором жила беспримерная народно-моральная гениальность; достаточно лишь сравнить с евреями родственно-одаренные народы, скажем китайцев или немцев, чтобы почувствовать, что есть первого ранга, а что пятого. Кто же из них победил тем временем, Рим или Иудея? Но ведь об этом не может быть и речи: пусть только вспомнят, перед кем преклоняются нынче в самом Риме как перед воплощением всех высших ценностей — и не только в Риме, но почти на половине земного шара, всюду, где человек стал либо хочет стать ручным, — перед тремя евреями, как известно, и одной еврейкой (перед Иисусом из Назарета, рыбаком Петром, ковровщиком Павлом и матерью названного Иисуса, зовущейся Мария). Это весьма примечательно: Рим, без всякого сомнения, понес поражение. Правда, в эпоху Ренессанса произошло блистательно-жуткое пробуждение классического идеала, преимущественного способа оценки всех вещей: сам Рим зашевелился, как разбуженный летаргик, под давлением нового, надстроечного иудаизированного Рима, являвшего аспект некой экуменической синагоги и именуемого "церковью", — но тотчас же снова восторжествовала Иудея, благодаря тому основательно плебейскому (немецкому и английскому) движению ressentiment, которое называют Реформацией, включая сюда и то, что должно было воспоследовать за нею: восстановление церкви — восстановление также и древнего могильного покоя классического Рима. В каком-то даже более решительном и глубоком смысле, чем тогда, Иудея еще раз одержала верх над классическим идеалом с французской революцией: последнее политическое дворянство, существовавшее в Европе, дворянство семнадцатого и восемнадцатого французских столетий, пало под ударами народных инстинктов ressentiment — никогда еще на земле не раздавалось большего ликования, более шумного воодушевления! Правда, в этой суматохе случилось самое чудовищное, самое неожиданное: сам античный идеал выступил во плоти и в неслыханном великолепии перед взором и совестью человечества, — и снова, сильнее, проще, проникновеннее, чем когда-либо, прогремел в ответ на старый лозунг лжи ressentiment о преимуществе большинства, в ответ на волю к низинам, к унижению, к уравниловке, к скату и закату человека страшный и обворожительный встречный лозунг о преимуществе меньшинства! Как последнее знамение другого пути явился Наполеон, этот самый единоличный и самый запоздалый человек из когда-либо бывших, и в нем воплощенная проблема аристократического идеала самого по себе — пусть же поразмыслят над тем, что это за проблема: Наполеон, этот синтез нечеловека и сверхчеловека…

17

Миновало ли это? Было ли это величайшее из всех противоречий идеала отложено тем самым на все времена ad acta? Или только отсрочено, надолго отсрочено?.. Не должен ли когда-нибудь снова запылать старый пожар с гораздо более страшной, дольше накопленной силой? Больше: не впору ли было бы изо всех сил желать как раз этого? даже взыскивать? даже поощрять?.. Кто, подобно моим читателям, станет на этом месте обдумывать и додумывать сказанное, тот едва ли скоро покончит с этим — вполне достаточное основание для меня самому покончить с этим, предположив, что уже давно стало исподволь ясно, чего я хочу, чего именно я хочу тем опасным лозунгом, который вписан в плоть моей последней книги: "По ту сторону добра и зла"… Это, по меньшей мере, не значит: "по ту сторону хорошего и плохого". -

Примечание. Я пользуюсь случаем, который дает мне это рассмотрение, чтобы публично и официально выразить пожелание, высказывавшееся мною до сих пор лишь в случайных беседах с учеными: именно, что какой-нибудь философский факультет мог бы стяжать себе честь серией академических конкурсов в поощрение штудий по истории морали; должно быть, сама эта книга послужит тому, чтобы дать мощный стимул как раз в указанном направлении. В предвидении такой возможности пусть будет предложен следующий вопрос: он в равной мере заслуживает внимания филологов и историков, как и собственно профессиональных философов.

"Какие указания дает языкознание, в особенности этимологическое исследование по части истории развития моральных понятий?"

— С другой стороны, разумеется, столь же необходимо привлечь к этой проблеме (о ценности существовавших доселе расценок ценности) физиологов и врачей; причем философам-специалистам и в этом особом случае может быть предоставлена роль ходатаев и посредников, если им в целом удастся преобразить столь чопорное изначально и недоверчивое отношение между философией, физиологией и медициной в дружелюбнейший и плодотворнейший обмен мыслями. В самом деле, все скрижали благ, все "ты должен", известные истории или этнологическому исследованию, нуждаются прежде всего в физиологическом освещении и толковании, больше, во всяком случае, чем в психологическом; равным образом все они подлежат критике со стороны медицинской науки. Вопрос: чего стоит та или иная скрижаль благ и мораль? — требует постановки в самых различных перспективах; главным образом не удается достаточно тонко разобрать: "для чего стоит?" Скажем, нечто такое, что имеет явную ценность с точки зрения возможных шансов на долговечность какой-либо расы (или с точки зрения роста ее приспособляемости к определенному климату, или же сохранения наибольшего числа), вовсе не обладает тою же ценностью, когда речь идет о формировании более сильного типа. Благополучие большинства и благополучие меньшинства суть противоположные точки зрения ценности: считать первую саму по себе более высококачественной — это мы предоставим наивности английских биологов… Всем наукам предстоит отныне подготавливать будущую задачу философа, понимая эту задачу в том смысле, что философу надлежит решить проблему ценности, что ему надлежит определить табель о ценностных рангах.

Рассмотрение второе
"Вина", "нечистая совесть" и всё, что сродни им

1

Выдрессировать животное, смеющее обещать, — не есть ли это как раз та парадоксальная задача, которую поставила себе природа относительно человека? не есть ли это собственно проблема человека?.. Что проблема эта до некоторой степени решена, наверняка покажется тем удивительнее тому, кто вдоволь умеет отдавать должное противодействующей силе, силе забывчивости. Забывчивость не является простой vis inertiae, как полагают верхогляды; скорее, она есть активная, в строжайшем смысле позитивная сдерживающая способность, которой следует приписать то, что все переживаемое, испытываемое, воспринимаемое нами в состоянии переваривания (позволительно было бы назвать это "душевным сварением") столь же мало доходит до сознания, как и весь тысячекратный процесс, в котором разыгрывается наше телесное питание, так называемое "органическое сварение". Закрывать временами двери и окна сознания; оставаться в стороне от шума и борьбы, которую ведут между собою служебные органы нашего подземного мира; немного тишины, немного tabula rasa сознания, чтобы опять очистить место для нового, прежде всего для более благородных функций и функционеров, для управления, предвидения, предопределения (ибо организм наш устроен олигархически), — такова польза активной, как сказано, забывчивости, как бы некой привратницы, охранительницы душевного порядка, покоя, этикета, из чего тотчас же можно взять в толк, что без забывчивости и вовсе не существовало бы никакого счастья, веселости, надежды, гордости, никакого настоящего. Человек, в котором этот сдерживающий аппарат повреждается и выходит из строя, схож (и не только схож) с диспептиком — он ни с чем не может «справиться»… Именно это по необходимости забывчивое животное, в котором забвение представляет силу, форму могучего здоровья, взрастило в себе противоположную способность, память, с помощью которой забывчивость в некоторых случаях упраздняется — в тех именно случаях, где речь идет об обещании: стало быть, никоим образом не просто пассивное неумение отделаться от вцарапанного однажды впечатления, не просто несварение данного однажды ручательства, с которым нельзя уже справиться, но активное нежелание отделаться, непрерывное воление однажды поволенного, настоящую память воли, так что между изначальным "я хочу", "я сделаю" и собственным разряжением воли, ее актом спокойно может быть вставлен целый мир новых и чуждых вещей, обстоятельств, даже волевых актов, без того чтобы эта длинная цепь воли лопнула. Что, однако, все это предполагает? То именно, насколько должен был человек, дабы в такой мере распоряжаться будущим, научиться сперва отделять необходимое от случайного, развить каузальное мышление, видеть и предупреждать далекое как настоящее, с уверенностью устанавливать, что есть цель и что средство к ней, уметь вообще считать и подсчитывать — насколько должен был сам человек стать для этого прежде всего исчислимым, регулярным, необходимым, даже в собственном своем представлении, чтобы смочь наконец, как это делает обещающий, ручаться за себя как за будущность!

2

Именно это и есть длинная история происхождения ответственности. Задача выдрессировать животное, смеющее обещать, заключает в себе, как мы уже поняли, в качестве условия и подготовки ближайшую задачу сделать человека до известной степени необходимым, однообразным, равным среди равных, регулярным и, следовательно, исчислимым. Чудовищная работа над тем, что было названо мною "нравственностью нравов" (ср. "Утренняя заря" I 1019 сл.), действительная работа человека над самим собою в течение длительного отрезка существования рода человеческого, вся его доисторическая работа обретает здесь свой смысл, свое великое оправдание, какой бы избыток черствости, тирании, тупости и идиотизма ни заключался в ней: с помощью нравственности нравов и социальной смирительной рубашки человек был действительно сделан исчислимым. Если, напротив, мы перенесемся в самый конец этого чудовищного процесса, туда, где дерево поспевает уже плодами, где общество и его нравственность нравов обнаруживают уже нечто такое, для чего они служили просто средством, то наиболее спелым плодом этого дерева предстанет нам суверенный индивид, равный лишь самому себе, вновь преодолевший нравственность нравов, автономный, сверхнравственный индивид (ибо «автономность» и «нравственность» исключают друг друга), короче, человек собственной независимой длительной воли, смеющий обещать, — и в нем гордое, трепещущее во всех мышцах сознание того, что наконец оказалось достигнутым и воплощенным в нем, — сознание собственной мощи и свободы, чувство совершенства человека вообще. Этот вольноотпущенник, действительно смеющий обещать, этот господин над свободной волей, этот суверен — ему ли было не знать того, каким преимуществом обладает он перед всем тем, что не вправе обещать и ручаться за себя, сколько доверия, сколько страха, сколько уважения внушает он — то, другое и третье суть его «заслуга» — и что вместе с этим господством над собою ему по необходимости вменено и господство над обстоятельствами, над природой и всеми неустойчивыми креатурами с так или иначе отшибленной волей? «Свободный» человек, держатель долгой несокрушимой воли, располагает в этом своем владении также и собственным мерилом ценности: он сам назначает себе меру своего уважения и презрения к другим; и с такою же необходимостью, с какой он уважает равных себе, сильных и благонадежных людей (тех, кто вправе обещать), — стало быть, всякого, кто, точно некий суверен, обещает с трудом, редко, медля, кто скупится на свое доверие, кто награждает своим доверием, кто дает слово как такое, на которое можно положиться, ибо чувствует себя достаточно сильным, чтобы сдержать его даже вопреки несчастным случаям, даже "вопреки судьбе", — с такою же необходимостью у него всегда окажется наготове пинок для шавок, дающих обещания без всякого на то права, и розга для лжеца, нарушающего свое слово, еще не успев его выговорить. Гордая осведомленность об исключительной привилегии ответственности, сознание этой редкостной свободы, этой власти над собою и судьбой проняло его до самой глубины и стало инстинктом, доминирующим инстинктом — как же он назовет его, этот доминирующий инстинкт, допустив, что ему нужно про себя подыскать ему слово? Но в этом нет сомнения: этот суверенный человек называет его своей совестью…

3

Своей совестью?.. Можно заранее угадать, что понятие «совесть», которое мы встречаем здесь в его высшем, почти необычном оформлении, имеет уже за собою долгую историю и долгий метаморфоз. Уметь ручаться за себя и с гордостью, стало быть, сметь также говорить Да самому себе — это, как было сказано, спелый плод, но и поздний плод — сколь долго плод этот должен был терпким и кислым висеть на дереве! А еще дольше он оставался и вовсе незримым — никто и не посмел бы обещать его, хотя столь же явным оказывалось и то, что все на дереве было приуготовлено к нему и шло именно в его рост! "Как сотворить человеку-зверю память? Как вытиснить в этой частично тупой, частично вздорной мимолетной мыслительной способности, в этой воплощенной забывчивости нечто таким образом, чтобы оно оставалось?"… Эта древнейшая проблема, надо полагать, решалась отнюдь не нежными ответами и средствами; может быть, во всей предыстории человека и не было ничего более страшного и более жуткого, чем его мнемотехника. "Вжигать, дабы осталось в памяти: лишь то, что не перестает причинять боль, остается в памяти" — таков основной тезис наидревнейшей (к сожалению, и продолжительнейшей) психологии на земле. Можно даже сказать, что всюду, где нынче существует еще на земле торжественность, серьезность, тайна, мрачные тона в жизни людей и народов, там продолжает действовать нечто от того ужаса, с которым некогда повсюду на земле обещали, ручались, клялись: прошлое, отдаленнейшее, глубочайшее, суровейшее прошлое веет на нас и вспучивается в нас, когда мы делаемся «серьезными». Никогда не обходилось без крови, пыток, жертв, когда человек считал необходимым сотворить себе память; наиболее зловещие жертвы и залоги (сюда относятся жертвоприношения первенцев), омерзительные увечья (например, кастрации), жесточайшие ритуальные формы всех религиозных культов (а все религии в глубочайшей своей подоплеке суть системы жестокостей) — все это берет начало в том инстинкте, который разгадал в боли могущественнейшее подспорье мнемоники. В известном смысле сюда относится вся аскетика: нужно было сделать несколько идей неизгладимыми, постоянно присущими, незабвенными, «навязчивыми» в целях гипнотизации всей нервной и интеллектуальной системы посредством этих "навязчивых идей" — аскетические же процедуры и жизненные формы служат средством к тому, чтобы избавить эти идеи от конкуренции со всеми прочими идеями, чтобы сделать их «незабвенными». Чем хуже обстояло "с памятью" человечества, тем страшнее выглядели всегда его обычаи; суровость карающих законов, в частности, является масштабом того, сколько понадобилось усилий, чтобы одержать верх над забывчивостью и сохранить в памяти этих мимолетных рабов аффекта и вожделения несколько примитивных требований социального сожительства. Мы, немцы, явно не считаем себя особенно жестоким и бессердечным народом и уж тем более особенно ветреным и беспечным; но пусть только взглянут на наши старые уложения о наказаниях, чтобы понять, каких усилий на земле стоит выдрессировать "народ мыслителей" (я хочу сказать, народ Европы, в котором и по сей день можно сыскать еще максимум доверия, серьезности, безвкусицы и деловитости и который в силу этих свойств присваивает себе право расплодить в Европе целый питомник мандаринов). Эти немцы ужасными средствами сколотили себе память, чтобы обуздать свои радикально плебейские инстинкты и их звериную неотесанность: пусть вспомнят о старых немецких наказаниях, скажем о побивании камнями (- уже сага велит жернову упасть на голову виновного), колесовании (доподлиннейшее изобретение и специальность немецкого гения по части наказаний!), сажании на кол, разрывании или растаптывании лошадьми ("четвертование"), варке преступника в масле или вине (еще в четырнадцатом и пятнадцатом столетиях), об излюбленном сдирании кожи ("вырезывание ремней"), вырезании мяса из груди; столь же благополучным образом злодея обмазывали медом и предоставляли мухам под палящим солнцем. С помощью подобных зрелищ и процедур сохраняют наконец в памяти пять-шесть "не хочу", относительно которых и давали обещание, чтобы жить, пользуясь общественными выгодами, — и в самом деле! с помощью этого рода памяти приходили в конце концов "к уму-разуму"! — Ах, разум, серьезность, обуздание аффектов, вся эта мрачная затея, называемая размышлением, все эти привилегии и щеголяния человека: как дорого пришлось за них расплачиваться! сколько крови и ужаса заложено в основе всех "хороших вещей"!..

4

Но каким же образом явилась в мир та другая "мрачная затея", сознание вины, вся совокупность "нечистой совести"? — и здесь мы возвращаемся к нашим генеалогам морали. Говоря еще раз — или я еще не говорил этого? — они никуда не годятся. Некий пяти пяденей во лбу самодельный, начисто «современный» опыт; никакого знания, никакой воли к знанию минувшего; еще меньше исторического инстинкта, именно здесь потребного "второго зрения" — и с этим-то покушаться на историю морали: явное дело, это должно повести к результатам, которые не имеют к истине даже и чопорного отношения. Снилось ли названным генеалогам морали хотя бы в отдаленном приближении, что, например, основное моральное понятие «вина» (Schuld) произошло от материального понятия «долги» (Schulden)? Или что наказание как возмездие развилось совершенно независимо от всякого допущения свободы или несвободы воли? — и это в такой степени, что, напротив, всегда необходимой оказывается прежде всего высокая ступень очеловечивания, чтобы животное «человек» начало проводить гораздо более примитивные различия типа «преднамеренно», "неосторожно", «случайно», "вменяемо" и противоположные им и учитывать их при определении наказания. Столь расхожая нынче и выглядящая столь естественной, столь неизбежной мысль, на которую вынужденно ссылаются в объяснение того, как вообще возникло на земле чувство справедливости: "преступник заслуживает наказания, так как он не мог поступить иначе" — эта мысль фактически представляет собою крайне запоздалую, даже рафинированную форму человеческого суждения и умозаключения; кто помещает ее в начальные стадии развития, тот грубыми пальцами посягает на психологию древнейшего человечества. На протяжении длительнейшего периода человеческой истории наказывали отнюдь не оттого, что призывали зачинщика к ответственности за его злодеяние, стало быть, не в силу допущения, что наказанию подлежит лишь виновный, — скорее, все обстояло аналогично тому, как теперь еще родители наказывают своих детей, гневаясь на понесенный ущерб и срывая злобу на вредителе, — но гнев этот удерживался в рамках и ограничивался идеей, что всякий ущерб имеет в чем-то свой эквивалент и действительно может быть возмещен, хотя бы даже путем боли, причиненной вредителю. Откуда получила власть эта незапамятная, закоренелая, должно быть, нынче уже не искоренимая идея эквивалентности ущерба и боли? Я уже предал это огласке: из договорного отношения между заимодавцем и должником, которое столь же старо, как и "субъекты права", и восходит, в свою очередь, к основополагающим формам купли, продажи, обмена и торговли.

5

Реминисценция этих договорных отношений, как и следовало бы ожидать после предыдущих замечаний, влечет за собою всякого рода подозрения и неприязнь в отношении создавшего или допустившего их древнейшего человечества. Именно здесь дается обещание, именно здесь речь идет о том, чтобы внушить память тому, кто обещает; именно здесь — можно предположить недоброе — находится месторождение всего жесткого, жестокого, мучительного. Должник, дабы внушить доверие к своему обещанию уплаты долга, дабы предоставить гарантию серьезности и святости своего обещания, дабы зарубить себе на совести уплату, как долг и обязательство, закладывает в силу договора заимодавцу — на случай неуплаты — нечто, чем он еще «обладает», над чем он еще имеет силу, например свое тело, или свою жену, или свою свободу, или даже свою жизнь (или, при определенных религиозных предпосылках, даже свое блаженство, спасение души, вплоть до могильного покоя: так в Египте, где труп должника не находил и в могиле покоя от заимодавца, — конечно, именно у египтян покой этот что-нибудь да значил). Но главным образом заимодавец мог подвергать тело должника всем разновидностям глумлений и пыток, скажем срезать с него столько, сколько на глаз соответствовало величине долга, — с этой точки зрения в ранние времена повсюду существовали разработанные, кое в чем до ужасающих деталей, и имеющие правовую силу расценки отдельных членов и частей тела. Я считаю это уже прогрессом, доказательством более свободного, более щедрого на руку, более римского правосознания, когда законодательство двенадцати таблиц установило, что безразлично, как много или как мало вырежут в подобном случае заимодавцы: "si plus minusve secuerunt, ne fraude esto". Уясним себе логику всей этой формы погашения: она достаточно необычна. Эквивалентность устанавливается таким образом, что вместо выгоды, непосредственно возмещающей убыток (стало быть, вместо погашения долга деньгами, землей, имуществом какого-либо рода), заимодавцу предоставляется в порядке обратной выплаты и компенсации некоторого рода удовольствие — удовольствие от права безнаказанно проявлять свою власть над бессильным, сладострастие "de faire le mal pour le plaisir de le faire", наслаждение в насилии: наслаждение, ценимое тем выше, чем ниже и невзрачнее место, занимаемое заимодавцем в обществе, и с легкостью смогшее бы показаться ему лакомым куском, даже предвкушением более высокого положения. Посредством «наказания», налагаемого на должника, заимодавец причащается к праву господ: в конце концов и он приходит к окрыляющему чувству дозволенности глумления и надругательства над каким-либо существом, как "подчиненным", — или по крайней мере, в случае если дисциплинарная власть, приведение приговора в действие перешло уже к «начальству», лицезрения, как глумятся над должником и как его истязают. Компенсация, таким образом, состоит в ордере и праве на жестокость.

6

В этой сфере, стало быть, в долговом праве, таится рассадник мира моральных понятий «вина», "совесть", «долг», "священность долга" — корни его, как и корни всего великого на земле, изобильно и долгое время орошались кровью. И не следовало ли бы добавить, что мир этот, в сущности, никогда уже не терял в полной мере запаха крови и пыток? (даже у старого Канта: от категорического императива разит жестокостью…) Здесь впервые сцепились жутким образом и, пожалуй, намертво крючки идей «вина» и «страдание». Спрашивая еще раз: в какой мере страдание может быть погашением «долгов»? В той мере, в какой причинение страдания доставляло высочайшее удовольствие, в какой потерпевший выменивал свой убыток, в том числе и дискомфорт в связи с убытком, на чрезвычайное контрнаслаждение: причинять страдание — настоящий праздник, нечто, как было сказано, тем выше взлетавшее в цене, чем больше противоречило оно рангу и общественному положению заимодавца. Это сказано в порядке предположения: ибо трудно вглядываться в корни подобных подземных вещей, не говоря уже о мучительности этого; и тот, кто грубо подбрасывает сюда понятие «мести», тот, скорее, туманит и мутит свой взгляд, нежели проясняет его (- ведь и сама месть восходит к той же проблеме: "как может причинение страдания служить удовлетворением?"). Мне кажется, что деликатность, больше того, тартюфство ручных домашних зверей (я хочу сказать, современных людей, я хочу сказать, нас) противится тому, чтобы в полную мощь представить себе, до какой степени жестокость составляла великую праздничную радость древнейшего человечества, примешиваясь, как ингредиент, почти к каждому его веселью; сколь наивной, с другой стороны, сколь невинной предстает его потребность в жестокости, сколь существенно то, что именно "бескорыстная злость" (или, говоря со Спинозой, sympathia malevolens) оценивается им как нормальное свойство человека, — стало быть, как нечто, чему совесть от всего сердца говорит Да! Для более проницательного взора, пожалуй, еще и сейчас было бы что заприметить в этой древнейшей и глубиннейшей праздничной радости человека; в "По ту сторону добра и зла", а раньше уже в "Утренней заре" я осторожным касанием указал на возрастающее одухотворение и «обожествление» жестокости, которое пронизывает всю историю высшей культуры (и, в некотором значительном смысле, даже составляет ее). Во всяком случае, еще не в столь отдаленные времена нельзя было и представить себе монаршьих свадеб и народных празднеств большого стиля без казней, пыток или какого-то аутодафе, равным образом нельзя было и вообразить себе знатного дома без существ, на которых могли без малейших колебаний срывать свою злобу и пробовать свои жестокие шутки (достаточно, к слову, вспомнить Дон-Кихота при дворе герцогини: мы перечитываем сегодня Дон-Кихота с горьким привкусом на языке, почти терзаясь, и мы показались бы в этом отношении весьма странными, весьма смутными его автору и современникам последнего они читали его со спокойнейшей совестью, как веселейшую из книг, и чуть не умирали со смеху над ним). Видеть страдания — приятно, причинять страдания еще приятнее: вот суровое правило, но правило старое, могущественное, человеческое-слишком-человеческое, под которым, впрочем, подписались бы, должно быть, и обезьяны: ибо говорят, что в измышлении причудливых жестокостей они уже сполна предвещают человека и как бы "настраивают инструмент". Никакого празднества без жестокости — так учит древнейшая, продолжительнейшая история человека, — и даже в наказании так много праздничного!

7

— Этими мыслями, говоря между прочим, я вовсе не намерен лить новую воду на расстроенные и скрипучие мельницы наших пессимистов, перемалывающие пресыщение жизнью; напротив, должно быть со всей определенностью засвидетельствовано, что в те времена, когда человечество не стыдилось еще своей жестокости, жизнь на земле протекала веселее, чем нынче, когда существуют пессимисты. Небо над человеком мрачнело всегда в зависимости от того, насколько возрастал стыд человека перед человеком. Усталый пессимистический взгляд, недоверие к загадке жизни, ледяное Нет отвращения к жизни — это не суть признаки злейших эпох рода человеческого: скорее, они распускаются как болотные растения, каковы они и есть, лишь тогда, когда наличествует болото, к коему они принадлежат, — я разумею болезненную изнеженность и измораленность, благодаря которым животное «человек» учится наконец стыдиться всех своих инстинктов. Стремясь попасть в «ангелы» (чтобы не употребить более грубого слова), человек откормил себе испорченный желудок и обложенный язык, через которые ему не только опротивели радость и невинность зверя, но и сама жизнь утратила вкус, — так что временами он стоит перед самим собой с зажатым носом и, хмурясь, составляет с папой Иннокентием Третьим каталог своих сквернот ("нечистое зачатие, омерзительное питание во чреве матери, загрязненность вещества, из коего развивается человек, мерзкая вонь, выделение мокрот, мочи и кала"). Нынче, когда страдание должно всегда выпячиваться в ряду аргументов против существования как наиболее скверный вопросительный знак его, было бы полезно напомнить себе о тех временах, когда судили обратным образом, так как не хотели обходиться без причинения страданий и усматривали в нем первоклассное волшебство, настоящую приманку, совращающую к жизни. Быть может, тогда говоря в утешение неженкам — боль не ощущалась столь сильно, как нынче; по крайней мере, так вправе будет судить врач, лечивший негров (принимая последних за представителей доисторического человека) в случаях тяжелых внутренних воспалений, которые доводят почти до отчаяния даже отлично сложенных европейцев, — негров они не доводят. (Кривая человеческой восприимчивости к боли, должно быть, в самом деле чрезвычайно и почти внезапно падает, стоит только иметь за плечами верхние десять тысяч или десять миллионов сверхразвитой культуры; и лично я не сомневаюсь, что против одной мучительной ночи одной-единственной истеричной образованной самки страдания всех животных, вместе взятых, которых до сих пор допрашивали ножом с целью получения научных ответов, просто не идут в счет.) Быть может, позволительно даже допустить возможность, что и наслаждению от жестокости вовсе не обязательно было исчезать полностью: оно лишь нуждалось — поскольку боль стала нынче ощутимее — в некоторой сублимации и субтилизации; следовало перевести его как раз на язык воображаемого и душевного, где оно представало бы в такой сплошной косметике благонадежных наименований, что даже самая чуткая лицемерная совесть не учуяла бы здесь никакого подвоха ("трагическое сострадание" есть одно из подобных наименований; "les nostalgies de la croix" — другое). Что, собственно, возмущает в страдании, так это не само страдание, но бессмысленность страдания; а между тем ни для христианина, втолковавшего в страдание целую машинерию таинственного спасения, ни для наивного человека более старых времен, гораздого толковать себе всякое страдание с точки зрения соглядатая или мучителя, не существовало вообще подобного бессмысленного страдания. Дабы сокровенное, необнаруженное, незасвидетельствованное страдание могло быть устранено из мира и честно оспорено, были почти вынуждены тогда изобрести богов и промежуточных существ во всю высь и во всю глубь, короче, нечто такое, что блуждает даже в сокровенном, видит даже во мраке и охоче до интересного зрелища боли. С помощью именно таких изобретений и удалось жизни выкинуть всегда удававшийся ей фортель самооправдания, оправдания своего «зла»; нынче, пожалуй, для этого понадобились бы другие вспомогательные изобретения (скажем, жизнь как загадка, жизнь как проблема познания). "Оправдано всякое зло, видом коего наслаждается некий бог" — так звучала допотопная логика чувства, — и в самом деле, только ли допотопная? Боги, помысленные как охотники до жестоких зрелищ, — о, сколь далеко вдается это первобытное представление еще и в нашу европейскую очеловеченность! можно справиться на сей счет у Кальвина и Лютера. Достоверно во всяком случае то, что еще греки не ведали более нежной приправы к счастью своих богов, чем утехи жестокости. Какими же, думаете вы, глазами взирали у Гомера боги на судьбы людей? Каков был последний, по сути, смысл троянских войн и схожих трагических ужасов? Нет сомнения: они были задуманы как своего рода фестивали для богов; и — поскольку поэт больше прочих людей уродился "в богов" — также для поэтов… Не иначе и философы-моралисты Греции представляли себе позднее очеса Божьи, взирающие на моральные ристалища, на героизм и самоистязания добродеев: "Геракл долга" был на подмостках и сознавал себя на виду: добродетель без свидетелей оказывалась чем-то совершенно немыслимым для этого народа актеров. Разве то столь отважное, столь роковое изобретение философов, сделанное тогда впервые для нужд Европы, изобретение "свободной воли", абсолютной спонтанности человека в добре и зле — разве не было оно прежде всего предназначено для того, чтобы занять себе право на мысль о том, что интерес богов к человеку, к человеческой добродетели никогда не может быть исчерпан? На этих земных подмостках вообще не должно было быть недостатка в действительно новом, в действительно неслыханных напряжениях, интригах, катастрофах: мир, измысленный в полном согласии с правилами детерминизма, был бы для богов легко отгадываемым и, следовательно, в короткий срок наводящим скуку достаточное основание для этих друзей богов — философов не считать своих богов способными на подобный детерминистический мир! Все античное человечество преисполнено чутких знаков внимания к «зрителю», будучи миром сугубо публичным, сугубо наглядным, не мыслившим себе счастья без зрелищ и празднеств. — А как уже было сказано, и в большом наказании так много праздничного!..

8

Чувство вины, личной обязанности, — скажем, чтобы возобновить ход нашего исследования, — проистекало, как мы видели, из древнейших и изначальных личных отношений, из отношения между покупателем и продавцом, заимодавцем и должником: здесь впервые личность выступила против личности, здесь впервые личность стала тягаться с личностью. Еще не найдена столь низкая ступень цивилизации, на которой не были бы заметны хоть какие-либо следы этого отношения. Устанавливать цены, измерять ценности, измышлять эквиваленты, заниматься обменом — это в такой степени предвосхищало начальное мышление человека, что в известном смысле и было самим мышлением: здесь вырабатывались древнейшие повадки сообразительности, здесь хотелось бы усмотреть и первую накипь человеческой гордости, его чувства превосходства над прочим зверьем. Должно быть, еще наше слово «человек» (Mensch) выражает как раз нечто от этого самочувствия: человек (manas) обозначил себя как существо, которое измеряет ценности, которое оценивает и мерит в качестве "оценивающего животного как такового". Купля и продажа, со всем их психологическим инвентарем, превосходят по возрасту даже зачатки каких-либо общественных форм организации и связей: из наиболее рудиментарной формы личного права зачаточное чувство обмена, договора, долга, права, обязанности, уплаты было перенесено впервые на самые грубые и изначальные комплексы общины (в их отношении к схожим комплексам) одновременно с привычкой сравнивать, измерять, исчислять власть властью. Глаз так и приспособился к этой перспективе: и с топорной последовательностью, присущей тяжелому на подъем, но затем неуклонно следующему в одинаковом направлении мышлению более древнего человечества, пришли в скором времени к великому обобщению: "всякая вещь имеет стоимость; все может быть оплачено" — к древнейшему и наивнейшему моральному канону справедливости, к истоку всякого «добродушия», всякой «правомерности», всякой "доброй воли", всякой «объективности» на земле. Справедливость на этой первой ступени предстает доброй волей людей приблизительно равномощных поладить друг с другом, «сговориться» путем очередной сделки, — а что до менее мощных, вынудить их к сделке между собой.

9

Если мерить все еще мерой глубокой древности (каковая древность, впрочем, есть и возможна во все времена): в том же важном изначальном отношении заимодавца к своим должникам стоит и община к своим членам. Живешь в общине, пользуешься преимуществами коллектива (о, что за преимущества! нынче мы недооцениваем их временами), влачишь свое существование под сенью защиты и попечения, в мире и доверии, не обременяя себя заботами о неминуемых убытках и нападках, которым подвержен человек вовне, находясь "вне закона", — немец понимает, что должно было означать первоначально слово «Elend», elend, — именно на фоне этих убытков и нападок закладываешь себя общине и связываешь себя обязательствами перед ней. Что произойдет в противном случаев? Коллектив, обманутый заимодавец, — за этим уж дело не станет — заставит-таки уплатить себе сторицей. Речь идет здесь, по меньшей мере, о непосредственном вреде, причиненном вредителем; если отвлечься и от этого, то преступник оказывается прежде всего «отступником», нарушителем договора и слова в отношении целого, в отношении всех благ и удобств общинной жизни, в которой он доселе имел долю. Преступник есть должник, который не только не возмещает своих прибылей и задатков, но и покушается даже на своего заимодавца: оттого, по справедливости, он не только лишается впредь всех этих благ и преимуществ — ему напоминают теперь, чего стоят все эти блага. Гнев потерпевшего заимодавца, гнев общины, снова возвращает его в дикое и внезаконное состояние, от которого он был доселе защищен: община исторгает его из себя, — и теперь он открыт всем видам враждебных действий. На этой ступени культуры «наказание» является просто отражением, мимом нормального отношения к ненавистному, обезоруженному, поверженному врагу, лишившемуся не только всякого права и защиты, но и всякой милости; стало быть, правом войны и торжеством Vae victis! во всей своей беспощадности и жестокости, — из чего явствует, что именно война (включая и воинственный культ жертвоприношений) дала все те формы, в которых наказание выступает в истории.

10

С усилением власти община не придает больше такого значения прегрешениям отдельных лиц, поскольку они не могут уже казаться ей столь же опасными и пагубными в отношении существования целого, как прежде: злодей не объявляется больше "вне закона" и не изгоняется, всеобщий гнев не вправе уже обрушиться на него с прежней необузданностью, — напротив, отныне целое предусмотрительно берет под свою протекцию злодея, защищая его от этого гнева, в особенности гнева непосредственно потерпевших лиц. Компромисс главным образом с гневом пострадавших от злодеяния; усилия вокруг того, чтобы локализовать случай и предотвратить более широкий или даже всеобщий рост стихийных пайщиков беспокойства; попытки найти эквиваленты и урегулировать в целом тяжбу (compositio); прежде всего все определеннее выступающая воля считать каждый проступок в каком-то смысле оплачиваемым, стало быть, по крайней мере до известной степени изолировать друг от друга преступника и его деяние — таковы черты, которые все отчетливее отпечатываются на дальнейшем развитии уголовного права. С возрастанием власти и самосознания общины уголовное право всегда смягчается; всякое послабление ее и более глубокая подверженность угрозам снова извлекают на свет суровейшие формы последнего. «Заимодавец» всегда становился гуманным по мере того, как он богател; под конец мерилом его богатства оказывается даже то, какое количество убытков он в состоянии понести, не страдая от этого. Нет ничего невообразимого в том, чтобы представить себе общество с таким сознанием собственного могущества, при котором оно могло бы позволить себе благороднейшую роскошь из всех имеющихся в его распоряжении — оставить безнаказанным того, кто наносит ему вред. "Какое мне, собственно, дело до моих паразитов? — вправе было бы оно сказать в таком случае. — Пусть себе живут и процветают: для этого я еще достаточно сильно!" Справедливость, начавшая с того, что "все подлежит уплате, все должно подлежать уплате", кончает тем, что смотрит сквозь пальцы и отпускает неплатежеспособного, она кончает, как и всякая хорошая вещь на земле, самоупразднением. Это самоупразднение справедливости — известно, каким прекрасным именем оно себя называет: милостью — остается, как это разумеется само собой, преимуществом наиболее могущественного, лучше того, потусторонностью его права.

11

Здесь — слово для отвода предпринятых недавно попыток обнаружить источник справедливости на совершенно иной почве — именно, на почве ressentiment. Говоря на ухо психологам, в случае если им будет охота изучить однажды ressentiment с близкого расстояния, — это растение процветает нынче лучшим образом среди анархистов и антисемитов, как, впрочем, оно и цвело всегда, в укромном месте, подобно фиалке, хотя и с другим запахом. И поскольку из подобного должно с необходимостью следовать подобное, то нечего удивляться, видя, как именно из этих кругов исходят попытки, не раз уже имевшие место, — освятить месть под именем справедливости, точно справедливость была бы, по сути, лишь дальнейшим развитием чувства обиды, и вместе с местью возвеличить задним числом все вообще реактивные аффекты. Последнее шокировало бы меня меньше всего: оно казалось бы мне даже некой заслугой с точки зрения всей биологической проблемы (относительно которой ценность упомянутых аффектов недооценивалась до сих пор). На что я только обращаю внимание, так это на обстоятельство, что именно из духа самого ressentiment произрос этот новый нюанс научной справедливости (в пользу ненависти, зависти, недоброжелательства, подозрительности, rancune, мести). Названная "научная справедливость" тотчас же стушевывается и уступает место акцентам смертельной вражды и предвзятости, как только речь заходит о другой группе аффектов, имеющих, на мой взгляд, гораздо более высокую биологическую ценность, нежели те реактивные, и оттого по праву заслуживающих научной оценки и уважения: именно, о действительно активных аффектах, как-то властолюбие, корыстолюбие и им подобные. (Е. Дюринг, "Ценность жизни"; "Курс философии"; в сущности, всюду.) Столько вот против этой тенденции в целом; что же до частного тезиса Дюринга, что родину справедливости надлежит искать на ночве реактивного чувства, то, правды ради, приходится противопоставить ему следующий резко перевернутый тезис: последней почвой, покоряемой духом справедливости, является почва реактивного чувства! Если и в самом деле случается, что справедливый человек остается справедливым даже в отношении лица, причинившего ему вред (и не просто холодным, умеренным, посторонним, равнодушным: быть справедливым предполагает всегда позитивную установку), если даже под напором личной обиды, надруганности, заподозренности не тускнеет высокая, ясная, столь же глубокая, сколь и снисходительная объективность справедливого, судящего ока, ну так что же, тогда это экземпляр совершенства и высочайшего мастерства на земле — даже нечто такое, на что, по благоразумию, и не надеешься здесь, чему во всяком случае не так-то легко веришь. В среднем несомненно, что даже у порядочнейших людей достаточной оказывается уже малая доза посягательства, злости, инсинуации, чтобы прогнать им кровь в глаза, а справедливость из глаз. Активный, наступательный, переступательный человек все еще на сто шагов ближе к справедливости, нежели реактивный; ему-то и не нужно вовсе ложно и предвзято оценивать свой объект на манер того, как это делает, как это должен делать реактивный человек. Оттого фактически во все времена агрессивный человек, в качестве более сильного, более мужественного, более знатного, обладал и более свободным взглядом, более спокойной совестью; напротив, не стоит труда угадать, на чьей совести вообще лежит изобретение "нечистой совести", — это человек ressentiment! В конце концов осмотритесь же в самой истории: в какой именно сфере оседало вообще до сих пор на земле соблюдение права, собственно потребность в праве? Быть может, в сфере реактивных людей? Нисколько: но именно в сфере активных, сильных, спонтанных, агрессивных. С исторической точки зрения — и к досаде названного агитатора (он сам однажды сделал о себе признание: "Учение о мести красной нитью справедливости прошло через все мои труды и старания") — право на земле представляет как раз борьбу против реактивных чувств, войну с ними со стороны активных и агрессивных сил, которые частично обращали свою мощь на то, чтобы положить черту и меру излишествам реактивного пафоса и принудить его к соглашению. Всюду, где практикуется справедливость, блюдется справедливость, взору предстает сильная власть, изыскивающая в отношении подчиненных ей более слабых лиц (групп или одиночек, все равно) средства, дабы положить конец охватившему их бессмысленному бешенству ressentiment, либо вырывая из рук мести объект ressentiment, либо заменяя месть собственной борьбой с врагами мира и порядка, либо изобретая, предлагая, а при случае и навязывая компромиссы, либо, наконец, возводя в норму известные эквиваленты урона, к которым отныне раз и навсегда отослан ressentiment. Но самое решительное, что делает и внедряет высшая власть, борясь с преобладанием враждебных чувств-последышей, — она делает это всякий раз, когда так или иначе имеет на то достаточно силы, — есть принятие закона, императивное разъяснение того, что вообще, с ее точки зрения, должно считаться дозволенным, правильным, а что воспрещенным, неправильным: относясь по принятии закона к злоупотреблениям и самочинствам отдельных лиц либо целых групп как к преступлениям перед законом, как к неповиновению высшей власти, она отвлекает чувства своих подданных от ближайшего нанесенного такими преступлениями вреда и добивается тем самым прочного эффекта, обратного тому, чего желает всякая месть, не видящая и не признающая ничего, кроме точки зрения потерпевшего, — отныне глаз приноравливается ко все более безличной оценке поступка, даже глаз самого потерпевшего (хотя он-то и в последнюю очередь, как было отмечено прежде). — Сообразно этому «право» и «бесправие» существуют лишь как производные от установления закона (а не от акта нарушения, как того желает Дюринг). Говорить о праве и бесправии самих по себе лишено всякого смысла; сами по себе оскорбление, насилие, эксплуатация, уничтожение не могут, разумеется, быть чем-то «бесправным», поскольку сама жизнь в существенном, именно в основных своих функциях, действует оскорбительно, насильственно, грабительски, разрушительно и была бы просто немыслима без этого характера. Следует признаться себе даже в чем-то более щекотливом: именно, что с высшей биологической точки зрения правовые ситуации могут быть всегда лишь исключительными ситуациями, в качестве частичных ограничений доподлинной воли жизни, нацеленной на власть, и как частные средства, субординативно включенные в ее общую цель, — средства как раз к созданию более значительных единиц власти. Правовой порядок, мыслимый суверенно и универсально, не как средство в борьбе комплексов власти, но как средство против всякой борьбы вообще — приблизительно по коммунистическому шаблону Дюринга, гласящему, что каждая воля должна относиться к каждой воле, как к равной, — был бы жизневраждебным принципом, разрушителем и растлителем человека, покушением на будущее человека, признаком усталости, контрабандистской тропой в Ничто.

12

Здесь еще одно слово о происхождении и цели наказания — двух распадающихся либо вынужденно распавшихся проблемах; к сожалению, их по привычке смешивают воедино. Как же поступают в этом случае знакомые нам генеалоги морали? Наивно, как они и поступали всегда: они отыскивают какую-либо «цель» в наказании, скажем месть или устрашение, простодушно помещают затем эту цель в начале, в качестве causa fiendi наказания, и хоть кол на голове теши! Но "цель права" лишь в самую последнюю очередь может быть применена к истории возникновения права: напротив, для всякого рода исторического исследования не существует более важного положения, чем то, которое было достигнуто с такими усилиями, но и должно было на деле быть достигнуто, — что именно причина возникновения какой-либо вещи и ее конечная полезность, ее фактическое применение и включенность в систему целей toto coelo расходятся между собой; что нечто наличествующее, каким-то образом осуществившееся, все снова и снова истолковывается некой превосходящей его силой сообразно новым намерениям, заново конфискуется, переустраивается и переналаживается для нового употребления; что всякое свершение в органическом мире есть возобладание и господствование и что, в свою очередь, всякое возобладание и господствование есть новая интерпретация, приноровление, при котором прежние «смысл» и «цель» с неизбежностью должны померкнуть либо вовсе исчезнуть. Как бы хорошо ни понималась нами полезность какого-либо физиологического органа (или даже правового института, публичного нрава, политического навыка, формы в искусствах или в религиозном культе), мы тем самым ничего еще не смыслим в его возникновении, — сколь бы неудобно и неприятно ни звучало это для более старых ушей; ибо с давних пор привыкли верить, что в доказуемой цели, в полезности какой-либо вещи, формы, устройства заложено также и понимание причины их возникновения: глаз создан-де для зрения, рука создана-де для хватания. Так представляли себе и наказание, как изобретенное якобы для наказания. Но все цели, все выгоды суть лишь симптомы того, что некая воля к власти возгосподствовала над чем-то менее могущественным и самотворно оттиснула его значением определенной функции; и оттого совокупная история всякой «вещи», органа, навыка может предстать непрерывной цепью знаков, поддающихся все новым интерпретациям и приспособлениям, причины которых не нуждаются даже во взаимосвязи, но при известных условиях чисто случайно следуют друг за другом и сменяют друг друга. Сообразно этому «развитие» вещи, навыка, органа менее всего является progressus к некой цели, еще менее логическим и наикратчайшим, достигнутым с минимальной затратой сил progressus, — но последовательностью более или менее укоренившихся, более или менее не зависящих друг от друга и разыгрывающихся здесь процессов возобладания, включая и чинимые им всякий раз препятствия, пробные метаморфозы в целях защиты и реакции, даже результаты удавшихся противоакций. Форма текуча, «смысл» еще более… Даже в каждом отдельном организме дело обстоит не иначе: всякий раз с существенным ростом целого смещается и «смысл» отдельных органов — при случае их частичное разрушение, их сокращение в числе (скажем, путем уничтожения средних звеньев) может оказаться признаком возрастающей силы и совершенства. Я хочу сказать: даже частичная утрата полезности, чахлость и вырождение, исчезновение смысла и целесообразности, короче, смерть принадлежит к условиям действительного progressus, каковой всегда является в гештальте воли и пути к большей власти и всегда осуществляется за счет многочисленных меньших сил. Величина «прогресса» измеряется даже количеством отведенных ему жертв; человечество, пожертвованное в массе процветанию отдельного более сильного человеческого экземпляра, — вот что было бы прогрессом… Я подчеркиваю эту основную точку зрения исторической методики, тем более что она в корне противится господствующему нынче инстинкту и вкусу дня, который охотнее ужился бы еще с абсолютной случайностью и даже с механистической бессмысленностью всего происходящего, нежели с теорией воли власти, разыгрывающейся во всем происходящем. Демократическая идиосинкразия ко всему, что господствует и хочет господствовать, современный мизархизм (дабы вылепить скверное слово для скверной штуки) постепенно в такой степени переместился и переоделся в духовное, духовнейшее, что нынче он уже шаг за шагом проникает, осмеливается проникнуть в наиболее строгие, по-видимому, наиболее объективные науки; мне кажется даже, что он прибрал уже к рукам всю физиологию и учение о жизни, продемонстрировав, разумеется в ущерб последним, фокус исчезновения у них одного фундаментального понятия, собственно понятия активности. Под давлением этой идиосинкразии выпячивают, напротив, «приспособление», т.е. активность второго ранга, голую реактивность, и даже саму жизнь определяют как все более целесообразное внутреннее приспособление к внешним условиям (Герберт Спенсер). Но тем самым неузнаннои остается сущность жизни, ее воля к власти; тем самым упускается из виду преимущество, присущее спонтанным, наступательным, переступательным, наново толкующим, наново направляющим и созидательным силам, следствием которых и оказывается «приспособление»; тем самым в организме отрицается господствующая роль высших функционеров, в которых активно и формообразующе проявляется воля жизни. Припомним упрек, который Гексли адресовал Спенсеру; его "административный нигилизм", — но речь идет все еще о большем, чем «администрирование»…

13

— Следует, таким образом, — возвращаясь к теме, именно, к наказанию различать в нем двоякое: с одной стороны, относительно устойчивое, навык, акт, «драму», некую строгую последовательность процедур, с другой стороны, текучее, смысл, цель, ожидание, связанное с исполнением подобных процедур. При этом сразу же допускается per analogiam, согласно развитой здесь основной точке зрения исторической методики, что сама процедура есть нечто более древнее и раннее, чем ее применение к наказанию; что последнее лишь вкрапливается, втолковывается в (давно существующую, но в ином смысле применявшуюся) процедуру; короче, что дело обстоит не так, как полагали до сих пор наши наивные генеалоги морали и права, вообразившие себе все до одного, будто процедура была изобретена в целях наказания, подобно тому как некогда воображали себе, будто рука изобретена в целях хватания. Что же касается того другого — текучего — элемента наказания, его «смысла», то на более позднем этапе культуры (например, в нынешней Европе) понятие «наказание» и в самом деле представляет отнюдь не один смысл, но целый синтез «смыслов»; вся предыдущая история наказания, история его применения в наиболее различных целях, кристаллизуется напоследок в своего рода единство, трудно растворимое, с трудом поддающееся анализу и, что следует подчеркнуть, совершенно неопределимое. (Нынче невозможно со всей определенностью сказать, почему, собственно, наказывают: все понятия, в которых семиотически резюмируется процесс как таковой, ускользают от дефиниции; дефиниции подлежит только то, что лишено истории). На более ранней стадии этот синтез «смыслов» предстает, напротив, более растворимым, также и более изменчивым; можно еще заметить, как в каждом отдельном случае элементы синтеза меняют свою валентность и порядок, так что за счет остальных выделяется и доминирует то один, то другой, и как при случае один элемент (скажем, цель устрашения) словно бы устраняет все прочие элементы. Чтобы по меньшей мере составить представление о том, сколь ненадежен, надбавлен, побочен «смысл» наказания и каким образом одна и та же процедура может использоваться, толковаться, подготавливаться в принципиально различных целях, здесь будет дана схема, которая сама предстает мне на основании сравнительно малого и случайного материала. Наказание как обезвреживание, как предотвращение дальнейшего урона. Наказание как возмещение в какой-либо форме убытка потерпевшему (даже в виде компенсации через аффект). Наказание как средство изоляции того, что нарушает равновесие, во избежание распространяющегося беспокойства. Наказание как устрашение со стороны тех, кто назначает наказание и приводит его в исполнение. Наказание как своего рода компенсация нажив, услаждавших дотоле преступника (например, когда он используется в качестве раба на рудниках). Наказание как браковка выродившегося элемента (при случае целой ветви, как это предписывает китайское право: стало быть, как средство сохранения чистоты расы или поддержания социального типа). Наказание как праздник, именно, как акт насилия и надругательства над поверженным наконец врагом. Наказание как вколачивание памяти: тому, кто подвергается наказанию — это называется "исправлением", — либо свидетелям казни. Наказание как уплата своего рода гонорара, оговоренного со стороны власти, которая оберегает злодея от излишеств мести. Наказание как компромисс с естественным состоянием мести, покуда последняя отстаивается еще могущественными родовыми кланами и притязает на привилегии. Наказание как объявление войны и военная мера против врага мира, закона, порядка, начальства, с которым борются как с опасным для общины существом, как с нарушителем предпосланного общиною договора, как с неким смутьяном, изменником и клятвопреступником, борются всеми средствами, сродными как раз войне.

14

Этот список наверняка не полон; очевидно, что наказание перегружено выгодами всякого рода. Тем живее следовало бы вычесть из него мнимую выгоду, которая — разумеется, в популярном восприятии — слывет существеннейшей его выгодой, — вера в наказание, расшатанная нынче в силу множества оснований, именно в названной выгоде находит все еще сильнейшую для себя опору. Наказанию вменяют в заслугу то, что оно пробуждает в виновном чувство вины, в нем ищут доподлинный instrumentum той душевной реакции, которая именуется "нечистой совестью", "угрызениями совести". Но тем самым грешат против действительности и психологии даже по меркам сегодняшнего дня; молчу уж о всем историческом и доисторическом прошлом человека! Настоящие угрызения совести — нечто в высшей степени редкое как раз среди преступников и каторжников; тюрьмы, исправительные дома не инкубаторы для благоприятного разведения этого вида гложущего червя — в этом сходятся все добросовестные наблюдатели, которые во многих случаях крайне неохотно и вопреки собственным желаниям решаются на подобное суждение. По большому счету наказание закаляет и охлаждает; оно концентрирует; оно обостряет чувство отчуждения; оно усиливает сопротивляемость. Если случается, что оно надламывает энергию и приводит к жалкой прострации и самоуничижению, то наверняка такой результат менее отраден, нежели средний эффект наказания с характерной для него сухой и мрачной серьезностью. Подумав же о предшествовавших человеческой истории тысячелетиях, можно сказать без колебаний, что развитие чувства вины сильнее всего было заторможено именно наказанием, — по крайней мере в случае тех жертв, на которых распространялась карательная власть. Не будем в особенности недооценивать того, что самим зрелищем судебных и экзекутивных процедур преступник лишается возможности ощутить саму предосудительность своего поступка, своего образа действий: ибо совершенно аналогичный образ действий видит он поставленным на службу правосудию, где это санкционируется и чинится без малейшего зазора совести, — стало быть, шпионаж, коварство, взяточничество, ловушки, все крючкотворное и продувное искусство полицейских и прокурорских чинов, затем основательный, не смягченный даже аффектом грабеж, насилие, глумление, арест, пытки, умерщвление, как это и запечатлено в различных видах наказания, — в итоге целый ряд процедур, нисколько не отвергаемых и не осуждаемых его судьями по существу, но лишь в известном практическом отношении и применении. "Нечистая совесть", это самое жуткое и самое интересное растение нашей земной флоры, произросла не на этой почве по существу, ничто в сознании судящих, самих наказующих в течение длительнейшего периода времени не свидетельствовало о том, что приходится иметь дело с «виновным». Речь шла просто о зачинщике зла, о каком-то безответственном осколке рока. И тот, на кого впоследствии, опять же как осколок рока, падало наказание, не испытывал при этом иной "внутренней муки", чем в случаях, скажем, внезапной, непредвиденной напасти, ужасного природного бедствия, срывающейся и раздавливающей каменной глыбы, с чем уже и вовсе нельзя бороться.

15

Это дошло как-то, каким-то мудреным образом до сознания Спинозы (к досаде его толкователей, прямо-таки старающихся исказить его в этом месте, например Куно Фишера), когда однажды в послеобеденное время — кто знает, о какое он терся воспоминание, — ему пришлось размышлять над вопросом, что собственно осталось в нем самом от знаменитого morsus conscientiae — в нем, выдворившем добро и зло в область человеческого воображения и злобно защищавшем честь своего «свободного» Бога от тех кощунников, чьи утверждения доходили до того, будто Бог творит все sub ratione boni ("это, однако, значило бы подчинить Бога судьбе и было бы поистине величайшей из всех бессмыслиц" — ). Мир для Спинозы снова вернулся к невинности, в которой он пребывал до изобретения нечистой совести, — что же тем самым вышло из morsus conscientiae? "Противоположность gaudium, — сказал он себе наконец, печаль, сопровождаемая представлением о некой прошедшей вещи, которая не оправдала надежд". Eth. III propos. XVII schol. I, II. He иначе, чем Спиноза, чувствовали на протяжении тысячелетий относительно своего "прошедшего проступка" настигнутые карой зачинщики зла: "тут что-то неожиданно пошло вкривь и вкось", не: "я не должен был делать этого", — они покорялись наказанию, как покоряются болезни, несчастью или смерти, с тем храбрым безропотным фатализмом, каковым, например, еще и сегодня русские превосходят нас, западных людей, в жизненном поведении. Если тогда существовала критика поступка, то в критике на деле изощрялся ум: без сомнения, мы должны искать доподлинный эффект наказания прежде всего в изощрении ума, в растяжении памяти, в намерении идти впредь на дело с большей осторожностью, недоверчивостью, скрытностью, в осознании того, что многое раз и навсегда оказывается не по плечу, в росте самокритичности. Чего в итоге можно достичь наказанием у человека и зверя, так это увеличения страха, изощрения ума, подавления страстей: тем самым наказание приручает человека, но оно не делает его «лучше» — с большим правом можно было бы утверждать обратное. ("Беда учит уму", — говорит народ; а насколько она учит уму, настолько же учит она и дурным поступкам. К счастью, она довольно часто учит и глупости).

16

Здесь мне не избежать уже того, чтобы не начертать в первом, предварительном, наброске мою собственную гипотезу о происхождении "нечистой совести": ее не легко довести до слуха, и с ней надобно не только возиться мыслями, но и бодрствовать и спать. Я считаю нечистую совесть глубоким заболеванием, до которого человеку пришлось опуститься под давлением наиболее коренного из всех изменений, выпавших на его долю, — изменения, случившегося с ним в момент, когда он окончательно осознал на себе ошейник общества и мира. Не иначе, как это пришлось водяным животным, когда они были вынуждены стать наземными животными либо погибнуть, случилось то же и с этими счастливо приспособленными к зарослям, войне, бродяжничеству, авантюре полузверям — одним махом все их инстинкты были обесценены и "сняты с петель". Отныне им приходилось ходить на ногах и "нести самих себя" там, где прежде их несла вода: ужасное бремя легло на них. Они чувствовали себя неловко при простейших естественных отправлениях; в этот новый незнаемый мир они вступали уже без старых своих вожатых, надежно наводящих инстинктов-регуляторов, — они были сведены к мышлению, умозаключению, исчислению, комбинированию причин и следствий, эти несчастные, — были сведены к своему «сознанию», к наиболее жалкому и промахивающемуся органу своему! Я думаю, что никогда на земле не было такого чувства убожества, такого освинцованного недомогания, — и при всем том те старые инстинкты не сразу перестали предъявлять свои требования! Лишь с трудом и изредка выпадала возможность угодить им: главным образом им приходилось искать себе новых и как бы уже подземных удовлетворений. Все инстинкты, не разряжающиеся вовне, обращаются вовнутрь — это и называю я уходом-в-себя человека: так именно начинает в человеке расти то, что позднее назовут его «душою». Весь внутренний мир, поначалу столь тонкий, что, как бы зажатый меж двух шкур, разошелся и распоролся вглубь, вширь и ввысь в той мере, в какой сдерживалась разрядка человека вовне. Те грозные бастионы, которыми государственная организация оборонялась от старых инстинктов свободы, — к этим бастионам прежде всего относятся наказания — привели к тому, что все названные инстинкты дикого свободного бродяжного человека обернулись вспять, против самого человека. Вражда, жестокость, радость преследования, нападения, перемены, разрушения — все это повернутое на обладателя самих инстинктов: таково происхождение "нечистой совести". Человек, который, за отсутствием внешних врагов и препятствий, втиснутый в гнетущую тесноту и регулярность обычая, нетерпеливо терзал, преследовал, грыз, изнурял, истязал самого себя, этот бьющийся до крови о решетки своей клетки зверь, которого хотят «приручить», этот лишенец и изводящий себя ностальгик по пустыне, сподобившийся сколотить из самого себя авантюру и застенок, некое подобие ненадежной и опасной целины, — этот дурень, этот тоскующий и безутешный пленник стал изобретателем "нечистой совести". Но с этого и началось величайшее и тревожнейшее заболевание, от которого человечество не оправилось и по сей день, страдание человека человеком, самим собою, как следствие насильственного отпарывания от животного прошлого, как бы некоего прыжка и падения в новую обстановку и условия существования, объявления войны старым инстинктам, на которых зиждились доныне его сила, радость и внушаемый им страх. Добавим сразу же, что, с другой стороны, самим фактом обернувшейся на себя, выступающей против себя души животного на земле появилось нечто столь новое, глубокое, неслыханное, загадочное, противоречивое и перспективное, что благодаря этому сама конфигурация земли претерпела существенное изменение. Действительно, понадобились божественные зрители, чтобы отдать должное завязавшейся таким образом комедии, чей исход остается еще совершенно непредвиденным, — слишком утонченной, слишком чудесной, слишком парадоксальной комедии, чтобы позволительно было разыгрывать ее бестолково неприметным образом на каком-нибудь забавном созвездии! С тех пор человек поставлен на кон и предоставлен самым неожиданным и самым волнующим выбросам игральных костей, которыми мечет "великое дитя" Гераклита, называйся оно Зевсом или Случаем, — он приковывает к себе интерес, напряжение, надежду, почти уверенность, словно бы с ним возвещалось нечто, приуготавливалось нечто, словно бы человек был не целью, но лишь путем, инцидентом, мостом, великим обещанием…

17

Предпосылкой этой гипотезы о происхождении нечистой совести служит, во-первых, то, что названное изменение не было ни постепенным, ни добровольным и представляло собою не органическое врастание в новые условия, но разрыв, прыжок, принуждение, неотвратимый рок, против которого невозможной оказывалась всякая борьба и даже ressentiment. Во-вторых же, то, что вгонка необузданного доселе и безликого населения в жесткую форму не только началась с акта насилия, но и доводилась до конца путем сплошных насильственных актов, — что сообразно этому древнейшее «государство» представало и функционировало в виде страшной тирании, некоего раздавливающего и беспощадного машинного устройства, покуда наконец сырье, состоящее из народа и полуживотных, оказывалось не только размятым и тягучим, но и сформованным. Я употребил слово «государство»; нетрудно понять, кто подразумевается под этим — какая-то стая белокурых хищников, раса покорителей и господ, которая, обладая военной организованностью и организаторской способностью, без малейших колебаний налагала свои страшные лапы на, должно быть, чудовищно превосходящее ее по численности, но все еще бесформенное, все еще бродяжное население. Так вот и затевается «государство» на земле: я думаю, что томные грезы, возводящие его начало к «договору», отжили уже свой век. Кто может повелевать, кто по природе является «господином», кто предстает насильником в поступках и жестах какое ему дело до договоров! Такие существа не подотчетны; они появляются, как судьба, беспричинно, безрассудно, бесцеремонно, безоговорочно, они есть, как есть молния, слишком ужасные, слишком внезапные, слишком убедительные, слишком «иные», чтобы можно было их даже ненавидеть. Их дело — инстинктивное созидание форм, штамповка форм; они суть самые подневольные, самые непредумышленные художники из когда-либо существовавших — там, где они появляются, возникает в скором времени нечто новое, творение власти, которое живет, части и функции которого разграничены и соотнесены, в котором вообще нет места тому, что не было бы предварительно «всмыслено» в структуру целого. Им неведомо, что есть вина, что ответственность, что оглядка, этим прирожденным организаторам; их превозмогает тот ужасный эгоизм художника, который видится бронзой и наперед чувствует себя бессрочно оправданным в своем «творении», как мать в своем ребенке. Не в них произросла "нечистая совесть", это понятно с самого начала, — но она не выросла бы без них, эта уродливая опухоль; ее и не было бы вовсе, если бы под тяжестью их молота, их артистического насилия из мира, по крайней мере из поля зрения, не исчез и не стал, так сказать, латентным некий чудовищный квантум свободы. Этот насильственно подавленный инстинкт свободы — как мы поняли уже, — этот вытесненный, выставленный, изнутри запертый и в конце концов лишь в самом себе разряжающийся и изливающийся инстинкт свободы: вот чем только и была вначале нечистая совесть.

18

Поостережемся, как бы не проглядеть всего этого феномена оттого уже, что он загодя предстает столь уродливым и болезненным. В сущности, речь ведь идет о той же активной силе, которая роскошествует и строит государства в лице названных художников насилия и организаторов и которая здесь внутренне, в меньших масштабах, мелочнее, пятясь, в "лабиринте груди", говоря вместе с Гете, мастерит себе нечистую совесть и строит негативные идеалы — это и есть как раз тот инстинкт свободы (на моем языке: воля к власти): разница лишь такова, что материалом, на который изливается формообразующая и насильственная природа названной силы, оказывается здесь сам человек, вся полнота его животной давнишней самости — этот, а не другой человек, другие люди, как в том более значительном и более броском феномене. Это тайное самонасилие, эта жестокость художника, эта радость придавать себе форму как трудному, сопротивляющемуся, страдающему материалу, вжигать в себя волю, критику, противоречие, презрение, отказ, эта жуткая и ужасающе насладительная работа своевольно раздвоенной души, причиняющей себе страдания из удовольствия причинять страдания, вся эта активная "нечистая совесть", будучи настоящим материнским лоном идеальных и воображаемых событий, произвела в конце концов на свет — читатель уже догадывается некое изобилие новых и странных красот и утверждений и, быть может, вообще и саму красоту… Ибо что же такое и представляло бы собою «прекрасное», если бы противоречие заранее не осознало самое себя, если бы безобразное не сказало прежде самому себе: "я безобразно"?.. По крайней мере, после этого намека не столь загадочной окажется уже загадка, в какой мере в противоречивых понятиях, вроде самоотверженности, самоотречения, самопожертвования может проступить некий идеал, некая красота; и впредь, я не сомневаюсь в этом, одно будет известно наверняка — именно, какого сорта удовольствием с самого начала является удовольствие, испытываемое человеком бескорыстным, самоотверженным, жертвующим собою: удовольствием жестокости. Таков предварительный итог размышлений о происхождении «неэгоистического», как моральной ценности, и о разметке почвы, на которой произросла эта ценность: только нечистая совесть, только воля к самоистязанию служит предпосылкой для ценности неэгоистического.

19

Нечистая совесть — болезнь, это не подлежит сомнению, но болезнь в том же смысле, в каком болезнью является беременность. Если мы примемся отыскивать условия, при которых болезнь эта достигла своего ужаснейшего и одухотвореннейшего пика, то мы увидим, что собственно послужило причиной ее вступления в мир. Для этого, однако, потребна большая выдержка — и нам следует прежде всего еще раз вернуться к более ранней точке зрения. Гражданско-правовое отношение должника к своему заимодавцу, о чем уже пространно шла речь, было — притом в историческом отношении на крайне примечательный и щекотливый лад — перетолковано в ключе еще одного отношения, которое, должно быть, остается наиболее непонятным для нас, нынешних людей: речь идет об отношении современников к своим предкам. В рамках первоначальной родовой кооперации — мы говорим о первобытной эпохе каждое живущее поколение связано с более ранним и в особенности со старейшим, родоначальным поколением неким юридическим обязательством (а вовсе не простой признательностью чувства: это последнее, и не без оснований, следовало бы вообще поставить под вопрос на протяжении длительнейшего периода истории рода человеческого). Здесь царит убеждение, что род обязан своей устойчивостью исключительно жертвам и достижениям предков — и что следует оплатить это жертвами же и достижениями: тем самым признают за собою долг, который постоянно возрастает еще и оттого, что эти предки в своем посмертном существовании в качестве могущественных духов не перестают силою своей предоставлять роду новые преимущества и авансы. Неужели же даром? Но для того неотесанного и "нищего душой" времени не существует никакого «даром». Чем же можно воздать им? Жертвами (первоначально на пропитание, в грубейшем смысле), празднествами, часовнями, оказанием почестей, прежде всего послушанием, — ибо все обычаи, будучи творениями предков, суть также их уставы и повеления. Достаточно ли им дают во всякое время? — это подозрение остается и растет: время от времени оно вынуждает к большому выкупу оптом, к какому-то чудовищному возвращению долга «заимодавцу» (скажем, пресловутым жертвоприношением первенца, кровью, человеческой кровью во всяком случае). Страх перед родоначальником и его властью, сознание задолженности ему, согласно этого рода логике, неизбежно возрастает в такой же точно мере, в какой возрастает власть самого рода, в какой сам род предстает все более победоносным, независимым, почитаемым, устрашающим. Отнюдь не наоборот! Каждый шаг к упадку рода, все беды и злополучия, все признаки вырождения, наступающего распада, напротив, только уменьшают страх перед духом его основателя и постепенно сводят на нет представление о его уме, предусмотрительности и наличной мощи. Если помыслить себе этот неотесанный род логики в его крайних последствиях, то прародителям наиболее могущественных родов приходится в конце концов, подчиняясь фантазии нарастающего страха, самим вырастать в чудовищных масштабах и отодвигаться во мглу божественной злокозненности и невообразимости — прародитель под конец преображается в бога. Может быть, именно здесь таится происхождение богов, происхождение, стало быть, из страха!.. И кто счел бы нужным добавить: "но также из благочестия!" — едва ли смог бы выдержать поверку своей правоты наиболее продолжительным периодом человеческого рода, его доисторическим прошлым. Тем легче, конечно, выдержать эту поверку промежуточным периодом, когда формируются благородные поколения — те самые, которые действительно с лихвой отплатили своим созидателям, праотцам (героям, богам) всеми свойствами, проявившимися тем временем в них самих, — благородными свойствами. Позже мы еще бросим взгляд на овельможивание и облагораживание богов (что, конечно, не является причислением их "к лику святых"); нынче же проследим покуда до конца весь этот ход развития сознания вины.

20

Как учит история, сознание задолженности божеству никоим образом не прекращается даже после упадка основанной на кровном родстве формы организации «общины»; аналогично тому, как человечество унаследовало от родовой знати понятия «хорошо» и «плохо» (вместе с его коренной психологической тягой к учреждению табелей о рангах), оно получило в наследство наряду с родовыми и племенными божествами также и тяжесть не оплаченных еще долгов и стремление к их погашению. (Переходную ступень образуют те обширные популяции рабов и крепостных, которые приноровились принудительно ли, подобострастно ли и через mimicry — к культу богов своих господ: от них затем и разливается это наследство во все стороны.) Чувство задолженности божеству не переставало расти на протяжении многих тысячелетий, и притом все в той же пропорции, в какой росло на земле и взмывало вверх понятие Бога и ощущение Бога. (Вся история этнической борьбы, побед, примирений, слияний, все, что предшествует окончательной иерархии народных элементов в каждом великом расовом синтезе, отражается в генеалогической неразберихе их богов, в сагах об их борениях, победах и примирениях; переход к всемирным империям сопряжен всегда с переходом к всемирным божествам; деспотизм своим превозмоганием независимого дворянства всегда также расчищает путь какому-либо монотеизму). Восхождение христианского Бога, как максимального Бога, достигшего пика градации, повлекло за собою и максимум чувства вины на земле. Допустив, что мы наконец вступили в обратное движение, позволительно было бы с немалой степенью вероятности заключить из неудержимого упадка веры в христианского Бога, что уже и теперь в человеке налицо значительный спад сознания вины; в любом случае не следует исключать шанса, что полная и совершенная победа атеизма смогла бы освободить человечество от всего этого чувства задолженности своему началу, своей causa prima. Атеизм и нечто вроде второй невинности связаны друг с другом.

21

Сказанное вкратце и вчерне относится к связи понятий «вина», "долг" с религиозными предпосылками: я умышленно не затронул покуда собственно морализации этих понятий (смещения их в совесть, точнее смешения нечистой совести с понятием Бога) и даже в конце предыдущей главки высказывался в таком ключе, словно бы этой морализации и не было вовсе, а значит так, словно бы названные понятия впредь неизбежно близились к концу с устранением их предпосылки — веры в нашего «заимодавца», Бога. Реальное положение вещей до ужасного расходится с этим. С морализацией понятий вины и долга, со смещением их в нечистую совесть предпринята, собственно говоря, попытка обратить вспять направление только что описанного развития, по меньшей мере амортизировать его движение: именно теперь должен был раз и навсегда пессимистически закрыться шанс на окончательную уплату, теперь должен был взгляд безутешно отскочить рикошетом от железной невозможности, теперь должны были эти понятия «вина» и «долг» обернуться вспять — против кого же? Сомнений нет: прежде всего против «должника», в котором отныне нечистая совесть приживается, въедается, распространяется и полипообразно растет вширь и вглубь, покуда наконец с нерасторжимостью вины не зачинается и нерасторжимость искупления, мысль о ее неоплатности (о "вечном наказании"), — но под конец даже против «заимодавца», будут ли при этом думать о causa prima человека, о начале рода человеческого, о родоначальнике его, связанном отныне проклятием ("Адам", "первородный грех", "несвобода воли"), или о природе, из лона которой вышел человек и в которую отныне влагается злой принцип ("очертовщление природы"), или вообще о существовании, обесцененном в самом себе (нигилистический разрыв с ним, тоска по Ничто или тоска по его «контрасту», по ино-бытию, буддизм и сродни ему), — пока мы разом не останавливаемся перед парадоксальным и ужасным паллиативом, в котором замученное человечество обрело себе временное облегчение, перед этим штрихом гения христианства: Бог, сам жертвующий собою во искупление вины человека, Бог, сам заставляющий себя платить самому себе, Бог, как единственно способный искупить в человеке то, что в самом человеке стало неискупимым, заимодавец, жертвующий собою ради своего должника, из любви (неужели в это поверили? — ), из любви к своему должнику!..

22

Возможно, уже угадали, что собственно свершилось со всем этим и под этим: свершилась воля к самоистязанию, та впалая жестокость приученного к интимности, спугнутого в самого себя зверочеловека, запертого в целях приручения в «государство», изобретшего нечистую совесть, дабы причинять себе боль, после того как был заткнут естественный выход этой хронической болечесотки, — свершился человек нечистой совести, который завладел религиозной предпосылкой, дабы возогнать свой самотерз до ужасающей выносливости и остроты. Вина перед Богом, эта мысль становится для него орудием пытки. Он схватывает в «Боге» предельные контрасты, которые измышляет на потребу собственным и неотторжимым животным инстинктам, он перетолковывает сами эти животные инстинкты в вину перед Богом (как вражду, восстание, бунт против «Господа», "Отца", предка и первоначала мира), он впрягает себя в противоречие «Бог» и «Дьявол», он выбрасывает из себя всякое отрицание самого себя, природы, естественности, фактичности своего существа, представая неким утверждением, чем-то существующим, телесным, действительным, Богом, святостью Божьей, судом Божьим, палачеством Божьим, потусторонностью, вечностью, мукой без конца, адом, несоизмеримостью наказания и вины. Это своего рода исступленность воли в элементе душевной жестокости, решительно не имеющая равных себе: воля человека чувствовать себя виновным и негодным вплоть до неискупимости, его воля считать себя наказанным, хотя и наказание никогда не могло бы быть эквивалентно вине, его воля заразить и отравить подоплеку вещей проблемой наказания и вины, чтобы раз и навсегда отрезать себе все пути из этого лабиринта "навязчивых идей", его воля водрузить идеал — идеал "святого Бога" — и перед лицом его быть осязаемо уверенным в своей абсолютной недостойности. О, эта безумная жалкая бестия человек! До каких только затей не додумывается она, какая противоестественность, какие пароксизмы вздора, какая бестиальность идеи вырываются наружу, стоит лишь чуточку воспрепятствовать ей быть бестией на деле!.. Все это интересно как нельзя, но и полно такой черной, беспросветной, энервирующей тоски, что следует насильно возбранять себе слишком долго вглядываться в эти пропасти. Здесь, что и говорить, явлена болезнь, ужаснейшая болезнь из всех бешенствовавших до сих пор в человеке, и кто в состоянии еще слышать (но в наше время не имеют уже ушей для этого! — ), как среди воцарившейся ночи мученичества и абсурда звучал крик о любви, крик тоскливейшего восторга, спасения в любви, тот отворачивается, объятый непобедимым страхом… В человеке так много ужасного!.. Земля слишком уж долго была домом для умалишенных!..

23

Сказанного раз и навсегда достаточно о происхождении "святого Бога". Что концепция богов сама по себе не обязательно должна вести к порче фантазии, которую мы вынуждены были на миг представить себе, — что существуют более благородные повадки обращения с вымыслом богов, нежели самораспинание и самоосквернение человека, по части коих последние тысячелетия Европы добились своего мастерства, — в этом, к счастью, можно еще убедиться с каждого взгляда, брошенного на греческих богов, эти отображения благородных и суверенных людей, в которых животное, таящееся в человеке, чувствовало себя обожествленным и не терзало самого себя, не свирепствовало против самого себя! Эти греки длительное время пользовались своими богами как раз для того, чтобы не подпускать к себе близко "нечистую совесть", чтобы наслаждаться свободой своей души: стало быть, в смысле, обратном тому, во что употребило своего Бога христианство. Они заходили в этом весьма далеко, эти роскошные и исполненные львиной храбрости сорванцы; и не какой-нибудь авторитет, а сам гомеровский Зевс дает им там и сям понять, что они слишком легкомысленно относятся к делу. "Странно!" — говорит он однажды — речь идет о случае Эгиста, весьма скверном случаеСтранно, как смертные люди за все нас, богов, обвиняют!
Зло от нас, утверждают они; но не сами ли часто
Гибель, судьбе вопреки, на себя навлекают безумством?Гомер, Одиссея

Но в то же время здесь слышно и видно, что и этот олимпийский зритель и судья далек от того, чтобы невзлюбить их за это и быть о них дурного мнения: "что за сумасброды!" — так думает он, взирая на злодеяния смертных, — а «сумасбродство», "безрассудство", толику «чокнутости» допускали в себе даже греки наиболее сильного и отважного времени в качестве причины множества скверных и гибельных вещей — сумасбродство, не грех! понимаете ли вы это?.. Но даже и эта чокнутость была проблемой: "а как она возможна? откуда могла она собственно возникнуть в таких головах, как наши, у нас, людей благородного происхождения, счастья, удачливости, изысканного общества, аристократичности, добродетели?" — так на протяжении столетий спрашивал себя благородный грек при виде каждой непонятной ему мерзости и злодеяния, которыми бесчестил себя один из равных ему. "Его, должно быть, одурачил бог", — говорил он себе наконец, покачивая головой… Эта увертка типична для греков… Таким вот образом служили тогда боги для того, чтобы до известной степени оправдывать человека и в дурном; они служили причиной зла: они брали на себя в то время не наказание, а — что гораздо благороднее вину…

24

— Я заканчиваю тремя вопросительными знаками, это вполне очевидно. "Воздвигается ли здесь по сути идеал или разрушается?" — так, может статься, спросят меня… Но достаточно ли вы спрашивали самих себя, как дорого оплачивалось на земле воздвижение всякого идеала? Сколько действительности должно было быть очернено и недопонято ради этого, сколько освящено лжи, сколько сбито с толку совести, сколько всякий раз пожертвовано «Бога»? Чтобы можно было воздвигнуть святыню, нужно разбить святыню: это закон — покажите мне случай, где он не был исполнен!.. Мы, нынешние люди, мы предстаем наследниками целых тысячелетий вивисекции совести и жестокого обращения с животными в самих себе: в этом наша длительнейшая выучка, возможно, наше художество, во всяком случае наша истонченность, избалованность нашего вкуса. Слишком долго смотрел человек "дурным глазом" на свои естественные склонности, пока наконец они не породнились в нем с "дурной совестью". Сама по себе была бы возможна и обратная попытка — но у кого достанет на это сил? — именно, породнить с нечистой совестью неестественные склонности, все эти устремления к потустороннему, противочувственному, противоинстинктивному, противоприродному, противоживотному, короче, прежние идеалы, являющиеся в совокупности жизневраждебными и мироклеветническими. К кому обратиться нынче с такими надеждами и требованиями?.. Это значило бы — восстановить против себя как раз добрых людей; к тому же, как и полагается, тяжелых на подъем, смирившихся, тщеславных, экзальтированных, усталых… Что может быть более оскорбительным, более отталкивающим, чем обнаружить нечто от строгости и уровня высоты, с которыми подходишь к самому себе? И напротив — сколь предупредительно, сколь ласково относятся к нам все, стоит лишь нам поступать как все и как все "надеяться на авось"!.. Для этой цели понадобились бы иного рода умы, чем это можно было бы предположить именно в нашу эпоху: умы, укрепленные войнами и победами и испытывающие даже нужду в покорении, авантюре, опасности, боли; понадобилась бы привычка к острому разреженному воздуху, к зимним вылазкам, ко льду и горам во всяком смысле, понадобилась бы своего рода утонченная злость, крайнее и предельно сознающее себя озорство познания, принадлежащее к великому здоровью, понадобилось бы, коротко и довольно горько говоря, именно это великое здоровье!.. Возможно ли оно именно сегодня?.. Но однажды, в пору более сильную, нежели эта трухлявая, сомневающаяся в себе современность, он-таки придет, человек-искупитель, человек великой любви и презрения, зиждительный дух, чья насущная сила вечно гонит его из всякой посторонности и потусторонности, чье одиночество превратно толкуется людьми, словно оно было бы бегством от действительности — тогда как оно есть лишь погружение, захоронение, запропащение в действительность, дабы, выйдя снова на свет, он принес бы с собой искупление этой действительности: искупление проклятия, наложенного на нее прежним идеалом. Этот человек будущего, который избавит нас как от прежнего идеала, так и от того, что должно было вырасти из него, от великого отвращения, от воли к Ничто, от нигилизма, этот бой полуденного часа и великого решения, наново освобождающий волю, возвращающий земле ее цель, а человеку его надежду, этот антихрист и антинигилист, этот победитель Бога и Ничто — он-таки придет однажды…

25

— Но что я говорю тут? Довольно! Довольно! На этом месте мне приличествует лишь одно — молчать: я посягнул бы иначе на то, что дозволено только более юному, более «будущему», более сильному, чем я, — что дозволено только Заратустре, Заратустре-безбожнику…

Рассмотрение третье
Что означают аскетические идеалы?

Беззаботными, насмешливыми, сильными — такими хочет нас мудрость: она — женщина и любит всегда только воина.Так говорил Заратустра

1

Что означают аскетические идеалы? — У художников ничего либо слишком многое; у философов и ученых нечто вроде нюха и инстинкта на наиболее благоприятные предусловия высокой духовности; у женщин, в лучшем случае, лишний шарм обольстительности, немного morbidezza на красивой плоти, ангельский вид прелестного жирного зверька; у физиологически увечных и расстроенных (у большинства смертных) попытку выглядеть в своих глазах "слишком хорошими" для этого мира, священную форму разгула, их главное средство в борьбе с изнурительной болью и скукой; у священников собственно священническую веру, их лучшее орудие власти, также «высочайшее» соизволение на власть; у святых, наконец, предлог к зимней спячке, их novissima gloriae cupido, их упокоение в Ничто ("Бог"), их форму слабоумия. Что, однако, аскетический идеал вообще так много значил для человека, в этом выражается основной факт человеческой воли, его horror vacui: он нуждается в цели — и он предпочтет скорее хотеть Ничто, чем ничего не хотеть. — Понимают ли меня?.. Поняли ли меня?.. "Решительно нет! сударь!" — Итак, начнем сначала.

2

Что означают аскетические идеалы? — Или, беря отдельный случай, относительно которого со мной довольно часто консультировались, что означает, например, когда художник, как Рихард Вагнер, на старости лет восхваляет целомудрие? В известном смысле, конечно, он делал это всегда; но лишь под самый конец в аскетическом смысле. Что означает эта перемена «смысла», этот радикальный выверт смысла? — ибо таковым он и был: Вагнер впал тем самым в свою противоположную крайность. Что это значит, если художник впадает в свою противоположную крайность?.. Здесь — при условии, что мы не прочь немного задержаться на этом вопросе, — нам тотчас же приходит на память лучшее, сильнейшее, задорнейшее, бодрейшее время, какое только было в жизни Вагнера: это было тогда, когда он сокровенно и глубоко вынашивал мысль о свадьбе Лютера. Кто знает, какими судьбами достались нам нынче вместо этой свадебной музыки Мейстерзингеры? И в этих последних, пожалуй, сколькие отголоски той? Не подлежит, однако, сомнению, что и в названной "Свадьбе Лютера" дело шло бы о похвале целомудрию. Правда, и о похвале чувственности — и именно так, по мне, должно было это быть, именно так было бы это вполне «по-вагнеровски». Ибо между целомудрием и чувственностью не существует необходимого противоречия; всякий добрый брак, всякая настоящая, идущая от сердца любовная связь выступают за рамки этого противоречия. Вагнер, сдается мне, поступил бы хорошо, снова дав почувствовать своим немцам с помощью невинной и отважной лютеровской комедии эту приятную реальность, ибо среди немцев есть и было всегда множество клеветников на чувственность; и ни в чем, пожалуй, заслуга Лютера не сказалась столь значительным образом, как именно в том, что он обладал мужеством по части своей чувственности (- ее называли тогда, довольно деликатно, "евангельской свободой"…). Но даже и в том случае, когда между целомудрием и чувственностью действительно существует противоречие, ему, к счастью, вовсе не обязательно быть трагическим противоречием. Это, по крайней мере, следует отнести на счет всех более удачливых, более бодрых смертных, которые далеки от того, чтобы без обиняков причислять свое шаткое равновесие между "зверем и ангелом" к встречным доводам против существования, — наиболее утонченные и просветленные, подобно Гете, подобно Хафизу, усматривали в этом даже дополнительную привлекательность жизни. Такие «противоречия» как раз и совращают к существованию… С другой стороны, слишком понятным представляется то, что коли уж увечные свиньи доведены до того, чтобы поклоняться целомудрию — а таковые свиньи существуют! — то они будут видеть и чтить в нем лишь свою противоположность, противоположность увечной свиньи — о, с каким трагическим хрюканьем и рвением! можно вообразить это себе, — ту именно мучительную и никчемную противоположность, которую Рихард Вагнер, бесспорно, намеревался к концу своей жизни переложить на музыку и инсценировать. К чему же? позволительно по всей справедливости спросить. Ибо какое дело было ему, какое дело нам до свиней?

3

При этом, конечно, нельзя обойти и другого вопроса: какое, собственно, было ему дело до той мужского пола (ах, столь немужской) «деревенщины», до того бедолаги и бурсака природы Парсифаля, которого он под конец столь ухищренными средствами делает католиком — как? был ли этот Парсифаль вообще серьезной задумкой? Право, можно было бы соблазниться на обратное предположение, даже пожелание — чтобы вагнеровский Парсифаль был веселой задумкой, чем-то вроде развязки и сатирической драмы, посредством которой трагик Вагнер подобающим ему образом распростился бы с нами, а также и с собой, прежде же всего с трагедией, именно, путем скандально возвышенной и забавнейшей пародии на само трагическое, на всю ужасающую земную серьезность и земную юдоль былых времен, на преодоленную наконец грубейшую форму противоестества аскетического идеала. Так, я уже сказал, это было бы единственно достойно великого трагика, который, как и всякий художник, лишь тогда достигает пика своего величия, когда оказывается в состоянии смотреть на себя и свое искусство сверху вниз — когда обнаруживает способность смеяться над собой. Есть ли «Парсифаль» Вагнера тайный смех его превосходства над самим собой, триумф достигнутой им последней высочайшей свободы художника, потусторонность художника? Этого, как сказано, можно было бы пожелать; ибо чем оказался бы серьезно задуманный Парсифаль? Действительно ли нужно видеть в нем (как выразились в мой адрес) "выродка взбесившейся ненависти к познанию, духу и чувственности"? Некое проклятие чувствам и духу одним махом, не переводя ненависти и дыхания? Отступничество и поворот к христианско-болезненным и обскурантистским идеалам? И под конец даже самоотрицание, самозачеркивание со стороны художника, который до той поры всею силою своей воли ратовал за противоположное, именно, за высочайшее одухотворение и очувствление своего искусства? И не только своего искусства: также и своей жизни. Вспомним, сколь вдохновенно шел в свое время Вагнер по стопам философа Фейербаха: слово Фейербаха о "здоровой чувственности" звучало тогда, в тридцатых и сороковых годах, для Вагнера, как и для многих немцев (- они называли себя "молодыми немцами"), словом освобождения. Переучился ли он под конец этому? По крайней мере, впечатление таково, что он в конце концов был полон готовности переучиться этому… И не только тромбонами Парсифаля, ревущими со сцены, — в мутных, столь же натянутых, сколь и беспомощных литературных опусах его последних лет разбросаны сотни мест, в которых предательски просвечивает потаенное желание и воля, робкое, неуверенное, не признающееся себе в этом намерение проповедовать поворот вспять, обращение, отрицание, христианство, Средневековье и сказать ученикам своим: "все это пустяки! ищите спасения в другом!" Даже "кровь Спасителя" призывается однажды…

4

Да будет мне позволено высказать свое мнение о подобном весьма мучительном случае — а это типичный случай: наверняка лучше всего было бы в такой степени отделить художника от его творения, чтобы не принимать самого его столь же всерьез, как его творение. В конце концов он лишь предусловие своего творения, материнское лоно, почва, при случае удобрение и навоз, на котором, из которого оно и вырастает, — и, значит, в большинстве случаев нечто такое, что должно забыть, если только желают насладиться самим творением. Вникать в пред-истоки творения — дело физиологов и вивисекторов духа: никогда и ни при каких обстоятельствах — эстетических натур, артистов! Поэту и созидателю Парсифаля столь же мало довелось избежать глубокого, коренного, даже ужасного вживания и нисхождения в душевные контрасты Средневековья, враждебного чурания всяческой высоты, строгости и дисциплины духа, своего рода интеллектуальной перверсивности (если угодно будет простить мне это слово), как беременной женщине — тошнот и причуд беременности, — каковые, я говорил уже, надлежит забыть, чтобы радоваться ребенку. Нужно остерегаться путаницы, в которую слишком легко впадает художник путем психологической contiguity, как это называют англичане: как если бы сам он был тем, что он в состоянии изобразить, измыслить, выразить. Фактически же дело обстоит так, что, будь он этим самым, ему решительно не удалось бы изобразить, измыслить, выразить это; некий Гомер не сочинил бы Ахилла, некий Гете Фауста, если бы Гомер был неким Ахиллом, а Гете неким Фаустом. Совершенный и цельный художник на веки вечные отделен от «реального» и действительного; понятно, с другой стороны, как подчас ему может осточертеть эта вечная «нереальность» и фальшивость сокровеннейшего его существования, — и что тогда-то и решается он на попытку вторгнуться однажды в самую запретную для него зону, в действительное, быть действительным. С какими шансами на успех? О них нетрудно будет догадаться… Это типичная прихоть художника: та же прихоть, которой подпал и постаревший Вагнер и за которую ему пришлось так дорого, так фатально поплатиться (- из-за нее он потерял лучшую часть своих друзей). В конце концов, однако, отвлекаясь и от этой прихоти, кто бы не пожелал вообще, ради самого Вагнера, чтобы он иначе распростился с нами и со своим искусством: не Парсифалем, а победнее, самоувереннее, более по-вагнеровски — менее смутливо, менее двусмысленно в отношении своей единой потребы, менее по-шопенгауэровски, менее нигилистически?..

5

— Ну, так что же означают аскетические идеалы? В случае художника, мы начинаем это понимать: просто ничего!… Или столько всего, что все равно просто ничего!.. Исключим прежде всего художников: эти последние далеко не столь независимо чувствуют себя в мире и по отношению к миру, чтобы присущие им расценки и их преобразование заслуживали сами по себе участия! Они были во все времена камердинерами какой-нибудь морали, философии или религии; не говоря уже о том, что им, к сожалению, довольно часто приходилось бывать чересчур гибкими царедворцами своих поклонников и покровителей и льстецами с отличным нюхом на уходящее или вот-вот приходящее начальство. По меньшей мере они постоянно нуждаются в оплоте, опоре, уже установившемся авторитете: художники никогда не ограничиваются самими собой, холостяцкая жизнь перечит глубочайшим их инстинктам. Так, например, Рихард Вагнер, когда "пришла пора", взял своим проводником, своим защитником философа Шопенгауэра — кому бы пришло в голову, что у него хватило бы духу на аскетический идеал без поддержки, каковую предлагала ему философия Шопенгауэра, без авторитета Шопенгауэра, достигшего перевеса в семидесятые годы в Европе? (не принимая при этом в расчет еще и того, мог ли вообще существовать в новой Германии художник, не вскормленный молоком набожного, имперски-набожного образа мыслей). — И таким образом мы подошли к серьезнейшему вопросу: что это значит, когда аскетическому идеалу присягает на верность действительный философ, действительно положившийся на себя ум, как Шопенгауэр, доблестный муж и рыцарь со стальным взглядом, имеющий мужество быть самим собой, умеющий держаться себя и не уповающий на проводников и указания свыше? Нужно будет учесть здесь сразу же своеобразное и для известного рода людей чарующее отношение Шопенгауэра к искусству: ибо оно-то, по всей очевидности, и вынудило прежде всего Рихарда Вагнера перейти на сторону Шопенгауэра (после увещаний одного поэта, как известно, Гервега), причем столь решительно, что это обернулось совершенным теоретическим противоречием между ранним его и более поздним эстетическим кредо — между тем, что было выражено, скажем, в "Опере и драме" и в сочинениях, изданных после 1870 года. Что, пожалуй, поражает больше всего, так это главным образом бесцеремонное изменение его суждения о ценности и месте самой музыки: велика важность, что до сих пор он делал из нее средство, медиум, «женщину», которая для преуспеяния решительно нуждалась в цели, в мужчине — именно, в драме! Его разом осенило, что с шопенгауэровской теорией и реформой можно сделать большее in majorem musicae gloriam — именно, благодаря суверенности музыки, как ее понимал Шопенгауэр: музыка, стоящая особняком от всех прочих искусств, независимое искусство само по себе, не предлагающее, подобно им, слепки феноменального мира, а глаголящее, напротив, языком самой воли, раздающееся непосредственно из «бездны», как наиболее сокровенное, изначальное, непроизводное откровение ее. Вместе с этим исключительным повышением ставок музыки, как оно, по-видимому, проистекало из шопенгауэровской философии, единым махом и неслыханно набил себе цену и сам музыкант: отныне он становился оракулом, жрецом, даже больше, чем жрецом, своего рода рупором "в себе" вещей, неким телефоном потустороннего — он вещал впредь не только музыку, этот чревовещатель Бога, — он вещал метафизику: что удивительного в том, что в один прекрасный день он стал наконец возвещать аскетические идеалы?..

6

Шопенгауэр воспользовался кантовским пониманием эстетической проблемы хотя наверняка он взирал на нее не кантовскими глазами. Кант полагал оказать искусству честь, выделив и выпятив среди предикатов прекрасного те именно, которые составляют честь познания: безличность и общезначимость. Здесь не место разбирать, не было ли это в существенном ошибкой; что я единственно хотел бы подчеркнуть, сводится к тому, что Кант, подобно всем философам, вместо того чтобы визировать проблему, исходя из данных художника (творящего), отталкивался в своих размышлениях об искусстве и прекрасном только от «зрителя» и при этом незаметным образом втиснул самого «зрителя» в понятие «прекрасного». Если бы хоть этот «зритель» был, по крайней мере, достаточно известен философам прекрасного! — именно как факт личной жизни и опыта, как полнота самоличных сильных переживаний, страстей, внезапностей, восторгов по части прекрасного! Но действительным, боюсь, оказывалось всегда противоположное: и таким вот образом получаем мы от них с самого начала дефиниции, в коих, как в той знаменитой дефиниции, данной прекрасному Кантом, уживается под видом жирного червя коренного заблуждения недостаток более утонченного самонаблюдения. "Прекрасно то, — сказал Кант, — что нравится незаинтересованно". Незаинтересованно! Сравните с этой дефиницией ту другую, которую дал действительный «зритель» и артист — Стендаль, назвавший однажны прекрасное: une promesse de bonheur. Здесь, во всяком случае, отклонено и вычеркнуто то именно, что Кант единственно подчеркивает в эстетическом состоянии: le desinteressement. Кто прав, Кант или Стендаль? — Поистине, если нашим эстетикам не опостылеет бросать в пользу Канта на чашу весов то соображение, что под чарующим воздействием красоты можно «незаинтересованно» созерцать даже обнаженные женские статуи, то вполне позволительно будет немного посмеяться за их счет — опыты художников в этом щепетильном пункте "более интересны", и во всяком случае Пигмалион не был безусловно "неэстетичной натурой". Будем тем лучшего мнения о невинности наших эстетиков, отражающейся в подобных аргументах; зачтем, например, в заслугу Канту умение поучать с наивностью сельского пастора относительно странностей чувства осязания! — И здесь мы возвращаемся к Шопенгауэру, который в совершенно иной степени, чем Кант, был близок к искусствам и все-таки не вышел из-под чар кантовской дефиниции: как это случилось? Ситуация довольно странная: слово «незаинтересованно» он истолковывает себе на самый что ни на есть личный лад, исходя из опыта, который у него должен был принадлежать к числу наиболее регулярных. Мало о чем распространяется Шопенгауэр столь уверенно, как о влиянии эстетического созерцания: он засчитывает ему то, что оно противодействует как раз половой «заинтересованности», не иначе, стало быть, как лупулин и камфара; он никогда не уставал превозносить это избавление от «воли» как великое преимущество и выгоду эстетического состояния. Так и подмывает спросить, не восходит ли его основная концепция "воли и представления", мысль о том, что освобождение от «воли» возможно единственно посредством «представления», к обобщению этого сексуального опыта. (Кстати говоря, во всех вопросах, касающихся шопенгауэровской философии, никогда не следует упускать из виду, что она принадлежит двадцатишестилетнему юноше, так что в ней имеет долю не только специфика самого Шопенгауэра, но и специфика этого жизненного возраста.) Послушаем, например, одно из бесчисленных выразительнейших мест, написанных им во славу эстетического состояния (Мир как воля и представление I 231), вслушаемся в тон, выдающий страдание, счастье, благодарность, с которыми произнесены следующие слова: "Мы испытываем то безболезненное состояние, которое Эпикур славил как высшее благо и состояние богов: ибо в такие мгновения мы сбрасываем с себя унизительное иго воли, мы празднуем субботу каторжной работы хотения, и колесо Иксиона останавливается". Какая пылкость речи! Какие картины мучения и долгого пресыщения! Какая почти патологическая конфронтация времен: "таких мгновений" и постылого "колеса Иксиона", "каторжной работы хотения", "унизительного ига воли"! — Но если допустить, что Шопенгауэр стократно прав в отношении своей собственной персоны, что дало бы это для уразумения сущности прекрасного? Шопенгауэр описал один из эффектов прекрасного, эффект волеутоляющий — единственно ли он регулярный? Стендаль, как сказано, — натура не менее чувственная, но более счастливо удавшаяся, чем Шопенгауэр, — подчеркивает другой эффект прекрасного: "прекрасное сулит счастье"; существенным предстает ему как раз возбуждение воли ("интереса") через прекрасное. И разве нельзя было бы в конечном счете возразить самому Шопенгауэру, что он весьма зря мнит здесь себя кантианцем, что он понял кантовскую дефиницию прекрасного решительно не по-кантовски, — что и ему прекрасное нравится из «интереса», даже исключительно сильного и исключительно личного интереса: интереса терзаемой души, избавляющейся от своих терзаний?.. И — возвращаясь к нашему первому вопросу — "что это значит, когда аскетическому идеалу присягает на верность философ?" — мы получаем здесь по крайней мере первый намек: он хочет избавиться от пытки.

7

Остережемся при слове «пытка» корчить тотчас же угрюмую рожу: как раз в этом случае есть что не скидывать со счетов, есть что заложить впрок, — есть даже над чем посмеяться. Не будем главным образом умалять того, что Шопенгауэр, действительно третировавший половое чувство как личного врага (включая и орудие его, женщину, сей "instrumentum diaboli"), нуждался во врагах для хорошего самочувствия; что у него была слабость к свирепым, желчным, черно-зеленым словам; что он гневался ради самого гнева, из страсти; что он заболел бы, сделался бы пессимистом (- ибо он не был таковым при всем желании) без своих врагов, без Гегеля, женщины, чувственности и всей воли к существованию, пребыванию. Иначе Шопенгауэр не пребывал бы, можно биться об заклад, он сбежал бы: но его удерживали враги его; враги все снова и снова совращали его к существованию; его гнев, совсем как у античных циников, был его усладой, отдохновением, возмещением, его remedium от тошноты, его счастьем. Все это касается чисто личного момента в случае Шопенгауэра; с другой стороны, в нем есть и нечто типичное — и тут вот мы снова приходим к нашей проблеме. Не подлежит никакому сомнению, что покуда на земле есть философы и всюду, где только их ни было (от Индии до Англии, если брать крайние полюсы философской одаренности), налицо чисто философская раздражительность и rancune к чувственности — Шопенгауэр лишь наиболее красноречивая и, буде на то есть уши, наиболее пленительная и чарующая вспышка ее; равным образом налицо и чисто философская предвзятость и задушевность по отношению ко всему аскетическому идеалу — на сей счет не должно быть никаких иллюзий. То и другое принадлежит, как было сказано, к типу; если философу недостает того и другого, он — будьте уверены — есть всегда лишь "так называемый". Что это значит? Ибо названная ситуация должна быть прежде истолкована: сама по себе она маячит перед глазами, глупая до скончания времен, как всякая "вещь в себе". Каждое животное, а стало быть, и la bete philisophe инстинктивно стремится к оптимуму благоприятных условий, при которых оно может развернуться во всю силу и достичь максимума чувства власти; каждое животное столь же инстинктивно — и обнаруживая при этом такую тонкость чутья, перед которой "пасует всякий разум", — отшатывается от любого рода беспокойств и препятствий, лежащих или смогших бы лежать на его пути к оптимуму (- я говорю не о его пути к «счастью», а о его пути к могуществу, к действию, к непомерной активности и в большинстве случаев фактически к несчастью). Таким вот образом философ чурается супружеской жизни и всего, что могло бы совратить к ней, — супружеской жизни, как препятствия и роковой напасти на его путях к оптимуму. Кто из великих философов до сих пор был женат? Гераклит, Платон, Декарт, Спиноза, Лейбниц, Кант, Шопенгауэр — не были; более того, их невозможно даже представить себе женатыми. Женатый философ уместен в комедии, таков мой канон: и то исключение, Сократ — злобный Сократ, кажется, оттого, собственно, и женился ironice, чтобы как раз продемонстрировать этот канон. Всякий философ заговорил бы, как некогда заговорил Будда, когда его известили о рождении сына: "Рахула родился у меня, оковы скованы для меня" (Рахула означает здесь "демоненок"); каждому "свободному уму" отпущен час раздумий, если допустить, что предшествующий час был часом необдуманности, как некогда был он отпущен и Будде, — "сжата в тиски, — думал он про себя, — домашняя жизнь, очаг нечистот; свобода в оставлении дома": "поелику он так размышлял, покинул он дом". В аскетическом идеале предуказано такое множество мостов, ведущих к независимости, что философ не способен без внутреннего ликования и не хлопая в ладоши внимать истории всех тех смельчаков, которые в один прекрасный день сказали Нет всяческой неволе и ушли в какую-нибудь пустыню: в случае даже, что это были просто выносливые ослы и решительная противоположность сильного духа. Итак, что же означает аскетический идеал у философа? Мой ответ — это давно уже разгадано: лицезрея сей идеал, философ улыбается оптимуму условий, потребных для высшей и отважнейшей духовности, — он не отрицает этим «существование», напротив, он утверждает в нем свое существование, и только свое существование, и, возможно, в такой степени, что ему остается рукой подать до кощунственного желания: pereat mundus, fiat philosophia, fiat philosophus, fiam!..

8

Явное дело, их не назовешь неподкупными свидетелями и судьями по части ценности аскетического идеала, этих философов! Они заняты мыслями о себе — что им до «святого»! Они думают при этом как раз о собственных насущных нуждах: о свободе от гнета, помех, шума, о делах, обязанностях, заботах; о ясности в голове; танце, прыжке и полете мыслей; о чистом воздухе, остром, прозрачном, вольном, сухом, каков он в горах, где одухотворяется и окрыляется всякое одушевленное бытие; о покое во всех подземельях; о всех собаках, основательно посаженных на цепь; о том, что нет лая вражды и лохматой rancune, гложущих червей задетого честолюбия; о скромных и верноподданнических кишках, прилежных, как мельничные колеса, но далеких; о сердце чуждом, нездешнем, будущем, посмертном, — они разумеют, в итоге, под аскетическим идеалом веселый аскетизм обожествленного и оперившегося зверька, который больше парит над жизнью, чем почиет на ней. Известно, каковы суть три высокопарных щегольских слова аскетического идеала: бедность, смирение, целомудрие; и вот рассмотрите-ка однажды повнимательнее жизнь всех великих плодовитых изобретательных умов — в ней всегда можно будет до известной степени обнаружить эту троицу. Разумеется, нисколько не в том смысле, что это-де ее «добродетели» — какое им дело, этого сорта людям, до добродетелей! — но как доподлиннейшие и естественнейшие условия их оптимального существования, их совершенной плодовитости. Вполне возможно при этом, что доминирующей в них духовности пришлось сперва обуздать неукротимую и раздражительную гордость или расшалившуюся чувственность; возможно и то, что ей приходилось прилагать немалые усилия, чтобы поддерживать свою волю к «пустыне», сопротивляясь тяге к роскоши и изысканности, а равным образом и расточительной либеральности сердца и руки. Но она делала это, будучи именно доминирующим инстинктом, навязывающим свои требования всем прочим инстинктам, — она делает это и поныне; не делай она этого, она как раз не доминировала бы. Оттого в ней нет и следа «добродетели». Впрочем, пустыня, о которой я только что говорил, пустыня, куда удаляются и уединяются сильные, независимые по натуре умы, — о, сколь иначе выглядит она в сравнении с тем, что грезят о ней образованные люди! — при случае они и сами суть пустыня, эти образованные. И явное дело, ее решительно не вынесли бы все комедианты духа — для них она далеко не романтична и все еще недостаточно сирийская, недостаточно театральная пустыня! Правда, и в ней нет недостатка в верблюдах: но этим и ограничивается все сходство. Напускная, должно быть, безвестность; сторонение самого себя; пугливая неприязнь к шуму, почестям, газетам, влиянию; маленькая должность, будни, нечто охотнее скрывающее, чем выставляющее напоказ; при случае знакомство с безобидным веселым зверьем и всякой живностью, один вид которых действует благотворно; горы, заменяющие общество, но не мертвые, а с глазами (т.е. с озерами); временами даже комната в переполненном проходном дворе, где можешь быть уверен, что тебя примут не за того, и безнаказанно беседовать с кем попало — вот какова здесь «пустыня»: о, достаточно одинокая, поверьте мне! Когда Гераклит уединялся в галереях и колоннадах огромного храма Артемиды, эта «пустыня», допускаю, была достойнее; отчего у нас отсутствуют такие храмы? (- они, должно быть, не отсутствуют и у нас: припоминаю как раз свою удобнейшую рабочую комнату на piazza di San Marco, весною, до полудня, между десятью и двенадцатью часами). Но то, чего избегал Гераклит, того же сторонимся нынче и мы: шума и демократической болтовни эфесцев, их политики, их новостей об «Империи» (персидской, читатель понимает меня), базарного скарба их «актуальностей», ибо мы, философы, прежде всего нуждаемся в покое от одного, от всяческих «актуальностей». Мы чтим все притихшее, холодное, благородное, далекое, прошедшее, все такое, при виде чего душе нет надобности защищаться и сжиматься, — нечто, с чем можно говорить, не повышая голоса. Вслушайтесь-ка хоть однажды в тембр, присущий уму, когда он принимается говорить: каждый ум имеет свой тембр, любит свой тембр. Вот этот, к примеру, должен наверняка быть агитатором, я хочу сказать, пустолыгой, пустым горшком: что бы в него ни входило, всякая вещь выходит из него приглушенной и утучненной, отягченной отголосьем великой пустоты. Тот другой редко когда говорит неохрипшим голосом: домыслился он, что ли, до хрипоты? Могло бы статься и так — справьтесь у физиологов, — но тот, кто мыслит словами, мыслит как оратор, а не как мыслитель (это выдает, что, по сути дела, он мыслит не предметы, не предметно, но лишь в связи с предметами и, стало быть, себя и своих слушателей). Вот еще один, третий, он говорит назойливо, он вплотную подступается к нам, нас обдает его дыханием — непроизвольно мы закрываем рот, хотя он говорит с нами через книгу; тембр его стиля объясняет, в чем дело — что ему некогда, что он почти не верит в самого себя, что он выложится сегодня или никогда уже. Но ум, уверенный в себе, говорит тихо; он взыскует укромности, он заставляет ждать себя. Философа узнают по тому, что он чурается трех блистательных и громких вещей, славы, царей и женщин, — чем отнюдь не сказано, что последние не приходят к нему. Он избегает слишком яркого света: оттого и избегает он своего времени и его «злободневности». Здесь он подобен тени: чем дальше закатывается от него солнце, тем больше он растет. Что до его «смирения», то, мирясь с темнотой, он мирится также с известного рода зависимостью и стушевыванием; более того, он боится быть настигнутым молнией, его страшит незащищенность слишком обособленного и броского дерева, на котором всякая непогода срывает свои причуды, а всякая причуда свою непогоду. Его «материнский» инстинкт, тайная любовь к тому, что растет в нем, подсказывает ему ситуации, где ему нет нужды заботиться о себе, аналогично тому, как инстинкт матери в женщине поддерживал до сих пор зависимое положение женщины вообще. В конце концов они малопритязательны, эти философы, их девиз гласит: "кто обладает, тот обладаем", — не (я вынужден это все снова и снова повторять) из добродетели, не из похвальной воли к невзыскательности и простоте, а поскольку так требует этого в них их верховный господин, требует умно и беспощадно, концентрируясь только на одном и только для этого одного собирая и скапливая все: время, силу, любовь, интерес. Такого сорта людям не по душе, когда их беспокоят враждами, а также дружбами; они легки на забвение и презрение. Им кажется дурным вкусом корчить из себя мучеников; "страдать за правду" — это предоставляют они тщеславцам и актеришкам духа и всем вообще праздношатающимся (- им самим, философам, есть что делать для правды). Они экономят на высокопарных словах; говорят, им претит даже слово «правда»: оно звучит кичливо… Что касается наконец «целомудрия» философов, то плодовитость этого рода духа сказывается, очевидно, иначе, чем в производстве детей; иной, по-видимому, оказывается и посмертная жизнь их имени, их маленькое бессмертие (еще менее скромно выражались среди философов в древней Индии: "на что потомство тому, чья душа — мир?"). Здесь днем с огнем не сыщешь и грана целомудрия, взлелеянного какими-либо аскетическими терзаниями и умерщвлением плоти; это такое же целомудрие, как и то, когда некий атлет или жокей воздерживаются от сношений с женщинами: этого требует скорее — по крайней мере в периоды великой беременности — их доминирующий инстинкт. Каждому артисту известно, как вредно действует в состояниях большого умственного напряжения и подготовки половое сношение; наиболее могущественные и инстинктивно застрахованные среди них обходятся здесь даже без предварительного опыта, скверного опыта — как раз их «материнский» инстинкт в интересах становящегося творения беспощадно распоряжается здесь всеми прочими запасами и субсидиями силы, vigor животной жизни: большая сила потребляет тогда меньшую. — Продумайте, впрочем, согласно этому толкованию, оговоренный выше случай Шопенгауэра: вид прекрасного явно подстрекал и возбуждал в нем главную силу его натуры (силу вдумчивости и углубленного взгляда), так что она взрывалась и моментально овладевала сознанием. Тем самым отнюдь не исключается возможность, что своеобразная сладость и насыщенность, свойственные эстетическому состоянию, могли бы проистекать как раз из ингредиента «чувственности» (как проистекает из того же источника «идеализм», свойственный девушкам на выданье), — что, стало быть, с наступлением эстетического состояния чувственность не упраздняется, как полагал Шопенгауэр, а лишь преображается и не осознается уже как половое раздражение. (К этой точке зрения я вернусь в другой раз, в связи с еще более деликатными проблемами столь не затронутой доныне и неизведанной физиологии эстетики.)

9

Известный аскетизм, мы видели это, твердая и спокойная готовность к отречению по доброй воле относится к благоприятным условиям высшей духовности, равным образом и к наиболее естественным последствиям ее; поэтому нет ничего заведомо удивительного в том, что аскетический идеал всегда обсуждался философами не без некоторой предвзятости. При серьезной исторической ревизии связь между аскетическим идеалом и философией обнаруживается даже еще более тесной и строгой. Можно было бы сказать, что лишь на помочах этого идеала научилась вообще философия делать свои первые шаги и шажочки на земле — ах, столь еще неуклюже, ах, с такими еще досадными минами, ах, с такой еще готовностью шлепнуться и лежать на пузе, этот маленький застенчивый увалень и неженка с кривыми ножками! С философией поначалу обстояло как со всеми хорошими вещами — они долгое время пребывали в нерешительности, они постоянно озирались вокруг, нет ли кого, кто захотел бы прийти к ним на помощь, более того, они боялись всех, кто смотрел на них. Попробуйте-ка просчитать по порядку отдельные позывы и добродетели философа — его позыв к сомнению, его позыв к отрицанию, его позыв к выжиданию ("эфектика"), его позыв к анализу, его позыв к исследованию, поиску, риску, его позыв к сравниванию, уравниванию, его волю к нейтральности и объективности, его волю ко всякому "sine ira et studio": наверное, уже стало ясно, что в течение долгого времени все они противились самопервейшим требованиям морали и совести? (не говоря уже о разумности вообще, которую еще Лютер любил величать: "Госпожа Умница, умная девка"). Наверное, уже поняли, что философ, осознай он самого себя, вынужден был бы чувствовать себя без обиняков как воплощенное "nitimur in vetitum" — и, стало быть, остерегался бы "чувствовать себя", осознавать себя?.. Не иначе, как было сказано, обстоит дело со всеми хорошими вещами, которыми мы нынче гордимся; даже еще и по мерке древних греков, все наше современное бытие, коль скоро оно есть не слабость, а сила и сознание силы, выглядит сплошной hybris и безбожием: ибо вещи, как раз противоположные тем, кои мы нынче почитаем, в течение самого продолжительного времени имели на своей стороне совесть и охранялись Богом. Hybris нынче — вся наша установка по отношению к природе, наше насилие над природой с помощью машин и столь бесцеремонной изобретательности техников и инженеров; hybris — наша установка по отношению к Богу, я хочу сказать, к какому-то мнимому пауку конечной цели и нравственности, притаившемуся за великой паутинно-рыболовной сетью причинности, — мы вправе были бы сказать, подобно Карлу Смелому в самый разгар битвы с Людовиком Одиннадцатым: "je combats l'universelle araignee"; hybris — наша установка по отношению к нам самим, ибо мы производим над собою такие эксперименты, каких не позволили бы себе ни над одним животным, вспарывая забавы и любопытства ради собственную душу при живом теле; что толку нам еще в «спасении» души! Затем мы сами лечим себя: болезнь поучительна, мы и не сомневаемся в этом, поучительнее самого здоровья болезнетворцы кажутся нам нынче даже более насущными, нежели какие угодно знахари и «спасители». Мы нынче сами насилуем себя, никакого сомнения, мы, щелкунчики души, мы, вопрошатели, сами достойные вопроса, как если бы жизнь была не чем иным, как щелканием орехов; оттого-то и должны мы с каждым днем неотвратимо делаться все более достойными вопроса, все более достойными задавать вопросы, оттого-то, быть может, и более достойными — жизни!.. Все хорошие вещи были некогда дурными вещами; из каждого первородного греха вышла какая-то первородная добродетель. Брак, например, долгое время выглядел прегрешением против права общины; некогда платили штраф за столь нескромную потребность присвоить себе женщину (сюда относится, например, jus primae noctis, еще и поныне остающееся в Камбодже привилегией жрецов, этих блюстителей "старых добрых нравов"). Кроткие, благожелательные, податливые, жалостливые чувства, приобретшие со временем столь высокую ценность, что ставшие почти что "ценностями в себе", долгое время удостаивались прямого самопрезрения: мягкости стыдились так же, как нынче стыдятся черствости (ср. "По ту сторону добра и зла" — II 730 cл.) [II 383]. Повиновение праву — о, как рокотала всюду по земле совесть благородных кланов, когда им приходилось отказываться от vendetta и переходить в распоряжение права! «Право» долгое время и было vetitum, святотатством, новшеством, оно проявлялось насильственно и как насилие, которому покорялись, лишь стыдясь самих себя. Каждый крохотный шаг на земле стоил некогда духовных и телесных мучений: эта точка зрения — я разоблачил ее в "Утренней заре" (I 1026 cл.) — звучит нынче для нас столь чуждым образом: "не только продвижение вперед, нет! прежде всего сама поступь, движение, изменение нуждались в неисчислимых мучениках". "Ничто не куплено более дорогой ценой, — сказано там же (I 1027), — чем та малость человеческого разума и чувства свободы, которая нынче составляет нашу гордость. Но именно эта гордость и лишает нас почти возможности сопереживать чудовищный временной отрезок "нравственности нравов", которая предлежит "мировой истории" как действительная и решающая основная история, сформировавшая характер человечества: когда действительными были — страдание как добродетель, жестокость как добродетель, притворство как добродетель, месть как добродетель, отрицание разума как добродетель, напротив, хорошее самочувствие как опасность, любознательность как опасность, радость как опасность, сострадание как опасность, жалость со стороны как оскорбление, труд как оскорбление, безумие как дар Божий, изменение как нечто безнравственное и чреватое погибелью!"

10

В той же книге (I 1042 cл.) разъяснено, во что оценивалось, под каким прессом оценки существовало старейшее поколение созерцательных людей презираемое как раз в той мере, в какой оно не внушало страха! Созерцание поначалу появилось на земле в замаскированной форме, с двусмысленным видом, со злым сердцем и часто с перепуганной головою: в этом нет никакого сомнения. Все неактивное, высиживающее птенцов, невоинственное в инстинктах созерцательных людей долгое время создавало вокруг них атмосферу глубокого недоверия: против этого не было иного средства, как решительно вызывать к себе страх. Старые брамины, к примеру, знали в этом толк! Древнейшие философы умели придавать своему существованию и облику такой смысл, такую выдержку и такую подоплеку, что это приучало бояться их: говоря точнее, это проистекало из более фундаментальных потребностей, именно, из потребности самим проникнуться страхом и благоговением перед собою. Ибо все присущие им суждения ценности предстали им обращенными против них самих; им приходилось подавлять всякого рода подозрительность и сопротивление к "философу в себе". Будучи людьми ужасной эпохи, они осуществляли это ужасными средствами; жестокость к себе, изобретательное самоистязание — таково было главное средство этих властолюбивых отшельников и новаторов мысли, которым понадобилось изуродовать сперва в самих себе богов и отцовские обычаи, дабы и самим смочь поверить в собственное новаторство. Напомню знаменитую историю царя Вишвамитры, который силою тысячелетних самоистязаний проникся таким чувством власти и доверием к себе, что вознамерился воздвигнуть новое небо: жуткий символ древнейшей и новейшей философской канители на земле — каждый, кто хоть однажды воздвигал "новое небо", обретал надлежащие полномочия в собственном аду… Сожмем существо вопроса в краткие формулы: философский дух должен был поначалу всегда облачаться и окукливаться в установленные ранее типы созерцательного человека, как-то: жреца, кудесника, вещуна, религиозного человека вообще, дабы хоть с грехом пополам оказаться возможным: аскетический идеал долгое время служил философу формой проявления, условием существования — он вынужден был представлять этот идеал, чтобы мочь быть философом, он вынужден был верить в него же, чтобы мочь представлять его. Причудливо мироотрицающее, жизневраждебное, недоверчивое к чувствам, обесчувствленное положение вне игры философов, удержавшееся до последнего времени и тем самым почти прослывшее философской осанкой в себе, — оно есть прежде всего следствие чрезвычайных условий, в которых возникала и утверждалась философия вообще: ибо в течение длительного срока философия была бы просто невозможна на земле без аскетической власяницы и пострижения, без аскетического самонедоразумения. Выражаясь наглядно и зримо: аскетический священник представлял собою до последнего времени гадкую и мрачную форму личинки, под которой только и смела жить и ползти философия… Действительно ли это изменилось? Действительно ли пестрое и опасное крылатое насекомое, «дух», скрываемый в этой личинке, стало-таки напоследок расстригой, благодаря более солнечному, более теплому, более просветленному миру, и выпорхнуло на свет? Достаточно ли уже в наличии гордости, риска, отваги, самоуверенности, воли духа, воли к ответственности, свободы воли, чтобы отныне на земле действительно был бы возможен "философ"?..

11

Лишь теперь, прозрев контуры аскетического священника, мы принимаемся за нашу проблему: что означает аскетический идеал? принимаемся по-серьезному — лишь теперь становится это «всерьез»: перед нами отныне действительный представитель серьезности вообще. "Что означает всякая серьезность?" — этот еще более принципиальный вопрос, должно быть, уже здесь щекочет наши уста: вопрос, как и полагается, для физиолога — мы же покуда коснемся его вскользь. В названном идеале заключена не только вера аскетического священника, но и его воля, его власть, его интерес. Этим идеалом держится и с ним падает его право на существование: ничего удивительного, если мы сталкиваемся здесь со страшным противником — допустив именно, что нам довелось бы оказаться противниками этого идеала? — с таким противником, который отстаивает свое существование, борясь против отрицателей этого идеала… С другой стороны, заведомо невероятным выглядит то, что подобная заинтересованность в нашей проблеме особенно была бы ему в помощь; аскетический священник едва ли сам окажется счастливым защитником своего идеала, в силу той же причины, по которой женщине обыкновенно не удается защищать "женщину вообще", — и уж тем более не станет он объективным критиком и судьей затронутой здесь контроверзы. Скорее всего — это уже и теперь очевидно — нам придется еще помогать ему, как следует защищаться от нас, да так, чтобы самим нам не пришлось опасаться быть как следует опровергнутыми им… Мысль, из-за которой здесь разгорается борьба, касается оценки нашей жизни со стороны аскетических священников: последняя (вместе со всем, к чему она принадлежит: «природою», "миром", совокупной сферою становления и непостоянства) соотносится ими с неким совершенно инородным существованием, которому она противостоит и которое она исключает, если только она не оборачивается против самой себя, не отрицает самое себя, в этом случае — случае аскетической жизни — жизнь слывет мостом, перекинутым в названное иное бытие. Аскет обращается с жизнью как с ложным путем, который в конечном счете надлежит пройти вспять, до самой точки его начала; или как с заблуждением, которое опровергается — должно быть опровергнуто фактически: ибо он требует, чтобы ему сопутствовали, он вынуждает принять, где только может, свою оценку существования. Что это значит? Столь чудовищный способ оценки фигурирует в человеческой истории отнюдь не под рубрикой исключений и курьезов: он представляет собою один из самых распространенных и самых продолжительных фактов. Прочитанное с какого-нибудь отдаленного созвездия, маюскульное письмо нашего земного существования соблазнило бы, пожалуй, к выводу, что Земля является по сути аскетической звездой, уголком, заселенным надутыми, высокомерными и гадкими тварями, которые не в состоянии отделаться от глубокой досады на себя, на землю, на всякую жизнь, и только тем и заняты, что причиняют друг другу боль, из удовольствия причинять боль возможно, единственного их удовольствия. Примем, однако, во внимание, с какой регулярностью, с какой непреложностью всплывает аскетический священник почти во все времена; он не принадлежит к какой-нибудь отдельной расе; он преуспевает повсюду; он произрастает из всех сословий. Не то чтобы он выращивал и насаждал свой способ оценки по наследству: как раз напротив глубокий инстинкт, вообще говоря, скорее запрещает ему продолжение рода. Должно быть, есть какая-то необходимость первого ранга, которая все снова и снова способствует произрастанию и преуспеянию этой жизневраждебной специи, — должно быть, это в интересах самой жизни, чтобы такой тип самопротиворечия не вымер. Ибо аскетическая жизнь есть самопротиворечие: здесь царит беспримерный ressentiment, ressentiment ненасытимого инстинкта и воли к власти, которой хотелось бы господствовать не над чем-либо в жизни, а над самой жизнью, над глубочайшими, сильнейшими, радикальнейшими ее условиями; здесь делается попытка применить силу для того, чтобы закупорить источники силы; позеленевший и злобный взгляд устремляется здесь на самое физиологическое процветание, в особенности на то, что его выражает, красоту и радость; между тем как удовольствие ощущается и ищется в неудавшемся, чахлом, в боли, в злополучии, в безобразном, в самовольном ущербе, в обезличивании, самобичевании, самопожертвовании. Все это в высшей степени парадоксально: мы стоим здесь перед некой раздвоенностью, которая сама волит быть раздвоенной, которая сама наслаждается собою в этом страдании и даже делается все более уверенной в себе и торжествующей по мере спада самой предпосылки своего существования — физиологической жизнеспособности. "Торжество при последнем издыхании": под этим знаком суперлатива с давних пор боролся аскетический идеал; в этой загадке совращения, в этом образе восторга и муки опознавал он свой слепящий свет, свое спасение, свою окончательную победу. Crux, nux, lux — это смешано у него в одно.

12

Допустим, что подобная воплощенная воля к контрадикции и противоестеству была бы употреблена в философствование: на чем бы сорвала она свой интимнейший произвол? На том, что по всей очевидности ощущается как истинное, как реальное: именно там, где собственный инстинкт жизни безусловнейшим образом полагает истину, станет она искать заблуждение. Она, к примеру, — как это делали аскеты философии Веданта — сведет телесность к иллюзии; равным образом боль, множественность, оппозиция понятий «субъект» и «объект» — все это окажется заблуждениями, и ничем, кроме заблуждений! Отказать в вере своему Я, самому отрицать собственную свою «реальность» какое торжество! — уже не только над чувствами, над явственно зримым, но некий гораздо более высокий вид торжества: свирепый акт насилия над разумом, сладострастие, достигающее кульминации в самый момент, когда аскетическое самопрезрение, самоиздевательство разума постановляет: "есть царство истины и бытия, но разум-то как раз и исключен из него!"… (Говоря между прочим: даже в кантовском понятии "интеллигибельного характера вещей" сохранилось еще нечто от этой похотливой раздвоенности аскета, гораздой обращать разум против разума: "интеллигибельный характер" как раз и означает у Канта такого рода специфику вещей, о которой интеллект понимает ровно столько, что она для интеллекта — ровным счетом не понятна.) — В конце концов не будем, именно в качестве познающих, неблагодарными за столь решительные выкрутасы привычных перспектив и оценок, которыми дух, по-видимому, слишком долго кощунственно и беспроко изводил самого себя: увидеть однажды все иначе, захотеть увидеть иначе есть немалая выучка и подготовка интеллекта к возможной своей «объективности» — если разуметь под последней не "незаинтересованное созерцание" (каковое есть чушь и нелепость), а умение пользоваться своими «за» и «против» как фокусом, заставляя их возникать и исчезать по усмотрению и учась, таким образом, применять в целях познания именно разнообразие перспектив и аффективных интерпретаций. Будем-ка лучше, господа философы, держать впредь ухо востро перед опасными старыми бреднями понятий, полагавшими "чистый, безвольный, безболезненный, безвременный субъект познания"; убережем себя от щупальцев таких контрадикторных понятий, как "чистый разум", "абсолютная духовность", "познание само по себе"; что требуется в них всегда, так это мыслить глаз, который ничуть не может быть помыслен, глаз, который должен быть начисто лишен взгляда и в котором должны быть парализованы, должны отсутствовать активные и интерпретирующие силы, только и делающие зрение узрением; здесь, стало быть, от глаза всегда требуется чушь н нелепость. Существует только перспективное зрение, только перспективное «познавание»; и чем большему количеству аффектов предоставим мы слово в обсуждении какого-либо предмета, чем больше глаз, различных глаз, сумеем мы мобилизовать для его узрения, тем полнее окажется наше «понятие» об этом предмете, наша «объективность». Устранить же волю вообще, вывести из игры все без исключения аффекты, при условии что нам удалось бы это: как? не значило бы это — кастрировать интеллект?..

13

Но вернемся назад. Самопротиворечие, каковым оно предстает в аскете под видом "жизни против жизни", является — по всей очевидности — с физиологической, а не психологической уже точки зрения попросту бессмыслицей. Оно может быть лишь кажущимся; оно должно быть своего рода предварительным выражением, толкованием, формулой, приноровлением, психологическим недоразумением чего-то, чья действительная природа долгое время не могла быть понята, долгое время не могла быть вообще обозначена, чистейшей голословицей, затыкающей старую пробоину человеческого познания. И чтобы сразу же противопоставить этому существо дела, замечу: аскетический идеал коренится в инстинкте-хранителе и инстинкте-спасителе дегенерирующей жизни, стремящейся во что бы то ни стало удержать себя и борющейся за свое существование; он указывает на частичное физиологическое торможение и усталость, против которых с помощью все новых средств и ухищрений бесперебойно воюют глубочайшие, оставшиеся невредимыми инстинкты жизни. Аскетический идеал и есть одно такое средство: дело, стало быть, обстоит как раз обратно тому, что мнят на сей счет поклонники этого идеала, — жизнь борется в нем и через него со смертью и против смерти; аскетический идеал есть маневр с целью сохранения жизни. Что он уловчился, как учит история, достичь такого могущества и возобладать человеком, в особенности повсюду, где человек был подвергнут цивилизации и приручению, в этом выражается некий значительный факт, именно: болезненность, присущая известному нам доныне типу человека, по крайней мере человека, сделанного ручным, физиологическая агония человека, борющегося со смертью (точнее: с пресыщением жизнью, с усталостью, с желанием "конца"). Аскетический священник есть ставшее плотью желание некоего ино-бытия, где-нибудь-бытия, да к тому же высшая степень этого желания, его самосущая пылкость и страсть; но как раз сила его желания и оборачивается здесь связующими его путами: она-то и делает его орудием, сподручным для создания более благоприятных условий здесь-бытия и человеко-бытия, — именно с помощью этой силы поддерживает он существование целого гурта неудачников, недовольцев, лишенцев, горемык, в-себе страдальцев всякого рода, инстинктивно идя впереди них, словно пастух. Меня уже понимают: этот аскетический священник, этот мнимый враг жизни, этот отрицатель — он-то и принадлежит к великим консервирующим и утвердительным силам жизни… С чем связана она, названная болезненность? Ибо человек — что и говорить — больнее, неувереннее, изменчивее, неопределеннее любого другого животного — он есть больное животное вообще; откуда это? Верно и то, что он больше рисковал, затейничал, упрямствовал, бросал вызов судьбе, нежели все прочие животные вкупе: он, великий самоэкспериментатор, неугомон, ненасытник, борющийся за право быть первым со зверьми, природой и богами, неисправимый строптивец, вечный заложник будущего, одуревший от собственной прущей куда-то силы, так что и само его будущее беспощадно, точно шпора, вонзается в плоть каждого переживаемого им момента, — возможно ли, чтобы такое отважное и щедрое животное не было чаще всего взято на мушку и не оказалось наиболее затяжно и запущенно больным среди всех больных животных?.. Часто это порядком надоедает человеку, случаются целые эпидемии подобного пресыщения (- так, к 1348 году, во время пляски смерти); но даже и это отвращение, эта усталость, эта досада на самого себя проступает в нем столь властным образом, что тотчас же оборачивается новыми путами. Его Нет, которое он говорит жизни, как бы по волшебству извлекает на свет целое изобилие более нежных Да; и даже когда он ранит себя, этот мастер разрушения, саморазрушения, — то сама-то рана и принуждает его следом жить…

14

Чем нормальнее болезненность человека — а мы не можем оспаривать этой нормальности, — тем больше следовало бы дорожить редкими случаями душевно-телесной мощи, счастливыми случаями человека, тем строже оберегать удавшихся от сквернейшего воздуха, воздуха больных. Делается ли это?.. Больные представляют величайшую опасность для здоровых; не от сильнейших идет пагуба на сильных, а от слабейших. Знают ли это?.. Говоря вообще, вовсе не уменьшения страха перед человеком надлежало бы желать: ибо страх этот вынуждает сильных быть сильными, при случае и страшными, — он придает удавшемуся типу человека прямую осанку. Чего надобно бояться, что действует пагубнее любой другой пагубы, так это не великий страх, а великое отвращение к человеку; равным образом и великая жалость к человеку. Если допустить, что обе эти пагубы спарились бы однажды, на свет тотчас же неизбежно появилось бы нечто неописуемо жуткое — "последняя воля" человека, его воля к Ничто, нигилизм. И в самом деле — по этой части уже немало сделано. Кто нюхает не только носом, но и глазами и ушами, тот чует повсюду, куда он только нынче ни ступит, нечто вроде атмосферы сумасшедшего дома, больницы — я говорю, как и подобает, о зонах культуры человека, о всякого рода «Европе», где бы она еще ни встречалась на земле. Болезненные люди суть великая опасность человека: не злые, не «хищники». Заведомо увечные, поверженные, надломленные — слабейшие суть те, кто по большей части минируют жизнь под человеком, кто опаснее всего отравляют и ставят под вопрос наше доверие к жизни, к человеку, к самим себе. Куда ускользнуть от него, этого пасмурного взгляда, глубокая скорбь которого въедается в тебя навсегда, от этого вывороченного взгляда исконного недоноска, с головой выдающего его манеру обращаться к самому себе, — этого взгляда-вздоха! "Быть бы мне кем-либо другим! — так вздыхает этот взгляд — но тут дело гиблое. Я таков, каков я есмь: как бы удалось мне отделаться от самого себя? И все же — я сыт собою по горло!"… На такой вот почве самопрезрения, сущей болотной почве, произрастает всяческий сорняк, всяческая ядовитая поросль, и все это столь мелко, столь подспудно, столь бесчестно, столь слащаво. Здесь кишат черви переживших себя мстительных чувств; здесь воздух провонял скрытностями и постыдностями; здесь непрерывно плетется сеть злокачественнейшего заговора — заговора страждущих против удачливых и торжествующих, здесь ненавистен самый вид торжествующего. И сколько лживости, чтобы не признать эту ненависть ненавистью! Какой парад высокопарных слов и поз, какое искусство «достохвальной» клеветы! Эти неудачники: какое благородное красноречие льется из их уст! Сколько сахаристой, слизистой, безропотной покорности плещется в их глазах! Чего они, собственно, хотят? По меньшей мере изображать справедливость, любовь, мудрость, превосходство — таково честолюбие этих «подонков», этих больных! И как ловко снует подобное честолюбие! Не надивишься в особенности ловкости фальшивомонетчиков, с каковою здесь подделывается лигатура добродетели, даже позвякивание, золотое позвякивание добродетели. Что и говорить, они нынче целиком взяли себе в аренду добродетель, эти слабые и неизлечимо больные: "одни лишь мы добрые, справедливые, — так говорят они, — одни лишь мы суть homines bonae voluntatis". Они бродят среди нас как воплощенные упреки, как предостережения нам — словно бы здоровье, удачливость, сила, гордость, чувство власти были уже сами по себе порочными вещами, за которые однажды пришлось бы расплачиваться, горько расплачиваться: о, до чего они, в сущности, сами готовы к тому, чтобы вынудить к расплате, до чего жаждут они быть палачами. Среди них не наберешься переодетых под судей злопамятцев, с уст которых не сходит, точно ядовитая слюна, слово "справедливость", — вечно стиснутых уст, готовых ежемгновенно оплевывать все, что не имеет недовольного вида и охотно идет своим путем. Нет среди них недостатка и в той омерзительнейшей породе тщеславцев, изолгавшихся недоносков, которые горазды корчить из себя "прекрасных душ" и сбывать на рынке под видом "чистоты сердца" свою испорченную чувственность, завернутую в стихи и прочие пеленки: породе моральных онанистов и «самоудовлетворителей». Воля больных изображать под какой угодно формой превосходство, их инстинкт окольных путей, ведущих к тирании над здоровыми, — где только не встретишь ее, эту волю к власти, характерную как раз для наиболее слабых! В особенности у больной женщины: никто не превзойдет ее в raffinements по части господства, гнета, тирании. Больная женщина не щадит для своих целей ничего живого и ничего мертвого, она заново раскапывает от века схороненную ветошь (богосы говорят: "женщина — это гиена"). Взгляните за кулисы любой семьи, любой корпорации, любой общины: повсюду вам бросится в глаза борьба больных против здоровых — борьба исподтишка, чаще всего с помощью малых доз ядовитого порошка, булавочных уколов, коварной мимики страдальца, но временами и с тем фарисейством громких жестов, каковым больной охотнее всего разыгрывает "благородное негодование". Вплоть до святилищ науки тщится донестись этот хриплый лай негодования болезненных псов, кусачая лживость и бешенство этих «благородных» фарисеев (- еще раз напомню читателям, имеющим уши, о том берлинском апостоле мести Евгении Дюринге, который в нынешней Германии неприличнейшим и мерзким образом изводит на потребу моральную шумиху, Дюринге, первом моральном горлопане из подвизающихся нынче, даже среди собственной братии, антисемитов). Все это люди ressentiment, эти физиологически увечные и источенные червями существа, целый вздрагивающий пласт подземной мести, неистощимый, ненасытимый на извержения против счастливых и равным образом на маскарады мести, на поводы к мести, — когда же, собственно, удалось бы им отпраздновать свой последний, пышный, утонченнейший триумф мести? Несомненно тогда, когда они уловчились бы свалить на совесть счастливым собственную свою безысходность, всю безысходность вообще, так что эти последние стали бы однажды стыдиться своего счастья и, пожалуй, так переговариваться между собой: "это просто срам — быть счастливыми! кругом так много безысходности!"… Но большего и более губительного недоразумения и нельзя было бы придумать, доведись счастливым, удачливым, сильным телом и душою усомниться в своем праве на счастье. К черту этот "извращенный мир"! К черту эту позорную изнеженность чувства! Пусть больные не делают больными здоровых — а это-то и было бы той самой изнеженностью — вот что могло бы стать верховной точкой зрения на земле, — но для этого понадобилось бы прежде всего, чтобы здоровые были отделены от больных, остерегались даже вида больных, не смешивали себя с больными. Или, может, у них и нет иной задачи, кроме как быть санитарами и врачами?.. Но худшего непонимания и отрицания своей задачи им и не могло бы прийти в голову — высшее не должно деградировать до орудия низшего, пафос дистанции должен во веки веков блюсти различие их задач! Ведь их право на существование, их преимущество полнозвучного колокола перед надтреснутым и дребезжащим тысячекратно большее: они одни суть гаранты будущего, они одни завербованы человеческим будущим. То, что в их силах, что в их обязанностях, того никогда не посмели бы осилить, тем никогда не посмели бы обязать себя больные: но дабы осилить то, к чему только они и обязаны, разве же вольны они были бы разыгрывать еще врача, утешителя, «спасителя» больных?.. И посему свежего воздуху! свежего воздуху! и во всяком случае подальше от всех домов для умалишенных и всех больниц культуры! И посему хорошего общества, нашего общества! Или одиночества, раз уж этого не миновать! Но во всяком случае подальше от тошнотворных испарений внутреннего разложения и тайной червоточины больных!.. Чтобы хоть на время, друзья мои, защитить самих себя от двух злейших эпидемий, которые, может статься, уготованы как раз для нас, — от великого отвращения к человеку! от великой жалости к человеку!..

15

Если читатель понял уже во всей глубине — а здесь-то именно и требую я глубокого поятия, глубокого понятия, — до какой степени это просто невозможно, чтобы задачей здоровых было ухаживать за больными, лечить их, то тем самым понята еще одна необходимость — необходимость во врачах и санитарах, которые и сами больны: и тут-то мы обеими руками заарканиваем смысл аскетического священника. Аскетический священник должен рассматриваться нами как предопределенный спаситель, пастырь и стряпчий больной паствы: только так поймем мы его чудовищную историческую миссию. Господство над страждущими — царствие его; здесь им распоряжается его инстинкт, здесь он обретает свое оригинальнейшее искусство, свое мастерство, свой вариант счастья. Он и сам должен быть болен, он должен быть в корне родствен больным и обездоленным, чтобы понимать их — чтобы найти с ними общий язык; но он должен быть вместе с тем и силен, должен больше владеть собою, чем другими, должен быть неприкосновенным в своей воле к власти, дабы стяжать себе доверие и робкое благоговение больных, быть им поддержкой, отпором, опорой, принуждением, наставником, тираном, богом. Ему вверено защищать ее, свою паству, — от кого? От здоровых, в этом нет сомнения, также и от зависти к здоровым; он должен быть естественным врагом и презрителем всякого неотесанного, бурного, разнузданного, жесткого, насильственно-хищнического здоровья и могущества. Священник есть первая форма более деликатного животного, которому легче дается презрение, нежели ненависть. Участь его — вести бесконечную войну с хищниками, войну, предпочитающую тактике насилия тактику хитрости ("духа"), это разумеется само собой, — для этого ему приходится при случае воспитывать в себе почти новый тип хищника, по крайней мере означать, — новый животный ужас, в котором как бы соединены в одно столь же притягательное, сколь и устрашающее, целое белый медведь, гибкая, холодная, выжидающая тигрокошка и не в последнюю очередь лисица. Станься на то нужда, он выступит, должно быть, косолапо-серьезным, достопочтенным, умным, холодным, обманчиво-превосходящим, этаким герольдом и рупором более таинственных сил, теснясь среди другой породы хищников, полный решимости в меру возможности своей рассыпать на этой почве семена страдания, разлада, самопротиворечия и чересчур уверенною хваткою искусника ежемгновенно прибирать к рукам страждущих. Он носит с собою мази и бальзам, в этом нет сомнения; но чтобы стать врачом, ему надобно прежде наносить раны; утоляя затем боль, причиняемую раной, он в то же время отравляет рану — уж здесь-то он знает толк, этот чародей и укротитель хищных зверей, в чьем окружении все здоровое неизбежно делается больным, а все больное — неизбежно ручным. На деле он весьма недурно защищает свое больное стадо, сей диковинный пастух, защищает его и от него же самого, от теплящейся в самом стаде низости, коварства, злокозненности и всего, что только ни свойственно между собой больным и одержимым; он борется умно, твердо и исподтишка с анархией и с ежемгновенно угрожающим стаду саморазложением, в котором все скапливается и скапливается опаснейшее взрывчатое вещество, ressentiment. Обезвредить эту взрывчатку таким образом, чтобы она не разнесла в клочья ни стада, ни пастуха, — в этом и состоит его своеобычный фокус, в этом также высочайшая его полезность; если бы понадобилось уместить ценность священнического существования в кратчайшую формулу, то пришлось бы сказать без стеснения: священник есть переориентировщик ressentiment. Ибо каждый страждущий инстинктивно подыскивает причину к своему страданию; точнее, зачинщика, еще точнее, предрасположенного к страданию виновника — короче, нечто живое, на котором он мог бы кулаками или in effigie разрядить под каким-либо предлогом свои аффекты: ибо разряжение аффекта для страдающего есть величайшая попытка облегчения, т.е. обезболивания, непроизвольно вожделеемый им наркотик против всякого рода мучений. Тут-то, подозреваю я, и следует искать действительную физиологическую причину ressentiment, мести и их придатков, стало быть, в потребности заглушить боль путем аффекта, — вообще же причину эту весьма ошибочно, на мой взгляд, ищут в оборонительном контрударе, в простой защитной реакции, в "моторном рефлексе" при внезапном повреждении или угрозе, вроде того, как это делает еще обезглавленная лягушка, чтобы избавиться от едкой кислоты. Но разница тут фундаментальная: в одном случае хочется избежать дальнейших повреждений, в другом — заглушить мучительную, подспудную, изводящую боль более резкой эмоцией какого угодно рода и хотя бы на мгновение вытеснить ее из сознания — для этого нужен аффект, как нельзя более дикий аффект, а для возбуждения его — первый подвернувшийся под руку повод. "Кто-нибудь должен же нести вину за то, что мне плохо" — такого рода умозаключение характерно для всех болезненных существ, и притом тем в большей степени, чем глубже скрыта от них истинная причина их дурного самочувствия, причина физиологическая (- она, к примеру, может корениться в заболевании nervus sympathicus, или в чрезмерном выделении желчи, или в низком проценте серно- и фосфорнокислого калия в крови, или в спазмах брюшины, задерживающих кровообращение, или в дегенерации яичников и т. п.). Всем страдающим без исключения свойственна ужасающая охочесть и изобретательность в отыскании предлогов к мучительным аффектам; они наслаждаются уже своей подозрительностью, ломая головы над всяческими злыми умыслами и мнимыми ущемленностями, они роются в потрохах своего прошлого и настоящего в поисках темных, сомнительных историй, где им вмочь сибаритствовать среди избытка мучительных подозрений и опьяняться ядом собственной злобы, — они бередят старые зарубцованные раны, они истекают кровью из давно залеченных рубцов, им мерещатся злодеи в друзьях, женщинах, детях, во всех ближних. "Я страдаю: должен же кто-нибудь быть в этом виновным" — так думает каждая хворая овца. А пастух ее, аскетический священник, говорит ей: "Поистине, овца моя! кто-то должен быть виновным в этом: но этот кто-то есть ты сама, ты сама и виновна в этом — ты сама только и виновна в себе!"… Это сказано достаточно смело, достаточно лживо: но одно по крайней мере достигнуто этим, я говорил уже, — переориентировка ressentiment.

16

Читатель уже догадывается, на что, согласно моему представлению, минимум покусился врачующий инстинкт жизни в роли аскетического священника и к чему понадобилась ему временная тирания таких парадоксальных и паралогических понятий, как «вина», "грех", «греховность», "пагуба", «осуждение»: к тому, чтобы до известной степени обезвредить больных, уничтожить неисцелимых их собственными руками, строго ориентировать не столь уж безнадежных на самих себя, обратить вспять направление их ressentiment ("Единое на потребу" — ) и таким образом использовать дурные инстинкты всех страждущих в целях самодисциплинирования, самоконтролирования, самопреодоления. Совершенно очевидно, что при такого рода «медикации», простой аффектотерапии, не может быть и речи о действительном исцелении больных в физиологическом смысле; было бы непозволительно даже утверждать, что в намерения и виды инстинкта жизни вообще входило здесь исцеление. Своего рода столпление и организация больных, с одной стороны (- слово «церковь» есть популярнейшее наименование этого), своего рода обеспечение крепче сколоченных, полнее отлитых экземпляров — с другой, стало быть, разверзание пропасти между здоровым и больным — к этому и сводился надолго весь фокус! И этого было достаточно! этого было более чем достаточно!.. (Как видите, я исхожу в этом рассмотрении из некой предпосылки, обосновывать которую мне вовсе нет надобности, принимая во внимание подобающих мне читателей: «греховность» в человеке не есть фактическая наличность, скорее лишь интерпретация некой фактической наличности, именно, некой физиологической аномалии, где эта последняя рассматривается в морально-религиозной перспективе, ни к чему уже нас не обязывающей. — Тем, что некто чувствует себя «виновным», "грешным", вовсе еще не доказано, что он вправе чувствовать себя так; столь же мало некто оказывается здоровым оттого лишь, что чувствует себя здоровым. Стоит только припомнить знаменитые процессы ведьм: тогда даже и самые проницательные и человеколюбивые судьи не сомневались в том, что налицо вина; не сомневались в этом и сами «ведьмы» и тем не менее вина отсутствовала. — Если брать названную предпосылку в более расширенной форме: сама "душевная боль" котируется мною вообще не как фактическая наличность, а только как истолкование (каузальное истолкование) все еще небрежно формулируемых фактов; стало быть, как нечто, что все еще целиком парит в воздухе и научно необязательно, — по сути, лишь упитанное слово вместо хотя бы тощего, как жердь, вопросительного знака. Если кто-нибудь не в силах справиться с "душевной болью", то «душе» его, говоря грубо, нет до этого дела; более вероятно, что до этого есть дело его брюху (грубо говоря, как было сказано: чем еще вовсе не высказано пожелание быть и грубо услышанным, грубо понятым…). Сильный и удавшийся на славу человек переваривает свои переживания (в том числе деяния и злодеяния), как он переваривает свои обеды, даже когда ему случится проглотить жесткие куски. Если он не в состоянии «справиться» с каким-либо переживанием, то этот род несварения столь же физиологичен, как и тот другой. — С такой точкой зрения, между нами будь сказано, можно все еще быть решительнейшим противником всякого материализма…)

17

Но является ли он действительно врачом, этот аскетический священник? Мы уже поняли, с какими натяжками позволительно называть его врачом, сколь бы охотно сам он ни чувствовал себя "спасителем-исцелителем", сколь бы охотно ни давал почитать себя за такового. Он борется лишь с самим страданием, с неудовольствием страдающего, — не с его причиною, не с болезнью вообще — таким должно быть наше принципиальнейшее возражение против священнической терапии. Но достаточно лишь однажды стать в перспективу, одному ему ведомую и им самим занимаемую, как уже не перестанешь дивиться всему, что привелось ему в ней видеть, искать и находить. Облегчение страдания, «утешение» всякого рода — вот в чем обнаруживается его действительный гений; с какой изобретательностью понял он свою задачу утешителя, с какой находчивостью и смелостью подобрал к ней средства! В особенности христианство можно было бы назвать великой сокровищницей остроумнейших утешительных средств, столько всего услаждающего, смягчающего, наркотизирующего накоплено в нем, столько опаснейших и отважнейших усилий затрачено для этой цели, столь тонко, столь утонченно, столь по-южному утонченно, было, в частности, угадано им, какими стимулирующими аффектами может быть хотя бы на время осилена глубокая депрессия, свинцовая усталость, черная скорбь физиологически заторможенных существ. Ибо, говоря вообще: во всех великих религиях дело главным образом шло о борьбе с некоего рода усталостью и тяжестью, носившими эпидемический характер. Можно заведомо счесть вероятным, что время от времени в определенных очагах земного шара широкими массами должно почти непременно овладевать чувство физиологической заторможенности, которое, однако, по недостатку знаний в этой области не осознается таковым, так что его «причина» и устранение могут оказаться в ведении лишь психологически-морального поиска и испытаний (- такова именно моя предельно общая формула для того, что по обыкновению называется "религией"). Названное чувство заторможенности может быть самого различного происхождения: скажем, следствием скрещивания слишком чужеродных рас (или сословий — сословия выражают всегда также и различия, касающиеся происхождения и рас: европейская "мировая скорбь", «пессимизм» девятнадцатого столетия по существу есть следствие абсурдно-внезапного смешения сословий); или результатом ошибочной эмиграции — раса, очутившаяся в климате, для которого ей недостает аккомодационной силы (случай индусов в Индии); или последействием старости и утомления расы (парижский пессимизм с 1850 года); или ложной диеты (алкоголизм Средних веков, вздор vegetarians, опирающихся как-никак на авторитет шекспировского рыцаря Кристофа); или заражения крови, малярии, сифилиса и тому подобных вещей (немецкая депрессия после Тридцатилетней войны, заразившая половину Германии дурными болезнями и подготовившая тем самым почву для немецкого лакейства, немецкого малодушия). В каждом таком случае делается всякий раз грандиозная попытка борьбы с чувством недовольства; справимся вкратце о ее важнейших приемах и формах. (Я опускаю здесь по понятным причинам собственно философскую борьбу с чувством недовольства, которая, как правило, всегда протекает одновременно с названной и сбоку припека, — она достаточно интересна, но слишком абсурдна, слишком практически безразлична, слишком паутинна и пустячна, когда, скажем, должно быть доказано, что боль есть заблуждение, и для этого берется наивная предпосылка, что боль, раз уж в ней опознали ошибку, должна-де исчезнуть но вот же! ей и в голову не приходит исчезнуть…) С тем доминирующим недовольством борются, во-первых, средствами, сокращающими до самого низкого минимума чувство жизни вообще. Никакой, насколько это возможно, воли, никаких вообще желаний; избегать всего, что приводит к аффекту, что вырабатывает «кровь» (не употреблять в пищу соли: гигиена факира); не любить; не ненавидеть; невозмутимость; не мстить за себя; не обогащаться; не работать; нищенствовать; по возможности никакой женщины или как можно меньше женщины; в духовном плане принцип Паскаля: "il faut s'abetir". Результат, выражаясь морально-психологически, — «обезличение», "иже во святых"; выражаясь физиологически: гипнотизирование — попытка сколотить для человека нечто вроде того, чем является зимняя спячка для некоторых животных видов и летняя спячка для многих тропических растений, некий минимум потребления веществ и обмена веществ, при котором жизнь едва теплится, не доходя собственно до сознания. Для этой цели было пущено в ход поразительное количество человеческой энергии — точно ли попусту?.. Что названным sportsmen «святости», которыми изобилуют все времена и почти все народы, действительно удалось избавиться от того, с чем они боролись путем столь жесткого training, — в этом нисколько нельзя сомневаться: в бесчисленных случаях они и в самом деле отделывались от той глубокой физиологической депрессии с помощью своей системы гипнотизирующих средств; оттого-то их методика и относится к числу наиболее общих этнологических фактов. Равным образом недопустимо причислять уже само по себе такое намерение взять измором плоть и плотские страсти к симптомам умопомешательства (как это соизволит делать неотесанная порода жрущих ростбифы «вольнодумцев» и юнкеров Кристофов). Но тем достовернее, что оно оказывается, может оказаться путем ко всякого рода душевным расстройствам, скажем к «иллюминациям», как у исихастов на Афонской горе, к слуховым и зрительным галлюцинациям, к сладострастным излияниям и экстазам чувственности (история святой Терезы). Толкование этих состояний со стороны самих одержимых было всегда, разумеется, в высшей степени экзальтированно-фальшивым: не следует лишь пренебрегать тоном убежденнейшей благодарности, который вызвучивается уже в самой воле к такого рода интерпретациям. Высшее состояние, само избавление, тот достигнутый наконец общий гипноз и тишина котируются ими всегда как довлеющая себе тайна, выражение которой неподвластно даже и самым высоким символам, как некая репатриация в сущность вещей, как освобождение от всяческих иллюзий, как «знание», как «истина», как «бытие», как разрешение от каждой цели, каждого желания, каждого деяния, как некое по ту сторону, в том числе и добра и зла. "Доброе и злое, — говорит буддист, — равно оковы: тот, кто достиг совершенства, равно господин над обоими"; "содеянное и несодеянное, — говорит адепт Веданты, — не причиняют ему боли; доброе и злое стряхивает он с себя, точно мудрец; царства его не омрачает уже ни один поступок; над добрым и злым равно возвысился он" — стало быть, вполне индийское воззрение, одинаково браманическое и буддистское. (Ни в индийском, ни в христианском образе мыслей это «избавление» не считается достижимым путем добродетели, путем морального развития, как бы высоко ни ставилась ими гипнотизирующая значимость добродетели, — это следует твердо усвоить впрочем, таково попросту фактическое положение вещей. Можно, пожалуй, усмотреть здесь отличный сколок реализма, присущего трем величайшим, во всем остальном столь основательно пропитавшимся моралью религиям: как раз по этой части они оставались правдивыми. "Для знающего нет обязанности"… "Стяжанием добродетелей не осуществляется избавление: ибо оно в слиянии с неспособным умножать совершенства Брахманом; столь же мало и устранением недостатков: ибо Брахман, слияние с которым и есть избавление, извечно чист" — это отрывки из комментария к Шанкаре, цитируемые первым действительным знатоком индийской философии в Европе, моим другом Паулем Дейссеном.) Мы, стало быть, намерены воздать должное «избавлению» в великих религиях; в отместку за это будет трудновато сохранять серьезность при оценке глубокого сна, каковая свойственна этим уставшим от жизни, уставшим даже сновидеть людям, — глубокого сна, оказывающегося уже погружением в Брахмана, достигнутой unio mystica с Богом. "Когда он наконец полностью погрузится в сон, — сказано об этом в древнейшем и почтеннейшем "писании", — и достигнет совершенного покоя, не нарушаемого никакими видениями, тогда, о Высокочтимый, он соединился с Сущим, проник в самого себя — объятый уподобленным познанию Собою, он не сознает уже ни внешнего, ни внутреннего. Не переходят этого моста ни день, ни ночь, ни годы, ни смерть, ни жизнь, ни доброе, ни злое деяние". "В глубоком сне, — говорят еще верующие этой глубочайшей из трех великих религий, — душа возносится над телом, проникает в высочайший свет и выступает вследствие этого в присущем ей виде; тут она предстает сама высочайшим духом, что скитается, шутя, играючи и развлекаясь, будь то с женщинами, или с колесницами, или с друзьями; тут она и не вспоминает уже об этом придатке тела, в который впряжена prana (дыхание жизни), точно вьючное животное в тачку". Тем не менее мы намерены и здесь, как и в случае «избавления», иметь в виду, что, при всей пышности восточного преувеличения, этим в сущности выражена та же оценка, каковая была присуща ясному, трезвому, по-гречески трезвому, но страдающему Эпикуру: гипнотическое ощущение Ничто, покой глубочайшего сна, короче, безболезненность — уже одно это может приниматься страждущими и вконец разочарованными людьми за высшее благо, за нечто бесценное, одно это должно оцениваться ими положительно, ощущаться как само положительное. (По той же логике чувства Ничто во всех пессимистических религиях называется Богом.)

18

Гораздо чаще, чем такое гипнотическое общее притупление чувствительности, восприимчивости к боли, которое предполагает уже более редкие силы, прежде всего мужество, презрение к толкам, "интеллектуальный стоицизм", — против депрессивных состояний применяется иной training, во всяком случае легче дающийся: машинальная деятельность. Что ею в значительной степени облегчается юдоль существования, вне всякого сомнения: этот факт нынче в несколько постыдном смысле называют "благословением труда". Облегчение состоит в том, что интерес страждущего существенно отвлекается от страдания, — что сознание непрестанно занято действиями и, следовательно, не в состоянии уделить хоть сколько-нибудь заметного места страданию: ибо она тесна, эта камера человеческого сознания! Машинальная деятельность и все, что относится к ней, как-то: абсолютная регулярность, пунктуальное автоматическое послушание, единожды и навсегда адаптированный образ жизни, заполнение времени, некоторого рода разрешение на «безличие», на самозабвение, на "incuria sui", даже культивация их — как основательно, как тонко сумел аскетический священник воспользоваться этим в борьбе с болью! Когда ему попадались в особенности пациенты из низших сословий, невольники или заключенные (либо женщины, которые ведь чаще всего являются тем и другим одновременно, невольниками и заключенными), то здесь требовалось не больше, как пустячное искусство переименования и перекрещения ненавистных вещей, дабы они представали впредь неким благодеянием и относительным счастьем, — недовольство раба своей участью во всяком случае было изобретено не священниками. — Еще более почтенным средством в борьбе с депрессией оказывается предписание крохотных доз радости, которая легко доступна и может быть взята за правило; этим рецептом часто пользуются в связи с только что оговоренным. Наиболее частой формой такого рода врачебного предписания радости является радость причинения радости (через благодеяния, одаривания, подспорье, помощь, увещевания, утешение, похвалу, поощрение); предписывая "любовь к ближнему", аскетический священник предписывает этим в сущности возбуждающее средство сильнейшему, жизнеутвердительному инстинкту, хотя и в крайне осторожной дозировке, инстинкту воли к власти. Счастье "ничтожнейшего превосходства", доставляемое всяческим благодеянием, умением быть полезным, нужным, предупредительным, служит неисчерпаемым средством утешения, которым по обыкновению пользуются физиологически-заторможенные существа, допустив, что они хорошо проинструктированы на сей счет: в обратном случае они наносят вред друг другу, не переставая, разумеется, подчиняться тому же коренному инстинкту. Ища начатки христианства в римском мире, наталкиваешься на общины взаимопомощи, общины бедных, больных, погребальные общины, произросшие в самых низших подпочвенных слоях тогдашнего общества, где сознательно культивировалось то основное средство против депрессии, маленькая радость, радость взаимной благотворительности, — должно быть, тогда это представало чем-то новым, каким-то настоящим открытием? В спровоцированной таким образом "воле к взаимности", к формированию стада, к «общине», к «трапезничанью» должна была снова и более энергично прорваться наружу возбужденная этим, хотя и в минимальной степени, воля к власти: в борьбе с депрессией формирование стада знаменует существенный шаг вперед и победу. С ростом общины наблюдается усиление нового интереса и у отдельного индивида интереса, который довольно часто отрывает его от наиболее сокровенных очагов его уныния, от его неприязни к себе ("despectio sui" Гейлинкса). Все больные, хворые, тщась отряхнуть с себя глухое недовольство и ощущение слабости, инстинктивно стремятся к стадной организации: аскетический священник угадывает этот инстинкт и потакает ему; всюду, где есть стада, там они поволены инстинктом слабости и организованы умом священника. Ибо не следует упускать этого из виду: сильные с такою же естественной необходимостью стремятся друг от друга, как слабые друг к другу; если первые сходятся, то случается это лишь в перспективе общей агрессивной акции и общего удовлетворения их воли к власти, вопреки совести каждого из них; последние, напротив, сплачиваются, испытывая удовольствие как раз от этой сплоченности, — их инстинкт при этом утоляется ровно настолько, насколько по сути раздражается и возмущается организацией инстинкт прирожденных «господ» (т.е. человеческой породы хищника-одиночки). В основе каждой олигархии вся история учит этому — всегда таится тираническая прихоть; каждая олигархия непрерывно сотрясается от напряжения, необходимого каждому входящему в нее индивиду, чтобы оставаться господином над этой прихотью. (Так обстояло, к примеру, у греков. Платон свидетельствует об этом в сотне мест, Платон, знавший себе подобных — и самого себя…)

19

Средства аскетического священника, описанные нами до сих пор, — общее притупление чувства жизни, машинальная деятельность, дозированная радость, прежде всего радость "любви к ближнему", стадная организация, пробуждение чувства коллективной власти, следовательно, заглушение индивидуальной досады самой по себе удовольствием при виде коллективного процветания — таковы, по современной мерке, его невинные средства в борьбе с недомоганием; обратимся теперь к более интересным, «повинным». Во всех этих средствах дело идет об одном: о каком-то разгуле чувства — при использовании последнего в качестве эффективнейшего обезболивающего средства против тупой, парализующей, затяжной боли; оттого-то жреческая изобретательность и оказалась прямо-таки неистощимой на выдумки во всем, что касалось этого одного вопроса: "чем достигается разгул чувства?"… Это режет слух: очевидно, было бы гораздо приятнее на слух и, пожалуй, доступнее для ушей, скажи я, к примеру, следующим образом: "аскетический священник всякий раз извлекал себе выгоду из воодушевления, свойственного всем сильным аффектам". Но к чему, спрашивается, ласкать и без того изнеженные уши наших современных маменькиных сынков? К чему бы нам, с нашей стороны, уступать хотя бы на одну пядь их словесничающему тартюфству? Для нас, психологов, это было бы тартюфством дела, не говоря уже о том, что нас тошнило бы от этого. Если психолог может нынче хоть в чем-либо проявить свой хороший вкус (- другие, должно быть, сказали бы: честность), то не иначе как противясь позорным образом обмораленному жаргону, которым, точно слизью, обволакиваются постепенно все современные суждения о человеке и вещах. Ибо не следует обманываться на этот счет: что составляет характернейший признак современных душ, современных книг, так это не ложь, а заядлая невинность в морализирующей изолганности. Разоблачать эту «невинность» на каждом шагу таков, должно быть, наиболее отталкивающий пласт нашей работы, всей этой далеко не благонадежной работы, которую нынче берет на себя психолог; пласт нашей великой опасности — путь, ведущий, должно быть, нас самих к великому отвращению… Я не сомневаюсь, на что единственно пригодились бы, могли бы пригодиться современные книги (допустив, что на их долю выпадет долгий век, чего, правда, нет причин опасаться, и допустив равным образом, что некогда появится потомство с более строгим, более суровым, более здоровым вкусом) на что могло бы пригодиться этому потомству все современное вообще: на рвотные средства — и именно в силу своей моральной подслащенности и лживости, своего интимнейшего феминизма, который охотно именует себя «идеализмом» и во всяком случае считает себя таковым. Наши нынешние образованные, наши «добрые» не лгут — это правда; но это не делает им чести! Настоящая ложь, ложь доподлинная, энергичная, «честная» (о ценности которой послушать бы вам Платона) была бы для них чем-то чересчур строгим, чересчур крепким; она потребовала бы от них того, чего требовать от них нельзя: открыть глаза на самих себя, научиться отличать «истинное» от «ложного» в самих себе. Им к лицу лишь бесчестная ложь; все, что нынче ощущает себя "добрым человеком", совершенно неспособно относиться к какой-либо вещи иначе, чем бесчестно-изолгавшись, бездонно-изолгавшись, но и в то же время невинно-изолгавшись, чистосердечно-изолгавшись, голубоглазо-изолгавшись, добропорядочно-изолгавшись. Эти "добрые люди" — все они изморалились нынче дотла и навек осрамились по части честности: кто бы из них выдержал еще правду "о человеке"!.. Или ставя более хваткий вопрос: кто бы из них вынес правдивую биографию?.. Несколько примет: лорд Байрон оставил о себе ряд заметок чисто личного характера, но Томас Мур был для этого "слишком добр": он сжег бумаги своего друга. То же самое, говорят, сделал доктор Гвиннер, душеприказчик Шопенгауэра: ибо и Шопенгауэр набросал что-то о себе и, возможно, также против себя ("[познай себя]"). Смекалистый американец Тайер, биограф Бетховена, вдруг прервал свою работу: дойдя до какого-то пункта этой почтенной и наивной жизни, он не выдержал ее больше… Мораль: какой умный человек написал бы еще о себе нынче искреннее слово? — ему пришлось бы для этого вступить в орден святого Сумасбродства. Нам обещают автобиографию Рихарда Вагнера — кто сомневается в том, что это будет умная автобиография?.. Вспомним еще тот комический ужас, в который поверг Германию католический священник Янссен своим непостижимо квадратным и простодушным изображением немецкого движения Реформации; что стряслось бы, расскажи нам однажды кто-нибудь об этом движении иначе, расскажи нам однажды настоящий психолог о настоящем Лютере, уже не с моралистической простотой сельского пастора, уже не со слащавой и расшаркивающейся стыдливостью протестантских историков, а, скажем, с тэновским бесстрашием, движимый душевной силой, а не умной поблажкой в отношении силы?.. (Немцам, кстати сказать, удалось наконец в довольно изящной форме произвести классический тип названной поблажки они вправе отнести это на свой счет, зачесть в свою пользу: именно, в лице их Леопольда Ранке, этого прирожденного классического advocatus каждой causa fortior, этого умнейшего из всех умных "приспешников факта".)

20

Но меня уже поняли — достаточное основание, не правда ли, в общем и целом, чтобы нам, психологам, удалось нынче избавиться от толики недоверия в наш собственный адрес?.. Должно быть, и мы все еще "слишком добры" для своего ремесла, должно быть, и мы все еще жертвы, добыча, пациенты этого обмораленпого вкуса эпохи, сколь бы мы ни презирали его на свой лад, должно быть, и в нас еще внесена его инфекция. От чего предостерегал-таки тот дипломат, обращаясь к своим коллегам? "Прежде всего, господа, не будем доверять нашим первым душевным движениям, — сказал он, — они почти всегда добры"… Так следовало бы нынче и каждому психологу обратиться к своим коллегам… И вот мы возвращаемся к нашей проблеме, которая и в самом деле требует от нас некоторой строгости, некоторого недоверия, в особенности к "первым душевным движениям". Аскетический идеал на службе у умышленного разгула чувств — кто вспомнит предыдущее рассмотрение, тот предвосхитит уже в существенном дальнейшее изложение, сжатое в эти восемь слов. Вывести однажды человеческую душу из всех ее пазов, так глубоко окунуть ее в ужас, стужу, пекло и восторги, чтобы она, точно от удара молнии, мигом отделалась от всяческой мелюзги, прилипающей к недовольству, тупости, досаде, — какие пути ведут к этой цели? и среди них какие наверняка?.. В сущности, способностью этой наделены все значительные аффекты, при условии что им пришлось бы разрядиться внезапно: гнев, страх, похоть, месть, надежда, торжество, отчаяние, жестокость; и действительно, аскетический священник, без колебаний, взял себе на службу целую свору диких псов, разлаявшихся в человеке, попеременно спуская с цепи то одного, то другого, и всегда с одинаковой целью: разбудить человека из томительной скорби, загнать хотя бы на время его тупую боль, его нерасторопное убожество, мотивируя это все еще религиозной интерпретацией и «оправданием». Понятно, что каждый такой разгул чувства возмещается следом — он усугубляет болезнь: и оттого такого рода пользование боли выглядит, по современной мерке, "достойным осуждения". Следует, однако, справедливости ради тем более настаивать на том, что оно применялось с чистой совестью, что аскетический священник прописывал его, нисколько не сомневаясь в его целесообразности, даже необходимости, довольно часто и сам почти что надламываясь при виде им же содеянной юдоли; добавим также, что стремительные физиологические реванши подобных эксцессов, возможно, даже душевных расстройств, в сущности не противоречат совокупному смыслу этого рода предписания, целью которого, как отмечалось прежде, было не исцеление от болезней, но борьба с депрессивным состоянием, его смягчение, его заглушение. Эта же цель оказывалась достижимой и таким вот путем. Коронный прием, который позволял себе аскетический священник, чтобы вызвучить человеческую душу всякого рода раздирающей и экстатической музыкой, сводился — это знает каждый — к манипулированию чувством вины. Генезис последнего был вкратце намечен в предыдущем рассмотрении — как некий вариант психологии животных, не больше: чувство вины представало нам там как бы в виде сырья. Лишь под руками священника, этого подлинного художника по части всего чувствующего себя виновным, приобрело оно форму — и какую форму! «Грех» — ибо так гласит священнический перетолк животной "нечистой совести" (обращенной вспять жестокости) — был доныне величайшим событием в истории больной души: в нем явлен нам самый опасный и самый напастный трюк религиозной интерпретации. Человек, страдающий самим собою, каким-то образом, во всяком случае физиологически, скажем, на манер запертого в клетке зверя, не ведая: отчего, к чему? алчный до доводов — доводы облегчают, — алчный и до снадобий и наркотиков, он обращается наконец за советом к кому-то, кто знает толк и в сокровенном, — и вот так так! он получает намек, он получает от своего кудесника, аскетического священника, первый намек относительно «причины» своего страдания: он должен искать ее в себе, в какой-то вине, в каком-то сколке прошлого; само страдание свое должен он понимать как наказание… Несчастный, он выслушал, он понял: теперь с ним дело обстоит как с курицей, вокруг которой провели черту. Черту этого круга он уже не перейдет: из больного выкроен «грешник»… И вот же, на тысячелетия вперед замаячил перед взором этот новый больной, «грешник», будет ли он маячить всегда? — куда ни глянешь, всюду гипнотический взгляд грешника, намертво фиксированный в одном направлении (в направлении «вины», как единственной причины страдания); всюду нечистая совесть, это "гадкое животное", говоря вместе с Лютером; всюду отрыгнутое и обратно пережевываемое прошлое, исковерканный факт, "зеленый глаз" на всякое деяние; всюду возведенная до жизненной насущности воля к непониманию страдания, к переиначиванию его в чувства вины, страха и наказания; всюду бичевание, власяница, изморенная голодом плоть, самоуничижение; всюду самоколесование грешника в свирепом колесе растревоженной, болезненно похотливой совести; всюду немая мука, безотчетный страх, агония замученного сердца, судороги незнаемого счастья, вопль об «искуплении». С помощью этой системы процедур старая депрессия, угнетенность и усталость были и в самом деле искоренены, жизнь снова делалась очень интересной: бодрствующий, вечно бодрствующий, с изможденным от бессонницы лицом, раскаленный, обуглившийся, истощенный и все-таки не ощущающий усталости — таким вот выглядел человек, «грешник», посвященный в эти мистерии. Старый великий кудесник, тягающийся с унынием, аскетический священник — он явно победил, его царствие пришло: на боль уже не жаловались, боли жаждали, "больше боли! больше боли!" — так столетиями навылет вопила тоска его учеников и посвященных. Каждый разгул чувства, причинявший боль, все, что ломало, опрокидывало, крошило, отрешало, восхищало, тайна застенков, изобретательность самого ада — все это было отныне открыто, разгадано, использовано, все было к услугам кудесника, все служило впредь победе его идеала, аскетического идеала… "Царствие мое не от мира сего", — повторял он, как и прежде: был ли он все еще вправе повторять это?.. Гете утверждал, что существует всего тридцать шесть трагических ситуаций, — можно было бы догадаться отсюда, не знай мы этого уже, что Гете не был аскетическим священником. Тому — известно больше…

21

По отношению ко всему этому способу жреческого лечения, способу «криминальному», каждое слово критики излишне. Что названный разгул чувства, предписываемый обыкновенно в таком случае аскетическим священником своим пациентам (под священнейшими, разумеется, ярлыками и при полной уверенности в праведности своей цели), действительно пошел в прок какому-либо больному кого бы угораздило еще на подобного рода утверждения? Следовало бы, самое меньшее, сговориться насчет слова «прок». Если этим хотят сказать, что такая система лечения улучшила человека, то я не стану перечить: я только прибавлю, что, по мне, означает «улучшить» — не больше, чем «приручить», "ослабить", «обескуражить», "изощрить", «изнежить», "оскопить" (стало быть, почти что нанести ущерб…). Но если речь идет по существу о больных, расстроенных, удрученных, то система эта, допустив даже, что она делала больного «лучше», при всех обстоятельствах делает его больнее; спросите-ка врачей-психиатров, каковы последствия методического применения покаянных самоистязаний, самоуничижений и судорог искупления. Загляните также в историю: всюду, где аскетический священник внедрял этот способ лечения больных, болезненность набирала зловещие темпы роста вглубь и вширь. Что же получалось всегда "в итоге"? Расшатанная нервная система, вдобавок ко всему, что было уже больным, — и это от мала до велика, в масштабах отдельных лиц и масс. В свите, сопровождающей training покаяния и искупления, мы обнаруживаем чудовищные эпилептические эпидемии с небывалым в истории размахом, вроде средневековых плясок св. Витта и св. Иоанна; иную форму его развязки мы находим в ужасных столбняках и затяжных депрессиях, вследствие которых при случае раз и навсегда выворачивается наизворот темперамент целого народа или целого города (Женева, Базель); сюда относится и истерия ведьм, нечто родственное сомнамбулизму (восемь мощных эпидемических вспышек ее только между 1564 и 1605 годами); в названной свите находим мы также те массовые психозы смертомании, чей леденящий душу вопль "evviva la morte!" раздавался по всей Европе, прерываемый то сладострастными, то свирепо-разрушительными идиосинкразиями: то же чередование аффектов с одинаковыми перебоями и скачками еще и нынче наблюдается повсюду, в каждом случае, где аскетическая доктрина греха снова пользуется большим успехом. (Религиозный невроз предстает в форме «падучей» — в этом нет сомнения. Что же он такое? Quaeritur.) В целом аскетический идеал и его утонченно-моральный культ, эта остроумнейшая, бесцеремоннейшая и опаснейшая систематизация всех средств чувственной экзальтации под покровительством святых умыслов, именно таким ужасным и незабываемым образом был вписан во всю историю человека; и, к сожалению, не только в его историю… Едва ли я сумел бы сослаться на что-либо другое еще, что столь же разрушительно сказалось на здоровье и расовой крепости, особенно европейцев, нежели этот идеал; позволительно назвать его без всякого преувеличения настоящей пагубой в истории здоровья европейского человека. Можно было бы еще, на худой конец, приравнять его влияние к специфически германскому влиянию: я разумею алкогольное отравление Европы, которое до сих пор шло строго вровень с политическим и расовым перевесом германцев (- всюду, где они прививали свою кровь, прививали они также и свой порок). — Третьим по очереди следовало бы назвать сифилис — magno sed proxima intervallo.

22

Аскетический священник, где бы он ни достигал господства, наводил порчу на душевное здоровье, стало быть, и на вкус in artibus et litteris — он и поныне портит его. "Стало быть?" — я надеюсь, со мною просто согласятся в этом "стало быть"; по меньшей мере я не намерен вдаваться здесь в доказательства. Один лишь намек: относительно поземельной книги христианской литературы, ее самосущей модели, ее «книги-в-себе». Еще среди греко-римского великолепия, бывшего также великолепием и книг, в самом средоточии еще не поветшалого и не пошедшего еще под снос мира античной письменности, в пору, когда можно было еще читать некоторые книги, за обладание которыми нынче стоило бы отдать половину здравствующих литератур, простота и тщеславие христианских агитаторов — их именуют отцами церкви — дерзнула-таки постановить: "и у нас есть своя классическая литература, мы не нуждаемся в греческой" — и при этом гордо кивали на книги преданий, апостольские послания и апологетические трактатишки, примерно так же, как нынче английская "армия спасения" сродственной литературой борется с Шекспиром и прочими «язычниками». Я не люблю "Нового Завета", читатель угадал уже это; меня почти тревожит, что я до такой степени одинок со своим вкусом относительно этого столь оцененного и переоцененного сочинения (вкус двух тысячелетий против меня): но что поделаешь! "Здесь я стою, я не могу иначе" — у меня есть мужество держаться своего дурного вкуса. Ветхий Завет — вот это да: нужно отдать должное Ветхому Завету! В нем нахожу я великих людей, героический ландшафт и нечто наиредчайшее на земле: несравнимую наивность сильного сердца; больше того, я нахожу здесь народ. В Новом, напротив, сплошь и рядом возня мелких сект, сплошь и рядом рококо души, сплошь и рядом завитушки, закоулки, диковинки, сплошь и рядом воздух тайных собраний; я чуть было не забыл сказать о случайном налете буколической слащавости, характерной для эпохи (и для римской провинции), и не столько иудейской, сколько эллинистической. Смирение и важничанье, вплотную прилегающие друг к другу; почти оглушающая болтливость чувства; страстность и никакой страсти; мучительная жестикуляция; тут, очевидно, недостает хорошего воспитания. Ну допустимо ли поднимать такую шумиху вокруг своих маленьких пороков, как это делают эти мужевидные благочестивцы! Ни один петух не прокукарекает об этом; не говоря уже о Боге. В конце концов они взыскуют еще "венца жизни вечной", все эти провинциалы; к чему же? чего же ради? — нескромность переходит здесь все границы. «Бессмертный» Петр — кто бы вынес такого! Им свойственна гордыня, вызывающая смех: что-то такое в них разжевывает свое наиболее интимное, свои глупости, печали и никудышные заботы, точно сама сущность вещей обязана была печься об этом; что-то такое в них не устает впутывать и самого Бога в мелкие дрязги, в коих они торчат по горло. А это постоянное запанибрата самого дурного вкуса с Богом! Эта еврейская, не только еврейская, назойливость, гораздая лапать Бога и брать его глоткой!.. Есть на востоке Азии маленькие презренные "языческие народы", у которых эти первые христиане могли бы научиться кое-чему существенному, самой малости такта в благоговении; они не позволяют себе, как свидетельствуют христианские миссионеры, вообще ни капли имени Бога своего. Я нахожу это достаточно деликатным; наверняка это слишком деликатно не только для «первых» христиан: чтобы ощутить контраст, стоило бы вспомнить, скажем, о Лютере, этом «красноречивейшем» и начисто лишенном скромности мужике, какого только имела Германия, и о лютеровской тональности, которая больше всего была ему по вкусу как раз в его беседах с Богом. Сопротивление Лютера святым-посредникам церкви (в особенности "чертовой свинье папе") было в подоплеке, что и говорить, сопротивлением мужлана, раздраженного хорошим этикетом церкви, тем благоговейным этикетом гиератического вкуса, который впускает в святилище лишь более посвященных и более молчаливых и запирает его перед мужланами. Последним именно здесь раз и навсегда возбраняется говорить — но Лютер, мужик, просто захотел этого иначе, настолько это было ему недостаточно по-немецки: он захотел прежде всего говорить прямо, говорить самому, говорить «беспеременно» со своим Богом… Что ж, он и сделал это. Аскетический идеал — можно, пожалуй, догадаться об этом — никогда и нигде не был школой хорошего вкуса, тем паче хороших манер — он был в лучшем случае школой гиератических манер, что значит: в нем самом на корню есть нечто смертельно враждебное всем хорошим манерам — недостаток меры, неприязнь к мере, он и есть сам "non plus ultra".

23

Аскетический идеал испортил не только здоровье и вкус, он испортил еще нечто третье, четвертое, пятое, шестое — я поостерегся бы сказать, что именно (да и когда бы я подошел к концу!). Не то, что натворил этот идеал, приходится мне освещать здесь; напротив, только то, что он означает, чему дает быть разгаданным, что таит за собою, под собою, в себе, для чего является предварительным, смутным, отягченным вопросительными знаками и недоразумениями выражением. И лишь на фоне этой цели я не счел возможным избавить своих читателей от чудовищной картины его воздействий, в том числе и роковых воздействий: дабы подготовить их к последней и наиболее ужасающей перспективе, в которой предстает мне вопрос о значении названного идеала. Что же означает само могущество этого идеала, чудовищность его могущества? отчего был ему предоставлен столь колоссальный полигон? отчего он не наткнулся на достойное сопротивление? Аскетический идеал выражает некую волю: где та соперничающая воля, в которой выразился бы соперничающий идеал? Аскетическому идеалу присуща некая цель — достаточно общая, чтобы в сравнении с нею мелкими и узкими выглядели все прочие интересы человеческого существования; он беспощадно налегает на времена, народы, людей, подчиняя их этой единой цели, он не допускает никакого другого толкования, никакой другой цели, он бракует, отрицает, утверждает, подтверждает исключительно в смысле своей интерпретации (- а была ли когда-нибудь более тщательно додуманная до конца система интерпретации?); он не повинуется никакой власти, он верит, напротив, в свое преимущество над всякой властью, в свою безусловную ранговую дистанцию относительно всякой власти — он верит в то, что нет на земле такой власти, которая бы не из него стяжала смысл, право на существование, ценность, будучи орудием его труда, путем и средством к его цели, к единой цели… Где противоупор к этой замкнутой системе воли, цели и интерпретации? Отчего отсутствует противоупор?.. Где другая "единая цель"?.. Но мне говорят, что она не отсутствует, что она не только билась долгим и счастливым боем с этим идеалом, но и превозмогла уже его во всем существенном: наша современная наука в целом служит-де тому ручательством эта современная наука, которая, будучи доподлинной философией действительности, верит, очевидно, только в себя самое, обладает, очевидно, мужеством держаться самой себя, волей быть собою и довольно недурно обходилась до сих пор без Бога, потусторонности и отрицательных добродетелей. Меня, впрочем, нисколько не смущает подобный шум и агитаторская болтовня: эти трубачи действительности — плохие музыканты; голоса их достаточно внятно раздаются не из глубины; вовсе не бездна научной совести вещает из них — ибо научная совесть нынче и есть бездна, — слово «наука» в глотках таких трубачей оборачивается просто блудом, надругательством, бесстыдством. Истина как раз противоположна тому, что утверждается здесь: наука нынче начисто лишена какой-либо веры в себя, не говоря уже об идеале над собой, — и где она есть все еще страсть, любовь, пыл, страдание, там она выступает не антиподом аскетического идеала, а, напротив, новейшей и преимущественнейшей формой его. Вам это режет слух?.. И среди нынешних ученых водится ведь немало бравого и скромного рабочего люда, которым люб их маленький уголок и которые именно оттого, что он люб им, временами чуть нескромно повышают голос, требуя, чтобы нынче все непременно были довольны, а тем паче в науке — там-де целый непочатый край полезной работы. Я не перечу; меньше всего хотелось бы мне разохотить этих честных тружеников от их ремесла: ибо я радуюсь их работе. Но тем, что в науке нынче ведется строгая работа и не перевелись довольные труженики, вовсе еще не доказано, что наука в целом обладает нынче целью, волей, идеалом, страстью великой веры. Действительно, как было сказано, противоположное: где она не предстает новейшею формою проявления аскетического идеала — дело идет здесь о крайне редкостных, преимущественных, отборных случаях, едва ли смогших бы спровоцировать перегиб в общем суждении, — там наука оказывается нынче неким пристанищем для всякого рода унылости, безверия, гложущих червей, despectio sui, нечистой совести — там она само беспокойство отсутствия идеалов, страдание от дефицита великой любви, неудовлетворенность недобровольной воздержанностью. О, чего только не скрывает нынче наука! сколько всего должна она, по крайней мере, скрывать! Трудолюбие наших лучших ученых, их обморочное прилежание, их денно и нощно коптящая голова, само их ремесленное мастерство — сколь часто смысл всего этого сводится к тому, чтобы намеренно пропустить сквозь пальцы нечто! Наука как средство самоусыпления: знакомо ли вам это?.. Порою можно — каждому, кто общается с учеными, приходится это испытывать — зашибить их безобидным словом до мозга костей; можно озлобить против себя своих ученых друзей в момент, когда полагаешь почтить их; просто выводишь их из себя оттого лишь, что был достаточно груб, чтобы угадать, с кем, собственно, имеешь дело — со страждущими, которые не желают сами себе признаться в том, кто они такие, с усыпленными и обморочными, которые боятся лишь одного: как бы не прийти в сознание…

24

— А теперь всмотритесь-ка в те более редкостные случаи, о которых я говорил, — в последних идеалистов, доживающих нынче свой век среди философов и ученых: может, в них-то и явлены искомые противники аскетического идеала, его контр-идеалисты? Они и в самом деле мнят себя таковыми, эти «неверующие» (ибо всем им без исключения свойственно неверие); казалось бы, в том именно и состоит последний сколок их веры, чтобы быть противниками этого идеала, настолько серьезными предстают они в этом пункте, настолько страстными становятся именно тут их слова, их жесты, — следует ли уже отсюда истинность того, во что они верят?.. Мы, «познающие», в конце концов проникаемся недоверием ко всякого рода верующим; наше недоверие выучило нас постепенно делать выводы, обратные тем, которые делались прежде: именно, всюду, где сила веры чересчур выпирает на передний план, заключать к известной слабости аргументов, к неправдоподобности самого предмета веры. Мы также не отрицаем, что вера "делает блаженным": оттого-то мы и отрицаем, что вера доказывает что-либо, — сильная вера, делающая блаженным, возбуждает подозрение к тому, во что она верит; она не обосновывает «истину», она обосновывает некоторое правдоподобие — иллюзии. Как же обстоит дело в этом вот случае? — Эти нынешние отрицатели и непричастники, эти безуклончивые ревнители только и только интеллектуальной опрятности, эти черствые, строгие, воздержанные, героические умы, составляющие честь нашей эпохи, все эти водянистого цвета атеисты, антихристы, имморалисты, нигилисты, эти скептики, эфектики, чахоточники духа (чахоточны в каком-то смысле все они без исключения), эти последние идеалисты познания, в которых только и обитает нынче воплощенная интеллектуальная совесть, — они и впрямь мнят себя как нельзя отторгнутыми от аскетического идеала, эти "свободные, весьма свободные умы"; и все же да разглашу я им тайну, которую сами они не в силах заприметить — настолько впритык стоят они к самим себе: этот идеал как раз и является одновременно и их идеалом, сами они и представляют его нынче, и, возможно, никто больше, сами они и предстают одухотвореннейшим его вырождением, наиболее пробивным отрядом его воителей и лазутчиков, его коварнейшей, чувствительнейшей, неуловимейшей формой обольщения — если я в чем-то являюсь разгадчиком загадок, то я хочу быть им в этом туре!.. Они еще далеко не свободные умы: ибо они верят еще в истину… Когда христианские крестоносцы на Востоке натолкнулись на непобедимый орден ассассинов, орден свободных умов par excellence, чьи низшие чины жили в послушании, равного которому не достигал ни один монашеский орден, они каким-то окольным путем получили намек и на тот символ и памятное слово, которое было сохранено только за высшими чинами, как их secretum: "Ничего истинного, все позволено"… Ну так вот, это была свобода духа, этим была отменена даже вера в истину… Сподобилось ли уже когда-нибудь какому-либо европейскому, христианскому вольнодумцу затеряться в этом пассаже и его лабиринтных последствиях? знаком ли ему по опыту минотавр этой пещеры?.. Сомневаюсь, больше того, знаю, что все обстоит иначе — этим безуклончивым ревнителям одного, этим так называемым "свободным умам" ничто не чуждо в такой степени, как свобода и раскованность в упомянутом смысле; ни в каком отношении они не связаны крепче: их крепость и безуклончивость, как ни у кого другого, покоится именно на вере в истину. Все это я знаю, должно быть, со слишком близкого расстояния: эту достопочтенную философскую воздержанность, к каковой обязывает такая вера, этот стоицизм интеллекта, который напоследок столь же строго возбраняет себе говорить Нет, как и говорить Да, эту волю к топтанию на месте перед всем фактическим, перед factum brutum, этот фатализм "petits faits" (ce petit faitalisme, как я его называю), в котором французская наука тщится снискать себе нынче своего рода моральное преимущество перед немецкой, это отречение от интерпретации вообще (от насилия, подтасовок, сокращений, пропусков, набивания чучел, измышлении, подделок и что бы еще ни принадлежало к сущности всяческого интерпретирования) — все это, по большому счету, с таким же успехом выражает аскетизм добродетели, как и любого рода отрицание чувственности (здесь, в сущности, дан один лишь модус такого отрицания). Но то, что принуждает к нему, та безуклончивая воля к истине, и есть собственно вера в аскетический идеал, хотя бы и под видом своего бессознательного императива, не следует питать на сей счет никаких иллюзий, — вера в метафизическую ценность, самоценность истины, как она единственно засвидетельствована и удостоверена этим идеалом (им держится она и с ним падает). Строго рассуждая, не существует никакой «беспредпосылочной» науки, самая мысль о таковой представляется немыслимой, паралогичной: нужно всегда заведомо иметь в наличии некую философию, некую «веру», дабы предначертать из нее науке направление, смысл, границу, метод, право на существование. (Кто толкует это в обратном смысле, кому, скажем, взбредет в голову поставить философию "на строго научную почву", тому придется сперва поставить на голову не только философию, но и саму истину: досаднейшее нарушение норм приличия по отношению к двум столь респектабельным дамам!) Да, никакого сомнения, — и сим я предоставляю слово моей "Веселой науке", ср. ее пятую книгу (II 208) [I 664 cл. ] — "правдивый человек, в том отважном и последнем смысле слова, каким предполагает его вера в науку, утверждает тем самым некий иной мир, нежели мир жизни, природы и истории; и коль скоро он утверждает этот "иной мир", как? не должен ли он тем самым отрицать его антипод, этот мир — наш мир?.. Наша вера в науку покоится все еще на метафизической вере — и даже мы, познающие нынче, мы, безбожники и антиметафизики, берем наш огонь все еще из того пожара, который разожгла тысячелетняя вера, та христианская вера, которая была также верою Платона, вера в то, что Бог есть истина, что истина божественна… А что, если именно это становится все более и более сомнительным, если ничто уже не оказывается божественным, разве что заблуждением, слепотою, ложью, — если сам Бог оказывается продолжительнейшей нашей ложью?" — На этом месте впору остановиться и погрузиться в размышления. Сама наука нуждается отныне в оправдании (чем вовсе еще не сказано, что таковое для нее имеется). Взгляните в этой связи на древнейшие и новейшие философии: всем им недостает сознания того, в какой мере сама воля к истине нуждается еще в оправдании; пробел этот очевиден в каждой философии — отчего он? Оттого, что над всей философией господствовал до сих пор аскетический идеал; оттого, что истина полагалась как сущее, как Бог, как сама верховная инстанция: оттого, что истина и не смела быть проблемой. Понимают ли это "не смела"? — С того самого мгновения, когда отрицается вера в Бога аскетического идеала, наличной оказывается и некая новая проблема: проблема ценности истины. Воля к истине нуждается в критике — определим этим нашу собственную задачу, — ценность истины должна быть однажды экспериментально поставлена под вопрос… (Кому сказанное покажется слишком кратким, тому позволительно будет посоветовать перечитать тот отрывок "Веселой науки", который озаглавлен: "В какой мере и мы еще набожны" (II 206 сл.) [I 663 — 665], а лучше всего всю пятую книгу названного произведения и еще предисловие к "Утренней заре".)

25

Нет! Не говорите мне о науке, когда я ищу естественного антагониста аскетического идеала, когда я спрашиваю: "Где та враждебная воля, в которой выражается враждебный ему идеал? Науке для этого слишком еще недостает самостоятельности, она во всех отношениях нуждается в идеале ценности, в силе творящей ценности, на службе у которой она только и смеет верить в себя, — сама она никогда не творит ценностей. Ее отношение к аскетическому идеалу само по себе никак не является еще антагонистическим; скорее, она представляет даже по существу понукающую силу в процессе его внутреннего формирования. При более тонкой проверке ее разлад и борьба связаны отнюдь не с самим идеалом, но лишь с его передовыми укреплениями, экипировкой, маскарадом, с его периодическим очерствлением, одеревенением, затвердением в догму — отрицая в нем эксотерическое, она наново высвобождает в нем жизнь. Оба они, наука и аскетический идеал, стоят-таки на одной почве — я уже давал понять это, — именно, на почве одинаковой преувеличенной оценки истины (вернее: на почве одинаковой веры в недевальвируемость, некритикуемость истины); в этом-то и оказываются они по необходимости союзниками — так что они, при условии что с ними приходится бороться, могут лишь сообща подвергаться нападению и стоять под одним общим вопросом. Оценка аскетического идеала неизбежно влечет за собою и оценку науки: для этого протрите себе вовремя глаза и навострите уши! (Искусство, говоря наперед, ибо когда-нибудь я вернусь к этому более обстоятельно, — искусство, в котором рукополагается сама ложь, а воля к обману поддерживается чистой совестью, гораздо основательнее противопоставлено аскетическому идеалу, нежели наука: так инстинктивно чувствовал Платон, этот величайший враг искусства, какого до сих пор производила Европа. Платон против Гомера: вот и весь доподлинный антагонизм — там пылкий доброволец «потустороннего», великий клеветник жизни, тут невольный ее обожатель, золотая природа. Оттого наемничание художника на службе у аскетического идеала есть верх художнической коррупции, к сожалению, одной из наиболее распространенных: ибо нет ничего более охочего до коррупции, чем художник.) Даже с физиологической точки зрения наука покоится на той же почве, что и аскетический идеал: некое скудение жизни служит в обоих случаях предпосылкой — охлажденные аффекты, замедленный темп, диалектика, вытеснившая инстинкт, лица и жесты, оттиснутые серьезностью (серьезностью, этим безошибочнейшим признаком нарушенного обмена веществ, растущей борьбы жизненных функций). Рассмотрите те эпохи в развитии народа, когда на передний план выступает ученый: это эпохи усталости, часто сумеречные, упадочные — хлещущая отовсюду сила, уверенность в жизни, уверенность в будущем канули здесь в прошлое. Перевес касты мандаринов никогда не сулит ничего доброго — равным образом восхождение демократии, мирных третейских судов вместо войн, равноправия женщин, религии сострадания и каких бы там еще ни было симптомов ниспадающей жизни. (Наука, понятая как проблема; что означает наука? — ср. в этой связи предисловие к "Рождению трагедии".) — Нет! эта "современная наука" раскройте лишь глаза на это! — остается покуда лучшей союзницей аскетического идеала, и как раз оттого, что она есть самая бессознательная, самая непроизвольная, самая таинственная и самая подземная союзница! Они играли до сих пор в одну игру, "нищие духом" и научные противники этого идеала (к слову сказать, как бы их не приняли за противоположность первых, скажем за богатых духом, — они не таковы, я назвал их чахоточниками духа). Эти прославленные победы последних: бесспорно, именно победы, — но над чем? Аскетический идеал ни в малейшей степени не потерпел в них поражения, он был скорее ими усилен, т.е. выступил в более неуловимом, более духовном, более коварном обличии, как раз оттого, что выстроенные им себе крепостные стены и рвы, представлявшие его в более грубом виде, всякий раз беспощадно сносились и менялись со стороны науки. Думают ли в самом деле, что крах, скажем, теологической астрономии ознаменовал крах этого идеала?.. Стал ли человек менее нуждаться в потустороннем решении загадки своего существования оттого, что существование это с тех пор получило более взбалмошный, прогульный, необязательный вид в зримом распорядке вещей? Разве не в безудержном прогрессе пребывает со времен Коперника именно самоумаление человека, его воля к самоумалению? Ах, вера в его достоинство, уникальность, незаменимость в ранговой очередности существ канула в небытие — он стал животным, животным без всяких иносказаний, скидок, оговорок, он, бывший в прежней своей вере почти что Богом ("чадом Божьим", "Богочеловеком")… Со времен Коперника человек очутился как бы на наклонной плоскости — теперь он все быстрее скатывается с центра — куда? в Ничто? в "сверлящее ощущение своего ничтожества"?.. Что ж! это и было бы как раз прямым путем — в старый идеал?.. Всякая наука (а не только одна астрономия, об унизительном и оскорбительном воздействии которой обронил примечательное признание Кант: "она уничтожает мою важность"…), всякая наука, естественная, как и неестественная — так называю я самокритику познания, — тщится нынче разубедить человека в прежнем его уважении к самому себе, как если бы это последнее было не чем иным, как причудливым зазнайством; можно было бы сказать даже, что она изводит всю свою гордость, всю суровость своей стоической атараксии на то, чтобы поддержать в человеке это с таким трудом добытое самопрезрение в качестве его последнего, серьезнейшего права на уважение перед самим собой (фактически вполне резонно: ибо тот, кто презирает, все еще "не разучился уважению"…). Значит ли это, собственно, противодействовать аскетическому идеалу? Неужели еще серьезно считают (как это некоторое время воображали себе теологи), что, скажем, кантовская победа над теологической догматикой понятий ("Бог", «душа», "свобода", "бессмертие") сокрушила этот идеал? — причем нам покуда нет дела до того, было ли в намерениях самого Канта вообще нечто подобное. Несомненно, что со времени Канта козыри снова оказались в руках у трансценденталистов всякого пошиба — они эмансипировались от теологов: какое счастье! — он подмигнул им на ту лазейку, через которую они смеют впредь на собственный страх и риск и с изысканнейшими научными манерами следовать "велениям своего сердца". Равным образом: кто бы смог упрекнуть нынче агностиков, когда они, будучи почитателями Неведомого и Таинственного как такового, поклоняются нынче как Богу самому вопросительному знаку? (Ксавье Дудан говорит где-то о ravages, которые причинила "l'habitude d'admirer l'inintelligible au lieu de rester tout simplement dans l'inconnu"; он считает, что древние обошлись без этого.) При условии, что все, что «познает» человек, не удовлетворяет его желаниям, напротив, противоречит им и приводит его в трепет, какая божественная увертка — быть вправе искать вину за это не в «желании», а в "познании"!.. "Нет никакого познания; следовательно, — есть какой-то Бог": что за новая elegantia syllogismi! что за триумф аскетического идеала!

26

— Или вся нынешняя историография нет-нет да и приняла более жизнеуверенную, более идеалоуверенную позу? Ее благороднейшая претензия сводится нынче к тому, чтобы быть зеркалом; она отклоняет всяческую телеологию; она не желает больше ничего «доказывать»; ей претит разыгрывать судейскую роль, и в этом сказывается ее хороший вкус — она столь же мало утверждает, как и отрицает, она констатирует, она «описывает»… Все это в высокой степени аскетично; но в то же время и в еще более высокой степени нигилистично, пусть не обманываются на сей счет! Видишь скорбный, суровый, но полный решимости взгляд — глаз, который приглядывается, как приглядывается одинокий полярник (должно быть, для того, чтобы не вглядываться? чтобы не оглядываться?..). Здесь снег, здесь онемела жизнь; последние вороны, слышимые здесь, называются: "К чему?", "Напрасно!", "Nada!" — здесь ничего больше не преуспевает и не растет, разве что петербургская метаполитика и толстовское «сострадание». Что же касается другого рода историков, должно быть, еще "более современного" рода, сластолюбивого, похотливого, делающего глазки как жизни, так и аскетическому идеалу, рода, пользующегося словом «артист», точно перчаткой, и целиком заарендовавшего себе нынче похвалу контемпляции, — о, после этих сладких остроумцев испытаешь еще не ту жажду по аскетам и зимним ландшафтам! Нет! черт бы побрал эту «созерцательную» братию! Насколько охотнее готов я еще бродить с теми историческими нигилистами в самом мрачном, сером, промозглом тумане! — да, я не остановлюсь даже перед тем — допустив, что мне пришлось бы делать выбор, — чтобы уделить внимание какой-нибудь вполне неисторической, противоисторической голове (тому же, скажем, Дюрингу, чьими звучными речами упивается в нынешней Германии покуда еще пугливая, еще не расколовшаяся специя "прекрасных душ", species anarchistica в рамках образованного пролетариата). Во сто крат хуже «созерцательные»; я не знаю ничего, что действовало бы более тошнотворно, чем такое «объективное» кресло, такой благоухающий сластена, потирающий руки перед историей, полупоп, полусатир, parfum Ренан, который уже одним высоким фальцетом своего одобрения предает огласке, чего у него не хватает, где у него не хватает, где в этом случае воспользовалась Парка — ах! слишком хирургически — своими жестокими ножницами! Это раздражает мой вкус, также и мое терпение — пусть при подобных зрелищах сохраняет свое терпение тот, кому нечего здесь терять, — меня такое зрелище приводит в ярость, такие «зрители» озлобляют меня против «спектакля», больше, чем спектакля (самой истории, вы понимаете меня); вдруг откуда ни возьмись на меня нападают при этом анакреонтические причуды. Эта природа, давшая быку рог, дала льву [пасть с острыми клыками]; зачем дала мне природа ногу?.. Чтобы топтать, клянусь святым Анакреоном! а не только бежать прочь; чтобы обеими ногами топтать трухлявые кресла, трусливую созерцательность, похотливое евнушество перед историей, флиртование с аскетическими идеалами, рядящееся в тогу справедливости тартюфство импотенции! Все мое почтение аскетическому идеалу, поскольку он честен! коль скоро он верит в самого себя и не валяет с нами дурака! Но не люблю я всех этих кокетливых клопов, коих честолюбие не утоляется до тех пор, покуда от них не разит бесконечностью, покуда наконец и от бесконечности не разит клопами; не люблю я гробов повапленных, разыгрывающих комедию жизни; не люблю усталых и использованных, которые упаковывают себя в мудрость и смотрят на все «объективно»; не люблю разодетых под героев агитаторов, которые напяливают шапку-невидимку идеала на соломенные жгуты своих голов; не люблю честолюбивых художников, желающих выдать себя за аскетов и жрецов и представляющих собою, по сути, лишь трагических гансвурстов; не люблю и этих новейших спекулянтов идеализма, антисемитов, которые нынче закатывают глаза на христианско-арийско-обывательский лад и пытаются путем нестерпимо наглого злоупотребления дешевейшим агитационным средством, моральной позой, возбудить все элементы рогатого скота в народе (- что в нынешней Германии пользуется немалым спросом всякого рода умничающее мошенничество, это связано с непререкаемым и уже осязаемым запустением немецкого духа, причину коего я ищу в питании, состоящем сплошь из газет, политики, пива и вагнеровской музыки, включая сюда и предпосылку этой диеты: во-первых, национальное ущемление и тщеславие, энергичный, но узкий принцип: "Deutschland, Deutschland uber alles", во-вторых же, paralysis agitans "современных идей"). Европа нынче горазда в изобретении прежде всего возбуждающих средств; ни в чем, должно быть, не нуждается она больше, чем в stimulantia и в спиртном: отсюда и чудовищная подделка идеалов, этих неразбавленных спиртных напитков духа, отсюда же и противный, провонявшийся, изолганный, псевдоалкогольный воздух повсюду. Мне хотелось бы знать, сколько судовых грузов кустарного идеализма, театрально-героического реквизита и громыхающей жести высокопарных слов, сколько тонн засахаренного спиртного сочувствия (торговая фирма: la religion de la souffrance), сколько ножных протезов "благородного негодования" в подмогу умственно плоскостопным, сколько комедиантов христианско-морального идеала понадобилось бы экспортировать нынче из Европы, чтобы проветрить ее от этого зловония… Ясное дело, в перспективе этого перепроизводства открывается возможность новой торговли; ясное дело, с маленькими идолами идеала и соответствующим ассортиментом «идеалистов» можно преуспеть в новом «гешефте» — не пропустите мимо ушей этот посаженный на кол намек! У кого хватит духу на это? — в наших руках «идеализировать» всю землю!.. Но что я говорю о духе: здесь необходимо лишь одно — именно рука, не знающая промаха, слишком не знающая промаха рука…

27

— Довольно! Довольно! Оставим эти курьезы и хитросплетения новейшего духа, достойные равно и смеха, и сетований: как раз наша проблема может обойтись без них, проблема значения аскетического идеала — какое ей дело до вчерашнего и сегодняшнего дня! Эти темы с большей основательностью и строгостью будут рассмотрены мною в другой связи (под заглавием: "К истории европейского нигилизма"; я отсылаю с этой целью к подготавливаемому мною труду: Воля к власти. Опыт переоценки всех ценностей). Здесь же дело идет лишь о том, чтобы указать на следующее: и в высших сферах духовности у аскетического идеала есть все еще только одна разновидность действительных врагов и вредителей — комедианты этого идеала — ибо они пробуждают недоверие. Во всем же остальном, где нынче явственна строгая, властная и лишенная всякого жульничества работа духа, ему нет никакого дела до идеала популярное выражение для этого поста есть «атеизм»: за вычетом его воли к истине. Но эта воля, этот остаток идеала и есть, если угодно поверить мне, все тот же самый идеал в наиболее строгой, наиболее духовной его формулировке, насквозь эсотерический, лишенный всяких показух, стало быть, не столько его осадок, сколько его сердцевина. Безусловный порядочный атеизм (- а только его воздухом и дышим мы, более духовные люди этой эпохи) не пребывает поэтому в противоречии с этим идеалом, как могло бы показаться; скорее, он представляет собою лишь одну из последних фаз его развития, одну из заключительных форм его во внутренней логике становления — он есть импозантная катастрофа двухтысячелетней муштры к истине, которая под конец возбраняет себе ложь в вере в Бога. (Тот же ход развития в Индии, совершенно независимый и оттого кое-что доказывающий; тот же идеал, примыкающий к одинаковому выводу; решающий пункт достигнут за пять столетий до европейского летосчисления Буддою, точнее: уже философией санкхья, популяризированной впоследствии и превращенной в религию Буддой.) Что, если спрашивать со всей строгостью, одержало по сути победу над христианским Богом? Ответ представлен в моей "Веселой науке" (II 227 сл.) [I 681]: "Сама христианская мораль, все с большей строгостью принимаемое понятие правдивости, утонченность исповедников христианской совести, переведенная и сублимированная в научную совесть, в интеллектуальную чистоплотность любой ценой. Рассматривать природу, как если бы она была доказательством Божьего блага и попечения; интерпретировать историю к чести божественного разума как вечное свидетельство нравственного миропорядка и нравственных конечных целей; толковать собственные переживания, как их достаточно долгое время толковали набожные люди, словно бы всякое стечение обстоятельств, всякий намек, все было измышлено и послано ради спасения души — со всем этим отныне покончено, против этого восстала совесть, это кажется всякой более утонченной совести неприличным, бесчестным, ложью, феминизмом, слабостью, трусостью — с этой строгостью, и с чем бы еще ни было, мы — добрые европейцы и наследники продолжительнейшего и отважнейшего самопреодоления Европы"… Все великие вещи гибнут сами по себе, через некий акт самоупразднения: так требует этого закон жизни, закон необходимого «самопреодоления», присущий самой сущности жизни, — клич "patere legem, quam ipse tulisti" в конце концов обращается всегда и на самого законодателя. Так именно и погибло христианство в качестве догмы — от собственной своей морали; так именно должно теперь погибнуть и христианство в качестве морали — мы стоим на пороге этого события. Цепь выводов, сделанных христианской правдивостью, упирается напоследок в ее сильнейший вывод, в ее вывод против самой себя: но это случится, когда она поставит вопрос: "что означает всякая воля к истине?"… И здесь я вновь касаюсь моей проблемы, нашей проблемы, мои неведомые друзья (- ибо я не знаю покуда ни одного друга): в чем был бы смысл всего нашего существования, как не в том, чтобы эта воля к истине осознала себя в нас как проблему?.. В этом вот самоосознании воли к истине таится отныне — без всякого сомнения — погибель морали: великая драма в ста актах, зарезервированная на ближайшие два века Европы, ужаснейшая, сомнительнейшая и, возможно, наиболее чреватая надеждами из всех драм…

28

Если закрыть глаза на аскетический идеал, то человек, животное человек не имело до сих пор никакого смысла. Его существование на земле было лишено цели; "к чему вообще человек?" — представало вопросом, на который нет ответа; для человека и земли недоставало воли; за каждой великой человеческой судьбой отзывалось рефреном еще более великое: "Напрасно!" Именно это и означает аскетический идеал: отсутствие чего-то, некий чудовищный пробел, обстающий человека, — оправдать, объяснить, утвердить самого себя было выше его сил, он страдал проблемой своего же смысла. Он и вообще страдал, будучи по самой сути своей болезненным животным: но не само страдание было его проблемой, а отсутствие ответа на вопиющий вопрос: "к чему страдать?" Человек, наиболее отважное и наиболее выносливое животное, не отрицает страдания как такового; он желает его, он даже взыскует его, при условии что ему указуют на какой-либо смысл его, какое-либо ради страдания. Бессмысленность страдания, а не страдание, — вот что было проклятием, тяготевшим до сих пор над человечеством, — и аскетический идеал придал ему некий смысл. То был доныне единственный смысл; любой случайно подвернувшийся смысл-таки лучше полнейшей бессмыслицы; аскетический идеал был во всех отношениях уникальным "faute de mieux" par excellence. В нем было истолковано страдание; чудовищный вакуум казался заполненным; захлопнулась дверь перед всяким самоубийственным нигилизмом. Толкование — что и говорить — влекло за собою новое страдание, более глубокое, более сокровенное, более ядовитое, более подтачивающее жизнь: всякое страдание подводилось им под перспективу вины… Но вопреки всему этому — человек был спасен им, он приобрел смысл, он не был уже листком, гонимым ветром, не был мячом абсурда и «бессмыслицы», он мог отныне хотеть чего-то — безразлично пока, куда, к чему, чем именно он хотел: спасена была сама воля. Едва ли можно утаить от себя, что собственно выражает все это воление, ориентированное аскетическим идеалом: эта ненависть к человеческому, больше — к животному, еще больше — к вещественному, это отвращение к чувствам, к самому разуму, страх перед счастьем и красотой, это стремление избавиться от всякой кажимости, перемены, становления, смерти, желания, самого стремления — все сказанное означает, рискнем понять это, волю к Ничто, отвращение к жизни, бунт против радикальнейших предпосылок жизни, но это есть и остается волей!.. И чтобы повторить в заключение сказанное мною в начале: человек предпочтет скорее хотеть Ничто, чем ничего не хотеть…